W weiter die Frage der Verleihungen anbelangt, so müssen wir uns zunächst klar machen, welchen Zweck wir derartigen Anträgen verfolgen, und da meine ich, daß hei all den geforderten Bestrebungen bezüglich der Verleihungen doch immer der allgemeine Nutzen, das Allgemeinwohl im Auge be⸗ halten werden muß. Da ergibt sich allerdings bei einzelnen Mine⸗ ralien die Frage, ob eine solche Monopolisierung, wie sie erstrebt wird, und ein striktes Verbot der Verleihungen an Prrwate wirklich dem allgemeinen Nutzen entspricht. Was zunächst die Braunkohle anbelangt, so ist man in den Kreisen der geologischen Sachverständigen der Meinung, daß hier in der Hauptsache die Felder vergeben sind und an große neue Funde nicht mehr gedacht werden kann. Und ob es ta zweck⸗ mäßig ist, allein den Staat damit zu beauftragen, Bohrungen vorzunehmen, und ob dabei wirklich ein finanz eller Nutzen für ihn erwachsen wird, ist sehr zw ifelhaft. Wenn sich jemand abfolut in den Kopf gesetzt hat, das große Los zu ge⸗ winnen, so ist allerdings der sicherste Weg dafür, daß er sämtliche Lose kauft, aber ob er dabei sehr klug und vorteilhaft handelt, das ist eine andere Frage. Der Staat konnte in eine ähnliche Lage kommen, wenn er ausschließlich auf Braunkohle bohrt und die Pri⸗ vaten gänzlich eusschließt. Deshalb bedarf diese Frage natürlich noch der näheren Untersuchung. Das Bedenken schließt natürlich nicht aus, daß wir uns nach Möglichkeit bemühen, auch von Staats wegen die Bohrungen fortzusetzen, neue Braunkoblenlager aufzufinden, und bei diesen ist es dann von selbst gegeben, daß der Staat seinen Nutzen daraus zieht.
Aehnliche Erwägungen ergeben sich hinsichtlich der Erzlager. Bei den Erzlagern sind die Sachverständigen darin einig, daß man sie vertikal von oben an nur in seltenen Fällen trifft und daß man meistens an sie herankommt horizontal von benachbarten Erzgruben aus, so würde man in sehr wesentlichem Umfange an Erzlagern vor⸗ übergehen, wenn man nicht eben den Privaten den Anreiz läßt und ihn veranlaßt, daß er eben von Gruben aus, die er im Betriebe hat, derartige Bohrungen vornimmt. Darauf kommt es uns aber doch in erster Reihe an, daß wir nach dem was uns nach dem Friedensvertrage bevorsteht, nach den Verlusten, die wir dort erleiden, überhaupt erst einmal wieder Erz in stärkerem Maße gewinnen.
Also ich sage: diese Dinge müssen noch näher geprüft werden,
wir sind aber durchaus bereit, Hand in Hand mit dem hohen Hause diese Fragen zu erörtern.
Was dann den weiteren Antrag anlangt, der sich daran anschließt, wonach die bereits an Private verliehenen Bergwerksfelder nach Möglichkeit wieder dem Verfügungsrecht des Staates unterstellt
6 werden sollen, so kann ich hier nur erklären, daß wir den Gedanken, der in diesem Antrage li gt, durchaus billigen. Es ist allerdings nicht mit dem Allgemeinwohl zu vereinbaren, daß aus Spekulationsgründen Bergwerksfelder erworben und liegen gelassen werden, während die Allgemeinheit vielleicht den allergrößten Mangel an den betreffenden Produkten des Bergbaus hat. Mit dem Ziel, dem entgegenzutreten, sind wir einig; welcher Weg am besten zu ihm führen wird, das muß allerdings auch noch untersucht werden.
Denn, meine Damen und Herren, dürfen wir nicht außer acht lassen, daß sich auch hier wieder sofort die Entschädigungsfrage ergeben kann. Da ist es vielleicht zu erwägen, ob nicht der Weg vorzuziehen ist, den augenblicklich Bayern zu gehen bereit ist, das ein Gesetz machen will, wonach allgemein ein Betriebszwang gegen diejenigen, die im Besitze dieser Verleihungen sind, ausgesprochen wird, dernrt, daß, wenn sie diesem Betriebszwange innerhalb der gestellten Frist
nicht nachkommen, dann die Verleihung an den Staat zurückfällt. Andere Vorschläge gehen dahin — und das berührt sich mit den Fragen, die ich beim zweiten Punkte der Verleihungen allgemein erörterte —, die ganze Frage in der Weise zu lösen, daß man eine Feldessteuer einführt; dabei wäre auch ferner der Anreiz für Private
8 erhalten, Bohrungen auf ihre Kosten zu macher, aber die Allgemein⸗ heit würde auch ihren Nutzen aus der Verleihung ziehen, indem eine erhebliche Steuer zugunsten des Staates eingebracht würde. Ein solcher Weg ist ja im Elsaß beschritten worden. Man wird vielleicht auf diesem Wege namentlich auch den Zuständen entgegentreten können, die sich vielfach in der Eifel finden, wo eine Reihe von Feldern in den Händen zahlreicher Besitzer ist, Feldern, die jedes einzelne zu klein sind, um ausgenutzt zu werden, wo man aber durch solche Feldessteuer die Besitzer, manchmal zärtliche Verwandte, die sich jetzt vielleicht über die Ausnutzung nicht einigen können, dahin bringt, daß sie die ihnen verliehenen Felder der Allgemeinheit dienstbar machen.
Das, meine Herren und Damen, sind nur Gedanken, die ich zur Erörterung stellen will. Wir werden suchen müssen, auf welchem der verschiedenen in Betracht kommenden Wege wir dem am besten dienen, was hier ausschlaggebend sein muß: dem Interesse der All⸗ gemeinheit.
Zu den weiteren Anträgen über die Erschließung von Braun⸗ kohlenkeldern und Torflagern und die Verbesserung der Verwertungs⸗ möglichkeiten von Braunkohle und Torf möchte ich bemerken, daß auf diesen Gebieten schon eine Reihe von Maßnahmen getroffen ist. Zunächst einmal ist das Forschungsinstitut für Braunkohle einger chtet worden, das sich mit ihrer Verwendungsmöglichkeit beschaftigt. Weiter ist die geologische Landesanstalt beauftragt worden, in weitgehendem
Maße auf Braunkohle zu bohren, wobei allerdings die sachlichen Schwierigkeiten der Lagerung in Betracht kommen, von denen ich sprach. Ferner sind die Kohlenwirtschaftsstellen eingerichtet worden, die jetzt dem Handelsministerium unterstehen. Sie haben zu prüfen, wie die besten Verwertungsarten der Brennstoffe ausfindig gemacht werden können. Die induftriellen Anlagen sollen von ihnen daraufhin untersucht werden, ob ihre Einrichtungen einem sparsamen Verbrauch der Brennstoffe entsprechen und welche Aenderungen vielleicht ge⸗ troffen werden können, um einen solchen zu erreichen. Wir werden diesen Weg, der sich hHeute schon in mancher Beziehung als nützlich erwiesen hat, auch weiter zu gehen haben und damit dem Ziele dieser Anträge dienen. Zu den weiteren Anträgen, die sich auf das bergmännische Bil⸗ dungswesen beziehen, möchte ich zunächst sagen, daß es vom Stand⸗ punlt der Staatsverwaltung nur als überaus erfreulich bezeichnet werden kann, daß sich gerade aus den Kreifen der Führung der Ar⸗ beiterschaft heraus ein solcher Drang nach Bildung und nach Ein⸗ richtungen des Staates zur Hebung des Bergarbeiterstandes und seiner
ganzen Reihe von Rednern dahin recht geben: das Objekt, das dieser
Bildung unterworfen werden soll, ist häufig nicht so willig, wie die Führer es wünschten. Es trifft in der Tat zu, daß wir damit zu rechnen haben, daß, wenn wir etwa an einem Orte für die Bergleute Fortbildungsschulen einführen, die Jugend, die diesem Bildungszwang unterworfen werden soll, sich vielleicht in den Nachbarort begibt, wo b ein solcher Schulzwang nicht vorhanden ist. Deshalb ist es ganz selbstverständlich, daß derartige Schulen immer für einen ganzen Be⸗ zirk eingeführt werden müssen. Sie dürfen auch nicht für die Berg⸗ leute allein geschaffen werden, sondern müssen auch für die anderen Zweige des Erwerbslebens, Landwirtschaft oder andere Gewerbe, die in der Gegend betrieben werden, eingerichtet werden; denn sonft besteht wieder die Gefahr, daß vleileicht junge Leute, die sich dem Bergbau zugewandt haben, jenen anderen Erwerbszweigen zuströmen, für die der Schulzwang nicht besteht. Dem müssen wir natürlich entgegen⸗ tieten, da wir ja wissen, welcher Mangel an Arbeitskräften gerade im Bergbau besteht. Es gilt eben hier das Wort: der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach, und dem müssen wir Rechnung tragen, wenn wir nicht den Nachwuchs vom Bergbau fernhalten wollen. Deswegen, meine verehrten Damen und Herren, müssen Sie sich, wenn Sie derartige Forderungen aufstellen, darüber klat sein, daß es sich hier um eine allgemeine Frage handelt und daß sehr bedeutende finanzielle Verpfl chtungen daraus erwachsen. (Sehr wahr! rechts.) Ob die Finanzverwaltung bei der gegenwärtigen Finanzlage und im Hinblick darauf, daß in allernächster Zeit die einzelstaatliche und gemeindliche Einkommensteuer auf das Reich übergehen werden, sich zu solchen allgemeinen Maßnahmen bereitfinden wird, das kann ich nicht ohne weiteres versprechen; darüber muß ich mich auch mit meinem Kollegen, dem Herrn Finanzminister, ins Benehmen setzen. Was die Bergschulen anbelangt, so gebe ich in vielen Be⸗ ziehungen der geübten Kritik recht, insofern als gewünscht wird, daß der Staat in stärkerem Maße sich dieser Frage annimmt, daß er einen größeren Einfluß darauf gewinnt und daß die Bergschulen auf einer allgemeineren Grundlage aufgebaut werden. Aber ohne weiteres die wertvollen Leistungen, die bisher die privaten Zechenbesitzer ge⸗ leistet haben, fortzustoßen, meine Damen und Herren, das würde doch ein durchaus verkehrter Weg sein. Ich bin deshalb der Meinung, daß ein Antrag, wie ihn der Herr Abgeordnete Jordan eingebracht hat, durchaus Fingerzeige gibt, wie man diese Frage etwa regeln kann, wie man auf der einen Seite der privaten Betätigung sowohl in geistiger wie in finanzieller Beziehung Raum geben kann, wie man auf der anderen Seite doch dem Staate und der Allgemeinheit die Möglichkeit gibt, die Hand in diesen Dingen zu behalten und einer etwaigen Ausnutzung der Bergschulen so, wie das von manchen Seiten geschildert und befürchtet worden ist, entgegenzutreten. Was die übrigen Fragen des Bildungswesens anbelangt, die erörtert worden sind, so werden sie ebenfalls weiterhin unserer Für⸗ sorge unterliegen. Was die Forderung des Herrn Abg. Rürup der Verleihung des Promotionsrechtes für die Bergakademie in Claus⸗ thal anbelangt, so hat der Herr Oberberghauptmann schon mitgeteilt, daß ich versuchen werde, mich von neuem mit dem Herrn Kultus⸗ minister ins Benehmen zu setzen, um diese Frage zu einer positiven Lösung zu bringen. . Mas nun die mancherlei Fragen der Fürsorge für die Arbeiter⸗ schaft anbelangt, so möchte ich hinsichtlich des Wunsches der Bereit⸗ stellung von Pachtland doch mitteilen, daß die Hälfte des gesamten Pachtlandes des Staates für seine Zechen schon heute den Arbeitern zur Verfügung gestellt worden ist und nur die andere Hälfte zur Verwertung des Staates zurückgeblieben ist für seine Zwecke, einge⸗ schlossen die Zwecke der Halden. Soweit es möglich ist, bier Land zur Verfügung zu stellen, werden wir es an Versuchen nicht fehlen lassen. Ebenso werden wir gern den Gesundheitsverhältnissen der Arbelter, den Berufskrankheiten, unsere Aufmerksamkeit zuwenden. Was die Krankheit des Augenzitterns anlangt, die hier in den An⸗ trägen erwähnt ist, so waren ja schon vor dem Kriege auf Veranlassung des Staates und der Zechen, in einer Reihe von Kliniken Beobachtungen angestellt worden. Leider sind diese Beobachtungen dadurch unter⸗ brochen worden, daß unsere Kliniken den unglücklichen Kriegs⸗ beschädigten, den Kriegsblinden ihre Räume und ihre Einrichtungen zur Verfügung halten mußten. An einzelnen Stellen sind die Beob⸗ achtungen fortgesetzt und wir werden sie jetzt in verstärktem Maße fortsetzen, um dieser Krankheit entgegentreten zu können. Die Wurmkrankheit war erloschen, und wir sind jetzt erfrig daran, zu verhüten, daß sie etwa durch die heimkehrenden Krieger wieder bei uns eingeschleppt wird. Wir wollen auch mit dem Reiche ins Benehmen treten, um zu prüfen, ob nicht die Folgen dieser Krankheiten ebenso wie der Kniegelenkentzündung dem § 547 der Reichsversicherungsordnung unterworfen, als Berufskrankheit nach dem Unfallversicherungsgesetz entschädigt werden können. Was die Frage der Bergschäden anlangt, so erkenne ich mit dem Herrn Antragsteller gern an, daß hier Mißstände vorliegen und daß insbesondere die großen Verzögerungen, das lange Hinziehen der Prozesse um die Bergschäden beklagenswert sind und daß es not⸗ wendig ist, bei dem Erlaß eines neuen Berggesetzes entsprechende Re⸗ formen herbeizuführen. Aber ob der Weg gangbar ist, den er vorgeschlagen hat, der Weg der Bildung von Genossenschaften, das muß noch näher erör⸗ tertwerden. Mei ie Damen und Herren, es kommt doch in der Hauptsache zu⸗ nächst darauf an, die Bergschäden zu verhüten und in zweiter Linie eventl. darauf Entschädigung zu geben; wenn Sie aber den einzelnen Unternehmern das Risiko abnehmen und auf die Genossenschaften übertragen, so besteht die große Gefahr, daß die Ausfüllungen in Zukunft nachlässiger vorgenommen werden, weil der einzelne weiz, daß die Genossenschaft schließlich für ihn eintreten wird und er selbst nicht mehr die ganze Last zu tragen hat. Also in dieser Beziehung ist Vorsicht am Platze und bedarf der gemachte Vorschlag näherer Prüfung. Bezüglich der Rauchschäden der Bergwerke möchte ich be⸗ merken, daß man diese unmöglich von den Rauchschäde n der Fabriken im übrigen trennen kann. Sonst hätte es ein Bergwerksunternehmen sehr leicht, wenn es etwa eine Kokerei oder ein sonstiges Fabrik⸗ unternehmen hat, diese geschäftlich von dem Bergwerksbetrieb los⸗ zulösen, etwa eine besondere G. m. b. H. daraus zu machen; dann unterfiele dieses Unternehmen dem Berggesetz überhaupt nicht und wäre von dem Schadensersatz befreit. Wenn Sie diese Frage der Rauchschäden treffen wollen, ist es gar nicht anders möglich, als sie,
Friedensvertrag diese Aufrechterhaltung gewährleistet. Be⸗ bereits die Arbeiter mit diesen Dingen an uns herangetreten, un wir haben ihnen entsprechenden Bescheid gegeben. Wir baben einen Bergassessor beionders zu dem Saarknappschaftsverein abgeordnet, um die Rechte der Arbeiter dort möglichst wahrnehmen zu können.
Verhältnisse vorkommen, sie kommen aber nicht nur in der waltung, sondern ganz allgemein vor. Es hbängt das eben mit den ganzen Rechts⸗ und Besoldungsverhältnissen der Beamten zusammen. Ich kann nur die Hoffnung aussprechen, daß wir möglichst bald da⸗ hin kommen, eine generelle Revision der Besoldungsordnung vorzu⸗ nehmen, damit die außerordentlichen Ungleichheiten und Ungerechtig⸗ keiten, die für die Beamten bei den heutigen Zuständen erwachsen können, beseitigt werden können. (Sehr richtig!)
Es sind dann eine Reihe Fragen hinsichtlich des
Saargebiets an mich gerichtet; es ist der Wunsch ausgesprochen worden, die Sozialversicherung dort aufrechtzuerhalten und den Knappschaftsverein fassung,
Nach unserer
ist durch § 24 Saarstaat in dem Es sind auch
bestehen zu lassen. die nicht angegriffen werden kann, eziehungsweise § 4 der Abmachungen über den
Nun der große Komplexr der Beamtenfragen. Es ist
darüber geklagt worden, daß die Beamten vielfach mit Gehältern zu rechnen hätten, die hinter den Gehältern von Angestellten, ja von 9
es ist richtig, daß solche
Meine Herren, Bergver⸗
Arbeitern zurückständen.
Der Frage der Aufstiegsmöglichkeit werden wir unsere Aufmerksamkeit zuwenden. Insbesondere unterliegt bei uns zurzeit die Frage der Prüfung, ob man nicht den Assistenten die Möglichkeit eines weiteren Aufstiegs dadurch gibt, daß man ihnen ein Examen einräumt und ihnen die Méglichkeit gibt, in höhere Stellen zu kommen. 1 Was die Frage des Herrn Abg. Riedel bezüglich des Speise⸗ salzes anlangt, so möchte ich darauf antworten, daß nicht im mindesten irgendein Grund vorliegt, anzunehmen, daß in der Speisesalzversorgung ein Hemmnis oder ein Mangel ein⸗ treten könne. (Bravo! bei den Deutschdemokraten.)
Meine Damen und Herren, es ist nun im Laufe der Debatte in bezug auf die Frage der Kohlenversorgung, die eine große Rolle gespielt hat, mehrfach gesagt worden, ich hätte bier ein sehr trübes Bild entwickelt. Ich habe mich be⸗ müht, die günstigen und die ungünstigen Seiten klar zu legen. Mir hat nur daran gelegen, die ungeschminkte Wabhrheit fest⸗ zustellen und nichts zu verschleiern. Ich bin trotz allem Optimist, und ich möchte nicht an dieser Stelle stehen, wenn ich die Be⸗ fürchtung oder die sichere Ansicht hätte, daß es unserem Volke un⸗ möglich wäre, wieder empor zu kommen. Aber die Ansicht habe ich allerdings, daß eine solche Unmöglichkeit vorliegt, wenn nicht unser Volk über die Lage sich klar wird, in der es sich befindet (sehr gut!)⸗ und nur, wenn darüber überall Wahrheit verbreitet ist, wenn man ihr entsprechend handelt, wenn man es unterläßt, unerfüllbaren For⸗ derungen nachzugehen, wenn man sich entschließt, endlich Hand an die dringende Arbeit des Tages zu legen, dann werden wir auch wieder emporkommen. Die Lage, die sich uns nach dem, was ich Ihnen darlegen durfte, bietet, bildet auch die Grenze dessen, was vom Staat verlangt werden kann. Keine ver⸗ antwortliche Regierung kann an dieser Lage vorübergehen. Wenn sie leichtsinnig ist, kann sie Versprechungen machen, kann so auf kurze Zeit über die augenblicklichen Schwierigkeiten hinweggleiten, aber die Enttäuschungen folgen nach, und die Sache wird dann nur um so0 schlimmer werden.
Ich habe gesagt, alle, die es ehrlich mit unserm Volk meinen, sollen jetzt Hand anlegen. Ich habe es deswegen absichtlich unter⸗ lassen, mich irgendwie in den Streit darüber einzumischen, wie er früher gewesen ist und wer Recht gehabt hat, und wer die Schuld an den augenblicklichen Zuständen trägt; aber eines muß ich in diesem Zusammenhang gegenüber den Ausführungen des Abg. Huse⸗ mann, wenigstens so wie sie geklungen haben, sagen. Ich habe es
unterlassen, etwa als Lobredner früherer Zeiten aufzutreten, das würde
mir gar nicht liegen; denn ich habe früher als Abgeordneter dieses hohen Hauses oft Kritik und manchmal scharfe Kritik an den ehemaligen Zuständen geübt. Aber wenn es aus der Rede des Abg. Huse⸗ mann nun so hat herausklingen sollen, als ob in dieser letzten Zeit, im letzten Jahr an Rechten und Bewegungsfreiheit für den Bergarbeites überhaupt nichts herausgekommen wäre, so muß ich dem doch wider⸗ sprechen. Ich glaube auch, Herr Husemann tut gerade von seinem Standpunkt am allerwenigsten klug daran, wenn er eine solche Be⸗ hauptung aufstellen wollte. — Weil mir daran liegt, jetzt auf dem hier in Frage kommenden Gebiete nach Möglichkeit alles zur positiven Arbeit zusammenzuschließen, dethalb habe ich es auch unterlassen⸗ nach außenhin irgendwelche Vorwürfe zu erheben. Aber das ist eine objektive Tatsache, daß neben mancherlei sonstigen Ursachen, insbe⸗ sondere aus der Verkürzung der Arbeitszeit, der Kohlenmangel, unter dem wir heute leiden, sich mitergeben hat und daß, wenn wir zu einer größeren Menge Kohlen gelangen wollen, das, was an Arbeitszeit verloren gegangen ist, durch eine vermehrte Einstellung von Arbeitern aus⸗ geglichen werden muß. Ich glaube, darüber besteht wohl auf allen Seiten dieses Hauses Uebereinstimmung. Aber auch darüber wird Uebereinstimmung bestehen, daß es sich nicht von heute auf morgen möglich machen läßt, zu diesem Ziel zu gelangen, und daß man sich nicht darüber täuschen soll, daß man erst durch eine bittere Zeit der Not hindurch zur Vollendung dieses Ziels kommen kann.
Ich habe des weiteren die objektive Tatsache festgestellt, daß die Kohlenfrage zum wesentlichen Teile mit eine Transport⸗ frage ist, und wenn behauptet worden ist, ich hätte mich damit in Gegensatz zum Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten gestellt, so ist das durchaus unrichtig. Wenn Sie die Rede des Ministers und meine Ausführungen nachlesen, so werden Sie zu der Ueber zeugung kommen, daß sich unsere Ausführungen durchaus decken, die Ursachen des Kohlenmangels auf der einen Seite, der Transport⸗ mangel auf der anderen Seite sind am letzten Ende vielfach auf die⸗ selben Ursachen zurückzuführen, die Transportmittelnot ist zum wesent⸗ lichen entstanden auf den Auflagen des Friedensvertrages, aus den unglückseligen Abgaben an die Entente, weiter ist sie zurückzuführen auf die Minderleistungen in unseren Betriebswerkstätten und in unseren Lokomotivfabriken usw.
Wenn schließlich der Minister der öffentlichen Arbeiten sich über mangelnde Kohlenzuteilung beklagt hat, so kann daraus eine
losgelöst vom Bergrecht, ganz allgemein nach dem bürgerlichen Recht
Bilbungshöhe bemerkbar macht. Aber ich muß andererseits einer
zu behandeln. 8 .
Meinungsverschiedenheit zwischen uns beiden nicht hergelei
4 1 . 8 ) cht ein Iu“ 8 gz, S. wollen uns doch nicht etwa der Täuschung hingeben, daß die Schie⸗
K& 1, X.; E 27 . 8 hoffentlich nicht zu ferner Zeit unsere Wirtschaft wieder emporbringen
decken und abzubauen.
verden, denn ich bin dafür überhaupt nicht zuständig, sondern der Herr Reichskohlenkommissar hat hier zu vecfügen, dem ich ebenfalls mich unterwerfen muß; ich kann selbst in meiner Amtsstube mir nicht den Reichskohlenkommissar mir
Ofen heizen lassen, wenn nicht der Her die Kohlen oder Briketts dazu gibt. 1 Ich will aber noch eins hinzufügen. Wenn ich mit Absicht hier die Transportfrage mit herangezogen habe, so geschieht es gerade auch. um auf der Seite der Bergarbeiter nicht den Ein⸗ druck auskommen zu lassen, als wenn wir ihnen gegenüber unberechtigte Vorwürfe erheben. Wenn in der Oeffentlichkeit so viel davon gesprochen wird, daß die Bergarbeiter nicht Kohlen genug produzieren, und wenn diese nun aber auf der anderen Seite sehen wie die Halden tagtäglich wachsen und zu brennen anfangen, döhn werden sie mit Recht sagen: was macht ihr uns Vorwürfe, ihr nicht mal in der Lage seid, das, was wir produzieren, 99 Industrie und den Häuslichkeiten zuzuführen. (Sehr wahr!) Auch aus diesem Grunde darf man die Kohlenfrage nicht behandeln ohne die Transportfrage quch mit in Rechnung zu stellen. Nomenten . ig 3 . Mit einer gewissen Hart⸗ näckigkeit wird in der Presse von Schiebungen gesprochen, die 8 Zechenbesitzer vornehmen, und im Hause ist dieser Vorwurf wiederholt worden. Ich habe kein Recht, hier zu bestreiten, daß Unregelmäßigkeiten hier und da vorgekommen sind, aus dem ein⸗ fachen Grunde, weil ich bisher nicht die Möglichkeit gehabt habe, d esen Dingen nachzugehen. Ich bin aber verpflichtet wenn die Dinge von beachtlicher Seite kommen, ihnen auf den Grund zu geben, und es ist infolgedessen die Anordnung an das Oberbergamt Dortmund ergangen, durch Erhebungen, insbesondere auch durch Stichproben die Zahlen, die von dem Zechenverein amtlich mitgeteilt worden sind, einer Reviston zu unterziehen. Aber wir
densehe die vielleicht hier und da vorgekommen sein möchten, einen Ausgleich bieten könnten gegenüber den vielen Millionen Tonnen, en denen es uns in diesem Winter fehlen wird. (Sehr richtig!) Ich glaube, daß auch derjenige, der an diese Dinge glaubt, doch nicht behaupten wird, daß hie irgendwie in dem Maße Hinterziehungen vorli⸗ gen, die das Manko von 30 bis 40 Millionen Tonnen decken. 88 Fnecee cne üü Here ich sagte, ich habe ganz ungeschminkt
hrheit geben wollen. Nur wenn wir uns keine Illusionen machen, wenn wir uns die Tatsachen vor Augen halten und auf der anderen Seite nicht grauen Theorien nachhandeln, werden wir in
können. Soweit es an der Bergverwaltung liegt, wird sie die vielen wertvollen Anregungen, die in dieser Debatte gegeben worden sind versolgen, um so auch an ihrem Teile daran mitzuarbeiten, daß h wieder emporkommen können. (Bravo!) 8
Oberberghauptmann Althans: Das alleinige Recht des neue Braunkohlenfelder zu erbohren, würde unwirtschaftlich b muß auch den Privatherghau ein gewisses Interesse an der Bohrung lassen. Der Staat würde zu viel Geld ausgeben Füen 88 “ sseden mit ungeheuren Kosten vor⸗ Spielraum hefesten ““ vW111A“ S e Ein Schlußantrag wird abgelehnt. 1 Abg. P relle (D.⸗Hann.): Die Wirtschaftsmöglichkeit im Harz hängt in erbeblichem Umfange von Bergbetriebe ab. Es könnte doch wohl noch etwas mehr geschehen, um neue Mineralienlager aufzu⸗ hen Die frühere Regierung hat für die wirtschaft⸗ ichen Verhältnisse des Harzes stets ein warmes Herz gehabt. Abermals wird ein Schlußantrag abgelehnt. — s— „ „ 5 “ — Abg. Hu e (Soz.): Es liegt uns noch ein Antrag des Zentrums por, wonach die Bergverwaltung die staatlichen Bergwerke anweisen soll, Unterhaltungs⸗ und Instandsetzungsarbeiten an ihren Wohnungs⸗ bauten u d zur Bebebung von Bergschäden an Privathäusern nicht mehr in eigener Regie auszuführen, sondern den selbständigen Handwerksmeistern zu übertragen Dieser Antrag will also der Verg⸗ verwaltung die Uebernahme solcher Arbeiten in eigene Regie Firet verbieten. Dagegen müssen wir uns aussprechen. Ein eigentümliches Schauspiel bietet in diesen Tagen die Rechte des Hauses. Füüber hat sie alle, auch die bescheidensten Forderungen der Bergleute ver⸗ worfen, heute stellt sie hier ein soziales Programm für die Berg⸗ arbeiterschaft auf. Wenn dieses Programm ernst gemeint ist 8 es ein Beweis für die durchgreüenden Folgen des politischen Um⸗ schwunges vom 9. November. (Unruhe und Rufe rechts.) Wo war die Rechte, als die Bergarbeiter nach dem großen Streik von 1889 nach Schutz riefen? Die Rechte bescherte ihnen nicht Bergarbeiterschutz sondern Bergarbeitertrutz. Ebenso war es 1905. Und was war die Wirkung des. entsetzlichen Grubenunglücks auf Zeche Radbod. Da kam als Alheilmitte! die weiße Salbe in Gestalt der Sicherheitsmänner. 1““ rechts.) Selbst die harmlose Forderung von Arbelterausschüssen für den Bergbau, für die sich das Zentrum 1892 größte Mübe gab, hat sie abgelehnt. Und nun wundert sie sich, daß der Bergmann, nachdem seine polttischen Fesseln gesprengt sind, sich nicht der rechten Seite anschließt! Ich habe während des Krießes wiederholt, das kommende vorausgesagt, auch der Abg. Adolf Hoffmann hat das nicht unterlassen. Ich wunderte mich nur, daß es nicht noch viel schlimmer gekommen ist. Gerade Ihre (nach rechts) Gelhen haben am schroffsten die Fesseln zerrisse CC ö1ö“ n. Fesseln zerrissen, aben im Mansfeldischen und in Sachsen am schlimmsten mit wilden Sozialisteruncen, mit einem gsigtischen Sozialismus gehaust. Mancher Bergwerks⸗ und Grubendirektor, den die Gelben ver⸗ jagt hatten, mußte von unseren Anhängern in sein Amt wieder eingesetzt werden. Daß die allgemeinen Arbeitsbedingungen der Bergleute noch longe nicht in dem erwünschten Maße verbessert worden sind, dafür kann der Minister nicht, weil er bei seiner großen Arbeit die Zeit noch nicht gefunden hat, sich eingehender zu infor⸗ mieren: er wird die Zeit auch dazu finden und dann erkennen, daß er meinem Freunde Husemann Unrecht getan oder ihn falsch verstanden hat *u Verstaatlichung des Bergschulwesens ist eine absolute ewhenipfeit. Wenn man diese Verstaatlichung aus finanziellen Bedenken ablehnt, wie kann man dann den Antrag bezüglich der Fortbildungsschulen annehmen? Die Ablehnung der Verstaatlichung ist gleichbedeutend mit dem Wunsche, daß der mammonistische Geist in diesen Schulen sich weiter betätigen soll. Diese Schuleinrichtung nicht unter privatkavitalistischem Einfluß stehen, sie darf m Sinne der sogenannten erakten Wirtschaftspolitik des † Professors Ehrenberg geleitet werden. Noch vor wenigen Wochen ist in einer dieser Schulen den Schülern eine Schulordnung in die Hand gegeben worden, welche ihnen die Zugehörigkeit zur Sozial⸗ demokratie verbietel. Von nicht geringerer prinzipieller Bedeutung ist der Antrag wegen Aufhebung der privaten Bergregale. Prwat⸗ kapitalistische Konzerne haben die völlige Monopolisierung der Berg⸗ bauschätze durchgeführt. Wir haben es bier mit Expropriatoren zu tun, die das Gesetz von 1865 auf das rücksichtsloseste ausgenutzt haben. Hier ist eine Entschädigung unter allen Umständen unzulässig, und ich werde mich mit allen meinen Kräften dagegen wenden, daß irgend⸗ eine Entschädigung bei der Ablösung geleistet wird. Denn es handelt sich nicht um wohlerworbene Rechte, denn wie kann man Leuten, die anf Grund längst veralteter und schon 1848 aufgehobener Standes⸗
Entschädigung bezahlen wollen? Es ist ung e 1 Herren, ne Rese 28 1 f 2. 1 1v Uelübae - orrechte verfechten, sich gegen den Antrag Reinecke erktären, der die Entschädigung für Berg⸗ und Rauchschäden auf einem wirksomen Wege anstrebt. Hier handelt es sich allerdings in umfangreichem Maße um das wohlerworbene Recht Haus⸗ und Grundstücksbesihern Schöden zuzufügen, di Geschedigten infolge Mangelhaftigkeit der Gesetze in jahrzehntelangen Prozessen hinzu⸗ Pehen und sie schließlich mit einem kümmerlichen Vergleich abzufinden Ich habe als Sozialdemotrat für das Eigen um der tieinen Leute mehr Soympathie, als die Herren, die hier als die Wortführer der Heiligkeit des Pripateigentums auftreten. Sehr viel hat sich überhaupt die Atmo⸗ sphäre in diesem Hause gegenüber der unter der Herrschaft des Drei⸗ klassenwahlrechts nicht geändert: Wir sehen für die Aufrechterhaltung dieser Vorrecht e lier eine geschlossene Mehrheit. Ich möchte doch dringend warnen, diesen Spuren weiter zu folgen, das Volk draußen hat dafür sehr wenig Verständnis. Es ist nicht wahr, daß uns die Revpolution die Kohlennot gebracht hat. (Große Unruhe und Lachen rechts.) Schon 1917 hat der Abg. Giesberts hier warnend darauf bingewiesen, daß, wenn es im Bergrevier so weiter gehe, die Gewerkschaftsführer die Mossen nicht mehr in der Hand behalten würden. De jetzigen Zustände sind. eine natürliche Folge Ihrer (nach rechts) wirklich sevolurionären Politik. (Stürmischer Wirerspruch rechts, Nuf⸗: Verhetzung!) Es zeugt von einer ungeheuerlichen Deme gie, uns 8 22 1 ugt von geheuerlichen Demaagogie, uns vorzuwerfen, wir jeien die Macher der Repolution. (Präsident Leinert: Sie dürfen auch nicht in bedingter Form einem Mitgliede des Hauses 8e von Demagogie sprechen.) Verfallen Sie nicht in die Fehler, an denen Ihre Vorgänger zugrunde gegangen sind. 8
Minister für Handel und Gewerbe Fischbeck: In den partei⸗ 2421 ——, . v 2* ‿ *g * 2 politischen Streit, der hier ausgebrochen ist, werde ich mich nicht ein⸗ mischen. Nur nach zwei Richtungen hin einige wenige Bemerkungen gegenüber Herrn Abg. Hue. 18 Was zunächst die Frage der Entschädigungspflicht anlangt, so 8 9 ausgeführt, daß die angemessene Entschädigungspflicht durch se Reichsverfassung bedingt ist, an die wir gebunden sind. (Sehr richtig!) Herr Abg. Hue sucht demgegenüber zu bestreiten, daß es
sich hier überhaupt um wohlerworbene Rechte handelt. Ja, meine Herren, vor vielen Jahrzehnten wäre vielleicht die Gelegenheit ge⸗ wesen, wo man die Gesetzgebung so hätte machen können daß von solchen wohlerwocbenen Rechten beute vielfach keine Rede zu sein braucht. Nachdem aber eine frühere Zeit diese Gelegenheit hat vorübergehen lassen, sind diese wohlerworbenen Rechte entstanden, und wenn Sie das tun, was Herr Abg. Hue verlangt, nämlich keine Entschädigung zu geben, dann, meine Herren, treffen Sie in vielen Fällen gar nicht denjenigen, der mühelos Millionen einstreichl (sehr richtig!), sondern andere Leute, die das Geld, das sie und ihre Väter erarbeitet haben, an den Inhaber des Regals haben zahlen müssen. Wenn der reiche Magnat der vielleicht früher im Ausland, in Paris, in Genf oder sonst einer schönen Gegend, ein schönes Leben gelebt hat, 18 seine Gerechtsame verkauft und die Millionen dafür eingestrichen hat, dann hat der sein Geld weg. Ihm lassen Sie das mühelos Erworbene, aber dem, der ihm diese Millionen gezahlt hat den Gesellschaften, die ihr Geld in den Betrieben angelegt haben in denen die Arbeiter Brot und Lohn gefunden haben, denen sollen die Gerechtsame, die sie den früheren Regalbesitzern haben bezahlen müssen, ohne Entschädigung weggenommen werden. (Zuruf links: Das haben sie hundertmal verdient!) — Das haben sie nicht immer hundertmal verdient. Bis in die jüngste Zeit sind viele Millionen für solche Erwerbungen ausgegeben worden, ohne daß es bisher möglich gewesen wäre, die Felder in Angriff zu nehmen. Ja, kein Mensch kann da den Regalbesitzer zwingen, die Millionen zurückzuzahlen, die möglicherweise gar nicht mehr auf⸗ zubringen sind, und die Käufer würden so ihre Kapitalien zugunsten des Magnaten verlieren. In diesem Falle würden einfach die Millionen verloren gehen, und vom Standpunkt eines Rechtsstaats ist meines Erachtens ein derartiges Vorgehen nicht möglich. (Sehr Dann hat Herr Abg. Hue gemeint, wenn man Bedenken gegen die Gründung der Genossenschaften auf dem Gebiete der Bergschäden erhebt, daß man damit privatkapitallstische Tendenzen vertritt. Ich glaube, ich habe Ihnen vorhin genau das Gegenteil nacbweifen können. Ich habe mich keineswegs gegen den Gedanken gewehrt auf dem Gebiete der Bergschäden Reformen zu erzielen. Im Gegen⸗ teil, ich wünsche das dringend; aber ich habe die Befürchtung aus⸗ gesprochen, daß, wenn Sie dem einzelnen Unternehmer die Last abnehmen und sie auf eine Gesamtheit umlegen, daß dann der einzelne vielleicht weniger sorgfältig und sich gerade im privatkapitalistischen Interesse erleichtert. Und Sie werden auf der anderen Seite nicht das erreichen, was Herr Abg. Hue meint,
„
daß nun dem betreffenden Geschädigten so ohne weiteres die Ge⸗ nossenschaft gibt, was von ihr gefordert wird. Das werden Sie auch . Dnr. 1 1 7 8 noch in Zukunft bei den Genossenschaften erleben, daß sie sehr sorg⸗ fältig prüfen werden, und daß sie auch nicht ohne weiteres bereit sind zu zahlen. Also dem entgehen Sie gar nicht mit Ihrem Vorschlage⸗ den Sie soeben so warm verteidigt haben. Eö“ 116“ 2 1 8 “ Im übrigen handelt es sich gar nicht um einen prinzipiellen Gegensatz, sondern nur um die Frage — und die habe ich vorhin Frtort ; 8 8
erörtert —, ob nicht dadurch, daß den einzelnen die Last abgenommen und auf die Genossenschaft umgelegt wird, der einzelne zu weniger großer Sorgfalt veranlaßt wird, indem er sich nun gar nicht die 5 „ * . 52 er „ 1 9 2 3 “ gibt, die Schüttungen in der Weise zu machen, wie es not⸗ wendig ist, weil er sagt: die Allgemeinheit wird ja eventuell den Schaden tragen. Es war eine vollkommene Verkehrung dessen, was ich vorhin zum Ausdruck gebracht habe, was Herr Abg. Hue mit solchem Aufwand von äußerer Ueberzeugung bekämpft hat. (Bravo!) Aßs — 8 L““ C „ 5 3 3 Abg. Dr. Rein ecke (Zentr.): Ich möchte dem Antrage be⸗ züglich der Pflichtgenossenschaften eine andere Fassung geben. Es ist ganz selbstverständlich, daß in allererster Linie natürlich Maßregeln getroffen werden müssen, um die Entstehung von Bergwerksschäden zu verhüten. Wo solches aber nicht gelungen ist, muß selbstverständlich auch ein ausreichender Schadenersatz geleistet werden. Selbstver⸗ Sg; kann eine Pflichtgenossenschaft nicht ohne weiteres jeden EE111“ sondern sie muß in eine sachliche Prüfung ein⸗ reten. Die gesamte Rechtslage aber würde außerordentlich dadurch vereinacht wenn wir erst solche Pflichtgenossenschaften hätten. Jetzt veh dergeschäicze nicht, an wen er sich im Falle eines Schadens halte uß. 8
Abg. Rippel (Dt. Nat.): Ich freue mich, daß di 5 “ es zuwege gebracht hat, daß auch Herr Hue hat a n onnen. Er hat sich in beweglichen Ausführungen gegen eine Partei 18e die hier im Haufe üherhaupt nicht mehr existiert. (Schal⸗ 18 8. elächter.) Herr Hue hat aber anerkannt, daß bier eine andere Atmosphäre im Hause herrscht und hat gemeint, das Resultat unserer Abstimmungen sehe trotzdem dem früberen Dreiklafsenwahlrecht
vorrechte diese ““ haben, auch nur einen Pfennig 5 8 —
Wahlrechts hierher gekommen. Hier äußert sich also dr 2 ille des Volkes in einer Form, wie Sie ihn geäußert haben wollen. Ihr Beneh men erweckt den Eindruck, als ob Ihr Gewissen Sie nicht in Ruhe läßt. Der Wille der Mehrheit muß unter allen Um⸗ ständen respektiert werden. Wenn dieser aber gegen die sozialistische adikal: Wirtschaftsauffassung ausschläugt, dann beschwert sich Herr Hue und droht mit dem, was kommen muß. Es ist ein gefährliches Spiel, andauernd mit dem Gesvenst der Straße zu drohen. Dieses Gespenst bringt uns den asiatischen Soztalismus, der drüben im fernen Rußland absoluten Bankerott gemacht hat und der viele Freunde des Herrn Adolf Hoffmann in das bessere Jenseits geschafft hat. Herr Hue hat dann wester über Mammonismus und den privntkapitalistischen Einfluß auf den Bargbauschulen gesprochen. Dieser asigtische Sozialismus hat Herrn Lenin und seine Geschäfts⸗ Rußland immer mehr zu der Erkenntnis gebracht, daß die Pripatinitiative und das Akkordsystem von neuens hervorgeholt werden müsse, das seinerzeit von ihnen in Grund und Boden verurteilt worden sei. Ich habe vor mir eine Schrift des Demokratischen Deutschlands über die Wirkung des asiatischen Sozialismus im russi⸗ schen Bergbau liegen, die ich jedem zu lesen empfehle. Wir dürfen troß aller Beschimpfungen nicht von dem Versuche abstehen, alle ehrlich Arbeitwollenden zusammenzufassen, um aus dem Elend des ganzen Volkes endlich herauszukommen. (Beifall rechts.)
Abg. Zudwig (UI. Soz.): Seit vielen Monaten bemühen wir uns, zu erfahren, was in Rußland vor fich geht. Wir hätten uns da an Herrn. Rippel wenden sollen, der ja augenscheinlich so gut damit Bescheid weiß. Er hat uns ja über den asiarischen Sozialismus manches erzählt. Was geht aber bei den Deutschnationalen vor⸗ Mirx liegt ein Aufnahmegesuch vor, überschrieben: Die Entscheidungs⸗ stunde schlägt! (Lachen und Zurufe rechts.) Ich habe eine solche Geiselliste, wie sie Herrn Rippel gemeldet worden ist, nie aufgestellt, ich habe sie nie gesehen, und bis gestern habe ich auch nie etwas da⸗ von gehört. Bei dem Zusammenstoß in Hagen zwischen Militär und radikalen Arbeiterräten handelt es sich um Komvetenzstreitigkeisen zwischen Zwil und Militär. Wer die Dinge anders darstellt, macht sich einer gemeinen Verleumdung schuldig.
Abg. Rippel (Dnat.): Ich wundere mich darüber, daß Abg. Ludwig von den Mehrheitssozialisten — und besonders von Herrn Hue — als von seinen Freunden spricht. (Hört! hört! rechts.) Darüber werden sich alle diejen'gen wundern, die mit Herrn Ludwig im gleichen Bezirk tätig sind, Herr Hue wird da jedenfalls als Ver⸗ räter der Bergarbeiter bezeichnet. Was den Zusammenstoß in Hagen vom 9. Januar anbetrifft, so stelle ich fest, daß ein Putsch nur durch Massenverhaftungen verhindert wurde. Auch ein Mitglied der Mehiheitsfozialisten dieses Hauses stand mit mir auf der Geiselliste, er dürfte ebenfalls gewarnt worden sein. (Hört! bört! rechts.) Nur Herr Ludwig scheint der einzige Nichtinformierte zu sein. Von den Unabbängigen wurde erklärt: wenn die Solcaten dicht entwaffnet würden, würden sie sie entwaffnen. (Zuruf von den see. Sie sind ein Schwindler! — Präsident Leinert: Herr 2 g. Ludwig, dieser Zuruf ist unzulässig. (Abg. Hoffmann: Aber wahr!) Ich ruse Sie zur Ordnung, ebenso Sie, Herr Hoffmann!) Das allerdings mag stimm n, daß bei den Vorkommnissen in Hagen Herr Ludwig nict geschossen hat, wie auch Hindenburg und Luden⸗ dorff 88 Kriege nicht geschossen haben dürften.
6 Abg. Ad. Hoffmann (U. Soz.): Wer ist schuld an der Revolution? Aus Aulaß des schrieb haehher beß e ne Uebertrethung, zu behaupten, daß all das politische, wirt, baftliche und siltliche Elend, unter dem das Volk leide, seine Ursache in der I habe, das liege in eer seeli'chen, körperlichen und sittlichen Erschöpfung des Volkes infolge d§ 4 r½ jährigen Krieges der u s über⸗ anstrengt und unsere Widerstandssähigkeit geschwächt habe. Das stebt S in einem unabhängigen Blatte, sondern in der „Post'. 2 uch. mein er und Hue hat schon darauf hingewiesen, daß Herr von Kardorff vor der Revolution händ ringend seine Freunde geveten hat, das Wahlrecht zu reformieren, ehe es zu. spät sei; wenn es zu spät sei, werde man mehr verlangen. Sie haben am 9. November nicht den Mut aufgebracht, Ihr an⸗ gestammtes Königshaus mit einer einzigen Tat zu verteidigen sondern haben alles, auch Ihren Eid und Jhre Treue, im Stich gelassen. In demselven Augenblick, wo Sie versuchen, die Monarchie wieder aufzurichten, werden Sie die gesamte Arbeiterschaft einig machen. Herr Rippel sprach davon, daß das Aktord ystem wieder eingeführt werden müsse. Wir sind sofort für die Einkührung des Arbeits⸗ zwanges, nur muß diese Arbeit für das Volk getan werden, nicht für die Schieber und Kriegsgewinnler und Kapitalisten. Wir wollen nur, daß der Satz zur Wahrheit werde, den wie in der Schule gelernt haben: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen⸗ Wer arbeitet, foll auch das Recht haben, als Mensch zu leben. Die Nichtarbeitenden sollen auch kein Recht haben, mit⸗ zureden. Sie warten ja nur darauf, wie Sie dem Volke auch die letzten Reste von den Errungenschaften der Revolution wieder nehmen können. Aber das Volk wird auf der Hut sein. Sie sind 488 “ Sie sich. Allzu scharf macht schartig. (Beifall links.)
Abgag. Husemann (Soz.): Ich will nur wünsche ß uns berechtigte Kritik über das Verhalten der auch Erfolg haben wird und die Bergbeamten sich bestreben werden den Wünschen der Bergarbeiter entgegenzukom , S
eeee sirbt. S. “ „„„Damit schließt die Aussprache. Die Abstimmung wird auf Vorschlag des Präsidenten auf Freitag verschoben, da am Denferestag die Unabhängigen Sozialdemokraten Beisetzung ihres Parteiführers Haase im Hause nicht anwesend e 2 die S beschlossen. Nächste Sitzung: Donnerstag, 12 Uhr: Kleae he es g, h est der heutigen Tagesordnung Schluß nach 6 ¼ Uhr.
u Parlamentarischer Ausschuß für die Untersuchung über die Schuld am Kriege und an dessen Verlängerung.
10. Sitzung vom 12. November 1919. „Moerichr aeg 9 5 au . 885 7 (Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins Deutscher Zeitungsverleger.)
9 4 11“ Interausschusses über die Fa ensm öglichkeiten während des Krieges fort⸗ gesetzt werden, um 10 ⁄½ Uhr und richtet zunächst noch einige Fragen an den Reichskanzler a. D. Dr. von Bethmann Hollweg. it 8 W““ armut 8 8 Von wem und in welcher Richturg Exze enz über die Rückrufmöglichkeit des unbeschränkten Bootkrieges orientiert worden? 8 Herr von Bethma nn Hollweg: Schon vor dem at Holtzendorff mir und den Staatssekretären Helfferich 1“ wiederholt und bestimmt erklärt, der U⸗Bootkrieg könne ie tzt nicht mehr rückgängig gemacht werden, da die U⸗Bool! draußen wären und ein guter Teil von ihnen nicht mehr zurückgerufen werden könnte. Holtzendorff hat diese Erklärung am 29. Irmmar 8 und Zimmermann kategorisch wiederholt, als wir mit Rücksicht auf das Telegramm Bernstorffs don Aufschub des U⸗Bootkrieges forderten. Zu einer technischen Nachprüfung der Verbindungsmöglichbeiten nit 88 war ich selber außerstande. 114“ bema hn⸗ Warmuth: Es lag also ein positives Nicht⸗ Konteradmiral von Bülow stellt fest, daß eine Frist für die üchberufung der U⸗Boote überhaupt nicht nen e ca Fe am 29. oder 29. Januar das Unglück eintreten, daß ein amerikanischen Es war technisch unmöglich, den Erscgenbefehn
verzweifelt ähnlich. Die jetzigen Vertreter sind sämtli f eines von Ihnen (nach links) auüsgecrbeitedn 88 5 agg ern,
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