) 8. ““ E“ Nichtamtliches. Preußische Landesversammlung. 21. Sitzung vom 13. Mai 1919. (Bericht von Wolffs Telegraphenbüro.) 8 Am Regierungstisch: die Minister Hirsch, Fisch Braun u. g. 8 8n “ Zweiter Vizepräsident Dr. Frentzel eröffnet die Sitzung um 1 ½¼ Uhr.
Der erste Vizepräsident Dr. Porsch hat für die ihm an⸗ läßtch des Todes seiner Gemahlin erwiesene Anteilnahme dem Hause telegraphisch seinen Dank ausgesprochen.
Es ist wiederum eine Reihe von Vorlagen sowie eine große Anzahl von Einsprüchen und Verwahrungen gegen Loslösungen preußischer Landesteile eingelaufen.
Auf der Tagesordnung steht die 1
die
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beck,
rechung der Mai abge⸗
vom Ministerpräsidenten am Nai Friedens⸗
ner Erklärung Khber edingungen. bg. Gräf⸗Frankfurt (Soz.): Nachdem Deutschland nach vier⸗ einhalb Jahren Krieg wirtschaftlich und militärisch niedergeschlagen war, mußten wir darauf gefaßt sein, daß die übermächtigen Feinde uns sehr harte Bedingungen auferlegen würden, so daß wir als ein armes und verarmtes Land nur mit der äußersten Sparsamkeit an die Wiederaufrichtung der Friedenswirtschaft und an die Ordnung der Finanzen gehen könnten. Uns blieb die einzige Hoffnung, die Feinde würnden uns, schon um zu ihren Entschädigungen zu kommen, das Leben lassen, nachdem sie selbst so oft davon gesprochen hatten, daß nicht ein Gewalt⸗, sondern ein Rechtsfriede, ein Friede der Gerechtigkeit ge⸗ schlossen werden sollte. Wilson hat sich in gleichem Sinne noch bei seiner Landung und noch in allerjüngster Zeit geäußert, und seine Worte röffnen die Aussicht, daß auch wir imstande sein würden, uns vieder aufzurichten. Die Strafe hat doch auch den Zweck, zu bessern, aber wenn man den zu Bestrafenden totscklägt, ist jede Besserung aus⸗ geschlsssen. Wir sind doch auch stolz darauf gewesen, im 20. Jahr⸗ undert zu leben, wo die Grausamkeiten des Mittelalters, wo Fol⸗ terung und Räderung nicht mehr vorkommen, wo Gerichtshöfe die über Schuld und Sühne zu entscheiden haben, nicht aus Parteien, sondern aus Neutralen cebeldet werden, wo die Siecer als Ankläger, die Besiegten als Angeklagte erscheinen und unparteiische Richter ent⸗ scheiden. Aber was erleben wir? Die Geaner haben einen Friedens⸗ vertrag fix und fertig, der einen ganzen Band umfaßt, und verlangen von uns, diese Friedensbedingungen einfach zu unterschreiben. Da war es doch viel zwechmäßiger, nicht eine Delegation nach Versailles zu schicken, man hätte es viel billiger haben können, den Vertrag durck einen Dienstmann holen zu lassen. Die Gegner haben jenen Wer gewählt, um Deutschland die tiefste Erniedrigung angedeihen zu lassen. Die militärische Niederdrückung hätte doch nur Zweck, wenn ein wirklicher Völkerbund mit internationaler Abrüstung zustande kam, aber wenn wir einen Völkerbund bekommen sollen, zu dem Deutsch⸗ land nur eingeladen, wo aber über seine Zulassung später entschieden wwerden soll, wenn man Deutschland die Rüstung verbietet, sich aben vorbehält, die eigene Rüstung womöglich noch zu steigern, so bedeutet das lediclich Spott und Hohn und die militärische Auslieferung Deutschlands an Frankreich. Vor dem Gerichtshof treten die Ver⸗ treter des Militarismus und des Imperialismus der ganzen Wel⸗ Deutschlard als Ankläger auf und erklären uns für die allein Schuldioen, cöwohl sie genau dasselbe wie die deutschen Imperialisten getan haben. Eine Kriegsentschädigung sollen wir aufbringen, deren öbe mnoch gar nicht festeht, die vielleicht 200 Milliarden betragen wird, wovon 20 sofont gezahlt werden sollen. Offenbar glaubt uns das Ausland wirtschaftlich und ökonomisch in einer viel besseren Situation, blls es tatsäcklich der Fall ist. Die 20 Milliarden bedeuten nach dem heutioen Geldwerte 60 bis 70 Mill arden deutschen Geldes. Es ist voll kommen unmöglich, diese Summe aufzubringen, weil wir nicht wissen, woher wir sie nehmen sollen, denn wir sind ein gänzlich verarmtes Lan⸗ ohne Kredit, das nur von der Notenpresse lebt und warten muß, bis das Ausland gütigst und gnädigst uns Lebensmittel zukommen läßt zurch eine Stundung würde unsere wirtschaftliche Abhängigkeit noch bedeutend vergrößert werden, zumal man uns auch alle Möglichkeiten nehmen will, uns wieder zu sanieren. Nicht einmal über die Roh⸗ stoffe, die wir haben, hauptsächlich über Kohle und Eisen soller wir frei verfügen dürfen; auch die Gewißheit, durch die deutsche Geschicklichkeit und Arbeitsamkeit wieder hochzukommen, wird uns dadurch geraubt. Zugunsten der Polen wird uns urdeutsches Gebie“ geraubt. Das ist ein Hohn auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker weil hochstehendes deutsches Volk den Polen ausgeliefert werden soll soll isoliert werden. Es kann aber abgeschnitten von Mutterlande nicht bestehen und muß zugrunde gehen. Deutschland soll abgeschnürt, zerstückelt werden. Diese Leute führen immer das Christentum im Munde, sie begehen aber organisierten Kindermord, wenn sie uns unsere Milchkühe nehmen wollen. So will man viele Millionen Kinder dem Tode ausliefern. (Pfui⸗Rufe.) Das wirtschaft⸗ liche Leben Deutschlands muß bei diesen Bedingungen zusammen⸗ brechen, wir haben dann keine Rohstoffe und keine Arbeitsmöglichkei! mehr. Wenn ein Arbeiter sagen sollte, es gehe trotzdem so ist er ein politischer und ökonomischer Idiot. (Beifall.) Die Arbeiter würden dann nach Südamerika oder Afrika auswandern müssen. Wo bliebe der ganze Arbeiterschutz? Dafür hat die Entente keine Zeit. Die Folge dieses Friedensvertrages würden Anarchie und Bolschewismus sein. Eine richtige Verwaltung wäre unmöglich. De⸗ Untergang der deutschen Kultur und der Demokratie wäre gewiß Dieser Friedensvertrag richtet sich gegen den Sozialismus. Di⸗ Entente fürchtet, daß die Sozialdemokraten mit Siebenmeilenstiefeln nach England und Frankreich hinübergreifen. In dieser Form is dieser Frieden für Deutschland unannehmbar. (Beifall.) Will die Re gierung die Verantwortung nicht übernehmen, so müssen wir das Vol⸗ fragen, ob es untergehen will oder nicht. In der Stunde der Gefah asenr r Sozialdemokraten das Vaterland nicht im Stich. (Lebhafte ifall. Abg. Hergt (D. Nat.): Die ganze Welt soweit sie über haupt noch neutral ist, rufen wir zu Richtern auf zwischen uns un unsern rachsüchtigen Gegnern. Durch die Versailler Bedingungen wird namentlich Preußen bis ins Herz getroffen. Wir glauben nicht, daf der feindliche Mordplan so rücksichtslos ausgefallen wäre, wem nicht überall preußische Interessen im Vordergrunde gestanden hätten Den Feinden kommt es augenscheinlich nicht nur auf die Ver⸗ nichtung unserer Industrie an, sondern sie wollen auch unsere Landwirtschaft zugrunde richten. Die Auslieferung von Vieh in den Umfange, wie sie uns auferlegt werden soll, ist nicht nur eine Er nährungsfrage; die dadurch herbeigeführte Schädigung der Landwirt schaft muß zum Niedergang führen und die Aufnahme der infolae de⸗ unvermeidlichen Niederganges unserer Industrie freiwerdenden Arbeits kräfte in Frage stellen. Noch liegt das Opfer nicht auf dem Seziertisch Proteste allein helfen aber nichts mehr. Hier kann nur der Schre des ganzen Volkes helfen, hinter dem die Opferwilligkeit steht, die un in schlimmen Tagen die Kraft zur Wiedererstehung gegeben hat. Wi folgen dem Rufe nach Einigkeit, den der Ministerrräsident er lassen hat und befürworten einmütig eine Politik der Sammlung vor rechts bis links, soweit es überhaupt möglich ist; ohne unser „all Begeisterung erreichen wir keine Milderung der Bedinaungen. Di Regierung hat die Parole ausgegeben, daß der Versailler Vertra unannehmbar ist. Dieses Unannehmbar muß ohne Vorbehalt sein, nu keine Scheinerfolge, nur kein Kuhhandel um einen oder den andere unkt. Das Fundament muß wieder hergestellt werden: die Wilson chen 14 Punkte. Unsere Feinde sind davon abgewichen, das ist ei Vertrauens⸗ und Rechtsbruch. Aus allen Blättern des Friedensver Friedensvertrages starrt uns der englische Imperialismus unverhüll entgegen. Das ist für die Aufdeckung der Kriegsschuld nicht gan⸗
unwichtig. Willens wahres Uelicht bat sich nach Meinung vieler
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u“ 8 “ “ “ noch nicht enthüllt; wenn das stimmt, so ist es jetzt aber höchste Zeit, daß er Farbe hekennt. Der Versailler Vertrag legt uns nicht nur wirtschaftliche Knechtung auf, sondern enthält eine Reihe erniedri⸗ zender und ehrloser Bedingungen. Dahin gehört das Verlangen nach der Auslieferung des Kaisers, vieler Offiziere und der U⸗Bootführer.
ir wenden uns gegen diesen Punkt des Vertrages nicht, weil es sich auch um einen Kaiser und Generale handelt, sondern weil es Deutsche sind, die, wenn sie sich überhaupt schuldig gemacht hätten, vor ein deutsches Gericht gestellt werden müßten, nicht vor ein aus⸗ ländisches. Gegen unsere Ehre verstößt vor allen Dingen auch, daß wir unseren Kriegsbeschädigten keine Unterstützung zahlen sollen. (Lebhafter Beifall.) Wenn wir das Unannehmbar aufrecht erhalten, müssen wir unter Umständen damit rechnen, daß große Teile unseres Vaterlandes den Drangsalen der Besatzung ausgeliefert werden. Das darf uns nicht abschrecken, denn Annahme oder Ablehnung dieses Ver⸗ trages würden von den gleichen Folgen begleitet werden. Auch bei Annahme des Vertrages muß notwendig Arbeitslosigkeit und Hunger eintreten. Ueber die Nahrungsmittel, die uns bei Annahme des Ver⸗ trages zur Verfügung stehen, wissen wir nichts Genaues; was wir bisher von den ausländischen Nahrungsmitteln gesehen haben, kann in uns nicht den Eindruck erwecken, daß unsere Ernährungslage bei Annahme des Vertrages eine wesentliche Erleichterung erfahren würde, abgesehen davon, daß wir die etwa in Aussicht gestellten Nahrungs⸗ mittel nicht bezahlen könnten. Die Annahme des Vertrages würde uns auch nicht vor Unruhen schützen. Es ist ganz gleich, ob wir ab⸗ lehnen oder nicht. Denken wir daran, daß es nicht einen Vertrag von kurzer Dauer zu schließen gilt, sondern daß wir auch die Zukunft nicht aus dem Auge verlieren dürfen. Nichtswürdig ist die Nation, die nicht ihr Alles freudig setzt an ihre Ehre. (Lebhafter Beifall.)
Abg. Herold (Ztr.): Nachdem gestern die Nationalversamm⸗ lung einmütig gegen die Friedensbedingungen Stellung genommen hat, ist heute die Reihe an der Preußischen Landesversammlung. Und Preußen hat noch mehr Veranlassung, gegen diese Bedingungen sich zu wehren, denn es wird am schwersten davon betroffen, und für Preußen bedeutet dieser Friedensvertrag geradezu eeine Hinrichtung. (Sehr richtig!) Im Vertrauen auf die Wilsonschen 14 Punkte hat das deutsche Volk die Waffen niederlegt. Was aber dieser Ver⸗ tragsentwurf uns bringt, das ist direkt das Gegenteil von den uns damals gemachten Versprechungen. (Sehr richtig!) Je tiefer man in die Einzelheiten eingeht, um so tiefer ist die Empörung und Ent⸗ rüstung über das, was man dem deutschen Volke zu bieten wagt. (Sehr richtig! und lebhafte Zustimmung.) Hätte man uns statt des sogenannten Waffenstillstandes diesen Vertrag vorgelegt, das deutsche Volk hätte die Waffen nicht aus der Hand gelegt, sondern es hätte mit Zusammenfassung aller Kräfte den Kampf um seine Existenz fortgesetzt. (Lebhafter Beifall und Zustimmung.) Von feindlicher Seite ist immer gesagt worden, man kämpfe nicht gegen das deutsche Volk, man kämpfe nur gegen den Militarismus und gegen den Kaiserismus. Wir haben keinen Kaiser und wir haben keine Fürsten mehr, wir haben uns die freieste Verfassung der Welt gegeben, und diesem freien Volksstaate wagt man diesen Vertrag an⸗ zubieten — einen Vertrag, der diktiert ist von der Rachsucht Frank⸗ reichs auf der einen Seite und von dem Imperialismus Englands auf der anderen Seite. Mögen diese beiden Staaten die Urheber dieser geradezu unfaßbaren Bedingungen sein — die eigentliche und die volle Verantwortung trägt Präsident Wilson, der erst so viel, von Frieden geredet hat und der es dann fertig gebracht hat, diesen Vörtrag zu unterschreiben. (Lebhafter Beifall.) Die schönen Reden vom Rechts⸗ rieden, vom Verständigungsfrieden, von de Versöhnung der Völker klingen geradezu wie ein Hohn diesem Vertrag gegenüber, der diktiert st von Furcht und von Haß. (Sehr richtig! und ebhafte Zustimmung.) Lin solcher Vertrag kann niemals zum Völkerfrieden führen, sondern er kann nur neue Kriege gebären. (Lebhafter Beifall und Zustimmung.) Dieser Friedensvertrag ist nichts weiter als eine auf das raffinierteste zusgedachte Knebelung Deutschlands, und die idealen Ziele, für die man ingeblich auf gegnerischer Seite kämpfte, erweisen sich mehr und mehr ls Trug und Täuschung. Wenn die imperialistischen Staatslenker in den feindlichen Ländern von diesem brutalen Gewaltfrieden nicht abzu⸗ Uingen sein sollten, so vertrauen wir doch immer noch auf den gesunden Zinn ihrer Völker, daß sie dafür eintreten, daß der ersehnte Völker⸗ Iieden zur Wirklichkeit und zur Tat wird. Aber dann muß dieser frieden auf einer ganz anderen Grundlage geschaffen werden, als die st, auf der dieser Friedensvertrag beruht. (Beifall und Zust immung) Redner geht dann auf Einzelheiten des Vertrages, die Abtrennung des Sgargebiets, die nur eine versteckte Annexion bedeute (Sehr richtig! ind Zustimmung), die Loslösung von Danzig, die Zuteilung von Ober⸗ chlesien an Polen und die daraus sich für Deutschland ergebenden virtschaftlichen Folgen ein. Schrrere Sorgen entstehen daraus ins⸗ esondere für unsere Volksernährung, die auch nach Aufbebung der Zlockade im wesentlichen auf die heimische Produktion angewiefen sein vird. Deutschlands Viehbestände sind schon während des 8 auf
in solches Maß heruntergedrückt worden, daß die Milch⸗ und Fettver⸗ oraung auf das schwerste gefährdet ist und kaum die Säuglinge mit der Nilch versorgt werden können. Jetzt soll uns nun noch die Verpflich⸗ ung aufgelegt werden, 140 000 Milchkühe an Frankreich und Belgien bzugeben., Noch mehr Säuaglince werden dann aus Mance an Milch zgrunde gehen; das ist nichts weiter als eine Fortsetzung des Blockade⸗ nordes auch nach dem Kriege. (Lebhafter Beifall und Zustimmung.) sticht viel anders liegt es mit den svrirtschaftlichen und finanziellen lasten, die uns auferlegt werden sollen. In erster Linie sollen wir für le Invaliden und Hinterbliebenen unserer Feinde sorgen. Dazu ist ein Betrag nötig, der kapitalisiert allein an die 250 Millianden betragen vürde. Es bleibt natürlich für unsere eigenen Kriegsverletzten und hre Hinterbliebenen nichts mehr übrig; sie mögen hungern und darben der bettem gehen — aber das deutsche Volk wird durch diesen Frie⸗ eensvertrag derartig ausgepreßt, daß es schließlich kaum mnoch Leute eben wird, die in der Lage sein würden, diesen armen Bettlern noch ine Gabe zu verabreichen. (Stürmischer Beifall und Zustimmung.) Auf der einen Seite wird Deutschland durch diese Friedensbedingungen virtschaftlich ruinjert, auf der anderen Seite soll es ungezählte Mil⸗ arden für seine Feinde aufbringen. Aber nicht allein das — auch seine Fhre will man antasten; der frühere deutsche Kaiser und seine Generole ollen ausgeliefert und vor ein fremdes Gericht gestellt werden. Wir rrotestieren gegen ein solches schimpfliches Ansinnen und frir hoffen, aß Holland, das im Kriece strengste Neutralität gewahrt hat, schon us Selbstachtung die Aussteferung verweigern wird. (Lebhafter Bei⸗ all und Zustimmung.) In 440 Artikeln sind die sogenannten Friedens⸗ bedingungen zusammengefaßt. In Wahrheit und in Wirklichkeit sind s nur die mit grausamer und raffinierter Bosheit und unter Vertrags⸗ rruch zusammengestellten Vorschriften zur Knebelung und Knechtung eines 70 Millionenvolkes, das auf eine hohe Kulturentwicklung, das zuf eine mehr als 1000 jährige ruhmreiche Vergangenheit zurückblicken eann. Das Herz krampft sich einem zusammen bei der Durchsicht und brüfung dieser Friedensbedingungen; sie sind unerträglich, unerfüllbar, nannehmbar. (Stürmischer, langanhaltender Beifall und Zu⸗ timmung.) Hoffen wir, daß es gelinat, durch Verhandlungen und zurch den Einfluß der Völker eine Abänderung dieser Friedensbe⸗ dHingungen herbeizuführen. Freilich, mit einer Abänderung allein ist s nicht getan, sondern der Geist, aus dem der Friede geboren werden oll, muß ein anderer werden. (Lebhafter Beifall.) Gewiß würde zuch ein Friede, der sich an die Wilsonschen Punkte hält, schwer und vart für uns sein, aber wir würden ihn auf uns nehmen und wir vürden versuchen, durch Fleiß und Tüchtigkeit wieder hochzukommen. Sollte aber dieser Friedensvertrag dem deutschen Volke aufgezwungen verden, so würde die Folge sein, daß das deutsche Volk zur YNer⸗ weiflung gebracht werden würde und daraus würde sich schließlich eine Weltkatastrophe entwickeln, die ihre Urheber mit ins Verderben eißen würde. (Lebhafter Beifall und Zustimmung.) Mögen die zegnerischen Machthaber rechtzeitig zu der Erkenntnis kommen, daß nur auf der Grundlage des Rechts und der Gleichberechtigung ein auernder Völkerfriede geschaffen werden kann. Wir in Preußen und Deutschland aber, wir wollen uns zusammenschließen in dieser schweren Schicksalsstunde mit Hintanstellung aller Parteiunterschiede und wir wollen uns und unsern Volksgenossen heeg en: Rettet das Vaterland.
Eürmischer langanhaltender Wifall.
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Abg. Dr. von Krause (D. und heller Zorn erfüllt wohl heute das 28 Mannes und jaeder deutschen Frau. Alles ist urteilung dieses so raffiniert ausgeklügelten einig, der sich darstellt als ein größter Sorgfalt aneinanderrei 1 de 1 schlüpfen unmöglich zu machen. Und. dieses Netz soll um das deutsche Volk geworfen werden, es soll ihm eine Schlinge um den Hals gel und es dann freundlich aufgefordert werden, selbst diese Schling zuziehen. Ein Dokument des Rechts soll dieser Friedensvertrag sein! Alle Völker, alle Rechtsinstitutionen, die man aufrufen würde, ihr Urteil zu fällen, werden ihn als ein Werk des Unrechts bezeichnen. Wilson hat selbst ausgesprochen, die Welt solle so geordnet und ge.
Tiefste jedes in
deutschim er Ver.
sichert werden, daß man in ihr leben könne, er hat ausdrücklich erklärt,
wir wünschen Deutschland nicht zu verletzen, es soll als Gleichbe⸗ rechtigter seinen Platz unter den Völkern der Welt auch ferner ein⸗ nehmen. Ist der Vertrag die Erfüllung dieser Aussprüche? Die In⸗ nahme dieses Friedensvertrages läßt uns nicht mehr das Recht, zu leben. Das Prinzip der Gerechtigkeit und die Forderungen, die Wilson in den 14 Punkten aufgestellt hat, sie alle werden auf das Allergröblichste verletzt. Sklaverei wäre die alleinige Folge der An⸗ nahme eines solchen Friedensschlusses. Der Vertrag ist unmenschlich und vom Standpunkt des Rechts und der Gerechtigkeit ein Rechts⸗ bruch. Seine Bedingungen sind nicht bloß unerträglich, sondern einfach unerfüllbar. Ob wir ihn mit einer reservatio mentalis oder ohne eine solche unterschreiben und dann nicht erfüllen können, es kommt alles auf eine Farce und auf Unwahrheit hinaus. Durchweg
statuiert der Vertrag statt der Gerechtigkeit als Grundsatz die
Gewalt. Wo ist das Selbstbestimmungsrecht der Völker geblieben⸗
Nicht ein Rechtsmotiv, nicht ein Motivp der öffentlichen Moral ist in
Die Auslieferung des Kaisers an einen
dem Vertrage zu finden. sers Auch der Kaiser war ein
internationalen Gerichtshof wird verlangt. Deutscher und hat das Beste seines Volks gewollt. Adolf Hoffmann.) Sie können die Subjektivität des guten Willens, für sein Vollk zu wirken, nicht in Frage stellen, das kann kein Deutscher. (Lebhafter Beifall rechts.) Halten Sie es von irgend einem Rechtsstandpunkt oder vom Standpunkte der öffentlichen Moral für denkbar, den Kaiser auszuliefern zur Aburteilung über einen Tat⸗ bestand, den die Feinde selbst bestimmen und wo sie selbst als Ankläger auch den Georichtshof bilden? Eines solcken
(Wiederholter lebhafter Beifall)
jeder rechtlich Denkende schämen. t Aehnlich steht es mit den andern, die man vor Gericht fordern will, mit den Heerführorn und Staatsmännern. Unabhängige, neutrals Gerichtshöfe mögen in Frace kommen, aber die dürfen nicht Richter sein, die die Anschuldigungen erheben. Der Vertrag sagt in seiner Einleitung, es sei das Fier dieses Friedenswerks, daß der Krieg einem dauernden und gerechten Frieden Platz
dieser Friede dauerhaft sein kkann? Preußen soll zerstückelt werden. Von Wist⸗ und Ostpreußen werden große Stücke losgerissen, Landes⸗ eile von hohem deutschen Kulturstande sollen von ihrem bisheriqgen Kulturgebiet abgetrennt und einem Volke zugewendet werden, das sich im Laufe der Geschichte nicht als staatsbildend und staatserhalterd erwiesen hat. Das ist eine weltpolitische Ungerechtigkeit. Unnecht und Gewalt werden in diesem Friedenswerk gum völkerrechtlichen Prinzip erhoben. Das muß es jedem Deutschen unmöglich machen, diesem angeblichen Friedenswerk zuzustimmen. Noch nie hat ein Friedensvertrag die völlige Abhängigkeit eines Landes und Volkes in politischer, wirtschaftlicher und finanzieller Beziehung enthalten. Was eintreten würde, wenn wir unterschrieben, wäre ein Schrecken ohns Ende. Wir mwürden damit nicht bloß die Selbstachtung, sondern auch die Achtung der Neutralen und aller Pölker verlieren, die der Neutnolen haben wir schon durch mancherlei Schwäche und Nachgiebigkeit schon zum großen Teil verloren. Im ganzen Lande sehen wir, wis das Volk, je mehr es in die unglaublichen Forderungen des Vertrager eindringt, sich auf sich selbst besinnt, sich aus der lethargischen Stimmung, in der es befangen war, horausreißt und inne wird, waß 's sich selbst, was es seinen Kindern und Kindeskindern schuldig ist, wie es darüber klar wind, daß es ein solches Joch nicht auf sich nehmen darf. Und die Stimme des Volks und der Volksvertreer schwillt immer mehr an in diesem Sinne, daß ein Volk einen solchen Vertrag nicht unterschreiben kann, wenn es sich nicht selbst aufgeben will. Wir von der deutschen Volksportei erklären. daß wir ein solches Friedenswerk als ungerecht, unsittlich und unmenschlich zurück⸗ weisen, wir erklären diesen Vertrag als für das ganze deutsche Voall unwürdig und unannehmbar! (Lebhafter Brifall rechts.)
Abg. Adolf Hoffmann (U. Soz.): Wir verurteilen in gleicher Weise den Vextrag und sind in dieser Verurteilung mit dem ganzen Hause einig. Es ist ein Halsabschneidervertrag. Man darf aber nicht an den Ursachen, die seinem Zustandekommen zugrundeliegen, vorbei⸗ gehen. Wir Sozialdemokraten, die wir noch auf dem alten Stand⸗ punkt stehen, sehen in dem Kapitalismus die einzige und alleinige Grundursache der ganzen Katastrophe. Wir stehen dem Wilsonschen Kapitalismus ebenso feindlich gegenüber als dem deutschen oder irgendeinem anderen. Das Proletarigt steht im Kampf gegen den Kapitalismus in der ganzen Welt. Die Stunde ist gekommen, mit dem Kapitalismus der ganzen Welt abzurechnen, ihn und den Im⸗ verialismus endgültig auszurotten. Das Proletariat, auch in den Ententeländern, wird und muß seine Aufgabe so auffassen. Die Katastrophe war vorauszusehen und mußte so oder so eintreten. Wie
oft hat man uns verhöhnt und verspottet, wenn wir die kommende
Weltkatastrophe voraussagten! Welchen Hohn und Spott hat August Bebel hinnehmen müssen, als er den großen Kladderadatsch prophe⸗ zeite? Er hat leider nur zu sehr vecht behalten. Bei der Marokko⸗ affäre hat er diese Weltkatastrophe mit einer wahren Sehergabe vor⸗ ausgesagt, Wort für Wort ist eingetroffen, was er damals ausgeführt hat. In der offiziellen Flugschrift der Partei „Imperialismus und Sozialismus“ wurde damals auf diesen Entscheidungskampf zwischen Kapital und Arbeit ausdrücklich hingedeutet, wurde auch die Möglich⸗ keit eines Weltkrieges in Betracht gezogen und gesagt: die historische Stunde wird die Arbeiterklasse bereit finden, und bereit sein ist alles. Leider hat die große Zeit die Arbeiterklasse nicht bereit gefunden, leider ist ein großer Teil abschüssige Wege gegangen. Die Regierung ist an dem Versailler Vertrag mitschuldig, weil sie sich immer noch zu keinem Schuldbekenntnis Deutschlands bereit gefunden hat. 1914 hat man das Volk ungefragt in den Krieg getrieben. Heute will man es gütigst entscheiden lassen, ob Friede sein soll. Der „Vor⸗ wärts“ hat mich angegriffen, weil ich früher gesagt habe, daß ein Sieg der Demokratie in Deutschland uns Vertrauen bei unseren Gegnern und einen günstigen Frieden schaffen würde. Wo haben wir denn aber in Deutschland die Demokratie? Niemand glaubt daran. Die Regierung Cbert⸗Scheidemann ist ja doch nur ein sozialistisches Ausbhängeschild der Reaktion. Darauf gibt das Ausland gar nichts. In Versajlles verfährt man nach dem Rezept des Generals Hoffmann in Brest⸗Litowsk: „wir sind die Sieger“. Wer das Christentum in diesem Vertrage vergißt, der soll sich erinnern, daß auch der U⸗Boot⸗ krieg und viele andere Kriegsmaßnahmen Deutschlands nicht christlich genannt werden können. Herr Hergt, der in seiner Rede um die Ge⸗ folgschaft des deutschen Volkes warb, gehört zu den Männern, die sich heute tief verkriechen sollten. Diesem schlechten Propheten wird man nicht trauen dürfen. Allein die Weltrevolution kann uns retten, die herbeizuführen wir auch fernerhin als unsere Aufgabe betrachten. Die Volksherrschaft wird die Erlösung vom Kapitalismus und Imperialismus sein. Das Volk wird Sieger werden und die Früchte seiner Arbeit genießen können. Der Redner verliest nunmehr eine lange Erklärung der Unabhänaigen zu der Friedensfrage. Ihre we⸗ sentlichen Teile lauten: Der Friede, den uns die Ententeregierungen vorschlagen, ist ein Friede der Gewalt; er bedeutet einen vollen Sieg des Imperialismus der Entente und eine völlige Unterjochung Deulsch⸗ lands. Dem deutschen Volke sollen das Selbstbestimmungsrecht gergubt, zahlreiche Gebiete entrissen, die deutsche Bevölkerun nicht einmal teilweise gefragt werden. Durch die trennung deutscher Landesteile, die für und die Ernährung Deutschlands von entscheidender Bedeutung sind, wird der Wicherausbau in der deutschen Wirlschaft auf das cußeritt
Empörung kwert, wen⸗
n Friedensvertragsgs Netz, das Masche um Masche 1 G ht, um den Gefangenen das Ent.
(Zuruf des Abg.
Rechtsbruches muß sich
gigen wehren sich durch Zurufe wie:
mache. Ist es denkbar, daß
das Wirtschaftsleben 18
nicht unensgalich gemacht, die deutsche Arbeiterschaft Clend preisgegcben. Gegen Ficen solchen Gewaltfrieden erheben unabhängigen Sohel edehn.he schärssten Protest. Wir haben hrec. des Legen. ricn9. Uündnwerialismuns der deutschen rgeoisie mit allen Mi s kämpft. Wir haben als einzige Partei en di Wilhelminische Re erung die sschärssten Küäümpfe geführt, sie Frankreich und Rußtand den Krieg erklärt, die Neutralität . brochen, die brutalsten Kampfmittel zur Anwendung ge⸗ land und Rumänien den schlimmsten Gewaltfrieden auf⸗ pungen, die besetzten Gebiete Lusgeraubt und deren Bevölkerung vwrausamste behandelt hat. Weil wir aus allen diesen Gründen nserlich⸗imperialistische Regierung stets bekämpft haben, deshalb sn gercde wir unabhängigen Sozialdemokraten das Recht, den gierungen enzgegenzutreten, axvenn sie jetzt — imperialstsch einst die kaiserliche Regierung — die deutsche Republik zer⸗ en und knechten wollen. Ein solcher Friede gebiert neue Kriege. Regierung erklärt den Friedensvorschlag der Entente für un⸗ ehmhar und fordert das Volk auf, sich einmütig hinter die Re⸗ stellen. Dies lehnen wir ab. Wir warnen die deutsche koft, sich einem neuen nationalistischen Rausch hinzugeben 8 schwere und bittere Entänschung folgen würde. 8 Wir ein eine wesentliche Milderung der Friedensverträge, aber wir de die Verantwortung nicht übernehmen, den Friedensvonse glag Entente abzulehnen, auch wenn er nicht wesentlich gemildert wird rwürden sonst selesst dazu beitragen, daß Hunderttausende deutscher esgefangener noch nicht zurückkehren, daß das deutsche Volk dem eer und der Arbeitelosigkeit noch mehr ausgeliefert wird. Die srcoisie weiß sich zu schützen, auch wenn die Massen hungern. um veilangen wir, daß diejenigen, die für den Kriegsausbruch ver⸗ ch sind, die den Krieg haben führen und verlängern helfen Kerieg auch abkließer und den Friedensvertrag unterschreiben, zifen das klassenbewußte revolutionäre Preletariat der ganzen uf. Die sozialistische Internationale wird nicht dulden, daß die schaft von der Bourgeoisie der Ententeländer dauernd . Wir appellieren an unsere Genossen in allen Ländern. schärfsten Kampf mit ihren Regierungen und werden ann ist die sociale Weltrevolution da. Dann werden Gegensätze der Völker schwinden, dann werden alle Schranken 7. jede Knechtung und Unterdrückung wird aufhören. Es lebe Meltrevclution! Nach den letzten Worten der Erklärung erhebt sich im se ein ungeheurer Tumult. Auf der Rechten beginnt man Pfuirufen, die sich minutenlang durch das ganze Haus flanzen. Auch die Tribünen stimmen ein. Die Unab⸗ vehren, „Solche Verhrecher en pfui rufen“ und erregen dadurch neue Entrüstungs⸗ mne. Dem Präsidenten, der andauernd klingelt, gelingt es mit vieler Mühe, dem nächsten Redner das Wort zu er⸗ ngen. Abg. von Dannenber g (Welfe): Wir in Hannover wissen, Annexion bedeutet; darum sind wir gegen diesen Gewaltfrieden. Aüg. Dr. Friedberg (Dem.): Wir waren darauf gefaßt, daß Opfer bringen müssen. Dieser Friedensvertrag übersteigt aber dassenige, was man von den erbittertsten Feinden erwarten t. Kein Wort ist zu stark, um das Verbrechen zu brandmarken, nan mit diesem Vertrage am deutschen Volke begehen will. fall., Herr Scheidemann wies gestern auf das Bild hin, das begefangene hinter Kerkergittern zeigt. Es soll unsere Zukunft Ich denke aber auch an die französische Revolution, als man ngene nach den Kolonien schickte, wo sie bald zugrunde gingen. als sagte man, man tötet nicht, aber man läßt sterben. Wenn t uns so sein soll, dann zieht das deutsche Volk die Guillotine n Verfahren vor. (Beifall.) Man legt uns unerträgliche Lasten verstopft alle Arbeitsquellen. Die 2 ergwerke des Saargebiets hwir nach 15 Jahxren zurückkaufen können. Ist uns das nicht ich, dann fallen nicht dur die Bergwerke, sondern das ganze tean Frankreich. Das ist der schlimmste Vhr entchachen der denken ist. (Beifall.) Man wirft uns in die Zeit des 16. und gbrhunderts zurück. Auch in der schleswigschen Frage geht man daß möglichst viel an Dänemark fallen soll. Dänemark selbst i sich gegen dieses Geschenk. Danzig wird nach diesen Be⸗ ngen sicherlich polonisiert werden. Und das alles wird unter butz eines Völkerbundes gestellt, dem wir nicht beitreten düreen. t nur eine Vereinigung der Regierungen, die Völker haben rnicht mitzuwirken. Unerhört ist die Kontrolle im Innern und estimmungen, daß die Ansprüche der Entente allen andern Aus⸗ Hrangehen sollen. Unsere Kriegsbeschädigten will man also einfach n laossen. Unser Vich will man uns rauben, das ist der 8 Das Stveatersystem soll auf das ganze deutsche dehnt werder. Deutschland wird das Ausbeutungsgebiet ve Ehre nehmen und verlangt die Ausliefer der Persön⸗ die zum Ausbruch des Krieges und zu seiner Veylängerung „haben. In allen Kulturländern aber gilt es daß man die kasndesangehörigen miemals ausliefern darf. (Beifall.) In und in Frenkreich hätte sich bei einer solchen Forderung din Entrüstung erhoben. Cebhafter Beifall.) Ich überlasse es tionalgefühl des Herrn Hoffmann, sich zum Anralt des feind⸗ lübeandes zu machen. (Beifall.) Es gibt da doch eine Grenze. mon in der Not des Vaterlandes nichts anderes tun kan fetzustellen, daß man berechtigt ist, Anklagen zu erheben, so glaube tter Beifall.) Für ihn ist nurn der Haß ausschlaggebend und die Ehre des Dies⸗ h as
giens gn.
,19 ge 4.
an
Vaterlandes. Diese Friedensbedingungon sind das nd unbarmherzigste, was man sich denken kann. Selbst der deon griff nicht in unsere Freiheit im Innern ein und ließ
² Möglichkeit des staatlichen Wieederaufbaues. Wir können es sern Enkeln nicht verantworten, diesen Frieden zu unterzeichnen. nnen die Folgen der Nichtunterzeichnung. Mag es kommen wie ¹. Ob wir in einigen Monaten Hungers sterben oder ob der
n der Repolution den Untergang Deutschlands schauerlich be⸗
snt, wir lehnen vor Gott und den Menschen die Verantwortung
mah und weisen sie denen zu, die ein tüchtiges Kulturvolk von
Millionen zum Selbstmord getrieben haben. (Lebhafter Beifall.)
Kan Ege (Soz.): In tiesstem Schmerz und voller Empörung
te wir hier zum Ausdnuck, was uns Frauen bedrückt; wir rufen
Fauen der ganzen Welt hzu: Seid Menschen! Steht uns bei
fasn Stunde der Gefahr! nun einmal wirklich christlich.
urau Heßberger (Zentr.: Die Schuldfrage wird niemand des beantworten können, aber das stoht fest, keine einzige deutsche t em Kriege schuld. Wir haben ihn nicht gewollt, wir haben ser wer⸗ 885 Prüfung hingenommen. Auch die Frauen und fe 16. von dem Friedensvertrage auf das schrecklichste be⸗ , AUm meisten hat b 2 F.
geseine Stunde hat die Sorge um ihre Lieben sie verlassen. enemmung, daß wir 140 000 Milchkühe ahgeben sollen, 17409, s ein paar hunderttausend Kinder dem sicheren
FErr Mrall-
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sondern Es ist empörend, den nationalen Haß an unschuldige Kinder Wenn es aber noch etwas Größeres gibt als die Mutter⸗ es die Liebe der deutschen Frau zur deutschen Heimat, und it wir jetzt beweisen. Wir wollen weiterkämpfen und weiter⸗ nen, wir wollen ein starkes, stolzes Geschlecht horanziehen mit nemefen Liebe zu seiner deutschen Heimat, wir wollen starke, große ure berarziehen, und wemn die herangewachsen sind, wollen wir ei e Angen schließen, denn denn ist die deutsche Zukunft ge⸗ 8 Cebhafter Beifall rechts.) kr ba mnicht wieder einfangen von der nationalistischen Welle die deuischen Hrecht. Bilbdet Kinder beran. die nicht bloß von Liebe Ilt simh Heimat, sondern von der allgemeinen MeI beng8n so dich wich e nie wieder ein Krieg, nie wieder ein solches Morden nnnd. Lange, ehe die bürgerlichen Frauen daran dachten, haben
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mehänaigen Frauen unsere Stimme gecen den Krica erhoben .
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1 8 retden
während des Krieges die deutsche Frau
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vah haben gegen den Krieg angekämpft, aber die Genossen, die das aten, die den Kampf gegen den Krieg verwirklichen wollten, hat man
angesgerrt und versolgt. Hat bloß die deutsche Frau gelitten? Nicht Auch die franzesische, die belgische? Wo war der Protest der bürger⸗ lichen f⸗
Nr. 325.
Aeronautisches Observatorium.
Lindenberg, Kreis Beeskow.
9. Mai 1919. — Drachenabstieg von 11 a bls 5 p.
Frauen, als man die Frauen in den feintlichen Ländern aus Ier Welmat vertrieb? (Große Unruhe rechts; Rufe: Ostpreußen!) Wenm wer an die Frauen des feindlichen Autllandes appellieren, müssen wir den Mut haben einzugestehen, daß auch von uns Entsetzliches be⸗ gangen worden ist. Wir hoffen, daß die Frauen der Internationale
Seehöhe Luftdruck
m
—
mm
Temperatur Co
oben unten 1
—öx — Relatipe Feuchtig⸗
keit — %
——
V Richtung
Wind Geschwind.
Sekund.⸗ Meter
mit uns einig gehen werden, wir vertrauen, daß sie auch drüben den Kampf gegen den Kopitalismus aufnehmen werden, daß der Sozialis⸗ mus siegreich und damit der Krieg unmöglich wird.
Frau Dönhoff (Dem.): Wenn wir schon von Schuldigen sprechen sollen, so sind sie auf allen Seiten zu finden. Jedenfalls sollten wir es vermeiden, sie jetzt in unseren eigenen Reihen zu suchen, 1 dem Auslande gegenüber, das uns jetzt so erbarmungs⸗ und schonungslos entgegentritt. Auf das schmerzlichste berührt uns dieser Zwiespalt in den eigenen Reihen des deutschen Volkes, dieses Selbst⸗ erkennen, diese gegenseitige Beschuldigung. Durch den Friedenswertrag, wie er vorliegt, wird das Weiterbestehen des deutschen Volkes in Frage gestellt; es muß alles aufgeboten werden, um zu einer Abschwächung der Friedensdedmgungen zu kommen, sonst bleibt Deutschland keine Lebensmöglichkeit in der Welt. Die deutschen Frauen, besonders wir demokratischen Frauen, hoffen und vertrauen auf den Sieg der Ge⸗ rechtigkeit. (Beifall bei den Demokraten.)
8 P S ich (Frag. Fan Im ann (D. .): Als Ostpreußin empfinde ich die ipflichtung, meine Stimme laut zu erheben, damit sie bis in das Lager der Feinde hinüberschallt, damit an die Stelle der uns gemachten Friedensvorschläge ein Friede der Gerechtigkeit und der Menschlichkeit tritt. Für unsere Heimat sind die Friedensbedingungen geradezu vernichtend. Ostpreußen wird abgeschnürt vom übrigen Deutschland, große Stücke Ostpreußens sollen abgetreten werden, es ist nicht einmal gesagt, an wen, in anderen Teilen, so im ganzen Allen⸗ steiner Gebiet, soll eine Volksabstimmung stattfinden, aber gemeinde⸗ weise und erst nach Entfernung der deutschen Behörden und Soldaten. Dann soll die Entente die letzte Entscheidung haben. Damit ist die Gefahr gegeben, daß das gesamte Gebiet an die Feinde verloren geht.
Damit schließt die Besprechung der Erklärung des Minister⸗ präsidenten über die Friedensbedingungen. — ¹Um 61½ Uhr vertagt sich das Haus auf Donnerstag, den 22. Mai, 12 Uhr. (Nachtragsetat, betreffend das Ministerium Volkswohlfahrt, Anträge.) —
Sor
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung. Nachdem die Arbeitnehmer im Groß Berlin gewerbe die Annahme des Schiedsspruches, der Schlichtungsausschuß Groß Berlin im Apiil dieses Jahres fällte, abgelehnt hatten, haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer nun⸗ mehr die Vermittlung des Wohnungsverbandes Groß Berlin an⸗ genommen. Zu diesem Zweck fand, wie das „Berl. Tagebl.“ mit⸗ teilt, gestern im Sitzungssaal des Wohnungsverbandes Groß Berlin eine Sitzung der Verbände der Baugeschäfte und der Bauarbeiter unter dem unparteiischen Vorsitz des Geschäfts⸗ führers des Wohnungsverbandes, Baurat Beuster, statt, die über alle strittigen Punkte zu einer Einigung geführt hat. Danach sollen u. a. die Einheitslöhne für Maurer und Zimmerer vom 17. Mai ab auf 2,75 ℳ und vom 1. Juli ab auf 2,80 ℳ erhöht werden. + G „
Nach einer von „W. T. B.“ übermittelten Meldung der fran⸗ sch Zeitung „Populaire“ aus Paries zogen die aus⸗ tändigen Arbeiter der⸗ Bekleidungsindustrie gestern vormittag nach einer Versammlung im Gexwerkschafts⸗ bause in geschlossenem Zuge nach den großen Boulevards, um dort eine Kundgebung zu veranstalten. In der Rue Lafayette stießen sie auf die erste polizeiliche Absperrung, welche sie durchbrachen, eine kurze Strecke weiter auf die zweite, welche durch in Automobilen herbeigebrachte republikanische Garde verstärkt war. Die Kundgebenden wurden zurückgetrieben. Der Zug formte sich wieder und zog vor das Polizeikommissartat, um gegen die Verhaftung zweier Kundgebenden Einspruch zu erheben. Auf das Versprechen, daß die Freilassung er⸗ folgen werde zerstreute sich die Menge. Die Ausstände der Bankbeamtenund Modearberterinnendauernfort. In der Lebensmittelindustrie beginnt gleichfalls eine Lohn⸗ bewegung. Alle Angestellten des großen Lebensmittelgeschäfts Potin, die Arbeiter der Schokoladenfabriken Potin und der Zuckerfabrik Lebaudy sind seit gestern vormittag ausständig.
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er
NB X
Hau⸗ den
Gesundheitswesen, Tierkraukheiten und Absperrungs⸗ maßregeln. 8
Nachweisung über den Stand von Viehseuchen in Deutsch⸗Osterreich am 30. April 1919. (Auszug aus den amtlichen Wochenausweisen.) [Maul⸗ und Klauen⸗
seuche
Rotlauf der Schweine
eeee
p. (Schweine⸗ seuche)
122
500 1000 1500 2000 2500 3000
500 4000 4500 5000 5500 5590
Bew. 1°— eci-egu, ci-
754,6 723 680 640 602 565 530 498 466 436 408 389 377
19,2
₰
2* — 22,0
cu,
von — 12,0 auf — 0,5 °.
Nr. 326. 9./10. Ma
38 45 50 65 40 40 40 4 40 40 40 40
98999999988 ¶
9
*
9 G.
Inversion 2160 —22
*4
11919. — Drachenausstieg von
8 ¾ p bis 1 ½ aA.
Seeböhe
m
Luftdruck
mm
Temperatur O0
¹
oben unten
Relative s Feuchtig⸗
keit %
Richtung
Wind Geschwind.
Seluntz. Meter
122
500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 3800
754,5 721 679 639 600 563 528 495 476
Bew. 4 str-cu. Inversion 122 —- 250 m von
Nr. 328. 10. Mai 1919
8
2 —
—
Soegrode —
—2UESSÖUn
— —
290 — 2360 m
65 50 55 70 80 50
608026590 505055OS8SS8
.— Drachenabstieg von 10 ½ bis 11¼ e.
—
Seehöhe
m
Luftdruck
mm
Temperatur C0
oben unten
Relative
Fen
eit
uchtig⸗
Richtung
Wind Geschwind.
eens. 1
122 500 1000 1200
753,0 720 679 663
Rr. 329. 10. Mai 1919. — Drachenabstieg
20,3 15,0 10,8 9,4
2 p bis 6¼
—
von =
Seehöhe
m
mm
S.gne Temperatur C⸗
unten
Relative
Feuchtig⸗
keit 0
70
V Richtung
„b. eeba n
— Wind
E“
Geschwindx. Sekund.⸗ 18 Meter
122
500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000 5500 5730
791,2 719 677 637 599 561 529 496 465 435 407 580 368
von — 6,5 °.
Nr. 331.
oben -
— 3,7 — 6,5 — 8,3 — 12,5 I — 19,0 — 229 —,3 Bew. 61 ci, ei-str, a-ou, c
14,6 10,3 5,6
0,8
— 2,”
u.
42 40 45 50 65 70 75 35 35 40 40 40
d20
Isothermie 3000 — 3320
90 %Q —222 9O0 0020 ꝗ̊⸗2ã d
2
llonabstieg von 7 aà bis 8 a.
Zahl der verseuchten
einden
Nr. des Sperrgebiets
Gemeinden Gem
E
Gemeinden
4 —
d0
Niederösterreich
Oberöskerreich 88 Salzburg. Steiermark.
d ‿—
Ex L2
5 —
2 Kärnten..
Tmof . . .. 29 11“ 3 25 Vorarlberg... ——3 9— Die veriodische Nachweisung über den Stand von Vlehseuchen ist für Ungarn seit dem 23. Julit und für Kroatien⸗Slavonien seit dem 17. Jult 1918 in der bisherigen Ausfertigung — ungarisch⸗deutsch — aicht eingegangen, ebenso fehlen die Angaben für die übrigen öster⸗ reichischen Länder. Zusammen Gemeinden (Gehöfte):
Rotz 9 (9), Maul⸗ und Klauenseuche 53 (203), Schweinepest (Schweineseuche) 15 (17), Rotlauf der Schweine 14 (15).
Außerdem Pockenseuche der Schafe im Sverrgebiete Nr. 5 in 2 vesehen und 2 Gehöften. 6
Lungenseuche des Rindviehs und Beschälseuche der Zuchtpferde sind nicht aufgetreten. Zuchtpf
Sb’”
Æ᷑II
LLEleLL=ELegLblen
8AddO-doeende
2— SAecCoe beSch oĩãgnMen l. 0.8 b10.—
— —
11. Mai 1919. —
Seechöhe Luftdruck
m
mm
—
—
Temperatur C*
oben unten
Relative
Feuchtig⸗
keit ⁄2
Wind
12²
500 1000 1500 2000 2500 2730 3100
752,5 721 678 637 598 562 546
Isothermie von
Nr. 332.
8 . 5
— 41b
— 30 — 3,
1 8 190 — 510 m von 9,0 °, J 2320 m von — 2,5 °. — Bew. 3 0—1 ci, a-cu
59 50 99 60 50 40
☛ 9.
sothermie von 2100 bis
bis 6 ½ a.
—ʒ
Seehöhe
m
Luftdruck
mm
1
Temperatur 00
oben
Richtung
Wind
Geschwind. hekund.⸗ Meter
122 500 1000 1500
ci 2
6»
4
str-ou gsin
NO;ʒN NzW
Inversion 170 — 300 m von 12,5 auf 13,80.