Stellun zu stärken. (Zuruf rechts: Frankfurter Zeitung!) Solche Entgleisungen von geitungen sind schon in allen Lagern vorge⸗ fommen. Wenn an Vtelle Erzbergers Herr Boegler unterhandelt dente kein Mensch wird slanbe. daß Foch dann bessere Bedingungen Pste t hätte. (Sehr richtig!) Es ist überhaupt schmerzlich, daß ein Vertreter der Schwerinduftrie, der nur mit Hilfe der Verhältnis⸗ wahl in das Parlament kommen konnte, hier den Ankläger spielt, wã rend die Schwerindustrie eigentlich auf die Anklagebank ge⸗ hört. (Lebh. Zustimmung links.) Heute wollen wir auf die General⸗ abrechnung mit den Parteien der Rechten verzichlen, aber die Ab⸗ rechnung kommt. Jetzt kommt alles darauf an, dem Auslande eschlossen und einbeitlich Stellung zu nehmen. (Beifall.)
der Angriff der Rechten ist völlig zusammengebrochen. Unser Volk will, das hat der 19. Januar gezeigt, keine Streitigkeiten im Innern. Unser wehrloses und leidendes Volk fragt uns viel⸗ mebr, weshalb es weiter hungern und frieren muß, nachdem es die Waffen niedergelegt hat. In der Tat, die Entente hat Angst selbst vor dem gefesselten Deutschland; sie ist unzufrieden, daß wir überhaupt noch Lebenszeichen von uns geben. Durch diesen Haß und dieses Mißtrauen werden nur der Bolschewismus und die Reaktion gefördert. Die Gegner wüten heute gegen Deutschland weiter, obwohl Imperialismus und Militarismus bei uns tot sind. Die Gegner suchen durch den Waffenstillstand Vorteile vorweg in die Scheune zu zringen, von denen sie fürchten müßten, daß sie sie nach den 8 Wilsons nicht bekommen werden. (Justimmung.) Wir haben ein Recht und einen Anspruch auf Frieden. Wir wollen, auch bestegt, stolz sein, Deutsche zu sein, und dieser Stolz muß uns durch alle Leiden führen und emporführen. (Beifall 2 der Mehrheit.)
Abg. von Graefe (dnat.): Der Reichsminister Erzberger hat die kleine Anfrage meiner Freunde heute schon beantwortet, das ist ausnahmsweise einmal ein sympathischer Zug von ihm. (Heiterkeit.) Ich muß ez aber entschieden zuruͤckweisen, Herr Erzberger, auch wenn Sie inzwischen die sella curulis bestiegen haben, einem Abgeordneten
vorschreiben zu wollen, wie er den Rahmen der kleinen Anfrage fassen will. Als Sie selbst noch lediglich Abgeordneter und weiter gar nichts waren (Heiterkeits rechts), haben Sie die Rechte der Abgeordneten auch höher eingeschätzt als jetzt, wo Sie der ganze Glorienschein des Ministers umgibt. Heiterkeit rechts, Unruhe 3 d. Mehrheit.) Auch die wegwerfende Art, in der Sie von der „Schiesischen Zeitung“ ge⸗ sprochen haben, ist nicht zu billigen. Die Presse, für die Sie vor Ihrer Ministertängkeit wirkten, war sicher nicht von größerer Be⸗ deutung. (Sehr gut! rechts.) Graf Posadowsky hat treffend nach⸗ See. daß die Be eichnung „Waßtenstillstand“ geradezu ein Hohn st für den Zustand der tatsächlichen Unterwerfung, der damit ge⸗ meint ist. In der Reichstagssitzung im Oktober 1918, als Prinz Max von Baden die Notwendigkeit des Waffenstillstandes begründete, haben alle Parteien des damaligen und jetzigen Regierungsblocks, arunter auch der jetzige Reichspräsident Eberi, erklärt, unsere Wider⸗ standskraft sei noch nicht gebrochen, und wir würden keinen Waffen⸗ stellstand annehmen, der die völlige Unterwerfung fordert. Tatsäch⸗ lich wurde sie von uns gefordert, und das Volk mußte nach diesen Reden annehmen, daß ein solcher Waffenstillstand nicht abgeschlossen würde. Entweder wäre damals der Aufruf der nationalen Verteidi⸗ gung erfolgreich 8 dann wäre freilich der sogenannte Erfolg der Revolution in Frage gestellt und das nationale Gewissen Bieder gestärkt worden. (Lachen und Zurufe links.) Oder aber die nationale Verteidigung war nicht mehr möglich, dann war vor aller Welt veciesen, daß die Revolution sie unmöglich he macht hat. (Sehr wahr! rechts, lebhafter Widerspruch links.) Das war wohl der Grund, warum der tatsächlichen Unterwerfung das Mäntelchen eines sogenannten Waffenstillstandes umgehängt wurde. (Zurufe linke: Ludendorff!) Man kann sich doch darüber nicht wun ern, daß der Feind diese Lage ausnutzt, das hätten Sie sich früber überlegen müssen. Bedauerlich ist es, daß der Vertreter der Regierung gestern solche Tatsachen in einem Tone vortrug, in dem nichts zu merken war von dem Zorn, der das ganze Volk durch⸗ fitterte. (Stürmische Zurufe links.) Das ist die traurige Situation, in die uns die Pelitik des Prinzen Max geführt hat. (Laute Zu⸗ rufe links: Ihre Politik! — Sehr richtig! links.) Ein Artikel des „Vorwärts“, dem der jetzige Min ’ sterpraͤsident wohl nicht ganz sern⸗ steht, sagt, wir würden voraussichtlich waffenlos, aber deshalb doch nicht wehrlos sein. Ich sage, Herr Minifterpräsident: Hie Rhodus, nio salta! Jetzt beweisen Sie, daß wir nicht wehrlos sind! (Sehr qut! rechts.) Der Pertreter des Auswärtigen Amts, der ja neben Ferm Erzberger schließlich auch die Geschafte zu leiten hat, der Graf Malgrs Lui (Sehr gut! und Heiterkeit rechts), hat ausdrück⸗ 1n erklort, er würde niemals einen Frieden der Vergewaltigung an⸗ nehmen; da bitte ich doch, das Mittel zu nennen, wie man eine solche Vergewalligung verhindert. Wer dem Volke solche Versprechungen macht (Stürmische Zurufe der Mehrheit: Wie Sie vier Jabre lang!), der muß zeigen, daß er wenigstens den ernsten Versuch macht, seinen Worten Taten folgen zu lassen. Ich habe selbst das alte diploma⸗ tische Regime betämpft, aber die alten Diplomaten waren doch wenigstens Leute vom Fach. (Lachen bei der Mehrheit und Rufe: Graf Luxburg und Genossen!) Die Versuche, an die Stelle von achleuten Tilettanten zu setzen, haben bisher wenig günstige Wir⸗ ungen gezeigt, und es ist vielleicht das Hauptverdienst des Herrn Erzberger, daß er durch seine Amtstätigkeit dem Volke darüber die Augen geoͤffnet hat. Alte Freunde kennen sich, ich kenne Herrn Erz⸗ berger ganz genau, und wenn er so viele Worte macht und über das igentliche Thema schnell hinweggeht, dann ist irgend etwas nicht ganz richtig. Leider hat Herr Erzberger das Material nicht da, er weiß liccht, wer die Depesche unterschrieben hat, und kennt nicht einmal ren genauen Wortlaut, obwohl er sich doch auf die Beratung der Interpellation vorbereiten kounte. Zeit genug, Sachverständige zu dören, war vorhanden; deshalb steht Herrn Erzberger die Entruͤstung schlecht, mit der er die Simme des Volkes hier zurückweist. (Lachen links.) Wir lehnen jedenfalls die Verantwortung für das neue Ab⸗ kommen ab. (Lachen links.) Waͤren Sachverständige gehört worden, jelleicht wäre die Zustimmung zu den neuen Bedingungen nicht er⸗ olgt. (Stürmische Zurufe: Was dann?2) Auch wir sind uns der Schwere der Verantwortung bewußt, aber gerade Ministerpräsident Scheidemann hat doch gesagt, daß der Tag kommen könnte, wo wir nein Lagen müßten. Worqguf wartet man noch? (Zurufe: Was dann ⁷) Die Interpellation sollte die Regierung stärken. (Lachen.) Die letzte Rede Wilsons zeigt bereits unglaubliche Abäanderungen seines Pro⸗ gramms. Es ist die zwölfte Stunde, wollen wir nicht auch ehrlos zugrunde pgehen. Wir müßten endlich Foch sagen, wir weisen die Zu⸗ muͤtung zurück, daß wir selbst zu solchen Verbrechen de⸗ und weh⸗ mütig Ja und Amen sagen, wir beschudigen Euch vor aller Welt nd für alle Zeiten des feigen Meuchelmordes, für den in alle Ewig⸗ keiten das Wort des Großen Kurfürsten gilt: Exoriare aliquis nostris ox ossibus ultor! (Lebhafter Beifall rechts. Lärm und Zurufe links.)
Ministerpräsident Scheidemann: Die Rede des Herrn von Graefe ist mir teilweise vorgekommen wie das berühmte Posthorn. eUnruhe rechts.) Herr von Graefe sprach, wie wenn wir noch in den Zeiten lebten, wo er und seine Freunde die wüstesten Kriegsreden
gehalten haben. Daß ich gesagt haben soll, es würde der Augen⸗ kick kommen, wo wir Nein sagen müßten, mag sein, denn es atspricht ganz meiner Auffassung, aber dieser entspricht es auch benso vollkommen, daß wir in diesen Tagen zu den Bedingungen, so schwer sie waren, und so schwer es unseren Unterhändlern an⸗ kommen sein muß, sie zu unterzeichnen, die Verantwortung uür ein Nein an übernehmen konnten. (Lebhafte Zu⸗ stimmung bei der Mehrheit.) Ueber die Darstellung, die Herr von Gragefe siber den ersten Abschluß des Waffenstillstandes gegeben hat, gehe ich mit einer Handbewegung hinweg. (Aha! rechts.) (Ss lohnt sich nicht, auf solche Insinnationen überhaupt eimzugeben. Das Kriegtende ist getommen mit einem totalen Zusammenbruch nseres 4 Jahre lang in ärgster Weise mißhandelten armen Volkes. Als die Revolution am 9. November ausbrach, war das ganze deutsche Volk durch den unglückseligen Krieg volllommen zermürbt. An dem
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Ausbruch des Krieges und an seiner Fortsetzung tragen Sie das erüttelte Maß der Schuld daran. (Große Unruhe rechis.) Am 8 November stellte sich aber heraus, auch das ganze alte System total zermorscht und zerfault zusammengebrochen war, für das Sie heute noch Frrc Worte zu finden suchen. Dank der Politik der ver⸗ einigten drei, Schwerindustrie, Alldeutsche und Ludendorff, mußten sie zusammenbrechen. Sie tragen ein gerüttetes Maß an Schuld daran, das wiederhole ich. (Zurufe des Abg. von Graefe: Sie saßen in der Regierung, nicht ich!) Ich erfülle nur eine Pflicht der Loyalität, wenn ich feststelle, 2 Sie der Politik des Prinzen Max von Baden unrecht tun, wenn Sie ihn nur im geringsten für sich in Anspruch nehmen wollen. Er gehörte schon vor dem Kriegsende zu der kleinen Gruppe hochstehender Diplomaten, die für einen Verständigungs⸗ frieden waren; auch bei Kriegsende hat er keine Rolle gespielt, die ihm nicht zur Ehre gereichte. Es tut mir leid, daß ich auch in dieser Stunde noch nicht die ganze Wahrheit sagen darf, Ihnen gegenüber Herr von Graefe, hätte ich es gern 8,553 Nur das eine will i Ihnen sagen: Fassen Sie an Ihre eigene Nase und denken Sie an dudendorsf Glauben Sie, Sie hätten bessere Bedingungen her⸗ ausgeholt? Wenn Sie 28 Foch gekommen, Sie wären enfac zum Teufel gejagt worden. Mit Ihnen hätte man überbaupt kein Wort ewechselt. Ihre Rolle ist ausgespielt, daran sich zu gewöhnen, fällt hnen schwer. Ich verstehe das, aber geben auch Sie sich Mübe, es zu verstehen. Die Demokratie ist jetzt in Deutschland so fest ver⸗ ankert, daß Ihre Zeit endgültig vorüber ist. Die eral⸗ direktoren, die Schwerindustriellen, die Alldeutschen und ibre Politik sind in utschland unmöglich geworden. Das ist vielleicht das einzig Erfreuliche, was uns der Krieg gebracht hat. (Beifall links.)
Reichsminister Erzberger: Herr von Graefe meint, ich hätte das neue Abkommen nicht unterzeichnen sollen. Glauben Sie mir, ich habe mir die Frage sehr eingehend überlegt mit allen ihren Kon⸗ fequenzen, aber ich kann nur sagen, eine Politik des Würfelspiels mache ich nicht mit. (Lebhafter Beifall.) Die Härte der Bedingungen verurteile ich ebenso stark wie Sie (nach rechts), aber ich behaupte, über die 14 Wilsonschen Punkte ist damit nicht hinausgegangen worden, und wenn Sie (nach rechts) etwa auf die Uneinigkeit der Gegner speku⸗ lieren, so kann ich Ihnen nur sagen: es ist mir in authentischer Weise von einem der Führer unserer Gegner mitgeteilt worden, daß die neuen Bedingungen zwar erst nach schwerwiegenden Kämpfen innerhalb der Alliierten zustande gekommen seien, daß sie aber schließlich doch die restlose Zustimmung der Amerikaner und auch des Präsidenten Wilson gefunden hatien. (Hört hört!) Und was hätten wir erreicht, wenn wir nicht unterzeichnet hätten? Dann häite Clemenceau triumphiert, denn damit wäre die ihm lästige Tatsache der 14 Punkte Wilsons mit einem Schlage beseitigt worden und zwar durch unsere Schuld. Es eine eigenartige Situation, in die ich durch die Inter⸗ pellation der Deutschnationalen hineingedrängt worden bin. Ich muß in gewissem Sinne die Brutalität verteidigen, mit der unsere Gegner gegen uns vorgegangen sind, Das ist die große bistorische Schuld 88 rer “ (Lebhafter Beifall) Herr von Graefe hat sein Bedauern ausgesprochen, daß ich gestern nicht Töne des Zornes gefunden habe. Das steht auf derselben Höhe wie die Aeußerungen gewisser Blätter, daß ich so gut ausgesehen hätte. Sie haben hier kein Recht, Anklagen zu erheben (stürmischer Bei⸗ fall und Widerspruch), denn Sie sind die „ die das deutsche Volk ins Unglück hineingeführt haben. (Lebhafter Bei⸗ fall und Widerspruch.) Ich will es Ihnen beweisen. Als am 12. Dezember 1916 Herr von Bethmann im Reichstag das erste Friedensangebot mitteilte, da war es Herr von Graefe, der rief: Skandal! Unerhört! Die Depesche deren Wortlaut Herr von Graefe haben will, wird veröffentlicht werden. Durch die sogenannte Demar⸗ kationslinie wird einem Beschluß der Friedenskonferenz in keiner Weise vorgegriffen. Unerhört ist es, wenn Herr von Graefe bier auftritt und unsere Feinde geradezu aufstachelt, uns die Handele flolte wegzunehmen, indem er sagt: er hält das für ganz selbstverständlich. Diese Sätze werden unseren Unterhändlern, als ous der ationalver⸗ sammlung stammend, enrgegengehalten werden. (Sehr hsg Das ist nicht die Stimme eines Vextreters des deutschen Volks, sondern einer Desperadopolitik. (Be fall und Zustimmung.)
Abg. Haase (U. Soz.): Auch die Mehrheitsparteien und die Hesseisclisten waren nicht unschuldig an der Kriegspolitik. Gegen Unterhändler aus diesen Kreifen werben die Feinde immer Mißtrauen haben. Es wird noch iiht viel zu sehr mit dem Säbel geset (Sehr richtig! b. d. U. Soz.] Das Volk in seiner Masse will den Frieden. Wir find nicht in der Lage, der alten Abenteurerpolitik eine neue Abenteurerpolitik hinzuzufügen. (Beifall b. d. U. Soz.)
Abg. Dr. Stresemann (Drutsche Volksp.): Unsere Inter⸗ pellation ist nicht aus schwerindustriellen Kr isen hervorgegangen, sondern aus den Kreisen der hanseatischen Schiffahrtevertreter, die mit Recht um das Schicksal der deutschen Schiffahrt besorgt waren. Der Kern der Interpellation ist auch nicht: „Weg mit Erzberger!“, sondern bloß: „Weg mit der Souveränität des Vorsitzenden der Waffenstillstandskommission und seine Unterstellung unter das Auswärtige Amt!“ In der Frage der Auswahl von Sach⸗ verständigen sollte man nicht an den großen geschichtlich ge⸗ wordenen Organisationen unseres Wirtschaftslebens vorbeigehen. Die Gefahr der Auslieferung unserer Flotte wird nicht nur von den Interpellanten an die Wand gemalt, sondern sie ist schon in den weitesten Kreisen des Volkes und in einem geohen Teil der deutschen Presse zum Ausdruck gebracht worden. Die Zeit für die Entscheidung der Frage, wer die Schuld am Zusammenbruch trägt, ist noch nicht gekommen. Während des Krieges selbst ist in dieser Frage die Haltung fast aller Parteien des Reichstags nicht konsequent gewesen; ich darf nur daran erinnern, daß kein geringerer wie Herr Erzberger den Frieden von Brest⸗Litowsk ver⸗ teidigt hat. G
Reichsminister Erzberger: Ich habe das nur getan unter der Voraussetzung, daß dabei in vollem Umfange das Selbstbestim⸗ mungsrecht der Völker gewahrt werde, und das ist leider nicht geschehen.
Reichsminister Dr. David: Das Schlimme an der heutigen Interpellation ist, daß sie von den Männern ausgeht, die die Schuld an unserem ganzen Jammer trifft. Herr Stresemann gehört in erster Linie dazu. Die Allbdeusschen und die Vaterlandepartei haben durch ihre Politik den Zusammenbruch herbeigeführt. enn draußen der Eindruck erweckt würde, daß Sie (zur Rechten) noch einen maß⸗ gebenden Seher haben, so lönnte uns das in der Weltpsychologie außerordentlich schaden. (Beifall bei der Mehrheit.)
Damit schließt die Besprechung. Es folgen noch kurze persönliche Bemerkungen des Abg. von Graefe (deutschnat) und des Reichsministers Erzberger, der in diesem Falle als Abgeordneter spricht, sodaß durch seine Wortmeldung die Be⸗ ratung nicht wieder eröffnet wird.
Schluß der Sitzung 7 ¾ Uhr.
Nächste Sitzung Mittwoch, 2 Uhr Nachmittags. (Erste und eventl. zweite Beratung des Gesetzentwuefs zur Abänderun der Verordnung, betr. Rückgabe in Belgien und Frankreich weggenommener Betriebseinrichtungen. Fortsetzung der Be⸗ sprechung über die Erklärungen der Reichsregierung in Ver⸗ dindung mit dem Nachtragsetat.)
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Kunst und Wissenschaft. “ Im Künstlerhause ist der Nachlaß des Tiermalerg Richard Sütnele ausgestellt. Es handelt sich zumeist um sorg⸗ fanio⸗ ausgeführte Entwürfe für Gemälde, um rasche, aber nichts⸗ estoweniger sehr sichere leistiftskizzen nach Tieren und um kleine Landschaftsstudien in Oel. Diese kleinen Gemälde, die die Natur ohne menschliche Staffage zeigen und auch auf Tiere verzichten, be⸗ deuten den künstlerischen Gewinn der Ausstellung. Die flüchtigen Imprefsionen, die flache Landschaften, Wälder, Wolten und nebelige Gebilde festhalten, offenbaren einen feinen Meister, der Sinn und Blick für die malerischen Erscheinungen in der Natur hatte. Die kleinen Werke wirken echter und frischer als alles andere, was man sonst noch don Friese hier sieht. Daß er sich in seinen Tier⸗ bildern ebenfalls als ausgezeichneter Beobachter seiner Modelle erweist, stimmt allerdings. Aber er beobachtet die Tiere mehr mit dem Auge des W““ gebildeten Zoologen oder des erfahrenen Jägers, als mit dem Blick des Künstlers. Die Bilder geben auf⸗ Erläuterungen über Haltung und Gehaben des Tieres in der Natur, es sind glänzende Illustrationen. Denkt man aber daran, wie August Gaul seine Modelle künstlerisch berausmodelliert, wie er mit dem Auge des Künstlers sich in das Tier einfühlt und dadurch mehr gibt, als alle Wissenschaft zu geben vermag, der wie Heinrich Zügel mit der reinen Freude an der malerischen Erscheinung das Fell der Tiere schön darstellt, dann wirken die Frieseschen Werke nüchtern und trocken.
Bei Schulte sieht man von Fritz Boehle (†) mehrere große graphische Arbeiten und drei Gemälde, die, wie fast alle Ge⸗ mälde des Künstlers, auch der Graphik zugezählt werden können. Es sind mit Farben ausgefüllte Zeichnungen. Die Farbe an sich spielt eine ganz gleichgültige Rolle, die spröde lineare Form ist alles.
an sieht auch hier wieder einige seiner herben deutschen Blätter, die als Ganzes überladen und unruhig wirken, und deren krause, sich rankende . . man Zoll für Zoll ablesen muß. Der frühe Entwurf „Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe“ ist recht interessiert. Er zeigt, daß Boehle im Grunde doch nicht mit Rethel, sondern viel eher mit Hermann Prell verwandt ist. — t
Bei Gurlitt ist eine eheses hg⸗ Ausstellung origtnal⸗ getreuer Kopien nach altrömischen Mosaiken zu sehen. Auf Grund der Forschungen Joseph Wilperts und der von ihm zum ersten Male reproduzierten Mosaiken ist hier von der Firma Heinersdorff der sehr gegfaͤckte Versuch unternommen worden, die bisher so gut wie unbekannten Mosaiken in * mel, Pr. und Material Hheanen nachzu⸗ bilden. Die Kovien nach römischen Werken aus dem 4.—7. Jahrhundert übermitteln in der Tat einen reinen Genuß. Sie üben nicht nur eine reiche dekorative Wirkung aus, sie sind auch insofern interessant, als sie sich wieder mit den Bestrebungen unserer füegbeen Künstler berühren, die ja auch das Mosaitbild wieder zu Ehren gebracht haben. Ein Vergleich mit gleichzeitig Sus fa n Mosaikproben von Cesar Klein, Max Pechstein, Joban Thorn⸗Prikker usw. ist in mehr als einer Beziehung aufschlußreich. Pl.
1 9
g8 Opernbause wird morgen, Donnerstag, „Der Barbier von Sevilla“ mit den Damen Engell, von Scheele⸗Müller und den Herren Jadlowter, Bronsgeest, Knüpfer, Stock, Funck und Krasa in den Hauptzollen 8. Musikalischer Leiter ist Erdmund von Strauß. Anfang 7 Uhr. Im Schauspielbause wird morgen „Peer Gynt“ in der saabaste Besetzung gegebden. Anfang 7 Uhr. Spielleiter ist Dr. Keinhard Bruck.
vea.sFeeg Sr.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Betlage.)
Theater.
Opernhaus. (Unter den Linden.) Donnerstag 49. Dauer. bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freipätze sind aufgehoben. Der Barbier von Sevilla. Komische Oper in drei Aufzügen von Rossini. D chtung nach Beaumarchais, von Cesar Sterbini, übersetzt von Ignaz Kollmann. Spielleitung: Hermann Bachmann. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Donnerst.; 51. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Peer Gynt von Henrik Ibfen. (In zehn Bildern. in freier Ueber. tragung für die deutsche Bühne gestaltet von Dietrich Eckart Musik von Edward Grieg. Spielleitung: Dr. Reinhard Bruck. Anfang 7 Uhr.
Freitag: Opernhaus. 50. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Neu einstudiert: Joseph . Egyvten. Oper in drei Akten von E. N. Méhul. Rezitatibe und Neubearbeitung von Max Zenger. Anfang 7 Uhr. 11 Schauspielhaus. 52. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehohen. Die Kreuzelschreiber. Bauernkombd mit Gesang in drei Akten von Ludwig Anzengruber. Spielleitung: Alberr Patry. Anfang 7 Uhr.
Familiennachrichten.
Verlobt: F. Erika von Reuß mit Hrn. Oberleutnant Fritz⸗ Georg von Rappard (Berlin-—Bückeburg). — Frl. Maria Schoeller mit Hrn. Oberleutnant Carl Bolle (Wannsee — Charlottenburg). — Frl. Elisabeih von Oheimb mit Hrn. Ludwig Frhrnu. von “ „Wollershausen (Bückeburg — Wollershausen⸗Silke⸗ rode). b
Verebelicht: Hr. Generalmajor von Poten mit Frl. Annemarit Krahmer (Belgen⸗Königsberg, Nm.). — Hr. Leutnant Curt von Gottberg mit 8
8 Ein Sohn: Hrn. Landrat Heinz von Meper (Arns⸗ walde).
Gestorben: Landeshauptmann Frbr. Senfft den Fellat⸗ (Danzlg — 88 Anna von Dobschütz, geb. Freiin von Seckendorff (Ha a. S.
— “
Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tprol. Charlottenburg.
Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelle, Rechnunasrat Mengäering in Berlin. .
Z“ (Menaeeinga) in Berkin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt.
Hercin⸗ Wilbelmftrche N. eee Fünf Beilagen
. IK Uiaiclichtich Serserbrilaasn, n4. AlA
Theater und Musik. “
Musikalische Leitung: Edmund ven Straus.
Musikalische Leitung: Clemens Schmalftich.
rl. Leonie von Gottberg (Gr. Klitten).
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Heeres sind beim Preußischen Kriegsministerium im Monat
Spender
— — üeeee vran 8 4—
Amtliches.
Preußen. Bekanntmachung. Januar 1919 Beieichnung der 8
Spenden
F.
9
Mob. Etappen⸗Kommandantur Nr. 155 in Posen “ Werner u. Ehlers in Hannover⸗Linden.. rau Prinzessin Eitel Friedrich von Preußen .
Deutsche Botschaft in Madrid u. Firma Gebr. Jansen in Kopenhagen.
Profe sor Gjelsnick in Kristianiag .. 8 orwärts⸗Verlag in Berlin
Komitee der „Hindenburg⸗Gabe“ in Berlin
5 1“
Sumin R 6 5 Summe D.
zusammen. Dazu laut Bekanntmachung vom 31. Januar 1919.
Summe Dies bringen wir mit dem Ausdruck des Berlin, den 17. Februar 1919.
Summe
C. Für Invalide und Hinterblieb 535,— ℳ .514,40 ℳ
15 101,15 ℳ
16 689,29 ℳ
1 034,45 ℳ 20,— ℳ
ür Hinterbliebene ver orbener deutscher Krieger. ür Landsturmleute, ihre Familien und Hinter⸗ bliebenen. Für deutsche Krieger und ihre Hinterbliebenen Für notleidende Witwen mit kleinen Kind efallener Soldaten. ür invalide Krieger. ür erblindete Krieger.
fh kriegsbeschädigte Offtziere.
36 615 29 ℳ D. Zur allgemeinen Verwendung für die Truppen.
der Werke Friedrichs des Großen 1
Zusammenstellung. 36 615,29 ℳ
12 000 Abdrucke der 4 bändigen Ausgabe .
8
Für ze das deutsche 8 8 6
36-˙615 29 ℳ 8 80 317 69 ℳ
80 930,— ℳ
I 8 843 932,98 ℳ öffentlichen Kenntnis.
Der Kriegsminister. Reinhardt.
80 930,— ℳ
Nichtamtliches.
Gesundheitswesen, Tierkrunkheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Nachweisung über den Stand von Viehseuchen
in Deutsch⸗Osterreich am 5. Februar 1919. (Auszug aus den amtlichen Wochenausweisen.)
— —
Rollauf der Schweine er verseuchten —
Schweine⸗
pest (Schweine⸗ seuche)
—
Gemeinden Gemeinden
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Niederösterreich
Oberösterreich
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Salzburg..
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1 2 3 4 1 2 3 1 2 3
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1 Kärnten 88 2 98
u“ — 12 Vorarlberg.. —l4
Die periodische Nachweisung über den Stand von Viehseuchen ist für Ungarn seit dem 23. Juli und für Kroatien⸗Slavonien seit dem 17. Juli in der bisherigen Ausfertigung — ungarisch⸗deutsch — nicht eingegangen, ebenso fehlen die Angaben für die übrigen öster⸗ reichischen Länder.
8 Zusammen Gemeinden (Gehöfte):
otz 7 (7), Maul⸗ und Klauenseuche 113 (730). Schwein
(Schweineseuche) 22 (32), Rotlauf der Schweine 9 (
Pockenseuche der Schafe, Lungenseuche des Nindvichs und Beschäl⸗ seuche der Zuchtpferde sind nicht aufgetrelen.
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Der Ausstand der Berliner Handelsangestellten dauert noch fort. Gestern abend fand, hiesigen Zeitungen zufolge, eine Sitzung der Arbeitgeber und Arbeitnehmer der Berliner Sonder⸗ und Kleingeschäfte statt, die der Demobilmachungskommissar einberufen hatte, um den Versuch zu machen, über die Forderungen aller am Anestand beteiligten Gruppen eine Verständigung zu erzielen und event. einen „Schiedsspruch des ST herbeizuführen. Nach einer langen Aussprache, die sich bis spät in die Nacht hinzog, wurde dem Zentralverband der kaufmännischen Angestellten der Vor⸗ schlag gemacht, möglichst im Interesse der Gesamtheit Rücksicht zu nehmen und gemeinsam mit den Gewerkschaftsverbänden zu ver⸗ handen. Eine gemeinsame Rücksprache aller Organisationen schloß
an.
Der Ausstand bei der Berliner Wach⸗ und Schließ⸗ gefellschaft ist, wie „W. T. B.“ meldet, durch den Schieds⸗ spruch des Einigungsamtes beigelegt worden. Der Schieds⸗ spruch bringt zum Ausdruck, daß die Wächter nicht befugt waren, ohne Anrufung des Einigungsamtes den Dienst einzustellen, nachdem sie am 24. Januar einen Tarifvertrag mit Gültigteit bis Januar 1920 abgeschlossen hatten. Es soll einem neuen Parifvertrag vorbehalten bleiben, die Löhne, deren Erhshung die Gesellschaft vor dem Schieds⸗ gericht bereits zugestanden hat, endgültig festzusetzen. Eine Maß⸗
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regelung der Angestelten aus Anlaß des Ausstands findet nicht statt. Der Dienst wird sofort wieder aufgenommen.
Ueber den Umfang des Ausstandes im Ruhrrevier liegen, wie „W. T. B.“ aus Essen meldet, nech keine zuverlässigen Angaben vor, da die Zochentelephonanlagen zum Teil von ken Sparkatisten besetzt sind. Es zeigt sich auch jetzt wieder, daß der größte Teil der Ausstäandigen sich nur durch Zwang an der Arbeitsniederlegung bheteiligt, da sie von den Be⸗ waffneten mit Gewalt an der Einfahrt gehindert werden. Auf mehreren Zechen haben sich die Arbeiter mit der Bürgerwehr zusammengeschlossen, um die fremden Elemente von der Zeche fern zu halten. In der vorgestrigen Mittagsschicht waren von etwa 50 Zechenanlagen die Arbeiterganzoderteilweise im Ausstand. — Die Zeitungsorgane der Berg⸗ ar beiterverbände, insbesondere der „Bergknapre“ und die „Bergarbeiterzeitung“, haben in jüngster Zeit wiederholt scharf gegen die im Ruhrbergbau von radikalen Eltementen unter⸗ noömmenen wilden Sozialifierungsversuche Stellung genemmen. Auch unter den Belegschaften der einzelnen Zechen wächst die Erregung über diese die Bergarbeiter ständig beunruhigenden Vorgänge. Ueberhaupt zeigt es sich immer deutlicher, daß die Bergarbeiter von den Bestrebungen der Spartakisten und dem von ihnen geplanten allgemeinen Ausstand nichts wissen wollen. Bemerkenswert sind in dieser Hinsicht die Vorgänge, die sich gestern auf den Zechen 1“ und „Julius Philipp“ in Bochum abgespielt haben. Die Belegschaften waren gestern morgen durch bewaffnete Spartakisten an der Einfahrt verhin ert worden. Darauf wurde eine Belegschaftsversam mlung abgehalten, in der von der Belegschaft der Zeche „Prinzregent“ 9867 Bergleute gegen und 37 für und ven der Zeche „Julivs Philipp“ 196 gegen und 4 für den Ausstand stimmten. Die Arbeit sollte heute wieder aufgenommen werden. — ECine Konferenz der A.⸗ und S.⸗Räte des VII. Armeekorps, an der auch Vertreter der politischen Parteien und Gewerkschaften teilnahmen, sollte sich gestern mit der Frage des allgemeinen Ausstands und der Zurückziehung der Regierungstrupp en aus dem Inzdustriebezirk beschäftigen. Die mehrheitssozialistischen Mitglieder der Kon⸗ ferenz, welche die Mehrheit der Versammlung darstellten, gaben vor Eintritt in die Tagesordnung eine Erklärung ab, die als Grundlage der Verhandlungen angenommen werden müsse, wenn auf ihre Beteiligung an den Verhandlungen Wert gelegt werde. Die Erklärung lautet: „Die Konfe⸗ renz verurteilt auf das schärsste die hinterlistige Ein⸗ berufung der Mülheimer Konferenz unter Ausschaltung des glößten Teiles der berechtigten Vertreter der A.⸗ und S.⸗ Rätec, der Parteien und der Gewerkschaften. Sie spricht den in Mülheim versammelt gewesenen Leuten das Recht ab, im Namen meiterer Kreise der Arbeiterschaft zu reden. Sie wendet sich mit Entrüstung gegen die gemeingefähr⸗ lichen Beschlüsse dieser Konferenz und fordert die A.“ und S.⸗Räte auf, die bewaffneten Banden, die ouf eigene Faust zur Durchsetzung der Muülheimer Beschlüsse die Belegschaften von der Arbeit abhalten, mit allen Mitteln unschädlich zu machen. Sie weist alle A.⸗ und S.⸗Räte dringend darauf hin, daß die Durchfüͤhrung der Mülheimer Beschlösse die furchtbarste Gefahr für unser Witrtschaftsleben darstelt, und daß ein Vor⸗ ehen der A., und S.⸗Räte in dieser Hinsicht den unerwünschten Einmarsch auswärtiger Truppen im Gefolge haben muß. Die Ver⸗ treter der sozialistischen Partei und der freien Gewerkschaften weisen jede Verantwortung für die aus diesem Beschlusse entstehenden Folgen ab“ In der Aussprache über diese Erklärung entstand ein fürchter⸗ licher Lärm. Bewaffnete Trupps suchten unter Vor⸗ halten von Gewehren und Revolvern die Mehr⸗ heitssozialisten am Verlassen des Lokals zu hindern Sie verließen trotzdem das Lokal und hielten eine neue Beratung ab. Zu einer Einigung ist es bisher nicht gekommen.
Die spartakistischen Unruhen, die sich im ganzen rheinisch⸗westfälischen Industriebezirk schon seit einigen Tagen bemerk⸗ bar machen, haben nunmehr auch auf El 18e is über⸗ gegriffen. Durch Plakatanschlag wurden „W. T. B.“ zufolge gestern die Arbeiter des Wuppertales zum a1⸗
emeinen Ausstand aufgerufen. Die Arbeitsnieder⸗ egung ist als Kundgebung gegen die Entsendung von Re⸗ gierungstruppen in den rheinisch⸗westfälischen Industriebezirk auf⸗ zufassen. Ferner wird die “ Inangriffnahme der Sozialisierung gefordet. Kurz nach 12 Uhr Mittags kam es gestern vor dem Eisenbahndirektions⸗ gebäude zu einem blutigen Zwischenfall. Von der Sicherheitswache des Gebäudes soll die Herausgabe der
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Waffen verlangt worden sein, was abgelehnt wurde.
dem sich entspinnenden Feuergefecht büßten drei Mensch ihr Leben ein, 20 wurden verwundet darunter einige schwer. Die Spartatisten besetzten schließlich das Duektionsgebäude. Von der Stadtverwaltung sind, da die poltzeiliche Hirfe unzureichend war, Regierungstruppen zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung angefordert worden.
Eine Versammlung der ausständigen Kaufhausange⸗ stellten in Hamburg erklärte sich, wie „W. T. B.“ meldet, mit dem zwischen dem Arbeitgeberverband und dem Zentralverband der Handlungsgehilten und Gehilfinnen abgeschlossenen Tarifvertrag einverstanden und beschloß, am heutigen Mittwoch die Arbeit wieder aufzunehmen. — Dagegen dauert der Ausstand der Angestellten der Straßen⸗, Hoch⸗ und Zentral⸗ bahn noch fort. G
In Gotha wurde, wie „W. T. B.“ erfährt, infolge des Einrückens von Regierungstruppen in einer Anzabl von Fabriken und gewerblichen Anlagen seitens der Arbeiter die Arbeit niedergelegt. Infolgedessen ruhen die Betriebe, die Straßenbahn verkehrr nicht, es fehlt elektrischer Strom und Licht. Zwischen Militär und Arbeitern der Gothaer Wagaonfabrit ist es zu Zu⸗ sammenstößen gekommen, bei denen Schüsse gewechselt wurden.
In Oberungarn dauert nach einem von „W. T. B.“ wieder⸗ gegebenen Bericht des soztaldemokratischen Organs „Nepszava“ der große Ausstand noch immer fort, nur die Industriearbeiter haben die Arbeit vorläufig aufgenommen, nachdem ihre wurtschafklichen For⸗ derungen erfüllt und Garantien gegeben worden sind, daß die Sache Oberungarns von einer Ententekommission an Ort und Stelle gründ⸗ lich untersucht werden wird. Mit der tschecho⸗flowakischen Re⸗ gierung sind die Arbeuer nicht geneigt sich in Verhandlungen einzulassen. Nach Meldungen aus verschiedenen Orten Oberungarns nimmt der Ausstand immer mächtigere Ausdehnung an. Wie die Blätter berichten, steht seit Freitag auch Kassa im Zeichen des allgemeinen Ausstands. Die gesam e Axrbeiterschaft feiert, die Geschäfte sind ge chlossen. Die Fabrikbetriebe ruhen. In ker Stadt fanden große Kundgebungen statt. Die Tschechen ent⸗ sandten gegen die Kundgebenden Teuppen, die von ihrer Waffe Gebrauch machten, wobei durch Schusse vier Personen schwer und zahlreiche leicht verletzt wurden. Die tschechischen Soldaten drangen in die Wohnungen verschiedener angesehener Bürger ein und verschleppten sie mit der Behauptung, daß aus ihrer Wohnung geschossen worden sei.
Meanntafaltiges.
„Sporau, 18. Februar. (W. T. B.) Die etwa 350 Mitglieder zählende Ortsgrappe des Bundes zum chutze der deutschen Kriegs⸗ und Zivilgefangenen veranstaltete eine von fast 1000 Personen besuchte Versammlung, in der die be⸗ kannte Protestentschließung gegen die Zurück⸗ haltung der deutschen Gefangenen einmütig Annahme fand. Dem Volksbund traten über 150 neue Mitglieder bei. Die gleiche Entschl eßung fand auch in Krossen sowie in Weiß⸗ wasser in einer von über 500 Personen besuchten Versammlung Der Ortsgruppe For st sind etwa 2000 neue Mitglieder
eigetreten.
Münster, 18. Februar. (W. T. B.) Nachdem sich die Be⸗ legschaft der Zeche „Radbod“ bei Hamm i. Westf. dem im Industrie⸗ bezirk verkündeten allgemeinen Ausstand, zum Teil infolge An⸗ wenrung von Gewalt durch die Spartakisten, angeschlossen hat, ist die Gasversorgung von Münster seit heute früh 10 Uhr unterbrochen. 5
Mülheim a. Ruhr, 18. Frbruar. (W. T. B.) Die gestern aus Mülheim a. d. Ruhr gebrachte Notiz (s. Arbeiterbewegung), wonach die Regierungstruppen von den Spartakisten im Kampf zurückgetrieben worden wären, wird von zuständiger Seite als falsch bezeichnet und mitgeteilt, daß alle seit⸗ herigen Unternehmungen der Regierungstruppen glatt durchgeführt wurden und überall zu vollem Erfolge führten.
„Gelsenkirchen, 18. Februar. (W. T. B.) Durch die städtische Sicherheitswehr und die Polizei sind die Sparltakisten von den öffentlichen Gebäuden vertrieben worden. Die Sparta⸗ kisten wurden größltenteils entwaffnet und aus den Arbeiter⸗ und Soldatenräten entfernt. Die Städtische Polizei wurde wieder mit Maffen versehen. Der durch die Spartakisten angerichtete ist gering.
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