Die philosophisch⸗historische Klasse der preu⸗ ßischen Akademie der Wissenschaften hielt am 6. No⸗ vember eine hag; in der Herr Schuchhardt über germa⸗ nische und slawische Ausgrabungen sprach. Es handelt sich um die ersten Unternehmungen, die der Vortragende mit den Mitteln der Wentzel⸗Heckmann. Stistung hat ausführen können. In dem Lossower Ringwall südlich Frankfurt a. O. sind eine große
ahl brunnenähnlicher Gruben, die bei Anlage eines neuen Bahn⸗ gleises zutage getreten waren, von Lehrern und Schülern des Frankfurter Realgymnasiums untersucht und ausgeräumt worden. Sie gehören der Junglausitzer Zeit an und ehaben viele Tier⸗ und Menschenknochen geliefert, darunter 12 Schädel., Zusammen mit. Robert Koldewey hat dann der Vortragende bei Reetz, Kreis Arns⸗ walde, zwei wendische Ringwälle ausgegraben, wobei die Umwehrung und die innere Einteilung klargestellt wurde. Als Gegenstücke zu diesen Burgen wurden zwei zeitlich festbestimmte westdeutsche Kastelle erforscht; die Husenburg Heinrichs IV. von 1073 und die Burg Wahrenholz Bernwards von Hildesheim von etwa 1000. Sie halfen dazu, die wendischen Wälle in das 10. Jahrhundert zu verweisen und für manche ihrer Eigentümlichkeiten zu bestimmen, was spezifisch slawisch ist und was der allgemeinen Sitte der Zeit angehört. — Herr Eduard Meyer legte einen Aufsatz von Prosessor Dr. P. Jensen in Marburg vor: Erschließung der ara⸗ mäischen Inschriften von Assur und Hatra. Die bei den Ausgrabungen der Deutschen Orientgesellschaft aufgefundenen In⸗ schriften von Assur stammen aus der Partherzeit und zeigen ein Fort⸗ leben der altassyrischen Kulte, Namen und Ueberlieferungen bis in den Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. Unter den Inschriften von Hatra sind Beischriften zu dem Bilde eines Nachkommen des Königs Sanatruk. — Herr von Harnack legte vor seine Schrift „Der kirchengeschichtliche Ertrag der exegetischen Arbeiten des Origines“. II. Teil. (Leipzig 1919.)
In der an demselben Tage abgehaltenen Sitzung der physi⸗ kalisch⸗mathematischen Klasse sprach Herr Haber⸗ landt. „ mnen nach⸗Plasmolysece“. Es wird über Versuche berichtet, die angestellt wurden, um zu ent⸗ scheiden, ob die nach Plasmolyse in Traubenzuckerlösungen in den Haaren von Coleus Rehneltianus und in den Blattzähnen von
lodea densa auftretenden modiftzierten Zellteilungen auf mechanische oder chemische Reizung der Protoplasten zurückzuführen sind.
Am 13. November hielt die Akademie eine Gesamtsitzung unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Rubner ab. Fer Meinecke sprach über die Lehre von den Interessen der Staaten, die neben und unabhängig von der allge⸗ meinen Staatslehre im 17. und 18. Jahrhundert gehlüht hat und als Vorstufe moderner Geschichts⸗ auffassung von Bedeutung ist. Er behandelte ins⸗ besondere die Schrift des Herzogs von Rohan „De l'interest des Princes et Estats de la Chrestienté“ 1634 und
untersuchte die Frage, wie dieser einstige hugenottisch⸗feudale Gegner Richelieus zum Vorkämpfer der reinen Staats⸗ raison und der Richelieuschen Interessenpolitik werden konnte. — Herr Einstein legte vor eine Arbeit der Prof. Dr. M. Born und Dr. H. Stern: Ueber die Oberflächenenergie der Kristalle und ihres Einflusses auf die Kristall⸗ gestalt. Es wird auf Grund der Bornschen Theorie der aus Jonen gebildeten Kriftalle die Oberflächenenergte für gewisse Flächen regulärer Salze von Typus Na Cl berechnet. Die Ergebnisse werden mit der gemessenen Kapillaritätskonstante einiger geschmolzener Salze verglichen. — Herr Einstein legte vor eine Arbeit von Dr. Jakob Grommer: Beitrag zum Energiesatz in der all⸗ gemeinen Relatipitätstheorie. Es wird ein Hilfssatz
Energiesatz in der allgemeinen Relativitätstheorie“ ohne Beweis an⸗ genommen ist.
In der am 20,. November abgehaltenen Sitzung der physi⸗ kalisch⸗mathematischen Klasse sprach Herr Warburg säure und Maleinsäure ineinander. Bei der photo⸗ chemischen Umwandlung von Fumar⸗ und Maleinsaäure ineinander wird nur ein kleiner Teil der absorbierenden Molekeln umgewandelt. Der Vorgang wird erklärt durch die Annahme, daß die Aufnahme eines Quantums die Bestandteile der absorbierenden Molekel aus⸗ Bestandteile wieder zusammengehen; d zu der ursprünglichen Molekel oder zu der isomeren, ist eine Frage der Wahrscheinlichkeit. „ Am 20. November hielt die philosophisch⸗historische Klasse eine Ipung ab, in der zunächst Herr Kehr über „das Erzbistum Magdeburg und die erste Organisation e der christlichen 11 in Polen“ las. Auf Grund emer Analyse der älteren päpstlichen Privilegien für das Erzbistum Magde⸗ burg wird nachgewiesen, daß die magdeburgische Kirchenprovinz nur das Slawenland zwischen Elbe und Oder umfaßte, nicht aber Polen, und daß auch späterhin eine Unterordnung des Bistums Posen unter Maggdeburg unwahrscheinlich ist. „Es wird gezeigt, daß die Magde⸗ burger Ansprüche auf einer bald nach 1004 oder nach 1012 ange⸗ fertigten Fälschung beruhen. — Herr Erm an legte vor seine Schrift: Kurzer Abriß der ägyptischen Grammatik zum Gebrauche
in Vorlesungen (Berlin 1919); Herr Sachau legte vor: Rudol; der Dampfer sung 98885 9 8 Männern, 25 Frauen und 19 Kindern, aus Australien erwartet. Am 9. Dezember soll in Rotterdam der Dampfer „Windhoek’ eintreffen, 116 Frauen und 161 Kinder, west afrika mitbringt.
Fange, Thesaurus Japonicus, Japanisch⸗deutsches Wörterbuch. Bd. II. (Berlin und Leipzig 1919.) “
8 8 11“
Bei Gurlitt finden wir zurzeit zwei Sammelausstellungen von Louis Corinth und Curt Herrmann. Besonders die Werke von Louis Corinth sind gut ausgewählt und geben einen vortrefflichen und guten Ueberblick über sein Kunstschaffen. Sie zeigen den kräftig und temperamenivoll zupackenden Künstler und den durchaus germanisch empfindenden Menschen in seiner pölligen Ehrlichkeit. Glänzend in der Auffassung sind’ seine beiden frischen Porträts, herauswachsend qus der Generation Leibls. Besonders der Vater des Künstlers p (1883) ist scharf in der Charakteristik erfaßt und plastisch durchgehilret. Glänzend in der Bewegung und dem Halb⸗ dunkel der Schatten ist die Schlächterei (1900). Freude am Glaus der Oberfläche zeigt der Künstler in seiner „Versuchung des hl. Antonius“. Anschließend finden wir auch einige neuere graphische Arbeiten ausgestellt, wie 8 lithographische Folge aus der Avpokalypse, das große ABs und die ersten Menschen. Hier können nicht alle Blätter gleichmäßig befriedigen. Einer anderen Welt gehören die neueren AÄrbeiten von Curt Herrmann an. Ge⸗
schmackvoll in der hellen Farbengebung, zeigen sie das an den der Bund deutscher
sich unterhielten.
märchen „Und Pippa tanzt“
Gefangenen erläßt
stätte zu haben.
schen Büro für Seuchenbekämpfung
erbeten und bereits aus eigenen Mitteln fir diesen Zweck 100 000 Franken zur Verfügung gestellt. Auch will es dem schwed⸗
in Wien Hilfe ge⸗
währen. Das schwedische Rote Kreuz hat auch in der schwedischen Landwirtschaft eine Sammlung von Getreide organisiert, um der Lebensmittelnot entgegenarbeiten zu können.
Lessingtheater.
Mit der gestrigen Neueinstudierung von
lichen Griff getan. Faft genau vor sechs Ja liche Stück auf derselben Bühne mit großem in Szene. Jetzt hat die Rückkehr von Tilla lichen Vertreterin der weiblichen Hauptrolle Stätte ihrer früheren
mit dem er die Dinge fieht, und die feine ironisierend schildert, auf seine Freude an Parad
sächlich oder scheinbar ad Widersinn überkommener sozialer Vorurteile
Stelle schon früher hingewiesen worden. Es den Gang der Handlung mit wenigen Worten
Higgins schließt mit einem möglich wäre, mittels einer von ihm erdachten ein Mädchen aus der Hefe des Volkes binnen gelten könnte. Die Fortschritte der Verf und der endliche Sieg seiner Theorie machen den
malion hat seine Galathea gescha
ich, ihn,
zu bedienen, flüchtet zu seiner Mutter
Achtung gebieterisch fordert. Augen.
weise, den Ausdruck echten Empfindens zeichnete Klöpfer zu nennen, der die
Ilka Grüntng, Klara Hartmann,
vollständigten unter der verst durch herzliche H
Scheele⸗Müller, Escher und den Herren Boh mann, Lücke, Philipp besetzt, unter der aufgeführt. Anfang 6 ½ Uhr.
Dr. von Naso. Anfang 7 Uhr.
Mannigfaltiges. Die Reichszentralstelle für Kri
gefangene teilt mit: Am 3. Dezember wird in Rotterdam „Valencia⸗ mit einem Transport von insgesamt 355 Personen,
Der B.und deutscher Frauen zur
erquickt wird mit der Frage des Wiederauf
biete in Nordfrankreich. Die deutschen Frauen aber auch tiefes Mitgefühl mit den Bewohnern der zerstörten Ge⸗ biete und verstehen ihr Verlangen, baldmöglichst wieder eine Heim⸗ Darum richten sie an die deutschen Männer die Bitte, sich zahlreich melden zu wollen, um beim Wiederaufbaun der zerstörten Gebiete zu helfen.“
Am Sonnabend, den 6. Dezember, Abends Frauen zur
modernen Franzosen, wie Renoir und Signac, geschulte und kultivierte Gefangenen in der alten Garni s
Empfinden des Künstlers. Besonders seine keinen Blumenstilleben F hbieten das Höchste an verfeinertem Geschmack. Auch selne Landschafts⸗ 6 skizzen gewähren e nen reinen Genuß. Von Plastiken treffen wir Arbeiten 8. von Kurt Edvarxd. Besonders die Bronzefigur einer knieenden Frau 8 zeigt eine reizvolle Formenbehandlung, ohne sich jedoch von einer & etwas oberflächlichen Geziertheit im Stile Kolbes zu befreien. Ganz tüchtige Arbeiten sind zwei Porträtbüsten desselben Künstlers. w
Eine starke Zumutung an das Publikum bildet die jury⸗ Karten zu 2,
freie Ausstellung der ehemals feldgrauen Künstler
in der Akademie der bildenden Künste. Hoffte man nach Jaben
Arbeiten von Waske und einer ganz sympathischen Landschaft von
F. Rhein noch Werke zu finden, die Anspruch machen konnten, als 9
Kunstwerke zu gelten, so wurde man entténscht. W. F. V. R Herausgebers der „Deutschen Juristenzei
1 Wohlfahrtspflege. jp Das schwedische Rote Kre uz hat, wie dem „W. T. B.⸗
Solisten, wie H Walter Drwenski (Srgel).
riedrichstraße 46 (nahe Bahnhof Börse), ein
Ertrag unsern Gefangenen zugut
eichsjustizministerium begründet worden.
„Epidemien, die ganz Europa bedrohen, von der schwedis chen ge Regierung eine Unterstützung von einer Million Kronen
1““ 8 8
lehrten Juristentum die ihm gebührende
bleibt. Er foll alle diejenigen Interessen vertret
Theater und Musik.
Komödie „Pygmalion“ hat das Lessingtheater offenbar einen glück⸗
1 Wirksamkeit willkommenen Anlaß geboten, an den damaligen Erfolg wieder anzuknüpfen. eigenartige Erfindungsgabe des trischen Komödiendichters, den Humor,
anschauungen durch die Kraft seines logischen ad absurdum zu führen und den
Miene des Schalks aufzudecken — auf das alles ist an dieser
zurufen und einige Bemerkungen übex die gestrige Darstellung hinzu⸗ zufügen. Der Vorgang ist folgender: Der Sprachforscher Professor reunde die Wette ab, daß es ihm
so abzurichten, daß es in der besten Gesellschaft für eine Herzogin uchsperson Eliza Doolittle unter den Händen Higgins', anfängliche Kämpfe und Enttäuschungen
der Komödie aus, deren erster gepissermaben das Vorspiel bildet. Pyg⸗
G een, aber der tote Stein ist dabei auch zum lebendigen Weibe gewornden, das sich nun nicht mehr lediglich als Objekt betrachten lassen will. Cliza macht Higgins, dem eingefleischten, rücksichtslosen Junggesellen, Szenen, weigert es für selbstverständlich hält, wie eine Magd
nun und hinfort wie eine geborene Lady, welche die ihr zukommende Elizas Flucht öffnet Higgins die Er merkt, wenn er es auch nicht zugeben will, daß er sie nicht entbehren kenn, und die heitere Handlung endet unter sehr geschickter Umgebung der Banalitäten landläufiger böG mit der begründeten Aussicht beiden ein Paar wird. Tilla Durieux' schauspielerische Leistung als Eliza hat nichts von ihrer Ursprünglichkeit eingebüßt. Die Wandlung vom keifenden Straßenmaͤdchen zur vornehmen Welt⸗ dame, die komischen Rückfälle in die heimische Sprech⸗ und Denk⸗
Den Profeffor gab Heinz Salfner als groben, aufbrausenden, im Grunde gutherzigen Gelehrten. Als bhee 1 ist noch Eugen onderbare des Vaters der Eliza, des Müllkutschers Doolittle, einer an Dickenssche Volkstypen gemahnenden Gestalt, mit erheiternder Wirkung vertrat. Georg Schnell und andere ver⸗ Relat orie. ändnisvollen Spielleitung des Direktors hewiesen, dessen Gültigkeit von A. Einstein in seiner Arbeit „Der Barnowski das tadellose Zusammenspiel. Die Zuschauer zeigten eiterkeit und lebhaften Beifall, wie vortrefflich sie
3 che Im Opernhause wird morgen, Donnerstag, „Figaros ber die photochemische Umwandlung von Fumar⸗ Hochzeit“, mit den Damen von Granfelt, Hansa, Marherr, von Bohnen, Bronsgeest, Bach⸗ Leitung von Dr. Fritz Stiedry
Im Schauspielhause wird morgen Ibsens Schauspiel einandertreibt und daß bei dem dee sekundären Vorgang die „Wespenster in der bekannten Befetzung gegeben. Spielleiter ist Im Deutschen Theater sind in der am Sonnabend statt⸗ findenden Erstaufführung von Gerhard Hauptmanns Glashütten⸗ m in den Hauptrollen beschäftigt: Else Eckersberg, Emil Jannings, Hermann Thimig, Magnus Stifter, Sigmund Nunberg, Margarethe Kupfer, Mar Kronert und Gustav Roos. Die Szenenbilder von Joseph Block angefertigt.
. Musikalischer Leiter der Aufführung st Benno Poswianskv, Spielleiter: Felix Hollgender.
insgesamt 458 Personen aus Süd⸗
folgende Kundgebu ng: „Die deutschen Frauen und Mütter, die mit heißer Sehnsucht auf die Rückkehr ihrer in französischer Kriegsgefangenschaft zurückgehaltenen warten, müssen es entschieden ablehnen, daß die Frage ihrer Freigabe baues der zerstörten Ge⸗
u diesem Konzert hät der Domchor unter der Leitung von ofessor Rüdel seine Mitwirkung zugesagt, ebenfalls hervorragende ertha Dehmlow (Alt), Curt Vogel (Violine), Der Hofprediger Doehring ird in einer besonderen Ansprache unserer Gefangenen gedenken. 3, 4, 5 ℳ sind bei Wertheim, Bote & Bock und im Küsteramt der Alten Garnisonkirche erhältlich. 8
Ein Deutscher Juristenbund ist am l. Dezember im Einer Anregung des Deut zeitung“ Dr. Liebmann ent⸗ Prechend, haben sich sämtliche berufsständischen Vereinigungen der Juristen zu gemeinsamer Arbeit zusammengeschlossen. Dem neuen Bunde können auch Einzelpersonen mit juristischer Vorbildung an⸗
ous Genf berichtet wird, zur Bekämpfung der gefährlichen- gehören. Der Juristenbund wird u. a. dafür eintreten, daß de
Bernard, Shaws
hren ging dies ergötz⸗ Beifall zum erstenmal Durieux, der vortreff⸗ der Komödie, an die
Auf die
Art, mit der er sie oxen und daran, Welt⸗ chen Verstandes tat⸗
mit der lächelnden
genüge daher heute, ins Gedächtnis zurück⸗
phonetischen Lehrweise einem halben Jahre
Inhalt von vier Akten
Uund benimmt sich
, daß aus den
sie wieder meisterlich.
Lebensphilosophie
Ludwig Wüllner, sind nach Entwürfen
egs⸗ und Zivil⸗
der 181 Männer,
Befreiung der Söhne und Gatten
und Mütter haben
7 ½ Uhr veranstaltet efreiung der onkirche, Neue Konzert, dessen e kommen soll.
8
Stellung erhalten
iele des neuen und als Vertreter
Dr. Leeb, München, von Rechtsanwälten:
und Justizrat Dr. Verwaltungsbeamten:
noch zu wählender
Berlin, ferner je ein 58 Beirat besteht
schen Reich vereinigt.
K
8 mũ
mangel zu verhandeln.
Tonne gutzuheißen. Schwurgericht lonische Aktivist
wallonisch⸗ anderen sind flüchtig.
6 ½ Uhr.
*8
Freita
Andersen.
Kröller. Anfang 7 Uhr.
höheren Verwaltungsbeamten, und der 1. Vorsitzende des beamten, Oberbürgermeister a.
Nechtslehrer an den Universiläten Dr. Kaufmann, Berlin, und Geheimer Justizrat, Professor mann, Bonn, für die Gruppe derjenigen, die keiner berufsständischen Vereinigung angehören: der Herausgeber der zeitung“ Dr. Liebmann. Zum 1, Schriftführer wurd fitzende des Bundes der Assessoren, Assessor Dr. W und zum 2. Schriftführer der 1. Vorsitende
Referendare und Rechtspraktikanten, Re G gewählt. Den geschäftsführenden Aus Landgerichtsdirektor, Geheimer Justizrat Dr. Neuenf⸗ sitzender und Amtsgerichtspräsident Dr. Sächsischen Richtervereins, Dresden, Max Hahn und Justizrat Magnus, waltungsbeamten: Oberverwaltu
zu erwartenden großen gesetzgeberischen Re dem Deutschen Juristenbund tritt nach Organisation ins Leben, die vor allem di Vereinigungen: Richter, Anwälte, Verwaltun wie die dem Juristenstand sonst An
Düsseldorf, 2. Deze Metallwaren⸗M
in Namur der P
en Ministerjen.
bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Hochzeit. Komische Ope
Ein Familiendrama in drei Akten von Dr. Eckart von Naso. Anfang 7 Uhr.
Opernhaus.
Schauspielhaus. 268. Freiplätze sind aufgehoben. Egmont. Trauerspiel in. fünf Aufzügen von Goethe. Musik von 2 Bruck. Anfang 6 ½ Uhr.
kei der Gesetzgebung insonderbeit durch nuden Entwinfen mitwirken. Nachdem der ifker namen er ichsjustizverwaltung, erlrelee des vreubichien und des bayerischen Justizministeriums, Unterstaatssekretär Dr. Mügel und Staatsrak München, die Begründung des Eiüt hatten, entwickelte der zum 1. Vorsitzenden Oberlandesgerichtspräsident Dr. von S taff die
Bundes. Es begrüßten des Deut chen Richterbundes direktor Dr. Neuenfeldt und namen vereins Geheimer Justizrat Dr. Eu verelna aceänrten. 5 d zolare. Einstimmig und mit Freuden wurde darauf die Be rün des Deutschen Juristenbundes beschlossen. vee Richtern: Oberlandesgerichtspräsident Dr Senatspräsident Dr. Koffra, Berlin, und Erster 1. Vorsitzender des Deutschen der Vorsitzende des Deutschen An Gebeimer Justizrat Dr. Heiliger, Cöln, baum, Leipzig, Geheimer Justizrat Dr. Eugen Fuchs, Berlin,
chrffer ne
Buhmann, München, der 1. Vorsitzende
2
London, 2. Dezember. (W. T. B.) Lau die Butterzuteilun 1 worden. „Times“ schreibt amts zurückzuführen, den Ankauf von 2000 T Butter durch den Lebensmittelkontrolleur um 33
Brüssel, 2. Dezember. (W. T. B.) Heute findet vor dem 81. 111“ wal⸗
e katt, die angeklag ind, einde Dienste Febettte zu haben. Es handelt sich ün die Bean Zehn Angeklagte sind ers
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Theater.
Opernhaus. (Unter den Linden.) Donnerstag: 252. Dauer⸗ d Freiplätze sind aufgehoben. 1G Oper in vier Akten von Wol⸗ Mozart. Tert nach Beaumarchais, von Lorenzo Dap Uebersetzung durchgesehen von H. Levi.
Dr. Fritz Stiedry. Spielleitung: Hermann
Schanspielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Donnerst.: bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sin
ens der Re
Dr. Meyer⸗ Deutschen Juristenbundes lebhaft be⸗
8 zum Deutschen NR s des Deutschen gen Fuchs, ebenso Vertreter der er Universitätsprofessoren und der Den Vorstand bilden: von Staff, Düsseldorf, Staatsanwalt Nichterbundes, ꝛwaltsvereins bezw. Justizrat Kurl⸗
Staatsminister Dr.
t Lentze, Berlin, Berufsvereins der höh 8
eins d eren Kommunal⸗ D. Dr. Künzer, Berlin, für die n und übrigen Hochschulen:
chen Juristen⸗ e der Vor⸗ achs mann, Berlin, Bundes der keferendar Kempner, schuß bilden von
wehrminister hat
eldt als Vor⸗ 1. Vorsitzender des anwälten: Justizrat die höheren V Lindenau und ein
Becker, von Rechts Berlin, f ngsgerichtsrat Dr. vähle Herr, von den Professoren: heimen Justizräte, Professoren Dr. Heymann Vertreter 87 Afessoren aus einer Anzahl Persönlichkeite dem Juristenbund angeschlossenen 8 FFeirsn Der Juristenbund wird v leisten. Es wurden sofort mehrere Kommissionen zur Ber
und Referendare.
e
3 reinigungen orwiegend seine Arb
eit in Kommissionen erhalten haben. eformen eingesetzt. langen Bemühun e großen berufsständischen valtungsbeamten und p gehörenden aus dem ga id Damit erhalten endlich alle deut ihre gemeinsame standesgemäße Vertretung.
Professoren nzen Deut⸗ 2. Aüchen Juristen
ember. (W. T. B.) Die R aschinenfabrik hat infolge hlenmangels den Betrieb vollständ ig stillegen en. Aus diesem Anlaß zogen die bes⸗ nach dem Rathaus, um mit Vertretern der
heinische herrschenden
äftigungslosen Arbeiter
tadt über den Kohlen⸗
t Reutermeldung ist abgesetzt erung des Schatz⸗ onnen holländischer Pfund Sterling die
g auf eine Unze wöchentli „dies sei auf die Wei.
eamten der
fgang Amadeus
Musikalische. Bachmann.
ind aufgehoben. Gespenster. Henrik Ibsen. Spielleitung:
Freit 2 253. Dauerbezugsvorstellung. und Freiplätze sind aufgehoben. Zum ersten Male:
Geheimnis. Intermezzo in einem Akt. Ferrari. — Klein Idas Blumen. Nach dem Märchen von Handlung und Musik, von Paul von Klenau. Silhouetten. Tanzszenen von Schatten
ten? Susannens Musik von Ermano Wolf⸗
zu Licht, von Heinrich Dauerbezugsvorstellung.
eethoven. Spielleitung:
Verlobt: Frl. Rose
Familiennachrichten. se von Götz mit Hrn. Majer z. D. Thrasybul
Argyropoulos (Hohenbocka, Sberlausitz — Schwarzbach Z. 8 6 Verehelicht: Hr. Legationsrat Dr. Renata Gräfin Harrach (Berlin).
Gestorben: Hr. Oberst Curt von Hr. Oberlehrer Robert Wüsthof (Gartz a. O.).
Carl von Schubert mit
Petery (Darmstadt). —
(eins
„ die den gesomten!
Rechnungsrat Me
Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäft 8— ngerina in Berlin. Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in B Druck der Norddeutschen Buchdruckere
Berlin, Wilhelmstraße 32.
Fünf Beilagen
chließlich Börsenbeilage)
i und Verlag
* 8 1“
chs
Nℳ. 2772.
Preußische Landesverfammlung. 88. Sitzung vom 2. Dezember 1919.
(Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger.) Am Ministertisch: Der Minister des Innern Heine. Präsident Leinert eröffnet die Sitzung um 12 4 Uhr. Auf der Tagesordnung stehen zunächst 7Anfragen. Die deutschnationalen Abgg. Dr. von Kries und W e18 ⸗
eIrmes fragen, was die Regierung im Einvernehmen mit der Reichs⸗
1 gedenkt, um auf baldige Zahlung der
ür Unterbringung der Grenz⸗ Ostmark hinzuwirken. “
mtreter der Regierung erklärt: Der Reicks⸗
t it dem preußischen Minister des Innern in
Verbindung gesetzt, um festzustellen, welche Verbände von Grenz⸗
schutztruppen demnäͤchst zurückgezogen werden können. Auch für be⸗ 8 hHleunigte Zahlung der Quartiergelder wird Sorge getragen werden.
Eine Anfrage der deutsch⸗hannoverschen Abgg. Rump und nossen betrifft die Nichtauszah bung der Beschaffungs⸗ zulage an die Katastertechniker und die Gehilfen
auf den Katasterämtern; die Zahlung werde mit der Begrün⸗
dung verweigert, daß diese Angestellten nicht unmittelbar vom Staate,
fondern durch die Hand der Katasterkontrolleure besoldet würden.
Die Antwort des Regierungsvertreters bleibt auf der Hiesse⸗Empore im Zusammenhange unverständlich; es scheint aus ihr hervorzugehen, daß die Regierungen im Sinne der Anfrage Weisung
Eine Anfrage der Mnabhängigen Sozialdemokra ten fordert Auskunft darüber, warum in den reisen Flatow und Schlochau und anderen unzweiselhaft Ppreußisch bl eibenden Kreisen der Provinzen Westpreußen und Posen Kommunawahlen bisher nicht angeordnet sind. 1 Hln0
Die Antwort des Regierungsvertreters geht dahin:
Aus dringenden politischen Gründen waren zunächst Posen und West⸗ preußen von dem Geltungsbereich der Gemeindewahlverordnung aus⸗ eschlossen worden. Durch das Ermächtigungsgesetz vom 15. Juli 1919 Fengten sie nachträglich überall da vorgenommen werden, wo feststand, daß der betreffende Kreis in vollem Umfang bei Preußen verblieb, aber nicht in denjenigen Kreisen, wo das nicht der Fall ist, die von der zukünftigen Grenze durchschnitten werden und wo die endgiltigen Grenzen, die endgültige Linienführung noch nicht feststeht. Erst wenn hie Verhältnisse sich geklärt haben, kann in diesen wenigen Grenz⸗ kreisen die Ausschreibung der Gemeindewahlen erfolgen.
Die Abgg. Kimpel und Gen. (Dem.) fragen, ob die zwischen dem Kultus⸗ und Finanzministerium schwebenden Verhandlungen über die
Neuordnung der Lehrerbildung in Preußen Autsicht auf baldigen Erfolg versprechen und ob eine bezügliche Vorlage bald an das Haus kommen wird. 1
Der Regierungsvertreter erwidert, daß diese Verhand⸗ lungen nach Möglichkeit beschleunigt werden, und daß auch ihr vor⸗ säufigee Ergebnis bald wird bekanntgegeben werden können.
Auf die Anfrage der Sozialdemokraten, ob die Regie⸗
rung den Artikel 129 der Hreschöherfastung, nach dem dem Be⸗ amten Einsicht in seine Personalnachweise zu ge⸗ währen ist, auch so eng auslegt, wie verschiedene Staatsbehörden, ie den Beamten nur die Einsicht in die den Akten vorgehefteten Personalbogen, aber nicht in die Akten selbst gestatten, erklärt der Regierungsvertreter: Auch nach Ansicht der Re⸗ Lierung darf nicht bloß die Einsicht in die Personalbogen, sondern muß auch Einsicht in die Akten selbst gewährt werden, soweit letztere 8 nicht geschlossen sind. Beschwerden über die Verweigerung werden m Einzelfelle bei den Aufsichtsbehörden anzubringen sein. Abg. Rade (Dem.) hat am 18. September folgende Anfrage eingereicht: Der Direktor des Realgymnasiums in Wiesbaden August Maurer ist wegen eives im Februar geschriebenen, durch Vorzensur verbotenen und nur an einige Freunde weitergegebenen Artikels soeben gus dem besetzten Gebiet ausgewiesen worden. Der Oberlehrer Klaus Krämer, von der Regierung Dorten zum Kultusminister der rheinischen Republik ausersehener Mitunterzeichner der landesverräterischen Er⸗ klärung vom 1. Juni, ist zwar in (auffallend lang sich dinziehende) Hiseiplinaruntersuchung gezogen, aber im Bezuge seines vollen Gehalts verblieben. Wie gedenkt die Staatsregierung ihre durch solche Fälle gefährdete Autorität im besetzten Gebiet zu wahren? Der Vertreter der Regierung rekapituliert ausführlich den Tatbestand und stellt fest, daß der Oberlehrer Fh an den Bestrebungen für die Gründung einer mheinischen Republik stark be⸗ teiligt hat, auch als Mitglied der vorläufigen Regierung amtliche Be⸗ kanntmachungen, welche sich gegen die preußischen Beamten richteten, nterzeichnet hat. Das gegen ihn eingeleitete Disziplinarverfahren auf Entlassung ist durch die Behörden im besetzten Gebiet fgebalten worden. Die Fortzahlung der Gebührnisse ist er⸗ worden. Das kollegium hat Krämer be⸗ urlaubt und sein Wiedererscheinen im Gymnasium für unmöglich er⸗ klärt, es hat erklärt, daß es einem hochverräterischen Treiben gleich⸗ uachten sei, wenn Krämer den Unterricht fortsetzen würde. Ein ahin gehender Auftrag des Auswärtigen Amts an das Provinzial⸗ schulkollegium hat bis jetzt nicht ausgeführt zu werden brauchen, da Krämer ein ärztliches Zeugnis vorgelegt hat und bisher der Anstalt ferngeblieben 18 öö6““ Aluf eine Anfrage der Abgg. Dr. Berndt und Gerxossen (Demn.), ob die Regierung bereit ist, die Veranlagungsbehörden schleunigst enzuwejsen, die Koston der Straßenreinigung als ab⸗ zuns Phige Werbungs kosten anzuerkennen, läßt die Regierung erwidern, daß die Nichtabzugsfähigkeit auf der ston⸗ rigen Rechtsprechung des Obewerraltungsgerichts veruht, daß aber eine Aenderung der gosetzlichen Vorschriften sich schon deswegen nicht empfiehlt, weil die reichsoesetzliche Regelung der Einkommenbesteue⸗ rung unmirtelbar bevorsteht. “ 1“
Die dritte Beratung des Gesetzentwurfs über Erweiterung der Selbstständigkeitsrechte der Provinzialverbände wird von der Tagesordnung abgesetzt und der Emwurf an den Ausschuß zurückverwiesen. 1
Es folgt die erste Beratung des Gesetzentwurfs über die Bildung einer Stadt Groß Berlin.
Minister des Innern Heine: Das Gesetz über die Schaffung von Groß Berlin hat ein lenge Leidensgeschichte hinter sich. Man hat seinerzeit den richtigen Zeitpunkt vewpaßt, in dem es möglich gewesen wäre, ein großes Kommunalwesen zu schaffen. Darmn hat man sich mit allerhand Notbebelfen aus den Schwierigkeiten herausfinden müssen, bis wir durch die Revolution freie Bahn bekommen haben. Man wollte Berlin micht groß werden lassen aus der Besorgnis vor einer großen demokratischen Körperschaft und einem Ueberwiegen der Ar⸗ beiterklassen in dieser großen Gemeinschaft. Ich verstehe es voll⸗ kommen, daß es eine ungesunde Entwick ung wäre. wenn in einer großen Stadt alles zusammenliefe, was an geistiger Bewegung vorhanden ist. Von einer solchen Tendenz ist die 1eee. weit entfernt. Was jetzt
eschaffen werden muß, ist ein großer Kommunalverband, der die pesßen Aufgaben der Gegenwart zu lisen vermag. Die Bedenken, die früher ausschlaggebend waren, spielen jetzt nicht mehr mit. Wir kömnen jetzt wis zinem größeren Wagemute an die Lösung der verschiedenen
„Erste Beilageẽ
anzeiger und Preußischen
Berlia, Mitt n 3. Dezember
M . n—
Probleme herantreten als vor der Revolution und haben uns kurz⸗ weg für die zadikalste und großzügigste Lösung entschlossen, weil wir giguben, daß jetzt nicht wieder Stüchwerk gelelstet werden darf. Ich bitte Sie, unsere Vorlage mit Wohlwollen aufzunehmen und so schnell wie möglich zu fördern. Es ist dringend erwünscht, daß das Gese am 1. April 1920 in Kraft treten kann; je länger es hinausgezögert wird, umso schwierigere Uebergangsverhältnisse entstehen. Unterstaatssekretär Dr. Freund: Als 1807 der Friede von Tilsit geschlossen wurde, war es Aufgabe der damaligen Regierung, neue Kraftquellen zu erschließen, um mit den verringerten Mitteln die gegebenen Aufgaben zu lösen. In derselben Lage befindet sich die jetzige Regienung; sie muß versuchen, nach der Katastrophe neue Kräfte zu entbinden, die bisher brach lagen. Bisber ist es innerhalb de großen Kompleres Berlin nicht möglich gewesen, die Kräfte so zu⸗ sammenzußassen, daß sie wirklich mit der größten Sparsamkeit den größten Erfolg herbeiführten. Ich will nur auf zwei Tatsachen hin⸗
weisen, um zu zeigen, wie sehr die ganze Entwicklung Berlins unter
der Zersplitterung gelitten hat. Es haben sich eine Fülle von Ver⸗ bänden bilden müssen, um über den Mangel der einheitlichen Ent⸗ wicklung hinwegzuhelfen, z. B. der Lebensmittelverband. der Kohlen⸗ verband, die Preisprüfungsstelle ufw. Die zweite Tatsache ist, daß die Gas⸗, Elektrizitäts⸗ und Wasserversovaung in ganz ungenügender Weise in Giooß Berlim vorgenommen werden konnte, weil es sich immer um die Arbeit einzelner Gemeinden handelte. Es hat lange dauert, ehe die schwierige Aufgabe der Zusammenfassung aller kom⸗ halen Kräfte zu einer Einheit irgendd wie gefördert worden ist. Erst 1911 wurde der Zweckverhand geschaffen, der die Aufgabe hatte, diejenigen Funktionen, die den einzelnen Gemeinden oblagen. einheitlich in einer Hand zusammenzufassen. Das Proiekt enthielt zwei Pumkte, welche leider nachher von der Staatsregierung nicht angenommem wurden. Der eime war die direkte Wahl zum Zweckverband. Ohne das direkte Wahlrecht war nichts zu machen. Der zweite Teil des Projekts war der, daß das neue Gebilde des Zweckverbands eine Kom⸗ petenz⸗Kompetenz erhalten sollte, d. h. daß der Zweckverband seine Funktionen aus sich selbst heraus erweitern konnte. Wir standen vor der schwierigen Aufgabe, den Zweckverband auszubauen, oder die radi kale Eingemeindung vorzunehmen. Der Zweckverband war aber nicht mehr die goeignete Grundlage, sobald die Menge seiner Zwecke über den tübersehbaren Kreis seiner jetzigen Kompetenzen hinausgehen würde. Geht der Umfang der Kompetenzen, die vereinigt werden 1 darüber hinaus, so ist der Zweckverband überholt und die Linheitsgemeinde muß Platz greifen. Alle Bedürfnisse der Groß Bernliner Bevölkerung sind nicht mehr im Rahmen des Zweckverbandes erfüllbar, sondern nur im Rahmen der Einheitsgemeinde. Für die bheitsgemeinde bestimmt mich besonders die Tatsache, daß die Fmanzen der überlasteten ärmeren Gemeinden wie Neukölln, Lichtenberg, Weißensee, Reinickendorf usw. nur saniert werden können, wenn die Allgemeinheit diese Lasten der Vergangen⸗ hbeit übernimmt. Der Zweckverband könnte auch in verbesserter Form mur fün die Zukunft, aber nicht ßär die Vergangenheit wirken, er könnte die Schulden der überlasteten Glieder nicht verband mit einem neuen Namen. ieser Plan würde aller⸗ dings den Ucbergang zum neuen Zustand schmerzloser machen und das
Tempo verlangsamen, aber er würde doch an manchen Mängeln leiden. Einmal würde eine dauernde Reibung zwischen der Gesamtgemeinde und den einzelnen Gemeinden stattfinden und dann müßten die einzelnen Gemeinden eine gewisse Selbstverwaltung haben und eine finanzielle Selbständigkeit, die wieder große Bedenken hätte, namentlich auf dem Gebiet der Grund⸗ und Gebäudesteuer, denn man könnte zum Beispiel dem Steuerzahler nicht zumuten, eine Fülle vo Steuergläubigern zu haben. Der Entwurf der Berliner Vorortgemeinden will aus den einzelnen Vorortgemeinden zehn große Stadtkreise bilden, aber auch dieser Plan würde eine Fülle von Reibungen herbeiführen und die Geschäfte erschweren. Die zehn Bürgermeister würden einen Apparat bedeuten, der den Aufgaben nicht gerecht werden kann. Deshalb schlagen wir die radikale Lösung durch die Einheitsgemeinde vor. Es ist allerdings sehr schwierig, den Umfang dieses Gebildes zu be⸗ stimmen und zu sagen, was zum einheitlichen Wirtschafts⸗ und Ver⸗ kehrskörper von Berlin gehört. Wir müssen uns hüten, allzuweit zu gehen, denn in einem Bezirk, der nicht mehr übersehbar ist, ist die Zentralisation nicht durchzuführen. Schwierig ist ferner die Aus⸗
einandersetzung mit der Provinz und den Kreisen Niederbarnim und Teltow. Die Provinz wird, da sie der allerkräftigsten Glieder ent⸗ kleidet wird, verkümmert, wenn ihr nicht eine Abfindung gegeben wird, die ihr die Erfüllung ihrer Aufgaben ermöglicht. Die Auseinander⸗ setzung muß also richtig und objektiv vorgenommen werden. Die Ab⸗ findung der Kreise Niederbarnim und Teltow darf nicht etwa nur in der Höhe der ausfallenden Steuern erfolgen, damit sie weiter lebens⸗ fähig bleiben. Das schwerste Problem aber ist die richtige Organi⸗ sation.é Wir zerlegen das Gebiet in eine Reihe von Wahlkreisen, aus denen die Stadtverordneten hervorgehen. Diese Wahlbezirke sind zu⸗ gleich die Verwaltungsbezirke der einzelnen Glieder und erhalten eine Bezirksversammlung und ein Bezirksamt. Die Stadiverordneten sollen den Geist, den sie in der Gesamtversammlung gewonnen haben, in die Bezirksversammlungen versetzen, um zu verhüten, daß diese unbedeutende Kirchturminteressen verfolgen. Die Stadtverordneten⸗ versammlung soll das Ferment für die Bildung von Groß Berlin sein. Lokale und zentrale Gesichtspunkte sollen richtig zur Geltung kommen. Die außerordentlich wichtige Einrichtung der Deputation werden wir in die Bezirke verlogen, der Zentrale wird es überlassen bleiben, diese dezentralisierten Deputationen einzusetzen. Durch diese enorm be⸗ deutungsvollen Deputationen, in die die Bürger der einzelnen Stadt⸗ teile hineingenommen werden, soll die lebendige Kraft in die Kanäle der Verwaltung hineinfließen. Sie werden in ihren Bezirken eine hervorragende Arbeitsleistung zu vollführen haben. Neben die Depu⸗ tationen wird ein Beirat treien. Die Kritik, die auf das Projekt der Reichseinkommensteuer im Zusammenhang mit diesem Gesetzentwurf sich bezieht, ist nicht ganz verständlich. Der Begriff „Lastenausgleich“ wird vielfach mißverstanden. Der Lastenausgleich ist nichts onderes als die Uebernahmne einer Aufgabe von einem Kommunalverband auf den Staat oder das Reich oder von einem Kommunalverband auf den anderen. Bei den Steuern handelt es sich aber nicht um Lasten, sondern um Einnahmen. Wenn hinsichtlich der Steuereinnahmen ein Ausgleich stattfinden soll mit Gemeinden, die weniger leistungsfähige ensiten hat, so kann man das nicht Lastenausgleich nennen, sondern lediglich eine Vereinheitlichung der Einkommensteuer. Abg. Bruns (Soz.): Bei dieser Vorlage braucht nicht viel geredet zu worden, schnelles Handeln ist notwendig, die Verhältnisse in Berlin und den Vororten drängen darauf hin. Mehr als 40 Jahre sind vergangen, bis die Frage der Schaffung eines Groß Berlin endlich gelöst werden soll. Die Fluktuation der Bevölkerung bringt bisber große Schwierigkeiten mit sich. Es sind Umschulungen der Kinder notwendig, durch die die Kinder mangels eines einheitlichen Lehrplans entschadigt werden. Die höheren Lehranstalten sind nach en lokalen Interessen errichtet und weisen in ihrer Anlage keinen ein⸗ heitlichen Lehrplan auf. Auch das Siedlungswesen mußte unter den bisherigen Verhältnissen leiden. Die Vororte mit überwiegender Arbeiterbevölkerung waren wirtschaftlich nicht in der Lage, eine ver. nünftige Siedluns durchzuführen, in den westlichen Vororten hielt man sie nicht für nötig, man wollte keine Arbeiter in ihre Bezirke hineinziehen. Ueberall estan ein Gegeneinanderarheiten. Die Un⸗ halchorket dieser Zustände hat auch die frühere Regierung eingesehen und den Zweckverzand geschaffen. Das Beste, was der Zweckverband
anzeiger.
geschaffen hat bei seinen geringen F war die Uebernahme der Straßenbahn; aber auch diese erfolgte der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe. In der Kommission werden wir genau zu prüfen haben, ob dieses Gesetz das erfüllen wird, was wir von ihm verlangen müssen. Wir wollen neben einer zentralen Selbstverwaltung eine straffe Organisation der Bezirke h damit in Zukunft das Gegen⸗ und Durcheinanderarbeiten aufhört. Besonderen Anlaß zur Kritik wird der Gebietsumfang des künftigen Groß Berlin geben. Bezeichnend ist, daß das entwicklungsfähige Bernau den Wunsch hat, in Groß Berlin aufgenommen zu werden, Spandau dagegen nicht. Wenn auf die Schwächung der Provinz Brandenburg hin ewiesen wird dem die leistungsfähigsten Teile genommen werden, 8 muß doch auch darauf hingewiesen werden, daß sich die Aufgaben der Provinz andererseits auch verringern. So werden Krankenhäuser und Ir anstalten, die in dieses Gebiet fallen, ebenfalls auf Groß Berlin über⸗ zugehen haben. Die Bemessung einer Entschädiaung wird weise zu prüfen sein. Wenn auf die steuerlichen Verhältnisse hingewiesen ird, die beute eine ganz andere Entwicklung haben, 8 werden wir in Zukunft erleben, daß sich die großen Zensiten an der Peripherie ansiedeln. Potsdam wird nicht zu Groß Berlin gehören. Im Zeit alter des Autos wird es aber Teilen unserer Bevölkerung möglich sein, sich außerhalb der Stadt Berlin anzusie Diese Entwicklung können wir aber getrost der Zukunft überlassen, die zur gegebenen Zeit das Gesetz revidieren kann. Wenn in einem Zeitungsartikel ver⸗ langt wird, daß nicht die Landesversammlung über den Gesetzentwurf enischeiden soll, sondern daß die Entscheidung von den einzelnen Ge⸗ meinoen gefällt werden soll, um den demokratischen Grundsätzen gerecht zu werden, so scheint mir das eine Karrikatur des demokratischen Ge⸗ dankens zu sein. Allein die Landesversammlung hat über diese wichtige Frage zu entscheiden. Ich beantrage die Einsetzung eines Ausschusses von 27 Mitgliedern und hoffe, daß dieser so schnelle Arbeit leisten wird, daß das Gesetz bereits am 1. April in Kraft treten kann, das den neuen Verhälfnissen entsprechend und der Allgemeinheit von Nutzen Abg. Lüdicke (D. Nat.): Der Minister stellte an die Spitz⸗ seiner Ausführungen die Behauptung, man habe früher Berlin nicht groß werden lassen, weil man eine zu umfangreiche Demokratisierung befürchtete. Das ist absolut unrichtig. Berlin selbst hat 3. B. den Wunsch Charlottenburgs nach Eingemeindung nicht erfüllt. Der Gejetzentwurf soll eine radikale und großzügige Organisation bringen. geschichtlichen Entwicllung der Gemeinden dar. Man eerschlägt mit dem Gesetzentwurf einfach so und so viele Gemeinden. Allerdings ist eine Einheit in wirtschaftlicher und verkehrspolitischer Himsicht not⸗ wendig. Der Zweckverband ist sehr bart beurteilt worden, un he Ersprießliches geleistet. Man darf nur nicht verogessen, daß ihm Schwi iten in den Weg gelegt worden sind. Ob ein Lasten⸗ leich mit Hilfe dieses Gesetzen wurfes geschaffen werden kann, ist zweifelhaft. Auch bezüglich der Wasserkanalisation und der clek⸗ Beleuchtung usw. mus unbedingt eine Vereinheitlichung ge⸗ v werden. Es ist sehr fragfüch, ob eine schnelle Verabschiedung es Gesetzes möglich sein wird. Durch die Vereinheitlichung wird vie Bewilligungsfreudickeit verschiedener Gemeinden nicht gerade gefö Ich möchte darauf aufmerksam machen, daß die Schuldenlast der Berlin um das Zehnfache gewackfen ist. (Hört, hört! rechts.) 8 Regierungsvertreter sprach von einer radibelen Sanierung. Auf welcke Weise diese möglich sein soll, ist mir unerfindlich. Die Fraoe der Schuldentilcung muß unbedingt der Kommissionsberatung vorbehalten
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bleiben. Die Bedenken cecen eine Einheitsgemeinde überwieaen meiner Ansicht ganz erheblich. Es darf nur sozialisiert und kommunz⸗ lisiert werden, wenn es der Allqgemeinheit nützt. Vier Milllen Menschen lassen sich nicht so leicht unter einen Hut bringen. I sollen selbst berufene Beomte devartig schwierige und wei tverꝛwei Verhältnisse übersehen? Wie sollen Heiligensee, Gatow und Clador die an der Grenze liegen, in Groß Berlin hineingezogen werden? Das ist doch ein Ding der Unmöclichkeit. Gerade die Stadtkreise aw der Grenze gehören nicht an eine Stadtgemeinde. In welcher W soll dem Verkehrsbedürfnis von Groß Berlin Rechnung getragf werden? Auf 15 000 Einwohner soll ein Stadtverordneter komn Dadurch würde ein sehr roßer Teil der Gemeinden besfachteiligt wer und es wäre möglich, daß verschiedene Gemeinden überbaupt in Stadtverordnetenversammlung nicht vertreten wären. groß.; der Stadwerornetenversammlung gegenüber erhalten bleiben Hier ist mir zweifelhaft, ob eine Verbilligung des tums durch eine Vereinheitlichumne — Eingemeindung ist meiner Ansicht nach bereits verpaßt. Der I. hofft, das das Gesetz am 1. April 1920 in Kraft treten solle. Da gehört ein großer Optimismus. Man muß sich sehr überlegen 00 man die vielen selbständigen blühenden Gemeinden in die Zwangsjacke der Einveitsgemeinde bringen soll. (Bravo rechts.) 1 — Abg. Dominicus (Dem.): Ich verstehe nicht, wie mein Ver redner bestreiten kann, daß die frühere Regierung grundsätzlich Gegnerin jeder Verbesserung der kommunalen Organisation von Grof Berlin im Sinne einer Vereinheitlichung gewesen ist. Sie handelte nach dem allerdings niemals zugegdb
benen Grundsatze: Divide e- impera! Gemeinden, die sich brav fügten, wurden mit mehr eder minder angenehmen Gefälligkeiten belohnt. Wenn jetzt Kollege Lü⸗ sagt, daß es so nicht weiter gehen kann, so schafft das eine gemeinsam Platiform für unser weiteres Zusammenarbeiten. Jetzt gräbt doch Gemeinde in Berlin buchstäblich der anderen das Wasser ab. In Straßen Berlins liegen die Gasrohrleitungen von zwei oder drei fellschaften nebeneinander, was eine ungeheure wirtschgaftliche schwendung ist. 5500 Fortbildungsschüler werden in Mischklasse sammen unterrichtet; das ist ein Unsing. (Sehr richtia!)
des Armenwesens und Unterstützungswohnsitzes hat es oft zu Prozessen geführt, wenn festgestellt werden sollte, welches der
ort des Betreffenden war. Die Konstruktion des Zwechwe war von Anfang an verfehlt, deshalb konnte er seine Aufgo erfüllen. Nach dem vorgelegten Ennwurf sollen nur die W des Grunewalds in das Gebiet von Groß Berlin einbezoge
alle anderen Waldungen im Osten und Norden nicht. Da einen direkten Rückschritt. Der Zreckverband konnte über diess stimmen, auch in baulicher Beziehung. Dieses Recht dem künftige Groß Berlin nicht mehr zu. Das Recht der Festsetzung von Fluch linien und Bebauungsplänen würde von Groß Berlin guf die Ge⸗ meinden übergehen, in deren Grenzen die betreffenden Wälder jetzt liegen. Zum Beispiel Rahnsdorf am Müagelsee. Dadurch würde es möglich sein, daß diese Wälder verschandelt werden durch irgendwelche Bauprojekte, daß zum Beispiel eine Industrie sich dort ansisdelt usiw. Deshalb müssen unter allen Umständen alle Wälder des Zweckverbandes in das Gebiet von Groß Berlin hineingenommen werden. Unsen Idegb muß sein die Gründung eines möglichst in sich ges chlossenen Wald⸗ und Wiesengürtels um ganz Groß Berlin herum. Eine solche Möglichkeit bietet sich durch das Vorhandensein der Rieselfelder im Norden und im Süden von Berlin, die nicht weiter benutzt werden können, sondern außer Betrieb gesetzt werden müssen. Deshalb er⸗ scheint es zweckmäßig, eine Erweiterung von Groß Berlin sowobhl im Nordosten wie im Süden vorzunehmen. Diese Erweiterung im Süden würde noch den Vorteil haben, daß der gesam te Umfang des Teltow⸗Kanals in das Gebiet von Groß Berlim fasflen würde, was von großer wirzschaftlicher Bedeutung war⸗⸗ Es wäre also erwägenswert, ob nicht eine nochmalige
Ausdehnung Groß Berlins vorgenommen werden beupte., Mach