88 1“ 1“ Ehrle, Muühlhofer, Pobr. Spielleitung: Dr. von Naso. — Die Erstaufführung der neu einstudierten „Maria Skuart“ ist auf Dienstag, den 14. d. M., Abends 6 ¼ Uhr, angesetzt. In der Rolle der Maria Stuart beginnt Lucie Höflich ihre Taligkeit am Staatstheater; die Elisabeth spielt Agnes Straub, den Mortimer: ritz Kortner, den Leicester: Karl Clewing, den Burleigh: Albert atry, den Shrewsbury: Artur Kraußneck, den Paulet: Hermann effler, die Kennedy: Martha Hartmann (mit Genehmigung der Direk⸗ tion des Lessingtheaters). Die Ausstattung ist nach Entwürfen und unter der Leitung von Emil Pirchan in den Werkstätten von Hart⸗ wig & Cc tellt. Spielleiter ist Dr. Reinhard Bruck.
Konterte. 1“ 8 Ein Konzert des Geigers Alfred Wittenberg mit dem AS Orchester hatte den Beethoven⸗ aal dicht gefüllt. Wenn auch die deutsche Gründlichkeit und der gediegene Musiker in erster Linie bei diesem Meistergeiger sich bemerkbar machen, so war sein Spiel in Tschaikowskys D⸗Dur Konzert doch auch von so glänzendem Temperament durchglüht, daß danach wahre Beifalls⸗ stürme über ihn herbrausten. Auch die Philharmoniker unter der anfeuernden Leitung ihres neuen Dirigenten Richard Hagel gaben ihr Bestes. — Gleichzeitig erfreute sich im benachbarten Bechsteinsaal der Geiger ans Bassermann, von B. Tabbernal feinsinnig am Flügel egleitet, ebenfalls lebhaften Beifalls. Es waren gute violinistische Lelstungen, die er bot, sein Spiel war von warmem, gesunden Leben erfüllt. — Einige Tage später konzertierte mit großem Erfolge der Geiger Jascha Sußmann mit dem Philharmonischen Orchester unter Richard Hagels Leitung im Beethoven⸗ saal. Hier hat man es mit einer feingestimmten Musikernatur zu tun, die durch ihr Spiel aufrüttelt und begeistert. Sein quellender Ton im Adagio, seine reife Technik im Passagenspiel sind be⸗ wundernswert. Zu dem allen kommt die volle Hingabe einer mit⸗ schwingenden Seele. Kein Wunder, wenn das von Leo Schrattenholz dem Künstler gewidmete C⸗Moll⸗Konzert eine volle Ausschöpfung erfuhr. Vor Jahren schon machte uns Sußmann mit dem fesselnden Werk bekannt. Es ist inzwischen gekürzt worden und wirkt dadurch einheitlicher. Der Komponist dirigierte es selbst. Wie aus einem Gusse erstand auch das E⸗Moll⸗Konzert von Mendelssobhn, dessen Andante so tonschön wohl selten gehört wurde. Den Schluß bildeten die beiden ersten Sätze aus dem E⸗Dur⸗ Konzert von das, stark verblaßt, keinen tieferen Ein⸗ druck machte. — Ein Kammermusikabend der Gesellschaft zur flege der klassischen Kammermusik im Künstler⸗ aus brachte als Gewinn eine vorzügliche Wiedergabe klassischer Klaviermusik von Beethopen, Chopin und Liszt seitens der tüchtigen Pianistin Emmi Knoche. Die darauf folgende v einer Neuheit: „Carettens Weinlaube“ für Englisch Horn, Violine, Viola und Violoncello von Ernst Mietzner war in diesem Rahmen „fehl am Ort“; das durchaus dilettantische Tonwerk erregte bei den musikgebildeten Zuhörern eine kaum zu unterdrückende Heiterkeit. — Das Brüder Post⸗ Quartett, das nach längerer Pause in der Sing⸗Akademie auftrat, hatte Werke Beethovens, und zwar die Quartette in B⸗Dur, Op. 130, D⸗Dur, Op. 18 Nr. 3, und E⸗Moll, Op. 59 Nr. 2, auf sein Programm gesetzt. Das Spiel der Künstler ist gegen früher vertiester und seelenvoller geworden und wirkte stellenweise sehr packend. Ganz besonders angenehm sielen die warme Tongebung und eine musterhafte Einheitlichkeit im Zusammenspiel auf. — Julius Thornberg, der ehemalige Konzertmeister des Philhar⸗ monischen Orchesters, der sein erstes diesjähriges Konzert mit Artur Rosenstein am Flügel im Blüthnersaal gab, ist als Meister seines Instruments längst bekannt. Eive unverke nn⸗ bare Neigung, die virtuose Seite seiner Kunst zu bevorzugen, machte sich diesmal in seinem Spiel, das recht kalt ließ, bemerkbar. Es waͤre schade, wenn der als Orchestergeiger so bedeutende Künstler, sich auf dieser bedenklichen Bahn fortbewegte. Der ihm gespendete rauschende Beifall darf ihn nicht trügen. — Die 16 jährige bulgarische Geigerin Nedelka Simeonova k orzertierte im Beethovensaal und erfreute ihre Hörer durch ihren füßen, weichen Ton und ihre schon weit vorgeschrittene Technik.
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Noch nicht auf gleicher Höhe steht ibre Ein Genuß hoher Art war der erste Klabierabend von Leonid Kreutzer im Beethovensaal. Für die Versonnenheit der Ballade von Grieg, die den Piani mit schwungvoller Technik spielte, hat Leonid Kreutzer freilich nicht den rechten Klang gefunden. Dagegen lag ihm eine wirkungsvolle Humoreske von Paul Juon sehr gut, und mit dem Mephistowalzer von Liszt erspielte er sich einen stürmischen Erfolg. In der Polonaisephantasie von Chopin kamen seine perlende v. seine Kraft und sein bestrickendes Piano besonders gut zur Geltung. Nur ein echter Künstler vermag die Berceuse von Chopin so wiederzugeben, wie es Kreutzer tat. — Ein ausgesprochenes Klaviertalent ist auch der junge Pianist Hans Baer, der in der Singakademie einen Klavierabend mit Werken von Beethoven, Schumann, Chopin und Liszt gab. Er bringt die besten Gaben für sein Instrument mit, als da sind: gutgepflegter Anschlag, feines Stilgefühl, wohldurchdachter, temperamentvoller Vortrag und geläufige, kristallklare Technik. Sein natürliches, ungekünsteltes Mustzieren fand den herzlichsten Beifall der zahlreich erschienenen Zuhörer; die Kritik kann in diesem Fall sich ohne jede Einschränkung anschließen, möchte dem begabten Künstler jedoch die Anregung geben, zukünftig auch der modernen Musik einen Platz in seinem Programm anzuweisen. Von Maria Drobatschewsky höͤrte der Schreiber dieser Zeilen im B ech⸗ steinsaal Präludium und Fuge in A⸗Moll von Bach⸗Liszt, die sie in der Nüancierung gut zum Ausdruck brachte. Leider verwischte sie verch snn Pedalbehandlung die wuchtigen thematischen Bässe; dieser angel ist 8 durch fortgesetztes ernstes Studium zu beheben. — ein erstes dieswinterliches Konzert im Beethovensaal hatte Richard Singer Chopin und Lifzt gewidmet. Die hervorragende große Technik dieses Meisters auf dem Klavier geht Hand in Hand mit einer edlen Vortragsweise. — Will man die Häbkakeiten eines Dirigenten, der noch nicht lange den Taktstock führt, richtig beurteilen, so wird man mehr darauf zu achten haben, ob er imstande ist, dem ihm unterstellten Tonkörper seinen Willen aufzuzwingen, als darauf, ob seine musikalische Auffassung der jeweils aufgeführten Werke von der herkömmlichen mehr oder minder abweicht. Dr. Felix Maria Gatz, der vor kurzem im Blüthnersaal das erste von vier angekündigten Konzerten mit dem Blüthnerorchester leitete, erbrachte — wie schon in einem Vorkonzert im Lehrervereinshause — den Beweis, daß er seine Par⸗ tituren beherrscht und sein Orchester fest in der Hand hat. Es folgt ihm willig auch dann, wenn er, wie in Beethovens VII. Sym⸗ phonie, eigene, zuweilen auch irrige We⸗ geht. Gesunder musikalischer Sinn, der später bei der Aufführüng von Liszts symphonischer Dichtung „Tasso“ (Lamento e trionfo) in erfreu⸗ licher Weise zutage trat, der sich auch bei der anschmiegsamen Orchesterbegleitung der von Herta Stolzenberg warmblütig und tonschön gesungenen Briefszene aus Tschaikowskys „Eugen Onegin“ bewährte, sowie zunehmende Erfahrung werden die Ent⸗ wickelung dieses zweifellos begabten jungen Dirigenten günstig beeinflussen. — Einige Tage darauf eröffnete das Blüthnerorchester unter seinem ständigen Leiter Paul Scheinpflug die Reihe setae regelmäßigen Sonntagskonzerte. Der starke Besuch bewies, aß sie 18 der wachsenden Beliebtheit unserer Musikliebhaber er⸗ freuen. Die Spieffalge verzeichnete Werke von Schumann, Beethoven und Wagner. Zwischendurch trug der sehr tüchtige Konzertmeister des Orchesters Nicolas Lambinon das Men elssohasche Violin⸗ konzert mit schönem Ton und musikalisch fein empfundener Auffassung vor. Ihm wie dem Dirigenten wurde lebhafter Beifall zu teil. — Von den Gesangskonzerten der letzten Zeit steht der Abend des Müncheners Paul Bender in der Hochschule für Musik obenan. Er brachte dem Künstler einen lauten und berechtigten Erfolg. Bender sang Lieder von Schumann, Pfitzner und Loewe und zeigte auch diesmal wieder alle Vorzüge seiner roßen Kunst. Wie zart und tief empfunden wußte er den Fyehus der „Dichterliebe“ wiederzugeben! In dieser Gestaltung wurden des Dichters Leiden und Schmerzen förmlich zum Erleben. Von den Pfitznerschen Liedern gefielen am besten Zans pfis und
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*
„Nachts“; letzteres mußte wiederholt werden. Hans itzner, der selbst am Klavier saß, ergänzte den Sänger in 98 laser⸗.
— Eine Sängerin, die man den berufenen beizählen kann, ist Susi
1 mufikalische Auffassung. —
hoffnungslosen “ hin,
Landsberg⸗Hollaender, die mit Dr. V. E. Wolff Klavier in der Singakademie 18 eines beachtenswen Könnens gab. Sie sang Mozart, Gluck, Bach, Schubert, Schumg Brahms, Wolf und Mahler mit feinaebildeter, in allen Registern ausgeglichener Stimme und farbensatter Tongebung. Man hat es mit einer Künstlerin von nicht alltäglichen Eigenschaften zu tun. Florence Behrendt⸗Losey, die sich im Bechsteinse hören lies, ist im Besitz eines, hohen klaren Soprans, der besonde im Piano von angenehmem Klang und auch von guter Bildung⸗ Leider störte eine nicht immer einheitliche Tongebung den freu lichen Eindruck, den ihre sonst geschmackvollen und von Verstand; tragenen Darbietungen machten. — Johanna Kiß erfreute der Hochschule für Musik durch eine schöne, dun gefärbte und umfangreiche, in allen Registern gut a. geglichene Altstimme und seelenvollen Vortrag ihre Hörer. Im Bechsteinsaal erzielte Cecilie Stoeckel mit ih Liedervorträgen freundliche Wirkungen. Ihr hoper. arter Sopn hat zwar einen etwas kehligen Ansatz, klingt aber sönsl, besonderz den Kopftönen, gut and zeugt von einer sorgfältigen, wenn auch m . Schulung. Ihr Begleiter am Klavier, Will ardas, Brahms, die er ausdruckvoll vortrug. — Im M. eistersaal Gertrud Dittrich einen Liederabend. Da war 809 ri unreif in Tonbildung und Vortrag. Die Vokalisation ist noch zu flas und die Töne klingen kantig und scharf. Die Vortragswe der Sängerin ist zu wenig belebt und gänzlich unpersön in der Auffassung. Wie viel eindrucksvoller läßt sich z. Bruchs Szene der Andromache gestalten! „Urlicht“ und träumende See“ von Robert Kahn lagen der Konzertgeberin wa besler; h8 n gutes e“ bee. mehr nach künf lerischer Vervollkommnung streben. In a Müller hatt eine verständnisvolle Begleiterin. hatte
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Mannigfaltiges.
Im Wissenschaftlichen Theater der „Urania“ wird 2 Freitag der Professor Goerke über seine Fahrt mit der „Bodense⸗ von Berlin bis Friedrichshafen zum öen Male Bericht erstatte 88 Anschluß daran spricht an demselben Abend der Professor D
schwahn über „den Bodensee und seine Ufer“. Die Vorträge st mit zahlreichen Lichthildern ausgestattet und werden am Sonnahe noch einmal wiedetholt. Morgen und am Donnerstag wird Vortrag „In den Bergen Tirols“ gehalten, am Dienstag spricht Professor Goerke über „die Schönheit der deutschen Landschaft“ w sen hectteoch 8. Professor, e e „die Geschichte! Ir — Im Hörsaal beginnen am Dienstag die wi 9 lichen Vorlefungsreihen. 8 sensc
Haag, 10. Oktober. (W. T. B.) Die Profe o re Bergmarck (Upfala), Gadelino (Stockholm), Vötfelaf (Stockholm), Tende Los (Leiden) und Frau Dr. Jacol (Haag), welche die Ernährun sverhältnissein Deutst land studiert haben, wezfes aufs nachdrücklichste auf d
n t der eintreten wird, wenn Milchkühe an Be gien und Frankreichausgeliefe werden sollten. Der Rückgang der Milchzufuhren in die Städte außerordentlich. In Berlin sei die tägliche Milchzufuhr auf 190 0 Liter gegen eine Million im August 1916 zurückgegangen. Es fe an geeignetem Viehfutter zur Erzielung reichlicherer Milchzufut Die von Vieh durch Deutschland würde erneut d Tod von vielen Tausend Kindern bedeuten. Angesichts der drohen höheren Feh sähen, um der Menschlichkeit willen, genannten neutralen Vertreter der medizinischen Wissenschaften verpflichtet, mit größtem Nachdruck darauf zu dringen, daß das schuldete Milchvieh von Deutschlund nicht ausgeliefert werde, eine für die Ernährung der Kinder ausreichende, erträgliche Mil zufuhr gewährleistet sei.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
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betätigte sich auch solistisch mit Kompositionen
Theater.
Gpernhaus. (unter den Linden.) 8 206. Dauerbezugsvorstellung. eiplätze sind aufgehoben. 2 tahiche Legende in drei
6 8 Akten von Hans Pfitzner. Musikalische
Dr. Fritz Stiedry. Spiel⸗ Dr. Hans Pfitzner. Anfang
Uhr.
Schauspielhaus. (Am Gendarmen⸗ markt.) Sonntag: Face 8: Karten⸗ reservesatz 1. Der auer ug. die ständig vorbehaltenen sowie die Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. 6. Volks⸗ vorstellung zu ermäßigten Preisen: Stella von Goethe. rae 2 Uhr. — Abends: 219. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind v88 sehoben. Coriolan. Historisches Drama
fünf Aufzügen (14 Verwandlungen) von William Shakespeare. Spielleitung: Dr. Reinhard Bruck. Anfang 7 Uhr.
Montag: Opernhaus. 207. Dauerbezugs⸗ vorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind auf⸗ gehoben. Carmen. Oper in vier Akten von Georges Bizet. Text von Henry Meilhac und Ludovic Halévy nach einer Novelle des Prosper Merimée. Musikalische S Generalmusikdirektor Leo Blech. Spielleitung: Karl Holy. Ballett⸗ leitung: Emil Graeb. Anfang 6 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 220. Dauerbezugsvor⸗ stellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind auf⸗ gehoben. Gespenster. Ein Familien⸗ drama in drei Akten von Henrik Ibsen.
Tieletnig. Dr. Eckart von Naso. Anfang 7 Uhr.
Opernhaus. Dienstag: Palestrina. — Mittwoch: Palestrina. — Donnerstag:
igaros Hochzeit. — Freitag: Das
heingold. — Sonnabend: Mignon. — Sonntag: Palestrina.
Schauspielhaus. Dienstag: Neu ein⸗ studiert: Maria Stuart. — Mittwoch: Maria Stuart. — Donnerstag: Peer Gynt. — Freitag: Coriolan. — Sonn⸗ abend: Maria Stuart. — Sonntag: Nachmittags: 7. Volksvorstellung zu er⸗ mäßigten Peezen Gespenster. — Abends: Maria Stuart.
Deutsches Theater. (Direktion: Max Reinhardt.) Sonntag, Abends 7 Uhr: Cymbelin. 8
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Montag: v. 8
ienstag, Donnerstag und Cymbelia⸗⸗ 2 8
Kaufmaun von
Mittwoch: Hamlet. Freitag: Faust, erster Teil. Kammerspiele.
Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Zu er⸗ mäßigten Preisen: Minna von Barn⸗ helm. — Abends 8 Uhr: Nju.
Montag, Mittwoch und Sonnabend: Die Büchse der Pandora.
Dienstag: Frählings Erwachen.
Donnerstag: Nju.
Freitag: Zum ersten Male: Iwanow.
Berliner Theater. Sonntag, Nach⸗ mittags 3 Uhr: Zu ermäßigten Preisen: Die tolle Komteß. — Abends 7,10 Uhr: Bummelstudenten. Große Berliner Posse mit Gesang und Tanz in 5 Bildern nach G. Pohls und G. Wilkens „Auf eigenen Füßen“ frei bearbeitet von Rudolf Bernauer und Rudolph Schanzer. Die alte Musik von Conradi, die neue von W. Bredschneider und B. Zepler.
Montag und folgende Tage: B
mmel⸗ studenten. “
Theater in der Königgrütze Struße. Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr: u ermäßigten Preisen: Musik. — lbends 7 Uhr: Kabale und Liebe. Ein bürgerliches Trauerspiel in fünf Akten von Friedrich von Schiller. Montag und Dienstag: Kameraden. Mittwoch: Zum ersten Male: Ein “ 5 8 onnerstag, Freitag un 3 8 5 g u onnabend
Komüdienhans. Sonntag, Nach⸗ mittags 3 Uhr: Zu ermäßigten Preisen: Die fünf Frankfurter. — Meetfen. 7 ½ Uhr: Liselott von der Pfalz. Lust⸗ spiel in drei Akten und einem Vorspiel 83 Rudolf Presber und Leo Walther
n. Montag bis Sonnabend: Liselott von der Pfalz. .
Veutsches Künstlertheater. Nürn⸗
bergerstr. 70/71, gegenüber dem Zoolo schen Garten.) Sonntag, Nachmittags Pischen Zu ermäßigten Preisen: Dies Irae. — Abends 7 ½ Uhr: Der Blau⸗ fuchs. Lustspiel in drei Akten von Franz
Herczeg.
Montag bis Sonnabend: Der Blau⸗
Lessingtheater. Sonntag, Nachmitt. 3 Uhr: Zu ermäßigten Preisen: Der rote 5 — Abends 7 ½ Uhr: Christa, die Tante. Ein Drama von Rolf Lauckner. (Neun Bilder.)
Montag, Mittwoch, Donnerstag und Sonnabend: Christa, die Tante.
Dienstag und Freitag: Peer Gyut.
Volksbühne. (Theater am Bülow⸗ latz.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: u ermäßigten Preisen: 's Jun fern⸗ gift. — Abends 7 ½ Uhr: Paul Lange und Tora Parsberg. 1
Montag und Freitag: Die Bürger von Calais.
Dienstag und Donnerstag: Paul Lange und Tora Parsberg Mittwoch: Maß für Maß.
Sonnabend: Luther.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu er⸗ 8 Preisen: Wie es euch unc. — Abends 7 ⅛ Uhr: Viel Lärm um Nichts. Lustspiel in vier Aufzügen von 3 C“ ontag: Zum ersten ale: er
Meineidbauer. Dienstag und Donnerstag: Flachs⸗ mann als Erzieher.
Mittwoch und Freitag: Viel Lärm um Nichts. -
Sonnabend: Der Meineidbauer.
Mittwoch, Nachmittags 3 Uhr: Wie es euch gefällt.
Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Die Braut von Messina.
Deutsches Opernhaus. (Char⸗ lottenburg, Bismarck⸗Straße 34 —37. Direktion: Georg Hartmann.) Sonntag, Vormitt. 11 ½ Uhr: Zum Besten des „Ver⸗ eins Berliner Presse“: Mandragolg. — Nachmitt. 2 ⅞ Uhr: Zu ermäßigten Preisen: Die verkaufte Braut. — Hoffmanns Erzählungen. Phantastische Oper in drei Bildern, einem Vorspiel und einem Epilog nach Th. Amadeus Hoff⸗ manns Novellen von Jules Barbier. Musik von Jacques Offenbach.
Montag: Die Liebe dreier Könige.
Dienstag: Mignon.
Windsor. Donnerstag: Lohengrin. Freitag: Der Postillon von Lonju⸗
Sonnabend: Undine.
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Komische Oper. (An der Weiden⸗ dammer Brücke.) Sonntag, Nachmittags Uhr: u ermäßigten reisen: chwarzwaldmädel. — Abends 7 ½ Uhr: Liebeszauber. Operette in drei Akten von Victor Leon. Musik von Oskar Straus. Montag und folgende Tage: Liebes⸗
Theater des Westens. (Statton: Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr: Zu er⸗ mäßigten Preisen: Die lustige Witwe. — Abends 7 ½ Uhr: Die Frau im Hermelin.
Schillertheater. Charlottenburg.
ends 7 Uhr: Färb
Mittwoch: Die lustigen Weiber von sch
Operette in drei Akten von Rudolph Schanzer und Ernst Welisch. Musik von Jean Gilbert. 1
Montag und folgende Tage: Die Frau im Hermelin.
Theater am Nollendorfplatz. Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr: Zu er⸗ messn Preisen: Der Juxbaron. — Abends 7 ½ Uhr: Die Puppe. Operette in vier Bildern nach Maurice Ordonneau von A. M. Willner. Musik von, 8es 8
ontag und Dienstag: Die Puppe.
Mittwoch und I“ Geschkoßen.
Freitag: Zum ersten Male: Der Viel⸗ geliebte.
Sonnabend: Der Vielgeliebte.
Mittwoch, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittags 3t Uhr: Großstadtluft.
Lustspielhaus. (Friedrichstraße 238.) Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr Zu er⸗ mäßigten Preisen: 360 Frauen. Abends 7¾ Uhr: So ein Mädel. (Das Extemporale.) Lustspiel in drei Akten von ns Sturm und Moritz
er. Montag und folgende Tage: S C1116“
Thaliathenter. (Dresdenerstr. 72773.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu er⸗ mäßigten Preisen: Polnische Wirt⸗
aft. — Abends 7 ½ Uhr: Jungfer Sonnenschein. Operette in drei Akten von Bernhard Buchbinder. Musik von Georg Jarno. 8
Mont d folgende 1 2 un 5 gende Tage: Jungfer
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Birkus Busch. Sonntag: 2 groß Vorstellungen, Nachmittags 3 ⅛ Uhr un Abends 7 ½ Uhr. In beiden B.2 hnn Das ausgezeichnete und reichhaltig
irkus⸗Programm. — Abends: 3
chluß: „Aphrodite“. Tragikonisst Fetesahh in drei Akten von Paüla Buse
instudiert von Ballettmeister Georg Blanvalet. Musik von Kapellmeist A. Taubert. (Nachmittags hat jeder C wachsene ein angehöriges Kind auf all Sthpläßen frei; jedes weitere Kind zah halbe Preise.) ,
Montag, Mittwoch, Donnerstag ü. Sonnabend: Das großartige Zirku Neogradien Außerdem zum Schluf „Aphrodite“. (Es wird besonders dard aufmerksam gemacht, daß bis auf weiten jeden Dienstag und Freitag nur Ba kümpfe stattfinden.)
— — —.
Familiennachrichten. Verehelickt: Hr. Professor Dr. E Gnerich mit Frl. Erna Raab (Bresla — Hr. Geheimer Baurat Epstein mit Emma Maultzsch (Breslau). Geboren: Ein Sobn: Hrn. Gener major z. D. William von Einem (Ben — Hrn. Rittmeister d. R. Dr. jr Nordewin von Koerber Westpr.). — Eine Tochter: H. auptmann Wilhelm Magnus h berhardt (Charlottenburg). Gestorben: Pr. Rittmeister a. 4 Kurt von Kuenheim (Stollen). — 9 Pastor em. Hermann Grabe (Waidmant lust). — Hr. Pastor i. R. Hermann Rap (Wilmsdorf). — Hr. Geh. Justizm Amtsgerichtsrat a. D. Alfred We Bunzlau).
Verantwortlicher Schriftleiter Direkcor Pr. Ty o e dfglebechre E1“ für den Anzeigenteil 1 porsteher de schäftsstelle, J. V.: Rechnungsrat Sesaec Fftene,s Verlag der Geschäftsstelle (J. V.: Reyher Fünf Beilagen seinschließlich Börsenbeilage)
und Erste, Zweits und Dritt Zerxteal⸗ Handelsrscifter⸗Beilan,
(Koerberr
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Ministerium des Innern. JM 111“ “ “ September dis 4. Oktober 1919 auf Grund der Bundesrotsverordnung vom 15. Februar 1917
Berlin, Sonnabend den 1
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er Wohlfahrtspflege während des Krieges genehmigte öffentliche Sammlungen.
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Name und Wohnort
des Unternehmers Zu fördernder Wohlfahr
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Stelle, an die die Mittel abgeführt werden sollen
Zeit und Bezirk, b in denen das Unternehmen ausgeführt wird
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1 Cvangelische Pastoralhilfsgesell⸗ schaft für die Rheinlande, Barmen
Vorstand der Bergischen Bibel⸗ gesellschaft in Elberfeld
Direktion der Diakonenanstalt in Duisburg
Vorstand der Anstalt für Epi⸗ leptische in Bethel bei Biele⸗
feld Rheinischer Provinzialausschuß für innere Mission, Langen⸗
Zum Besten ihrer Zwecke Zum Besten der Gesellschaft
Zum Besten der Anstalt
Zum Besten seiner Zwecke 9
Rettungsanstalt, Auf dem Schmie⸗ Zum Besten der Anstalt 8
del“, Sargenroth, Hunsrück Berlin, den 9. Oktober 1919.
Nichtamtliches.
Deutsche Nationalversammlung in Berlin. “ 8 94. Sitzung vom 9. Oktober 191909. n
8 Nachtrag. Die Rede, die bei der Fortsetzung der allgemeinen »litischen Besprechung im Anschluß an den Haus⸗ altsplan für das Reichsministerium und den eichskanzler der Reichsminister der auswärtigen Ange⸗ genheiten Müller gehalten hat, hatte folgenden Wortlaut: Meine Damen und Herren! Bevor ich auf die außenpolitische Frage gehe, die im Mittelpunkt dieser Debatte stand, die baltische Frage, chte ich einige Bemerkungen machen zu den Ausführungen, die die rren Abgeordneten Scheidemann und Joos gemacht haben über die fferenz, die am 19. Oktober in Washington zusammentreten und sich internationalen Arbeiterfragen befassen soll. Es ist hier zwar,
i Auslande inspiriert, in die Presse gebracht worden, daß die ischen Gewerkschaften und die deutsche Regierung eine Einladung dieser Konferenz erhalten hätten. Ich muß demgegenüber zurück⸗ eifen auf die Konferenz, die in Amsterdam, einberufen vom Inter⸗ tionalen Gewerkschaftsbund, stattgefunden hat. In dieser Kon⸗ enz war verlangt worden, daß die Gewerkschaften aller Länder als ichberechtigte Teilnehmer eingeladen und zugelassen werden sollen,
n die Arbeiter sich an dieser Konferenz beteiligten. Daran haben Arbeiter in den neutralen Ländern festgehalten, ebenso unsere ewerkschaften. Es ist uns nun durch Vermittlung des amerika⸗ chen Unterstaatssekretärs bei der Friedenskonferenz in Paris ein hhreiben übermittelt worden, in dem es über die Einladung heißt: rotz der Tatsache, daß Deutschland und Oesterreich gegenwärtig ht zu den Regierungen gehören, die de jure Mitglieder der be⸗ tten Organisation sind, haben die Friedensdelegierten am 11. d. M. chlossen, daß die Frage der Zulassung deutscher und österreichischer geordneter zu der bevorstehenden Arbeiterkonferenz in Washington ser Konferenz überlassen werden sollte, und daß inzwischen die ierten und assoziierten Regierungen deutschen oder österreichischen geordneten, die sich in Vorwegnahme einer ihnen günstigen Ent⸗ idung nach Washington zu begeben wünschen, kein Hindernis in
Weg legen würden, und in der Sitzung des Obersten Rats am
September wurde die Vereinbarung getroffen, daß die amerika⸗ hhe Delegation im Namen der Konferenz ersucht werden sollte, der tschen und österreichischen Delegation den angeführten Beschluß
11. September 1919 mitzuteilen. Demgemäß habe ich im
en der amerikanischen Delegation zur Friedenskonferenz und im
rrage der Konferenz die Ehre usw.“ Es ist am Schlusse dann auf hingewiesen, daß die Zulassung der deutschen und österreichischen geordneten zur Konferenz der Entscheidung der Arbeiterkonferenz zst unterliegt. Das, was für die deutschen Gewerkschaftsvertreter das muß selbstverständlich auch gelten für die offiziellen Vertreter utschlands und auch für die Vertreter der Arbeitgeber, die zu dieser nferenz nach Washington eventuell gehen würden. Wir Deutsche en in der Vergangenheit gezeigt, daß wir der Pflege des Arbeiter⸗ tes und der Arbeiterversicherung stets das größte Interesse ent⸗ kengebracht haben und auf den verschiedenen Gebieten führend ge⸗ en sind. Es ist deshalb selbstverständlich, daß wir sehr gern auch dieser Konferenz teilnehmen würden; aber daran müssen wir in vereinstimmung mit der Vertretung Deutschlands und der Ge⸗
schaften der neutralen Länder festhalten, daß wir als gleich⸗ echtigte Teilnehmer zugelassen und eingeladen werden. (Sehr sig!) Es finden noch Verhandlungen über die Herbeiführung einer chen Einladung statt. Ich gebe der Hoffnung Ausdruck, daß noch ee Uebereinkunft erzielt wird, die uns ermöglicht, an dieser Kon⸗ nz teilzunehmen.
Dann möchte ich, bevor ich auf die baltische Frage eingehe, noch ige Bemerkungen über das machen, was der Herr Abgeordnete t. Cohn über unser Verhältnis zu Rußland gesagt hat, obwohl mein bllege, der Herr Reichswehrminister, bereits auf diese Frage ein⸗ hangen ist. in meiner Rede am 23. Juli in der Ratienal⸗
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berg, Rheinland “
..“ Zum Besten des Vorstandes
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Der Minister des Innern.
nach
daß
Die Pastoralhilfs⸗ Lesellschaft
Bibelgesell⸗
Im Jahre 1920 bei den evangelischen Einwohnern der Rheinprovinz.
Im Jahre 1920, 1921 und 1922 — Rheinprovinz Cbeschltehch der Gemeinden der Synode Wied.
Im Jahre 1920, 1921 und 1922 — Rheinprovinz.
Im Jahre 1920 — Rheinprovinz.
Die schaft Die Diakonen⸗
anstalt Die Anstalt
Der Provinzial⸗ au schuß
Die Anstalt
In den Jahren 1920, 1921 und 1922 in der Rheinprovinz. 8
Im Jahre 1920 bei den evange ischen Einwohnern der Rheinprovinz.
S. .
y.
versammlung in Weimar darauf aufmerksam gemacht, daß wir auch
Osten hin in jeder Beziehung uns friedliche Verhältnisse wünschen
und nicht die Absicht haben, uns in die inneren Verhältnisse der Länder einzumischen, die zu dem früheren großen russischen Reiche gehört haben.
Ich habe aber damals auf der anderen Seite auch gesagt, wir verlangen müssen, daß auch von Rußland keinerlei Ein⸗
mischung in unsere inneren Verhältnisse erfolge; und das wird der Standpunkt der deutschen Regierung bleiben.
Was nun die Frage der Anknüpfung von Beziehungen zu Rußland
anlangt, so möchte ich den Herrn Abgeordneten Cohn darauf auf⸗ merksam machen, daß wir zurzeit nicht in der Lage sind, Verträge mit der russischen Regierung zu schließen, weil ja bekanntlich der Friedensvertrag noch nicht voll ratifiziert ist und auf Grund des Artikels 116 des Friedensvertrages die Verträge annulliert würden, die wir jetzt ebwa mit der russischen Regierung eingingen. Also die Regelung unserer Beziehungen zur russischen Regierung muß zu⸗ nächst eine Frage der Zukunft sein.
Ich bedauere aber weiter, daß nach den Ausführungen des Herrn
Abgeordneten Cohn der Anschein erweckt werden könnte, als ob ein baldiges Inverbindungtreten mit Rußland uns große wirtschaftliche Vorteile bringen könnte. Ich hoffe, daß in der Zukunft sich allerdings rege wirtschaftliche Verbindungen zwischen Rußland und Deutschland wieder herausbilden werden; aber augenblicklich scheinen die Verhält⸗ nisse in Rußland so zu liegen, daß dort nicht die goldenen Berge liegen, die man zu uns herüberholen könnte. Nach dem, was man im allgemeinen aus Rußland hört, ist infolge der zerrütteten Volkswirtschaft ein großer Teil der russischen Industrie völlig zerstört und auch an agrarischen Produkten wird kein Uebermaß vorhanden sein. Außerdem sind die Transportmittel in einem Zu⸗ stande, daß nicht anzunehmen ist, daß in absehbarer Zeit hier allzuviel zu uns herübergebracht werden kann. Trotzdem betone ich, um nicht mißverstanden zu werden, daß, sobald wirtschaftliche Beziehungen zu Rußland möglich sind, diese Frage natürlich von uns im Auge behalten werden muß. Deswegen haben diese Dinge mit Mut absolut nichts zu tun. Wie soll denn auch Mut dazu gehören, Verträge mit einer bol⸗ schewi stischen Regierung abzuschließen? So einfach ist es überhaupt nicht, Beziehungen zu Rußland zu bekommen. Ich möchte dem Herrn Abgeordneten Dr. Cohn daran erinnern, daß seine Partei den An⸗ schluß an die „Dritte Internationale“ in Moskau auch noch nicht gefunden hat. (Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Ich weiß nicht, ob das auch eine Frage des Muts ist, und ob nur der Mut zu diesem Schritt noch nicht aufgebracht worden ist, da noch sonst die Sym⸗ pathien seiner Partei zweifellos sehr stark nach Osten gehen. (Zuruf von den Unabhängigen Sozialdemokraten: Das kann nicht in Pa⸗ rallele gesetzt werden!) — Wenn die Frage des Mutes aufgeworfen wird, so kann das allerdings, glaube ich, sehr wohl in Parallele ge⸗ setzt werden. —
Ein Wort zu der Frage der Verschiebung von Heeresgut. Mir ist amtlich nichts davon bekannt, daß solches Gut verschoben wird. Nach dem Waffenstillstandsvertrag sind wir gar nicht in der Lage, solche Lieferungen von Heeresgut nach fremden Ländern zu übernehmen, ohne die Genehmigung der alliierten und assoziierten Regierungen zu haben. Wir haben diese Genehmigung in Einzelfällen erhalten, z. B. für die Lieferung von Heeresgut an die tschehoslowakische Republik. Für Polen ist aber eine solche Genehmigung nicht eingeholt worden, und auch sonst hatten wir uns amtlich mit diesen Dingen nicht zu be⸗ fassen. Mir ist also im einzelnen nichts davon bekannt.
Nun komme ich zu der Frage, die im Mittelpunkt der Debatte stand, zu der baltischen Frage. Da möchte ich zunächst auf einige Be⸗ merkungen zurückkommen, die der Herr Abgeordnete Stresemann gestern gemacht hat, als er sich auf die Bemerkung des Herrn Reichskanzlers bezog, daß unsere Truppen im Baltikum nichts zu suchen hätten. Der Herr Abgeordnete Stresemann hat gemeint, daß das doch eine neue Auffassung sei; denn sonst hätten die Truppen längst zurückgezogen sein müssen. Das ist nicht der Fall. Ich stelle fest, daß die Re⸗ gierung seit dem November stets die Auffassung vertreten hat, daß die deutschen Truppen aus dem Baltikum zurückzuziehen sind. Das war
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Auffassung der Regierung des Herrn Ministerpräsidenten Scheide, mann. Es ist ja bekannt, und ich habe in meiner Rede in Weimar am 23. Juli daran erinnert, daß am 9. Mai und am 29. Mai dieses Jahres durch die Waffenstillstandskommission ausdrücklich Verhand⸗ lungen wegen Räumung des Baltikums stattgefunden haben, und desß damals die alliterten Regierungen ihr Einverständnis zur Räumung nicht erklärt haben. Es lag also damals nicht an uns, sondern an der Entente, wenn die Räumung nicht erfolgte. (Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Wir haben auch später stets daran festgehalten. daß es unbedingt notwendig ist, das Baltikum zu räumen. Vor allen Dingen war aber doch, nachdem der Frieden von uns unterzeichnet war, nicht mehr der geringste Zweifel daran, daß wir das Baltikum zu räumen hatten. Das ist auch von mir in der bereits angezogenen Rede vom 23. Juli in Weimar ausdrücklich gesagt worden.
Nun ist zuzugeben, daß die Räumung sich nicht so rasch vollzogen hat, wie wir es selbst wünschten, und wir haben uns ja öfter mit dieser Räumungsfrage zu befassen gehabt. Wenn die Sache nicht so schnell vorwärts ging, wenn tatsächlich Schwierigkeiten vorhanden waren, so lag das allerdings an der Stimmung, an der Verfassung der Truppen und auch — das ist ohne weiteres zuzugeben — mit an der passiven Resistenz, die ein Teil der Führer dort geübt hat. Die Herren, die dort die Freikorps kommandieren und die jetzt zur offenen Widersetzlichkeit geschritten sind, werden natürlich in der Vergangen⸗ heit, so viel an ihnen lag, auch passive Resistenz geübt haben, wenn die Frage der Räumung des Baltikums in Betracht kam. Bei der Truppe selbst lag aber auch ein Hindernis. Unter den Soldaten — das muß in diesem Zusammenhang noch einmal gesagt werden — war eine ganze Anzahl der Ueberzeugung, daß sie das Recht hätten, im Lande zu bleiben, weil ihnen ein Siedlungsversprechen gegeben worden sei. Ich habe mich auch hierüber bereits im Juli in. Weimar ausge⸗ sprochen. Die Dinge liegen so, daß am 29. Dezember, zu einer Zeit, als Lettland noch in Not war, allerdings ein Einbürgerungsvertrag
unterzeichnet worden ist, der fremdstaatlichen Soldaten die Einbürge⸗ rung in Lettland erlaubte, ein Vertrag, der in der Hauptsache natür⸗ lich den deutschen Truppen dort zugute gekommen wäre. Ob der Ber⸗ trag jemals voll in Kraft getreten ist, darüber ist Streit; wenigstens bestreitet die lettische Regierung das. Sicher aber ist, daß die lettische Regierung die ganze Zeit über geduldet hat, daß auf Grund dieses Einbürgerungsversprechens Truppen für Lettland geworben wurden (hört! hört! rechts), und daß sie auch bis in das Frühjahr dieses Jahres mit diesen Werbungen durchaus einverstanden gewesen ist. Die lettische Regierung sagt nun, daß dieser Vertrag heute um des⸗ willen keine Gültigkeit mehr haben könne, weil inzwischen ein Teil der deutschen Truppen sich an dem Staatsstreich beteiligt hätte und die erste Regierung Ulmanis gestürzt und an seine Stelle die Regierung Needra dort ans Ruder gebracht hat. Es ist richtig, daß Truppen dabei beteiligt gewesen sind; aber der Führer, der an jenem Staasts⸗ streich teilgenomemn hat, ist sofort aus dem Baltikum herausgezogen und nach Deutschland zurückberufen worden. Ich habe mir dis Mühe geben müssen, mehr als einer Delegation von Truppenteilen des Bal⸗
tikums hier auseinanderzusetzen, daß sie rechtlich keinerlei Anfpruch auf
Siedlungsland habe. Selbst wenn der Vertrag vom 29. Dezember rechtsgültig geworden wäre, würde er durch den Friedensvertrag ohne weiteres anulliert werden. Der Vertrag verspricht aber ja auch keine Siedlung, sondern nur eine Einbürgerung, und die lettische Regierung hat die Einbürgerungsanträge einfach liegen lassen, so daß nicht ein⸗ mal die Voraussetzungen für Erwerbung von Siedlungsland erfüllt sind. Ich muß sagen: ich habe im allgemeinen von den Truppen⸗ deputationen, die aus dem Baltikum hierher gekommen sind, einen guten Eindruck gehabt. gesichts der Drohungen, die die Entente jetzt ausgesprochen hat, zume großen Teil nun freiwillig das Baltikum verlassen werden. Ich kann mir nicht denken, daß die Truppen sich der Beihilfe an dem Mord deutscher Greise, Kranken und Kinder schuldig machen. Das würde erfolgen, wenn die Entente ihre Drohungen wahr machen würde.
Nun ist in diesem Zusammenhang nicht nur hier, sondern auch von seiten der alliierten Regierungen der deutschen Regierung der Vorwurf gemacht worden, daß sie nicht die Macht habe, hier im Baltikum einzugreifen. Der Herr Reichswehrminister hat schon aus⸗ einandergesetzt, daß das militärisch nicht so einfach ist. Aber ich habe schon vor dem Eintreffen der Note, als wir von einer der alliierten Regierungen auf die Verhältnisse im Baltikum aufmerksam gemacht worden sind, die Ententeregierung daran erinnert, daß diese Demorali⸗ sationserscheinungen, die wir im Baltikum bei unseren Truppen er⸗ leben, doch eigentloch nichts spezifisch Deutsches ist (sehr richtig! bei den Sozialdemokraten), sondern daß man das auch in anderen Ländern erlebt. Ich habe am 25. September schon darauf aufmerksam machen lassen, daß die Italiener in Fiume eigentlich dieselbe Geschichte er⸗ leben und daß es sich dort um ein siegreiches Land handelt. Wir haben es auch in Oberschlesien erlebt. Auch da hat uns die polnische Regierung immer und immer wieder versichert, daß die regulären Truppen, die an diesem Aufstand teilnehmen, gegen den Willen der polnischen Regierung daran teilnehmen. Trotzdem sind unter dem nationalen Antrieb Soldaten von ihrem Truppenteil weggelaufen und haben an diesen Kämpfen in Oberschlesien teilgenommen.
Ferner möchte ich einige Bemerkungen machen über den vielfach angezogenen Grafen von der Goltz, der bis jetzt das Kommando dort innegehabt hat. Ich habe noch an dem letzten Tag, als wir in Weimerꝛ gewesen sind, eine lange Unterredung mit dem Herrn Grafen von der Goltz über die Räumung des Baltikums gehabt. Wir haben von der Regierung damals ihm mit aller Deutlichkeit gesagt, daß es, ganz egal, wie sich einzelne Truppenführer stellen, bei der vollständigen Räumung des Baltikums bleiben muß. Ich möchte, da immer wieder der Verdacht ausgesprochen wurde, daß etwa der Graf von der Goltz zu den Russen übergehen würde, sagen, daß er auf mich nicht den Gin⸗ druck gemacht hat, daß er dazu fähig wäre, daß er auch erklärt hat, daß er an einer Gegenrevolution nicht teilnehmen würde, daß er das für
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Ich hege deshalb die Hoffnung, daß sie an-.
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