auch in dieser Industrie. Dem Antrage der Demokraten auf bessere sorgung der Landwirtschaft mit Stickstoff und auf planmäßige
Uung von Arbeitskräften für den Zuckerrübenbau stimmen wir zu.
ider habe ich mit meinen Befürchtungen recht behalten, die ich am
November bei dem plötzlichen Wettersturz hinsichtlich der Hack⸗
ichte geäußert habe. Erst jetzt hat man die Feldarbeiten, die am 0. November beendigt sein sollten, aufnehmen können. Der Zustand der zuckerrühen ist minderwertig, der Zuckergehalt ist gewaltig herunterge⸗ gen Die Zwangswirtschaft für Zucker muß unbedingt bescitigt werden, r so kann die Produktion gehoben und eine entsprechende Menge affinade ins Ausland exportiert werden. Es kann dabei erreich: werden eine Ausfuhr von 15 Millionen Doppelzentnern, das bedeute: einen Wert von 15 Milliarden Mark. (Hört, hört! rechts.) Damit würde eine baldige Hebung der Valuta verbunden sein und eine all⸗ gemeine Verbilligung der Lebenshaltung würde eintreten. Amerika bietet uns für jeden Doppelzentner Zucker zwei Doppelzentner Sal⸗ peter. Im Ausschuß wandte sich der Vertreter des Wirtschafts⸗ ministers Schmidt auf das schärfste gegen die Aufhebung der Zwangs⸗ wirtschaft, während der Vertreter des Landwirtschaftsministers als Sachverständiger dafür eintrat. (Hört, hört! rechts.) Die Haltung des Zentrums gegen die Aufhebung der Zwangswirtschaft setzt mich in Erstaunen, in der Nationalversammlung nimmt diese Partei einen anderen Standpunkt ein. Es gibt kein anderes Mittel, die Produktion zu heben, als die freie Wirtschaft. Das Brotgetreide und Mehl muß allerdings der Zwangswirtschaft verbleiben. Die landwirtschaftlichen Unkosten haben sich gewaltig vermehrt, auf einem 18 000 Morgen großen Gute haben sich dei Arbeitslöhne seit 1913 von 24 000 ℳ auf 82 000 ℳ erhöht, ebenso sind die übrigen Ausgaben, wie Sattler⸗ und Schmiedkosten, ins Unendliche gewachsen. Ein großer Teil der Land⸗ wirte ist nicht mehr weit vom Ruin entfernt. (Widerspruch links.) Wir dürfen die Landwirte nicht weiter verärgern, sonst kommen wir nicht wieder zur intensiven Bewirtschaftung.é Die Prämienwirtschaft hat nur eine geringe Hebung der Brotgetreidepreise erzielt, dagegen eine erhebliche Erhöhung der Brotpreise und eine noch erheblichere Senkung der Moral. Tatsache ist, daß die Gutsbetriebe wesentlich nehr Getreide und Kartoffeln geliefert haben als die bäuerlichen Be⸗ triebe. Wir müssen sehen, daß wir vom Auslande uns freimachen und unseren Bedarf im Inlande herstellen können. Wir müssen auch zu einem Einverständnis bezüglich der Aufhebung der Zwangswirt⸗ schaft kommen. Ich hoffe, daß der neue landwirtschaftliche Etat 1920/21 ganz anders dotiert sein wird als der bisherige. Wenn wir unsere Institute, z. B. die Biologische Reichsanstalt, in ganz anderer Weise wie bisher für die Landwirtschaft nutzbar machen, wird das nur für unsere Landwirtschaft und für ihre Produktion von Vorteil sein. Mögen wir uns endlich zusammenfinden in dem Kampfe für die Land⸗ wirtschaft, für höhere Produktion und in dem Kampfe für unser unter⸗ legenes Vaterland. (Beifall rechts.)
Abg. Mehrhof (U. Soz.): Die hier vorliegenden Anträge, „die (Staatsregierung zu ersuchen, auf die Reichsregierung einzuwirken“, sind äußerst eigenartig und charakteristisch. Die Erörterungen über die landwirtschaftlichen Fragen in den verschiedenen Parlamenten be⸗ weisen aufs deutlichste die Notwendigkeit eines Einheitsstaates. Mit allen schönen Theorien und platonischen Erklärungen wird nichts er⸗ reicht. s sicht man auch an der christlichen Lehre. Seit mehr als 2⁰00 Jahren verkündet man ihre Lehre, und doch hat man nicht die Klassengegensätze überbrücken und den so unendlich viele Werte ver⸗ nichtenden Krieg aus der Welt schaffen können. Man darf nickt nur ein Programm zur Besserung unserer Verhästnisse fordern, sondern man muß es auch in die Praxis umsetzen. Positive Ratschläge sind aber nicht gegeben. Das Evangelium, das die Freiheit der ländlichen Produktion, das Allbeilmittel zur Rettung des Vaterlandes sein soll, ist uns schon oft verkündet worden. Wozu aber eine Aufhebung der Zwangzwirtschfat führt, ersehen Sie am besten aus der Freigabe des Leders, das in der letzten Zeit eine ungeheure Preissteigerung er⸗ fahren hat. Der Krieg hat es verschuldet, daß das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage sich vollkommen verschoben hat. So⸗ lange die Regierung nicht dafür sorgt, daß dem kapitalistischen Speku⸗ lantentum das Heft aus der Hand genommen wird, wird nichts er⸗
feicht werden. Die jetzige Koalitionsregierung mit ihrem sozialistischen Aus hängeschild wiad niemals eine Aenderung in der Ernährungsfraße durchsetzen können. Durch das Enigegenkommen der Regierung den Agrariern gegenüber wird diesen nur immer ein weiterer Anreiz zu Forderungen gegeben. Die heutige Rogierung hat nicht den Willen und fühlt auch in sich nicht die Kraft, den kapitbalistischen Tendenzen, die das deutsche Volk dem Abgrunde zufüͤhren, mit aller Energie entgegenzutreten. Das Saeazehe. Spekulantentum und das Schiobertum feiern heute wahre Orgien. Mit Hilsfe eines einzigen telephonischen Gespräͤches kann sich heute ein Spekulant in wenigen Minuten zum Millionär machen. 16 Milliarden Papiergeld sind durch dasselbe ins Ausland verschoben worden. Eime nie gesehene Verschwendungssucht macht sich überall im deutschen Volke bemerkbar. Auch in der Förderung der Produktion kommt man bloß mit Moralpredigten nicht weiter, sondern man muß die produktiven Kräfte des Volkes gegen die kavitalistische Willküpherrschaft energisch schützen. In Erfurt muß der Betrieb des städtischen Krankenhauses eingestellt werden, wenn nicht in der nächsten Woche Kohlen hexrangeschafft werden; aber heute noch gehen monatlich 100 000 Tonnen Kohlen nach Holland, 50 000 nach der Schweiz! Und bei solchen Orgien der Großschieber will man der Arbeiterschaft Moral predigen? Zunächst lege man dem kapitalischen Großspekulantentum das Handwerk! Auch die Regierung beschränkt sich darauf, der Land⸗ wirtschaft Moral zu predigen; den Erfolg haben wir gesehen. In Warschau ist vor kurzem ein Großschicber vor Gericht gestellt und standrechtlich erschossen worden. — Die Gleichstellung der Inland⸗ preise mit den Weltmarktspreisen müßte die hundertbausende von Witwen und Waisen, alle, die auf ihre kargen Renten angewiesen sind, dem Hungerlode überliefern. Dieses Verlangen ist so ziemlich der Gipfel der Verrücktheit einor Fimanzwirtschoft. (Andauernde Unruhe und Gelüächter vachts.) Zwei Auswoge gibt es, einmal eime Steigerung der Produktivn, wenn man den Arbeitorn, die im Schweiße ihres An⸗ gesichts die Güter schaffen, Garantien gibt doß damit auch in gerechter Weise verfahren wird, demn aber, wenmm diese Garemtien verweigert werden, den andorn Ausreg, den die kapitalistische Gesellfchaft zweifel⸗ los gechen wird, den Rüchsaall in die Barbarei. Wir müssen zum Sozjaliemus kommen, weil die eherne wirtschaftliche Notwendigkeit uns dasu drängt. Den Kladdevadatsch, der eimbveten wird, hat ja Bebel vorausmesogt. Wir müsson Amsckluß sucken an Sowjetrußland, das jetzt fester dastoht alls je, das sich von Monat zu Moemat mehr erhollt hat und wo uns jetzt die Entente zuvorgekommen ist. (Lachen bei der Mehrheit.)
Abg. Stendel (D. V.): Ganz Flar ist mir nicht geworden, was der Vorredner gewollt hat. Ich bedauere, auch jetzt wieder, wo es sich nicht um Preise, sondern um die Hebung der Erzeuaung handelt, die Bürgerlichen auf der einen, die beiden sozialdemokvatischen Grurwen auf der anderen Seite sehen zu müssen. Auch dem demokratischen Rodner kann ich vorbehaltlich zust'mmen;: es ist aber wesentlich, daß nicht nur hier solche demokratische Reden gehalten werden, sondern daß auch der große Bruder in der Nationalversammlung, die deulsche demo⸗ kratische Partei, danach handelt. Trotz der schönen Rede des Abce⸗ ordneten Schoenkaes hält ja auch das Zentrum fast durchweg noch on der Zwangswirtschaft fest. Die Zwangswirtschaft hat voll kommen Schiff⸗ bruch gelitten, deshalb muß sie, abgesehen von der Getreidewirsschaft und einer gewissen Bewirtschaftung der Misch, im Herbst aufsehoben werden. Die Produktionsfreudigkeit muß gehoben werden. Die Löhne und alle Gehälter müssen sich den hoben Preifen anpassen. Die Preise müssen sich allmäblich den Auslandspreisen angleichen. Unsere Fleisch⸗ bewirtschaftung ist vollständig zusammencebrochen: mindestens 60 % sind Schwarzschlachtungen. Die Zwangswirtschaft, die jede Moval untergräbt, muß beseitiot werden. Die Zuckerbewirtschaftund ist voll⸗ kommen freizugeben. Die grobe Ausbeutung kann durch Richtpreise verhindert werden.
Abg. Graf von Kanitz (D. Nat.): Die Begründung meines Antrages, daß unzähliges Gekreide über die Grenze nach Polen und Litauen gehe, ist unwidersprochen geblieben. Es handelt sich darum, wie wir einer sehr bedrohten Provinz helfen. Sehr eigenartig war der Optimismus des Staatskommissars Peters. Er lehnte meinen Antrag
ab. Die Regierung werde alles daransetzen, die Störung des Verkehrs seitens der Polen zu perhindern. Diese Störung ist jetzt zum Teil schon eingetreten. Die Regierung hat es nicht für notwendig gehalten, nach der Ablehnung meines Antrages irgend welche anderen Vorschläge zu machen. Inzwischen ist das Schiebertum in Ostpreußen ungeheuer gewachsen. (Zuruf des Abgeordneten Hoffmann.) Es gibt nicht nur Schieber bei den bürgerlichen Parteien, sondern auch bei den Unab⸗ hängigen! Daß Ostpreußen kein Getreide liefert, kommt durch das Schiebertum. Der Zustand, daß in einer Provinz zwei verschiedene Wirtschaftssysteme bestehen, wirkt einfach katastrophal:; man sieht über⸗ all ein absolutes Chaos. Die Regierung ist durchaus nicht so ängstlich gewesen mit der Bevorzugung besonders bedrohter Gebiete, z. B. Ober⸗ schlesien. Für Ostpreußen hat sie aber nichts übrig. Die Versorgung Ostpreußens mit Kohlen ist schwer gefährdet, da die Polen die Kohlen für sich behalten. Vom ostpreußischen Viehhandelsverband werden über 3 ¼ Millionen Mark vom preußischen Landwirtschaftsminister Braun und vom Finanzminister verlangt. Das trägt nicht gerade zur Reichs⸗ freudigkeit bei. (Zuruf rechts: Sehr wahr! Wie in Oberschlesien!) Bei der Reichsgetreidestelle in Berlin herrscht ein überaus leichtfertiger Optimismus. Der Landwirtschaftsminister Braun hat der Regierung in die Suppe gespuckt, indem er den Landarbeitern das Deputat in Aussicht stellte. Das haben sich die Landarbeiter nicht zweimal sagen lassen, sie haben ihr Deputat, das durchschnittlich 20 Prozent der ganzen Roggenernte beträgt, jetzt weg. Am bedenklichsten ist die Unaufrichtig⸗ keit, aus der das Prämiensystem geboren ist. Allein die Reichsgetreide⸗ stelle macht ein nettes Geschäft damit, da sie 10 Mark pro Zentner Mehl verdient, wie es heißt, wird dieses Geld der Landwirtschaft für ausländische Getreideankäufe verwendet. (Hört, hört! rechts.) Man darf also nicht den deutschen Landwirten die Brotverteuerung in die Schuhe schieben. (Sehr wahr! rechts.) Die Schweinepreispolitik ist der reine Flohzirkus. (Heiterkeit.) Wiegt ein Schwein neunundneun⸗ zig Pfund, dann bekommt der Landwirt beinahe das Doppelte von dem, wenn es hundert Pfund wiegen würde. Ich verstehe nicht, wie die Mehrheitsparteien sich diese Stümpereien in der Wirtschaftspolitik gefallen lassen können. Die Erklärung der Regierung dürfte auch da zu optimistisch aufgenommen werden. Wie stehen am Abgrund und müssen unbedingte Wahrheit verlangen darüber, wie es mit der Brot⸗ getreideversorgung steht. Meinen Antrag auf Aufhobung der Zwangs⸗ wirtschaft für Ostpreußen ziehe ich, da er inwischen veraltet ist, zurück. Wir brauchen sofortige Aufhebung der Schnreinewirtschaft (große Heiterkeit), der Schweinebewirtschaftung, dann werden wir auch wieder auf legalem Wege Schweinefleisch bekommen. Wir wollen ohne Partei⸗ politik diese Wirtschaftsfragen behandeln, wir unterstützen die Re⸗ gierung, sie muß aber mit offenen Karten spielen und mit dem Experi⸗ mentieren gufhören. (Lebhafter Beifall rechts.)
Unterstaatssekretär Ramm: Die Ueberschüsse der Viehhandels⸗ verbände sollen in der Förderung der Viehzucht dienen und zur Unter⸗ stützung der wissenschaftlichen Institute für Wehzucht verwendet werden.
Unterstaatssekretär Pekers: Beim Prämiensystem hat das Geldmotiv keine Rolle gespielt, es ist auf Vorschlag der Reichsgetreide⸗ stelle eingeführt worden. Die Ablehnung der Frühdrusckprämie durch die Nationalversammlung hat sich bitter gerächt, kostbare Zeit ging verloren und man kam in die Zeit der Hackfruchternte hinein. Im Dezember war die Situation für die Reichsgetreidestelle sehr heikel. Auch die Deutschnationasen haben schließlich für die Prämie gestimmt. Redet man das Prämensystem jetzt in Grund und Boden, dann erfolgt allerdings ein Fehlschlag und ich weiß nicht, was dann werden wird. In Punkto Volksernährung sollten wir alle an einem Strange ziehen. Die Landwirte dürfen nicht durch die Behauptung, das Geld werde zu Auslandsankäufen verwendet, von der Lieferung abgehalten werden. Leichtfertig operiert wird nicht, Ziffern könnem nrir nicht angeben, wollen wir uns nicht dem Auslande völlig ausliefern. Mimister Schmidt hat mit vollster Offenheit gesprochen und gesagt, daß, wenn das Prämilersystem nicht wimke, es zu weitgehenden Maßnahmen, auch zur Verkürzung der Bvotwotion kommern müsse. Was soll werden, wenn auch die Regierung die Nerven verliert? Wir dürfen den kritischen Augenblick nicht noch schwärzer mallen, allerdimas habemn wir Pech, denn durch das Hochwasser stehen die rheinischen Mühlen still und an anderen Orten hat man keine Kohlen. Führen wir die freie Wirtschaft ein, dann sind wir in drei Monaten am Ende. Wir alle müssen zusammen⸗ arbeiten, das geschieht aber nicht, wenn man der Reichsgetreidestelle eine derartige Kritik angedeihen läßt, wie es Graf Kanitz getan hat. Die Verdächtiqungen müssen aufhören. Wir wollen in unseren Aemtern unserem Volke dienen, aber erschoveren Sie, Herr Graf Kanitz, es uns nicht. (Lebh. Beifall links.)
Ein Vertreter des Ministers für öffentliche Arbeiten erklärt, es sei nicht richtig, daß Ostpreußen von der Kohlenzufuhr aus Oberschlesien abgeschnitten sei. Die Züge passieren das polnische Gebiet anstandslos. Im übrigen würden Kohlentrans⸗ ponte nach Ostpreußen auf dem Seewege von Stettin aus geleitet.
Gegen 7 Uhr tritt Vertagung auf Dienstag, 12 Uhr, ein (Forlsetzung, Anträge und kleine Vorlagen).
Ein abermaliger Versuch der Unabhängigen, den Antrag auf Aufhebung des Belagerungszustandes auf die nächste Tagesordnung zu setzen, wird abgelehnt.
Statistik und Volkswirtschaft. Arbeitsstreitigkeiten.
Die unheilvollen Wirkungen der Sechestunden⸗ schicht gehen, wie „W. T. B.“ mitteilt. ohne weiteres aus einem Vergleich hervor, der zwischen dem Förderergebnis dreier aufein⸗ ander folgenden Monate, in denen weniger gestreikt wurde (September, Oktober und November 1919) und der voraus⸗ sichtlich vorliegenden Förderungsmenge an Kohlen bei Ein⸗ führung der verkürzten Schicht angestellt wird. In dem ange⸗ gebenen Quartal förderten monatlich das Ruhrrevier bei siebenstündiger Schicht 6 ½ —7 Millionen Tonnen, Ober⸗ schlesien bei 8 stündiger Schicht 2 ½ Millionen Tonnen, die übrigen Kohienbezirke eiwa über eine Million Tonnen, zusammen ungefähr 10 ⅞, Millionen Tonnen. Bei Verkürzung der Schichtzeit um je eine Stunde — also nicht bei durchgeführter S chostundenschicht — würde sich ein monatlicher Ausfall ergeben: Im Ruhrrevier von un⸗ gefähr einer Million Tonnen, in Oberschlesien von ungefähr 312 000 Tonnen, in den sibrigen Kohlenbezirken von etwr 125 000 Tonnen, zusammen 1 437 000 Tonnen. Da die An⸗ und Ausfuhrzeit der Beragleute auch bei verküörzter Arbeitszeit die gseiche bleibt, ist praktisch der Augfell noch größer als nach der rein sheoretischen Berechnung. Mit Kohlen sind in erster Linie die Eisenbahnen, die Gas⸗, Wasser⸗, Elektrizitätswerke und der Hausbrand zu beliefern. Eine Verkürzung in der Belieferung wird hier kaum eintreten können. Der Rest, der für Industrse und Privatbahnen in Potracht kommt, be⸗ trug z. B. im Mo at November 3 032 000 Tonnen. Zieht man davon den durch eine Schichtverkürzung verursachten obenerrechneten Ausfall ab, so ble iben für Industrie nsw. noch nngefähr 1 600 000 Tonnen übrig. Da die af mte Industrie im November 1919 an Kohlen nur knapv die Hälfte ihrer Anforderung, die 6 538 000 Tonnen betrug, betam, tönnte sie nach Schichtverkürzung nur noch den vierten Teil bekommen.
Ueber weiteren Rückgang der Arbeitsleistung in den Eisenbahnwerkstätten meldet „W T. B“ folgendes: Der Reparatursta d der Lokomotiven ist, obwohl das Lokotmotiv⸗ per'onal sich der Pflege seiner Maschinen mit erfreulicher Sorgfalt widmet, wiederum erbeblich gestiegen, weil die Leistungen der Werkstaͤtten ständig zurückgehen. Auch die 888 der auf Ausbesserung wartenden aber wegen der unge ügenden Arbeitskeistungen der Werkstäitten, no
nicht in Arbeit genommenen Revparaturlokomotiven ist insolgedessen
weiter in die Höbe gegangen. Waͤbrend sie sich im letzten Halbjahr 1919 auf 15— 1700 hielten, haben sie Mitte Januar 1920 weit öber 19 0 betragen. — Im Anschluß an diese Nachricht wird dem „W. T. B.“ noch berichtet, daß der Reparaturstand der Lokomotiven zurzeit fast
Stadtpost.
48 vH beträgt gegen etwa 42 vH am 1. Oktober 1919. Die Steigerung ist hauplsächlich in den letzten Wochen eingetreten.
Der seit 8 Tagen ruhe de Betrieb der Oberschlesischen Kleinbahn wurde gestern, wie dem „W. T. B.“ aus Beuthen gemeldet wird, teilweise wieder auftgenommen. Auf säntlichen Linien sollten heute früh die Wanen wieder ordnungs⸗ mäßig verkehren. Die Arbeiterschaft beschloß, dem Verlangen der Gesellschaft nachkommend, erst den Betrieb aufzunehmen und dann mit der Direktion in Verhandlungen zu treten.
Nach einer von „W. T. B.“ ühermittelten Stefanimeldung ist der ganze Postdienst in Italien mit Ausna me des Paket⸗ dienstes wieder in Tätigkeit; nach einer Havasneldung aus Nizza kann auch der Eisenbahnerausstand als beendet an⸗ gesehen werden. Ein verminderter Verkehr ist bisher aufrecht erhalten worden.
Kunst und Wissenschaft.
Die preußische Akademie der Wissenschaften hielt am 8. Januar unter dem Vorsitz ihres retars Herrn Planck eine Gesamtsitzung. Herr Diels kre z⸗ studien II. III. vor. Er sucht wahrscheinlich zu machen, daß die V 656 erwähnte Hypothese über die Entstehung der Sonne samt der darauf folgenden und sie begründenden ex Ida visio auf Penophanes zu beziehen ist. Er führt die signa mortis, die VI 1180 in die Thukydideische Schilderung der athenischen Pest eingeschoben sind, auf den Kommentar des Demetrios Lakon über die Prognosen des Hippokrates zurück und zieht daraus Folgerungen für die Behand⸗ lung des Textes und der Quellenfrage. — Herr Car athéodoryp
(legte eine Note vor über eine Verallgemeinerung der
Hicardschen Sätze. Die Picardschen Sätze über die Singnlari⸗ täten von eindeutigen anafytischen Funktionen, die gewisse Werte auslassen, oder von Funktionenpaaren, die durch eine algebrailche Relation vom Geschlechte p2 1 miteinander verbunden sind, er⸗ scheinen als Spezialfälle eines allgemeineren Satzes. — Herr Penck überreichte „Grundzüge der Geologie des Bosporus“ von Prof. Dr. Wather Penck (Veröffentlichungen des Instituts für Meeres⸗ kunde an der Universität Berlin, Neue Folge. A. Geographisch⸗ naturwissenschaftliche Reihe, Heft 4). (Berlin 1919.)
Das korrespondierende Mitglied der physikal sch⸗ mathematischen Klasse Herr Woldemar Voigt ist am 13. Dezember 1919 in Göttingen verstorben.
Die physikalisch⸗mathematische Klasse hielt am
5. Januar eine Sitzung. Herr Einstein sprach über das
Trägheitsmoment des Wasserstofsmoleküls. Wendet man die Tetrodesche Theorie der Entropiekonstante auf den Freiheits⸗ grad der Rotation des Wasserstoffs an, so erhält man eine Formel, welche aus der Kurve der spezifischen Wärme das Trägheitsmoment J ohne Quantentheorie exakt zu berechnen gestattet. Man erhält so den Wert J= 0.9610— 41. Die Pablikation erfolgt später. — Herr Correns überreichte die zweite Fortsetzung seiner Vererbungs⸗ versuche mit buntblättrigen Sippen, III Veronica gentianoides albocinta, IV. Die albomwarmorata- und al opul⸗ verea-Sippen, V. Mereurialis annua versicolor und Xontha, III. Veroniça gentianoides albocincta ist eine echte Weißrandform (keine Periklinalchimäre), bei der die Weißkrankheit werder durch eine Anlage vererbt noch direkt durch die farblosen (nicht, wie bei der f. typica, grünen) Samenanlagen übertragen wird. IV. Die Ipomoea imperialis albomarmorata und das Tropaeolum mejus alboputvereum sind zwei weißbunte, konstante Sippen, die mit den dominierenden typica-Sippen ganz regelmäßig spaltende Bastarde bilden. Bei der f. albopulveres ist nur das Mosaik viel feiner als bei der f. albomarmorata., V. Bei Mercurielis annus. gibt es außer einer xentha-Sippe eine f. versicolor, bei der die Blätter zverst fast rein gelb sind und später, von der Spitze ab, normal grün werden. Auch sie ist rezessiv gegen die typica-Sippe und spaltet aus dem Bastard normal ab.
„In der an demselben Tage abgehaltenen Sitzung der vphilosophisch⸗historischen Klasse legte Herr von Harnack eine Abhandlung vor: „Studien zur Bulgata des Hebräerbriefs“. Es 1hn sich mindestens zwei vor⸗ hieronvmianische lateinische U ber etzungen unterscheiden. Die eine repräsentiert durch den Cod. Claromont.⸗Parisiensis (d) n. Lucifer, die andere (afrikanische) durch den Cod. Freising- Mone censis (r), Augustin und Capreolus. Hieronymus hat seiner Ausgabe ene zugrunde gelegt, aber auch diese stark benutzt. Seine eigene Ar⸗ eit beschränkte sich auf sehr zahlreiche Verbesserungen das Stils, hauptsächlich ducch Wörtervertauschungen und durch Klärung dunakler Stellen. Es läßt sich nicht nachweisen, daß er den griechischen Text zu Rate gezogen hat. Da aber die beiden alten lateinischen U ber⸗ setzungen auf vortreffliche Originale zurückgehen und sie sorgfältig wiedergeben, ist die Vulgata, wo jene lückenhaft oder bei den ens erhaltenen Zeugen entstellt sind, ein ausgezeichneter Zit se des Tortes.
Verkehrsmwesen.
Der Rückgang in den Leistungen der Berloner / Die pünktliche Bestellung der Postsendungen hängt in erster Linie davon ab, 9 die Sendungen ohne Verzögerung mit Hilfe der Eisenbahn ihrem Bestimmungsort zugeführt werden. Dies ist gegemvärtig in weitem Umfange nicht der Fall, weil die Eisen⸗ bahnzüge nur zu 30 % des Friedensstandes gofahren werden und wußerdem vielfach auch sehr unregelmäßig verkehren, so daß die An⸗ schlüsse verloren gehen oder die Bahnpostboamten zeitweilig den Ueber⸗ blick verlieren müssen, wie sie unter diesen Verhältnissen im Einzel⸗ falle Sendungen am zweckmäßigsten zu leiten haben. Für den Stadt⸗ postverkehr von Groß Berlin spielen allerdings diese Mängel des Eisenbahnverkehrs keine Rolle, weil die Berliner Postanstalten die Stadt⸗ und Ringbahn aus Zweckmäßigkeitsrücksichten im allgemeinen nicht benutzen und sich dafür schnellerer Beförderungsmittel (Kraft⸗ wagen, Hoch⸗ Untergrund⸗ und Straßenbahnen) bedienen. Es ent⸗ spricht jedoch keinesfalls den Tatsachen, wenn die im Orts⸗ und Vor⸗ ortsverkehr von Groß Berlin zurzeit leider bestehenden Unregel⸗ mäßigkeiten samt und sonders mit einem im Postbetriebe seit der Revolution eingerissenen „Schlendrian“ erklärk werden. Bei der Kritik der derzeitigen Berliner Verkehrsverhältnisse wird meist ganz außer Betracht gelassen, daß die Postverwaltung infolge ger während des Krieges dem Heer gebrachten schweren Opfer heruntergewirtschaftet wurde, und daß danach die großen Einbußen an geschultem Personal sowie auch an Material keineswegs etwa binnen Jahresfrist ausgeglichen werden konnten. Die Einziebung des heimischen Fackpersonals zur Truppe war so um⸗ fassend, daß es der Postverwaltung schon während des Krieges die größten Sckwierigkeiten bereitete, den Betrieb mit Hilfe der übrig⸗ gebliobenen Fachbeamten und der als Ersatz für den Abgang einge⸗ stellten ungeschulten Kriegsaushelfer aufrechtzuerhalten. An die Leistungsfähigkeit der heimischen Postbeamten mußten dann Jahre hindurch Anforderungen gestellt werden, die bei den Ernährungs⸗ verhältnissen der Bevölkerung der Gesundbeit der Beamten durchaus gbträglich waren. Darunter leidet ihre Leistungsfäh gkeit noch jetzt in weitem Umfange. Auch das nach Beendigung des Krieges aus dem Felde, zum Teil gußerdem kriegsverletzt zurückgekehrte Personal ist körperlich den Anfordevungen des Dienstes vielfach nicht mehr ge⸗ wachsen. Während der ganzen Dauer des Krieges hatte außerdem, trotz der im Felde eingetretenen erbeblichen Verluste an Fackpersonal, jede Möglichkeit gefehlt, Beamtenanwärter des unteren, mittleren und oberen Postdienstes neu einzustellen, wie dies bis dah n alljährlich entsprockend der Zunahme des Verkehrs zum Teil in großem Umfange geschehen war. Alle diese Lücken konnten 5 Jahre hindurch nur mlt ungeschulten Kriegsaushelfern provisorisch ausgeglichen werden so daß jetzt 140000 nicht beanrtete Hilfsknäfte bei der Reüchspost be⸗ schäftigt sind, während deren Zahl vor dem Kriege nur elwa 90 00 betrug. Unter diesem großen Mißverhältnis von Fachpersonal und Hilfskräften muß aber der Postbetrieb außerordentlch leiden, selbst wenn alle Hilfskräfte den besten Willen haben, ihrer Pflicht nach⸗ zukommen. Daß dieser Voraussethung zurzeit mcht hinreichend genügt
tverwaltung bilden, da es sich „der man zurzeit in allen Betrieben — übrigens auch schon in der zwe ten Hälfte des Krieges anfeng, sich bemerkbar zu machen. Bei der Beurteilung der derzeitigen Postbetriebsverhältnisse ist weiter zu berücksichtigen, daß das Pu⸗ blikum geneigt ist, die Kenntnisse und Erfahrungen, die name guch der mittlere und untere Postbeamte bei Ausübung seines Dienste benötigt, erheblich zu unterschätzen. Zum Teil erklärt sich dies daraus, daß das Publikum bis zum Ausbruche des Krieges größere Unregel⸗ mäß gkeiten im Postbetrieb überhaupt nicht kannte und sich deshalb auch keine Vorstellung davon machte, welche in jahrelanger Schulung erworbene Ausbildung des Personals dazu gehört, um ein nahezu fehlerloses und wie eine Maschine auf die Minule eingestelltes Ar⸗ beiten von mohreren hunderttausend Betriebsbeamten dauernd zu er⸗ möglichen. Besondere bedingte in der Hinsicht der
eind, kann keinen Vonvurf für die Post⸗ hier um eine Erscheinung handelt
bogog net vund Hi dLegegnet und d.
Berliner Stadtpostabfertigungsdienst. Um rasch und vichtig arbeiten zu können, muß der Stadtpostsortierer nicht nur alle Straßen von Groß Berlin und deren Bestellpostanstalten kennen, sondern selbst wissen, zu welcher Bestellpostanstalt in Groß Berlin ein einzelnes Haus gehört, wenn eine Straße — und 240 Stvaßen trifft dies zu — in dem Bezirk mehrerer Bestellpostanstalten liegt. Wie viele Straßen und Plätze in Groß Berlin wiederholen sich dabei soggr drei⸗ bis viermal, während jede von ihnen zu einer anderen Bestellpostanstalt gehört; von den wenig bekannten Straßen und denen, die — wenn ähnlich klingenden Namens — leicht mitennander verwechselt werden, dafür aber in der Regel um so entfernter von⸗ cinander liegen, ganz zu schweigen! zie vielen eingefleichten Berlinern sind z. B. die Ludwig⸗Lehmann⸗ oder Liverpoolstraße, der Oskarplatz, die Versöhnungs⸗Privatstraße und der Poetensteig ge⸗ üäufig? Welcher vielgereiste Berliner Droschkenkutscher wäre in der Lage, u. a. die in Groß Berlin vorhandenen 10 Kirch⸗ Kirchhof⸗, Kirchgassen und Plätze oder alle 9 Lindenstraßen, ⸗gassen, alleen, promenaden usw., neben denen noch Lindauer und Lindower Straßen herlaufen, oder gar die verschiedenen 15 Prinzenstraßen mit und ohne
beinamen genau auseinander zu halten? Der erprobte Berliner Stadtsortierer bekam es fertig. Wo aber ist jetzt jenes hervorragend geschulte Postkorps zu finden, das die schwierigsten Fälle gleichsam spielend zu meistern verstand? Der Krieg hat es zerschlagen, wie noch so vieles andere bei uns. Die Neulinge aber, die dafür jetzt in großer Zahl in diesem Betriebe arbeiten müssen, brauchen Jahre, bis sie die Sicherheit erworben haben, die sie zu auten Leistungen befähigt. Dagegen helfen selbst alle Bescknrerden nichts. Auch anderswo verlangt man von einem Dienstanfänger nicht das, was allein eine in jahrelanger Uebung erprobte Kraft zu schaffen vermag. In auffallendem Gegensatz zu den in dieser Hinsicht unbilligen Klagen des Publikums über den Rückgang in den Leistungen der Berliner Stadt⸗ post steht das Schweigen aller Kritiker und Beschwerdeführer über die Mängel, die die in Berlin aufgelieferten Brief⸗ und Drucksachen⸗ sendungen gegenwärtig in potenzierter Zahl aufweisen, und die da⸗ durch die Sesh der meisten Verzögerungen, nämlich Fehlleitungen und Aufenthalte beim Sortieren, erheblich vermehren. Die richtige und vollständige Adressierung der Stadtbriefsendungen läßt jetzt mehr denn je zu wünschen übrig. Ob die Hausnummer und die Treppen⸗ bezeichnung richtig sind, schert jetzt viele Briefschreiber überhaupt nicht mehr. Auf zahlreichen Briefsendungen, die z. B. an Hotels gder Be⸗ hörden gerichtet und deshalb oft eiliger Natur sind, fehlt tagtäglich immer wieder sogar jede Straßenangabe, obwohl doch keinem Postbeamten zugemutet werden kann, daß er die Postbezirke aller Berliner Hotels und von jeder der Unzahl von Behörden in Berlin Straße und Hausnummer wisse, wenn sie noch dazu wegen Raum⸗ mangels nicht einmal in demselben Gebäude, sondern abte lungsweise in verschiedenen Stadtteilen untergebracht sind. In einem noch nicht dagewesenen Umfange treten zugleich die Drucksachen wegen unzuläng⸗ licher, den Mangel an gutem Klebstoff und Bindfaden nicht ent⸗ sprechend ausgleichender Verpackung als Brieffallen auf, um dergestalt viele Sendungen fortgesetzt tagelang zu verschleppen. Allen diesen in ihren Folgen nicht gu unterschätzenden Mängeln läßt sich sogleich begegnen, indem das Publikum seine Sendungen fortan richtig und vollständig adressiert und ordentlich verpackt. Damit würde schon eine Fülle von Klagen aus der Welt geschafft, die sett auch noch die Post, und zwar ganz zu Unrecht, belasten. Die Berliner Rohrpost ge⸗ nügte vor dem Kriege in ihrer technischen Anlage allen Anforderungen. Im Laufe des Krieges setzte ein derart umfangreicher Verkehr, namentlich mit Eilbriefen, ein, daß die Rohrpostzüge die Masse der Sendungen nicht mehr glatt zu bewältigen b Eine Er⸗ weiterung der Betriebseinrichtungen war namentlich wegen Mangels an Roh⸗ und Baustoffen unmöglich. Jetzt zwingt die herrschende Kohlennot dazu, die an sich schon unzulängliche Zahl der Rohrpost⸗ züge noch zu beschränken. Infolgedessen müssen sich die Ueberkunfts⸗ fristen der Sendungen noch weiter vemögern. Die beschleunigte Be⸗ stellung der Rohrpostsendungen wiederum leidet außerordentlich unter dem frühen Türschluß der Häuser, dem derzeitigen allgemeinen Mangel an Fahrrädern und dem tagsüber jetzt sehr ungleichmäßig auftretenden Umfang des Verkehrs, demzufolge die Rohrpostbriefe die Bestellämter stundenweise geradezu überschwemmen. Durch die vorstehenden Aus⸗ führungen sollen die mannigfachen neuerdings vorkommenden Betriebs⸗ versehen des Personals keineswegs beschönigt werden, die auch die mindergeschulten Kräfte bei gehöriger Aufmerksamkeit und Sorgfalt in zahlreichen Fällen vermeiden könnten. Solange die Verwaltung aber im Kinblick auf die Demobi lmachungsvorschriften noch mit der gegenwärtigen Ueberzahl von nichtbeamteten Hilfskräften arbeiten muß, ist von ihren fortgesetzten Bemühungen, deren Leistungen zu ver⸗ bessern, ein durchgreifender Erfolg nicht zu erwarten. Das Grund⸗ übel aller Klagen über die Berliner Stadtpost ist jedoch nicht in diesen Mängeln, sondern in den dargelegten der Postverwaltung durch den
Krieg zugefügten schweren Schäden zu erblicken, deren Folgen sich nur
allmählich wieder ausgleichen lassen.
Theaterhund Musik. Konzerte.
Hermann Scherchen dirigferte in der Philharmonie
im IV. Konzert der Neuen Musikgesellschaft das Vorspiel und den Liebestod aus „Tristan und Isolde“ von Wagner. An Stelle von Frau Kemp sang Cecilie Deeß⸗Back die Partie der Isolde. An der Auffassung war nichts auszusetzen, aber ihre Stimme vermochte sich der Klangfülle des Orchesters gegenüber nicht immer zu behaupten. Das Or chesterstück „Pelleas und Melisande“, Op. 5, des viel umstrittenen Arnold Schönkerg ist auf rie Dauer ermüdend durch seine Längen. Wagvner spielt in den Themen und Klang ffekten auch dieses kühnen Neuercers eine große Rolle. Es gibt in dem Werk aber auch Stellen, deren Dissonanzen dem Zuhörer Qual be⸗ reiten; daneben finden sich, auch das darf nicht verschwiegen werden, zarte und fein empfundene Thmen. — Günther Homann pielte an seinem im Bechsteinsaal gegebenen Klavierabend zu ächst klassische Musik. Er ist ein temperamentvoller, warm empfindender Künstle, der über eine bedeutende Technik verfügt. Später gelangen ihm auch Brahms' Romanze Op. 118 und Intermezzo Op. 117 Nr. 1 besonbers gut in der Auff ssung In den uletzt gespelten Stücken, der Phantasie in F⸗Moll und G⸗Moll⸗Ballade von Chopin machte sich dagegen
die Neigung bemerkbar, das Zeitmaß zu überbasten. — Ein in demselben Saal gegebener Klavierabend von Roderich on OQmpteda vermittelte die Bekanntschaft mit einem be⸗
gabten Pianisten, der ausdrucksvoll spieit und wirkliche Musit dar⸗ iete; seine Technik ist nicht unfehlbar, aber bereits sehr vorgescheitten
und flüsig. — Walter Bermel spielte im Meistersaal
zach, Beethoven, Schumann Er verfügt über eine bedeurende Klavier⸗ echnik, aber ihm fehlt das zündende Temperament. Die Beethoven⸗ onat⸗ Op. 101 wirkte daher etwas nüchtern. Auf die Pedalbehand⸗ ung müßte er auch mehr achten; es klang vieles versc wommen. — Therese und Artur Schnabel gaben im Beethovensaal
ihr erstes Konzert. Schumanns C⸗Dur⸗Phantasie erfuhr durch den
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Pianisten eine vollendete Wiedergabe, während Schuberts „Die schöne — Müllerin“ von eer Sängerin nur durch die geistig bochentwickelte Vor⸗ rragskunst fessein konnte; die Stimme als solche gibt leider zu wenig mehr her. — Ein „Beethovenabend“, den Emt. Frey im Meistersaal veranstaltet hatte, verlief ziemliv eindruckslos. Der bekannte Pianist war wohl nicht gut aufgelegt; denn die Wiedergabe seines Programms brachte diesmal nur venig An⸗ regung. — Gut gemeinte Dilettantenvorträge bo! Hanna Sternberg (Gefan) und Edith Fiedler (Klavier) im Klindworth⸗Scharwenkasaas. Um für den Konzertsaal reife Darbietungen zu erzielen, müssen beide noch tüchtig arbeiten. — Der unzern besten Geigern beituzählende Andreas Weiß⸗ gerber hatte eine zahlreiche Zuhörerschaft in den Beethoven⸗ saal gelockt, wo er mit dem Philharmonischen Orchester Werke von Corelli, Bruck und Ticharkowsky spielte. Tongebung und Auffassun; sind bei ihm gleich edel. In Richard Hagel und den Philharmonikern fand er die beste Unterstützung. — Weniger be⸗ friedigen mußte der „Beethovenabend“ des Pianisten Adolf Watoermann in der Singakademie, der in ei ner Art des Altmeisters große Kunft auffaßte und ausdeutete. Mit Technik allein ist Beethoven nicht zu meistern. Hier fehlten vor allem Rhythmus und Geist. — Der Meistercellitt Arnold Földesy verabschiedete sich in einem in der Phrtlharmonie mit dem Philharmonischen Orchester unter Richard Hagels kundiger Fuhrung gegebenen Konzert für diese Spielzeit von Berlin. Das schöne Cellokonzert in A⸗ Moll von Robert Volkmann und die auf Wansch gespielten reizvollen Variationen über ein Rokoko Thema von Tschalkowsky bildeten den ersten, größeren Teil seines Programms. Es folgten kleinere Stücke mit Klavierbegleitung, zuletzt die von Földesy selbst für sein Instrument bearbeiteten „Zigeunerweisen von Sara⸗ sate. Für des Käünstlers weichen, einschmeichelnden, auch in allen Doppelariffen reinen und schlackenfreien Ton und seine hervorragende technische Fertigkeit ist kein Wort des Lobes zu viel. — Ein geschickt zusammenge elltes Programm zeugte von dem Kunst⸗ sinn der Sängerm Meta Glas⸗Villaret, die im Bech⸗ steinsaal mit Bruno Weyersberg am Flügel Lieder von Schubert, Schumann, Georg Vollerthun, FEdward Pape und Hugo Wolf mit gutem Gelingen vortrug. Ihre Stimme klingt weich und angenehm, das Ausdeutungsvermögen steht auf hoher Stufe. Ganz besonders fein wurden die von starkem Musiksinn dittierten Lieder von Vollerthun dargeboten, die B. Weversberg einfühlend begleitete. — Auch Agnes Leydhecker ist ein sta kes Talent. Mit den „Vier ernsten Gesängen, Op. 21“, die sie außer anderen Brahms⸗Lie ern im vollbesetzten Beethovensaal ertönen ließ, bewies sie ihre besondere Neigung für diese Lyrik. In der Höbe dürfte der Ton noch feiner schwingen müssen, um einen völligen Ausgleich der Re⸗ gister zu schaffen. Fritz Lindemann war wie immer ein meisterlicher Begleiter. — Ein in der Hochschule für Musik veranstaltete Liederabend voẽ Jlona K. Durigo buachte in der Vortragsfolge Lieder von⸗Brahms, Kahn und Altdeutsche Gesänge aus der Gammlung Reimann, die in der gutdisponierten Künstlerin eine würdige Mittlerin fanden. Daß sie die feinen Saͤchelchen von Robert Kahn sang, mag ihr ein besonderes Lob einbringen. Sie ver⸗ dienten es, viel öfter in solchen Konzerten gehört zu werden. Erna Schulz spielte mit Geschick und Empfinden die begleitende Bratschenpartie. Am Flügel saß der Komponist Professor Kahn, der auch als geschmackvoller Begleiter längst bekannt ist. — Ein abermaliger Liederabend von Lula Mysz⸗Gmeiner im Beethovensaal zeigte die geschätzte Künstlerin von bester Seite, nur übertreibt sie neuerdings mitunter das Pianissims, o daß man dann zu wenig zu hören bekommt. Sie bot Lieder von Brahms und Rich. Strauß und überzeugte in Schuberts Balladen „Erlkönig“ und Der Fischer“ von ihrem gediegenen Vorkrag. Auch eine neue packende Ballade „Der Knahbe im Moor'’, die in ihrer charakteristischen Farben⸗ gebung sehr interessierte, sowie einige Lieder von Paul Schwers standen auf dem Programm; von diesen sind der harmonisch rei volle Märchenbronnen“ und die im Voltston gehaltenen „Im letzten und „Tanzlied“ bemerkenswerte Gaben für die Sängerwelt. — Das an und für sich sympathische Stimmaterial von Blanka von
arkas (Klindworth⸗Scharwenkasaal) würde mehr ünstlerische Wirkangen erzielen, wenn die Sängerin den höheren Tönen eine sorgsamere Pflege angedeihen ließe. Sonst singt sie mit Verständnis. Besonders gut scheinen ihr getragene Weisen, wie die biblischen Lieder von Dvoräk, zu liegen. — Im Meistersaal ließ Uta Hahns Gesang manchen Wunsch unbefriedigt. Abgesehen von ihren besonders in der Höhe schwachen Stimmilteln, verstand sie auch nicht durch ihr Vortrags⸗ talent zu fesseln. Der mitwirkende Pianist Paul Schramm schnitt mit einigen Solostücken bedeutend besser ab. Die obligate Violine zu einer Kantate vo Bach spielte der Musikdirektor Fritz Rückward mit schönem Ton. — In jeder Beziehung trug ein Liederabend von Hilde Ellger im Beethovensaal ein vornehm künstlerisches Gepräge. Bei ihr ist alles fein ausgefeilt, sowohl im Vortraz wie auch in gesangstechnischer Beziehung. Besonders hervorzuheben ist die feinsinnige Wiedergabe Schumannscher Gesänge. — Lilli Dreyfuß könnte mit ihrem sonst wohlgebildeten, weichen Mezzosopran bei deutlicher Aussprache, eindringlicherem Vortrag und lebhafteren Zeitmaßen größere Wirkung erzielen. Ihre Konzert⸗ genossin IJrene Freimann kennt man brreits als ernste, tüchtige Pinnistin; sie verstand es, mit drei Werken von Brahms lebhaft zu fesseln. — Käte Mendsen (Meistersaal) hat einen sehr zarten, aber überaus sympathischen Sopran, den sie bereits mit außerordentlicher Technik beberrscht. Wächst ihre Stimme, dann wird man sie gern den berufenen Vertreterinnen des Ziergesanges beitählen. — Else von Monakow ließ ihre Slimme im Beethoven⸗ saal hören und wurde dabei von Marie Bergwein bestens am Klavier unterstützt. Sie sang Schubert, Brahms sowie Volks⸗ liꝛder mit zu viel Geziertheit im Vortrage. Die Stimme klingt im Piano gut, muß in der Höhe aber im Ton noch gerundeter werden. — Die Tänzerin Lore Sello zeigte im Blüthnersaal viel Geschmack und Anmut. Vom technischen Standpunkt aus ist ihr Können noch verbesserungsbedürftig, sie gleicht aber diese Mangel durch intellinente Ausgestaltung aus. Reizende Darbietungen in dieser Hinsicht waren „Die Marquise“ und „Das Kewpie“ (Glückspuppe).
Mannigfaltiges.
Die Reichszentralstelle für Kriegs⸗ und Zivil⸗ gefangene teilt mit: Der auf 4 Linien erfolgende Abtrans⸗ vort der linksrheinisch beheimateten Kriegs⸗ gefangenen aus dem französischen Kampfgebiet ist seit dem 20. Januar im vollen Gange. Aus dem sranzösischen Hinterlande werden Heimkehrerzüge vom 25. Januar an abgelassen und zwar alle 2 Tage ein Zug für Mannschaften und alle 4 Tage ein Zug für Offiziere. Da die Lintsrheinet, die im französischen Hinter⸗ londe interniert sind, mit 4 Zügen restlos abbefördert werden können, beginnt der Abtransport der Unteroffiziere und Mannschaften, die aus dem französischen Hinterlande in das unbesetzte Deutsch and heim⸗ zubefördern sind, am 29. Januar, der der Offiziere am 1. Februar.
Der kunstgeschichtlich illustrierte Kalender „Altfränkische Bilder“ erschien für 1920 in seinem 26. Jahrgang (Verlag der Uni ersitätsdruckerei H. Stürtz A.⸗G. n Würzburg, 2 ℳ)]. Er enthält u. a. mit Abbildungen versehe e Aufsaͤtze über das Neumünster in Würzburg, das zwischen Ansbach und Gunzenhausen gelegene Stadichen Eschenbach, die Heimat Wolframs, sowie Studien über den Bamberger Bildhauer Friedrich Theiler, einen Schüler des Rokokoplastikers Muttschelle, und einen Würzburger Plastiker des 16. Jahrhundert«, Peter Dell d. J Der farbige Umschlag bietet die Nachbtdung eines Blattes aus einem Kopialbuch des Stifts Neumünser ausg dem 14. Jahrhundert; es ist auf ihm eine Sitzung des sog. Kaiserlichen Landgerichts in Würzburg
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aus dem Jahre 1520 dargestellt.
Im Wissenschaftlichen Theater der „Urania“ ist der Vortrag von Dr. W. Berndt „Entwicklung, Brutpflege und Elternliebe“, der mit kinematographischen Vorführungen und Original⸗ photogr phien erläutert wird, für Dienstag, Abends 8 Uhr, angesetzt. Moigen sowie am Montaag, Mittwoch, Freitag und Sonnabend wird der Vortrag „Thüringen“ wiederholt werden, und am Donnerstag spricht in der Reihe der Gelehrtenvorträge Dr. Heinoth über „Kö per⸗
e und geistige Jugendentwicklung heimischer Vogelarten“ mit Lichtbildern nach egenen Auf ahmen. — Im Hörsaal werden nachstehende Vorträge gehalten werden: Montag Professor Dr. Honath: „Verfl ssigung von Gasen“; Dienstag, Oberst bsarzt Dr. Meißner: „Gesundheit und Kranth it“; Mittwoch, Dr. W. Berndt „Das soziale Problem im Tierreich“; Freitag, Professor Dr. Keßner: „Kupfer und Zinn“; Sonnabend, Professor Dr. Donath: „Wärme⸗ wellen“. ö
In der Treptower Sternwarte finden in den nächsten Tagen folgende Film⸗ und Lichtbtldervorträge statt: Sonntag Noch⸗ mittags 3 Uhr: „An den Ufern des Rheins“, 5 Uhr: „Aus G. oß⸗ stadtmauern in den Schwarzwald“, Abends 7 Uhr: „Cöristoyh Ko⸗ lumbus“; Dienstag, Abends 7 Uhr: „Entstehen und Vergehen der Erde“ (Vortrag mit Lichtbildern von Direktor Dr. Archenhold); Sonnabend, ven 31. Januar, Nachmittags 5 Uhr: „Im Lande der Schwarzen“ Beobacht ngen mit dem großen Fern ohr tönnen täglich bei klarem Weotter von 2 Uhr Nachmittags bis 10 Uhr Abends vor⸗ genommen werden. Füh ungen durch das astronomische Museum finden in der Zeit von 2 Uhr Nachmittags bis 8 Uhr Abends statt.
Wie die Reichsstelle Cöln meldet, trafen bis zum Abend täglich drei Züge mit Kriegsgefangenen plan⸗ mäßig in den Durchgan slagern von Jü ich, Düten und Esch⸗ weiler ein. Die Züge kamen aus Lille, Noyon, Albert, Cambrai, St. Quentin. Chaulnes, Laon und Roye. Außer den drei Zügen, die auch weiterhin in den drei vorgenannten Durch⸗ gangslagern eintreffen, begenn gestern der übtran pert auf den südlichen Linien mit täglich einem Zuge nach den Durchgangslagern von Worms und Griesreim. Alle beunruhigenden Ferüchte, daß auf der Fahrt durch Frankreich und Belgien auf die Züge geschossen oder Steine geworfen seien, entbehren nach einwandfreier Festst Uung jeder Grundigge. Die Gefangenen wurden während der Fahrt nicht behelligt. (W. T. B.)
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Wien, 23. Januar. (W. T. B.) Die „Staatskorrespo der meldet, die britische Lebensmittelkommission in Wien habe dem Staatsamt für Volksernätrung mitgeteilt, da die britische Regierung der österreichischen anbiete, gegen Werre ch⸗ nung auf Beträge aus dereuropäischen Hilfec ktion noch ungefähr 900 Tonnen Fett, 1000 Tonnen Fleischkon⸗ serven und 600 Tonnen Speckschultern im Gefamtbetrage von 278 000 Pfund Sterling zu liefern. Der Staatssekretür für Volksernährung hat dieses Anerbieten dankend angenommen. Mit der Verschiffung wird alsbald begonnen werden.
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Wien, 24. Januar. (W. T. B.) In der Nacht zum 23. Ja⸗ nuar wurde im Kunsthistorischen Museum von einem un⸗ bekannten Died der sich eingeschlichen hatte, ein großer Diebstahl v rübt. Er hatte im Hochparterre mehrere Räumlichfeiten erbrochen und die goldenen mit Brilanten hesetzten Marschallstäbe des Kaisers Franz und des Herzoas Karl Alexander von Lothringen, 86 Gemmen aus dem 18. Jahrhundert sowie kostbare Elf nbeinschnitzereten und Fächer gestohlen, die einen Wert von mehreren Millionen Kronen darstellen.
Handel und Gewerbe.
ach der Wochenübersicht der Reichsbank vom 15. Ja⸗ nuar 1920 betrugen († und — im Vergleich zur Vorwoche):
Aktiva. 1919 1918 ℳ ℳ Merallbestand“). 1 105 263 000 2 276 643 000 2 519 757 000
(s— 4 254 000) (— 2 922 000) (+ 2 221 000) darunter Gold „ 1 089 268 000 2 257 183 000 2 406 926 000 Reichs⸗ u. Darlehns⸗
4 1920
(+ 3281 000) (s— 2 990 000) + 128 000)
kassenscheine 11 030 202 000 5 351 403 000 1 260 374 000 (+ 25 612 000) (+ 38 726 000) (— 78 659 000) Noten and. Banken 3 742 000 3 6,5 000 4 858 000 “ (†+† 904 000) (— 188 000) (— 2239 000) Wegzsel, Schecks u. diskontierte Reichs⸗
schatzanweisungen. 35 685 147 000 27 539 742 000 12 813 584 000 (+ 180 920 000) (+ 15676 5000) 352 834 000) gombardfordermngen 14 937 000 9 289 000 6 761 000 (+ 12 705 000) (— 92) 000) 68 000)
Effekten 18) 240 000%/mw155 3 49 000 93 55 4 000 “ [+ 12 604 000) (+ 1 279 000) 62 0000) sonstige Aktiven 2 557 669 000 2 565 150 000 2 055 020 000 (+¶ 2903 335,000) (+ 63 822 000) (— 56 183 090)
Grunblapital. 180 000 000 1830 000 000 180 90) 000
b (unverändert) (unverändert) (unverändert)
Reservefonds . 99 496 000 94 828 000 90 137 000
(unverändert) / (mmee er!) (unverändert)
umlaufende Noten. 35 6,3 50. 000 22 526 370 000 11043 945 000
8 (+ 50288 000) (+ 189 ‧26 000) ¹N— 239 37 000) sonstige n fällige
cht
Verbindlichteiten. 11 22/ 932 000 12 620 919 000 6 529 182 000
(+ 441 610 000) (+ 175 1236000) (s- 231 333 000)
sonstige Passivn 3 394 187 000 1 47 (5⸗2 000 % y849 673 000
(P— 60 372 000) (— 273 213 000) (+ 50 359 000) *) Bestand an esfeügem deutschen Gelde und an Gosd.
Barren oder ausländischen Münzen, das Kilogramm fein zu 271 berechnet. “
Passiva.
Heute findet kein Börsenverkehr statt.
„— Um den mehr und mehr in die Erscheinung tretenden Aug⸗ wüchsen der Börsenspekulation zu begegnen, sind laut
Meldung des „W. T. B.“ die in der Vereinigung von Berliner Banken und Bankiers zusammengeschlossenen Banken und Bankhäuser übereingekommen, in Zulunft Be⸗ leihungen von Wertpapieren nur noch in Höhe von 50 vH ihres Kurswertes, höchstens jedoch mit einer Beleihungssumme von 200 vH vorzunehmen. Ausgenommen hiervon sind nur die deutschen se verzinslichen Werte und die deutschen Vorzugsaktien mit einem begrenzten Gewinnanteil. Soweit zurzeit noch Kredite gegeben sind, die diesen n⸗uen Vorschriften nicht entsprechen, müssen sie bis zum 15. Februar 1920 den neuen Bedingungen angepaßt sein.
— Die der Vereinigung von Berliner Banken und Bankiers angehörenden Banken und Bankhäuser geben laut „W. T. B.“ bekannt, daß sie mit Rücksicht auf den außer⸗ ordentlich großen Umfang, den das Börsengeschäft angenommen hat, eine Gewähr für die Ausführung von brieflichen, telegraphischen oder telephonischen Börsenaufträgen noch am Tage des Einganges nicht mehr übernehmen können, wenngleich sie noch wie vor nach besten Kräften für die unverzügliche Ausführung bemüht sein wollen.
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