1919 / 248 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 29 Oct 1919 18:00:01 GMT) scan diff

sinden sich noch im Ausstande, während 30 000 die Arbeit wieder⸗

ufgenommen haben sollen. „Nieuwe Courant“ meldet aus Wasbington, daß der Farmerbund den Ar⸗, bettern seine Unterstützung angeboten hat. Die Macht dieses Bundes liegt in den großen Weitzengebieten. In Dakota wurden die Getreideelevatoren und Maschinen von den armern besetzt. Die Regierung begründet ihren „Schutz der Ge⸗

einschaft gegen gebrochene Kontrakte“ damit, daß die Berg⸗ arbeiter wähn nd des Krieges einen Dauerkontrakt mit der Re⸗ een eingegangen seien, der bis April 1920 bindend sei. Der

rohende Kohlenarbeiterausstand und die Gefahr industriellen Kampfes machen Eindruck auf

einer Verlängerung des Walstreet. de⸗

Die 99. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure wurde am Montag, den 27. Oktober, Vormittags 9 Uhr, in der Aula der Technischen Hochschule Char⸗ lottenburg in Gegenwart von Vertretern zahlreicher Behörden, An⸗ stalten und befreundeter Vereine mit einer Ansprache des Vor⸗ sitzenden, Generaldirektors Reinhardt, Dortmund, eröffnet. An dem unglücklichen Ausgang des Krieges, so führte er aus, sei mit schuld, daß wir einerseits außer der militärischen und. wirtschaftlichen Kraft auch die Technik unserer Gegner unterschätzt haben und daß andererseits unserer Technik daheim nicht die genügende Wertschätzung entgegengebracht worden sei, um sie zur vollen Wirkung kommen zu 5,8 Eine weitere Ursache sei, daß der Mammonismus und Materialismus, die sich schon vor Beginn des Krieges breit zu machen begonnen hatten, im Kriege vielfach zu nackter Selbitsucht ausgewachsen seien. Einen Rest von Pealismus habe sich das gebildete Beamtentum bewahrt, dem auch die Mehrzahl der Mitglieder des Vereins deutscher In⸗ genieute angehören. Ihre Aufgabe sei es, diesen alten Idealismus wieder zu Ehren zu bringen und uns zu dem heilenden Gedanken zurückzuführen, daß die Arbeit an sich ein Zweck des Lebens sei und erst in zweiter Linie der Lohn und der damit verträgliche materielle Genuß des Lebens stehen. Dieser Aufgabe müßten die technischen Kreise um so mehr nachgehen, als man in den letzten Jahren erkannt habe, welche gewaltige Bedeutung der Technik im öffentlichen Leben zukomme. Daraus entstehe weiter die Pflicht, sich der Betätigung im öffent⸗ Len Leben noch mehr als bieher zu widmen. Der Redner betonte, daß hier der Notwendigkeit auch Schwierigkeiten in der Auswahl der geeigneten Persönlichkeiten gegenuͤberständen, und führte im Zu⸗ sammenhang damit einige bemerkenswerte Gedanken uͤber technisches, kaufmännisches und juristisches Denken aus, indem er jeder Art ihre Berechtigung zusprach. Er wies dann kurz auf die Aufgaben hin, die in Zukunft für die Erziehung g Ingenieure bestehen, und erhob a's Vorbedingung für eine gedeih⸗ liche Gestaltung unserer ungewissen Zukunft die Forderung, daß die wirtschaftlichen Gegensätze innerhalb unseres Volkes auf eine ver⸗ nünfrige und würdige Weise zum Ausgleich gebracht werden müßten. Im Arschau daran wurde der langjährige verdienstvolle Kurator des Vereins, Geh. Baurat Dr.⸗Ing. ehrenhalber Taaks⸗Hannover, ö seines Scheidens aus dem Vereinsamt zum Ehrenmitglied es Vereins sowie zum lebenslänglichen Mitglied des Vorstands er⸗ nannt, Die Reihe der Vorträge eröffnete der Staatssekretär a. D. Dr. August Müller, der über das Thema sprach: „Durch welche Mittel muß die deutsche Industrie der Veränderung ihrer Produktionsbedingungen Rech⸗ nung tragen?“ Darauf hielt der Geh. Reg.⸗Rat Prof. Dr.⸗Ing. Walter Reichel einen Vortrag über „Die vorläufigen Grenzen im Elektromaschinenbau“. Beide Vorträge wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Am Nachmittag des Montags fanden geschäftliche Verhandlungen des Vereins statt. Aus dem Inhalt des vorgelegten Geschäftsberichts sei folgendes hervorgehoben: Die Mitgliederzahl des Vereins beträgt zurzeit über 25 000. Der Verein ist dabei, die Beziehungen zu den zahlreichen früheren Mitgliedern im Ausland, die durch den Krieg unter⸗ brochen waren, wieder aufzunehmen. Die neue Fütschrift „Der Betrich“, die hauptsächlich die Fragen der Betriebs⸗ organisation, der wirtschaftlichen Fertigung, Normung und Typung behandelt, hat sich bisber günstig entwickelt. Auch von der neu ein⸗ gerichteten „Teochnischen Zeitschriftenschau“, die im Dezember v. J. einge ichtet, außer Auszügen aus der einschlägigen technischen Literatur auch Uebersetzungen aus fremdfprachlichen Zeitschriften liefert, hat das sichtliche Interesse der Industrie und sonstiger technischer Berufskreise gefunden. In Verbindung mit anderen Vereinen wird demnächst eine deutsch⸗technische Auslandzeitschrift herausgegeben, die in drei Ausgaben, nämlich deutsch, spanisch und englisch, erscheinen soll. Im Zusammenhang mit diesen Unternehmungen und für den Vertrieb der sonstigen za Sche iften und Veröffentlichungen des Vereins ist eine eigene Verlagsabteilung des Vereins im In⸗ genieurhaus, Sommerstraße 48, gegründet worden. Zahlreich sind die technischen Sonderkurse, die der Verein in neuester Zeit ver⸗ anstaltet hat. So z. B. über das Abrechnung verfabren in Fabrik⸗ betriehen, bautechnische Vorträge und Uebungen, Vorträge über Technik und Landwirtschaft, über Siedlungswesen, rationelle Wärme⸗ wirtschaft ushw. Von den weiteren Arbeiten des Vereins sei seine Mitwirtung bei den Arbeiten des Ausschusses zur Beratung des Tohlengesetzes, seine Bemühungen um die Vereinheitlichung des Ver⸗ kehrs, die Neugestaltung der Gebührenordnung für Architekten und In⸗ genieure sowie für Zeugen und Sachverständige kurz erwähnt. Vom Normenausschuß der deutschen Industrie, der vom Verein gegründet und an dessen Arbeiten der Verein stark beteiligt ist, sind bisher 180 Normalblattentwürfe veröffentlicht, während sich 250 Normen⸗ blätter in Bearbeitung besinden. Aus den Verhandlungen des Vorstandsrettes, die der Hauptversammlung vorausgingen, set hervor⸗ gehoben, daß zum Kurator des Vereins der Baurat Dr⸗Ing. ehrenhalber Lippart, Nürnberg, bestellt worden ist. Der bis⸗ hberige steblvertretende Direktor des Vereins W. Hellmich wurde zum Direktor ernannt.

Am zweiten und letzten Tog der Hauptversammlung sprach zunächst der Prof. Dr.⸗Ing. Adolf Nägel, Dresden, über das Thema „Zur Reform der Technischen Hochschulen“. Den Schlußvortrag hielt der Regierungsbaumeister Otto Buschbaum, Gleiwitz, über „Vorschläge zur Reform des deutschen Verkehrswesens“. Der Nachmittag war den Sitzungen der Sondergruppen gewidmet, die der Verein deutscher Ingenieure zur Behandlung einzelner technischer Fragen in seinen Bezirksvereinen gegründet hat. Es handelte sich um die Gruppen für Betriebs⸗ organisation, für technische Mechanik, für industrielle Psychotechnik und um den Deutschen Ausschuß für technisches Schulwesen. In der Gruppe für Betriebsorganisation berichtete der Dipl.⸗Ing. W. Hellmich über die bisherigen Arbeiten der Ausschüsse dieser Gruppen und über die zukünftigen Aufgaben des Vereins auf dem Geblete. Prot. Toussaint erörterte den günstigen Einfluß der Normung auf die Abmessungen und Formen der Werkzeuge und erwähnte u. a. die vorteilhafte Einschränkung der vielen bisher üblichen Gewindesysteme auf nur zwei. Der Ingenieur F. Kutsche erörterte die Grundsätze der Organisation des Betriebsbüros. Er wies auf die Entlastung der Meister durch die Vergebung schriftlicher Arbeiten an das Betriebsbüro hin, erörterte die Rotwendigkelt der Führung von Karteien im Betriebsbüro über das Material, ferner für die Ueber⸗ wachung und die Termine. In der Gruppe für technische Mechanik besprach der Zivilingenieur G. Duffing ein bemerkenswertes neues Ver⸗ fahren für die Integration von Differentialgleichungen, während der Prof. Dr.⸗Ing. Gümbel den heutigen Stand des Schmierungsproblems erörterte. In der Gruppe für industrielle Psychotechnit sprach Dr. W. Moede über den gegenwäartigen Stand der industriellen Pivpchotechnik, und im Deutschen Ausschuß für technisches Schulwesen wurde durch den Dir. Jungheim eine lebhafte Erörterung über Lehrgänge für die praktische Ausbildung des Lehrlings in den Werk⸗ stätten der mechanischen Industrie veranlaßt. Es handelte sich dabei

tief unter den normalen

bildung unserer Lehrlinge im einzelnen vorgenommer werden Die Ergebnisse sollen eine Handhabe bei Neusinstellung Lehrlingen en. 8. 1 Literatur. 8

Ueber den Aufbau des Weltalls, und über die räumliche Anordnung der Sterne auf nd scheinbaren Verteilung, gibt Dr. Kienle im eltall“, der von der Berlin⸗Treptow⸗Sternwarte herausgegebenen bild⸗ geschmückten Zeitschrift, Aufschluß. In dem vorliegenden ersten Teile der Abhandlung kommt er zu klar formulierten wichtigen Er⸗ gebnissen, wie z. B. dem, daß die Zahl der Sterne 6. bis 9. Gröͤße mit der Sterngröße umso stärker zunimmt, je näher sie der Milch⸗ straße stehen. Ueber Kreisteilungen und ihre Herstellung berichtet Dr. Block, und der Herausgeber, Dr. Archenhold, gibt Anweisungen zum Photographieren der bevorstehenden Mondfinsternis. Zwei garnz⸗ seitige Abbildungen der Mondfinsternis vom November 1910 sind dem Aufsatz beigegeben. Eine Reihe kleiner, interessanter Mit⸗ teilungen beschließt das Heft, mit dem das „Weltall“ seinen 20. Jahr⸗

gang beginnt. Laud⸗ und Forstwirtschaft.

Der Deutsche Landwirtschaftsrat hält am 5. und 6. November im Provinziallandeshaus (Matthätkirchstraße 19/20) seine 47. Plenarversammlung ab. Auf der Tagesordnung stehen außer Geschäftlichem ehe Berichte: Lage und Aufgaben der deutschen Landwirtschaft. Berichterstatter: Wirklicher Gebeimer Rat Edler von Braun, Berlin. Organisation des landwirtschaft⸗ lichen Berufsstandes. Berichterstatter: Kämmerer ven Schilcher, Dietramszell; Dr. Asmis⸗Kiel, Direktor der Landwirtschaftskammer. Gefährdung der landwirtschaftlichen Erzeugung durch die Ein⸗ führung von Betriebsräten. Berichterstatter: Hofbesitzer Dusche⸗ Isernhagen, Mitglied der Deutschen Nationalversammlung. Land⸗ arbeitsordnung und Tarifvertrag für Forstarbeiter Berichterstatter: Rittergutsbesitzer Freiherr von Wangenheim⸗Klein Spiegel, Vorsitzender der Landwirtschaftskammer für Pommern. Stellungnahme gegen die Sozialisierung der Landwirtschaft. Berichterstatter: Geh. Reg.⸗ Rat Prof. Dr. Semmler⸗Breslau, Mitglied der Deutschen National⸗ versammlung: Amtsrat Dieckmann⸗Heimburg, Vorsitzender der Land⸗ wirtschaftskammer für Braunschweig. Steuergesetzgebung und die Landwirtschaft. Berichterstatter: Dr. Oberfobren⸗Kiel, Mitglied der Deutschen Nationalversammlung. Der Siedlungsplan der Reichs⸗ regierung. Berichterstatter: Generallandschaftsdirektor, Wirkl. Geh. Oberregierungsrat Dr. Kapp⸗Pilzen; Landrat Rotberg⸗Fallingbostel.

Verkehrswesen.

„Briefe nach dem Auslande werden häufig noch nach den alten Gebührensätzen freigemacht. Es wird daher erneut darauf aufmerksam gemacht, daß für Briefe nach Deutsch⸗Oesterreich, Luxem⸗ burg, der Tschecho⸗Slowakei und Ungarn die inneren deutschen Gebühfensätze gelten, daß ober nach dem übrigen Ausland die Gebühren für Briefe bis 20 g auf 30 und für jede weiteren 20 g auf 20 festgesetzt sind.

von

zwar ihrer

Nr. 87 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“ herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten am 25. Ok⸗ tober 1919, hat folgenden Inhalt: Am liches: Dienstnachrichten. Nichtamtliches: Kleinwohnungsbauten der Stadt Stuttgart. Ueber Zerstörungen von Betonbauwerken durch Sickerwässer. Ver⸗ mischtes: Denkschrift über die Bildung eines Reichsverkehrs⸗ ministeriums. Haushalt des Reichsverkehrsministeriums. Auf⸗ lösung der Betriebsverwaltung der Reichseisenbahnen. Haupt⸗ versammlung des Vereins deutscher Ingenieure. 50jähriges Be⸗ stehen der bayerischen Landesgewerbeanstalt in Nürnbera. Normen⸗ ausschuß der deutschen Industrie. Wilhelm von Siemens †.

Bücherschau.

88 Tueater und Mufik. Im Opernhause wird morgen „Martha“, mit den Damen

Gerhart, Birkenström und den Herren Stock und Bachmann besetzt, aufgeführt. Die Partie des Lyonel singt Herr Ludwig Roffmann vom

soll. in einigen regenärmsten Bezirken geringer als 10 mm. J.

; 8 8

Stadttheater in Mainz als Gast auf Anstellung. Dirtgent ist Dr. Besl. Anfang 7 ÜUhr.

Im Schauspielhause wird morgen „Maria Stuart“ in der bekannten Besetzung gegeben. Bruck. Anfang 6 ½ Uhr.

Mannigfaltiges. v

18 .“

Der „Bund deutscher Frauen zur Befreiung der Kriegsgefangenen in Hamburg“ hat, wie „W. T. B.“ mitteilt, durch Vermittlung des Generals Dupont an den 88 sidenten Poincaré ein Schreiben mit der flehentlichen Bitte um Zurücksendung der deutschen Kriegs⸗ gefangenen vor Eintritt des Winters gerichtet. Der General Dupont hat es übernommen, dieses Schreiben an den Präͤ⸗ sidenten Poincaré gelangen zu lassen.

Ueber die Witterung in Norddeutschland im Monat September 1919 berichtet das preußische Meteorolo⸗ gische Instttut auf Grund der angestellten Beobachtungen: Nachdem der eigentliche Sommer dieses Jahres kalt und regnerisch verlaufen war, brachte der September in seinen beiden ersten D⸗kaden einen prächtigen Nachsommer. In den ersten Tagen des Monats gingen die Temperaturen im ganzen Lande so energisch in die Höhe, daß sie sich. bald über den Normalwert erhoben. Nach kurzer und un⸗ bedeutender Abkühlung vom 8. bis 10. September setzte dann eine neue Wärmewelle am 11. ein, die für die Jahreszelt ganz ungewöhn⸗ liche Hitze brachte. Erreichten doch die höchsten Temperaturen, die zumeist am 12. und 13. eintraten, Beträge bis zu 35 Grad und überschritten damit alle an diesen Septembertagen in den letzten 70 Jahren vorgekommenen Werte. Von da an ging das Thermometer in der nächsten Woche zunächst bis auf ungefähr normale Stände zurück. Dann aber fand vom 19. zum 20. September die sommer⸗ liche Periode ein jähes Ende durch einen Sturz der Temperatur bis Zustand dieser Tage. So kamen denn auch schon am 21. teilweise die niedrigsten Thermometerstände des Monats zur Beobachkung, in den meisten Gegenden allerdings erst am letzten Monatstag; denn nach vorübergehender Wieder⸗ erwärmung um den 26. war das Monatsende wieder empfindlich kühl. An einzelnen Stellen kam es an den genannten Daten Nachts schon zu leichtem Frost, und im Gebirge steliten sich die ersten Schneefälle ein. Für den Gesamtdurchschnitt des Monats gab indessen die Schönwetterperiode der ersten beiden Dekaden den Ausschlag: überall war das Monatsmittel der Temperatur zu hoch, am wenigsten im Nordwesten mit einigen Zehnteln, am meisten im Südosten und äußersten Osten mit fas drei ganzen Graden. Wie bei der Temperatur, . waren auch bei Bewölkung und Sonnenschein die ersten zwei

onatsdrittel für den Ausfall des Gesamtmonatswertes bestimmend. Die mittlere Himmelsbedeckung blieb überall unter den zu er⸗ wartenden Werten, während die Sonnenscheinregistrierungen durch⸗ weg ein Mehr ergaben, das stellenweise 70 Stunden im Monat qgusmachte. Natürlsch gins dieses Witterungselement dem Verlauf der Temperatur während des Monats parallel. Zahlreiche heitere Tage wurden in der warmen Periode notiert, ihnen folgte jedoch in der⸗ kühlen Zeit eine größere Reihe von trüben, regnerischen Tagen. Letztere konnten indessen die monatlichen Niederschlagsmengen nicht mehr auf das normale Maß bringen; diese hielten sich im größten Teil des Landes zwischen 50 und 100 %, in der Mitte Norddeutsch⸗ lands blieben sie jedoch unter der Hälfte des Normalbetrags. Hier

grundlegende Untersuchungen darüber, wie die praktische Aus⸗

im Trockengebiet waren die absoluten Regenhöhen geringer als 25.

Spielleiter ist Dr. Reinhard

bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Romantisch⸗komische Oper in vier Akten von Friedrich von Flotow. Text (teilweise nach dem Plane des Saint Georges) von W

Fn deich Musikalische Leitung: Dr. Karl Besl. Holy.

im große und ganzen war sonst die Verteilung der monatlichen Riüsderschüe ee, en ziemlich gleichmäßig; bemerkenswert groß waren die Monals beträge lediglich in der Nordhälfte Schleswig⸗Holsteins und Königsberg i. Pr. mit Umgebung. Die sommerliche Schönwetter, periode wurde zu Anfang des Monats eingeleitet mit der Ent, wicklung eines Hochdruckgebiets, das seinen Kexn in östlicher oder nordöstlicher Nachbarschaft von uns hatte. Nur vorüber ehende Unterbrechung der antizvklonalen Lage vermochte eine nordische De⸗ pression zu bringen, die am 7. September Einfluß auf unser Gebiet gewann. Schon am 9. und 10. verlagerte sich, diesmal von Westen vorstoßend, ein neues Hoch nach dem mittleren Europa und verursacht⸗ in den nächsten Tagen bei reinstem Strahlungswetter jene ungewöhn⸗ liche Hitze. In der Folgezeit erhielt sich der Luftdruck hoch; da abe vielfach Luftzufuhr aus kälteren Gegenden erfolgte, nahm die Wärme ab. Nach vorbereitender Erniedrigung des Drucks brach vöom 109. zum 20. September eine tiefe Depression in das mittlere Europa ein, die auf ihrer Rückseite Luft weit aus dem Norden kräftig ansaugte und damit den erwähnten Kälteeinbruch dieser Tage hervorrief. Weiter Depressionen auf verschiedenen Bahnen gaben dem letzten Monatz⸗ drittel seinen vorwiegend trüben und regnerischen Charakter.

Duisburg, 28. Oktober. (W. T. B.) In der am Montag in Mannheim abgehaltenen Versammlung der Mitglieder des Deutschen Transportarbeiterverbandes, Abteilung der Binnenschiffen und Flößer des Rheins und seiner Nehenflüsse, Sitz Duisbur

wurde beschlossen, zur Linderung der Kohlennot in Süd

deutschland auf den Rbeiz sabe jeden Tag zwei Ueberstunden zu fahren. Außerdem ist man freien Sonntagen im November zu arbeiten.

St. Ingbert, 28. Oktober. (W. T. B.) In den Pfälzi⸗ schen Pulverfabriken explodierten 1 18 beftiger Detonation zwei Schwarzpulvermühlen. Vier Personen wurden getötet.

Wien, 28. Oktober. (W. T. B.) Den Blättern zufolge er⸗ eigneten sich gestern in Prag Ausschreitungen gegen deutschsprechende Passanten, die besonders von tschechischen Legionären ausgingen. Eine Person wurde schwer verletzt.

Innsbruck, 28. Oktober. (W. T. B.) Wegen voll⸗ ständiger Erschöpfung des Kohlenvorrats wurde im Bereich der Staatsbahndirektion Innsbruck die Einstellung ämtlicher Personenzüge sowie des gesamten Güter⸗ erkehrs, ausgenommen die Lebensmittelbeförderung, bis zum .November verfügt.

Versailles, 28. Oktober. (W. T. B.) „Matin“ bestätigt, daß seit gestern vormittag die Fabriken der Schwerindustrie von Roubaix⸗Tourcoing wegen Kohlenmangels ge

schlossen sind.

„Amsterdam, 28. Oktober. (W. T. B. Büro“ meldet aus San Diego in Kalifornien: Autlich wird mitgeteilt, daß zwei amerikanische Flieger, die seit dem 31. August vermißt waren, von m 1 kanischen Fischern, die sie in ihren Flugzeugen auf dem Wasser treibend fanden, auf grausame Weise ermordet wurden.

(W. T. B.) Die Einstellung des Güterverkehrs zwischen Erfaß⸗Lothringen und der Schweiz ist laut der Genfer „Feuille“ durch die un⸗ ruhigen Verhältnisse im Elsaß notwendig geworden. Die elsässische evölkerung ist besonders deswegen erregt, weil Frankreich Aufsichtspersonal geschickt hat, das nicht einmal die deutsche Sprache beherrscht. Die Eisenbahner, die nach ihrem letzten Ausstand die Arbeit wiederaufnehmen mußten, ohne die volle Erfüllung ihrer Forderungen erreicht zu haben, rächen sich nun da⸗ durch, daß sie den Verkehr sabotieren. Das gleiche tut das Personal der Rheinschiffahrt. Die Behörden haben daher die Schweiz ersucht, ihre Waren über französisches Gebiet umzuleiten.

Feörtsetzung des Nichtamtlichen in der Erste und Zweiten Beilage)

gewillt, an den

s v 1 Das „Reutersche

Bern, 28. Oktober.

Theater.

(Unter den Linden.) Donnerstag: 223. Dauer⸗ Martha.

Opernhaus.

Spielleit ühenn Spielleitung: Kar Anfang 7 Uhr. 8 5

Sch unspielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Donnerst.: 235. Dauer⸗

bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Maria

Stuart.

Trauerspiel in fünf S von Friedrich Schiller.

Spielleitung: Dr. Reinhard Bruck. Anfang 6 ½ Uhr.

Freitag: Opernhaus. 265. Kartenreservesatz. Der Dauer⸗

bezug, die ständig vorbehaltenen sowie die Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. 2. Voltsvorstellung zu ermäßigten Preisen: Palestrina.

Musikalische Legende in 6 Uhr.

Freläse sind aufgehoben. leitung: Dr. Reinhard Bruck.

e drei Akten von Hans Pfitzner. (Üeber sämtliche Plätze ist bereits verfügt.) Schauspielhaus. 236. Dauerbezugsvorstellung. 8 9 Coriolan. Historisches Drama in fünf ufzügen (14 Verwandlungen) von William Shakespeare. Spiei⸗ Anfang 7 Uhr.

Anfang Dienst⸗ und

Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Margarethe von Förster mit Hrn. Hauptmann z. 1

Verehelicht: Gestorben:

Albert Jonas (Brandenburg a. H.). Frl. Gabriele Bake mit

Hrn. Rittmeister d. Res. Nikolai Böhtlingk (Domäne Kreischau—

Torgau).

Hr. Hauptmann Maximilian Frhr. von Kettler mit Frl. Anne⸗Marie von Heinemann (Wannsee). Hr. Generalleutnant z. D. Frhr. Fried von Krane (Wiesbaden). Hr. Geh. Oberjustizrat, Oberlandesgerichts⸗ Senatspräsident a. D. Viktor Hübner (Breslau). Hr. Geh. Regierungsrat, Universitätsprofessor Dr. Friedrich Holdefleiß (Breslaus .

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Ty rol, Charlottenburg. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der⸗Geschäftsstelle.

Rechnungsrat Mengerina in Berlin. Verlag der Geschäftsstelle Mengerina) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, ““ 1 Berlin, Wilhelmstraße 32.

Vier Beilagen (einschließlich Börsenbeilage) und Erste, Zweite und Dritte Zentral⸗Handelsregister⸗Beilage⸗

zum Deutschen Rei

. 248.

Richtamtliches. .

deutsche Nationalversammlung

in Berlin. 109. Sitzung vom 27. Oktober 1919. Nachtrag. Die Rede, die bei Beginn der allgemeinen Aussprache über die dauernden Ausgaben des Haushal ts des Reichs wirtschaftsministeriums der Reichswirt⸗ schaftsminister Schmidt gehalten hat, hatte folgenden Wort⸗

1 Hal, h. ü aut:

1 2.3⸗

Meine Damen und Herren! Die Sorge, wie wir unser Wirt⸗ schaftsleben wieder zur Gesundung bringen, ist allgemein, die Hinder⸗ nisse sind riesengroß, die uns entgegenstehen, und immer wieder treten neue in die Erscheinung.é Dennoch wäre es falsch, die Lage, in der wir uns befinden, in allzu düsteren Farben zu schildern. Es sind nach meiner Ansicht Ansätze vorhanden, die die Aussichten zur Besserung verstärken. Ich möchte, um einen Ueberblick über unsere gesamte Wirt⸗ schaftslage zu geben, der natürlich nur ein ganz kurzes Resümce sein kann, zunächst einmal mich der Lebensmittelversorgung zuwenden.

Meine Damen und Herren! Am Ende des vorigen Jahres erschien es sehr fraglich, wie unsere Brotversorgung im damals laufenden Wirtschaftsjahr durchgeführt werden könnte. Es waren Meinungen auch damals vorhanden, die dahin gingen, daß es kaum rnöglich sein würde, die Brotversorgung aufrechtzuerhalten, man werde wieder zu Kürzungen unserer Rationen kommen und es wäre auch kaum möglich, durch Auslandseinfuhr den Fehlbetrag zu decken. Alle diese Annahmen haben sich als irrig erwiesen. Es war uns möglich, bis zum Ende des Wirtschaftsjahres eine Ration aufrecht zu erhalten, die gegenüber der letzten Ration des Kriegszustandes erhöht worden war, und wir konnten fernerhin zu unserer Freude aus der heimischen Produktion unseren Bedarf an Brotgetreide bis zum Ende des Wirt⸗ schaftsjahres decken. Daneben sind wir jetzt dazu übergegangen, die Ausmahlung des Mehlsl auf 80 % herabzusetzen. Damit wird der Bevölkerung ein besseres Brot geboten und der Landwirtschaft ein ver⸗ mehrter Kleieüberschuß für die Wehhaltung zur Verfügung gestellt, sicherlich zwei Maßnahmen, die in der städtischen Bevölkerung und in der Landbevölkerung angenehm empfunden werden. (Es ist uns ferner möglich gewesen, durch erhebliche Einfuhr amerikanischen Mehls und Getreide der städtischen Bebölkerung eine Zusatzration bis zu 250 Gramm Mehl pro Kopf zu gewähren. Wenn diese Verteilungs⸗ quote auch nicht allgemein und regelmäßig durchgeführt werden konnte, so bot sie doch immerhin gegenüber dem früheren Zustand eine erheb⸗ liche Erleichterung in der Ernährung.

Wir haben ein großes Quantum von Scchweinefleisch und Speck eingeführt, das gleichfalls als Zusatzration für die städtische Bevölkerung zur Verteilung kam. Wir haben auch erbebliche Mengen gefrorenen Fleisches und Konservenfleisches eingeführt und konnten mit diesen Be⸗ ständen unsere heimische Viehablieferung schonen.

Damit komme ich zu ciner kurzen Darlegung unserer Viehbewirt⸗ schaftung und Fleischablieferung. Ich finde bei dieser Frage leider nicht das nötige Verständnis, weder bei der Landwirtschaft noch bei der städtischen Bevölkerung. Während die städtische Bevölkerung mit sehr großem Nackdruck, wie ich es ja verständlich finde, eine größere Belieferung mit Frischfleich fordert, wird von der Landwirtschaft der Nachweis geführt, daß sie nicht in der Lage sei, größere Anforderungen in der Viechablieferung zu befriedigen. Wenn wir uns die Ergebnisse der letzten Viechzählung ansehen, dann müssen wir diesen Einwand sicherlich gelten lassen. Wir hatten bei der Viehzählung vom 2. Juni 1919 beim Rindviehbestand über drei Monate alt eine Abnahme von 9,5 % gegenüber dem Stande vom 41. Juni 1918 zu verzeichnen und eine Abnahme von 12,4 % gegenüber der letzten Friedenszählung vom 1. Dezember 1913. Was noch viel übler in die Erscheinung tritt: die Bahl der Mischkühe ist in diesem Zeitraum um 15,8 % zurückgegangen.

Noch schlimmer sieht es mit unseren Schweinebeständen aus. Wir hatten nach der Zahlung vom 2. Juni 1919 einen Schweinebestand von 8 887 434 Stück. Gegenüber dem 1. März 1919 hat die Zahl der Schreine unter einem halben Jahr um 21,8 % zugenommen, und die Zahl der Schweine über ein halbes Jahr bis zu einem Jahr um 37,3 %. Diese Zunahme ist sicherlich sehr erfreulich im Hinblick darauf, daß die Bevölkerung in Friedenszeiten ja zu einem großen Teil auf den Genuß von Schweinefleisch angewiesen war. Ich kann nun nicht mit einem Bedenken zurückhalten, nämlich damit, daß durch die große Aufzucht von Schweinen unsere sehr mäßige Kartorkfelernte so verringert wird, daß wir der Bevölkerung nicht die nötigen Kartoffeln zur Verfügung stellen können; auch unsere Gerstenbestände werden sicherlich durch eine große Schweinehaltung sehr in Gefahr gebracht. Aber selbst diese Zunahme unserer Schweinebestände ergibt immerhin, wenn Sie den Friedensstand berücksichtigen, ein Minus in den Schweinebeständen um 62,3 %, also ein Beweis dafür, wie außer⸗ ordentlich stark unsere Viehhaltung während des Krieges und nachfolgenden Zeit gelitten hat. Daraus ergibt sich zugleich die klärung, weshalb unsere Fleischbelieferung so schlecht ist und wes wir nicht in der Lage sind, diese Fleischhelieferung auf die Höbe hinauf⸗ zubringen, wie es die Bevölkerung wünscht. Der Bauer liefert eben gegenwärtig sein Vieh nicht gern ab, weil er es behalten will, weil es für die Aufrechterhaltung seiner Wirtschaft unbedingt notwendig ist. Wenn bei der Gelegenheit sehr oft die Empfehlung gegeben wird, man sollte mit energischen Zwangsmaßnahmen eingreifen, um eine größere Abgabe zu erzwingen, so muß ich offen sagen, daß ich gerade auf dem Gebiete der Viehablieferung sehr große Bedenken habe, mit energischen Zwangsmaßnahmen vorzugehen; denn ich glaube, es ist unter allen Eingriffen, die der Landwirtschaft in das freie Verfügungsrecht heute zugemutet werden, der schwerste, wenn man in die Viehbestände zwangs⸗ weise eingreift. Ich hoffe bestimmt, daß das Verständnis auch in land⸗ wirtschaftlichen Kreisen so stark ist, daß sie diejenigen Bestände ab⸗ geben, die dringend notwendig sind, um unserer Bevölkerung eine bessere Fleischbelieferung zu sichern. Wir werden unsere Fleisch⸗ versorgung nicht anvers aufrechterhalten können, als indem wir unsere

Erste Beilage

ünde im Inland schonen und versuchen, in möglichstem Um⸗ durch Einfuhr von ausländischen Schweinen Ersatz zu schaffen. muß natürlich auch mit allen Maßnahmen darauf gedrungen werden,

28 2

die Schweinehaltung zu begünstigen und⸗ hochzubringen; denn das Schwein ist für unsere Fleischversorgung der beste Lieferant und der⸗ jenige, der uns am ersten aus dieser bedrängten Lage herausbringt.

Was unsere Kartoffelbelieferung anlangt, so war zu Beginn des Krieges, wenn ich einen Rückblick tun darf, die Aussicht für die Ver⸗ sorgung der Bevölkerung sehr ungünstig. Die schlechte Ernte, die uns zur Verfügung stand, bot für die Versorgung der Bevölkerung nicht die genügende Grundlage. Dennoch ist es uns gelungen, mit vieler Mühe die Kartoffelration im wesentlichen auch für die städtische Be⸗ völkerung während des Wirtschaftsjahres aufrechtzuerhalten. Wir mu ßten leider dazu greifen, vom Ausland erhebliche Bestände heranzuholen, die sehr teuer waren. Aber es stand an erster Stelle für uns die Frage, die Versorgung der Bevölkerung mit den notwendigen Bedarfsartikeln zu befriedigen. Die gegenwärtige Lage in der Kartoffelversorgung ist keine andere als die im vorigen Wirtschaftsjahre. Es wird ja an⸗ genommen, daß die Ernte in diesem Jahre noch schlechter ist, so daß natürlich in der weiteren Folge Erschwerungen in der Versorgung eintreten werden.

Die größten Hemmungen sind leider gegenwärtig verursacht durch unsere Transportschwierigkeiten. Wir haben leider zur Anlieferung von Kartoffeln nur 50 % der notwendigen Wagengestellung zur Verfügung. Damit ist die ganze Winterversorgung der Großstädte in Frage ge⸗ stellt, und ich kann meinerseits zu einer Besserung der Winterwersorgung nichts beitragen, wenn nicht die Transportschwierigkeiten behoben werden. (Hört, hört!) Es mußte versucht werden, und zwar leider wiederum in einer vom volkswirtschaftlichen Standpunkt nicht gerade angenehmen Art, diese Uebelstände dadurch zu beheben, daß wir aus Holland größere Mengen Kartoffeln eingekauft haben, um das wesent⸗ liche Versorgungsgebiet damit zu beliefern. Von Dänemark sind größere Bestände eingekauft, um unsere nordischen Scestädte zu ver⸗ proviantieren. Der Abschluß, den wir in Polen für 6 Millionen Zentner Kartoffeln gemacht haben, wird dazu beitragen, für einen Zeitraum wenigstens die Versorgung von Sachsen, Berlin und einigen anderen Großstädten sicherzustellen. Die Preise für die polnischen Kartoffeln sind sehr hoch. Es ist ja bereits bekanntgegeben, daß der Preis für den Zentner Kartoffeln, die aus Polen bezogen werden, 16 beträgt. Wir sind leider dazu genötigt, so hohe Preise anzulegen, weil wir in einer Zwangslage sind und, soweit ein Einkauf aus Holland und Dänemark in Betracht kommt, noch die Valutadifferenz zu berücksichtigen haben, so daß die Preise sich hier noch höher stellen würden als beim pblnischen Abschluß. Also, ich wiederhole nochmals, es ist kein günstiger Abschluß, der sich nur verteidigen läßt unter der gegenwärtigen Zwangslage und schlechten Versorgung; er ist ein Aushilfsmittel, zu dem wir gedrängt wurden.

Die Versorgung mit Speisefett hatte eine Zeitlang recht günstige Aussichten. Wir waren für einen kurzen Zeitraum bis auf 250 Gramm pro Kopf der Bevölkerung hinaufgegangen. Ich lege auf die Ver⸗

ngeheuren Wert, weil ich glaube, daß hier ein sehr dringendes Bedürfnis der Bevölkerung vorliegt und wir auch mit einer größeren Quote der Fettversorgung andere Lebens⸗ mittel einsparen können. Wenn die Bevölkerung mit Fekt versorgt ist, wird ein erheblicher Teil ihrer Unzufriedenheit sicherlich stark ge⸗ mildert werden. Nun stellen sich neuerdings auch hier Schwierigkeiten diesem Versorgungsplan entgegen. Wir haben allerdings die Möglich⸗ keit, große und genügende Mengen von Oelsagten und Palmfrüchten hereinzunehmen, die für unsere Margarineversorgung und Margarine⸗ fabrikation die genügende Grundlage bieten würden. Es ist aber bei dem gegenwärtigen Stand unserer Valuta außerordentlich schwierig, die sehr erheblichen Verpflichtungen, die uns die Einfuhr von Oel⸗ saaten auferlegt, tatsächlich zu erfüllen. Es “st eine Frage der Zahlungsmöglichkeit, nicht des auf dem Weltmarkt vorhandenen Vor⸗ rats, ob wir unsere Margarinefabrikation weiter heraufbringen können. Als weiterer Uebelstand hat sich die allgemein in der Industrie empfundene schlechte Kohlenbelieferung eingestellt, die uns zwang, die Margarinefabrikation abzustellen. Nunznehr soll aber die Kohlen⸗ belieferung in dem Umfange aufrecht erhalten werden, daß wir die Ration von 150 Gramm für die Bevölkerung aufrecht erhalten können; und auf dieser Höhe soll auch die Produktion erhalten werden.

Nun sind in der Bevölkerung sehr viele Klagen laut geworden über die hoben Preise, die unsere Lebensmittel überall erreicht haben. Die inländischen Lebensmittel, die freien Markt kamen, alles ist in den Letzten Monaten wieder im Preisc aufwärts gegangen. Ich möchte bitten, dabei zu berücksichtigen, daß wir gegenüber diesen Preisbewegungen bis zu einer gewissen Grenze leider nichts unternehmen können. Wir müssen berüchsichtigen, daß unsere Produktion fortgesetzt erhöhte Anforderungen in bezug auf die Preise für Kohle stellt. Erhöhte Löhne und Transportkosten sowie die Preise für ausländische Rohstoffe, alles macht sich geltend bei der Preisbestimmung sowohl der inländischen Produkte, als auch der⸗ jenigen Waren, die wir vom Ausland beziehen. Auf das Ausland haben wir ja in der Preisbestimmung überhaupt keinen Einfluß. Es ist nicht möglich, hier irgendwie preissenkend zu wirken. Wir sind nur bemüht, die wilde Konkurrenz, die auf dem Auslandsmarkte in Er⸗ scheinung tritt, beim Einkauf von Lebensmitteln möglichst durch einen zentralen Einkauf zu beseitigen.

Was nun die Preissenkung betrifft, die wir bei der hohen Preis⸗ Lage, die die ausländischen Lebensmittel erreichten, herbeigeführt haben, so darf ich den Damen und Herren heute vielleicht noch einmal in die Erinnerung zurückrufen,

im einzelnen handelt. Denn zu meinem Bedauern ist mir in der Oeffentlichkeit in der letzten Zeit wiederholt gesagt worden: Wo sind denn die 1 ½ Milliarden hingekommen, wir sehen gar nichts von einer Senkung der Lebensmittelpreise? Da darf ich zunächst einmal fest⸗ stellen, daß damals, als wir die Senkung der Lebensmittelpreise vor⸗ nahmen, das ausländische Mehl den Preis von 4 pro Kilo er⸗ reichte und der Preis gesenkt wurde auf 1,30 ℳ. Gegenwärtig ist der Preis des ausländischen Mehles durch den ungünstigen Stand der

anzeiger und Preußische

ausländischen Lebensmittel, die auf den

um welche erheblichen Beträge es sich dabei

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aatsanzeige

Valuta auf 8 erhöht, und wenn Sie sich vergegenwärtigen, daß wir den Preis von 8 auf 1,30 senken, dann können Sie sich schon einen Begriff davon machen, wieviel von den 1 ½ Millianden verschluckt werden, wenn man eine solche Preissenkung aus Staats⸗ mitteln vornehmen muß. Der Speck kostete, als wir die Preis⸗ herabsetzung vornahmen, 14 das Kilo, er ist heute auf 20 gestiegen. Infolge unserer Maßnahmen ist der Preis auf 6,80 gesenkt worden. Reis wurde von 4 auf 3,50 herabgesetzt, Hüsen⸗ früchte von 3,50 auf 2 ℳ, immer für das Kilo. Das Speisefett hat uns damals, als wir die Preissenkung vornahmen, 11 im Auslande gekostet; gegenwärtig ist der Preis auf 19 hinaufgegangen, während wir den Preis auf 9 ℳͤ haben festsetzm können. Ausländisches Fleisch erreichte einen Preis von 15 das Kilo, wir haben den Preis dafür auf 7,60 gesenkt. Kartoffeln mußsen wir im Auslande zum Preise von 60 bis 80 B das Pfund einkaufen, und die Senkung wurde dann bis auf 20 respektive 30 vorgenommen.

Ich glaube, wenn ich Ihnen disse Zahlen hier sage und die Preise gegenüberstelle, die wir einerseits für unsere Einkäufe im Aus⸗ lande bez abgeben, dann werden Sie selbst die mwötigen Schlußfolgerungen ziehen können, daß nämlich die 1 ¼ Milliarden zur Preissenkung überhaupt kaum ausreichen werden.

Bisher sind außerdem an Zuschüssen für Brotgetreide ich komme damit zur inländischen Produkztion —, für Frühdruschprämien und andere Zuwendungen 332 Milkonen aus Staatsmitteln auf⸗ gewendet worden. Ferner ist jetzt zur laufenden Senkung der Preise für Brot ein Betrag von 58 Millionen Mark notwendig. Es handelt sich also auch hier um erhebliche Aufwendungen. Gegen diese Auf⸗ wendungen sind zum Keil in der Prefse und auch im Parlament Ein⸗ wendungen erhoben und Bedenken geäußert worden, ob es si empfiehlt, eine solche Preissenkung, besonders an inländischen Pro⸗ dukten, überhaupt vorzunehmen. Ich diarf darauf verweisen, daß sowohl Frankreich wie England denselben Waẽj] der Preissenkung eingeschlagen haben. Auch da sah man sich genötigt, eines der wichtigsten Nahrungs⸗ mittel gegenüber der übermäßigen Preissteigerung durch Staats⸗ zuschüsse zu senken. Ich glaube, was za diesen Staaten notwendig ist. wo das Getreide lange nicht so teuer eingekauft wird, weil ja die Valutadifferenz nicht in die Erscheinung tritt, wird bei uns sicherlich gut begründet werden können. Wir sihd, wie schon bemerkt, sehr stark auf die Zufuhr vom Auslande angewiesen. Nach Aufhebung der Blockade ist die Bewegung freier gemvorden. Es hemmt uns gegen⸗ wärtig im Einkauf nur der ungünstige Stand der Valuta. Die Maxkt⸗ beschickung auf dem Weltmarkte ist keine ungünstige; Waren und Lebensmittel sind meiner Ansicht nach in sehr erheblichem Umfang zu haben, so daß es für uns nur eine Frage der Zahlungsmögl chkeit amd der Zahlungsfähigkeit ist. Immerhin sind die Warenmengen, die zur Einfuhr gelangten, sehr erhebliche, und ich darf Ihnen vielleicht auch hier einen Ueberblick geben, in welchem Umfange in der ersten Hälfte dieses Jahres Lebensmittel eingeführt worden sind. Der Gesamtbetrag belief sich auf 765 134 Tonnen im Werte von 2 153 368 000 ℳ. Bei einzelnen der wichtigsten Nahrungsmittel darf ich Ihnen die Zikfern nennen, und zwar handelt es sich dabei um die Einfuhr, die durch Reichsstellen vorgenommen worden ist. Die Einfuhr, die außerdem noch im freien Verfahren eine nicht unbedeutende Rolle gespielt und die sicherlich auch eine große Summe erreicht hat, ist in dieser Be⸗ rechnung nicht enthalten. Es wurden durch die Reichsstellen eingeführt ich nenne Ihnen hier die runden Summen und werde mir nachher erlauben, im stenographischen Bericht die einzelnen Zahlen genau auf⸗ zuführen —: Reis 16 452 Tonnen im Werte von 69 098 000 ℳ, Zucker 1672 Tonnen im Werte von 12 543 000 ℳ, Hülsenfrüchte 28 178 Tonnen im Werte von 112739 000 ℳ, Vieh und Fleisch 54 785 Tonnen im Werte von 589 335 000 ℳ, Getreide, Mehk 220 297 Tonnen im Werte von 536 301 000 ℳ, Früchte, Marmelade, Gemüse 27 437 Tonnen im Werte von 33 799 000 ℳ, Cier 47 498 980 Stück im Werte von 30 154 000 ℳ, Butter 3157 Tonnen zu 71 930 000 ℳ, Schmalz 21 570 Tonnen im Werte von 237 288 000 ℳ, Fische 37 950 Tonnen im Werte von 86 851˙000 ℳ, zubereitete Fische 22 229 Tonnen im Werte von 67 509 000 ℳ, Käse 849 Tonnen im Werte von 11 781 000 ℳ, Milch 19 011 Tonnen im Werte von

108 865 000 ℳ, Kartoffeln 304 546 Tonnen im Werte von 180 226 000 ℳ, Schal⸗ und Krusttiere 4229 Tonnen im Werte von 4 970 000 ℳ. Das ist die Einfuhr, die wir in der ersten Hälfte dieses Jahres an Lebensmitteln zu verzeichnen gehabt haben. Sie ist natürlich weit über die Einfuhr im vorigen Halbjahre hinausgegangen, da uns ja jetzt eine größere Bewegungsfreiheit in der Einfuhr gegeben war.

Sicherlich ist durch diese immerhin erhebliche Einfuhrmenge unsere Gesamternährung und Gesamtversorgung erheblich besser gewesen, als es der vorherige Zustand erlaubte.

Was nun die Gesamtübersicht für den kommenden Winter betrifft, so lassen Sie mich auch darüber einiges sagen. Getreide haben wir fest in der Hand für unseren Bedsarf bis Ende des Jahres, und zwar, um es zu wiederholen, bei einer Ausmahlungsquote von 80 %. Wir haben fernerhin Fleischabschlüsse für Lieferung von Gefrierfleisch und Speck inj ziemlich umfangreicher Weise, die uns bei mäßigen Ansprüchen bis Anfang Januar eindecken, also auch da über einen größeren Zeitraum hinweghelfen. Bei den Kartoffeln habe ich schon darauf hingewiesen, daß die Schwierigkeiten in der gegenwärtigen Versorgung zunächst einmal eine Transportfrage sind. Ich hoffe aber auch, daß die vielfachen Androhungen in der ländlichen Bevölkerung, daß nichts mehr ab⸗ geliefert werde, eine Uebertreibung sind. Wir müssen natürlich aus dem Lande noch größere Kartoffelbestände herausholen, wir können unsere Versorgung nicht zu Beginn des Erntejahres schon einstellen und sagen: weitere Bestände stehen nicht mehr zur Verfügung. Wir ver⸗ suchen und müssen weiter versuchen, aus dem Auslande noch Ersatz zu finden; zunächst muß aber beansprucht werden, die ländliche Produktion voll zu erfassen, weil die Aufwendungen für ausländische Kartoffeln so ungeheuer große Ansprüche in finanzieller Beziehung stellen, daß wir es nicht verantworten können, hier größere Beträge anzufordern, solange noch auf der anderen Seite die Möglichkeit vorliegt, in der heimischen Produktion Befriedigung zu finden.

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