1919 / 274 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 29 Nov 1919 18:00:01 GMT) scan diff

unschönen Reklame, wenn sie wirklich für ihn gemacht worden ist, vollständig unschuldig, vollständig unbeteiligt gewesen sei. Herr Friedmann ist bereit, jeder unpartetisch zusammengesetzten Kommission von Aerzten, jedem Ausschuß des Parlaments alle Akten der ameri⸗ kanischen Reise zur Verfügung zu stellen und den Beweis zu er⸗ hringen, daß es hierbei, soweit es ihn persönlich angeht, durchaus mit reinen, fauberen Dingen zugegangen ist. Endlich hat Herr Abg. Dr. Schloßmann auch die politischen Anschauungen des Herrn Dr. Friedmann erwähnt. Ich habe bis heute keine Uhnung, welcher politischen Partei Herr Dr. Friedmann angehört. Es ist mir das voll⸗ ommen gleichgültig. Herr Professor Friedmann mag deutschnational, Demokrat, Zentrumsmann oder unabhängig sein, das geht mich als Unterrichtsminister gar nichts an. (Sehr richtig!) Danach sehe ich nicht, danach frage ich keinen Professor, ich frage nur, ob er tüchtig ist und was er leistet. Wenn Herr Professor Fried⸗ mann früher überschwengliche Briefe an die Kaiserin geschrieben hat, so ist mir das ganz gewiß nicht sympathisch, es kann mich aber nicht bhalten, im Interesse des Volkes und der ganzen leidenden Mensch⸗ heit der eingehenden Prüfung seines Heilmittels näherzutreten.

1 Es ist hier und das ist ein besonders schwerer Anklagepunkt in der Rede meines verehrten Herrn Vorredners gewesen —, es ist hier davon gesprochen worden, daß das Friedmannsche Mittel be⸗ handelt worden sei und heute noch behandelt werde als Geheim⸗ mittel. Ich selbst erlaube mir auch hierüber kein Urteil. Ich wurde nur von Herrn Dr. Friedmann gebeten, falls auch diese Sache hier zur Sprache käme, in seinem Namen zu erklären, daß er durch Erfahrungen, die mit früheren Heilmitteln, besonders mit Tuberkulose⸗ heilmitteln, gemacht worden seien, in der Freigabe seines Heilmittels zur äußersten Vorsicht gezwungen worden sei. Denken Sie an das Schicksal des Kochschen Tuberkulins, das vorzeitig in die Hände aller Aerzte gelangte und mit dem dann darauf losgespritzt wurde. Das große Debakel, das darauf eintrat, ist Ihnen allen bekannt. Herr Friedmann legt Gewicht darauf, um sein Mittel nicht zu diskreditieren, daß er es bevor die große staatliche Prüfung, die wir alle ersehnen, erfolgt und der Erfolg verbürgt ist, nur unter seiner Kontrolle abgibt, besonders in den Fällen, bei denen er die Heilwirkung nicht unbedingt für gegeben hält. Er gibt das Mittel jedem Arzt in die Hand, der hereit ist, ihn über die einzelnen Fälle fortlaufend zu unterrichten, die Indikationen und Kontraindikationen mit ihm selbst zu besprechen und ihn bei der Behandlung ständig um seinen Rat zu fragen⸗

Aber, ich gebe zu, man kann über alle diese Dinge geteilter Meinung sein. Wenn ich mich trotzdem im Sommer kurz entschlossen habe, Herrn Friedmann den Lehrauftrag zu ertellen, so habe ich das getan auf Grund eingehenden Studierens der ganzen Literatur, soweit ich als Minister dazu Zeit und als Laie dafür Verständnis hatte. Ich habe mir auch selbst gemeinsam mit meinem Personakreferenten und mit Herrn Gottstein von zahl⸗ reichen Aerzten unter Vorstellung ihrer Patienten über das Fried⸗ mannsche Mittel und seine Wirkungen berichten lassen.

Gegenüber den Darstellungen des Abg. Schloßmann halte ich mich daher denn doch für berechtigt und für verpflichtet, Ihnen aus den Hunderten von Broschüren und Aufsätzen ärztlicher Autoritäten, die sich über das Friedmannsche Tuberkulosemittel ausgesprochen haben, im Anschluß an das, was Herr Gräf (Frankfurt) mit vollem Recht aus diesen Arbeiten bereits hervorgehoben hat, noch einige wenige Sätze zu zitieren, aus denen Sie sehen mögen, daß es unter den gegebenen Umständen einfach meine verdammte Pflicht und Schuldigkeit war, Herrn Professor Friedmann mag man zu seiner Person stehen, wie man will, die Möglichkeit der Forschung und der Lehre zu geben.

Am Schlusse einer längeren Arbeit kommt der bekannte Fach⸗ mann Dr. Vogel aus Dortmund zu dem Resultat:

Das Friedmann⸗Mittel ist eine wirksame Waffe gegen die Tuberkulose, es verdient unter allen Umständen ernste weitere

Prüfung. Der nicht weniger bekannte Arzt Dr. Palmié in Charlottenburg erklärt gleichfalls am Schluß einer längeren Arbeit: 8 Das Friedmannsche Heilmittel gegen Tuberkulose ist in der von ihm angegebenen Herstellung und Anwendungsweise für den Menschen unschädlich und ungiftig. Die Reinheit ist durch die Ueberwachung von autoritativer Seite gewährleistet. Eine spezifische Einwirkung auf Tuberkuloseprozesse im menschlichen Körper ist Tatsache. Eine einmalige Einspritzung genügt in den meisten Fällen, um eine heilende Dauerwirkung auszulösen. Professor Bock⸗Charlottenburg erklärt am Schluß einer den gleichen Gegenstand behandelnden Broschüre:

Das Friedmannsche Heil⸗ und Schutzmittel ist ungefährlich.

Frühfaͤlle von Tuberkulose werden restlos ausgeheilt.

In den durch Friedmann⸗Impfung geheilten Fällen konnte ich

eine Dauerheilung bis zu 5 ½ Jahren konstatieren.

Herr Professor Tillmanns⸗Leipzig, gleichfalls ein Arzt von großer Bedeutung und großem Rufe, erklärt am Schluß einer Arbeit:

Möge das Friedmannsche Tuberkulosemittel im Kampfe gegen die Tuberkulose immer mehr in ausgedehntestem Maßstabe mit bestem Erfolge angewandt werden.

Herr Dr. Kühne⸗Cottbus erklärt am Schluß einer Arbeit über denselben Gegenstand:

Auf Grund der von mir beobachteten Fälle habe ich die Ueber⸗ zeugung gewonnen, daß bei richtiger, rechtzeitiger Anwendung des Friedmannschen Mittels sowohl bei Lungentuberkulose als auch hei chirurgischer Tuberkulose Heilresultate erzielt werden, wie sie bei Anwendung der übrigen bisher üblichen Heilmaßnahmen nicht zu erreichen sind.

Der Arzt Dr. Blumenthal erklärt am Schluß einer längeren Arbeit über den gleichen Gegenstand:

Alles in allem geht auch aus den von mir veröffentlichten Fällen der hohe Wert des Friedmannschen Mittels für die Heilung der⸗ Tuberkulose hervor.

Endlich heißt es am Schluß einer größeren Arbeit von Professor Goepel:

Das Friedmannsche Mittel ist bei richti er Anwendung un⸗ schädlich, und zwar, wie vierjährige Beobachtungen ergeben haben, dauernd unschädlich.

Das absprechende Wrteil der Literatur aus dem Frühjahr 1914 üͤber das Friedmannsche Mittel ist ein vorschnelles gewesen. Das

1

pädie, Berlin⸗Kolberg, erklärt:

seit etwa 40 Jahren in der ärztlichen Praxis steht, der ein Viertel⸗ jahrhundert lang Universttätslehrer war und einen großen wissen⸗ schaftlichen Ruf zu verlieren hat, erklärt wörtlich:

Grundlagen aus, basiert auf guter Beobachtung und ist des ernstesten Studiums wert.

Die therapeutischen Erfolge gerade in frischen Fällen, die Unschädlichkeit und die lange Nachwirkung berechtigen zu der Aus⸗ sicht, daß das Friedmannsche Mittel bei Neugeborenen Schutz⸗ wirkung gegen Tuberkulose auszuüben vermag. Die von Fried⸗ mann vor 5 bis 6 Jahren vorgenommenen Schutzimpfungen er⸗ scheinen daher nicht nur berechtigt, sondern es ist erwünscht, daß weitere Erfahrungen über Schutzimpfungen an schwerbelasteten Kindern in größerem Umfange und unter Bedingungen, die eine möglichst lange Kontrolle der Geimpften gestatten, gesammelt werden.

Ich darf hinzufügen, daß in der Tat in einer großen Reihe von Fällen in tuberkulösen Fami⸗ lien, in denen die Eltern an Tuberkulose zu⸗ grunde gegangen waren, ebenso alle übrigen Kinder, nur diejenigen leben und vollständig gesund blieben, die frühzeitig eine Friedmann⸗ sche Tuberkuloseschutzimpfung bekommen haben. Diese Fälle liegen aktenmäßig vor. Darüber kann man doch nicht einfach hinweggehen!

Der Leipziger Arzt Dr. Deuel, der Leiter des israelitischen Krankenheims, hat selbst in 258 Fällen das Friedmannsche Mittel angewendet und kommt am Schluß einer Broschüre, die mir hier vor⸗ liegt, zu dem Resultat:

1) Die Friedmannsche Impfung ist der der Natur adäquate Weg der Tuberkuloseheilung.

2) Die Friedmannsche Impfung ist von allen aktiven Im⸗ munisierungsmethoden der Tuberkulose die dauerhafteste, wirk. samste, durch eine Injektion zum Ziele führende Metbode.

3) Die Friedmannsche Impfung bringt frische Fälle und frische Exacerbationen von Lungentuberkulose regelmäßig zur Heilung und beeinflußt schwere Fälle auffällig günstig.

4) Die Friedmannsche Impfung stellt eine Therapia immuni- sans magna dar.

Dr. E. Blos in Karlsruhe wurde bereits von Herrn Abg. Gräf (Frankfurt) in anderem Zusammenhang genannt. Ich will die Stellen, die Herr Gräf vorlas, nicht noch einmal zitieren, sondern nur mitteilen, daß Herr Blos in seiner Arbeit „Ueber die Tragweite der Entdeckung der Tuberkulose⸗Organssmentherapie durch Fried⸗ mann“ über die volkswirtschaftliche Bedeutung des Friedmannschen Mittels, die doch für uns gerade auch als Politiker und Volkswirt⸗ schaftler besonders wichtig ist, zu folgendem Ergebnis kommt:

Die Therapie der Tuberkulose als einer Volkskrankheit war bisher wesentlich eine Geldfrage; das harte Geschick eines arm gewordenen Volkes in dieser Hinsicht gemildert zu haben wer möchte das Verdienst Friedmanns gerade in diesem Augenblick übersehen? Herr Langstein hat mir beinahe Lust gemacht, aus dem Material der folgenden Krankengeschichte auszurechnen, wieviel Geld und Arbeitskraft durch die Friedmannsche Organismentherapie gespart und gewonnen worden ist, und wie viel wir sparen und gewinnen werden.

Geheimer Medizinalrat, Professor Dr. Kruse in Leipzig, der dauernd mit der wissenschaftlichen Kontrolle des Mittels betraut ist, und dem eben ja auch der Herr Vorredner in seiner Eigenschaft als Wissen⸗ schaftler ein sehr gutes Zeugnis ausstellte, hat sich eingehend mit der Frage beschäftigt, die an mich gerichtet worden ist, woher ich das Recht genommen hätte, Friedmann zum Professor zu machen. Er kommt zu dem Schluß:

Der preußische Minister hat das Recht, auch gegen die Fakultäten außerordentliche und ordentliche Professoren zu ernennen und daß dieses Recht trotz gelegentlicher offenbarer Mißgriffe öfters nicht zum Schaden, manchmal sogar zum Heile der Wissenschaft ausgeübt wurde.

Er erklärt weiter:

Der Kritiker hätte anerkennen müssen, daß sich Fried⸗ mann durch seine Entdeckung in die erste Reihe der Tuberkuloseforscher gestellt hat. Daß das Friedmannsche Mittel bei vielen Fällen von Tuberkulose unerwartete, ja wunderbare Heil⸗ wirkungen entfaltet, leugnet kein Arzt, der sich Jahr und Tag mit ihm beschäftigt hat. Da Fried⸗ mann zu diesen Erfolgen nicht durch einen glücklichen Zufall, sondern durch langjährige, unermüdliche, wissenschaftliche und praktische Arbeit gelangt ist, kam seine staatliche Anerkennung durch ein unbesoldetes Extraordinariat jetzt wirklich nicht zu früh. Wenn jetzt ein neues Verfahren gefunden ist, durch das man der Seuche erfolgreicher als bisher zu Leibe gehen kann, so ist es durchaus ver⸗ ständlich, daß man den Entdecker desselben, der allein in der Lage ist, die jungen und alten Mediziner in dem nicht ganz einfachen Verfahren zu unterrichten, an der Hauptuniversität des Landes mit einem Lehrauftrag dafür betraut, und daß man ihm, was ich als selbstverständlich annehme, gleich ein poliklinisch⸗klinisches Institut und damit auch ausreichende Mittel zur Verfüguag stellt, um das Verfahren, das wie alles in der Welt der Vervollkommnung fähig ist, zum Besten der Wissenschaft und der öffentlichen Gesundheit weiter auszubauen. In der Ernennung Friedmanns durch den Minister erblicke ich keine Verge⸗ waltigung, im Gegenteil billige ich sie, obwoh ich, wie ausdrücklich bemerkt sei, nicht das ge, ringste mit ihr zu tun habe.“

Dr. Karl Langfellner, Spezial arzt für Chirurgie und Ortho⸗

Seit zwei Jahren bediene ich mich ausschließlich sowohl bei innerer als auch chirurgischer Tuberkulose des Friedmannmittels, das nun endlich den verdienten Siegeslauf antritt.

Professor Dührssen in Berlin, ein Maan, der, soweit ich weiß

Das Friedmannsche Mittel ist, wie ich nach jahrelanger Be⸗ obachtung der von Friedmann und mir behandelten Fälle sagen kann, ein spezifisches der Lungentuberkulose und der chirurgischen Tuberkulose, die es in nicht zu weit vorgeschrittenen Fällen und

Das Friedmannsche Mittel gewährt einen hochgradigen Tuyberkuloseschutz gegen den Au⸗ bruch der Tuberkulose bei Säuglingen un kleinen Kindern.

Durch diese Doppelwirkung übertrifft das Friedmannsch Mittel alle bisher bekannten ähnlichen Mittel, auch die Jennerse Schutzpockenimpfung, die die ausgebrochene Krankheit nicht heilen vermag. Auf dem von dem großen Koch, dem genial Forscher, eingeschlagenen Weg weiter fortschreitend, hat Friedma das Problem gelöst, das Koch bei der Anwendung sein Tuberkulins vorschwebte. Was Koch erstrebt hat, hat Friedman erreicht, indem er an die Stelle des schädlichen, Gif enthaltenden Tuberkulins sein unschädliches, aus lebendem Heilste bestehendes Mittel gesetzt hat. Ich rechne daber Friedmann zu d größten Wohltätern der Menschheit, dessen Name neben I⸗ Pasteur, Lister, Koch ewig fortleben wird, und dem die Weg zum Aufstieg und ungehemmten Wirken gebahnt zu haben jedermann sich zur Ehre anrechnen kan 1.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, das meine auch ich und daram lasse ich mich auch durch die Angriffe, die gegen mich wegen dieser Ernennung erfolgt sind, nicht irre machen. Wenn ich jemals in meinem persönlichen und in meinem amtlichen Leben ein durchaus gutes Gewissen gehabt habe, so habe ich es im Falle Friedmann.

Meine Damen und Herren! Nach alledem, was ich mir Ihnen hier vorzutragen erlaubt habe und ich könnte die Zitierungen noch viele Stunden lang fortsetzen, ich habe Ihne: nur einen ganz kleinen Ausschnitt gegeben glaukl ich mich wohl nicht weiter gegen den in der Oeffentlichkeit gegen mich gerichteten Vorwurf verteidigen zu brauchen, deß ich in leicht⸗ fertiger Weise Herrn Friedmann einen Lehrauftrag gegeben hab

Meine Damen und Herren! Angesichts der furchtbaren Gefahr wie sie für unser deutsches Volk gerade im gegen värtigen Augenblick ie Tuberkulose darstellt, war es ich wiederhole es meine ver dammte Pflicht und Schuldigkeit, mochte ich auch zu Friedmann früher gestanden haben, wie ich gestanden haben wollte, ihm nunmehrn als Minister die Möglichkeit zu geben, unter staatlicher Kantrolle sein Mittel im größten Umfang prüfen zu lassen und eine junge Aerzte⸗ generation mit der Anwendung dieses Mittels vertraut zu machen. Meine Damen und Herren! Ich hoffe nur, daß es mir möglich sein wird, dem Lehrauftrag für Friedmann, den ich ihm im Sommer gegeben habe und auf den ich heute noch trotz aller Angriffe stolz bin mit möglichster Beschleunigung auch ein Institut folgen lassen zu können, in dem das Mittel im größten Maßstabe angewendet und unter staatlicher Aufsicht praktisch erprobt wird, zur Belehrung unserer Aerzteschaft, zum Heile und Segen des deutschen Volkes und der ganzen Menschheit. (Bravo!)

8

86. Sitzung vom 28. November 1919. Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger“).)

Am Ministertische: die Staatsminister Hirsch, Haenisch Fischbeck, Stegerwald und Dr. Südekum. Präsident Leinert eröffnet die Sitzung nach 1 ½ Uhr. Eingegangen ist eine förmliche Anfrage, betr. Verbesserung des Personenzügeverkehrs.

Auf der Tagesordnung stehen zunächst kleine An⸗ fragen.

Abg. Dr. Kloß (Dnatl.) fragt nach der Gleichstellung der Juristen und höheren Techniker in ihren An⸗ stellungs⸗ und Beförderungsverhältnissen. Ein Regierungsvertreter erklärt, die Staatsregierung stehe grundsätzlich auf dem Standpunkt der Gleichstellung der Juristen und Techniker; indessen müßten bei gewissen Aemtern aus der Natur des Amtes heraus besondere Rücksichten obwalten. Bei der Neu⸗ regelung der Besoldungs⸗ und Angestelltenverhältnisse werde dieser Grundsatz restlos zur Durchführung gelangen.

Abg. Mentzel⸗Stettin (Dnatl.) fragt nach der Wei gerung des Verbandes der Organisten und Kantoren der Provinz Brandenburg, Küsterdienste einschließlich des Leichensingens und der Lesegottesdienste weiter zu verrichten. Hierdurch werde eine uner⸗ trägliche Störung des öffentlichen täglichen Lebens herbeigeführt; der Beschluß bedeute grundsätzlich eine Streikandrohung der Kirchenschul⸗ lehrer gegen die kirchlichen Gemeinden und die kirchliche Behörde. Ein Vertreter des Kultusministeriums erklärt, daß mit der Verbandsleitung der Organisten und Kantoren Fühlung genommen sei, eine definitive Stellungnahme sei erst nach einer aber⸗ maligen Sitzung des Verbandes möglich. Die Abtrennung der Küster⸗ dienste von dem Kantoren⸗ und Organistenamte werde erfolgen.

Abg. Höfler (Dem.) fragt nach Maßnahmen gegen die wucherische Ausbeutung der Bevölkerung durch die Wohnungsvermittlungsstellen in Groß⸗Berlin. Ein Regierungsvertreter erllärt, daß gegen die wuche⸗ rische Ausbeutung von Wohnungsuchenden schon jetzt wirksame Gegenmittel angewendet würden. Abg. Oelze (Dnatl.) fragt nach der Sicherung der Arbeitsfreiheit. In einem Falle habe der Gewerbeinspektor in Neustettin arbeitswilligen Arbeitern und Beamten eines Betriebes eine über acht Stunden verlängerte Arbeitszeit verboten.

Ein Vertreter der Regierung teilt mit, daß es bisher noch nicht möglich gewesen sei, mit dem Reichsarbeitsminister über die endgültige Ermächtigung Fühlung zu nehmen, dem die Ermächti⸗ sung für längere Arbeitszeit zustehe.

8 Aoög. Stendel (D. Vv.) wiederholt in einer Anfrage an die Staatsregierung seine frühere Anfrage an den Landwirtschafts⸗ minister, ob es zutreffend ist, daß dieser in seinem Ministerium einen Ministerialdtrektor mit einem höheren Gehalt angestellt hat, als es im Etat für die Stelle vorgesehen ist. Mit welchem Gehalt für jetzt und für die Zukunft ist der Ministerialdirektor eingestellt worden? Ein Vertreter der Sraatsregieruna erwidert: Die an die Staatsregierung gerichtete Frage wird mit Nein beantwortet. (Große Heiterkeit.)

Abg. Kaulen (Zentr.) fordert Maßnahmen, die die recht⸗ zeitige Beförderung von Frühsaatkartoffeln unter Beobachtung der gebotenen Schutzmaßregeln gegen Witterungseinflüsse gewährleistet.

„Ein Regierungsvertreter erwidert, daß die Reichs⸗ kartoffelstelle allerdings am 15. Oktober infolge der mangelhaflen Versorgung, die für die Bevölkerung durch die unzureichende Wagen⸗ gestellung eintrat, den Versand von Saatkartoffeln bis Ende 1919 gesperrt hat, daß aber durch nachträgliche Verfügung dafür gesorgt worden ist, daß die rechtzeitige Beförderung von Frühsaatkartoffeln nicht unterbunden wurde.

1. 8 8

*) Mit Ausnahme der Reden der

tlau dergegeben werden.

Herren Minister, die

bei richtiger Anwendung mit Sicherheit, auch unter den heutigen

Friedmannsche Verfahren geht von richtigen wissenschaftlichen

ungünstigen sozialen Vechältnissen, heilt.

(Fortsetzung in der Zweiten Beilage.

weilen nichts übriggeblieben ist, als die Direktion von Bromberg

8 11.“ 11

eutschen

8 ö 11 8

Auern (Fortsetzung aus der Ersten Beilage.)

Eine Anfrage der Demokraten nimmt auf die Auflösung der Eisenbahndirektionsbezirke Danzig und Bromberg Bezug und ver⸗ langt über die end ültige Neueinteilung der ö5 stl ichen Eisenbahndirektionsbezirke von der Regierung Auskunft, auch darüber, ob die von den zuständigen Handelskammern lebhaft grforderte und im volkswirtschaftlichen Interesse liegende Neubildung eines Eisenbahndireltionebezirkes Csttbus Berücksicht gung finden wird.

Vom Regierungstischee wird er vidert, daß die Verlegung einer Direktion nach Cottbus sich als untunlich erwiesen, daß einst⸗

Berlin zu verlegen. Aer g, Neg born (dnat.) fragt, ob der Regierung die Tat⸗ sache bekannt ist, daß die Provinz Schlesien in zunehmen. dem Maße von Zigeunerbanden heimgesucht wird

was sie dagegen zu tun gedenkt. 1“ 1 vie Reg 88 ung läßt erwidern, daß ihr diese Tatsache bisher nicht bekannt geworden ist. Die Anweisung vom 17. Februar 1906 stehe noch in kraft und genüge zur Betämpfung des Zigeunerwesens.

Hierauf folgt die Abstimmung über den Haus halt der preußischen Regierung und die dabei beratenen Anträge und Anfragen.

Der Haushalt für rie preußische Regierung wird nach den An⸗ trägen des Haushaltsausschusses bewilligt. Die Ausschußanträge betr. die Rechnungslegung über das preußische Kronfideitommißvermögen, das Vermögen des preußischen Königshaufes und die Verw ndung der königlichen Schlösser, belr. die Kosten für die parlamentartschen Unterstaatssekretäre, für die Staatskommissare und Peigeoreneten, betr. den Erwerb der auf Lebenszeit verliehenen preußischen Orden, betr. die Vorbildung der politischen Beamten betr. die Einstellung der Zahlungen an die Provinzia⸗ 85 Lokalbehörden beigeordneten Volksbeauftragten gelangen zur Annahme. G 8 W1“ die Anträge der Deutschnationalen auf Für⸗ sorge für die in den Kämpfen mit den Polen verwundeten und

efallenen Mitglieder von Bürger⸗ und Bauernwehren und deren Feneerdllebenen und auf Bildung eines Regierungsbezirks mit der Bezeichnung »Grenzmark Westpreußen⸗Polen“, letzterer Antrag gegen die Stimmen der beiden Soz.⸗Parteien. .

Zur Annahme gelangt ferner der Antrag der Sozialdemokraten

wegen Umgestaltung der industriellen Staatsbetriebe zur Friedens⸗ 88 Antrag der Demokraten auf Einsetzung eines; ständigen Fachausschusses für Wohnungs⸗ und Siedlungewesen wird auf Antrag Graefe⸗Anklam (duat.) an den Geschäftsordnungsausschuß

0 2 8 3 VtertPrlenommen e Geeg des Zentrums über die

stu g der rheinisch usterschau. Achecas rhein schen zen Volkspartei auf Milderung der trostlosen Finanzlage durch Rücktehr zur altpreußischen Sparsamkeit wird gegen die Stimmen der sozialdemokratischen Parteien ange⸗ nommen. Auch der Antrag Hammer (bdnat.) öber die Vertretung des Handwerks, der gewerblichen Genossenschaften und des Einzelhandels im Reichswirtschaftsrat wird angenommen. Gegen die Stimmen der beiden sozialdemoratischen Parteien abgelehnt werden die An⸗ träge der Unabhängigen Sozialdemokr ten, den 9. November zum esetzlichen Feiertag zu erklären und den Bußtag als gesetzlichen e Unabhängigen Sozialdemokraten, betr. die Bildung eines Stadtkreises Großberlin, ist durch die inzwischen er⸗ solgte Vorlegung des bezüglichen Gesetzentwurfs erledigt.

Dann erhält zu einer Erklärung das Wort der

Ministerpräsident Hirsch: In der gestrigen Verhandlung der Nationalversammlung ist es zu einer Auseinandersetzung gekommen, zu der die Preußische Regierung nicht schweigen darf. Die beutige Preußische Regierung kennt die Ferler, die das alte Regiment in der Behandlung des Volkes, insbesondere auch beim Kulturkampf und in der Behandlung nationaler Minderheiten gemacht bat. Die leitenden Mämner der heutigen Regierung haben oft genug diese ver⸗ fehllte Politik der alten Regierung bekämpft. Sie halten es aber für außerordentlich einseitig, wenn in der gegenwärtigen Lage Deutsch⸗ bands bei solchen Erörterungen mur diese Fehler der Vergangenheit betont und wenn nicht auch erwähnt wird, daß sich das neue Preußen mit aller Entschiedenbheit und in Kon⸗ sequenz der Grundsätze der drei M. ehrheits⸗ parteien von diesen Methoden der Unfreiheit ab⸗ gewendet hat. bg. Adolph Hoffmann: Na, nal) Die Preußische Rogierung steht auf dem Boden der weitestgehenden Demo⸗ kratie (Lachen bei den U. Soz.) und Selbstverwaltung, namentlich guch der Gemeinden und Provinzen, so daß schon hierdurch jede Unter⸗ drückung religiöser und völkischer Rechte ausgeschlossen ist.

Dieser Politik der Gegenwart gegenüber können die Versuche der Zersplitterung Preußens keine Rechtfertigung in den Fehlern der Vergangenbeit beanspruchen. Die öffentliche Meinung in den Ab⸗ stimmungsgebieten zeigt uns, daß die dortige Bevölkerung sehr wohl den Unterschied zwischen der alten überwundenen Poli tik und dem neuen Grundsatz der Freibert zu machen versteht. Außerdem aber

darf bei solchen Erwägungen nicht vergessen werden, daß die Idee des einigen Deutschlands vor allem in Preußen ihre Förderung, durch Preußen ihre Verwirklichung gefunden hat (sehr richtig!), und daß Preußen für die Entwickelung der deutschen Wirtschaft seit der Gründung des Zollvereins geradezu Entscheidendes getan bat. (Sehr richtig!) Wir betrachten diese Aufgabe Preußens nicht als beendet, sondern werden, was an uns liegt, mitwirken, um den Geist der Ein⸗ beit in Kultmwarbeit und Staatspolitik zur Geltung zu bringen.

In diesen Zeiten, wo Deutschland den äußersten Bedrängnissen von außen und innen ausgesetzt ist, richtet die preußische Staats⸗ regierung an das Volk die Mahnung zur Einigkeit im Denken und im Handeln. (Bravol)

Darauf setzt das Haus die Besprechung der förmlichen e 18 Abg. Dr. Brackmann (Zentr.) über das Friedmannsche Tuberkuloseheilmittel fort.

Abg. Werner (dnat.): Der Minister hat gestern erklärt, daß er sich in dieser Frage eine gewisse Reserve auferlegen müsse. Es wäre zu begrüßen, wenn er dieselbe Reserve auf andere Fragen seines Ressorts ausdehnen würde. Der Minister erklärte weiter, daß er die Sache streng obsektiv prüfen lassen werde. Bei einer so wichrigen und das ganze Volk bewegenden Frage ist doch eine sachliche Prüfung felbsiverständlich. Die Tubertulose, die in der letzten Zeit eine schreck⸗ liche Vermehrung gefunden hat, ist eine Geißel, die hauptsächlich in den ärmeren lacsen heimatberechtigt ist. Se ist die Behandlung

3w chsanzeiger und Preu

eite Beilag

Berlin, Sonnabend den 29 November

kranken von 7 % auf 14 % gestiegen ist. Auch aus Oberschlesien liegen Nach⸗ richten vor, die ein Anwachsen der Tuberkulose melden. Früher kannte man so gut wie gar keine Tuberk losekranten. Ueber die Brauchbarkeit des Mittels selbst möchte auch ich ebenso wie der Minister als Laie nicht sprechen, hierüber zu urteilen, muß den ärzt⸗ lichen Autoritäten überlassen bleiben. Wenn es aber wirklich gelungen wäre, ein brauchbares Mittel zur Bekämpfung der Tuberkulose zu fiaden, so wäre das nur im Interesse des deutschen Volkes zu be⸗ rüßen. Mit der Verlesu g des Friedmannschen Briefes an die aiserin durch den Abg. Dr. Schloßmann hat dieser zweifellos Herrn Friedmann als Bvzantiner hinstellen wollen. Es muß doch anerkannt werden, daß der Kaiser und die Kaiserin für die Elenden und Kranken in Deutschland unendlich viel getan haben. Die Kommission zur Prüfung des Mittels von Dr. Xriedmann muß axber schnell arbeiten. Wenn das Mittel in der Tat brauchbar wäre, so baͤtte sich Herr Friedmann auch ohne den Professortitel ein unsterbliches Verdienst in der Welt erworben.

Minister für Wissenschoft, Kunst und Volksbildung Haeni sch: Meine Damen und Herren! Ich will auf die Einzelheiten, die der Herr Vorredner angeschnitten hat, nicht des näheren eingehen ich ver⸗ weise da auf meine gestrign Ausführungn —, sondern ich möchte mich beute darauf beschränken, Ihnen einen Auszug aus einer dienstlichen Aeußerung zu verlesen, die auf meine gestern an ihn gerichtete Auf⸗ forderung, sich zu dem von Herrn Professor Schloßmann erhobenen Anschuldigungen zu äußern, mir vor einer Stunde Herr Dr. Fried⸗ mann zugestellt hat. Ich halte es für meime Pflicht, wie ich gestern schon sagte, einen Abwesenden, zumal einen meiner Verwaltung unter⸗ stehenden Hochschullehrer, der nicht in der Lage ist, sich an Ort und Stelle zu vemeidagen, hier meinerseits zu Worte kommen zu lassen. Ich habe Herrn Dr. Friedmann gefragt, was an den Anschuldigungen des Abgeordneten Schloßmann sei, besonders an den Ansckuldigungen soweit sie das pekuniäre Moment und das üble Reklamewesen be⸗ treffen, die gestern hier erhoben worden sind. Herr Dr. Friedmann hat mir daraufhin ein längeres dienstliches Exposé zugestellt, aus dem ich mir erlauben werde, Ihnen einige Sütze vorzulesen. Herr Friedmann schreibt: 1 3

Uawahr ist, was Herr Schloßmann über die sogenannte an⸗ geblich von mir veranlaßte amerikanische Reklame und eine bierdurch erzeugte Schädigung des Namens der deutschen Wissenschaft gesagt hat. Wahr dagegen ist, daß auf Beschluß des Senats der Ver. einigten Staaten vom 2. Januar 1913, also Lange bevor ich auf Einladung bervorragender amerikanischer Aerzte nach Amerika fuhr, der Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika auf Ver⸗ anlassung des Senates ein offizielles Kongreßdokument (62. Kon⸗ greßdokument 1018) über die Friedmannsche Entdeckung in Washing⸗ ton hat drucken lassen; dieses Dokument ist in Hunderttausenden von Fremplaren durch die Regierung verbreitet worden.

Ich habe ein Exemplar dieses Dokuments hier und stelle es Herrn Professor Dr. Schleßmann und den anderen Herren zu Verfügung. Herr Friedmann fährt forb: Wenn also wirklich eine amerikanische Reklame gemacht worden ist, so hat sie die amerikanische Regierungselbst gemacht.

Unwahr ist, daß das Schreiben vom Oktober 1913 an die Kaiserin

ein Schreiben, das, wie Sie wissen, soeben auch der Herr Vor⸗

redner in den Bereich seiner Betrachtungen gezogen hat meiner Initiative entsprungen sei. Wahr ist vielmehr, daß bei dem damals gerade im Abgeordnetenhausee tagenden Tuberkulose⸗ kongreß Herr Pannvitz, einer der Berater der Kaiserin in der Tuberkuloscheilstätterbewegung und Leiter jenes Kongresses, mich aufforderte, das Mittel, das in diesen Tagen freigegeben werden sollte, am Geburtstag der Kaiserin freizugeben und ihr dies mit⸗ zuteilen.

Unwahr ist, daß ich jemals für eine Einspritzung 600 Mark, 300 Mark oder überhaupt eine bestimmte Summe gefordert hätte. Wahr ist vielmehr, daß vor Beginn der Behandlung mit d n Patienten ein Honorar vereinbart wird, welches sämtliche nötigen Konsulationen, ch 20 bis 40 an der Zahl, und guch alle erforder⸗ lichen Nachinjektionen, Atteste, Rezepte und Krankenberichte ein⸗ schließt. Wahr ist auch, daß viele Hunderte von Patienten dauernd von mir umsonst behandelt worden sind und behandelt werden.

Unwahr ist ferner, daß ich jemals von einer Krankenschwester, sofern sie mir ihren Stand zu erkennen gegeben hatte, auch nur das geringste Honorar genommen hätte.

Wahr ist, daß ich überhaupt nur ein⸗ bis zweimal in der Woche Sdrechstunde abhalten kann, weil meine ganze übrigee Zeit der Prüfung der mir von vielen Hunderten von Aerzten dauernd übersandten Befundberichte ihrer Patienten sowie der schriftlichen Beratung dieser Aerzte hinsichtlich Eignung und anzuwendender Dosis des Mittels widme. Wahr ist es, daß ich dieser ganz kostenlosen Konsultation von seiten der Aerzte und deren Patienten außer den Opfern an Zeit und Kraft noch erhebliche Unkosten für Schreibhilfe, Porto und Papier trage. Wahr ist auch, daß die allermeisten Aerzte, darumter viele Auteritäten, diese Beratung und diesen Gedankenaustausch erbitten und mit Dank anerkennen.

Unwahr ist, daß es sich in dem von Schloßmann zitierten Falle Schubert 8

wo Herr Dr. Friedmann 300 Mark genommen haben sollte (Zuruf) oder 600 Mark; ich weiß es nicht mehr genau; es steht nicht hier um eine arme Familie gehandelt hätte. Wahr ist vielmehr, daß

er Vater dieses Kranken Zahlkellner in einem sehr großen Café war, wo ein Zahlkellner bekanntlich ein Kommerzienratseinkommen hat. Wahr ist auch, daß seine Frau mit Brillantohrringen er⸗ schienen war und meiner Sekretärin ungefragt erklärt hatte, sie wollten für die Behandeung ihres Sohnes gern 1000 zahlen. Herr Dr. Friedmann het also in diesem Falle mindestens 400 woniger gononanen, als ihm freiwillig gebvten war. (Lachen.) Unwahr ist, daß ich den Sohn nur einmal bei der Einspritzung untersucht bätte. Wahr ist vielmehr, daß ich ihn in Lichterfelde,

e 111““ u““ 8 . 8 ßischen Staatsanzeiger.

1919.

sucht habe ihn in meiner Privarwohnung behandelt und in meinem Ambulatorium drei⸗ oder viermal seine Eltern Kranken wegen

Unwahr ist die laut Berichten der Berliner Tageszeitungen vom 28. November 1919 erhobene Behauptung Professor Schloß⸗ manns, daß „die Berichte der namhaf

ftesten Kliniker für das Mitte⸗ sehr wenig günstig ausgefallen die in der ganzen F

nha sind“. Wahvr ist vielmehr, wie Fachpresse veröffentlichte Literatur der letzten zwei Jahre bestätigt, daß das Urteil von 1914, das unter Kirchners Aegide auf Grund von Erfahrungen weniger Wochen oder Monate gefällt war, ein vorschnelles und falsches gewesen war. Wahr ist auch, daß sehr zahlreiche hervorragende Autoritäten, die auf Grund von vieljährigen Erfahrungen ihr Urteil in den Jahren 1918 umd 1919 veröffentlicht haben, Dauerheilerfolge bestätigen. UNnwahr ist, daß Geheimrat Kraus, wie laut den Berichten der Berliner Tageszeitungen (z. B. „Lokalanzeiger“) von Schloßmann bebauptet wurde, aus seiner Klinik Schädigungen in einer abschließenden Ver⸗ öffentlichung bericktet habe. Wahr ist dagegen, daß Geheimrat Kraus in seiner letzten Veröffentlichung ,Deutsche Medizinische Wochenschrift“, Weihnachten 1918) wörtlich sagt: „Irgendwelche Schäden des Mitteis haben wir nie beobachtei.

Unwahr ist, daß die (Zurufe rechts)

Sie müssen mir im Interesse der Gerechtigt

währsmänner zitiert,

mannsche Methode gestatten.

Fälle, größtenteils sehr vorgeschrittene Tuberkulosestadien, waren nach meinen Leitlinien für das Mittel nicht mehr geeignet. Die von Mühsam im Jahre 1914 mit dem Mittel eingespritzten und trotzdem ihrer Tuberkulose erlegenen Fälle betrafen schwerste Fälle allgemeiner Organtuberkulose.

Schließlich fügt Friedmann seinem Exposé noch folgende Mitteilung

Was die heutige Zeitungsmeldung von dem Verkauf des Fried⸗ mannschen Tuberkulosemittels an Herrn (Sklarz anbelangt. so hat dieser mir bis zum Vertragsabschluß unbekannte Herr in einem vor etwa sechs Wochen gescklossenen Vertrage 700 000 zu Einrichtung eines Instituts zur Verfügung gestellt. ist nach meinem Wunsch vertragsmäßig ausschließlich für diese Tu⸗ kulose⸗Volksheilanstalt bestimmt, in welcher Patienten, arme seolbst⸗ verständlich kostenlos, behandelt, Säuglinge schutzgeimpft und und Studierende in der richtigen Anwendung des Mittels richtet werdem sollen. Ich persönlich habe es auf d strikreste abgelehnt, von dieser Summe auch nun das Geringste für mich in Anspruch zu nehmen.

Ich war es dem Herrn Friedmann schuldig, von dieser Erklärung, die

natürlich nur als Einleitung einer amtlichen Untersuchung der Be⸗

schuldigungen anzusehen ist, dem Hause Kenntnis zu geben.

Abg. Dr. Weil (U. Soz.): Meine Freunde haben immer etwas für diejemigen übrig, die von der offiziellen Richtung, mag sie politi cher oder wissenschaftlicher Natur sein, entrechtet oder unterdrückt werden. Lange Zeit mußte das Wasserhei verfahren, die Massage⸗ und Sug⸗ gestionslehre um Anertennung kämpfen. Jetzt sind diese Lehren in die offiziele Medizin aufgenommen worden. Bisher ist ein brauch⸗ bares Tubertuloseheilmittel nicht gefunden worden. Es handelt sich nicht darum, wer ein solches Mittel findet, sondern was das Mittel leistet. Unter allen Umständen muß eine oöjektive Prüfung stattfiaden. Hecr Schloßmann indessen kratehlt Friedmann an und weist nach daß er ein unwürdiges Mitglied der menschlichen Gesellschaft sei. Da dürfte es ihm schwer fallen, die Erfindung objektw. zu beurteflen. Die Schwindsucht wütet ärger als je zuvor dei uns, sie ist die Proletarier krantheit und findet ihren Nährboden in Unterernährung, schwerer Arbeit, beschränkter Wohnung uno schlechter Luft. Hier muß der Hebel ein jetzen. Die Lungenhertstätten haben zweifellos wertvolles geleistet, jetzt ist alles wieder ins Umgekehrte verwandelt, deshalb müssen wir den Lungenheilstätten alles wieder zufügren, um sie betriebsfähig zu machen. Es darf nicht vorkommen, daß wegen des mangelhaften Organisationstalents des Ko lenkommissars die Heiltätte in Peel 6 nicht geheizt werden kann. Wird ein brauchbares Heilmittel gefunden. o muß sofort die Staatsreg erung die Hand drauflegen und es der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Ein solches Mittel darf nicht der kapitalistischen Ausnutzung anheimfallen. War dem Miaister nicht schon gestern die durch die Presse gegangene Nachricht bekaunr? Der Käufer des Tuberkulin ist ihm wohl bekannt, war er doch der Verleger der Haenischschen „Glocke“. Ich halte den Misise g einen weltfremden, ahnungslosen, unschuldigen Engel, er ist sicherlich keiner Missetat fähig. Mehr als mit einer Professur wäre Friedmann gedient, wenn man ihn zur praktischen Arbeit eine Anzahl von Kranken. betten zur Verfügung gestellt hätte. Die Einsetzung einer objektiven Kommission, der auch Friedmann angehören muß halten wir für richtig. Ich hoffe, daß objektiv geprüft wird und man zu dem Ergednis kommt, das der Allgemeinheit und nicht nur dem einzelnen einen er⸗ beblichen Nutzen abgeben kann. Wenn es gelingen sollte, Mittel ausfindig zu machen, um den sozialen Bazillus auszurotten, und nicht nur die Schwindsucht als Voltskrankheit, dann werden auch wir zur Mitarbeit gern bereit sein.

Hierauf nimmt abermals der Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung Haen 8 sch zu einer Erklärung das Wort, die nach Eingang des Stenogramms im Wortlaute wiedergegeben werden wird.

Abg. Dr. Thaer (D. Vp.): Wenn das Friedmannsche Mittel eine Hescüng bietet, der Volksfeuche Tuberkulose Abbruch zu tun, so muß er mit aller Kraft gefördert werden. Wir hören zahlreiche Stimmen, die sich laut dafür aussprechen und daneben auch manche, die sich bedenklich äußern. Gegen den Erfinder sind in der Oeffentlichkeit schwerwiegende Vorwürfe erhoben worden. Der mit der Erfindung getriebene Wucher und die dafür betriebene Reklame werden auch in diesem Hause mit Mißbebagen auf⸗ genommen worden sein. Die Anfrage stellt in ihrer Begründung das Mittel einerseits as zweifellos unschädlich und andererseits ald ein in vielen Fällen als sicher wirksam erwiesenes Heilmittel hin, von anderer Seite wird diese Heilwirkung für problematisch angesehen. Auch der Minister ist kein Fachmann. Da bleibt nur übrig, daß das Mittel aufs schnellste und gründlichste geprüft wird, und diese

rüfung müssen wir fordern, weil das deutsche Volk ein großes Prshe e hat, klar zu seben. Diese Prüfung ist uns auch nucesagt worden. Ich bin zwar nicht medizinischer Fachmann, aber über die Frage, was ein Beweis ist, darf ich mir doch vielleicht ein Wort erlauben, ein ärztliches Grperiment ist niemals ein exaktes, deshalb

f in Verbind mit der Wohnunasfrage zu lösen. ha,Per a se ugaetegt daß dis iehlhtenchiger der Taberkasose

en Hessinaschen Instibut, später in seinen Weßnung in Moabit be⸗