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germann
Er nzen —
Sie 1 r hebenden. voziti schen Schüker⸗ hünde dußlösfen! Imn meiner eigenen Partei will ich sehr gern darauf hinwirken — mögen die veranvrortlichen Fübrer der übrigen Parteien das gleiche tun! Späterer freier Vereindarung unter den Parteien kann es dann überlassen bleiben, cb und in welchen Formen parteipolitisch neutrale eee mt dem Ziele pplitischer Jugendbildung zu schaffen sind. Einer politi⸗ schen Jugendbildung, deren vornehmste Aufgele 8 zu sein hätte, die Jugend — ohne jede nationalistische Engherzigkeit — gu deutschem Füblen und zu deutschem Denken zu emziehen, die sich zugleich cher rückhaltlos zu stellen lätte auf den Boden der nun einmal gegebenen neuen staatsrechtlichen Verhältnisse unseres Vaterlandes Sehr möglich, daß mein Appell hüben so wenig Gegenliebe findet wie drüben. Dennoch hielt ich es für meine Pflicht, das bier Gesagte cinmal öffentlich auszusprechen. Denn man darf — allen üblen Erfahrungen zum Trotz! — niemals ganz an der Einsicht und an dem guten Willon der Menschen derzweifeln.
Meine Damen und Herren ich muß konstatioren, daß dieser Appell leider fruchtlos geblieben ist, daß der Appell an die Einsicht und den guten Willen versagt hat, daß die parteipolitsche Verhetzung an den Schulen weiter geht.
Es ist mit dann wicderholt vorgeworfen worden, daß ich selbst
geivesen sei, der durch seinen Erlaß über die Schul⸗ 1 nde die Politik in die Schule bineingetragen habe. (Zuruf.) Herr Abgeordneter Dr. Boelitz, das ist ein grundlegender Irrtum. In 85 derloß ist mit keinem Wort von Politik die Red
Der Sinn dieses Schulgrmeindeerlasses war es vielmehr, im Rabhirien des Sbullebens selbst die jungen Leoute ganz allgemein zur Selbst⸗ vetshwor chleit zu erziehen und sie gewissermaßen so schon embryonal auf ihren künftigen Beruf als Staatsbürger vorzubereiten. (Zurufe rochts. — Glocke des Präsidenten.)
Ich persönlich habe nichts dagegen, wenn der Zwischenrufe macht. Das belebt die Debatte.
Es ist dann im Aussckuß und auch in der Oeffentlichkeit lebhaft Klage geführt worden über die antisemitische Verhetzung auf unseren höheren Schulen. Es simd mir auf meinen verschiedenen Reisen im Rheinland, in Düsseldorf, in Essen, ich glaube, auch in Stetrin, von unseren jüdischen Mitbürgern die leb⸗ greas Klagen darüber vorgetragen worden. Ich habe mir neulich bereits bei der Debatte über das Universitätswesen auszufübren erlaubt,
vaßei ich die pfychologischen Quellen dieser antisemitischen Welle, die durch unser Vaterland geht, natürlich durchaus erkenne, daß sie aber trotzdem zweisellos nur ein Teil der großen seelischen Krankheits⸗ erscheinung sei, an der, unser Volk hbeute leidet. Lassen Sir uns — auch hier möchte ich wieder über diesen Saal hinaus zu der höheren Jugend selbst sprechen — im einzelner die
eine oder der andere
über di eine oder andere Teilfrage des großen waltgeschichtlich⸗tragischen Juden⸗ prooblems denken, wie wir wollen. Man mag z. B. über die Ost⸗ judenfrage, die sehr ernst und bedeutungsvoll ist, wie viele ernste Juden selbst anerkannt haben, und über gewisse andere Teilfragen des Judenproblems denken, wie man will: es bleibt doch nun einmal eine Tatsache, daß in unserem Vaterlande die Juden und die Ger⸗ mannen aufeinander angewiesen sind, daß sie zusammen leden und stehen und daß sie sich deshalb auch zu finden suchen müssen. Trotz mancherlei Gegentätzlichem in Charakter und Wesensart der Juden und der Germanen gibt es andererse?ts doch ohne Zweifel auch außerordentlich vielos, worim die beiden Rassen sich ein⸗ ander in der denkbar werwollsten Weise ergängen und gegenseitig be⸗ fruchten können. Geroe ade in dieser Misckung deutschen Denkens und Fühlens mit guten Seiten des tischon Denkens und Fühlens sehe ich etwas besonders werwolles, ohne damit irgendwie auf eine allgamie ine Rassenvermantschuns hinrirken’ zu wolles. Von dieser gemeinsamen Arbeit zum gemeinsamen Wohle unseres Vaterlandes dirrch Juden und Germanen enwarte ich, Großes und Gutes. Gerade in unserer Jugend — und auch hier w ende ich mich abermals über den Saal hinäus direkt an unsere deutschen Mädels und Jungens — möchte ich Ver⸗ ständnis für einige Gedanken zur Iundenfrage erwecken. Ich möchte unsere Jugend fragen: Ist es denn nicht ein Zeichen elender Sckwäche, wenn ein großes. umd starkes Sechzig⸗Millionen⸗Volk sich gegen ein paar hunderttausend Juden nicht anders mehr zu boalfen weiß, als durch Verhetzung und Beschimpfung? Habt Ihr denn wirllich in Euch selbst o wenig vö lkisches S olbst pertr ans n? (Sehr richtig! links.) Ich niöchte di 8* Jugend ʒ᷑ den böheten Schaͤlen auf⸗ fordern, statt gegen ihre jicdischen Mitschüler zu hetzen und zu schimpfen: seht doch einen edlen Wetlbewerb mit ihnen ein, zeigt, daß. ihr mehr leisten könnt, tüchtiger seid als sie. Das ist doch ein Gedanke, für den gerade die Jugend Verständnis haben und der auch den Herren von der Rechten nicht ganz fern Kiechen sollte: was ist das doch für eine elende Geschich te, wenn, wie os an vielen hehercn Schulen ge⸗ schehen ist — mir sind darüber zablreiche Beispiele bekannt ge⸗ worden —, eine ganze Klasse über ein oder zwei arme jüdische Mit⸗ schüler herfallen? Schänt Ihr Euch solches Mißbrauchs Eurer Ueber⸗ zahl nicht, Ihr deutschen Jungen? Da möchte ich mich wirklich einmal, an das so viel gepriesene germanische Ehrgefübl. wenden nud Euch sagen: Was ist das für eine Feigheit und Erb brmlichkeit, wenn da Hund ert gegen Einen stehen! Nun zeigt (Ruch doch mal sch großherzig und setzt Eure Ehre darein, Eure jüdischen Mi ilschüler rrotz der Abneigung, die ihr vielleicht perjönlich gegen den einen oder anderen von ihnen haben möget, vor Bolcidioungen und Vorwürfen und Kränkungen zu schüten! Ich doffen von Lanzem Herzen, daß diese Worte, die ich von hier aus an die höbere Jugend gerichtet habe bei ihr nicht ungehört verhallen mögen. Ich will und kann Euch nicht mit Paragraphen, mit Geboten und Verboten zswiebeln — das ist mir widerwärtig — aber ich erwarte, daß mein Appell an Eure gennanische Größhergigkeit 88 frucht⸗ baren Boden fällt!.
Meine Damen und Herren, ich wende mich mun zu einem anderen Punkte. Der Herr Abgeordnete Schümer ist gestern auf die Unter⸗ redung zu sprechen gekommen, die ich vor ein paar Wochen mit einem Mitarbeiter des „Achtuhrabendblattes“ ge⸗ habt habe, und er hat bedauert, daß ich darin einer gewissen Weit⸗ hberzigkeit in moralischen Dingen das Wort geredet habe. Da ich dieser Unterredung wegen auch in der rechtsstehenden Presse mehrfach angegriffen worden bin, so gestatten Sie mir auch darüber hier ein ganz offenes Wort. Ich habe in jener Untertedung ausdrücklich er⸗ klärt, daß ich dieser Weitherzigkeit nur das Wort rede in den — ich zitijere b — ben x 8 hii
8 chee
der unflät hin in der ganzen Stadt eine Hetze gegen sie eingesetzt, wie sie
EFrträglichen und deeser Beschtänkung halte ich ollerdings meinen Grundsotz emer mäglichst großen Weitherzigkeit aufrecht. Dann aber — und das war der Hauptzweck in dieser Stelle der Unterredung — wollte ich sagen, daß es grundsätzlich ein übles Ding sei, das Privatleben irgendeines Menschen in de öffentliche Debatte zu ziehen. Meine derehrten Damen und Herren, ich möchte hier erklären, daß ich meinerseits das niemals getan habe und auch niemals tun werde. Ich bin jahr⸗ zehntelang sozialdemokr atischer und Schriftsteller gewesen und mir sind — das dürfen Sie mir glauben — in dieser Eigenschaft viele b von Fälle worden, daß irgendein kraft⸗ strotzender ostelbischer Junker einmal über die Stränge geschlagen sei, und es ist mir gesagt worden: das muß in die Zeitung hinein, der muß an den Pranger gestellt werden! Ich habe das stets rund⸗ weg abgelehnt und habe gesagt: bekämpfen Sie die Junker politisch, soviel Sie wollen, sie bieten ja wahrhaftig genug Angriffs⸗ flächen; aber ihr Privatleben geht auns nichts an. Ebenso habe ich es gemacht, wenn mir in meiner Tätigkeit als Schriftsteller oder Redakteur Mitteilungen über irgendwelche gelegenrlichen Exzesse liberaler Kommerzienräte oder Fabrikdirektoren auf sexuellem und anderem Gebiete zugetragen worden sind. Ich habe von solchen Dingen niemals Notiz genommen, und habe es verschmäht, so etwas in die öffentliche Debatte zu ziehen. Noch etwas fällt mir ein: Als im Jahre 1506/07 der Reichstagsrahlkampf tobte, da wurde mir — vielleicht besinnt sich einer oder der andere Herr aus dem Zentrum noch auf diesen Fall, Herr Abgeoreneter Gronowski, der damals mit mir am gleichen Ort lebte, wird sich gewiß noch daran erinnern — ausführliches Material über das Privatleben eines damals vom Zen⸗ trum für den Reichstag aufgestellten Kandidaten unterbreitet, und ich wurde dringend gebeten, es im Wahlkampf zu verwenden. Ich habe mlch das rundweg abgelehnt, und habe es neidlos den national⸗ iberalen Organen des Kreises überlassen, die Sache an die Oeffent⸗ lichkeit zu bringen und breitzutreten. Hört, hört! im Zentrum.) Ich habe den Fall nur angeführt, um zu zeigen, daß ich meinerseits den Grundsatz, persönbche Dinge niemals mit politischen Dingen zu verquicken, immer beherzigt habe, und ich wünschte dringend, daß zur Gesundung unseres öffentlichen Lebens dieser Grundsatz Ge⸗ meingut aller Paxrteien von der äußersten Linken bis zur äu ßersten Rechten wird. ꝙꝗMeine Damen und Herren, ich muß mich munmehr mit wenigen Worten — verzeihen Sie, ich spreche vielleicht schon etwas zu lange, aber ich habe auf so viele Redner zu antworten, die in den letzten Tagen gesprochen haben, daß der Herr Präsident mir vielleicht eine kurze Ueberschreitung der Redezeit zubilligt; ich müßte mich sonst neoch einmal zum Wort melden, und das möchte ich vermeiden — zu dem von den Rednern des Zentrums und der Rechten im Ausschuß und gestern auch hier wieder ausführlich behandelten Fall der Essener freien Jugen dbewegung wenden. Mir ist im Ausschuß i der Behandlung dieser Angelegenheit vorgeworfen worden, daß ich hier völlig partei lisch verfahren sei, daß ich zum Schutze dieser Lehrer die Füas ausschließlich deshalb geboten hätte, eil es meine Parteifreunde ¶Ich möchte demgegenüse Auch hier noch einmal, da der Fall in seinen Einzelheiten wohl nicht allen Abgeordneten bekannt 68 konstatieren, daß keiner der beiden Herren meine Partei angebört, sondern daß beide Mitglieder 88 Unabhängigen Sozialdemokkatischen Partei sind daß ich mich aber überzeugt habe, r diesen beiden Männern schweres
Unrecht geschehen ist, und daß ich mich deshalb ohne Rücksicht auf⸗ 9
ihrẽ Partsizugehörigkeit “ sies einzutreten. Ich will e
gefühlt habe, mit aller Kraft für
Eirelbeiten des Essener Falles nicht bheähris sondern will nur sagen, daß im Essener Fall das allerschlimmste ge⸗ sceben ist, was in einer Schulangelegenheit überhaupt geschehen kann; er ist nämlich aus einer reinen Schulsache zu einer politischen Affäre 8 cht worden. Das ist geschehen durck das wüste, verhetzende Treiben einer Reihe von Essener Zeitungen, das guch an dieser Stelle nicht scharf genng gegeißelt werden kann. Die beiden Lehrer, um die es sich hier banee sind in den Blättern — ich will sie nicht nennen — in igsten Weise beschimpft und beledigt worden. Es hat darauf⸗ sie schlimmer nicht gedacht werden kann. Sie haben sich kaum auf der Straße zeigen dürfen, und sie haben auch⸗ 8 Telebon in den Läden ihrer Kaufleute nicht mehr benüutzen können. In der Nacht sind ihre Häuser besudelt worden. Die Schüler und die Eltern der Schüler, die zu ihnen hielten, haben sie nur noch im Dunkel der Nacht besuchen dürfen, weil sie sonst persönlich belästigt und in ihrer Sicherheit gefährdet worden wären. Kurz und gut, es ist gegen diese beiden Pbrer ein wüster Terrorismus seitens gewisser Kreise der Essener Be⸗ völkerung ausgeübt worden, und dagegen diese Lehrer zu fctse e ich für meine verdammte Pflicht und Schuldigkeit ganz ohne Rücksicht auf ihre Parteizugehörig⸗
diesen beiden Lehrern den denkbar besten persönlichen Eindruck ge⸗ wonnen habe. Es handelt sich um Leute, die mit reinem Idealismus. mit freudigem Optimismuͤs und großem persönlichen Opfermut für das eintreten, was sie für richtig halten, und ich wünschte, daß unsere gesamte deutsche Oberlebrerschaft von einem so frischen Optimismus, von solchem kräftigen, reinen Tatendrang beseelt wäre wie diese beiden Essener Oberlehrer. Dem Lob; das gestern Herr Dr. Weyl den beiden Herren gezollt hat, kann ich nur zustimmen. (Zuruf bei der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei.) — Herr Dr. Weyl, das liegt nur an Ihnen, ich stimme S sehr gern zu, wenn Sie etwas Richtiges sagen.
Meine Damen und Herren, es ist von keiner Seite der Beweis erbracht oder auch nur versucht worden, daß diese beide Herren ihre polilischen Ansichten in den Unterricht hineingetragen oder sonstwie mit ihrer amtlichen Stellung Mißbrauch getrieben hätten. (Sehr wahr! bei der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei.) Sie haben auch ihre Gedanken über die freie Jugendbapegung nicht in den Unter⸗ richt hineingetragen. Ich bin der letzte, der sich restlos und mit Haut und Haaren allen Zielen der freien daes ndbewegung verschreiben möchte, ich denke nicht daran. Es ist dalri iel Ueberschwang und viel Jugendtorheit. (Zustimmung und Zurufe bei der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei.) — Selbstverständlich, ich habe in meinem Leben auch genug Torheiten gemacht, aber natürlich, Herr
kebene ich üelass sie auch nicht einmalt Fir machen sogar jetzt
111“
gefelfjchafttich Möatichem.. Irn
keit. Ich erkläre auch hier, daß ich bei meinem Essener Besuch von
Alfo, meine Damen und Hetren, ich wesß genau, doß viel Ueber⸗ schwong dabei ist, und es sind auch in Essen Dummheiten vorgekommen. Es ist zweifelles eine große Dummbeit, wenn ein Vertreter der freien Jugendbewegung — nicht enra einer der beiden Lehrer —, ein junger Stundent, das unglückselige Wort vom „Klassenkampf der Jugend gegen ihre Eltern“ prägte. (Hört, hört! im Zentrum.) Das ist na⸗ türlich ein vollendeter Unsinn. (Zuruf im Zentrum.) — Nein, es trifft nicht den Kern der Sache. Von diesem Wort sind sowohl Herr Dr. Stiemsen wie Herr Dr. Jacobs entschieden abgerückt (Wider⸗ spruch im Zentrum), doch, sie haben erklärt, daß sie das Wort ent⸗ schieden bedauern. Ich habe ja nichts dagegen, daß die entschiedene Jugendbewegung, mag sie nun in ihren Grundgedanken falsch oder richtig sein, mit geistigen Waffen bekämpft wird. Treten Sie doch auf den Plan und kämpfen Sie geistig gegen diese Männer; dagegen habe ich gar nichts einzuwenden. Aber was ich ab⸗ lehne, das ist die Zumutung, mit Mitteln der Schulzucht, mit Disziplinarmaßregeln, mit Polizeimaßregeln irgend etwas gegen diese Männer zu unternehmen. (Sehr richtig! bei der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei.) Ich greife gegen keine geistige Richtung der Jugendbewegung ein, und wenn ich den Deutschnationalen Jugendbund bisher ungestört habe wirken lassen, habe ich umgekehrt auch die Pflicht, die freie Jugendbewegung gelten zu lassen. Sie mögen ihre Kraft geistig miteinander messen. (Sehr richtig! bei der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei.) Ich erlaube ohne weiteres, und ich würde niemals dagegen auftreten — ich habe das auch in Essen erklärt —, wenn deutschnational gerichtete junge Leute in ihren Mußestunden bei alten Offizieren, die konservativ gerichtet sind, bei alten Generalen usw. verkehren und sich dort Be⸗ lehrungen und Anregungen holen; ebensosehr weise ich auf der anderen Seite die Zumutung zurück, es den Schülern, die der freien Jugend⸗ bewegung angehören, zu verwehren, in ihrer Mußezeit mit jenen tüch⸗ tigen Lehrern zu verkehren. Gleiches Recht für alle! Der Geisteskampf muß auf geistigem Gebiete ausgefochten werden, aber nicht mit den mir zugemuteten Mitteln des alten Polizeistaats. (Sehr wahrl bei der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei.) Solche frische Begeisterungsfähigkeit, solchen kühnen Mut zu neuem Denken und Fühlen, wie ich sie vielfach dort in Essen gefunden habe, wünschte ich unserer gesamten Jugend und auch unserer gesamten Oberlehrer⸗ schaft, ohne deshalb, wie gesagt, mich im einzelnen dcec diesen Ge⸗ danken identifizieren zu wollen
Mir als Unterricht Bmec beet mußte es nun natürlich darauf an⸗ kommen, den Streit, der das ganze Schulleben in Essen verwüstete, in frieblicher Weise beizulegen. Ich habe gvoße Mühe darauf ver⸗ wandt und bin in dieser Arbeit von meinen Kommissaren aufs beste unterstützt worden Es war zwar nicht möglich, die beiden Herren in ihren bisherigen Anstalten zu lassen. Sie selbst haben den Wunsch ausgesprochen, von diesen Anstalten entfernt zu werden. Ich babe sie vorlarfig Leurlaubt, habe aber die bestimmte Zuversicht, daß es mir gelingen wird, sie in Essen zu halten und ihre große
so weiter dienstbar zu machen. Neber die Form, in der ich das zu tun godenke, kann und will ich mich, heute noch nicht öffentlich äußern; die Arbeiten dazu sind im Werk. . Nun Her kam es, wie ich schon sagte, zu näch st davauf 88 en öffentli ichen Streit beizulegen. Ich habe deshalb in den letzkemn Tagomn wieder einige Kommissare nach Essen gesandt. Zu meiner Freide ist es gelungen — ich hoffe, daß mir in dieser Freude auch⸗ die Herren vom Zentrum ausnohmsweise einmal zustimmen werden — zu erzielen, daß die beiden Hauptbeiciligten Herren Direktor Löscher umnd Dr. Jacebs eine gemeinsame Erklärung vrotokolllanisch unterzeichnet haben, mit der der Streit, soweit er ein abutes Stadium erreicht halte, cus der Welt geschaffen ist. Diese Erkläürung, die, glaube ich, vorgestern von den beiden Herren unterzeichnet ist, hot foigenden Wortlaut: 1888 Heute fand eine chschließende Besprechung zwischen den Kom⸗ missaien der Unterrichtsverwaltung und den Herren Dinektor Dr.
Löscher umd Dr. Jacobs über die Entschiedene Jugendbewegung statt.
Nach grundsätzlicher Aussprache war man sich darüber einig, daß 08
nunmehr an der Zeit ist, den unerquicklichen Erörterungen in der
Oeffentlichkeit, deren Stellungnahmee nach den Feststellungen der
Unterrichtsverwalung zum Teil auf eine nicht zureichende Kemnntnis
von den Zielen der Entschiedenen Jugendbewegung durchzuführen ist,
ein Ende zu machen und zu ruhiger gedeihlicher Arbeit zurück⸗ zukehren. Dr. Löscher und Dr. Jacobs sind Männer, die vom besten Streben erfüllt, auf verschiedenen Wegen das Ziel zu erstreben, der Schuljugend zu helfen und sie nach Kräften zu fördern. Ihre verschisdene Weltanschauung wird sie vielleicht auch in Zukunst zur
Kompfstellung bringen. Sie werden den Kampf aber in aller gegen⸗
seitigen Achtung führen und sich bei aller Gegensätzlichkeit ihrer A uf⸗
fassung sters von den Gedanken leiten lassen, daß es keine andere
Arbcit geben bann als die, wolche unserer Jugend aus ihren Nöten
heruszuhelf en bemüht ist. Im übrigen wird die Stellungnahms
der beiden Herren durch die bereits bekanntgegebene. Ent⸗ schließung des Hervn Ministers bestimmt, in der
gesagt ist: b 1
„Wenn ich mich auch nicht mit allen Forderungen und Aus⸗ lassungen von Vertretern der „Entschiedenen Jugene“ cinverstanden erklären khann, so verkenne ich doch die Berechtigung der Bewegung
und Geistesrichtung nicht. Selbstverständlich bleibt es jedem un⸗ benommen, diese Richtung mit geistigen Waffen zu bekämpfen.
Indessen gestehe eich niemand das Roecht zu, seinen amtlichen Ein⸗
sluß und seine ambliche Stellung dazu zu mißbrauchen, der „Ent⸗
schicdenen Jugend“ Schwierigkeiten in den Weg zu legen und sie an der Verbreitung ihrer Gedanken zu hindern. Jedem Versuch,
Schüler für ühre Zusehöxvigkeit zur „Entschiedenen Jugend“ büßen
oder leiden zu lassen, werdeich mitallen mirgzu Gebots
stehenden Mitteln ahnden.“
Diese Erklärung haben sowohl der Direktor Löscher wie Dr. Jacobs unterschrieben; damit ist der Streit zunächst wenigstens aus der Oeffentlickkeit entfernt, und ich hoffe, daß nunmehr auch im Essener Schulleben wieder ruhiges Arbeiten eintreten wird. 88 gcordneter Dr. Weyl: Und Dr. Simsen!) — Der Streit mit D Simsen ist bereits vonher durch “ “ aesas Dr. Simsen wird eine andere Tätigkeit erhe⸗
1 1 —2.0*
GFortsebung in der Zreiten Beilage] —1XA.S.n
Leonhardt,
werden wird
läufig abschließen lassen.
ich bitte hier gerade die Herren von der Rechten, die
Deputation von der, Elternschaft der hier in Frage Goethe⸗Schule nnhüche 9 ich habe eine Deputation empfangen, die geschickt war von der
Wochen hier scharf angegriffen der Loyalität, mitzuteilen, daß sich für Herrn Direktor Leonhard
demokratischen Mehrheitspartei,
pädagogische Begabung der Essener Jugend so oder
Ich wende mich zum Schluß meiner Ausführungen zum Fall der in den vorgestrigen und gestrigen Debatten eine besonders bedeutungsvolle Rolle gespielt hat. Ich bin noch nicht in der Lage, das abss chließende Urteil, das in der Sache gefällt ütenteilen Ich würde deshalb heute auch am liebsten
gang schweigen, bin aber durch die Reden der letzten Tage auch
meinerseits gezwungen, zu sprechen.
Vor wenigen Tagen hatte ich bereits die Voruntersuchung vor⸗ Gestern vormittag, während der Sitzung dieses Hohen Hauses, erschien nun aber eine Deputaiton von Eltern Wilmersdorfer Schüler, die eine ganze Menge neues Beweismaterial beibvachte. Ich habe infolgedessen angeordnet, daß die Untersuchung
von neuem eröffnet wird, damit alles pro und kontra zur vollen Geltung gelangt.
Ich glaube, damit auch der Zustimmung des Herrn Abgeordneten Dr. Boelitz sicher zu sein.
Meine Damen und Herren, nach dem ersten Ergebnis — und gestern meine Oejektivität in der Behandlung dieses Falles anzuzweifeln be⸗ Uiebten, recht aufmerken zu wollen — nach der ersten Untersuchung des Falles, auf Grund deren ich Furnichft die Abschließung der Vor⸗ untersuchung anordnete, auf Grund der Ergebnisse dieser ersten Unter⸗ suchung schienen die Dinge für Herrn Leonhardt wesentlich günstiger zu liegen, als sie es sich bei meiner Rede, die ich im Nevember hier zu diesem Falle hielt, darstellten. Ich habe eine kommenden
Lohrerschaft ohne Unterschied der politischen Parteirichtung, und ich habe auch brieflich manches Material in dem Falle bekommen. Nachdem ich Herrn Direktor Leonhardt von einigen oen habe, halte ich es für eine Fflicht
angesehener Mann ausgesprochen hat,
Direktor, Mitglied der sozial⸗ der jetzt im Braunschweigischen täti 3 Jahre und länger ander Goethe⸗Schule mit Herrn Leon⸗ Ich halte es für meine pflicht,
unter anderem auch ein sehr ein sozialde mokrakischer
ist, der 13 bardt gemeinsam gearbeitet hat.
mach meinem früheren Angriff auf Herrn Direktor Leonherdt, nun
auch dieses Zeugnis zur Kenntnis des Hohen Hauses zu bringen. Der betreffende mehrhei itssozialistische Dircktor schreibt mir:
Wenn ich es nun trotzdem wage, für Herrn D ärektor Leonhardt “ so glaube ich besonders dazu berufen zu sein, weil ich über Jahre (bis Juli dieses Jahres) als Oberlehrer an seiner Müstcne unter ihm gearbeitet habe und daher mit den dortigen Ver⸗ Ficgasen 8 Genaueste vertraut bin.
Da ich Mitglied der sozraldemokratischen Partei bin, so zwird der 2 zerd nht einer einseitigen Parteinahme meinerseits wohl weg⸗ fallen.
Er führt dann des weiteren aus, daß in dem Lehrerkollegium der Goethe⸗Schule ellewide außerordentlich reaktionäre Tendenzen wal⸗ teten, die dort bereits zu vielen Zusammenstößen geführt haben, sagt
dann aber:
Herr Direktor Leonhandt hat sich bei allen solchen Verhand⸗ llungen der grösten Unparteilichkeit stets befleißigt und mich meinen parteipolitischen Standpunkt, der ihm bekannt sein mußte, nie, weder dienstlich noch persönkich, entgelten lassen. Wenn ihm ein Vorwurf zu machen ist, so nur der, daß er den Alldeutschen nicht energisch genug entgegengetreten ist.
(Hört, bört! l. links.)
Er ist ein alter Manm, von dem man ein Umlernen schwe erwarten kann. Jedenfalls hat er einen anderen Abgang Gerdeft als dieson. Es sind in Wilmersdorf ganz andere, frech und rücksichts⸗ los auftretende Elemente am Werke, deren Kaltstellen wiel wichtiger wäre, als dieses maßvollen, gerechten und ruhigen Mannes.
Meine Damen und Herren, auf Grund der ersten Beweisaufnahme war ich geneigt, Herrn. T Direktor Leonhardt mit einer einfachen Ver⸗
aarvaing davonkommen zu lassen wegen der Verletzung der Bestimmung des Belagerungszustandes und wegen der zweifellos 1 nichs überlegten Art und Weise, in der er die Jugend den Gefahren der Straße aus⸗ gesetzt hatte. Nachdem mir nun aber gestern von der anderen Seite neues belastendes Material gegen Herrn Direktor Leonhardt zugäng⸗ lich gemacht worden ist, bin ich verpflichtet, auch dieses Material gründ⸗ lich durchprüfen zu lassen und erst dann mein abschließendes Urteil hier bekanntzugeben. Ich glaube aber, daß auch die Herren von der Rechten, nach dem, was ich ausgeführt habe, nicht daran zweifeln werden, daß diese ganz sine ira et studio nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit durchgeführt wird.
eber die von Herrn Abg. Boelitz gesterm als eine allzu harte Maßregel so schaxf getadelte vorläufige Stispendierung des Herrn Leon⸗ hardt von seinem Amte angeht, so war angesichts der hochgespannten pol leischen Situation im Novoember diese Maßnahme nicht zu vermeiden. —
Ich habe dann, meine verehrten Damen und Herren, in meiner Novemberrede hier erklärt, daß Herr Direktor Leonhardt keineswogs der einzige Leiter einer höheren Lehranstalt in Berlin ist, dessen Verbhalten bei den Hindenburg⸗ Fsnsgeecgen zu tees gewesen ist. Ich habe demals erklärt, daß ich die Leit ter der sämtlichen höberen Lehranstalten Berlins zum Bericht über ihr Verhalten bei den Hinden⸗ burg⸗Kundgebungen aufgofordert hätte. Ich darf mir Ihnen jetzt das Resultat der Untersachung gegen Famntliche d Leiter der höheren Lehranstalten in aller Kürze vorzutragen.
Eine Beteiligung von Schüsern hat am 12. bis 15. November in 28 Fällen stat Hgeeünden in 1 Fällen haben die Anstaltsleiter die
Genebmigung zur Beteiligung an der Begrüßung Hindenburgs versagt; ir 9 Fällen ist festgestellt, daß die Bitte der Schulkinder, Hindenburg begrüßen zu dürfen, auf eine Anregung des deutsch⸗ nationalen Jugendbundes zurückggino9
8 7
ö Beilag “ “ zum Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger.
1 Berlia, Montag, den 15. Dezember
In den Fällen, in denen die ö geglaubt haben, die Genehmigung aussprechen zu sollen, handelt es sich vielfach um solche, bei denen nur vereinzelt der Wunsch der Kinder laut wurde, Hinden⸗ burg begrüßen zu dürfen, ohne daß den Direktoren von einem Plane des deutschnationalen Jugendbundes oder von vorausgegangenen Demonstrationen etwas bekannt war. In anderen Fällen haben die Kinder bekannt, daß es der Wunsch ihrer Eltern sei, daß sie Hindenburg begrüßen möchten. Vielfach haben aber auch die Direktoren den einmal bekannt gewordenen Wunsch einzelner Kinder aufgenommen, weil sie allen ihren Sckülern gern die Freude machen wollten, den General⸗ feldmarschall einmal im Leben gesehen zu haben. Daß in anderen Fällen die Anregung zu der Begrüßung vom deutschnationalen Jugend⸗ bund ausging, hat nach ihrer Erklärung die Direktoren von der Ge⸗ nehmigung nicht Agehalten, weil sie auf dem Standpunkt standen, daß Hindenburg keine Parteigröße sei, sondern ein Mann, in dem Deutsch⸗ land nahezu einig seinen Retter aus der Russengefahr von 1914 er⸗ blicke, dem Verehrung zu zollen, der gesamten Jugend zukomme. Sie haben daher vielfach ganze Klassen in Begleitung der Lehrer hinaus⸗ ziehen lassen.
Das Verbot der Beteiligung 98 die Direktoren ist aus * edenen Gründen erfolgt. Die einen Direktoren kamen zu aus reinschultechnischen 1“ man könne nicht einzeln Schüler vom Unterricht dispensieren. Wenn eine Teil⸗ nahme einzelner Schüler an der Begrüßung in Frage käme, dann würde man richtigarweise die ganze Klasse sich beteiligen lassen müssen, und dies sei im unterrichtlichen Interesse nicht angängig; andere meinten sehr richtig, es vertrüge sich nicht mit den Zeitverbäültnissen, Kinder unter diesen Umständen auf die Straße zu schicken, wieder andere leiteten mit Recht ihre Bedenken daraus her, daß der deutschnationale Jugendbund sich der Person Hindenburgs “ habe, und ver⸗ traten den durchaus richtigen Standpunkt, daß damit die Gesahr ge⸗ “ sei, daß eine an sich erwünschte “ der Jugend zu einer
parteipolitischen Demonstralion und dami: auch die Person Hinden⸗ birgs mißbraucht werde. .
Am sympabhischsten ist mir die Stellungnahme der Direktoren, die ihren Schülernsagten: „Kinder, ihr habt ganz recht, am liebsten ginge ich selber mit und begrüßte denalten Heornund räiefe Hurra. Aber als Anstaltsleiter gebe ich die Erlaubnis nicht; die Schule geht vor. Ihr ehrt den Mann am besten, wenn ihr ihmmnacheisert an worinseine Größe besteht, in treuer und euifr r Pflichterfüllung.“
Ich werde veramlassen, daß die Fölber in denen eine Genehmigung der Urlaubegesuche erfolagt ist, trotzeem den Tüirektoren bekanmt war, daß der deutsckaot omahe Jugendae Waranstalter des ganzen Unter⸗ nehmens sei, von dem Provinzialsckulkolleaium weiter verfolat werden, und werde im übvigen Gelegenheit nehmen, den Anstalten nochmals eindramglichst einzuschärfen, daß sie die Politik unter allen Umständen von der Schule fernzuhalten haben. Manchen Direktoven gegenüber ist dies allerdings nicht mehr erfordeulich. denn ich kann zu meiner Gerngtunmg feststellen, daß meine Umfrage bei erner Arzahl dieser Herren aus dem Grunde Lebhastes Befromden erregt hat. well sie L laubten, i ich hi elte sa 1 ⸗e übe rhau p t für f a hig . ahre Sckule zu pelitischen Zwecken und ihre Schüler au e Demonstrationen zu mißbrauchen. Wenn sich mancher dieser Drrektoren zusammen mit seinem Lohrerkollegium hiergegen 1 so erblicke ich keineswegs hierim ein Zeichen unzulässiger Kritik an meinen Maßnahme n, son⸗ dern ein mir durchaus willkommenes Bekenntnis
zu den von mär sellbst vertretenen Grumdsätzen.
Was aber das wesentliche Ergebnis an der ganzen Untersucherng ist, das möchte ich zum Schluß — und darauf kommt es an. meine Damen und Herren —, mit aller Bestinnmtheit hewvorbeben. Es ist zweifellos, daß der eine oder andere Direktor mehr Vorsicht hätte bewoisen müssen. Für diesen Mangel an Versicht sind diese Herren U deln. Die Hauptschuld an don tatsäckslich erfolaten parteivolitischen Demonstrationen aber trifft mnicht sie, sondern den d eutsch⸗ nationalen Jugendbund, demich aus diesem Amnlaß nachzuweisen imstande bin. daß er den Vorwurf parteipolitischer Betätigung dur chams verdient.
Wie liegt die Sache? Ich habe es vor diesem Hoben Hause wiederholt zum Ausdruck gobvacht, wie ich zur Person Hindenburgs stohe, und ich alaube auf keinen Widerspruch rechmen zu müssen, wenn
ich wiederhole, daß mir eine Begrüßung Hindenbunas durchaus will⸗ kommen gese sen wäre, wenn sie im “ mit dem Schul⸗ aufsichtebehörden und unter Wahrung der Ordnung vor sich gogange wäre. Was hat aber der doutschmatiomale Jugendbund getan? Er hot nicht etwa die ganze Bevliner Jugond aufgenufen. Hendenbura zu begrüßen, somndern er hat süch nmur an seine Mitalieder gew Der deutschnaticnale Jugendbund hat Hindenburo b Parteimann für sich in Anspruch genonmnen un dbewußt nächt⸗deutschnationalen Schüller von der Betei li i⸗ gung an der Begrüß ung ausschließen wolllen. Daß er debei das Schulinteresse nicht im gerinasten berücksichtiat lhat, ist erwiesen; denn sie Leitung dieses Bundes hätte sich sagen müssen. daß ein Direktor wirklich nicht aut einzelnen Schülern zu diesem Zweche Urlaub geben kamm, sondern daß höchstens eime Beteiligung ganzer Klassen oder der gefamiten Anstalt in Fraae kommen konnte.
Aber die C Scthtgs des Bundes geht noch weiter. Sei ine Anondnung, daß seine Mitglieder sich Aur Baarüßuna ei: wuß fimden hätten, ist ganz offenbar r dls ein Befehl ausa faßt worden, der die Schüler in einen erhebl’ichen Gewissenskonflikt gebrackt hat. Den deurschnͤatiocnalen Jugendbund vrifftt die Nevantwortuna dafür, daß ein Schüler, dem von seinem Direktor die Evlaubnis. an dem Zuge bdeil⸗ zunehmen, versagt wurde, der aber als Gruppenfühver des Bundes glaubte, dem Befehl trotzdem wachkommen zu müssen. in einen Ge⸗ wissenskonflikt bam, den er durch Umgehorsam gegenüber dem Schul⸗ befehll löste. Dies trug ihm zwei Stunden Arrestein. Außerdem haben vond 100 Schüler und Schülerinmen, teils tvotz vor⸗ cusgegangenem Verbots der Schaule teils cigenmächtig, ohne die Schule zu befvagen, den Unterricht versäumt. Das Boragehen des
19 19.
8 deutschnationalen Jugendbundes hat also bewirkt. daß die von ihm angeblich so hoch gehaltene Diszi⸗ plinin den Anstalltten durch seine Schuld erheblich ims Wanken kam. Die Folgen häatten nicht er, son⸗ dern hatten die armen Schülen und Schülerinnen getragen.
Die Absicht der Demonstration hat der Bund errcicht. und sie hat auch von Amfang an bestanden: denn einem der Direktoren — ich will heer seinen Namen nicht nennen, könnte es aber jederzeit tun —. ist von einem seiner Schüler am 12. November ein hektographiertes Schreiben einer leitenden Stelle des deutschnationalen IJugendbundes vongelegt worden, von dessen Inhalt er wörtlech berichtet:
Unache — Abg. Adolph Hoffmann: Sie verpassen es, die zweits Revolution aufzufangen! (Heiterkeit.) Aus ihm ergab sich mit Sicherheit, daß von den Veranstaltern eine gegen den Reichstag und gegen den Untersuchungs⸗ ausschuß gerichtete parteipolitische Demonstra⸗. tion geplant war.
Meine Damen und Herren, damit ist der deutschnati onale Jugendbund gerichtet. (Unruhe rechts.) Dieses Schreiben wurde schen am 12. Novemben produziert. Am. selben Tage fand die erste Demönstration statt. Trotzdem fand am 13. November in Steglitz
nochmals eine Sitzung einer Ortsgruppe des Bundes statt, in der wieder zur Beteiligung bei der Begrüß Sung Hindenburgs aufgefordert wurde. In dem Protokoll über diese Sitzung wird allerdings be⸗ hauptet, daß diese Aufforderung sich nur an Erwachsene gerichtet babe und an Schulentlassene, was mit eS darauf, daß der Bund sich De utschnationaler Jugendbund“ nennt, und daß 1 nach der Sitzung edenfalls auch Schüler bei dem Leiter der Ortsgruppe wegen der Be⸗ wili gung anfragten, etwas seltsam anmutet. Jedenfalls ist noch am 14. November einem Direktor der swestlichen Vororte von einem
EWe
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Schüler ein Brief vorgelegt worden, der wieder zur Beteiligung auf
forderte. Als diese Versammlung am 13. stattfand, war dem Leiter der Versammlung bekannt, oder mußte ihm bekannt sein, daß am 12. bereits außerordentlich bedenkliche Demon⸗ strationen stattgefunden hatten, und es erscheint unter diesen Umständen geradezu gewissenlos, die Propaganda für eine weitere Beteiligung der Jugend fortzuführen. Denn daß auckt die Jugend der Schule in Wirklichkeit dazu herangeholt werden sollte das ergibt nicht nur unbefangenes Lesen jener Niederschrift über die Versammlung, auck die Tatsache, daß Schüler und Schüle⸗ rinnen noch nach dem 14. November Gesuche um Urlaub für die Be⸗ grüßung üneraic haben.
Wenn also vielleicht irgendwo bisher ees ein Zweifel darüber bestehen konnte, 8 der deutschnationale Jugendbund ein partei⸗ politischer oder auch nur politischer Verband sei, so hat die Unter⸗ suchung nach dieser Richtung hin jetzt völlige Klarheit geschaffen, und ich werde dasür sprgen, daß, wonock eine Beteiligung von Lehrkräften innerhalb dieses Verbandes fest⸗ gestellt ist, nun rücksichtslos durchgegriffen wird⸗. (Brarvol bei den Sezialdemokraten.)
Meine Damen und Hercren, ich bedauere, daß ich Ihre Zeit mit
Verlesung dieses Schriftstückes so lange habe in Anspruch nehmen müssen. Nachdem ich aber im November hier angekündigt hatte, daß die Regierung offiziell über diese Angelegenheit Rechenschaft ablegen würde, war es notwendig, daß diese amtlichen Feststellungen zu Akten des Hauses kamen. 1
Zum Schluß dieser großen Aussprache über den Kultusetat lassen Sie mich nur noch zwei Bemerkungen machen.
Wir haben uns im Ausschuß ungesähr sechs Wochen lang üben den Kultusetat unterhalten und stehen nummehr am Ende einer zehn⸗ tägigen ui osgrh Aussprache der Vollversammlung über den Kultusetat. In dieser Ausspracke sind gegen die Leitung des Kultus⸗ minister uns viele schwere und ernste Vorwürfe erhoben worden. Keinen dieser Vorrürfe hebe ich so schowver empfunden wie den Vor⸗ wüurf, den der Herr Abgeordnete Hennig in einer, wie iche anerkenne, persönl 8 durchaus freundlichen Weise gemacht hat, den Vorwurs nämlich daß ich⸗bei der Durchführung meines Amtes me G sozialistischen Grundsätze verraten Sie müssen mir gestatten, am Schluß dieser Aussprache wenigstens einige Sätze über diesen Vorwurf, dessen Schwere Stie mir nackfühlen können, zu sagen.
Herr Abgeordneter Hennig sagte, es sei eine Irreführung der öffentlichen Meinung, wenn ich erklärte, daß das, was seit der Novemberrevolution in schulpolitischer Hinsicht geleistet worden sei eine sozialistische Schulreform sei. Meine verehrten Damen und Herren — diese Worte richte ich besonders an meine eigene Partei und auch an die Unabhängigen —, ich habe niemals be⸗ hauptet, daß die e. S die seit dem vorigen November ge⸗ trieben worden ist, eine Schulpolitik in eigentlich sozia⸗ listischem Sinne gewesen sei. Es war aber die einzig mögliche Schulpolitik, die unter den nun einmal politischen Ver⸗ hältnissen getrieben werden konnte. An diesen politischen Verhält⸗ nissen trage nicht ich die Schuꝛd. Wenn wir eine Schulpolitik mit stärkerem “ Einschlag hätten treiben wollen, dann wäte es nötig gewesen, daß der Einfluß der Sozialisten und der Arbeiterülasse in 8 Regierung stärker gewesen wäre, als es der Fall ist. Aber, verchrter Herr Kollege Hennig, wenm die Sozialisten bei den Wahlen vur und bei den Wahlen zu diesem Hause nicht die Machtposition haben erringen können, die ihnen nach der Novemberrevolution eigentlich gebührt hätte (Ohol in der Mitte und rechts.), so liegt die Schuld daran an der Zerrissen⸗ heit der Arbeite rschaft, die hervorgerufen wurd durch die Politik der Unabhängigen Sund durch Niemanden sonst. (Zurufe bei den Unabhängigen Sozialdemo⸗ kraten.) Wir hatten weder in der deutschen Nationalversammlung noch hier im Hause eine sozialistische Mehrheit, wir hatten auch keins demokratisch⸗sozialistische Mehrheit;, wir waren also 92⸗
hätte.
zwungen, die Koalitione 868, e n 844 b88 heutigg