heblichen Mengen dem Wa
im allgemeinen zu entlasten. Wir werden versucken müssen, auf die Gebiete in Zukunft eine weiterausschauende Politik zu treiben eventuell auch dazu übergehen müssen, die Möglichkkeiten des
weges zu erweitern.
Von dem Herrn Vorredner ist auch auf den Veorsck.
worden, in großem Umfang mit Lastautos Kohlen zu fahren üihm zu: eventuell darf der Betriebsstoff nicht gespart werten, wenn wir ihn überhaupt beschaffen können. Si f⸗ merksam machen, daß es die Frage des Betricbsstoffes allein nick:
daß, wenn man das doch eiwas
Laufs⸗ 5,65bIu
die Straßen in einigen Tagen in einem Zustaond sein würden, bLei dem sie überhaupt nicht mehr zu befahren sind. (Sehr Meine Damen und Herren, wir werden
Staats wegen Mittel und Wege suchen, um zu einer Be
langen. Aber zum wesentlichen Teile liegt doch die Frage,
zu erwarten ist, mit bei der Arbeiterschaft. Der Herr
hat Recht mit seiner trüben Schilderung, und die Zahlen, die i
gegeben habe, zeigen eine bittere Not unseres Volkes; da muß jetz! jeder nur daran denken, wie wir aus dieser Not herauskommen und e8 ist ein Verbrechen, diese Not des Volkes zum Kochen von partei⸗ politischen Suppen zu mißbrauchen. (Sehr richtig! und Bravo!) Wir wollen dem Arbeiter geben, was ihm zukommt. In bezug auf das
Arbeiterrecht sind eine Reihe von Maßregeln besonders auch für die
Bergarbeiterschaft bereils getroffen worden, und in materieller Be⸗ ziehung haben wir uns bemüht, durch gesteigerte Löhne der schwierigen Lage in der sich die Arbeiterschaft in bezug auf Ernährung und Kleidung befindet, nach Möglichkeit entgecenzukommen, die Löhne zu erhöhen und sie so zu bemessen, daß der Arbeiter existieren kann.
Gestatten Sie im Anschluß hieran die Mitteilung einiger Zahlen,
die vielleicht auch für unsere weitere Beratung von Bedeutung sind.
Während in den fiskalischen Zechen Oberschlesiens in dem Jahr vor dem Kriege, im Jahre 1913, für eine Tonne der Steinkohlenförderung an Betriebslöhnen 3,922 ℳ ausgegeben wurden, wurden in der Zeit
X
April/ August d. J. an Löhnen dafür 27,75 ℳ ausgegeben, allerdings
—
ist auch bei den Materialpreisen eine Steigerung von 18 auf 28 ℳ eingetteten, aber die wesentlichste Steigerung zeigt sich eben bei den Löhnen. Nun in Recklighausen, also an der Ruhr! Wir hatten in dem Jahr vor dem Kriege an Betriebslöhnen für die Tonne Kohlen zu zahlen 6,89 ℳ, in den Monaten April/ August d. J. 34,17 ℳ, und an der Saar 1913 5,62 ℳ, April / August d. J. 25,6 ℳ. Daß für die Bergwerksindustrie ber der ungeheuren Steigerung der Löhne und der Mater'alpreise, wenigstens für den allergrößten Teil und ins⸗ besondere für den staatlichen Bergbau, bei solchen Verhältnissen mit irgendeiner Rente, mit Ueberschüssen nicht zu rechnen ist, das ergibt sich von selbst.
Während die Unkosten im Jahre 1913 73 % des Erlöses aus⸗ machten, betrugen sie in Hindenburg in Oberschlesien im letzten Viertel⸗ jahr 111 % des Erlösses, also die Unkosten standen 11 % höher als die Verkaufspreise. An der Ruhr im Jahre 1913 Unkosten 89 26 zu 100 des Vetkaufspreises, im letzten Vierteljahr 106 %! Nur an der Saar war noch mit einem kleinen Ueberschuß zu rechnen; die Un⸗ kosten betrugen dort 97 %. Bei alledem habe ich noch nicht in Be tracht gezogen die großen Mehrkosten, welche sich für die staatliche Verwaltung aus dem soeben abgeschlossenen Tarifvertrag vom 1. Ok⸗ tober ab ergeben werden.
Der Herr Berichterstatter hat vorhin schon auf den Verlust hin⸗ gewiesen, den wir im Jahre 1918 nach den vorläufigen Rechnungen in unseren staatlichen Bergwerken erlitten haben. Ich bin nicht in der Lage, für 1919 ein günstigeres Ergebnis Ihnen in Aussicht zu stellen. Die Dinge stellen sich so, daß wir nach der Rechnung von 1918 bei der gesamten staatlichen Bergverwaltung mit einem Gesamt⸗ verlust von 61 966 000 ℳ zu rechnen haben. (Abgeordneter Kovpsch: Hört, hört!) Für das erste Vierteljahr 1919 beträgt dieser Verlust, ungerechnet das Ergebnis der Hütten Gleiwitz und Malapane, der Bleigrube Friedrich und Friedrichshütte, schon wieder 15 705 000 ℳ. (Hört, hört!) Ja, meine Herren, für unsern staatlichen Bergbau sind das keine Zahlen, die irgendwie erfreuliche Aussichten bieten! Der Herr Berichterstatter hat davon gesprochen, daß der Haushalt in wieler Beziehung keine Klarheit bietet. Ich bitte das aber zu entschuldigen; bei solchen Zuständen, unter denen wir in der letzten Zeit den Bergbau geführt haben, lassen sich eben irgendwelche Zahlen, auf denen Schlüsse für die Zukunft aufzubauen wären, nicht geben. Wir können nur die Hoffnung haben, daß wir jetzt endlich, wenn in alle Kreise aus den Erfahrungen der letzten Vergangenheit die Einsicht einkehrt, zu ruhigeren Verhältnissen kommen, damit unser Erwerbsleben aus den Zuständen heraugeführt werden kann, in denen wir uns befinden. Auf keinem Gebiete ist so wie hier die Zusammenarbeit, das verständnisvolle Zu⸗ sammenarbeiten aller notwendig, wie gerade auf dem Gebiete der Kohlenproduktion, die unserm wirtschaftlichen Leben sein Brot gibt.
(Bravo!)
Abg. Husem« Soz.): Mit Reocht wirnd verlangt, daß der Beraghaushalt übersichtlicher gestaltet wird. Die Staatsbetriebe sollten Musterbetriebe werden, aber dazu ist leider wenig Aussicht. Jedenfalls ist in dem staatlichen Bergbetrieb nicht alles in Ordnung. Mit Schuld an dem Mißstande, daß die Produktivität der Bergwerke leidet, sind die Wirkungen, die der Krieg auf das Material, auf die maschinellen Anlagen usw. ausgeübt hat. Auch werden noch heute bei der Anlegung von Bergarbeitern Schwierigkeiten gemacht. Es sollte eine gründliche Prüfung aller dieser Verhältnisse vorgenommen und dazu vor allem auch die Mitwirkung der Betriebsratsmitglieder obligatorisch gemacht werden. Die große Kohlennot, wie alles Ungemach auf die Revo⸗ lution zurückzuführen, ist eine sehr bequeme Ausflucht. Den gegen⸗ wärtigen Notstand haben, ebenso wie die Revolution dieienigen Herr⸗ schaften vorbereitet, die hier im Hause die Gesetze für die Berg⸗ arbeiter geschmiedet haben. Wenn die Revolution in Deutschland an der Kohlennot schuld sein soll, woher dann die Koblenmisere in Belgien wo doch keine Revolution war? Im Kriege ist in unseren Kohlenbergwerken Raubbau getrieben worden, das haben frühere nationalliberale Mitglieder des Abgecordnetenhauses, wie der Berg⸗ werksdirektor Althoff und der Essener Handelskammersyndikus Hirsch, selbst zugegeben. Die Vorrichtungsarbeiten wurden eingeschränkt oder ganz eingestellt, und das mußte auf die Dauer die Kohlenförderung schwer beeinträchtigen, ebenso der Rückgang der Zahl der Hauer von 51 Prozent in Friedenszeiten auf 41 Prozent. Das übrige hat die mangelhafte Ernährung besorgt. Auch das Antreibersystem mußte schließlich eine Reaktion in dieser Richtung hervorrufen. Wir können nur hoffen, daß die jetzt eingetretene Vermehrung der Förderung an⸗ bält und in ihrer ruhigen Weiterentwicklung nicht gestört wird. Die Bergarbeiter sind es endgültig satt, sich wie früher unterjochen und aus⸗
beuten zu lassen. Sie wollen ihr Mitbestimmungsrecht und erwarken von der Regierung, daß überall die Lohn⸗ und Arbeitsbedingungen durch Tarifverträge geregelt werden und daß die Verwaltung den rück⸗ ständigen Privatunternehmern mit gutem Beispiel vorangeht. Ebenso erwarten sie, und wir bringen das in einem besonderen Antrage zum Ausdruck, daß die unbedingt notwendige internationale Vereinbarung über die Arbeitszeit im Bergbau sobald wie irgend möglich erfolgt.
Um die Verstärkung der Belegschaften zu erleichtern, muß in ganz anderer Weise als bisher für Wohnungs⸗ und Unterkunftsgelegenheit gesorgt werden. Nicht in gefängnisartigen Kolonien, sondern in Stedlungen auf baugenossenschaftlicher Grundlage hat die Unterbringung eu crfolgen. Der Zwang für den Arbeiter, mit dem Stellenwechsel auch den Wohnungswechsel vorzunehmen, muß fortfallen. Zur Förde⸗ rung der Kchlenversorgung gehört auch eine bessere Ernährung des Bergmanns. Wenn der Streik im Bergbau ein Verbrechen ist, so ist es auch ein Verbrechen, wenn die Landwirte die Kartoffeln nicht ab⸗ liefern, sondern zurückhalten. (Lebhafte Zustimmung.) Endlich ist ine Verbesserung der Transportmittel unbedingt geboten. Wir bitten die Staatsregicrung, ihren ganzen Einfluß im Reichsrat dafür ein⸗ züsetzen, daß ein Reichsberggesetz und ein Reichsknappschaftsgesetz er⸗ lassen wird. Die Autorität der oberen Beamten gegenüber den Ar⸗ beitern muß sich auf das Vertrauen stützen; den Wünschen und Be⸗ schwerden der Arbeiter muß mehr Verständnis entgegengebracht werden als bisher. Die Bergaufsichtsbeamten müssen zu Vertrauensleuten der Arbeiter werden. Von großer Wichtigkeit sind die Schulfragen. Auch sie sind geeignet, ein besseres Verhältnis zwischen den Arbeitern und der Aufsichtsbehörde herbeizuführen. Es muß ceine obligatorische Fort⸗ bildungsschule für alle Arbeiter eingeführt werden, denn ein gut⸗ geschulter Arbeiter ist für jeden Betrieb nur vorteilhaft. Der Einfluß der Unternehmer auf die Bergschulen muß wegfallen. Dieser Einfluß wird zwar in der Denkschrift bestritten, ergibt sich aber aus den Schul⸗ ordnungen. Auch die Bergschulen müssen verstaatlicht werden. Die privaten Bergregale sollten ohne Entschädigung aufgehoben werden, wie es dem Artikel 153 der Reichsverfassung entspricht. (Beifall bei den Sozialdemokraten.)
Oderberzhauptmann Althans: Mit der Einsetzung einer
657 1 —
Kommission unter Hinzuziehung der Betricbsräte zur Feststellung von
Mißständen in der Bergveorwaltung sind wir durchaus einverstanden. rgvermaltung hat nichts zu verheimlichen. So ungünstig, wie man annimt, sind die Verhältnisse im staatlichen Berabau keineswegs. Während die staatlichen Gruben im Recklinghauser Gebiet im Jahre 1911 einen Zuschuß von 17,8 Millionen, 1912 einen solchen von 12,1 Millionen und 1913 von 1,7 Millionen Mark erforderten, er zielten wir 1914 bereits cinen Ueberschuß von 2,1 Millionen, 1915 3,0 Millionen. 1916 beanspruchte einen Zuschuß von 600 000, während 1917 einen Ueberschuß von 4,28 Millionen Mark brachte. Im ersten 918 war ein Betriebsüberschuß von 14,3 Millionen Mark n. Am Schlusse des Jahres 1918 war nach der Staats umwälzung ein Rückgang des Ucberschusses auf 3,5 Millionen zu ver zeichnen. Die natürlichen Verhältnisse der Gruben waren keine sonders günstigen, die Kohlenflöte sind weder so mächtig, noch so za reich, wie auf den Gruben der südlichen Reviere. Vor allen Dingen
g
sind die Kohlenfelder von zablreichen Störungen durchsetzt, die große
Felderteile unbauwürdig mackten. Unsere Gruben sind auf große Förde et, Rese ist aber vielfach noch nicht erreicht worden, fte Aufwärtsbewegung zu verzeichnen ist. Die rderung betrug 1910 2,7 Millionen, in den folgenden Jahren 3,2 Millionen. 4,2 Millicnen und 5,5 Millionen. Dann trat infolge des Kriegsausbruches ein Rückoang auf 4,3 Millionen ein, die Förderung stieg dann wieder auf 4,5 Millionen bis 4,8; infoloe der Revolut!on trat ein Rückoang auf 4,6 Millionen cin. Die Gruben, die gute natürliche Verhältnisse haben, bewähren sich gut, so namentlich im Revier der Berainsvektion Buer. Hier war von April bis September 1918 cin Ueberschuß von 7,8 Millionen Mark vorhanden, der sich bis Ende des Jahres 1918 auf gleicher Höhe gebalten hat. Auch von April bis Seyptember 1919 war noch ein Batriebsüberschuß von 5 Millionen Mark zu erzielen. Die Klagen, daß die Einfahrer nach bestimmten Direktiven der Revierbeamten handelten, treffen nicht zu. Die Unternehmerarbeit läßt sich nicht oanz vermeiden, hierdurch wird rbeit geleistet. die eine größere Uebung als bei sonstigen Beraleuten voraussetzt. Höhere Löhne für sie sind berechtiat, da sie gewisse Aufwendunden zu machen haben, die die übrigen Bergleute nicht kennen, die namentlich keine Kopfsteuer zu zahlen haben, und auch keine Deputatkohlen gewähren müssen. Weonn wieder normale Zustände ein⸗ vetreten sein werden. wird auch weiter ein befriedigendes finanzielles Ergebnis des staatlichen Bergbaues zu erzielen sein.
Gegen 4 Uhr wird die Weiterberatung auf Montag, 12 Uhr, vertagt.
spezialierte Arbeit. 1
8
G Kunst und Wissenschatt.
In der Novembersitzung der Vorderasiatischen Gesell⸗ schaft sprach Pr fessor Dr. Greßmann über die bihlische Paradiessage. Er behandelte zuerst die Frage nach der Laoge des Paradieses oder des Gartens Eden, wie es in der Genesis beißt. Diese Beze chnung ist ein geographischer Eigenname, er ist nicht gleich dem sumerischen Edenu, was Stepve bedeutet. Die beiden Flüsse des Gartens, deren Quellen in der Nähe der Quellen des Euphrat und Tigris liegen sollen, deufete der Vortragende in einer Annahme als Araxes denn der Gishon wird sprisch arabisch als Eras bezeichnet, und aols Phasis, als welcher der Pishon zu gelten habe, der nördlich des Tigris mündet. Die Lage des Paradieses dürfte beim Felsen⸗ tunnel von Bülkalai zu suchen sein, den Gilgamesch, der Held, durchschreit t und an dem Alexander den Lebensquell gefunden haben soll, durch den auch nach einer spätjüdischen Sage verbannte Nordifraeliten sich ins Arserez, d. h. in das „andere Land“ oder das Jenseits zurück⸗ ziehen. Die Quelle des Tiaris lieat bei diesem Felstunnel. Die Genesis bietet also eine volkstümliche Geographie für die Lage des Para⸗ dieses, die ungefähr der Wieklichkeit entspricht. Wenn man jüngst die Lage des Paradiesses auf Grund neu gefundener Inschriften in die Nähe des Vansees verlegt, so hat das mit der Sage selbst nichts zu tun, denn es ist wahrscheinlich, daß die Sage schon sertg war ehe sie mit einem bestimmten Ort verknüpft wurde Jn der Sage svielen die wichtigste Rolle zwei Zauberbäume: der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis. Es ist nicht richtig, wenn man den Baum des Lebens aus dem Paradiese entsernen will, wennaleich es heißt, der Baum der Erkenntnis, auf dessen Früchte sich das Speiseverbot bezieht, stehe mitten im Garten, ein Umstand, der auch wichtig in für die Verhandlung mit der Schlange. Bei der Vertreibung des Menschen aus dem Paradiese ist ausdrücklich die Rede vom Baume des Lebens, der zwaor nicht inmitten des Gartens, aber doch im Garten stand. Ist dies richtig, so eröffnet sich uns das Verständnis der Sage. Die Gottheit hesitzt Wissen und Unasterblichkeit, sie verbietet nur das Wissen, die Erkenntnis dem Menschen, das will sie als ihr Vorrecht behalten. Wenn die Gottheit den Baum des Lebens für den Baum des Todes ausgibt, so ist dies eine unwahre Behanptung dem Menschen gegenüber, aber auch die Worte der Schlange schillern. Wenn sie dem Menschen nach Genuß der Frucht des Baumes der Erkenntnis seine Gottgleichheit verspricht, hat ne doch nicht die volle Wahrheit gesagt, die Menschen konnten glauben, sie würden dann auch nicht sterben; sie weiß auch, daß Gott den Genuß der Früchte des Baumes der Erkenntnin verboten hat und sie kennt den Baum des Lebens. Die Schlange ist somit das Widerspiel der Gottheit. Gott enthält dem Menschen die Erkenntnis vor im Gegensatze zur Schlange. Warum sich nun der Mensch für die Schlange ennscheidet, ist nach der Sage selbst nicht zu sehen. vielleicht reizt die Hoffnung, dem Tode zu entgehen. Es erbebt sich nun die Frage: Woher kommt die Schlange? Weshalb sollte der von Gott geschaffene Mensch gegen seinen Schöpfer handeln, ihm nicht trauen? Das ist unklar in der biblischen Sage. Dadurch. daß die Menschen sich aus Schamgefühl über die Erkenntnis ihter Nacktheit verstecken
erkennt Gott, daß sie sein Gebot übertreten haben. An dieser Stelle ist der Text nicht in Ordnung, der Sage ist in der biblischen Fassung offenbar die Spitze abgebrochen Die alten Israeliten hatten ein sehr feines Schamgefüähl,. was sich nachweisen läßt. Die Menschen erkennen nun ihr Geschlecht, sie beginnen zu zeugen, d. b. Leben aus dem Nichts zu schaffen; das macht sie der Gottbeit gleich, denn die Entstehung des Lebens ist ein Geheimnts. Erkennen aber bedeutet zesgen, und dies ist für die Gottheit, für Baal, für Baalu, für Ischtar, für Enki, das Vorrecht, daher der i6 „‿αsuↄo!] (die heilige Ehe) und die darauf bezüglichen kultischen Handlungen der orientalischen Religionen, die aber das Alte Testa⸗ ment als Unzucht auf das schwerste verabscheut. Für die Paradies⸗ sage ist, und das bestätigt der Fortgang der Geschichte, ein anderer Gott gedacht als Jahwe. Die Menschen haben das Recht auf das Paradies verwirkt, sie sind der Schlange verfallen, d. b. dem Tode; denn zum Zeugen gehört auch das Sterben; als unschuldige Kinder hätten sie unsterblich sein können, allein das Wissen vom Leben ist auch das Wissen vom Tode; leiden, mit Qualen gebären, Seligkeit und Unseligkeit gehört beides zum Leben. Charakteristisch sind die Fluche: Das Geschlechtsleben, des Weibes wird verflucht. Das Weib wird dem Manne unterstellt. Der Fluch über den Mann ist der Fluch über den Acker. Schlange und Acker gehören zusammen, wie Gott und Garten. Wir haben den Fluch über den Acker, auf dem neben dem Korn das Unkraut gedeiht, und dazu noch den Fluch über die Arbeit auf dem Acker. Es wird demgemäß die Fruchtbarkeit der Frau und die des Bodens verflucht. Geschlechtsverkehr und Acker hängen eben zusammen. Die Erzählung der Bibel ist pessimistisch. Die Sage selbst war urspsünglich opti⸗ nistisch. Denn fragen wir: Was hat der Menfch gewonnen? so lautet die Antwort: Die höchste Freude des Zeugens und die höchfte Kunst des Ackerbaues: denn nur der Schweiß der Arbeit ist die Strafe, nicht der Ackerbau selbst. Beide Erwerbungen sind gegen den Willen der Gottheit geschehen. Wie hoch die Zeugung bewertet wird, darauf weisen uns die phallischen Gebräuche vieler primitiven Völker hio. Der Fluch über die Schlange ist cbenfalls bezeichnend. Es heißt, sie soll „Staub fressen“ wie die Toten, d. b. se ist der Dämon der Unterwelt. Sie kennt die Wakung der Früchte und beschuldigt die Gonheit der Lüge, sie verschweigt dem Menschen, den sie in ihr Reich, d. h. die Unterwelt ziehen will, die Existenz des Lebensbaumes. Der Mensch steht zwischen Gott und Unterwelt, beide Mächte kämpfen um ihn. Die Totengeister der Unterwelt sind die „Wissenden“. In allen Religionen kennen wir Dämonen in Schlangengestalt. Die Schlange ist die zeugende Kraft des Lebens, das aus dem Tode kommt. Symbol dafür sind das Lebens⸗ kraut und die heilkräftigen Quelln. Zur Mutter Erde, Demeter, gehört deren Tochter Persephone, die Herrin der Unterwelt. Nur einmal wird der Name Evn in der Erzählung genannt, sonst heißt es stets das Weib. Der Name wird erklärt als „Mutter alles Lebe digen“. Der Kampf zwischen Leben und Tod dreht sich um Eva und die Schlange, Eva ist selbst eine Schlange, sie ist deren Vertraute. In dem Kampfe zwischen dem Schlangendämon und der Menschebrut wehrt sich der Mensch, es ertönt kein Prot⸗ evangeltum, d. h. keine Verkündung vom Aufbören dieses Kampfes. Eva und die Schlage steben in der biblischen Sage als Reste der älteren Entwicklungsstufe der Sage selbst. Epa ist kein hebräisches Wort, es ist punisch und bedeutet Schlange. Die Chawat d. i. Eva ist bei Phvenikern, Puniern, Amoritern die Göttin der Unterwelt. Dazu bietet die Tatsache eine Erläuterung, daß Jesaias die Unterwelt als Mutter alles Lebendigen bezeichnet, sie als Herrin des Lebens und des Todes personifiziert. Dies ist auch baby⸗ lonische Anschauung. Als Gott feindlicher Dämon steht die Schlange außerhalb des Paradieses, für das Adam Gärtner und Preörtner zugleich sein soll. Nach seiner Vertreibung treten die Cherubine an seine Stelle. Der Mensch hat sich bei seiner Wahl zwischen Leben und Wissen, das Wessen, d. h. das Größere verschafft, er ist zu drei Vierteln ein Gott geworden, desto tiefer ist sein Sturz. Die Erzählung geht in düsterer Schwermut zu Ende, aber kein Wort der Klage kommt von den Lyppen des Menschen. Die Erzähtung selbst ist nicht ifraelitischen U sprungs, wenngleich sie umgeprägt wurde. Die Schlange war ursprünglich auch Gottheit, mehr als ein Dämon. Der Gortesgarten ist keine israelitische Vorstellung; Assur ist das Paradies, Cherubim und heilige Bäume sind durchaus assprisch: aber die Erzählung selbst kann nicht aus Assyrien stammen, denn der Ackerbau gehört nach Babylonien. Von dort aus ist die Sage zu den Assyrern und von ihnen zu den Amoritern gewandert, von denen sie erst die Isfraeliten übernommen haben können. Die Göttin Chawat⸗ Eva ist als amoritisch für das zweite vorchristliche Jahrtausend belegt. Nach Eduard Mever ist die Paradiessage selbst älter als des achte vorchristliche Jahrbundert. Der Vortragende wees auf die Behandlung des gleichen Themas im Gilgamesch⸗Eyos hin. Durch den Gang durch den Felsentunnel des Gebirges Maschu (Bülkalai) dessen Eingang zwei Skorpione bewachen, kann der Held das ewige Leven gewinnen, er gelangt in einen Garfen, der mit Bäumen be⸗ standen ist. Hier sieht man, daß die assyrische und die biblische Fassung dieselbe Ueberlieferung benutzt haben; außerdem liegt auch der Adapamythus der Baby oniner zugrunde. Adapa gewann die Weisheit und verlor das ewige Leben, Höllenfahrt und Himmelfahrt hat er erlebt, ins Innere des Hemmels und der Erde hat er geschaut. Das Wissen von Himmel und Erde macht ihn dem Gotte Anu gleich. Als Anu dem Adapa im Himmel das ewige Leben verschaffen will, rät Ea sein Schutzgeist, d. i. der Gott der Erdttefe, ihm ab, das Geschent anzunehmen, er, der Schutzeist, verschefft dem Menschen der Gottheit gleiches Wissen. Bei Adapa, und hier liegt der Unterschied von der biblischen Sage, ist das Wissen vom Tode zugleich die Auferstehung. Die babylonische Erzäh ung ist optimistisch. Der Mythus jubelt über den Menschen, der den Himmel ausschlagen und durch den Tod hindurchgehen kann. Im Adapamythus haben wir eine ältere Stufe dr biblischen Sage, die poetische Gerechtigkeit kommt dort in reinerer Form zur Geltung; in der Bibel ist Adam der Betrog ne, während im babyplonischen ythus der Held nur scheinbar betrogen ist; Eva verschafff ihm das Wissen, das ihn durcch den Tod zum rewigen Leben führi.
In der Erörterung, die sich an den Vortrag schloß, ergänzte u. a. Geheimrat Dr. Minden die Darlegungen, während Geheimrat Professor F. v. Luschan den Lebensbaum mit der Dattelpalme gleichstellte und die Cherubim als Fruchtbarkei ttheiten deutet
Tzeater und Mufik.
Volksbühne (Theater am Bülowplatz). 8
Nachdem kürzlich erst das Lessingtheater ein Werk von Rolf Lauckner, und zwar „Christa, die Tante“, aufgeführt hat, folgte am Sonnabend die Volksbühne mit desselben Versassers Drama „Predigt in Litauen“. Beide Stücke weisen die gleiche Technik auf, die lose Aneinanderreihung von Szenenbildern, in denen die Handlung folgerichtig, aber prunahaft fortschreitet oder auch zuweilen, eine Stimmung festhallend, stillsteht. Das in letzter Zeit dramatisch vielverwendete Motiv vom Kampf zwischen Vater und Sohn bildet auch den Gegenstand der elf Bilder des neuen Laucknerschen Dramas. Der Vater ist ein seit dreißig Jahren in einem litauischen Dorfe tätiger, früh ver⸗ witweter evangelischer Pfarrer, dem eine älfere unverbeiratete Schwester die Wirtschaft führt, der Sohn, ein künstlerisch begabter, haltloser junger Mensch, der, kürzlich aus der Großstadt zurückgekehrt, sich nicht mehr in die Verbältnisse daheim sche cken will. Zunächst wie der verlorene Sohn im Gleichnis des Neuen Testaments zu Hause gütig und nachsichtig aufgenommen, versucht er die guten Vorsätze, die ihn zuerst erfüllen, in die Tat umeusetzen, verfällt aber bald wieder dem lockeren Lebenswandel, den er sich in der Großstadt angewöhnt hat, dem Trunke und dem Ver⸗
8 kehr mit leichtfertigen Dirnen, die er auch im heimatlichen Dorfe aufzu⸗ fpüren weiß. Das kommt dem Vater zu Ohren, der mit Härte vorgehen
fu müssen vermeint, wie er auch seiner litauischen Gemeinde gegenüber
sieis mehr den strengen als den gütigen Seelsorger hervorgekenrt hat. Ein Fall, bei dem er das kirchliche Begräbnis für ine Seltstmörderin verweinert, bringt die Gemeinde gegen ihn auf, und er muß es zudem erleben, daß sein Sohn öffentlich Partei gegen ihn ergreift. Eine erregte Auseinandersetzuna zwischen Sohn und Vater, bei welcher der Sohn, der wie ein Schuljunge gezuchtigt werden sollte, die Schuß⸗ waffe gegen den Vater erheben will, die er dann aber gegen sich selbst kehrt, führt die tragische Wendung berbei. Der Tod des Sohnes jreibt auch den Vater zum Selbstmord. Und noch ein drittes Wesen geht verzweifelnd aus der Welt, Anyta, ein unschulds⸗ reines Dorfmaͤdchen, das den Sohn des Pfauers innig geliebt hat. Diese Dorfgeschichte mit ihren gehaͤuften und auch nicht eben befreiend wirkenden Selbstmorden, läßt doch in manchen Szenen die gestaltende Hand eines Dichters erkennen, der bemüht ist, in Seelentieten zu leuchten. Er ist weder nach der einen noch nach der anderen Seite hin parteiisch, sondern b strebt, den Vater in seiner Geradheit und unbeugsamen Pfl chttreue etbenso verständlich zu nachen, wie den Sohn, den eine liebende Hand sicherer auf den rechten Weg geführt hätte, als die Härte. Aber in dieser Hbieklivität liegt auch etwas Kühles, das die Schicksale dieser Menschen nicht ans erz rühren läßt. Bei gleicher Sorgfalt der Zeichnung sind einige Nebenfiguren von geringerem Belang lebendiger erfaßt und in ihrem Wesen ergreifender, wie 1. B. die kleine Anvpta und auch die Schwester des Pastors. Die Auf⸗ führung des Dramas im Volksbühnenhause lies kaum einen Wunsch unbefriedigt. Der Spielleiter Dr. Legband hatte mit
Erfolg dafür gesorgt, daß die elf Verwandlungen beanspruchende Szenen⸗
folge sich rasch und reibungslos abwickelte und daß die Stimmung der einzelnen Bilder stark und unmittelbar bervorkrat. Die Ver⸗ wandlungen vollzogen sich im Dunkeln bei leiser, w⸗ bmütiger Musik von Heinz Tiessen. Den Pfarrer spielte Friedrich Kayßler in überzeugender Weise, den Sohn Jürgen Fehling mit dem jugend⸗ lichen Ungestüm, den die Rolle erfordert, Maria Weißleder die Pastorenschwester mild, gütig, verstehend, wie sie gedacht ist. Unter den anderen Mitwirkenden sind die Damen Liebisch, Wolff, Mann⸗ Herren Herzfeld und Klitsch mit besonderer Anerkennung zu
Im Opernhause wird Morgen, Dienstag, „Mignon“ mit den Damen Artoôt de Padilla, von Catopol und den Herren Hutt, Bronsgeest, Lücke, Habich und Krasa in den Hauptroleen gegeben. Dirigent ist der Kapellmeister Otto Urack. Anfang 7 Uhr. — Am Mittwoch finder die Erstaufführung der Oper „Der Stier von Olivera“ von Eugen D Albert statt Der Komponist ist bereits zur Teilnahme an den Proben eingetroffen und wird auch der Erst⸗ aufführung beiwohnen. Herr Behmen singt die Partie des Generals, die Damen Kemp und Schwarz singen abwechselnd die der Juana, die Herren Mann und Kirchner abwechselnd die des Perez. Mu⸗ sikalischer Lester ist der Generalmusikdirektor Blech, die szenische Lettung bat Herr Holv. Die Auffübrung findet unter Aufbebung des Dauerbezuges, der ständigen vorbehaltenen sowie der Dienst⸗ und Freiplätze statt. Die Preise der Plätze lauten: Fremdenloge⸗Mitte 49 50 ℳ, Fremdenloge⸗Seite 44,50 ℳ, Orchesterloge 39,50ℳ, I. Rangloge 31,50 ℳ, I. Rangbalkon 29 50 ℳ, Parkett 23,50 ℳ, 1I. Rang 17,50 ℳ, III. Rang 11,50 ℳ, IV. Rong 4,50 ℳ. Steh⸗ platz 2,50 ℳ. — Als weitere Aufführung in der Reihe der Volks⸗ vorstellungen geht am Montag, den 17. d. M. Abends, „Der fliegende Hollinder; in Szene. Sämtliche Eintrintskarten sind der Freien Volksbühne und den ihr angeschlossenen sozialen Organisationen überwies n.
Im Schauspielhause wird morgen zum ersten Male die Komödig „Brandl“ von Dr. Cahen, in den Hauptrollen mit den Damen Schön, Steinsieck, Sussin und den Herren Ehrle, Keppler, von Ledebur und Tiedtke besetzt, aufgeführt. Spielleiter ist Albert Patry. Anfang 7 Uhr.
Eugen d⸗Albert tritt als Pianist während des Winters nur ein einziges Mal vor das Berliner Publikum, und zwar in einem Wohltätigkeitskonzert, welches die Kapelle der Staatsoper unter der Leitung des Generalmusikdirektors Leo Blech am 16. November, Mittags 11 ½ Ubr, im Opernhause, Unter den Linden, veranstaltet. Eugen d'Albert wird das Es⸗Dur⸗Konzert 8B Beethoven und die „Wanderer⸗Phantasie“ von Schubert Liszt
ortragen.
In Paris wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, am Sonnabend in einem Konzertsaal zum ersten Mal öffentlich Wagner gesvielt, und zwar das Vorspiel zu den „Meister⸗ singern“. Der Veranstalter des Konzerts hatte wähbrend der letzten drei Konzerte eine Abstimmung unter dem Publikum veranstaltet, bei der sich 41983 Besucher für und 213 gegen Wagner aussprachen.
Mannigfaltiges.
Der Jahrestag der Revolution ist in Berlin und im Resche, soweit bisher Nachrichten vorliegen, ohne Zwischer fälle verlaufen. In Berlin und seinen Vororten fanden gestern zahl⸗ reiche von den Bezirksvo ständen der beiden sozialdemokratischen P rteien veranstaltete Feiern stott, in denen bekannte Parteiführer auf die Bedeutung des 9. November 1918 hinwiesen. Mehrere Kundgebungszüge, die sich unter Vorantragung von reten
ahnen über den Kurfürstendamm, die Brunnenstraße, durch den Friedrichsbain und durch Neukölln bewegten, wurden von der Sicher⸗ heitswehr aufgelöst. Aus anderen Städten liegen u. a. folgende Meldungen des „W. T. B.“ vor:
Frankfurt a. M., 9. November. Der Jahrestag der deutschen Revolution ist hier ohne Zwischenfall verlausen.
München, 8. Neovember. Der Jahrestag der Revo⸗ lution wurde nach dem Beschluß der Betriebsräte, der Sozialdemo⸗ kratischen und der Unabhangigen Partei hier heute durch Arbeits⸗ ruhe gefeiert. Die Straßenbahnen verkehrten nicht, jedoch zeigte der Geschäfteverkehr in der Stadt das gewöhnliche Bild. In sozialdemokratischen Massenversammlungen wurde auf die Bedeutung des Tages für das Proletariat hing wiesen. Auf den Gräbern der hei den Revolutionskämpfen Gefallenen wurden Kränze niedergelegt. Der Tag verlief ohne Störung und Zwischenfälle.
Hamburg, 9. November. Die heute in verschiedenen Stadt⸗ teilen abgehaltenen Versammlungen anläßlich der Wiederkehr des 9. November sind ohne irgendwelche Zwischenfälle verlaufen.
Die Reichgzentralstelle für Kriegs⸗ und Zivil⸗ gefangene teilt durch „W. T. B.“ folgendes mit: Der Ab⸗ transport der deutschen Kriegsgefangenen aus England auf dem See⸗ und Landwege schreitet weiter fort und wied voraussichtlich bis Ende des Monats sei en Abschluß erreicht haben. Auch der Ab⸗ transport aus Spanien und Portugal nimmt semen Fortgang und dürfte bis Ende dieses Monats beendet sein. Bezüglich der Heimschaffung der in Indien befindlichen Kriegs⸗ und Zivil⸗ gefangenen ist ein erneuter Atrag an die englische Re⸗ gierung gestellt. Die Vorbereitungen für den Abtransport der in Japan und Sibirien befindlichen Gefangenen werden fortgesetzt. Die für den Abtransport der in Rumänien befind⸗ lichen Gefangenen vorgesehenen vier Lazarettzüge sind fahrbereit. Die in Südamerika interniert gewesenen Deutschen befinden sich zum rößten Teil auf der Heimreise. Die französische Regierung at noch keinen Zeitpunkt zum Abtransport der deutschen Kriecs⸗ gefangenen aus Frankreich bekanntgegeben. Bisher sind alle Be⸗ mühungen, sie zu einer Erklärung in dieser Frage zu veranlassen, ohne Erfolg geblieben.
Das Luftschiff „Bodensec“ bat „W. T. B.“ zufolge seine regelmäßigen Fahrten zwischen Berlin und Friedrichsbhafen wieder aufgenommen und wird bis auf weiteres von Berlin an geraden Tagen des Monats — nicht wie bisber an ungeraden — abfahren. Die Rückkehr von Friedrichshafen ersolgt also an ungeraden Monatstagen.
„Das Auge undseine Hilfsmittel“ lautet das Tbema eines Experimental Vortrages, den der Physiker Dr. W. Volkmann am 12 d. Mis., Abends 7 ½ Uhr, im großen Hörsaal der Treptower Sternwarte halten wird. Mit dem großen Fernrohr werden Abends bei kjarem Wetter abwechselnd Doppelsterne und Ringnebel beobachtet. Kleinere Fernrohre stehen zur Bcobachtung beliebiger Objekte kostenlos zur Versügung.
——
Answanderung nach Südameriko. Diejenigen unserer Volksgenossen, bei welchen angesichts unserer augenblicklich schiechten wirsschaftlichen Lage und in der Furcht vor noch schlimmeren Zeiten die Luft zur Auswanderung entsteht, wenden sich vielfach an die amtlichen Stellen mit Fragen nach den Fortkommensmöglichkeiten in Südamerika. Bei den meisten dieser Fragesteller berrscht jedech eine so große Unkenntnis der Landesverhältnisse, daß es notwendig erscheint, das allg mein Wissens⸗ werte darüber zur öffentlichen Kenntnis zu bringen. Sobald erst die Möglichkert zur Auswanderung aus Deutschland wieder besteht, das heißt, sobald erst wieder Schiffe aus deutschen Häfen den Uebersece⸗ verkehr vermitteln, dürfte Südamerika wohl zweifellos als das⸗ jenige Land bezeichnet werden können, das in erster Lmie geeignet ist, einen großen Teil von deutschen Auswanderern aufzunehmen. Wie sich die Auswanderungslustigen aber über⸗ haupt falsche Vorstelungen vom Auslande machen, so ganz be⸗ sonders von Südamerika. Es wäre nichts schlimmer, als wenn man die Illusionen, denen sich unsere Landsleute in dieser Beziehung hin⸗ geben, auch noch unterstützen würde durch, übertri bene Hoffnungen, die man ihnen macht. Wer es in der Heimat zu nichts gebracht oder nichts gelernt hat, dürfte erst recht im Auslande bittere Ent⸗ täuschungen erleben. Einem fleißigen, einfachen, bescheidenen und intelligenten Menschen, der bereit ist, ein Leben voll Entbehrungen vorerst auf sich zu nehmen, hietet sich wohl die Aussicht, sich besonders in den südawerikonischen Ländern eine gute Zukunft zu schaffen, wenn seine Energie dort nicht erlahmt. Aber der Weg zu diesem Ziel ist dornenvoll, erfordert Charakterstärke und gröere Anstrengungen als in Deutschland. Er muß in den ersten Jahren jeden Anspruch auf üppiges Leben und Bequemlichk it, an die wir uns in der Zeit von Deutschlands Größe leider gewöhnt und durch die wir uns verwöhnt hatten, aufgeben können. Der Deutsche darf nie vergessen, daß ihm besonders im Ausland ein scharfer Konkurrenzkampf von anderen Volkegenossen aufgenötigt wird, den er mit gerissenen Elementen aller Nationen aufnehmen muß; namentlich sind es in Süd amerika die äußerst anspruchslosen Iltaliener, Spanter und Portugiesen, die ihm auf den Arbeitsmärkten im Wege stehen. Ferner darf er auch nicht außer acht lassen, daß unfere ebemaligen Feinde weiterhin unsere wirtschastlichen Gegner hleiben. Niemandem Vertrauen schenken, dessen lautere Gesinnung man nicht kennen gelernt und geprüft bat, muß der Wahlspruch des Auswanderers sein. Wer keine Ersparnisse sein eigen nennt und eine einigermaßen auskömmliche Stellung in Deutschland hat, soll es sich dreimal überlegen, ob er auswandert; denn was er in der Heimat besitzt, soll er sich erst im Auslande erringen. Wenn urs auch die heutigen Verhältnisse im eigenen Vaterland nicht gefallen, so müssen wir doch zu unserem Volke das Vertrauen haben, daß es vermöge seines Fleißes, seiner Treue, Nüchternheit und nicht zum wenigsten seiner Intelligenz bald wi der hochkommt. Wir dürfen nicht ver⸗ gessen, daß die beutigen Verhältnisse durch einen langen Krieg hervorgerusen sind und daß keine Regierung im stande ist, die Verbhältnisse so zu gestalten, daß sie nach jedermanns Ge⸗ schmack sind. Tüchtige Handwerker. namentlich Schmiede, Schlosser, Monteure, Böticher, Drechsler, Buchdrucker, Schneider, Klempner, Tirchler, Zimmerleute, Stehmacher. Mechaniker, Elektrotechniker, Maler, Glaser, Sattler. Goldarbeiter und Uhrmacher werden in Südamerika unschwer Beschästigung finden. Photographen mit auten Fachkennmissen, besonders in der technischen Verwertung von Photographien, haben Aussicht, in Aigentinien unterzukommen; gerade in der Reproduktionstechnik und im Kunstdruckwesen haben dort deutsche Fochleute sich schon large mit gutem Erfolg be⸗ tätigt. In erster Linie sind aber manche Länder Süd⸗ amerikas geeignet, üchtige Landwirte aufeunehmen, falls diese einiges Kapital besitzen. Andernfalls müßten sie natürlich bereit sein, zuerst untergeordnete Stellungen anzunehn en. Kauf⸗ seuten, Bürvangestellten und den mit dem Verstand Schaffenden muß aber von einer Auswanderung abgeraten werden, wenn sie nicht bereit sind, vorerst als gewöhnlicher Arbeiter zur Landwirt⸗ schaft zu gehen, um Sitten, Gebräuche und Landessprache gründ lich kennen zu lernen, wie dies überhaupt für seden erforderlich ist, der nicht drüben feste Anstellung in Aussicht hat oder Verwandte besitzt, die ihm vorläufig ein Unterkommen bieten. In südamerikanischen Ländern wird mit Ausnahme von Bresilien (wo Portugiesisch die Landessprache ist) spanisch gesprochen. Diese Sprache ist angenehm und leicht zu erlernen. Wer sich klar darüber geworden ist, was er drüben zu erwarten hat, und festen Entschluß zur Auswanderung ge⸗ faßt hat, der mag sich wegen der Beantwortung aller übrigen Fragen an das Reichswanderungsamt, Berlin W. 8, Wilhelm⸗ straße 71, wenden, das schriftlich oder mündlich kostenlos Auskunft erteilt. Eine Zweigstelle dieses Amts für den Osten und die östlichen Vororte Bertins, die als öffentliche Auskunfsstelle ein⸗ gerichtet ist, befindet sich außerdem in Berlin⸗Friedrichshagen, Friedrichstraße 60. (W. T. B.)
Wien, 9 November. (W. T. B.) Nach den Blättern muß die Gemeinde die letzte Brennholzrücklage ichon jetzt an die Bevölkerung ausgeben.
Graz, 8. November. (W. T B.) Wegen der bedrohlichen Lage infolge des Stockens der Lebensmittelzüge aus dem Ausland und der verminderten Getreideauf⸗ bringung im Lande, ist der Landesrat zusammen⸗ getreten. Die Landesversammlung beschloß eine Abordnung unter Führung des Landeshauptmanns Rmntelen nach Wien zum Staatskanzler Renner und der Reparationskommission zu entsenden, um Abhilfe zu begehren, und gab einhellig der Meinung Ausdruck, daß der Zusammenbruch der Ernährung Steier⸗ marks mit Hilfe der Ententeallein abgewendet werden könne.
Versailles, 9. November. (W. T. B.) Nach einem Tele⸗ gramm aus Brüssel ist Nachts im Walde bei Fort Diape bei Namur ein Schießbedarfslager in die Luft ge⸗ flogen. Von den vierzehn englischen Soldaten, die das Lager be⸗ wachten, sollen zehn umgekommen setn.
Handel und Gewerbe.
— Dutch die Verkehrssperre ist die Nochrichtenvermittlung über Einzelheiten der Staatsprämienanleihe, namentlich in den ländlichen Bezirken, verlangsamt. Da ober die Regierung auf die Beteiligung der ländlichen Bevölkerung den g ößten Wert legt, hat laut Meldung des „W. T. B.“ der Reichefinanzmmister beschlossen, die Zeich ungsfrist, die urprünglich vom 10. November nur bis zum 26. November laufen sollte, um acht Tage zu verlängern. Die Zeichnungsfrist läuft also vom 10. November bis zum 3. Dezember. — Eine Vergünstigung besonderer Art bietet die neue Sparprämien⸗ anleihe neben der Auslosung von jährlich 5000 Gewinnen durch
J16““
1 Sonderverteilung des sogenannten „Bonus“. Die Tilgung der An⸗ leihe geschieht derartig, daß in jedem Jahre 50 000 bis 100 000 Stücke der Sparprämienanleibe durch Ziehung zur Auszahlung ge⸗ langen. Die Hälfte dieser gezogenen Stücke erhält nun eine Sonder⸗ zuweisung (genannt „Bonus“) in Höhe von 1000 ℳ, in späteren Jahren von 2000 und sogar 4000 ℳ. Hinzu treten dann noch die angesammelten Zinsen zu 5 vH. so daß auf ein Stück von 1000 ℳ nach 10 Jahren 2200 ℳ zurückgezahlt werden können. — Die Ge⸗ schäftszimmer und die Auskunftsstelle des Ausschusses zur Förderung der deutschen Sparprämienanleihe befinden sich Berlin W. 9, Budagpesterstraße 5. Die Auskunftsstelle ist werktäglich ge⸗ öffnet von 9 Uhr Vormittogs bis 7 Uhr Abends.
— Der von der Stadt Magdeburg eingesetzte Ausschuß zur Prüfung des Gedankens einer Magdeburger Messe ist laut Meldung des „W. T. B.“ zu dem Entschluß gekommen, daß die Einrichtung einer Messe für Magdeburg unzweckmäßig sei, zumal Erfahrungen anderer Messen außerhalb von Leipzig zur Nachahmung nicht ermutigt hätten. Dagegen erklärte sich der Ausschuß für eine im nächsten Jahre in Magdeburg abzuhaltende Baustoff⸗ und Siedelungsausstellung.
— Metallzuschläge für isolierte Dräöhte und Kabel. Die Preisstelle des Zentralverbandes der deurschen eleltro⸗ technischen Indunrie gibt laut Meldung des „W. T. B.“ für die Woche vom 9. November 1919 bis 15. November 1919 bekannt: Kupferzuschlag 115 ℳ, Aluminiumzuschlag 33 ℳ.
Prag, 7. November. (W. T. B.) Nach dem Prager Tage⸗ blatt“ gründet die Böhmische Industriebank gemeinschaft⸗ lich mit der Nederlandschen Handelsmaatschapij mit dem Sitz in Amsterdam und der Hauptzweigstelle in Prag eine holländisch⸗tschecho⸗slowakische 111
chaft namens „Holbo“ mit einem Kapital von drei Millionen bolländischen Gusden (47 6 Millionen tschechischen Kronen).
Prag, 7. November. (W T. B.) Die Banca Sconto und die Wiener Verkehrsbank werden eine tschechisch⸗ italienische Bank in Prag errichten.
Prag, 9. November. (W. T. B.) Gestern bat eine Be⸗ sprechung von Vertretern der acht großen hiesigen Banken wegen Errichtung eines Großbankensyndikats stattgefunden, das unter Führung der Zivnostenska Banka, der Agrarbank und der Böhmischen Unionbank alle staatlichen Finanztrans⸗ aktionen übernehmen soll.
London, 8. November. (Havas.) Im Monat Oktober wurden für 153 486 162 Pfund Sterling Wanen eingeführt, was eine Nermehrung von 35 856 353 Pfund Sterlirg gegen den gleichen Monat des Vorjabres bedeutet. Der Wert der Ausfuhr beträgt 79 660 892 Pfund Sterling oder eine Vermehrung von 36 240 168 Pfund Sterling gegenüber Oktober 1918.
Amsterdam, 8. November. (W. T. B) „Times“ meldet, daß die Webwarenhandelsabteilung der Londoner Handelskammer sich mit der Lage der Handelsbeziehungen mit den vormaes feindlichen Ländern befaßt hat. In Anbetracht der Notwendigkeit der Unterstützung der feinblichen Länder bei der Bezablung ihrer Kriegsentschädigungen und zur Ausdebnung des Wenbewerbes und der Herabsetzung der Kohen des Lebens⸗ unterhalts beschloß sie, die während des Krieges gefaßte Ent⸗ schließurg, wonach Handelsbeziehungen mit den feindlichen Läͤndern wähbrend der Mindestdauer von 10 Jabren nicht wieder aufzunehmen sind, zu rückzuziehen, und beantragte, den Mitgliedern der Webwarenabteilung und Kaufleuten im allgemeinen zu gestatten, die Handelsbeziehungen mit Deutschland und anderen feindlichen Ländern wieder aufzunehmen. In einer Entschließung wunde gesordert, daß die Handelsbeziebungen mit den vormals feindlichen Landern jedoch nicht aufgenommen werden sollen, bevor die britische Regierung eine Erklärung über ibre Handelspolitik abgegeben habe. Der Rat der Handeleskawmer und der Verband der Handelskammern werden aufgefordert, den stärksten Druck auf die Regierung auszuüben, damit sie so schnell wie möglich eine endgültige Erklärung über ihre Handelepolitik abgibt.
— Die in den letzten Tagen von London gemeldeten Nachrichten über Verhandlungen zwischen den südwestafrikanischen Diamantengesellschaften und dem früheren südafrikanischen Finanzminister Hull als Vertreter der Anglo Amer can Corporation und and rer Finanzgruppen sind, wie „W. T. B.“ erfährt, zu⸗ treffend. Danach ist in Aussicht genommen, eine Gesellschaff mit einem Kapital von 3¾ Millionen Pfund Sterling nach südafrikani⸗ schem Recht in Kapstadt zu errschten, an die die Bergbaurechte und gewe sse Abgabenrechte faft aller südwestafrikanischen Tiamwantengesell⸗ schaften, einsch ließlich der Rchte der Deutschen Kolonial⸗Gesellschaft für Sudwest⸗Afrika. übertragen werden sollen; binsichtl ch der letzteren sind jedoch noch Hindernisse zu beseitigen. Zur endgültigen Inkraft⸗ setzung des Verhandlungeergebnisses, zur Uebertragung der Rechte und zur Festsetzung des Anteils der einzelnen Verkäufer an dem Kauf⸗ preise b geben sich die Herren Walter Bredow, Dr. E. Lübbert, Ludwig Scholz und August Stauch nach Sudafrika.
London, 6. November. (W. T. B.) Ausweis der Bank von England. Gesamnücklage 20 450 000 (gegen die Norwoche Abn. 1 608 000) Pfd Sterl., Notenumlauf 86 030 000 (Zun. 1 575 000)
d. Sterl., Barvorrat 88 030 000 (Abn. 34 000) Pfd. Sterl.,
echselbestand 80 486 000 (Abn. 219 000) Pld. Sterl., Guthaben der Privaten 109 563 000 (Abn. 6 619 000) Pfd. Sterl., Guthaben des Staates 19 831 000 (Abn. 2 922 000) Pfd. Sterl., Notenrücklage 18 717 000 (Abn 1 570 000) Pfd. Sterl., Regierungssicherheiten 46 226 000 (Abn. 7 682 000) Pfd. Sterl. — Verhältnis der Rück⸗ lagen zu den Verpflichtungen 15,80 gegen 15,88 vH in der Vor⸗ woche. Clraringhouseumsatz 641 Millionen, gegen die entsprechende Woche des Vorjabres 194 Millionen mehr.
Paris, 6 November. (W. T. B.) von Frankreich: Gold in den Kassen 3 957 563 000 (gegen die Vorwoche Zun. 356 000) Fr., Gold im Ausland 1 978 278 000 (unverändert) Fr., Barvorrat in Silber 286 587 000 (Abn. 1 031 000) Fr., Guthaben beim amertkanischen Staats⸗ schatz 621 600 000 (unverändert) Fr., Guthaben im Ausland 847 609 000 (Zun. 8 768 000) Fr., vom Moratorium nicht betroffene Wechsel 1 395 354 000 (Zun. 249 704 000) Fr., gestundete Wechsel 660 155 000 (Abn. 7 752 000) Fr., Vorschüsse auf Wertpapiere 1 301 946 000 (Zun. 6 784 0000) Fr., Vorschüsse an den Staat 25 850 000 000 (Zun. 200 000 000) Fr., Vorschüsse an Verbündete 3 720 000 000 (Zun. 5 000 000) Fr., Notenumlauf 37 419 174 000 (Zun. 445 383 000) Fr., Schatzguthaben 91 584 000 (Zun. 28 186 000) Fr., Privatguthaben 3 057 415 000 (Abn. 49 491 000) Fr.
Madrid, 3. November. (W. T. B.) Ausweis der Bank von Spanien vom 31. Oktober 1919 in Tausend Pesetas: Gold im Inland 2 415 291 (gegen die Vorwoche Zun. 7), Gold im Aus⸗ land 70 871 (Zun. 576), Barvorrat in Silber ufw. 635 503 (Zun. 2 503), Wechselbestand 975 344 (Zun. 7 139), Lombard 668 381 (Zun. 26 544), Wertpapiere 15 854 (Zun. 3082), Notenumlauf — (Zun. —), Fremde Gelder 1 213 820 (Abn. 6 813).
Ausweis der Bank
8 “ “ 1AA“ Berichte von auswärtigen Wertpapiermärkten.
Cöln, 8. November. (W. T. B) Devisenkurse. Englische Noten 146,00, Französische Noten 399,00, Belgische Noten 417,00, Holländische Noten 1350,00.
Wien, 8. November. (W. T. B.) An der Börse kam nach der gestern eingetretenen Abschwächung unter dem Einfluß neuerlicher spekulativer Rückkäufe und Deckungen sowie gefördert durch die in größerem Umfange eingetroffenen privaten Kaufaufträge eine Hauße⸗ stimmung in verstärttem Maße zum Durchbruch. Sehr lebhaft ge⸗ staltete sich der Verkehr in der Kulisse, namentlich in Staatsbahn⸗ und Alpine Montanaktfen. Auch auf allen anderen Gebieten herrschte ein angeregtes Treiben bei sprunghaften Kurssteigerungen, die bis zum Schluß sich auf voller Höhe erhielten. Der Anlagemarkt blieb vernachlässigt. An der Nachbörse stiegen Staatsbahnaktien bis 2325,