1919 / 74 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 31 Mar 1919 18:00:01 GMT) scan diff

Die dem Statistischen Reichsamt zugegangenen Berichte lassen erkennen, daß die wirtschaftliche Lage im Februar sich ebenso ungünstig

; Fashtegedier wird die Denkschrift der Organisationen über die Notwendigkeit des Achtstundentages der französischen Regierung weitergeben unter Berichterstattung über die vorliegenden Umstände.

das üunter einer Röteldecke eine dreiteilige Holzkammer mit drei Leichen enthielt. Ein Fürst mit seinen zwei Frauen ist dort begraben. Das Grab entstammt dem 3. Jahrtausend v. Chr. Von den Beigaben ist ein

wie im Vormonat gestaltet hat, wenn auch die Arbeitslosenzahl infolge einer stellenweise leichten Besserung des Arbeitsmarkts in der zweiten Hälfte des Berichtsmonats euwas abgenommen hat. Während ie gegen Anfang Februar 999 369 betrug, war sie am 19. Februar auf 1 100 889 gestiegen, ist dann aber in den ersten Tagen des Monats März auf 1 076 368 zurückgegangen. Die Arbeitslosenzahl in Groß Berlin zeigte zwar Ende Februar eine Zunahme gegen den Bestand am Anfang des Monats (260 917), war aber von 276 582 am 26. Februar auf 274 835 am 28. Februar gesunken. „Der Mangel an Rohstoffen, die wachsenden Verkehrsschwierig⸗ keiten Wagenmangel, häufige Sperrungen wichtiger Bahnstrecken, Unregelmäßigkeiten auch im Stückgutverkehr —, die infolge der Un⸗ ruhen im schlesischen und Ruhrbezirk völlig ungenügenden Kohlen⸗ zufuhren sowie die außerordentlich hohen Löhne in Verbindung mit der verkürzten Arbeitszeit und der Minderung der Arbeitsleistung infolge steigender Arbeitsunlust verringerten die Leistungsfähigkeit aller Betriebe in steigendem Maße. Viele von ihnen dürften nicht in der Lage sein, die Arbeiter weiterhin nur mit Behelfsarbeiten zu geschäftigen; auch werden immer mehr Unternehmungen zum Still⸗ tand und zu Arbeiterentlassungen gezwungen. Die Mlentindung des Verkehrs mit Rheinland⸗Westfalen und dem Saargebiet erweist sich immer mehr als verhängnisvoll. Die künstliche Auseinanderreißung bieser eng miteinander verbundenen Gebiete führt auf die Dauer zu wirtschaftlichen Schädigungen schwerster Art. Die Ablatz⸗ nöglichkeiten im In⸗ und Auslande werden im großen und ganzen als nicht ungünstig angesehen; sie werden aber im Inland durch die ßerst verschärften Verkehrshemmungen ebenso erschwert wie die Wiederanbahnung von Auslandsbeziehungen durch die Fortdauer der Wirtschaftsblockade. Die Erhöhung der Herstellungskosten infolge Rückgangs der Arbeitszeit bei gleichzeitig steigenden Löhnen und hohen Robhstoffpreisen ist so bedeutend, daß schon aus diesem Grunde mit einiger Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt vorläufig nicht gerechnet werden kann. Die Hauptindustriezweige zeigen noch das gleiche un⸗ zünstige Bild wie im Vormonat, wenn auch hier und da eine leichte Besserung des Geschäftsgangs nicht zu verkennen ist. Besonders hat sich die Lage in der Eisenindustrie so kritisch zugespitzt, daß infolge der in den letzten Monaten immer schärfer hervorgetretenen Erznot iit einem völligen Zusammenbruch berechnet werden muß. Nuch die Lage in der Papier⸗, Leder⸗, Holz⸗, Schokoladen⸗ und Tabak⸗ ndustrie muß noch als besonders unaünstig bezeichnet werden.

Nach den Nachweisungen der Krankenkassen standen am

März 1919 im Vergleich mit dem Anfang des Februars insgesamt

58 408 oder 22 vH mehr Mitglieder in Beschäftigung. An der Steigerung der Anzahl der Mitgltieder ist das männliche Geschlecht nit 221 707 oder 5,° vH beteiligt, während bei den Frauen und Mädchen eine Abnahme um 63 299 oder 2 vH festzustellen ist. Die icht unbeträchtliche Zunahme der männlichen Mitglieder ist zum Feil auf den Zwang für die Arbeitgeber zur Einstellung von Kriegs⸗ reilnehmern zurüczusühren; ferner ist zu berücksichtigen, daß infolge der Aufnahme von Erwerbslosen in die Krankenversicherung nach der Leroronung vom 4. Nopember 1918, betr. Aenderung der Verord⸗ ung her Erwerbslosenfürsorge vom 13. November 1918, die Zahl 28 Pflichtmitglieder sich nicht mit der Zahl der Beschäftigten decken ann.

Nach den Feststellungen von 29 Fachverbänden, die für 2616 732 Mitglieder berichteten, betrug die Arbeitslosenzah Ende Februar 157 558 oder 6,0 vH. Im Januar war von 33 Fach! verbänden über eine Arbeitslosigkeit von 68 H berichtet worden“ die Arbeitslosigkeit ist demnach diesmal etwas zurückgegangen. Im; Februar der drei vorhergehenden Jahre sowie des Jahres 1914 war e wesentlich niedriger als im Berichtsmonat, sie berrug 1918: 0,, 1917; 1,6, 1916: 2,8, 1914: 3, r, dagegen im Jahre 1915: 5,1 vH.

Die Statistik der Arbeitsnachweise läßt erkennen, daß

ioet Berichtsmonat die Zahl der Arbeitsuchenden, bezogen auf die Zahl der offenen Stellen, beim männlichen Geschlecht nicht unbe⸗ trächtlich gestiegen, beim weiblichen aber etwas zurückgegangen ist. Im Februar tamen auf 100 offene Stellen bei den männlichen Per⸗ fonen 205 Arbeitsuchende, beim weiblichen Geschlecht 203 (gegen 188. bezw. 217 im Vormonat und 58 bezw. 93 im entsprechenden Monat des Vorjahres). b Die Berichte der Zentralauskunftsstellen der Arbeitsnachweise über die Vermittlungstätigkeit im Februar zeigen, daß Landwirt⸗ sch aft und Bergbau weiterhin noch dringend des Zuzugs von Arreitskräften bedürfen, wenn auch stellenweise die Vermittlungen, besonders gegen Ende des Monats, etwas günstigere Ergebnisse citigten, so z. B. in Bayern, Schlesien, der Provinz Branden⸗ burg und im Rheinland. Die in Frage kommenden Arbeit⸗ suchenden verweigern aber vielfach noch den Abschluß von lang⸗ ristigen Verträgen, ebenso stehen übertriebene Lohnforderungen meist hinderlich im Wege. Aus Westpreußen wird hierzu berichtet, daß

Festsetzung von Mindestlöhnen für die einzelnen Arbeitergruppen durch die Kreis,, Landarbeiter⸗ und Bauernräte erfolat. Auch beginnt die Unterkunftsbeschaffung in Landwirtschaft und Bergbau den Ver⸗ nittlungsstellen Schwierigkeiten zu bereiten.

Die Lage auf dem Arheitsmarkt für kaufmännische An⸗ gestellte wirkt besonders besorgniserregend, da die Zahl der stellen⸗ ösen Kaufleute insgesamt sich weitehin bedeutend vermehrt hat.

ereinzelle leichte Belebungen dieses Arbeitsmarktes, wie z. B. in apern, haben auf das Gesamthild keinen wesentlichen Einfluß aus⸗ uüben vermocht. Dem Gesamtüberblick läht das „Reichsarbeitsblatt“ eine aus ührliche Wiedergabe von Berichten über Beschäftigung, Arbeits⸗ ofgkeit, Arbeitsnachweis usw. folgen. Das Heft enthält weiter den hluß des Beitrags über Maßnahmen auf dem Gebiete der Wohnungsfürsorge für kinderreiche Familien, eine Abhandlung über Aenderungen des russischen Arbeiterversicherungsgesetzes sowie endlich eine solche über soziaspolitische Maßnahmen in Großbritannien in der Zeit nach dem Kriege.

K

laäßt

Zur Arbeiterbewegung.

Die Zahl der Ausständigen im Ruhrgbiet belief ich, wie „W. T. B.“ meldet, am STonnabend auf 37 200 gegen 81 600 am Tage vorher.

Aus dem Saargebiet berichtet „W. T. B.“, daß die Belegschaften der staatlichen Gruben Dud⸗ weiler“ und „Bürgerfrende“ am Mittwoch, den 26. 5 M.,

n den Ausstund eingetreten sind. In den letzten Tagen haben ich ihnen die Arbeiter sämtlicher übrigen staat⸗ ichen Gruben im Saargebiet angeschlossen. Auch auf die bayerischen Gruben bhat der Ausstand übergegriffen. Ueber die Ursachen des Ausstands schreibt die sozial⸗ dembkratische „Volksstimme“: Am 12. März wurden gemeinsam von beiden Hauptverbänden, alter Verband und Werkverein christlicher Bergarbeiter, folgende Forderungen an die Bergwerksdirektion und an den Leiter der französischen Grubenkontrolle eingereicht: 1) Ein⸗ ührung des Achtstundentags, 2) Erhöhung der Löhne der Klasse I um 25, vO, 3) Erhöhung der Klassen 11, III und IV um 30 vH., ¹ Festsetzung von vier Fünftenn des Durchschnittslohns der Klasse 1 818 Mindestlohn. Während die Bergarbetter im rechtsrheintschen den 7 ¼ Srundentag, die meisten übrigen Arbeiter, auch im Saargebiet schon den Achtstundentag haben, müßten die Saarbergleute oft 8ꝛ⁷¾i Stunden arbeiten. Verhandlungen zur Beilegung des Ausstands baben mittlerweile zwischen den Bergwerks⸗ direktionen, dem französischen Aufsichtsdienst und den Organisationen stattgefunden. Nach achteinhalbstüudiger Verhandlung wurden zwischen dem Leiter des französischen Grubenkontxolldienstes und den Arbeitervertretern Abmachungen getroffen, auf Grund deren diese zur Wiederaufnahme der Arbeit am heusigen Montag auffordern. Hie Ausstandsbewegung im Saar⸗

F. B

lehren, und daß die Goten diese Lehre aus der Gegend des Schwarzen

Alle Arbeiter der Klassen I, II, III. die als Häuer gelten, erhalten einen Lohnzuschlag von 2 jede Schicht, Schlepper und Lehrhäuer entsprechend der Arbeitsordnung sechs bis neun Zehntel dieses Betrages. Jugendliche von 14 bis 15 Jahren erhalten 30, folche von 15 bis 16 Jahren 50 Lohnerhöhung für die Schicht. Unter dem Durchschnittssatz befindliche Schichtlöhne sollen ab 1. April an diesen herangebracht werden. An im Gedinge beschäftigte Bergleute der Lohnklasse I sollen Löhne unter vier Fünfteln des Durch⸗ schnittslohns nur bezahlt werden unter Nachprüfung des Ausschußmitglieds der betreffenden Arbeiterklasse. Der dem Handelsministerium eingereichte Antrag, den Bergarbeitern dieselben einmaligen Teurungszulagen wie den anderen Staatsarbeitern zu ge⸗ währen, den die Berawerksdirektion befürwortet hatte, soll auch von der französischen Aufsichtsbehörde durch Vermiltlung der Waffenstill⸗ standskommission unterstützt werden. Zur Verbilligung der Zusatzlebensmittel soll der bisherige monatliche Zuschuß von 500 000 um 350 000 erhöht werden. Die Berg⸗ werksdirektion wird sich ferner an dem geplanten Unter⸗ nehmen zur Verbilligung der Lebensmittelpreise im Industriegebiet in der gleichen Weise wie die dortige Industrie beteiligen. Bezüglich der Inhaftierten wird der Aufsichtsdienst sich für Strafmilderung bzw. baldige Freilassung einsetzen. Die Bergwerksdirktion verspricht, Maßregelungen aus Anlaß des Ausstands zu unterlassen. Die Ver⸗ einbarungen sind nur dann bindend, wenn die Belegschaften am heutigen Montag die Arbeit wieder aufnehmen.

Ueber die Beilegung des deutsch⸗österreichischen Eisenbahnerausstandes berichtet „W. T. B.“ folgendes: Zwischen der Staatsregierung und dem Ver⸗ trauensmännerausschuß der deutsch⸗österreichischen Eisenbahner sind Vereinbarungen zustande gekommen, welche betreffen: 1) Erhöhung der Lebensmittelration, 2) Ge⸗ währung eines Beitrages von 100 Kronen an alle Bediensteten und je 20 Kronen für jedes Familienmitglied monatlich vom 1. April bis 1. August 1919 einschließlich unter Aufrechterhaltung der bisherigen Teuerungszulagen und Anschaffungsbeiträge, 3) Er⸗ lassung einer Amnestie und Wiederaufnahme der seit dem 1. August 1914 strafweise entlassenen Bediensteten, 4) unverzügliche Vorlage eines Gesetzes, das zur Wahrung der Interessen des Personals und zu dessen geordneter Mirwirkung an der Verwaltvung in allen das Personal berübrenden Angelegenbeiten eine allgage⸗ meine Personalvertretung vorsieht, unter deren Mitwirkung bis 31. August eine Besoldungsreform erfolgen soll, 5) Einwirkung auf die Privatbahnen wegen Gewährung gleicher Zugeständnisse, 6) Neu⸗ organifation der Staatsbabnen, 7) Bekämpfung des Schleichhandels unter Heranziehung der Arbeiter⸗ und Soldatenräte. Versamm⸗ lungen der Eisenbahnbediensteten beschlossen am Freitag einstimmig, die Arbeit 12 Uhr Nachts wieder aufzunehmen. Maßgebend für den

für drei Tage Lebensmittel hatte.

Kunst und Wissenschaft.

Der „Arbeitsrat für Kunst“, eine freie Vereinigung modern ge⸗ sinnter Kunstfreunde, veranstaltet in Neumanns Graphischem Kabinett (Kurfürstendamm 232) eine Ausstellung von Entwürfen unbe⸗ kannter Architekten. Wenn unter den Einsendern auch kein verkanntes Genie ist, so ist die Ausstellung dennoch dankbar zu be⸗ grüßen, da sie uns bisher der Oeffentlichkeit völlig unbekannte Ideen jüngerer Architekten vermittelt. Man sieht verblüffende Entwürfe, die den geläufigen Anschauungen vom Wesen der Baukunst völlig widersprechen. H. Finsterlin zeigt Gebilde, die Pilzen, Tropfsteinen oder anderen seltsamen Naturformen gleichen. Er scheint der Ansicht zu sein, daß ein Haus in der Landschaft nicht mehr wie ein von Menschenhand errichteter Fremdkörper wirken soll, es fügt“ sich wie ein Naturgewächs der Land⸗ schaft ein, aus deren Boden es bunt und strahlend hervorgewachsen zu sein scheint. Wer den Einwand erhebt, daß diese Bauwerke allen uns bekannten und bisher geltenden Gesetzen der Statik Hohn sprechen, dem hält Walter Gropius in einer Programmschrist der Ausstellung den Satz entgegen: „Phantasie ist wichtiger als alle Technik, die sich immer dem Gestaltungswillen der Menschen fünt“. Man kann die bizarren Entwürfe, die Ideen Scheerbarts und Morgen⸗ sterns auf dem Papier ein Scheindasein verleihen, als weltfremde Träumereien belächeln. Wer aber gewöhnt ist, jeder ernst gemeinten mensch⸗ lichen Betätigung die Achtung nicht zu versagen und Fremdartigem einen zuten Willen enigegenzubringen, der wird in diesen Blättern ringender Künstler mehr als einen billigen Bluff sehen. Dies um so mebr, als man gleichartigen Bestrehungen und Ideen bei verschiedenen Künstlern begegnet. Man entdeckt schließlich sogar, daß diese Gebilde nicht ganz unvermittelt entstanden sind. Es sind Zusammenhänge mit den architektonischen Schöpfungen Hermann Obrists, von dessen Kunst man auch einige Beispiele sieht, festzustehen. Selbst im Rahmen dieser Ausstellung wirkten Finsterlin und die Seinen als fremdartige und revolutionäre Sondergruppe. Bei den Entwürfen der anderen Künstler fühlt man wieder festeren Boden unter den Füßen. Neben ziemlich konventionellen Plänen gewahrt man auch hier phantasievollere Gebilde, die sich im großen und ganzen aber doch noch im Bereich des technisch Möglichen und Ausführ⸗ baren halten. Man sieht Woltenkratzer und Glas⸗ und Eisenbauten, bei denen Bruno Tauts „Glashaus“, das sich guf der letzten Werkbundausstellung in Cöln befand, Pate stand. Sehr talenrvoll sind die Projekte Kaldenbachs (†), der auf den Bahnen Henry von de Veldes wandelte, aber dabei doch eigenes zu geben wußte. Liest man den Satz Bruno Tauts, der ebenfalls in der einführenden Programmschrift steht: „In unserem Beruf können wir heute nicht Schaffende sein, sondern sind Suchende und Rufende“ dann gewinnt man das rechte Ver⸗ hältnis zu der Ausstellung, und man würdigt sie so, wie sie gemeint ist: als ein Dokument der ringenden und werdenden Jugend.

18 E. Pl.

8 Ueber germanischen Totenkult sprach der Privatdozent Dr. M. Ebert in der Märzsitzung der Anthropologischen Gesellschaft. Er ging bei seinen Erötterungen von einem minoischen Sarkophag aus, auf dem eine Totenbestattung dargestellt ist. Als Opfer werden dort dem Toten neben anderen Dingen auch Schiffe dargebracht. Schiffe oder Wagen spielen überhaupt im Totenkult eine große Rolle. Einmal dienen sie als Transportmittel zum Begräbnisplatz. Bei den Scythen wurden die Leichen der Vor⸗ nehmen durch alle Städte gefahren, um die erforderlichen Ehren in Empfang zu nehmen, ehe sie auf den Begräbnisplatz gebracht wurden. Ferner dienten die Wagen und Schiffe als Grabbeigaben und als Transportmittel in das Jenseits. In Kreta und in der homerischen Zeit glaubte man, daß das Jenseits durch einen Strom vom Diesseits getrennt sei, den die Toten übersetzen müssen. In Norwegen ist das Schiffsbegrähnis sehr gebräuchlich gewesen. Man findet solche noch im 8. nachchristlichen Jahrhundert. Nach römischem Muser gab man in Norddeutschland und Standinavien den Toten Goldmünzen als Charonspfennig in den Mund. Nament⸗ lich aus der Wickingerzeit findet man viele Schiffsgräber. In Norwegen wurde alles für die Seefahrt Notwendige den Toten beigegeben. Allmählich wird das Schiffsgrab zum Symbol. Man findet Steinsetzungen in Schiffsform und Schiffebilder auf Grab⸗ teinen. Früher nahm man an, daß die Idee des Schiffsgrabes aus den Mittelmeerländern stamme. Ebert glaubt, daß sie mit den Mysterien des Mitras zusammenhängen, die ein Weiterleben nach dem Tode!

Meeres und nach dem Norden Europas mitbrachten. In die Gegend des Schwarzen Meeres führten auch einige Funde, die Ebert noch außerdemn bespigch. In dem nördlichen Vorgelände des Kaukasus,

ebier kann damit als beendet angesehen werden. Der französische

1

Beschluß war besonders der Umstand, daß Deutsch⸗Oesterreich nur

Becher bemerkenswert, der eine realistische Darstellung von Tieren in einer Land chaft aufweist. Das Gehirge stellt mit größter Wahrscheinlichkeit den Kaukasus mit seinen Flüssen Terek und Kurgan vor, so daß man annehmen kann, daß der Becher dort entstanden ist. Aus einem Grabfund aus Woronesch am oberen Lauf des Don zeigte der Vortragende auf einer Vase eine Darstellung aus dem Leben der Scythen, die aus dem 3.—4. Jahrhundert v. Ch. stammt. Es ist eine Kampiszene dargestellt, während auf einer späteren Vase der Ausgang des Kampfes abgebildet ist. In dieser Zeit waren die Seythen nicht mehr Nomaden, wie Herodot sie beschreibt, sondern sie wohnten in Städten und waren in Handelsbeziehungen zu den Griechen des Pontus eingetreten. Auf einem goldenen Kamm, der in einem Grabe bei Nekropolis ge⸗ funden wurde, sieht man die Folgen dieses Verkehrs. Die Seythen sind in ihrer Tracht hellenisiert, während die Griechen sich mehr den Scythen angepaßt haben.

Theater und Musik.

Spielvlanänderung im Opernhause. Morgen wird wegen mehrfacher Erkrankungen statt „Ravpelkopf“ „Violetta. mit Fräulein Artst de Padilla in der Titelrolle und Herrn Jadlowker als Alfred gegeben. Anfang 7 Uhr. Musikalischer Leiter ist der Kapellmeister Otto Urack. Die im Vorverkauf bereits verkauften Eintrittskarten für die 83. Dauerbezugs⸗ vorstellung haben Gültigkeit für die neuangesetzte Vorstellung „Vrosetta“. Sie werden auch, jedoch nur bis zum Beginn der Vor⸗ stellung, an der Opernhauskasse zum Kassenpreise zuzüglich des amt. lichen Aurgeldes zurückgenommen. Eine spätere Zurücknahme ist ausgeschlossen.

Im Schauspielhause wird morgen „Peer Gynt“’ in der gewohnten Besetzung wiederholt. Anfang 7 Uhr. Spielleiter

ist Dr. Bruck.

Der Konzertbericht befindet sich in der Zweiten Beilage.

Aeronautisches Obfervatorinm. Nr. 217. Lindenberg, Kreis Beeskow.

27. März 1919. Drachenabstieg von 8 ¾ bis 11 ¾.

8 88 5 Wind Feuchtig⸗ 8 1 Ri chtung Geschwind.

Seehöhe Luftdruck Temperatur C

V 6“ oben keit Sekund.⸗

unten z w2 9% Meter

122 87 5 —6 500 3 80 6 11 1500 95 WS 3 2000 1I 6 14 2230 6d 80 Bs 13

Bedeckt 10 Go. Inversion 1880 1950 m von 7,30 auf 6,4 °.

8 Nr. 27 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten am 29. März 1919, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnachrichten. Nicht⸗ amtliches: Ueber die Berechnung von Flutwellenlinien in einem Tide⸗ flusse. Görlitzer Arbeiterwohnungen am Wohnhofe. Zeitgemäße Bauvperträge. Vermischtes: Dritter Nachtrag zum Reichshaushalt für 1918. Aus dem Reichshaushalt für 1919. Reichsbeit ag zur Unterhaltung des Reichsluftamts. Reichsbeitrag füͤr die Reichganstalt für Gewebeforschung. Türdrücker und Fenstergriffe aus Eisen und Holz.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Erste und Zweiten Beilage.)

Theater.

Opernhaus. (unter den Linden.) Dienstag: 83. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. An Stell⸗ der ursprünglich angekündigten Vorstellung „Rappelkopf“: Violetta. (La Traviata.) Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi. Tert von Piave. Mustikalische Leitung: Otto Urack. Spielleitung: Karl Holy. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhans. (Am Gendarmenmarkt.) Dienstag: 91. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Peer Gynt von Henrik Ibsen. (In zehn Bildern., In freier Ueber. tragung für die deutsche Bühne gestaltet von Dietrich Eckart. Musik von Edward Grieg. Neh Leitung: Dr. Carl Besl⸗ Spielleitung: Dr. Reinhard Bruck. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Opernhaus. 84. Dauerbezugsvorstellung.

Mittwo 1 Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben.

178, te en. 8 und C trieg au artburg. omantische er in drei Akten don Richard Wagner. Anfang 6 Uhr. 1

Schauspielhaus. 92. Dauerbezucsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Die Jud asglocke. Schauspiel in vier

188 von Hans Knobloch. Spielleitung: Albert Patry. Anfang 7 Uhr.

Familienvachrichten.

Verlobt: Frl. Edit Falkenbahn mit Hrn. Leutnant a. D. Heinz von der Lancken (Berlin). Frl. Ruth von Eckartsberg mit Hrrn. Wilhelm Vorwerk (Berlin— Barmen). Verehelicht: Hr. Johann Arens gen. Benine mit Frl. Agnes Boll (Berlin). Hr. Obecleutnant Withelm Frhr. von Ucker⸗ mmann mit Frl. Else Sauer (München). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Pastor Gürtler (Posen). Hrn. Pastor Lic. Dr. Efert (Breslau). Eine Tochter: Hrn⸗. Heinz Frhr. von Wechmar, z. Zt. Spannarp (Schweden). Gestorben: Hr. Generalmafor z. D. Friedrich von Jagwitz (Biegnitz (Kr. Glogau). Hr. Rittmeister Curt von Bitter (Berlin). Hr. Obersörster Emil Reichelt (Breslau).

ününhd

Verantwortlicher Schriflleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteber der Geschäftsstelle,

echnunnsrat Menagerina in Berlin. . . Verlan der Geschäftsstelle Menagerina) in Berlin. 4 Druck der Norzdeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstall. 2l Berlin. Wilbelmstraße 32. Neun Beilagen (einschließlich Börsenbeilage) Erste, Zweite, Dritte, Vierte und Fünfte

X1—

an einem Nebenfluß des Kurgans, wurde ein Hockergrab aufgedeckt,

8

11“

Zentral⸗Handelsregister⸗Beilage⸗

B8⸗

Dr. Heinze

schäftsordnungsmäßigen Friß beantwortet werden.

praostkerten cht Für 8

geutgeht werden.

haltsaussd usses zu und bogrüßen es, daß vadurch den Gerüchten über zu bohe Beruge res Reichsprchidemen der Boden entzegen worden ist.

Freroen bc 8er Bcratung des Gesétzes über Tiese Fragen uns aucch cin⸗

sonddern für schädlich holten. (Lachen bei der Meyhrbeit.) Die Summe

cls die übrigen Minister, gerade in einer Zeit, wo alles über die em⸗

EE11“

Aichtamtliche. Tentsche Nationalversammlung zu Weimar.

32. Sitzung vom 29. Marz 1919. 8 (Bericht von Wolffs Telegraphenbürv.)

1 0 —2

8

*

Interpellation der Abg. Ar stadt (D. (S. T.) und Eenossen, die sich gegen die

regelung von Beamten aus politischen Gründen richtet, wird, wie Reichsfinanzminister Schiffer erklärt, nach der ge⸗

Es folgt die zweite Beratung der Entwürfe eine Lachtragsctgt.s und eines Notetats. Namens de shaltsausschusses berichtet t geballigt. Er hat die perfönllichen denten ein persoͤnbichss Gehait, von sehrlich 100 000 ℳ% zu.

8 ud für die mit dem Wmre verbundenen sachlichen Ausgaben ern des Ausescheses bielt cine Pensionsderechtigung des Reichs·

etr Fir erwürnschtr. Der Reickspräsidend Ebert vatte be⸗

' * ’. en Reg e.1-

gicz feiner Freude üdet die im Aueschuß Leschlossene Regelung seiner zczüce Aredruck cegeren und darauf ngewiesen, daß er scUer um ohruar omnen Novsaätag gemacht bebe, der sich fait Fernau mit dem tlichen Fvat gersürt erden. Sicherlich welden der den Wohnverpeosntschüssen der Minister früheren Volksbechtftragten halten monatlich ein Gchalt von 2000 bezogen und keiner von ihnen hat irgend welche 8g. Burlage (Zentr.): Wir stimnen den Beschlüssen Les Haus.

sigee CIEb wWrs U En Ne. 8 aber erbeliche Me.

ongo

Die ganze Regekmg der Minstergehäalter ist nur vortäufig, und wir

gehend mit den Pensionsverhältmssen beschäfiigen mussen.. Abg. Laukanz (U. Soz.): Wir lehnen das Gehalt des Reichs⸗ präsidenten ab, weil wir diesen Posten nicht nur. für⸗ überflüssig, siuden opertert und sich von ihrer viel zu hoben Forderung

ste whandeln lassen. Wiruhe bei der Mehrleit.) Chenso wie

alt sind auch die sachlichen Ausgaben viel zu hoch. Diefe Ans⸗ acen sind bestimmt für Kunst und füc Nmurereignisse. (Stürnnsche wis die frübenm Aermarchen Woblrärick itsgelrer geben, woenn iyugend⸗ vo. Ein Naturerrigtis pasftert. Urencute Heiferkeit.) Diese Sschen muß aber des Rekr Heicchlen, und darier beschliesen und nickt cin cimelner Man. Auch die Repräsentationen umd Reisen sine ganz geküßt, und machher haben sie die scheußlichsten Intrigen gesponnen. (Heiterkeit.) Der Reichspräsident dürfte kein höheres Gehalt bekoꝛmmen

uch viel zu Poch.

Klich, hohen Löhne der Arbeiter und Arbeitslose jammert. Diese Feehh de aeh eine Befestigung der kope talist schen Republik. Wir Lehnen sie ab. (Itonisches Bravol bei der Mehrheit.) 5 8

Der Nachtragsetat wird nach dem Antrag des Ausschusses gegen die Stimmen der U. Soz. angenommen. Eos folgt die zweite Beratung der Gesebentwürf über die vorläufige Regelung des Rejchs haushalts und des Haushalts der Schutz⸗ gebiete fürdas Rechnungsjahr 1919 (sog. Not⸗ ce tia t.) 1 1H

Im Etat des Auswärtigen Amtes werden als Beihilfe zur Nerbesserung der Einrichtungen für das we schaftliche Auslandsnachrichtenwesen zunächst 250 000 on Erörterung bewilligt. 1 b

Im Haushalt des Reichsministeriums des In⸗ nern werden zur Unterhaltung des Reichslustamtes 50 000

8 8

88g. dert. b 8 Berichterstatter Abg. Bocker⸗Hessen (D. Vp.) weist darauf hin, daß auf den Flugplätzen Adlersdof und Döberitz noch viele Soldaten

mit unprodukt gu werden. Der Ausschuß habe sich dahin geeinigt, daß diese Frege Lewxmächst noch besonders im Haushaltszausschuß geprüft werden solle. Abg. Ersing (Zentr.): Für die Offiziere und Mannschaften aarf diesen veiden Fluwloten werden „jährlich 50 Millionen ausgegeden, weil diese Sffigiere und Mannschaften sich mit aller Macht gegen ihre Demobilmechuüng rehren. Würden sie entlassen, so würden sie. keines⸗ wegs der Eyverbslosenunterstutzung anheimfallen, es sind z. B. ein ganze Mence, Tischler dort, die jetzt in Mobelfabriken sehr gefucht sind. Auf den Flugplätzen werden sinnlose Arbeiten angefertigt, die nachher wieder zerhauenewerden. (Sehr richtigt) Die Demobilmachung muß rücksickteles durchgeführt werden. Das Soldatenratsspielen ist ein einträgliches Geschift geworden. Unter den S.⸗Räten 2 gax nicht oder nur ganz kurze Zeit an der Front gewesen sind, sogar Zibilisten, die niemals Militärs gewesen sind, stehen an der Spitze von S.⸗Röten. Defür dürfen die Steuergroschen des deuischen Volkes

nicht verwendet werden. Lebhafter Beifall.) . 8 Abag. Dr. Rießer (D. Vp.): Die Militärpersonen auf der Flugplätzen dürfen nicht in die Arme der Arbeitslosen getrieben werden, sondern die Mehrzahl der beim Flugwesen beschäftigten Personen ist lechnisch handwerkemäßig ausgebildet, und solche Leute werden in anderen Betrieben ungemein gesucht. Sie ziehen es aber vor, auf den Flugplätzen zu bleiben, sie geduldet und auf Kosten des Reiches ver⸗ pfsegt werd Wir haben 40 bis 50 Flugplätze, nach der Auskunft pffegt werden. 84 fl gplatz Dder kun der Regicrung werden auf den beiden Berliner Flugplätzen rund 60 Millionen Mal an Löhnen ausgegeben. (Hört, hört!) Die unglantb⸗ sapriken ustv. a5. lich. (Sebr richtig!) Es ist

en Arbeiten beschäftigt werden, anstatt demobilz

eche

und

901 UDei

Daß ist unverantwort! ri

ast, daß der Ausschuß nochmals in diese Dinge hineinleuchten will. Ohne dringende Not dürfen nicht auf Kosten des Reichs Löhne weiter⸗ gezahlt werden. Neo bplerbt denn bei alledem der Rechnungshof? Diese Zastände dürfen nickt aus politischen Gründen weiterbestehen. Auch in den Kriegsgesellschafton bleiben noch manche Herren länger, als im In⸗ . Reichsminister Roske: E(s ift richtig, daß sich in, militärischen Formationen noch eine ganze Anzahl Personen befinden, an deren Weiterdienen das Reich tatsächlich kein Interesse hat. In der

des Prinzen Mar, wonach jeder Heeresangehörige das Recht hat, nach

daß.

Marinesoldaten und Meegeestn besondere Matrosenformationen ge⸗

Ja, i Prästrent soll doch nch Ihrer Meinyng eLbenso

sind Leute, die

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Monate in der Kaferne zu blechen, falls er inzwischen keine Arbeit gefunden hat. Diese Verordmnung war aus der Erwartung hervor⸗ gegangen, daß die Demobilisterung sich auf einen recht langen Zeit⸗ taum erstrecken würde, eine Erwartung, die durch den Zusammenbruch unseres Heeres vollständig über den Haufen geworfen wurde. Wäh⸗ vend anfangs bei den Leuten durchweg ein unwiderstehlicher Drang sich zeigte, in die Heimat zu kommen, ist in wischen, da sich herausstellte, daß Arbeitermangel nur in gerimgem Naße vorhasden war. Die Neigung zur Entlassung ist beträchtlich geringer geworden, und es haben sich sogar in einer großen Anzahl von Städten aus entlassenen

bildet, zu denen auch die bekannte Verliner Volksmarinedivision ge⸗ hört. Die Frist von vier Monaten lauft nun allmählich ab. Und es wird selbstverständlich auf ihre Innehaltung gedrungen werden. Soweit die Leute keine Arbeit finden, müssen sie aus Reichsmitteln unterstͤtzt werden. Hoffentlich bessert sich unser Wirtschaftsleben bald so, daß die Arbeitsgelegenheit zunimmt. Dann werden und müssen sich natürlich auch die Verhältnisse in den Staatswerkstätten bessern. Auch hier haben sich 99 offen ausgesprochen werden in einer Anzahl von Betrieben absolut Be sbee h üeaber heraus⸗ gebildet, die eine geradezu unverantwortliche Verschleuderung von Rcichsgeldern zur Folge haben. (Hört! hört!) Ich kann mitteilen, daäß sich die Lage auf den beiden Reichswerften beträchtlich gebessert hat. In Kiel wie in Wilhelmshaven mwüchst die Zahl der Aufträge, und auch die Arbeitsleistung, die in der ersten Zeit außerordentlich zu⸗ räckgegangen war, nimmt erfreulicherweise gu. Besonders schwierig waren die Verbältnisse in der Torpedowerkstatt Friedrichsort bei⸗ Kiel. Am ersten Revolutionstage erklärten die Arbeiter, daß sie sich von nun ab weigerten, auch nur einen Handschlag für die Herstellung von Kriegsmaterial zu tun. Die Folge war ein vollständiges Ab⸗ fiocken jeder Art von Tätigkeit. Nack einer oberflächlichen Berech⸗ nung wurden hunderkausens Mark Tag für Lag an Lohn gezahlt, ohne daß irgend, welche gewinnbringende Tatigkeit geraume Zeit bindurch in diesen Werkstätten ausgeübt wurcc. (Hört! bört!) Es ist anzuerkennen, daß die provisorische Leitung, die sich ge⸗ bildet hatte, nachdem die alte weggeiaggt war, mit großem Eiser daran ging, die Umstellung des Betriebes auf Frie⸗ densarbeit vorzunehmen: aber das kostet natürlich Zeit. Die Aufträge liefen sehr spärlich ein, und als ich Ende Dezember die Werkstatt besuchte, mußte ich feststellen, daß von einer sebr großen Anzchl von Arbeitern irgendwelche Tätigkeit auch nicht einntal singiert wurde. Inzwischen haben sich die Dinge etwas ge⸗ bessert. Es, ist ein kaufmännscher Tärekior wieder an die Spite gitelt worden. Aber wotz alledem müssen wir uns darüher klar sein, daß uns der Betrieb ich nach seiner Umstellung auf Friedens⸗ arbeit noch getgums Zeit Heträchtliche Zuschüsse kosten wird. Auch in anderen Betrieben waren die Verhältnisse anfänglich sehr bose und geben guch jetzt noch Anlaß zu lebhaftesten Ausstellungen. So sind nameutlich die Zustänce in den militärischen Bekleidungsämtern absolut unerträglich. Es gibt Bekleibungsämter, die ungefähr den zwanzigsachen Umfang während des Krieges angenommen baben. Krotzbem verlangen die Wortführer der Arbeiter, daß keine Ent⸗ mssungen in diesen Betrichen vorgenommen werden dürfen, sondern daß die Sozialisterung der Bekricbe und ibre Umstellung auf Frichenswietidaft voraenommen werden fohr. Manche Lꝛute scheinen witklich zu gleulhen, Sozialisttung beceute, einen Betriecb, ver auf Kosten der Allwmeinbeit mit riesigen Mittein unterbalten woreen ift, sich unmitteldar dienstbar zu machen. (Sehr richtig! rechts.) Gs 1 weiter die Forrerung gestellt worden, daiz sämtliche Aufträge an Untsormen für Post, Eisenbahn ufw. diesen Bekleidungsämtern zu⸗ gewzesen werden sollte. Ich habe demgegenüber darauf hinmweisen müssen, daß es doch noch auch außerhalb der Bekleidungsämter Schneider und Schuhmacher gibt, die ein Recht auf Beschäfmgung een, und daß es nicht angcht, auf Kosten des Reichs einer be⸗ stimmten Anzarl von Staatsarbeitern Line außerordentliche Bevor⸗ zugung zureil werden zu lassen. (Sehr richrig! und lebhafte Zu⸗ stimmung.) Dchei ist die Arbeitsleistung in einer Anzahl dieser Betriebe teilweise so zurückgegangen, daß wir genötigt sind,, den ver⸗ bältnsmäßig bescheidenen Bedarf an Uniformen und Stiefeln für die Freiwilligenderbände bei der Privatindustris zu decken. (Hört, hört! und Bewegung.) Daun noch ein paar Worte, um auch darüber Klarheit zu schaffen und um dadurch vielleicht guch eine moralische Wirkung auszuüden, über die Zustände in den Spandeer Betrieben. Zur Leitung dieser Werkftätten hat sich am ersten Revolutionstage Ane sogenannte Generalbirektion gebildet, die aus elf Arbeitern und acht Angestellten besteht. Durch ein eigenartiges Wahlverfahren und Lerch cinen gevadezu unerbörten Terrorismus hat man erreicht, daß diese elf Arbeitet ungohangige Sorialdemokraten sind. Im Monet Januar sind in diesen Werkstätten an Löhnen 42 Millionen Mark ausgezahlt worden. Dem steht eine Tätigkeit gegenüber, die absolut mimmal genannt werden muß. (Hört, hört!) Es nuiß eine Umstellung der Betriebe vorgenommen werden, dic natürlich eine gewisse Zeit. erfordert. (Zuruf b. d. Soz.: Ra alse!) Zu dieser Umstellung⸗ gehört aber auck, daß die Autorität der Reichsleitung und der Be⸗ börden wieder hergestellt werd, die ictzt vollständig ausgeschaltet ist. Es vin verständnisvolles Zusammenwirken zwischen den Behörden und den. Betriebsräten herbeigeführt werden. In Spandau wird aber bente das steht fest zu einem sehr beträchtlichen Teile politisiert, und es wird nicht einmal die Arbeit geleistet, die ugter den ietzigen Werhältnissen geleistet werden könnte und müßic. Ein sehr großer Feil der Spandauer Arbeiter ist durchaus verständig und ruhig und bat den lebhaften Wunsch, so bald wie möglich wieder voll arbeiten zu können. Aber sie sind, wie mir erst gestern eine Deputation erklärt hat, durch Amwendung des s 1 8 5

zum Streik gezwungen worden. Hat man doch sogar eine Abteilung zum Streik gezwungen, in der künstliche Gliedmaßen für unsere Kriegsbeschädigten hergestellt werden. (Hört. hörtt und Bewegung.) Inzwischen werden in Spandau Resolunonen gefaßt, die zeigen, daß polliüische Einsicht weninstens dei einer Anzahl von Leuten, die dort das große Wort führen, außerordentlick gering ist. In den näachsten Tagen soll mir, wie ich erfahren habe, ein Ultimatum der Arbeiter der staatlichen Gewehr⸗ und Waffenabriken zugehen. In diesem Ultimatum ist die fürchterliche Drohung enthalten, die mich in diesem Augenblick wirklich nicht schreckt, daß eines schönen Tages die Wäͤffen⸗- und Munttionsherstellung eingestellt werden solle, und zwar wird diese Forderung erhoben, um die piel geschmähten Frerwilliger . verbände aus der Waht zu schaffen. Es heißt in dieser Resolution u. a.: Die Arbeiterschaft erblicke in den Ausgaben für die Freiwilligen⸗ verbände eine Vergeudung von Staatsgeldern (Sehr richtig! bei den U. Soz.), und sie werde jede Waffen⸗ und Munitionsherstellung ver⸗ weigern, falls nicht bis zum 8. April, dem Zusammentritt des zweiten Rätekongresses, cine nur aus gewerkschaftlich und politisch ofgani⸗ sierten Arbeitern gebildete Volkswehr geschaffen sei⸗ Ich kann schon heute feststellen, daß selbstverständlich, wenn diese Forderung mir in afler Form überpeben werden sollte, ihr nicht entsprochen werden wird (Lebhaftes Bravo!), daß ich dem Streik in den staatlichen Waffen⸗- und Munitionsfabriken mit der großten Ruhe entgegensehe, daß ich aber dofür sorgen werde, daß, wie schon beim letzten Streik, in den staatlichen Betrieben für die Streiktage auch nicht ein Pfennig vezahlt wird. Sebhafer Beifall.) Mir ist aus den Reihen der Arbeiter der Wunsch übermittelt worden, es möchte den Staats⸗ betrieben so rasch wie möglich das Maß von Umstellungsarbeit zuge⸗ führt werden, das notwendig ist. damit sie wieder produktive Arbeit

tragen versucken.

schärfsten Terrors (Hört, hört!)

damit die Gelder, die in den Staatsbetrieben ausgegeben werhen. wieder für mutzbringende Arbeit im Interesse des ganzen Bolkes auf⸗ gewendet werden. (Lebhafter Beifall.) 2* Abg. Hoch (Soz.): Eine Massenentlassung der Arbeiter aus de militärischen Betrieben führt in der jetzigen Zeit dazu, daß ville Tausende lange Zeit arbeitslos bleiben. Diejenigen Staatsbetriek⸗ die nicht mehr in der alten Form aufrechterhalten werden körmen müssen möglichst schnell für den Friedensbedarf umgestaltet werh⸗ Wir hoffen, daß die bevorstehenden Verhandlungen zu einer Vef ständigung zwischen den Reichsbehörden und den beteiligten Arbeiten Abg. Mumm (D. Nat.): Der Reichswehrmimster Nooße hat ein erschütterndes Bild von der Verschleuderung von Reiche geldern gegeben. Warum ist nicht schon ftüher dagegen scharf 8 schritten worden? Noch im Januar wurden vees g Gre fabriziert und nachher wieder eingeschmolzen. (Hört, hörtl te In Spandau ist von den Arbeitern viel Lohn bezogen, aber nichts dafür gearbeitet worden. Es wird dort scheufll scher Terrocisihet gegen anders Gesonnene getrieben. Auf Reichskosten sind sozus demokratische Parteibroschüren verbreitet und sogar der j Mission zur Weiterverbreitung zugesandt worden. rechts.) Den Deserteuren sind Entlassungsanzüge und Entl geld gegeben worden. Warum nicht liecher den Kri (Sehr wahr!) Wenn ein junges Mädchen ein Hoch Laiser. dem tiefgebeugten Mann ron Amerongen, aushringt (Unruhe Kmnkben, dann greift der Ministerpräsident ein. (Präsident Fehrenbs ruft den Redner zur Sache.) Die Ausnutzung der Ne Ginsterfaser in der Textilindustrie muß meiter gefördert (Beifall rechts.) 111.“ Abg. Hartmann⸗Berlin (Dem.); Wir setzen uns nacdröckkch für alle berechtigien Forberungen der Arbeiterschaft ein, aber swir müssen feststellen, daß in den Reichsbetrieben jetzt nicht preeuktls Arbeit geleistet wird. Wenn unsere Arbeiterschaft nickt die nögen Austauschmittel, wie Kohle und Kali, erzeugt, dann werden auf unsere Ernahrungsverhältnisse nicht besser werden. Die überracikagenr Freise, die die Arbeiterschaft von der Arbeit zurückhalten wolleh, treiben die Geschäfte des Auskandes zum Schaden des Baterlanzek. (Sehr richtig!) Die Fribeitlichenational gesinnle Arbeiterschaft um breiten Massen im Lager der Sozialdemokratie und der christlichen Gewerkschaften sind der Meinung, daß es so wie bieher nicht weiter gehen kann, sondern daß wir versuchen müssen, mit aller Krafi mieret zu intensiver Arbeit zu kommen. wirde ader verringeri Lurch den Tertorismus einer Fleinen Gruppe überrahikaler Acbeitcr. Diehe Gꝛuppe zwingt getade in den Reichswerften, in den Eisenbahmrer. stätten, in den Gewehrfabriken, alle in anderen ewerkschaften orgg. msierte Arbeiter zu innen überzutreten. (Praͤsident Febreubach bätttt den Rerner, mehr zur Sache zu sprechen.) Die Minderleistung in den Staatsbetticben, die Minister Noske beklaste, ist in der Dgupe⸗ sache auf diesen Tercorismus zurückzuführen. Möge der Mann dafst Sorge tragen, daß in den Staatsbetrieben die Koalitionsfreiheit tat⸗ sschlics geschützt und gewährleistet wird. (Lebhafter Beifall bei den demkraten.) . 5 86 Reichswehrminister Noske: Dem letzten Wunsch des Bet⸗ edners werde ich selbitverständlich mit allen Mitteln Rechnung 20 rsuch Der Abg. Mumm sagte, den Peserteuren seien Entlaffungsanzüge gegeben worden. Das ist nicht richtig. Im My⸗ Femder und Dezember bat sich alertinas in Berlin auch din Rat der Peserteure gebildet. [Heiterkeit.) Dieser Nat kam zu mir und pet⸗ langte cine formelle Anerkennung, die Einrichtung eines Buͤros fur vorläufig zehn Personen mit je 25 Mark Tagegelder (Herterkeitz. Für die Peserteure wurden 15 Mark Reisegeld, 90 Mark Ent⸗ lastungsgeld und ain Anzug verlangt, ursprünglich sogar die Näasz⸗ zabhlung von Löhnung und Veryflegungégeld vom Tace der Deser kion ab. (Hort, hört!) Der Deserteurrat sagte mir, er gebe vier Pacge Frist, bis bahin müßte die Jorderung bewilligt sein, denmn die Dese?⸗ leure wären eine Macht. (Hört, hört!) Sie waren damals tatsaäck⸗ lich eine Macht und demonstrierten mit Gewehren in den Straßen Berlins. Vierzebhn Tace später waren sie wieder bei mir. Ich batte aber inzwischen 10 000 Soldaten aus Dahlem mitaebracht und er. klärte ihnen, ich würde keine ihrer Forderungen bewilligen, denn jetzt ser ich ine Macht. Sehr gutl b. d. Mehrheit.) Die Ansprücke. von denen Abg. Mumm sprach, sind den Deferteuren also mirgendes bewillist worden. Wo es dorgekommen sein soll, kann es sich nut um einen Mißbrauch handeln. . 82 Abg. Haase (. Soz): Auf die Ausführungen des Reits. wehrministers werden wir bei der Beratung des ordentlichen Etaͤts eingehen. °Der Abg. Hartmann hat sich mit seinen Vorwürsen an eine falsche Adresse gewandt. 1s 8 8 Berichterstatter Abn. Dr. Becker (D. Volksp.) begründet hier. auf namens des Ausschusses eine Entschließung, die Reichsregierung zu ersuchen, ungesäumt einen Plan aufzustellen für die Forschung duf dem Gebiete der Terclindustrie. Der Ausschuß hat die Einzelforde. rungen der Regierung auf diesem Gebiet im Notetat gestrichen, weill er eine Zusammenfassung der Forschungsarbeiten zut Schaffuna von Ftsatzstoffen in der Textilindustrie erreichen will. Reichswirtschaftsminister Wissell: Die Regierung hat der Gesamtplan der alten Regierung für die Erzeugung von Etsatzstosten übernommen. Die Reichsstelle für Tertilforschung arbeitet mit Ver⸗ tretern der Textilindustrie mit allem Eifer auf diesem Gebiet. Ich hoffe, demnächst einen Gesamtplan vorlegen zu können, der den Wn⸗ schen des Pusschusses entspricht. Ich hoffe andererseits, daß quch bis Textilindustrie selbst bereit sein wird, zu der Aufbringung der erforber⸗ lichen Mittel beizutrggen. 8 1 11“ Abg. Krätzig (Soz.): Der Ausschuß hat die von der Remie⸗ rung aufgestellten Sätze nicht gestrichen, weil er gegen die Weiter⸗ führung der Forschungsarbeiten im Interesse der Tertilinduftrie ist⸗ sondern gerade, weil er diese Forschungsarbeit besser zusammenkfassen will. Cs sind auch schon crhebliche Fortschritte erzielt worden auf dem Wege zu dem Ziel, uns möglichst unabhängig von der Einfuhr ausländischer Textilrobstoffe zu machen. 4 1“ Abg. Ersing (Zentr.): Wir hätten gewünscht, daß die Sache jetzt schon zum Abschluß gekommen wäre. Nachdem sich aber in der Kommission gezeigt bat, daß die Regierung sich selbst noch nicht übe; den ganzen Aufbau des Textilforschungswesens klar ist. blieb nichts weiter übrig, als den Posten ceinstweilen abzusetzen. In der Koi⸗ mission ist gesagk worden, es sei auf dem Gebiet der Textilforschung bis jetzt noch nichts geschehen. Das ist insofern richtig, als das Reich bishet auf dem Gebiete noch nichts getan hat, wohl aber besteben schon Line Anzabl, von Forschungsinstituten in Gladbach, Crefeltd. Reutlingen und Karkgruhe, die hervorragendes geleistet haben. Wir dürfen wohl erwarten, daß diese Iustitute bei Aufstellung eines Vr⸗ ganisationsplanes zugezogen und daß ihre Erfahrungen dabei nuthar gemacht werden. Weiter möchte ich den Wunsch aussprechen, daß da⸗ bei Berlin als Sitz des neuen Instituts von vornhexein ausscheidet. (Beifall im Zenstum und rechts.) Wir haben. In Berlin als Re⸗ cicrungszentrale gerade genug und brauchen nicst noch Line Kor⸗ schungszentrale in Berlin zu haben. (Beifall.) 1“ Abg. Herrmann (Dem.): Auch wir begrüßen den Gevanken einer Zusammenfassung der Forschungsarbeit auf dem Gebiete der Tertilinduftrie, sind aber der Auffassung, daß die Vorlage noch nicht genügt, Hals über Kopf die geforderte Summe zu benil- sligen. Die Selbständigkeit der schon bestehenden Forschünge⸗ institute darf unter keinen Umständen angetastet werden; eine⸗ allzu

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ist das zurüchzuführen auf eine Verfügung aus der Zeit

Erklärung der Demobilisterung für seinen Truppenteil noch vier

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leisten können. Diesem Wunsche wird Rech ung. getragen den.

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starke Zentralisation würde nur schädlich wirken können.

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