Erhöhung des Stundenlohnes um 40—50 Pfennig gleichkommt. Diese Senkung ist bereits im Gange und zum großen Teil schon durch⸗ geführt, wenn auch noch nicht überall. Ich bekomme heute eine telegraphische Beschwerde aus Kattowitz, wo die Senkung noch nicht erfolgt ist. Ich werde mit dem Herrn Ernährungsminister in Ver⸗ bindung treten, damit sie auch dort durchgeführt werde.
Ich kann aber nicht verhehlen, daß die andauernden Unruhen und
Störungen des Eisenbahnbetriebes eben auch für den Reichs⸗ ernährungsminister die Möglichkeit, die geplanten Maßnahmen durchzuführen, stören (sehr richtig!), und daß daraus Schwierig⸗ keiten entstehen, die auch die Arbeiterschaft selbst empfindet (hört, hort!), ein Beweis dafür, daß unsere Interessen alle zusammen⸗ hängen und auch als zusammenhängend aufgefaßt werden müssen. (Sehr richtig!) Die Senkung der Lebensmittelpreise hat den beab⸗ sichtigten Erfolg bereits gezeigt. Sie werden, wenn Sie in den Zeitungen auch die Veröffentlichungen über die Schleichhandelspreise lesen, daraus entnehmen, daß eine erhebliche Senkung auch dieser Preise ganz automatisch durch die Maßnahmen eingetreten ist, die wir im Einvernehmen mit Reich und Staat getroffen haben. Das war beabsichtigt, und ich nehme an, daß dieser Senkungsprozeß, dieses Ausschalten des Wucher⸗ und Schleichhandels, noch keineswegs abgeschlossen ist, sondern weitere Folgen zeitigen wird, zumal ja unsere Maßnahmen durch die bevorstehende Aufhebung der fluch⸗ würdigen und völkerrechtswidrigen Blockade unterstützt werden.
Nun, meine Damen und Herren, bedauere ich außerordentlich, daß in der Oeffentlichkeit, auch in der Presse, diese wohlüberlegte Maßnahme unter dem Vorgeben angegriffen worden ist, es handele sich darum, 1 ½ Milliarden für den Schleichhandel aufzuwenden. Das ist eine absolute falsche Auffassung. Es ist ganz selbstverständlich, daß, wenn aus dem Konsumentenkreis ein so großer Teil heraus⸗ genommen wird, der vorweg mit billigen Lebensmitteln versorgt wird, dann der Zugriff zum Schleichhandel ein geringerer wird und damit die Schleichhandelspreise sinken müssen. Das ist ein einfacher volkswirtschaftlicher Satz. Ich bedauere aber diese Angriffe nicht meinetwegen, sondern weil dadurch neue Unruhe, neue Unzufriedenheit ausgelöst wird, die wir doch in der gegenwärtigen Zeit absolut nicht brauchen können. (Sehr richtig!)
Meine Damen und Herren, wenn irgendwo ein unterirdisches Feuer glüht, dann soll man nicht unvorsichtig mit Benzinflaschen um⸗ gehen und sie umwerfen; das Feuer könnte sich daran neuerdings ent⸗ zünden. Die Oeffentlichkeit muß sich bewußt sein, daß auch sie in dieser Zeit eine Verantwortung trägt (sehr richtig!), und sie muß dieser Verantwortung entsprechend handeln. Auch die Presse, soweit sie hierbei in Betracht kommt, trägt diese Verantwortung mit; sie soll nicht Oel ins Feuer gießen, sie soll nicht unverständliche Meinungen verbreiten, sondern soll dafür sorgen, daß die richtigen Meinungen durchdringen, daß Aufklärung, Verständnis und Ver⸗ ständigung allenthalben verbreitet wird. (Sehr richtig!) Meine Damen und Herren, diese erste Maßnahme, die wir mit dem Reich zusammen vereinbart haben, hat nun zu einer zweiten geführt. Unsere politische Gesamtlage gestattet, daß sehr große Bestände, die bei der Heeresverwaltung und bei der Marineverwaltung vorhanden sind, jetzt freigegeben werden können. Soweit ich unterrichtet bin, sind diese Bestände sehr bedeutend. Es handelt sich z. B. um 4 Millionen Meter Kleiderstoffe. (Hört, hört!)
Es handelt sich auch um eine Reihe von Rohstoffen, die jetzt der Textilindustrie freigegeben werden sollen. Es wird so gemäß der Ver⸗ ständigung über die Senkung der Lebensmittelpreise eine Senkung der Nreise für Bekleidungsstücke und Stiefel herbeigeführt werden, wozu das Keich schon 500 Millionen bereitgestellt hat. Ich nehme an, daß Preußen bereit ist, sich an dieser Senkung zu beteiligen. Ich wünsche und hoffe, daß dieser Wunsch auch vom Reich geteilt wird, daß bei der Verteilung dieser Kleider und Schuhe zunächst die kinderreichen Fa⸗ milien der Beamten und Arbeiter berücksichtigt werden. Ich verspreche mir von dieser Maßnahme eine weitere allgemeine Senkung der Preise, die auch allgemein der übrigen Bevölkerung zum Nutzen gereichen wird — also ein endliches Eintreten des heiß ersehnten Zeitpunktes, daß die Lebenshaltung der breitesten Massen in Stadt und Land durch die von mir geschilderten Maßnahmen erleichtert wird, und dabei hoffe ich, daß die Aufhebung der Blockade, das Wiedereinsetzen normaler Beziehungen, Has Wiederinkrafttreten des Austausches von Land zu Land diese Maß⸗ nahmen kräftig unterstützen wird, daß wir ein Mehr an Nahrungs⸗ mitteln und Kleidungsstoffen bekommen werden und so die Möglichkeit einer Beruhigung geschaffen wird. Das wird sich darin ausdrücken, daß vor allen Dingen die Nahrungsmittel, auf die wir bisher in erster Linie angewiesen waren, ergänzt werden durch eine Reihe von Nahrungs⸗ mitteln, die wir bisher entbehrten, weil wir sie vom Auslande beziehen mußten. Im wesentlichen war unsere Ernährung aufgebaut auf der Kartoffel, dem Brot, dem sehr knappen Fleisch und dem sehr knappen Fett. Wenn wir Reis und Hülsenfrüchte bekommen, wird der Zugriff auf die Kartoffeln geringer werden. Es treten also andere Nahrungs⸗ mittel in die Reihe ein und gestatten uns nicht nur ein Mehr an Er⸗ nährung, sondern vor allem auch eine Abwechselung in der Ernährung und damit eine Entlastung der Nahrungsmittel, die wir bisher so stark in Anspruch nehmen mußten.
Diese wirtschaftlichen Maßnahmen, die eine große Wirkung nach meiner Ueberzeugung ausüben werden, die die Grundlage für eine Ausgestaltung unserer Verhältnisse bilden, werden nun vielleicht nicht
ausreichen, um die Beamten und Arbeiter zu entschulden. Es wird mir besonders von der Arbeiterschaft immer eingewendet, daß die Eisenbahn⸗ arbeiter sich während des Krieges nicht der hohen Löhne erfreuen konnten und daß sich so ihre Notlage erklärt. Ich kann nicht in Abrede stellen, daß es sich so verhalten hat für den Teil der Arbeiter, der wirklich zur Gisenbahnverwaltung gehörte. Anders liegt es bei einem Teil der jetzigen Arbeiterschaft in den Eisenbahnbetrieben, die während des Krieges reklamiert waren und in Kriegsbetrieben sich der hohen Kriegs⸗ löhne erfreuten. Aber für die Eisenbahnarbeiterschaft im engeren Sinne trifft es zu. Es trifft auch zu für die Beamtenschaft, die Teuerungs⸗ zulagen immer erst bekam, wenn die Not schon am höchsten gestiegen war, so daß nicht etwa alte Schulden damit beseitigt werden konnten, sondern es mußte in erster Linie der dringendste gegenwärtige Bedarf damit befriedigt werden. (Sehr richtig!)
Es ist in der Presse vor einigen Tagen verbreitet worden, daß die Reichsregierung die Absicht bekundet habe, im September eine letzte einmalige Teuerungszulage zu gewähren. Diese Meldung der Presse war nicht richtig. Die Reichsregierung hat sich nur auf den Boden gestellt, daß sie eine derartige Forderung wohlwollend prüfen werde und mit den anderen Staaten darüber zu verhandeln gedenke.
Ich kann auch nicht anerkennen, daß wir mit einer nochmaligen Teuerungszulage, die aus dem Rahmen der von mir vertreten wird, heraustreten würde, etwas besonders Gutes für die Beamtenschaft herbeiführen würden. Denn aus der Finanzlage des Reiches geht hervor, daß diese einmalige Zulage nur eine ganz geringe sein könnte, die eine wirkliche Entschuldung nicht herbeiführen würde. Ich habe deshalb den Vorschlag gemacht, daß Reich und Staat sich dahin er⸗ klären, in Anbetracht der von mir eben geschilderten Verhältnisse die bestehenden Löhne und die bestehenden Zulagen für die Beamtenschaft noch eine begrenzte Zeit weiter durchzuhalten, soweit es die Finanzlage irgendwie gestattet, um dadurch die Arbeiterschaft und der Beamten⸗ schaft die Möglichkeit zu bieten, auf diesem Wege eine Gesundung ihrer Finanzverhältnisse, eine finanzielle Wiederherstellung durchzu⸗ führen. Ich habe für diesen Vorschlag die Zustimmung des preußi⸗ schen Finanzministers gefunden und habe eben aus Weimar durch den Herrn Reichspostminister die Mitteilung bekommen, daß er sich auf denselben Boden stellt. So haben wir eine überlegte und planmäßige Aktion vor, die darauf basiert, das wir die Preise senken, aber die finanzielle Gesundung der betreffenden Kreise der Arbeiterschaft und Beamtenschaft dadurch herstellen, daß wir nun nicht auf dem Boden der gesunkenen Preise, wenn sie einigermaßen den Beharrungszustand erreicht haben, sofort in eine Herabrückung der Löhne und der Zulagen eintreten, sondern, wie gesagt, nach Maßgabe der finanziellen Leistungs⸗ fähigkeit durchhalten, bis die Gesundung dieser Volkskreise einiger⸗ maßen erzielt ist. So hoffen wir, wie wir durch den vergrößerten Urlaub eine körperliche Erfrischung der Beamten und Arbeiter herbei⸗ zuführen suchen, auf diesem Wege auch eine finanzielle Erfrischung durchführen zu können und so nach großem Maßstabe auf dem Boden dieser Maßnahmen auch eine innere Zufriedenheit, eine bessere Er⸗ nährung, eine bessere Bekleidung und eine bessere Zuversicht durch⸗ führen zu können.
Meine Damen und Herren, das sind die wirtschaftlichen Maß⸗ nahmen. Ueber die organisatorischen Maßnahmen, die wir planen und durchführen werden, habe ich mich ja dem Hohen Hause gegenüber schon wiederholt ausgesprochen. Damit es aber nicht einen Irrtum gibt, wiederhole ich hier, daß es mein dringender Wunsch ist, die Ausschässe für die Arbeiter, die ihre besonderen Interessen wahr⸗ nehmen sollen, so schnell wie möglich durchzuführen. Die Vor⸗ arbeiten darüber sind ziemlich weit gediehen und die Verhandlungen werden nunmehr wieder aufgenommen werden, so daß ich glaube, wir können in einer sehr kurzen Zeit zu einer Verständigung mit den Ge⸗ werkschaften darüber kommen. Solche Ausschüsse werden, aufgebaut auf der Lokalinstanz, der Direktorialinstanz und der Ministerialinstanz, dann auch für die Beamtenschaft durchgeführt werden. Inbezug auf das System der Betriebsräte werden wir ebenso verfahren, sobald das Reichsgesetz darüber ergangen ist. Auch hier muß ich erklären: ich wünsche keine Ausnahmestellung für meine Verwaltung außer der, die sich aus den Betriebsverhältnissen und aus den Besonderheiten des Eisenbahnwesens, die das ganze Land umfassen, ergibt. Ich füge mich dem, was das Reich darüber beschließen wird, und bin meinerseits bereit, das so schnell wie möglich durchzuführen.
Ich kann mich aber dem nicht verschließen, daß alle derartigen Instanzen und Ausschüsse an und für sich nicht geeignet sind, das voll⸗ ständig durchzuführen, was wir beabsichtigen und was man sich gewöhnt hat, als die Demokratisierung der Verwaltung zu bezeichnen. Ich babe selbstverständlich den Wunsch, die Gedanken und Grundsätze, die ich mehr als ein Menschenalter hindurch in diesem hohen Hause, im Reichstag und in zahllosen Versammlungen draußen im Lande ver⸗ treten habe, nun auch in meiner Verwaltung durchzuführen. Es ist durchaus nicht so, als ob man mir demokratische Einrichtungen aus den Zähnen herausreißen müßte, sondern ich stehe solbstverständlich auf diesem Boden, und es ist mein Bestreben, auch in der Verwaltung das durchzuführen, was ich als den demokratischen Geist bezeichnen möchte. Es erscheint mir allerdings als notwendig, auch in der Verwaltung selbst diesen neuzeitlichen Gedanken Eingang zu verschaffen und vor allen Dingen jedem Vorgesetzten die Ueberzeugung beizubringen, daß er in seinem Untergebenen nicht allein den Untergebenen zu sehen hat, sondern den Menschen mit menschlichen Rechten, mit menschlichen Empfindungen, mit menschlichem Ehrgefühl, mit menschlichem Pflicht⸗ gefühl. Auf diesen menschlichen Eigenschaften müssen wir die Ver⸗ waltung aufbauen. Wir müssen zu einem vertrauensvollen Zusammen⸗ wirken zwischen Untergebenen und Vorgesetzten kommen, es muß ein Geist des Verstehens wieder in die Verwaltung hineinkommen, der Geist der gegenseitigen Würdigung, aber auch der Geist, der früher vorhanden war, nämlich, daß man in einem Volksinstitut, wie die Eisenbahn es ist, nun auch dem Volke das geben muß, was das Volk verlangen kann, nämlich einen geordneten leistungsfähigen Betrieb. (Bravo!)
Meine Damen und Herren, es ist mein Bemühen, jedem Präsi⸗ denten, den ich hinausschicke, auch jedem jungen Regierungsrat und jedem Amtsvorstand immer wieder und wieder zu sagen, daß sie mit der größten Gerechtigkeit und Unparteilichkeit vorgehen. Wir sind eine unpolitische Verwaltung. Ich war nie so wenig Politiker, als gegen⸗ wärtig, da ich an der Spitze dieser Verwaltung stehe. Wir haben nie danach gefragt, welcher politischen Richtung ein Beamter oder Arbeiter ist. Das ist ja der Erfolg der neuen Zeit, daß jeder, welcher politischen Richtung er auch angehören möge, als Mensch geachtet sein soll, wenn er seine Pflicht und Schuldigkeit tut, daß er das volle Recht hat, im Staatsdienste seine Stelle zu finden und zu behalten. Diesen demokra⸗ tischen Geist, diesen Geist des Verstehens, diesen Geist der Mensch⸗ lichkeit — ich bekenne das offen — kann man nicht von heute auf morgen durchführen. Es ist eine lange Arbeit dazu nötig, und ich kann nicht verschweigen, daß ich manchmal noch immer Mitteilungen be⸗ komme, die diesem Geist nicht entsprechen. Aber auf der andern Seite ist es meine volle Pflicht, dafür einzutreten, daß jeder Vorgesetzte, der seine Pflicht erfüllt, den starken Schutz der Verwaltung hinter sich hat (Sehr richtig!), und daß seine Rechte so wenig beeinträchtigt werden dürfen, wie die Rechte der Untergebenen.
Wir haben, von diesem Gedanken ausgehend, eine Fülle von Arbeit vor uns. Ich habe bei früheren Gelegenheiten schon gesagt, daß ich auch auf dem Boden stehe, daß jeder fachlich Befähigte und persönlich Geeignete die Möglichkeit des vollen Aufstiegs haben muß, daß er von unten bis oben hevauf die ganze Stufenleiter durchlaufen kann. Dieser Grundsatz ist übrigens in der Eisenbahnverwaltung bis⸗ her schon befolgt worden. Wir haben im Ministerium eine Reihe von Herren, die von ganz unten sich heraufgearbeitet haben. Ich erinnere nur davan, daß mein Herr Amtsvorgänger aus der mittleren Beamten⸗ schaft hervorgegangen ist. Also die Möglichkeit des Aufstiegs muß
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gegeben werden, und wir werden bei der Ausgestaltung der Beamten⸗ reform darauf Rücksicht zu nehmen haben, daß sie gegeben wird, und zwar in vollem Maße. Ich möchte nicht Feldwebelleutnants in meiner Verwaltung haben. Wir haben sie zum Teil, indem wir mittlere Beamte, die obere Beamte geworden sind, in sogenannte Nebenämten hineingesteckt haben. Das halte ich für falsch. Wir werden diese Nebenämter beseitigen und sie zu vollen Aemtern ausbauen, damit der mittlere Beamte, der oberer Beamter wird, nun auch voll anerkannt! wird als das, was er ist. (Bravo!)
Ich weiß, meine Damen und Herren, daß mancherlei reform⸗ bedürftig ist, daß auch in unseren Werkstätten modern gearbeitet werden muß, und daß auch da eine Reihe von Umgestaltungen zu erfolgen hat, die bereits bei uns erwogen werden. Wir müssen zu einer einfacheren Organisation kommen, die Techniker müssen von Schreibwerk und Nebenbeschäftigung möglichst frei sein, die Leiter der Werkstätten müssen in den Werkstätten selbst sein. Vor allem müssen wir aber dahin kommen, daß jeder weiß, was er zu verantworten hat, und für diese Verantwortung auch hergenommen wird; denn nur so können wir zu moderner produktiver Tätigkeit in den Werkstätten kommen.
Bei dieser Reorganisation des Werkstättenwesens bin ich auch bereit — ich halte es sogar für notwendig —, die Arbeiterschaft heran⸗ zuziehen, damit sie ihr Urteil mit in die Wagschale werfen kann, und wenn das Reichsgesetz über die Betriebsräte fertig ist, wenn wir die Räte haben, dann wird es voraussichtlich eine der ersten Aufgaben sein, die wir ihnen vorlegen werden, bei der Umgestaltung der Werk⸗ stätten mitzuwirken.
Ich will auf die übrigen Einzelheiten nicht näher eingehen, die zum Teil noch nicht feststehen; es kam mir nur darauf an, Ihnen aber⸗ mals die Richtung anzugeben, in der sich meine Verwaltung bewegt.
Meine Damen und Herren, wenn ich das in diesem Augenblich getan habe, so geschah es auch im Hinblick darauf, daß wir an einem entscheidenden Wendepunkt angelangt sind (sehr richtig!), und zwar im wesentlichen in wirtschaftlicher Hinsicht. Wir wissen, daß an der Grenze überall große Vorräte aufgestapelt sind, und daß man nur auf den Augenblick der Aufhebung der Blockade wartet, um Deutschland damit zu überfluten, die deutsche Industrie zurückzudrängen, die deutsche Arbeiterschaft zu schädigen, das Geld, das noch in Deutschland vor⸗ handen ist und das die Finanzminister bereits beschlagnahmen wollen an sich zu reißen.
Was wäre nun die Folge, wenn das durchgeführt würde und wenn wir durch Unruhen, Streik und unausgesetzte Störungen der Arbeit nicht dahin kommen, uns wieder aufzuraffen, unsere eigene Produktion wieder auf ein normales Maß zu bringen? — Es wäre ein weiteres Zurückwerfen unseres Landes, unserer Bepölkerung mit vielleicht unübersehbaren Folgen. Wir sind auf dem Weltmarkt schon stark ins Hintertreffen dadurch gekommen, daß wir nicht ausführen konnten, daß all unsere Außenposten von den Feinden beseitigt worden sind. Wir müssen vollständig neu aufbauen und können dies nur in dem Augen⸗ blick, in welchem die Grenzen wieder offen sind und die Möglichkeit einer neuen Betätigung gegeben wird. Verpassen wir diese Möglich⸗ keit, so treffen die Folgen davon die ganze Bevölkerung und in ersten Reihe die Arbeiterschaft, und indem ich mein Programm vertrete, von dem ich annehme, daß es wirtschaftlich gesund ist, kämpfe ich für mein Land, kämpfe ich aber auch für die Arbeitershaft, weil ich an die Zukunft denke, in der wir nun in der Lage sein müssen, zu produzieren, zu bauen, Eisenbahnwagen zu befördern, wenn wir die Löhne zahlen wollen, wenn wir die Beamtengehälter durchhalten solle .
Die Lage unserer Finanzen kennen Sie.. Sie ist kritisch und er⸗ fordert ein Zusammenraffen aller Kräfte. Dazu brauchen wir die Mitwirkung der Oeffentlichkeit. Es ist nicht genug, daß eine Ver⸗ waltung für sich arbeitet; das ganze Volk muß an ihrer Arbert teil⸗ nehmen, es muß sich sagen: die Staatseisenbahnverwaltung ist der nol⸗ wendigste Betrieb für unser Leben, und wenn sie nicht funktioniert, dann stehen in der Tat alle Räder still, dann ist es unmöglich, Nahrungsmittel in die Städte zu schaffen, dann ist es unmöglich, wie Sie gesehen haben, Menschen an die Stätten ihrer Produktion zu bringen, dann leidet das ganze Land, und deshalb muß die Oeffent⸗ lichkeit mit uns wirken, damit wir geordnete Zustände, damit wir die Möglichkeit der Tätigkeit wieder herbeiführen, damit wir wieder arbeiten können; denn wir wollen doch das Wirtschaftsleben, wir wollen doch nicht den wirtschaftlichen Tod, den Tod für alle, der uns zwingen würde, Menschen in das Ausland zu fahren statt Güter, der der Staatseisenbahnverwaltung die letzte aurige Pflicht auferlegen würde, die Arbeiter, die im Lande keine Arbeitsstätte mehr finden können, über die Grenze zu befördern, damit sie sich dort, in einer feindlichen Ferne, eine neue Existenz unter ungünstigen, widrigen Ver⸗ hältnissen schaffen. Wir verlieren schon so viel an deutschen Menschen, daß wir die, die bei uns bleiben könnten, nicht auch noch hergeben wollen, meine Damen und Herren! (Sehr richtig!)
Deshalb rufe ich die Oeffentlichkeit auf, mit uns gemeinsam zu wirken, sih durchdringen zu lassen von der Verantwortung, die jeder von uns fühlen muß, von der Verantwortung, daß, wenn wir uns jetzt nicht aufraffen, wenn wir jetzt nicht insgesamt unsere Pflicht und Schuldigkeit tun, daß dann unser Land nicht zu retten sein wird. Jetzt kommt es darauf an, und jetzt muß gearbeitet werden; es muß wirtschaftlich gearbeitet werden, damit wir uns herausringen, uns emporringen aus der Tiefe, in die wir gesunken sind.
Und, meine Damen und Herren, wenn ich das Programm, von dem ich annehme, daß Reich und Staat damit einverstanden sind, hier vorgetragen habe, so muß ich daran die Bemerkung knüpfen, daß wir uns von diesem Programm durch keinerlei Mittel abdrängen lassen, daß Streiks und Arbeitseinstellungen nicht in der Lage sind, dieses Pro⸗ gramm zu beseitigen. Es ist wohl überlegt, es wird durchgeführt, es wird aber auch festgehalten werden. (Lebhaftes Bravo.)
Abg. Riedel⸗Charlottenburg (Dem.): Wir danken dem Minister für seine Erklärungen, die gerade jetzt am Platze sind, da mancherlei Bewegungen bei den Eisenbahnern sich durchsetzen. Hundert⸗ tausende von Eisenbahnern haben diese Erklärungen erwartet und sind dankbar dafür. Es darf nicht mehr gehen nach dem System Breiten⸗ bach, der in ungesetzlicher Weise das gesetzlich gewährleistete Koalitions⸗ recht den Eisenbahnern beschränkte. Der Geist der Demokratie muß sich überall durchsetzen. Das kann allerdings nur fallmählich geschehen. Klipp und klar muß Stellung genommen werden gegen die Art und Weise, wie die Mehrheit der Eisenbahner von einer Minderheit ge. zwungen wird, ihre Pflicht nicht zu erfüllen. (Beifall.) Die Streiks im Juni und Juli haben den Eisenbahnern 12 Millionen Mark an Lohnverlust gekostet. (Hört, hört!) In Altona wollten die Strei⸗ kenden keine Milchzüge durchlassen. (Pfuirufe.) Leute mit einer solchen verbrecherischen Gesinnung sollte man auch als Verbrecher be⸗ handeln. (Beifall.) Unter dem Straßenbahnerstreik leiden in ersten
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tauen aus.
tzufangen. Der Vorredner hat das Wort zitiert, daß der Eisen⸗
tteder aufzubauen, versagen die Eisenbahnarbeiter und Eisenbahn⸗
damit nicht der Vexrachtung des ganzen deutschen Volkes anheim⸗
nterbrechungen und andauernder Unruhe auf der Rechten auf die
Abg. Brust (Zentr.): Wir sind bereit, den Wünschen der Eisen⸗
* Disziplin nud Unterordnung geht es in einem so großen Betriebe ht. Wir vermissen eine positive Stellung der Regierung zum Streik.
desversammlung müssen den Mut zu einer klaren Stellung haben.
gramm des Ministers.
nie die Arbeiter und Angestellten, besonders die Kriegsdeschädigten eehr richtig!) Die Regierung sollte endlich einmal sagen, was sie ser das Streikrecht denkt. Sie muß eine Formel finden, die den senbahnern ihre staatsbürgerlichen Rechte gewährleistet, aber auch Interessen der Volkswohlfahrt berüchsichtigt. (Sehr richtig!) Die senbahner müssen sich hüten, gerade in dieser Zeit die öffentliche keinung gegen sich aufzubringen. Sonst entsteht die große Gefahr ß Ausnahmegesetze entstehen. Die Eisenbahner dürfen sich nicht zu litischen Zwecken mißbrauchen lassen. Die jetzigen Streiks haben iglich polititischen Charakter. (Lebhafte Zustimmung, Gelächter der abhängigen Sozialdemokraten. — Abg. Paul Hoffmann ruft: Lüge! d wird zur Ordnung gerufen.) Die Streikenden wollen die Regie⸗ g Ebert⸗Noske stürzen. Der Redner verliest eine große Anzahl Flugblättern der kommunistischen Partei und der Streikleitung Eisenbahner, in der zum politischen Streik aufgefordert wird. amit ist bewiesen, daß es sich bei diesem Streik nicht um wirtschaft⸗ be Forderungen handelt. Wir sprechen dem Minister unser Ver⸗ P Er möge sich seinen Willen zur sozialen Tat erhalten. felsall. Abg. Dr. Seelmann (D. Nat.): Wir stimmen . sprechen der Beamtenschaft der Eisenbahnen ene der ege äse ge beit unsern Dank aus. Mit dem Vorredner halten auch wir dafür ß die letzten Streiks der Eisenbahner nicht wirtschaftliche sondern itische waren. Früher wäre es undenkbar gewesen, daß preußische hamte gestreikt hätten. Die Frage des Streikrechts der Beamten gar nicht strittig; nach den bestehenden Gesetzesvorschriften ist ein er Beamte, der in den Streik tritt, disziplinarisch zu verfolgen. Wie ht der Minister zu den streikenden Beamten? Auch wir fürchten ß den schönen Worten des Ministers vielleicht die Taten nicht folgen rden; es fragt sich, ob er stark genug sein wird, das heute verkündete ogramm durchzusetzen. Mit Schlagworten, wie Demokratisierung Verwaltung, worunter jeder was anderes versteht, ist nicht viel
hner die Hand an der Gurgel der Staatswirtschaft hat. Wird die rgel zusammengedrückt, dann kommt das Chaos, aber was daraus ftehth E ssh WG des Proletariats sein, sondern eine tere Diktatur, die jedenfalls den Interessen des Pr⸗ iats nich derlich sein wird. (Beifall rechts.) 1 111““ Abg. Langer⸗Oberhausen (D. P.): Der Eisenbahnerstreik die Maßnahmen des Reichsernährungsministers durchkreuzt. In in Augenblick, wo alles darauf ankommt, unsere Volkswirtschaft dwerker den Dienst am Vaterlande. Mögen sie sich fragen, ob en, ob sie nicht damit zum Zusammenbruch der deutschen Industrie tragen? Meine Fraktionsgenossen können nur bestätigen, daß der g. Paul Hoffmann bei den Verhandlungen mit den Eisenbahnern e sehr wenig angenehme Rolle gespielt hat. Das Vorgehen des inisters findet unsere volle Billigung: möge er mit seinen Worten ch die nötige Tatkraft verbinden! Wir hoffen, daß die heutige rhandlung den Eisenbahnern den Weg zur Pflicht und zur Wieder⸗ nahme der Arbeit weisen wird. 11“ Abg. Paul Hoffmann (U. Soz.): Diese Debatte hat mit Anleihegesetz nichts, aber auch gar nichts zu tun. Die Rede des in Riedel wird das Gegenteil von dem bewirken, was er erreihen Ute. Warum ist der Minister mit seinen Mitteilungen über die rräte an Bekleidungsstücken usw. in seiner Verwaltung erst heute ommen? Der Minister hat heute davon gesprochen, er müsse die gesetzten in Schutz nehmen. Wo bleibt der Schutz der Arheiter kleinen und mittleren Beamten? Es ist keine Demokratie wenn die Arbeiter bloß hören will; sie wollen nicht bloß gehört werden wollen mitverwalten und mitbestimmen. Herr Febehe hat hier z eine außerordentliche Hetze gegen die Eisenbahnarbeiter ent⸗ en wollen, seine Rede muß im Lande zu Gewalttätigkeiten gegen Eisenbahner aufreizen. Die Lüge, daß ich zum Streik aufgefordert te, hat sich die Staatsregierung zunutze gemacht. (Große Un⸗ links und in der Mitte; Vizepräsident Dr. Porsch ruft den dner zur Ordnung.) Der Redner geht untev fortdauernden
chichte der Eisenbahnerbewegung nochmals ausführlich ein und bt dabei, daß die Regierung mit den Mebthetshünrich sich vor⸗ a darüber geeinigt habe, die Eisenbahnerforderungen abzulehnen. tatt, fährt er fort, den Weg für weitere Verhandlungen offen⸗ alten, ist man mit brutalen Machtmitteln, so mit dem Noskeschen reikerlaß, herausgekommen. Man hat mit den Eisenbahnern nödie gespielt. (Großer Lärm rechts.) Ein Mehrheitssozialist, vielmehr ein alter Rechtssozialist, denn Mehrheitssozialist trifft t mehr zu ELachen), hat als Angestellter des Deutschen Eisen⸗ nerverbandes den Noske⸗Erlaß für gut erklärt, und damit an seinem enen Auftraggeber elenden Verrat geübt. (Erneuter großer Lärm ts und bei den Mehrheitsparteien; Vizepräsident Dr. Porsch icht den Redner dringend, sich zu mäßigen.) Im Frühjahr hat 10 Milliarden bewilligt. Da hätte auch eine kleine Summe die Eisenbahner abfallen können, und diese wären zufriedengestellt den. (Lachen.) Auch Ihre Macht wird in dieser Beziehung ein ee haben. Die Eisenbahnarbeiter und die Arbeiterschaft überhaupt d nicht ruhen, bis sie das volle Mitbestimmungsrecht und das felten ermncen hat. (Beifall bei den Unabhängigen Sozial⸗
eer so weit wie möglich entgegenzukommen. Aber einer muß Herr Hause sein, und das kann nur die der Landesversammlung verant⸗ kliche Verwaltung sein. Das Herrenmenschentum lehnen wir ab.
der Programmrede des Ministers sind wir einverstanden.
den die Eisenbahner das Streikrecht oder nicht? Regierung und r stehen auf dem Standpunkt, daß den Staatsbeamten das Streik⸗ t nicht zusteht und wir können es in der jetzigen Zeit der äutzersten auch den Eisenbahnarbeitern nicht zubilligen. (Sehr richtig!) Die gierung sollte den gleichen Mut zu einer solchen Stellungnahme auf⸗ ggen. Den Haß der Unabhängigen gegen die Noske⸗Garde verstehen Nachdem es ihnen nicht gelungen ist, die Noske⸗Garde für sich zu deer wir den Schmerz der Herren vollauf. (Heitere Abg. Schubert (Sez.): Auch wir billigen das Wirtschafts⸗ Wir sind für das Streikrecht der Eisen⸗ ner, aber gegen ’b Mißbrauch dieses Streikrechtes zu politischen ecken. (Lärm bei den Unabhängigen.) Mindestens 99 % der nhahner., die durch die verkehrte Politik der alten Regierung von 8 Politik ferngehalten worden sind, wußten gar nicht, wozu sie miß⸗ ucht wurden. Sehr richtig!) Spontan ist der Streik nicht ent⸗ den, er war sorgsam vorbereitet. (Hört, hört!) Paul Hoffmanns ges Bestreben war, die Verhandlungen im Ministerium zum keitern zu bringen. (Hört, hört!) Den Eisenbahnern war es im ge nicht gut gegangen, und daher lassen sie sich jetzt um so leichter tisch mißbrauchen. Die Verhandlungen im Ministerium hatten gar nicht begonnen, als die politischen Drahtzieher schon ver⸗ eten, die Forderungen seien worden, die Eisenbahner ten heraus aus dem Betriebe. (Hört, hört!) Bei den Wahlen Vertrauensleute ist besonders Gewicht darauf gelegt worden, daß icht Gewerkschaftler zu sein brauchten. (Hört, hört!) So kommt aß Leute wie Erich Mühsam und Konsorten das Heft in die Hand Füne Die Darstellung Paul Hoffmanns über die Verhandlungen
inisterium war völlig falsch. (Hört, hört!) Wenn Beamte nachts ahr weitgehende Forderungen stellen und Erfüllung binnen einer n Stunde verlangen, so ist das glatte Erpressung. (Lebhafte Zu⸗ hang.) E aber an der gewerkschaftlichen Taktik fest. Die * gigen haben ständig den Noske⸗Erlaß in den Vordergrund ge⸗ den und daran ihre Parteisuppe gekocht. Die Kommunisten, die die Arbeiterorganisationen zertrümmern wollen, haben früher zu
Gelben gehört. (Lebhaftes hört, hört!) Die Aussprache schließt einer persönlichen Bemerkung beschimpft der Abgeordnete Witzke
Witzke habe in einer Eisenbahnerversammlung gesprochen. Der Redner der seine Beschimpfungen immer wiederholt, wird dreimal zur Ordnung gerufen.
Abg. Riedel (Dem.) bezieht sich auf einen Zeitungsbericht.
Die Vorlage wird hierauf in zweiter und dritter Lesung angenommen.
Dann wird die Aussprache über den Haushalts⸗ plan für das Ministerium des Innern fort⸗ gesetzt.
8 Abg. Budjuhn (D. Nat.) führt Beschwerde über die Behand⸗ lung der von den Polen festgesetzten Geiseln und Gefangenen und bemerkt: „Die Ostmärker stehen auf dem Standpunkt, daß man die Provinz Posen verraten und verkauft habe. Mit maßloser Rücksichts⸗ losigkeit und Grausamkeit haben die Polen im Januar 1919 Massen⸗ internierungen von Deutschen, auch von deutschen Frauen und Kindern vorgenommen und sich damit mit ewiger Schande bedeckt. Erst nach Wochen haben die Deutschen mit der Festsetzung polnischer Geiseln geantwortet. Die Behandlung der Deutschen in den Gefangenenlagern spricht jeder Menschlichkeit Hohn. Die jetzige Regierung hat sich an der. Ostmark schwer versündigt, und die Internierten müssen die Sünden der Regierung büßen.
8 Ein Vertreter. des Kriegsministeriums erwidert: Der Staatsregierung ist diese völkerrechtswidrige Behandlung wehr⸗ loser Gefangener in den polnischen Gefangenenlagern bekannt. General von Hammerstein hat in Spaa schärfsten Einspruch dagegen erhoben der französische General hat noch keine Antwort gegeben. (Hört, hört! rechts.) Seit der Intervention des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz hat sich die Lage der Gefangenen in bezug auf Unterkunft, Verpflegung und sanitäre Verhältnisse gebessert, gber noch immer spricht die Behandlung durch das untergeordnete polnische Lager⸗ personal jeder Menschlichkeit Hohn. Beim Obersten polnischen Staatsrat ist gleichßalls Verwahrung eingelegt worden, und nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags hat die preußische Regierung der Entente sofort den Wunsch nach Remedur zu erkennen gegeben.
8 Abg. D r. von Richter begründet die am 19. März gestellte förmliche Anfrage der Deutschen Volkspartei nach den Grundsätzer nach denen die Regierung bei der Anstellung und Entlassung von Staatsbeamten verfahren ist und verfahren will, und nach den Zu⸗ sicherungen, die den in den Staatsdienst neu übernommenen Personen bei ihrer Anstellung als Staatsbeamte in bezug auf Gehalt, Ruhe⸗ gehalt und Hinterbliebenenversorgung gemacht worden sind Der Redner beginnt mit einem Bedauern über die Abwesenheit des zu⸗ ständigen Ministers und führt dann aus, daß neuerdings nicht mehr Treue und Pflichterfüllung den Beamten ihr Verbleiben und Fort⸗ kommen im Staatsdienst zu si scheint, sondern an die Stelle dieser Eigenschaften die politiscke Gesinnung und die Betätigung in einer ganz einseitigen Richtung getreten seien. Der immer wachsenden Beunruhigung in den Beamtenkreisen hätte die Regierung längst durch eine offene Darlegung ihrer Grundsätze begegnen müssen. Auch die Regierung müsse sich doch des Wertes und der Bedeutung der unge⸗ störten Arbeit der Staatsbeamten für das Vaterland bewußt sein Tatsächlich habe man das in den Ministerien bestehende System des gegenseitigen Mißtrauens, welches in der Ueberwachung des Ministers durch je zwei parlamentarische Unterstaatssekretäre zum Ausdruck ge⸗ lange, auf die höhere Beamtenschaft übertragen. Nach gründlicher fach⸗ licher Vorbildung der höheren Beamten werde anscheinend nicht mehr gefragt, ihre Entpolitisierung nicht gefordert, im Gegenteil Sehr schwere Bedenken seien gegen die Ernennung der neuen Oberpräsidenten von Schleswig⸗Holstein und Schlesien und des Regierungspräsidenten in Frankfurt a. O. geltend zu machen; hier habe lediglich die Zugehörigkeit der Ernannten zur sozialdemokratischen Partei den Aus⸗ schlag gegeben. Diese Partei sei aber nicht der Staat. 1 treibe eine Politik mit doppeltem Boden. Wir lehnen, fährt der Redner fort, es jedenfalls ab, daß irgendeine Partei mit staatlichen Geldern unterstützt wird. Selbstverständlich können auch Sozial⸗ demokraten die Fähigkeit haben, ein Amt zu bekleiden. Aber Partei⸗ sekretäre und Gewerkschaftssekretäre ohne allgemeine Bildung taugen dazu nicht. Das Bekenntnis zur sozialdemokratischen Partei ist doch keine besondere Ueberlegenheit des Geistes. (Heiterkeit rechts.) Die Regierung müßte sich selbst gegen das Verlangen einer Partei sträuben. mit solchen Personen Aemter zu besetzen. Wir wünschen keine Politi⸗ sierung des Staatsbeamtentums. Welche Grundsätze gelten für die
politischen Parteien wird. Wir wenden uns gegen jed irgendeiner Partei. (Beifall rechts.) eea — Hierauf nimmt der Minister des Innern Heine das Wort, dessen Rede wegen verspäteten Eingangs des Steno⸗ gramms in der nächsten Nummer d. Bl. im Wortlaut wieder⸗ gegeben werden wird.
Abg. Lüdemann (Soz.): Ist der Regier ß
Abg. L Soz.): Ist der Regierung bekannt, da technische Angestellte wegen ihrer Tätigkeit im Gemeindedienst viel⸗ leicht entlassen worden sind?
Minister des Innern Heine: Es git in Ges 6 ei
. Innern H. e: Es gibt kein Gesetz, das einem Arheitgeber es unmöglich macht, einem Angestellten wegen seiner Tätigkeit als Stadtverordneter zu kündigen.
Hierauf wird die Fortsetzung der Beratung auf Dienstag, 1. Uhr, vertagt (vorher kleine Anfragen, Gemeinderecht der Frauen, kleinere Vorlagen). Schluß 634 Uhr.
Handel und Gewerbe. — Das Reichswirtschaftsministerium hat, laut
Meldung des „W. T. B.“, nach langwierigen Verhandlungen mit de Erzeugerverbänden der Eisenindustrie die fortgesetzt im Premnir 18 griffenen Eisenpreise zu einer gewissen Stetigkeit gebracht und es durchgesetzt, daß die Anfang Mai im Einvernehmen mit den Ver⸗ tretern der Arbeiter, des Handels und der großen Verbrauchergruppen festgesetzten Preise auch, soweit Verkaufssyndikate nicht bestehen von den einzelnen Werken und vom Großhandel als Höch st⸗ preise angesehen werden. Trotzdem fordern eine Reihe von Händlern, unter denen sich besonders solche Firmen be⸗ finden, die Kriegs⸗ oder Revolutionsgründungen darstellen, fort⸗ gesetzt noch Schleichhandelspreise, die 100 bis 150 vH ü ber den fest⸗ gesetzten Preisen der Erzeugerverbände liegen und beunruhigen mit derartigen Anerbietungen die Verbraucherkreise. Das Reichswirt⸗ schaftsministerium wird einem derartigen Wucher mit allen gesetz⸗ lichen Mitteln entgegentreten. Es kann daher den Interessenten zwecks Herbeiführung einer Gesundung der Preisverhältnisse nur dringend geraten werden, derartige Angebote dem Reichs⸗ kommis sar für Eisenwirtschaft in Berlin SW. 48. Verlängerte Hedemannstr. 7, zur weiteren Ver⸗ folgung 161uA4“
— Die Meta ank und Metallurgische . schaft A.⸗G. schlägt laut Meldung des „W. K. B Fre ( nn zu verteilen. — In der gestrigen Hauptversammlung des Sta . verbandes wurde laut Meldung des „.. B * aus Himer; 1 dorf entsprechend dem Ergebnis der Preisaussprache im Fechleggen⸗ 8 einer Preisveränderung vor⸗
äufig abzusehen. Die Frage der Verbandsverlä 9
EE1“ Frag ndsverlängerung wurde Haag, 11. Juli. (Korrespondenzbüro.) In der heu . gehaltenen Versammlung der Aktionäre des N e⸗ 185ce. e. Ueberseetrusts wurde beschlossen, den ausführenden Ausschuß zur Liquidation der Gesellschaft zu ermächtigen, sobald sie den
pz.) den Abgeordneten Riedel als Lügner, weil er behauptet habe,
richtigen Augenblick dafür gekommen hält. Das im Dezember 1918
Die Regierung
Regierung?, Wir wünschen nicht, daß der Staat ein Spielball der
zwischen dem Niederländischen Ueberseetrust und den alliierten Regie
rungen abgeschlossene Abkommen tritt in dem Augenblick außer
Kraft, wo das allgemeine Wirtschaftsabkommen zwischen der nieder⸗
5 Rgierung und den alliierten Regierungen zu bestehe 2 .
L 88 don, 10 Juli. (W. T. B.) Bankausweis der Bank von England. Gesamtrücklage 27 525 000 (gegen die Vorwoche Zun. 455 000) Pfd. Sterl., Notenumlauf 79 595 000 (Abn. 353 000] Pfd. Sterl., Barporrat 88 670 000 (Zun. 102 000) Pfd. Sterl., Wechselbestand 83 336 000 (Abn. 164 000) Pfd. Sterl, Guthaben der Privaten 205 216 000 (Zun. 38 291 000) Pfd. Sterl., Guthaber des Staates 24 795 000 (Zun. 237 000) Pfd. Sterl., Notenrücklag 25, 379 000 (Zun. 424 000) Pfd. Sterl., Regierungssicherheite 146 946 000 (Zun. 48 244 000) Pfd. Sterl. — Verhältnis der Rück 18378 iu hen heh ol cheeen 12,00 gegen 14,30 vH in der Vor
e. Cleagringhouseumsatz 672 Millionen, gegen die entsprechen Woche des Vorjahres 226 Millionen mehr. L. “
7
Berichte von auswärtigen Wertpapiermärkten.
Wien, 11. Juli. (W. T. B.) Unter dem Eindrucke der ans B1 Germain vorliegenden Meldungen eröffnete die Börse in 8₰ Feheng, doch stellte sich nach Erledigung der ersten Aufträge in de Erwartung der Betanntgabe der sonstigen Bestimmungen des Friedensvertrages allgemeine Zurückhaltung ein, welche den Wochenschluß noch gesteigert wurde. Dazu kam, das Geschäft in Orientwerten infolge der gestrigen Ver⸗ fügung der Börsenkammer vollständig ruhte, während heutigen Freigabe des Verkehrs in Papieren deutscher Herkunf nur geringe praktische Bedeutung zukam, da diese Papiere hier nur äußerst selten gehandelt werden. Durch die abnehmende Geschaͤftslust wurde die Aufnahmefähigkeit des Marktes wesentlich geschwächt, so daß die im weiteren Verlaufe vorgenommenen Abgaben, namentlich von Staatsbahnwerten, stärkeren Kursdruck in der Kulisse hervo riefen, welcher aber schließlich von einer leichten Erholung abgelößt wurde. Der Schrankenverkehr umfaßte hauptsächlich Nebenwerte⸗ welche sich vorwiegend gut behaupteten. Renten lagen schwächer. 8n Wien, 11. Juli. (W. T. B.) (Börsenschlußturse.) Türkische W“ Orientbahn —,—, Staatsbahn 938,00, Südbahn 170,50. Oesterreichischer Kredit 549 ex., Ungarischer Kredit 594,00 Anglobank 325 ex., Unionbank 467,00, Bankverein 405,00 Länder⸗ bank 415,00, Tabakaktien —X,—, Alpine Montan 914,00, Prager Eisen 2447,00, Rima Muranyer —,—, Skodawerke 706,00, Salgo Kohlen 863,00, Brüxer Kohlen —,—, Galizia 1800,00, Waffen 940,00, Llovpd⸗Aktien 3860,00, Polbihütte 795,00, Daimler 599.00 Oesterreichische Goldrente —,—, Oesterreichische Kronenrente 80,25, Februarrente 80,25, Mairente 81,25, Ungarische Goldrente 117,00, 1“ 69,00. ondon, 10. Jult. (W. T. B.) 2 ½ % Englische Konsol 52 ½, 5 % Argentinier von 1886 97, 2 98 G *1388 63, 4 % Japaner von 1889 69, 3 % Portugiesen 53 ½, 5 % Russen von 1906 52 ½, 4 ½ % Russen von 1909 45, Baltimore 85 Obio —,—, Canadian Pacific 186, Erie 21, National ailways of Merico 10 ¼, Pennsylvania —,—, Southern Pacifie Irne Union Pacifie —,—, United States Steel Corporation 124, Anaconda Copper —,—, Rio Tinto 60, Chartered 23—, De Beers 21, Goldfields 2¹¼. Randmines 3 ⁄. 8 eeöen; 8 Juls. (W. T. B.) Prwatdiskont 3 ½, Silber 53 ⁄16 38 18 aris, 10. Jult. (W. T. B.) 5 % Französische Anleibe 515, 4 % Französische Anleihe 71,25, 3 % Französische Rente 61,50. 8u Fvfn. Cgeh ees he 116,00, 5 % Russen von 1906 59,05, 3 % Russen von 34,50, 4 % Türken unif. 74,50, Suezkanal zaah, bh Tent 11885 0 Türken unif. 74,50, Suezkanal msterdam, 11. Juli. (W. T. B.) Wechsel auf Berlin 17,50. Wechsel auf Wien 8,00, Wechsel auf SHüch er faf Wechsel auf Kopenhagen 599,70, Wechsel auf Stockholm 65,40, Wechsel auf New Vork 261,00, Wechsel auf London 11,78, Wechsel auf Paris 39 Wechsel auf Christiania 63,5. — 5 % N ederländische etas Samseihe von 1915 92, 3 % Niederländische Staatsanleihe 60, Fencht Niederländ. Petroleum 788 ½, Holland⸗Amerika⸗Linie 435 Niedérländisch Indische Handelsbank 270, Atchison, Topeka u. Santa F 104, Rock Island —,—, Southern Pacific 113 v⅞, Southern Railway —, Union Pacific 144 ¾¼, Anaconda 161, United States Steel Corv. 116 ¾, Französisch⸗Englische Anleibe —, Hamburg⸗ — Füsfgng matt, Schluß fester. . enhagen, 11. Juli. (W. T. B.) Sichtwechfel “ Br S 167,25. 82. auf — Prün. 75, auf New Yor 3,50, do. au ido 5 . Perae, 1 auf Antwerpen 62,75. “ Stockholm, 11. Juli. (W. T. B.) Sichtwechsel au Ferlhg 28 ,00, . vn öö 152,35, 8 auf neh prgu⸗ .00, do. auf Washington 398,00, do. auf London 17,97, do. auf Fr. 59 26. 668 an Füsfl 57,00. Iö1 New York, 10. Juli. (Schluß.) (W. T. B.) Bei lebhaftem Verkehr verlief die Börse zunächst in Uia hs wobei Senn sächlich Kanadas wiederum im Vordergrunde des Interesses standen. Auch Spezialwerte und Schiffahrtsaktien erfreuten sich reger Nach⸗ frage und konnten ihre Kurse verbessern. Im weiteren Verlaufe wurde die Haltung zeitweilig etwas schwächer, da die Spekulation Gewinnrealisationen vornahm. Im Schlußverkehr war die Kurs⸗ gestaltung nicht einheitlich, der Grundton war aber eher schwächer. Geld: Behauptet. Geld auf 24 Stunden Durchschnittsrate 6, Geld auf 24 Stunden letztes Darleben 6 ½, Wechsel auf London (60 Tage) — Cable Transfers 4,50,50, Wechsel auf Paris auf Sicht 6,78,00, Silber in Barren 106 ½, 3 % Northern Pacisic Bonds —, 4 % Verein. Staaten Bonds 1925 —, Atchison, Topeka u. Santa Fé 101, Baltimore u. Ohio 45 ½, Canadian Pacific 175 ½, Chesapeake u. Ohio 65 ½, Chicago, Milwaukee u. St. Paul 43 ½, Denver u. Rio Grande 8 ½⅛, Illinois Central 99 ½, Louisville u. Nafhville 120, New York Central 80 ⅛, Norfolk u. Western 107, Pennsylvania 45 ⁄, — 1 ve 10% Union Pacific 133 ½, Anaconda 1 Mining 74, Unite tate t . 12 ¾ Sehges, 1188 g ates Steel Corporation 112 ¾,
Berichte von auswärtigen Warenmärkten.
London, 8. Juli. (W. T. B.) Kupfer per Kasse 97. Liverv l, 27. Juni. (W. T. B.) 88b “ afce1 978.ng, liche Notierungen.) American ordinary 16,46, do. good ord. 16,99 do. fuly good ord. 17,89, do. low. middl. 18,64, do. fully middl. 19,39, do. middling 20,39, do. fully middling 20,99, do. good middling 21,49, do. fully good middling 21,99, do. middling fair 22,92 Pernam fair 23,09, do. good fair 24,09, Ceara fair 23,09, do. good fair 24,09, Egyptian brown fair 20,29, do, good fair 22,74, do. fully good fair 24,36, do. good 26,26, M. G. Broach good 17,80, do. fine 18,30, M. G. Omra Nr. 1 good 16,80, do. fully good 17,30, do. “ Seinde u. Bengal good 14,70, do. fine 15,45, Tinnivellvy Liverpool, 10. Juli. (W. T. B.) Baumwoll a 4000 Ballen, Einfuhr — Ballen, 28 — Ballen ’ kanische Baumwolle. — Für Juli 21,30, für September 21,13, für
- 21,05.
New York, 10. Juli. (W. T. B.) (Schluß. ü
loko middling 35,60, do. für Juli 34.58, 8 IeSeügag do. fůr September 34,50, New Orleans loko middling 34 00, Petroleum refined (in Cases) 20,25, do. Stand. white in New York 17,25 do. in Tanks 9,25, do. Credit Balances at Oil City 4,00, Schmalz prime Western 35,40, do. Rohe &. Brothers 38,00, Zucker Zentrifugal 7,28, Weizen Winter 237 ½, Mehl Spring⸗Wheat elears 9,50 — 10,00. Getreidefracht nach Liverpool nom., Kaffes Rio Nr. 7 loko 23 ½, do. für Juli 22,80, do. für Sept. 2273.
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