1919 / 220 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 Sep 1919 18:00:01 GMT) scan diff

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Unterirdisch und in Tagebauen beschäftigte Bergubeiter im engeren Sinne

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Sonstige unterirdisch und in

Tagebauen beschäftigte Arbeiter weiblichen

Ueber Tage beschäftigte Nrbeiter ausschl. der jugendlichen und

Jugendliche männliche Arbeiter unter 16 Jahren

Sinne ¹)

Gesamt⸗ zahl der Arbeiter 1919

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Tagebauen beschästigten

Dauer einer Schicht der unterirdisch und in Bergarbeiter im engeren

4.

von der retner Lohn,

II. V.⸗J.

von der reiner Lohn Gesamt⸗ Fvs Arbeiter 1919 1918 Arbeiter 1919

Jahres⸗ Gesamt⸗

mittel 1918 5. 3 8 10.

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reiner Lohn Jahres⸗ II. V.⸗J. mittel 1919 1918

von der Gesamt⸗ zahl der Arbeiter

*H*)

von der Gesamt⸗ zahl der Arbeiter

II. V.⸗J. 1919

a. Steinkohlenbergbau in Oberschlesien 2— 1 in Niederschlesien .. . ... im Oberbergamtsbezirk Dortmund: a. Nördliche Reviere]§) . .. b. Südliche Reviere) ) .. ..

11,29 13,82

13,24 14,52 12,72 13˙65

12,44 11,16

14,86 14,46

Phes 5 Dortmund a, b und Revier Hamm). bei Saarbrücken (Staatswerke).. 1ö1“ am linken Niederrheikank . .

b. Braunkohlenbergbau im Oberbergamtsbezirk unterirdisch Halle 1 in Tagebauen

2.

13,10 11,24 11,89 13,62

14,30 12,12 11,58 14,25

14,75 11,37 10,28 13,19

8,52 8,00

11,84 12,37

Summe..

144“

c. Salzbergbau im Oberbergamtsbezirk . 8

im Oberbergamtsbezirk Plausthal

d. Erzbergbau in Mansfeld (Kupferschiefer). i Gerharz . ZJ1“ sn Nasfag und Wetzlar onstiger rechtsrheinischer linksrheinischer g.

10,46

11,86 15,29 ¹⁰) 17,34 11,12 12,78

8,14 10,62

12,58 13,22

8,99

9,34

11,92 12,45

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9,04 10,09 ⁴) 11,21

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13,75 9,50 9,69 7,62

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chließlich der Ein⸗ und Ausfahrt, aber einschließlich der Pausen.

2 ρ

mtzahl der Arbeiter vergl. Spalte 2 von I. : bis 7 Stunden; 98,5 vH: bis 8 Stunden.

——

bis 6 Stunden; 75,4 v

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—: bis 6 Stunden; liche Reviere: Lünen,

Anmerkung ²) bei I.

: bis 6 Stunden; 75,4 vH: bis 7 Stunden; 22,8 b : bis 6 Stunden; 76,3 88 bis 7 Stunden; 23,7 v. H: bis 7 Stunden; 22,9 pH: his 8 Stunden. 8 1 0,2 vH: bis 7 Stunden; 99,7 vH: bis 8 Stunden. ih ortmund II, Dortmund I11, Ost⸗Recklinghausen, West⸗Recklinghausen, Nord⸗Bochum, Herne, Gel iche Reviere: Dortmund 1, Witten, Hattingen, Süd⸗Bochum, Essen I, Werden. ü. 8 8 1

: bis 8 Stunden. : bis 8 Stunden.

Ueber die Lage des deutschen Arbeitsmarkts im Monat August 1 919 berichtet das vom Statistischen Reichtamte herausgegebene „Reichs⸗ arbeitsblat,“ in seinem Septemberbeft: Die Rückkehr der Kriegsgefangenen hat im August begonnen. Heimat grüößt ihre Söhne, die Hartes für sie erduldet haben, und sorgt trotz der schwierigen Lage des Arbeitsmarkts nach Krätten für ihre Unterbringung. Wenn sie aus der harten Schule des zwangs⸗ weisen Dienstes für die Fremde den ernsten Willen mitgebracht haben, reiwillig alle Kräfte für den Wieveraufbau der Heimat anzuspannen, so wäre ein Schritt zur Gesundung der Arbeitsverhältnisse getan. Vorläufig herrscht noch in weiten Kreisen die Arbeitsunlust. Sie äußert sich in der Berufsabkehr von anstrengender Arbeit, wie z. B. dem Bergbau, in dem häufigen Stellenwechsel, in den Be⸗ strebungen zu einer weiteren Verkürzung der Arbeitszeit im Kohlen⸗, Eisenerz⸗ und Kalibergbau, in den geringen Arbeitsletstungen, die nur da, wo Aktordlöhne eingeführt wunden, eine bemerfenswerte Besserung aufweisen, und schließlich in den zahlreichen Streiks.

Trotz der großen Koblennot Deut chlands, das noch unter den Folgen des Bergarbeiterstreiks im Ruhrgebiet vom Apiil die ses Jahres zu leiden hat und jetzt mit den Kohlenlieferungen an die Verband mächte beginnen foll, streikten im Berichtsmonat die Berg⸗ leuie in Oberschlesien rund 14 Tage. Sie hatten zwar aus der Etn⸗ führung des Achtstundentags größere Vorteitle gezogen als die Berg⸗ acheiter der meisten anderen Steinkohlengebiete, sie hatten schließlich auch die 7 ½ stündige Schicht einschließlich der Ein⸗ und Ausfahrt erreicht; das binderte sie aber nicht, einen Streik vom Zaune zu brechen, der nach vorläufiger Uebersicht gegen den Vormonat einen Ausfall von rund 881 000 t Steintohlen, 28 600 t Stahl und 21 000 t Walzwerkserzeugnissen drachte, ganz zu schweigen von den erheblichen Lohnausfällen für die Belegschaft, den Betriebsstörungen in den anderen Gewerbezweigen und der dadurch verursachten Steigerung der Arbeitslosigkeit.

Die im Rheinisch⸗weslsälischen Kohlensyndikat vereinigten Zechen verzeichneten im August einen leichten Rückgong der Förrerung um 0,zz Million auf 6,e Millionen Tonnen, was

freilich vorwiegend darauf zurückzuführen ist, daß der August enen Arbeitstog weniger hatte als der Juli. Im ganzen genommen, vurden im August im Ruhrgebiet und in Oberschlesien über 1 Milllon Tonnen Steinkohlen weniger gefördert als im Vormonat. Ist die arbeztstägliche Förderung neuerdings auch gestiegen, so liegt doch die Versorgung aller Verbraucher immer noch sehr im argen. Die Eisen⸗ hahnen, Gasanstalten, Elektrizität werke und sonstigen industriellen Betriebe, die um diese Zeit gewöhnlich den größten Teil ihres Wirnter⸗ bedarfs an Koblen ein edeckt hatten, sind zumeist nur für wenige Tage, bestenfalls Wochen mit Koblen verseben. Kcohlen⸗, Rohwoff⸗ und Strommangel haben weitere Betriebs⸗ einschränkungen und Stillegungen ganzer Abteilungen nd Werke verursacht. Größere Entlassungen von Arbeitern ließen sich nicht immer vermeiden, wenn auch vielfach, trotz des Stillstandes der Werke, die Arbeiter vor rst in Stellung blieben und die Arbeits⸗ losigkeit infolgedessen geringer erscheint, als sie tatsächlich ist. „MNeben dem Rückgang der Kohlenförderung weist auch die sonstige Produktionsstatistik Minderbeträge gegen den Vormonat auf. Nach den Schätzungen des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustriellen ist dse Roheisenerzeugung um 6849 t auf 568,785 t, die Stahlerz ugung um 56 648 t auf 739 683 t und die Walzwerkserzeugung um 16 837 t auf 605 179 t gefalen. Der Ver⸗ sand des Roheisenverbandes betrug im August schätzungs⸗ weise 124 451 t gegen 140 312 t im Vormonat. Der Rückgang wird auf eine tjeilweise starke Verminderung der Wagengestellung zuräck⸗ geführt. Im Gegensatz hierzu weist der Versand des Stahl⸗ werksverbandes in A⸗Produkten eine leichte Steigerung um 511 t auf 137 312 t auf. Nach den Feststelungen von 34 Fachverbänden, die für 4 264 179 Mitglieder berichteten, betrug die Arbeitslosenzahl im August 150 215 oder 3,1 vH. Im Vormonat hatten 31 Fach⸗ erbände unter ihren Mitgliedern ebenfalls eine Arbeitslosigkeit von 1 vH festgestellt. Die Arbeitslosigkeit hat sich demnach im al⸗ gemeinen nicht erhöht. Bei der Verteilung auf die männlichen und weiblichen Mitglieder ergeben sich aber bemerkenswerte Unterschiede. Bei den Männern ist die Arbeitslosenziffer von 2,8 auf 2,8 vH ge⸗

fallen, bei den Frauen weist sie dagegen eine Zunahme von 49 auf 44,3 vH auf. Bei der Verteilung ouf die einzelnen Gewerbe⸗

gruppen fällt die Zunahme der Arbeitslosenziffer beim Webstoff⸗ gewerbe von 7,s im Vormonat auf 9,8 vH auf. Die größte Arbeils⸗ losenziffer ist nach wie vor im Bekleidungsgewerbe vorhanden, wo sie immer noch 17,2 vH gegen 19,1 vH im Vormonat aufweilst. Einen

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bemerkenswerten Rückgang der Arbeitslosigkeit von 5,1 auf 2,8 vH weist das Verkehrsgewerbe auf.

Ein etwas anderes Bild zeigt die Statistik der Arbeits⸗ nachweise. Auf je 100 offene Stellen kamen insgesamt im August bei den Männern 154 Arbeitsuchende gegen 151 im Vor⸗ monat, bei den Frauen dagegen 136 gegen 140 im Vormonat. Die Zunahme der Arbeitsgesuche bei den Männern dürfte mit der Be⸗ endigung der Erntearbeiten und der Rückkehr der Kiiegsgefangenen zusammenhängen. Bei den Frauen hat vermutlich die erfolgte oder erwartete Rückkehr der Kriegsgefangenen eine Abnahme der Arbeits⸗ gesuche herbeigeführt. Bei den einzelnen Gewerbegruppen kamen cuf je 100 offene Stellen im Spinnstoffgewerbe 698 (im Vor⸗ monat 738) Arbeitsgesuche. von Männern und 627 (im Vormonat 586) Arbeitsgesuche von Frauen, im Handel 519 (im Vormonat 511) Arbeitsgesuche von Männern und 375 (im Vor⸗ monat 457) Arbeitsgesuche von Frauen, im Nahrungsmittelgewerbe 470 (i. Vorm. 575) Arbeitsgesuche von Männern und 344 (i. Vor⸗ monat 439) Arbeitsgesuche von Frauen, im Metallgewerbe 293 (im Vorm. 309) Arbeitsgesuche von Männern und 254 (i. Vorm. 288) Arbeitsgesuche von Frauen. In scharfem Gegensatz zu diesem Ueber⸗ angebot von Arbecitskräften steht der Bergbau, wo auf 100 offene Stellen nur 32 (i. Vorm. 28) Arbeitsgesuche von Männern und 56 (i. Vorm. 75) Arbeitegesuche von Frauen verzeichnet wurden.

Die Zahl der unterstützungsberechtigten Erwerbs⸗ losen ist in 111 Städten, für die der Arbeitsmarkt⸗Anzeiger vergleichbare Angaben enthält, ist von 323 911 (darunter 229 827 Männer und 94 084 Frauen) am 2. August auf 297 727 (darunter 209 834 Männer und 87 893 Frauen) am 30. August gesunken.

Noch den Nachweisungen von 4888 Krankenkassen betrug die Zahl der männlichen und weiblichen Pflichtmitglieder abzüglich der arbeitsunfähigen Kranken am 1. September insgesamt 8 756 933, darunter 3 336 982 oder 38,1 vH weibliche Mitglieder. Die Zahl der männlichen Pflichtmitglieder abzüglich der Kranken hat sich gegen den Vormonat um 45 226 oder 0,8 vH und die Zahl der weiblichen Pflichtmitglieder um 3063 oder 0,1 vH erhöht. Setzt man die Zahl der Versicherungspflichtigen abrüglich der Kranken vom 1. Januar 1919 gleich 100, so stellt sich die Beschaftigtenziffer am 1. Sep⸗ tember d. J. auf 137,7 bei den Männern und 98,2 bei den Frauen, insgesamt also auf 119,9.

Dem Gesamtüberblick läßt das „Reichsarbeitsblatt“ u. a. Ab⸗ handlungen über die Entwickelung und den gegenwärtigen Stand der Erwerbslosenfürsorge sowie über Streiks und Aussperrungen im Jahre 1917 folgen. Das Heft enthält ferner eine Uebersicht über die wichtigsten Arbeitslöhne im Ausland, Angaben über ein deutsches Tarifarchiv, sowie den Wortlaut des amtlichen Berichts über die Arbeitszeit im Bergbau und der Verordnung vom 3. September über Einstellung und Entlassung von Arbeitern und Angestellten während der Zeit der wirtschaftlichen Demobilmachung. 8 b

Arbeitsstreitigkeiten.

In den Siemenswerken sind, wie der „Berl. Lokalanz.“ mitteilt, die Heizer gestern abend in den Ausstand eingetreten; das Kraftwerk liegt still, was auch zur Folge hatte, daß die Versorgung des Stadtteils Siemensstadt mit Licht unterbunden worden ist. 30 000 Arbdeiter sind beschäftigungslos.

Gestern nachmittag sollten, wie „W. T. B.“ meldet, in Essen Verhandlungen zwischen Arbeilgeber⸗ und Arbeit⸗ nehmerverbänden stattfinden, in denen eine endgültige Regelung der Lohnerböhungen für die Berg⸗ arbeiter vorgenommen werden sollten. Die Lohnerhöhungen sollen vom 1. Oktober ab gezahlt werden. Man hofft dadurch die Arbeitslust im Bergbau zu steigern.

Die vom Landwirtschaftsminister in den Kreis Eckernförde zur Beilegung des Ausstands der Land⸗ arbeiter entsandten Kommissare haben „W. T. B.“ zufolge, da trotz Warnung des deutschen Landarbeiterverbandes ein Teil der Ar⸗ beiler den Tarif brach und stellenweise Terror geübt wurde, zum Schutz der Arbeitswilligen und zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe und Ordnung den Kreis durch Militär besetzen lassen. Der deutsche Landarbeiterverband hat seine tarif⸗ brüchigen Arbeiter ausgeschlossen. Die Ruhe ist zurzeit wiederhergestellt.

Zum Ausstand auf den Fischdampfern in den Unterweserorten meldet „W. T. W.“, daß nicht alle Fisch⸗

dampferbesatzungen abgemustert haben, so daß heute schon mehrere Dampfer wieder in See gehen sollten. Die Reeder haben beschlossen,

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in Zukunft keine dem Seemannsbunde angehörenden See⸗ leute anzumustern. Da die Gewerkschaften und der Transportarbeiterverband, die den Ausstand ablehnen, in dem Eintreten von freiwilligen Hilfskräften keine Provokation er

Hilfskräften aus allen Kreisen der Bevölkerung begonnen. Am gestrigen Morgen haben sich, wie aus Bremen gemeldet wind bereits vier⸗ bis fünfhundert Personen gemeldet, die in geschlossenen Zuge zum Hafen gingen. Die Polizei hat den Schutz der Freiwilliht übernommen. Zum Straßenbahnerausstand in Bremen wird mitgeteilt, daß am Mittwoch Verhandlungen zwischen der Direktion der Bremer Straßenbahn und den

beihilfe stattfanden. Der Schlichtungs ausschuß lehnte nach den Vor trägen beider Parteien die Festlegung einer Teuerungszulage ab. Die Kraftverkehrsgesellschaft „Niedersachsen“ hat verschiedene ihrer Wage für den Personenverkehr hergerichtet, die den Verkehr auf der Strech der Ringbahn und auf den wichtigsten Außenlinien so gut wie möglich aufrechterhalten.

Nach einer vom „W. T. B.“ übermittelten Meldung des „Tels graaf“ aus London ist im Eisenbahnerstreik eine wesent⸗ liche Besserung eingetreten. Der Eisenbahnerverband bhat

Der ausführende

portwesen zu einer Besprechung anzunehmen. der Konferen

Ausschuß des Eisenbahnerverbandes wird an teilnehmen. wurde die Konferenz mit den Delegierten der Eisenbahner noöch 2 ½ Stunden vertagt. Amtlich wurde bekanntgegeben, daß um 4 Uh Nachmittags eine neue Zusammenkunft stattfinden würde, in der ein⸗ gehende Besprechnngen abgehalten werden sollten.

Die Mailänder Arbeitskammer hat, wie „W. T. B.“ erfährt, mit Rücksicht auf die Unmöglichkeit einer Lösung des seit Monaten bestehenden Streits zwischen Metallarbeitern und

werkschaftsbundes das Ersuchen gerichtet, den Generalausstand in ganz Italien zu erklären.

industrie mitteilt, erklärte der Streikleiter Foster, daß 327000 Arbeiter feiern. In Ohio, Illinois und Indiana sind die meisten Fabriken geschlossen. In Ohio streiten 8700, im Bezirk Cleveland 55 000 Arbeiter. In Clarton bei Pittsburg haben am Sonntag neue Zu⸗ sammenstöße zwischen der Polizei und den Ausständigen statt⸗ gefunden. Der Eisengießerverband beschloß auf einer in Cincinnati abgehaltkenen Versammlung zur Aktion überzu⸗ gehen. Auf beiden Seiten bereitet man sich auf einen langen Kampf vor. Die Arbeitgeber richten für die Arbeitswilligen Häuser ein. Der allgemeine Ausstand soll bis zum 1. November dauern, wenn nicht eine Lohnerhöhung vong 60 vH, der Sechsstundentag, die fünftägige Arbeitswoche, 50 vH Lohnerhöhung für Ueberstunden und 100 vH Lohnerhöhung für die Arbeit an Sonn⸗ und Feiertagen in Illinois, Indiana, Penn⸗ splvania und Ohio bewilligt werden. Auf einer in Indiana⸗ polis abgehaltenen Versammlung erklärten sich auch die übrigen Bezirke bereit, diese Forderungen zu stellen. Das Reutersche Büro“ meldet aus New PYork, 58 es nnfolge des Ausstands in der Stahlindustrie in New Castle, Pittsburg und anderen Städten am Dienstagabend zu weiteren Zusammen“⸗ stößen kam, die beträchtliche Opfer forderten. Ueber den vollen Umfang des Ausstands seien noch immer keine Angaben zu erhalten. In Martins Ferry und Ohio soll es zwischen den Unternehmern und den streikenden Arbeitern zu einer Einigung gekommen sein.

Nr. 77 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“ herausgegeben im preußischen Ministerivm der öffentlichen Arbeiten, vom 20. September 1919 hat folgenden Inhalt: Amtliches: Erlaß vom 16. September 1919, betr. Einsichtnahme in die Personal⸗ akten; Dienstnachrichten. Nichtamtliches: Die neue staatliche Frauenklinit mit Mütter⸗ und Säuglingsheim in Chemnitz i. Sa. Ueber wirtschaftlichen Betrieb auf elektrischen Bahnen. Vermischtes: Wettbewerb für den Bau einer Eisenbahnbrücke in Stockholm; Bau⸗ stoffbewirtichaftung; Dienstanweisung für Arbeiterkontrolleure auf

Bauten; Siedlungsgesetz für Sachsen⸗Meiningen; Gewährung von Baukostenzuschüssen.

blicken, hat man mit der Einstellung von freiwilligen

Vertrauensleuten des Fahrpersonals über die geforderte Teuerungs⸗

beschlossen, die Einladung des Ministers für das Trans⸗†

Nach einer späteren Meldung aus London vom 25

Industriellen an das Arbeitersekretariat des allgemeinen Ge⸗

Wie das holländische Blatt „Nieuwe Courant“ aus Washingtonß über den Ausstand in der amerikanischen Stahl⸗

Theater und Musik.

5 Konzerte. . In zwei Konzerten mit dem Philharmonischen Drchester im Beethovensaal urd in der Philharmonie sttellte sich Dr. Heinz Unger als Dirigent vor. Wer einer⸗ seits weiß, daß das Zustandekommen solcher Konzerte mit einem Riiesenapparat zunächst eine Kapitalsfrage ist, und andererseits die Tat⸗ sache kennen gelernt hat, daß es keine grose Kunst ist, ein so vor⸗ Zügliches Orchester, das beinahe ohne Dirigenten sest und wohl⸗ ddisz pliniert spielt, zusammenzuhalten, wird in der Beurteilung junger Kapellmeister zurüchhaltend im Urteil sein. Nach Ahbzug dieser kritischen Bedenken kann man gern zugeben, daß Herr Unger ein für seine Jahre ruhiges und sicheres, beinahe etwas geziert erscheinen⸗ des Auftreten an den Tag gelegt und sich in den Geist der von ihm gewählten Werke (Wagner: „Faust. Ouvertüre“, Gluck: Ouvertüre zur Oper „Iphigenie in Aulis“ und Mahler: I. Symphonie und „Das Lied von der Erde“) gut eingelebt hat. Darüber binaus war von einer selbständigen und eigenartigen Auffassung allerdings noch nichts zu spüren, die kann bei weiterer rubiger Entwicklung und Aus⸗ reifung sich aber wohl noch einstellen. Nach den ersten Eindrücken scheint seine Art des Mrsizierens weniger von Empfindung und Temperament als von klug wägendem Verstande getragen zu fein. Ein sicheres Urteil darüber ließe sich allerdings erst nach einer Aufführung mit klassischem Programm abgeben. Von den Solisten

ronnte nur der Kammersänger Waldemar Henke befriedi en, dessen

*

sschönes Organ sich gegen das machtvolle Orchester Mahlers im „Lied vpon der Erde“ siegreich bhehauptete. Dagegen hatte der Konzertgeber

mmit der Heranziehung des Fräuleins Ida Harth zur Nieden

eeinen völligen Mißgriff begangen, denn schon in halblauten Stellen war von ihrer kleinen Stimme nichts mehr zu vernehmen. Fester uumrissen als die des eben genannten Dirigenten ist die Gestalt von Hermann Scherchen, der schon im vergangenen Winter nicht nur den Befähigungenachweis als berufener Orchesterleiter erbracht hat, sondern durch seine fesselnd zusammengestellten, auch lühneren Neutönern nicht verschlossenen Programme die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken wußte. Diesmal trat er in der Hochschule für Musik an der Spitze des Philharmonischen Orchesters mit einem

b „Liezt⸗Strauß⸗Abend“ auf den Plon, der die ersten bewußten Anfänge

der Programmusik den Zuhörern vorführte. Der Abend begann mit Lszts „Mazeppa“ und schloß mit der symphonischen Phontasie „Aus Italien“, einem Jugendwerk von Richard Strauß, das ihn im Ueber⸗ gangsstadium zeigt. Die überkommene Form der Symphonie ist darin äußerlich noch gewahrt, aber die einzeinen Sätze tragen schon Ueberschriften („Auf der Campagna“, „In Roms Ruinen“, „Am Strande von Sorrent“, „Neapolitanisches Volksleben“*). Der spätere Richard Strauß ist an mancher Einzelheit schon erkennbar, aber auch Abhängigkeiten von den klassischen Meistern machen sich bemerkbar. Zgwischen den beiden genannten Werken spielte der Pianist Leo Kestenberg m Verein mit dem Orchester mit ebenso hervorragendem musikalischen

wie technischen Köͤnnen Liszts Paraphrase über „Dies ireg“: „Toten⸗

tanz', deren Schwierigkeiten er bewunderungsmwürdig meisterte. Ker⸗ mann Scherchen war als Dirigent mit Leib und Seele bei der Sache, den Leib sollte er aber dabei in etwas straffere Zucht nebmen; die Zeichengebung geht auch ohne heftige und zuweilen grotesk wirkende Bewegungen. Die ver⸗ flossene Konzertwoche war unter anderem auch eine Max Reger⸗ Woche, die ein Orchesterkonzert in der Philharmonie am 15. d. M., ein Kammermusikkonzert in der Singakademte am 18 d. M. und ein Konzert in der Kaiser⸗Will elm. Gedächtniskirche am 21. d. M. umfoßte. Der Zweck der Neranstaltung scheint weniger darin gelegen zu haben, Max Regeis (übrigens längst anerkannte) Bedeutung als Musiker ervorzuheben, als der Prpularisierung seiner Kunst zu dienen. Darauf schien wenigstens die Auswohl der zum Vortrag gewählten Werke, insbesondere bei dem I. Konzert in der Philharmonie, und die Heranziehung von Regerschem Schaffen ziemlich fernstehenden Künstlern, wie Leo Blech als Orchesterleiter und Klavierbegleiter und Kläre Dux als Vermittlerin Regerscher Gesänge, binzudeuten. Eine in Berlin noch unbekannte „Suite im alten Stil“ (Op. 93), die den Abend eröffnete, hat nichts von der Monumecntalität anderer Regerscher Werke und zeigt wenig Selbstschöpferisches. In ihrer Anlehnung an Zierlichkeiten der Zopfzeit wurde sie aber unter Blech von dem Philharmonischen Orchester mit aller, Feinheit gespielt. Auch die von Frau Dux vorgetragenen Lieder waren, der Eigenart dieser Künstlerin entsprechend, zierlicher Art und wurden von Blech recht zart am Flügel begleitet, bis auf das bekannte „Marioe Wiegenlied“, das mit Orchester gesungen wurde. Der große Stil Regerschen Schaffens kam an diesem Abend aber doch noch zum Ausdruck, und zwar in der Chaconne in G⸗Moll Violine allein, die der Geiger Professer Adolf Busch mit einer geradezu an Joachim erinnernden edlen Fülle und Schönheit des Tons und Großzügigkeit der Auffassung spielte. Sie war der Höhepunkt des Abends. Mehr von echt Regerschem Geiste erfüllt war das Kammermusikkonzert in der EE“ bei dem das Klingler⸗Quartett, das Ehepaar Professor Kwast und Frau Kwast⸗Hodapp sowie Elena Gerhardt mitnirkten. Es wurde mit dem Es⸗Dur⸗Quartett für zwei Geigen, Bratsche und Violoncell, das die e und das Gequältsein einer kämpfenden Seele in lebhaften Farben schildert und dessen Schönheiten die Mit⸗ glieder des Klingter⸗Quartetts restlos ausschöpften, eröffnet. Das be⸗ kannte Künstlerehepaar Kwast⸗Hodapp, das sich von jeher für Regers Muse einsetzte, spielte zum Schluß des Abends des Meisters formvollendetes Klavierwerk zu vier Händen: Introduktion, Passacaglia und Fuge auf zwei Klavieren (Op. 96). Es ist, wie viele Werke Regers, aus Bachscher Musik geboren, auf dieser aufgebaut und zu einer Größe der Polyphonie erweitert, wie kein anderes nach ihm. Ein besonderes Lob gebührt der nachschaffenden Kunst der Vortragenden. Elena Gerhardt, von Walter b gleitet, streute zwischendurch einige

Freymark gewandt Lieder des Meisters ein, die vollendet dargeboten wurden. Viel Schönes hörte man auch in dem Schlußkonzert in der Kaiser Wilhelm⸗Gedächtnis kirche, vor ollem von dem Regerjünger Fritz Heitmann, dem jetzt ständigen Organisten dieses Gottes⸗ bauses, der die große Passacoglia und Fuge in E⸗Moll (Hp. 127) in ihrer ganzen Monumentalität vor seine Hörer hinstellte, aber avch der schlichten Innigkeit einiger Choralvorspiele völlig gerecht wurde. Chor⸗ werie, Lieder und anderes, ausgeführt von der ausgezeichneten Konzert⸗ vereinigung des Kirchenchors, den Sängerinnen Elisabeth Ohlhoff und Hertha Dehmlow und dem Geiger Alfred Wittenberg gaben der Regerwocke einen würdigen erhebenden Abschluß. Fried Schmidt⸗Marlissa nahm am 16. d. M. seine Konzerte mit Werken zecitgenössischer Tonsetzer im Meistersaal wieder auf und bewies dadurch, daß er gewillt ist, seine anerkennenswerten Be⸗ stiebungen um die Einführung moderner Musik weiter fortzusetzen. Außer Lotte Grahl und Arnold Ebel, die eigene Lieder am Kllavier begleiteten, ssanden dem Sänger Frau Minna Ebel⸗ Wilde (Sopran) und die Herren Ernst Bassermann (Violine), Gottfried Schreiber (Englisch Horn) und Ernst Abromeit (Klavier) mit gutem Gelingen zur Seite. Max Marschalk und Arnold Ebel, waren die Schöpfer iner Lieder⸗ und Duettengruppe; beide sind bekannte Musiker und waren mit wertvollen Gaben erschienen. Während sich Marschalk meist versonnen und in sich gekehrt gibt, geht Ebel in seinen Duetten zwanglos aus sich heraus und stellt natürlich empfundene, ansprechende Zwiegesänge hin, die mit ihrer fließenden Melodik und fein gear⸗ heit’ ten Begleitung den Ausführenden dankbare Aufgaben sicherten. Lotte Grahl rirgt noch um die Anerkennung, bringt hierfür aber wertvolle Gaben mit, als da sind, lebhafte Phantasie, warmguellende Erfindung und ein gediegenes kompositorisches Rüstzeug. Mit be⸗ sonderer Vorliebe scheint sie sich musikalischer Landschaftsmalerei zu widmen, für die sie auch unverkennbare Begabung mitbringt, sonst wäre ihr die Gleichförmigkeit der gewäblten Stoffe leicht verhängnitvoll geworden. Jedenfalls wird man sich ihren Namen merken müssen; Herr Schmidt⸗Marl ssa hat sich um die Bekanntmachung dieses jungen Talents jedenfalls verdient gemacht, denn für bewährte Ton⸗

8

88 . 1“ 1 8 4 setzer einzutreten, ist kein Wagnis, wohl aber einem unbekannten

Neuling den Weg zu öffnen. Den Schluß bildete der Zyklus „Worpswede“ für Gesang, Violine, Englisch Horn und Klavier von Paul Scheinpflug, für dessen zn. eeg Charakteristik der Kon ponist überzeugende Töne gefunden hat. Das Febhlen ge⸗ druckter Texte machte sich leider störend bemerkhar, denn wenn der Konzertgeber auch über eine außergewöhnlich gute Aussproche verfügt, so wird durch das gespannte Hinborchen auf das gesungene Wort die Aufmerksamkeit leicht zu einseitig nach dieser Richtung ab⸗ gelenkt. Der Konzertgeber war gut aufgelegt und ließ allerorten seine starke Gestaltungskunst und hohe Intelligen; erkennen. Am 11. d. M. veranstaltete Robert Alfred Kirchner im Bechsteinsaal einen Kammermusikabend mit eigenen Kem⸗ positionen. Kiꝛchner ist ein auf das Phantasti che gerichteter Geist, der in seinen Werken nach Ausdrrck der ihn bewegenden Ideen ringt, ohne jedech immer zu einer dem Zuhörer überzeugenden Klarheit zu gelangen. Dies zeigten seine symphonischen Gedichte, von denen das Programm gleich drei: „Prinz Wohlgemut“, „Die apoka yptischen Reiter“ und „Werktag“ aufwies. Unter einer „mphrenischen“ Dichtung versteken wir wohl ahlgemein ein Orchesterwerk; riese Bezeichnung, auf ein Tongebilde für nur drei Instrumente (Klavier, Violine, Cello) angewandt, wirkt zu anspruchevoll. Die poetische Ide dieser drei Werke erscheint auch nicht gerade zur musi⸗ talischen Gestaltung setr geeignet; sie birgt keinen allgemein rerständlichen Inhalt, um durch Vertonung die Phantasie des Hörers sonderlich anzuregen. Dazu kommt, daß die Motive und Themen nicht diejenige Prägnanz besitzen, die nötig ist, um dem Hörer Führer zu sein durch das Tonlabyrinth und den Zusammenhang des Tonwerkes mit dem poetischen Vorwurf zu wahren. So dürfte es sich erklären, daß diese mosikalischen Gedichte nicht die von ihrem Schöpfer beabsichtigte Wirkung erzielten. Besser geraten waren die beiden Sätze aus einer „Sonata erosca“ für Cello und Kiavier, die den ihnen zugrunde liegenden seelischen Stimmungen („Erhebung“ und „Vision“) entsprechenden musikalischen Ausdruck ver⸗ liehen. Der Vergleich der genannten Werke mit einer gleichfalls ge⸗ gespielten D⸗Moll⸗Sonate, die sich in der alten, strengen Satzform hält, bestärkt jedoch den Schreiber dieser Zeilen in der Ansicht, daß das eigentliche Betätigungsseld des Kirchnerschen Schaffens die freien musikalischen Formen sind, und in der Heoffnung, daß ihm bei geeignetem poctischen Vorwurf Werke von überzeugender Kraft des Ausdruds noch gelingen werden. Anzuerkennen bleibt es, doß er sich

in seiner Schreibweise von hypermodennen Uebertreibungen fiei hält.

Außer dem Komponisten, der selbst die Geige spielte, machten sich nech Isi Kirchner (Klavier) und besonders Karl Knochen⸗ hauer (Cello) um eine liebevolle Wiedergabe der Werke verdient. Ein sauberes, auf technisch guter Grundlage beruhendes und von musikalischem Empfinden beseeltes Spiel bot die Pianistin Maria Hart aus Cöln im Bechsteinsaal. Für die völlige Be⸗ herrschung ihrer Aufgaben, wie Bach, d'Albert und Beerhoven, fehlt es ihr an kraftvoller Großzügigteit. Eine Reihe kleinerer, im modernen Stil gehaltener, hier zum ersten Male gespielter Stücke des noch unbekannten Komponisten Lothar Winsperger wurden, wenn sie auch in haltlich nicht immer Selbständigteit verrieten und im musikalischen Ausdruck reichlich weich waren, recht beifällig aufgenemmen. Ein wohl⸗ lautendes Organ und künstlerische Fähigkeiten im Vortrag besitzt Thea Bieber, die in demselben Saal sang. Darum ist es bedauerlich, wenn der gute Eindruck durch eine gewisse Schärfe in den hohen Tönen gestört wurde. Wenig dantbar als Soloinstrument im Konzertsaol ist die Flöte. Walter Schulz, der Soloflötist vom Stodholmer Sympkbonieorchester, lonzertierte im Bechsteinsaal vond zeigte sich als ein durchaus gediegener Musiter. Seine Vorträge sind nicht nur sechnisch sters sauber geraten, sondern sie erschienen auch inhaltlich sorgsam gegliedert; aber im großen und ganzen rermögen sie deoch nicht dauernd zu sesseln. Elfriede Lindner, seine Kenzertgenossin, behandelt ihr hübsch gebildetes Stimmaterial vorläufig noch mit zu wenig innerer Anteil⸗ nahme und Wärme. Ganz und gar nur darauf zugeschnitten, die Vorzüge seiner umfangreichen und wohlgebildeten Baßbaritonstim me zu zeigen, war ein Konzert, das der von der Oper her wohlbekannte Sänger Theodor Lattermann in der Singatademie veranstaltere. Man denke: Ein „Arien⸗ und Richord Strouß⸗Abend“. Sonderbar nahmen sich die Strauß⸗Lieder zwischen Arien von Verdi, Donizetti, Tschaskomskv, Herold, Boito und Rubinstein aus. Die Arien waren aber arch des Abends besserer Teil. Ueber Elisabeth Harkort, die sich im Meist ersaal hören ließ, läßt sich noch kein abschließendes Urteil fällen. Schöne, ober noch unrolltemmen cuscgebildete Stin mittel und Unsfelb⸗ ständigkeit des Vortrags scheinen darauf hinzudeuten, daß sie neoch in der Entwicklung begriffen ist. Hoffentlich findet sie den Weg zur Vellendung. Fritz Lindemanns Begleitung wer ihrem Gesong on Feinheit der mesilalischen Aussührung jedenfalls bedeutend überlegen. Zu den künstlerisch ausgeressten Sängerinnen gehört dagegen Annie von Ledebur, die im Saale der Sing⸗ akademie Lieder von Grieg und Brahms mit gutem Erfolge sang. Jedes der Lieder war ein Kabinettstückchen, gleichviel ob es „Solvey's Lied“ war, das in seiner Klage ergriff, oder „Von ewiger Liebe“, das durch seine feine Ausdeutung besonders entzückte. Julius Dahlke mar der Künstlerin ein vornehmer Begleiter. Der mitwirkende Cellist Hans Scheulen versteht ebenfalls seine Kunst; er wußte seinem Instrument herrliche Klänge zu entlocken.

Handel und Gewerbe.

Ein deutsches Tarifarchiv. Wie das soeben heraus⸗ gegebene Septemberheft des „Reichsarbeitsblatts“ berichtet, hat sich bei dem bedeutenden Umfange, den das Tarisvertragstwesen nach der Revoluvtion genommen hat, das Bedürfnis nach einer Zentralstelle herausgestellt, die alle in Deutschland abgeschlosseren Tarisverträge sammelt, übersichtlich ordnet und Interessenten jederzeit die Einsicht⸗ nahme und Vezwertung shres Materials gestattet. Der Aufgabe, ein solches Archiv einzurichten, hat sich die Abteilung für Arbeiterstatistik des Statistischen Reichsamts unterzogen, die schon über 2500 in diesem Jahre abgeschlossene Ver⸗ träge gesammelt hat. Da Vollständigkeit nur erreicht werden kann, wenn sich das Archiv auf die Mitwirkung aller am Zustandekommen von Tarisverträgen beseiligten Personen und Verhände stützen tann, richtet das Statistische Reichsamt, Abteilung für Arbeiterstatistik, an diese die dringende Au forderung, ihm Abschriften oder Ab⸗ drucke der Tarifverträge möglichst bald nach dem Abschlusse zu übersenden.

Die aus allen Teilen Deutschlands, auch aus den besetzten Gebieten, außerordentlich start besuchte Ausschußsitzung des Zentral⸗ vereins der deutschen Lederindustrie bemüht sich, wie „W. T. B.“ berichtet, dem Wunsche des Reicht wirtschafteministeriums entsprechend, einen anderen Weg zur „Erfassung der Kon⸗ junkturgewinne“ zu finden, kam aber nach vielstündigen Ver⸗ handlungen zu der einstimmigen Entschließung, daoß der am 2. August 1919 gesaßte Beschluß des aus Akbeitgebern und Arbeitnehmern zusam mengesetzten Zentralausschusses der Leder berstellenden und verarbeitenden Industrie allein die Möglichkeit bietet, die Zwangsabgabe in ganz Deutschland gleichmäßig zu erfassen. Der Ausschuß bezeichnete jede andere Lösung der Frage als praklisch und technisch undurchföhrbar. Er verlangt, daß zur weiteren Arbeitsmöglichkeit der Industrie und zum weiteren Ausbau der Einfuhr dringend benötigter Rohware die endgültige Ent⸗ scheidung der Reicksregierung nunme hr unper’üglich erfolgt, da sonst dringende Gefahr besteht, daß die im letzten Monat stark gesteigerte Einfuhr an Rohmaterial wieder unterbunden und dadurch die Ver⸗ sorgung der Bevölkerung mit Leder und Schuhwerk weiter ver⸗ schlechtert wird.

Das Meßamt der Internationalen Einfuhr⸗ messe in Frankfurta. M., die in diesem Jahre zum ersten

Ungarischen Bank vom 15. September 1919.

Mal vem 1. bis 15. Oktober stattfindet, hat laut Meldung des „W. T. B.“ u. a. an den Reichspräsidenten und die Reichsregierung Einladungen zum Besuch der Frantfurter Messe ergehen lassen. Nach einer sceben beim Meßamt eingetroffenen Nachricht aus Berlin wird der Reichsprösident am Freitag, den 3. Oktober, zum Besuch der Messe nach Frankfurt kemmen. Dem Vernehmen noch wird er von mebrercn Reichsministern begleitet sein. D. Meßamt der Internationalen Einfuhrmesse teilt mit, dänische Industrierat beschlossen hat, sich der Messe offiziell vertzeten zu lassen. Voraussichtllich werden die Herren Direktor Allan Beck und Ingenseur Hialmar Lang nach Frankfurt kommen, um dort den dänischen Besuchern und Be⸗ schickern sowie allen Kreisen, die sich über dänische Wirtschaftsfragen zu unterrichten wünschen, Auskunft zu erteilen. Der dänische Industrie⸗ rat ist die offiziellee Zusommensassung der dänischen Industrie und des dänischen Handwerks. Wie aus Kopenbaogen berichtet wird, ist das Interesse Dänemarks an der Frankfurter Messe in stetem Wachsen be⸗ griffen. Als Vertreter des Reichskommissars für Ein⸗ und Ausfuhr⸗ hewilligung wird Regierungsrat Seyboth in der Zeit der Messe in Frankfurt anwesend sein. In Verbindung mit seinem Büro wird die Ein⸗ und Aussuhrstelle des Meßamts stehen, die unter der Leitung des Vorstands der Verkehrsabteilung der Handelskammer, Flach, arbeitet. Diese Stelle vermittelt den Verkehr zwischen den Messebesuchern bezw. Avsstellern und dem Vertreter des Reichs⸗ kon missars für Ein⸗ und Ausfuhrbewillꝛgung. Gleichzeitig dient diese Stelle, hie ihr Büro zusam men mit dem des Vertreters des Reichs⸗ kommissars in einem Bau auf dem Festhallengelände haben wird, als Auskunf’sorgan der Frankfurter Handelskammer. Die Frankfurter Konsulate der Schweiz, Spaniens, Hollands und der skandinavischen Länder werden während der Dauer der ersten Internationalen Ein⸗ fuhrmesse in Fronkfurt auf dem Meßgelände durch Auskunftsstellen vertreten sein. Die Stunden, in denen diese Auskunftsstellen ge⸗ öffnet sind, werden noch bekanntgegeben werden.

In der gestrigen Hauptversammlung des Stahl⸗

werksverbandes Düsseldorf wurde laut Meldung des

„W. T. B.“ die Beschlußfassung über die Preisfestsetzung bis Anfang nächsten Monats vertagt. Eine besondere Stellungnahme gegenüber der Haltung der Rheinischen Stahlwerke und Deutsch⸗Luxemburger 8 nicht erfolgt. Man will die weiteren Maßnahmen der Regierung abwarten

Wie dem „W. T. B.“ von zuverlässiger Seite mitgeteilt wird, handelte es sich kei der Stillegung der Continental Kautschuk⸗ u. Guttapercha Co.⸗Hannover nur um eine zeitweise Maßnahme wegen Brennstoffmangels. Die Werke haben den vollen Betrieb wieder aufgenommen.

Prag, 25. September. (W. T. B.) Die seit Monaten vor⸗ bereitete Aktion, betreffend die Nationalisierung der Skoda⸗ Werke ist durch die Beschlüsse der heutigen Generalversammlung vollzogen worden. In den Verwaltungsrat wurden nänlich sechs Tschechen und drei Franzosen, unter den letzteren auch Eugène Schneider, Chef der Fima Schneider & Co., Paris, gewählt. Der Vrrsitzende tnüpfte an die Wahl foͤlgende Bemerkung: Schon diese Wahl veranschaulicht recht deutlich das Bestreben der Gesellschaft, sich vollständig auf den Boden der Re publik und ihrer Verbündeten zu stellen Die Zukunftsaussichten scheinen durch eine Kooperation charakterisiert, welche in der allerletzten Zeit zwischen der Fima Schneider⸗Creuzot und der Aktiengesellschaft vormals Skoda⸗Werke so wirdd die Firma jetzt lauten vereinbart wurde, und welche einer der größten und wichtigsten industriellen Unternehmungen dauernde Beschäftigung gibt und finanzielle Unter⸗ stüötzung gewährleistet. Weiter wurde beschlossen, das Akteenkapital von 72 auf 144 Millionen Kronen zu erhöhen, wovon neue Aktien im Betrage von 44 8 Millionen Kronen sofort und 27,2 Millionen Kronen später emittiert werden sollen. Die Bilanz schließt mit einem Verlust von 12 737 793 Kronen, welche vorgetragen werden. Cugoêne Schneider wurde zum ersten Vizepräsidenten erklärt.

Amsterdam, 25. September. (W. T. B.) Laut „Algemeen Handelsblad“ ist der Vorsitzende der britischen Handelskammer in Deutschland Knott beauftragt worden, mit den deutschen Behörden über die Errichtung eines britisch⸗deutschen „Clearing⸗ hauses“ in Berlin zu verhandeln, was den Zweck hat, die Ueber⸗ schwemmung mit deutschen Waren, die billiger sind als die englischen, zu verhindern. Knott hat bereits mit Reichsfinanzminister Erzberger und den deutschen Wirtschafts⸗ und Ernährungsministern Be⸗ ratungen gepflogen. Weiter wird berschtet: Die Wirtschasts⸗ und Lebensmitlelämter sollen unter Aufsicht von britischen Beamten gestellt werden, sodaß ohne die Genehmigung des betreffenden Amts keine Waren nach Deutschland eingeführt oder aus Deutschland ausgeführt werden können. Der Plan wird demnächst dem britischen Handelsminister zur Bill gung vorgelegt werden. Wegen der tief stebenden deutschen Valuta schlägt Knott vor, daß die Bezahlung der Waren ncht in barem Gelde, sondern in Naturglien erfolgt. Die englischen Geschäftsleute möchten Rohstoffe nach Deutschland senden, die in den Fabriten verarbeitet und in ihrer neuen Form aus Deutschland zurückgesandt werden. Die Fabriken würden gegen diese verarbeiteten Produkte neue Rohstoffe erhalten.

Wien, 20. September. (W. T. B.) Ausweis der Oesterreichisch⸗ Alle Summen in Tausend Kronen. (In Klammern: Veränderungen seit dem Stand vom 31. August 1919.) Anlagen. Metalschatz: Goldmünzen der Kronenwährung, Gold in Barren, in ausländischen und Handels münzen, das Keilo fein zu 3278 Kronen gerechnet, 262 348, Gold wechsel auf auswärtige Plätze und ausländische Noten 11 663, Silber kurant⸗ und Teilmünzen 56 554, zusammen 330 566 (Zun. 2 395) Kassenscheine der Kriegsdarlehenskasse 455 572 (Zun. 40), Eskont Wechsel, Warrants und Effekten 4 578 975 (Zun. 1 098 546), Darlehe gegen Handpfand 8 876 679 (Abn. 2 442), Schuld der K. K. öster reichischen Staatsverwaltung 60 000, Darlehensschuld der K. K. Staatsverwaltung auf Grund besonderer Vereinbarung 22 034 000, Darlehnsschuld der K. ungarischen Staatsverwaltung auf Grund besonderer Vereinbarung 10 920 000 (—,—), ffekten 53 92 (Abn. 992), Hypothekardarlehen 271 619 (Abn. 258), Kassenschein forderung a. d. K. K. Staatsverwaltung 1 821 996 (Abn. 48 561) Kassenscheinforderung a. d. K. ungarische Staatsverwaltung 1 042 777 (Abn. 27 793), Forderungen a. d. K. K. Staatsverwaltung aus fälligen Kassenscheinen 2 661 836 (Zun. 48 561), Forderung a. d. K. ungarische Staatsverwaltung aus fäh igen Kassenscheinen 1 510 916 (Zun. 70), andere Anlagen 2 256 118 (Zun. 1 131 810). Verpflichtungen. Aktienkapital 210 000, Reservefonds 42 000. Banknotenumlauf 44 463 678 (Zun. 1 007 731), Giroguthaben und sonstige sofort fällige Verbindlichkeiten. 7 406 342 (Zun. 1 176 780) Pfandbriefe im Umlaufe 261 027 (—,—), Kassenscheinumlauf 2 864 774 (Abn. 76 355), sonstige Verbindlichkeiten 1 627 160 (Zun. 93 217). Steuerfreie Banknotenreserve 729 599 (Zun. 49 184) Infolge der besonderen Verhältnisse konnte der Stand einer großen Anzahl von Bankanstalten nur auf Grund äͤlterer Ausweise aufgenommen werden.

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Berichte von auswärtigen Wertpapiermärkten.

Wien, 25. September. (W. T. B.) Die Börse war heute schwächer besucht und das Geschäft nahm deshalb eine ruhigere Ent⸗ wicklung; die feste Grundstimmung jedoch, die sich in der Kursbesserung einzelner Kulissenwerte und der Steigerung der Valutapapiere äußerte, ging nicht verloren. Türkische Lose wurden in Uebereinstimmung mit ihrer Auslandenotierung um 122 Kronen hinaufgesetzt, die tschechischen Bankwerte erfuhren unter Gewinnrealisationen erhebliche Kurseinbußen, und zwar Prager Kreditbank um 70 Kronen, Zivnostenska um 159 Kronen. Im Schranken waren einzelne Schiffahrts⸗, Petroleum⸗, Hütten⸗ und Kohlenwerte begehrt, andere Effektengattungen um 10 bis 40 Kronen niedriger. Einen bemerkenswerten erreichten rdie Umsätze nur im Kulissenhandel. Auf dem Anlagemarkt zeigte sich Nachfrage für in Gold verzinsliche Werte.