“
austausch erzielt, in der ves rage ist hauptsächlich en hoher Forderungen seitens der Bolschewisten vorläufig nichts Greifbares erreicht worden.
Eine Gruppe der galizischen Armee in Stärke von etwa 20 000 Mann, die ben linken Flügel der Armee Petljuras bildete, ist nach einer Havasmeldung unter folgenden Be⸗ dingongen zu der Armee des Generals Denikin über⸗ gegangen: 1) Ersetzung der galizischen Offiziere durch russysche Offiziere, 2) Verlegung der Regierung in einen anderen Frontabschnitt der Freiwilligenarmee.
— Nach Meldungen aus Petersburg ist in den
dortigen Fabriken nach Aufhebung der Arbeitermobilisation die elfstündige Arbeitszeit eingeführt worden, um den Bedürfnissen des Landes und der Armee gerecht werden
zu können.
Nach der „Epoca“ umfaßt die neue Kammer 138 So⸗ “ 81 Katholiken und 289 Deputierte der mittleren Parteien.
Vorgestern fand ein Ministerrat statt, der sich mit der
durch die Wahlen geschaffenen politischen Lage beschäftigte und auch über wirtschaftliche, sinanzielle und internationale Fragen beriet.
— Am Montag abend hatte sich in Mailand nach einer
oßialistischen Versammlung ein Arbeiterzug vor das Gebäude Während der Direktor des „Avanti“
des⸗ „Avanti“ begeben.
zu der Menge sprach, warf ein Unbekannter eine Bombe, durch
deren Explosion acht Personen verletzt wurden. Dieser Vorfall
war Anlaß zu verschiedenen Ruhestörungen, besonders auf im Domplatz. 34 Personen wurden verhaftet.
Niieederlande.
Die Nachricht, daß der belgische Geschaftsträger wegen dos Vorfalles in Breskens der holländischen Regierung
eine Note übergeben hat, ist, wie „Wolffs Telegaphen⸗ bürs“ meldet, unzutreffend. Er hat nur den holländischen
Minister des Auswärtigen mündlich auf diese Vorfälle auf⸗ merssam gemacht. Belgien.
Nach einer Meldung des om Montag dem Känig boten. Der König hat sie ersucht, die Geschäfte weiter wahr⸗ zunahmen, bis das endgültige Ergebnis der Wahlen bekannt ist.
— Das amtlich festgestellte Ergebnis der Senatswahlen ist folgendes: 43 Katholiken, 30 Liberale und 20 Sozialisten. Die Katholiken verlieren 12, die Liberalen gewinnen 2 und die Sozialisten 10 Sitze. Zum 27. November werden 27 Se⸗ vatoren ernannt werden. Der alte Senat bestand aus 71 Katholiken, 34 Liberalen und 15 Sozialisten.
Die neue Deputiertenkammer wird nach der ‚Agence Havas“ folgendermaßen ffammenge seßt sen. 73 Katho⸗ siken Verluf 26 Sitze), 70 Sozialisten (Gewinn Sitze), 34 Libe⸗ rale (Verlust 11 1e. 9 Parteilose. Wie die „Presse de Paris“ mitteilt, ist die Wahlhandlung ohne Zwischenfall 8 Die Wahlen fanden diesmal zum ersten Male nach dem allge⸗ meinen gleichen Wahlrecht jedes erwachsenen Belgiers, der das 21. Lebensjahr überschritten hat, und unter Beteiligung der Kriegerwitwen und Mütter gefallener Krieger statt. Die Listen⸗ wahl mit Proporz war beibehalten, jedoch ist ein neuer Rech⸗ nungsmodus eingetreten, nach dem die überschüssigen Stimmen in der ganzen Provinz den Minderheiten zugute kommen sollen. Früher wurden sie nur für die einzelnen Wahlbezirte berechnet.
Dänemark.
Der Minister für Schleswig. Hangssen, hielt in Haders⸗ leben eine Rede, in der er dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge erklärte: “
Er betrachte es als Pflicht, als Minister für Nordschleswig dafür zu sorgen, daß dänischerseitts daß Opfer so groß als möglich werde.
Die Unterrichtsfrage werde sich nach der Volksfrage richten. Man werde aber starke Rücksicht auf das Recht der Minderheiten nehmen. den Städten schlage man eine Teilung der Klassen nach Sprachen vor, so daß die Eltern frei bestimmen koͤnnen, in welcher Sprache ihre inder unterrichtet werden sollen. Er habe stets die Arbeit in der wei en nach Kräften unterstützt. Er sei aber ein Gegner der dritten Zone gewesen, die den Keim zu kommenden Kriegen legen würde. denken. Es würde eine große Gefahr für Dänemark bedeuten, wenn ein großer deutscher Block nach Dänemark käme. Die Frage der Räumung der dritten Zone sei jedoch nun in den Hintergrund ge⸗ treten. chließlich sprach Hanssen die Hoffnung aus, daß der Wahl⸗
f in ruhiger und würdiger Weise geführt werden möge.
Schweiz.
6 Der Bundesrat hat unter Aufhebung der bisherigen Verordnungen über die Fremdenpolizei eine neue Verord⸗ nung erlassen zu dem Zweck, die Einreise in die Schweiz zu vorübergehendem, befristetem Aufenthalt zu erleichtern. Dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ sufolg⸗ haben die Gesandt⸗ schaften und Konsulate der Schweiz in den europäischen Staaten mit Ausnahme Rußlands das Recht, Ausländern selbständig bis zu einem Aufenthalt von drei Monaten das Pisum zu erteilen. den überseeischen Staasen können die gleichen anzen Monaten erteilen. Voraussetzung ist Paß des Heimatsstaates oder ein gleichwertiges Ausweispapier. Um die Förmlichkeiten für die Fremden in der Schweiz zu er⸗ leichtern, braucht die Anmeldung bei der Polizeibehörde nicht
mehr persönlich zu geschehen, sondern kann vom Wohnungsgeder
erfolgen. Ebenso wird in der Schweiz der Paß nicht mehr abgenommen werden, da sich daraus gewisse Unannehm ichkeiten ergeben. Die Dauer des Aufenthalts kann von den Kantonen bis auf ein Jahr verlängert werden, sofern das Verhalten des Betreffenden einwandfrei ist. Schweiz im Expreßzug wird kein Visum verlangt.
— Im Nationalrat begründete der Abgeordnete Micheli⸗Genf seine Anfrage, die von Mitgliedern aller Frattionen des Nationalrats unterstätzt wird, ob der Bundesrat die Bemühungen des Vereins vom Roten Kreuz auf Heimschaffung der deutschen Kriegs⸗ gefangenen aus den verschiedenen Enteteländern nnier⸗ stützen könne. Der Bundespräsident Ador erklärte obiger Quelle zufolge, der Bundesrat sei von dem guten Willen der in Frag⸗ stehenden Staaten überzeugt, es seien aber große Schwierigkeiten zu überwinden, besonders für die Kriegs⸗ getangenentransporte aus weit gelegenen Gebieten, wie z. B. Sibirien. Aussichten 8 die baldige Durchführung der Heim⸗ schaffung der Kriegsgefangenen seien aber vorhanden. Darauf 11“ 1 1 6 8
1“ 8* g
„Soir“ haben die Minister emeinsam ihre Entlassung ange⸗
Es sei Pflicht Dänemarks, an die kommenden Geschlechter zu
Visa bis zu sechs für Ausländer ein
ür die Durchreise durch die
setzte der Nationalrat die Beralung über den Eintritt der Schweiz in den Völkerbund fort. G Der Abgeordnete Gelpke⸗Beasel sprach gegen den Völkerbund. Die Schweiz sollte ihr nationales Bewußtsein besser wahren und sich nicht zu sehr auf internationale Wahngebilde einstellen. De Rabours und de Dardel⸗Neuenburg bekämpften die Ausführungen des Vorredners. Die Sozialisten waren gleichfalls gegen den Eintritt der Schweiz in den Völkerbund. Als Vertreter der Regierung erklärte der Bundesrat Schultze, der Bundesrat werde anläßlich der Abgabe der Beitrittserklärung zum Völkerbunde auf Artikel 435 des Versailler Friedensvertrags Bezug nehmen, worin
des Friedens dienende Uebereinkunft anerkannt Bundesrat werde auch darauf aufmerksam machen, dgß die Schweiz die ihren Traditionen entsprechende immerwä
Neutralität auch künftighin
ällen des Artikels 16 des Vertrags, sich von der Gewährung des urchzugsrechts sowie von jeder anderen militärischen Hilfe als be-
freit betrachte. Nehme der Rat des Völkerbundes diese Erklärung
in zustimmendem Sinne entgegen, so sei die Stellung der Schweiz inbezu auf die Neutralität gewahrt. Geschehe dies wider Erwarten
9 9 „ 4 4 8 2 4 1 8 1 nicht, so würde der Bundesrat die Beitrittserklärung als nicht ab⸗ Fer ten seiner eigenen Freunde Am Variau . ne ee . de⸗
gegeben betrachten. 1—
„Der Nationalrat stimmte gemäß dem Antrag der Kom⸗ F derftand der Arbeiter selbst, die in einer ihnen gewährten Audienz ihm den
ihm, die
missionsmehrheit mit 124 gegen 45 Stimmen dem Eintritt in den Völkerbund zu.
Nach dem
Amerika. „Preßbüro Radio“
Senators Lodge unannehmbear seien.
betreffenden Vorbehalte sei wenig einzuwenden.
Der Senat genehmigte mit 54 gegen 35 Stimmen einen 1t - c neuerlichen Vorbehalt zum Fri⸗densvertrag, nach welchem eine 1“ b bereits Enthobener „Betelligung der Vereinigten Staaten an der Internatio⸗ 1
Ermächtigung des
nalen Arbeitskonferenz nur mit
Kongresses statifinden darf. — Das Parlament von Californien hat den Beitrit⸗ Californiens zum Völkerbund beschlossen. 1 — Ja der Vollsitzung der Internationalen Arbeiter⸗ konferenz am Montag wurde, dem „Wolffschen Telenraphen⸗
dessen Berichte in den nächsten Tagen erwartet würden. Die Konferenz würde sobaan täglich endgültige Ent⸗ scheidungen über die Berichte des Ansschusses Die beiden noch nicht erledigten wichtiasten Angelegen⸗ heiten betreffen den E“ und die 48⸗Stunden⸗ woche, ferner die Verfassung des Internationalen Arbeitsamts. Die Erledigung der ersteren Angelegenheit wird durch die Frage des halben süahng. am Samstag er⸗ schwert. Bei der Errichtung einer ständigen Nrbeitz organ ation sind dadurch Schwierigkeiten entstanden, daß fünf Staaten ’ S Schweden, Polen, Spanien, Indien) gegen die vom rganisationsausschuß vorgeschlagene Liste der acht Haupt⸗ industriestaaten protestiert haben. Eine Lösung soll dadurch efunden werden, daß nach der Verfassung 12 Staaten durch egierungsvertreter vertreten sein sollen und daß es nicht er⸗ hre sein soll, daß die sechs Unternehmer und die sechs Arbeitervertreter von diesen selben Staaten delegiert werden.
Afrika.
Amtlichen britischen Nachrichten zufolge hat sich die Rückkehr des Sultans von Alexandria nach Kairo am Sonntag in völliger Ruhe vollzogen. Es kam jedoch nachher zu Meutere'en, wobei zwei riate angezündet wurdea. Truppen mußten von der Waffe Gebrauch machen, wobei elf Personen getötet und etwa 60 verwundet wurden, darunter zehn’ schwer. Nach einer Meldung der Pariser Ausgabe des „New York Herald“ aus Kairo dehnt sich in Aegypten die aatieuropälsche Bewegung aus.
9
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln. Nachweisung über den Stand von Viehseuchen in Oesterreich am 5. November 1919. (Auszug aus den amtlichen Wochenausweisen.)
——ʒAQꝗꝙʒͦ Schweine⸗ Rotlauf
der pest der lauen⸗ (Schweine⸗ enes Einhufer! seuche) Schweine
Zahl der verseuchten
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80 47 268 143 9] 1 214 33 305 188 4 20] 18 46 18 49 17 49 51] 387] 32 76 Zusammen Gemeinden (Gehöfte):
Rotz 2 (2), Maul⸗ und Klauenseuche 280 (1914), Räude der Einhufer 616 (1939), Schweinepest (Schweineseuche) 90 (183), Rotlauf der Schweine 103 (169).
Außerdem Lungenseuche des Rindviehs im Sperrgebiet Nr. 12 in 1 Gemeinde, 8 Gehöften.
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die immerwährende Neutralttät der Schweiz als eine der Erhaltung werde. Der
hrende als unverrückbare Grundlage ihrer ene befolgen mwerde und daß die Schweiz demgemäß, selbst in
erklärte der Senator Hitchcock nach einer Konferenz mit den Präsidenten Wilson, dieser sei keineswegs der Ansicht, daß alle Vorbehalte des töte jedoch den Friedensvertrag. Auch gegen die den Artike 1
6 2 3 88 Arbeiterschaft berabzusetzen.
ällen. ung den übrigen Darstellern war ohne Tadel; auch hatte die Regie für
Polizeikommissa⸗ Die Polizei und herangezogene
Pockenseuche der Schafe und Beschälseuche der Zuchtpferde sind
Theater und Musik.
Lessingtheater.
Wenn es die Aufgabe der dramatischen Dichtkunst ist, den Zu⸗ hörer für einige Stunden der Wietlichkeit zu entrücken und ihn in eine von der Phantasie erschaffene Welt zu versetzen, dann dürfte der Verfasser des am Dienstag zum ersten Male im Lessingtheater auf⸗ Eüsbne. dreiaktigen Dramas „Robert Frank“ seinen Zweck aum erreicht haben. Denn was sich in der Handlung dieses von Sigurd Ibsen, dem Sohn des berühmten Dichters, verfaßten Stückes vor den Augen des Zuschauers abspielt, war im Grunde eine ziemlich trockene Wiedergabe von Verhältnissen, deren Exnörterung wir zurzeit tag⸗ täglich in den Zeitungen begegnen, ohne daß es dem Dichter gelungen wäre, tiefere Konflikte zu schürzen und zu lösen. Der Verfasser, der die Handlung in eine nordische Hauptstadt verlegt, will die politischen und sozialen Gegensätze der Gegenwart schildern. Die eine Seite dieses Gegensatzes wird verkörpert durch den Ministerpräsidenten Robert Frank, der das politische und so iale Problem durch die nicht grade neue
dee zu lösen unternimmt, daß er die Arbeiter an dem Gewinne der nternehmungen beterligen und sie auf diese Weise selbst zu Unter⸗ nehmern, zu Kapitalisten machen will. Für dieses gesetzgeberische deal setzt er seine ganze Kraft ein, wendet er rücksichts os jedes ittel, von dem er sich Erfolg verspricht, an, unbekümmert um die
achenschaften seiner politischen Gegner, unbeküömmert auch um den
Kampf bis aufs Messer ansagen. Es nunmehr ausbrechenden Unruhen niederzuschlagen, die Führer werden unschädlich gemacht, bis auf einen, den er unter dem Eindruck einer Leidenschaft für eine Dame seiner Umgebung, Julia Cameron, eine amerikanische Jour⸗ nalistin, deren Liebe er sonst zu verlieren fürchtet, begnadigen läßt, und der ihn zum Schluß erschießt, weil ihm das wirkliche Motiv der Begnadigung vorenthalten wird, und weil er darin nur ein Mittel des verhaßten 88 2 sieht, ihn in den Augen der Dieser nur auf einem Mißverständnis beruhende Schluß des Stücker konnte um so weniger CAgeng nzuns von der Katastrophe be⸗ 8. Trotz mancher treffenden Bemerkung vermochte auch der Dialog bei der ganzen Beschaffenbeit des Stoffes nicht jecht zu erwärmen, und es war in der Hauptsache der vollendeten Dar⸗ stellung zu verdanken, wenn das Interesse der Handlung bis zum Schlusse ven. blieb. Die Titelfiaur, unstteitig die sympatbischste des ganzen
ückes, wurde in ihrer ruhigen und festen Bestimmtheit von Alfred
gelingt
Abel meistertaft gezeichnet; ihm ebenbürtig als sein poli ischer, schließlich 1 nns. Ruder nsekasser “ Gegner Ulveling war Hans n M wu 1 8 1 Fischer, vor allem aber auch sein anderer Gegenpart, Theodor Loos, büro“ zufolge, mitgeteilt, daß die Bearbeitung des gesamten 38 ber Naüftpane wi dern Shcn hes ine Materials sich jetzt in Häaden des Ausschusses befände,
beiterführer Levinski gab und in der Aussprache mit dem Minister die Erbitterung der Arbeiter gegen den allmächtigen Diktator mit elementarer Gewall zum Ausdruck brachte. Von den weiblichen Rollen wußte Lina Lossen als Julia Cameron ihre wachsende Neigurng zu dem Minister gut zu zeichnen. Das Zusammenspiel mit
ansprechende Bühnenbilder gesorgt. Das Publikum dankte den Mit⸗ wirkenden am Schluß durch zahlreiche Hervorrufe.
——-—
Im Opernhause geht morgen, Freitag, Leo Blechs „Rapvelkopf“ unter der persönlichen Leitung des Komponisten, mit den Damen Dux, Escher, von Scheele Müller, Birkenstrom und den
Herren Kirchner, Armster, Schlusnus, Henke, Bachmann besetzt, in
Szene. Anfang 7 Uhr.
Im Schauspielhause wird morgen „Maria Stuart“ mit den Damen 8ng Straub und den Herren Clewing, Kraußneck, von Ledebur,
Spielleiter ist Dr. Reinhard Bruck. Anfang 6 ½ Uhr.
.——n
(Forisetzung des Nichtamtlichen in der Ersen und Zweiten Beilage. “
Theater.
Opernhans. (Unter den Linden.) Freitag: 240. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Dienst. und Freiplätze sind aufgehoben. Unter persönlicher Leitung des Komponisten: Rappelkopf. (Berliner Fassung von „Alpenkönig und Menschenfeind“.) Oper in drei Auf⸗ zügen nach F. Raimund von Richard Batka. Musik von Leo Blech. Spielleitung: Hermann Bachmann. Anfang 7 Uhr.
Sch auspielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Freitag: 254. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Maria Stuart. Trauerspiel in fünf Aufzigen von Friedrich Schiller. Spielleitung: Dr. Reinhard Bruck. Anfang 6 ½ Uhr.
Sonnabend: Opernhaus. 241. Dauerbezugsvorftellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Die lustigen Weiber von Windsor. Komisch phantastische Oper in vier Akten nach Shake⸗ speares gleichnamigem Lustspiel von H. S. Mosenthal. Musik von Otto Nicolai. Anfang 6 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 255. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und heela. sind aufgehoben. Othello, der Mohr von Venedig.
rauerspiel in fünf Aufzügen von Shakespeare. Spielleitung: Dr. Reinhard Bruck. Anfang 7 Uhr.
Familiennachrichten.
Verlobt: Frl. Elinor von Zastrow mit Hrn. Major und Bataillonskommandeur Ernst Lange (Lüneburg — Brandenburg). — Frl. Gunnel Tötterman mit Hrn. Oberleutnant Frhrn. von Boineburg⸗Lengsfeld (Finnland, Helsingfors —Berlin).
Verebhelicht: Hr. Stabsarzt Dr. Sluzalek mit. Frl. Martha
Woitinek (Kattowitz).
Gestorben: Hr. Major a. D. Julius von Poser und Groß⸗
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(Breslau)
Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol. Charlottenburg.
Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelle, Rechnunasrat Mengerina in Berlin.
Verlag der Geschäftsstelle (Mengerina) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin. Wilhelmstraße 32.
Fünf Beilagen e(eeinschließlich Börsenbeilage) “ 1“ und Erste, Zweite und Dritte Zentral⸗Handelsregister⸗Beilage.
sowie die Inhaltsangabe Nr. 46 zu Nr. 5 des öffentlichen Anzeigers.
Leffler und Kortner in den Hauptrollen aufgeführt.
Beziehungen der besetzten Gebiete mit denen des unbesetzten Deutsch⸗ lands nicht behindert sein werden, ebensowenig wie die Verkehrs⸗
nisse erforschen.
Preußische Landesversammlung. 84. Sitzung vom 18. November 1919. (Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger.)*) Am Ministertische der Ministerpräsident Hirsch.
Vizepräsident Dr. von Kries eröffnet die Sitzung gegen
10 ½ Uhr.
Zur Besprechung steht die förmliche Anfrage sämt⸗ licher Fraktionen mit Ausnahme der Unabhängigen Sozialdemo⸗ kraten über die geistige Durchdringung der be⸗ setzten westlichen Gebiete in französischem Sinne. Zur näheren Ausführung erhält das Wort der Prä⸗ sident der Landesversammlung
Abg. Leinert (Soz.): Der Friedensvertrag hat dem deutschen
Volke gußerordentlich schwere Bedingungen auferlegt. Es ist wieder⸗ holt erklärt worden, daß wir bereit sind, sie zu halten, obgleich sie wahrscheinlich unsere Kräfte überschreiten werden. r Sieger, wie sich die Franzosen, insbesondere immer mit Vorliebe nennen, hat sich bei dieser Gelegenheit erboten, das Recht, die Rheinlande zu besetzen, so zu gestalten, daß es erträglich sei für die dortige Bevölkerung. Das Rheinland ist unser Land, deutsches und preußisches Land; die Rhein⸗ lande sind deutsch. Die Einwohner werden von den Franzosen be⸗ bandelt, als ob sich Deutschland noch im Kriegszustande mit ihnen be⸗ findet. (Sehr richtig!) Es ist insbesondere schmerzlich für die deutsche Kultur, daß die Franzosen durch schwarze Truppen französische Kultur in die Rheinlande bringen wollen (sehr richtig!), französische Kultur, die sich insbesondere darin zeigt, daß diese schavarzen Truppen die Ehre unserer Frauen und Mädchen nicht zu schätzen wissen. Das Ziel, das Frankreich mit der Besetzung der Rheinlande versolgt, hat ein hollän⸗ disches Blatt vor einiger Zeit dahin gekennzeichnet, daß in französischen Regierungskreisen die Absicht bestehe, das linke Rheinufer so zu ver⸗ valten, daß das Mitwerfügungsrecht Preußens außer in einigen un⸗ bedeutenden formalen Fragen vollständig ausgeschaltet werde. Frank⸗ reich hoffe auf diese Weise die Bevölkerung für die Lostrennung der Vrovinz vom Reiche zu gewinnen. Das steht vollständig im Gegen⸗ satz zu der Antwort der Verbandsmächte auf die deutsche Denkschrift, die am 11. Juli ihnen zugestellt worden ist und auf die am 28. Juli geantwortet worden ist, daß unbedenklich anerkannt werden könnte, daß mit einigen Vorbehalten, die sich lediglich darauf beziehen, daß die Tätigkeit der militärischen Stellen der Besatzungsarmee nicht behindert werden sollte, die Bevölkerung, die bei Ausübung ihrer persönlichen und staatsbürgerlichen Rechte sichergestellt werden sollen, daß sie die Freiheit der Presse, der Wahlen und der Versammlungen genießen werde, und daß die politischen, administrativen und wirtschaftlichen
freiheit zwischen dem besetzten und unbesetzten Deutschland beschränkt werden sollen. Das sind die Zusicherungen, die gegeben worden sind. Wie es mit der freien Ausübung der stgatsbürgerlichen Rechte steht, das ersieht Deutschland und insbesondere Preußen daran, daß der Ver⸗ such landesverräterischer Elemente, eine rheinische Republikk zu gründen, von Fnankreich unterstützt wird. (Sehr vichtig!) Als dieses Ziel, eine eigene Republik zu errichten, nicht erreicht werden konnte, versuchte Frankreich auf anderem Wege zu demselben Erfolg zu gelangen, und zwar dadurch, daß es die Verwaltung, die preußisch⸗deutsche Verwal⸗ tung, in seine Hand zu bekommen versuchte. (Sehr richtig!) Die Zahl der Fälle dieser Vergewaltigung der preußischen und deutschen Verwaltung ist so groß, daß es sich nicht lohnt, einzelne Fälle hie vorzubringen. Sie verhindern, daß Deutschland oder Preußen die Verwaltungssteller nach eigenem Ermessen besetzen kann, sie suchen be⸗ sonders die Verwaltungsstellen mit landesverräterischen, französisch ge⸗ sinnten Deutschen zu besetzen. Wie es mit der Freiheit der Versamm⸗ lungen steht, haben wir gesehen an dem Redeverbot der den Franzofen mißliebigen Redner, worunter auch Mitglisder dieses Hauses sich be⸗ inden. Wie es mit der Freiheit der Presse steht, ersehen wir daraus, daß die Presse, die die deutsche Demokratie zu fördern ver⸗ sucht, die auf dem deutsch⸗republikanischen Standpunkt steht, wie die „Frankfurter Zeitung“ und die „Frankfurter Volksstimme“, ver⸗ boten wird im besetzten Gebiete, aber alle Zeitungen, die in der Oppo⸗ sition zur deutschen und preußischen Regierung stehen, unbehindert, ja noch mit großem Behagen der Bevölkerung zugetragen werden önnen. (Sehr richtig!) Wie es steht mit der Achtung der persön⸗ lichen Freiheit und der Achtung der Gesinnung der Bevölkerung, ist daraus zu ersehen, daß der französische Unterricht zwangsweise in den Volksschulen eingeführt werden soll. (Hört, hört!) Dabei erklären die Franzosen oder die verbündeten Mächte, daß die alliierten und assoziierten Regierungen immer beabsichtigt hätten, die Besetzung so wenig drückend wie möglich zu gestalten. Als die Arbeiter sich gegen die Einsetzung der Beamten, die sie als Vaterlandsverräter ansehen, durch Streiks wehrten, haben die Franzosen ihnen nichts weiter als Maschinengewehre entgegengesetzt. Dadurch ist eine große Beunruhi⸗ aung entstanden, die sich täglich vergrößert, insbesondere stellen die Rede, die der neue Vorsitzende der interalliierten Kommission än den besetzten Gebieten, Herr Tirard, am 21. Oktober 1919 zu Paris ge⸗ halten und die Aeußerungen, die er am 2. November 1919 zu Mainz im Gespräch mit einem Pressevertreter gemacht hat, den Versuch einer unzulässigen Bevormundung der Rheinlande dar. Nichts weiter wird versucht, als die geistige Durchdringung deukscher Stammesangehöriger mit französischer Gesinnung. Wir müssen uns dagegen wenden, denn diese Durchdringung der Bevölkerung mit französischem Geist steht im Widerspruch mil dem Friedensvertrag. Wir müssen erklären, daß die Franzosen, die versuchen, Preußen in Gegensatz zu Deutschland zu stellen, nicht in der Lage sind, dem deutschen Rheinlande die Demo⸗ kratie zu bringen. Preußen ist die führende Demokratie, Preußen ist das freieste Land der Welt; wir haben das Wahlrecht der zwanzig⸗ jährigen Staatsbürger für Reich, Staat und Gemeinde, und die Franzosen sollten sich diese Freiheit zum Muster nehmen statt sie zu unterdrücken. (Sehr richtig!) Es ist unerhört, wenn die preußischen und bayerischen Beamten als Fremdlinge bezeichnet werden, es ist un⸗ erhört um so mehr, als in den von den Franzosen besetzten elsaß⸗loth⸗ ringischen Landen Frankreich noch nicht einmal versucht, die Elsaß⸗ Lothringer zur Verwaltung heranzuziehen, sondern das Land durch Stockfranzosen verwalten läßt. Wie die Freiheit und Demokratie aussieht, sehen wir an der Aufhebung des Achtstundentages in Elsaß⸗ Lothringen. Frankreich will nicht ideelle Eroberungen dem Rhein⸗ land machen, sondern durch Industriespionage unsere Gewerbegeheim⸗ Dazu schweigen die Verbündeten der Franzosen, die
immer das Selbstbestimmungsrecht der Völker im Munde führen und
laute wiedergegeben werden,
den Krieg im Namen der Humanität geführt haben. Fünf Parteien dieses Hauses geben ihrer Empfindung gegen die Durchdringung Rheinlands mit französischem Geist Ausdruck. Das Programm des Herrn Tirard zeigt, was zu erwarten ist. Gegen dieses Programm haben wir nur die höchste Entrüstung. (Sehr richtig!) Als Präsi⸗ dent der Landesversammlung erkläre ich: Die Rheinländer brauchen
*) Mit Ausnahme der Reden der Herren Minister, die im Wort⸗
1X““ 8
8E rste Beilage ssanzeiger und Preußischen Staats
nicht über die Westgrenze zu blicken, um politische Freiheit zu emp⸗ fangen (sehr richtig!), sie finden sie nirgends besser als in ihrem Vaterlande. (Beifall.) Die Rheinlande und wir sind einig, daß wir keinen Feind zwischen uns haben wollen, sei es unter demokratischem Vorwand oder unter dem Vorgeben des Schutzes Europas gegen einen neuen preußisch⸗deutschen Militarismus. Wenn die Rheinlande Vor⸗ posten Frankreichs gegen die deutsche Revaäncheidee sein soll, so wird unsere Zukunftsentwicklung nicht auf militärische Revanche einge⸗ stellt sein, wie die Frankreichs nach 1870, sondern unsere politische Mission ist die wirtschaftliche Aufrichtung unseres Landes und die Mithilfe an dem Wiederaufbau eines freien Europas, das den Ver⸗ sailler Gewaltfrieden negieren wird. Wir erheben Klagen gegen die Unterdrückung der Freiheit, die Vergewaltigung des Gewissens, die Schändung unserer Frauen und Töchter und den Versuch der Er⸗ drosselung der deutschen Volksempfindungen. Wir lassen das Band der Staatszusammengehörigkeit nicht lockern, wir lassen die Rhein⸗ länder nicht allein stehen und fragen deshalb die Regierung, ob sie gewillt ist, die politischen und persönlichen Rechte dieser Bevölkerung zu schützen und die wirtschaftliche Existenz dieser Bevölkerung zu sichern. Das rheinische Volk blickt hilfesuchend auf uns und will wissen, ob die Regierung die Gefahren erkannt hat, und mit uns einig ist in der Bekämpfung der französischen Vergewaltigung. (Leb⸗ hafter Beifall.)
Zur Beantwortung der Interpellation nimmt das Wort
Ministerpräsident Hirsch: Meine Damen und Herren! Daß es in der Frage, die den Gegenstand der Interpellation bildet, keinen Unterschied zwischen Regierung und Volksvertretung. ja, ich möchte sagen, zwischen Regierung und dem gesamten Volk geben kann, bedarf keiner besonderen Betonung. Von dem Tage an, wo die Franzosen in die Rheinlande eingerückt sind, haben sie zielbewußt alles zu er⸗ streben versucht, was ihnen der Wortlaut des Friedensvertrages vor⸗ enthalten hat. (Sehr, richtig!) Unzählig sind die Versuche, mit Hilfe von Abenteurern, die sich im Besitz der berüchtigten Freibriefe befanden, die staatsrechtlichen Verhältnisse in den besetzten rheinischen Gebieten umzuwälzen, den Rheinländern vorspiegelnd, daß sie sich dienten, wenn sie den französischen Zwecken dienten. Plan⸗ mäßig versuchen sie, die preußische Verwaltung zu desorganisieren, um die Unzuträglichkeiten zu schaffen, die ihnen zu weiterem Eingreifen Anlaß bieten sollen. Während sie „zections 6conomiques“ angeblich zur Erleichterung der Wieseraufrichtung der wirtschaftlichen Be⸗ ziehungen zwischen Deutschland und Frankreich einrichten, zögern sie, den Verzicht auf die Zollgrenze am Rhein auszusprechen und unsere Ein⸗ und Ausfuhverbotz anzuerkennen, wodurch allein ermög⸗ licht werden würde, das deutsche Wirtschaftsleben insbesondere in den besetzten rheinischen Gebieten vor dem Weißbluten und der Aufsaugung durch die Interessen des Auslandes zu bewahren. Die Eingriffe schließlich in das kulturelle Leben am Rhein zeigen deutl’ch das Ge präge einer Kolonialpolitik. (Sehr rich ig!) Die Hoffnungen, daß sich nach der Ratifikation des Friedens durch Deutschland diese Ver⸗ hältnisse ändern könnten, waren trügerisch, die Hoffnungen. daß die Franzosen nach dem Inkrafttreten des Rheinlandabkommens ohne Zögern von dieser Politik ablassen werden, sind bisher noch gering. Während die anderweite Verwendung einer Anzahl politischer Gene⸗ rale zunächst den gequälten Rheinländern einige Hoffnungen zu geben schien, die auch schon in eine peinliche Enttäuschung umgeschlagen sind (Abgeordneter Linz (Wiesbaden): Sehr richtig!), bieten nunmehr die Ausführungen des Herrn Tirard, denen sich entsprechende des militärischen Oberbefehlshabers Degoutte charakteristisch anschließen, Anlaß, die Möglichkeit einer Neuorientierung der französischen Er⸗ oberungspolit k zu prüfen.
Wir können Herin Tiggphefür seine Ausführungen nur dankbar sein. Während einerseits eüibht zu verkennen ist, daß wir es mit einem fähigen und klugen Pamiie zu tun zu haben scheinen, der ins⸗ besondere die gewandten Wendungen der gallischen Sprache wohl be⸗ herrscht, zeigt der sachliche Kern seiner Ausführungen über die fran⸗ zösische Polstik am Rhein ein Bild, das uns und den Rheinländern klar beweist, was unser und ihrer harrt. Frankreich will nach Tirards Ausführungen den Rheinländern die Freiheit verschaffen, innerhalb Deutschlands zu ihren Rechten zu gelangen. Die Rheinländer würden ihm dankbarer sein, wenn er ihnen zu ihren Rechten gegenüber den Uebergriffen der Besatzungsbehörden verhelfen könnte. (Lebhafte Zu⸗ stimmung.) Die Rheinländer kennen genug die Mittel, deren sich die Franzosen zur Beschaffung dieser Freiheit bedienen, und die Schutgarde, die einen Dorten dauernd umgehen muß, zeigt, wie die Rheinländer über diese Mittel denken. Die Rheinländer kennen auch die Ziele der ihnen von Frankreich geschenkten Freiheit. Sie können sie deutlich an der Jahrhundert alten Geschichte der französischen Invasionen ins Rheinland erkennen. Die Rheinländer sind bewußt genug, das Geschenk des Eroberers zurückzuweisen, sind klug genug, die französi⸗ schen Interessen nicht far die ihrigen zu halten. (Sehr richtig!) Sie sehen, daß auf den Wegen eines von französischen Bajonetten be⸗ schirmten rheinischen Partikularismus nie eine Abschwächung des französischen Druckes zu erhoffen sein wird (sehr richtig!), sondern im Gegenteil folgerichtig nur eine Vermehrung dieses Druckes, bis er zu dem Ziele geführt haben würde, das klar vor Augen liegt und das den Rheinländern genau so widerwärtig ist wie uns anderen Deutschen allen. Sie werden sich nicht einfangen lassen durch das nur durch die künstliche Wiederauffrischung längst verjährter Querelen und Gedankenlosigkeit noch notdürftig genährte Schlagwort „Los von Preußen“, weil sie wissen, daß Frankreich Preußen nennt, aber Deutschland meint. (Lebharte Zustimmung.)
Es ist zynisch in der Tat, wenn der Fremdherr die von der preußischen und der baperischen Regierung in die Länder am Rhein entsandten Verwaltungsbeamten als Fremdlinge zu bezeichnen wagt (lebhafte Zustimmung), diese Beamten, die mit zu den besten ge⸗ hörten, und die sich, gleichviel, ob sie aus fränkischem, allemannischem, bayerischem oder sächsischem Stamme waren, für das Wohl der von ihnen verwalteten Gebiete aufopferten, wofür sich hunderttausende Stimmen am Rhein erheben würden. Unter uns Deutschen ist keiner ein Fremdling in irgend einem deutschen Stamme. (Bravo!) Wir sind allzumal Deutsche. Fremdling ist nur der, der
jetzt am Rhein herrscht und die freie Stimme des Volkes gewaltsam und mit glatten Worten zu „ g g . „₰ 7 verfälschen versucht. (Lebhafte Zustimmung.) Von denselben Gesichtspunkten wie das politische ist auch das wirtschaftliche Vorgehen am Rhein bestimmt. Wo die Verhältnisse am Rhein schwieriger sein sollten als im übrigen Deutschland. sind sie es lediglich durch die Besatzungsverhältnisse. Was die rheinischen wirtschaftlichen Verhält⸗ nisse nicht zur Ruhe kommen läßt, ist das ungehemmte Eindringen fremder wirtschaftlicher Interessen und ihrer Exponenten, die jetzt rheinauf ; 8 ; T. jo 8 und rheinab fahren. Aber auch auf wirtschaftlichem Gebiete werden ; SI J; ro; ; z0 & ssen d wir trotz aller Schwierigkeiten nicht nachlassen, die Interessen der Rheinländer, die wir als die unssrigen ansehen, durch dringliche Vor⸗ stellungen und durch den Ausbau unserer Organisationen, den wir betreiben, zu vertreten, und wir hoffen dabei eberso wie auf politi⸗ schem Gebiete, auf die verständnisvolle Mitwirkung aller rheinischen Interessentenkreise. Was uns auf kulturpolitischem Gebiete durch das Eindringen der französischen Gewalt in unseren Schulen droht, wird am schnellsten von den Franzosen selbst wieder aufgegeben werden. Bei den Versuchen, den „Geist der Demokratie“, der der⸗ jenige Frankreichs ist, zu lehren, werden sie in allen rheinischen Kreisen auf den Geist der Demokratie, der der unsrige ist, stoßen. Die Frage, was die Staatsregierung zu tun gedenkt, kann ich in wenigen Worten beantworten. Vorstellungen bei unseren Gegnern über die Lage, in die sie die Bevö kerung der Rheinlande versetzen, unsere organisatorischen und Für orgemaßnahmen entsprechen der Dringlichkeit der Aufgaben. Wir werden weiter auf diesem Wege vorgehen, bis wir die Verhältnisse am Rhein erträglich gestaltet haben. Aber all das, soviel es auch sein mag, ist wenig gegenüber dem, was aus dem Rheinlande selbst kommen wird. Je verwegener, je rück⸗ sichtsloser, je glatter und unverhehlter die Bestrebungen der Franzosen am Rhein werden, umso fester, inniger und schneller werden die gefamten deutschen Länder und mit ihnen die Länder am Rhein sich zusammen⸗ schließen zu der Reichseinheit, die uns allein dauernde und glück⸗ verheißende Zustände nach Jahrhunderten der Zerreißung und Zer⸗ splitterung, der Schwächung und Fremdtümelei verschaffen kann. (Lebhafte Zustimmung.) Frankreich fragt mit seinem Vorgehen, was stärker sei, die Neigung der deutschen Länder auseinanderzustreben, oder die Neigung zusammenzuwachsen. Es wird eine Antwort er⸗ halten. Wo Frankreich das Reich schwächen wollte, da wird es selbst das Reich stärken helfen müssen. (Sehr richtig!t) Den Weg des Ausbaues der Reichseinheit hat die preußische Staatsregierung mit gewiesen, und auf den Wrg rukft sie die bedrängten Länder am Rhein. Ihr hilft dabet die Erinnerung an die Folgen nationaler Zerkfüftung, mit ihr ist dabei der Stolz des fränkischen Stammes, mit ihr ist die Gesellschaft aller anständigen Menschen am Rhein, die die Kreaturen der Fremdherrschaft, die sie verführen wollen, ver⸗ achten. (Lebhafte Zustimmung und Bravo!) Mit ihr ist insdesondere auch das werktätige Volk aller Parterrichtungen; mit ihr ist das klare deutsche Recht. (Lebhafter Beifall.) 1 Abg. Adolf Hoffmann (U. Soz.) beantragt die Besprechung der förmlichen Anfrage. Für den Antrag erheben sich nur die 18 an⸗ wesenden Mitglieder der Unabhängigen Sozialdemokraten. Die Unter⸗ stützung genügt. das 8 88 Abg. Dr. Rosen feld (U. Soz.): Wir haben die Anfrage nicht unterschrieben, weil bloße Zeitungsnachrichten von uns nicht als eine ausreichende Grundlage angesehen werden. Lebhafter Widerspruch rechts und in der Mitte.) Nach diesen Zeitungsnachrichten handelt es sich nicht um offizielle Erklärungen der Ententemächte, sondern nur um Aeuße⸗ rungen des zum Vorsitzenden der „Hohen Kommission“ ausersehenen Herrn Tirard, um Aeußerungen, die bei einem Festessen und einem Interview gefallen sein sollen. Was würden Sie sagen, wenn aus leicher Veranlassung die französische Kammer eine ahnliche Haupt⸗ und Staatsaktion gegen uns unternehmen würde. (Erneuter stürmischer Widerspruch rechts; Ruf: Advokatenkniffe!) Die „Vossische Zeitung’ hat am 26. Oktober aus diesen Aeußerungen des Herrn Tirard das gerade Gegenteil dessen abgeleitet, was hier heute den Gegenstand der Interpellation bildet. Nach der „Vossischen Zeitung“ hat Tirard den Wunsch nach dauernder Verständigung und gemeinsamer Arbeit mit Deutschland ausgesprochen, er hat erklärt, daß von der Proklamativn des Friedens an die französische Militärherrschaft aufgehört hat, daß die französische Regierung keine Annexionspolitik gegen Deutschland wünscht, daß aber ebenso selbstverständlich die zukünftige Politik Frank⸗ reichs gegenüber Deutschlands von der deutschen Politik gegenüber Frank⸗ reich abhängen werde. Sie sehen hieraus, welcher ganz verschieden⸗ artigen Deutung jene Aeußerungen fähig sind. (Fortgesetzte lärmende Unterbrechungen rechts; Vizepräsident von Kries ersucht wiederbolt um Ruhe, da auch er den Redner nicht mehe verstehen könne.) Mit solchen Sensationen wird, wie wir befürchten müssen, nur die gegenseitige Ver⸗ hetzung noch gesteigert und den Chauvinisten drüben nur in die Hände gearbeitet. Unzulässige Einmischungen in unsere inneren Verhältnisse und alle derartigen Machenschaften verurteilen auch wir auf das schärsste und lassen uns darin von niemand übertreffen. Wir kämpfen für die Freiheit in der ganzen Welt, also auch für die Freiheit Deutschlands. Bedauerlich ist nur, daß die Entente sich den Anschein geben kann, den deutschen Rheinländern wirklich die Freiheit zu bringen. Das ist die Schuld der Regierung, die die am 9. November errungene Freiheit wieder unterdrückt, die die Schule der Kirche ausgeliefert hat, die nichts getan, hat, die militaristische Erziehung unserer Schuljugend gründlich zu reformieren. (Die Anwesenden Mitglieder der Parteien mit Aus⸗ nahme der Unhabhängigen Sozialdemokraten versassen bis auf einige wenige Abgeordnete den Saal.) Wir wünschen die Völkewerbrüderung und Völkerersöhnung, wir appellieren an die sozialistische Internationale aller Völker (Zurufe bei den Sozialdemokraten), der vorübergehende Rückgang unserer Stimmen in Frankreich kann unsere Ucherzeugung, daß nur die Internationale uns vetten kann, nicht erschüttern. Unser Ministerpräsident hat im Sinne der bisherigen nationalen Politik ge⸗ sprochen, deren Bankerott auf der Hand liegt. Selbst ein so entschieden nationaler Politiker wie Professor Hans Delbrück spricht sich jetzt gegen den nationalen Gedanken aus und setzt seine Hoffnung auf die Inter⸗ nationale, auf die Pazifisten und Sozialisten. Nur das geeinte Prole⸗ tariat aller Länder kann uns den wirklichen Völkerfrieden bringen. Ministerpräsident Hirsch: Meine Damen und Herren, der Herr Vorredner geht von der Anschauung aus, daß die förmliche Anfrage sich nicht auf Tatsachen stützt, sondern daß ihr nur unkon⸗ trollierbare Zeitungsnachrichten zugrunde liegen. Das ist nicht der Fallb (Sehr richtig.) Der Herr Vorredner hat zum Beweise seiner Behauptung sich
auf einen Artikel aus der „Vossischen Zeitung“ berufen. Er vergißt
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