1919 / 69 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 25 Mar 1919 18:00:01 GMT) scan diff

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Uchen Folgen, die ihren Bestrebungen entgegenstehen, und die sie ans einem leistungsfähigen und großzügig verwalteten Staatswesen heraus in die alte enge Kleinstaaterei zurückbringen würden. Wenn Sie ernstlich an die Durchführung Ihres Programms heran⸗ treien würden, meine Herren von der Deutsch⸗Pannoverschen Partei, würden auch Sie erkennen, auf wesche schiefe Ebene Sie sich dadurch begeben härten, und es mehren sich ja auch die Proteste gegen solche Bestrebungen, wie sie der Herr Vorredner propagiert hbat. (Zurufe bei den Deutsch⸗Hannoveranern.) Ich erinnere an die Proteste, die wir von den Handelskammern in Harburg und in Hannover be⸗ kommen haben. Diese Proteste sprechen eine deutliche Sprache; sie zeigen, daß doch ein nicht allzu großer Teil der Bevölkerrung hinter dem Herrn Vorredner und seinen Freunden steht. Wenn wirklich in Hannover eine Volksabstimmung darüber vorgenommen würde, ob die Bevölkerung Hannovers bei Preußen bleiben will oder nicht, dann bin ich fest überzeugt, daß die große Mehrheit sich gegen die Be⸗ strebungen des Herrn Vorredners aussprechen würde. (Zurufe bei den Deutsch⸗Hannoveranern: Bewilligen Sie sie doch!) Wir haben gar keine Veranlassung dazu, eine solche Ab⸗ stimmung vorzunehmen, nicht aus Furcht., sondern weil wirklich nicht der geringste Grund dafür vorliegt, jetzt auf einmal darüber zu ent⸗ scheiden, ob Hannover bei Preußen bleiben soll oder nicht. (Sehr richtig! rechts). Ich glaube, daß dieser Fall entschieden ist.

Meine Herren, ich will mich der Hoffnung hingeben, daß die ruhigen und besonnenen und ich muß hinzufügen auch weiter⸗ schauenden Elemente in Hannover bald wieder die Oberhand gewinnen werden, und daß der urdeutsche Stamm der Niedersachsen und Friesen in einem durch eine freiheitliche Selbstverwaltung ausgebauten Preußen sich wohlbefinden wird. (Lebhafter Beifall.)

Abg. Stendel (D. Vp.): Das Zentrum hat erklären lassen, daß es sich an der einmütigen Kundgebung gegen die Lostrennung der Rheinlande nicht beterligen will. Ich kann mir nicht denten, daß das Zntrum sich von so kleinlichen Beweggründen leiten läßt, daß es sich über die Ausführungen einiger Redner geäigert hat. Das ist eine Ausrede! (Stürmischer Widerspruch im Zentrum.) Zu dem alten Staat Hannover mit seiner alten Verfassung zurück⸗ zukehren, dafür müssen besonders die Onfriesen sich bestens bedanken. Das alte Hanuover war ein Amts⸗ und Adelsstaat, wie es kaum je selbst Preußen gewesen ist. Das Emsland graviriert durchaus nach Westralen und Rheinland, dorthin fühlt es sich nach seiner Stammesart hingezogen. Auch Osnabrück graviliert durchaus nach Westfalen und will von Niedernachsen nichts wissen. Die von den Deutsch⸗Hannoveranern entfaltete Agitation ist allerdings eine ganz gewaltige, hat aber auch einen starken metallischen Beigeschmack. Wie leicht man 500 000 Unter⸗ schriften unter eine Petition bekommen kann, wird auch Herrn von Dannenberg nicht verborgen sein. Wir wollen nicht in die Klein⸗ staaterei zurückfallen, nachdem wir seinerzeit durch die Ueberschluckung von Hannover wenigstens einen Sch itt dem deut;ch'n Einheitsstaate näher gekommen sind. Mit dem Selbstbestimmungsrecht wird in dieser Agitaämon ein un⸗ geheurer Mißbrauch getrieben. Die Deutschnatsonale Volks⸗ partei als solche stebt nicht guf dem Stan punkt der Deutsch⸗ Hannoveraner. Wenn einige Demokraten, we Heine und Fieiherr von Richrhofen ihm ihre Sympathie bekundet haben, so ist das außerordentlich bedauerlich, und es muß von der deutschen demo⸗ kratischen Parter erwartet werden, daß sie diesen Standpunkt ver⸗ leugnet. Was der, Vorwärts“ und Prof ssor Vogel früber verlautbart haben, konn weder für die jetzige Mehrheitssozialistenpartei noch für die jetzige Regierung verbindlich sein. Fur randesverräter habe ich die Deutsch⸗Hanneveraner nie gehalten. Auf das Experiment einer Volksabstimmung kann in dieser Zeit politischer Hochspannung nicht eingegangen werden. Die Welfen und ihre Agitation waren schon tot, als ihnen der Kältuserlaß des Herrin Adolph neuem Leben verhalf; diese Erlaß hat uns

11gno9. zu. ogar die sozialdemokratischen Frauen in Massen zugetrieben.

Hierauf wird ein Schlußansrag angenommen und nach dem Schluß vort des Abg. Runge (Soz.) zur Abstimmung geschritten.

Der von sämtlichen Partelen eingehrachte Antrag Gräf, der gegen die Einve leibung rbeinischer Landeeteile in Frank⸗ reich oder Betoien Einspeuch erhebt und den Gedanken eines westlichen Puffe stantes zurückw ist, wird einstimmin, der zweite Antrag Gät, der einen ensschiedenen P otest insbesondere gegen die Errichtong einer win eut chen R⸗publik enthält, wird gegen die Stimmen des Zeutrums (das sich der Ab⸗ stimmung enthältt) a genommen.

Darauf wird Vertaaäung beschtossen.

Nächste Sitzung Dienstag, 1 Uhr. (Mitteilung des Präsidenten über die Berufung der Staatsregierung; erste Lesuag dee Notetats) L“

Schluß nach 6 ½ Uhr.

Parlamentarische Nachrichten.

Wie dem „Worlffichen Telegraphenbüro“ aus der Frak⸗ tion der U S P. D mitaeteilt wird hat sie an die Sozial⸗ demokratische Fraktion der Preußischen Landes⸗ versammluna folgendes Schreiben gerichtet:

Auf Ihre Anfrage, ob die Fraktion der Unabhängigen Sozial⸗ demokraten der Preußischen Verfassunggebenden Landesversammlung bereit int, in ein Ministerium einzutreten, erwidern wir namens unserer Fraktion, daß wir im voraus die soforlige Aufhehung des Belagerungszustandes und die sofortige Freilassung aller politischen Inhaftierten fordern.

Ferner verlangen wir: 1

1 Einordnung des Rätesystems in die Verfassung, entscheidende Mitwirkung der Räte bei der Gesetzgebung, Staats⸗ und Gemeinde⸗ verwaltung und in den Betrieben.

2) Völlige Auflösung des alten Heeres und des durch Frei⸗ willigenkorpvs gebildeten Söldnerheeres, Entwaffnung des Bürger⸗ tums, Errichtung einer Volkswehr aus den Reihen der klassen⸗ bewußten Arbeiterschaft, Selbstverwaltung der Volkswehr und Wahl der Führer durch die Mannschaft, Aufhebung der Militär⸗ gerichtsbarkeit. t

3) Sicherung aller durch die Revolution errungenen politischen Freibeiten. . 14) Trennung von Staat und Kirche, Verweltlichung der Schule, sofortige Einführung der Einheitsschule.

5) Vermeidung aller Maßnahmen, die das kapitalistische Wirt⸗ schaftssyst m stützen: k 8 6) Soforlige Inangriffnahme der Sozialisierung: Die Ueber⸗ führung der gesamten kapitalistischen Wirtschaft in die sebialigische muß unmiltelbar in Angriff genemmen werden, die wichtigsten S in Landwirtschaft, Industrie. Handel und Verkehr, r Grund und Boden sowe die Bodenschätze sind als Volkseigentum zu erklären und unter esell chaftliche Kontrolle zu stellen, die Pro⸗ krton in p anmzsig nach sozialistischen Grundstzen aufzuhanen, die ene der Gebrauchegütet nach sozialistischen Grundsätzen zu n.

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7) Nachdrückliche Vertretung dieser Forderungen der Reichs⸗ regierung, schärfsten Widerstand gegen alle Maßnahmen der Reichs⸗ regierung, welche die Verwirklichung dieser Forderungen verhindern.

Adolf Hoffmann. Dr. Kurt Rosenfeld.

88 Der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die vorläuftige Regelung des Staats⸗ haushalts für das Rechnungsjahr 1919, ist nebst Begründung oer preußischen Landesversamm⸗ lung zugegangen. Er emhält u. a. folgende Bestimmungen:

§ 1. Bis zur gesetzlichen Feststellung des Staatshaushaltsplans für das Rechnungsjahr. 1919 und des Hausbharts der Verwaltungs⸗ einnabmen und ⸗ausgaben der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse für das Rechnungsjahr 1919 wird die Preußische Regierung er⸗ mächtigt, für die Monate April, Mai und Juni 1919 alle Ausgaben zu zeisten, die zur Crhaltung gesetzlich bestehender Einrichtungen oder zur Durchfübrung gesetzlich beschlossener Maßnahmen erforderlich sind, ferner die rechtlich begründeten Verrflichtungen des Staats zu er⸗ füllen und endlich Bauten und Beschaffungen fortzuseten, für die durch den Staatshaushalt eines Vorjahres bereits Bewih igungen stattgerunden haben, sowie unter der gleichen Voraussetzung Beihälfen zu Bauten und Beschaffungen weiter zu gewahren.

§ 3. Für das Rechnungsjahr 1919 werden für die Ein⸗ kommensteuerpflichtigen mit Einkommen von mehr als 300) und für die Ergänzungssteuerpflichtigen die nach § 1 des Gesetzes, betreffe d die Erhöhung der Zuschläge zur Eintommensteu r und uͤr Ergänzungesteuer, vom 8. Juli 1916 und nach der Verordnung vom 31. Januar 1919 zu erhebenden Steuer⸗ zuschläge, wie folgt, festgesetzt:

1. bei der Einkommensteuer: .“

11XpX“ Aktiengesell⸗ für die

g.h. uu“ schaften, Kommandit⸗ sonstigen gesellschaften auf Aktien Steuer⸗ und, Berggewerkschasten pflichtigen

v111“

88 15

5 00) v

6 500 50

8 000 60

9 900 80 12 500 . 100 15 500 120 18 5 0 I 21 500 140 24 500 140 27 500 b 160 30 500 8 180 48 000 8 200 60 000 220 70 000 240 80 000 240 90 000 260 100 0 0 260 200 00 20 300 0 0 8 300 300 0) 500 000 330

500 00) 1 000 030 360 1 000 000 .“ 400

2. bei der Ergänzungssteuer: in den Vermögensstufen von mehr als b 000 bis 2. 000 auf 100 20 000 32 00 120 32 000 52 000 140 52 000 70 000 160 70 000 100 000 180 100 000 200 000 200 200 000 500 000 250 500 000 10 0 000 300 1 000 000 2000 000 30 8 2 000 000 400 vom Hundert der nach den Vorschristen des Einkommensteuergesetzes und des Ergänzungssteuergesetzes zu entrichtenden Steuer. § 4. Im Rechnungsjahr 1919 können zur vorübergehenden Verstärkung der Betriebsmittel der Generalstaatskasse nach Anord⸗ nung des Fmanzministers bis auf Höhe von 10000 000 000 Schatzanweisungen oder Wechsel, die vor dem 1. Januar 1921 verfallen müssen, wiederholt ausgegeben werden. Auf die Schatzanweisungen und Wechsel finden die Bestimmungen des § 4 Abs 1 Und 2 und des § 6 des Gesetzes vom 28. September 1866 8* etzsamml. S. 607) mit der Maßgabe Anwendung, daß die Wechsel mistels Unterschrift zweier Mitalteder der Hauptverwaltung der Staatsschulden ausgestellt werden. Schatzanweisungen, etwa zugehörige Zinsscheine und Wechsel können sämslich oden teilweise auf ausländische oder auch nach einem bestimmten Wertverhältnisse gleichzeitig auf in und ausändische Währvongen sowie im Aus and zahlbar gestellt werden. Die Festsetzung des Wertverhältnisses und der näheren Bedingungen für Zablungen im Ausland bleibt dem Fwanzminister überlassen. Schatzanweisungen und Wechtel, die zur Einlösung fällig werdender Schatzanweisungen oder Wechsel beimmt sind, bat die Hauptverwaltung der Staatsschulden auf Anordnung des Finanz⸗ ministers vierzehn Tage vor der Föllikeit zur Verfügung zu halten. Die Verzinsfung oder Umtaufszeit der neuen Schuldpapiere darf nicht vor dem Zeitpunkt beginnen, mit dem die Verzinsung oder Umltauss⸗ zeit der emzulösenden Schatzanweisungen oder Wechsel aufhört.

In der dem Gesetzentwurf beigegebenen Begründung wird ausgeführt:

Durch die späte Einberufung der verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung ist es unmöalich geworden, den Staatshaushalts⸗ plan für dae Rechnungsjahr 1919 ncchtzeirig festzussellen. Für die ordnungsmäßige Fortfübrung der. Staatsgeschäfte über den 31 März 19 9 hinaus muß daher eine vorläufige Regelung getroffen we den. Diesem Zweck dient der vorliegende Gesetzentwurf. Er enthält die Ermächtigung zur Forifüöhrung der Ge⸗ schäfte in den Monaten April, Mai und Juni 1919 nach Maßgabe des zurzeit geltenden Haushaltsplans, vorbebaltlich der Rückwirkung des neuen Plars. Neben der allgemeinen Ermächtigung ist er⸗ forderlich, Mittel zu soschen Maßnahmen bereitzustellen, die zwar erstmalig im Haushaltsentwurfe für 1919 erscheinen, aber so dringlich sind, daß sie auch nicht um einige Wochen oder Monate hinausgeschoben werden können. Die hier in Betracht kommenden Ausgaben sind im § 2 des Entwurfs einzeln aufgeführt. Ihre Unaufschiebbarkeit ergibt sich aus den in den Entwürsen zu den inzelven Haushalten für 1919 angeführten Gründen. Für die Einstellung der Neubauten spricht noch, daß anderenfalls die für deren Ausführung günstigste Jahreszeit ungenutzt verstreichen würde, sodann aber, und das dürfte unter den obwaltenden Umständen vorwiegend in Betracht kommen, die Notwendigkeit, Arbeitsgelegenheit zu schaffen. Duich § 3 soll die Möglichkeit geschaffen werden, zur Deckung der nach den §§ 1 und 2 zulässigen Auk⸗ gaben die im § .3 des Entwurfs zum Haushalisgefetz für 1919 vorgesehenen und im Vorbericht zum Staatshaushaltsplon für 1919 begründeten neuen Steuerzuschläge im Interesse der Geschäftsvereinfachung und in Rücksicht auf die Steuerzahler schon alsbald nach dem 1. April 1919 mit der Hauptsteuer selbst zur Hebung zu bringen. Zur Aufre chterhaltung der Finan wirtschaft muß alsbald in neuer Schatzanweisungskredit zur :91 4 stehen. Im 8 c ein solcher wie im § 4 des Eniwurfs zum Haushaltsgesetz

* 1919 bis zu 10 Mihliatden Mark porgesehen.. .As

in den Einkommensteuer⸗ stufen von 3 000 bis 990 5 000 6 500 8 000 9 500 12 500 15 500 18 500 21 500 24 900 27 500 30 500 48 000 60 000 70 000 80 000 90 000 100 000 200 000

mehr als

Statistik und Bolkswirtschaft. Zur Arbetterbewegung.

Aus Essen wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß die. schaften der Zechen „Präsident“ und. „Verei: Karolinenglück“ gestern vormittag vollzählig die Ar wieder aufnahmen. Die Belegschaft der Zeche sfeld“ ist neu in den Ausstand getreten.

Nach einer von „W. T. B.“ übermittelten amtlichen Reuter⸗ meldung aus London wurde in der gestrigen Kouferenz der Vertreter der Eisenbahnergewertschaften mit der⸗ Regierung eine Einigung über die Auslegung der von der Regierung angebotenen Bedingungen erzielt. Diese Bedm⸗ gungen erbalten ijetzt die Ratifikation durch die Eisenbahner⸗ gewerkschaften. Sobald sie ratifiziert sind, soll über die rest⸗ lichen Puntte in den Programmen der Angestellten weiter vei⸗ handelt werden. Die Regierung will alles aufbieten, um eine ge⸗ rechte und rasche Rewelung herbeizuführen. Nach der Konferenz der Eisenbahner erklärte der Obinann der Lokomotivp⸗ führer, Bromley, er sei jetzt davon überzeugt, daß man zu einer freundschaftlichen Regelung gelangen werde.

In Madrid sind nach einer von „W. T. B Havasmeldung die Briefträger, deren Forderungen die Regierung nicht bewilligen konnte, in den Ausstand ge⸗ treten. Militär sorgt für die Austragung der Post Gestein sollte ein Erlaß erscheinen, der die Ersetzung der aus⸗ tändigen Briefträger durch andere vorsieht. Die⸗ enigen, die die Arbeit nicht wieder aufnehmen, werden als entlassen angesehen werden. In Barcelona wurde in zahlreichen Ver sammlungen die Wiederaufnahme der schlossen. Die Ausstände sind damit beendet. Verkehr wickelt sich wieder regelmäßig ab.

B.“ übermittelten

Der öffentliche

Die preußische Statistik des niederen Schulwesens als Kampfmittel polnischer Annexionisten.

So alt das Bemühen der Polen ist, Westpreußen, Posen und Oberschlesien als „unzweifelhaft polnisches Land“ darzustellen, so ist es doch nets an een Ergebnissen der Statistik gescheitert, die den großen Anteil der Deutschen an der Gesamtbevölkerung dieser Landes⸗ teile nachweist. Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 machte der Anteil der Polen selbst im Regierungsbezirk Posen nur 67,1 0 % der Gesamtbevölkerung aus. Im Regierungsbezirk Oppeln beirug dieser Anteil nur 52,86, im Reg.⸗Bez. Promberg 49,c0, im Reg.⸗Bez. Marienwerder 39,2s8 und im Reg.⸗Bez. Danzig gar nur 27,23 %. Immer wieder versuchten daher die Polen die Unzuverlässigkeit dieser Statistit zu beweisen, ind m sie sich auf scheinbar widersprechende Er⸗ gebnisse ander r Zählungen beriefen. So zogen sie auch die Statistik des niederen Schulwesens nach dem Stande am 14. Mai 1911 heran, die einen stärkeren Anteil der polnisch sprechenden Schulkinder nach⸗ weise, als dem Ergebnis der Voltszählung enlispreche. In einer Ver⸗ öffent!ichung des preußischen Statistischen Landesamts („Säatistische Korrespondenz“ 1919 Nr. 5) sind nun zur Prüfung der Richtigkeit dieser Behauptung die Ergebnisse beider Zählungen einander gegen⸗ übergestellt

Eine der gegebenen vergleichenden Uebersichten, die über die Zahl der Kinder im schulpflichtigen Alter von 6 bis 14 Jahren in den Regierungsbezirken Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln nach der Volkszählung von 1910 und der Schulstatistik von 1911 Aufschluß gewährt, scheint auf den ersten Blick jene polnische

Zahl der Volksschulkinder 1911 aller Kinder von 6 bis 14 Jahren am 1. Dezem⸗ ber 1910

. in ihrer Familie polnisch oder kassubisch sprechende

über⸗ haupt

überhaupt vH

140 639 193 632 IIS 279 160 154 971 434 131

455 282

40 241 79 922 120 163 196 409 67 006 263 415 255 709

32,5b8 44,51 59,2 74,c9 47,19 64,70 57,75

Danzig. G Marienwerder..

Provinz Westpreußen Bromberg . .

Provinz Posen . Oppeln.

407 109

v“ 442 756 Summe der fünf Re⸗ grerungsbezirke 1 223 6841] 1 153 116 639 287 55,9 In der Tat ist alfo nach der Schulstatistik von 1911 der Anteil der Volksschulkinder mit potnischer Familiensprache in den Re⸗ gierungsbezirken Danzig. Marienwerder, Posen und Oppeln um 5 90 %, 4,88 %, G 70 % und 479 % höher, als es dem Ergebnis der Volkszählung von 1910 entspricht. Im Regierungsbezirk Bromberg erscheint er allerdings um 2,81 % niedriger; doch ist der Anteil der

Voltsschulkinder mit doppelter Familiensprache (deutsch und volnisch

oder lassubisch) im Regierungsbezirk Bromberg so auffallend hoch er beläuft sich dort nämlich auf 13 773, während er in Danzig, Marienwerter und Posen zwischen 5408 und 9866 schwankt —, daß in Wirklichteit auch dort der Anteil des Polentums wohl etwes stärker ist, als sich nach der Volkszählung ergibt.

Wie erklärt sich nun dieser Unterschied zwischen Volkszählung und Schule rhebung? Von vornherein ist darauf hinzuweisen, daß beide Zählungen ganz verschiedene Fragen stellen und sie nach ganz anderer Methode beantworten: die Volkszählung stellt die Frage nach der Muttersprache des Einzelnen und läßt sie durch ihn selbst oder durch den Haushaltungsvorstand beantworien, die Schulstatistik dagegen erfragt die Fam lrenvrache und legt ihre Festnellung dem vehrer auf, der dabei im wesentlichen auf Erkundigungen bei den Schultindem angewiesen ist. Schon hieraus müssen sich Unstimmigkeiten ergeben; sie reichen aber nicht hin, um so große Unterschiede, wie sie oben an geeben sind, zu erklären. Immerhin ist gerade vom Gesichtspunkt der Polen aus nicht recht verständlich, warum sie der Schulerhebung⸗ die auf diese Weise offenbar größere Fehlerquellen bat als die Volks⸗ zählung, die höhere Glaubwürdigkeit zumessen wollen.

Wesentlich sind für die Erklärung des Unterschieds zwei andere Gründe Zunächst ist die Altersgliederung der volnischen Bevölkerung ganz anders als die der deutschen. Nach einer diese veranschaulichenden Uebersicht in derselben W röffentlichung des Statistischen Landeramts standen am Tage der Volkszählung ven 1905 (für die von 1910 wurde der Altersausbau der polnischen Be⸗ völkerung nicht ermittelt) vom Hundert der gesamten deutschen und volnischen Bevölkerung

Re * Bez. Oppeln 8

Prov. Westpreußen Prov. Posen

—.

p

2 )

8

im Alter von Jahren

82

weniger (—

od weniger (—)

Polen mehr (†) Polen mehr (*

8 * 6

88 UU

18,4 21,es + 3, 1 1926

12,2 12,22 12,29 ₰+ C,07 12.20 1 20 50 37,278 32, 98,28 ,2,09 ,16 38,51 34,28 3s 50 70 12,8 12, % 11, 1,29 10,8 11,26 +0 * Ek entfällt demnach bei den Polen auf die die Volksschule besuchen d⸗ Altersklasse von 6—14 Jahren ein weit größerer Teil

6 14

8,48 14 20 2 e. 7

Arbeit be⸗.

der Bevölkerung als bei den Deutschen. Da mithin, auf das Hundert

der Bevöikerung bezogen, in der Altersklasse von 6—14 Jahren der Antei! der Polen größer ist als in der Gesamtbevölkerung, muß auch die Volksschule dichter mit polnischen als mit deutschen Kindern ꝑDazu lommt rin Die Volksschul tkinder umfassen nur einen Teil der sämtlichen Kinder zwischen 6 und 14 Jahren; ihre Zahl ist im Regierungsbezirk Danzig um 12,05 %, im Reg.⸗Bez. Maxienwerder um 7,27 % im Reg.⸗Bez. Posen um 5,08 %, im Reg. Bez.

zweites:

58 b5 2 4 8 1 Bromberg um 8.37 %, im Reg.⸗Bez. Oppeln um 2,78 % kleiner

als die bei der Volkszählung von 1910 ermittelte Gesamtzahl der schulpflichtigen Kinder von 6 bis 14 Jahren. Im wesentlichen stellt der Unterschied zwischen der Gesamtzahl der schulpflichtigen Kinder und der Zahl der Voltsschulkinder diejenigen Kinder der, die mitllere oder höhere Schulen besuchen. Ein Vergleich der Betetligung der polnischen und der der deutschen Kinder an dem Besuche der Mittelzchule ergibt nun dentlich, daß hier das Polentum bet weitem zurücksteht; es erreicht niemals auch nnr annäbernd den Auteil, den es nach der Stärke der polnischen Pevälkefung erreichen müßte. Die Unterschiere betrugen im Reg.⸗ Pantg 26,89 0 d, im Neg⸗Bezirk Marienwerder 33,4 % im Reg.⸗Bezirk Posen 38 18 %, im Reg.⸗Bezirk Bromberg 39, an, im Reg.⸗Bezirk Oppeln 51,80 %. Es wurden nämlich nach der Statistik des niederen Schulwefens von 1911 Kinder in öffentlichen und privpaten mittleren Schulen gezählt:

in ihrer Familie polnisch sprechende

in Huüunb 4 in Hunbvert⸗ überhaupt 5

erh teilen

Regierungsbezire süberhaupt

IV“ 1 5 976 3 0,28 Marksenwerder . 5 226 32 6,29 Provinz Westpreußen 11 222 342 3,09 11F*“ 5 293 10,45 Provinz Posen. 14 529 22 88 V66* 384 1,16 Summe der fünf Re⸗ gierungsbezirke. 30 115 3 652 12,12. Obwohl für die höheren Schulen eine Erhebung der Schüler nach der Familiensprache nicht vorgenommen worden ist, geht man wohl nicht sehl in der Annahme, daß der geringen Beteiligung der pol⸗ nischen Bepölkerung an dem Besuche der Mittelschule eine ebenso

. 5 2. 2. 8 pefinge⸗ vielleicht noch geringere. Beteilighung an dem Besuche der höheren

Schule entspricht. Denn entscheidend ist hier eine soziale Tatsache: die geringe Beteiligung der Polen au dem Besuch der mistleren und höheren Schulen erklärt sich dadurch, daß trotz der jahrzehntelangen deutschen Kulturarbeit die Masse der polnischen Bevölkerung an Intelligenz und Wohlhabenheit hinter den Deutschen weit zurücksteht. Wenn nun die Zahl der polnischen Kinder in den mittleren und höheren Schulen viel geringer ist, als es dem Anteil der Polen an der Gesamtvevölkerung entspricht, so ergibt sich ohne weiteres der Rückschluß, daß die Volksschule in höherem Maße, als es diesem Anteil entspricht, von polnisch prechenden Kindern besucht sein muß.

Somit stimmen die Ergebnisse der Volkszählung und der Schul⸗ erhebung, wenn sie nur rechtig gewürdigt werden, durchaus mitein⸗ ander überein. 8 ihrer Gesamtheit beweisen sie nicht nur, daß Posen, Westpreußen und Oberschlesien keine „rein polnische“ Be⸗ völkerung besitzen, sondern sie lassen ferner erkennen, daß selbst da, wo eine zahlenmäßige Ueberlegenheit des Polentums besteht, kulturell dem Deutschtum unterlegen ist. 1““

Land⸗ und Forstwirts chaft.

Neber die Umwandlung der Landwirtschaft Englands unter den Kriegsverhältnissen unterrichtet ein Aufsatz von Dr. R. Hanne⸗Hamburg in den „Mit⸗ terlungen der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft“, dem ein im Juli 1918 dem britischen Partament erstatteter Bericht des Board of vgricultare and fisheries and increased fooi production zu⸗ grunde liegt. Es ist, wie der Verfasser in einleitenden Ausführungen uͤber die Verhältnisse in der ersten Zeit des U⸗Boot⸗Krieges bemettt, eine unbestreitbare Tatsache, daß England kein Landwirtschaftsland ist, und daß es vor allem seine große Bevölkerung nicht, selbst nicht bei sparsamster Haushaltung, von den Erträgen seiner Landwirtschaft, auch wenn diese in höchster Kultur sein sollte, ernähren kann. Aus den Nachrichten, die wäbrend des Krieges zu uns aus Engnland berübergekommen sind, wissen wir, daß gerade unser U⸗Boot⸗Krieg die Engländer im eigenen Lande in eine sehr schwere Bedeaugnis gebracht hat. Es fehlten Lebensmittel, Futter⸗

mmittel und andere Gebrauchsgegenstände oder die Rohstoffe dazu,

und im Laude mußten genau wie bei uns zuc Durchhaltung der Be⸗ völkerung Maßnahmen ergriffen werden, die eine gleichmäßige Ver⸗ sorgung der ganzen Bevölkerung mit einzelnen Stoffen ermöglichten. Es ist nun recht beachtenswert, welche ungeheuren Aastrengungen die Engländer gemacht haben, um ihr Land während des Krieges besser mit Vorräten eigener Ernte zu versorgen. Die Ausführungen des erwähnten Berichts des Landwirtschaftsamts vom Juli 1918, die nacheinander eine große Anzahl von Punkten behandeln, besagen, Jurz wiedergegeben, etwa folgendes:

Die Lohne für Landwirschaftsarbeiter sind auf 30 sh. für die Woche erhöht, um überhaupt Landarbeiter zu gewinnen. Es erscheint jedoch fraglich, ob diese Preise später noch gezahlt werden können. Hilfe wird nur von einer besseren Betriebs⸗ und Arbeitseinteilung und einem vermehrten Gebrauch von Maschinen zu erwarten sein. Die im Herbst 1916 zur Erzielung einer besseren und vollkommeneren Verwertung der Milch und ihrer Produkte eingerichteten Käseschulen haben sich sehr entwickelt und in einigen Gegenden bereits festen Fuß gefaßt. Zur Sicherung der Viehzucht sind Veterinärlaboratorten eingerichtet, die durchweg über einen guten Gesundheitszustand des Viehes berichten. Beachtenwert sind die statistischen Zahlen für die Tierbestände von 1914 bis 1917 und 1918. Danach zeigen Milch⸗ kühe von 1914 bis 1917 einen Rückgang. dann bis 1918 eine Zu⸗ nahme, ein Jahr altes Fleischvieh vog 1914 bis 1917 eine Zunahme, dann bis 1918 eine Abnahme, während die jüngeren Tiere von 1914 bis 1918 eine Hnchit⸗ ergeben. Das Gesamtbild des Rindvieh⸗ bestandes des Jahres 1918 zeigt gegen 19t7 eine Verminderung um 27 000 Stück, gegen die Zeit vor dem Kriege, also vor 1914, aber eine Vermehrung um 330 000 Stück. (Zu welchen Zeitpunkten die Zahlen gewonnen sind, wird nicht angegeben. Die ungeheure Zu⸗

nahme muß aber Zweifel daran erwecken, daß die Unterlagen für die beiden Staꝛistiken zu gleicher Jahreszeit gewonnen wurden.) Die Schafzucht zeigt seit 1914 ständigen Ruckgang. Die Schweinezucht ist zwar auch zurückgegangen, doch darin ein Stillstand zu beobachten.

In dem Bericht über die Nahrungsmiltelerzeugung wird davon ausgegangen, daß die Tätigkeit der Umerseebvote, die Knappheit der Finanzen und der Mangel an Tonnage die Selbstversorgung soweit wie möglich, ja bis zum alleräußersten forderten. Zu normalen Zeiten sind % des Verbrauchs des Landes von auswärts eingeführt, und es ist daher notwendig gewesen, vor allem den Kornanbau nach einem genauen Plan zu vermehren. Um dies einheitlich zu gestalten, wurde von einer Skelle aus für sämtliche Distrikke ein Arbeitsplan entworfen, dessen weitere Ausführung je⸗ doch den einzelnen Bezirken allein überlassen wurde unter Gestellung von Schreib⸗ und vissenschaftlichen Hilsfskräften. Die Landwirte wurden veranlaßt, Grasland in Ackerland umzulegen, wobei jedoch, um sie vor einem Schaden zu bewahren, Kornpreise in bestimmter Minimalhöhe für eine Reihe von Jahren festgesetzt werden mußten. Tron des späten Beginns mit dieser Umwälzung ist es in Jahresfrist gelungen, große Flächen Graslandes in ge⸗ schätzter Gesamtfläche von 280 000 ncre umzulegen. Für den ver⸗ mehrten Anbau war eine Vermehrung der Arbeitskräfte notwendig, und während am 1. April 1917, zur Zeit der vollen landwirtschaftlichen Beschäftigung, 36 000 Soldaten für landwirtschaftliche Arbeiten von der Front zurückgezogen waren, die neben 830 deutschen Gefangenen hierzu kommandiert wurden, standen Ende März 1918 61 000 Sol⸗ daten und 10 200 deutsche Gefangene hierfür zur Verfügung. Außer⸗ dem aber wurde eine sogenannte Landarmee aus Frauen und Mädchen der Städte gebildet, die neben 300 000 Landfrauen für landwirtschaft⸗ liche Hilfsarbeiten zur Verfügung stand. Ihr gehörten Frauen an, die sich verpflichter hatten, auf dem Lande zu arbeiten und überall dorthin zu gehen, wohin sie gesandt würden. Die Ausstattung wurde ihnen genefert und halbjährlich erneuert. Für die Zeit in der sie keine Arbeit fanden, war ihre Unterbringung in Hepots gesichert. Zur Leistung der Pflug⸗ und Kultivierarbeiten wurden im Sommer 1917 210 Niederdruckdampfmaschinen in Ordnung gebracht und 300 Soldaten zu ihrer Bedienung aus der Front zurückgezogen. Für 1918 ist die Beschaffung weiterer 90 Dampfmaschinen vorgesehen worden. Vom Finanzministe ium wurde die Genehmigung erteilt, Pferde anzukaufen. 9749 Pferde wurden den Landwirten leihweise zur Verfügung gestellt, 36 Schulen zur Erlernung der Pflugarbeit wurden in Bettieb gesetzt. Die Beschaffung der Dreschmaschinen bereitete Schwierig⸗ keiten, doch wurden für den kommenden Winter weitere 350 bereitgestellt. Um die Maschinen in der vorteilhaftesten Weise zu gebrauchen, wurden sie nach Weisung eines Komitees zur Arbeit verfeilt. Der Bestand an Motorpflügen war im April 1917 660 Stück, zum Teil gemietet, zum Teil Staats⸗ eigentum, im Jahre 1918 hingegen 3000 Stück, durchweg Staats⸗ eigentum. Mit diesen sind 611 600 acre bearbeitet, während mit Dampfpflügen 1 Million vere bearbeitet wurden. Eine Haupt⸗ schwierigteit bereitete die Beschaffung der Düngemittel. Schwefel⸗ saures Ammoniak wurde durch das Muni ionsministerium zur Ver⸗ fügung gestellt. Für die Beförderung auf der Bahn galten zuerst Einbeitsraten die sich jedoch nicht bewährten, da das Inland zu wenig Düngemittel gebrauchte und die Ausfuhr anstieg. Es ergab sich die Notwendigkeit, eine Preisstala einzuführen, um die Aus⸗ fuhr einzudämmen und die Händler zu möglichst frühzeitigem Bezuge zu veranlassen. In dem Verbrauchsjahr bis zum 1. Mai 1916 wurden 65 000 tons, in dem bis zum 1. Mat 1918 238 000 tons verbraucht. Die Beschaffung von Superphospat bereitete große Schwierigkeiten, da die Robstoffe aus dem Auslande nicht eingeführt werden konnten und nicht errältlich waren. Die Saatgutbeschaffung lag nur in einigen Ausnahmesällen nicht in der Hand des Handels. Die Beschaffung von Saatkartoffeln im Jahre 1917 war schwer. Große Anforderungen lagen seitens der Parzelleninhaber vor. Für 200 000 Q wurden Saatkartoffeln beschafft, die mit einem Ver⸗ lust von 5000 £ abgegeben werden mußten. Auch andere Bedarfs⸗ artikel, wie Kali, Dünger, Saatgut und ähnliches, wurden für die kleineren Landwirte besorgt. 6000 potsto-spravying machines wurden beschafft und den Landwirten und Parzellenbesitzern zum Selbstkostenpreise oder mit einem geringen Aufschlag verkauft. Eine sorgfältige Organisation erfuhr der Gartenbau, um die Parzellenbesitzer und kleinen Anbauer zu ermutigen. In 118 Distrikten wurden 741 Nah⸗ rungsmittelerzeugungsgesellschaften gebildet, und die Zabl der Parzellen⸗ besitzer stieg von 570 000 vor dem Kriege auf jetzt 1 400 000. An diese wurden 6 Millionen Einmachgläser gegen sonst 600 000 und 1 Million Eintekörbe verteilt. Die Vergrößerung der Anbau⸗ fläche des Landes wird auf 2 142 000 gcre, die Zunahme der Weizenanbaufläche auf 752 000 acre, entsprechend 39 %, an⸗ gegeben. Damit ist die höchste Weizenanbaufläche seit 1882 erreicht. Die Anbaufläche für Gerste wurde um 158 000 acre oder 11 % ver⸗ m hit, die des Hafers um 735 000 acre oder 25 %, damit de bis⸗ herige größte Anbaufläche um 23 % übersteigend. Die Anbaufläche für Roggen, Erbsen und Bohnen ist um 280 000 acre oder 69 % gestiegen, die für Kartoffeln um 217 000 acre oder 50 %, damit gleichfalls die bisherige größte Anbaufläche um 23 % überragend. Aehnliche Bestrebungen baben in Schortland und Irland eingesetzt, und es ist damit die größte Anbaufläche für Getreideernten, die bisher in der britischen Landwirtschaft zu verzeichnen gewesen ist, erreicht worden. Hier wird im amtlichen Bericht für die übrigen Ententeländer die Mahnung eingefügt, in gleicher Weise im eigenen Lande vorzugehen. In Italien und Griechenland seien ähnliche Bestrebungen bereits im Gange, und Griechenland werde voraussichtlich mit der Ernte 1918 Selbstversorger werden. Damit aber würde die Lage der alliierten Länder, was die Nahrung anbetreffe, weit besser als 1916/17 sein. Die Erleichterung für die einheimische Tonnage, keine Lieferungen aus Amerika befördern zu müssen, da in England und in den verbündeten Ländern größere Mengen von Nahrungsmitteln gewachsen seien, sei sehr groß⸗ und aller Voraussicht nach eine wesentliche Hilfe für das ganze Land.

Nur allzu deutlich spricht aus all diesem heraus der Druck, der auf England geruht hat, daneben aber auch die aufdämmernde Erkenntnis von dem Werte der Landwirtschaft zur Ernährung der eigenen Bevölkerung, insbesondere unter so drückenden Verhältnissen, wie die Kriegslage sie für alle Teilnehmer mit sich gebracht hat. Es ist sehr beachtenswert, wie in diesem mehr und mehr voll⸗ kommen industriell gewordenen Lande nun mit einem Male wieder die grundlegende Bedeutung der Landwirtschaft zur Geltung fommt, und wie unter dem Drucke des Krieges viel von dem, was in den letzten 25 Jabren versäumt wurde, nachgeholt werden soll. Jetzt werden Mindestpreise für das Getreide sestgelegt, jetzt wird die Ackerfläche wieder vergrößert, jetzt wird dafür gesorgt, daß die Bevölkerung Interesse für Landwirtschaft und⸗Landarbeit hat.

Handel und Gewerbe.

Nach dem Jahresbericht des Zwickauer Brückenberg⸗ Steinkohlenbau⸗Vereins über das Jahr 1918 war die Förderung in den ersten zwei Deitteln des Jahres eine den Ver hältnissen entsprechend gute; die Erträgnisse waren zufriedenstellend. Die Emflüsse im letzten D ittel des Jahres hatten einen beträcht lichen Förderrückgang im Gefolge, troßdem gelang es, eine höhere Förderung als im Vorjahre und die höchste Förderung in den vier Kriegsjahren überhaupt zu erzielen. Die Erweiterung der Koferei⸗ anlage und der Neubau einer Teerdestillation wurde Ende März fertiggestellt. Die Inbetriebnahme der auf 70 Regenerativöfen er weiterten Koteret und der auf eine jährliche Verarbeitung

von 3000 Tonnen Teer erbauten Teerdestillation erfolate Anfang April.

Die Brikeitfabrik mußte wegen Mangel an Brikettkohle in den letzten Monaten des Berichtsjahrs ganz außer Betrieb gesetzt werden, da die geringe anfallende Menge Brikertkohle vollständig zur eigenen Kesselfeuerung benötigt wurde. Die erzielte Förderung be⸗ trug Tonnen Kohle 1916: 293 952, 1917: 340 385, 1918: 342 043. Zum Verkauf gelancten einschließlich der aus dem Vorjahre über⸗ nommenen Vorratsmengen Tonnen 1916: 181 059, 1917: 219 720, 1918: 240 505. Die Gesamteinnahmen betrugen laut Gewinn⸗ und Verlustkonto 9 614 772 ℳ, die Gesamtausgaben 8 902 664 ℳ. Vom Reingewinn von 346 583 entfallen 45 als Gewinnanteil für die Aktie 337 500 ℳ, Vergütung an den Aussichtsrat 7098 ℳ, Ueber⸗ weisung an die Baurücklage 1985 ℳ. .

Die Baumwollspinnerei Erlangen erielte laut „W. T. B.“ im Geschäftsjahr 1918 einen Ueberschuß von 1 269 414 ℳ, wovon 386 590 als Abschreibungen abgesetzt werden. Der Auf⸗ sichtstat beschloß der Generalversammlung die Verteilung von 15 p (im Vorjahr 10 vH) auf das erhöhte Aktienkapital vorzuschlagen.

Die Aktiengesellschaft Essener Steinkoblen⸗ bergwerke schlägt laut „W. T. B.“ 10 vH für die Aktie vo (wie Vorjahr), außerdem aus in früheren Jahren angesammeltem Bestande 40 für jede Aktie.

Die Aktiengesellschaft für chemische In⸗ dustrie Gelsenkirchen schlägt laut „W. T. B.“ vor, 16 vH (wie Vorjahr) für die Aktie zu verteilen.

Wien, 24. März. (W. T. B.) Bei der Prager Eisen⸗ industrie⸗Gesellschaft stellt sich das Ergebnis des ersten Halbjahres im Geschäftsjahr 1918/19 gegen den gleichen Zeitraum des vorigen Geschäflsjahres um etwa 6 Millionen Kronen niedriger Der Absatz an Eisenfabrikaten blieb gegenüber dem Voriihr um 890 000 Meterzentner, an Phosphatmehl um 7000 Meterzentner, an Steinfkohle um 2 320 (00 Meterzentner zurück. Gegenüber der Er zeugung in normalen Zeiten werden jetzt nur ungefaähr 50 vH Roh⸗ eisen, 40 bis 45 vH Stahl, 50 bis 60 vH Koblen erzeugt. Der Absatz an Eisenfabhrikaten beträgt gegenwärtig zwischen 30 und 40 H des normalen. Der Verwoltungsrat beschloß die Verlegung des Sitzes der Gesellschaft nach Prag.

Wien, 25. März. (W. T. B.) Bei der Oesterreichischen Alpinen Montan⸗Geselschaft betragen für 1918 der Roh⸗ ertrag 40 566 779 Kronen gegen 35 49 177 Kronen im Vorjahr, die Lasten 27 191; 141 Kronen (21 964 693), die Abschrei⸗ bungen 5 413 358 Kronen (5 302 082) und der Reingewinn 7 962 281 Kronen (9 305 608) Unter Hinzurechnung des Gewinn⸗ vortrags von 2 179 873 Kronen (4 004 826) beläuft sich der Gesamtgewinn auf 10 142 153 Kronen (12 310 433). Zur Verteilung an die Aktionäre werden 10 (13) vH gleich 20 Kronen (26 Kronen) vorgeschlagen. Ferner wird die Erhoöhung des Aktien⸗ kapit a Ps von 72 auf 90 Millionen Kronen beantragt. Die Er⸗ zeugung stellte sich für Kohle in Tausenden von Meterzentnern auf 8095 (9284) Roherze 11 610 117263), Roheisen 3187 (4907), Ingots 2066 (3994) und fertige Walzware 1045 (2243).

Madrid, 21. März. (W. T. B.) Ausweis der Bank von Spanien vom 15. März 1919. (In Tausend Pesfetas.) Gold im Juland 2 256 259 (gegen die Vorwoche Zun. 27 494), Gold im Ausland 89 368 (Zun. 429), Barvotrat in Silber usw. 646 649 (Zun. 1 197), Wechselbestand 988 300 (Zun. 60 179). Lombard 390 511 (Abn. 90), Wertpapiere 11 9t4 (Zun. 252), Notenumlauf 3 474 311 (Abn. 2 238), Fremde Gelder 1 115 403 (Zun. 25 799).

Berichte von auswärtigen Wertpapiermärkten.

Wien, 24. März (W. T. B.) Die Rückwärtsbewegung, die an der Börse durch die Ereignisse in Ungarn am Schluß der ver⸗ gangenen Woche eingeleitet wurde, machte heute weitere erheb iche Fortschritte. Das Angebot war zwar nicht dringend, und der Ver⸗ ktehr vollzog sich daher in aller Rube, doch hatte die mangelnde Auf⸗ nahmefähigkeit zur Folge, daß die Kurse einer empfindlicheren Ab⸗ schwächung unter agen. Namentlich wazen die ungarischen Werte, einzelne Schiffahrtscktien sowie Bergwerks⸗ und Petroleumwerte ge⸗ drückt. Der Schluß erfolgte bei teilweise mäßig erbolten Kursen in abwartender Haltung. Renten verloren etwa 1 ½ vd. Morgen fällt die Börse Feiertags wegen aus.

Wien, 24. März. (W. T. B.) (Börsenschlußkurse.) Türkische Lose 417,00, Orientbahn 1712,00, Staalsbahn 916,50, Südbahn 54,75 Oesterreichischer Kredit 618,00, Ungarischer Kredit 736,00, Anglobank 410,00, Unionbank 546,00, Bankverem 450,00, Länder⸗ bank 429,00, Tabakaktien 1126,00, Alpine Montan 797,00, Prager Eisen 2450,00, Rima Muranyer 811,00. Skodawerke 720,00, Salgo Kohlen 845,00, Brüxer Koblen 1600,00, Galizia 1355,00, Waffen 985,00, Lloyd⸗Aktien 3020,00, Poldihütte 1012,00, Daimler 630.00, Besterreichische Goldrente 122,50, Oesterreichische Kronenrente 85,50, Februarrente 85,75, Mairente 85,50, Ungarische Goldrenne —,—, Ungarische Kronenrente —,—. .

Morgen Feiertag.

Wien, 24. März. (W. T. B.) Amtliche Notierungen der Devisenzentrale. Berlin 202,90 G., 203,20 B., Amsterdam 833 (0 G., 834,00 B., Zürich 414,50 G., 416 50 B., Kopenhagen 521, 75 G., 52 2,75 B., Stockholm 559,75 G., 60,75 B., Christiania 537,50 G. 538,70 B., Marknoten 202,55 G., 203,05 B.

Berichte von Aauswärtigen Warenmärkten.

Liverpool, 15. März. (W. T. B.) Baumwoll⸗Wochen⸗ bericht. Wochenumsatz 19 330, do. von amerikanischer Baumwolle 16 610. Gesamte Ausfuhr —,—, do. Einfuhr 49 187, do. do. von amerikanischer Baumwolle 46 061. Gesamter Vorrat 490 840, do. do. von amerikanischer Baumwolle 301,.210, do. do. von ägyptischer Baumwolle 40 870.

Rio de Janeiro, 20. März. (W. T. B.) Kaffee. Zufubren: in Rio 6000 Sack, in Santos 19 000 Sack.

8

Aus gebote, erlust⸗ und Fundsachen, Zustellungen ℳ&. dregl. Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen de⸗ Verlosung ꝛc. von Wertpapieren.

8 Kommanditgesellschaften auf Aktien u. Aktiengesellschaftru.

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14

aeeee; fün den Naum einer 5 gespaltenen Einheitszeile 50 Pf.

Prwerbs. und Wirtscha mnossen 1 Riederlassung ꝛc. von Fltgenegessee Unfall⸗ und Invallditäts⸗ zc. Versichern Bankausweise.

wird auf den Anzeigenpreid ein Teuerungszuschlag von 20 v. H. erhoben. =

Verschiedene Bekanntmachungen⸗

1) Untersuchungs⸗

1“ sachen. 1 8— 5 4) den om

Wüctt. Staatsanwaltschaft Tübingen

In der Strafsache gegen 1) 18* am 28. Janusr 1891 ir; ge 4 8

den am 21

arl Gottlieb Weller,

1u

2) den am 14. August 1891 in Rott⸗ weil geb⸗ Karl Otto W invorf.

3) den am 23. Jult 1891 ia Dettinger, O. A. Miach, geb. veorg Christtan Feitz 9. November 1892 m Piochingen geb. Otto Löffelhardt,

5) den am 9. März 1891 n Plochtngen geb. Christian Albert Löffeiharvt. Dezember 1891

scharl Nerh, 11“X“

7) den am 24. Juni 1891 in Rottea⸗ burg geb. Karl Johann Uimer

wegen Verletzung der Wehepflicht, wurde die am 27. Februar 1914 ve bängte Ver⸗ wögensbeschlag ohme durch Beschluß der Straftkammer des Landgerschts Tübingen Bwit. vom 10 Februor 1919 aufg hober.

Den 7. Mäcz 1919. in Garichtsassessor (Uaterschtift

[85876]

Würnt. Staatsanwaltschaft Tübingen. In der Straffach⸗ gegen 1) den am 15. Januar 1889 in Höl⸗ brich, Bez. Würzbag, geb. Kari August

2) den am 2. Simmersfeld, O⸗A. Nagole, geb. Friedrich Feuerbacher, b

3) pen am 17. Ppe I 1886 in Ulm a. D. M geb. Hans Alfred Paul Junginger,

4) den om 26. Januar 1888 in Tü⸗ binoen g-ab. Walter Ervwin Hans Keru,

5) dn am 3. F bruar 1889 in Horgen, Sch veiz, grb Färber Emil garl Mülter, 6) den am 18. Mér, 1888 in h ühl⸗ bach geb. Kaufmann Ri holo Weber

w an Neil’tz vg der Web pflicht wurde die am 7. Junt 1912 verhingte Vr⸗ nöözen beschl ga hme dirh Beschloß der Sirnkomnur des Landgerchis Tübingen vom 10. Februar 1919 zu Zeffer 2, 3, 4

2. Seplen ber 18890 in