völkerung zukommt. Wir wollen Deutsche bleiben, denn wir sind es und haben das Anrecht darauf Jahrhunderte lang erworben. Wir müssen zu den Waffen greifen und bis zum letzten Blutstropfen Haus und Heimat verteidigen, wenn der Bogen überspannt wird.“
Der Kreisausschuß des Kreises Meseritz hat an die Deutsche Reichs⸗ und die Preußische Staatsregterung folgende Depesche gesandt: „Der Friedenevertragsentwurf der Entente spricht en Polen einen großen Teil des Kreifes Meseritz zu. Rein deutsches Land soll vom Deutschen Reich abgetrennt werden. Nicht Grund⸗ sätze der Gerechtgkeit und des Selbstbestimmungsrechis der Völker, wie sie von Wilson in seinen 14 Punkten aufgestellt sind, sind die Grundlagen dieses Friedensvertragsentwurfs. Die überwiegend deutsche Stadt Bentschen, die ganz deutschen Landgemeinden von Kreuzwehr, über Rewitzhauland, Kupferhammer bis Friedensort und die west⸗ lich hieran liegenden deutschen Gemeinden sollen den Polen aus⸗ ’— werden. Selbst das Schicksal der reindeutschen Stadt irschtiegel ist zweifelhaft. Mit diesen unseren deutschen Brü⸗ dern erhebt der ganze Kreis Meseritz flammenden Protest gegen die polnischen Forderungen. Im Verein mit unserem tapferen Grenzschutz haben die Bürger des Kreises Meseritz in schweren Kämpfen ihren Heimarboden verteidigt und werden es weiter tun. Em Frieden, der auch nur eine Gemeinde des deutschen Kreises Meseritz vom Deutschen Reich trennt, muß für jeden Deutschen nnannehmbar sein. Vereint mit unsern deutschen Brüdern in den deutischen Nachbarkreisen Birnbaum, Neutomischel und Bomst werden wir für unsere gute Sache kämpfen. Dem polnischen Joch können und wollen wir uns nicht beugen. In der festen Zuversicht, daß auch die Reichs⸗ und Staatsregierung uns nicht im Stiche lassen wird.“
Der Provinziallandtag und der Provinzial⸗ ausschuß von Schlesien (gez. Herzog von Ratibor und Frelherr von Richthofen) haben folgende Kundgebung an die deutsche Reichsregterung, die preußische Staatsregierung, die Nationalversammlung und die Preusts he Landesversammlung ge⸗ richtet: „Ganz Schlesien ist über die Friedensbedingungen unserer Feinde von unsagbarer Empörung erfüllt. Was dabei efordert wird, müßte auf unabsehbare Zeit völligen wirtschaftlichen “ gänzliche Rechtlosigkeit unseres Volks und die Lohnsklaverei für Millionen deutscher Arbeiter unter der Fremd⸗ herrschaft des ausländischen Großkapitals bewirken. Im Westen und Osten seiner großen Industriegebiete sowie aller Kolonien be⸗ raubt, auf Jahrzehnte hinaus nur für unsere Feinde arbcitend, soll das wirtschaftlich hgate Deutschland ihnen noch zabl⸗ lose Milliarden zahlen, die Handelsflotte ausliefern und jährlich Hoenderttausende von Tonnen Schiffsraumes erbauen. Das würde nicht nur unerträglich, ondern auch unmöglich sein. Die vom Aus⸗ land zu unerschwinglich hohen Preisen angebotenen Lebensmiltel würden mehr als aufgewogen durch die Forderung der Ablieferung eines großen Teiles des Restes unserer dezimierten Bestände an Pferden, Milchkühen, an Zucht⸗ und Schlachtvieh, Schme nen, Schafen und Ziegen. Tausende von schon durch die jahre⸗ lange Hungerbleckade geschädigten Elenden und Kranken, von Kindern und Sauglingen würden dadurch zum Siechtum und Hungertod ver⸗ urteilt. Kein Selbstbestimmungsrecht wird uns trotz Wilsons Ver⸗ iprechungen gegeben, kein Völkerbund. Nur brutale Gewalt und Rachsucht dikliert solche Bedingungen. Auch unser Schlesien soll zer⸗ e werden und fast ganz Oberschlesien sowie. Teile von Mittel⸗ chlesien an die Polen und Tschechen sallen. Ohne oberschlesische Kohle und Stickstoff muß Schlestens Industrie und Landwirt⸗ schaft zusammenbrechen. Aus diesen und noch vielen anderen Gründen protestieren wir in tiefer Entrüstung namens des Pro⸗ vinziallandtages und des Provinzialausschusses von Schlesien gegen einen solchen Friedersvertrag, den für Deutschland zu unterzeichnen von vornherein eine völlige Unwahrheit wäre. Wir fordern, daß unsere Regierung nicht einem Vertrage zustimmt, der unerfüllbar ist und der für Schlesien und ganz Deutschland nichts anderes als Selbstmord bedeutet.“
Die zur Wahrnehmung der kommuna wirlschaftlichen Interessen Oberschlesiens verbundenen Stadt⸗ und Landkreise protestieren in einem Aufruf ebenfalls gegen den schmachvollen Friedens⸗ vorschlag unserer Feinde. „Das oberschlesische Land,“ heißt es in dem Auf⸗ xuf, durch mehr als 700 Jahre von Polen getrennt, dur deutsche Sitten, deutschen Geist und deutsche Mrbeit deutsch geworden, denkt und fühlt in der überwältigenden Mehrheit seiner Bewohner deutsch und wünscht
—Jbei Deutschland zu bleiben. Die Abtrennung vom Deutschen Vater⸗ lande müßte Oberschlesien in ständige unabsehbare innere und äußere Kämpfe führen.“ Der Aufruf verlangt von den deutschen Vertretern, daß sie keinen Frieden unterschreiben, der auch nur ein Stückchen ober⸗ schlesischen Borens preisgibt.
Wohlfahrtspstege.
Die Nationalstiftung sendet aus eigenen Mitteln etwa 1000 unterernährte Kriegerwaisen aus den Indu⸗ striezentren für einen sechswöchentlichen Aufenhall na ch der Schweiz. Der erste Zug, etwa 40, Kinder aus Groß Berlin, wird Ansang Juni abgehben. Die Auswahl der Kinder erfolgt auf Vorschlag der amtlichen Fürsorgestellen für Kriegshiaterblicbene.
Das Ergebnis der Bautätigkeit in München 1918. Die Münchener Baupolizeibehörde, die Lokalbaukommission, hat das Bauergebnis des Jahres 1918 nach den Rohbauvollendungen zusammengestellt. Im ganzen waren hiernach im Vorjahre 708 Bau⸗ fälle zu verzeichnen. Diese Zahl erscheint in Anbetracht der Bau⸗ verbote und der sonstigen Verhältnisse im letzten Kriegsjahr als recht stattlich, bei näherer Betrachtung wird sie jedoch auf ihren wahren Wert zurückgeführt. Von der genannten Zahl betrafen näm⸗ lich nicht weniger als 473 Fälle Umbauten Und nur 255 Fälle Neubauten, 29 von den letzteren betrafen gewerbliche An⸗ l.gen und 145 waren unbedeutender Natur, 57 waren Rückgebäude und nur in 4 Fällen handelte es sich um Vordergebäude. Da sich unter den letzteren eine Fabrik, ein Verwaltungsgebäude und ein Bürogebäude befand, verbleibt als Rest nur ein einziges Wohngebäude. In der Zahl der vor⸗ erwähnten Umbauten sind auch die sogenannten „Notwohnungen“ ent⸗ halten, die in Läden, Gastwirtschaften. Remisen, Lagerräumen und dergleichen eingebaut wurden, sowie die Dachgeschoßausbauten, die unter vorübergehender Aufhebung des Paragraphen 19 der Staffel⸗ bauordnung ermönlicht wurden. Zur Ausführung gelangten im Jahre 1918 nur 137 derarlige Ausbauten und 24 waren am Jahresschluß im Entstehen, während 415 genehmigt worden waren. Aus diesen Zahlen läßt sich auf die großen Schwierigkeiten schließen, die sich der praktischen Bauausführung entgegenstelltn. 1 78
9 8 8
Nr. 11 des „Eisenbahnverordnungshlatts“, her⸗ ausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 16. April 1919, hat folgenden Inhalt: Bekanntmachung vom 13, März 1919, betr. vorübergehende Aenderung der Eisenbahnver⸗ kehrsordnung; Bekanntmachung vom 21. März 1919, betr. Aenderung der Anlage C zur Eisenbahnverkehrsordnung; Bekanntmachung vom 29. März 1919, betr. Errichtung eines Eisenbahnmaschinenamts in Uelzen; Ausführungsbestimmungen vom 22. Nhzrj 1919 zu der Ver⸗ ordnung über die Ausgestaltung der Statistik der Warenausfuhr; Nachrichten. 1
erkehr Wesen.
Vom 10. Mai ab ist unter den bekannten Zedhngagaen ein Flug⸗ postverkehr auf der Strecke Berlin — Warnem ünde eingerichtet. Nähere Auskunft erteilen die Postanstalten in Berlin und Warnemuüͤnde.
Berdingungen.
Der Zuschlag auf die von dem Verwaltungsressort der Reichs⸗ werft in Wilhelmshaven am 3. April d. J. verdungene Ausführung der Klempnerarbeiten für die bau⸗ liche Unterhaltung der Gebäude und Anlagen der Werft und des Artilleriedepots und Minendeyots ist der Firma L. Mösser Ww. Jah. L. Mösser und K. Reinhold, Wilhelmshaven, erteilt worden.
Theater vnd Musik.
Kammerspiele des Deutschen Theaters.
Die Erstaufführung des Schauspiels „Der Kinderfreund“ von Mechtild Lichnowsky am Sonnabend im Kammer⸗ spielhause fand trotz seiner Lehrhaftigkeit und seines fühlbaren Mangels an dramatischem Leben eine ebenso freundliche Auf⸗ nahme wie seinerzeit ihr „Spiel vom Tod“ im Lessing⸗ theater. Wie hei dem älteren Stück, wird man auch bei diesem mehr durch den gepflegten Gedankenausdruck und das poetische Empfinden der Verfasserin gefesselt, als durch ihre Gestaltungskraft. Die Fabel der wenig bewegten und dazu noch in ihren Voraussetzungen nicht einmal ausreichend klar gelegten Handlung scheint nur um deswillen ersonnen zu sein, um Erörterungen über die Kindererziehung zu er⸗ möglichen, die in dem Leitsatz gipfeln: „Mehr Liebe und weniger Strenge“. Der Verfechter dieser milden Lehre ist Vinzent Veit, ein „verbummelter Student“ der Medizin, der sich in einer kleinen Stadt, obwohl er keine arztliche Prüfung abgelegt bat, als Heilkundiger niederläßt. Er behandelt die schwer⸗ kranke Mutter der siebzehnjährigen Marie, welche letztere von einem Reisenden verführt, in die Fremde ging. Die in keinem urfächlichen Zusammenhang stehende Rückkehr des verschwundenen Mädchens mit dem plötzlich eintretenden Tod der Mutter, wird von den Orts⸗ bewohnern so ausgelegt, als hätte Marie ihn verschuldet. Vinzent nimmt sich nun des durch die Verachtung der Mubürger und den Svpott der Kinder gevpeinigten Mädchens an und predigt den Verfolgern Duldsamkeit. Die Kinderherzen gewinnt er für sich, aber Schule und Obrigkeit werden seine erbitterten Gegner. Man ermitielt daß er wegen Sittlichkeitsvergehens im Zuchthause gesessen habe, und weist ihn, obwohl er beteuert, unschuldig verhrteitt worden zu sein erbarmungslos aus. Die Darstellung lat unter Felir Holländers Spielleitung für das bühnenfremde Stüͤck, was sie konnte. Raoal Assan, der alljährlich auf den Reinhardtbühnen als Gast auftritt, war ein beredter und überzeugungstreuer Vertreter des an Anzengrubers „Pfarrer von Kirchfeld“ gemahnenden Vincent. Helene Thimig spielte die Marie mit schöner Innerlichkeit, nur scheint es fast, als ob die ursprüngliche Schlichtheit dieser Künstlerin allmählich einer Manieriertheit zu weichen anfinge, vor der sie ber⸗ zeiten gewarnt sef. Unter den anderen Mitwirkenden sind die Damen Terwin und Ebinger, die Herren Kühne, Nunberg und Graetz mit Anerkennung zu nennen.
Im Opernhause wird morgen, Egvpten“, mit den Damen Marherr, Escher und den Herren Bronsgeest, Hoffmann, Sommer, Henke, Habich und Krasa, besetzt, be Musikalischer Leiter ist der Kapellmeister ÜUrack. An fang
2
Im Schauspielhaus fällt die heutige bezugsvorstellung aus, da für die Auffthrueg von Gynt“ über sämtliche Eintrittskarten ver⸗ fügt ist. Der Dauerbezugsbetrag für die 131. Vor⸗ stellung wird bei Ausgabe der Dauerbezugskarten für den nächsten Monat in Anrechnung gebracht. Morgen, Dienstaag, findet die 132. Dauerbezugsvorstellung („Coriolan“*) statt, Mittwoch die 133. („Nathan der Weise“*), Donnerttag die 124. („Co⸗ riolan“) usw.
Daz Märkische Wandertheater, die älteste noch bestehende künstlerische Wanderbühne Deutschlands, hat am 3. Mai dieses Jahres seine 8. Spielzeit vollendet. Als „Deutsche⸗Wander⸗ bühne“ der Gesellschaft für Volksbildung, Berlin, hat es am 1. Ok⸗ tober 1918 diese Spielzeit begonnen und im ganzen 141 Vorstellungen gegeben, die sich auf die Provinzen Brandenburg, Pommern, Sachsen, Hannover und Schlesien verteilen. Es wurden gegeben: von Lessing „Minna von Barnhelm“ 20 mal, „Nathan der Weise“ 3 mal von Schiller „Kabale und Liebe“ 4 mal, Szenen aus „Wil⸗ helm Tell“ 3 mal, von Goethe „Die Geschwister“ 3 mal, „Laune des Verliebten“ l mal, von Ibsen „Hedda Gabler“ 10 mal, von Björnson „Die Neuvermählten“ 5 mal, von Schnitzler „Literatur“ 2 mal, von Frank „Die treue Magd“ 5 mal sowie die Lust⸗ spiele „Meine Frau, die Hofschauspielerin“ 38 mal, „Das Extem⸗ poral⸗“ 16 mal, „Jugendfreunde“ 22 mal, „Hans Huckebein“ 11 mal. Als Uraufführung biachte das Wanderthenter am 24. Novemkber das Trauerspiel von Hugo Wolfgang Philipp „Mit ihm jein Land Tirol“ heraus. Die Vorstellungen waren im großen und ganzen überall gut besucht, jedoch hat das Wandertheater die Spiel⸗ zeit infolge der durch den 1 und die Nevolution hervor⸗ gerufenen schwierigen Verkehrsverhältnisse nicht voll ausnu tzen können, was sich aus der verhältnismäßig geringen Anzahl der Vorstellungen ergibt. Die Spielzeit hat den Hewets erbracht, daß die Vor⸗ stellungen der Wanderbühne, die auch für die Zukunft erhalten werden muß, für die mittleren und kleineren Städte — ganz besonders auch in den j tzigen schwierigen Zeiten — eine Notwendigkeit bedeuten. Anfragen und Zuschriften für die nächste Spielzeit sind baldmöglichst an die Geschäftsstelle des Märkischen Wandertheaters, Berlin XW. 52, Lüneburgerstr. 21, zu richten.
131. Dauer⸗ „ Peer
1 Mannigfaltiges.
Der Polizeipräsident von Berlin hat
10. Mai 1919 folgenden Erlaß veröffentlicht: .
Auf Grund des § 4 des Belagerungszustandsgesetzes vom
4. Juni 1851 wird auf Anordnung des Militäroberbefehlshabers in vesersszwatyng mit der Reichs⸗ und Staatsregierung folgendes estimmt:
Für die Zeit vom 10. bis 16. Mai einschließlich werden n icht zugelassen alle öffentlichen theatralischen, musikalischen Vorführungen, Schaustellungen und sonstige Lustbarkeiten, soweit bei ihnen nicht ein höheres Interesse der Kunst und Wissenschaft obwaltet und sie nicht einen ergsten Charakter tragen. Insbesondere sind unzulässig: a. Vorführungen in Singspielhallen, Kabaretts, Tingeltangels, Vorstellungen der Zirkusunternehmungen und Variétés, musi⸗ kalische und sonstige Vorträge in Gast⸗ und Schank⸗ wirtschaften, b. alle öffentlichen Tanzlustbackeiten sowie Vereins⸗ und Privattanzlustbarkeiten in Gast⸗ und Schankwirtschaften, c. alle Schaustellungen und Lustharkeiten auf öffentlichen Wegen, Straßen, Plätzen und anderen öffentlichen Orten (Rummelplätze), d. kinematographische Vorführungen, welche nicht dem Ernst der Zeit Rechnung tragen, e. Pferderennen und sonstige öffentlichen Sport⸗ veranstaltungen, f. Spielklubs, welche auch über den 16. Mai hinaus bis auf weiteres geschlossen bleiben.
Vorstehender zweifellos im Sinne der gesamten Bevölkerung stehender Erlaß wird der genauen Befolgung dringend empfohlen.
unter dem
“ Easeme
1
VrügbeAeiI. h. ex48.
Dienstag, „Joseph in
S
Der Evangelische Oberkirchenrai hat, wie „W. T. B⸗
mitteilt, bestimmt, daß in alben Kirchen seines Aufsichtsbezirks mit Rücksicht auf die Friedensverhandlung en am Sonntag, den 18. Mai, ein Betgottesdienst stattfindet. Auch sind die Gemeinden aufgefordert, während der sogenannten
Traucrwoche nach Möglichkeit Abendgottesdienste zu veranstalten.
Die Kohlenstelle Groß Berlin hat unter dem 10. Mai 1919 folgende Bekanntmachung erlassen:
Auf Grund des § 38 Absatz 2 der Verordnung des Kohlen⸗ verbandes Groß Berlin über die Kohlenverteilung vom 6. März 1919 wird hiermit angeordnet: 8
J. Von Donnerstag, den 15. Mai 1919, ab dürfen zur Ent. nahme und Abgabe von Koblen bis auf weiteres nur die folgenden Abschnitte verwendet werden: 1) Abschnitt 4—7 der Koch⸗ karte; 2) Abschnitt 4—10 der 5⸗Zentner⸗Ofenkarte, Abschnitt 4—7 der 10⸗, 20⸗ 30⸗, 40⸗, 50⸗, 60⸗Zentner⸗Ofenkarte; 3) Abschnitt 1—10 der Kokskarte; 4) Abschnitt 1——74 der Sonderkarte.
Bevorzuat zu beliefern sind die bereits früher freigegebenen: 1) Abschnitt 4—6 der Kochknte; 2) Abschnitt 4— 6 der 10⸗, 20⸗, 30., 40⸗,„ 0⸗, 60⸗Zentner⸗Ofenkarte; 3) Abschnitt 1—8 der Kokskarte; 4) Abschnitt 11 — 12 der Sonderkarte. 18
II. Von Donnerstag, den 15. Mai 1919,. ab dürfen auf die Ab⸗ schnitte 123 der Kochkarte und sämtlicher Ofenkarten Kohlen nicht mehr abgegeben werden.
III. Verstöße gegen diese Anordnung werden gemäß § 93 der
vorbezeichneten Verordnung bestraft. Zuwiderhandelnde Kohlenhändler haben außerdem die Schließung ihres Geschäfts zu gewärtigen.
Ueber ‚Werden und Vergehen unserer deutschen Küst en“ spricht unter Vorführung zahlreicher Lichtbilder Dr. Hanz Spethmann om Mittwoch, Abends 7½ Uhr, im großen Hörsaal der Treptower Sternwarte. Mitt dem großen Fernrohr werden jetzt am Tage die Venus, die Sonne und am Abend der Mond, ferner der Jupiter und Saturn mit ihren Monden gezeigt. Kleinere Fernrohre stehen noch zur Beobachtung interessanter anderer Himmels⸗ körper kostenlos zu Verfügung.
Die Alliierten teilten, wie die Deutsche Waffenstillstandskom⸗ mission „W. T. B.“ zufolge meldet, in einer Note vom 9. Mai mit, daß der Heimtransport der von Nikolajew nach Saloniki gebrachten deutschen Truppen und der noch in Konstantinopelbefindlichendeutschen Truppen⸗ teile im Gange ist. 6“
8 8
Nach einer Mitteitung des „W. T. B.“ aus dem H ag sollten am 10. Mai Abends in Rotterdam 1473 Südwest⸗ Afrikaner, darunter der Gouverneur mit Frau, 67 Offiziere, 43 Frauen, 44 Kinder, 1317 Mann eintreffen. Der Transport wird über Wesel nach dem Durchgangslager Münster geleitet und von dort in die Heimat entlassen werden. Weitere Einzelheiten sowie die Namen der Eintreffenden sind noch nicht bekannt und werden nach Eintreffen neuer Nachrichten veröffentlicht werden.
Konstanz, 9. Mai. (W. T. B.) Anläßlich des bevor⸗ stehenden Rücktransports der deutschen Kriegs⸗ gefangenen sollen weitere Austausch⸗ bezw. Ueber⸗ gangsstationen eingerichtet werden. Es ist geplant, insgesamt 16 solcher Stationen zu schaffen.
Amsterdam, 10. Mai. (W. T. B.) Wie das „Algemeen Handelsblad“ meldet, wird der Dampfer „Antilochus“ mit Chinadeutschen an Bord am 20. Mai in Rotterdam erwartet.
Stockholm, 11. Mai. (W. T. B.) Laut „Svenska Dag⸗ bladet“ kamen gestern die ersten deutschen Kinder zum Teil aus Wien, zum Teil aus Berlin, im ganzen 494, in Schweden an. Sie wurden in Malmoö von einer tausendköpfigen Menschen⸗ menge empfangen und von dort aus auf verschiedene Land⸗ güter verteilt. 11“
8,8. b 8
(Forisetzung des Nichtamtlichen in de
Opernhaus. (unter den Linden.) Dienstag: bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Josef in Eaypten. Oper in drei Aksen von C. N. Méhul. Reziative
und Neubearbeitung von Max Zenger. Musikalische Leitung: Otto Urack. Spielleitung: Hermann Bachmann. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. (Ain Gendarmenmarkt.) Dienstag: 132. Dauer⸗ bezugvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Coriolan. Historisches Dramg in fünf Aufzügen (14 Verwandlungen) von William Shakespeare. Spielleitung: Dr. Reinhard Bruck. Anfang 7 Uhr.
Mittwoch: Opernhaus. 120. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Lohengrin. Romantische Oper Anfang 6 Uhr. Dienst⸗ und
in drei Akten von Richard Wagner. Schauspielhaus. 133. Dauerbezugsvorstellung. Nathan der Weise. Dramatisches
ve sind aufgehoben. in fünf Aufzügen von Lessing. Spielleitung: Dr. Reinhard Anfang 7 Uhr. 8
119. Dauer⸗
Gedich Bruck.
8 Familiennachrichten.
Verlobt: Gräfin Marie⸗Luise Klinckowstroem mit Hrn. Ober⸗ leutnant Franz von Gordon (Bremin bei Lianno, Westpr. — Waldau bei Schlochau). — Frl. Ilse Thieß mit Hrn. Regierungsassessor, Oberleutnant d. Res. Ewald Löser (Cöln — Berlin⸗Charlottenburg).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann E loff von Tippels⸗ küch (Charlottenburg). 1 6
Gestorben: Hr. Professor Johann Frledrich Bubendey (Ham⸗
burg). — Hr. Geheimer Saritätsrat Dr. med. Carl Fleischer
(Glatz). — Hr. Geheimer Regierungsrat Professor Dr. August
Klipftein (Breslau). 4“ .
Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyro l, Charlottenburt,
Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelle. Rechnungsrat Mengerina in Berlin.
Verlag der Geschäftsstelle (Mengerina) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt.]
Berlin. Wilbelmstraße 32. 1
Fünf Beilagen (einschließlich Börsenbeilage).. ã 1
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uun Deutschen Reich
Noℳ. 107.
Nachtrag zu dem Friedensvertrag.
Die Anlage II des 8. Teiles der Wiedergutmachungen setzt weiter fest, daß, falls Deutschland willkürlich seine Zahlungs⸗ verpflichtungen unerfüllt läßt, die verbündeten Mächte, ohne daß Deutschland darin einen feindseligen Akt erblicken könnte, Prohibitionen und b s lic sowie finanzielle Vergeltungsmaßnahmen zu treffen berechtigt sind.
Artikel 233 des 1. Abschnitts, allgemeine Bestimmungen, stellt fest, daß der Gesamtbetra der Schadenansprüche der deutschen Re⸗ sierung spätestens am 1. Mai 1921 mitgeteilt werden werde, und daß odann Deutschland den vollen Betrag seiner Schuld in einem Zeit⸗ mume von 30 Jahren ab 1. Mai 1921 zu tilgen habe.
Bleibt Deutschland im Rückstand, so steht es der “ fgi, die Tilgung dieser Rückstände nach Belieben festzusetzen. Nach keashane der Zahlungsfähigkeit Deutschlands wird die Kommission tie Zahlungsperiode erweitern und die Zahlungsmodalitäten beliebig abändern können. Zur Wiederaufrichtung des industriellen wirtschaft⸗ lichen Lebens der Alliierten wird Deutschland 1919, 1920 und in den lersten Monaten von 1921 einen Gegenwert von 20 Milliarden Mark in Gold, Waren, Schiffen und Wertpapieren leisten, worauf in erster Reihe die Kosten der Okkupationsarmee seit dem 11. November 1918, sodann diejenigen Lebensmittel und Rohmaterialien, die von den ver⸗ bündeten Regierungen für Deutschland als nötig erachtet werden, zur Verrechnung kommen. Der verbleibende Rest wird von der Ver⸗ geltungssumme abgazogen. Außerdem hat Deutschland die oben er⸗ wähnten Schuldverschreibungen zu emittieren.“ ;
In besonderen Anlagen wird die Verpflichtung Deutsch seine nirtschaftlichen Hilfsquellen der Wioderhestellung des verbündeten Wirtschaftslebens durch Ueberlassung ven Handelsschiffen, Kohlen Forden und anderen chemischen Erzeugnissen dienstbar zu machen, fest⸗ fesetzt. Die dafür aufkommenden Summen gehen zugunsten Deutsch⸗ 8 78 werden von den oben festgesetzten Vexwfflichtungen in Abzug
In der 3. Anlage dieses Teiles wird Deutschland verpflichtet, Lanne für Tonne und Kategorie für Kategorie alle Schiffe, Handels⸗ schrzeuge und Fischereifahrzeuge, die durch den Krieg verloten gingen oder beschädigt mwurden, zu ersetzen. Die deutsche? egierung hat den Alliierten alle Handelsfahrzeuge von 1600 Tonnn und darüber, ferner de Hälfte der Fahrzeuge zwischen 1000 und 1600 Tonnen und ℳ der Dampfschalupgen sowie ⁄„¾, der anderen Fischerboote deutscher Natio⸗ nalität abzutreten. Die verbündeten Regierungen werden 3 Monate nach Inkrafttreten des Nertrages Deutschland die Tonnage anzeigen, deren Kellegung auf deutschen Werften inverhalb der nächsten zwei Jahre gefordert wird, sodann rechtzeitig den Betrag der Tonnage, der in den drei auf die beiden ersten Jahre foggenden Jahren von deutschen F ür die Entente gebaut werden soll. Dieser Betrag soll niemals 00 000 Bruttotonnen für das Jahr übersteigen.
Die Kommission für Wi⸗ dergutmachungen setzt die Lieferungs⸗ bedingungen fest. Deutschland verpflichtet sich, binnen zwei Monaten, de seit dem 1. August 1914 irgendwie in seinen Besitz gelangten Fußfahrzeuge zurückzustellen und als Ersatz für die eingetretenen Ver⸗ luste einen Teil seiner Flußfahrzeuce bis zu 20 Prozent des Standes vom 11. Novembe: 1918 den Verbündeten abzutrefen. 2Die 4.Anlage setzt fest, daß Deutschland die in den verbündeten Hebeeten beschlagnahmten, verbrauchten oder vernichteten Viehbestände. Maschinen, Ausrüstungsgegenstände, Werkzeuge oder Gegenstände kom⸗ erziellen Charakters dhe entsprechende Gegenstände zu ersetzen habe. luch sollen Wiederherstellungsmaterialien, Ste ne, Ziegel usw. von Heutschland geliefert werden. Der Ausschuß wird die Preise und Eieferungsbedingungen dieser Artikel feststellen. Wenn kein Vorrat devon vorhanden ist, werden bis zu 30 21 rozent jedes Artikels der in einer deutschen Unternehmung verwendet wird, von dem Ausschuß an⸗ fefordert werden können. Der Ausschuß entscheidet über die Lieferungs⸗ bedingungen und die Preise, die auf Deutschlands Zahlungsverpflichtung verrechnet werden. Als sofortige Anzahlung verpflichtet sich Deutsch⸗ land, der franzssischen Regeerung u, g. 2000 Stiere und 90 000 Milch⸗ kühe, der belgischen Regierung ebenfalls 2000 Stiere und 50 000 Milch⸗ küe zu liefern.
Die 5. Anlage verpflichtet Deutschland, zehn Jahre hindurch en Frankreich 7 Millionen Tonnen Kohle und außerdem alljährlich de enige Kohlenmenge zu liefern, die den Unterschied zwischen der Ja resförderung der nordfranzösischen Gruben vor dem Kriege und der tatsächlichen Förderung im Zeitpunkte der Lieferung ausmacht. Letztere Verpflichtung soll zehn Jahre bestehen, und in den ersten fünf Jahren nicht über 20 Millionen Tonnen im Jahre, in den zweiten fünf Jahren nicht über 8 Millionen Tonnen ausmachen. Deutschland wird Belagien zehn Jahre hindurch 8 Millionen Tonnen liefern, ferner Italien bis zum Juni 1920 4 ¼ Millionen Tonnen, sodann bis Juni 1921 6 Millionen Tonnen, das nächste Jahr z, Millionen Tonnen, bis 1923 8 Millionen Tonnen, bis 1924 8 8 Millionen Tonnen, sodann während noch fünf Jahren 8½ Millionen Tonnen; zwei Drittel davon werden auf, dem Land⸗ wege geliefert. Luxemburg ist zu beliefern, wie vor dem Kriege, der Hreis soll wie für deutsche Bezieher ab Grube plus Fracht bis zur Grenze berechnet werden. Die verbündeten Regierungen behalten sich vor, anstatt 4 Tonnen Kohle, 3 Tonnen Koks zu beanspruchen. Ferner wird eine Lieferungsverpflichtung von 35 000 Tonnen Benzol,
8. Tonnen Kohlenteer, 30 000 Tonnen schwefelsauren Amoniums
————
Zum 7. Teil: Häfen, Schiffahrtswege und Eisen⸗ bohnen wird noch gemeldet: Aüne Rihheins chiffa hre bleibt G durch (das Mannheimer Abkommen vom Jahre 1868 geregelt. Se s Monate nach Inkraft⸗ treoten des Vertrages wird eine neunzehngleedrige Zentralkommission, bestehend aus je zwei Vertretern der Niederlande und der Schweiz, je vier Vertretern der deutschen Uferstaaten und Frankreichs, welches außerdem don Vorsitzenden ernennt, und je zwei Vertretern Groß⸗ britanniens, Italiens und Belgiens in Straßburg zur Revidierung des Abkommens zusammentreten. Deutschland nimmt die Beschlüsse des Ausschusses und des Zentralvates im voraus an. In der Rhein⸗ schiffahrt sind alle Nationen gleichberechtigt. Auf Ansuchen zediert eutschland Frankreich Schlepper, Schiffe, Anteile an deu tschen Rhein⸗ schiffahrtsgesellschaften, Anlagen, Docks, Magazime, welche deutsche An⸗ gehorige cher Gesellschafter am 1. August 1914 im Rotterdamer Hafen besaßen. Amerikanische Schiedsvichter stellen die hierfür zu leistende Entschädigung fest, welche von der von Deutschland geschuldeten Gesamtsumme gbgezogen wird, so daß Deutschland die Eigentümer entschädigen muß. Falls binnen 25 Jahren nach Inkrafttreten des Pertrages Belgien in Höhe Ruhrort einen Schiffahrtsweg Rbein — Maas zu bauen bescklließt, muß Deutschland gemäß den Vorgelegten länen den auf seinem Gebiet befindlichen Teil des Schiffahrtsweges bauen. Der Schiffahrtsweg untersteht derselben Verwaltung wie der Rhein. Deutschland nimmt an, daß die Machtbefumisse der Zentral⸗ vhankommission auf die Mosel von der französisch⸗luxembungis chen Grenze bis zum Rhein vorbehaltlich der Zustimmung Luxemburas, auf den Rhein gwischen Basel und Bodensee, vorbehalllich der Zu⸗ stimmung der Schweiz, ausgedehnt werden. In den Häfen und Stettin verpachtet Deutschland auf 99 Jahre dem tschochosllowakischen Staate eine Bodenslläche, welche als Freizone dem direkten Transitverkehr für
Erste Beir
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Wapen von und aus der Tschechoflowgkei dient. Die diesbezüglichen Modalitäten sowie Mietpreis und Pachtpreis werden von einem Ausschuß von je einem Delegierten Deutschlands, der Tschechoslowakei und Englands geregelt
Internationalisiert werden die Elbe von der Moldaumündung om und die Moldau von Prag an oder von der Oppamündung an, der Njemen von der Grodnomündung an und die Donau von Ulm an. Auf diesen Schifsahrtswegen sind die Alliierten völlig gleich⸗ berechtig! untereinander und mit den Uferstaaten und genießen meist⸗ begünftigte Behandlung. Deutsche Schiffe können regelmäßigen Personen⸗ und Warenverkehr zwischen den Häfen einer alliierten Macht nur mit Sondererlaubnis dieser Macht durchführen. Eventuelle Ab⸗ gaben dürfen ausschließlich die Unterhaltung der Navigabilität oder Verbesserung des Flusses sowrie die Ausgaben im Intere se der Schiff⸗ fahrt decken. In Streitfällen bezüglich eines internationalisierten Schiffahrtsweges entscheidet ein Rechtsspruch des Völkerbundes. Deutschland zediert den Alliierten einen Teil seiner Schlepper und Schiffe sowie das notwendige Material zur Benutzung des Schiffahrtsweges. Die Zahl der zu zedierenden Schiffe wind von Schiedsrichtern, welche die Vereinigten Staaten bezeichnen, festgesetzt. Die Entschädigung, welche für die Zedierungen stattzufinden hat, wird von den Schicdsrichtern festgesetzt und von den Beträgen in Abzug gebracht, welche Deutschland schuldet, so daß Deutschland die Eigentümer entschädigen muß.
Die Elbe wird von einem internationalen Ausschuß, bestehend aus vier Vertretern der deutschen Uferstaaten, grei Vertretern der Tschechoslowakei und je einem Vertreter Großbritanniens, Frankreichs, JItaliens und Belgiens verwaltet, die Oder von einem internationalen Ausschuß, bestehend aus je einem Vertreter Polens, Preußens, der Tschechosirwakei, Großbritanniens, Frankreichs, Dänemarks und Schwedens.
Auf Ansuchen eines Uferstaates wird der Njemen einem inter⸗ nationalen Ausschuß unterstellt, bestehend aus je einem Vertreter aller Uferstaaten und drei vom Völkerbund ernannten Vertretern anderer Staaten. Die internationalen Abmachungen, welche augenblecklich für die Elbe oder den Niemen Geltung haben, bleiben vorläufig bestehen.
Die europäische Donaukommission crhält dieselben
Pollmachten wie vor dem Krieg, besteht jedoch vorläufig nur aus
Vertretern Großbritanniens, Frankreichs, Italiens und Ruamäniens.
Von dem Punkt an, wo die Zuständigkeit der europäischen Kommission
aufhört, wird das Donaunetz der Verwaltung eines internationalen Ausschusses aus zwei Vertretern der deutschen Uferstaaten, je einem Vertreter der übrigen Uferstaaten und je einem Vertreter aller Nicht⸗ uferstaaten, welche in Zukunft in der europäischen Donaukommission vertreten sein werden, unterstellt. Deutschland nimmt das Regime an, welches die Konferenz der von den Alliierten bezeichneten Mächte sest⸗ setzen wird. Die Konferenz tritt spätestens ein Jahr nach Inkraft⸗ setzung des Vertrages zusammen. Falls von den alliierten Mächten der Bau des Rhein — Donaukanales binnen 25 Jahren ke⸗ schlossen wird, muß Deutschland den Kanal gemäß den vorgelegten Plänen bauen. Der Kanal wind demselben Verwaltungsregime unter⸗ stellt, wie der Rhein selbst. (W. T. B.)
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Nach Meldungen der „Korresnondenz Goffmann“ sind die letzten Nächte ruhig verlaufen Von den Svartakistenführern sind Egelhofer, Landauer und Sontheimer tet, Maenner, Nieckischund Frohner ve haftet. Das Gerücht, daß Telle der Reaierunastruppen auf Drängen der bayerischen Regieruna aus der Stadt herausgezogen worden 'eien, ent⸗ behrt jeder Begründung. Die in die Umgebung Münchens ver⸗ legten Truppenteile haben vielmehr die Aufgabe, nunmehr guch im weiteren Umkreis der Stadt die Säuberung von Spartakistenund die Waffenablieferung dn hter. Es sind dabei alle Vorberei⸗ tungen getroffen, um jedes Aufkommen spartakistischer Be⸗ wegungen in der Stadt selbst sofort zu ersticken. Die Bevölkerung Münchens kann mitvoller Sicherheit ihrer Beschäftigung nachgehen. Die Waffenablieferung hat bis zum 10. Mai folgendes Er⸗ gebnis gezeigt: 169 Feldgeschütze, 11 schwere Geschütze, 760 Maschinengewehre, 21, 351 Gewehre. Karahiner und Pistolen, 300 000 Handgranaten und 8 Millionen Iufanterie⸗ patronen. Wie das bayerische Schützenkorps erfährt, ist der Spartakist Klin elhö fer in Bamberg verhastet worder 1““ EEEE1 I“ 8 8
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Die sächsische Regierung hat dem „Wolfschen Tele⸗ graphenbüro“ zufolge an den Reichspräsidenten Ebert folgen⸗ des Telgramm gerichtet: Die Regierung des Freistaates Sachsen spricht dem Herrn
Reichspräsidenten ihre volle Zustimmung zu dem von ihm und der Reichsregierung erlassenen Aufrufe an das deutsche Volk aus. Mit dem ganzen deutschen Volke ist die Bepölkerung des Freistaates Sachsen von Entrüstung und Schmerz erfüllt gegen die unerträg⸗ lichen und unerfüllbaren Friedensbedingungen, die unsere Gegner uns aufzuerlegen beabsichtigen. Das wäre wahrlich nicht der Ver⸗ ständigungsfriede, den gerade die sozial'stische Arbeiterschaft Heutschtande erstrebt hat. Es wäre ein Frieden der politischen Unterdrückung und der wirtschaftlichen Erdrosselung. Ein solcher Frieden würde auch nimmermehr die Gewähr der Dauer in sich tragen, und die Völker Europas, weiterhin in Zwietracht und Haß zerrissen, müßten einer unheilvollen Zukunft entgegensehen. Darum pflichtet die sächsische Regterung, die sich in in ihrer Stellungnahme auch mit den Parteien der sächsischen Volksvertretung einverstanden weiß, der Ankündigung der Reschsregierung bei, daß die äußersten Bemühungen aufgeboten werden, durch Verhandlungen ein günstigeres
Ergebnis herbeizuführen und an Stelle des Gewaltfriedens den Frieden
des Rechts zu erzielen. 1 .““ ö Dr. Gradnauer, Ministerpräsident.
Auf dieses Telegramm ist folgendes Antworttele⸗ gramm des Reichepräsidenten Ebert eingegangen: b
Der Regierung des Freistaates Sachsen danke ich zusammen mit der Reichsregierung für die Zustimmung zu unserer Stellungnahme gegenüber dem uns aufzuerlegenden Gewaltfrieden. Diese Zustimmung bestärkt uns in “ Segtang . 8 unsere Kraft in dem schweren Kampfe um die deutsche Zukunft steigern. 8 8 sch Ebert, Reichspräsident.
— Laut Meldung des „Wolfffchen Telegraphenbüros“ sind gestern früh Regierungstruppen unter Gene al Maerker von vier Seiten her in Seig eingerückt und haben die Stadt ohne Kampf besetzt. ie Stadt ist ruhig. Zwischen⸗ fälle sind nicht vorgekommen.
Baden.
Der Präsident des badischen Landtages, Abgreordneter Kopf hat laut Meldung des „Wolffschen Tesegrophenbüros“ folgendes Telegramm an den Staatspräsidenten Geiß⸗Karls⸗
ruhe gerschtet:
Der Einspruch des badischen Staatsministeriums g'gen die un erträglichen und unerfüllbaren Bedingungen der feindlichen Mächte⸗ besonders gegen die weitere Besetzung von Kehl durch die Franzosen⸗
gegnet einmütiger Zustimmung der badischen Volksvertretung. Das
nze badische Volk erwartet von der Reichsregierung entschieden ste Stellungnahme gegen die haßerfüllten, feindlichen Vernichtungspläne vW Braunschweig.
In zwei großen, von den Demokraten und dem Landes⸗ wahlverband einberufenen Massenversammlun gen nahmen vorgestern abend, wie „Wolfss Telegraphenbüro“ meldet, Tausende Einwohner Braunschweigs Stellung zur Friedens⸗ frage. Die mit hoher Bege sterung angenommepe Eat⸗ schleßung erblickt in dem Friedensvorschlage ein Zeugnis des gehässigsten Vernichtungs willens. Die Versammelien begrüßen den letzten Versuch der Reichsregierung, einen Gerechligke its frieden herbetzuführen Diesem Schmachfrieden müsse die Zu stimmung versaat werden. Die Versammelten sind entschlossen, ia Einigkert mit der Reichsregierung und der Nationalversamm⸗ lung alle Folgen auf sich zu nehmen.
Oesterreich. b Zwischen dem in Klagenfurt eingetroffenen Abgesandten der Beigrader Regierung und deutscheösterreichischen Vertretern haben vorgestern dem „Korresponden büro“ zufolge bei der Landesregierung Verhandlungen über den Ab⸗ schluß eines Waffenstillstands stattgefunden. Von deutsch⸗ österreichischer Seite wurde vorgeschlagen, daß die Feindselig⸗ keiten sofort ein estellt werden und die Truppen in den gegen wärtigen Stellungen verbeeiben sollen, bis in wenigen Tagen die zu gewärtigenden Bes hlüsse de? Frirdenskonferenz vorliegen. Da die Vollmacht der südstawischen Vertreter sich nur darabf erstreckte, über die Modalltäten einer Wiederherstellung des militärischen Zutandes vor dem 29. April zu verhandeln, wurden die Verhandlungen unterbrochen, um den Süödslawen Gelegenheit zu geben, neue Instruktionen einzuholen. 1 — Das Stactsamt des Innern hat sich nach einer Mit⸗ teilung der „S aatsko respondenz“ zur Verfüaung der vollen Sperre der ungarischen Grenze veranlaßt gesehen, nicht nur mit Rücksich, auf die belschewistische Agnation von un⸗ garischer Sette sondecn auch mit Rücksicht auf Putschversuche, die von Deutsch⸗Oesterrelch aus gegen Ungarn unte nommen warden. Die Grenzsperre soll nach beiden Rich ungen hin wirken und die volle Neutralnät Oesterreichs gewährleisten. Wenn die Anzeichen von Beunrunigungen wieder geschwunden siad, werden natürlich wieder Grenzerleichterungen staufinden. 54 8 Ungarn. Wie das „Ungarische Korrespondenzbüro“ meldet, ist die militärische Lage auf allen drei Fronten unperändert. — Der ehem lige Präsident des ungarischen Abgeordneten⸗ hauses Ludwig Napay ist der „Neuen Freien Presse“ zufosge ermordet worden. Navay war mit mehreren Großarund⸗ besizern in Mako verhaftet worden und sollte von dort nach Budapest gebracht werden. Auf einer Station zwischen Szegedin und Budapest wurde er aus dem Wagen gerissen 1
und erschossen. 8 “
Die Note der deutschen Friedensdelegation über die all⸗ g⸗meine Beurteilung des Friedensentwurfs wurde vom Präsidenten der Friedenskonferenz Clemenceau dem „Wolff⸗ schen Telegraphenbüro“ zufolge am 10. Mai mit foigender Note beantwortet:
Herr Vorsitzender!
Die Vertreter der alliierten und assoziijerten Mächte haben von der Note Kenntnis genommen, welche die Bemerkungen der deutschen Bevollmächtigten zum Texte der Friedensbedingungen enthält. In Beantwortung dieser Mitteilung möchten sie die deutsche Delegation daran erinnern, daß sie sich bei der Festsetzung der Vertrags⸗ bestimmunge ständig von den Grundsätzen haben leiten lassen, nach denen der Waffenstillstand und die Friedeusverhandlungen vorgeschlagen worden sind. 1
Die Vertreter der alliierten und assoziierten Mächte können keinerlei Erörterung ihres Rechtes zulassen, die grundsätzlichen Be. dingungen des Friedens, so wie sie sie festgelegt haben, aufrecht zu erhalten. Sie können nur Anregungen prattischer Art in Erwägung ziehen, die die deutschen Bevollmächtigten ihnen elwa zu unterbreiten haben. Genehmigen Sie usw.
Diese Antwort enthält, obwohl sie formell jede grund⸗ sätzliche Erörterung des Friedensentwurfs abzulehnen scheint, tatsächlich eine erneute Festlegung auf die Vereinbarung vom 5 Okiober — 5. November v. J. Außerdem legt sie praltische Vorschkäge zu Verhandlungen über die einzeinen Kapitet des Friedensentwurfs nahe. Daß solche Verhandlungen beabsichtigt sind, ergibt sich auch aus der Tatsache, daß die Gegner am 10. Mat eine größzere Anzahl von Druckexemplaren unserer Vorschläge zum Völkerbund und zum Arbeiterrecht erbeten haben.
Auf die Note über den Völkerbund hat Clemenceau geantwortet:
Herr Vorfitzender!
Ich habe die Ehre, Ihnen den Empfang des deutschen Entwurfs eines Völkerbundes zu bestäligen. Der Enswurf wird der zu⸗ ständigen Kommission, die durch die allsierten und assoziierten Mächte gebildet ist, übermittelt werden. Die deutschen Delegiersen werden durch eine neue Prüfung der Völkerbundssatzungen feststellen können, daß die Frage der Zulassung neuer Mitglieder in diesen Bund nicht übersehen, sondern ausdrüͤcklich im zweiten Absatz des ersten Artikels vorgesehen ist. Genehmigen Sie usw.
Diese Antwort umgeht den Kernpunkt unserer Frege, der
sich darauf bezog, daß Deutschland eine Bundessatzung als Teil des Gesamtvertrages unterzeichnen soll, obwohl es weder als ursprüngliches, noch als eingeladenes Mitglied dem Bunde angehört. . Ja Ausführung der in der ersten Antwort enthaltenen Aufforderung werden praktische Fragen und Bemerkungen über⸗ geben werden, die auf die terrttorialen Abtretungen Bezug haben. 1
Der Vorsitzende der deutschen Friedensdelegation Reicht⸗i minist Auswärtigen Graf Brockdorff⸗Rantzau hat