den westlichen Provinzen; auch Harmster sind mehrsach in schädlicher Anzahl vorhanden. Raupen sehr befallen sind, ist bereits erwähnt worden. wird ferner über viel Felddiebstahl, besonders in der Nähe von Städten. Von mehreren Berichterstattern wird befürchtet, daß die Kar⸗ toffeln und sonstigen Hackfrüchte nicht gehoben werden, da keine ge⸗ nügenden Arbeitskräfte hierfür zu haben sind trotz hoher Löhne und uter Verpflegung. Es wird auch vermutet, daß die Unlust der tädtischen Bevölkerung, auf dem Lande tätig zu sein, zu einer weiteren Verminderung der Anbaufläche, besonders der für die Hackfrüchte, führen wird. 1ö“ 1.
ele trische
Ein neuer Blitzableiter fü
U⸗ lagen. Es gibt einige Metalloxyde, wie das Bleisuperoryd, die bei
gewöhnlichem Wärmezustande gute Leiter der Elektrizität sind, unter dem Einflusse hoher Wärmegrade aber zu beinahe vollkommenen Nicht⸗ Wenn man Bleisuperoxyd zwischen zwei Metallplatten
leitern wei Met 2 bringt und einen kräftigen Strom hindurchführt, steigt die Wärme an den Berührungsstellen zwischen Metallplatten und Bleisuperoryd
bis zu 150 ° C., und es bildet sich auf der Oberfläche der Platten
eine dünne Schicht einer niedrigen Oxydationsstufe des Bleies, die nicht⸗
leitend ist und demnach den Stromdurchgang sehr erschwert, zumal wenn
die beiden Metallplatten schon vorher mit einer dünnen, nichtleitenden Schicht von Lack oder einer anderen Isolationsmasse überzogen waren.
Auf der Erscheinung beruht der Aufbau eines neuen Blitzableiters für elektrische Anlagen. In die Leitung werden zwei mit einer „ dünnen, isolierenden Schicht versehene Metallplatten eingeschaltet, die sich in einem Abstande von 12,5 mm gegenüberstehen. Der Zwischen⸗
raum wird mit Bleisuperoxydpulver ausgefüllt und damit ein 1 Bei
ang von Spannungen bis zu 300 Volt unmöglich gemacht. L Spannungen, beispielsweise bei einer Blitzentladung, werden die isolierenden Schichten und das Oxydpulver an einigen punkt⸗ förmigen Stellen durchschlagen, so daß die Entladung zur Erde ab⸗ fließen kann. Den dadurch geschaffenen Wegen für den Stromdurch⸗ gang folgt natürlich auch ein Teil des Nutzstroms in der zu schützen⸗ den Leitung; sein Durchgang bringt aber wegen der größeren Stromdichte an den Durchschlagstellen eine hohe hervor, durch die das Bleisuperoxydpulver in nichtleitende Blei⸗ glätte verwandelt wird. muß also sehr bald wieder völlig aufhören.
mit Zwischenlage von Bleisuperoxydpulver von je 300 Volt Schutz⸗ wirkung hintereinander zu schalten als der Leitungsspannung ent⸗ spricht. — unter regelmäßigen Verhältnissen verhindert, während Blitz⸗ entladungen oder andere Ueberspannungen nach der Erde abgeführt werden. Der neue Blitzableiter bedarf im Gegensatze zu anderen keiner Ueberwachung und hat ferner den Vorzug, daß er bei richtiger Bemessung den eigentlichen Leitungsstrom viel sicherer abschließt als etwa der elektrolptische Aluminiumblitzableiter, der bei steigender Spannung auch Leitungsstrom in gewisser Menge durchläßt. (Bei⸗ blatt zum „Prometheus“, 1919, Nr. 1552, S. 169.)
Literatur.
Car : Demetrius. Verlag der J. G. Cottaschen Br. handlung Nachfolger, Stuttgart und Berlin. Geheftet ℳ 4,—, ehunden ℳ 7,—. Der Held des Buches zieht als Sohn Iwans des Eehrecklichen in Rußland ein, um Liebe, Freiheit und Frieden zu bringen, und muß erkennen, duß sein hohes Wollen nicht verstanden wird; der Makel, der seiner Geburt anhaftet, bringt ihn zu Fall. Der Verfasser hat diese Persönlichkeit edel und menschlich wahr gezeichnet. In lebhaften Farben malt er das alte Rußland mit seinen naiven Tugenden und seinem Aberglauben, mit seiner Sinnen⸗ freudigkeit und seinem Elend. Der Stil ist frisch und klar, und alle Gestalten sind voll Leben und Eigenart.
— Unter der Bezeichnung „Wie baue und pflanze ich meinen Garten“ hat Harry Maaß im Verlag von F. Bruckmann in München ein mit zahlreichen Abbilbungen aus⸗ gestattetes Buch erscheinen lassen, das allen, die sich einen Garten einrichten, oder einen vorhandenen hinsichtlich des Ertrages und seiner äfthetischen Gestaltung vervollkommen wollen, angelegentlich empfohlen sei. Der angehende Gartenbesitzer findet in der Schrift sachliche und praktische Anweisungen zur Hebung der Wirtschaftlichkeit des Gartens auf Grund seiner architektonischen Anlage. Er wird unterwiesen über die beste Lage des Hauses im Gartengelände und über die Aus⸗ nutzung des Geländes mit Rücksicht auf die Baukosten und die äußew Schönheit des Anwesens und seiner Umgebung. Eingehend berücksichtigt sind die Fragen der Anordnung von Spielplätzen, Wegen, Lauben, Gartenhäusern, Brunnen und Wasserleirungen, Gewächshäusern, Gemüsebeeten, Blumenhäͤusern, Bäumen und Sträuchern. Das Buch kostet geb. 10 ℳ. 1
Verkehrswesen. 8
Die Verwendung des elektrischen Automobils nimmt in den Vereinigten Staaten dauernd zu. Wie die „Umschau“ aus dem „Bulletin de la Société belge d'Electriciens“ mitleilt, belaufen sich die Betriebsstoff⸗ und Unterhaltungskosten für einen Wagen auf 4,61 Cents für das Kilometer und zwar: Energie 1,08; Bereifung 1,49; Bedienung 0,42; Reparaturen 1,45; destilliertes Wasser 0,06; Verschiedenes 0,08. Fügt man hierzu die allgemeinen Ausgaben für Wertminderung, Verzinsung und Reklamen, so kommt das Kilometer auf 6,24 Cents zu stehen. Für einen Lastwagen be⸗ tragen die gleichen Ausgaben 9,6 Cents. Der Aufschwung des Elektromobils ist zum großen Teil darauf zurückzuführen, daß sich fast alle elektrischen Zentralen der Vereinigten Staalen mit dem Laden pon Akkumulatoren befassen.
Theater und Musik.
Im Opernhause wird morgen, Sonnabend, zum ersten Male Hans Pfitzners musikalische Legende „Palestrina“ unter der Spielleitung des Dichterkomponisten und unter der musikalischen Leitung des Kapellmeisters Dr. Stiedry aufgeführt. Die Besetzung
der Rollen ist folgende: Papst: Louis van de Sande, Morone: Heinrich
Schlusnus; Novagerio: Waldemar Henke; Madruscht: Paul Knüpfer; Barrameo: Karl Armster; Lothringen: Julius vom Scheitt als Gast; Abdisu: Julius Lieban als Gast; Brus von Meiglitz: Louis van de Sande; Luna: Eduard Habich; Budeja: Kurt Sommer; Theophilus: Emil Lücke; Avosmediano: Benett Challis als Gast; Palestrina: Joseph Mann; Ighino: Birgit Engell; Silla: Elfriede Marherr; Ercole Severolus: Herbert Stock; Kapell⸗ sänger: Eduard Habich, Hans Wilhelm Bachmann als Gast, Nicolai Reinfeld, Emil Lücke, Louis van de Sande; Italienische Bischöfe und Theologen: Rudolf Krasa, Nicolai Reinfeld, Walter Kopsch, Anne⸗ marie Birkentröm; Erscheinung der Lucrezia: Karin Branzell; ver⸗ storbene Meister der Tonkunst: Waldemar Hente, Kurt Sommer, Emil Lücke, Eduard Habich, Ernst Spangenberg, Rudolf Krasa, Louis van de Sande, Ludwig Vorbrodt, Herbert Stock; Engel: Marin Gerhart, Anita Oberländer, Maria Escher. Anfang 5 Uhr.
Im Schauspielhause wird morgen „Coriolan“ mit den Damen Sussin, Neff, Schön und den Herren Becker, Mühlhofer, Kraußneck, Leffler, Pohl und von Ledebur in den Hauptrollen gegeben. Spielleiter ist Dr. Reinhard Bruck. Anfang 7 Uhr.
In den Kammerspielen des Deutschen Theaters findet am nächsten Freitag die Uraufführung des Dramas „Jwanow“ von Tschechew statt. Das Werk wird von Felir Hollagender in Szene gesetzt. Alexander Moissi spielt die Tite rolle.
Daß die Rüben und Kohlarten von Läusen und Geklagt
V gelangende Stück ist mit einem solchen Bonus ausgestattet. Besitzer von Stücken hat außerdem die Möglichkeit, nach 20 Jahren Er erhält dann den Betrag
Erwärmung Der Abfluß des Leitungsstroms zur Erde
Bei höherer Spannung des Leitungsstroms als 300 Volt hat man soviel Metallplattenpaare
Auf diese Weise wird ein Verlust durch Stromabfluß zur;
Februarrente 79,50,
Handel und Gewerbe.
— Ueber die neue Prämienanleihe, die, n Zehnerausschuß der Nationalversammlung seine Zustimmung
achdem der erteilt
8
hat, voraussichtlich Anfang November zur Ausgabe gelangen soll, er⸗
fährt „W. T. B.“ von zuständiger Stelle: Die Anleihe kommt mit fünf Milliarden Mark, und zwar fünf Millionen Stücke zu je 1000 ℳ zur Ausgabe. Ihre Laufzeit beträgt 80 Jahre; während der ersten 40 Jahre werden drei Milliarden, während der letzten 40 Jahre die beiden anderen Milliarden zurückgezahlt. Für je 1000 ℳ Zeichnungs⸗ summe sind 500 ℳ Kriegsanleihe und 500 ℳ in bar zu ent⸗ richten, wobei die Kriegsanleihe zum Nennwert berechnet wird. Die Zuteilung erfolgt nach der Höhe der Zeichnungen, doch wird die Reichsfinanzverwaltung im Interesse der kleinen Zeichner vorweg jeden Zeichner mit ein bis fünf Stücken befriedigen, ehe die Weiter⸗ verteilung erfolgt. Zweimal jährlich finden Gewinnverlosungen statt, wobei jedesmal 2500 Gewinne im Betrage von 25 Millionen Mark zur Ausschüttung gelangen, darunter je eine Million, fünf zu 500 000 ℳ, fünf zu 300 000 ℳ, fünf zu 200 000 ℳ usw. Die Gewinne gelangen mit einem Abzug von 10 Prozent zur Auszahlung. inmal jährlich sindet weiterhin eine Tilgungsauslosung statt, wobei für je 1000 ℳ Auszahlung für jedes seit Beginn der Anleihe abgelaufene Jahr 50 ℳ extra gezahlt werden, oder aber noch ein Zuschlag, ge⸗
nannt Bonus, zu der Tilgungssumme hinzukommt, der in den ersten 30 Jahren 100 ℳ, in den weiteren 10 Jahren 2000 ℳ und in den
letzten 40 Jahren 4000 ℳ beträgt. Jedes zweite
Jeder dem Staate seinen Besitz zu kündigen. Er einschließlich der aufgelaufenen Zuschlage mit einem Abzug von 10 %
7
zurück. Mit der Anleihe sind besondere steuerliche Bevorzugungen verbunden, die sich besonders auf die Nachlaß⸗ und die Erbanfallsteuer
beziehen.
— Die deutsche Valuta hat, laut Meldung des „W. T. B.“, erfreulicherweise in der letzten Zeit an den neutralen Märkten eine wenn auch nur leichte Besserung erfahren. Gleichwohl zeigt ein Blick in die Presse des Auslandes, daß immer noch hier und da die Frage erörtert wird, ob etwa die Reichsfinanzverwaltung Devalvation vornehmen könnte. sein, darauf hinzuweisen, daß kürzlich der Professor an der Handels⸗
hochschule Berlin Dr. Willy Prion gelegentlich seines Vortrags in der Deutschen Weltwirtschaftlichen Gesellschaft über das Thema: Was wird aus der Valuta? ausdrücklich namens des Reichsministers
der Finanzen erklärt hat, für die deusche Regierung komme eine Devalvation des deutschen Geldes gar nicht in Betracht. — In der vorgestrigen Versammlung des Roheisen⸗
verbandes in Essen, an der Vertreter des Reichswirtschafts⸗
ministenums, der Verbraucher und der, Arbeitnehmer teilnahmen, wurden die Verkaufspreise für Monat Oktober d. J. in der bereits gestern gemeldeten Höhe festgesetzt. Die neuen Grundpreise ab Werk stellen sich laut Meldung des „W. T. B.“
Gießereiroheisen 652,50 ℳ, Luxemburger Gießereiroheisen 603 ℳ. Die vorgenommenen Preiserhöhungen sind bedingt durch die am 1. Oktober d. J. in Kraft getretene 50 prozentige Frachterhöhung und Verteuerung des Kokses, der inländischen Erze und der Schmelz⸗
materialien und die durch Valutaverschlechterung verursachte 98 e
teuerung der ausländischen Erze sowie der Fabrikationskosten. Preise gelten nur für Monat Oktober, da die Rohstoffpreise auch nur für einen Monat festliegen.
— Die ständige Wiederkehr der Frankfurter Messe ist gesichert. Für die nächfte Messe haben bereits 1000 Aus⸗ steller ihre Anmeldungen vollzogen.
—. Die Zuckerfabrik Klein Wanzleben, vormals Rabbethge & Giesecke A.⸗G., Klein Wanzleben, wird in ihrer am 31. d. M. stattfindenden Generalversammlung beantragen, das Grundkapital der Geselischaft um 3 ½ Millionen Mark, also von 6 ½ auf 10 Millionen Mark zu erhöhen, weil der Anbau von Zuckerrübensamen, bezw. der
den Anbauern dafür zu zahlende Preis das vielfache der früheren
Summen erfordert, abgesehen davon, daß die Ausgaben für Löhne, Dünger, Materialien, Vieh ꝛc. ganz erhebliche Mehrausgaber be⸗ dingen, die durch Bankkredit im Inreresse der Gesellschaft nicht ge⸗ deckt werden können. Als Dividende werden für das abgelaufene Geschäftsjahr 8 % (i. Vorj. 9 %) vorgeschlagen.
— Gemäß einer telegraphischen Verständigung aus Budapest werden, wie der Deutsch⸗Oesterr.⸗Ungar. Wirtschaftsverband in Berlin⸗ mitteilt, zufolge der von ihm geführten Verhandlungen die Pfand⸗ briefe und andere Obligationen emittierenden Geldinstitute (Vanken, Sparkassen) den Zinsendienst bezüglich ihrer auf Kronen lautenden Titres nunmehr wieder aufnehmeu. Interessenten erfahren näheres bei der Geschäftsstelle des Deutsch⸗Oesterreichisch⸗Ungarischen Wirtschaftsverbandes, Abteilung Schutzstelle für deutsche Guthaben in Ungarn, Berlin W. 35 (Am Karlsbad 16).
Haag, 9. Oktober. (W. T. B.) Der „Nieuwe Courant“ meldet aus Washington, daß im August dieses Jahres die amerikanische Ausfuhr nach Europa um 90 Millionen, nach Südamerika und Asien um 24 Millionen Dollar gegen August 1918 zugenommen hat. England allein hat für 39 Millionen Dollar mehr als im August 1918 aus Amerika eingeführt. Die Ausfuhr nach Deutschland und Oesterreich betrug 14 Millionen Dollar.
Prag, 9. Oktober. (Tschecho⸗Slowakisches Wie „Narodni Listi“ melden, wird die Depisenzentrale aufgehoben werden. Ihre Rechte und Pflichten gehen an das Bankamt des Finanzministeriums über. Allen Aktienbanken, die ihren Sitz in der tschecho⸗slowakischen Republik haben, wird der freie Ankauf von fremdländischen Zahlungsmitteln gestattet sein. Ueber die fremd⸗ ländischen Zahlungsmittel wird jedoch nur zu Zwecken, die durch gesetzliche Anordnungen beschränkt sind, Verfügung getroffen werden dürfen.
von alswärtigen Wertpapiermärkten
Berichte
Wien, ‚9. Oktoher. (W. T. B.) Der starke Ueberschuß an Stücken, der in der Verversorgung zutage trat und die Reportsätze in die Höhe trieb, sowie Gerüchte über Veränderungen im Kabinett hatten heute an der Börse Entlastungsbestrebungen zur Folge, so daß auf einzelnen Markigebieten Kurzabschwächungen eintraten. Andererseits regten aber die Verhältnisse auf dem Devisenmarkt neuerdings zu Käufen an. Die Kursbewegung war daher ungleich⸗ mäßig, wobei jedoch die Rückgänge überwogen. Der Anlagemarkt zeigte ruhiges Aussehen, in Julirente bestand für holländische Rechnung
Nachfrage.
Wien, 9. Oktober. (W. T. B.) (Börsenschlußkurse.) Türkische Lose 865,00, Orientbahn —,—, Staatsbahn 1377,00, Südbahn 190,00. Oesterreichischer Kredit 862,00, Ungarischer Kredit 922,00, Anglobank 529,00, Unionbank 590,00, Bankverein 520,00, Länder⸗ bank 750,00, Tabalaktien —,—, Alpine Montan 1438,00, Prager Eisen 4150,00, Rima Muranyer 1450,00, Skodawerke 1408,00, Salgo Kohlen 1512,00, Brüxer Kohlen —,—, Galizia 3245,00, Waffen 1720,00, Lloyd⸗Aktten 4450,00, Polbihütte 1455,00, Daimler —,—, Oesterreichische Goldrente 151,50, Oesterreichische Kronenrente —,—, Matrente 79,25, Ungarische Goldrente —,—, Ungarische Kronenrente 88,00.
8 Küsche , 9. Oktober. (W. T. B.) Amtliche Notierungen der Deutsch⸗Oesterreichischen Devisenzentrale: Berlin 335,00 G., Amsterdam 2890,00 G., Zürich 1410,00 G., Kopenhagen 1705,00 G.,
Stoctholm 1920,00 G., Christiania 1830,00 G. Marknoten 334,00 G.
rag, 9. Oktober. (W. T. B.) Devisenkurse: Berlin G., Marknoten 128,75 G., Wien 41,00 G. 88 Oktober. (W. X. B.) 28 % Französische Anleihe
H 131,75 Paris, 8.
990,20, 4 % Französische Anleihe 71,22, 3 % Französische Rente
61,30, 4 % Span. außere Anleihe 135,80, 5 % Russen von 1906
Kanal 6070, Rio Tinto 1850.
fünf Gewinne zu
Bearren 118 ½, 3 % Nort 1“ Bonds —,
eine Dazu dürfte es von Interesse — Central
3 I danach wie folgt: Haematit auf 735,50 ℳ, Siegerländerstahleisen 577 ℳ, Spiegeleisen 623 ℳ,
Leitung: Dr. Fritz Stiedry.
59,00, 3 % Russen von 1896 31,75, 4 % Türken unif. —,—, Amsterdam, 9. Oktober. (W.T. B.) Wechsel auf Berlin 10,12, Wechsel auf Wien 3,00, Wechsel auf Schweiz 47,20, gechsel auf Kopenhagen 56, 80, Wechsel auf Stockholm 64,75, Wechsel auf New York 263,00, Wechsel quf London 11,11 ½, Wechsel auf Paris 31,30, Wechsel auf Christiania 60,95, Wechsel auf Brussel 31,20, Wechsel auf Madrid 50,40. — 5 % Niederländische Staats⸗ anleihe von 1915 92 ⁄1, 3 % Niederländische Staatsanleihe 60 ⅞, Königl. Niederländ. Petroleum 831 ½, Holland⸗Amerika⸗Linie 520, Niederländisch⸗Indische Handelsbank 292, Atchison, Topeka & Santa Fs 97 ⅛, Rock Island —, Southern Pacific 111 ⅞, Southern Rail⸗ way —, Union Pacific 136 ½, Anaconda 148 ⁄6, United States Steel Corp. 114 ½, Französisch⸗Englische Anleihe —,—, Hamburg⸗Am rika⸗ Linie —,—. Tendenz: Amerikanische Werte fest, Oelwerte schwächer. Kopenhagen, 9. Oktober. (W. L. B.) Sichtwechsel auf amburg 17,25, do. auf Amsterdam 175,50, do. auf schweiz. Plätze 3,25, do. auf New Pork 462,50, do. auf London 19,40, do. auf Paris 55,25, do. auf Antwerpen 55,25, do. auf Helsingfors 20,00. Stockbolm, 9. Oktober. (W. TX. B.) Sichtwechsel auf Berlin 15,75, do. auf Amsterdam 154,75, do. auf schweiz. Plätze 73,50, do. auf Washington 411,00, do. auf London 17,25, do. auf Paris 49,00, do. auf Brüssel 49,50, do. auf Helsingfors 17,25. New York, 7. Ottober. (W. L. B.) (Schluß.) Die Börse eröffnete bei lebhaftem Geschäft in sehr fester Stimmung, wobei sich
Sll
1 besonders für einige Spezialpapiere sehr rege Kauflust zei in zur Tilgung g pezialpaꝛ e. Kauflust zeigte, in
deren Folge die Kurse vereinzelt bis um 14 Dollar stiegen. Auch für niedrig im Kurse stehende Eisenbahnwerte zeigte sich reger Begehr. Gegen den Schluß gestaltete sich zum Teil infolge von Realisationen das Angebot ziemlich dringend und die Haltung wurde schließlich unregelmäßig. Umgesetzt wurden 1 490 000 Aktien. Tendenz für Geld: Sehr fest. — Geld auf 24 Stunden Durch⸗ schnittsrate 11 ⅛, Geld auf 24 Stunden letztes Darlehn 11 ½¼, Wechsel auf Berlin 4 ½, Wechsel auf London (60 Tage) 4,17,00, Cable Transfers 4,21,00, Wechsel auf Paris auf Sicht 8,47,00, Silber in tor 4 % Verein. Staaten Bonds 1925 —, Atchison, Topeka u. Santa Fe 92, Baltimore und Ohio 41 ¾, Canadian Pacisic 151 ½, Chesapeake u. Ohio 58 ½ Chicago, Milwaukee u. St. Paul 44 ¾, Denver u. Rio Grande 9 ¾ Illinois Central 92 ½8, Louisville u. Nashville 108 ½, New YPort 74 , Norfolk u. Western 103, Pennsylvania 43 ½, Reading 83 ⅜, Southern Pacistc 105 ¾, Union Pacific 125, American Smelting u. Refining 72 ¼, Anaconda Gopper Mining 67 ⅛, Inter⸗ national Mercantile Marine 58 ½, United States Steel Corporation 106 ⅛, do. pref. 114 ½. 8
Berichte von auswärtigen Warenmärkten.
Liverpool, 7. Oktober. (W. T. B.) Baumwolle. Amerikanische und Brasiltanische 59, Indische 25 Punkte höher.
Liverpool, 8. Oitober. (W. T. B.) Baumwolle. Umsatz 20 000 Ballen, Einfuhr 10 960 Ballen, davon 10 900 Ballen ameri⸗ kanische Baumwolle. — Für Oktober 20,82, für Januar 20,69, für März 30,48. ““
New York, 7. Oktober. (W. T. B.) (Schluß.) loko middling 32,70, do. für Oktober 31,85, do. für November 31,95, do. für Dezember 32,19. New Orleans loko middling 32,63, Petroleum refined (in Cases) 23,25, do. Stand. white in New Yorf 19,25, do. in tanks 11,50, do. Credit Balances at Oil Ciw 4,25, Schmalz prime Western 27,15, do. Rohe & Brothers —,—, Zucker Centri⸗ fugal 7,28, Weizen Winter 237 ½, Mehl Spring⸗Wheat clears 9,00 — 10,00, Getreidefracht nach Liverpool nom., Kaffee Rio Nr. 7 loko 16 ⅞, do. für Oktober 15,87, do. für Dezember 15,72.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)
Baumwolle
Theater.
Opernhaus. (Unter den Linden.) Sonnabend: 266. Karten⸗ reservesatz. Der Dauerbezug, die ständig vorbehaltenen sowie die Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Zum ersten Male: Palestrina. Musikalische Legende in drei Arten von Hans Pfitzner. Musikalische Spielleitung: Hans Pfitzner. Anfang 5 Uhr.
Schauspielhans. (Am Gendarmenmarkt.) Sonnab.: 218. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Coriolan. Historisches Dramg in fünf Aufzügen (14 Verwandlungen) von William Shakespeare. Spielleitung: Dr. Reinhard Bruck. Anfang 7 Uhr.
Sonntag: Opernhaus. 206. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplatze sind aufgehoben. Palestrina. Mustkalische Legende in drei Akten von Hans Pfitzner. Anfang 5 Uhr.
Schauspielhaus. Nachmittags: 1. Kartenreservesatz. Der “ die ständig vorbehaltenen sowie die Dienst⸗ und Frei⸗ plätze sind aufgehoben. 6. Volksvorstellung zu ermäßigten Preisen: Stella. Anfang 2 Uhr. — Abends: 219. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Coriolau. Historisches Drama in fünf Aufzügen (14 Verwandlungen) von William Shakespeare. Spielleitung. Dr. Reinhard Bruck Anfang 7 Uhr. — 8 8
Verlobt: Frl. Ilse de Gruyter mit Hrn. Referendar und Ritt⸗ meister d. Rei. Kurt von Blumenthal (Charlotter zurg — Berkin). — Frl. Gabriele von Amsberg mit Hrn. Nittergutsbesitzer, Oberleutnant d. Res. Konrad von Randow (Rehna i. M. — Greefe). 8
Verehelicht: Hr. Hauptmann Rolf Frhr. Frl. Eva von Stieglitz (Friedenthal). 1
Gestorben: Hr. Oberarzt d. L. I, Direktor des Dessauer Kreis⸗ krankenhauses Dr. Wilhelm Roepert (Bad Kissingen). — Hr. Kammerherr Philipp von Gustedt (Deersheim). — Hr. Riter⸗ utsbesitzer Carl von Blücher (Quittzenow) Hr. Sanitätsrar Hr Ernst Jentsch (Obernigk). 6 8 8
von Palstring mit
Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelle, J. V.: Rechnungsrat Reyher in Berlin.
Verlag der Geschäftsstelle (J. V.: Reyher) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin. Wilhelmstraße 32. “
age und Warenzeichenbeilage Nr. 78 A und B) und Erste, Zweite und Dritte Zentral⸗Handelsreaister⸗Beilage. sowie die Inhallsaugabe Nr. 40 zu Nr. 5 “ ichen Anzeigers.
8 Sieben Beilagen 8*
en Reichsanzeiger und Preußi
Erste Beil 6e
1“
Berlin, Freitag den 10 Oktober
8
eiger.
g Nichtamtliches.
Deutsche Nationalversammlung in Berlin. 93. Sitzung vom 8. Oktober 1919.
Nachtrag.
Die Rede, die bei der Beratung des Haushalts für das Reichsfinanzministerium der Reichsfinanz⸗ minister Erzberger gehalten hat, hatte folgenden Wort⸗ laut:
Meine Damen und Herren! Es würde sehr nahe liegen, nach iem Vortrage des unmittelbaren Herrn Vorredners aus dem Hause und im Anschluß an die gestrigen Darlegungen des Herrn Abg. Grafen v. Posadowsky einige allgemeine Bemerkungen zum Etat des Finanz⸗ ministeriums zu machen. Ich unterlasse sie aber, da ich wohl im Laufe der Zeit noch genügend Gelegenheit haben werde, Ihnen den Grund⸗ gedanken der Reichsfinanzreform darzulegen.
Nur einen Gedanken möchte ich heute bereits zum Ausdruck bringen. Der Herr Abg. Graf v. Posadowsky — er ist zu meinem Bedauern nicht anwesend — irrt sich doch, wenn er glaubt, daß ein einheitlicher Plan für die Reichsfinanzre orm nicht da sei. Der ein⸗ heitliche Plan für die Reichsfinanzreform ist vorhanden. Der große Gedanke ist der, daß das Reich jetzt sorgeu muß für die Einnahmen im Reich, in den Ländern und in den Gemeinden. Das ist das erste grundlegende Prinzip, das sich bisher keine Reichsfinanzverwaltung gestellt hat, auch nicht stellen konnte.
Der zweite grundlegende Gedanke Verabschiedung des Etats der Verwirklichung dem 1. Oktober 1919 hat das Deutsche Reich, wie der Herr Vorredner zutreffend ausgeführt hat, einen Schritt ge⸗ macht, wie er in der Geschichte unseres Volkes bisher nicht vor⸗ handen gewesen ist. Der 1. Oktober wird ein Markstein in der finanziellen Entwicklung des Reiches sein, indem nämlich das erste Mal, seitdem es ein Deutsches Reich gibt — wir dürfen über tausend Jahre in der Geschichte unseres Volkes zurückgehen —, das Reich nun selbst Herr seiner Steuerverwaltung und Herr seiner Steuer⸗ einnahmen ist.
Dieser Schritt ist auch von höchster politischer Bedeutung. Ich bin ganz fest davon überzeugt, daß neben der Reichsverfassung, die wir in Weimar verabschiedet haben, kein so wirkungsvoller Schritt zur Schaffung des deutschen Einheitsstaates geschehen konnte und ge⸗ schehen ist als in der Schaffung der Reichsorganisation der Steuer⸗ verwaltung. (Sehr richtig! im Zentrum u. bei den Soz.) Die Folgen werden sich auf den verschiedensten Gebieten bereits zeigen. Ich bin fest überzeugt, daß die Nationalversammlung dem Sehnen des deutschen Volkes dadurch am besten Rechnung trägt, daß sie mit raschen Schritten zum deutschen Einheitsstaat mar chiert. Die Verabschiedung der Reichsfinanzverwaltung ist, wie ge⸗ sagt, in Weimar geschehen. Die etatsmäßige Grundlage ist nun im Nachtragsetat gelegt. Ich erkenne gern an, daß die deutschen Länder bei der Durchführung der Reichsfinanzverwaltung große Opfer ge⸗ bracht haben, große Opfer bringen müssen. Es läßt sich eben das Problem nicht lösen, daß wir einen Nationalstaat schaffen, wenn nicht die bisherigen Länder Opfer auf den verschiedensten Gebieten bringen. Ich erkenne auch gern an, daß in der Durchführung der Organisation der Steuerverwaltung die Länder Entgegenkommen gezeigt haben. Aber ich bin verpflichtet, auch offen auszusprechen, daß die Organi⸗ sation der Landessinanzämter, wie sie nun vollzogen ist, nach der Form der Abgrenzung nicht meinem Ideal entspricht. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wenn es nach meinen Wünschen gegangen und ich allein Herr gewesen wäre — die Gesetzgebung hat mir ja die Machtvollkommenheit nicht übertragen, ich war verpflichtet, im Ein⸗ vernehmen mit den Ländern die Frage zu lösen —, dann müßten die Landesfinanzämter, wie wir sie jetzt geschaffen haben, gleichzeitig die künf⸗ tigen Reichsprovinzen darstellen. Das wäre der richtige und logische Schritt gewesen, wie ihn zweifellos auch die Nationalversammlung will, wie er aber in der Gesetzgebung nicht klar genug zum Auseruck gekommen ist. Es mußte daher auf Wünsche Rücksicht genommen werden, die von dem Standpunkt der Reichsverwaltung und von dem Standpunkt der Reichseinheit ihre Begründung nicht finden tönnen, die aber berech⸗ tigt sein mögen, wenn man mehr in die Vergangenheit blickt. Die Organisation der Landessinanzämter ist nach meinem Dafürhalten nicht besonders glücklich geworden an den Mündungen der beiden deutschen Ströme, die noch restlos in unserem Besitz geblieben sind, das ist bei der Weser und bei der Elbe. Auch sonst sind noch einige Unebenheiten und Unschönheiten mit unterlaufen, die jedoch leichter zu tragen sein werden. Dort aber mußten teilweise künstliche Kon⸗ struktionen 6. affen werden. Ich persönlich als Reichsfinanzminister stimme deshalb dem Antrag des Hauptausschusses zu, der in abseh⸗ barer Zeit eine gesetzliche Regelung der Einteilung der Landes⸗ finanzämter anstrebt. Natürlich dürsen Sie nicht erwarten, daß dieses Gesetz bereits im Laufe des Winters Ihnen vorgelegt wird, sondern nachdem einmal auf dem Verwaltungswege mit Zustimmung der Länder die Einteilung der Landesfinanz⸗ ämter geschafen worden ist, muß nun ein gewisser Ruhepunkt und eine gewisse Ruhezeit eintreten; man muß die Erfahrung von 1 bis 2 Jahren abwarten, (Zust mmung) und dann wird man dazu übergehen können, den Antrag, den der Unterausschuß gestellt hat, zu verwirklichen und im Wege der Gesetzgebung dann die Aufteilung des Deutschen Reichs in die einzelnen Landesfinanzämter zu vollziehen.
Ich hoffe, daß bis zu diesem Zeitpunkt auch manche Schwierig⸗ keiten auf anderen Gebieten beseitigt sein werden; ich hoffe, daß bis dahin das Deutsche Reich den Schritt zum Einheitsstaat auch auf anderen Gebieten vollzogen haben wird. Ich denke dabei besonders an den Übergang des Eisenbahnwesens, des Postwesens an das Reich, und dann, glaube ich, ist der Zeitpunt gekommen, wo im Wege der Gesetzgebung die künftigen — ich gebrauche noch einmal den Aus⸗
8
druck — Reichsprovinzen festgelegt werden. 1
schreitet heute nach der entgegen. Mit
Denn der Wille der Reichsregierung ist klar. Er geht in Übereinstimmung wohl mit der überwiegenden Mehrheit der Nationalversammlung dahin, den Einheitsstaat dem deutschen Volke zu geben und an der Stelle der bisherigen Zer⸗ splitterung ein kraftvolles einiges Deutsches Reich zu schaffen: ein⸗ heitlich als Einheitsstaat, dezentralisiert in der Ausführung, in der Verwaltung, genau so, wie wir den ersten Schritt hier gehen, indem wir die Landesfinanzämter mit großer Machtvollkommenheit aus⸗ gestattet haben. Es liegt der Reichsregierung und insbesondere der Reichsfinanzverwaltung vollkommen fern, wenn sie den Gedanken des Einheitsstaates im Interesse der Steuergesetze stark in den Vorder⸗ grund stellt, deshalb nun etwa zum Schablonisieren und zur abso⸗ luten Gleichmacherei in ganz Deutschland übergehen zu wollen. Die Reichsfinanzverwaltung hat eine ganze Reihe von Zuständigkeiten an die Landesfinanzämter übertragen, und es wird auf diesem Ge⸗ biete auch weiter so gemacht werden, aber im Schlußpunkt muß die Zentralgewalt des Reiches gestärkt werden, muß das Reich in seinen obersten Leitern so stark sein, wie es eben die Zeitumstände gebieten, um aus diesen für die Masse unseres Volkes nahezu unerträglichen Verhältnissen herauszukommen. Mit der bis⸗ herigen Zersplitterung — das glaube ich offen aussprechen zu dürfen — der Kräfte, ist es unmöglich, die fast unlösbare Aufgabe der Ge⸗ sundung unserer Reichsfinanzen zu schaffen.
Darum bin ich der Nationalversammlung dankbar, daß sie in so kurzer Frist das Gesetz über die Reichsfinanzverwaltung geschaffen hat. Ich hoffe auch, daß der zweite Teil dieses Gesetzes, das der Herr Vorredner kurz erwähnt hat, bald verabschiedet wird, daß wir nämlich neben der Reichssteuerverwaltung auch ein einheitliches Reichssteuergesetz sür Deutschland bekommen. Wenn wir diese beiden Grundpfeiler gelegt haben, dann kann erst der systematische Aufbau der ganzen Reichssteuergesetzgebung erfolgen. Das ist die Voraus⸗ setzung des Gelingens der ganzen Reichsfinanzreform. Die reichs⸗ eigene Finanzverwaltung auf der einen Seite, das reichseigene Steuergesetz auf der anderen.
Mit der Lösung dieser beiden Aufgaben werden auch die Arbeiten für die Nationalversammlung, für den kommenden Reichstag auf dem Gebiete der Reichssteuergesetzgebung wesentlich einfacher und wesentlich kürzer sich gestalten. Denn dann werden die Steuern nicht mehr die ganze Menge der Ausführungsbestimmungen, Veranlagungsbestim⸗ mungen, der Rechtsgarantien der einzelnen Abgabepflichtigen und Steuerzahler enthalten müssen, sondern es kann immer auf diesem Gebiete auf das grundlegende Recht verwiesen werden, auf die Art Verfassung für die ganze Steuergesetzgehung. Es werden dann nur noch wenige Bestimmungen in den einzelnen Steuer⸗ gesetzen in Zukunft enthalten sein müssen, allerdings will ich zugeben, grundlegende und tiefwirkende Bestimmungen. Den Hauptgegenstand der künftigen Steuergesetzgebung wird dann immer nur die Steuerskala bilden, das Objekt, das der Besteuerung unterliegt, und die Frage, wie hoch die Besteuerung sein soll. Alle anderen Fragen sind dann in der Reichsabgabenordnung ein für alle⸗ mal geregelt, und nur, soweit von der allgemeinen Regel in Anbe⸗ tracht der Besonderheit einer Steuer Ausnahmen zu machen sind, sind diese in den künftigen Steuergesetzen noch zu regeln. Viele Fragen, die das Haus oft wochenlang und monatelang beschäftigt haben, wie z. B., um nur eine herauszugreifen, die Einschätzung des Grund⸗ vermögens nach dem gemeinen Wert oder nach dem Ertragswert und die Frage, wie der Ertragswert berechnet werden soll, werden dann ausscheiden, weil sie eben in dem grundlegenden Gesetz der Reichs⸗ abgabenordnung ihre endgültige Regelung gefunden haben.
Soc sprechen also nicht nur große allgemeine Gesichtspunkte da⸗ für, daß das Gesetz rasch verabschtedet wird, sondern es lassen sich auch eine Reihe von gesetzseberisch⸗technischen Gründen dafür an⸗ führen. Zu meiner Freude ꝛchreiten ja die Arbeiten in der Kom⸗ mission für die Reichsabgabesordnung sehr rasch voran. Ich bitte aber in der Offentlichkeit die Nationalversammlung dringendst, daß sie doch dahin arbeiten möge, daß bereits vor den Ferien, die Ende dieses Monats eintreten, die Reichsabgabenordnung in zweiter und dritter Lesung ihre Verabschiedung finde. Das ist absolut not⸗ wendig, wenn wir überhaupt mit Aussicht auf Erfolg an die große Steuergesetzgebung herangehen sollen. Das rasche Voranschreiten der Arbeit in dem Ausschuß für die Reichsabgabenordnung gibt mir auch die Ermutigung zu glauben, daß es möglich sein wird, im Plenum dieses Hauses dieses ungemein tiefgreifende und hochbedeutsame Gesetz noch in den nächsten vierzehn Tagen bis drei Wochen der Verab⸗ schiedung entgegenzuführen. .
Dann ist das Fundament gelegt, auf dem der von dem Herrn Grafen Posadowsky gewünschte einheitliche Steuerplan aufgebaut und durchgeführt werden kann. Ich gebe dem Herrn Abg. Grafen Posadowsky darin Recht: es wäre Ihnen allen und auch mir zweifel⸗ los viel lieber, wenn wir mit der Schaffung der einzelnen Steuern hätten warten können, bis der große Gesamtplan über alle Steuern vorgelegen hätte. Wenn das Reichsnotopfer, die Umsatzsteuer, die Einkommensteuer mit ihren vielen Verästelungen, mit der Vorbelastung und Nachbelastung, mit der Landesbesteuerung usw. alle erst in einem großen Entwurf hätten vorgelegt werden können — dann würde die Arbeit zweifellos rascher vor sich gegangen sein, und dann wäre die Ueber⸗ sichtlichkeit besser gewahrt worden. Das ist alles richtig und gut. Trotzdem tönnen wir diesen Weg nicht gehen, und zwar aus dem ein⸗ fachen Grunde, weil die Reichskasse auf die Einnahmen aus diesen Steuern nicht so lange warten kann. Die Reichsschuld wächst von Monat zu Monat, die Ausgaben des Reichs wachsen nahezu von Tag zu Tag, fast jeden Tag treten neue Anforderungen an das Reichs⸗ finanzminist rium heran. Die Nationalversammlung ihrerseits könnte einen solchen großen Gesetzentwurf mit seinen verschiedenen Unter⸗ abteilungen auch gar nicht in der Zeit zur Verabschiedung bringen, in der er zur Verabschiedung gebracht werden muß. Darum mußten
alle jene Steuern vorweggenommen werden, über welche in der
Oeffentlichkeit keine besonderen Streitigkeiten bestehen. Zum großen Teil ist das in Weimar geschehen. Es müssen aber auch vorweg⸗
11“
1
genommen werden alle diejenigen Steuern, welche das Vermögen 8 seiner Gesamtheit belasten. Wenn wir jetzt das Reichsnotopfer ver⸗
abschieden, dann ist die Vermögensbesteuerung zu einem gewissen Abe: schluß gelangt. Daher kann dieser Teil der großen Finanzreform ruhig
der Umsatzsteuer, der großen indirekten Steuer der Zukunft. Wenn also der Herr Abg. Graf Posadowsky auch darin recht haben mag, daß es angenehmer gewesen wäre, erst den gesamten Plan vor sich zu haben und dann der Reihe nach an die einzelnen Steuern heran⸗ zugehen, so bleibt es doch dabei, daß zwingende Gründe der Finanz⸗ not des Reiches es sind, die uns zu rascher Arbeit nötigen.
Auf weitere Ausführungen des Herrn Grafen Posadowsky will ich in diesem Zusammenhang nicht eingehen, weil sich später noch
reschlich Gelegenheir bieten wird, bei den einzelnen Steuern auf diese
Fragen zurückzukommen.
Nun hat der Herr Abg. Wirth wegen der Frage der Stellung der Beamten eine Reihe von Anregungen gegeben und hat mich um Aufschluß über verschiedene Materien gebeten. Ich bin selbstverständlich gern bereit, auf seine Wünsche einzugehen und den notwendigen Aufschluß zu erteilen. Zunächst hat der Herr Abg. Wirth gewünscht, daß die Neu⸗ regelung des Besoldungswesens mit Wirkung vom 1. April 1920 erfolgen möge. Ich kann diesem seinem Wunsche gegenüber erklären, daß es meine feste Absicht ist, die neue Besoldungsordnung so zeitig vorzulegen, daß sie mit Wirkung vom 1. April 1920 in Kraft treten kann. Nur muß ich einen Vorbehalt machen, der bei einem Finanzminister immer selbstverständlich ist: Zuerst muß Geld da sein, es müssen die notwendigen Steuern für die Mehrausgaben bewilligt werden. Der Vorbehalt liegt aber noch auf einem anderen Gebiete. Die große Besoldungsordnung tann erst dann kommen, wenn das Ver⸗ kehrswesen in die Hand des Reiches übergegangen ist; denn es würde unnütze Arbeit sein, wena die Nationalversammlung oder der kommende Reichstag im nächsten Frühjahr eine Besoldungsordnung für die Finanzbeamten schaffen würde, wenn aber nicht gleichzeitig eine Besoldungsordnung für die zukünftigen Reichsbeamten der Reichs⸗ eisenbahn⸗ und der Reichspostverwaltung geschaffen würde. Es besteht aber, wie mir sowohl der Reichspostminister wie der Reichsvertehrs⸗ minister mitgeteilt haben, begründete Aussicht, daß im Laufe dieses Winters schon die entscheidenden Schritte für die Verreichlichung, um ein⸗ mal den Ausdruck zu gebrauchen, des Eisenbahn⸗ und des Postwesens er⸗ folgen können. Diese Voraussetzung muß ich als Finanzminister machen, weil durch diese große Aktion, die wiederum dem Einheitsgedanken im deutschen Volke dient, noch mehr Beamte in den Reichsdienst überführt werden, als durch Uebernahme der Steuerverwaltung bereits geschehen ist. Ich greife nicht zu niedrig, wenn ich sage, daß durch die Uebernahme der Eisenbahn⸗ und der Postverwaltung von Bayern und Württemberg mindestens, je nachdem man schätzen mag und Arbeiterkategorien zu Beamten macht, annähernd eine halbe Million als Beamte mehr in den Reichsdienst übertreten werden. Nun hat es keinen Zweck, eine Reichsbesoldungsordnung für den bisherigen Beamtenstab zu schaffen, um dann in einem Viertel⸗ oder halben Jahre wiederum eine neue Besoldungsordnung zu machen, die die Reichsverkehrsbeamten umfaßt. (Sehr richtig!) Deshalb muß diese große Artion vorausgehen. Ich hoffe aber, daß sie bereits vor dem 1. April nächsten Jahres ihre Erfüllung findet. Wenn das aber der Fall ist, kann ich auf das bestimmteste zusagen, daß mit Wirkung vom 1. April 1920 die neue Besoldungsordnung kommen wird.
Ich erkläre noch im Anschluß an die Anregungen des Herrn Vor⸗ redners, doß nicht nur im Reichsfinanzministerium, das die Haupt⸗ arbeit auf diesem Gebiete zu leisten hat, sondern auch im Reichs⸗ ministerium des Innern, das an die Reform des Beamtenrechts herangeht, in engster Fühlung mit den Organisationen der Beamten gearbeitet wird. Gerade im Finanzministerium hat es sich bei der nicht leichten Aufgabe der Überführung der einzelstaatlichen Steuer⸗ und Zollbeamten in den Reichsdienst als ganz ausgezeichnet erwiesen, daß wir mit den Beamtenorganisationen selbst verhandelt haben. Ich habe die Üüberzeugung, wenn wir nur auf dem bisher üblichen büreau⸗ kratischen Wege verhandelt hätten, es gar nicht möglich gewesen wäͤre, in der Zeit vom 22. August, wo das Gesetz in der Nationalversamm⸗ lung verabschiedet wurde, bis zum 1. Oktober, wo es in Kraft treten mußte, die Uebernahme der Steuerverwaltung auf das Reich zu voll⸗ ziehen. Es war nur dadurch möglich, daß das Reichsfinanzministerium in unmittelbaren Verkehr mit den beteiligten Beamtenorganisationen getreten ist und alle Fragen, die sie bewegt haben, geklärt hat,
und auf ihre Wünsche, soweit es möglich war, eingegangen ist.
Nur dadurch war es möglich, das große Werk zum 1. Oktober zum Abschluß zu bringen. Das wirkt ermunternd und muß ermunternd wirken auf diejenigen Kreise, die vielleicht glauben, daß man solche Fragen auf dem alten bureaukratischen Wege regeln kann. Das kann man nicht mehr, und die vpraktische Erfahrung zeigt, daß die Ministerien dann viel besser fahren, wenn sie unmittelbar mit den Beamtenkategorien verhandeln. Die Beamtenschaft ist zufrieden die Reichsverwaltung hat den größten Nutzen davon, und so kann man nicht mehr sagen, daß es Theorie ist, was hier vorgetragen wird, sondern wir haben im Reichsfinanzministerium die prattische Er⸗ fahrung gemacht, und ich kann nur sagen, sie war geradezu aus⸗ gezeichnet und hat alle Erwartungen weit übertroffen Es ist doch keine Kleinigkeit, 30 — 40 000 Beamte aus allen ihren Rechtsverhält⸗ nissen, ihren vielfachen Beziehungen herauszunehmen und in die Reichsverwaltung zu überfuhren. Uno wo haben Sie in der Oeffent⸗ lichkeit von Beamtenklassen der Steuer⸗ und Zollverwaltung Be⸗ schwerden über diese Ueberführung gehört? Ist Ihnen auch nur eine einzige Petition oder Klage zugegangen? Die Arbeit war keine kleine; sie hat tief eingegriffen in die Verhältnisse des einzelnen Beamten, und trotzdem hat sich die Arbeit reibungslos vollzogen. Ich schreibe das Hauptverdienst daran dem Umstande zu, daß das Reicht finanz⸗ ministerium von Anfang an in engster Fühlung mit den Beamten⸗
organisatio im Zentrum und links),
F