1919 / 90 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 19 Apr 1919 18:00:01 GMT) scan diff

kgrantreten könne, und erklärte: Nachdem der Friedensvertras ven rest Litowsk aufgehoben worden ist, hat Rußland, ohne daß der Kriegszustand prorlamiert wurde, uns aufs neue angegriffen. Bir vd jederzeit bereit, einen enn von Deutschland im Zeitpunkt jedech, zu welchem Deutschland mit Rußland in Nerhand⸗

lungen über einen Waffenstillstand eintritt, kann jeden Tag ge⸗

geben sein. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen.

t

Der preußischen Landesversammlung ist

des Kleinbahnwesens durch die Provinzen, Kreise und den Staat zugegangen.

Geg nüber dem Stande am Schlusse des Vorjahres, nach der Denkschrift für 1916/17 in Nummer 39 des „Reichz⸗ und Stagatsanzeigerse vom 14. Februar 1918 furz worden ist, sind wesentliche Veränderungen abgesehen von den

finanztellen Ergebnissen, die aber noch nicht ermittelt worden sind

nicht eingetreten, da der Krieg auf den Ausbau des Kleinbahnwesens außerst hemmend eingewirkt hat. Die Neubewilligung staatlicher Unter⸗ stützungen hat sich auch im letzten Berichtsjahre in bescheidenen Grenzen gehalten. Bis zum 31. Dezember 1917 waren an Staatsbeihilfen für ven Bau von Kleinhahnen 132 117, 471 bewilligt; im Kalenderjahre 1913 wurden 1 149 121 neu bewilligt; das sind zusammen 133 265 5992 ℳ. Außerdem wurden für 4 Bahnen Unterstützungen im Gesamtbetrage von 729 000 in Aussicht gestelt. Wenn man von den ijum Bau und Betriebe von 3 Strahen⸗ bahnen gewährten Staatsbeihilfen in Höhe von 697 231 absieht, verteilen sich die bewilligten und in Aussicht gestellten Staatsbeihilfen auf 137 vollspurige (4029,78 km) und 74 schmal⸗ spurige (5043 km), zusammen 211 vornehmlich für Zwecke der Landwirtschaft bestimmte nebenbahnähnliche Kleinbahnen von 9973,, km Länge, das sind 80,2 (im Vorjahre 81,2) vH des Gesamt⸗ netzes der genehmigten Bahnen. Auf die bewilligten Staatsbeihilten 55 8 . Dezember 137 175 ℳ, im Kalender⸗ jabre 1918 1 441 271 ℳ, im ganzen bis zum 31. Dezember 11

129 572 416 ℳ. v

Statistik und Bolkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung. h“

Im Ginvernehmen des Reichswehrministers, des Friegsministers und des Reichsschatzministers wird lant Mitteilung des „W. T. B.“ folgendes bekanntgegeben: Der Streik der Angestellten in den Spandauer

9 eereswerkstätten ergibt die Unmöglichkeit einer ersprießlichen Arbeit in diesen Betrieben. Sie werden deshalb bis auf weiteres teschlossen. Die Arbeiter werden ersucht, vom Dienstag, den 2. Rpril 1919, ab big zur weiteren Mitteilung an den Arbeitestätten nicht 8 erscheinen. Die Lohnansprüche der Arbeiter werden voll von der Regierung anerkannt, und die Lohnzahlung erfolgt bis auf weiteres iw der bisherigen Weise. Jede Störung der Ordnung durch Gewalt⸗ natickeit oder sonstige ungesetzliche Maßnabmen wird auf Grund des bestehenden Belagerungszustandes mit aller Strenge gcahndet. Die Schließung der Spandauer Heereswerkstätren war nach Ansicht der Reicheregierung auch ohne den äußeren Anlaß des Angestelltenstreiks aus wirtschaftlichen Gründen dringend notwendig. Selbst wenn es die Lage

der Reichsfinanzen gestatten würde, einen Betrieb im ungefaͤhren Um⸗ 8 e des Friedensbetriebes von 1913/14 aufrechtzuerhalten, so könnten 4

für eine Arbeiterzahl in dieser Höhe wegen der wefentlichen erringerung der Friedenspräsenzstäcke von Heer und Flotte Auf⸗ mäge auf Wasfen und Munition nicht in genügender Menge gegeben werden. Es muß deshalb die Umstellung der Spanbdauer Heeres⸗ verkstätten in Friedensbetriebe erfolgen. Zu diesem Zwecke wird die Reichsregjerung die bereits begonnene Entmilitariseerung und Neu⸗ ganisation sowohl der Leitung als auch der Betriebseinrichtungen beschleunigt durchführen. Die Reichsregierung wird Sachverständige aus den Kreisen der Fabrikanten, der Arbeiter der Spandauer Werkstätten und anderer Betriebe, ferner aus den Vertretern der Pewerkschaften, insbesondere der Zentralperbände der Metallarbeiter, Holzarbeiter, Transportarbeiter usw. berufen und ein Organ schaffen, welches zusammen mit der Reichsregierung diejenigen Maßnahmen zu beraten und sofort durchzuführen hat, um die Spandauer Betriebe penigstens so weit zu bringen, daß sie sich selbst erhalten nnen. Die Finanzen des Reichs gestatten unter keinen Um⸗ ständen, daß die Spandauer Werkstätten und andere Staats⸗ betriebe so wie bisber im Laufe eines Etatsjahres, Fehl⸗ beträge von mehreren hundert Millionen ergeben. Gegen eine So⸗ zislisierung dieser neuen Betriebe hat die Reichsregierung nichts ein⸗ zuwenden, falls diese Betriebe erst gesundet und für diese Soziali⸗ zerung reif geworden sind. In jedem Falle aber muß das Ziel die chaffung neuer Werte sein. Hierbei sollen die berechtigten Inter⸗ ellen der zurzeit dort beschäftigten Kriegsbeschädigten und der Span⸗ dauer Bevölkerung, die wirtschaftlich von dem Schicksale der Heeres⸗ werkstätten wesentlich abhaͤngt, entsprechend berücksichtigt werden. Neue Arbeitsgelegenhbeiten werden nach Möglichkeit nachgewiesen.

Die Verhandlungen der Perliner Banklei⸗ tungen und Bankangestellten vor dem Schlichtungs⸗ ausschuß haben, wie den Berichten des „W. T. B.“ und hiesigen zeitungen zu eninehmen ist, zu einer Einigung über das Nitbestimmungsrecht der Angestellten geführt. Die wich⸗ tigsten Bestimmungen des von dem Ausschuß gefällten Schieds⸗ spruchs lauten:

1) Der Angestelltenausschuß hat in Gemeinschaft mit der Bankleitung darüber zu wachen, daß in der Bank der vereinborte Tarif durchgeführt wird. Der Angestelltenausschuß hat das Recht, Beschwerden über etwaige nach seiner Auffassung unzweckmäßige oder den allgemeinen Geschäftsinteressen der Bank nachteilige sder die Interessen der Angestelltenschaft der Bank benachteiligende Vor⸗ kommnisse oder Zustände mündlich in einer Sitzung des Angestellten⸗ ausschusses mit der Bankleitung vorzubringen und auch Anregungen zur Beseitigung von Uebelständen zu geben. Es liegt ihm ob, das sute Einvernehmen innerhalb der Angestelltenschaf sowie zwischen der Angestelltenschaft und der Bankleitung zu sfördern. 2) Der Angestelltenausschuß wird nach den gesetzlichen Vorschriften für die Dauer eines Kalenderjahres gewählt. Bis zur Neuwahl bleibt der alte Angestelttenausschuß in Taͤtigkeit. 2 Für die Erledigung seiner inneren Angelegenheiten glbt sich der Angestelltenausschuß seine Ordnung selbst. Die Bankleitungen sind bereit, für die nach Geschäftsschluß abzubaltenden Betriebs⸗ versammlungen nach Möglichkeit gceignete Räume innerhalb oder gußerhalb des Haufes zur Verfügung zu stellen. Die Bankleitung is verpflichtet, dem Angestelltenausschuß von jeder Neueinstellung ginesn Angestellten Kenmmnis zu geben. Dies gllt nicht für die Einstellung von General⸗ oder Handlungsbevollmächtlaten, von Direktoren, Angestellten in leitender Stellung und von Vertretern der Firma, die in das Handelsregister eingetragen sind. Von der beabsichtigten Kündigung oder Entlassung eines Angestellten hat die Bankleitung dem Angestelltenausschuß vorher Kenntnis zu geben. Wird über das Mitbestimmungsrecht der Angestellten ein Reichs⸗ geset erlassen, so bleibt die Aufstellung neuer Regeln für die Tätig⸗ keit der Angestoelltenauzschüsse der Banken neuen Verhandlungen vor⸗ Debalten. Das Windestjahresgesamteinkommen für

kaufmännische, banktechnisch oder gleichwertig vorgebildete An⸗

Prlte son betragen: 3600 für ledige 20jährige maͤnnliche, für verheiratete 20fährige männliche, b. männliche Gank⸗

Waffenstillstand abzuschließen, aber mehr jetzigen Augenblick nicht gescheben. Der

pre 1 eine Henkschrift über die Entwicklung der nebenbahnähn⸗ lichen Kleinbahnen in Preußen und die Foͤrderung die 1 S im Rechnungsjahre vom 1. April 1917 bis 31. März 1918 zur Kenntnisnahme

der

dargestellt

Dieser Sohn, der vom Vater nicht gewo

gehilfen im 20. Lebensjahre A und Hauspersonal im 25. Lebensjahre Boten und Hauspersonal im 25.

verheiratete 4200 ℳ.

3600 ℳ, Lebensjahre

1 Die regelmäßige Arbeitszeit soll nicht mehr als 42 Stunden in der Woche betragen ausschließlich Frühslücks, und Mittogspausen. Ueberstunden sind mit je 2 zu bezablen. Anspruch auf Er⸗

olungsurlaub haben die Angestellten nach sechemonatiger

Tätigkeit auf sechs Arbeitstage, nach zwölfmonatiger Tätigkeit auf

zwölf Arbeitstage. Maßregelungen wegen Teilnahme am Streik dürfen von keiner Seite vorgenommen werden.

Der Verband Berliner Bankleitungen hat sich dem Schiedsspruch unterworfen. Die Angestellten nahmen in einer gestern un Zirkus Busch abgehaltenen Versammlung dazu Stellung und faßten einstimmig nachstehende Entschließung: „Die Versammlung der streikenden Bankangestellten im Zirkus Busch verlangt die Abstimmung in den Betrieben. Den Betriebsversamm⸗ lungen empfiehlt sie, die Arbeit nur unter der Voraussetzung wieder aufzunehmen, daß durch die Streiktage kein Einnahmeausfall ent⸗

teht.“ Die entscheidenden Betriebsversammlungen der einzelnen Anstalten fanden heute statt. Es wurde die Wiederaufnahme der Arbeit für heute bezw. morgen früh beschlossen. .

Unter dem Vorsitz des Reichsarbeitsministers Bauer haben am 18. April erneut Einigungsverhandlungen zwischen dem Verband der Metallindustriellen und der Vertretung der im Ausstand befindlichen Angestellten der Berliner Metallindustrie stattgefunden. Nach vielstündiger Ner⸗ handlung gelang es schließlich, wie „W. T. B.“ berichtet, im Wege beiderse tigen Entgegenkommens, eine beide Teile befriedigende Regelung des Mitbestimmungs⸗ rechts zu sinden. Has Milbestimmungsrecht wird in der Weise gewährt, daß die Geschäftsleitung dem Angestellten⸗ ausschuß von jeder Neucinßellung eines Angestellten Kenntnis gibt. Dies gilt nicht für die leitenden Beamten. Ferner hat die Geschäfts⸗ leitung dem Angestelltenausschuß von jeder Kündigung und Entlassung eines Angestellten, bevor diese erfolgt, Kenntnis zu geben. Wiederum sind die leitenden Angestelltengruppen ausgennommen. Die Mitteilung hat keine aufschiebende Wirkung. Im Zweifelsfalle enischeidet über Einstelung und Kündigung der Schlichtungsausschuß. Ferner wurde vereinbart, daß unter der Voraussetzung einer ellgemeinen Wiederaufnahme der Arbeit am ersten Arbeitstage nach Ostern bereits vom 18. April ab eine Be⸗ zahlung stattzusinden habe, und daß den Angestellten bei der nächsten Gehaltszahlung ein angemessener Vorschuß zu gewähren ist. In ciner am Sonntag abgehaltenen Vollversammlung der Obleute der ausständigen Betriebe vwurde hiesigen Blättern zufolge fast einstimmig eine Entschließung gefaßt, in der die Einstellung des Ausstands beschlossen wurde. Heute sollten in den einzelnen Betrieben Abstimmungen über die Bec Die Wiederaufnahme der Arbeit soll überall am morgigen Mittwoch erfolgen.

die Beendigung des Ausstands staltfinden. Im Reichsarbeitsministerium haben unter der Leitung des Regierungerats Dr. Sitzler mehrtägige Verhandlungen über

Abschluß eines Reichstarifvertrages für das Tiefbau⸗

gewerbe stattgefunden, die, wie „W T. B.“ meldet, am 17. April zu einer Verständigung geführt haben. Der Reichstarifvertrag, der in ähnsscher Weise, wie der Hochbautarifvertrag, eine Ergänzung durch örtliche Arbeits⸗ und Lohntarife vorsioht, bedarf noch der Zu⸗ stimmung der beteiligten Verbände. De Verhandlungen über die Arbeits⸗ und Lohntarife sollen sofort beginnen und die getroffenen Vereinbarungen nach Abschluß in Kraft treten.

„In der Frühschicht am Sonnabend betrug „W. T. B.“ zufolge die Zahl der Ausständigen im Ruhrgebiet 100 334; mithin war ein Rückgang der Streikziffer um 7600 zu verzeichnen. Voll gearbeitet wird auf 72 Schachtanlagen gegen 59 am Donnerslag. Die Gesamtzahl der ausständigen Belegschaften stellte sich in den drei Schichten am Donnerstag auf 216 437 gegen 232 762 am Mittwoch.

In Beuthen dauert, wie „W. T. B.“ erfährt, der Aus⸗ stand auf den Gruben „Kleophas“, „Wolffgang“ und „Graf Franz“ fort. In einer im Zechenhause in Zaborze abgehaltenen Be⸗ sprechung der gesamten Belegschaft, der Beamten, Angestellten und Arbeiter der „Königin⸗Luisengrube“ wurde beschlossen, wegen der Verhaftung von 400 Bergleuten im Ruhr⸗ revier als Protestkundgebung in den Ausstand zu treten, falls die sofortige Freilassung der Verhbafteten nicht erfolgt. Der Sympathicausstand wird gegebenenfalls auf. sämtliche oberschlesische Gruben ausgedehnt werden. Die tehcng ist telegraphisch von diesem Beschluß in Kenntnis gesetzt worden.

„Nach einer durch „W. T. B.“ übermittelten Meldung des „Allgemeen Handeleblab“ aus London droht in Irland ein

Einer von „W. T. B.“ übernommenen Havasmeldung aus Parts zufolge haben die Vertreter der Union der Hütten⸗ werte und der Grubenindustrie sowie der mecha⸗ nischen, elektrischen und metallurgischen Kon⸗ struktionsunternehmungen zusammen mit dem Ver⸗ bande der französischen Metallarbeiter ein Protokoll unterzeichnet, in dem sich die Vertreter der Union mit der Ein⸗ fübrung des Achtstundentages auf den 1. Juni ohne Herabsetzung der einverstanden erklären. Die ausständigen Arbeiter sollen in gleicher Weise behandelt werden.

Die spanische Regierung hat, wie „W. T. B.“ nach „Reuter“ meldet, beschlossen, den Ausstand der Tele⸗ graphisten als strafbares Vergehen zu erklären. Die Verbindung mit den Hauptprovinzen wurde wiederhergestellt. Der Generalausstand in Barcelona ist beendet.

Einer von „W. T. B.“ wiedergegebenen Nachricht des „Nieuwe Rotterdamsche Courant“ zufolge wird drahtlos aus New York gemeldet, daß der allgemeine Hafenarbeiterausstand in New YNork um 48 Stunden verschoben worden sei, um den Parteien Gelegenheit zu geben, in einen Gedankenaustausch einzu⸗ treten. Einer anderen von „Reuter“ verb eiteten Meldung zufolge, habe der Bürgermeister von New York die Hafenarbeiter dazu veranlaßt, von einem Ausstand abzusehen und die Regelung der Lohnfrage cinem Schiedsgericht zu überlassen.

Aohn Lohne

Thrater und Musik.

11““ Lessingtheater. Anton Wildgans, dessen Tragödie „Dies irae“ am Sonnabend im Lessingtheater zum ersten Mal aufgeführt wurde, geht seine besonderen Wege. Sowohl sein Traueripiel „Armut“ wie seine Tragödie „Liebe“, die man hier schon kennen lernte, bezeugten das, unz auch sein drittes Stück weist die tym eigen⸗ tümliche Mischtesg von Alltagssprache und gebobenerer Verssprache auf und versuchf zuletzt, über den geschilderten Einzelfall empor⸗ wachsend, das Hagplthemma noch einmal in feierlicher Lyrik vom Foßzen Gesichtsvpunkt des erhaben über Welt und Menschen stehenden Dichters zu betrachten. Nur unterscheidet sich sein jüngstes Werk von den vorhergehenden dadurch, daß der realistische Vorgang, der ihm zu grunde leegt, sehr anfechtbar ist. Es handelt sich um den Sproß eines in Strindbergscher Art sich hassenden Ehevpaars. lt, von der Mutter ohne Liebe empfangen wurde und um dessen Lebensgestaltung sich Mann

und Frau unablässig und auf das erbittertste streiten, wird gewisser⸗

maßen zwischen zwei Mühlsteinen zermahlen, d. h. er geht an

der Unentschlossenheit, welcher Partei er sich anschließen soll, an der

Wikenlofiskeit, die dadurch sein Erbtetl geworden ist, zu grunde

allgemeiner Ausstand der organisierten Arbeiter.

Der letzte, an Hauptmang „Michael Kramer“ gemahnende Akt gibrt dann dem Dichta Anlaß, sein Stück hymnisch mit einem Hohenlied an die von aller Sinnenlust geläuterte, ihrer vollen Verantwortung für die Fortpflanzung des Menschengeschlechts bewuße Liebe unter den Klängen eines unsichtbar das „Dies irael anstimmenden Chorus wysticus ausklingen zu lassen. Was an dem Stück besonders verstimmen muß, ist nicht allein de für ein Drama unzulängliche Begründung der Vorgäng⸗ sondern der Mangel an pspchologischer Vertiesfung. Der Charakter des Sohnes ist ganz und gar unglaubhaft, aud der folgenschwere Entschluß, sich das Leben zu nehmen, be seiner Willenlosigkeit erst recht. Allzu skizzenhaft sim feiner die Umrisse einer wichtigen Nebenfigur, des eltern⸗ losen Studenten Rabanser, gezeichnet, der als Gegensatz 1 jenem gedacht ist. Solche Unzulänglichteiten der dramatischen Aus führung beeinträchtigen nicht nur äußerlich die Wirkung, sonden schließen zuletzt auch die innere Teilnacme an der Handlumg aus. Die von Emil Lind okleitete Aufführung suchte durgg Stilisierung der Bühnenbilder nachzuhelfen. Sie sollten aus der Sphäre der Wirklichkeit ins Traumhaft⸗Phantastische überleiten Ganz gelang aber diese Absicht nicht. Das Spiel hattme starke Momenie, insbesondere wenn Eugen Klöpfer und Ilka Grüning alz Vertreter des Elternpaares auf der Szene waren. Hans Heinrich von Twardowski hatte als Sohn einen schweren Stand; da er nicht zu überzeugen vermochte, lag weniger an ihm als an der Rolle. Recht eindrucksvoll war Conrad Veidt als Rabanser un auch als Sprecher der melodramatischen Schlußverse. Unter de anderen Mitwirkenden sind noch Charlotte Schulz und Bertaz Monnard mit Anerkennung zu nennen. Der Beifall am Schluß war nicht unbestritten.

indem er Hand an sich selbst le

——

Im Opernhause wird morgen, Mittwoch, „Tristan un Isolde“, mit den Damen Wildbrunn, Leisner und den Herren Mann Knüpfer, Bronsgeest, Symmer, Krasa, Habich und Henke besete gegeben. Musikalischer Leiter ist der Generalmusikdirektor Leo Blech Anfang 6 Uhr.

Im Schauspielbhause wird morgen zu Shakespeart Geburtstag „Otbello“ in der bekannten Besetzung aufgeführt. Spie leiter ist Dr. Bruck. Ansang 7 Uhr.

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Mannigfaltiges.

Hamburg, 21. April. (W. T. B.) suchte Abends ein Pöbelhaufen in Hammer dis Wachen 36 und 39 zu überwältigen. In die Wache 39 ge lang es ihm vorübergehend einzudringen, in Nr. 36 wurde er abge wiesen. Fast zu gleicher Zeit erschien ein Mann in der Sprit fabrik von Peters am Grünen Deich und verlangte zu wissen ob Sicherheitsmannschaften im Hause untergebracht seien. Als Haz Robert Peters, ein Mitinhaber der Firma dies verneinte und die Tür schloß, durchbohrte ein Schuß das Holz und traf Herrf Peters tödlich in die Brust. Bei diesen Gewalttaten sind außerdem ein Spartatist getötet sowie zwei Sicherheitsleute und vier Spartakisten erbeblich verletzt worden. Zahlreiche Personen wurden leicht verletzt.

Am Sonnabend ver brook

Uebel zugerichtet wurde auf St. Pauti ehg Sicherbeitemann, den die Spartakisten als denjenigen bezeichneten der in der Nacht zum Sonnabend im Proviantmagazin auf St. Paul das Maschinengewehr bedient hätte. Nur dem Umstande, daß sofo Hilfe kam, ist es zu verdanken, daß der Mann nicht erschlagen wurhen

Wien, 20. April. Der gestrige Tag ist ruhit

verlaufen.

Amsterdam, 22. April. (W. T. B.) Einer Reutermeldung aus London zufolge sind die Damvfer „Novara“, „Nore und „Atreus“ mit 800 aus China abtransportierten Deutschen in Marseille eingetroffre. 3

Theater.

Opernhaus. (Unter den Linden.) Mittwoch: 1800. Daue⸗ bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Tristan und Isolde in drei Akten von Richard Wagner. Musikalische Leitung: Generalmusikdirektor Leo Blech. Spielleitung: Hermann Bachmann. Anfang 6 Uhr.

Schnuspielhans. (Am Gendarmenmarkt.) Mittwoch: 112. Dauer

bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. (Sbake sveares Geburtstag.) Othello, der Mohr von Venediz. Trauerspiel in fünf Aufzügen von Shakespeare. Spielleitung: Dr. Reinhard Bruck. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: Opernhaus. 101. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Der Barbier von Sevill. Komische Oper in drei Aufzügen von Rossini. Dichtung nach Beaumarchais, von Cesar Sterbini, übersetzt von Ignaz Kollmann⸗

Anfang 7 Uhr.

Schauspielbaus. 113. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Die Judasglocke. Schauspiel in viet then von Hans Knobloch. Spielleitung: Albert Patry. Anfank

* Familiennachrichten. Verlobt: Frl. Ingeborg von Tettenboin mit Hrn. Hauptwamnt Max von Trotha (Charlottenburg⸗Berlin). Erna Freifrau von Reißnwitz, geb. Giesche, mit Hrn. Major Hans Eschenburg

(Berlin⸗Wilmersdorf). Frl. Anne⸗Marie von Heinemann mit

Hrn. Hauptmann Maximilian Fchrn. von Kettler (Wannsee— 1 Zt. Radau, Kr. Rosenberg, O. Schl.). Frl. Annemar Schallehn mit Hrn. Hauptmann Güntber Groerschel (Domänes Leubus, Kr. Wohlau z. Zt. Lamsdorf O. S.). Frl. Anna⸗ Elisabeth Gerlach mit Hrn. Oberarzt Josten (Neudeck O. S. z. Zt. Grenzschutz⸗Ost). 2 Gestorben: Hr. Wirkl. Geh. Rat Dr. Bernhard Sigmuns Schultze⸗Jena (Jena). Hr. Pastor Rudolf Kobbelt (Lande but). Hr. Geh. und Ovberkriegsgerichtsrat Alfred Schaeffer (Breslau). Hr. Rittmeister a. D. Gustav Müller (Berlin⸗ Grunewald). Frau Marie von Hahn, geb. von Franten bert und Ludwigsdorff (Darmstadt).

Verankwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburt erantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelle Rechnungsrat Mengerina in Berlin.

Verlag der Geschäftsstelle Mengerina) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Perlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 22.

Elf Beilagen (einschließlich Boͤrsenbeilage und Warenzeichenbeilage Nr. 30)

chsanzeiger und Preußischen Staatsanzei

Oesterreich.

Die Berliner Vereinbarung über den Zusammenschluß Deutsch⸗Oesterreichs mit Deutschland vom 2. und 3. März d. J steht dem „Korrespondenzbüro“ zufolge die Einsetzung mehrer Fachausschüsse vor. Als erster ist jetzt ein Ausschuß für Währunas⸗ und staatsfinanzielle Fragen in Wien zosammengetreten. An der Spitze der Keichsvertretung steht der Gesandte Giesinger und der Vize⸗ räsident der Reichsbank Dr. von Glasenapp. Die Be⸗ prechungen betrafen hauptsächlich die Ueberleitung der Kronenmährung Deutsch Oesterreichs in die Markwährung, die damit zusammenhängende Regelung des Notenbankwesens, die von dem Deutschen Reiche zu gewährenden Valutakredite und die durch die staatsfinanzielle Lage beider Länder bedingten Maßnahmen. Auf Grund eingehender Aussprache, die vom Geiste uneingeschränkten gegenseitigen Vertrauens getragen war, ist es gelungen, positive Vorschläge auszuarbeiten. Weitere Berhandlungen beginnen nach Ostern in Berlin.

Wie das „Neue Wiener Tagblatt“ meldet, erhebt Italien jetzt oauch Anspruch auf die früher in Aachen und Frankfurt a. M. und seit über hondert Jahren in der Wfener Schatkammer aufbewahrten Kleinodien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, also auf Krone und Schwert Karle des Großen, Reichszepter und Riichsapfel, karz, den gesamten Krönungsschatz des alten deutschen Kaisertums.

Der Kabinettsrat hat die völlige Aufbebung des Ausnahmezustandes beschlossen. Diesen Beschluß erläutert die „Staats korrespondenz“ dahm, daß die Regierung mit der Nufhebung des von der Rezierung des Grafen Stuerkah ver⸗ hängten Ausnahmezustandes beweisen wolle, daß sie es mit der Freiheit ernst nehme und auf die Besonnenheit der Bürger vand ihre freiwillige Mitarbeit an der öffentlichen Ver⸗ matuag baue.

Die Sommerzeit ist für die Zeit vom 28. April bb 29. September eingeführt.

Liz „Neue Freie Presse“ veröffentlicht ein Telegramm des Grafen Cernin aus Feldkirch, in dem er die Nachricht ven seiner angeblichen Flucht und Perhaftung als un⸗ wahr bezeichnet.

Der AKrbeiterzeitung zufolge beschäftigte sich der Zentralarbeiterrat am 18. April mit der allgemeinen politischen Laae und den Ereignisen vom Donnerstag. Mit ten Stimmen gegen die der Kommurnisten lehnte er den sommunistischen Antrag ab, den so ialdemokratischen Regierungs⸗ mitgliedern sein Mißtrauen auszusprechen.

Ungarn. vAA14X“

Der ungarische Volkekammissar für Auswärtige Ange⸗ Pgenheiten, Bela Kun, veröffentlicht einen Aufruf an die revosutionäre Arbeiterschaft und Arbeiterpresse aller Länder, in welchem er sie einlädt, Vertreter zu dem am 4. Mai zusammentretenden Kongreß ungarländischer Arbeiter⸗ und Soldatenräte zu entsenden.

Der Zentral⸗Soldaten⸗, Arbeiter⸗ und Bauernrat hat zur Verteidigung der Errungenschaften der Proletarierdiktatur obiger Quelle zufolge den Verteidigungs⸗ krieg beschossen und angeordnet, daß die Hälfte der Arbeiter⸗ schaft sämtlicher Betriebe gegen die tschechischen, rumänischen und südslavischen Truppen zu den Waffen greifen solle.

Eine Verordnung des Volkskommissariats für Unterrichtswesen hat dem „Unaarischen Korrespondenzbüto“ zufolge einen Landesbeirat errichtet, dem alle wissenschoft⸗ lichen, literarischen und künstlerischen Arbeiten mit Ausnahme der Tagesblätter und politischen Zeitschriften vor ihrer Ver⸗ zffentlichung vorzulegen sind, und der die Vervielfältigung und Jerbreitung verbieten kann. Zuwiderhandelnde kommen vor das Revolutionsgericht.

Großbritannien und Irland.

Eine Abordnung südafrikanischer Rationalisten jur Friedengkonferenz in Paris ist am Sonnabend in viymouth angekommen.

Frankreich.

Nach dem diplomatischen Situationsbericht ver⸗ mmelte sich der Viererrat am Karfreitag morgen und be⸗ handelte die Danziger Frage. Die Frage der italienischen orderungen wurde auf Sonnabend verschoben.

Die Schadenersatzkommission unter dem Vorsitz veg van den Hoevels nahm am Sonnabend den von dem zweiten Unterausschuß unter Lord Sunliff aufgestellten Bericht wher die finanziellen Fähigkeiten der feindlichen Staaten und die Zahlungs⸗ und Eööö“ einstimmig an. Der Bericht behandelt ine besoadere die Rückerstattung, die Deutsch⸗ land den alliierten Mächten zu leisten hat, namentlich hin⸗ chtlich der Schiffe, Maschinen, des rollenden Materials, der usrüstungsgegenstände, des Viehs usw.

Die Kammer hat, der „Agence Havas“ zufolge, am Freitag mit 285 gegen 138 Stimmen den Antrag angenommen, eer für die Parlamentswahlen Listenabstimmung auf Grund des Verhältniswahlsystems festsetzt.

Der Senat hat Freitag einstimmig folgende von der Kommission für Auswärtige Angelegenheiten eingebrachte Entschließung angenommen: „In der Ueverzeugung, den Willen der Nation zu bekunden, die mit schweren blutigen Opfern das Recht auf dauernden Frieden bezahlt hat, verläßt

1 der Senat auf die Regierung, daß sie zusammen mit den

sierten für alle Garantien militärischer Natur besorgt sein werde, die unerläßlich sind für die Sicherheit Frankreichs und fuͤr den Frieden der Welt“. Vor der Abstimmung erklärte der Minister Pichon, daß die Regierung ebenfalls die An⸗ nahme des Antrages wünsche.

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Erste Beilage

Berlin, Dienstag pril

Der Sozialistenkongreß ist gestern in Paris er⸗ öffnet worden. Der „Agence Havas“ zufolge forderte Hen⸗ derson, daß der Frieden ein Friede der Gerechtiakeit und nicht der Rache sei. „Wir verkennen“, sagte er, „die Opfer nicht, die Frankreich gebracht hat, wir lassen seiner Topferkeit Gerechtigkeit widerfahren, man darf jedoch den Krieg nicht mißbrauchen.“ Der frühere Präsident der Labour Party, Hardy, gab eine entsprechende Erklärung ab.

Rußland. 38

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Nach Meldungen des „Reuterschen Büroe“ haben an der Murmansk⸗Front am 17. April russische Truvppen Vojmo⸗ salmi mit vollem Erfolg angegriffen und die Bolschewisten in der Richtung auf Porynetz verfolgt, wohei die letzteren schwere Verluste erlitten Die Einnahme von Vojmosalmi gebe den Alliierten die völlige Herrschoft über den Vigozero⸗See und die Straße vom Süden nach dem Weißen Meer. Die Behauptung der Bo schewisten, daß sie Urozero wieder genommen hätten, sei unrichtig.

Telegramme aus Omsek berichten, daß die Truppen Koltschaks 33 Meilen südlich Sterikamak den Bolschewisten schwere Verluste zu fügten, viele Gefangene machten und Maschinengewehꝛe sowie 10 schwere Geschütze erbeuteten.

Starapol sei genommen, wobei große Beute gemacht und eine

Anzahl Bolschewistenfüh er gefangen worden seien. Es wird berichtet, daß die Demo alisierung der Bolschewisten zunehme. Drei Dioisionen weigerten sich, zu kämpfen und srien von der Front zurückgezogen. Die Bauern im Wjaika⸗Gouvernement und in einigen Bezirken am Kamaflusse hätten sich gegen die Sowjetrepublik erhoben.

Wie die russische Presse meldet, haben die Erfolge der Armee Koltschaks an der Ostfront im Somjetrußland große Erregung hervorgerufen. In Sowjetkeisen bietet man alles auf, um die Arbeiterklassen zum Eintritt in die Rote Armee und zur Verteidigung Sowjenußlands zu veranlassen. Die Sowjetregierung hat ferner die Einberufung der Jahr⸗ gänge 86 bis 90 in Petersburg, Moskau und neun anderen Gouvernements verfügt.

Die Libauer Vertretung der Bürgerschaft von Riga hat dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge nach⸗ stehenden Aufruf erlassen:

Die Lage Rigas ist nach Berichten soeben von dort ein⸗ etroffener Augenzeugen verzweifelt. Am 20. März haben die olschewistischen Behörden Riga verlassen und die bürgerliche Be⸗ völkerung dem bewaffneten Mob überlassen. Die männliche Be⸗ völkerung wurde, soweit sie nicht b lschewistisch ist, verschleppt oder hingerichter. Bis zum 20. März haben 6000 Hinrichtungen statt⸗ Frauen, Kinder und Greise wurden ohne Uäterschied der Nationalität den bolschewistischen Banden ausgeliefert, unter denen sich vi le bewoffnete Frauen befinden. Am 26. März wurde mit der Aussiedelung von Frauen, Kindern und Greisen aus den bürgerlichen Stadtteilen nach der Dünainsel begonnen, wo die Aus⸗ gesiedelten in Baracken eingepfercht sind und ihnen ohne Kleidung und Lebensmittel sicherer, qualvoller Tod durch Hunger, Kälte und Epidemien droht. L-bensmittel fehlen vollkommen. Eine Ratte kostete bis zu 4 Rubel, jetzt sind auch solche nicht mehr zu haben. Ein Augenzeuge sah, wie Frauen auf den Straßen Haferkörner aus dem Pferdemist heraussuchten. Libau erbittet eine Hilfs⸗ aktion der Großmächte und hat Vertreter nach Paris entsandt, um eine solche zu beschleunigen. Die zivilisierte Welt hat kein Recht, untätig dem Morde der Bepölkerung einer Weltstadt zuzusehen. So⸗ fortige Hilfe könnte noch Rettung bringen einer Bevölkerung, die, bereits durch bolschewistische Erekutionen dezimiert, dem durch Hunger vertierten Pöbel ausgeliefert ist. Lebensmittel, Geld und Kleidung 8* erforderlsch da mit II allein keine Ordnung zu chaffen ist. Wir richten die flehende Bitte an die ganze Welt, die Bevölkerung Rigas vor dem Untergang zu bwaßaan und den baltischen Nationalausschuß in Libau in seinem Menschlichkeitswerk

zu unterstützen. 3 Niederlande.

In einer in Arnheim abgehaltenen Konferenz der holländischen soztaldemokratischen Arbeiterpartei hielt Troelstra eine Rede, in der er laut Bericht des „Wolffschen Telegraphenbüros“ den Bolschewismus verwarf und sagte:

Komme in Holland eine Revolution, so müsse sie ohne A.⸗ und S.⸗Räte, aber mit einem festen Sozialisierungsprogramm durch⸗ geführt werden und neben dem politischen ein wirtschaftliches Parlament zeitigen, in dem alle Gruppen und Betriebe wirksam vertreten seien. .

Im weiteren Verlauf seiner Rede erhob er gegen den Gewallfrieden der Entente Einspruch und erklärte:

Der Völterbund werde zur Karikatur gemacht, die Feinde der Entente würden wirtschaftlich vernichtet. Was in Paris zusammen⸗ geflickt werde, sei ein Hohn auf Friede, Völkerbund und Abrustung. Es müsse eine starke Bewegung gegen die Handlungsweise der Entente entstehen, damit der Friede auf sozialistischer Grundlage ruhen könne und die Revolution nicht aus Rußland und Bayern nach Westeuropa komme. Was die Unzufriedenheit in den Ententeländern betreffe, so gehe sie weit über eine Lohnbewegung hinaus, sie sei politischer Natur und beruhe auf der Forderung nach Sozialisierung. Troelmra erklärte weiter, Reformen müßten auf gesetzlichem demo⸗ kratischen Wege erreicht werden, selbst wenn dies zur Folge habe, daß die Erreichung der politischen Macht um kurze Zeit verzögert werde. Er warnte vor geistigem Zwang und wies zum Schluß jedes Zusammenwirken mit den Kommunisten in den Niederlanden zurück.

Einer „Havas⸗Reuter⸗Meldung“ zufolge sandte das belgische national⸗politische Komitee an den belgischen Bevollmächtinten in Paris ein Telegramm, in dem für Belgien ein Bündnis mit Luxemburg, volle Entschädigung und die not⸗ wendigen Sicherungen auf der Schelde, in Limburg und an der deutsch belgischen Grenze verlangt werden. Der Bevoll⸗

mächtigte wird aufgefordert, einen Frieden, der Belgien nicht

Genüge tut, abzulehnen. 1G

Der in Brü sel tagende belgische Sozialisten kongreß hat, obiger Quelle zufolge, einstimmig eine Ent⸗ schli ßung gefaßt, in der die Verstaatlichung der Berg⸗ werke, der Haupttransportmittel und bestimmter Industriezweige gefordert wird. Die sozialistischen Ab⸗ geordneten werden aufgefordert, diesbezügliche Gesetzentwürfe zu entwerfen. Nach einer „Havas⸗Reuter“⸗Meldung vom

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8 20 April nahm der Sozialistenkongreß eine Tagesordnung an, in der es heißt, die belgische Arbeiterpartei spreche sich gegen Zollschranken beim Abschluß von Verträgen oder Konventionen aus und fordere die Reaierung auf, sich auf der Friedenskonferenz in dieser Hinsicht kräftig einzusetzen. Sodann entschied sich der Kongreß sast einstimmig für folgende Tages ordnung: 1

Die belgische Arbeitervartei hat niemals aufgehört, eine inter⸗ nationale Aktion des Proletariats als einen wesentlichen und not⸗ wenoigen Bestandteil der sozialistischen Bewegung zu betrachten, und bleibt Anhänger der zweiten Juternaionale Sie erklärt, in Erörte. rungen über ihre Teilnahme am Kongreß von Luzern einzutreren, sobald sie weiß, wie, von wem und unter welchen Bedingungen diese Versammlung einberufen ist. Sie halt dafür, daß das neue v n der Berner Konferenz geschaffene Vollzugsorgan am 25. April in Amster⸗ dam zusammentresen soll und daß die belgische Arberterpartei sich auf dieser Konferenz vertreten lassen wird. Der Kongreß beauftragt seine Abordnung beim internationalen sozialistischen Buro, sich mit den Einberufern der geplanten Versammlong ins Benehmen zu setzen und sich mit ihnen über eine möglichst schnelle Weederkehr der ordnungsmäßigen Lage zu verständigen. Der Kongreß ist der Ansicht, daß kein Geund besteht, das Büro nicht in Brüssel zu belassen, und daß das Vollzugsbüro wieder in seine Sefugnisse eingesetzt werden soll.

Der Konareß faßte einmütig den Beschluß, daß die inter⸗ nationalen Beziehungen wieder aufgenommen werden müßten, und lehnte mit starker Meh heit eine Tagesordnung ab, die besagt, daß der Kongreß sich über seine Teilnahme am Luzerner Kongreß nicht schlüssig machen könne, weil er nicht wisse, von wem und unter welchen Bedingungen diese Versammlung ein⸗

berufen sei. 8

Einer Reutermeldung zufolge hat sich nach einem Be richt des Vizekönigs von Indien über die dortigen Unruhen vom 19 April die Lauge in Amaisar nicht ver⸗ ändert. Der Eisenbahnerstreik hat sich nicht weiter ausge⸗ breitet. In der Nähe von Ihelum sind Züge zum Eat⸗ gleisen gebracht worden. Der Mob versuchte den Bahnhof von Malakwal zu zerstören, murde j doch durch Truppen zer⸗ streut. Die Haltung der Eingeborenen in den Sikhdörfern scheiat gut zu sein. Der Pöbel in den Städten setzt sich meist aus mohan medanischem Gesindel, das von Agitatoren geführt wird, zusammen. An der Nordwestgrenze und in Bombay haben sich keine neuen Unruhen ereignet Nach einem weiteren Telegromm des Viz⸗könige vom 20. Aprit ist in Lahore alles ruhig, da ein Teil der Bevölkerung zur Einsicht kommt. Der Mob griff den Bahnhof von Naroda an. Mohammedanische Sendlinge und andere Aufrührer versuchen, in der Näbde der Pundschab⸗Distrikte Uaruhen hervorzu ufen. Es wird berichtet, doß eine Spannung in Forozepore (2) und Multan besteht. Streifabteilungen nahmen Verhaftungen vor. Im übrigen IIc 4*“”“

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Verkehrswesen.

Briefe nach dem Auelande müssen wegen der Prüfung durch die Ueberwachungsstellen offen aufgeliefert werden. Verschlossen aufgelieferte Sendungen erleiden gegenüber den ordnungemäßig offen aufgelieferten Sendungen zum Schaden für Absender und Empfänger Verzögerungen. 1 8

Die Eisenbahndirektion Frankfurt (Main) gibt, wie „Wolffs Teleg aphenbüro“ meldet amtlich bekannt: Der geringe Koblenvestand zwingt dacu, den gesamten Personenverkehr im unbesetzten Gebiet des Bezirkes Frankfurt am Main zunächst am 20., 21 und 22. April einzustellen, damit der notwendige Güterverkehr, insbefondere die Lebensmittelzufuhr noch aufrecht erha ten werden kann. Die Fahekartenschalter bleiben an den genannten Tagen geschlossen. Die Wiederaufnahme des Per⸗ sonenverkehrs wird bekannt gegeben werden.

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Die Generaldirektion der württembergischen Staatseisenbahnen teilt „Wolffs Telegrapbenbüro“ zufolge mit, daß infolge der Einstellung des gesamten Schnellzugverk bis in Baden und wegen Kohlenmangels vom 23. Aprtl ab auch die auf den württembergischen Stiecken noch verkehrenden Schnelle züge ausfallen. Die Generaldirektion teilt ferner mit, daß wegen Koblenmangels auf sämtlichen rechtsrheinischen bayerischen Strecken vom 24. April ab der gesamte Personenverkehr eingestellt wird.

Handel und Gewerbe.

Die Goldausbeute in Transvaal betrug laut Meldung des „W. T. B.“ im März 1919: 712 37 Unzen im Werte von 3 025 992 Pfund Sterling, von denen 17 554 Unzen im Werte von 74 564 Pfund Sterling auf die Distrikte außerhalb des Witwatersrand entfielen gegen 2 704 647 Pfund Sterling im Fevruar 1919 und 2 957 614 Pfund Sterling im März 1918. Ende des Monats waren in Goldminen 175 620, in Kohlenbergwerken 11 168 und in Diamantminen 5080 Arbeiter beschäftigt.

Laut Meldung des „W. T. B.“ betrugen die Roheinnahmen der Canada Pacific Eisenbahn in der zweiten Avrilwoche 2 808 000 Dollar. (Abnahme gegen das Vorjahr 67 000 Dollar.)

Wien, 19. April. (W. T. B.) Ausweis der Oesterreichisch⸗ Ungarischen Bank vom 7. April 1919*). Alle Summen in Tausenden von Kronen. (In Klammern: Veränderung seit dem Stande vom 31. März 1919..) Anlagen. Metallschatz: Goldmünzen der Kronenwährung, Gold in Barren, in ausländischen und Handels⸗ münzen, das Kilo fein zu 3278 Kronen gerechnet, 262 146 Gold⸗ wechsel auf auswärtige Plätze und ausländische Noten 15 156, Silber⸗ kurant⸗ und Teilmünzen 57 035, zusammen 334 337 (Abn. 766 Kassenscheine der Kriegsdarlehenskasse 454 754 (Zun. 32), Eskont⸗ Wechsel, Warrants und Effekten 2 806 527 (Zun 680), Darleben gegen Handpfand 9 197 385 (Abn. 140 349), Schuld der K. K. öster⸗ reichischen Staatsverwaltung 60 000, Darlebens chuld der K. K. Staatsverwaltung auf Grund besonderer Vereinbarung 22 034 000, Darleh sschuld der K. ungarischen Staatsverwaltung auf Grund besonderer Vereinbarung 10 920 000 (—,—), Effekten 60 733 (Zun. 1 109), Hypothekardarlehen 274 454 (Zun. 4), Kassenschem⸗ forderung a. d. K. K. Staatsverwaltung 4 424 035 (Abn. 37 817),

Kassenscheinforderung a. d. K. ungarische Staatsverwaltung