zu bringen gewesen, so kann ich ihm Zeit zwar von der St daß er aber nicht die unge heure Entrüstung
geseben hat, die
nur erwidern daß er in diefer Stimmung in Berlin einiges gesehen haben mag, im ganzen
Westen und Süden unseres Reichs aufgeflammt ist. Hätten wir
Pardon und Amnestie Meuterer in ir⸗ sich die gesamts
gegeben, hätten wir uns
Westen und Süden gegen tie Regierung erk ärt hätten. (Sehr richtig! bei den Mehrbeitsparte en.) Es hätte auf alle Zeiten sich die Regie⸗ rung dadurch kompromittiert, daß sie zwar das Sdwert gegenüber Putschen von links zu brauchen weiß, daß sie es aber einsteckt, wenn von der rechten Seite her ohne jeden Grund ein solcher Putsch versucht
wird.
Ich kann immer noch mehr Mitleid haben mit irgendeinem
Teufel von Proletarier, der aus Unkenntnis ter Situation heraus sich zu Gewalttätigkeiten hinreißen läßt, als mit Leuten, die ohne Not und ohne Ziel eine solche gewa tige Erschütterung über unser Volk gebracht
haben. Sozialdemokraten.)
(Lebhafter Beifall bei den Deutschen Demokraten und den
Und dann eine Frage, die hier in Berlin und bei den Herren aus
dem deutschen Osten nicht hinreschend gewürdigt wirr.
Die gesamten
Landesregierungen Süd⸗ und Westdeutschlands standen einmütig auf
dem Standpunkt, daß irgendein Verhandeln mit den Meuterern politisch vollkommen unmöglich sei, und nicht einmal, sondern mehrere Male ist mir in den betreffenden Tagen in Stuttgart, wo wir die Landesregierungen versamme t hatten, das Wort entgegengehallt: Lassen Sie sich auf Verhandlungen und Kapitulationen mit den Meuterern ein, so haben Sie die Mainlinie und die Rheinlinie, wie Sie sie in Deutschland noch niemals so scharf gehabt haben. Ich bitte die Herzen auf der Rechten, die Stimmung in Sür⸗ und Westdeutschland doch endlich einmal zu erkennen. Man ist es bei uns im Westen und man ist es im Süden durchaus satt, sich durch östliche Brutalität und durch Berliner Nervosität immer wieder in neue Sckrwierigkeiten und Unruhen hineinhetzen zu lassen. (Lebhafter Beifall bei den Mehr⸗ heitsparteien. — Zurufe rechts: Wir haben auch Männer vom Westen und Süden unter uns!) Ach, die sind bei Ihnen sehr spär ich gesät, und diejenigen, die von daher gekommen sind, haben sich ganz anders verhalten. Sie müssen endlich einmal lernen im Osten unseres Reichs, daß Preußen zwar hundert Jahre lang dem Westen und fünfzig Jahre lang dem Süden manches gebracht hat, manches Erfreuliche und Gute, wie ich gern anerkenne, aber auch maache SUnerfreuliche und weniger Gute (sehr richtig! bei den Deutschen Demokraten), daß es nun aber endlich an der Zeit ist, daß auch der Osten unseres Vaterlandes lernt von dem demokratischen Bürgersinn, von der unpartei ichen und ge⸗ rechten und von Standesvorurteilen freien Art, wie sie sich im Süren
dem Willen der gendeiner Form gebeugt, so wäre das erste gewesen daß 2² Arbeiterschaft und weite Teile des Bürgertums im
ruhig hinter seiner Kaffeetasse die
wesen ist, um kommunistische Zwecke zu verfolgen. vollkommen falsch, wenn hier von der Rechten mehrfach gesagt wurde wir mäßen mit zweierlei Maß und seien bereit, nach links zu ver⸗ Wir haben
die
abgedrängt
Zeitungen wenn welche erscheinen. Es ist undenkbar, d die verfassungsmäßige Regierung wieder
wieder völlige Ruhe einsetzen kann.
Fann. notabene aß in dem Augenblick, wo be gestellt ist, nun sofort
’ Der Herr Kollege Giesberts hat uns mitgeteilt, daß in den Tagen der Bielefelder Verhandlungen in der Roten Armee damals noch Zentrumsrechtsanwälte und demokratische Rechtsonwälte und
Oberlehrer als Kompagnieführer sich befunden haben, die mit ihren 1
Anhängern in das Heer eingetreten waren, um der Revolte von Rechts
ein Ende zu machen. Da war es also erforderlich, durch Aufklärung
„
durch Beratung und auch durch Verhandlungen diejenigen, die zur Verteidigung der Verfassung auf die Straße gegangen waren, von denen zu scheiden, denen diese ganze Angelegenheit ein Vorgang ge⸗
zeihen, während wirn ach rechts dazu nicht bereit seien.
Deswegen ist es
auch auf der Rechten den Verführten Amnestie gewährt, und wir sind um soviel mehr dazu genötigt, diejenigen zu pardonnieren, die
auf die Straße gegangen sind, um die Republik zu schützen und viel⸗
leicht ein oder zwei Tage lang den Augenblick verpaßt haben, ehe sie
wieder in ihr Haus zurückgekehrt sind. diese ganze Situation natürlich von
(Sehr richtig! links.) den Kommunisten auf
Maßnahmen der Reichsregierung, um diese Sache zu beenden, halten richtige Mitte zwischen der versöhnlichen Milde gegenüber den Verteidigern der Repub ik und zwischen denen, die tatsächlich einen Putsch gegen die Reichsregierung von links her verüben wollen. Bereits in der Kinderstube und in der Schule pflegt man, wenn ein
Streit entsteht, zwischen denen zu entscheiden, die angefangen haben
und denen, die mit in den Streit hineingerissen sind. Deswegen kann es uns niemand falsch auslegen, wenn wir gegenüber den zuerst für die Verteidigung der Republik auf die Straße Gegangenen Milde zu üben für unsere vornehmste Pflicht halten. (Bravp! bei den Deut⸗ schen Demokraten.) Es ist gesagt worden, daß wir durch die Forderungen von links worden wären. Der Herr Abgeordnete Haas hat bereits gestern, soweit es sich um die demokratischen Minister handelt, die⸗ jenigen Erklärungen abgegeben, die hier abzugeben sind. Ich kann aber nur sagen: wenn die Reichsregierung in den anderthalb Jahren, die sie und ihre Vorgänger am Ruder sind, auch nur ein Zehntel der
und Westen unseres Vaterlandes trotz des Einflusses des Ostens noch Versprechungen nach links gemacht hätte, wie das die Kapp⸗Regierung
immer behauptet hat. parteien.)
Endlich ist der Gedanke des Herrn Abgeordneten Heinze, bätten verhandeln sollen, deswegen vollkommen unerträglich, weil Unterwerfung unter eine Militärpartei, die den Revanchekrieg auf ihre Fahne geschrieben hat, für absehbare Zeit jede Möglichkeit, eine Er⸗ leichterung im Friedensvwertrag von der Entente zu erlangen, voll⸗ kommen zum Scheitern gebracht haben würde. (Sehr richtigl lnks, Zurufe rechts.) Ich weiß nicht, was für einen Abschluß sie meinen. (Zuruf rechts: Und der Väzekanzler?) Sie glauben dech selbst nicht, daß der Vizekanzler irgendwelchen Abschluß mit den Rebellen gemacht hat. (Widerspruch rechts.)
Endlich ist es deemwegen erforderlich gewesen, hier einen klaren Schnitt zu machen, weil die Reichswehr selbst unrettbar in den Augen unseres Volkes kompromittiert worden wäre, wenn man es geduldet hätte, daß diese Leute in irgendeiner Form der Reichswehr weiter angehört bätten oder auch nur mit Ehren entlassen worden wären. (Sehr gutl bei den Deutschen Demokraten.) Schlimm genug, daß ein Teil der Männer, die an der Spitze der Reichswehr standen, die Situaton so verbannt haben, scklimm gemug, daß es unter ihnen einzelne gegebon hat, die nicht eingesohen haben, daß sie das Ver⸗ trauen, das ihnen entgegengebracht wurde, trotzdem man ihre ab⸗ weichende politische Meinung kannte, rechtfertigen mußten. Schlimm genug, daß sie auf diese Weise dos Instrument der Reichswehr, daß den Keim künftiger Wehrordnung in Deutschland bildete, aufs schwerste gefährdet haben. Hätten wir aber in dieser Beziehung Nachgiebigkeit gezeigt, so wäre es für alle Zeiten unmöglich gewesen, guch die treuen Teile der Reichswehr im Dienste des Reichs zu benutzen.
Also es ist kein Eigensinn und keine Rechthaberei gewesen, wenn wir uns nicht haben dazu verstehen können, vor den Putschisten zu kapitulieren, sondern es war das wohlverstandene Interesse des Reichs, und auch die, die wie der Abgeordnete Heinze sich in den Tagen der Gefahr so untadelhaft benommen haben, sollten anerkennen, daß in Konsequens des Verhaltens der Reichsregierung es keine andere Möglichkeit gab, als bedingungslose Untenwerfung zu verlangen, wenn anders Deutschland nicht auf alle Zeiten der Laune irgendwelcher Militaristen unterworfen sein sollte. (Zuruf von der Deutschen Volks⸗ partei.)
Nun ist es selbstverständlich und von uns von vornherein vorher⸗ geseben, daß der Stoß von rechts durch einen Gegenstoß von links heantwortet werden wülde. Das ist unvermeldbar gewesen. Wenn allerdings der frühere Regierungspräsident v. Jagow sich heute das Verdienst zuschreibt, daß er dieses läst ve Goschmür aufgestochen habe, ehe der Kölper daran zugrunde geht, so darf ich ihm sagen, daß wir uns solche Quachsalberei verbitten. (Sehr gut! links.) Wir wissen mit solchen Geschwüron besser fertig zu weiden als die Herren, die der sogenannten Kapp⸗Regierung angehört haben.
Es ist auch vollkommen falsch, wenn man Überall, da wo die Arbeiterschaft auf die Stroße gegangen ist, von vornherein von Bolsche⸗ witmus spricht. (Sehr richtig! bei den Deutschen Demokraten.) Ich bin selbst in Chemnitz in der Hand einer sogenannten Räteregerung
gewesen, und die Beauftragten dieser Räteregerung haben mich damit entlassen, daß sie gesagt haben: Gehen Sie nach Stuttgart, und 1 machen Sie der Sache möglichst bald ein Ende, damit wir bald wieder nach Hause gehen können. (Hört, hört! bei den Deu lschen Demokraten.) Das scheint mir nicht gerade sehr revolutionär gedacht
sein. Daß aber die Leute jetzt, nachdem sie einmal dort, wo Reichs⸗ wehrtruppen unzuverlässig waren, gegen die Reichewehrtruppen auf
ie Straße gegangen sind, nicht sofort immer den Weg wieder ins Haus gefunden haben, das muͤß man verstehen; denn es ist selbst⸗ verständlich, daß auf den einfachen Manw auf der Straße diese Er⸗ eignisse anders einwirken, als sie etwa wef denjenigen eimwirken, der
. 8 8
(Bravol und sehr gut! bei den Mehrheits⸗
wir
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1 1
———
Sttaates dadurch, wenn auch vielleicht
in drei Tagen fertig gebracht hat (sehr gut!l bei den Mehrheits⸗ pareien), dann wäre die Reichsregierung von dem Unwillen der Be⸗ völkerung längst weggefegt worden. (Erneute Zustimmung.) Wenn
eine dann gesagt wird — heute, wo der Putsch vorbei ist —: wir sollen
jetzt wieder zur Sammlung übergehen und die Elemente, die sich eben als untreu erwiesen haben, nun mit offenen Armen wieder aufnehmen, um sie zu einem Stoß nach links zu benutzen, so kann ich nur sagen: wir sind stärker ohne diese Kompromittierten, als mit ihnen. (Leb⸗ hafte Zustimmung bei den Mehrheitsparteien.) Würden wir uns dieser Kompromittierten bedienen, so würde die Gegnerschaft auf der Linken mit Recht wachsen, während wir sie durch unsere unparteiische Gerechtigkeit allmählich zu besiegen und einzuschränken wissen. (Bravo! links. — Lachen rechts.)
Wir werden also aus diesem Putsch noch auf Monate hinaus schwere Gefahren haben. Die Arbeiterschaft, die sich gerade des Schützengrabenkrieges entwöhnt hatte, die sich Laran gewöhnt hatte, ruhig und friedlich zur Arbeit zu gehen, ist wieder auf die Straße gedrängt. Das Heer ist in wesentlichen Teilen erschüttert worden. Die Ernzhrung der Bevölkerung ist wesentlich erschwert, nament⸗ lich auch dadurch, daß die Abschlüsse mit dem Auslande aufs höchste gefährdet worden sind. Die Kohlenförderung, die gerade so ver⸗ heißungsvoll stieg, ist wieder im Abflauen begriffen. Das wird nicht hindern, daß, wenn in ein bis zwei Monaten nun die Folge⸗ erscheinungen dieses Putsches in die Erscheinung treten, die Herren
von rechts wieder auf die unfähige Regierung schimpfen werden (Zu-
stimmung bei den Mehrheitsparteien), die nicht in der Lage ist, das Volk vor dem Frieren und Hungern zu schützen. (Sehr gutl bei den Deutschen Demokraten.)
Aber die Revolte hat auch ihre guten Folgen gehabt. Sie hat aser Volk in weiten Schichten zur Vernunft gebracht, sie hat unser Volk gelehrt, daß auf keine andere Weise, als wenn man sich hinter die verfassungstreuen und verfassungszuverlässigen Elemente stellt, eine Möglichkeit besteht, unser Volk aus den Gefahren der Lage herauszubringen. Ich akzeptiere es mit Dank, daß hier im ganzen Hause wenigstens keine Stimme laut geworden ist, die der An⸗ wendung von Gewalt irgendwie das Wort geredet hat, weder auf der Rechten, noch auf der Linken. Aber wenn die Verfassung dauernd geschützt sein soll, dann können die Parteien, die im Augenblick der Gefahr zwiespältig sind, und die zum mindesten, wenn sie die Repu⸗ blik auch nicht angreifen sie doch nicht verteidigen, nicht als die Schützer der Verfassung gelten. (Sehr richtig! links. — Zurufe rechts.) Wo ist denn ein Wort der Verteidigung in den Aufrufen gefallen, die in jener Zeit von den Rechtsparteien herausgekommen sind? Wie dürfen wir hoffen, daß, wenn solche Verhältnisse wieder⸗ kehren, seitens der Rechtsvarteien rückhaltlos die Reihen mit uns geschlossen werden, um die Republik zu verteidigen? Wer also Ruhe, Frieden und Ordnung will, darf sich darauf nicht verlassen.
Auch der Herr Abgeordnete Heinze hat leider in seiner gestrigen Rede sich zwar mit aller Entschiedenheit zur Verfassung bekannt, wie ich das niemals von ihm anders erwartet habe. Er hat, wie mir scheint, aber doch die Autorität der Verfassung und damit die Autorität des unbewußt, geschmälert, daß er auf ihren angeblich revolutionären Ursprung ein ganz besonderes Ge⸗ wicht gelegt hat. Meine Damen und Herren! Die Männer, die 1918 an die Spitze des Staates getreten sind nach der Revolution, und die zu einem Teile der beutigen Regierung noch angehören, haben es getan, um aus dem Einsturz, den Sie (nach rechts) Umsturz nennen, bald⸗
möglichst in geordnete und verfassungsmäßige Zustände das Volk zurück⸗
zuführen. Sie haben vom ersten Tage an die verfossunggebende Nationalversammlung einzuberufen als ihre vornehmste Aufgabe erklärt (sehr richtig! links), und die heutige Regierung setzt sich überhaupt nur noch zu einem kleinen Teile aus denen zusammen, die damals bereits in der Reichsregierung waren. Wir sind nicht Revolutionsregierung,
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Daß 1 die Dauer kräftig ausgenutzt werden wird, und daß diejenigen am längsten auf der Straße bleiben, die beabsichtigen, auch die heutige Regierung zu stürzen, das wissen wir ganz genau und wissen deswegen auch ganz genau, daß der Sache ein Ende gemacht werden muß. Ich meine, die
sondern wir sind verfessungsmäßlge Reichsregterung (sehr den Mehrheitsparteten) und wer auf dem Boden der Verfass und sie anerkennt, der sollte nicht aus der Vergangenheit heraus die Entstehung dieser Regierung bemängeln und dadurch jedem künftigen Putsch wenigstens einen Schatten der Berechtigung mit auf den Weg geben.
Wir haben sogar ein höheres Recht als die Monarckie es hatte, weil wir das natürliche Menschenrecht für uns haben. (Lachen rechts.) — Daß Sie das nicht anerkennen, das wissen wir, und gerade des⸗ wegen können wir Sie als die naturgemäßen Schützer dieser in unserem Kreise nicht willkommen heißen! (Zurufe rechts.) haben die Mehrheit des Volkes hinter uns und halten an unserer Macht fest (Zurufe rechts: Das merkt manl!), nicht aus Machtgefühl,
ern weil sie auf dem Recht des Nolkes beruht, und weil wir wissen,
es für unser Velk nur dann einen neuen, wenn auch noch so Staats⸗ form festhält, während jede Kursänderung unrettbar auf die Klippen führt.
Jede Revolution dreht sich im Kreise, wenn sie nicht durch ziel⸗ bewußtere Reformen abgelöst wird. Ich hoffe, wir sind heute dem Ende der Revolutionen und Gegenrevolutionen nahe. (Lachen bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.) Ich hoffe, wir stehen am Anfang der Reformen. Zu ruhiger, besonnener und krafwoller Reformarbeit rufe ich alle in unserem Volke auf, die Freiheit und Ordnung der Willkür und der Unruhe vorziehen. (Lebhafter Beifall bei den Mehr⸗ heitsparteien.)
Abg. Leicht (Bayer. Vp.): Wir stehen auf dem Boden der
tige Volkspartei sind wir Anhänger der gesetz⸗ mäßigen torität und deshalb prinzipielle Gegner jeder Revo⸗ lution als eines gewalbsamen Umsturzes. Jeder verfassangs⸗ widrige Eingriff in die Politik wird von uns abgelehnt, Jede Einrichtung und Maßnahme dagegen, die geeignet erscheint, auf dem Boden der Verfassuna dem Wiederaufbau Deutschlands zu dienen und in friedlicher Entwicklung unser Vaterland vor gewaltsamen Er⸗ schütterungen zu bewahren, wird von uns unterstützt. Deshalb be⸗ dauern wir auf das liefste den Kapp⸗Putsch und verurteilen ihn aufs schärfste, nicht nur aus grundsätzlichen Erwägungen. sondern auch wegen der schlimmen Folgen, die sich daran geknüpft haben. Jeder halbwegs politisch orientierte Kopf hätte diese Folgen im voraus er⸗ kennen müssen. (Sehr richtig!) Unser wiederauftebendes Wirtschafts⸗ leben wurde durch den Pulsch von vechts zum Stillstand gebracht. Den Generalstreik verurteile ich ebenso wie Dr. Düringer aus voller Ueber⸗ zeugung, aber den ursächlichen Zusammenbang zwischen dem Putsch und dem Generalstreik kann nur der leuanen, der sich nicht zu der An⸗ schauung bekennt, daß Stoß Gepenstoß zur Folge hat. Eine unheil⸗ volle Erbitterung — die moralischen Sihäden, die angerichtet worden nd. bedaurg jch noch viel mehr — hat sich weiter Kreise'unseres Vgater⸗ landes bemächtiat, Kreise, denen pflichtbewußte und opferwillige Mithilfe zum Wiederaufbau unseres Vaterlandes keinesfalls entbehr⸗ lich sind. Auch wenn der Generalstreik ein⸗ für allemal zu Ende ist, wird die erbikterte Stimmung in weiten Kreisen der Bevölkerung nicht verschwunden sein, und es wird Zuckungen geben, die die wirtschaftliche Entwicklung unseres Vaterlandes ernstlich gefährden. Eine weitere be⸗ klagenswerte moralische Folge des Putsches ist, daß die Verläßlichkeit der Truppen gefährdet ist. Aber auch die Anwendbarkeit der Reichs⸗ wehr ist in Frage gestellt; aus dem Ruhrgebiet laufen ständig Aeuße⸗ rungen ein dahingebend. daß die Reichswehr entwaffnet und zurück⸗ genommen werden soll. Die augenblickliche Lage im Ruhrgebiet be⸗ seuchtet doch die Auffassung der Reaierung und die Worte des Reichs⸗ kanzlers, man mache uns mit dem Bolschewismus nicht bange, in eigenartiger Weise. Hier scheint der Bolschewismus und die Revo⸗ lution noch nicht überwunden zu sein. Kolleage Eichhorn und Ab⸗ geordneter Henke haben vorbin, als der Minister des Innern sagte, der Höhepunkt der Revolution und Gegenrevolution sei überwunden, dies mit einem höhnischen Lachen quittiert. (Hört! Hört!) Die Bewegun von links, die durch den Putsch von rechts ausgelöst worden ist (Zuruf: Aber nur ausaelöst!), bat nicht nur einen revolutionären. sondern einen bolschewistischen Charakter angenommen. Das seben wir aus der ganzen Entwicklung, wo Räuber⸗ Mörder⸗ und Diebesbanden sich gebildet haben, die jede gesetzmäßig eingesetzte Verwaltungs⸗ behörde vertreiben Geld erpressen ufw. Solche Erscheinungen zeitigte der Bolschewismus in Rußland. Es sollen sick ja guch russische Führer dort eingefunden haben. Wir exhlicken in dem Ultimatum der Re⸗ serung eine absolute Notwendigkeit: Ruhe und Ordnung müssen un⸗ bebinat wieder hergestellt werden, sonst gehen wir zugrunde. Die äußerste Linke kann nicht wollen, daß wir zugrunde geben, sonst geht sie ja selbst mit zuarunde, Jeder vernünftiage Megsch erblick! in der Reichswehr eine Truppe, die dazu da ist, um die Sicherheit des ein⸗ zelnen und des Yaterlandes herbeizuführen. Cs ist unzuläsia und gegen die Verfassung, wenn einzelne irgendeiner Klasse oder Organisation einen bestimmenden Einfluß auf die Besetzung der Reichsregierung haben wollen; dann hätten wir nicht mehr Demokratie, sondern Klassenberrschaft, die wir alle verurteilen. Angenommen den ganz un⸗ möglichen Fall, der Putsch wäre gelungen und hätte zu einer dauernden Regierung geführt, dann wäre die Antwort in der französischen Kammer ganz anders ausgefallen als jetzt die Rede Millerands. Die Re⸗ gierung der Vereinigten Staaten würde uns die in Aussicht ge⸗ nommenen Hilfsmaßregeln nicht gewähren die Wiederaufnahme der Handelsbezieke ven mwürde ersckhwert werden. Wir begrüßen die För⸗ derung der sozralen Politik, die in dem Regierungsprogramm ver⸗ sprochen wird. Das Schlichtunosgesetz muß möolichst bald in die Er⸗ scheinung kreten. Wir unterstützen die Maßnahmen der Regierung, insbesondere für die Kriegsopfer, das Entschädiaungscesetz für Kricgs⸗ beschödigie und Hinterbliebene. Wenn der Reichskanzler seote das das Arbeiter⸗ und Beamtenrecht sozial ausgestaltet werden soll. so stimmen wir dem zu. Aber man soll sich die Beamten anseben bezüclich ihrer Haltung zur Recierung, was freilich nicht zu einer Gesinnunge⸗ schnüffelei führen darf. Die politische Ueberzeugung irgendeines Be⸗ amten oder Offiziers darf nicht gemaßregelt werden. Wenn einer da⸗ gegen verfassungswidrig den Eid gebrochen hätte, so ist das eine andere Sache. Bei der Soziclisieruna darf der Mittelstand nicht zuagrunde geben. Wenn der Reichskanzler sagte, daß für Schieber und Wuche rer kein Platz in Deutschland wäre, so habe ich das wohl gebört, allein mir fehlt der Glaube. Daß die Reichswehr von innen beraus reformicrt wird, entspricht auch unserer Meinung. Vor allem ist zum Wieder⸗ aufbau unseres Nolkes die Hebung des moralischen Tiefstandes erforder⸗ lich. Die Novpemberrevolution ist ein aewalksamer Umsturz Kure⸗ sichtig wäre es, wenn man den Einfluß der Religion eindämmen wellte. Ich bedaure, daß das Programm der Regieruna diese kulza⸗ rellen Bedürfnisse nicht berücksichtiat. Wenn die Menschen nick! bester werden, geben wir keiner besseren Zukunft entaegen. Die materialsstifee Auffassung des ganzen Lebens streht nach Gewinn und Genuß, roir durch Iealismus kann die Welt besser werden. Desbalb darf wan bie Kundogebungen der Stndenten nicht beiseite schieben wenn ich ansb dem Uebernationalismus nicht das Wort rede. Die Liebe zum Vate lande ist doch etwas was wir wünschen müssen. Die Nackttäne in Berlin müssen verboten werden. (Unterstaatssekretär Lewald: Das bat die preußiscke Regierung geian!) Dann spreche ich meinen Dank dafür aus. Meine Freunde erklären: Wir verurteilen jeden Versuch eines gewaltsamen Umstunes oder verfossunoswidrige Beeinflussung der Kabinettbildung. Wir unterstützen die neue Regserung in allen Maß⸗ nahmen, die zum Wiederaufbau des Vaterlandes und zur Aufrecht⸗ erhaltung von Ordnuna und Gesetzlichkeit geeianet sind.
Abg. Wels (Scz.): Die Herren Hergt und Heinze haben am 9. März mit General Lüttwitz verhandelt, sie haben aber nichts getan, um die Reaierung auf die beobsichtigte Aktion aufmerksam zu machen. Die Interpellation der rechtsstebenden Parteien ü⸗ die Wahlen
über war nur ein Mäntelchen, um den Putsch zu verschleiern. Herr Maretzk
8 8 1 86
Verfafünt. als rich u
wenn die Wahlen über das Frühjahr hinausgeschoben würden, würde
derselben Weise zum Militärputsch gedrängt. sich die Sozialdemokratie in aus dem Zusammenbruch zu retten.
häͤltnisse stellen müsse. (Andauernder Reecchten.) des Reiches in Frage stellen könne, erklärt Herr Hergt. damit rechne
v. Tirpitz in demselben Sinne in brieflichen — L1“ von der Schlappheit der Generale: wer die Truppe in
8 Kapp, er sei zu dämlich,
—— ———V,——
längst dorchgeführt werden können, Soöon im sebruar 1919 haben wir sie mit Rahdruck gefordert. Die Kali⸗ und Kohlensozialisierun ist nicht so dringlich. In dem Programm des Reichskanzlers 1 leider die Landwirtschaft etwas sehr Von der Arbeitsfreudigkeit der Landwirtschaft hangt außerordentlich viel für die zukünftige Ernährung unseres Volkes ab. Sie ist einer der wichtigsten Berufsstände im deutschen Volke und man darf ihr den gebührenden Platz nicht 8g. (Beifall.)
Abg. Dr. Hugo (D. V.): Dr. Maretzky wurde von zwei hoch⸗ stehenden Vertrauensoffizieren der Regierung dahin informiert, daß es im Interesse einer Berubiguag des
Heeres und der Oeffentlichkeit liege, wenn die Deutsche Volkspartei entschieden auf Neuwahlen hin⸗ drange. Die Offiziere werden in dem Ditziplinarverfahren, daß Dr. Maretzky gegen sich beantragt hat,
vexnommen werden. Dr. Heinze hatte, als er sich in dem Zuge nach Dresden befand, worin auch die Regierung flüchtete, keine
2 Abnung von den Ereig. issen, die über unser deutsches Volk gekommen waren. 1
hat am 27. Januar in einer Versommfung in Frankfurt a. O. gesagt, die Nationalversammlung mit Gewalt auseinandergetrieben werden, und es rürde zum Bürgerkriege kommen. Die „Deutsche Zeitung“ hat in Bei der Revolution hat die Bresche geworfen, um das deutsche Volk (Zustimmung bei den Sez.) In der „Deuktschen Zeitung“ ist Herr Traub nach dem Putsch gelebt worden, jetzt wird er abgeschüttelt. Am 13. März hat Herr Hergt einem meiner Parteigenossen erklärt, daß man zwar die Gewart nicht billigen könne daß man sich aber auf den Boden der gegebenen Ver⸗ Lärm und Widerspruch auf der daß der Putsch den Bestand
mager weggekommen.
Darauf aufmerksam gemacht,
5 Kapp allerdings aber das sei nicht das Schlimmste, da der Zu⸗ ammenbruch doch einmal da sei. Der Putsch ist von langer Hand vorbereitet worden. Schon im Januar 1919 hat Herr Kapp den General v. Below zum Vorgehen auf eigene Faust zu veranlassen gesucht; im Oktober 1919 ist Herr Kapp mit Ludendorff und Herrn Verkehr getreten. Er
Bei der Regierung selbst 1 konnte kein Zweifel darüber bestehen, daß eine gewisse 2 unruhigung im Heere vorhanden war. Das gesteht auch General Seeckt im „Berliner Tageblatt“ offen ein. Es ist Aufgabe der Staatsregierung, dafür zu sorgen, daß, wenn sie weiß, daß eine Unruhe im Heere vor⸗ handen ist, diese Unruhe nicht zu einer Staatsgefahr für alle wird. (Zuruf: Ausgelacht hätte man uns!) Unser fester Wille und unsere Ab⸗ sicht waren es, so schnell wie möglich die Kapp⸗Regierung zu beseitigen. Deshalb sind wir über jeden Verdacht erhaben, daß wir die Kapp⸗ Regierung hätten einsetzen oder auch nur festigen wollen. Wir mußten oalles tun, um die Kapp⸗Regierung so kurz wie möglich zu gestalten, damit nicht die politischen Leidenschaften und der Beneralstreik ver⸗ hängnisvoll für uns wurden. Die Verhandlungen sind zwischen General v. Lüttwitz und den Vertretern der bürgerlichen Parteien im Reichsjustizministerium geführt worden. Es ist ein Verdienst von Schiffer, daß er die Dinge anders sah, als sie von Stuttgart aus sehen werden konnten, Ich persönlich habe weder Kapp noch füttwitz eseben 8 Heihner ee vom FrStog 8 gesagt “ 888 Fhe g 1“ g „ worden, daß die Besprechungen notwendig waren. Jeder Tag der Bromberg: Schon dreimal gehört!l. Seihereit. Die Beüvarsteraben Verzögerung hätte uns ins größte den ee rngen können. Ich habe .esg pen die 1ö1“ M6 EbTE 4 dem Standpunkt des „Berliner Tageblattes“ nichts hinzuzufügen. wesen, die in Preußen wahrend des Krieges pie Wahlrech sreform Die Regierung und Regierungsparteien haben sich für den General⸗ verhindert haben. Der Generalstreik war eine Waffe gegen die konter⸗ streik eingesetzt und ihn legalisiert, das müssen wir auf das schärfs gpolutionäre Reoklion. Meine Partei, hot um 7 Uhr am frühen rdchorefen. Es war ein politischer Streik. Der Generalstrei sorgen des 13. März, als die Offiziere an der Siegessaͤufe die hat Formen angenommen, die Sie (zur Linken) gar nicht mehr in Kavpilulation der Rezierung erwarteten, durch das ganze Land tele⸗ der Hand hatten. Herr Legien konnte gestern als Triumphator phonisch die Weisung zum Generalstreik gegeben, und hadurch Deutsch⸗ sprechen, weil die Regierung sich auf die Bedingungen der Gewerk⸗ land vor namenlosem Unglück bewohrt. Bei den Unabhängigen fanden serehhe festgelegt hat. Wir würden uns hüten, eine solche Palitik wir zunächst nicht das richtige Verständnis. Wir sind mit Noske - Auf der einen Seite verlangt man die Bewaffnung manchmal uneinig gewesen in bezug auf die Reichswebr, aber wir auf der anderen bemüht sich der Reichswehr⸗ haben immer seinen ehrlichen Willen anerbannt, alle Gewalt von rechts minister, die Reichswehr wieder aufzubauen. Sie können die Re⸗ oder links niederzuhalten. Herr Henke fragte mich, warum ich nicht gierung nur auf eine feste eentralgewalt aufbauen. Der linke Reichswehrminister geworden sei: das sieat in unserer Parteiorganisation Radikalismus will die Macht, die er jetzt gewonnen hat, festhalte begründet. Vermißt es denn Herr Henke so sehr, daß nicht mehr ein um die Diktatur aufzurichten. Die Gewerkschaften werden W⸗ Sozia demokrat Reichsrehrmimister ist?, Die Verantwortung dafür hätden wir allerdings 88 gescheut. Arbeiterschaft und Bürger und Beamte haben ihre Schuldigkeit gegenüber dem Nutsch getan, und es ist besonders anzuerkennen, daß die Unterstaatssekretäre dem Herrn
der Hand habe habe die Macht. Er hat auch immer gesagt, die Frauen hätten nichts in der Politik zu suchen. Vom Prinzen Heinrich sagte um ihn für solche Zwecke gebrauchen zu önnen. (Heiterkeit.) Der Pommersche Landbund sammelte Maschinen⸗ ewehre, Um den Aufstand vorzubereiten. Gehoren die Leute nicht zu Fhnen⸗ (Ruf rechts: Nein! Heiterkeit.) Das Zusammenhalten der Zeitfreiwilligen ist eine Gefahr für die Republik. Wird etwa ein neues, noch blutigeres Abenteuer geplant? Dieselben Parteien und dieselben Personen sind es, die 1914 geiubelt haben, daß jetzt die beilige Stunde der Abrechnung gekommen sei. Das Attentat Hirschfelds gegen Erzberger war ein Vorspiel des Attentats von Kopp. Graf Westarp hat in der „Kreuzzeitung“ geschrieben, die Koppisten seien entschlossene
Männer, durchglüht von heißer Vaterandsliebe. (Abg. Schul
mitzumachen. der Arbeiterschaft,
sein, durch einen neuen Generalstreik immer weitere Positionen vor⸗ wärts zu gewinnen. Desto größer wird die Gefahr für die Existenz des Vaterlandes. Kapp hat diese gewaltigen Schwierigkeiten auf⸗
munismus gerüstet. Die Unterschätzung des Bolschewismus ist der
gerührt, aber auf der anderen Seite war auch der Kampf des Kom⸗
preis, worin Ihre Portei den Verfassungsbrach behauptet hat? (Zurufe von der Deutschen Volkspartei. — Gegenrufe von den Mehr⸗ heitsparteien.) Also ich konstatiere, daß Herr Dr. Hugo den Partei⸗ aufruf vom Sonnabend, in dem der Regierung Verfassungsbruch vor⸗ geworfen wird, nicht mehr eufrechterhalten kann. (Hört, börtt links. — Zuruf von der Deutschen Volkspartei.) — Es scheint Ihnen schwer zu werden, ja oder nein zu sagen. (Zurufe rechts.) Ich bleibe dabei, daß die Frage der Wahlverschiebung und was sonst angeführt worden ist, mit dem Putsch nicht das geringste zu tun hat, und wenn noch ein Beweis dafür erbracht werden muß so weise ich cuf die „Deutsche Tagesgeitung“, die ausdrücklich von authentischer Seite über die Be⸗ sprechung mit den Führern der Rechtsparteien mit General Lüttwitz eine Darstellung gibt, in der sie sagt, daß der General von Lüttwitz nichts anderes als Grund für seinen Putsch angeführt hat als die Gärung, die innerhalb der Reichswehr bestehe, und die er auf die unge echte Behandlung der Truppen, auf deren Besorgnisse, wegen ihrer Auf⸗ lösung und auf die Erkenntnis der militärischen Fübrer zurückführte, daß gegenüber den vom Osten drohbenden bolschewistischen Gefahren rechtzeitige Vorkehrungen seitens der Reichsregierung nicht getroffen würden. Dadurch habe sich innerhalb der Reichswohr immer mehr die Ueberzeugung beraus yebildet, daß die Truppen selbst dazu helfen müßten, die Regierurg zu veranlassen, sich der Auffassung der Truppen anzuschliehen. Also in disser ganzen Darstellung jst für die Be⸗ gründung dieses verbrecherischen Streichs nichts anderes angeführt als die Gärung in der Tmppe, die sich auf militärische Ursachen gründet. /1 Der sogenannte Verfassungsbruch der Mehrheitsparteren, der beuslbon Herrn Hugo nicht mehr als Verfassungsbruch bezeichnet wird, hat mt der ganzen Angelegenheit gar nichts zu tun (ehr richtigt bei den Mehrheitsparteien), und war der letzte Vorwand, um eimge umklare Personen aus der Zwilbwölkerung der ganzen Anselegenbeit geneigt zu machen. Er war allerdings auch der Vonwand, um die unentschlossene Haltung des Aufrufs der Deulschen Volkspartei vem Sonnabend zu beschönigen. (Sehr richtigt bei den Deutschen Demo⸗ Was der Herr Abg. Hugo weiter über die Gründe gesagt hat, die den Abg. Maretzky bewogen haben, im Januar dieses Jahves in einer Versammlung in Frankfurt mit dem Bürgerkrieg zu drohen, hann ich in keiner Weise als berechtigt anerkennen. (Sehr waht! bei den Sozialdemokraten. — Zuruf von der Deutschen Volkspartei.) Er behauptet, Offiziere, die Vertrauensmänner der Regierung seie, hätten ihn veranlaßt, in dieser Form auf frübere Wahlen hinzu⸗ drängen. Seit wann ist der Herr Abg. Maretzky verpflichtet, in seinen öffentlichen Reden Rücksicht auf die Auffassung zu nehmen, die Vertreter der Regierung ihm entgegenbringen? (Sehr gut!l bei
Kapp die Gefolgschaft verweigerten. Das Junkertum ist eine Gefahr für das Reich geblieben, wir werden sie immer abwehren. Die Herren auf der Rechten tun so, als könnten sie allein den Bolschewismus be⸗ fämpfen: aber im Ruhrgebiet haben sich auch die Unabhängigen gegen den Terror von rechts wie von links erklärt. Mit Militärmacht allein ist der Bolschewismus nicht zu bekämpfen. Das deutsche Volk will die Demokratie und wird um 18 republikanische Verfassung kämpfen. as Ausland wird jetzt einseben doß in Deutschland kein Boden mehr st. Wir sprechen der Regierung unser Vertrauen ihre Zusammensetzung nicht für ideal halten. in Deutschland keine regierungsfähige Berreis
schlimmste Febler, Diktatur darum geht der Kampf; ein Mittelding gibt es nicht. Der Abg. Wels appelliert an die Leidenschaften des Volkes, wenn er zum Kampf bis auf das Messer aufruft. Wir wollen die Diktatur nieder⸗ halten. Das gewaltige kommunistische Feuer
die letzte Entwicklungsmöglichkeit, in die Deutschland geraten kann.
für die Monarchie ist. gus, wenn wir auch Ohne Koalition gibt es heute Mehrheit; das sage ich namentlich auch den Unabhängigen. Den dafür werden die Wahlen liefern. Ich bedauere nur, daß die Un⸗ abhängigen keine andere Stellung zur Koalition einnehmen können. Das von den Unabhängigen in der „Freiheit“ veröffentlichte Arbeits⸗ programm, wie sie es sich für die neye Regierung denken, können wir restlos annehmen. Vielleicht ist die Vereinigung der Unabhängigen mit der Koalition nur noch eine Frage naher Zukunft. Wir wollen aber ebenso wenig wie eine Diktatur von rechts eine Diktatur von links. In Wirklichkeit steht aber der Feind rechts. Die rechtsstebenden
arteien tragen die Verantwortung für den Putsch. Sie sollen den Krieg haben bis aufs Messer. ö. Ruf rechts: Das ist Auf⸗ hetzung!) Hier gibt es keine Uventschiedenheit mehr, wer nicht für mich ist, der ist wider mich. Nux harmlose müter glauben, daß Sie (rechts) die Gewalt ablehnen. Ludendorff hat hier in Berlin seinen zweiten Krieg verloren. Herr Ludendorff war der erste, der im Schmucke seiner Orden Herrn Kapp besuchte, und der ein Blutbad in Berlin als das letzte Mittel ansoh. Wir haben seit Jahren den Kampf gegen den blutigen Absolutismvs der Offizierskaste geführt. Die Reichs⸗ wehr muß von Grund auf von solchen Offigieren gesäubert werden damit nicht neues Unbeil über uns kommt. Reicht Generalstreit nicht aus, so können wir zwar die Bewaffnung der Arbeiterschaft nicht auf unser Programm schreiben, weil wir gegen jede bewaffnete Gewalt sind und mit geistigen Mitteln kämpfen wollen aber zwinge man uns nicht, von diesem Standpunkt abzugehen. Wenn die Arbeiterschaft bewaffnet wirt, so kann der Ausgang des Kampfes nicht zweifelhaft sein. Wir kämpfen geistig für den Sozialismus, gegen Putsch und Monarchie, das wird unsere Losung im Wahlkampf klein. Die Re⸗ gierung muß dem sinnlosen Wüten der einzelnen Truppenführer Ein⸗ halt tun. Im Zeichen des Sozialismus und der Demokratie werden wir siegen. (Beifall bei den Sozialdemokraten.)
Präsident Fehrenbach bemerkt, da noch drei Redner ge⸗ meldet seien; er habe die Empfindung gehabt, daß das ihre Reden nicht durchaus für unumgänglich hielten, aber er verstehe es, wenn sie politische Ausführungen der Gegner zurückweisen wollten. Aber ein guter Chrift wolle am Gründonnerstag zu Hause sein, das Haus müsse heute fertig werden; das deutsche Volk werde dadurch keinen Schaden leiden. (Heitgxseit. Er möchte deshalb anregen, daß die Redner nur noch zehn Minuten sprechen; die Länge der Rede mache es nicht (Heiterkeit), man könne in zehn Minuten sehr wirkungsvoll reden.
Abg. Behrens (D. Nat.): Die Unterstellung, wir hätten des⸗ wegen den Schluß der Nationalversammlung und die Neuwahlen einerzeit verlangt, damit der Putsch mö lichst in einer Zeit statt⸗ sfürden könnte, wo eine Volksvertretung nicht versammelt war, weisen wir auf das entschiedenste zurück; sie grenzt fast an Gemeinheit. Der Landbund ist eine vein wirtschafiliche Organisation, keine Parteiorganisation, am allerwenigsten eine deutschnationale rtei⸗ organisation. Es können ihm auch Sozialdemokraten beitreten, welche auf dem Boden des wirtschaftlichen Fcos amma Was die Straflosigkeit für alle Verbrechen anlangt, die hier gefordert wordeg ist so geht es nicht an, nach Parteigruppen die einen straffrei u lassen, die anderen — bestrafen. Das widerspricht der Gerechtig⸗ irit. Kapp hat keinesfalls die deutschnationale Par ei irgendwie be⸗ einflußt, er hat sie sogar in seinem Blatt „Die deutschen Auf aben“ bekaͤmpft. Es läßt sich nicht bestreiten daß in weiten Volkskreisen inwiche und Unzufriedenheit mit der Regierung bü- weil sie die Neuwahlen entgegen der Perfasags hinausschob. Der Generalstreik war nicht notwendig, um den app⸗Putsch zu erledigen; der Kapp⸗
utsch wäre auch ohne den Generalstreik zusammengebrochen. Der utsch ist in der Hauptsache am Widerstande der leitenden Re⸗ Schiffer sagte, daß es für ihn ebensolcher
g. Verkennen Sie nicht die schweren nationalen Ge⸗ ahren, die uns von links drohen. Die Rede des Herrn Wels muß ie Arbeit der Ragierung erschweren. Lassen Sie uns dafür sorgen, daß wir uns an diesem „Kampf bis aufs Messer“ nicht vecbluten. Der Kapp⸗Versuch hat die Luft gereinigt, aber er war ein Versuch mit nntauglichen Mitteln. Der Staat muß sich retten um — Prers vor der Gewalt von rechts und von links. Wir wollen kämpfen für den Verfassungsstaat. (Beifall rechts.)
Reichsminister des Innern Koch: Meine Herren, der Herr Vorredner hat die Absicht ausgesprochen, der Regierung keine Schwierigkeiten zu machen. Mir scheint aber, an dem guten Wlllen,
ist die größte.
nicht fehlen lassen. (Sehr richtig! bei den Deutschen Demokraten.) Ob es ihm gelungen sst, ist eine andere Frage.
Der Herr Vorredner hat sich bereit erklärt, mit uns die Dikta⸗ tur von links niederzuhalten, und hat uns die Gefahr des Bolsche⸗ wismus vor Augen gemalt. Er hat keinen Anlaß zu der Behauptung, daß wir die Gefahr von links unterschätzen. (Lebhafter Widerspruch rechts.) Er hat aber durch sein Verhalten und durch die Betonung der angeblichen Gegensätze in der Regierung keineswegs den Willen gezeigt, dafür zu sorgen, daß die Regierung in diesem Kampf gegen den Bolschewismus stark bleibt. Wenn er seinerseits den Stand⸗ punkt einnimmt, daß er uns bei der Niederhaltung der Diktatur von links helfen will, so bleibt immer das Fragezeichen, inwieweit er und seine Freunde in Zukunft vom ersten Tage an (sehr gut! bei den Deutschen Demokraten.) bereit sein werden, auch einer Diktatur von rechts zu begegnen. gesagt, daß die Herren am Sonntag zu Verhandlungen bereit ge⸗ wesen seien. Leider ist das am Sonnabend, als die Gefahr so groß war, nicht der Fall gewesen. (Sehr wahr! bei den Deutschen Demokraten.) Ich habe auf diese Dinge nicht eingehen wollen. Nach dieser Ueberschüttung mit falschen Vorwürfen aber, die der Herr Abgeordnete Hugo jetzt für richtig gehalten hat, muß auch das einmal ausdrücklich gesagt werden.
Herr Dr. Hugo hat sich hier als der Beschützer der akademischen Freibeit hingestellt. Er hat die Aeußerung meines Freundes Haas nach meiner Auffassung vollkommen mißverstanden. (Sehr richtig! bei den Deutschen Demokraten, Widerspruch rechts.) Wenn die Uni⸗ versität zum Tummelplatz reaktionärer Politik gemacht wird, dann sind wir genötigt, darauf zu sehen, daß die Universität zu ihrer eigent⸗ lichen Aufgabe, nämlich zur Belehrung der Jugend zurückkehrt, und wenn eine Universität wie die Marburger Universität in den Ihnen doch selbst bekannten fortwährenden Ausschreitungen tatsächlich dazu übergeht, einseitig reaktionäre Anschauungen — ich erinnere an das Disziplinarverfahren gegen Léämmer — an die Jugend beranzubrin⸗ gen und sie gegen die Reichsregierung einseitig aufzubringen, so kann es für die Schädlichkeit dieses Treibens keinen besseren Beweis geben als die Episode, die Herr Haas gestern, mitgeteilt hat, die dazu ge⸗ führt hat, daß Zeitfreiwillige, die der Universität Marburg angehören, von dem Standrecht in Thüringen einen Gebrauch gemacht haben, der uns geradezu mit Entsetzen darüber erfüllen muß, (sehr richtigl bei den Mehrheitsparteien.) wohin Teile unserer akademischen Jugend durch die fortwährende Verhetzung gekommen sind. (Sehr richtig! bei den Mehrheitsparteien. — Zurufe rechts.)
Der Abgeordnete Hugo hat wiederum die Behauptung aufgetüscht, diese Revolte sei entstanden, weil die Regierung die Verfassung ge⸗ brochen habe. (Abgeordneter Dr. Hugo: Habe ich nicht gesagt!) — Ich habe es dahin verstanden. (Erneuter Zuruf von der Deutschen Volkspartei.) Dann ist es mir um so lieber. Also Sie wollen das nicht behaupten und geben damit den Aufruf vom Sonnabend
eststände, daß der Generalstreik eine Uebereilung war, ein Ausbruch der Kopflosigkeit der leitenden Personen wie die Flucht der Minister. Als der Generalstreik wirksam wurde, war das Kapp⸗ V Unternehmen längst erledigt, da war es die Diktatur Legien, der nun⸗ mehr namens des Gewerkschaftsbundes Forderungen aufstellte, die mit der Verfassung nicht in Einklang zu bringen sind. Der General⸗ streik darf nicht als ein politisches Kampfmittel eingeführt werden, sonst ist ein geordnetes Staatswesen 8 Die Besoldungs⸗ form, das Versorgungsgesetz für die Kriegsbeschädigten hätten schon
Ffüttesrreaze zusammengebrochen.
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im Westen beleuchtet Jede Gewaltspolitik ist staatsgefährlich, aber die Gefahr von links
der Regierung Schwierigkeiten zu machen, hat er es in seiner Rede b
(Lebhafte Zurufe rechts.) Es ist hier sehr gut
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den Mehrheitsparteien. — Zuruf von der Deutschen Volkspartei.) Im übrigen bestreite ich, daß Offiziere, die Vertrauensmänner der Resgierung waren, in diesem Sinne mit ihm geredet hätten. Der Herr Abgeordnete Maretzky wird doch nicht glauben, daß wir unsere Offiziere absichtlich und vorsätzlich eine der Regierung entgegen⸗ gesetzte Politik machen lassen. Wenn Sie keine bessere Entschuldi⸗ gung für die Rede des Herrn Abgeordneten Maretzky haben, damm hätten Sie lieber gar keine Entschuldigung vorbringen sollen.
Wenn uns weiter vorgeworfen wird, das Heer habe versagt, und es sei unsere Schuld, daß es versagt habe. wir hätten es zuverlässig gestalten sollen so kann ich nur noch einmal sagen, daß jeder Ver⸗ such, einen Offizier wegen seiner zur Schau getragenen anti republi⸗ kanischen Gesinnung zu beseitigen, von Ihnen geradezu mit der höchsten Entrüstung aufgenommen und jedesmal als Gesinnungs⸗ Aiecherei und als verfassungswidriges Verhalten ausgelegt worden ist. Sie haben also ganz gewiß kein Recht, uns zu schelten, wenn es uns nicht gelungen ist, das Heer von mogarch schen Offizieren frei mu halten.
V Run bhot — und das üst die Hauptsoche, weshalb ich mich zum
een aeennng
Wort gemeldet habe — der Herr Abgeordnete Hugo einen Gegensatz
zu konstruieren versucht zwischen dem, was ich über die Ablehnung von Verhandlungen seitens der Reichsregierung gesagt habe, und den Besprechungen, die bier in Berlin stattgefunden haben. Daß hier Besprechuagen stattgefunden haben, um, wie Hert Hugo sich aus⸗- drückt, die Kappleute aus Berlin berauszukomplimentieren, dagegen habe ich mich mit keinem Wort gewendet, und weiß ganz genau, eine wie ungeheure schwierige Steilung mein. Kollege Schiffer hier an dieser Stelle gehabt hat. Wogegen ich mich gewendet habe, ist ge⸗ wesen, daß der Herr Abgeordnete Heinze behauptet hat, wir hätten den ganzen Generalstreik incht gebraucht und hätten die Leute allein durch Verhandlungen den Reichsregierung beruhigen und den Streik zu Ende bringen können. (Sehr richtig! rechts.) Dagegen wehre 8% mich aufs entschiedenste. Es kann keine Rede davon sein, daß, wen der Generalstreik nicht gekommen wäre, irgendwelche Erörterungen, mögen sie geführt fein, von wem sie wollen, überhaupt zum Ziele hätten führen können. (Zurufe von der Deutschen Volkspartei.) Vor allen Dingen kann keine Rede davon sein, daß die Regierung tat⸗ sächlich zu einem Abschluß mit den Kappleuten hätte kommen dürfen. Ein so cher Abschluß hätte, wie ich voereits ausgeführt habe, uns die Mainlinie gebracht und die gesamte Arbeiterschaft gegen die Regierung geeinigt. (Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.)
Nun hat Herr Abgeordneter Hugeo nochmals auf das wohlfeile Mittel zurückgegriffen, der Regierung zum Vorwurf zu machen, daß sie Berlin verlossen hat. Es ist das ja ein Mittel, das in Volksver⸗ sammlungen und anderswo, wo man mit groben Mitteln arbeitet, wirken mag. Ich habe Ihnen vorhin nachgewiesen daß die Regierung hier in Berlin in Schutzhaft genommen worden wäre, wie sie auch in Dresden in Schutzhaft genommen werden sollte, und daß sie sich deshalb gefechtsfähig hat erhalten müssen. Das hätte Ihnen so passen können, wenn die Regierung von vornberein ausgeschaltet gewesen wäre (lebhafte Zustimmung Üinks; andauernde Zurufe rechts), und damit Ihr Aufruf vom Sonnabend gerechtfertigt worden wäre, in dem Sie sagen: man muß sich binter die neue Regierung scharen, weil keine alte Regierung mehr vorhanden ist. Nur dadurch, daß die alte Re⸗ gierung bestehen geblieben ist, ist es möglich gewesen, daß sich ein Hort des Widerstandes im Reiche zusammengeschlossen hat. (Sehr uchtig! Kinks.) Wer es wünscht, daß es zum Widerstande gekommen ist, muß sich darüber freuen, daß es den Kapp⸗Leuten nicht gelungen ist, die Regierung hier in Berlin in Schutzhaft zu nehmen (sehr gutl bei den Sozraldemokraten; Zurufe rechts), was die „Deutsche Zeitung“ ja erklärlicherweise bedauert.
Der Herr Abgeordnete Hugo behauptet, die Regierung habe hier in Berlin mit den ihr treugebliebenen Truppen Gewalt anwenden
Das behauptet derselbe Herr Abgeordnete, später sich dagegen gewehrt und es verdammt hat,
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