1919 / 58 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 12 Mar 1919 18:00:01 GMT) scan diff

8— Es bestimmt, wer als Dienstvorgesetzter der Angehorigen der Landgendarmerie im Sinne der §§ 18 ff. des Disziplinargesetzes vom 21. Juli 1852 (Gesetzsamml. S. 465) zu gelten bat.

§ 6.

Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft.

Berlin, den 10. März 1919. Die Preußische Regierung. irsch Braun. Eugen Ernst. Haenisch.

Südekum. Heine. Reinhardt.

Erlaß der Preußischen Regierung, betreffend Anwendung des vereinfachten Ent⸗ eignungsverfahrens für eine Deilstrecke der Privat⸗ anschlußbahn der Stadtgemeinde Hameln von dem Weserhafen bei Hameln an die staatliche Hamelner

Hafenbahn.

Vom 12. Februar 1919.

Durch Erlaß der Minister für Handel und Gewerbe, der öffentlichen Arbeiten und des Krieges vom 21. Jonuar d. J. is mit unserer Ermächtigung der Stadtgemeinde Hamelu im Regierungsbezirke Hannover, welche die kteinbahngesetzliche Ge⸗

nehmigung zur Herstellung einer Privatanschlußbahn von dem

Weserhafen bei Hameln an die staatliche Hamelner Hafenbahn

mit Abzweigung nach einem für die Heeresverwaltung her⸗ gestellten Samnmellager erhalten hat, dae Enteignungtrecht zur Eatziehung und zur dauernden Beschränkung des jenigen Grund⸗ eigentums verliehen, das für den Bau der Teilstrecke zwischen der Emmündung des Sammellagergleises bis zu dem Anschluß an die staatliche Hafenbahn erforderlich ist. 3 Auf Grund des § 1 der Verordnungen pom 11. Sep⸗ tember 1914 (Gesetsamml. S. 159) in der Fassung der Ver⸗ ordnungen vom 27. März 1915 (Gesetzsomml. S. 57), 25. Sep⸗ tember 1915 (Gesetzsamml. S. 141), 10. April 1918 (Gesetz samml. S. 41) und vom 15. August 1918 (Gesetzsamml. S. 144) wird hiermit bestimmt, daß das vereinfachte Ent⸗ eignungsverfahren nach den Vorschriften dieser Verordnungen bei dem Bau der vorerwähnten Anlage Anwendung findet. Berlin, den 12. Februar 1919. Die Preußische Regierung. Eugen Ernst. Fischbeck. Hoff. Südekum. Heine. Reinhardt.

Justizministerium.

Zu Landgerichtsräten sind ernannt: die Landrichter Fischer in Cottbus, Foerster, Voß und Boas bei dem Landgericht I in Berlin, Dr. Rothe in Cassel, Feldmann in Verden, Neddermann in Lüneburg, Dr. Strauß und Dr. Diepgen in Cöln, Zumloh in Kleve, Dr. Cadenbach in Elberfeld, Dr. Soehngen, Dr. Schmidt und Ruhl in Frankfurt a. M., Licht in Wiesbaden, Schulten und Wald⸗ mann in Essen (Ruhr), Hülsenbeck in Paderborn, Dr. Kaul in Bochum, Kissing in Hagen i. W, Wilimzig in Lvyck, Tetzlaff in Thorn, Langlotz in Elbing, Isenbart in Naumburg a. S. und Drache in Magcdeburg.

Zu Amtsgerichtsräten sind ernannt: die Amtsxichter Dr. Tillich in Berlin⸗Schöneberg, Koeppel in Treuenbrtetzen, Ernst Schmibt bei dem Amtsgerichte Berlin Mitte, Dr. Ewald in Charlottenburg. Gemballa in Landsberg a. W., Meyer in Jüölerbog. Dr. Gauß in Leobschütz, Kotlmann in Wüste⸗ giersdorf, Reich und Gaertner in Oppeln, Gebhart in Parnowitz, Rademacher in Breslau, Dieisch in Lüben, Niemann, Dr. Liebert und Karl Hoffmann in Beuthen i. O. Schl., Lange in Schömherg, Freiherr von Bibra in Hess. Lichtenau, Dr. Keck in Rauschenberg, Ranrm in Wilvelmshaven, Hüpeden in Hess. Oldendorf, Dr. Matthei in Neustadt a. Rog., Brennele in Osten, Dr. Koch in Baumholder, Ilse in Wiehl, Reinecke in Berrcastel Cues, Kaoer in Geilenki chen, Giesen in Blankenheim, Schroeder in Duisburg⸗Ruhrort, Lehmann in Barmen, Giesen in Wermelskirchen, Citron in Herborn, Lotz in Iserlohn, Meyer in Vreden, Meschede in Meschede, Schulte⸗Stein⸗ bera in Lippstadt, Spancken in Menden, Dr. Kistemaker in Lüdinghausen, Rohr in Bochum, Deiters und Hörling in Gelsn kirchen, Wiethaup in Warstein, Hüser in Neheim, Römer in Tondern, von Glan in Pinneberg, Dr. Kretz⸗ mann in Ortelsburg, Maguhn in Domnau, Granzow in Schlochau, Schutzka in Putzig, Völcker in Thorn, Haecke in Querfurt, Ritter und Edler Mendel von Stein⸗ fels in Sandau, Stolle in Gommern und Raydt in Adelnau.

Zu Staatsanwaltschaftsräten sind ernannt: die Stoate⸗ anwä te Dr. Schaeffer bei der Staatsanwoltschaft des Land⸗ gerichts II in Berlin, Bandau in Prenzlau, Junge in Potsdam, Lachmann bei der Staatsanwaltschaft des Land⸗ gerichts in Breslau, Dr. Engel in Glogau, von Gellhorn in Glatz, Dr. Wernicke bei der Staatsanwaltschaft des Landgerichts in Cöin, Götze in Elberfeld, Floret bei der Staatsanwalischaft des Landgerichts in Frankfurt a. M., Wilhelmi in Bochum, Huppelsberg in Dortmund, Dr. Weißenborn bei der Staatsanwaltschaft des Land⸗ gerichts in Kiel, Hantel bei der Staatsanwaltschoft des Landgerichts in Königsberg i. Pr. und Kroeber in Halberstadt.

Der Rechtsanwalt Hermann Gröning in Werder (Havel) ist zum Notar für den Bezirk des Kammergerichts mit An⸗ weisung seines Amtssitzes in Werder (Havel), der Rechtsanwalt Karl Warnke in Suhl zum Notar für die preußischen Ge⸗ bietsteile des Bezirks des gemeinschaftlichen thüringischen Ober⸗ landesgerichts zu Jena, mit Anweisung seines Amtssitzes in Suhl, die Rechtsanwälte Franz Woeste in Gevelsberg und Karl Gildemeister in Oelde sind zu Notaren für den Bezirk des Oberlandesgerichts zu Hamm, mit Anweisung ihres Amts⸗ sitzes in Gevelsberg bezw. Oelde, ernannt worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Die Oberförsterstelle Naumburg im Regierungs⸗ bezirk Cassel ist zum 1. Oktober 1919 zu besetzen. Be⸗ werbungen müssen bis zum 1. Mai d. J. eingehen.

Ministerium für Wisfenschaft, Kunst

und Volksbildung.

Der ehemalige außerordentliche Professor an der Universität in Neuchatel Dr. Boehmer ist zum außerordentlichen Pro⸗ fessor in der rechts⸗ und staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Halle⸗Wittenberg,

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der bisherige Oberlehrer am Fichte Symnasium in Berlin⸗ Wilmersdorf Dr. Malten zum außerordentlichen Professor in der philosophnchen Fekultät der Universilät in Kön’gsberg, 1

der ordentliche Professor an der Techvischen Hochschule in Aachen, Geheimer Regierungsrat Dr. Grotrian vom 1. April d. J ab zum ordentlichen Honorarprofessor in der Abteilung V für Maschineningenieurwesen derselben Hochschule und

der Privatdozent in der philosophischen Fakultät der Universität Breslau Professor Herz zum ordentlichen Honorarprofessor in derselben Fakultät ernannt worden.

Die Wahl des Smdienrats Dr. Pahde an dem Real⸗ gymnasium in Crefeld zum Direktor dieser Anstalt ist bestätigt worden.

Dr.

Bekauntimachung.

In Neubearbeitung sind fertigaestellt und an die amt⸗ lichen Verkaufsstellen von Kartenwerken der Preußischen Landes⸗ aufnahme übergeben worden:

A. Meßtischylätter 1:25 000.

Nr. 810 Sensburg.

Alle Bestellungen auf Karten sind an diejenige amtliche Verkaufsstelle von Kartenwerken der Preußischen Londesaufnahme zu richten, in deren Bezirk sich der Besteller befindet.

Berlin, den 6. März 1919.

Der Chef der Landesaufnahme. Weidner, Generalmasor.

““ Die Bäckerei Anton Boruta, Dahlstraße 11, ist wegen Unzuverlässigkeit des Inhabels vom 8. März d. J. ab geschlossen. Die durch das Verfahren verursachten Kosten, insdesondere die Gebühren für die vorgeschriebene öffentliche Bekanntmachung, hat der von der Anordnung Betroffene zu tragen. Hamborn am Rhein, den 5. März 1919. Der Oberbürgermeister. J. V.: Der Beigeordnete: Schweitzer.

(Fortsetzung des Amtlichen in der Ersten Beilage.)

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 12. März 1919.

1 Die vereiniaten Ausschüsse des Staatenausschusses für Zoll⸗ und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen hielten heute in Weimar eine Sitzung ab.

Dem Sitzungebericht der Waffenstillstands⸗ kommission in Spaa vom 10. März entnimmt „Wolffs Telearaphenbüro“ solgende Mitteilungen:

Die Alliierten haben nach wiederbolten Anfragen gestern nähere Auskunft über den Stand des Abtransportes der deutschen Truppen aus Haidar Pascha bezw. Konstantinopel erteilt. Es fehlen jedoch immer noch Mitteilungen uüber die Heimbeförde⸗ rung der in Nikolajewsk und Odelsa befind lichen deutschen Truppen. Die deutsche Kommission ging daher heute in einer Note nochmals auf die Lage dieser deutschen Truppen ein. Die Entente hatte versprochen, sie heimzubefördern. Da dies, wie die Note hervorhebt, bisher nicht ge⸗ schehen sek, berrsche unter den

Nole Trupven, die sich von der Entente betrogen füblen, sehr schlechte Stimmung. Es bestehe die Gefahr, daß die deutschen Truppen den Bolschewisten in die Arme getrieben würden. Ihr sofortiger Abrransport sei daher notwendig Die an Ort und Stelle befindlichen Transportmittel seien aber völlig unzu⸗ länglich. Deutscherseits werde daher die bereits fcüher vorgebrachte Bute erneuert, den in Hamburg zu ihrer Heimbeförderung bereit⸗ liegenden deutschen Schiffen die Fahrt nach dem Schwarzen Meer⸗ gebiet zu gestatten. 68 Der Heutschen Kommission ist bekannt geworden, daß das Schloß Burg an der Wupper seit längerer Zeit als britische Kaserne und Offizierskasino benuvtzt wird. Sie richtete an die Alliierten das Ersuchen, das Schloß freizugeben, da es in erster Linie

ein Museum ist und es jetzt schon durch die Belegung und Dieb⸗

stähle ungeheuren Schaden erlitten hat. Es wurde ferner gefordert, daß die verschwundenen Gegenstände zurückgebracht oder der ent⸗ standene Schaden dem Besitzer vergutet wird.

Der Vertreter der deutschen Regierung erhob nachdrücklichst Einspruch dagegen ein, daß auf Verfügung des französischen Befehls⸗ babers die im besetzten Gebiet gelegenen Teile des Obertaunus⸗ kreises und des Kreises Usingen zu einem Hilfskreis vereinigt wurden. Da die Maßnahme einen Bruch des Waffenstillstands⸗ vertrages bedeutet, forderte er ihre Aufhebung.

Die deutsche Kommission erbat die Einfuhrerlaubnis für zirka 36 000 kg in Spanien gekaufter Wolle nach Deutschland.

Auf die an Deutschland gerichtete Anfrage der Alliierten wegen Herstellung besonderer Draht verbindungen zwischen den alliierten Missionen in Verlin, Warschau sowie Prag und ihrer Heimat ließ die deutsche Regierung erklären, daß die Frage zunächst geprüft werde Die deut'che Reglerung sei jedoch vorläufig bereit, einzelnen Missionen den Chiffrierverkehr mit ihrer Regierung und mit Spaa zu gestatten.

Der General Nudant teiite in einer Note mit, daß die franzö⸗ sischen und belgischen Mitglieder der industriellen Unterkommission am 15. März in Spaa eintreffen würden, um über die Durchführung der deutschen Verordnung vom 1. Februar d. J., betreffend Rück⸗ gabe requirierter Maschinen, zu verhandeln. Die Be⸗ stimmungen dieser deutschen Verordnung würden als unzureichend an gesehen. Die deutsche Regferung wurde ersucht, ihrerseits Abgeordnete, mit Vollmacht versehen, sür den 15. März nach Spaa zu entsenden.

Nach der Vollsitzung gab der General von Hammer⸗ stein den Vorsitzenden der aillierten Kommissionen in einem längeren Vortrage einen Ueberblick über die militärische Lage im Osten, insbesondere über die Frage der Truppentransoporte in der Ostsee sowie über die Landung polnischer Truppen in Danziag, deren Ueberführung aus Frankreich nach Polen in Aussicht ge⸗ nommen ist.

Der deutsche Vorsitzende legte dar, daß aus dem Waffenstill⸗ standsabkommen vom 11. November, das den Alliterten den freien Zugang zu den von den Deutschen geräumten Gebieten gestattet, um die Bevölkerung dieser Gebiete zu perpflegen und die Ordnung auf⸗ rechtzuerhalten, nicht das Recht einer Landung polnischer Trupben berzuleiten sei. Er wies nochurals darauf hin, daß der Trupven⸗ transvort durch Westvreußen neue Beunruhigung und blutige Auf⸗ stände bervorrufen würde. Die rolnische Bewegung atbeite dort unter dem bolschewistischen Deckmantel und verschleiere darunter

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ihre nalionalen Ziele. Er hetonte auch wiederum die Gefahr, die für die gegen die Bolschewisten kämpfenden deutschen Truppen bei

Jeiner Unterbrechung ihrer rückwärtigen Verbindungen mit der Heimat

entstehen würde. Eine Ausladung in Libau würde, wie er weiter darlegje, durch die dortigen günstigen Hafenverhältnisse erleichtern Außerdem tönnten die von der Ostfront zurückkehrenden leeren deutschen Versorgungszüge zum Transport ausgenutzt werden. Acch Memel, Pillau und Königsberg könnten als Landungsplatz nb Betracht gezogen werden. „Von dort, aus tönnten die neuen polnischen Verbände am schnellsten für den Kampf gegen die Bolschewisten verwandt werden.

In Aussührung des Notgesetzes für elsaß lothrin⸗ aische Angelegenheiten vom 1. März 1919 (Reichs⸗(e⸗ setbl 50 S. 257) wird, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet im Reichsministerium des Innern eine elsaß⸗lothringische Ab⸗ teilung errichtet, mit deren Leitung der Geheime Oberre⸗ gierungsrat und Direktor der direkten Steuern in Elsaß⸗ Lothringen Götz betraut wird, der während der Dauer dieser Tätigkeit den Dienstrang eines Ministerialdirektors bekleidet. Der Geheime Oberregierungerat Horning und die von ihm bisher geleitete Zentralfürsorgestelle für elsoß⸗lothringische Be⸗ amte und der Hilfsbund für die Eisaß⸗Lotvringer treten zu der elsaß⸗lothringischen Abteilung über. Geheimrat Horning wird in Behinderungsfällen des Herrn Götz mit seiner Ver⸗ tretung beauftragt.

Um der Abteilung eine ständige Fühlung mit der ver⸗ drängten Bevölkerung Elsaß⸗Lothringens zu sichern und dieser selbst Gelegenheit zur Vertretung ihrer gemeinsamen Interessen zu geben, wird ein Beirat für elsaß⸗lothringische Angelegen⸗ heiten von 15 Mitgliedern gebildet. Zum Vorsitzenden deese Beirats ist der bieherige Statthalter in Elsaß⸗Lorhrirgen Dr. Schwander, zu Mitgliedern das frühere Mitglied des Reichstogs Böhle, ferner der ordentliche Professor an der Kaiser Wilhelm⸗Universität in Straßburg D. Erhardt urd Herr Gila berufen. Die übrigen 11 Mitglieder werden aus den hauptsächlichsten Gruppen der elsaß⸗lothringischen Flücht⸗ linge, beson ders aus Vertretern der gewerbetreibenden Stände, der freien Berufe und der Arbeiter gewählt.

Es steht zu hoffen, daß diese Organifation unseren aus Elsaß⸗Lothringen verdrängten Landsleuten die Möglichkeit gibt, ihre wirtschaftlichen und fonstigen Wünsche und Be⸗ dürfnisse in wirkungsvoller Form zu vertreten und, soweit wie angängig, die Bedrängnisse und Schwierigkeiten ihres Flücht⸗ lingsdaseins zu beheben.

Den deutschen Behörden gehen laut Meldung des „Wolff⸗

schen Telegraphenbüros“ folgende erschütternde Nachrichten über die Lage der deutschen Kriegsgefangenen in Belgien zu:

In Xanthen hefindet sich ein Sammellager. Die Kriegs gefangenen müssen sich auf einem größtenteils mit tiefem Schlamm bedeckten Hofe stehend aufhalten. Das Hinlegen ist verboten: Miß⸗ handlungen durch die Wachtmannschaften mit Gewehrkolben und Knüppeln sind überaus häufig. Die Wachtmannschaften rauben die Kriegsgefangenen vollständig aus. 1

In Dirmuiden und Nieuport befinden sich Arbeitskommandos in den Ruinen der Ortschaften. Die Krieasgefangenen hausen in Löchern zwischen Schutt und Wasser. Die Verpflegung bleibt oft tagelang aus und ist sehr knapp. Sie besteht aus 150 Gramm Brot, zwei Trinkbechern Kaffee und dünnen Suppen. Das Trinkwasser muß aus Granatlöchern geschöpft werden. Viele Kriegsgefangene haben keine Stiefel, Mäntel oder Mützen. Decken, Handtücher, Seife werden nicht geliefert. Jafolge der erzwungenen Unreinlichkeit sind alle verlaust und es herrscht Krätze. Arrest wird in nassen Unterständen verbüßt. Aus⸗ reißer werden wähtend der Arreststrafen täglich an einen Baum ge⸗ bunden. Aerztliche Fürsorge fehlt, Postverbindung mit der Heimat besteht fast gar nicht. In 3 ½ Monaten durften die Kriegsgefangenen dreimal schreiben. In Corheyde herrschen ganz ähnliche Verhältnisse. Dort wird sogar täglich geprügelt. Entflohene Kriegsgefangene müssen die ersten Nächte nackt im Arrestlokal verbringen Bezeichnend für die Gesinnung der belgischen Wachtmannschaft ist ihre offen aus⸗ gesprochene Erklärung, höchstens die Hälfte der Kriegsgefangenen dürfte die Hermat wiedersehen.

Nach Bekanntwerden dieser Tatsachen, die den Anforde⸗ rungen von Menschlichkeit und Zivilisation geradezu Hohn sprechen, ist von der deutschen Regierung bei der Königlich belgischen Regierung schärfster Einspruch erhoben und durch⸗ greifende Abhilfe gefordert worden.

Laut Meldung des „Wolfsschen Telearaphenbüros“ aus Libau besagt der Frontbericht vom 10. März:

Der Kampf um Laischew und Bahnhof Ringen war sehr schwer. Außer der gemeldeten Beute wurde weiteres zahlreiches Gerät, Artillerie, Munition und eine Fahne erobert. 1

Die Abteilung Schlenther hat Kurschany besetzt. Vor⸗ geschobene Kavallerie erreichte Martynischki (nordöstlich Popeljany).

Die Eiserne Division und die Landeswehr sind im Vormarsch auf die Linie Waddaxen Neu Autz Eckhof—Alt Schrunden-— Sesiglen (westlich Frauenburg) Wormen (südöstlich Goldingen). 1

Eine bolschewistische Bedrohung Windaus wurde durch rasch zufassende Gegenmaßnahmen der Landeswehr vereitelt.

Das genannte Büro meldet ferner vom 11. d. M In der Gegend von Lissa sowie im Raume von Bents chen und Birnbaum wunden feindliche Patrouillenvorstöße abgewiesen⸗ An der Netzefront herrschte ebenfalls rege polnische Gefechte kätigkeit. Angriffe der Polen oauf Miroslaw und Podanin, füdlich Kolmar, murden mit Unterstützung der Artillerie im Nahkampf gb⸗ gewiesen. Im Abschnitt südwestlich und südlich Bromberg leich falls lebhafte feindliche Patrouillen⸗ und wiederholte Axtillerietätig teit, die wir schließlich erwiderten. Der Ostbahnverkehr Schneide⸗ mühl Bromberg ist unterbrochen, da die Bahn bei Nakel 9 polnischem Feuer liegt. Die verschiedenen Nachrichten scheinen somi zu bestätigen, daß die Polen den Waffenstillstand nicht mehr aner⸗ kennen und ihn für beendet erklären wollen. schritt Im Balttkum machten unsere Truppen weitere Fortschritte

in Richtung Schaulen und nahmen verschiedene Ortschaften.

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Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Da in Gotha die von der Reaierung frch Truppen ihre militärischen Aufgaben 9 geführt haben, ist mit ihrem Abtransport am 11,hsen begonnen worden. l der Waffen

entsandlen

In Gotha ist ein großer Tei Waffe⸗ von der Bevölkerung abgegeben worden. Der Streik 1

beendet. Waldeck. 6“ aphrals Bei den Wahlen zum Landtag wurden im WMasleta⸗ Waldeck laut Meldung des „Wolffschen Telegraphengg c⸗ gewählt: 5 Sozialdemokraten, 5 Deutschnationaͤle, 3 De⸗ sm kraten, 3 watdecksche Volksbündler, 1 Volksparteiler gnaler Wahlkreis Pyrmont 2 Soztialdemokraten, 1 Deutschnatio und 1 Demokcat.

Großbritannien und Irland Gestern ist in Westminster eine viertägige Konferenz der Veretnigung für den Völkerbund eröffnet worden. Der Konferen; wohnten Vertreter der Vereinigten Staaten, Chivas, Fankteichs und anderer allijerter und neutraler Länder bei⸗ Unter den Anwesenden befand sich Venizelos. Die Eröffnungs⸗ unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. b

szung fand Frankreich.

Der Oberste Kriegsrat, der die Größe des deutschen zeeres festlegt, bestimmte nach einer Meldung des „Woiffschen relegrophenbüros endgültig die Zahl der Geschütze, Maschinen⸗ gewenre und Gewehre, die Deutschland behalten darf, und veschloß, daß Deutschland keine Tanks und keine Kriegsflotte faben darf. Es darf nur 15 000 Matrosen zurückbehalten und nur wenige Flugzeuge besitzen. „Die Vorzäte an Material und Mnaition, die die festgesetzte Menge überschreiten, müssen ver⸗ richkttt und dürfen nicht ersetzt werden.

Der Rat beschloß, den kleinen Mächten in der Finanz⸗ kommission sechs Vertreter und in der Wirtschaftskommission seben Vertreier zuzugestehen.

Nieberlande.

dem Haager Korxrespondenzbüro zufolge hat der Vorstand vr niederländischen Gruppe der Zentralorganisation fr einen dauernden Frieden nach einer am 7. März im Haag abgehaltenen Besprechung mit bedeutenden Politikern und sechtsgelehrten an das Sekretariat der Friedenskonferenz in Paris ein Telegramm gesandt, in dem das Bedauern aus⸗ giorochen wird, daß der Völkerbundentwuf unter Aus⸗ scluß der Neutralen zustande gekommen ist, und die Hoff⸗ ung ausgedrückt wird, daß den Neutralen die Gelegenheit ge⸗ koten wird, an den Beratungen über die Eröffnung des Völker⸗ bundes teilzunehmen. Außerdem wird als Sitz des Völker⸗ bundes der Haag empfohlen.

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9 Schweden.

emt „Stockholms Tidningen“ erklärte der amerikanische gesandte in Stockholm Nerris auf einem Festmahl, er habe im Auftrage Hoovers mit dem schwedischen Roten Kreuz über desen Mitwirkung bei Verteilung von Lebensmitteln in deutschland verhandelt, wo es vor allem an Leidende und Bedürstige Lebensmittel verteilen solle. Der ganze Plan si bis auf einige technische Einzelheiten fertig, über die man sch aber in wenigen Tagen wohl einigen werde; daraufhin würden die Lebensmittelsendungen hauptsächlich aus den Ver⸗ einigten Staaten beginnen können.

Schweiz. 8

Die erste Vollsitzung der Internationalen Völker⸗ bundkonferenz in Bern, der Abgeordnete aus Dänemark, deutschland, England, Italien, Ungarn und der Schweiz sowie gäste aus Amerika, Bulgarien, Griechenland, Rußland, der Türkei, Mazedonien, der Ukraine und zionistische Vertreter an⸗ gehören, wurde am 9. März von dem Vtzepräsidenten Dr. bäberlin (Schweiz) mit längeren Ausführungen eröffnet, in denen er zugab, daß der Pariser Entwurf emes Völkerbundes die Kritik herausfordere, aber auch insofern keine Anerkennung verdiene, als mit ihm im Hinblick auf den 2. Haager Kongreß von 1907 kein großer Schritt vocwärts getan sei. Ueber den Verlauf der Sitzung berichtet „Wolffs Telegraphenbüro“, wie folgt:

Miß Snowden brachte mit Hinweis darauf, daß sie sich ferade als Engländerin dazu verpflichtet fühle, einen Äntrag ein, der ie alliierten Regierungen im Interesse der Menschlichteit und um Unordnung und Anarchie zu vermeiden, auffordert, die Blockade nufzuheben. Der Antrag wurde ohne Erörterung angenommen, nähdem Dr. Widmer (Schweiz) darauf hingewiesen hatte, daß durch diesen Antrag eine andere Anregung der Kommission hinfällig worden sei, sich an alle Neutralen zu wenden mit der Bitte, von bren Lebensmitteln und Bedarfsartikeln zur Linderung der Not an

leidenden Staaten abzugeben. Dr. Häberlin be⸗ gründete als Referent der 2. Kommission eine Entschließung ber den Völkerbund, die verlangt, daß der Völker⸗ und den Weltrieden sichere, die wichtigsten materiellen znelessen der Völker regele und die Zusammenarbeit der Völker auf materieltem Gebiet fördere. In Anbetracht dessen, daß die neisten Konflikte wirtschaftlicher Natur sein werden, scheint eine Regelung der wichtigsten materiellen Interessen als Zweck des Vlterbundes unerläßlich, so daß das in Aussicht genommene Arbeits nalo zu einem sofort in Tätigkeit tretenden Wirtschaftsamt gestaltet urd. Prof. Mendelssohn⸗Bartholdy legte größtes fewicht auf die Gleichstellung der kleinen Staaten mit den zen im zukünftigen Völkerbund, damit die Politik der Groß⸗ hle und die Politik des Gleichgewichts ndgültig ver⸗ inde, Eine längere Erörterung entspann sich über den Antrag ko, dem Völkerbund einen internationalen Ge⸗ richts⸗ anzugliedern, der gegen Mißbrauch mit dem gedruckten und dem rochenen Wort einschreiten soll, nachdem Lazko die Behandlung Berner Reden Eisnees durch die deutsche Presse als Beispiel die Vexrhetzung der Völker durch die Presse heran gen hatts. Richard Grelling (Deutschland), der Ver tdes Buches „J'sccuse“, hält ebenfalls die Kontrolle der kriegs⸗ rischen Presse durch den Völkerbund für angezeigt. Dr. ttmann, Redakteur der „Frantfurter Zeitung“, nahm die sche Presse, deren Vertreter bereits vocher gegen die Ausführungen os Einspruch erhoben hatten, gegen die erbobenen Vorwürfe in üt, unter Hinweis darauf, doß die Regierungen der anderen führenden Länder auf die Presse einen schweren Druck ausgeübt en, und daß die Eisnerschen Reden in einer großen Anzahl scher Blätter völlig sinngemäß wiedergegeben seien. Der Antrag berlin, an Stelle des Gerichtshofes die Forderung nach einer fried⸗ chen Beeinflussung der öffentlichen Meinung aufzustellen, sand nnahme, worauf die Entschließung über den allgemeinen Zweck

Bölkerbundes einstimmig angenommen wuree.

Ju der Nachmittagssitzung begründete Dr. Wettste in (Schweiz)

don der Kommission vorgelegte Entschließung über den Umfang (s Völkerbundes, die die Forderung erhebt, daß alle als Mit⸗ seder des Völkerbundes in Betracht kommenden Völker der Ausarbeitung und der endgültigen Festlegung des Verttags serbeiten sollen, wobei dem Völkerbund nicht die Pariser zung, sondern die Fassung der schweizerischen Sach⸗ tandigen⸗Kommission zugrunde gelegt wird. Die Ent⸗ Uneßung wurde angenommen und mit ihr Zusatzanträge, die Seclionen die Aufnahme in den Völkerbund zusichein, die simn elbsibestimmungsrecht haben und zur Ausführung der Be⸗ fanungen des Bundes hixvreichend organisatorische Einrichtungen

Dem jüdischen Volk wird das Recht auf den Beitritt

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aufweisen. nccens Völkerbund grundsätzlich zuertannt und dem Heiligen Stuhl Londerbgerer Erörterung die Mitwirkung am kerbund eingeräumt. derträ bündnisse zwischen den Staaten sind hinfälliag, Gebeim⸗ Nat siße sind nicht verbindlich. Sämtliche Verträge sind vor der die vorung den Staaten des Völkerbundes zur Kenntnis zu geben. Nirkuc der 6 Kommifsion vorgelegte Entschließugg über den deusschland tsfrieden wurde von Profrssor B. renta n o den Vöskand) ünter Darlegung der wirtschaftlichen Gegensätze unter

Bolkein und der dadurch ermöglichten friedensfeindlichen Stim⸗

mung eingebracht. Der Friedensbund unter den Völkern sei nur auf der Giundlage des Freihandels haltbar webei dieser Freibandel, zumal vom Standpunkt der deutschen Verschuldung an die Gegner, weder Monopole zu Finanzzwecken noch Einfuhrverbote zur Regelung der Valuta enoch Monopole im sozialen Interesse ausschließe, dagegen das Prinzip der offenen Tür in den Kolonien einschlietze. Dr. Wi diner erlauterte die folgenden in der Entschließung nieder⸗ gelegten Grundsätze zur Erhaltung des Wirtschaftsfriedens: 1) Frei zügigkeit der im Völkerbund vereinigten Völter, 2) wirtschaftliche Gleichberechtigung, 3) keine protektionistische Verkehrspolitik, Verbot und Verhinderung der wutschaftlichen Boykotte, 4) Inter⸗ nationalisierung der Verkeyrswege zum offenen Meer. Brody (Amerika) begründete fünf Forderungen der Entschlicßung, die während der Uebergangszeit die Weltrationierung esa mtien Rohstoffe an die einzelnen am Völkerbund bzieiligten Nationen zu grundsätzlich gleichen reisen entsprechend ihren Bezügen von 1910—1913 verlangt. Die Weltrationierung sei eine Notwendigkeit, die durch die Schiffsraum frage, die Arbeiterfrage und die Tatsache, daß die Weltvorräte den nolwendigen Bedarf aller Staaten nicht im entferntesten decken können, bedingt sei. Persönlich erklärte Brody, der überwiegende Teil Amerikas stehe auf dem Standpunkt, daß die Fortdauer der Blockade eine Schmach sei. Die Entschließung wurde angenommen.

In der gestrigen Sitzung des Internationalen Vörker⸗ bundkongresses wurde eine Entschließung angenommen, nach der von den neutralen Mitgliedern verlangt wird, daß die noch in den Händen der feindlichen Mächte befindlichen Kriegsgefangenen ungesäumt freigelassen werden sollen. Ferner wurde eine Entschließung über die inter nationale Arbeitergesetzgebuna, die in der internationalen Regelung des Arbeitergesetzes die Auf⸗ gabe des Völkerbundes sieht und in der praktischen An⸗ wendung der Gesetzgebung sich auf die Beschlüsse der Berner internalionalen Gewerkschaftskonferenz stützt, an⸗ genommen. Ein Zusatzantrag bestimmt, daß die Frauen für gleiche Arbeit wie die Männer gleiche Löhnung erhalten sollen. Ein weiterer Zusatzantrag, der Berücksichtigung der Arbeiter⸗ und Soldatenräte verlangt, wurde von Einstein (Deutschland) unterstützt. Eme Entschließung über die Koloniatfrage, die Dr. Erich (Schweiz) mit dem Be⸗ merken einbrachte, daß für alle Völker gleiches Recht für die Kolonten gelten musse, gelangte einstimmig zur An⸗ nahme. Die Entschließung steht auf dem Boden der Wilson⸗ schen Punkte über das Kolonialproblem und verlangt ein be⸗ sonderes Amt für die internationale Ueberwachung der Ver⸗ waltung aller Kolonien, die keine Selbstverwaltung besitzen. Die vor der Errichtung des Völkerbundes gegen die Ver⸗ wältung eines Kolonialstaates erhobenen Anklagen sollten gerechterweise nur von einem unparteiischen neutralen Gerichts⸗ hof beurteilt werden.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Lage des Ausstands oberschlesischen Kohlengebiet ist, wie „W. T. B.“ meldet, un verändert. 35 Gruben sind noch ausständig. Vorgestern nachmittag wurden östlich Dombrowska auf deuntschem Boden zwei Mann einer Patrouille von den Polen erschossen. Auf der Straße dei Schoppinitz sießen bewaffnete Spartakisten mit einer Patrouille zusammen. Die Spartakisten verloren zwei Matrosen. Bei der Säuberung der „Laurahütte“ wurden drei Männer, eine Frau, ein Kind sowie der Führer der 10. Kompagnie, ein Oberleutnant, getötet. Bet Auf hebung eines Spartatistennestes zwischen Mikulte chütz und dem Borsigwerk kam es zu emem Gefecht, bei dem die Spartakisten einen Toten und mehrere Verwundete hatten.

„Die Gesamtzahlder Ausständigen im Ruhrgebiet belief sich „W. T. B.“ zufolge bei der Mittagsschicht am 10. d. M., bei der nachfolgenden Nachtschicht und der gestrigen Fruühschicht auf 14 900 Mann gegen 15 600 am Tage vorher. Wie der Bergabau⸗ verein mitteilt, ist in der gestrigen Frühschicht auch die Belegschaft der Zeche „Courl“ (Harpener Bergban A. G.) in den Ausstand eingerreten. Die gestrige Meldung über ein Ausblasen der Hochöfen bei der Friedrich Wilhelmshütte“ entspricht nicht den Tatsachen und ist folgendermaßen zu berichtigen: Die Erz fahrer der Hochofenabteilung wünschten eine Auszahlung der Löhne am Montag. Da dies aus verschiedenen Gründen unmöglich war, weigerten sie sich, weiter zu arbeiten, sodaß das Werk selbst sich ge⸗ nöligt sah, die Hochöfen still zu legen. In der Nacht auf Dienstag arbeitete ein Teil der Arbeiter wieder, sodoß, der Betrieb gestern nachmittag wieder aufgenommen werden vant. Allerdings ver⸗ ursachte die Stillegung der Oefen eine längere S törung des gesamten Betriebes.

Aus Zwickau wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß gestern früh sämtliche Belegschaften im K ohlengebiet Oelsnitz⸗ Lugau, im ganzen 14 000 Mann, in den Ausstand eingetreten sind, um auf die Verhandlungen, welche zurzeit mit dem Wirtschafts minister Schwarz in Zwickau stattfinden, eifeen Druck auszuüben. Die Belegschaften sind heute früh nicht wieder eingefahren.

Die Wiederaufnahme des Straßenbahnver⸗ kehrs in Berlin ist, soweit er nicht durch militärische Maßnahmen, Zerstörungen der Oberleitung ufw. behindert wurde, heute vormittag erfolgt. In den Bahnhöfen und Betriebswerkstätten der Großen Berliner Straßenbahn hatten sich hiesigen Blättern zu folge gestern abend die Angestellten versammelt, um über die Wiederaufnahme der Arbeit zu beschließen. Die Abstimmung ergab, daß 4300 Stimmen dafür und 2200 dagegen abgegeben wurden. Da die Mehrheit für Wiederaufnahme der Arbeit war, wurde diese beschlossen. Auch die Angestellten der Teltower Kreisbahn haben in einer gestern nachmittag abgehaltenen Ve⸗ sammlung beschlossen, die Arbeit wieder aufzunehmen. Im Verfo des Beschlusses erschienen sie wenig später auf den Betriebsstellen, daß der Verkehr bereits wieder aufgenommen werden konnte.

Zur Beilegung eines in der Berliner Filmindustrie ausgebrochenen Ausstands fanden, wie „W. T. B.“ mitteilt, gestern Verhandlungen des Arbeitgeberverbandes der Filmindustrie und des Zentralverbandes der Film⸗ und Kinoangehörigen statt. Eine Einigung wurde nicht erzielt. Die Forderungen des Arbeitnehmer verbands wurden abgelehnt.

Der Arbeiterrat in Düsseldorf beschloß am Montag, wie „W. T. B.“ berichtet, eine aus Mitgliedern beider sozial⸗ demokratischer Parteien bestehende Abordnung an die Re⸗ gierungnach Weimar und an das Generalkommando nach Münster zu senden, die die sofortige Aufhebung des Belagerungszustandes und die Zurückziehung der Truppen fordern soll, ebenso die Durchführung von Maßnahmen, die nach Ansicht des Arbeiterrats zur Herbeiführung geordneter Ver⸗ hältnisse notwendig sind. Die gleichzeitig tagende Versammlung der Arbeiterausschüsse der Düsseldorfer Betriebe nahm ebenfalls zur Lage in Düsseldorf Stellung und faßte dieselben Beschlüsse.

Laut vom „W. T. B.“ übermittelten Blättermeldungen aus Wien bemächtigten sich in der Kruppschen Metallwaren⸗ fabrik in Berndorf die Arbeiter der Fabrikleitung und forderten die Beamtenschaft unter Drohungen auf, dem sozialdemokratischen Bunde der Industriebeamten beizutreten.

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8 Literatnr. 1 Abriß der Geschichte der deutschen Literatur. Zum Gebhrauch an hoheren Unterrichtsanstalten und zur Selbst⸗ belehrung hergestellt von E. M. Hamann (Verlag von Parder in Freiburg i. Br., 4: geb. 4 80). Der Verfasser des vorliegenden Abrisses verfolgt mit ihm einen doppelten Zweck: Er will bereits elbständig denkenden, aber doch nech zu leutenden Letern die Ent⸗ wicklung der deutschen Literatur in großen Zügen unter Hervor hebung der führenden Personlichkeiten uͤbermitteln, zugleich aber auch das Urteil seiner Leser aufklärend beeinflussen. Darüber, daß ihm die Erreichung der ersten Absicht in erfreulichem Maße gelungen ist, dürfte ein Zweifel nicht bestehen; legt das Buch doch in allen seinen Teilen Zeugnis dafür ab, daß sein Verfasser den behandelten Stoff gründlich beherrscht und daß er es verstanden hat, ihn übersichtlich und, unter Vermeidung überflüssigen gelehrten Auf putzes, einprägsam darzustellen. Dem Leserkreis und den besonderen Zwecken des Buches entspricht es auch, wenn sein Verfasser nach⸗ drücklich daxauf hinweist, wo in der deutschen Dichtung die Jung⸗ brunnen sittlicher Größe, Reinheit und Kraft strömen, oder wo in ihr die Zeichen von sittlicher Schwäche und Verfall zutage treten. Diese Beeinflussung wird in dem Hamannschen Buche zudem unaufdringlich und ohne pedantische Lehrhaftigkeit ausgeubt. Hervor⸗ gehoben muß freilich werden, daß der Verfasser den in den Dichtungen zutage tretenden sittlichen und Weltanschauungsstandpunkt mit christlich katholischem Maßstabe mißt und daß auch sein aästherisches Urteil durch diese Stellung nicht unbceinflußt scheint. Obwohl der Verjasser sich dabei von Engherzigkeit freizuhalten und auch anderen siltlichen Anschauungen gerecht zu werden sucht, wird der nichtkatholische Leser in dem Buche, ungeachtet seiner großen Vorzüge, doch manches als eine ihn innerlich nicht bindende Begrenzung ablehnen.

Verkehrswesen.

Die englische Militärbehörde hat den Postbezug von Fachzeitschriften und nichtpolitischen Zeitschriften aus dem unbesetzten Deutschland nach der britischen Besatzungszone auf solche Blätter eingeschränkt, die für Handel, Industrie, Wissenschaft, Technik und Berufe zur Auf⸗ rechterhaltung ihrer Betriebe sowie der wirtschaftlichen und beruflichen Beziehungen unentbehrlich sind. Ausdrücklich aus⸗ genommen von der Einfuhr sind alle Witzblätter, illustrierten Zeitungen auch illustrierte oder humoristische Beilagen zu im übrigen zugelassenen Zeitungen und Zeitschriften. —, über⸗ haupt alle Zeitungen und Zettschriften, die ledialich der Unterhaltung dienen. Eine namentliche Bezeichnung der hiernach zur Einfuhr freigegebenen nichtpolitischen Zeitungen und Zeitschriten ist bei der großen Anzahl der in Betracht kommenden Blätter nicht möglich. Auf keinen Fall dürfen aber in die britssche Besatzungszone andere Zeitungen (auch politische) und Zeit⸗ schriften (auch Fachzeitschriften) eingeführt werden als solche, auf die die Absatzpostanstalten in der britischen Besatzungszone Bestellungen annehmen und ausführen. Die britische Militär⸗ behörde überwacht streng die Zeitungseinfuhr aus dem unbe⸗ setzten Deutschland in die britssche Zone. Sie behält sich für den Fall, daß die Einfuhr verbotener Zeitungen usw. feslgestellt wird, außer anderen Maßnahmen das Verbot des gesamten Zritungsvertriebes im Besatzungsgebieie vor.

Für den Vertrieb der zur Einfuhr aus dem unbesetzten Deutschland nach der britischen Besatzungszone zugelassenen Zeitungen und Zeitschriften sind folgende Er eichterungen ein⸗ g⸗-treien:

1) die Postanstalten im unbesetzten Devischland nehmen Anme dungen von Verlaasstücken solcher Zeuungen und Zeit schriften für den britischen Besatzungsbereich an:

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2) solche Zeitungen und Zeitschriften dürfen vom Verleger auch als Drucksachen unter Umschlag, Kreuzband oder in Rollensorm nach Orten in der britischen Besatzungszone abge⸗ sandt werden. In der Aufschrift solcher Sendungen ist an hervortretender Stelle der Vermerk „über Postamt 1 in Cöln“ anzub ingen, auch wenn sie nach anderen Orten als Cöln bestimmt sind. Es empfiehlt sich, daß Verleger, die von dieser Versendungsweise Gebrauch machen wollen, sich darüber zuvor mit der Postanstalt verstänkigen, bei der die Auflieferung der Drucksachensendungen erfolgen soll. Die Versendung als Drucksache kann auch bei den mit Erlaubnis des brltischen Militärgouverneurs im britischen Besatzungsgebiet erscheinenden Zeitungen nach dem unbesetzten Deutschland angewendet werden.

Vom 10. März an wird der Verkaufspreis der Antwortscheine fu 50 für das Stück erhöht.

Theater und Musik.

Im Opernhause wird morgen, Donnerstag, „Der Barbier von Sevilla“ mit Frau Hansa und den Herren Jadlowker, Knüpfer, Bronsgeest und Stock in den Hauptrollen aufgeführt. Musikalischer Leiter ist Dr. Richard Strauß. Anfang 7 Uhr.

Im Schauspielhause werden morgen schreiber“ in der gewohnten Besetzung gegeben. Albert Patry. Anfang 7 Uhr.

Konzerte.

Das III. Kenzert von Hermann Scherchen fand in der Singakademie statt und brachte unter dem Titel „Die

„Die Krenzel⸗ Spielleiter ist

Entwicklung des modernen Kammerorchesters“ das „Siegfried⸗Idyll“ von Wagner und je eine Kammersymphonie von Arnolo Schönberg und Franz Schreter. Der Wagemut des Diri⸗ genten Scherchen, für die moderne Musik eine Lanze zu brechen, ist jedenfalls anerkennenswert, wenn es ihm auch immer noch nicht ge⸗ lingt, Wertvolles aufzuspüren: man wird aber immerhin dadurch in den Stand gesetzt, die neueren Werke einmal zu hören. Wagners liebliches „Siegfried⸗Idyll“ fand durch ihn eine liebevolle Ausdeutung, wenngleich man bei der dünnen Besetzung des Orchesters lebhaft den Wunsch nach einem stärkeren Streichkörper empfand: denn daß Wagner es nach Siegfried Wagners Geburt seiner Gattin Cosima in der zarten Besetzung vorspielen ließ, war sicher doch nur ein Notbehelf. Der Verglesch zwischen diesem reizvollen Stück und dem darauf folgenden Werk von Schön⸗ berg war für letzteren geradezu verhängnisvoll. Dort zarteste Empfindung, stark ausgeprägte Melodik und feinabgewogene meisterhafte Instrumentation, hier völliges Versagen jeglicher Hin gebung, ein wirres Durcheinander von üÜbelklingenden Akkorden und eine plumpe, geradezu schülerhafte Behandlung der Instrumente. Das streicht, tutet und schrillt durcheinander, als ob die Spieler die Fühlung mit einander verloren hätten und keiner sein Instrument richtig beherrschte. Die Aufnahme, die diese unverständlichen Ge⸗ räusche (Musik kann man hier wohl nicht mehr sagen bei den Zuhörern fanden, drohte zum Entrüstungssturm zu werden, denn nicht wenige setzten sich gegen diese musikalische Ungeheuerlichkeit deutlich zur Wehr: da batte Herr Scherchen die Geistesgegenwart, die 15 aus⸗ führenden Musiker sich von den Plätzen erheben zu lassen. Hier⸗ durch mwurde die Entrüstung über diese neue „Kunst“ gewisser⸗ maßen beschworen, und man klatschte den Ausführenden für ihre Selbstlofigkeit gern und willig Bejfall. Die nachsolgende Kom⸗

position Schrekers für 23 Ausführende süebt auf einem ganz anderen Boden. Er beberrscht die Orchestertechnik ganz außer⸗ ordentlich und brin herrliche Klangfarben hervor, was aller⸗

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