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einen Anzug erhalten können. (₰ fall.) Noch immer Frankreich rund 500 000 Kriegsgefangene zurückgehalten
Sbel
stimmung.) habe sie vergessen. Das ist nicht der Fall. s wurde alles versucht um sie zu befreien. Der Rücktransport Vefangene aus Sibirien kostet uns 11 000 Mark. (Hört! hort!) befreit werden. (Beifall.) “ 8 pei. 8 v.. hat, eine Reichswehr zum Schug ge⸗ 8 11u“ 28 und daß allmählich Ruhe Schub und Trutz zu sammeln, erreicht hat, 1es lmar ich Ruhe und Ordnung in Deutschland eingezogen ist. Wir wissen, welch große Schwierigkeiten zu überwinden waren, um zu verhindern, daß ein allgemeiner Bruderkrieg in Deutschland aus⸗ brach. Für diese Reichswehr sollen nun im vorliegenden Etat For⸗ mationen festgesetzt werden. Es wird vielleicht jemand einwenden, das kleine Heer der Reichswehr kostet sehr viel Geld, ungefähr ebenso diel wie uns das frühere große Heer gekostet hat. Das ist erklärlich. Man muß bedenken, daß es sich um ein Uebergangsheer handelt, das heute noch größer ist, als der Friedensvertrag bestimmt; erst vom 1. April ab sind es nur hunderttausend Mann. Ferner handelt es sich auch um ein Söldnerheer und nicht um eine Wehrmacht, die auf der⸗ allgemeinen Wehrpflicht beruht, Es handelt sich auch um den Abbau des alten Heeres, wofür im Etat 3 Milliarden eingestellt sind. Für den kommenden Etat ist es wünschenswert, daß die Aufstellung so erfolgt, daß man auf den ersten Blick erkennen kann, was jedem ein⸗ zelnen an. Gebührnissen, Gehalt, Zulagen usw. zusteht. Das ist leider im gegenwärtigen Etat nicht der Fall. Es müßte auch mehr Rücksicht darauf genommen werden, die einzelnen zusammengehörigen Positionen in Verbindung miteinander zu setzen; sonst ist es schwierig, sich da zurechtzufinden. Es muß nach Möglichkeit vermieden werden, daß Ausschreitungen vorkommen, die geeignet sind, in weiten Kreisen die Ansicht hervorzurufen, als wenn die Reichswehr gegen die Republik sei. Eine derartige Ansicht ist vollständig irrig. Zur gedeihlichen Ent⸗ wicklung der Reichswehr ist es nötig, für die Zufriedenheit der Leute zu sorgen. Es ist nicht zu leugnen, daß Mängel vorhanden sind, aber im alten Heer war es auch nicht besser. Da wurden gewisse Kreife in erster Linie protegiert, das wird niemand leugnen. Es konnte kein armer Teufel, der nicht aus gewissen Kreisen stammte, Offizier werden. Wir verlangen, daß die Gebührnisse für die Angehörigen der Reichs⸗ wehr, Off ziere, Unteroffiziere und Mannschaften ausreichend sind. Die Wehrleute müssen durchaus gut untergebracht werden zund die Be⸗ köstigungsgelder müssen dementsprechend sein. Ferner hegrüßen wir es, daß die Einführung eines umfassenden Unterrichts für die Mann⸗ schaften in Aussicht gestellt worden ist, damit sie sich auf ihren Beruf vorbereiten können. Es muß den Mannschaften sobald wie möglich mitgeteilt werden, was sie nach ihrer Dienstzeit im Staat und bei den Gemeinden für eine Stellung einnehmen werden, wenn sie die mittlere Beamtenlaufbahn betreten. Auch die Kleidung muß eine anständige sein. Das Heer darf keine Parteipolitik treiben. Die Reichswehr muß voll und ganz auf dem Boden der Verfassung stehen. Ich halte es für beinahe unmöglich, daß Leute, die innerlich anders denken, die gar nicht auf dem Boden der Verfassung stehen, im Heere dienen können. Möge es dem Reichswehrminister beschieden sein, die Reichs⸗ weht weiter gedeihlich zu entwickeln, so daß ein militärischer Apparat von achtbarer Bedeutung entsteht, der imstande ist, im Notfall die Sicherheit und Ruhe im deutschen Lande aufrechtzuerhalten. Abg. von Gräfe (D. Nat.): Mit einem wehmütigen, schmerz⸗ lichen Gefühl erfüllt uns die Pflicht, nach der glanzvollen aasee. seit der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches heute zum sogenannten Heeresetat sprechen zu müssen. Die alte Armee, die fünf Jahre hin⸗ durch einer ühermenschlichen Uebermacht getrotzt hat, blieb siegreich und ungebrochen, sie ist dieser Uebermacht nicht erlegen, sie ist, wie zu unserer Schmach von einem französischen General leider mit Recht erklärt wurde, hinterrücks erdolcht worden. Eebhaftes Sehr richtig! Ruf bei den Sozialdemokraten: Eure Schuld!) Die alte Heldensage von Siegfried und Hagen ist wiedergekehrt. Die Waffe, die dem Siegfried von hinten in den Leib gejagt wurde, ist lange Zeit vorher geschmiedet worden. Die Hetze, die Untergrahung des Ansehens unserer herrlichen Armee, kam schon in den Zaberntagen unseligen Angedenkens gergdezu abstoßend zum Ausdruck. Das war die Vorbereitung für das, was wir jetzt an dieser herrlichen Schöpfung unserer alten preußisch⸗ deutschen Armee erlebt haben, die Hetze gegen den sogenannten Mili⸗ tarismus. Damals stellte man es, vielfach in gutem Glauben, im Hauptteil aber nicht guten Glaubens, so dar, als ob man sich gegen Uebergriffe einzelner Personen wende. Nein, es handelte sich um den Kampf gegen den Militarismus im besten Sinne des Wortes. Es war das die alte Armee, die Säule, die Grundfeste, auf der unser altes monarchisches Staatsleben aufgebaut war. Dies war es, was gewiffen Kreisen den Haß gegen sie einflößte (sehr richtig! rechts), dieses Heer war die Grundlage für unser ganzes Staatsleben, des Deutschtums und unseres ganzen deutschen Vaterlandes. (Sehr richtig! rechts.) Es ist daher kein Wunder, weyn die Männex, die uns pernichten wollten danach trachteten, diese Säule, diese Kräft, dieses Rückenmark unseres Deutschtums zu zerstören. Sie hatten als unsere äußeren Feinde ein Interesse daran, sich zusammenzufinden mit denen, die aus inneren Gründen die Grundfesten unseres Deutschtums unterminierten. Es ist ein tragisches Geschick, daß die Verbindung deutscher Männer so veit gegangen ist, daß sie sich dessen nicht bewußt werden wollten und konnten, daß sie mit der Untermenierung der Armee die Geschäfte un⸗ eres Feinde betrieben haben (sehr richtial rechts), und daß der Sieg en sie für ihre inneren politischen Ziele errangen, den Untergana unseres Vaterlandes bedeutete. (Lebhafte Zustimmung rechls Zuruf von den Sozialdemokraten: Erlogen!) Ich erinnere Sie an das Wort von Kautzky, daß die deutsche Armee nicht siegen durfte, weil sonst der Militarismus befestiat worden wäre. Dies Wort saat alles Sie haben gesiegt, die Monarchie liegt am Boden, die Republik ist da und daneben liegt die Leiche des deutschen Vaterlandes. (Sehr richtig! rechts; Lärm bei den Sozialdemokraten.) Ich erinnere Sie an das Wort Ihres Parteifühvers Löbe, daß die Feinde gegen das sozzale Deutschland, gecen das sozial aufwärtsstrebende Land und seine Wirt⸗ schaft gekämpft haben. Der rückblickende Geschichtsschre'ber wird diese Dinge nüchterner beurteilen als die, die jetzt ihren Pyrrhussteg feiern. Die berauschten Zabernredner werden spater eine andere Kritek er⸗ als sie damals gefunden haben. (Zuruf von den Sozial⸗ emokraten: Präsident Fehrenbach!) Unsere Feinde haben es vom ersten Tage des Krieges an gewußt, daß Deutsche nur durch Deutsche zu be⸗ siegen seien (Zustimmung): sie haben schon im Mittelalter deutsche Truppen gegen Deutsche geführt, heute haben sie es auf dem Wege der Revolution erreicht. Heute, wo der Siegfried tot am dden lieat, lassen sie die Maske fallen und hekennen höhnisch, 1.Ce niemals darauf gesehen haben, welche Verfassung Deutschland hatte, und daß sie nur das wirtschaftliche Deutschland ruinieren wollten. Geogen diese Tatsache hilft kein Geschrei von Krieasschuld und U⸗Bootkrieg. (Zu. stimmung rechts, Lachen bei den Sozialdemokraten.) Dagenen hilft auch keine Verunglimpfung unserer Helden und kein Untersuchungs⸗ gusschuß, der sie zerpflückt zur Freude unserer Feinde. Wenn der Aus⸗ schuß, wie ich annehme, objektiv urteilt und nachforscht, so muß er zu dem Resultat kommen, daß der Zusammenbruch unseres Vaterlandes nicht da eingesetzt hat, wo menschliche Schwächken Fehler gemacht haben, sondern da, wo der Geist des alten Vaterlandes bekämpft wurde, wie er im Juli 1914 zum Ausdruck kam. Deutscke haben sich gefunden die Zersetzung in die Armee hineinzubringen. (Zuruf: Ihre Freunde!) he verantwortlichen Stellen waren verblendet genug, zu glauben dieser Minierarbeit am besten begegnen zu können, indem man den Bock zum Gärtner mache, diese Kreise verhälschelte und sie vor andern bevorzugte Für einen Deutschen, der ein. Weerteliahrbundert dieser herrlichen Armee angehört hat, der in diesen Reihen kämpfen und bluten durfte ist es schwer, an der Leiche dieser alten Armee die richtigen Warte zu finden. Dennoch erachte ich eg als meine heilice Pflicht. Weum s
8. — 2 b — Venn auch nur ein kleiner, trauriger, kümmerlicher Torso übriggeblieben ist
werden in
ich — Es liegt ein
großes Stück Barbarei und Unmenschlichkeit darin, daß der Transport
von einem Tage auf den andern aufgeschoben wird. (Lebhafte Zu⸗ 7* 4 8
1 willen 4
Die Gefangenen müssen ja beinahe denken, die Heimat eines einzigen Gefangenen
rung hat aber erklärt: Koste es, was es wolle, die Gefangenen müssen
4 A 8 * Jeße Ovvosition muß verluchen. Ane Mehrbeit zu werden, und dem
““ 1“
Kind des alten Recken unserer alten Armer. Um des wi bedarf dieses zarte Kind unserer besonderen Fürsorge. Sie auf der Linken werden niemals das Verständnis auch für diesen Torso einer Armee haben können. (Widerspruch bei den Sozial⸗ demokraten.) Sie sind von dem Mißtrauen erfüllt, daß dieses zarte Kindlein sich kräftig entwickeln und in die F ußtapfen des Vaters treten könnte (Unruhe bei den Sozialdemokraten), daß es zum Rächer des Vaterlandes werden könnte. (Sehr richtig! rechts.) Dieses Miß⸗ trauen steigert sich manchmal geradezu zum Verfolgungswahn. Daher dos klägliche Geschrei nach dem republikanischen Offizierskorps. Darum schmähen Sie den Artikel Ludendorffs, als ob er Verhetzung in die Armee hineintragen wollte. Das zeugt von schlechtem Gewissen oder von einer mißtrauischen Seele. (Ruf bei den Sozialdemokraten: Heuchelei!l!) Im Ausschuß mutete man mir zu, diesen Artikel abzu⸗ schütteln, ich begrüße ihn aber mit Dank. (Larmende Unruhe bei den Sozialdemokraten.), Dieses warme Wort von Ludendorff für die Reichswehr hat Widerhall gefunden. (Ruf bei den Sozialdemokraten: Heuchelei!) Der Artikel beweist, daß man anders für diese Verhält⸗ nisse empfinden und darüber mit Verständnis reden kann, als wenn man sie nach der Parteischablone und politischen Tendenzen färbt. (Sehr gut! rechts.) Ich nehme Ihnen nicht übel, wenn Sie kein psychologisches Verständnis für die Worte Ludendorffs haben. Aber es ist eine unglaubliche Unterstellung, daß der Artikel die Reichswehr zersetzen will und sich gegen die verantwortlichen Spitzen des Heeres richtet. Er richtet sich gegen gewisse Kreise der Mehrheitsvparteier (Ahal bei den Sozialdemokraten), die Angst haben, daß das Heer zu stark werden könnte. Das mangelnde Verständnes in den obersten Be hörden zeigt sich darin, daß man nicht einmal die Reichsmilitärgerichte und die Offiziersgerichtsarkeit für diese Armee gerettet hat. (Lärmende Unruhe bei den Sozialdemokraten. Rufe: Schmach!) Wie weit Ihre Empfindlichkeit und Ihr Mißtrauen gehen, zeigen die Worte des Abg. Stücklen, die schwarz⸗rot⸗goldene Fahne schöene auf uns zu wirken wie das rote Tuch auf den Stier. Der Vergleich mit dem Stier beleidigt mich nicht. Aber auf Sie scheint die schwarz⸗weiß⸗rote Fahne zu wirken wie das rote Tuch auf den Ochsen. Die Tradition unserer Armee ist durch die schwarz⸗weiß⸗rote Fahne mit einer Zeit verbunden, die glor⸗ reicher war als die Zeit unter der schwarz⸗rot⸗goldenen Fahne. Sie können die schwarz⸗weiß⸗rote Fahne ebenso wenig perbieten, wie Sie früher verlangt haben, daß Sie Ihre rote Fahne offen zeigen durften. örvn dei den Sozialdemokraten. Ruf des Abg. Davidsohn: Verfassung!) Ist es denn durch die Verfassung verboten, die schwarz⸗ weiß⸗rote Fahne auszuhängenn (Lärm bei den Sozialdemokraten. Er⸗ regte Zwischenrufe des Abg. Davidsohn.) Ich würde an Ihrer Stelle nicht diese Empfindlickkeit gegen, die alte Fahne zeigen: Sie wollen dem deutschen Volke ein Symbol aufzwingen, das im Herzen des deutschen Volkes nie und nimmer Anklang findet. Die schwarz⸗ Jot⸗goldene Fahne wird nie im Deutschen Reiche populär werden. Das deutsche Volk hat in geinem Herzen noch ein gesundes Empfinden, mit dem es an der alten Fahne hängt, und es wird sich diese nicht aus dem Herzen reißen lassen, bis sie wieder offiziell an den Fahnenstöcken weht. Man. ruft n aich dem republikanischen Offizierskorps, wenn aber alle Offiziere, die in ihrem Herzen nicht zur republikanischen Staatsform steben, die A rmce verlassen sollten, dann möchte ich den traurigen Rest sehen, der übrig bleibt. Ein Heer, in dem Politik getrieben wird, ist kein Instrument, auf das sich der Staat verlassen kann. Nun bean⸗ spruchen Sie, daß die Regierung politische Agitation im Heere treibt die Regierung stellt aber doch eine Partei dar (Zuruf: Und früher?), h oder übermorgen von einer anderen abgelöst werden kann. 8 uns verwehren Sie es, Aufklärung in das Heer zu rragen. Ick Nalbe⸗ Herr Noske würde recht froh sein, wenn er eine entpolitisierte srhsge 68 ür bahen im Ausschuß eine Erhöhun ng der Gebührnisse vur ne Neicksmehr gesfordert. Sie haben aus unserer Entschließung ein Wasser urpchen gemacht. Sie wollen erst eine allgemeine Prüfung Ja, dann kann der Soldat warten, bis er so alt und
„
eintreten lassen. grau wird wie jemand der am Telephon auf Anschluß wariet. (Heiter⸗ feit.) Informieren, Sie sich doch bei den Müllkutschern, ob die Er⸗ höhung notwendig ist. Was bedarf es da langer Prüfungen und Er⸗ wäßungen. (Zurufe.) In der alten Armee brauchten die Bezüge nicht so hoch zu sein, sie war eine Schule für das deutsche Vold; da konnte auch gewissermaßen ein Schulgeld gezahlt werden. (Heiterkeit.) i können Sie die alte Armee mit einem Söldnerheer veigleichen? Jetz klagen Sie über den Mangel an Uniformen. Wo sind denn de F.Millionen gehlieben, die, wir nach dem Kriege noch hatten? Eine Million ist verhraucht, aber 6 Millionen sind verschoben; durch Häande von. Juden, Judengenossen und Schiebern sind 1 ganzen Bestände gegangen. Man sieht ja auch heute wie noch fortwährend diese Sachen verschoben werden Wenn es möglich wan, für die Hilfspolizei Soldaten und für die Einwohnerwehren gute, schinucke Uniformen zu bes
auch für die Reichswehr möglich sein; n nich
in: Wie
schasfen,. so muß das wenn nicht, so lie s ebe an dem ganzen System. Die Ablehnung unseres saeistt — langens, die Entschuldungsgelder ohne Anrechnung der Reichswehr⸗ zulagen zur Zahlung anzuweisen, hat selbstverständlich die größte Er⸗ bitterung unter den Offizieren und Unieroffizieren hervorgerufen denn für sie ist dieser Anspruch ebenso berechtigt wie für die Beamien, und
es ist geradezu wedersinnig, wohlerworbene Rechte derart annullier
en
und ausgegebene Golder zurückverlaͤngen zu wollen — diese Speku⸗
liererei ist enweder eine Torheit oder etwas noch Schlimmeres. Daß den Kriegsgefangenen, die zurückkehren, die Beförderungszeit ange⸗ rechnet werden soll, hat Herr Stücklen unter Berufung auf die Kei gs⸗ besoldungsordrung bekämpft. Die aber ist gemacht worden zu einer Zeit, wo nien and an einen fünfjährigen Krieg gedacht hat; sind die Voraussetzungen für ein Gesetz nicht mehr vorhanden, dann muß es fallen und eine neue Rechtsordnung geschaffen werden, welche den ver⸗ änderten Verhältnissen Rechnung trägt. Das ist um so notwendiger als die Leute in einem bejammernswerten Zustande zurückkehren: sie büben pislleicht kein ganzes Hemd auf dem Leibe, und sie sollen jetzt ür Keider und Wäsche Phantasiepreise zahlen, weil sie die Sachen zu der Zeit, als sie noch bill'ger waren, nicht kaufen konnten, weil sie gefangen saßen. Besitzende sind nicht darunter; diese Leute sind all⸗ notleidend. Für das Wassersüppchen der Mehrheitsparteien haben wir allerdings nicht gestimmt, sie schien uns zu unbeachtlich, wir haben uns der Abstimmung enthalten. Gewiß macht die Reichswehr unde⸗ heure Kosten; ob wir sie tragen können, barüber mag⸗ sich die Regie⸗ rung den Kopf zerbrechen. (Lachem lenks.) Vorläufig müssen Sie ja das Geld haben, da Sie noch immer neue Ministerposten schaffen bei fedem Regierungswechsel, da Sie die Ministerien zu wahren Wasser⸗ biseges ausbauen, da Sie juneg Leute in Kriegsgesellschaften mit 29 (00 Mark und mehr Gehalt unterbringen; Sie haben also die Gelder. Sig verschwenden sie in geradezu baarsträubender Weise (. Broße Unruhe sͤnks. Zustimmung rechts.) Schaffen Sie hier nicht durchgreifende Besserung, so sind die jetzt aufsewendeten Gelder ein⸗ foch zum Fenster binausceschmissen. Sie haben durch Ihre Politik dieses Söldne heer notwendig gemacht, jetzt haben Sie dafür zu sorgen, daß es brauckbar wird; wir stellen dazu unsere Anträce, Sie haben für die Dur führung zu sorgen. Einige unserer Anträze betreffen alte, billige Azünsche von Militärs, die wir schon oft vertreten haben. Die Waffenm eister, denen jetzt die Aufstiegmönlichkeit genommen ist, sollten den⸗Rang der “ Beamten erhalten: die Zahlmeister und Unterzahlmeister sollen bei den Steuerbehörden Unterkunft finden: die bezüglichen früheren Zusagen sollten undingeschränkt innegehalten werden. Die Entschädioung der Heeresangehörigen für die im Osten⸗ wie im Westen ersittene Einbuße an ihrem Privatbesitz ist wiederholt angeregt worden, hat aber noch nicht einmal eine Beantwortuna er⸗ fahren. Allein im Generalaouvernement Warschau haben 30 0 von ihnen ihr ganzes Gicenzum eingebütt: man hbat den Geholts⸗ empfFängern 1500, den Löhnungsempfängern 600 Mark vegeben
weöhrend die Zivilbeamten bis zu 4000 Mark erbalten baben! 1 Krieosoefangenen kommen wir mit bloßen Worien vicht weiter. See verfen uns vor, daß wir uns um das Henz Her Gefangenen bemüben.
Fur. me
cehört, daß man die Herzen des Volkes oewinnt. Wir baben unsere
ej Ke 8 s 8 mnon eü, Se8 Uiss eichebe. nennen möchte, so erblicke och in die Reichswehr b kleine, zarte, schwächliche
üheit und Chrlichkeit.
eigenen Mittel. mit denen wir dabei vorgeben, die Mittel der Wahr⸗
Vaters
uns bemühen, die Regierung zu Taten zu bringen, praktisch elwas für die Kriegsgefangenen zu tun. An der verantwortlichen Spitze müssen Männer stehen, die sachkundig sind und auch die Tatkraft zur Durch⸗ führung des als nötig Erkannten haben. Merkwürdigerweise stehen überall an der Spitze der Aemter Leute, an deren gutem Willen niemand zweifelt, die aber doch geradezu grausam blutige Laien sind, und das gerade dann, wenn die größten Umwälzungen, die grund⸗ legendsten Neuerungen in ihrem Ressort durchgeführt werden müssen. Die eigentliche Arbeit muß von den unteren Stellen geleistet werden, und oben stehen Gehaltsempfänger. Das macht kein Geschäftsmann im Privatleben. Ich kann daher versönlich auch nicht in das lied für den Reichswehrminister einstimmen. Ich kann dieses geradezu tollkühn erscheinende System der Laienregierung nicht heißen, es ist absolut verkehrt und wird das bißchen an Werten, 7 Deutschland noch besitzt, zertrümmern müssen, ganz egal, ob es sich ie Reichswehr, um das Auswärtige oder um den Verkehr handelt. 1 2 auch nicht so weit, in Herrn Noske den starken Mann sehen. Ich sage damit nichts persönlich gegen ihn; jeder ist t, wie er beschaffen ist (Heiterkeit); ich verlange auch von ihm mehr an Energie, als er besitzt, aber ich verurteile — Schein einer weitergehenden Energie, der ein fealsches Vertrauen da erwecken muß, wo es nicht angebracht ist. Der Reichswehrminister ist in seinen Handlungen alles andere ge⸗ “ nicht konsequent. Zunächst verlangte er, daß die Truppen⸗ teile Zeitfreiw llige einstellten. Auf Grund einseitiger Information und einer elenden Hetze der radikalen Parteien zog er diesen Befehl zurück. Auch von demokratischer Seite, so vom „Wismarer Tage⸗ blatt“ wurde er daraufhin schwer angegriffen und als der Mann mit dem Januskopf bezeichnet. Stark ist der Reichswehrminister in der Gewandtheit, die Menschen ausfunuten, die er gerade vor sich hat. (Heiterkeit.) Prinz Max von Baden schickte ihn nach Kiel, um die Monarchie zu retten. Offizieren gegenüber findet er freundliche Worte, man könne nicht erwarten, daß man die monarchische Ge⸗ sinnung von heute bis morgen ablegt. In sozialistischen Konferenzen dagegen spricht er von reaktionären Offizieren. Es nützt nichts, daß Sie (zum Minister) den Glauben erwecken, der gegebene Mann zu sein; die Bevölkerung sehnt sich nach Ruhe und Ordnung und greift nach diesem Strohhalm, die wirkliche Rettung geht ihr aber verloren. Dann verstehen Sie es gut, die diktatorische Pose gegenüber einer Minderheit einzunehmen. Darin sind Sie sehr stark. Auf unsere Anfragen wegen des Schutzes der Preßfreiheit haben Sie im Aus⸗ schuß keine Antwort gegeben. Eine willkürliche, parteiische Zensur st mit dem Bewußtsein des freien Bürgers nicht in Einklang zu bringen. Die jetzige Handhabung der Zensur ist viel parteiischer als die frühere. Der ganze Reichstag hak seinerzeit einem sozialdemot kratischen Antrage zugunsten der Pressefreiheit zugestimmt. Die Parteien der Linken hüllen sich demgegenüber jetzt in Schweigen. (Hört! hört!) Früher hat Abg. Gothein erklärt, Belagerungszustand und Zenfur seien auf die Dauer unerträglich, Abg. Heine bezeichneie dis se Maßnahmen als ein ungeheures Unrecht. Heute bieten dieselben Männer und Parteien die Hand zu einem solchen Unrecht. Herr Noske beruft sich auf das Gesetz von 1851, das Reichsjustizamt be⸗ gründet die Zeisur mit den Vorschriften der neuen Verfassung, die Regierung meiß eben nicht, auf Grund welchen Rechtes sie regiert. Das „Deutsche Wochenblatt“ ist wegen angeblicher antisemitischer Hetze verboten worden. Dabei wendet sich der betreffende Artikel gegen Judenpogrome, man wolle auf gesetzlichem Wege einer Ver⸗ judung der Deutschen vorbeugen. Was hat das mit dem Totschlagen der Juden auf der Straße zu tun? Dann wurde ein Blatt wegen eines Inserats verboten, in dem Gummiknüppel empfohlen wurden. Diese Knüppel haben dem Kriegsministerium zur Prüfung vorgelegen und sind auch bei Einwohnerwehren als Waffe eingeführt. Man hätte schließlich das Inserat, aber nicht die Zeitung verbieten dürfen. Auf diese Weise schlägt Herr Noske die freie Meinung mit Gummi⸗ knüppeln tot. Genau so wie gegen das antisemitische „Deutsche Wochenblatt hat sich der Reichswehrminister auch gegen die Deutsche Zeitung“ benommen. Es handelt sich nicht um die Ahndung einzelner Fälle, sondern es liegt System darin, die deutsch⸗ nationale Presse, die ihm unbequem ist, totzuschlagen. Die „Deutsche Zeitung“ ist jetzt wiederum verboten worden. Wenn man Sätze aus dem Züssremshang herausreißt, kann man eine Aufforderung zum Ungehorsam usw. herauslesen. Wenn man aber den ganzen Artikel [est, so geht klipp und klar daraus hervor, daß weiter nichts gefordert wird, als daß diejenigen Männer, die dem deutschen Volke Ver⸗ sprechungen gegeben haben, die sie nicht gehalten haben oder nicht halten konnten, auch die Konsequenz daraus ziehen, dieselbe Konsequenz, die Herr Scheidemann gezogen hat. (Sehr r chtig! rechts.) Er hat gesagt, die Hand muß verdorren, die einen solchen Friedensvertrag unterschreibt. Und er ist zurückgetreten. Der Artike erinnert daran, daß der Reichspräsident erklärte, wir wären ehrlos und würdelos, wenn wir nicht unser, ganze Kraft ausböten gegen die Schmach, die uns angetan wird; niemals dürfe ein Volkk von 70 Millionen sich solche schmackvollen Bedingungen gefallen lassen, nie und nimmer werde es sie annehmen. Wir lehnen sie ab, mag kommen, was kommen mag. (Hört, hort!) Diese Worte hat Hevr Ebert vor der Volksversammlung abgegeben. Nie und nimner werden wir dies. Bedingungen annehmen, mag kommen, was kommen mag. Ein solcher Mann würde, renn er nicht von der Gunst der Masse emporgeschnellt wäre, unmöglich in jedem anderen Staatswesen sein. Wenn ein Staatsoberhaupt solche Versprechungen gibt und si⸗ nicht
Konsequenzen dataus zieht und zurücktritt. Reichskanzler Prinz Ma von Baden hat gesagt, ein Kanzl.r, der nicht zur nationalen Ver teidiguͤng aufriefe, würde von der Verachtung des Volkes weggescktvemm werden. Das ist die Methode unsever Minister dann, wenn ihnen das Mess.r an die Kehle geht, mit schönen Worten Versprechungen zu geben und das Volk in seinem Vertrauen zu stärken, um dann ihr heiligen Versprechungen nicht einzulesen. Wir dürfen uns auf keinen Fall mit soichen Versprechungen abfinden lassen, die nachher nicht ge⸗ halten werden und gehalten werden können. Wenn Ebert seinerzeit erklärt hat, daß es würderos und ehrlos wäre, di. Friedensbedingungen anzunehmen, und sie dann doch angevommen hat, dann muß er auch unter allen Umstänven die logischen Kosequenzen daraus ziehen. Wenn Noske die „Deutsche Z itung“ daraufhin verboten hat, so ist das eine direkte Gewaltantuung gegenüber einem Blatte, das ebenso gut das Recht hat, seine Meinung zu vertreten wie jeder d utsche Mann. Nach
zeigen nut, daß Ihnen Macht vor Rcht geht. Wenn man weiß, wie die Herren in ihren Konventikeln alles vorher festlegen, dann ist die Verhandlung im Plenum des Parlaments ja eigentlich nur noch Theater. Unter keinem Kaiser und König ist so absolut regiert worden wie jetzt. (Zustimmung rechts, Unruhe links.) Wir vertrauen auf den guten Geist in dem geringen Reste unseres einst so prächtigen Heeres, auch
Reichswehrminister Noske: Der Herr Abgeordnete Maretzeh) hat den Wert der Reichswehr für das Land vollkommen zutreffend
sollen, dieses schwache, werdende Instrument erneut zum Zankapfel der Nrktgio 9 . 1 . 8 Parteien zu machen. (Sehr richtig! bei den Soz.)
Bei der Rede des Herrn von Graefe habe ich nicht den Eindruck gewinnen können, daß er der Lage Rechnung trägt, in der sich Deutsch⸗ land befindet, (Sehr ricktig! bei den Soz.) der politischen Lage nicht und erst recht nicht der finanziellen Lage. Meine Damen und Herren! Das, was wir jetzt in der letzten Stunde gehört haben, könnte man in gewisser Hinsicht als einen Versuch charakterisieren, Selbstmordpolitik zu treiben; oder, wenn ich ein anderes Wort anwenden darf, wir sind im allertiefsten Unglück, aber dieses Unglück sollte man wenigstens mit Ernst und Würde zu tragen wissen. (Sehr richtig! bei den Soz. und
(Gelächter links.) Dazu gehört auch, daß wir
Sehr gut! im Zentrum.) Der Herr Abgeordnete v. Graefe hat in 8
vs dem Baktikum kommenden Züge in den Verkehr *
Arufung durch das Reichswehrministerium unterzogen. Wenn ich weder
NSNt† Ff ½ „8 8 6 Ss † 18,9&8 ty 9 2 98 9 ha t, so ist es das gute Recht jedes Patrioten, zu verlangen, daß er die
der Verfassung hat jeder das Recht der freien Meinung. Sie abers
wenn Sie jetzt Pyrrhussiege erringen. (Lebhafter Beifall rechts, an-.
erkannt. Deshalb hätte er von Anfang an sich heute morgen hüten
8 8 u 8 1“ v““
eise Betrachtungen über Deutschlands Zusammenbruch
itschland stand im Kampfe gegen drei Viertel aller
zlker der Erde, und die Hilfsmittel von vier Kontinenten sind meéhr vier Jahre lang gegen Deutschland ins Feld geführt worden. Tem⸗ sprechend sind die Leistungen, die Enkbehrungen und die Opfer, das detusche Volk während des Krieges gebracht hat, geradezu lhaft. Unser Heer und unser Volk brach nach beinahe fünf Jahren ner dem ungeheuersten Drucke riesigster Uebermacht zusammen.
derspruch rechts und Zuruf rechts: Von binten erdolcht!)
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Unser holk ist ehrenhaft in allen seinen Teilen; soweit es Waffen trug din der Heimat wirkte, ist es ebrenhaft aus diesem Kampfe hervor⸗ gangen. (Bravol bei den Soz.)
Meine Herren! Fast jede größere Dehatte in diesem Jahre bat c Auseinandersetzungen über die Reichswehn geführt und mich enötigt, das Wort zu nehmen. Deshalb habe ich heute etwas warten nnen. Es ist auch kaum möglich, im großen und ganzen Neues zu ngen; deshalb will ich den Versuch machen, mich besonders mit Rück⸗ aht auf die Geschäftslage des Hauses möglichft kurz zu fassen, denn it langen Reden aus dem Hause sowohl, als von dieser Stelle aus t zurzeit dem deutschen Volke nicht gedient. (Sehr richtig!) der en Soz.) Ich werde mir dafür Mühe geben, möglichst deuklich zu eden. (Heiterkeit.)
Ehe ich mich zum Etat und zu den einzelnen Rednern äußere, will ich kurz betonen, daß ich hoffe, die Schwierigkeiten im Baltikum rerden sich allmählich überwinden lassen. Die Reibungen mit den tauern werden hoffentlich nach den Verhandlungen, die der General bberbard führt, in Zukunft unterbleibon, so daß der Transport
sengen, die heimkehren wollen, glatt vor sich gehen kann. Sehr rasch wid das wegen der Eisenbahnkalamität nicht möglich sein. Die gisenbahnverraltung nimmt täglich in Ostpreußen nur zwei der
zugestanden
Dl.
8 teilweiser Abtransport über See von der Entente vder nird, wie ich vorgeschlagen habe, ist noch ungewiß. Es muß doshalb sir die außerhälb der Grenze stehenden Truppen, soweit sie beim⸗ ühren wollen, gesorgt werden. Das wird nicht allenthalben in der Heimak, besonders auch in Ostpreußen nicht, verstanden. Ich möchte bei dieser Gelegenheit eine Anfrage, die sonst cingebracht worden wäre, gleich beantworten. Ich werde darauf hingewiesen, daß an einem gage von Königsberg aus vier Waggons Munition, an einem weiteren Tdage zehn Waggons Munition über Tilsit abgerollt sind, daß weiter gbensmittel in erheblichen Mengen mit ordnungsmäßigen Popieren dem Osten fahren. Ich werde gefragt, ob ich davon Kenntnis Ich antworte darauf, daß ich davon Kenntnis ge habt habe. [Ebe diese Wagen mit Munition abgerollt sind, ist bei mir angefragt weiden, und nach reiflicher Ueberlegung habe ich die Zustimmung zum Abtransport erteilt. (Hört! hört! bei den U. S.) Das war an dem Tye, als die Gefahr bestand, daß die Litauer den Versuch machen nnten, die Eisendahnverbindung zu unterbrechen. Dann hätten die Krorpen defür sorgen müssen, sich den Weg in die Hermat zu öff⸗ gen. uruf von den U. S.: Feine Ausredel) Ich freue mich, daß es leijjentlich nicht notwendig sein wird, auch nur eine von den Patronen, je öbtransportiert worden sind, anzuwenden. Da die Truppe nur agsam abgefahren werden kann, müssen die Leute, die außerhalb der aze bleiben, selbstverständlich versorgt werden, und da es sich um eie nicht unbeträchtliche Anzahl von Leuten handelt, sind nicht unde- mächtliche Lebensmittelmengen erforderlic. Ich muß auf das dungendste darum ersuchen, daß eigenmächtige Eingtriffe, wie sie ürzlich beim Königsberger Lebensmitteldepot versucht worden sind, unterbleiben. Ich sorge, soweit es nur einigermaßen möͤglich ist, dafür, cß jede Art von Mißbrauch im Interesse derjenigen, die im Baltikum nbotmäßig sind, umterbleibt. “ Anregungen, die während der Debatte im Plenum und in der Kommission gegeben werden, werden selbstverständlich einer ernsten
in der Kommission noch hier auf eine Reihe von Wünschen eine zu⸗ fümmende Antwort erteile, so ist das für jeden Kenner der parla⸗ mentarischen Verhältnisse eine Selbstverständlichkeit. (Abg. v. Graefe: Mer grundsätzliche Stellungnahme!) Ich kann als Ressortminister kine bindende Versprechungen machen, ehe ich nicht mit dem Finanz⸗ ministerium oder mit anderen in Betracht kommenden Ress orts Fühlung genommen habe. Ich muß es als eine Nichtswürdigkeit zurückweisen, menn — natü lich außerhalb dieses Hauses — immer wieder der 2 er⸗ such gemacht wird, der Regierung nachzureden, daß sie sich in keiner Weise zu den berechtigten Forderungen der Reichswehr bekenne, wie 8 z. B. heute morgen wieder in der „Post“ zu lesen ist, einem Batte, das ja den rechtssitzenden Herren nicht unbekannt ist, ihnen in der Gesinnung außerordentlich nahe steht. Ich begrüße jede An⸗ ngung, die Truppe günstiger zu stellen. Niemand weiß besser als cc, wie viel da noch fehlt. Daß vieles nicht in dem Tempo heran⸗ geschafft werden konnte, wie es wünschenswert war, ist auf den totalen Wirrwarr im Lande, auf den Mangel an Rohstoffen und auf den Mangel an Geld zurückzuführen. Der Herr Abgeordnete Stücklen hat ston darauf hingewiesen, daß bei einer Reihe von Formationen bei denen ich war, von den Leuten die, Bereitwilligkeit ausgesprocken worden ist, für die heimkehrenden Kriegsgefangenen Opfer zu bringen. Diese Opfer werden von den Truppen nicht länger gefordert, als es unbedingt notwendig ist.
Der Herr Abgeordnete Stücklen hat über eine ungehörige Ein⸗ wirkung in Gefangenenlagern Beschwerde geführt. Er hat im Aus⸗ schuß die Aufklärung erhalten, daß den Beschwerden, die er vorgebracht hat, abgeholfen wird. Ich wiederhole diese Zusicherung, indem ich der Hoffnung Ausdruck gebe, daß wir in eine Auseinandersetzung über selcke Fragen hier nicht noch einmal werden eintreten müssen.
Ich muß es bedauern, daß der Herr Abgeordnete Stücklen hier de Frage nach dem Verbleib eines Majors, der hbis in die letzten Fage unmittelbar unter mir im Reichstage Dienst getan hat, auf⸗ geworfen hat. Als gestern abend in einer Sitzung der sozialdems⸗ kratischen Fraktion diese Frage ebenfalls angeschnitten wurde, habe ich dort Auskunft gegeben. (Hört, hört! rechts.) Ich glaube nicht, daß das, was ich dort gesagt habe, den Interessen des betreffenden Offiziers sonderlich dienlich ist, wenn ich es hier vor der Oeffentlichkeit wieder⸗ holte. Es geht aber auch sonst nicht an, daß in jedem einzelnen Falle Angelegenheiten des inneren Dienstbetriebes von mir zum Gegenstande don Erörterungen gemacht werden. Ich mache aber keinen Hehl daraus, gier so piel zu sagen: ich habe in dem Verhalten des Offiziers absolut das erforderliche Vertrauen vermißt, das diejenigen Herren häben mässen, die neben und unter mir arbeiten wollen. Wer glaubt, daß
ö“ 5 8 “ 1 8 1 8 8 der kann den Weg zu mir offen finden und bat seine Wünsche bei mir vorzutragen. Wenn ein Offizier ber glaubt, Wünsche auf dem Um⸗ weg über meine Fraktisn an mich gelangen lassen zu können, so ist das ein Verfahren, das ich zurückweise. (Hört, bört!) Ich denke nicht daran, mit Offizieren, die sich nicht in korrekter Weise verhalten, das Verhältnis aufrechtzuerbalten; ich denke nicht daran, nür einen Finger zu rühren, um den betreffenden Major im Dienst zu erhalten. Klagen über die Truppe werden immer wieder laut. Ungehörig⸗ keiten zu beschönigen, liegt mir fern. Die Moral der Truppe ent⸗ spricht im allgemeinen der Mhral der Bevölkerung, aus det sie kommt. Wie entsetzlich Unmoral und Verlotterung sich im Lande breit machen, das brauche ich Ihnen nicht ausecinanderzuseben. Die Truppe wird dann wieder gut werden, wenn die allgemeine Moral im Volke wieder gesund geworden ist. Die Truppe ist nicht ein Ding an sich, sie ist nicht vom Volke losgelöst. Fehler, Mängel, Korruptionserscheinungen, die sich Tag für Tag zeigen, müssen leider bis zu einem gewissen Grade ir Truppe ihten Wiederhall finden. In diesem Zusammenhang möchte ich noch einige Worte über den Münchener Geiselmord sagen. Die Tat war furchtbar und jedem einzelnen von uns mußte grausen beim Lesen der Berichte über die dortigen Vorkommnisse. Es ist leider eine alte Erfahrung, daß der Bürgerkrieg in der Regel mehr Greuel mit sich briagt als der sogenannte organisierte Krieg. In München haben wir an einem Tag den Geiselmord gehabt und am nächsten Tag im Blutrausch die Abschlachtung der christlichen Gesellen. Wer sich gegen solche Greüel mit Recht wendet, der muß mit uns dafür Sorge kragen, daß dem Bürgerkrieg und den Versuchen, uns in einen neuen Bürserkrieg ineinzutreiben, mit aller Entschiedenheit entgegengetreten wird. ehr richtig! bei den Mehrheitsparteien.) Der vorgelegte Etat entspricht sowohl für das Heer — ich möchte gleich hinzufügen — auch für die Marine nicht eigenem Willen und Wunsch, sondern dem Diktat der Entente. Heer und Frat in zwei Teilen: im ordentlichen und Beim Marineetat ist jetzt schon auf den 15 000⸗Kopfetat zugekommen worden. Danchen werden beträchtliche Mittel für Minenräumung angesordert. Im Hesresetat ist der gröoßere Teil der Mittel für den Abbau derjenigen Formationen
Marine erscheinen im außerordentlichen Wtat.
bestimmt, die nech dem Friedensvertrag vershwinden müssen. Die ge. des Heeres ist nicht in dem Tempo vonstatten ge⸗ gangen, als vor Monaten angenommen wurde. Der Grund dafür ist, daß der Friede noch immer nicht ratifiziert wurde. Als die Etatarbeiten in Angriff genommen wurden, hatte ich vorgaesehen, daß die Truppe am 1. Oktober etwa 250 000 Mann zählen würde. Der Etat für ein halbes Jahr wurde deshalb für 200 000 Mann aufgestellt in der Form, wie er dem Hause vorliegt. Die Ver⸗ zögerung des endgültigen Friedensschlusses zwingt dazu, im außer⸗ ordentlichen Etat beträchtliche Mittel für den abzubauenden Heeres Eine beträchtliche Verminderung der Trappe geht Die Verabschiedung von Generalen ist so weit
Ie
Verringerung
teil anzufordern. schon jetzt vonstatten. erfolgt, daß nur noch die zu verwendenden Herren im Dienste sind. Auch das übrige Offizierkorps hat eine sehr erhebliche Verminderung erfahren. Der notwendige Abbau wird weiter vor sich gehen. Die Auswahl der verbleibenden Offiziere erfolgt nab den von mir schon früher erwähnten Grundsätzen, und zwar in absolutem Einverständnis mit den Offizieren, die zum Teil bei der Auswahl selber mitwirken. Politische Rücksichten sind bei der Auswahl der Offiziere nicht ge⸗ nommen worden. Niemand wild nach seiner Parteizugehörigkeit und nach seinem politischen Glaubensbekenntnis gefragt. (Sehr gut! bei den Deutschen Demokraten.) Ich habe allerdings heute morgen einmal ausnahmsweise mit einem Offizier über seine Parteizugehörig⸗ keit gesprochen. Außerste Linke und äußerste Rechte schmeißen sich in einer ganzen Anzahl von Fällen politische Bälle zu. Diesmal druckt die „Freiheit“ aus einer sogenannten nationalen Leitartikel⸗ korrespondenz eine Notiz ab, der Chef meines persönlichen Stabes, Herr von Gilsa, sei aus Rechnungsträgerei Sozialdemokrat geworden. Ich stelle fest, daß das nicht der Fall ist. Ich kann ledigli h die eine Tatsache feststellen, daß Herr von Gilsa seit Janwar in engster unmittelbarster Arbeitsgemeinschaft mit mir gestanden hat, daß die Monate seit Januar, die er bisher unter mir arbeiten mußte, außer⸗ ordentlich harte und arbeitsreiche Monate gewesen sind. Ich glaube, daß mein verdienter Mitarbeiter es mit Würde zu tragen dversteht, wenn ein paar Dreckspritzer auch nach ihm fliegen von den Schaufeln voll, die mir zugedacht sind. 1
Die Auswahl der verbleibenden Offiziere, sage ich, erfolgt nach den Grundsätzen, die mit den Offizieren selber vereinbart sind. Vor⸗ aussetzung für das Verbleiben im Dienste ist lediglich Brauchbarkeit und loyale Pflichterfüllung. Der Offizier, der sich nitzt auf den Boden der gegebenen Tatsachen stellen kann, wird allerdings seiner Wege gehen müssen. (Bravol bei den Sozialdemokraten.) Herr von Graefe hat vorhin der Unbotmäßigkeit geradezu das Wort geredet in der Fahnenfrage. (Zuruf rechts: Wieso?) Wer, so wie er, sich für die Wiederherstellung der Disziplin einsetzen will, darf nicht dazu anreizen, daß entgegen den klaren Bestimmungen der Verfassung von Offizieren oder Mannschaften gehandelt wird. (Zuruf rechts: Wo habe ich das getan?) Ich stelle gar keine Betrachtungen darüber an, ob es notwendig oder zweckmäßig war, die Reichsfarben zu ändern. Die Verfassung äst aber zu respektieren. Von der Nationalversamm⸗ lung sind als Reichsfarben die Farben Schwarz⸗Rot⸗Gold beschlossen worden (sehr richtig! bei den Sozialdemokraten), und infolgedessen lehnt sich der Offizier und der Mann gegen die Verfassung auf, die er geschworen hat, wenn er jetzt noch den Versuch macht, mit den Farben zu demonstrieren, über die — ich sage es noch einmal — man denken kann wie man will, die man verehren kanm wie man will, die aber nicht die Reichsfarben sind und deshalb nicht für Demon⸗ strationen in der Truppe bemitzt werden dürfen.
Im übrigen verweise ich darauf, daß die Vereidigung der Truppen nahezu restlos durchgeführt ist. Offiziere wie Mannschaften haben durch ihren Eid zum Ausdruck gebracht, daß sie die gegebenen Tat⸗ sachen anerkennen, und infolgedessen ist es eine Selbstverständlich⸗ keit, daß sie sich auf den Boden der Republik zu stellen häͤben. (Sehr richtig! links.)
Sonst noch ein paar Fragen! Vom Kastengeist im Heere und in der Marine ist in der Kommission gesprochen worden. Die Kluft zwischen Offizier und Mann ist zum Teil überbrückt worden, eine ganze An⸗ zahl von bewährten Unteroffizieren sind zu Offizieren befördert worden; die besonders scharfen Unterschiede zwischen den verschiedenen Offizierkorps in der Marine werden aufgehoben, alle Kategorien von
Also muß er für eine anständige Zukunft vorbereitet werden. Das wird im Wehrministerium das Fürsorgeamt zu betreuen haben, das in der Form organisiert wurde, daß es unmittelbar dem Minister unterstellt ist, weil mit daran gelegen ist, alle Fürsorgemaßregeln un⸗ mittelber zu kontrollieren und beeinflussen zu können. Sowert nicht eine andere Erxistenz gewährleistet wird, wird dem ausscheidenden Manne der Zivilversorgungsschein wie bisher gegeben werden müffen. Das heißt: bleibt es bei den 100 000 Mann in der Form, wie der
er benachteiligt ist, oder wer glaubt, Anlaß zur Beschwerde zu haben,
Offizieren werden einander gleichgestellt. In Zukunft wird bei der
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Auswahl der Offisiere ohne jede Rücksicht auf Herkommen und Ver⸗ mögen berfahren werden. Die Tüchtigkeit allein wird entscheidend sein. Niemand wird eingestellt als von vornherein beborzugt für den Offiziersdienst. Wer Offizier werden will, tritt als Soldat ein, und der Tüchtigste soll für die Offizierslaufbahn ausgewählt werden. (Bravo! bei den Sozialdemokraten.) 1 Beispiel anzuführen — sind in diesem Jahre für den Nachschub im Offizierskorps 50 Prozent aller Stellen für Personen aus dem Mann⸗ schaftsstande, d. h. Unteroffiziere und Deckoffiziecre, vorbehalten wor⸗ den.
In der Marine — um ein
(Bravol bei den Sozialdemokraten.) Es ist natürlich von außerordentlicher Wichtigkeit, sich darüber
klar zu werden, wie der künftige Ersatz der Reichswehr zu beschaffen ist. Wir werden gezwungen, Leute auf 12 Jahre zu werben. Offizlere müssen 25 Jahre dienen. ziersauswahl wegfallen muß, kann Voraussetzung für die Offiziers⸗ lzufbahn nicht melhr sein, daß der junge Offizier jahrelang auf elter⸗ liche Unterstützung angewiesen ist. so bezahlt werden, daß er anständig existieren kann, und so, daß die Laufbahn für tüchtige Leute einigermaßen lockend erscheint. gut! links.)
Da jeder Klassénunterschied bei der Offi⸗
(Sehr richtig! links.) Er muß
Als ausgeschlossen kann gelten, daß sich hochwertige junge Leute
in ausreichender Zahl bei kärglicher Bezahlung und bei unsicherer Zukuünft bereit finden, 12 Jahre lan⸗ sernenleben wird also annehmlicher gestaltet werden müssen. Bezahlung wird sich bis zu einem gewissen Grade derjenigen der Arbeiter außerhalb der Kasernen nähern müssen. hinzustreben sein daß in der Regel junge Leute mit 18 Jahren ein⸗ gestellt werden. Wer dann mit 30 Jahren ausscheidet, falls er nicht Offizier geworden ist, muß wissen, wie sich seine Zukunft gestaltet.
Die
Soldgt zu werden.
Es wird darauf
.
Friedensvertrag es vorsieht, dann werden wir jeden Reichswehrmann als eine Art Kapitulanten behandeln müssen. Jetzt ist es erforderlich, daß wir dazu übergehen, Loute auf lange Dienstzeit zu bekommen. Meist verpflichten sich die Wehrleute jetzt nur auf drei Monate; sie ziehen in einer großen Zahl von Fällen den Militärdienst der Arbeitslosigkeit vor. lich unerwünscht. disziplinierte Truppe zu Friedensvertrage gar nicht mehr so wechseln, wie es jetzt der Fall ist. Zurzeit aber erklären nur wenige Leute sich bercit, sich schon auf 12 Jahre zu verpflichten. müssen, wie die Reichswehr dann aussehen soll. Es ist ausgeschlossen, daß wir am 1. April nächsten Jahres 100 000 Mann auf einen Schlaͤg bekommen. am 1. Januar etwa 10 000 Mann für das Heer auf 12 Jahre ein⸗ stellen müssen, für die Marine rund 1500 Mann. Das würde zur Voraussetzung haben, daß 10 Jahre, 9 Jahre, 8 Jahre usw. noch dient. sein, dann wird in weitgehendem Maße auf die bisberigen Kapitur⸗ lanten zugekommen werden müssen. Sie werden natürlich nur bleiben, wenn ihnen der Zivilversorgungsschein und ihre bisherigen Bezüge gelassen werden. Beschlüsse nach der Richtung sind bisher von der Regierung nicht gefaßt worden. zweifeln, daß dieser Regelung zugekommen werden muß. Die Männer, die sich jetzt schon bereit erklären, auf lange Dienstzeit in der Truppe 8 zu bleiben, werden sicher sein, daß sie weitgehender Fürsorge teil⸗ haftig werden.
Der häufige Wechsel ist natürlich außerordent⸗ Es ist dabei unmöglich, eine festgegliederte, gut schaffen. Später können wir nach dem
Es wird also schleunigst festgelegt werden Es wird darauf zuzukommen sein, daß wir eine entsprechende Anzahl 11 Jahre, Soll das erreichbar
Aber es ist wohl kaum daran zu
Meine Damen und Herren! Um die Reichswehr so zu gestalten, 8 daß sie nach jeder Richtung hin den Interessen Deutschlands dient,
werten wir manches lernen müssen, bis das Instrument o geworde!
ist, daß jeder seine Freude daran haben kann. Lehrgeld wid zu zahlen sein, und es wird beträchtliche Zeit dauern, bis alle Erfahrungen prak⸗ tisch so ausgemünzt sind, daß kein Anlaß zurn Kritik in nennenswertem Umfange mehr besteht Aber es muß gelingen, ein Instrument zu schaffen, das dem Reiche Halt gewähren kann bei seinem Aufbau und auf dem Wege zu neuem Glanz und zu neuer Blüte. Feee. Je notwendiger wir aber die Wehr brauchen, desto weniger sollie sie Gegenstand des Parteigezänks seir, wie das leider heute wieder der Fall war. (Sehr richtig! bei den Mehrheitsparteien.) Sie wicd attacktert, begeifert von Links, teils unterwühlt und umworben von rechts. In der Arbeiterschaft hervscht Sorge, sie könnte zu einem In⸗ strument gegen das Volk werden. Ich habe wiederhost zum Ausdruck gebracht, daß das eigentlich von einem geringen Zutrauen zur eigenen 8 Kraft zeugt. Wir werden in Zukunft 4000 Offiziere in der Reichswehr haben. Kein Monsch wird annehmen, daß die Mehrzahl davon dauernd darauf simmt und auf der Lauer liegt, eine Konterrevolution herbei⸗ zuführen. Aber es wäre ein Armutszeugnis schlimmster Art, wenn die Millionen von deutschen Volkscenossen, die der jetzigen Zuüstand auf⸗ rechterhalten wollen, soweit er ihnen vermehrte Freiheit und Rechte bringt, nicht fertig werden sollten mit ein paar tausend verwegenen Leuten, falls sie wirklich einmel Neigung dazu verspüren sollten, gogen den Stachel zu loöken. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokvraten.) Ich sage: von lnks und rechts wird versucht, die Truppe zu attackieren. Ih nahme vorweg den wahrscheinlichen Angriff wegen des Verbots oiner 8 unabhängigen Juͤgendzeitschrift, über die kürzlich geiprochen worden ist. Es ist richtig, der Bescheid, den ich bei früherer Gelegenheit ge⸗ gben habe, ist nicht sachlich zutreffend. Zurückzuführen war das auf einen Personenwechsel in dem in Frage kommenden Amt. Der Fehler ist, soweit es mir erforderlich schien, korrigiert worden. Daß keine Rede davon sein kann, diese Jugendschrift als unbedenklich und harmlog hinzustellen, bereist ein Artikel unter der Ueberschrift „Weg mit dem neuen Heer!“ Das enthält insofern Illusionspolitik, weil irgendeine Woehrmacht ja jede Regierung in Deutschland wird haben müssen Diese Wehrmacht kann aͤber nicht nach dem Wunsche der cinen oder anderen Partei jetzt aufgestellt werden, soweit Zusammonsetzung und Blicderung ih Betracht kommen, sondarn dabei ist feindlichem Diktat leider Folge zu leistere In dicsem Artikel wird, wie das im all⸗ gemeinen in der unabhängigen Presse üblich ist, die Truppe Unglaublich wüst heruntergerissen, beschimpft, -ls ein Haufen von zusammengde aufenen Rohlingen, Verbrechern geschilde t, alg Leute, die zu Hun