1919 / 190 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 22 Aug 1919 18:00:01 GMT) scan diff

zeche Sophie⸗Jacoba in Hückelhoven, Kreis Erkelenz, erforder⸗ liche Grundeigentum nötigenfalls im Wege der Enteignung zu erwerben oder, soweit dies ausreicht, mit einer dauernden Beschränkung zu belasten. Auf staatliche Grundstücke und staatliche Rechte an fremden Grundstücken findet dieses Recht keine Anwendung. Berlin, den 11. Auaust 1919.

„Namens der Preußischen Staatsregierung: Fischbeck. Heine. Braun. Oeser.

Im Hinblick auf die gegenwärtigen wirtschaftlichen Ver⸗ hältnisse wird für den Pereich der allcemeinen Verwoltung sowie der Verwaltungen des Innern und der direkten Steuern bestimmt, daß den Beamten, die außerhalb des dienstlichen Wohnvorts bei einer B hörde vo übergehend gegen Gewährung von Tagegeldern beschäftigt werden, für die Z it ihres dies⸗ jährigen Sommerurlaubs die während der Urlaubszeit für die Wohnung am Beschäftigungsorte erwachsenden teteächlichen Auslogen bis zur Höhe der ihnen zustehenden Tagegelder ertattet werden.

Auf die Rechtssprechung des Reichsgerichts in Band 94 Seite 222 ff. der gesammelten Zivilentscheidungen üher die Gewährung von Tagegeldern während der Zeit einer Beur⸗ laubung wird noch besonders verwiesen Zugleich im Namen des Ministers des Innern.

Der Finanzminister. J. A.: Löhlein.

Behörden.

r-

Die im Jahre 1908 verlosten, zum 1. Januaär 1909 zur baren Rückzahlung gekündigaten Bergisch⸗Märkischen Eisenbahn ⸗Prioritätsobligationen III. Serie Nr. 96 280 und III. Serie Lit. B Nr. 144 769 über je 300 ℳ, welche ungeachtet des noch § 9 des Privilegiums

An die nachgeordneten

vom 20. Oktober 1856 (G⸗S. S. 874) in Verbinduag mit

§ 1 des Privilegiums vom 25 August 1862 (G.⸗S. S. 310) alljährlich wiederholten Aufrufs bis jetzt nicht zur Einlösung eingereicht worden sind, sind nunmehr wertlos geworden und jeder Anspruch aus ihnen an den Staat erloschen. Berlin, den 29. Juli 1919. 86 Hauptverwaltung der Staatsschulden.

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Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Die Oberförsterstelle Strupbach im bezirk Wiesbaden ist zum 1. Oktober 1919 zu besetzen. werbungen müssen bis zum 3. September eingehen.

Regierunge⸗ Be⸗

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Dem Oberbau⸗ und Ministerialdirektor, Wirklichen Geheimen Rat Dr⸗Ing. Wichert ist die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienste mit Ruhegehalt erteilt worden.

Ministerium für Volkswohlfahrt.

Die Geschäfte der Medizinalabteilung des Ministeriums des Innern und des Herrn Staats⸗ kommissars für das Wohnungswesen gehen vom 1. September 1919 ab vorerst in den Grenzen der bisherigen Zuständigkeit auf das Ministerium für Volks⸗ wohlfahrt über.

Ministorium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung.

Die bisherigen außerordentlichen Mitglieder der Akademie für praktische Medizin Beigeordneter der Stadt Cöln, Professor Dr. Krautmia und Direktor der Provinzial⸗Hebammen⸗Lehr⸗ anstalt, Professor Dr. Frank sind zu ordentlichen Honorar⸗ professoren in der medizinischen Fakultät der Universität in Cöln a. Rh.,

der dirigierende Arzt der orthopädischen Abteilung des Bürgerhospitals in Cön. Professor Dr. Cramer ist zum außerordentlichen Prosessor m derselben Fakultät ernannt worden.

Der ordentliche Professor Dr. Göpyvert in Frankfurt a. M. ist in gleicher Eigenschaft in die medizinische Fakultät der Universität in Marburg versetzt worden.

Beklannimachung.

Die von der Reichsstelle für Gemüse und Obst in ihrer Bekanntmachung vom 16. August (vergl. Nr. 189 des Reichs⸗ und Staatsanzeigers) festgesetzten Erzeugerhöchstpreise für Gemüse treten an die Stelle der in meinen Bekanntmachungen vom 14. und 16. August 1919 veröffentlichten Höchstpreise. Für die in der Bekanntmachung der Reichsstelle für Gemüse und Obst nicht genannten Gemüsearten verbleibt es bei der Preisfestsetzung in meiner Bekanntmachung vom 14. August d. J.

Berlin, den 20. August 1919. Staatliche Verteilungsstelle für Groß Berlin. Bezirksstelle für Gemüse und Obst Groß Berlin. 8 Der Vorsitzende. J. A.: Dr. Vollbach.

11XA4“

Das gegen die Händlerin Frau Johanna Flämig, Berlin Sw. Puttkamerstraße 20, auf Grund der Bekanntmachung zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. Sep⸗ tember 1915 (RGBl S. 603) ergangene Verbot des Handels mit Gegenständen des täglichen Bedarfs vom 9. Mai 1919 (Reichs⸗ anzeiger Nr. 110, Amtéblatt Potsdam Stück 21) ist im Rechts⸗ mittelzuge aufgehoben.

Berlin, den 15. August 1919.

Landespolizeiamt beim Staatskommissar für Volksernährung.

J. V.: Dr. Falck

Beekanntmachung. 1A161“ Das unterm 15. April 1919 gegen die Cheleute Karl Euler hierselbst erlassene Handelsverbot wird hiermit aufgehoben. Hohenlimburg, den 18. August 1919. Die Polizeiverwaltung. Menzel.

Bekanntmachung.

„Das Handelsverbot gegen die Pferde metzger August Arns sowie gegen Josef Stammen, beide von hier, das unterm 8. April ds. Js. verfügt worden ist, wird hiermit aufgehoben.

Hohenlimburg, den 18. August 1919.

8 SDie Polizeiverwaltung. Menzel.

Bekanntmachung.

Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915, betreffend die Fernhaltung unzuyverlässiger Personen vom Handel (RGBl. S. 603), haben wir dem Fahrhauer und Geschäftsinhaber Wilh. Schulte⸗Kump, Dortmund, Am Haiserstuhl 40, durch Verfügung vom heutigen Tage den Handel mit Lebens⸗ mitteln aller Art sowie mit sonstigen Gegenständen des täglichen Lebensbedarfs wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Gewerbebetrieb untersagt. Die durch Ver⸗ öffentlichung dieser Bekanntmachung verursachten baren Auslagen sind von dem Betroffenen zu erstatten.

Dortmund, den 16. August 1919.

Das Lebensmittelvpolizeiamt. I. A; Schwarz

Bekanntmachung.

Gemäß § 1 der Bekanntmachung zur Fernhaltung unzuver⸗ lässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 habe ich dem Schlachtermeister Hölck in Wrohm durch Verfügung vom heutigen Tage den Handel mit Gegenständen destäg⸗ lichen Bedarfs, insbesondere mit Fleisch und Fleisch⸗ waren, wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb un tersag t. Die Kosten der Veröffentlichung fallen Hölck zur Last.

Heide, Holstein, den 18. August 1919. Der kommissarische Landrat. Dr. Kracht. .“ 8— v Aluf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915 wird dem Kaufmann Wilhelm Schampel von hier die Aus⸗

übung des Handelsbetriebes wegen Unzuverlässigteit im Handels⸗-

betrieb vom 17. d. M. abuntersagt und sein Geschäft geschlossen. Königshütte, O. S., den 4. August 1919. Die Polizeiverwallung. Brahl.

hung Dem Schlächtermeister Monte in Tremmen Handel mit Lebensmitteln sowie rohen Natur⸗ erzeugnissen untersagt wonden, weil er sich in seinem Gewerbebetriéb unzuverlässig erwiesen hat. Rathenow, den 12. August 1919. Der Landrat. J. V.:

8

von Abel, Regierungsassessor⸗

(Fortsetzung des Amtlichen in der Ersten Beilage.)

Nichtamlliches. Deutsches Neich.

Der auf Grund der Verfassung von der versammlung gewählte ständige Ausschuß wärtige Angelegenheiten ist, wie „W. T. B.“ aus Weimar meldet, gestern zusammengetreten. Zum Vor⸗ sitzenden wurde der Abg. Scheidemann (Soz.), zum stell⸗ vertretenden Vorsitzenden der Abg. Haußmann (Dem.) ge⸗ wählt, zu Schriftführern die Abgg. Herschel (Zentr.) und D. Traub (D. Nat). Der Ausschuß beschloß, alsbald in Berlin zu einer Sitzung zusammenzutreten und den Außen⸗

National⸗ für aus⸗

Gestern vormittag fand im Auswärtigen Amt eine erneute Besprechung zwischen Vertretern der deut⸗ schen Regierung unter dem Vorsitz des Herrn Reichsministers Müller und den stimmführenden Mitgliedern der polnischen Delegation in Gegenwart von Vertretern der englischen, französischen, italienischen und japanischen Militärmission statt

Als Ergebnis der Beratungen kann, wie dem „W. T. B“ von zuständiger Seite mitgeteilt wird, folgendes festgestellt werden:

Eine Kom mission der hiesigen fremden Militär⸗ missionen wird sich sofort nach Oberschlesien begeben, um an Ort und Stelle über die von polnischer Seite vorgebrachten und von der deutschen Regierung b strittenen Beschwerden der polnischsprechenden Bevölkerung, namentlich der Arbeiterschaft in dem Aufstandsgeviet, Festellungen zu machen und je nach dem Ergebnis Abhilfemaßnahmen vorzuschlagen. Ferner soll eine deutsch⸗vpolnische Kommission gebildet werden zwecks Beratung über die Maßnahmen zur Verhinderung der Grenzverletzungen, namentlich des Uebertritts polnischer aufständischer Banden und Ueberläufer in das Reichsgebiet. Die deutsche Regierung hat bei den Beratungen mit Entschiedenheit den Standpunkt vertreten, daß auf Grund ihrer Souveränstätsrechte die Herstellung der Ordnung in Oberschlesien ausschließlich deutsche Auf⸗ gabe sei. Sie ist entschlossen, den bewaffneten Aufständen mit aller gebotenen Energie baͤldigst. ein Ende zu bereiten. Die zuständigen Stellen sind angewiesen worden, bei der Niederwerfung des Auf⸗ standes mit Maß zu verfahren, insbesondere keine Hinrichtungen vor⸗ zunehmen, um untec allen Umständen unschuldig Verdächtigte zu schützen. Sie ist auch bereit, möglicht bald nach Wiederherstellung der Ordnung in den betreffenden Gebieten ihre bereits vor dem Aufstand ausgesprochene Absicht zu verwirklichen, daß der Be⸗ lagerungszustand aufgehoben und der Wunsch der Bevölkerung nach freierer Bewegung erfüllt wird. Sie wendet sich an die besonnenen, arbeitswilligen Elemente mit der dringenden Bitte, auf die Nieder⸗ legung und Auslieferung der Waffen sowie die Wiederaufnahme geregelter Arbeit mit allen Kräften hinzuwirken. Es handelt sich hier um ein Gebiet, dessen Produktionstätigkeit für das Wohl nicht nur Deutschlands, sondern in diesem Augenblick von ganz Europa von größter Wichtigkeit ist. Die Bereitwilligkeit der deutschen Regierung, die Verbältnisse durch eine interallii rte Kommission nachprüfen zu lassen, beweist, daß die deutsche Regierung kein Mittel unversucht lassen wird, um Gefahren von unabsehbarer Tragweite zu verhüten.

Die Verhandlungen über die mit der Ausführung des Friedensvertrags zusammenhängenden Fragen sind, wie bereits gemeldet, für einige Tage ausgesetzt worden, um den polnischen Delegierten Gelegenhelt zur Besprechung und Einholung weiterer Instruktionen in Warschau zu geben. Der Herr Unterstaatssekretär von Wroblewski gedenkt heute ab⸗ zureisen. Sofort nach seiner Rückkehr, die am Anfang nächster Woche zu erwarten ist, werden die Verhandlungen fortgesetzt werden.

Die Pressemeldungen über eine angebliche Stellungnahme

ist der

des Herrn Generals Dupont zu den einzelnen schwebenden

Frogen treffen nicht zu. Herr General Dupont hat an den

Beratungen gestein und heute teilgenommen, seine Mitwirkong

hschr kie sich jedoch auf eine Vermittlung zwischen den beiden Parteien. 8

Der Ausschuß zur Prüfung der Arbeitszeit im Bergbau hielt am Mittwochvormittag im Saale der Bera⸗ bauverwaltung zu Essen eine weitere Sitzung ab, in der die

Vernehmung der Auoskunftspersonen fortgesetzt wurde. Unter anderem nahm daran auch der bereits früher erschienene Ge⸗ heime Kommerzienrat Klöckner teil.

Nachdem von den Ausschußmitgliedern alle Fragen vorgelegt waren, gab Geheimer Kommerzienrat Klöckner einen Ueberblick über die Lage des deutschen Kohlenmarktes und kennzeichnete dabei laut „W. T. B.“ die trostlosen Aussichten, denen wir gegenüber⸗ stehen. Nach Auffassung des Sachverzändigen stenern wir in sechs Wochen einem Zusammenbruch entgegen, wenn es nicht gelingt, die Förderung von Kohlen zu steigern. An Liesferung von auch nur 70 Millionen Tonnen an den Verband sei offenbar nicht zu denken. In diesem Falle würden sämtliche Hochöfen ausgeblasen werden müssen, und das Wirtschaftsleben käme zum Stillstand. Eine Ein⸗ fuhr ausländischer Kohle sei abgelehnt; abgeseben davon, daß im

1 Auslande selbst ein großer Mangel an Kohle herrsche, sei sie auch

dunch sen ungünstigen Stand unserer Währung so gut wie aus⸗

geschlossen.

An die Ausführungen des Geh. Kommerzienrats Klöckner schloß sich eine längere Aussprache, aus der hervorging, daß die Meinung dieses Sachverständigen auf alle Teilnehmer den

tiefsten Eindruck gemacht hatte.

Nachmittags hielt der Ausschuß im großen Saale des

Städtischen Saalbaues noch eine weitere öffentliche

Sitzung ab, die von mehreren tousend Personen besucht war.

Hierauf wurde Bericht erstattet über den ersten Teil des P ogramms, nämlich die Gesundheitsverhältnisse der

Beygarbeiter und die Wirkung der Schichtverkärzung auf

diese. Von den Mitgliedern des Ausschusses sprachen Berg⸗

mann Bouzelet als Vertreter der Arbeitnehmer, Bergassessor

Brandt als Vertreter der Arbeitgeber und Professor Hey⸗

mann als Vertreter der Wissenschaft.

Am Donner stagvormittag wurde die Vernehmung der Sachverständigen fortgesetzt Zunächst hielt als

Vertreter des Reichskohlenkommissars für die Kohtenverteilung

Generaldirektor Kongeter einen längeren Vortrag, woran sich

wiederum eine Erörterung anschloß. G

Die Ausführungen des Herrn Kongeter gipfelten in dem Ein⸗ geständnis einer geradezu erschütternd geringen Versorgung Deutsch⸗ lands mit Kohlen für den kommenden Winter. An der Hand eines sehr umfangreichen Zahlenmaterials wurde diese im einzelnen nachgewiesen.

Die Darstellungen des Generald’rektors Kongeter machten auf die

Teilnehmer einen tiefen Eindruck, und sie werden nicht ohne tiefen Einfluß auf den weiteren Verlauf der Verhandlungen des Ausschusses bleiben. Uebereinstimmend wurde der Wunsch geäußert, daß die Oeffentlichkeit mehr als bisher über die traurige Lage unserer Kohlen⸗ versorgung und damit über die Erschütterung des ganzen Wirtschafts⸗ lebens unterrichtet wird.

Inte essant war es daß eine Vertretung von Arbeitern aus dem Berliner Baugewerbe ein Mitalied nach Essen

entsandt hatte, um in bewegten Worten die Bergarbeiter ein⸗

dringlich zu bitten, die Kohlenförderung zu steigern, da schon 5 g 0 8 18 Cr A 8 4 jetzt auf dem Berliner Baumarkt täglich Hunderte von Arbeitern

eatlassen werden müßten, weil es an Kohlen zur Herstellung der nötigen Baustoffe sehle Bei einer Verschärfung der Lage würde eine Katastrophe unvermeidlich sein.

Unter den russischen Kriegsgefangenen in Deutsch⸗ land befinden sich auch etwa 1000 russische Armenier Sie

sind schon seit einiger Zeit im Kriegsgefangenenlaer Minden versammelt.

Ihre Heimbeförderung, um die die deutschen Be⸗ hörden dauernd bemüht sind, soll laut Meldung des „W. T. B.“

Ende August oder Anfang September gesondert von anderen

4a- russischen Kriegsgesangenen auf dem Seewege erfolgen. minister einzuladen, an der Sitzung teilzunehmen. sal riegsgesangenen auf fots

Die interalliierte Kommission hatte für die Rückbeförderung den Dampfer „Konstantin“ in Aussicht genommen, doch ist darüber noch nichts Endaültiges bestimmt. Für das Wohl der Ge⸗ fangenen ist in jeder Weise gesorgt.

Preußen. Die Pressestelle des schreibt unterm 21. August: Nach dem Nachtbericht kann, wie bereits gestern geme det, der Aufstand in Oberschlesien in seinen Hauptpunkten als niedergeschlagen betrachtet werden. Immerhin springt das Feuer in einzelnen Insurgenten⸗ nestern noch empor. Es dürfte auch bei der Eigenart des aus⸗ gesprochenen Bandenkrieges noch einige Zeit währen, bis man von einer durchaäncigen Säuberung des Bezirks wird sprechen können. Bei der Aushebung der einzelnen Insurgentennester greift das Militär energisch durch und hat auch hierbei durchweg gute Erfolge. 8

Die Berichte der einzelnen Abschnitte lauten:

Abschnitt Kattowitz: Die Nacht verlief im großen und ganzen ruhig. Die Säuberungsaktion nahm ihren guten Fortgang. Nachts 3 Uhr wurde Immannelsegen und Gieschewald besetzt. In den Grenzortschaften herrscht Ruhe. Der Bismarckturm südöstlich von Myslowitz wurde gestern abend gegen 9 Uhr nach Kampf besetzt. Bei den Kämpfen bei Myslowitz wurden regulär’ Truppen vom polnischen Regiment 6 festgestellt, ebenso polnische Waffen und Maschinengewehre gefunden. Die Aushebung der einzelnen Insurgenten⸗ nester nimmt einen guten Fortagang.

Abschnitt Rybnik: Die Nacht ist im allgemeinen ruhig verlaufen. Eine größere Bandenschießerei fand in Paw owitz statt. Auch wurde in dieser Nacht ein Angriff auf die Statswache in Pleß unternommen. Der Angriff wurde abgewiesen. Auch im Rybniker Bezirk wurde mit gutem Erfolg damit fortgefahren, die einzelnen Insurgentennester auszuheben.

Abschnitt Beuthen: Auch hier verlief die Nacht ruhig mit Ausnahme kleinerer, unbedeutender Bandenschießereien. Laurahütte ist nach wie vor fest in unserer Hand.

Im Laufe des gestrigen Vormittags fanden nach einer weiteren Meldung der Pressestelle des Staatskommissariats im gesamten Gebiet Haussuchungen und Säuberungen statt. Waffen wurden in verhältnismäßig hoher Zahl ge⸗ funden. Es waren fremdländische Waffen (englische und französische aller Art), was ein grelles Licht auf den umfang⸗ reichen Waffenschmuggel wirft, der hier im Grenzbezirk seit längerer Zeit stattgefunden hat. Südlich von Rybnik leistete eine polnische Bunde Widerstand, der indessen gebrochen worden ist.

Der Generalstreik im oberschlesischen Ha tenrevier, der mit der Aufstandsbewegung Hand in Hand geht, fängt, wohl infolge der Verordnung des Arbeitszwanges und des Streik⸗ verbotes, an abzuflauen. 8

1 6“ ö“ Staatskommissariats für Oberschlesien

J 8 Oldenburg.

Der Landtag nahm gestern einstimmig die Vorlage der Regierung an, wonach der Antrag der Birkenfelder Abgeord⸗ neten auf Abtrennung des Fürstentums Birkenfeld unter den von ihnen festgesetzten Bedingungen angenommen wird. Die Absösung soll unter möalichster Beschleunigung und unter voller Wahrung des Selbstbestimmungsrechts der Birken⸗ felder durchgeführt werden. Ueber das Staatsgut soll das Fürstentum selbständig verfügen.

Zu den im Wiener Stadtrat über eine bevorstehende Kohlenkatastrophe gemachten amtlichen Mitteilungen stellen die Blätter fest, daß durch diese trostlose Lage, die zur Still⸗ legung der gesamten Industriearbeit am Sonnabend und Montag und zur Beschränkung des Straßenhahnverkehrs auf zwei Stunden Morgens zwingen würde, sowie durch die dadurch hervorgerufene Gefährdung der amerikanischen Lebens⸗ mittellieferungen die Bevölkerung Wiens aufs Tiefste beunruhigt werde. In diesem Falle lasse sich die Aufrecht⸗ erhaltung der Ruhe nicht verbürgen. Die Blätter betonen die Notwendigkeit, die Hilfe der Entente anzurufen.

Eine Abordnung des steirischen Bauernbundes erschien vorgestern, wie „W. T. B.“ aus Graz meldet, beim Landes⸗ hauptmann Rintelen und verlangte mit Rücksicht auf die Ent⸗ schließung der 231 deutschen Gemeinden Westungarns die sofortige Uebernahme der gesamten Verwaltung Westungarns. Der Landeshauptmann Dr. Rintelen hat sich nach Deutsch⸗Westungarn begeden.

Der Staatskanzler Dr. Renner hat aus Anlaß der aus Laibach gemeldeten Verhaftung von 400 Deutschen der südlichen Steiermark eine Note an den Präsidenten der Friedenskonferenz gerichtet, in der er das Eingreifen der Ententemächte zugunsten der Verhafteten erbittet. Gleichzeitig

weist er darauf hin, daß derartige posizeiliche Zwangsmaßregeln

gegen Leute, die nur ihrer nationalen Ueberzeugung Ausdruck gaben, ein neuer Beweis dafür seien, wie gefährlich es märe, national zusammengehörende Gebiete willkürlich zu zerreißen. Er richte noch im letzten Augenblick einen Appell an die Mächte,

dem Ruf nach dem Selbstbestimmungsrech: Gehör zu schenken.

8 Ungarn.

Die Blätter melden aus Budapest, daß sich nach langen Verhandlungen Erzherzog Josef bereit erklärt habe, von seinem Posten als Verweser zurückzutreten, und daß er das Ergebnis der Wahlen als Privatmann abwarten wolle. Das neue Kabinett werde ein Koalitionskabinett sein, in dem Lovaszy das Präsidium und Aeußeres, Dr. Vazsony Justiz, der Sozia⸗ listenführer Garami Handel sowie die Sozialisten Peidl und Prager zwei sozialpolitische Ressorts übernehmen werden.

Gestern fand, wie „W T. B.“ aus Budapest berichtet, ein Ministerrat statt, der sich mit der Frage der Wahlen zur Nationalversammlung befaßte. Innenminister Baron Sigmund Perenyi unterbreitete den Wahlrechtsentwurf, den die Mitglieder der Regierung dann eingehend besprachen. Der Ent wurf beruht auf dem Grundsatz des allgemeinen, auch auf Frauen ausgedehnten Stimmrechts. Bei Aufrechterhaltung der bezirksweisen Abstimmung im Gegensatz zu dem von der Karolyiregierung seinerzeit geplanten Skrutiniumwahlsystem ist die geheime Abtimmung vorgesehen. Der Ministerrat beschloß, daß die Wahlen um den 20. September herum stattfinden sollen. In der Angelegenheit der Durchführung der Wahlen wird der Ministerpräsident mit den Entente⸗ missionen verhandeln.

Die Blätter melden aus Fürstenfeld: Vertreler west⸗

ungarischer Gemeinden richteten an die amerikanische Mission in Wien ein Telegramm, in welchem sie für die freund⸗ liche Aufnahme und Unterstützung der nach Wien gesandten Abordnungen danken und um weiteren Schutz bitten.

Die Führer der verschiedenen ungarländischen Par⸗ teien und Vertreter der hauptstädtischen Interessenten sowie der Behöärden von Budapest hielten eine Besprechung ab, deren Gegenstand die Ernährungsfrage bildete. Es wurde laut Meldung des „Ungar. Tel⸗Korr.⸗Büros“ besch ossen, daß unter Einbeziehung von Arbeitervertretern eine Abordnung zu den Ententemissionen und zum rumänischen Oberkommando entsendet werden soll, um so auch seitens der Parteien und des Publikums um eine befriedigende Lösung der Verpflegungs⸗ frage zu bitten.

Großbritannien und Irland.

Wie dem „W. T. B.“ gemeldet wird, hat die englische Regierung den Wunsch zu erkennen gegeben, wegen der vom Jaternationalen Gewerkschaftskongreß in Amsterdam angenommenen Resolution über die Arbeiterkonferenz in Washington eine Besprechung mit dem Büro des neuen Internationalen Gewerkschaftsbundes ab⸗ zuhalten. Die beiden Sekretäre des Internationalen Gewerk⸗ schaftsbundes, die Herren de Fimmen und J. Oudegeest, seien zu diesem Zwecke nach England abgereist. 11XA“

Frankreich.

Der Oberste Rat genehmigte, nach Meldung des „W. T. B.“, die militärischen, die Luftschiffahrts⸗ und Schiffahrtsklausfeln des Friedensvertrags mit Oesterreich und hörte den Bericht über die Räumung Lettlands durch die Deutschen. Dann beschäftigte er sich mit der Lage im Baltikum und genehmigte die Entwürfe über die Antwort der Wiedergutmachungskommission an die deutsche Delegaltion, die die Modalitäten und Bestimmungen bei der Anwendung des Friedensvertrags zum Gegenstand haben.

Das Redaktionskomitee für den österreichischen Friedensvertrag hieß die Berichte der Kommissionen, die uͤber die von den österreichischen Delegierten eingebrachten Be⸗ merkungen verfaßt waren, gut. Man nimmt an, daß das Komitee seine Arbeiten in zwei weiteren Sitzungen beendet haben wird. Der Oberste Rat wird sodann die letzten Be⸗ stimmungen zum endgültigen Text des Friedensvertrages geben. Nach einer Meldung des „Echo de Paris“ wird der Vertrag am 23. d. M. fertig sein. Die österreichische Delegation werde dann fünf Tage Zeit zur Aeußerung erhalten, so daß der Ver⸗ trag etwa am 30. d. M. werde unterzeichnet werden können.

Nach einer „Havas“ Meldung wurde die Frage der Gestellung von österreichischen Arbeitskräften end⸗ gültig geregelt. Die Abgeordneten der österreichischen Arbeiter⸗ organisationen sind nach Wien abgereist.

1 Die Kommission für die Revidierung des Vertrags von 1839 hörte Swenderen an, der den holländischen Stand⸗ punkt darlegte, welcher betont. Holland weigere sich, irgend⸗ welche territorialen und wirtschaftlichen Zugeständnisse zu machen.

„Daily Mail“, die Demission des deutschen Bischofs von Straßburg an.

im Elsaß die Empfangsfeierlichkeiten für Poincaré ganz erheblich eingeschränkt. Der Unterpräfekt habe in Mülhausen für ein Militäraufgebot zur Aufrechterhaltung der Ruhe gesorgt, ohne daß es jedoch zu Zusammenstößen ge⸗ kommen sei. Nur die Streikführer seien verhaffet.

den Streikenden verlanate Auslieferung sei abaewiesen. Alle⸗ größeren Betriebe und Geschäftshäuser seien militärisch besetzt. Das Mülhausener Arbeiterblatt „Der Republikaner“ sei ver⸗ boten.

Das amerikanische Expeditionskorps für Armenien und Kaukasien hat vorgestern unter Führung des Generals Harboard Paris verlassen. Die Mission besteht nach Meldung des „W. T B.“ aus Paris aus sechzehn Per⸗

liche und technische Sachverständige sowie Geologen.

Rußland.

Die russische Presse melde: Minsk Nowochopersk und Achtyrka sind von den Weißen erobert worden.

Tjumen Talowa, Lbuschensk und Wolyask sind von den Roten erobert worden.

In St. Petersburg wurden am 7. August 250 Cholera⸗ fälle angezeigt.

Aus Oxenburg sind 300 000 Pud Gerste in St. Peters⸗ burg eingetroffen.

Aus Moskau mwurden 7000 Erntearbeiter Wolga⸗Gouvernements befördert. . .

Das „Reutersche Püro“ meldet, daß einem bolschewistischen Funkspruch zufolge die Alliierten Cherson und Niko⸗ lajew hesetzt haben. Weiter nördlich ziehen sich die Bolschewisten hinter den Bug zurück.

Russische gegenrevo utionäre Kreise haben in Reval unter Zustimmung der Entente eine vierte russische Regierung mnebildet. An der Spitze steht der Naphthaindustrielle Lianosow. Die neue Regierung hat ein Uebereinkommen mit sEstland get offe, wonach Estland gegen die Anerkennung der Selbständigkeit militärische Hilfe zur Ero berung Peters⸗ burgs zusagte. 1 ““

Nowograd

nach den

Dänemark. 1““ Die Internationale Kommission, die die Ab⸗ stimmung in Nordschleswig beaufsichtigen soll, ist, wie die Kopenhagener Blätter melden, zurzeit mit Vorhereitungen zur Abreise nach Nordschleswig beschäftigt. Die Kommission besteht aus dem britischen Gesandten Marling, dem franzö⸗ sischen Gesandten Claudel, dem schwedischen Landeshauptmann von Sydow und dem Direktor Heftye (Norwegen). Das fünfte Mitglied der Kommission ist noch nicht ernannt. Der genaue Zeitpunkt für die Abreise der Kommission nach Nordschles wig ist noch nicht bekannt, da er von der Rattfizierung des Friedens⸗ vertrags durch drei Großmächte abhängig ist. Sie wird ihren Haupisitz in Flensbug nehmen und von dort aus nach ver⸗ schiedenen Kreisen Reisen unternehmen. Während der Ab⸗ himmungszeit wird sich ein Ententegeschwader, wahrscheinlich aus drei britischen leichten Kreuzern, einem französischen, einem italienischen Kreuzer sowie einigen Torpedobooten bestehend, in den nordschleswigschen Gewässern unter dem Kommando des britischen Admirals Boyle aufhalten und gegen 2000 Mann Besatzungstruppen landen. Die Kommission beabsichtigt, im Abstimmungsgebiet drei Serien Briefmarken im Werte von 2 bis zu 10 auszugeben, die in Kopenhagen in be⸗ schränkter Auflage gedruckt, nur in Nordschleswig ausgegeben und ungefähr zwei Monate in Umlauf gesetzt werden. Zwei Serien zeigen in der Mitte zwei Löwen, die von einem Lorbeer⸗ kranz umgeben sind, darüber befindet sich die Inschrift Plebiszit, darunter steht Schleswig. Die dritte Serie enthält in der Mitte ein von Buchenblättern eingerahmtes altnordisches Hünengrab mit den gleichen Inschriften. 8

Schweiz.

Die Kommisson des Nationalrats und Stände⸗ rats für die Prüfung der Frage des Eintritts der Schweiz in den Völkerbund ist am 18. August in Wengen zu einer gemeinsamen informatorischen Pesprechung zusammen⸗ getreten. Nach Abschluß dieser gemeinsamen Verhandlungen wurde nach Meldung der „Schweizerischen Depeschen⸗Agentur“ die Erörterung im Schoße der Kommission des Nationalrats eröffnet. Nach eingehender Beratung, die bis zum 21. August dauerte, wurde die Beschlußfassung verschoben, weil ver⸗ schiedene Aktenstücke der Kommission erst während der Sitzung unterbreitet werden konnten. Die Kommission des Natioaal⸗ rats wird sich am 8. September in Bern zur abschließenden Beratung und zur Feststellung ihrer Anträge neuerdings ver⸗ sammeln. Sie ersucht den Bundesrat, den Beginn der außer⸗ ordentlichen Herbstsitzung der Bundesversammluna auf den 22 September zu verschieben, wobei sie der Auffassung nach⸗ drücklich Ausdruck gibt, daß der Verhandlungsgegenstand gleich⸗ wohl unter allen Umständen im nächsten Tagungsabschnitt von beiden Räten verhandelt und erledigt werden soll. .“

Türkei.

Der Schah von Persien ist auf Kreuzer in Konstantinopel eingetroffen.

einem britlschen

Serbien.

egramm der in Budapest, in dem darau serbische Truppen die ungarische Demarkations⸗ linie am 11. Auagust überschritten hätten, erwiderte nach Meldung des „Südslawischen Pressebüros“ der Chef des serbischen Generalstabes: Die südslawischen Truppen be⸗ setzten auf Grund der der Belagrader Regierung von der Friedenskonferenz erteilten Ermächtigung genau das dem süd⸗

Auf ein Te erallii hingewiesen wurde, daß

Gebiet. Infolge der Aenderung der Lage in Ungarn wird die Verkehrssperre zwischen Südslawien und Ungarn

tunlichst bald aufgehoben werden.

Der Papst nahm nach der Pariser Ausgabe der

Nach einer Meldung schweizerischer sozialistischer Blätter aus St. Ludwig im Elsaß sind wegen des Generalstreiks

Die von

sonen, darunter zwei amerikanische Brigadegenerale, wirtschaft⸗

1

nteralliierten Mission

Finnland. 8

Wie der Stockholmer Berichterstatter der „Frankfurter Zeitung“ von zuverlässiger Seite hört, muß daos neue finnische Kabinett infolge Drucks der Entente die Aus⸗ rüstung neuer Freiwilligentruppen unterstüßen, die das kläglich mißglückte Abenteuer in Karelien wiederholen sollen. In der klaren Erkenntnis des Unheils, das Finnland bei dem Unternehmen gegen St. Peiersburg droht, ist jedoch die Mehrheit des finnischen Reichstags entschieden gegen dessen Unterstützung. . 1 4“ des „W. T. B.“ aus Washington ist im Repräsentantenhause ein Gesetzentwurf eingebracht worden, demzufolge der Einwanderungsausschuß er⸗ mächtigt wird, für zwei Jahre die gesamte Einwanderung zu unterbinden und alle Ausländer, die ihre ersten Ein⸗ bürgerungsakten widerrusfen haben, um dem Militärdienst während des Krieges zu entgehen, zu deportieren.

Laut Pressebüro „Radio“ meldet „New York World“, daß das amerikanische 8. Kavallerieregiment, das auf der Verfolgung der die amerikanischen Flieger ge⸗ fangen haltenden mexikanischen Banditen die mer kanische Grenze überschritten hatte, sich wieder auf amerikanisches Gebiet zurückziehen wird, sobald die Mexikaner zerstreut worden sind. Der Kriegssekretär Baker habe eine dahingehende amtliche Erklärung ab⸗

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Entwicklung der Spareinlagen bet den Spar⸗ kassen in Preußen und den einzelnen Regierungs⸗ bezirken im Jahre 1918.

Am 31. Januar d. J. ist wiederum eine Sondererhebung über die preußischen Sparkassen vorgenommen worden, deren Ergebnisse das Statistische Landesamt in der „Stat. Korr.“ bekannt gibt. Die Veröffentlichung gewährt einen Ueberblick über die Entwicklung in den einzelnen Regierungsbezirken während des Jahres vom 1. Februar 1918 bis zum 31. Januax 1919 und läßt interessante Vergleiche mit früxeren Geschäftsergebnissen zu. 1

In der Berichlszeit hat der Geschäftsverkehr der preußischen Sparkassen einen gewaltigen Umfang angenommen. Nach dem Ge⸗ samterg bnis sind die Spareinlagen, die mit Einschluß der Zinsen für das vorausgegangene Kalenderjahr im ganzen am Fl. Januar 1017 14 455 5 Millionen und am 3 ¼. Januar 1918 17 796 5 Millionen Mark betragen hatten, bis zum 31. Januar 1919 auf 22-947,1 Millionen Mark gewachsen, mithin um rund 5151 Millicnen Mark oder 28,9 vH., während sie im Vorjahre um 3341 Millionen Mark und im besten Friedensjahre 1910 nur um 775 Millionen Mark gestiegen waren. Die Z nahme ist biernach reichlich um die Hälfte höher als die des Jahres 1917 und hat sich gegen 1910 auf mehr als das 6 fache vermehrt. Trotz der bedeuten⸗ den Steigerung der Spareinlagen sind von den Sparern während des Berichtsjahres noch fast 1874 Millionen Mark Kriegsanle he durch Vermittlung der Kassen gezeichnet worden. Um ein Bild von der Spartraft der Sparer während des letzten Jahres im Vergleich mit dem Vorjaͤhre und mit den Friedens⸗ jahren zu gewinnen, muß man folyerichtig die während der Jabre 1917 und 1918 bei den. Sparkassen gezeichneten Anleihe⸗ hbeträge zu den Spareinlagen der Sparkassentunden hinzurechnen. Unter Ansetzung eines Ausgabekurses von 98 würden dann die eingelegten Sparsummen, die im Jahre 1910 die Höhe von 11 106, % Millionen Mark und im letzten Friedensjahre 1913 die Höhe von 13 111,27 Millionen Mark erreicht hatten, im Geschäfts⸗ sahre 1917 19 952,1 und 1918 24 783,42 Millionen Mark ausmachen. Bei Berücksichtigung der durch Vermittlung der Kassen vorge⸗ nommenen Kriegsanleihezeichnungen würde die Steigerung der Einlagen am 31. Januar 1919 betragen haben gegenüber dem

Vorjahre 1917 4 831,21 Millionen Mark oder 24,21 %,

Jahre 1913 11 672,15 . 8 89,02 %, 1910 13 67 er 8 8 .

Im Verhältnis zu den beiden Friedensjahren haben sich also die Kundeneinlagen der Sparkassen gegen 1913 um fast und gegen 1910 um weit über 100 % vermehrt. Das letzte Geschäftsjahr hat der sparenden Bevölkerung einschließlich der bei den Sparkassen gezeichneten Kriegsanleihe eine Vermehrung von 488, mithin von fast 5 Milliarden Mark an Spareinlagen gebracht. Diese bedeutende Zunahme spiegelt einerseits dee große Steigerung der Löhne und Verdienste der minderbemittelten und handarbeitenden Volksschichten wider. Anderseiss kommt in ihr die Tatsache zum Ausdruck, daß die Sparkassen in steigendem Maße Sammelstellen für brachliegendes Kapital aus der Industrie und der Landwirtschaft geworden sind, das unter den gegenwärtigen wirtschaftlichen Verhältnissen die üblche Verwendung nicht finden kann. In allen Regierungsbezirken haben die Spareinlagen (ohne Kriegsanleihezeichnungen) eine recht benächt⸗ liche Zunahme erfahren. Die niedrigste prozentuale Vermehrung zeigte sich im Regierungsbezirk Posen mit 9 vH, wo die Steige⸗ rung noch um 5, vH hinter der in Siamaringen zurückbleibt, die höchste im Regierungsbezirk Koblenz mit 37,s vH. Ueber 35 vH macht das Wachstum der Einlagen noch in den Regierungsbezirken Minden, Gumbinnen, Hannover und im Stadtkreise Berlin aus, und es beträgt in den Regierungsbezirken Arnsberg, Breslau, Frankfurt, Potsdam, Stettin, Cassel und Cöln noch über 30 vH. Interessant ist es festzustellen, daß sich unter diesen Regierungsbezirken neben solcen mit vorwiegend landwirtschaftlichem Charakter besonders die des rheinisch⸗westfalischen Industriegebiets befinden. Hinsichtlich der absoluten Steigerung der Spareinlagen steht der Reg erungsbezirk Düsseldorf mit 629,77 Millionen Mark an der Spitze. Die zweite Stelle nimmt Arnsberg mit 591,67 Millionen Mark ein. In weitem Abstand folgt Potsdam mit 347,,8 Millionen Mark. Die Höhe der Zunahme übersteigt noch 200 Millionen Mark in den Regierungs⸗ bezirken Schleswig und Cöln und 150 Millionen Mark in den 6 Regierungsbezirken Hannover, Frankfurt, Minden, Maͤnster, Merseburg und Breslau sowie im Stadtkreise Berlin. Einen Zu⸗ wachs von über 100 Millionen Mark erfuhren außerdem die Ein⸗ lagen in 8 Regierungsbezirten, nämlich in Magdeburg, Stettin, Wiesbaden, Liegnitz, Cassel, Koblenz, Lüneburg und Hildesheim. In 20 Gebietsteilen, d. h. in mehr als der Hälfte aller preußischen Bezirke, hatten sich danach die Spareinlagen um über 100 Millionen Mark vermehrt. Die Zunahme der Einlagen hielt sich zwischen 25 und 30 Millionen Mark in den Regierungsbezirken Aurich und Gum⸗ binnen und unter 25 Millionen Mark in den 4 Bezirken Allenstein, Stralsund, Posen und Sigmaringen. Die geringste Zunahme an Sparkasseneinlagen weist, abgesehen von Sigmaringen, der Regierungs⸗ bezirk Posen auf. Das absolute Wachstum ist in diesem Regierungs⸗

bezirk auffallend gering; es bleibt hinter den Ergebnissen des Re⸗

flawischen Königreiche durch die Friedenskonferenz zugesprochene

gierungsbezirks Stralsund, der nur etwa den sechsten Teil der Ein⸗ wohner des Bezirks Posen zählt, noch um 1,88 Million und hinter denen des Regierungsbezirks Bromberg mit etwa halb soviel Einwohnern um 18,4s Millionen Mark zurück. Die Ersparnisse scheinen hi rnach im Regierungsbezirk Posen zu einem großen Teile nicht den öffentlichen Sparkassen, sondern den po nischen Sparbanken zugeflossen zu sein. Immerhin muß aber anerkannt werden, daß während der Zeit pom 1. Februar 1918 bis zum 3 ½. Januar 1919 im Regierungsbezuk Posen über 2 ¾ mal soviel Kriegsanleihe we im Regierungsbezirk Bromberg und über 4 mal soviel wie im Regierungsbezirk Stralsund von den Sparern gezeichnet worden ist. Ueberhaupt würde sich nach

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