Ausna msweise können preußische gatsangehörige, oh daß sie diese Bedingungen erfüllen, ein Stipendium oder eine Unter⸗ stutzung empfangen, wenn das Kuratorium auf Grund eigener Prüfung ihrer Befähigung sie dazu für geeignet erachtet.
„Die Verleibung des Stipendiums und der Unterstützungen für ausübende Tonkünstler erfolgt auf Grund einer Ende September d. . in Charlottenburg durch das Kuratorium abzuhaltenden Prüsung.
Charlottenburg, den 1. April 1919.
Der Vorsitzende des Kuratoriums. Dr. Kretzschmar.
—
6 Zoseph Joachim⸗Stiftung.
Anläßlich des am 17. März 1889 stattgefundenen 50 jährigen Künstlerjubiläums des versto benen Direktors der alademischen Hochiche für Musik in Berlin, Professors Dr. Joseph Joachim ist vorbereichnete Stiftung errichtet worden; die se bezweckt unbemittelten Schülern der in Deutschland vom Staate oder von Stadtgemeinden errichteten oder unterstützten musikalischen Bildungsanstalten ohne Unterschied des Alters, des Geschlechts, der
Religion und der Staatsangehörigkeit Prämien in Gestalt von Streich⸗ b instrumenten (Geigen und Vielotcelli) oder in Geld zu gewähren. 8 Bewerbungsfähig ift nur derjenige, welcher mindestens ein halbes Jahr einer der genannten Anstalten angebört hat. Im Johre 1919 gelangen Instrumente zur Vereihung, die Bewerber müssen also ihre Ausbisdung als Geiger oder Violoncellift ersahren haben. 1 Bei der Bewerbung sind folgende Schriftstücke einzureichen: 1) ein vom Bewerher verfaßter kurzer Lebeneslauf, 1 2) eine schriftliche Auskunft des Vorstands der vom Bewerker besuchten Anstalt a. üben die Genehmigung zur Teilnahme an der Bewerbung mi der zu bezeugenden Tatsache, daß der Bewerber mindestens ein halbes Jahr der Anstalt hat, b. über Würdigkeit und Bedürftigkeit des Bewerbers und c. darüber, doß zie Anstalt von dem Staate oder der Stadt⸗ gemeinde errichtet ist oder untersüützt wird. 8 Zverkennung der Prämie erfolgt kurch ein Kuratorium am 22 aa . des Stiflers, die Aushändigung derselben
Geeignete Bewerber haben ihre Gesuche mit den geforderten
Schriftstücken bis einschließlich den 31. Mai d. J,. an das
t vet9ecgh der Soiehh Joachim⸗E tirfunc, Cbarlottenburg 2, Fasanen⸗ roße Nr. einzureichen. Später ei nde Gesuche werden nich bersgschrigt. h päter eingehende Gesuche werden nicht 8 Charlottenburg, den 1. April 1919. “
1 Der Vorsitzende. Dr. Kretzschmar.
8
Bekanntmachung.
Dem Händler August Wittenberg in Liemke 221 bei Verl, Bez. Minden, wird hiermit auf Grund der Verordnung zur Perjonen vom Handel vom 23. Sep⸗
jeglichen Handelsgewerbes
Fernhaltung unzuverlässiger tember 1915 der Bet rieb untersagt. Wiedenbrück, den 28. März 1919. Der Landrat. Klein.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 3 April 1919.
Der Staatenausschuß versammelte sich beute zu einer Sitzung; vorher hielten sein⸗ Ausschüsse für Jastizwesen sowie seine vereinigten Ausschüsse fütr Zell⸗ und Steuerwesen, für
andel und kehr und für Instizwesen Sitzungen.
8 3
Der Reichsminister Erzberger ist gestern Nachmitlag n Spaa eingetroffen. In seiner Begleitung besinden sich, wie „Woiffs Telegraphenbüro“ mitteitt, als Vermeter de Aus⸗ wärtigen Amts der Unterstaatssekretär Freiherr Langwerth von Simmern, ferner als Leiter der Zentralstelle des deutschen Grenzschutzes Ost der Mojor im Generalstab Frei⸗ herr von Willisen, darnn der Vorsitende der Unterkommission für Transportwesen bei der deutschen Waffenstillstands⸗ kommission in Spaa Major im Generalstab von Boetticher, der Overbürgermeister der Stadt Danzig Sahm sowie als Vertreter der Waffenst llstandskommission Berlin die Referenten Dr. Hemmer und Dr. Driesen. Der Marschall Fach wird heute früh in Spaa eintreffen. Die Verhandlungen über die Frage der Landung polnlscher Tiuppen in Danzig beginnen heute Vormittag.
C1IuI Stadt Danzig hat neuerdings eine Kundgebung an die Deutsche Waffenstillstandskommission in Spaa gerichtet, in der gegen die Lanhung volnescher Truppen in Danzig nochmals feierlich Einspruch erhoben wird. Diesem Prote st haben sich Vertreter der Provinzialverwaltung Wesipreußens, der Weichselstädte, die Vertreter von Handel, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft, Aerzteschaft, Rechts⸗ anwaltschaft und anderer Berufe Westpreußens aufs lebhafteste angeschlossen. In dem eingehend beg ündeten Protest heißt es dem „Wo ffschen Telecraphenhüro“ zufolge:
Wir sind davon fest überzeugt, daß die Landung polnischer Truppen in der ganzen Provinz Westpreußen das Signal zum Auͤf⸗ stand der polnischen Bevölkerung sein wird, denn die Polen haben mit großer Bestemmtheit wiederholt ertlärt, daß die Landung der Hallerschen Armee in dem Augenblick gescheben würde, in dem die
btretung Westvreußens an Polen heschlossene Sache wäre. Die volnische Bevölkerung wird in der Tatsache der Landung die Er⸗ fallung ihres glühenden Wunsches sehen. We sipreußen zu besitzen, sie wird gestützt auf die sie schuüͤtzenden Truppen ihre greß⸗ polni chen nationalen Ansprüche mit der ihr eigenen Begeisterung Fettene machen, die Truppen als ihre Befreier festlich begrüßen und ich unter ihrem Schutz gegen die verhaßten Deutschen erheben. Diese Erhebung wird in denjenigen Kreisen der Provinz Westpreußen, wo eine größere Zahl Polen seßhaft ist, katastrophal wirken, dann wird der Bürgerkrieg unvermeidbar sein. Die deutsche Bevölkerung ganz Westpreußens ist nicht gewillt, sich von den Polen überrumpeln lu lassen, wie die Deutschen in Posen. Die Kundgebungen der letzten Zeit aus allen Teilen der Provinz lassen darüber keinen Zweifel, daß die deutsche Bepölkerung lieber den Untergang durch den Bolschewismus erdulden will, als die Knechtschaft der Polen. Bei den nach der Truppenlandung mit Sicherheit zu erwartenden Unruhen wird es auch unmöglich sein, die amerikanischen Lebensmitteltransporte für Polen, die nunmehr auf der Weichsel stromauf an den großen Weichselstädten vorbeigeführt werden sollen, unbebindert assieren zu lassen. Ausreichende Sicherheiten gegen gewaltsame
allen diesen Gründen bitten wir die Neichs⸗ die einen Perkrogsbruch des Waffenstillstandes ihr zu Gevote
bofen werden. Aus regierung dungend, darstellende Landung polnischer Troppen mit allen stehenden Muteln zu verhindern.
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demonstrationen gegen eine Abtretung westpreußi⸗ scher Gebiete an Polen statt. In Tilsit wurde von einer tausendkößfigen Menge einstimmig eine Entschließung ange⸗ nommen, in der es laut Meldung des „Wolffschen Telegraphen⸗ büros“ u. a. heißt:
Durch die Abtrekung des deutschen Danzig und der Weichsel⸗ ufer oder auch nur durch die Schaffong einer polnischen, Etapven⸗ straße würde Ostpreußen vom Deutschen Reiche abgeschnitten und russischem Bolschewismus in die Arme getrieben werden. Ost⸗ preußen fordert daher, daß Danzig und das Weichseltal bei Deutsch⸗ land verbleiben und daß Ostpreußeen niemals zum Gegenstand polnischer Annexionsforderungen gemacht werde Deshalb Hände weg von Ostpreußen! Oßpreußen ist deutsch durch siebenhundertjährige Kultur und soll es auch bleiben.
Handerte deutscher Manner und Frauen der Stadt Hohenstein in Ostprenßen und Umgebung haben eine ähnliche Entschließung gefaßt, in der es zum Schluß lantet:
Den Dank, den wir dem Vaterlande schulden für den Wieder⸗ ausfbau unserer beim Einsall’ der Russen 1914 schwer geschädigten Stadt, wollen wir erstatten, indem wir festhalten an unserem geliebten Vaterland, mit dem wir unlöslich verbunden bleiben wollen für alle Zeiten.
In der Geschäftsstelle des Auswärtigen Amts für die Friedensverhandlungen fand vorgestern eine Besprechung mit den in Berlin anwesenden diplomatischen Ver⸗ tretern der deutschen Bundesstaaten statt. Wie „Woiffs Tele⸗ grophenbüro“ mitteilt, gab der Vorsitzende Aufschlüsse über die Orvamsation der Geschäftestelle und den Stand der vorbereiten⸗ den Arbeiten für den Friedensschiuß im allgemeinen sowie über einige politische und territoriate Fragen im besonderen. Ein Ver⸗ treter der Handelsabteilung des Auswärligen Amts referierte über die bei dem Vorfrieden in Betracht kommen en Wirtschaftsfragen.
Unter Zuziehung eines kleinen Kreises von Sochver⸗ ständigen fand ferner eine B sp echung über eine Reihe wichtiger Fragen rechtepolitischer Art stalt. Jasbesonde e wurde da⸗ bei die Behandlung der deutschen Auslandsforde⸗ rungen der vor dem Krieg abgeschlossenen Verträge mit Angehörigen der gegnerischen Länder sowie der beiderseitigen Sequestrationen und Liqwidatsonen erö tert. Dieser Vor⸗ beiprechung soll, wie das obengenannte Telegraphenbüro hört, dem ächst eine Erörterung der ermwähnten Fragen in einem größeren Kreise von Sachverständigen folgen.
Die in Rotterdam begonnenen Verhandlungen G den alliierten Regierungen über den Verkauf deutscher Er⸗ zeugnisse zur Erzielung von Auslandsvaluta für den Lebenemittelkauf werden heute, u d zwar in Cöln, fortgesetzt. Laut Meldung des „Wo ssschen Telegrophenbüros“ wird über den Verkaef von Hol’, Kohle, Zucker, Papier und Vapiermasse an die Allsierten verhandelt werden. Wie für die Verhandlungen in Roite dam sind auch für Caln Sach⸗ verständi enoruppen für jenen Artikel von der Waffenstill⸗ stondskommission im Benehmen mit den zuständigen Reichsmi inernen ernaunt worden. Gesamikommission führt Dr. Hjalmar Schacht, Dmekior der Nationalbank für Deutschtand, und in dessen Vert etung Dr. Alsxander Kreuter, Referent der Waffenuillstands⸗ kommission für wirtschaftliche Angelegenheiten, beide H rren als bevollmächtigte Vertreier des Reichsministers Erzberger. Die Vorsitzenden der für die einzelnen Exportartikel gebildeten Sachoerständivengruppen sind zur Mitunterz ichnung der für ihre Artikel getätigten Vertragsabschlüsse bevollmächtigt.
Ein einfoches Gutachten der Sozialisierungskommission über die Möglichkeit einer Sozialisterung der Hoch⸗ seefischerei wird von einigen Blättenn bereits als ein Be⸗ schluß der Regierung ausgegeben. Wie amtlicherseits durch „Wolffs Telegraphenbüro“ mitggeteilt wird, muß demgegenüber nochmais festgestellt werden, daß die Sozialisierunas kommission lediglich eine wissenschaflliche Untersuchungskommission ist, die der Regierung Vorschläge und Gutachten erstattet, während die Regierung allein die materiellen Beschlüsse faßt. Ein solcher Beschluß der Regierung aber, die Hochseesischerei zu verstaat⸗ lichen, liegt nicht vor.
Der Sachverständigenrat für die Kohlen⸗ wirtschaft, der auf Grund des Gesetzes über die Regelung der Kohlenwirischaft vom 23. März 1919 (Reichs Gesetzbl. S. 342) vor der endgültigen gemeinwirtschaftlichen Organisation der Kohlenwirtschaft zu berufen ist, mrd laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ seine erste Tagung vom 14. bis 16. April abhalten. Das Reichswirtschafts⸗ ministerium hat an die Mitglieder des Sachverständigenrats bereits Vorschläge für die endgültige gesetzliche Regelung der Kohlenwirtschaft vesandt. —
AH *
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Die Deutsche Rohhaut⸗Aktiengesellschaft macht darauf aufmerksam, daß Großoiehhäute, Roßhäute, Kalb⸗, Schaf⸗, Lamm⸗ und Ziegenfelle nach wie vor beschlaagnahmt sind und Höchsipreisen unterliegen. Eine wesentliche Herauf⸗ setzung der Höchstpreise ist dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge beschlossen worden, weil die bishertaen Preise nicht mehr im richtigen Verhälmis zum inneten Wert der Ware und namentlich auch nicht zu den Weltmarltpreisen gestanden haben. An eine weitere Erhöhung der Höchstpreise oder etwa sogar an eine völlige Aufhebung der Beschlaganahme ist nach Ueberzeugung der maßngebenden Kreise vorerst nicht zu denken, weit in diesem Fall die Preise für Häute und Felle — und somit auch für die Fertigfabrikate, insbesondere für Schuhe und Stiefel, — ins Ungemessene steigen würden, dies aber im Interesse der ärmeren Bevölkerung unter allen Umständen vermieden werden muß.
Um die ordnungemäßige Ablieferung an die hierfür gesetzlich vornesehenen Stellen zu gewährleisten, wird nun⸗ mehr, wie das Reichswirischaftsministerium in den letzten Tagen wiederholt mit allem Nachdruck versichert hat, vor den schärfften Zwangsmaßnahmen nicht mehr zurückgeschreckt
eeränderungen des Besitzstandes seitens der Hallerschen Truppen oder der sich erhebenden Polen wie Garantien gegen die Gefahr eines
Hörgerkrieges können nach unserer festen Ueberzeugung unmöglich ge⸗
werden.
Am 30. März sanden in ganz Ostpreußen Massen⸗
Ordnung im Lande.
Den Vorsitz der deutschen fäl . ständiger S ite folgendes:
Folgende Dampfer sind, wie die Deutsche Waffenstill⸗
stands kommission mitteilt, in den Uebergabehäfen oder in
britischen Hoheitsgewässern angekommen: „Sla⸗ vonia“, „Porlia“, Solfeles“, „Treuenfels“, „Fürst Bulow“, „Horncap“, „Rudelsburg“, „Belgravia“ und „Roda.“
Außer den bereits gemeldeten Schiffen sind noch folgende Dampfer nach Enaland ausgelaufen: 8
Von Flensburg: „Anni“; von Lübeck: „Alma“; von Hamburg: „Wachtfeld“ und „Elbe“; von Emden: „Waregga“; von Nordenham: „Warundi“; von Bpemerhaven: „Eichsfeld“ und „Austria“; von Bremen: „Königin Luise“, „Gera“ und „Erfurt.“ 1
Ueber die Lage an der Ostfront liegen folgende Meldungen des „Wolffschen Telegraphenbüros“ vom 1 Äpril vor:
An der Posener Front war die aggressive Tätigkeit der Polen besonders lebhaft im Abschnitte Kempen⸗ Frauuadt. 1) Stärkere Patrouillen mußten nordwestlich Kempen und bei Lissa abgewiesen werden. 2) Die Polen beschossen Gollkowo südlich Skalmiterschütz. Sie unterbinden dort auch jeden Verkehr der Zivilbevolkerung. 3) Pol⸗ nischer Vorstoß gegen die Zuckerfabrik von Zduny wurde abgeschlagen.
Seit dem 30. März greifen die Bolschewisten auf der kurländischen Front von Salda hen bis Schlok an, und zwar unter Einsatz beträchtlicher Verstärkungen und mit starker Artillerie. Die Kämpfe wurden am 31. März fortgesetzt und dauern bei Stolgen südöstlich Mitau und Kaluzem südlich Schlok noch an. Sonst sind die Bolschewisten zurückgeschlagen.
Batzern.
Im Sozialisierungsausschuß des Landtags wurden gegen das Soztalisierurgsprogramm des Leiters des Z ntral⸗ wirtschaftsamts Dr. Neurath verschtedentlich lebhafte Bedenken erhoben. Dr. Neurach, der seine Varschläge nachdrücklich ver⸗ teidigte, erklärte dem „Wolffschen Telegrophenbüro“ zufolge, daß die Regierung bestrebt sein werde, mit dem Reich in der Sozialisi rung zus immen zu gehen, aber bis jetzt sei das Reich nicht ernstlich g⸗willt, zu sozialisieren, und so müsse man in Bayern mit dem Sozialismus weiter vordringen. Der Handelsminister Simon erklärte im Laufe der Erörterung, er halte einen Konflikt mit Berlin, wenn Bayern über die Reichssozialisierun hinaus ehe, für nicht gegeben Simon vord in den nächsten Tagen nach Berlin reisen, um mit den Reichs⸗ stellen in Handelsfragen in Fühlung zu keten.
— Eine in Kempten abgehaltene Versammlung des Bayerischen Bauernbundes im Allgäu faßte, wie „Woffs Telegraphenbüro“ meldet, folgende Entschließunag:
Die Versammlung des Bayerischen Bauernbundes erkläit sich einstimmig für die unberdingte Aufrechterhaltung von Ruhe und Sie wird bestrebt sein, fämtliche Bauern und gewerbefreibenden Kreise aufzuklären über die großen Gefahren, die durch das Ueberhandnehmen der Spartakisten drohen. Sie fordert das Bauernvolt von gonz Bay rn auf, sich einmütig zusammen⸗ zuschließen zum Kampf gegen die Anarchie, und die Regierung darin zu unterstützen. Sie ersucht die bayerische Regierung was immer möglich ist, zu unternehmen, um Bayerns Land und Volk vor dem bolschewistischen Untergang zu retten. 9* 8
Württemberg.
„Woiffs Teleuraphenvbüro“ aus Stuttgart von zu⸗ Am 31. März erfolgte die Aufforderung zum Streik. Es gab Umzüge in der ganzen Stadt und zablreiche Versammlungen unter freiem Himmel entgegen dem Verbot der Regierung. Gefordert wurde der Sturz der Regierung. Auffallend groß war der Zuzug der Spartakisten von auswärts. Zugleich wurden Unruhen aus Eßlingen, Göppingen, Friedrichshafen und Gmünd gemeldet. Zu Zu⸗ sammenstößen kam es nur in Eßlingen, wo die Spartakisten gewalt⸗ sam Waffen und Kraftwagen wegnahmen. Durch Verhandlungen mit der Ausstandsleitung wurde aber deren Herausgabe erreicht. Wegen zahlreicher Verfehlungen gegen das Preßgesetz wurde in Stuütt⸗ gart eine Druckeret des Spartakusbundes geschlossen. Tiotz des Belagerungszustandes gab es am 1. April Versammlungen der Streikenden auf mehreren Plätzen, die von den Sicher⸗ heitstompagnien zerstreut wurden. Dann kam es zu eine Festsetzung der Spartakisten in der Nähe der Kaserne und vor de Geschäftsräumen des „Sozialdemokraten“. In der Moltke⸗Kaserne wurde versucht, die Herausgabe der Kraftwagen und der Waffen zu erzwingen. einem Hause auf die Truppen geschossen und dabei eine Zivilperso getötet. Darauf machte die Sicherheitskompagnie in schonender Weise von ihren Waffen Gebrauch und zerstreute die Menge. Ar⸗ weiteren Ereignissen des Tages ist zu verzeichnen der Sturm au einen Brotwagen vor der großen Infanteriekaserne. Am Abend war die Regierung Herrin der Lage. Die Truppen sind aufs schwerste von der Menge beleidigt worden, haben aber befehlsgem große Zurückhaltung bewahrt. Sie hatten Anweilung erhalten am Mittwoch die Anordnungen des Belagerungszustandes streng durchzusetzen. Nach einer amtlichen Meldung gab es bei den vor⸗ estrigen Zusammenstößen vier oder fünf Tote und etwa 12 bis 15 Verwundete. G“ Geesstern ist es nach dem amtlichen Bericht der Staatsregierung im Vorort Ostheim und in Cannstatt zu Kämpfen gekommen. In
Ostheim ist eine Patrouille von acht. Mann überfallen worden. Ein
Mann blieb mit durchschnittener Kehle tot liegen, ein zweiter wurde durch Augenschuß schwer verletzt; sein Zustand ist hoffnungslos. Die anderen seche Mann sind spurlos verschwunden. In Unter⸗ türkheim konnten sich die Spartakisten eines Lagers von Hand⸗ granaten bemächtigen und dadurch in Cannstatt mehrfache Kämpfe liefern. Eine Patrouille wurde dort angegriffen und ihr Führer schwer verletzt, später auch ein Panzerautomobil, wobei es Tote und Verwundete gab, außerdem Nachmittags eine fahr⸗ bare Feldküche, deren Begleit nannschaft die Angreifer abschlug. Bei
einer Schießerei, die sich Abends 8 Uhr in der Langen St aße in
Stuttgart abspielte, bleben zwei Mann tot. Die Regierung ist Herrin der Lage und wird mit fester Hand Ordnußg schaffen. Im Laufe des gestrigen Nachmittags wurde eine Anzahl spartakistischer Führer verhaftet. Sämtliche Stuttgarter Truppen stehen treu zur Regierung. Man darf hoffen, daß morgen in einer Reihe von Be⸗ trieben die Arbeit wieder aufgenommen wird. Im übrigen Lande sind Eßlingen, Göppingen, Ludwigsburg, Ravens⸗ burg und Friedrichshafen vom Generalstreik erfaßt, doch ist in diesen Orten eine nennenewerte Ruhestörung gestern nicht voc⸗ gekommen. ““ . 1I
8 1 “
Die Nationalversammlung wählte in ihrer gestrigen Nachmittagssibzung das neue Ministerium, das sich laut Meldung des „Woffschen Telegraphenbüros“, wie folgt, zu⸗ sammensetzt: Auswärlige Angelegenheiten; Dietrich; Finanzen: Dr. Wirth; Inneres: Remmele; Justiz: Dr. Trunk; Kultus und Unterricht: Hummel: militärische Angelegenheiten: Geiß; soziale Fürsorge und öffentliche Arbeiten: Rückert. Zum Staatspräsidenten wurde der Abgeordnete Geiß
und zu seinem Stellvertreter Minister Trunk gewählt.
In der Ludwigstraße wurde von einer Versammlung aus
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Hamburg. 8
Die „Hamburger Nachrichten“ melden, daß der deutsche Ausschuß für das Herzogtum Schleswig, um die maß⸗ gebenden Siellen Deutschjands und Dänemarks sowie die Friedenskonferenz von der wahren nationalen Gesinnung Fiensburgs zu unterrichten, eine Probeabstimmung ver⸗ anstaltet habe. Es seien 24 863 deutsche Unterschriften ein⸗ gegangen gegen 3401 dänische. Dabei sei zu berücksichtigen, daß man in deutschen Kreisen der Probeabstimmung nicht all⸗
gemeine Beachtung geschenkt habe und daß in den Kasernen
nicht mit abgestimmt worden sei. —
.“ b Ungarn.
Nach einer Meldung des „Ungarischen Korrespondenz⸗ büros“ bestimmt eine Verordnung des revolutionären Re⸗ gierenden Rates über die Wahl der Arbeiter⸗, Sol⸗ daten⸗ und Bauernräte:
In Ungarn bildet jede Nation, wenn sie auf einem zusammen⸗ hängenden größeren Gebiet lebt, einen besonderen Nationalrat und Vollzugsausschuß. Die Bildung der verschiedenen Nationalräte und deren Beziehungen zueinander sowie die endgültige Verfassung der auf föderalistischer Grundlage stehenden ungarischen Räte⸗ republik wird von der Landesversammlung der Räte festgestellt werden. Die Regelung und Leitung lämtlicher Fragen des staat⸗ lichen Lebens von entscherdender Wichtigkeit gehören in den Wirkungskreis der Landesversammlung der Arbeiter⸗, Soldaten⸗ und Bauerntäte. Die Diklatur des ungarländischen Proletariats wird von der Landesversammlung der Räte zusammen mit den lokalen Arbeiter⸗, Soldaten⸗ und Bauernräten ausgeübt. Weder aktives noch passives Wahlrecht besitzen diejenigen, die zwecks Erwerbung eines Gewinns Lohnarbeiter beschäftigen, aus Einkünften ohne Arbeit leben, Kaͤufleute, Priester und Mönche, Gristeskranke und unter Kuratel Stehende und schließlich Personen, deren politische Rechte wegen gelinder Verbrechen aufgehoben sind.
Eine zweite Verordnung des revolutionären Regierenden Rats ordnet die Abhaltung der Wahl des Dorf⸗ und Städterats für spätestens den 7. April, die Wahl der Kreisräte bis spätestens 10. April, die Wahl der Komitals äte bis spätestens 12. April
und schließlich die Wahl der Landesversammlungsräte bis
spätestens 14. April an. e“
Großbritannien und Irland.
Niach einer Reutermeldung reist der General Smuts nach Ungarn, um die aus dem Waffenstellstand sich ergeben⸗ den Fragen zu untersuchen, da der Oberste Rat hierüber nähere Informationen wünscht. — Die Admiralität gibt bekannt, daß die Große Flotte als solche zu bestehen aufhört. — Im Unterhause fraate Wedwood, ob es richtig sei, oaß amerikanische Truppen in Sibirien sich geweigert hätten, an ei em Gefecht gegen aufständische Russen in der
Nähe von Blagowelschensk teilzunehmen, und wenn sa, aus
welchem Grunde. Ferner fragte Wedwood ob britische Truppen zu derartiger Kriegführung verwandt würden. Der Unter⸗ öe Harmsworth entgegnete obiger Quelle zufolge: —
Die erste Frage ist mit „Ja“ zu beantworten. Der Offtzier, der die Amerikaner kommandierte, gab als Grund an, daß die Streit⸗ kräfte, welche japanische Truppen angriffen, möglichermweise aus auf⸗ ständischen russischen Bauein bestehen könnten, die irrtümlich für Bolschewisten angesehen nürden. Britische Truppen sind bisber nicht gerufen worden, um die Unruhen zu unterdrücken. Sie werden aber mit den anderen alltierten Streirkräften, ein⸗ schließlich der Amerikaner, bei der Aufrechterhaltung der Ordnung in den Gebieten, wo sie stehen, zusammenwirken.
Harmsworth verlas darauf eine Reihe von Telegrammen Allenbys über die Lage in Aegypten und fügte hinzu, den Telegrammen zufolge scheine die Herstellung von Gesetz un
Ordnung in Aegypten nur eine Frage der Zeit zu sein.
Frankreich.
Der Luftschiffahrtsausschuß der Friedenskonferenz hat sich nach dem diplomatischen Lagebericht mit den Arbeiten des Unterausschusses beschäftigt, die, obgleich noch nicht ab⸗ geschlossen, das Bevorstehen einer Einigung erkennen lassen. Große Fortschritte sind gemacht worden in der Ausarbeitung eines Luftschiffahrtsabkommens unter den Alliierten, und ein grundsätzliches Einverständnis über wichtige Punkte hinsichtlich der Zukunft der Handelsluftschiffahrt ist erreicht worden.
— Die Kammer beriet vorgestern über das vorlänfige Staatshaushaltszwölftel und behandelte außerdem die Ein⸗ führung einer Jaseratensteuer und einer Luxussteuer. Der „Agence Havas“ zufolge wurde eine Herabsetzung des Kredits in Höhe von 10 Millionen vorgenommen, um zum Ausdruck zu bringen, daß die militärischen Ausgaben einge⸗ schränkt werden müssen. George Leygues erinnerte daran, daß Pichon erklärt hahe, daß die Regierung keine Expedition nach Rußland zu entsenden gedenke. Das Haus bewilligte sodann das Haushaltszwölftel mit den vorgeschlagenen Abstrichen. 1.“ 11““
— Finnland. 1
1“ 8r.
Der von der Regierung am 26 März bestätigte neue Zolltarif ist laut Meldung des „Woulffschen Telegraphen⸗ büros“ am 1. April in Kraft getreten. Eine Ausnahme machen die neueingeführten Agrarzölle, die erst Neujahr 1920 in Kraft treten. .
8
Amerika. Das amerikanische Kriegshandelsamt hat nach
einer Reutermeldung in Uebereinstimmung mit den assoziierten
Nationen Erlaubnis gegeben, am 9. April den Handel mit Deutsch⸗Oesterreich wieder aufzunehmen.
Statistik und Volkswirtschaft.
auptergebnisse der reichsgesetzlichen Inva⸗ und Hinterbliebenenversicherung für das Jahr 1917.
Das Januarheft der „Amtlichen Nachrichten des Reichsversiche⸗ rungsamts“ für 1919 enthält u. a. die gemäß § 1358 Abs. 2 der Reichsversicherungsordnung aufzustellende Nachweisung über die ge⸗ samten Geschäfts⸗ und Rechnungsergebnisse des Geschäftsjahres 1917. Im Folgenden werden die wichtigsten Zahlen aus der Nachweisung mitgeteilt; die vorjährigen Zahlen sind zum Vergleich in Klammern beigefügt. Hiernach gingen bei den 41 Versicherungsträgern insgesamt 9 834 712 (im Vorjohre 10 443 168) Quittungs⸗ karten ein, unter ihnen 38 161 (39 087) für Selbstversicherung. 1 382 201 (1 340 532) Karten
8
8
Se 8
trugen die Nr. J, darunter
1725 (20 43) für Selbstversicherung. Der bei den 31 Versicherungs⸗ anstalten aus dem Verkauf von rund 585 (573) Millionen Beitrags⸗ narken erzielte Erlös belief sich aur 225 861 030 ℳ (201 322 453 ℳ); die Beitragseinnahme der Sondera stolten betrua 25 29 996 ℳ (21681 667 ℳ) für rund 53 (49) M lhonen Wochenbeiträge. In den vorstehend angegebenen Beträgen sind 90 078 ℳ enthalten, die von den Arbeitg hern versicherungsf eter Ausländer gemäß § 1233 Abs. 2 der RVO. für rund 681 000 Beitragswochen entrichtet wurden. Außerdem wurden für Zusatzmarken 35 620 ℳ (26 177 ℳ) eingenommen; auf die Sonderanstalten entsielen davon 826 (911) ℳ. Die Gesamteinnahme aus Beiträgen beziffert sich auf 251 166 646 ℳ (222 430 297 ℳ).
Die Abrechnung für das Jahr 1917 umsaßte 103 190 (107 796) Invalidenrenten, 79 833 (83 392) Krankenrenten, 72 712 (96 694) Altersrenten, 15 736 (13 255) Wirwen⸗ und Witwerrenten, 1026 [986) Witwenkrankenrenten, 96 225 (112 665) Waisenrenten (Waisen⸗ stämme) und 50 (57) Zusatzrenten, insgesamt 368 772 (414 845) Renten im durchschnittlichen Jahresbetragg von 202,8 (198,78) ℳ bezw. 200,29 (200, 29) ℳ, 172,97 (178,71) ℳ, 82, (81,26) ℳ, 83,6er (82,½7) , 94,1 (83 586) ℳ und 3/s (1,588) ℳ. Kinderzuschüsse wurden bei Javalidenrenten in 21 167 (21 949) Fällen, bei Krankenrenten in 31 693 (34 532) Fällen gewährt; ein Kinderzuschuß betrug durchschnittlich bei den Invalidenrenten 46,18 (45,99) ℳ, bei den Kankenrenten 47,„3 (44,9) ℳ. Bei der ersten Festsetzung der Waisenrente berücksichtigte Waisen wurden 220 173 (255 735) gezählt, sodaß auf eine Waise als durchschnittlicher Jahresbetrog 41,18 (36,85) ℳ entffielen. Ferner wurden 32 367 (36 829) Witwengelder und 3590 (2282) Waisenaussteuern in Durchschnittshöhe von 81,25 (80,02) ℳ und 26,36 (24,84) ℳ gezahlt, Beitragserstattungen erfolgten dagegen nur noch in 3 (3) Fällen.
An reichsgesetzlichen Enlschädigungen — Renten und einmaligen Leistungen — wurden 281 683 627 ℳ (254 716 433 ℳ) gezahlt. Daven entfielen auf das Neich 94 080 735 ℳ (84 408 088 ℳ), nämlich 92 399 835 ℳ (82 536 905 ℳ) an Renten und 1 680 900 ℳ 1 871 183 ℳ) an einmaligen Leistungen, auf die Versicherungs⸗ träger 187 602 892 ℳ (170 308 345 ℳ), und zwar 186 540 335 ℳ (169 194 793 ℳ) an Renten und 1 062 557 ℳ (1 113 552 ℳ) an einmaligen Leistungen.
Die Aufwendungen für das Heilverfahren ein⸗ schließlich von 1 313 745 ℳ (1 360 710 ℳ) für Hausgeld, 2 252 321 ℳ (1 528 528 ℳ) für allgemeine Wohlfahrtsmaßnahmen gemäß § 1274 der RVO. und 12 690 741 ℳ (18 136 508 *) für Kriegswohlfahrtspflege be⸗ trugen insgesamt 37 271 667 ℳ (40 746 556 ℳ). An Ersatzleistungen gingen von den Krankenkessen 3 462 438 ℳ (3 606 646 ℳ), von den Trägern der Unfallversicherung 19 485 ℳ (16 848 ℳ) und an sonstigen Ersatzleistungen und Zuschüssen 1 047 269 ℳ (837,357 ℳ), im ganzen 4 529 112 ℳ (4 460 850 ℳ) ein. Durch Heilverfahren und Kriegswohlfahrtspflege erwuchsen somit den 41 Versicherungs⸗ trägern Reinausgaben von 32 742 475 ℳ (36 285 705 ℳ) oder an (16,32) vH der Einnahme aus Beiträgen abzüglich der Zusatz⸗ marken.
Die Kosten der Invalidenhauspflege beliefen sich auf 2 575 513 ℳ (2 431 196 ℳ), wovon jedoch die einbehaltenen Renten⸗ beträge in Höhe von 644 232 ℳ (652 451 ℳ) und sonstige Ersatz⸗ leistungen sowie Zuschüsse im Betrage von 180 630 ℳ (154 93 ℳ) zusammen 824 862 ℳ (806 643 ℳ) abzusetzen sind; die noatsächliche Ausgabe betrug daher nur 1 750 650 ℳ (1 674 553 ℳ). Für Waisenhauspflege wurden von 15 (17) Ver⸗ sicherungsträgern zusammen 446 483 ℳ (319 731 ℳ) ausgewendet. Nach Abzug von 39 587 ℳ (31 572 ℳ) für einbehaltene Renten und sonstige Ersatzleistungen verbleibt mithin eine Reinausgabe von 406 896 ℳ (288 159 ℳ). Die Mehrleistungen gemäß § 1400 RVO. bezifferten sich auf 920 285 ℳ (9 9 537 ℳ). Die Kosten der allgemeinen Verwaltung betrugen 21 225 193 ℳ (18 115 247 ℳ), das sind 85 (81) ℳ von je 1000 ℳ der Beitragseinnahme einschließlich der Zusatzmarken und 84 (77) ℳ von je 1000 ℳ der Gesamtausgabe. Die Ver⸗ waltungskosten überhaupt beliefen sich auf 29 204 926 (25 435 454) ℳ. Von je 1000 ℳ der Verwaltungskosten überhaupt kamen auf die allgemeine Verwaltung 727 (712) ℳ, auf die Ein⸗ ziehung der Beiträge 85 (92) ℳ, auf die Ueberwachung 84 (87) ℳ und auf sonstige Kosten 104 (109) ℳ.
Die Gesamteinnahme stieg im Geschäftsjahr 1917 auf 345 084 478 (309 442 257) ℳ, die Gesamtausgabe auf 254 000 947 (235 639 969) ℳ; der Vermögenszuwachs betrug also 91 083 531 173 802 288) ℳ.
Das Vermögen der Landesversicherungsanstalten und der für die reichsgesetz’iche Invaliden⸗ und Hinterbliebenenversicherung bestimmte Teil des Vermögens der Sonderanstalten bezifferte sich am Schlusse des Berichtsjahres auf 3 182 905 524 ℳ (2 934 916 432 ℳ). Diesem Vermögen (Rohvermögen) standen Schuldverpflichtungen im Gesamtbetrage von 663 480 042 ℳ (506 574 487 ℳ) gegenüber, so daß ein Reinvermögen von 2 519 425 482 ℳ (2 428 341 944 ℳ) verblieb. Die bemerkenswerte Zunahme der Schuldver⸗ pflichtungen ist auf die starke Beteiligung der Versicherunge⸗ träger an den im Jaͤhre 1917 zur Ausgabe gelangten Kriegsanleihen zurückzuführen. Wie in den Vorjahren während der Kriegszeit wurde auch in der Nachweisung für das Geschäftsjahr 1917 von einer Feststellung des Bilanzwertes abgesehben, da wegen fehlender amtlicher Börsenkurse nicht alle Versicherungsträger Bilanzwerte für ihre Wertpapiere und Darlehen angegeben hatten.
Angelegt waren von je 1000 ℳ Rohvermögen 8 ℳ (4 ℳ) im Kassenbestande, 955 ℳ (956 ℳ) in Wertpapieren und Darlehen, 34 ℳ (37 ℳ) in Grundstücken und 3 ℳ (3 ℳ) in beweglicher Ein⸗ richtung, 1 319 343 186 ℳ (1 062 412 974 ℳ) oder 524 ℳ (438 ℳ) von je 1000 ℳ des Reinvermögens in Anleihen des Reichs und der Einzelstaaten. Sämtliche Versicherungsträger haben nunmehr das im § 1356 Abs. 1 RBO. vorgeschriebene Viertel — nach dem Ankaufs⸗ preise — erreicht.
B
— —
ur Arbeiterbewegung.
Die Meldungen über die Ausstandslage im Ruhr⸗ gebiet lassen, „W. T. B.“ zufolge, darüber keinen Zweifel, daß auch gestern von einem allgemeinen Ausstand nicht gesprochen werden konnte. In der gestrigen Frübschicht hat die Zahl der Ausständigen etwa 110 000 betragen. Da sich die Sollziffer der Frühschicht auf 215 bis 220 000 Mann stellt, so wird etwa die Hälfte der Belegschaften sich im Ausstand befinden. Genaue Zahlen können infolge mangelhafter telephonischer Ver⸗ bindung mit einem Teil der Zechen nicht festgestellt werden. — Aus M I wird gemeldet, daß bei der Firma Thyßen & Co. die gesamten Angestellten, nachdem die Firma Gehalts⸗ forderungen abgelehnt hatte, gestern vormittag 10 ½ Uhr in den Ausstand eingetreten sind. Die Arbeiterschaft verübt passive Resistenz. Das ganze Werk wurde stillgelegt.
Zwischen den Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in Saargebiet und Westpfalz wurde, wie „W. T. B.“ aus Saarbruͤcken erfährt, eine Vereinbarung getroffen, wonach vom 15. April ab die achtstündige Arbeitszeit für Saargebiet und Westpfalz unter Umrechnung der Löhne eingeführt wird.
Gestern vormittag sind hiesigen Blättern zufolge die tech⸗ nischen und kaufmännischen Angestellten in der Berliner Metallindustrie in den Ausstand eingetreten. Die Zahl der Ausständigen, unter denen sich die Oberingenieure, Ingenieure, Techniker, Zeichner, Werkmeister und Erpedienten, Lohn⸗ schreiber und Stenowpestinnen befinden, beläuft sich schätzungsweise auf über 30 000.
Der Arbeitgeberverband der Breslauer Zigarren⸗ und Zigarettenindustrie hat sich, wie die Blätter melden, mit Forderungen beschäfligt, die von den Arbeitnehmern an ihn gestellt worden waren. Es handelt sich um eine wesentliche Er⸗ höhung der Löhne, insbesondere Regelung der Akkordlöhne.
“ “ 8
Der
s 1 1 sij * 9 4 Arbeitgeberverband hat beschlossen, der Forderung zuzustimmen. Auch
in anderen Punkten ist eine Einigung erfolgt.
Nach einer von „W. T. B.“ übermittelten Meldung des „Nieuwe Rotterdamsche Courant“ aus Paris haben die Bergarbeiter im Departement Varn, dessen Abgeordneter Jaures war, einen 24 stündigen AKundgebungsausstand gegen die Freisprechung Villains beschlossen.
Literatur.
„„ 8 *
Verordnung über Tarifverträge, 2r⸗ und Angestelltenausschüsse und Schlichtung von Arbeitsstreitigkeiten vom 23. Dezember 1918 nebst Ver⸗ ordnungen veiwandten Inhalts und Ausführungsbestimmungen, er⸗ läutert von J. Gtesberts, bisher Unterstaatsfekretär im Reichs⸗ arbeitsamt, jetzt Reichspostminister, und Dr. F. Sitzler, Re⸗ gierungsrat im Reichsarbeitsamt. 160 Seiten. Berlin, Verlag von Franz Vahlen. Kart. 5 ℳ. — Nach einem einleitenden Ueberblick über die Enistehung und den wesen lichen Inhalt der Verordnung vom 23. Dezember 1918, in der arbeits echtliche Bestimmungen von großer Tragweite getroffen sind, erläutern die Verfasser eingehend jede einzeine Vorschrift und legen sowot! ihren rechtlichen Gehalt wie auch ihre wirtschaftliche Bedeutung gemeinverständlich dar. In einem Anhang sind die zahlreichen Ausführungsbesummungen, namentlich auch nie Wahtordnung für die Wahl der Arbeiter⸗ und Anpsstelltenausschüͤsse, abgedruckt und zum großen Teil gleichsabs erläutert. Auch die Vereinbarung zwischen den großen Arbeitgeberverbanden und den Ge⸗ werkschaften vom 15. November 1918, die Satzung der Arbeits⸗ gemeinschaft der industriellen und gewerblichen Arbeitgeber und
1
Arbeitnehmer Deutschlands und die wichtigen Verordnungen über tie
“
Einstellung, Entlassung und Entlohnung von Arbeitern und Angestellten
vom 4. und 24. Januar 1919, die vielfache Berührungspuntte mit der Verordnung vom 23. Dezember 1918 anfweisen, sind abgedruckt. Schließlich enthält 8 Verzeichnis der Schlichtungsaut⸗ chüsse und ein genaues Sachregister. u.“ 8
5 18 Kribr aste eideverkehrsanstalt, ihr Auf⸗ bau und ihr Wirken. Ein Bericht, erstatlet vom Präsisium. VIII und 169 Seiten Text, X Tabellen und 111 Diagramme. Verlag von Franz Deuticke, Wien und Leipzig. Geh. 8 ℳ. — Diese Schrift gibt ein ansckauliches Bild von der Entweicklung der Getleide⸗ bewirlschaftung in Oesterreich während des Krieges und von, der Organisation und Wirksamkeit der zu ihter Durchführung berufenen „Kriegsgetreideverkehrsanstalt“, einer durch Mmnisterialverord⸗ nung vom 27. Februar 1915 geschaffenen staatliche Anstalt, die den Charakter einer juristischen Person b sitzt, beim Handels⸗ gericht in Wien als Kaufmann eingetragen ist und ihre Geschäfte nach kaufmännischen Grundsätzen zu führen hat. Neben dem inneren Aufbau und der äußeren Organisation der Anstalt behandeln die einzelnen, von den zuständigen Mitaliedern ihres Präsidiums verfaßten Abschnitte des Berichts die allgemeinen Grundlagen der Getreidebewirt⸗ schaftung und die Versorgungspläne für die einzelnen Verbrauchsjahre, 1 die Getreideaufbringung, die Balkaneinfuhren, die Vermahlung, den Kontrolldienst, die Vertetlung, die Industriebelteferung, die Saatgut⸗ bewirtschaftung, den Finanzdienst und das Verrechnungswesen, die Preispontik und Rechnungslegung. ing is Sta
der Kriegsgeir ideverkehrsanstalt wiedergegeben. Es sind dieselben Fragen und dieselben Sorgen, die uns Reichsdeutsche beschäftigten und noch beschäftigen, deren Behandlung vom deutsch⸗österreichischen Standpunkt aus uns zugleich einen Einblick in die Verhältnisse der österreichischen Land⸗ und Kriegswirtschaft gestattet.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Potsdam, 2. April. (4 — Berliner Nachicchtenstelle verbeiteten Meldung, daß in Potsdam im
(W. T. B.) Gegenüber der von einer
Laufe der letzten vierzehn Tage 230 Typhusfälle eingetreten und
130 von ihnen tödl ch verlaufen seien, wird von zuständiger Stelle erklärt daß diese Nachrichten sowie die daran geknüpften Schluß⸗
folgerungen jeder Grundlage entbehren.
Die Gesundheitsverbältnisse sind durchaus befriedigend und von irgend
8 9 Verkehrswesen.
Nach Bosnien⸗Herzegowina können auf Gefahr des Absfenders wieder Pakete ohne Wertangabe, nach Fiume wieder ge⸗ wöhnliche Briefsendungen versandt werden.
Nr. 11 des Zentralblatts für das Deutsche Reich,
In Potsdam ist im Lause dieses Jahres kein einziger Typhusfall amtlich gemeldet.
5
einer Gefährdung des Leitungswassers ist nicht im entferntestin die Rede. 11“ “ “
8 8
8*
In einem Anhang ist das Statut
herausgegeben im Reichsministerium des Innern om 28. März 1919,
bat folgenden Inhalt: 1) Statistik: Ausführungsbestimmungen zu der Verordnung über die Ausgestaltung der Statistik der Warenausfuhr, vom 15. Januar 1919.
rung bei den Reichsbevollmächtigten für Zölle und Steuern. — Per⸗
sonalveränderung bei den Stationskontrolleuren. — Festsetzung des
8
Zigareltenkontingents für die Zeit vom 1. Januar bis zum 50. Juni 1919. — Ausführungsbestimmungen zur Verordnung vom 13. Januar
1919 über die Aufstellung von Vermögensverzeichnissen und die Fest⸗ setzung von Steuerkursen auf den 31. Dezember 1918.
Theater und Musik. Im Ovpvernhause findet morgen, Freitag, Abends 7 ½ Uhr,
8
2) Zoll⸗ und Steuerwesen: Personalverände⸗
das VIII. Symphoniekonzert der Kapelle unter der
Leitung des Generalmusikdirektoes Dr. Richard Strauß statt.
Das Mittagskonzert hierzu beginnt an demselben Tage um
12 Uhr.
Im Schauspielhause wird morgen Othello“ in der ge⸗ wohnten Besetzung aufgeführt. Spielleiter ist Dr. Reinhard Bruck.
Anfang 7 Uhr. Im Theater in der Köni
8
grätzer Straße wild
gegenwärtig Strindbergs Trauerspiel „Der Vater“ neu einstudiert. Die Erstaufführung ist auf Mittwoch, den 9. April, festgelegt worden.
Mannigfaltiges.
Wie bei verschiedenen Reichsbehörden,
so sind auch bei dem
preußischen Ministerium des Innern infolge der letzten Unruhen
in Berlin zahlreiche Schadenersatzansprüche
4
erhoben 8
worden. Wie bereits wiederholt erörtert ist, macht das in den alten Provinzen geltende Gesetz vom 11. März 1850 für derartige Tumult⸗
schäden die Gemeinden haftbar.
Durch Einreichung bei
anderen Stellen wird die gesetzlich bestimmte vierzehntägige Aus⸗ schlußfrist für die Anmeldung der Ersatzansprüche nicht gewahrt. Es
kann daher den Beteiligten nur drinzend empfohlen werden, zur Ver⸗
5
meidung von Verzögerungen und Nachteilen ihre Anträ ge auf Schadenersatz unmittelbar bei der gesetzlich zuständigen Stelle, in
—
Berlin, beim Magistrat, einzureichen. (W. T
B.)
Das deutsche Depotschiff „Gernot“, das durch einen Schlepper nach England gebracht werden sollte, riß sich, wie „W. T. B.“ meldet, in der Näbe der englichen Küste infolge des
heftigen Sturmes von der S trieb ab und ging in einem Minenfeld unter. Mann der ” sind verloren.
sind nach Leith gebracht worden.
sind noch nicht bekannt.
leppleine los. Das Schiff Sechs Die Ueberlebenden Die Namen der Umgekemmenen