1919 / 111 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 16 May 1919 18:00:01 GMT) scan diff

misfion in Epaa wurde am 14. Mai idre Festnahme und um ihte sofortige Freilassung ersucht. An den amerikanischen Vorsitzenden wurde gleichzeitig die Bitte gerichjet, den im besetzten Gebiet beheimateten entlassenen

Kriegsgefangenen künftighin Aus weise auszustellen.

An amtlicher Stelle sind Berichte über die Behandlung der deutschen Staatsongehörigen in Mittelamerika eingegangen. Wie „Wolffe Telegraphenbüro“ mitteilt, liegen danoch bisher keine Klogen deutscher Staatsangehöriger oder Uuternehmungen über Konfiskation deutschen Eigentums vor: nur in Guatemala scheint die Elettrizitätsgesellschaft der Haupt⸗ tadt von der Regierung beschlagnahmt worden zu sein. In

rer Beweagunasfreiheit sind die in Guatemala sich auf⸗ haltenden Deutschen nur insoweit beschränkt, als sie das Land nicht verlassen dürfen. In Honduras sind die Deutschen seit Beschlognahme der deutschen Schiffe nicht wieder besästigt worden. Die Gerüchte von einer Beschlaanahme des Eiger⸗ fums der Dentschen vnd Oesterreicher in Niccagua haben sich dieher nicht bestätiat. In Costa Rica sind Eigentum und Person der Deutschen bisher überhaupt keinen Beschränkungen unterworfen worden.

Der Reichsstädtebund hat dem „Wolffschen Teleg aphen⸗ büro“ zufolge nachstehende Depesche an den Reichepräsidenten EFhert gerichtet: Im Namen von 940 deutschen Städten mit pielen Millionen deutscher Staatsbürger erbeben wir den Schrei der Empörung über die vernichtenden Friedensbedingungen der Feinde. 259 Städte mit 2 367 000 Einwohnern und unser Gut und Habe sollen rachsüchtigen

einden geopfert, wir selbst entehrt, entnechtet und geknechtet werden. ir erhehen dagegen energischen Einspruch.

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eree Preußen.

Der ostpreußische Propinzialrat hat laut Meldung „Wolffschen Telegraphenbüros“ folgende Kundgebung Wilson durch das Auswärnge Amt

des an den Präsidenten

weitergeben lossen: Der ostpreußische Provinzialrat, hinter dem die Masse der werk⸗ tätigen Bevölkerung der Proviez Otpreußen steht und unter dessen Mit⸗ glredern 4. auch ein ehemaliger alter Bürger der Vereiniglen Staaten von Nordamerika befindet, protestiert energisch gegen eine Vergewalti⸗ ung des deutschen Ostens und des dentschen Vaterlands durch die jentemächte und gegen die Raub⸗ und Habgier der Polen. Wir werden unsern letzien Blutstropfen gegen solche Vergewalrigung ein⸗ sezen und unscre heutige Regierung in ihren Schrinten gegen solchen Grwaltfrieden in jeder Weise unterstötzen. Wir können faum lauben, daß Sie. Herr Prösident, als Verfasser der 14 Punkie, ie uns allein einen annehmbaren Frieden geben konnten, Ihre Einwilligung zu einem solchen Frieden der Knechtung und Pergewaltigung eines Volkes gegeben haben, das vor dem Kriege in aller Freundschaft mit Ihnen gelebt hat. Sie, Herr Nähdent, haben seinerzeit die Erktärung im Kongreß in Washington äaͤbgegeben, daß die Vereinigten Stoaaten einen Krieg nicht gegen Ddas deutsche Volk, sonrern gegen die frübere Regierung führten, und allein auf diese Erklärung gestützt, ist das arbeütende Volk für die sofortige Beendigung dieses fürchterlichen Weltkrieges eingetreten. Wir bitten Sie im Namen mehrerer Millionen von hinter und stehenden, hungernden, arbeitenden Menschen, mit unserer dortigen riedenskommission in mündliche Verhandlung einzutreten, um einen ieden der Vergändigung und Versöhnurg, der allein einen Zukunfts⸗ krieg aus dem Wege räumen kann, aul Grund Ihrer 14 Punkte

Lerbeizufuͤhren. Der ostpreußische Provinzialrat der Arbeiterräte. Peinach. Radomski,

Der Deutsche Volksrat für Westpreußen läßt dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge nachstehende Mitieilung ergehen: .

8 ie Gefahr, die sich durch den wahnsinnigen Friedensvorschlag der Entente für den deutschen Osten so iesig groß ergeben hat, mnacht besondere Maßnahmen erforderlich. Die gesamte deutsche Be⸗ völkerung des Ostens ist sich einig,. daß diese Friedensvorschläge un⸗ annehmbar sind. Da aber Gefahr besteht, daß die Polen enlgegen eem Willen der deutschen Bevötkerung zu Gewaltmaßnahmen bergeben wollen, so ist eine Vorbereitung zum Widerstand Erorderlich. Uaser Wille muß ausschlaggebend sein. Der Osten muß im nötigen Fall auf eigenen Füßten stehen. Um hier⸗ über eine Klärung berbeizuführen, hat der Deutsche Voltsrat für Westpreußen zu Mittwoch, den 14. Mat, eine Zusammenkunft der deurschen Volksräte des Ostens und der Ventreter der Parteien, Pe⸗ hörden und Militärs nach Danzig einberufen. Die Versammlung Kigte, daß der Wille zu einem Widerstand gegen eine gewaltsame Aufdrängung der unannehmharen Friedensvorschläge in allen Teilen der Provinz vorhanden ist. Man hötte den Schrei nach Notwehr im alle eines feindlichen Angriffs. Es wuree deshalb beschlossen, eine rt Parlament des deutschen Ostens einzusetzen, das die Maßnahmen der nächsten Zeit zu beschließen haben solle.

Nach kurzer Aus prache wurde ein Ausschuß gewählt, der mit dem Reichskommissar für den Ost;n Winneg die Lage besprechen und ihn auffordern soll, sofort die Vertreter der Ostvrovinzen in der Nationalversammlung und in der preußischen Landesversammlung nach Danzig einzuladen. Diese Abgeordneten, die hervorragende Männer des Ostens heranziehen können, sollen dann das Parlament des deutschen Ostens bilden.

Von zußändiger Seite wird zu dieser Meldung bemerkt:

Daß die Volksvertreter und Vertrauensmänner der Bevölk’ rung im Osten sich zusammenschließen, um in gemeinsamen Beratungen sn der ihr drohenden Gefahr Stellung zu nehmen, ist sehr ver⸗ ltändlich und zweckmäßig. Nur durnch geschlossene und einheit!iche Haltung können in der furchtbar erregten Bevölkerung unbesonnene

und darum schädliche Gewaltsamkeiten verhindert werden. Das

menf aber, das allein die Aufgabe hat, den deutschen Osten vor

Bedrohungen zu schützen, ist und muß die Nationalversammlung

bleiben, die sich in ihrer letzten Tagung dieser Pflicht durchaus sen gezeigt hat.

Nach einer Mitteilung der Pressestelle des Staats⸗ kommissariats für Oberschlesien wird laut Bekannt⸗ machung des Kommandierenden Generals des 6. Armeekorpe und des Staatskommissars für den Regierungebezirk Oppeln her Oberste Polnische Volksrat (Unterkommissartat für Schlesien) in Beuthen O. S. auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen über den Belagerungszustand aufgelöst. Die volkshetzerischen und unwahren „Bekamnntmachungen“ des Justizrats Czapla, des Führers dieses Obersten Valks⸗ 8, haben in die Bevöskerung eine derartige Beunruhigung getragen, daß die Behörden sich gezwungen sahen. diesem gemeingefährlichen Treiben ein Ende zu setzen. Außerdem zeigen sich auch direkte Spuren von Hochverrot. Auf be⸗ sondere Anfragen erkärte das Staafeofommissariat noch, daß deutscherseits alle Vorkehrungen getroffen sind, um die Grenze ziu halten. Es sind militärische Verstärkungen zum T eingetroffen, zum Teil im Anrollen.

um Aufklärun ber

Wohl die gewaltigste Kundgebung dieser Tage gegen einen Gewalt⸗ und Rachefrieden ber Entente ver⸗ anstalteten gestern vachmittag auf dem Köniasplatz in Berlin der Reichsverband Ostschutz, der Ausschuß der Deutschen in Schleswig, der Ausschuß der Rheinländer, der Verein der Pfäzer, der Schutzverein für das Saarreoier und der Hilfs⸗ bund der Elsaß⸗Lorhringer im Reiche. Laut Bericht des „Weolffschen Telearaphent üͦ os“ waren ungeheure Menschen⸗ mossen aus allen Gegenden der Stodt, vaterländische Vereine, Schüler und viele tausend Mitalieder von Jugendverhänden mit wehenden schwarz⸗weiß⸗roten Fahnen herbeigesgömt. Eine weihevolle Stimmung erfüllte die Menge, als um 4 ½ Uhr sämtliche Kirchenglocken Berlins ihre ehernen Stimmen erhoben, und ergriffen lauschten die Tausende, als fünf Musik⸗ kopellen, dem Ernst und Bedeytung der Stunde entsprechend, die alsen Volksweisen „O, Straßburg“, „Zu Mantua in Banden“, „Lützoms wilde verwegene Jigd“ spielten. Mit dem Niederläadischen Dankgebet wurde dis eigentliche Feier eingeleitet. Auf ein Hornsignal trat tiefe Stille ein und Oberregiernngsrat von Tilly, der Vorsitzende der Arbeits⸗ gemeinschaft der Grenzschutzvereine, hielt die Eröffnungs⸗ ansprache. Auf ein abermaliges Hornsignal nahmen zu gleicher Zeit an verschiedenen Stellen Vertreter oller Parteien und aller bedrohten Landesteile das Wort zu einem eindringlichen Protest gegen den Gewalifrieden, gegen den Raub unrweifelhaft deulscher Gebiese und gegen die Vergemaltigung des Selbst⸗ bestimmungerechts. Am Schlusse der Reden wurde folgendes Treuoelübde verlesen: „In unseren Erwartungen anf einen Rechtsfrieden schwer enttäuscht, schmören wir unseren Brüdern und Schmestern im Osten, im Westen und im Norden, die zwangsweise der Fremdherrschaft zugeführt werden sollen, daß jir uns in ihrem Kompfe un, Recht und Freiheit mit ihnen eins fühlen. Nie darf Wirklichkeit werden, was unsere Gegner unter Vertragebruch in zügelloser Rachsucht ersonnen haben. Wir fordern für die bedrohten Landesteile das zugesicherte Recht der Selbsthestimmung und geloben, in Deutschlands Schicksalestunde mit Gut und Blut dafür einzustehen, daß deutsch bleibt, was deutsch ist.“ Noch einmal nahmen die Redner dae Wort zu einer kurzen Ansprache, die mit der Ver⸗ lesung einer Entschließung beendet wurde Mi einem bronsenden Hoch auf das devtsche Volk und das deutsche Vaterland löste sich die gewaltige Versammlung auf, während sich eine Ahardnung, bestehend aus den Vertretern des Reicheverbandes Oftschutz, des Saargehietsschutzes, des Vereins der Pfälzer, des Hilss⸗ bundes für die Elsaß⸗Lathringer im Reich, des Ausschusses der Rheinländer und des Ausschusses der Deutschen in Schleswig zum Ministerprässdenten Scheidemann begab. Im Namen der Bevölkerung der bedrohten Gebiete sproch Geheimrat von Tilly der Reichsregierung das Vertrauen aus und gelobte unver⸗ brüchliche Treue, was auch kommen möge. Der Minister⸗ präsident antmwortete mit folgender Ansprache:

Ich danke Ihnen für die starke Unterstützung, die Sie durch Ihre Kundgebung der Politik der Regierung angedeihen lassen wollen. Seien Sie überzeugt, die bedrohten Gebiete dürfen und müssen in uns die berufensten Vertreter ihrer nationalen Rechte sehen und können sich im Kampf um diese unbedingt auf uns verlassen. Es bedarf wahrhaftig keiner künstlichen Mittel, um angesichts der uns zugemuteten Friedensbedingungen den Einspruch des deutschen Volkes wachzurufen. Der Einspruch aus dem Gefühl, getäuscht und betrogen zu sein, ist da, und wir haben unsg lediglich zu Sprechern der allgemeinen Volksstimmung gemacht. Helfen Sie uns weiser! Die Reichsregierung bet sich in den letzten acht Tagen in unauf⸗ hörlichen Beratungen mit den Gegenvorschlägen hbeschäftigt, die unfere Antwort an die Entente darstellen sollen. Diese Gegenvorschläge stellen sich ohne Einschränkung auf den Boden der Wilsonschen Grundsätze, also auf dem Rechtsboden, den wir uns von niemand entziehen lassen dürfen; sie sollen uns die Verhandlungen bringen, die wir brauchen und auf die wir Anspruch haben, gemäß der Wilsonnote vom 9. November 1918, in der es heißt: „Wenn die Vereinigten Staaten jetzt mit den miti⸗ tärischen Beherrschern und monarchischen Autokraten verbandeln sollen oder wenn es wahrscheinlich ist, daß sie später mit ihnen über die völkerrechtlichen Verpflichtungen des Deutschen Reiches zu ver⸗ handeln haben würden, müssen sie nicht die Friedensverhandlungen, sondern Uebergabe verlangen.“ Also Friedensperhandlungen, nicht Ueber⸗ gabe! Das ist das Recht des neuen Deutschland, auf dem die Reichs⸗ regierung bis zum letzten bestehen wird. Jede Kundgebung aus dem Volk heraus wird urs in diesem Festhalten an unscrem Recht überhaupt bestärken und Verhandlungen näher bringen. Handeln und Verhandeln! Das ist das Gebot der Stunde. Entschlosfen hondeln und bereit sein zum Verhandeln! Leihen Sie dieser Parole Ihre Unterstützung, tragen sie sie hinaus in dos Land und ins Volk! Helfen Sie die Einheit für diese Parole schaffen und kräftigen, sie ist die e der Besonnenen und darum allein hilfreiche Vater⸗ landsliebe!

Darauf begab sich die Abordnung nach dem Reichsamt des Innern zum Reichspräsidenten Ebert, der folgende Worte an sie richtele:

Meine Herren! Ich habe mit Genugtuung vernommen, welch eindrucksvollen Verlauf die gewaltige Massenkundgebung genommen hat, die unter Ihrer Leitung von der Berliner Bevölke⸗rung beute Nachmittag auf dem Königsplatz veranstaltet wurde. Die Reichs⸗ regierung schöpft aus diesen machtvollen Kundgebungen des deutschen Volkes doppelte Kraft. Einmal die Ueberzeugung, in ihrem Vor⸗ geben die Gesamtheit oder doch die erdrückende Mehrheit der Be⸗ völkerung hinter sich zu haben und als wirkliche Volksregierung die Ziele und Gedanken aller zu vertreten. Ferner aber das Be⸗ wußtsein, daß in unserem so schwer getroffenen Vorke trotz aler Schwächung durch die Kriegsjahre ein starker Wille zur nationalen Selbstbehauptung, ein mächtiger Strom der Zusammengehörigkeit und der Begeisterung für unser Volkstum lebt. In den fommenden schweren Tagen muß dieses Gefühl uns alle ersüllen. Es ist für alle Bürger der bedrohten Ost⸗ und Westmark unteres Landes der starke Hort und der machtvolle Trost, daß ihr Deutschtum nie unter⸗ gehen wird. Gestützt auf diese einheitliche Geschlossenheit wird die Reichsregierung mit allen Mitteln gegen die Vergewaltigung unserer Volksgenossen und gegen die Versuche unserer wirtschaftlichen Ver⸗ sklavung kämpfen. Helfen Sie uns daber! Wirken Sie in diesem Sinne ermahnend, auftlärend und anfeuernd im Volke! Dann wird und muß sich unser Recht durchsetzen!

Im Laufe des späten Nachmittags versammelten sich vor der Reichskanzlei immer wieder neue gewaltige Massen. Als die Menge auf viele Tausende angewachsen war und immer lebhaftere Rufe den Ministerpräsidenten verlangten, trat dieser an das Fenster und hielt folgende Ansprache:

Meine Damen und Hetrren! Seitdem die Frieden bedin aungen von der Entente uns unterbreitet worden sind, baben sich Tag für Tag immer neue Tausende von Männern und Frauen hier ver⸗ sammelt, haben in großen Kundgebungen in Verlin und dem ganzen Deutschen Reiche immer von nevem versichert, daß das deutsche Volk geschlossen hinter der demokratischen Regierung steben will in dem Kampf gegen diesen Gewaltsrieden. Was dieser Gewalt, trieden für das deutsche Volk bedeusen würde, wenn er Gesetz würde, vermag in dieser Stunde überhaupt kein Mensch his in alle Kon⸗ sequenz zu übersehen. Man würde uns Lasten aufbürden, die zu uͤber⸗

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nehmen kein Vo Erde imstande ist. Ma stellt Forderungen,

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un erfülen ein Ding, ebsoluter Unmöglichkeit ist. 2. di. E wir urs! Wir baben diesen Krieg, den wir nicht senese gegen den wir uns gesträubt haben, verloreh. Weil wir uns während des ganzen Krieges dagegen gesträubt haben, daß man andere Völker vergewaltigt, verlangen wir einen Frieden der Verständigung! Deshalb können wir auch mit Fug und Recht verlangen raß man unser Volk nicht vergewaltige, daß man auth tem deusschen 70 Millionenvolke nicht die Lust numt zum Leben brarcht. Sie dürfen überzeugt sein, daß die Männer, die in der Regierung sitzen, sich ihrer Pflicht voll dewußt sind, daß wir entschlossen sind, auszuhalten bis zum letzten Atemzug! Wir können ass ehr'iche Männer nur einen Frieden annehmen, von dem wir überzeugt sind, daß wir seine Bedingungen auch erfüllen können. Wenn wir auf dem Boden eines Rechtsfriedens verhandeln würden, müssen wir zu Beringungen kommen, die es ung ermöglichen, zu leben, die es uns ermöglichen, zu arbeiten, die es uns ermöglichen, daß auch unser Volk, das für die Kultur Großes getan, nicht zermalmt wind, sondern seine geschichtliche Mission erfüllen fann. Unsere Unterhandler in. Versailles werden umso besser arheiten, je mehr überzeugt sie sein rürsen, daß das ganze deutsche Volk geschlossen hinter ihnen steht. So bitte ich Sie: Bleiben Sie treu hei der Stange! Stehen Cie neu zu uns! Tun Sie Ihre Schuldigkeit, wie ich Ihnen verspreche das unfrige zu lun. Ich bitte Sie einzustimmen in ein Hoch auf unser ung ückliches, aber so schönes, geliebtes Vaterland, dem wit eine glücklichere Zukunft schaffen wollen. Es lebe Deutschland!

Die versammelte Menge stimmt begeistert in diesen Ruf ein.

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In einer großen, gestern in der Berliner Börse abgehaltenen Protestversammlung gegen den Raub unserer Kolonien legte der Reichekolonialminisser Dr. Bell den Standpunkt der Reichsregierung zur Kolonialfrage dar Ans⸗ gehend von der Rechtslage, wie sie festgestellt ist durch die zwischen uvns und der Entente auf Grund des Notenwechsels am 11. November 1918 geschlossenen Waffenstillstandsverhand⸗ lungen, führte der Minister dem „Wolffschen Telegraphenbür⸗“ zufolge u. a. aus: 8

Wir sind bereit, getreulich alle Verpflichtungen zu erfüllen. Aber wir erwarten auch rückhaltlose Vertragserfüllung von unseren Geanern. Wir weiden unsere Gegenvorschläge auf Grund des vereinbarten Wilsonprogramms der Entente überreichen. Das gilt auch von deas kolonialen Angelegenheiten. Hierfür ist der Punkt 5 der Kon 22 botschaft des Präsidenten Wilson rom 8. Januar 1918 maßgeben Nach den kolonioalen Friedensbedingungen unserer Geaner soll Deutsch⸗ land zugunsten der Feinde verzichten auf seine Rechte und Titel in bezug auf seine überseeischen Besitzungen. Wo bleibt da die „freie, weitherzige und unparteitsche Schlichtung aller kolonialen An⸗ sprüche“, die Präsident Wilson in seiner Botschaft zusicherte? Wie verträgt sich das mit den unzweideutigen Sätzen des vereinharten Wilsonprogramms: „Es soll weder Annexionen neoch Entschädigungen, noch strafweisen Schadenersatz geben?“ Mit vollem Nachdruck muß ich Verwahrung einlegen gegen den ungerechten und lediglich auf einseitige Parteitendenzen interessierter Kolonialmächte gegründeten Vorwurf, daß wir durch unsere Eingeborenenpolitik den Anspruch auf Muwirkung zur Kolonisation und Zivilisation verwirkt hätten. Deutschlands Anspruch auf Wiederherstellung eines seiner Größe, Bevölkerungszahl und Leistungsfähigkeit entsprechenden Kolonial⸗ besitzes ergibt sich aus folgenden Geünden: 1) Infolge Zerstörung des Handels und der Industrie kann Deutschland seiner durch den Friedensvertrag in noch engere Grenzen zusammengedrängten Be⸗ völkerung nur zum Teil Acbeit geben und bedarf der Kolonien alzt Abflusigebiete. 2) Das durch den Krieg völlig verarmte deutsche Volk ist für die Zukunft allein auf seine Arbeuskraft angewiesen. Un sie voll auszunutzen, bedarf es der Rohstoffe. Es muß Deutschland durch den Besitz eigener Rohstoffgebiete ermöglicht werden, wenigstent einen Teil der benötigten Stoffe zu mäßigen Preisen zu bezieben. Nur unter dieser Voraussetzung könnte sich Deutschlond zur Ent⸗ schädigung bereit erklären, zu deren Leistung es nach Verlust seines Koronien nicht mehr imstande Fein mürde. 3) Mit dem Wegfal foloniglen Besitzes würde Deutschland auch ein wichtiges Betätigungsfeld für ideale Bestrebungen kullureller, humanitärer und wissenschaftlicher Art verlieren. Nach seiner ganzen Vergangenheit einer durch die Jahrtausende bewährten Kullur seinen auch von allen gerechten Gegnern anerkannten koloni⸗ satorischen Fähinkeiten, seinen tolontsatorischen Leistungen, seinen erfolsreichen Bestrebungen um die würtschastliche und sutliche Förde⸗ rung der Eingeborenen, vor allem der segensreichen, opfermütigen Kulturarbeit seiner Missionen har Deutschland dauernden Anspruch auf praklische Mitwirkung an der Autgabe aller Kulturstaaten zur Aufwärtsentwicklung unkultivierter Völker. Dankbar erkennen wir an, mit welcher Einmüligkeit die neutrale Presse diesen Ge⸗ waltfrieden als Ausbeutung der verzmweifelten Notlage eines Volkes verurteilt und namentlich auch dem Kolonialraub als einer cbenso ungerechten wie unvernünftigen Mafmahme entgegentritt. Erfreulicherweise scheinen aber auch in den Entenltestaaten, besondens in den Arbeiterkreisen die Stimmen derer sich zu mehren, die vor den verhängnisvollen Folgen eines solchen Gewaltfriedens warnen. Ein Gewaltfriede rächt sich früher oder sraͤter von selbst. Darum verzweifeln wir auch nicht an unserer kolonialen Zukunft. Furchtbare Zwangslage ausnutzend kann uns unseren rechtmäßig erworbenen Kolonialhesitz rauben., wer dies vor dem Richterstuhl der Geschichte nach Recht und Billkeit, nach V.rnunft und Gewissen zu verant⸗ worten vermag. Aber der koloniale Gedauke läßt sich nicht ertöten im deutschen Voike. Den kolonia e Gedanke wird seine Zugtraft nicht einbüßen und wird auch des schließlichen Erfolges sicher sein, wenn wir ihn fortzupflanzen geloben von Mund zu Mund, von Herz zu Herz, von Ort zu Ort, von Ge chlecht zu Geschlecht. Der koloniale Gedanke bleibt das heilige Gralvermächtnis des Reichstolontalamts und des in schwerster Stunde an seine Spitze gestellten Ministers an das deutsche Volk. Seien Sie ver⸗ sichert daß von mir und meinem Amt im Einvernehmen mit der Reichsregierung bei unserem Kampf ums Recht kein Schrut versäumt wird, der irgendwie geeignet ist zur Durchführung unferer berechtigten kolonialen Ansprüche. Wahren wir uns gegenseitig Treue um Treue, bleiben wir eingedenk dessen, was wir schuldig sind den Bahnbrechern unserer Kolonialpolitik und den Helden, die bis zum Tode getr’u füt Kolonie und Heimat stritten und lüten, dann werden wir allen Ge⸗ walten zum Trutz uns erhalten und unseren Glauben an Deutsch⸗ lands koloniale Zukunft.

Hierauf murde von schließung gefaßt:

Die Friedensbedingungen der Entente bedeuten eine schnöde Verletzung der feierlichen Zusage emes Rechtsfriedens. Die neue Aeia der Weltgeschichte darf nicht zum dauernden Unglück der gesamten Menschheit mit einem ungeheuerlichen Wortbroch begonnen werden. Deutsches Land, deutsches Vermögen, deut;che Kolonien lollen geraubt werden! Nicht genug damit! Der Wirlschafis⸗ krieg soll mit voller Schärfe fortgesetzt werden. Unter anderem wird über See und in den Kolcnien die Liquidierung ahe privaten Eigentums über uns verhängt, unsere Volksgenossen werden willkürlich pertrieben werden. In Punkt 5 der 14 Punkte des Prl. sidenten Wilson, die durch feierlichen Vertrag zum unlösbaren Be⸗ standteil des Friedensvertrags erhoben sind, ist uns die unvauteissche Regelung der kolonialen Aasprüche zugesichert worden. Wir besteben auf der Erfüllung dieser Zusage. Wir haben eiren Auspruch auf den Weiterbesitz unserer Kolonien. Wir haben sie rechtmäßzig er⸗ wordhen und zum Wohle ihrer Bewohner verwaltet. Wir koönncf sie für unsere Voltswirtschaft nicht entbehren. Wir dürfen Sn- wollen nicht auf sie verzichten. Das deutsche Volt lehnt diesen Gewaltfricden ab!

der Versammlung folgende Ent⸗

zu einer mächtigen Kundgebung des bayerischen polkes gegen den von der Eotente beabsichtigten Gewalt⸗ und Schmachfrieden veisammelte sich gestern vormittag 9 Uhr im „Kassersaale der Residenz zu Bamherg der zayerische Landtag. Von der Regierung hatten sich die in Zambera weilenden Minister eingefunden. Der Präsident Schmitt eröffnete die Sitzun; mit einer kmzen Ansprache, in nr er die einige Geschlossenheit Bayerns und des Reiches Zukunst betonte und dem „Wolff⸗

Schiuß sagte:

in Kampfe um die zen Telegraphenbüro“ zufolge zum Vor dem Laade darf ich feststeIlen: wir Deutschen stehen in seeinter Geschlossenheit hinter der Regierung des Reiches in jisem Kampfe um die Existenzmäglichkeit und unsere Zukunft, diesem Kampfe um unser nacktes Leben.“ Der Mmister⸗ mäsident Hoffmann führte in seiner Rede den Abgeordneten endringlich die Schwere der einzelnen Bedingungen des Entente⸗Friedensvertrages vor Augen und sagle unter anderem: „Die vorgeleglen Bedingungen haben Hoffnung und Glauben jäh nd grausam zerstört. Die Gebietsenteignungen, darunter auch die vabsichtigte fremde Verwaltung der Pfalz sind nichts anderes als ine schlecht verhüllte Annerion. Wir fuͤhlen uns mit unseren Pfälter Zrüdern eins. Wie bisher, so werden sie auch in der Zukunft allen vokangen der Franzosen widerstehen. Deutsch ist die Pfalz, und futsch wird sie bleiben. Unsere Brüder in Deutsch⸗Oesterreich falten uns auch im Unglück die Treue. Sie wollen zum Deutschen seich zurück. Die Entente will und kann es verhindern, aber sicht kann sie verhindern, daß über die Grenzen herüber sich de Hände reichen. Jahrtausend alte Bande gleichen Bluts und geicher Sprache sind mächtiner, ols alle Artikel und Paragraphen. be der Darlegung der wirtschaftlichen und finanziellen Be⸗ ngungen, die der Friedensvertrag enthält, sagte der Minister⸗ grisident, die Entente wolle mit alledem ein foͤrmliches Proteltorat über Deutschland errichten. Es bedeute die vollendete politische und wittschaftliche Sklaverei Deutschlands auf Johrzehnte hinaus. lnschuldige Kinder und Säuglinge würden durch die Forderung ef Adlieferung der Ziegen und Milchkühe aufs graufamste ge⸗ hioffen. Mit erhobener Stimme schloß der Redner: „Nationale Vergewaltigung und wirtschaftliche Grdrosselung, das ist die Signatur eekexert, ecenees. Keine Rücksicht darauf daß das deutsche Polt sich erst die Freiheit der Demokratie geschafeen hat. Es war ch immer so in der Welr: die Voͤlker büßen die Sünden ihrer berscher. Der dem Deulschen Reiche angebotene Friede ist ein Ge⸗ valfftieden; er ist ein Unglück nicht nur für Demtschland, sondern üt die Welt. In ihm, stecken Keime zu neuen Konflikten und neuen Kriegen. Alg Deutschland auf der Höhe seiner mili⸗ inschen Macht den Brester Frieden diktierte, habe ich den bewaltfrieden abgelehnt, und so jehne ich auch heute den Gewalt⸗ üseden ab, den man meinem Vaterland in Versailles diktieren wll. Vakerland! Das Wort hat jetzt auch für den Arbeiter, den Soialdemokraten einen ganz besonderen Klang. Wir stehen fest und en zu ihm in den Tagen des großen Uaglücks und der tiefsten Taber. Diesen Frieden kann keine deutsche Regierung, kann kein füischer Sozialdemokrat unterschreiben. Es ist ein Friede gegen die dutschen Arbeiter. Jetzt, wo sie die Hoffnung hatten, 6g Kapitalismus im eigenen Lande Herr zu werden, sollten auf Jahrzehnte hinaus die Knechte der französi⸗ chen, englischen und amerikanischen Kapitalisten werden. Nach inseten heißen Wünschen sollte der Krieg mit dem Völkerbund und in Völkerfrieden abschließen. Jetzt aber ist Deutschland aus⸗ fechlessen aus dem Völkerbund, ausgestoßen aus der Völkergemein⸗ täaft, geächtet unter den Nationen der Welt. Dieser Friede ist kein sere. Hunger und Elend auf Jahrzehnte hiaaus erträgt nicht das ulsche Volk und nicht der deutsche Arbeiter. Wir wollen den ieden und sind zu Unterhandlungen bereit. Aber es muß ein Friede in, der uns Luft zum Atmen und Licht zum Leben läßt. In der atocnalversammlung in Berlin hat das ganze deutsche Volk protestiert. ule protestiert ohne Unterschied des Standes und der Partei das ganze verische Volk. Wie ein Mann steht es zum Deutschen Reich. Es sont jeden. Gedanken eines bayerischen Sonderfriedens ab. Wir bovern leben mit unseren deutschen Brüdern, oder wir gehen unter a ihnen. Heute, in der schwersten Stunde unseres Volkes, schwören eit Treue dem Reich, Treue unseren deutschen Brüdern: ein Lump, er jetzt sein Volk und Vaterland verrät. So mag die Entente, so za die Welt es hören: Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, nkener Not uns rrennen und Gefahr.⸗ allseitigen Beifoll

Die Rede des Ministerp äsidenten löste

auns, worauf einstimmig auch von den Unabhängigen die glgende Entschließung angenommen wurde: Der baverische Landtag ist einig mit dem ganzen deutschen Volke der unbedingten Ablehnung der Frieden sbedingungen, die in der sehigen Form den wirtschaftlichen und politischen Tod Deutschlands ddeuten. Die bayerische Volksvertretung wendet sich insbesondere mit Gntrüstung gegen die Abtrennung kerndeutscher Gebietsteile im Osten und Westen. Dieses schmachvolle Vorgehen schlägt nicht nur der Ge⸗ schtigkeit ins Gesicht, sondern steht im stärksten Widerspruch mit den srundsätzen der Selbstbestimmung der Völker, die unsere Gegner im berlaufe des Krieges und beim Abschluß des Waffenstillstands als Geundlage anerkannt haben.

Cbenso verurteilt das gesamte baperische Volk das unmenschliche sdmnd geradezu ruchlose Bestreben, Deutschland wirtschaftlich vollständig su erdrosseln. Alle Versuche unserer Feinde, Bayern durch Gewalt tter List vom Reiche loszureißen und zu einem Sondersrieden zu hingen, sollen an der unerschülterlichen treudeutschen Gesinnung des teperischen Volkes zu schanden werden!

Der Münchener Spartakistenführer Axelrod ist vorgestern in der Nähe von Innsbruck verhaftet worden. Er var in Bealeitiung eines Mannes und einer Frau über die danersche Grenze gekommen. Beim Ahstieg veiletzte sich der begleiter so, daß die drei nicht weiter konnten und schließlich

im Gendarmen in die Hände fielen. Axelrod und die beiden usdderen Personen wurden nach Bayern ausgeliefert, da das lallensche Kommando in Innsbruck dieses Verlangen stellte.

8 I“ 8 Oldenburg. g

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des Freistaates Oldenburg hat

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Das Direktorium . g Gesetzgebenden Landesversammlung den Vertraa mit em Großherzog zur Ordnung der Finanzverhältnisse vor⸗

selegt. Dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge geht venach das gesamte IAFehs Fensüar auf den Stoat über. e darauf und auf der Zivilliste des Großherzogs ruhenden

asten übernimmt der Stoat. Ter Staat zahlt außerdem dem koßherzog eine Rente von jährlich 150 000 ℳ, von der beim

gs 75 000 gekürzt werden, beim Tode

zogm 25 000 und beim Tode des Er es he Dafür überläßt der Großherzog, solange die

ezahlt wird, seine Gemäldegalerie, Kupferstichsommlung

8 Prioatbibliothet dem Staat. Dieser hat das Vorkaufs⸗ nch auf die Gemäldegalerie mit fünf Millionen Mark. Zu der Frage des Gewaltfriedens veranstalteten sämt⸗ iche Parteien in Oldeuburg eine große Kundgebung, in der mig die Friedensvorschläge abgelehnt wurden.

Mecklenburg⸗Strelitz. In den letzten Tagen haben zmölf zahlreich besuchte emonstrationsversammlungen stattgefunden, in denen

[gegen einen Gewaltfrieden Einspruch erhoben und die sofortige Herausgabe der Gefangenen verlangt wurde. 8

Oesterreich.

Die deutsch⸗österreichische Nationalversammlung hat noch einer Meldung des „Korrespondenzbüros“ in allen Lesungen die Gesetzentwürfe über Mindestruhezeit, Laden⸗ schluß und Sonntagsruhe in den Handelsgewerben und anderen Betrieben sowie über die Errichtung von Be⸗ triebsräten angenommen. Das letzigenarnte Gesetz bezieht sich auch auf industrielle Nebenbetriebe ber Landwirtschaft und der forstwirtschaftlichen Betriebe, jedoch nicht auf die landwirt⸗ schaftlichen Betriebe, für welche die Schaffung ähnlicher Ein⸗ richtungen durch besondere Gesetze vorbehalten bleibt.

DSDas Staatsamt für soziale Verwaltung ver⸗ fügte obiger Quelle zufolge, daß jeder Gewerbeinhaber, der am 26. April d J wenigstens 15 Arbeiter oder Angestellte be⸗ schäftigte, verpflichtet ist, vom 19. Mai angefangen, um ein Fünftel mehr Arbeiter oder Angezellte in seinem Betriebe einzustellen und bis 81. August d. J. den Stand seiver Ar⸗ beitskräfte auf dieser Höhe zu erhalten, damit die Zahl der Arbeitslosen vermindert werde.

Großbritannien und Irland.

Im Oberhaus gab Lord Curzon gestern im Verlaufe der Beratung über Aegypten dem „Reuterschen Büro“ zu⸗ folge die Erklärung ab, daß die britische Regierung eine Kom⸗ mission unter Lord Milner nach Aegypten senden werde, um über die Lage zu berichten und die Regierungsform zu empfehlen, die für die geeignetste gehalten wird, um ein fort⸗ schreitendes Gedeihen Aegyptens und die Entwicklung von Selbstvermaltungseinrichtungen zu sichern. Curzon erklärte, die Regierung bege den Wurnsch, daß die Aegypter in größerem Maße an der Regierung ihres Landes teilnehmen.

Im Unterhause wurde vorgestern die Aufmerksamkeit der Regierung auf den Bericht gelenkt, daß deutsche Kauf⸗ leute in Rabaul (cDeutsch Neuguinea) die Frachtkonttakte mit australischen Scheffahrts gesellschaften kündigen, um den Handel mit Hilfe von japanischen und niederländischen Schiffen nach Hamburg abzulenken. Es wurde gefragt, was die Re⸗ gierung dagegen zu tun gedenke. Harmeworth antwortet«, daß ist erster Linie die australische Regierung, die Deutsch Neuguineg verwaltet, zu entscheiden habe, ob sie dagegen auf⸗ treten wolle.

In der gestrigen Stzung des Unterhauses kam es, wie der „Nieuwe Rotterdamsche Courant“ meldet, zu einer stürmischen Erörterung über die Lage in Irland, in deren Verlauf die Regierung namentlich von der Arbeiterpartei heftig angegriffen wurde. Im wosteren Verlauf der Sitzung erkläcte Harmsworth dem 9„ Reuterschen Büro“ zufolge bezüglich Spitzbergens, er habe die Angelegenheit den amtlichen Stellen in Paris mitgeteist und hoffe, daß sie vor Abschluß der 8 iedensve handlungen Zeit zu ihrer Erlebigung finden würden.

ie Kopenhagener Konferenz von 1914 sei abgebrochen worden, ohne daß sie ei heute in

zu einem Beschluß gelanat wäre, und Spitzbergen genau derselben Lage wie vor der Konferenz.

Frankreich.

Der deutschen Friedensdelegatlon in Versailles ist vorgesten folgende Antwortnote des Präsidenten der Friedenskonferenz Clemenceau übergeben worden:

8 6. Versailles, 14. Mai 1919 Herr Präsident!

Ich habe die Ehre, Ihnen den Empfang Ihres Briefes vom 10. Mat zu bestätigen, der sich auf die nationale Arbeitergesetzgebung bezieht, sowie Ihres Entwurfs eines Abkommens über internationales Abeiterrecht. Die Antwort der alliierten und assoziierten Regierangen lautet, wie folat:

1) Sie nehmen Kenntnis von der Erklärung der deutschen Delegierten, daß der innere Friede und der Fortschritt der Mensch⸗ heit von der Lösung der Arbeiterfragen abhängt, und sie sind über⸗ zeugt, daß in Zukunft solche Lösungen leichter erreicht werden, wenn das Gemut der Menschen von dem Druck der Angst vor dem Kriege, wenn die Industrie von der Last der Rustungen befreit sein wird, die der deutsche Militarismus ihr auferlegte.

Teil XIII des Entwurfs der Ze veuebedingungen sieht die Mittel vor, Jurch die diese Lösungen erreicht werden können, und der zweite Abschnit des gleichen Teiles setzt die Grundsätze auseinander, die fortschreitend die internationale Arbeiterorganisation und den Völkerbund leiten werden. Artikel 427 legt klar Zeugnis daruͤber ab, daß die Aufzählung der vorgeschlagenen Grundsätze nicht abge⸗ schlossen ist. Der Zweck der geschaffenen Organisation ist die ständige Entwicktung der internationalen Arbeiterordnung.

2) Das Arbeiterabkommen ist in den Friedensvertrag auf⸗ enommen. Deutschland wird also aufgefordert werden, es zu unter⸗ chreiben. In Zukunft wird Ihrem Lande das Recht, an der inter⸗ nationalen Arbeiterorganifation teilzunehmen, sicher zustehen, sobald es gemäß Art. 1 des Vertrags in den Völkerbund aufgenommen sein wird. 1

3) Es ist nicht für nöttg erachtet worden, eine Arbeiterkonserenz nach Versailles einzuberufen. Die Beschlüsse der Gewerkschafts⸗ tonferenz in Bern, die in Ihrem Entwurf eines Abkommens über internationales Arbeiterrecht enthalten sind, und auf die sich der § 1 JIhres Briefes vom 10. d. M. bezieht, sind be⸗ reits mit der sorgfältigsten Aufmerksamkeit geprüft worden. Vertreter der Gewertschaften sind an der Ausarbeitung der Artikel der Friedensbedinaungen beteiligt, die auf die Arbeiter Being bahben. Wie aus dem Anhang zum zweiten Ahschnitt des Teiles XilI, Seite 200, bervorgeht, umfaßt das Programm der ersten Sitzung der internationalen Arbeiterkonferenz, die nächsten Oktober in Washington tagen soll, die wichtigsten Fragen, die auf der Gewerkschaftstonferenz in Bern verhandelt wurden. Die Gewerk⸗ schaften werden aufgefordert werden, an der Konferenz in Washington tetlzunehmen, und sie wird nach bestimmten Gesetzen abgehalten werden, die die Fortsetzung ihrer Beschlüsse voraus sehen, jedoch unter Voraussetzung der Zustimmung der zuständigen Behörden der ver⸗ tretenen Länder.

4) Der Entwurf des Abkommens über das internationale Arbeiterrecht, den die deutsche Regierung vorbereitet hat, weist eine Lücke auf; er enthält keine Bestimmung, die die Vertretung der Arbeiter auf der internationalen Konferenz vorsieht, die er in seinem Artikel VII vorschlägt. Er steht auch in folgenden Punkten den Bestimmungen des Teils XIII der Friedensbedingungen nach:

8) Fünf Jahre werden als Fetter Zeitraum zwischen je zwei Sitzungen festgesetzt (Artikel VII). Die Friedensbedingungen schlagen ein Jahr vor (Art. 389).

b) Jedes Land verfügt über eine Stimme (Art. VII). Friedenshedingungen sprechen jedem Delegierten eine Stimme zu, gleichviel, ob er eine Regterung, die Arbeitgeber oder die

Lvohnarbeiter vertritt (Art. 390).

e) Die Beschlüsse sind nur dann bindend, wenn sie von einer

Maforitaͤt angenommen sind, die ( der an der Abstimmung

teilnehmenden Länder umfaßt. (Art. VII1). In den Friedens⸗

bedingungen ist nur eine Majorität von der bei der end⸗ sültigen Abstimmung abgegebenen Stimmen zur Annahme eines Vorschlags oder eines Entwurfs durch die Konferenz

nötig (Art. 405). . 1

Die alliierten und assoziierten Regierungen sind daher der Meinung, daß ihre Entscheidungen der Sorge Rechaung tragen, die die deutsche Delegation hinsichtlich der sozialen Gerechtigteit äußert, und daß diese Entscheidungen die Gewähr sind für die Verwirklichung von Reformen, auf die die Arbeiterklasse mehr denn je ein Recht hat nach der harten Prüfung, die der Welt während der letzten fünf Jahre auferlegt worden ist. 8

Genehmigen Sie, Herr Präsident, die Versicherung meiner aus⸗ gezeichneten Hochachtung. CElemenceau.

Der Viererrat hat 13 Unterausschüsse gebildet, die aus je einem Mitglied für jede der fünf Großmächte bestehen, um die Einwände der Deutschen gegen den Friedensvertrag zu beraten. Gestern verhandelte der Viererrat über Wutschafts⸗ nrobleme und prüfte die Vorschläge für die Maßnahmen im Falle der Nichtunterzeichnung durch die Deutschen.

Der Rat der Minister des Auswärtigen ver⸗ handelte gestern, wie „Wolffs Telegrophenbino“ meldet über die Auffechterhaltung der Ordnung in Schleswig während der Volksabstimmungen. Mehrere Sachverständige haben einen Plan zur Entsendung einer gemischten französisch⸗amerikanischen Tropve und einiger Kriegsschiffe nach Flensburg vorbereitet. Es wurde auch vorgeschlagen, drei bis vier Bataillone Jn⸗ fanterie im Lande zu halien. Der Nat wies das Ersuchen der polnischen Regterung um Zuweisung eines Teiles der deutschen Handelsflotte ab und besprach ferner das Verfahren zur Revision des belgisch⸗holländischen Ver⸗ trags von 1839. Die Kommission wird ihre erste Sitzung am 29. Mai abhalten. Holland wurde eingeladen, einen Dele⸗ gierten zu entsenden.

——.— Einer Meldung der „Agence Havas“ zufolge ist der Marschall Foch gestern nach demn Haup quartier an der Rhein⸗ front abgereist, um die sofortige Durchführung von Zwangs⸗ maßnahmen vorzubereiten, die im Falle der Nichtunterzeichnung 5 Friedensvertrags durch Deutschland zur Anwendung kommen ollen.

Laut „Petit Parisien“ verlangt Italien nunmehr auf Grund des Vertrags von 1915 angesichts der Vergrößerung des französischen und englischen Koloniafreiches in Afrika die ihm zustehende Schadloshaltung an den Grenzen seiner Kolonien Ein Ausschuß, in dem Lord Milner England, Henry Simon Frankreich und Martino Italien ver⸗ tritt, sell diese Frage erörtern.

Die österreichische Delegation ist vorgestern abend in Saint Germain eingetroffen.

Blättermeldungen zufolge ist gestern der Kongreß des Nationalverbandes der Eisenbahner zur Beratung über einen Lohntarif, über ein neues Personalstatut, über den Achtstundentaa und die Verstaatlichung der Elsenbahnen zu⸗ sammengetreten. Zu Anfang der Sitzung wurde ein Beschlußantrag angenommen, der den Nevolutionären in Rußland, Deutschland und Frankreich brüderlichen Gruß sendet, jeder Einmischung in Rußland und den revolutionären Ländern widerspricht, sofortige Zurücknahme aller Truppen aus Rußland fordert, gegen den Friedensvertrag Einspruch erhebt und Aufhebung des Belagerungszustands in Frankreisch und allgemeinen Straferlaß fordert. In der Aus⸗ sprache über die Tagesordnung erhoben unter lebhaften Gegen⸗ reden der Gemäßigten die Radikalen Einspruch gegen die ge⸗ mäßigte Haltung der Gewerkschaftsleitung; man hätte einen Allgemeivausstand erklären müssen, um alle Forderungen durch⸗ zusetzen. Die Gemäßigten warnten vor überscharfem Vorgehen, das nur Zweischenfälle herbeiführen kännte.

Niederlande.

„Der aussührende Ausschuß des Niederländischen Uebersee⸗ trustes hatte gestern nach einer Meldung des „Korrespondenz⸗ büros“ von der interalliierten Kommission den Bericht erhalten, daß in Zukunft alle Arten von Lebensmitteln ohne vor⸗ herige Autorisierung durch die interalliierte Kommission von Holland nach den besetzten und unbesetzten Gebieten Deutschlands ausgeführt werden können, wenn diese Aus⸗ suhr nicht den Bestimmungen des in London abgeschlossenen Landwirtschaft⸗ und Fischereiabkommens widerspricht, das bis ouf westeres in Kraft bleibvt. Für die Einfuhr in das besetzte Gebiet Deutschlands sind auch in Zukunft Ausfuhr⸗ erlaubnisse notwentdig. Die von Uebersee von Holland ein⸗ geführten Lebensmittel werden in Zukunft, soweit der Nieder⸗ ländische Uebersee⸗Trust dabei in Frage kommt, nach allen Lündern wieder ausgesührt werden dürfen außer nach Ungarn und den bolschewistischen Teilen Rußlands. Ferner teilt der ausführende Ausschuß des Niederländischen Uebersee⸗Trustes mit, daß in Zukunft deutsche Waren mit Zertifikaten des Unterausschusses A zur Verschiffung angenommen werden können. Man erwartet, daß die damit verbundenen Formali⸗

täten binnen kurzem sehr vereinfacht werden können.

.“ 1 1b

Griechenland.

besetzt.

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Einer Meldung der „Times“ zufolge hat Alliierten mitaeteilt, daß es d. Regierung des Koltschak anerkenne. 8

Japan d Admiral 8

In dem Berliner Schloß des Prinzen Friedrich Leopold am Wilhelmsplatz findet vom 1. Juni bis 15. Juli eine Ausstellung von Werken ehemals feldgrauer Kunstler statt 500 Berliner Maler, Bildhauer und Architekten. die aus dem Felde zurückgekehrt sind, haben sich hier zusammengeschlossen. Alte Land⸗ sturmleute, die als Künstler schon einen Namen haben, junge Leut⸗ nants und Soldaten, unter denen es noch neue Talente zu entdecken ibt, werden zeigen, was sie in ihrem Friedensberufe leisten. Die Reichsministerien und die Start Berlin haben die V. rranstaltung ge⸗ fördert. Baluschek Franz Markau, Alfred Wiener und Hermann Widmer, die Graphiker Otto Bartelt, Wilhelm Oesterle und Lucian Zabel, die Bildhauer Hans Lebmann⸗Vorges, Robert Rauichert, Hans Schellhorn und E. Zuchantke, die Architekten William Densch, Hans Meyer⸗Radon, Erich Knüppelholz und Paul Stephanowit. 1.“

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Der Ausstellungskommission gehören an: Die Maler Hans