1919 / 281 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 08 Dec 1919 18:00:01 GMT) scan diff

ie Regierung auch ihrerseits, dem Verlangen der Lebrerschalt und des Hauses zu eutsrrechen, Schulmänner an die Spite der Abtei⸗ lungen 11 der R. gierungen als Le iter zu derufen. Mit dem Prinzip, daß nur Juristen zu terufen sind, muß unter allen Umstanken ge⸗ brochen werden. (Zustimmung.) Dazu ist eine Gesetzesänderung nölig, eine entsprechende Novelle wird beantragt werden. darf abe hiexbei selbst auf die Gefahr, pro domo zu reden, einiges zugunsten der Juristen ein⸗ fließen le ssen. Die juristiichen Mitglieder der Provinzialschulkollegien befürchten mit Recht, daß lüchtige Juristen für diese Verwaltung gar nicht mehr zu gewinnen sein werden, wenn ihnen nur eine ganz minimale Besörderungemöglichkeit bleibt, oder sie ihnen ganz abgeschnnten wird. Ich kann mich dieser Ansicht nur ausch ießen. Auch dem Nichischulmann muß ma es ermögvlichen, in dieser Ver⸗ wartung tätig zu fein; es kommt schli slich gar nicht daauf an, ob Jurist oder Pbilologe, sondern darauf, daß betde gut zusammen arbe ten, daß beibde für das Amt geeignete Menschen sind. Zu diesem Teile des Etats liegt eine g oße Menge von Anträgen vor Wir werden versuchen, von der Fülle der gegebeen Anr gungen mög⸗ lichst nichts „ver chimmeln“ zu lassen. Gegen die Aenderung der Uebersch ist „Elem ntarunterrichtswesen“ in „Vol sschulwesen“ sind Bedenken nich geltend zu machen, es fragt sich nur, ob diese Aen erung im Augenblick zweckmäßig ist wo wir doch bald eire Neueintetsung des Schulw sens in Grun schulen, Mittelschulen und Hochichulen b kommen werden. In der Fiage der follegtalen Schul⸗ leitung liegt dem Mmister eine Aenderung seines Erlasses vom 20. Sep tember fern. Die Lehrerschaft sollte sich damit abfinden und zunächst zusehen, wie es sich dimit arbeiten läßt. Die Unterrichts⸗ verwaltung wird in dieser Frage wahrscheinlich im Sinne der zweiten Aternative des A trags der Soztalbemokraten eine Nov le zum Schul⸗ unterhaltungsgesetz vorlegen wonach im § 60 bestimmt werden wird, daß der Schulleiter unter Mitwerkung des Lebrerkollegiums von den Gem indeorganen gewählt wird. In Sachen der Aufhebung der geistlichen Orteschulaufsicht ist ein Erlaß im Sinne der im Haushaltsausschuß dazu gestellten Anträge vom Minister bereits unterzeichnet. Ueber die Frage der Kollision von Schulunterrichts und Konfirmandenstunden haben im Mini⸗ sterium sehr eingehende Verhandlungen staftgefunden. Auch der Minister siebt auf dem Poden, daß durch kirch⸗ liche Handlungen, an denen jeder teilnehmen kann der Schulunterricht nicht beenträchtgt werden darf; nur ganz ausnahmeweise soll das bet Eckstunden oder noch besser bei Schlußstunden zulässig sein. De Reform der Lehrerbesordung wird mit der allgemeinen Beamten⸗ soldungereform ve bunden werden. Die Verwaltung erkennt die furchtbare Notlage der Lebrerschaft, die nicht nur sie, sondern schli siih die ganze Beamtenschaft zum Bankerott führen muß, durchaus an Ade Gehälter, vom Kanzleidiener bis zum trasenden Rat, haben im letzten halben Jahre nicht aus ereicht. Auch die Gleichstellung der Stadt⸗ und Landlehrer m ß dabei nach⸗ geholt werden. Auch nach der Auffassung der Unterrichts.⸗ verwaltung wäre es wünschenswert, auch verheiratete Lebrerinnen in igteit zu sehen, abere andererseits sprechen gewisse soziale Er wägungen stark dagegen. Auch kommt dos Bürgerliche Gesetzbuch und die Reicheverfu“ssung hier maßgeblich in Betracht, und endsich läßt sich eine solche Frage nicht vom Standpuntt eines einzelnen Ressorts aus behandeln Um die Vermehrung der haupramtlichen Kreisschulinspektor⸗ stellen ist der Mmister unausgesetzt Femüht, und ‚wird schon im nächften Etat eine große Zabl davon in Vorschlag bringen. In letzter Zeit hat eine ganze Woche lang der Reichsschulausschuß mit fünf Unterausschüssen getagt, seine Arbeiten bhaben nicht un⸗ bedeute de Früchte getragen. Eingebend hat er auch die Frage der Volkshochschulen behandelt. Die Volkshochschule gehört zum Volks⸗ chuletat und nicht zum Hochschuletat, weil sie so eng mif der Einheitsschule verbunden ist, die kommen muß und kommen wirnd. Die Volkshochschule rechnet auf die Mitarbeit namentlich auch der Volfs chullehrer. Der Ministerialdirektor gibt darauf noch eine Uebersicht über die Verwendung des bereits früher für die Volk⸗ bochschulen b wihigten Fonds. Entscheidende, Wert wird durch die Verwaltung darauf gelegt, daß die Volksbochschufbewegung frei und unbeläst gt sich entwickein kann, sie wird vom Staat nicht geleitet aber gefördert. Die Volkshochschule soll politisch und konfersion Ül eeunl⸗ Neutralität üben. Einer für alle, alle für einen! (Lebhafter Beffall.

Abg. Frau Stoffels (Zentr.): Die neue Zeit hat uns Franen auch neue Rechte gebracht, z. B. die gleichen Staatsburgerrechte wie den Männern. Als erste Kuituraufgabe für die Frauen kommt die Mädchenerziehung in Frage. Unter der geforderten Gemein chafts⸗ erzt hung der Knaben und Mädchen aber leidet norwendigerweise die Erziehung unserer Mädchen. Aus dem Grunde kann ich einer solchen gemeinsamen Erzi bung nicht beipflichten. Wir wollen auch nicht, daß unsere Mädchen gezwungen mwerden, in Knabenschulen zu gehen, in d yen es in den oberen Klassen an Lehrerinnen fehlt. Nur eine L-hrerin ist imstande, die Psyche der heranwachsenden Mädchen zu verstehen. Weiter sind wir der Auffassung, daß infolge des Mutterberufes eine verbeiratet“ Lehrerin nicht die beruflichen Pflichten der Lehrerin in dem Maße erfüllen kann, wie es im Interesse der Kinder gefordert werden muß. Der Mutterberuf stellt viel größere Auforderungen an die verheiralete Lehrerin als der Vater beruf an den Mann. (Seht richtig! im Zentrum.) Aus diesem Grunde fordern wir auch die Aufrechterhaltung des Zoelibats. Niemals kann eine berufstätige Frau auch eine gute Mutter sein (Sehr richtig! im Zentrum; Widerspruch bi den Sozialdemokraten.) Uns erscheint ein Konflikt zwischen Berufspflichten und Mutterpflickten unlöshar. Außerdem erblicken wir aber auch in der Anstelluns einer verh irateten Lehrerin eine Doppelversorgung der Frau dem Manne gegen⸗ üben. Die Berücksich gung der Gefundheitslehre in den Schulen erscheint uns als eine der ersten Forderungen. Der Kindergarten in als Ersatz für die berufstälige Mutter natürlich erwünscht, aber einen Zwang zu seinem Besuche müssen wir ablehnen. Der Handarbeitsunterricht muß in den Schulen beibehalten werden.

Abg. Otto (Dem.): Eine entscheidende Rolle für den Wieder⸗ anfb u unteres Volkele ens spielen die Schul⸗ und Bildungsfragen. Wenn der Herr in ster seinem Versprechen gemäß den bürokratischen Geist aus seinem Ministertum verschwinden lassen und den Anforde⸗ rungen der neuen Zeit Rechnung tragen will, dann wird auch etwas Ersprießl ches dabei bverauskommen In diesem Fle werden wir immer ihm unsere Uant rstützung gewähren Der Verr Ministeria direkor sagie er betrachte das Kultusministerium nicht als „Berli er Büro“ (Heiterkeit). Wirwürden es b grüßen, wenn gerade aus dem Kult sministe⸗ rium jeder Burokratismus verschwinden de. Die Lehrerschaft ist gern hereit, unter die Vergangenbeit einen Strich zu machen, wenn di⸗ Kreisschulinspekioren dasselbe tun wollen Sehr erfreulich ist die Mitteitung des Ministerialdirektors, daß der Jurist oder Ver⸗ waltungsmensch nicht an der Spitze stehen soll und daß überbhaupt mit diesem Prinzip gebrochen werden soll. Dies Versprechen ist um so wersvoller, als es aus dem Munde eines Juriste kommt. Es freut uns, daß die Beamtenbesoldu gsreform einschließlich der Reform der Lehrerbesoldungen bie zum 1. April 1920 durchgeführt werden soll. Wir möchten aber gern erfahren, wie denn dies Reform eigentlich gevacht ist, und in welche Kategorie von Beamten die Lehrerschaft ein. rangiert werden soll. Die Lehrerschaft fordert unbedingte Gleich⸗ stellung im Gebalt mit deu Staatebeamten. Eine Aufklärung in dieser Beziehung würde viel zur Beruhigung der Lehrerschaft bei⸗ trogen. Besonders begrüßen wir die Absicht, ins Ministerium sich Lehrer in Zukunft zu berufen. Bei einer Umgestaltung der Seminare in höhetre Lepranstalten ist es seibstverständlich daß diese ibres kaa gs ne Charakters entkleidet werden. (Sehr richtig! b. d. Soz.) Daeselbe gilt natürlich hensichtlich der Prärgranderanstalten und höheren Schulen, wie das ja in dem srezialdemokratischn Antrage auch zum Ausdruck kommt. Fuüͤr den zw iten Beratungsantrag der Sozialdemokraten, berreffend den § 30 des Vorksschulunterhaltungsgesetzes, werden wir stimmen, nur den lepzten Gatz „der Schulleiter verwaltet seln Amt ehrenamt⸗

Vor 2

sice Fresben kofr ücht ankanen. Dopegen lebaen wir den Prkaztpal⸗ aulrag, wonach der Schulleiter vom Kollegium auf 2 Jahre gewählt werden soll, ebenso den ersten Eventualantrag, wonach er auf Grund eines Wahlvorschlags des Kollegiums gewählt werden soll, ab.

Mwisterialdirektor Kästner: Der Abg. Otto hat gefragt, warum nicht dem dringendsten Lehrermangel noch durch eine schleunigst zu verabschiedende Novelle zum Lehrerbesoldungsgesetz abgebolfen werde. Dadurch würde die Lage der La dlehrer nur noch weiter verschlechtert, denn in der Hauptsache würden doch nur die Städte, nicht die Landgemeinden von den gesetzlichen Bestimmungen Gebrauch machen. Die allgemeine Beamtenbesoldungsreform soll am 1. April 1920. in Kraft treten. Nähere Angaben über die Höhe der zukünftigen Besoldung assen sich nicht machen, da wir noch nicht w ssen, wie im Reiche die Gehälter der mittleren Beamten normiert werden. Seit einigen Tagen wird der Minister mit Vorwürfen bedacht, weil er verfügt haben soll, daß in dem in den Vorksechull setüchern ent⸗ baltene Gedicht „vom Bäumlein, das andere Blätter hat gewollt“ der „Jude“ dusch „Rä ber“ ersetzt worden sei. (Heiterkeit!) Ein solcher Banause ist der Minister nicht. Sollte von irgendeinernach⸗ geordneten Behörde etwas derartiges ergangen sein, so wäre das aufs schärfste zu mißbilligen.

A g. Hennig (U. Soz.): Wir stehen den Schulreformen des völlig in der Gewalt des Zentrums befindlichen Ministers Hänisch mit dem allergrößten Mißtrauen gegenüber. Auch bei seinem letzten Vorstoß, wie früher bei der Ortsschulaussicht und bei der Zusammen⸗ zetzung der Schulteputationen, hat sich das Zentrum als der Schlauer⸗ erwiesen; es braucht nur auf seine Eigenschaft als Mitglied der Regierungskoaliton hinzudeuten und es het ihn an der Kette. Dabei kommt natürlich die Gr ndfatz⸗ und Ueberzeugungstreue zu kurz. Aber als Geschäfsührer der Koalitioneregierung geht er auch positiv weiter, als von ihm verlanat werd, das zeigt sein Auftreten in Marialaach. Früber hat er die entgegenges tzte Ueberzeugung gehegt und öffentlich propagiert. Ueber unseren Antrag wegen Einführung des Rätegedankens in das Erziehungswesen meint Herr. Hänisch mit Lachen zur Tagesordnung übergehen zu können Mit den Lehrerräten macht er diesem Gedanken doch selbst eine Konzession; aber die genügt uns nicht, wer wollen auch Bildungs⸗und Erz'ehungs äte. Wir fordern ferner die Einbeitsschule vom obligatoris en Beluch des Kindergartens ab bis zu den Sonderkursen für die einzelnen Berufsverhältnisse, Abschaffung des Klassenprinzips der Berechigungen und der Prü⸗ fungen some des Moral⸗ und G sinnungsonterrichts. Wir verlanen O ffentlichkrit und Unentgeltlichkeit des Unterrichts und der Schul⸗ speisung, Unentgeltnchkeit der Lehr, und Ler mitiel; ebenso wollen wir die Gemei schaftsbeziehung beider Geschlechter. Bezeichnender⸗ weise haben wr für diese letzte Forderung nicht einmal die Unter⸗ schrift der Rechtssozialisten erlangen können. Wir fordern auch die sofortige Abschaffung des Züchtigungsrechis der Lehrer. Die Teil⸗ nahme am Religionsunterricht muß durch eine positive Wihens⸗ erk ärung verlang! werden; jed andere Regelung ist eine Umbeegung den Verf ssung. Wir beantragen eine dementsprechende Entschließung. Di R ugionsstunden müssen 3 Eckstunden ertlärt werten. Die deutschnationale Ag talion ist in den Schulen sehr erstarkt de reottionäre Ge st gewinnt dort meh und mehr die U’berhand Von einem energischen Darchgreifen de Regierng merk! man nichts rotz aller flagranten Uebergrifte; im Gegenteil, de Regierung weicht vor dem aufsässigrn Eeist der Scholmachthaber mutig zurück. Wo soll da noch Vertrauen in die „entschiedene Schulrefor m“ herkommen?

vbg. HerrmaennFriedersdorf (D. Nat): Wie hoch unsere Vo kebildung vom Auslarde eingeschatzt wird, geht wohl am besten aus der Tatjache hbervor, daß un ere Feinde bestrebt sind, unser Wrrt⸗ schafisleben u unterbinden, welches nech ihrer Ansicht nur iffolge unserer guten Voikeschue auf eine solche Höhe hat gebracht werden können. Vernachlässigen wir uns re Volksoildung, dann sind wir nicht nur auf dem Schlacht, und Wutschaftsfelde, sondern ouch auf dem Kulturfelde geschlagen Deshalb muß unsere Volksschule unbedinet erhalten bleiben und unsere Volksbildung g hoden werden. Dazu bedarf es in erster Linie einer gesanden Schulgesetzgebung, die seit 1900 von den Parteien der rechten Seite leider immer wieder vergeblich gefordert worten ist. Von einer Gemeindebesodung eswartet aber die deutsche Lehrerschaf nichis. Hier kann nur eine staatliche Besoldung helfen. Die Hebung des Lehrerstandes ist aber auch schon darum notwendig, weil nur durch die Treue und das Pfl chtbewußtsein der Lehrer die jetzige Regierung am Leben geblieber in. Der Lehrerstand bildet überhaupt das Gerüst des Staates. Der Minister Hergt, über den so viel geredet wird, war der eiste, der Beamtenausschüsse empfangen, mit ihnen verhandelt und sowohl die Teuerungszulagen wie auch höhere Kriegszulagen eingeführt hat. Mit der einstimmigen Annahme unseres Antrages ist ja ein erfreulicher Schritt vorwärts getan; aber es bleibt immer noch die wauptschwierigkeit zu überwinden. Wir kann auf dem Boden der Gemeindebesoldung eine standes gemäße Besolrung der Lehrer erreicht werden? Eine Rettung der Lehrerschaft ist aber nur möglich durch eine Staats⸗ desoldung. Hie Regierun lehut jedoch eine solche mit aller Ent⸗ schiedenheit b. Auffallend ist die Haltung der Soztaldemokratie und der Staatsregierung hinsichtlich unseres Antrags. Zuerst wurde

immer verkündet, der Besuch der Schusen soll von der Volks schule bis zur höheren Schule unentgeltlich sein. Die höheren Schusen haben aber jetzt sogar noch das Schulgeld erhöht. Von der Einheitsschule wird so viel gesprochen; sie bleibt ab nur ein theoretisches Gebilde, wenn nicht die Landwirtschaft mit ihren vier Millionen Kendern, von denen allein drei Millionen auf die kleineren Londgemeinden kommen, einbegriffen werden. Die

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Nolkoschuken auf dern Lirde mfesen erbatct vosckendin en aus⸗ gebaut werden. Die Einheileschule ist überhaupt nur ein Schlagwoern. Auf dem vonde braucht die Einheitsschule einen seß⸗ haften Lehrerstand. Die Not der Pensioräre ist groß, und es muß da unbedingt Wandel geschaffen werden. Hinsichtlich des Elternbeirats sind wir pessimist scher Arsicht. Der heutige „chulvorstand genügt vollkommen. Unsere Volksschule muß national und christlich sein. Es muß das vat rländische Gefühl und die Achtung vor dem ge⸗ schichich Gewordenen großgezogen werden. Ein bischen National⸗ tolz kann uns nichts schaden. Nur auf christlich nationalem Boden können wir wieder ein freies Volk werden (Beifalls rechts). . Abg. Hollmann (D. V.): Die preußische Lehrerschaft hat im Kriege ungeheure Opfer gebracht; mehr als 190 0 Lehrer sind gefallen, und jetzt darf man mit Recht von der Ver⸗ elendung des Lehrerstandes sprechen. Rasche Hilfe ist notwendig und muß trotz der schlechten Finanzlage gebracht werden. Den Ausführungen des Ministerialdirektors stimmen wir im wesent⸗ lichen rückhaltlos zu. Er hätte uns aber sagen sollen, in welcher Art den Lehrern bis zum Inkrafttreten der neuen Besoldung gehoöolfen werden soll. Die Dienstautwandentschädigung der Kreis⸗ schulinspektoren muß den hutigen Verhälitnissen entsprechend erböht werden Für die Lehrer an den früheren Auslandsschulen müssen etwa 50 St llen freigehalten oder im nächsten Haushalts⸗ plan neu geschaffen werden. Auch eine N-uregelung der Pflicht⸗ munden ist notwendig. Den Gemeinschaftsunterricht für beide Ge⸗ schlechter befürworlen wir im allgemeinen nicht. Er empfiehlt sich nur dort, wo er sich aus der Nitur der Sache ergibt, also vorwiegend auf dem Lande. Farblosen Geschichtsunterricht ver⸗ wersen wir. Das Beste am Geschichtsunterricht ist, daß er die Jugend begeisterungskähig macht; wir wünschen, daß der Jugend die Begeisterung fur echtes Heldentum erhalten bleibt. (Beifall rechts.)

Darauf vertagt sich das Haus.

Nächste Sitzung Dienstag, 12 Uhr: Beratung vorher Anfragen.

Schluß 5 ½ Uhr.

Fortsetzung dieser

Statistik und Volkswirtschaft.

Arbeitsstreitigkeiten

In Cöln sind, wie „W. T. B.“ meldet, am 5. d. M. die kausmännischen Angestellten von dreißig Cölner Groß⸗ handelsfirmen in den Ausstand getreten. G

Aus Bremen wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß die Arbeiter der Atlaswerke am Sonnabend in einer Berriebs⸗ versammlung mit 439 gegen 245 Stimmen beschlossen haben, die Arbeil am heutigen Monteg wieder auflunehmen. Von . etwa 2000 Mann betragenden Arbeiterschaft waren nur 700 er⸗

ienen.

In Lübeck beschloß, wie „W. T. B.“ erfährt, gestern eirne gloße Versammlung der Angestellten auf den F rderungen einer Gehaltserböhung von 75 vH, Bewilligung einer Wirtschafts⸗ beihilfe von 1000 bezw. 600 für Verheiratete und Ledige und Lertürzung der Arbeitewoche von 48 auf 45 Stunden zu bestehen. Sollten die Arbeilgeber den entsprechenden neuen Tarffvertrag nicht genehmigen, so soll schon am 13. Dezember allgemein in den Aus⸗ stand getreten werden.

Nach Pariser Meldungen aus Chile ist, wie „W. T B.“ mitteilt, dort tin Ausstand der Eisenbahn⸗und Dock⸗ arbeiter ausgebrochen. Der Eisenbahndienst stockt vollkommen.

8 Literatur.

Einer recht verdienstvollen Arbeit hat sich der Verfasser einer kleinen Schrift „Kursschwar kungen preußischer und deutscher Staatsanleihen vom Beginn des 19 Jahrhunderts bie zum Ausbruch des Welt⸗ krieges“ Dr. Willy Krebs unterzogen die als erweiterter Sonderardruck aus dem La dwirtschaftlichem Kesesehs be im Verlage des Generalverbandes der deutschen Raiffeisen⸗Genossen er⸗ schienen ist. Nach einer kurzen Ennleitung, in der die Ursachen des Kursrückganges der Kriegsanleiben sowie die Mittel zur Besse⸗ rung besprochen werden, geht der Verfasser auf die verschiedenen Kursentwicklun sperioden ein, um darzutun, daß die Kurse der Stoatsanleihen, wie tief sie auch gesunken seien, sich immer wieder erholt haben. Er unterscheidet die Perioden 1800 bis (825 (innerhalb welcher [1813] 100 Taler Staatsschuldenscheine auf 24 ½ sanken, während sie 1824 wieder 95 ⅛& nottert n), 1825— 48, [849— 1870, 1871 1895, 1896 1914 Als Mittel en Heung und Befestigung des Kursstandes der Anleihen beze chnet der Verfasser die Föͤrderung der Nachfrage wie Verminderung des Angebots durch Ge⸗ währung steuerlicher und wirischaftlicher Vorteile für den Anl ihe⸗ besitzer und durch gesttzliche Arlagebestimmungen, unter Umstaͤnden uch das Verbot von Leerverkäufen, Einführung bestin mier Tilgungs⸗ vormen, möglichste Vermeidung neuer Schuldaufnahmen. Als vornehmstes Mittel zur Steigerung des Kurses erscheint dem Ver⸗ fasser die Hebung der wirtschaftlichen Lein ungsfähigkeit durch die Arbeit. Die Schrift, die viel belehrende historisch⸗statistisches Material enthält, erfüllt ein gewisser Optimismus, von dem man nur

wunschen kann, daß er sich als berechtigt erweisen möchte.

Ertrag der

Zigarettensteuer im deutschen Zollgebiet.

Steuerwert der verkauften Zigarettensteuerzeichen und Steuerzeichenvordrucke

A. für Zigaretten

V über 1 ½ bis 2 ½

im Kleinverkaufspreise üher 2 ½ bis über 3 ½ bis V über 5 bis 3 ½ 5 7

das Stück

zusammen A

186 979 280 177

80 577

Im 2. Viertel des Rechnungsjahres 1919*) 158 931

Im 1. u. 2. Viertel des Rechnungsjahres 1919

311 633 466 957

120 812

Im 2. Viert I des Rechnungsjahres 1919 238 326

a. Zigarettensteuer: 235 967 1064 815 2735 330 995 50 3 5 107 357 6 826 893

b. Krieaszuschlag: 367 07 7 965 790 5 188 365

8 1 545 567

57 814 149 95 877 395

62 120 817 109 226 256

96 352 997 159 79 773

104 306 668

9 42 930 12 93 926 184 4. 8 479

Im 1. u. 2. Vteftel des Rech ungsj hres 1919

1“ W11“

B. für Zigarettentabak

über 10 bis 20

über 8 bis 10

im Kleinverkaufspreise

das Kilogramm ’1

für Ziga retten⸗ hüllen

Gesamtsteuer⸗ wert (A† B+O

über 20 bis 30

zu⸗ sammen B

über o

20 016 47 528

ℳ; 4 363

Im 2. Viertel des Rechnungsjahres 1919*) 5 829

Im 1. u. 2. Viertel des Rechnungsjahres 1919

33 365

Im 2. Viertel des Rechnungsjahres 1919 79 217

8 176 Im 1. u. 2. Viertel des Rechnungejahres 1919

10 925

Berlin, den 68

*) Aus Posen, Elsaß⸗Lothringen und Luxemburg keine Angaben.

a. Zigarettensteuer:

Aℳ 36 822 102 542 163 743 73 882 220 600 347 839 b. Kriegszuschlag: 61 371 175 540 278 452 123 128 377 937 591 207

62 476 149

109 904 864

191 589 310 769

1 149 466 1 864 542

105 734 586 186 864 228

2v

Statffiisches Reichsamt. J. V.: Dr. Zacher.

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.

. dea. zum Pessimismus vor. e

un Deutschen

8 NM 281. v“

Theater und Musik.

In der morgigen Vorstellung von „Klein Idas Blumen“ Opernhause wird der Komponist des Werkes, der deutsch⸗ dänische Tonsetzer Paul von Kleenau seine Ballettdichtung selbst dirigieren. Die Rolle der Klein Ida gibt die bekannte junge Tanzkünstlerin Fräulein Niddi Impekoven als Gast. Es folgt eine Wiederholung von „Susannens Geheimnis“, mit Fräulein Schwarz und den Herren Ziegler (als Gast) und Philipp besetzt, unter der Leitung des General⸗ musikdirektors Leo Blech. Den Beschluß bilden die „Silhouetten“. Beschäftigt sind darin in erster Linie Fräulein Berghoff und Herr Molkow, in beiden Ballettveranstaltungen ferner das Ballett⸗ Dirigent ist der Kapellmeister Otto Urack. Anfang

hr.

Im Schauspielhause werden morgen listen“ in der bekannten Besetzung wiederholt. SEpielleiter ist Albert Patry. Anfang 7 Uhr. Infolge der starken Nachfrage und auf vielseitigen Wunsch findet im Staatstheater am Sonntaa, den 21. Dezember, 11 Uhr Vormittags, eine Wieder⸗ holung der zweiten Mittagsveranstaltung „Renaissance und Reformationszeit“ aus der Folge von „Bildern aus deutschen Zeitaltern“ statt. Mitwirkende sind wiederum Dr. Max Osborn, Mathilde Sussin, Maria Gerhart, Arthur Kraußneck, Leopold von Ledebur, Heinz Etthofen sowie Mitglieder des Madrigal⸗ chors des Atademischen Instituts für Kirche musik. Karten zu 3 und 2 ab Sonntag, den 14. d. M., an der Kasse des Schauspielhauses. Die 3. Mit agsveranstaltung „Das Zeit⸗ alter des Dreißigjährigen Krieges“ findet Anfang Januar statt. 88

n8.

„Die Journa⸗

Handel und Gewerbe.

Kundgebung im Reichstag für die Spar⸗Prämien⸗ anleihe.

Im Sitzungssaale des Reichstogs fand am Sonntagvormittag eine Kundgebung des Ausschusses zur Förderung der deutschen Spar⸗ P über die Bedeutung dieser Anleihe für das deutsche

olk statt. An der außerordentlich gut besuchten Versammlung nahmen Vertreter aller Berufestände und großer Wirtschaftsverbände teil sowie Vertreter der Regierung, unter ihnen die Minister Erz⸗ berger, Schmidt, Bell, Geßler, David, Giesberts, Schlicke.

„Nach einigen einleitenden Worten des Vorsitzenden, des

Präsidenten der Handelskammer zu Berlin von Mendelssohn ergriff der Reichswirtschafte minister Schmidt das Wort und führte laut Meldung des „W. T. B.“ u. a. folgendes aus: Die Finanz⸗ verwaltung wendet sich an das deutsche Volk, um mit einer großen Anleihe, in Verbindung mit dem großen Steuerproblem, eine gesunde Grundlage für unsere Fianzwirtschaft zu schaffen. Es froagt sich nun vom rein wirtschafflichen Standpunkt aus, ob die werktätigen Kräfte des deutschen Volkes so leistungsfähig sind, daß unser Wirt⸗ schaftsleben wieder flott gemacht werden kann. Wir wissen, daß wir noch vor harten, schweren Aufgaben stehen. Trotzdem brauchen wir nicht trübe in die Zukunft sehen, und es liegt keine Ver⸗ Wenn wir zurückblicken auf den Anfang diees Jahres, wo fortwährende Streiks und politische Un⸗ ruhen das Wirtsckaftsleben lahmlegten, wo wir uns die bange Frage vorlegten, ob es überhaupt möglich sein wird, aus dieem Elend herauszukommen, so müssen wir heute zu einem bedeutend günstigeren Urteile über unser Wutschaftsleben kommen. Unsere Industrie zeigt eine starke Aufwärtsbewegung, und diese Tatsache beweist, daß unsere Finanzwelt unser Wirtschafts⸗ leben nicht auf Abbruch stellt. Wir haben eine erhebliche Zu⸗ nahme unseres Außenhandels zu verzeschnen, auch dies ist ein Beweis der gesunden Grundlage unseres Wirtschaftslebens, aber ouch ein Beweis der Energie der deutschen Industrie, des Handels, des Gewerbes und der Arbeitersch ft. Der Minister gab sodann einen zahlenmäßigen Ueberblick über die Arbeitslosigkeit seit dem vorigen Winter und zeigte an Hand dieser Zahlen, daß das deutsche Volk zur Arbeit zurückkehre. (Januar 19 9 = 15 vH, Sepiember 1919 nur 2,2 vH, also weniger als im September 1913, wo wir 2,7 vH Arbeitslose hatten.) Von vielen Seiten wird die Wiedereinführung der Akkordarbeit gefordert. Ich bin kein großer Freund von Akkordarbeit, aber wir dürfen jetzt nicht um Theorien streiten, wo es einzig und allein heißt: Anspannung aller Kräfte. Ohne diese Anspannung können wir nicht wieder vormwärts kommen Auch im Transportgewerbe und im Bergbau, den beiden Grundpfeilern unseres Wirtschaftslebens, deutet sich der Aufstieg bereits stark an, und ich bin fest überzeugt, daß auch Handel und Landwirtschaft wieder emporkommen mwerden. Das deutsche Volk hat in den vergangenen Johren so große Beweise seiner Hilssbereitschaft gegeben, daß es auch für die Zukunft weiterhin hilfsbereit sein wird. Der Minister schloß seine A sführungen unter Hinw is auf die Spar⸗Prämienanleihe mit dem Aufruf an alle, die dazu in der Lage sind, helfend einzugreifen und Vertrauen zu haben zum deutschen Volke, zur Regierung, zur politischen und wirtschaft⸗ lichen Gesundung der Deutschen Republik. Starker Beifall begleitete die Ausführungen des Ministers.

Nach ihm hielt der Reichsverkehrsminister Dr. Bell folgende Rede: Finanzen, Wirtschaft und Verkehr, das sind die drei Kriegs⸗ beschädigten, die in unserem schwergeprüften Vaterlande am härtesten getroffen sind. Ihre Wiederaufrichtung ist daher die erste und notwendige Voraussetzung für die Entwicklungsmöglichkeit des neuen Deutschlands. Zur Lösung der hiermit verknüpften überaus schwierigen und verantwortungevollen Auf aben sind in vorderster Reihe berufen die Volksregierungen und Volksver⸗ tretungen des Reichs und der Länder. Wie die Wiftschafts⸗ probleme und Verkehrsfragen, so sind auch die Finanzsorgen zum Gegenstand tiefgreifender Verhandlungen und gesetzgeberischer Maß⸗ nahmen gemacht worden, deren Inhalt ich als bekannt voraue setzen darf. Sollen diese Maßnohmen zu dem beabsichtigen Erfolg führen, soll die almähliche Wieder esundung unseres bis ins Mark getroffenen Landes und Voltes ermöglicht werden, dann muß ohne jeden Verzug eine zielbewußte und tatkräftige Gemeinschaftsarbeit aller Stände und Volksschichten einsetzen. as gilt vornehmlich ouch von der Durchführung der Sparprämienanleihe, die als wirksome Ergänzung einer großzügigen Steuergesetzgebung dienen soll. Die Zeichnungs⸗ bedingungen sind bekanntlich derart günstig gestellt, daß jeder Zeichner das befriedigende Bewußtsein in 9 aufnehmen darf, mit dem Schutze bedeutsamer vaterländischer Interessen die Wahrung eigener Familteninteressen glücklich zu vereinigen. Die Fesgceh der nationalen Ehrenpflicht, dem Reich aus schwerster Not herauszuhelfen, wird somit wesentlich erleichtert durch die Ver⸗ sorgung mit einer sicheren, gutverzinslichen und mit mancherlei be⸗ sonderen Vorteilen verknüpften Kapitalanlage. Die Aussicht auf bohe Gewinne brauche ich dabei nicht besonders hervorzuheben. Die Frage, wer als Zeichner erschemen soll, beantworte ich in Ihrer aller Sinne dahin: Das ganze Deutschland soll es sein! Keiner bleibe zurück, ein jeder zeichne nach seinen Kräften! Nach so furchtbaren Enttäuschungen, die uns der grausame Wellkrieg brochte nach so un⸗ 1 Opfern und entsetzlichen Leiden ist des Volkes Sehnsucht be⸗ rreiflich nach einem Lichtblick aus Uinsterer Nacht. In deiner Brust,

8

auf Staubkohle 74 20 für die Tonne gleich 20 Zentner.

bau der Firma

sind deines Schicksals Sterne. Den kommenden Ge⸗

mein deutsches Volk, s 2 8 schlechtern gilt unsere Opfetkraft, unsere Zukunftsarbeit. Erfüllt ein Vaterland

jeder Volksgenosse seine Pflicht gegenüber Volk und und dazu gehört jetzt auch die Zeichnung der Sparprämienanleihe —, dann wird nach menschlichem Ermessen die Zeit für uns streiten. Allen Schwierigkeiten und Hemmnissen zum Trotz, so unüberwindlich sie uns auch heute noch in ibdrer bedrohlichen Gestalt erscheinen mögen, werden deutscher Fleiß und deutsche Tüchtigkeit, deutsche Opferwilligkeit und deutsche Leistungskraft sich schließlich doch wieder durchsetzen und durch unermüdliche Friedensarbeit wenigstens der zu⸗ künftigen Generation die ihr gebührende Weltgeltung wiederverschaffen.

Der Minister für Wiederaufbau Dr. Geßler zeichnete in kurzen Strichen ein Bild von der harten Kleinarbeit, die geleistet werden muß zum Wiederaufbau des neuen Hauses, das auf dem alten heihgen Boden der Heimat aufgerichtet werden muß. Der Erfolg der Sparprämienanleihe wird der große Prüfstein sein, wie es steht mit dem Glauben an Reich und Volt, mit dem Willen zur neuen Arbeit und mit dem Entschluß zur ernsten Sparsamkert. Wir können von den fremden Völkern nicht mehr Glauben für uns fordern, als wir selbst durch die Tat für uns beweisen. Deshalb soll jeder einzelne mithelfen, daß dieses Wahrzeichen des Ver⸗ trauens sich erhebt zum ragenden Zeichen einer besseren Zukunft. Der Ruf: Alles fürs Vaterland! soll und darf

nicht vergebens ergehen. 8 Hierauf kamen Vertreter der einzelnen Berufsstände zu und Bauernrats,

Worte. Der Vorsitzende des Reichslandarbeiter⸗ Abg. Johannsen, wies zunächst darauf hin, daß der Arbeits⸗ wille bei Kopf⸗ und Handarbeitern steige und zu der Hoffnung berechtige, daß das deutsche Volk den Krieg überwinden und wieder gesunden werde. Er wandte sich an die Landwirtschaft, dem Vaterlande zu geben, was sie nur geben könne. Gerade die Sparprämstenanleihe beruͤcksichtige in so hervorragendem Maße die Eigenart des Land⸗ wirts. Der Prösident der Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin, Geheimrat Budde, betonte die Notwendigkeit für Handel und In⸗ dustrie, trotz aller abweichenden Ansichten freueig heran⸗ zugehen an den Wiederaufbau unseres Vaterlandes, nicht grollend hinten zu stehen, sonern zu unserem eigenen Vorteil unsere Pflicht zu tun, wie wir sie während des Krieges getan haben. er Vertreter der Handwerkskammer der Provinz Brandenburg und des Reichsverbandes des deutschen Handwerks Tr. Heinzig richtete einen Appell an alle Kreise des Voltes, mit⸗ zuhelfen an dieser Anleihe. Kredit heiße Vertrauen und dieses Ver⸗ trauen zum Staat, zur Gesamtheit müsse in den ernstesten Momenten gerade am stärksten sein. Die Vorsitzende des Bundes Deutscher Frauenvereine, Frau Dr. Alice Salomon, wies daraut hin, daß die deutschen Frauen und Mütter, die schon während des Krieges ihre Söhne und Brüder für das Vaterland hätten hingeben müssen, auch jetzt nicht zurücknehen würden, dem Vater⸗ lande die so notwendigen materiellen Werte zu geben. Als letzter Redner kam der Erste Vorsitzende des christlichen Metall⸗ a beiterverbandes Abg. Wie ber zu Wort. Nur prodyͤktivpe Arbeit könne uns aus der Not herausbringen, und deshalb müsse ein jeder hergeben, was er habe. Er schloß mit dem Ruf:; Deutsche Arbeiter, tut voll und ganz Eure Pfl cht für Volk und Vaterfand! Der Vorsitzende Herr von Mendelssohn wies in einer Schluß⸗ ansprache darauf hin, daß der starke Beifoll, den die Versammlung den Ausführungen der Redner gezollt habe, zu der Hoffnung be⸗ rechtige, daß die hier ausgesprochene Zuversicht zur Tat werden möge. Zum Schluß wurde folgende Entschließung von der Versamm ung einstimmig angenommen: Vexrtreter der Reichs⸗ regierung und der verschiedensten Berufsstände richten an das gesamte deutsche Volk den Ruf, mit aller Kraft und Entschlossenheit sich für die deutsche Spar⸗Prämienanleihe einzusetzen. Mit dem guten Ge⸗ lingen dieser Anleihe beweist das deutsche Volk das unerschuütterliche Vertrauen zu seiner Zukunft, das allein die Grundlage dafür bilden wird, daß es auch in der Welt das Vertrauen findet, dessen es für seinen Wiederaufbau bedarf. Es ist unabweisbare vaterländische Pflicht eines jeden einzelnen in jedem Kreise und jedem Berufsstands, mit allen seinen Kräften diesem Werke, welches das deutsche Volk sich selbst errichten wird, zum vollen Erfolge zu verhelfen. .“

.

Infolge Beschlusses des Börsenvorstands bleibt laut Meldung des „W. T. B.“ die Börse am 10., 17., 24. und 27. De⸗ zember geschlossen. Von der Festsetzung eines regelmäßigen Ruhetags, der von den Beamten der Berliner Großbanken angeregt wurde, ist infolgedessen Abstand genommen worden.

Laut Beschluß des Handelsbüros der Preußischen Bergwerks⸗ direktion beträgt laut Meldung des „W. T. B.“ aus Hindenburg der Inlandskohlenpreis der ihm unterstehenden Gruben: Königsgrube, Rheinbaben⸗Schächte und Königin Luise⸗Grube ab 1. Dezember für die beste Sorte Stückkohle 93,30 bis dersia, ben

uf der Königin. Luise⸗Grube ist der Preis 20 bis 50 Pfennig für die Tonne höher. Für Gaskohle beträgt der Preis 94,10 bis auf 92,30 je nach der Sorte.

Aus Anlaß der Fertigstellung der ersten von der Firma Friedrich Krupp A.⸗G. hergestellten Loko⸗ motive hielt laut Meldung des „W. T. B.“ Abteilungsdirektor Dr. Lorenz einen Vortrag über den Lokomotiv⸗ und Wagen⸗ Friedrich Krupp A.⸗G. Im Anschluß hieran fand eine eingehende Besichtigung des Lokomotiv⸗ und Wagen⸗ baues statt. Nach der Besichtigung hielt Herr Keupp von Bohlen und Halbach eine kurze Ansprache. Die erste Krupp⸗Lokomotive ver⸗ ließ sodann mit 10 neuen Eisenbahnwagen, die gleichfalls von der Firma Krupp hergestellt waren, die weite Werkstatthalle. Der Lokomotiv⸗ und Wagenbau der Firma Krupp beschäftigt heute rund 3500 Personen (einschließlich Beamte) und ist imstande, bei nor⸗ maler Besetzung mindestens 300 große Lokomotiven und 2500 bis 3000 Wagen jährlich herzustellen.

Wten, 6. Dezember. (W. T. B.) Ausweis der Oesterreichisch⸗ Ungarischen Bank vom 23. November 1919. Alle Summen in Tausend Kronen. (In Klammern: Veränderungen seit dem Stand vom 15. November 1919.) Anlagen. Metallschatz: Goldmünzen der Kronenwährung, Gold in Barren, in ausländischen und Handels⸗ münzen, das Kilo fein zu 3278 Kronen gerechnet, 252 562, Gold⸗ wechsel auf auswärtige Plätze und augtändische oten 10 093, Silber⸗ kurant⸗ und Teilmuünzen 56 846, zusammen 319 502 (Abn. 5 595), Ungarische Staatsnoten 362 949 (Zun. 13 706), Kassenscheine der 435 449 (Abn. 65), Eskont. Wechsel, Warrants und Effekten 6 081 537 (Zun. 236 094), Darlehen gegen Handpfand 8 892 836 (Abn. 3 772), Schuld der K. K. öster⸗ reichischen Staatsverwaltung 60 000, Darlehensschuld der K. K. Staatsverwaltung auf Grund besonderer Vereinbarung 22 034 000, Darlehensschuld der K. ungarischen Staatsverwaltung auf Grund besonderer Vereinbarung 10 920 000, Kassenscheinforderung a. d. K. K. Staatsverwaltung 1 013 849 (Abn. 45 484) Kassenschein⸗ forderung a. d. K. ungarische Staatsverwaltung 580 253 (Abn. 26 032), Forderungen a. d. K. K. Staatsverwaltung aus fälligen Kassenscheinen 3 470 019 (Zun. 45 484), Forderung a. d. K. ungarische Staatsverwaltung aus fälligen Kassenscheinen 1 973 461 (Zun. 26 032), Forderungen a. d. ungarische Staatsverwaltung (Raäteregierung)

1“

1

aatsanzei

3 410 593 (Zun. 2)), thekardarlehen 263 617 (Abn. 557), (Zun. 161 630). Verpflichtungen.

andere

Reservefonds 42 000, Banknotenumlauf 50 916 576 (Zun.

Effekten 48 230 (Abn.

Anlagen

337),

1 82 333

65

7 349

Aktienkapital 210 000,

481),

Giroguthaben und sonstige sofort fällige Verbindlichkeiten 7 187 876

(Abn. 97 974), scheinumlausf 1 594 102 (Abn. 71 516), 1 532 890 (Zun. 237 115). 1 781 174 (Zun. 254 917). konnte der Stand einer großen Grund älterer Ausweise aufgenommen werden. Paris, 4 Dezember. (W. T. B.) von Frankreich*): Gold in den (gggen die Vorwoche Zun. 1 398 000) Fr., 1 978 278 000 (unverändert) Fr., bn. 6 099 000) Fr., chatz 569 800 000 (Abn. 51 800 000) Fr. 808 641 000 (Abn. 38 968 000) Fr.,

Pfandbriefe im Umlaufe 260 704 (—,—), sonstige Verpflichtungen Steuerpflichtiger Banknotenumlauf Infolge der besonderen Verhältnisee— Anzahl von Bankanstalten nur außfßf

Ausweis der Bank

Kassen 3 598 961 000**)

Hypo-.

S.

1“

Gold im Ausland 68

Guthaben

Wechsel 1 300 427 000 (Abn. 94 927 000) Fr.,

640 750 000 (Abn. 19 405 000) Fr., 1 347 617 000 (Zun. 45 671 000) Fr.,

Vorschüsse

Barvorrat in Silber 280 488 000 Guthaben beim amerfkanischen Staats⸗ im Ausland vom Moratorium nicht betroffene

gestundete Wechsel

auf Wertpapiere Vorschüsse an den Staat

26 300 000 000 (Zun. 450 000 000) Fr., Vorschüsse an Verbündete

3 740 000 000 (Zun. 20 000 000) Fr., (Zun. 337 152 000) Fr., FFr., Privatguthaben 2 982 369 000 (Abn. den Stand vom 6. November;

sind nicht eingetroffen. **) 6.

Schatzguthaben 50 120 000 (Abn. 75 046 000) Fr. die dazwischen liegenden Ausweise November: 3 597 563.

Berichte von auswärtigen Cöln, 6. Dezember.

Notenumlauf 37 756 41 464 000)

20 32 52

6 000

*⁴) Gegen

Weripapiermärkten. (W. T. B.) Englische Noten 186,50,

Französische Noten 453,00, Belgische Noten 480,00, Holländische

Rumänische Noten 148,00.

Noten 1840,00, (W. T. B.)

Wien, 6. Dezember. Oesterreichischen Devisenzentrale. 5175,00 G.,

Prag, 6 Dezember.

London, 6. Dezember. (W T. B.) 178,50, Wechsel auf Amsterdam kurz 10,23 3 Monate 41,38, Silber loko 74, Silber äuf Lieferung 72 ¼.

Parits, 5 Dezember. (W. T. B.) 87,95, 4 % Franz. Anleihe 70,85,

1

Wechsel auf Brüssel 38,98. Privatdiskont 5 ⅔,

5 % Franz. 3 % Franz. Rente 59,80 4 %

Berlin 346 00 G., ürich 2575.00 G., Kopenhagen 3090,00 G.,

Notierungen der Deutsch⸗

Kassen⸗ 8

Amsterdam Stockholm 3355,00 G., Christianta 3225,00 G. Marknoten 345,00 G.

(W. T. B.) (Devisenkurse.) Berlin

119,00 G., Marknoten 116,00 G., Wien 34 00 G. 8 Wechsel auf Deutschland

Wechsel auf Paris

A

Span. äußere Anleibe 169,25, 5 % Russen von 1906 54,50. Russen von 1896 30,25, 4 % Türken unif. 66,00, Suez⸗Kanal —,—,

Rio Tinto 1775. Paris, 6 Dezember

87,95, 4 % Französi che Anleihe 70,85 3 % 5 % Russen von 1906

60 35 4 % Span. äußere Anleihe 173,00.

nleihe

3 %

(W. T. B.) 5 % Französische Anleihe

Französische Rente

54 10, 3 % Russen von 1896 30,00, 4 % Türken unif. 65,50, Suez⸗

kanal —,—, Rio Tinto 180). Amsterdam, 10,10, Wechsel auf Berlin 5 auf Schweiz 48,57 ⅛, Wechsel auf Wien 1,70 hagen 49 90 Wechsel 55 00, Wechsel auf New YVork —,—, Wechsel auf Madrid —,—. 5 % anleihe von 1915 89, 3 % Königl. Niederländ. Petroleum 805 ½., H.

6. Dezember. (W. T. B.) Wechsel auf London 37 ½, Wechsel auf Paris 24,70, Wechsel

Wechsel auf Kopen⸗

7 7

Staats⸗

Niederländisch. Indische Handelsbank 271 ½⅛, Atchison, Topeka & Santa

6 —,—, Rock Island —, ailwav —, Union Pacisie —, Steel Corp. 108 Amerika⸗Linie —. Tendenz: Fest. Kopenhagen, 6. Dezember. (W. Hamburg 11,35, 102 00, do. auf New York 532,00,

Stockholm, 6. Dezember.

Französisch⸗Englische Anleihe —,

T. B.) Sichtwechsel auf do. auf Amsterdam 207,00, do. auf schweiz. Plätze

* auf London 20,66, d Paris 51,25, do. auf Antwerpen 54,00, do. auf Helsingfors 16,50. (W. T. B.) Sichtwechsel auf

Southern Pacific 101 ½. Southern Anaconda 123 ½. United States

Hamburg⸗

o auf

Berlin 10,00 do. auf Amsterdam 177,00, do. auf schweiz. Plätze 84,50, do. auf Washington 457,00, do. auf London 17,45, do. auf

Paris 44,00, do. auf Brüssel 47,00, do. auf New York, 5. Dezember.

heutige Börse setzte in sehr

Helsingf (Sslut.) (W. fester Haltung ein. Die Anteile der

T.

B.)

ors 14,50.

Die

Southern Paeific⸗Bahn stiegen um 14 Punkte auf die Nachricht, daß

die Regierung davon abriet, Berufung gegen das

für diese

Ge⸗

sellschaft günstige Urteil bezüglich der Oelfelder in Kalifornien

erheben. gemeine Kursabschwächung ein, auf Deckungen und lebhaftere kennen. Der Schluß Geldfätze —6 vH.,

zu doch Kauflust

ließ der

war jedoch unregelmäßig. Wechsel auf Berlin 2 ½1 6, Wechsel auf London

7 .

60 Tage) 3,82,00, Cable Transfers 3,87,00, Wechsel auf Paris auf

icht 10,60, Silber in Barren 1,31,

Atchison. Topeka u. Santa

85 ¼, Baltimore u. Ohio 33 ⅛, Canadian Pacific 139 ¼, Chesapeake

u. Ohio 56 ⅛.

Chicago, Milwaukee u. St. Paul 38 ¼, Denver u.

Rio Grande 7 ½, Illinois Central 88 ½, Louisville u. Nashville 108 ½¼, New York Central 70, Norfolk u. Western 97 ⅛, Pennsylvania 41 ½⅛,

Reading 76 ½, Smelting u. Refining 65 ¼, national Mercantile Marine 52, 104 ½, do. pref. 112 ½.

Berichte

Corporation

Southern Pacific 96 ⅛, Union Pacific 122 ½, American Anaconda Copper Mining 58 ⅜, Inter⸗ United States Steel

—8

von auswärtigen Warenmärkten. London, 5. Dezember. (W. T. B.) Wollauktion. An

auf Stockholm 57,25, Wechsel auf Christiania Wechsel auf Brüssel Niederländtsche Niederländ. Staatsanleihe 1 Holland⸗Amerika⸗Linie 470 ½,

Infolae von Liquidationen trat später eine all⸗ Schlußverkehr eine Besserung Geld:

er⸗

9

der heutigen Wollauktion waren 10 000 Ballen angeboten, das gantze Quantum wurde verkauft. In guten Sorten war das Geschäft lebhaft

bei fester Tendenz. Liverpool, 5. Dezember. (W. T. B.)

Geringere Croßbredsorten waren ru bis 20 vH unter den Preisen der letzten Serie. Baumwolle. Umsatz

higer und 10

7000 Ballen, Einfuhr 49 211 Ballen, davon amerikanische Baum⸗

wolle 44 200 Ballen. März 22,53. Manchester, 5. Dezember.

(W. T. B.) Garnen konnte sich die feste Haltung behaupten.

Für Dezember 25,04, für Januar 24,04, für

In Tuchen und

Verkäufer am Markte. Garne: 30 er Water wwist kurante Qualität (Hingleb) 4/2 Pence. Tücher: Printers 31 er 125 YJards 17 17

New Pork, 5. Dezember. (Schluß.) (W. T. B.) Baumwolle

loko middling 39,25, do. für Dezember 39,75, do. für Januar 26,80, do. für Februar 35,00, New Orleans loko middling 40,00, Petroleum refined (in Cases) 23,75, do. Stand. white in New York 19,75, do. in Tanks 12,00, do. Credit Balances at Oil Eity 4,50, Schmalz

prime Western 24 05, do.

Rohe & Brothers —,

Centrifugal 7,28, Weizen Winter 237 ¼, Mebl Spring Whea⸗ 9,25 10,50, Getreldefracht noch Livervool om. Kastee Rio Nr. 7

loko 15 ⅛, do. für Dezember 14.75, do. für Januar 14 95.

Zucker elears

Es waren nur