11“ ““
Das Tarifregister und die Registerakten koͤnnen im Reichsarbeits⸗ ministerium, Berlin NW. 6, Luisenstraße 33/34, Zimmer 70 b, während der regelmäßigen Dienststunden eingesehen werden.
Arbeitgeber und Arbeitnehmer, für die der Tarifvertrag infolge der Erklärung des Reichsarbeitsministeriums verbindlich ist, köonnen von den Vertragsparteien einen Abdruck des Tarifvertrags gegen Erstattung der Kosten verlangen.
Berlin, den 25. August 1919.
8 Der Registerführer.
—— 4“X“
Auf Grund des § 8 der Verordnung über künstliche Düngemittel vom 3. August 1918 (Reichs⸗Gesetzbl. S. 999) und des Erlasses über die Abgrenzung der Zuständigkeit des Reichsernährungsministeriums und “ aftsministeriums vom 7. Juli 1919 (Reichs⸗Gesetzbl. S. 639) ist die ge⸗ werbsmäßige Herstellung und der Absatz des nach⸗ stehenden künstlichen Düngemittels zu dem angeführten Preise von mir genehmigt worden.
Antraagsteller: Badische Anilin⸗ und Sodafabrik, Ludwigs⸗ hafen a. Rh. 11““
Bezeichnung: Ammonsuffatsalpeter. * Gehalt: ca. 27 Proz. Stickstoff. .
Preis: 3,30 ℳ und 1,00 ℳ Umlage für das Kilogramm Stickstoff, lose, frachtfrei unter den für Stückstoffdünge⸗ mittel geltenden Bedingungen.
Berlin, den 22. August 1919.
Der Reichswirtschaftsminister. J. A.: Hermes.
Pfeiffer.
b““ Unter Aufhebung des Beschlusses vom 13. März 1919 Nr. 1105 wurde dem Spezereiwarenhändler Josef Za ngerle in Groß⸗ höbing die Wtederaufnahme seines Handelsbetriebes mit Gegenständen des täglichen Bedarfs gestattet. (Siehe hierzu
Deutscher Reichsanzeiger Nr. 77). Hilpoltstein, den 7. August 1919. Das Bezirksamt.
—.—
Bekanntmachung.
Dem Inhaber des Hotels und Restaurants Otto Aue,
Emil Fahr en beim in Hamburg, Dammtorstraße 29, wird
der Handel mit Nahrungsmitteln, insbesondere die Ab⸗
gabe von Speisen und Getränken in seiner Gast⸗
wirts ch aft auf Grund der Bundesratsverordnung zur Fernhaltung
unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 unter at. 1
Hamburg, den 21. August 1919. vputation für Handel, Schiffahrt und Gewerb * 88
Meyer
Sthamer.
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 161 Reichs⸗Gesetzblatts enthält unter Nr. 7004 eine Verordnung, betreffend die Uebertragung Oberbefehls über die Wehrmacht des Deutschen Reichs auf den Reichswehrminister, vom 20. August 1919. Berlin, den 26. August 1919. Postzeitungsamt. Krüer.
Preußen.
Die Preußische Staatsregierung hat auf Grund des § 28 des Landesverwaltungsgesetzes vom 30. Juli 1883 (Gesetz⸗ Samml. S. 195) den Regierungsrat Dr. Beelitz in Schleswig zum Stellvertreter des ersten Mitglieds des Bezirksausschusses in Schleswig auf die Dauer seines Hauptamts am Sitze des
Bezirksausschusses exnannt.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Die Oberförsterstellen Ullersdorf im Regierungs⸗ bezirk Liegnitz und Kirchberg im Regierungsbezirk Koblenz sind zum 1. November 1919 zu besetzen. Bewerbungen mössen bis zum 25. September d. J. eingehen.
Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
, Bei dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten ist der Regierungskanzlist Gaul zum Geheimen Karnzleisekretär ernannt worden.
Ministerium für Wissenschaft, Kunsl und Volksbildung. Der Bergossessor Blümel in Naumburg a. S. ist zum ordentlichen Professor an der Technischen Hochschule in Aachen ernannt worden.
Der bisherige Prorektor Dr. Schnitzler in Linnich, Reg.⸗Bez. Aachen, ist zum Seminardirektor ernannt worden. Ihm ist als solchem das Direktorat des dortigen Lehrerseminars verliehen worden.
Der bisherige Realschuloberlehrer Pohl aus Haynau i. Schl. ist zum Kreisschulinspektor in Oppeln ernannt worden.
Beklannimnaäachung,. “ ie Kennmarken Nr. 24 und 25 der Firma: Chemische Fabrik Dr. Finckh & Eisner, St. Ludwig/ E., sind im Kenn⸗ markenregister gelöscht worden. Berlin⸗Dahlem, den 25. August 1919. Materialprüfungsamt. MRudeloff.
Bekanntmachun g.
Das gegen den Kohlenhändler Carl Wessel in Ost scheidt bei Löhne, Westfalen, erlassene Handelsverbot mit Heizstoffen aller Art (Kohlen, Koks, Briketts) vom 19. Mai 1919 wird hiermit aufgehoben. 8 8
Herford. den 20. August 1919.],
—
Bekanntmachung. 8 Der Chefrau des Theodor Harlos, Johanna geb. Kamm, wohnhaft in Sterkrade, Kasernenstr. Nr. 6 a, wird mit dem heutiaen Tage der Handel mit Mehl und Backwaren, ins⸗ besondere Brot, wieder gestattet. — Die Kosten, insbesondere auch die der öffentlichen Bekanntmachung, fallen der Betroffenen zur Last. Sterkrade, den 22. August 1919. Die Polizeiverwaltung. Der Oberbürgermeister. J. V.: Der Beigeordnete Dr. Heuser.
Bekanntmachung. Der Händler Heinrich Wiedei junior in Aschebera ist auf Grund der Bundesralsverordnung vom 23. September 1915 (RGBl. S. 603) und der hierzu ergangenen Ausführungsanweisung vom 27. September 1915 der Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs, iosbesondere mit Lebensmitteln, wegen Unzuverlässigkeit untersagt worden. Der Handel mit Butter ist Wiedei bereits früher entzogen worden. Lüdinghausen, 25. August 1919. Der Landrat. J. V.: van Husen, Regierungsreferendar.
(Fortsetzung des Amtlichen in der Ersten, Zweiten, Dritten, Vierten und Fünften Beilage.)
Die deutsche Regierung hat laut „W. T. B.“ fol⸗ genden Funkspruch an alle aufgegeben:
Aus deutschfeindlichen Quellen werden fortgesetzt falsche Meldungen über die Zustände in Oberschlesien und über die Greueltaten, die angeblich dort von deutschen Behörden und Truppen verübt werden, verbreitet. So meldet die „Agence Havas“, daß die Erhehung im Blut erstickt werde. DTas sind Verleumdungen, die auf das entschiedenste zurückgewiesen werden müssen. Blut fließt in Oberschlesien nur zur Ab⸗ wehr von Angriffen der Aufständischen und ihrer Helfer von diesseils und jenseits der Grenze. Die deutsche Regie⸗ rung hat alsbald den Befehl gegeben, bei den Maßnahmen zur Unterdrückung des Aufstands mit Mäßigung zu ver⸗ fahren und die Hinrichtungen einzustellen. Dieser Befehl ist eindringlich wiederholt worden; er wird befolgt. Ehe nicht die Ruhe völlig wieder eingekehrt und die Arbeit wieder auf⸗ genommen ist, kann an den Abbau des Ausnahmezustands nicht gegangen werden. Die polnische Regierung würde sich ein Verdienst für den Frieden und das Wohl der oberschlesischen Bevölkerung erwerben, wenn sie ihrerseits auf eine Beruhigung der öffentlichen Meinung hinwirkte.
— In einem von seiten der Friedenskonferenz in der Frage der Kommission für Schlesien au General Dupont gesandten, Anweisungen enthaltenden Telegramm wird laut „Reuter“ die Ansicht ausgedrückt, daß das einzige Mittel, um die Ruhe wiederherzustellen und die Kohlenerzeugung in Oberschlesien und Teschen zu vermehren, eme Besetzung durch die Alliierten sei. Es werde nicht erwariet, daß die deutsche Regierung auf ihrem Recht, ihre Einwilligung dazu zu verweigern, bestehen werde. Tatsächlich sei bereits von seiten der deutschen Delegation in Versailles nichtamtlich der Vorschlag gemacht worden, die Alliierten möchten die sofortige Besetzung Schlesiens in die Wege leiten.
Hierzu wird dem „W. T. B.“ von zuständiger Stelle er⸗ klärt: Soweit die „Reuter“Meldung von der Stellungnahme der deutschen Regierung oder ihrer Vertreter spricht, ist sie vom ersten bis zum letzten Wort falsch. Die deutsche Regierung hat weder ausdrücklich noch andeutungsweise auf irgendeines ihrer Souveränitätsrechte über Oberschlesien ver⸗ zichtet und denkt auch nicht an einen solchen Verzicht. Dies gilt vor allem von der vorzeitigen Besetzung Oberschlesiens durch die Entente. Im übrigen ist festzustellen, daß die „Reuter“⸗ Meldung durch die Entwicklung der Dinge in Oberschlesien nach der Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung vollkommen überholt ist.
— Die nach Oberschlesien gereiste Interalliierte Kommission empfing vorgestern in Hindenburg eine Abordnung der Arbeiter. Am Mittwoch fanden Besprechungen mit Polen⸗ führern in Gleiwitz und Katlowitz statt.
——
In Nordschleswig sind mit ziemlicher Bestimmtheit Ge⸗ rüchte aufgetaucht, wonach deutschen Reichsangehörigen, die nach der militärischen Besetzung des schleswiaschen Ab⸗ stimmungsgebiets dieses verlassen und sich nach Deutschland begeben wollen, die Mitnahme von nur 250 Kilo ihrer beweg⸗ lichen Habe gestattet werden sollte.
Der daraufhin zum Bericht aufgeforderte deutsche Ge⸗ sandte in Kopenhagen hat nunmehr mitgeteilt, daß nach einer Erklärung der dänischen Regierung die erwähnten Gerüchte jeder Grundlage entbehren.
Auf Grund der Schritte des dänischen Agitators Gran
war seinerzeit dänischerseits die Entente um alsbaldige Ent⸗ sendung
eines Kriegsschiffs nach Nordschleswig ersucht worden. Für diesen Besuch wurde von der französischen Regierung der französische Panzerkreuzer „Marseil⸗ laise“ bestimmt, der vor einiger Zeit nach Kopenhagen ge⸗ kommen war. Obwohl die deutsche Admiralität auf die am 24. August erfolgte Ankündigung des Besuchs ablehnend geant⸗ wortet hatte, da das Anlaufen des Schiffs durch die Bedinqungen des Waffenstillstands nicht begründet ist, und obwohl der deutsche Gesandte in Kopenhagen aus rechtlichen Gründen
und wegen der Gefahr von Provokationen und Zwischenfällen
mehrfach vergeblich gegen die Entsendung des Schiffs Ein⸗ spruch erhoben hatte, ist die „Marseillaise“ am 25. auf Grund der Weisung ihrer Regierung ohne deutsche Erlaubnis in Apenrade eingelaufen. Während des Besuchs wurde, wie „W. T. B.“ meldet, eine Anzahl französischer Offiziere in Uniform zum Besuch des dänischen Versammlungshauses aus⸗ gebootet und an Bord eine Abordnung dänisch gesinnter Bürger empfangen, die für den Besuch der Franzosen ihren Dank aus⸗ sprachen. Eine sehr geringe Anzahl dänischer Häuser hatte den Danebrog gesetzt. Am 26. früh ist die „Marseillaise“ nach Flensburg weitergefahren, von wo sie nach kurzem Auf⸗ enthalt über Sonderburg nach Kopenhagen zurückkehren will, Die deutsche Marinewaffenstillstandskommission hat
am 26. bei der alliierten Marinewaffenstillstandskommission gegen den Besuch des Schiffs Einspruch eingelegt und seine Zurückziehung verlangt. Es ist dem Takt und der Zurück⸗ haltung der deutschen Bevölkerung zu verdanken, daß es bei dem eigenmächtigen Vorgehen des französischen Schiffs nicht zu Zwischenfällen gekommen ist.
Meber den Aufenthalt des französischen Panzerkreuzers in deutschen Gewässern liegt noch solgende weitere Meldung des „W. T. B.“ aus Sonderburg vor:
Der französische Panzerkreuzer „La Marseillaise“ traf nach einer Meldung der „Sonderburger Zeitung“ am Mittwochvormittag auf der hiesigen Reede ein. Nachdem das Schiff einige Stunden dort „gekreuzt hatte, lief es unter Lotsenführung um 2 Uhr in den Hafen ein. Das Schiff machte, als es an der Brücke nicht anlegen konnte, vor der Marinestation fest. Es war ohne Anmeldung geschehen, weshalb sich der wachthabende Offizier der Station an Bord des Kreuzers begab und im Namen des Reichs nachdrücklich Einspruch gegen die widerrechtliche Benutzung von Reichsanlagen durch ein Ententeschiff einlegte. Darauf ankwortete der französische Kom⸗ mandant der „Marseillaise“, das Einlaufen des Kreuzers und die Benutzung der Marineanlagen sei auf Aufforderung des dänischen Empfangskomitees geschehen. Auf den Hinweis, daß die Admiralität das Gesuch des Schaffs wegen Anlaufens der nordschleswigschen Küste überhaupt nicht genehmigen würde, erwiderte der Kommandant, er handele im Auftrage seiner Regierung und der Internationalen Kommission in Kopenhagen.
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Der Minister „W. T. B.“ an sämtliche Oberpräsidenten und Regierungsprä⸗ sidenten den folgenden Erlaß gerichtet:
Die früher geltende Verfügung, daß am Gedächtnistage der Schlacht zu Sedan die öffentlichen Gebäude beflaggt werden sollten, entspricht nicht mehr den Zeitverhältnissen. Unser Volk soll in diesen Zeiten tiefsten Unglücks nicht durch demonstrative Erinnerung an frühere Siege darüber hinweggetäuscht werden, daß all sein Denken und Streben einer neuen Zukunft gewidmet sein muß. Das Aufziehen der Flagge auf den öffentlichen Gebäuden würde den Stoff zu Konflikten und zu Mißverständnissen in der Bevölkerung geben. Weite Kreise würden darin Demonstrationen für den verflossenen Verfassungszustand sehen und an dem Willn der Regierung zu einer neuen Politik zweifeln. Dies umsomehr, als die meisten Behörden noch nicht im Besitz von Fahnen in den durch die Reichsverfassung eingeführten neuen Farben sein würden. Es ist deshalb auf den dem
Sedantage von dem Aufziehen von Fahnen Abstand zu nehmen.
Oesterreich.
Laut Meldung des Wiener „Teegraphen⸗Korrespondenz⸗ Büros“ richtete der Vollzugsausschuß der Soldatenräte der Volkswehr Wiens an den Staatssekretär für Heerwesen das Ersuchen, das 41. Volkswehrbataillon wegen seiner die Emheit der Volkswehr gefährdenden Haltung aufzulösen und die dort eingeteilte Mannschaft auf die übrigen Volkswehr⸗ bataillone aufzuteilen. Die kommunistischen Soldatenräte des 41. Bataillons hatten, wie aus emem Aufruf desfelben Vollzugsausschusses an die Proletarier Wiens hervorgeht, in der Kaserne kommunistische Agitatoren beherbergt und ver⸗ köstigt — so den steckbrieflich verfolgten Metzgergehilfen Lindner, der den Anschlag auf den Minister Auer im Münchener Land⸗ tagsgebäude verübt hatte — und sich auch durch Verhandlungen, die der Vollzugsausschuß angebahnt hatte, in ihrer das Gefüge der Volkswehr zersetzenden Politik nicht beeinflussen lassen.
In einer Unterredung mit einem Vertreter der Neuen Freie Presse erklärte der Staatssekretär Deutsch, er habe die Auflösung am Mittwoch bereits aus gesp rochen, die Durch⸗ führung der Verfügung gehe ohne Hindernis vor sich. Die Auf⸗ lösung des Bataillons 41 bedeute einen weiteren Schritt zur inneren Festigung der Republik, die nicht mehr zu befürchten brauche, daß sie von einigen unüberlegten Elementen in ge⸗ fährliche Abenteuer gestürt werde. In den Blättern wird die Auflösung dieses kommunistischen Volkwehrbataillons als wertvolle Bürgschaft für die Sicherheit des Staates mit Befriedigung zur Kenntnis genommen. Die Volkswehr habe von neuem ihren guten Geist bezeugt. Ihre Führung liege in den Händen von Männern, die sich ihnrer Verantwortung bewußt seien und ihren Einfluß auch zur Geltung zu bringen wüßten. 1
Ungarn.
Die „Neue Freie Presse“ meldet aus Budapest: Am Dienstag fand eine Besprechung der Vertreter aller deutschen Parteien statt, sowohl der Bürger⸗ und Bauernpartei als auch der Christlich⸗Sozialen und der Sozialdemakratischen Partei. Es wurde die genaue Durchführung des seinerzeit von dem Nationalitätenminister Oskar Jaszi entworfenen Autonomie⸗ programms beschlossen und bezüglich Westungarns ein
Gendarmerie unter einem deutschen Nationalitätenminister ge fordert. Es wurde ferner ein Dreierausschuß aus Bauern⸗ und Bürgerpartei, Sozialisten und Christlich⸗Sozialen entsandt, um mit der Regierung und der Entente bezüglich der vollen Selb⸗ ständigkeit Deutsch⸗Westungarns zu verhandeln.
Nach einer Meldung des „Ungar. Tel. Corr.⸗Büros“ wird der Ministerpräsident fortgesetzt von Abordnungen aus dem ganzen Lande aufgesucht,
Eisenbahngesellschaften, der Postangestellten, der einzelnen Dörfer und Munizipien, der Aerzte und der christlichen konfessionellen Vereine er⸗ schienen und hatten dem Ministerpräsidenten ihre Anhänglichkeit aus⸗ gedrückt. Platz gezogen, wo die Redner ihre volle Sympathie für die gegenwärtige Politik betont hätten. Der Minister⸗ präsident hatte in seiner Antwort die Ueberzeugung aus⸗ gesprochen, daß eine andere Politik als die seine in Ungarn nicht gemacht werden könne. Nur jener habe hier einen Platz, der arbeite, und nur jener solle zu Brot gelangen, der Ungar sei und am Auf⸗ bau des Landes mithelfe. Der Minister Haller habe in ähn⸗ lichem Sinne zu der Menge gesprochen, die sodann auf die andere Seite des Ple tzes zum Erzheizoglichen Palais gezogen sei, auf dessen Balkon der Erzherzog Josef erschienen sei. Dieser habe er⸗ klärt, daß Ungarn aus seinem Grabe wiedererstanden sei. Die Ur⸗ kraft und der christliche Geist sowie vie Tugenden der ungarischen Uhr würden es wieder aufrichten und ihm zum Emporblühen ver⸗ helfen.
Großbritannien und Irland.
„Telegraaf“ meldet aus London, daß dem Dubliner Blatt „Evening Herald“ zufolge die Sinnfeiner in dieser Woche in Irland eine fünsprozentige Anle he von 250 000 Pfund
Sterling ausgeben werden, Die Zinsen sind erst sechs Monate,
„E a B
es Innern hat nach Meldung des
Ministerium des Innern unterstehenden öffentlichen Gebäudeu am
autonome Verwaltung mit deutschen Behörden und deutsche 4
t n — die ihm ihre Zustimmung zu seiner Politik aussprechen. 8 Am Dienstag seien auf der Ofener Festung Vertreter sämtlicher 8
Die Abordnungen seien zusammen auf den St. Georgs⸗
nachdem die Irische Republik von allen Völkern anerkannt ist und die Engländer Irland geräumt haben, zahlbar. Die An⸗ leihe soll dazu verwendet werden, die irische Sache in der ganzen Welt zu fördern, irische Konsulate im Ausland einzu⸗ richten und den irischen Handel und die Industrie zu unterstützen.
Frankreich. In der Kammer begann am Dienstag die Beratung des Friedensvertrags. Ueber die Verhandlungen meldet
Der Oberst Alberti erklärte, es sei bedauerlich, daß der Ver⸗ trag so viele Lücken aufweise, aber er gebe dech Genugtnung für Frankreich und stelle Polen wieder her. Frankreich dürfe ihn gutheißen. Es sinde in ihm die hohen und edlen Ueberlie ferungen seiner Geschichte niedergelegt. Die durch den Völkerbund gegebenen Garantien seien ungenügend. Das französisch⸗englisch⸗amerikanische Sonderabkommen bedeute den Angelpunkt des tünfligen Friedens. Es müßte aber ergänzt werden durch ein, französisch⸗italienisch⸗ belaisches Bündnis, damit sich Deutschland nicht mehr der großen Operationsbasis bedienen könne, um seine räuberischen Pläne auszuführen. Deshalb müßte diese von Truppen des Völkerbundes
besetzt werden. Damit wäre der Weltfrieden gesichert. — Four⸗
nier bedauerte, daß der Friedensvertrag ein einiges Deutschland an⸗
erkenne, das vor dem Kriege alle Völker hinter das Licht geführt 18 habe. Er verlangte die Einsetzung eines internationalen Parlaments, das die Einigkeit unter allen Nationen festzusetzen imstande wäre. — Der
Abg. de Chappedelaine führte Beschwerde darüber, daß die
Erntente mit dem Deutschen Reich und nicht mit den einzelnen
deutschen Staaten verhandelt habe. Heer von hunderttausend Mann, sondern ein Heer von hunderttausend
Heerführern für eine zukünftige Repanche zugestanden. Zum Schluß erörterte Abg. Fournier einen, Plan zur Schaffung eines inter⸗ nationalen Parlaments, das mehr Sicherheit bieten könne, als der ö” Die Aussprache wurde alsdann auf Mittwochnachmittag vertagt.
Sie habe Deutschland nicht ein
Rustland.
„RNeuter“ erfährt, daß Odessa vom russischen Frei⸗ willigenheer besetzt worden sei und daß die Bolschewisten
in der Richtung auf Balta sich zurückzögen.
Niederlande.
Wie „Het Volk“ meldet, sind die Sekretäre des Inter⸗ nationalen Gewerkschafts bundes, ie Herren Oude⸗ geest und Fimmen, aus England, wo sie mit Minister
Bearnes eine Unterredung über die Teilnahme der Gewerk⸗
schaften an der Washingtoner Arbeiterkonferenz hatten, wieder nach Amsterdam zurückgekehrt. Minister Barnes habe bei dem Vorstand
des Internationalen Gewerkschaftsbundes darauf gedrungen, daß
dieser seinen Einfluß zugunsten der Teilnahme der Gewerk⸗ schaften an der Washingtoner Konferenz geltend machen möge. Der Vorstand habe jedoch mit Bestimmtheit erklärt, daß er sich an die vom Amsterdamer Kongreß gefoßte Entschließung halte und seine Mitwirkung bei der Washingtoner Aerbeiter⸗ konferenz verweigern werde, wenn die Mittelmächte nicht zur Teilnahme am Kongreß aufgefordert würden. Barnes sei nicht in der Lage gewesen, eine darauf bezügliche Zusage zu machen. b 1 Belgien. Der belgische Senat hat laut Meldung
am Dienstag einstimmig den Friedensvertrag n. land ratifiziert.
„Havas⸗Reuter“ meldet aus Brüssel, daß der belgische Minister Seghers dem Ausschuß der Vierzehn in Paris eine Denkschrift über die Scheldefrage unterbreitet hat, in der er u a. auseinandersetzt, daß die Deutschen infolge der feindlichen Haltung Belgiens nicht mehr dasselbe Interesse an der Freiheit des Antwerpener Hafens haben, da dieser eine Konkurrenz der bereits in Rotterdam bestehenden deutschen Schiffahrtslinien und der Schiffahrislinien, die sich in Rotter⸗ dam niederlassen werden, bilden würde. Seahers verlangt daher, daß Belgien die Herrschaft über die Schelde bekommt, damit Deutschland Holland nicht veranlassen könne, einen Riegel vor die belgischen Häfen zu schieben.
„ g0
Schweiz.
Nach Meldung der „Schweizerischen Depeschen⸗Agentur“ hat das schweizerische Volkswirtschaftsdepartement die in der Presse bekanntgegebenen Vorschläge der Schuhindustriellen in der Frage des Preisabbaues für ungenügend bezeichnet und vorläufig die Erteilung der Aus fuhrbewilligung für Schuhwaren eingestellt.
Die Pariser Zeitungen veröffentlichen ein Telegramm aus Athen vom 25. August. wonoch der amerikanische politische Kommissar in der Türkei der türkischen Regierung ein TDelegramm Wilsons übergeben habe, in dem die Türkei aufgefordert wird, unverzüglich die Metzeleien in Arm enien einzustellen. Andernfalls werde Wilson von seinen vierzehn Punkten den zweiten zurückziehen, der sich auf die Aufrecht⸗ erhaltung der türkischen Oberherrschaft in den rein ottomanischen Gebieten bezieht. .
Amerika.
Aus New York wird gemeldet, daß der Nationale Wirtschaftsbund sich mit 519 gegen 166 Stimmen zu⸗ gunsten der Ratifikation des Friedensvertrages gohne die komplizierenden, verzögernden und abschwächenden Vorbehalte“ ausgesprochen habe.
Wie „Reuter“ aus Washington meldet, hat der Senatsausschuß für auswärtige Angelegenheiten mit 9 gegen 7 Stimmen einen Verbesserungsantrag zum Friedensvertrag angenommen, nach dem die Vereinigten Staaten sich an ser internationalen Kommission zur Festsetzung der Grenze zwischen Belaien und Deutschland nicht be⸗ teiligen sollen. Der Ausschuß war bei der Abstimmung ent⸗ sprechend der Haltung der in ihm vertretenen Parteien geteilt. Der Ausschuß hat ferner eine Reihe von Verbesserungsanträgen angenommen, durch die die Vereinigten Staaten von der Ver⸗ tretung in anderen Kommissionen ausgeschlossen werden, da anderenfalls zahlreiche Aenderungen im Friedensvertrag not⸗ wendig werden würden. Der Ausschuß für Wiedergut⸗ machung wurde indes hiervon ausgenommen.
Laut „Pressebüro Rodio“ meldet „New York Sun“ aus Washington, daß die Pläune für ein Einschreiten der Vereinigten Staat 2ꝛn zu Lande und zu Wasser in Mexiko fertiggestellt seien. 88
gezahlt (73 — 125 ℳ).
Statistik und Volkswirtschaft. Löhne in der deutschen Glasindustrie.
Nach einer Zusammenstellung der Durchschnittslöhne sowie der Höchst⸗ und Mindestlöhne in der deutschen Glasindustrie im 1. Viertel⸗ jahr 1919, die in der „Hüttenpost“ enthalten ist und im „Reichs⸗ arbeitsblatt“ euszugs weise wiedergegeben wird, beträgt die Gesamt⸗ lohnaufbesserung seit November 1918 504 vH, seit Kriegsbeginn durchschnittlich 130 bis 160/ „ H je nach Bezirken. Für einzelne Glassorten erreicht sie 200 bis 300 vH. In den Bezirken Branden⸗ burg⸗Sorau und Preuß. Oberlausitz⸗Sachsen erbalten die Hohlglas⸗ macher einen Durchschnittslohn von. 110 ℳ in der Woche (Mindest⸗ lohn 85 ℳ, Höchstlohn 140 ℳ), die Preßglasmacher 100 ℳ (85 bis 110 ℳ), die Röhren machermeister 131 ℳ, Schlepper 58 ℳ, An⸗ steller 47,50 ℳ und Röhrenschneider 24,50 ℳ. Von den Kolben⸗
machern sind Löhne für nur halbschichtige Arbeit bezw. eine Woche
von 30 Arbeitsstunden angegeben, und zwar erhalten die unter 21 jährigen 50 ℳ, die über 21 jährigen 61 ℳ und öltere Leute 75 ℳ. In der Schleiferei wird ein Durchschnittslohn von 102 ℳ wöchentlich Hilssarbeiter bekommen 25 ℳ Wochenlohn (19—31 ℳ), und zwar Einwicklerinnen 21 ℳ (20 — 22 ℳ), Schmelzer⸗ gebilfen (45 — 60 ℳ), Packerinnen 32 ℳ, von den Hofhilssarbeitern die Männer 44 ℳ, die Frauen 25 ℳ. In der Raffinerie der Glas⸗ industrie erhalten Maler 90 ℳ Wochenlohn, Graveure 97,50 ℳ (90 — 105 ℳ), Sandbläser 75 ℳ, Aectzer 120 ℳ, Guillocheure 75 ℳ und Guillochierinnen 39 ℳ, Stempelmeister im Akkordlohn 88 ℳ, We lohn 85 ℳ und Stemplerinnen 23 ℳ. b
8 Arbeitsstreitigkeiten.
Die Pressestelle des Staatskommissariats in Kattowitz meldet, daß die Arbeitsaufnahme in Oberschlesien anhält und daß der Generalstreik als erloschen gelten kann. Voll arbeiteten gestern alle staatlichen Werke und das Rybniker Revier. Das Zentralrevier arbeitete ebenfalls vell bis anf die Antonienhütten⸗ Gruben, wo nur 70 bis 40 vH arbeiteten. Im Plessener Revier arbeiteten durchschnittlich 40 bis 50 vH. Die Arbeitsaufnahme der oberschlesischen gesamten Belegschaften betrug 95 vH.
Aus Cöln wird dem „W. T. B.“ gemeldet: Obwohl erst am 14. Juni d. J. ein Kollektivabkommen der Cölner Metallindustrie zwischen dem Arbeitgeberverband und den drei Gewerkschaflsorganisationen der Arbeiter zustande gekommen war, hat am Dienstag eine Vertrauen männerversammlung des Deutschen Metallarbeiterverbandes die Kündigung des Abiommens eeinstimmig durch die Annahme einer entsprechenden Entschließung genehmigt. — Nach⸗ dem am Montag ein Teilausstand der Holzarbeiter der Cölner Metallindustrie unter Tarizbruch des erst vor vierzehn Tagen abgeschlossenen Abkommens mit dem Arbeitgeberverband aus⸗
gebrochen war, haben die Ausständigen gestern vormittag auf An⸗ ordnung der britischen Besatzungsbehörde die Arbeit wieder auf⸗
genommen.
Die Arbeitsgemeinschaft der Dresdener Bank⸗ angestellten⸗Organisationen hielt am Montag, wie der „Voss. Ztg.“ aus Dresden telegraphiert wird, eine Einspruchversamm⸗ lung ab. Die Dresdener Bankleitungen hatten am Montagmittag erklärt, auf Wunsch ihrer Berliner Zentrale genötigt zu sein, den Tarifvertrag abzulehnen. Die Angestellten erklärten darauf, am 1. September die Arbeit niederzulegen, wenn ihre Forderungen nicht bis zum 30. August bewilligt würden.
Nach einem Telegramm des „W. T. B.“ aus Washington haben die Vertreter der Arbeiter in den Eisenbahnwerk⸗ stätten den Kontrolleur der Eisern babnen davon in Kenntnis gesetzt, daß sie eine Regelung ihrer Forderungen auf der von Wilson vorgeschlagenen Grundlage nicht annehmen können
und daß sie unverzüglich über den Ausstand abstimmen werden.
Kunst und Wissenschaft. Der unglückliche Ausgang des Krieges hat auch der ruhmreichen
Arbeit der deutschen Gelehrten, die seit den Erfolgen
Schliemanns in Troja, Humanns in Pergamon fast ein halbes Jahr⸗ hundert lang im Orient geleistet worden ist, ein jähes Ende be⸗ reitet. Wie ein Epilog zur Geschichte dieser Unternehmungen, die unsere Vorstellung vom Bilde der alten Welt von Grund auf um⸗ gestaltet haben, lesen sich die Berichte, die von den im Kriege im
Orient tätigen deutschen Gelehrten jetzt in der Seemannschen „Zeit⸗
schrift für bildende Kunst“ erstattet werden. Unter erschwerenden äußeren Umständen, aber unterstützt von der gewissenhasten Sorge der militärischen Behörden, wurden da Ergebnisse von höchster wissen⸗ schaftlicher Bedeutung erbracht. Mancher Widerstand war zu überwinden. Dem Denkmalsschutz auf dem Balkan, so berichtet Prof. Dragendorff, traten z. B. die starken nationalen Gegen⸗ sätze hindernd in den Weg, die bei dem einen Stamme das Ver⸗ ständnis für die Hinterlassenschaft und die Kulturwerte des anderen schwer aufkommen lassen. Wie die türkischen, so müssen auch die Reste griechischen Altertums hier und dort unter der nationalen Ab⸗ neigung der Slawen gegen die die heutägen Griechen leiden. In Mazedonien forgse eine vom deutschen Oberkommando berufene landeskundliche Kommission für Erforschung und Erhaltung der Denk⸗ mäler in Vereinigung deutscher und bulgarischer Gelehrter. Eine eingehende Veröffentlichung des von ihr gesammelten wissenschaftlichen Materials ist im Einverständnis mit dem preußischen Kultusministeri m geplant. Der Gedanke, die verstreuten Altertümer in ein paar Orten wie Uesküb und Prilep zu sammeln, konnte nicht mehr duechgeführt werden. Im Altertum braua te esst die römische Kaiserzeit nach Nordmazedonien Kultur, und zwar von militärischem Charakter, lag doch dort eines der Hauptrekrutierungsgebiete des römischen Heeres. Das häufige Vorkommen von Soldaten⸗ und Veteranennamen in den dortigen Inschriften zeigt das. Nur eine planmäßige größere Grabung wurde dort unternommen: in der antiken Stadt Stobi wurden drei Basiliken entdeckt und eine dank Mackensens Interesse ganz freigelegt. Sie hatte einen prächtigen Mosaikboden, einen geometrisch ge⸗ teilten und bis auf einige Felder mit Tierdarstellungen auch geometrisch geschmückten Teppich. Die in der benachbarten deutschen Etappen⸗ kommandantur Gradsko gesammelten recht wertvollen Gegenstände sind wahrscheinlich in der allgemeinen Katastrophe mit unter⸗ gegangen. Dann besitzt das Land einen großartigen, rätselhaften Kuppelbau bei Philippi in Ruinen und vom 11. Jahrhundert an überall verstreut Klosteranlagen mit Kuppeln. Die slawische Welt sieht Ochrita als den Ausgangspunkt der slawischen Zivilisation auf dem Balkan an. Die Klöster und ihre Fresken zeigen in ihrer Folge einen Festlandsweg, den die byzantinisierende Kunst von Byzanz und vom Malerklosterberg Athos aus in nordwestlicher Richtung nach Venedig einschlägt.
Im westlichen Kleinasien, wo einst die größten und
reichsten Griechenstädte lagen, hat zwar nicht feindliche Zerstörung,
wohl aber die türkische Militärvermwaltung und die im Kriege überale gesteigerte Bautätigteit der jungtürkischen Behörden bisweilen die antiken Stätten bedroht. Gegenüber der Leichtigkeit und Billigkeit, mit der sich Baulustige das Material aus antiken Ruinenstätten holen konnten, versagten alle Verbote; um so mehr, als fast alle Türken den Zeugen griechischer Vergangenbeit gleichgültig, wenn nicht feindselig gegenüberstehen. Prof. Georg Karo berichtet, wie jetzt die Reste des alten Tralleis planmäßig in Neubauten und Kalk⸗ öfen wanderten. Wenigstens einige antike Plastiken konnten von den deutschen Gelehrten geborgen werden. In Haltkarnaß, der Stadt des berühmten ersten Mausoleums, haben die Fehnbesen auf der Jagd nach unseren U⸗Booten die große Burg der Rhodiser mit schweren Schiffsgeschützen beschossen und dieses ehrwürdige, von dem franzbsischen Großmeister Philibert de Naillac um 1400 begonnene
Bauwerk, das nicht den geringsten militärtschen Wert besitzt, so schwer beschädigt, daß der Einsturz der bedeutendsten Türme drohte. Hier galt es zu schützen. Es fand sich da z. B. aus guter römischer Zeit die lebensgroße Marmorstatue eines auf gekreuzten Beinen nach Türkenart hockenden Barbaren, die wohl einst die Ritter auf dem Eingangsturm der Burg als steinernen Wächter aufgestellt hatten. — In Syrien ernannte Diemal Pascha den Berliner Museums⸗ direktor Geheimrat Wiegand zum Generalinspektor der Altertümer im Bereich der 4. fürkischen Armee. Bis auf die Sinaihalbinsel und nach Westarabien dehnten Wiegand und seine Mitarbeiter ihre Inspektionsreisen aus. Der dort an wohlerhaltenen Resten früh⸗ byzantinischer Zeit gewonnene Ueberblick über die christliche Kultur des Sinaigebietes kurz vor den Arabereinfällen des 7. Jahrhunderts ist reich an neuen Zügen. Jerusalem, für das Djemal von dem Schweizer Architekten Prof. Max Zürcher ein Lokalmuseum entwerfen ließ, das nicht mehr ausgeführt mwurde, litt beim türkischen Rückzug und bei der englischen Besatzung keinen Schaden. In der Haupt⸗ stadt der Ammoniter, Rabbat⸗Ammon im Ostiordonland, wurde der feine frühislamische Bau auf der Oberburg, dessen Wände mit Ornamenten geradezu übersponnen sind, von vielen englischen Flieger⸗ bomben stark beschädigt. Das weltberühmte dreiteilige Tor von Palmyrag, dessen Fundamente durch fliegenden Wüstensand und die Einwirkung der salzhaltigen Erde ausgehöhlt waren, wurde von den deutschen Denkmalpflegern unterfangen. Gewisse Kreise in Syrien beschuldigten Djemal, er sei durch Begünstigung von Demolierung arbeiten aus Eigennutz der Zerstörer der alten Stadtbilder Spriens geworden, er habe die großen Straßendurchbrüche in Beirut Damaskus u. a. befohlen. Wiegand stellt fest, daß diese Maßnahmen von spekulativen Köpfen der syrischen Ortsverwaltungen ausgingen daß dagegen von Zürchers für Djemal ausgeführten Plänen Fets. zur Ausführung kam. Ja, der böse Wille der Stadtverwaltung gegen das Oberkommando ging so weit, daß der Stadtarchitekt von Damaskus ohne Erlaubnis 2 römische Stadttore abbaute und auf 1 den Hinweis, das reizende Brunnenhaus an der Sinanmoschee müsse erhalten bleiben, dies bei Nacht und Nebel heimlich niederreißen ließ. Die alten Baudenkmäler von Damaskus werden von den deutschen Gelehrten besonders veröffentlicht werden⸗ Zum erstenmal wurde in vielen Fliegeraufnahmen das Luftbild in den Dienst der Archäologie gestellt, es gibt über die antiken Stadtpläne oft überraschende Auskunft. Die archäologischen Unternehmungen unserer Gegner, z. B. die englischen Ausgrabungen in Harkemisch, wurden natürlich nachdrücklich geschützt. Bei dem englischen Flieger⸗ angriff auf das Wohnhaus der deutschen Ausgrabungen zu Didyma, der wenig Schaden anrichtete, war der Archäologe Professor Mayres aus Orford Beobachter, weil in dem Hause ein Waffendepot gemeldet wurde. Wiegand bestreitet das freilich und erwartet von Magyres eine Aeußerung des Bedauerns. In Mesopotamien und Persien war ein anderer Berliner Museumsmann, Professor Sarre, tätig, neben ihm deutsche Gelehrte wie Professor Herz⸗ feld in Bagdad, Professor Koldewey in Babylon und andere, die, an den Etappenorten stationiert, mit Sonderarbeiten zur Er⸗ kundung des Landes beauftragt oder vorgeschobenen militärische n und diplomatischen Expeditionen, wie der von Hentigs nach Afghanisten, angehörend, frühere wissenschaftliche Untersuchungen vervollständigen oder neue Denkmäler studieren konnten. Dr. Schade von dem Berliner Museum z. B. konnte den Problemen des Xenophonzuges unter besonders günstigen Bedingungen näbertreten, indem er die Strecke Erzerum— Trapezunt und den Küstenweg Trapezunt —Samsun im Winter unter militäritschen Marschbedingungen zurücklegte.
Die Technische Hochschule in Danzig hat dem Direktor im Reichspostministerium Bredow „in Anerkennung der Verdienste um die Förderung der technischen Entn icklung der draht⸗ losen Telegraphie und um die Organisation ihrer Anwendung im Interesse des Vaterlandes und der Menschheit“ die Würde eines
hrendoktors verliehen.
Literatur.
— Das Augustbeft der „D eutschen Revue“ hat folgenden Inhalt: C. von Weizsäcker: Württembergische Erinnerungen — Dr. J. Lulvès, Archivrat (Berlin): Papst Benedikt XV. und der
Völkerbund. — Ernst Reinhardt, Oberst: Von den Soldatennäten. Persönliche Erinnerungen. —
Philixp Zorn: Deutschland und die beiden Haager Friedenskonferenzen. V. — F
Freiberr Reinhard von Dalwigk, Tagebücher 1866/67 und 1870/71. Herausgegeben von Privatdozent Dr. Wilhelm Schüßler (Fortsetzung). — Dr. Marx von Szezepanski, Oberstleumant a. D.: Theoretisches und Historisches zur politischen Tätigkeit des Feldherrn (Schluß). — Dr. Ernst Tran⸗ mann (Heidelberg): Erlebnis und Dichtung in Goethes „West⸗ ostlichem Divan“. Eine Jahrhundertbetrachtung. — Dr. Arnold Sachse, Geheimer Regierungs⸗ und Schulrat in Hildesheim: Die Trennung von Kirche und Staat. — Dr. Breger, Geheimer Re⸗ gierungsrat (Berlin): Der Seuchenschutz des Reichs während des Krieges. — Karl Elster: Die deutsche Währung der Zukunft. — Literarische Berichte. — Eingesandte Neuigkeiten des Büchermarktes
Bauwesen.
„Baustoffbewirtschaftung. Die außerordentliche Knapp⸗ heit an Baustoffen, die nicht einmal die Fertigstellung der bereits begonnenen Klein⸗ und Mittelwohnungen gestattet und die infolge
werden kann, zwingt zu sorgsamer Ausnutzung der vor⸗ han denen Bestände. Um — soweit als möglich — einen Ausgleich zwischen Erzeugung und Bedarf herbetzuführen, hat der Reichskommissar für das Wohnungswesen Scheidt die Bezirtswohnungskommissare, denen Baustoffbeschaffungsstellen an⸗ gegliedert sind, zur Aufstellung von Wirtschaftsplänen angewiesen. — Unter Zugrundelegung des zugewiesenen Kohlenkontingents soll in den einzelnen Wirtschaftsbezirken die monatliche Ziegelerzeugung fest⸗ gestellt und auf Grund der verfügbaren Mengen an Zement, Kalk usw. ein Ueberblick über die monatlich verteilbaren Vorräte geschaffen werden. Andererseits soll der Bedarf an Baustoffen nach Maßgabe der Vorräte geregelt werden. Von den Bauherren sind zu diesem Zweck Bedarfsnachweisungen einzureichen, über deren Belieferung nach Prüfung und Feststellung entschieden wird. Der Erlaß macht den Bezirkswohnungskommissaren vor allem die Steigerungen der Er⸗ zeugung durch Förderung wirtschaftlich arbeitender Betriebe zur Pflicht.
Theater und Musiit.
Die vereinigten Bühnen Kleines Theater und Kleines Schauspielhaus (künstlerische Leitung Dr. Georg Altmann, ge⸗ schäftliche Leitung Emil Berisch) beginnen die neue Spielzeit am 1. September im Kleinen Theater mit der Wiederaufnahme des Lustspiels „Kümmelblättchen“ von Overweg. Als erste Neu⸗ einstudierung folgt in der zweiten Septemberwoche Hermann Kessers
1“
Tragikomödie „Summa Summarum“. Das Kleine Schau⸗ spielhaus wird Mitte September mit „Krach“, einer neuen Komödie von Harry Kahn, eröffnet werden.
In der Operette „Liebeszauber“ don Oskar Strans, ole als erste Neuheit der Winterspielzeit in der Komischen Oper in Siene geht, sind die Damen Leux, Delorm, Müller, die Herren Jahrbeck, Braun, Neißer beschäftigt. Die Einstudierung besorgt der Kapell⸗ meister Artur Guttmann vom Johann⸗Straus⸗Theater in Wien. Spielleiter ist der Direktor. Gustav Charlé. Die Erstaufführung leitet der Komponist selbst.
bestehenden Kohlenmangels auch in absehbarer Zeit nicht behoben