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träge einmütig ab. Was uns bitter nok iut, sind nicht Feiertage, sondern Arbeit, und die Regierung sollte doch endlich den Mut haben. für das arbeitsscheue Gesindel den Arbeitszwang einzuführen. Im bolschewistischen Rußland wird längst nicht mehr 8, sondern 10, 12, ja 13 Stunden gearbeitet, und gefeiert wird dort der 1. Mai in diesem Jahre durch — allgemeine mindestens 6 stündige Arbeit. Ja, die Aus⸗ nutzung dieser Arbeitszeit wird sogar durch besondere Kontrollorgane öberwacht werden! (Andauernde große Unruhe b. d. U. Soz.) Die katholische Kinche hat vor kurzem aus Ulkswirtschaftlichen Gründen einige Feiertage aufgehoben. Sie aber wollen auf Kosten anderer neue Feiertage einsetzen. Wenn in Berlin alles stillsteht, keine Bahn fährt, dann ist das Generalstreik, dann ist das ein Terror der in die heutige Zeit nicht mehr paßt, und gegen den die Regierung die Bevölkerung zu schützen hat, Leider sind ja die Arbeitgeber ziemlich rückgratlos ge⸗ worden (Aha! bei den Unabhängigen Sozialisten); ich fürchte, sie werden auch am 1. Mai zum Teil die Betriebe schließen. Wer von ihnen aber weiter arbeiten lassen will, dem soll man auch die Arbeitswilligen nicht stören. Wer feiern will, möge es auf eigene Kosten, nicht aber auf Kosten des Staates oder der Allgemeinheit. Der Kultusminister hat in einem Erlaß den Ge⸗ meinden die Schulfeier am 1. Mai freigestellt, weder Lehrer noch Schüler sollen gehindert sein, eventl. der Schule am 1. Mai fernzu⸗ bleiben. Sollte dieser Erlaß be; einer Maibowle geschrieben sein? (Große Heiterkeit.) Was soll werden, wenn der Lehrer wegbleibt aber die Kinder kommen? Ist das noch Jugenderziehung? Wir protestieren mit größter Entschiedenheit gegen diesen demoral sierenden Erlaß. (Fortdauernder Lärm links.) Der Erlaß ist so autokratisch wie mög⸗ lich. Wedurch unterscheidet sich denn noch die neue Regierung von der alten, wenn sie deren Fehler einfach nachmacht? Der Exlaß ist die reine Schusdiktatur; Onkel Bräsig würde sagen: Daß du die Nase ins Ge⸗ sicht behältst! Es gibt in Deutschland zwischen Himmel und Erde noch andere Leute, als nur Sozialdemokraten. Wir verlangen Gleichberech⸗ tigung und wahre Demokratiel (Lebhafter Beifall im Zentrum.)
Abg. Rippel (D. Natl.): Wir lehnen die Anträge einstimmi ab. (Der Lärm auf der Linken hält auch während dieser Rede 8 Der neueste Erlaß der Internationale will den 1. Mai als Demon⸗ stration für die Sozialisierung und für die internationale Solidarität
feiert wissen. Wo ist diesen Haben wir irgend welchen Anlaß, sie zu eiern? Und wo ist die Völkerverbrü erung? Weiter als je sind wir davon entfernt. Von den Männern auf der Rechten hat Herr Hoff⸗ mann als von „Drohnen“ gesprochen. (Widerspruch links Abg. Ad. Hoffmann ruft: Unverschämtheit!) Ich habe mir das domals sofort aufgeschrieben. Herr Krüger hat heute Aehnliches gesagt. Ist das nicht bele digend? Als Buchhändler heimst auch Herr Hoffmann kapita⸗ listiscke Profite ein. Gegen den Vorwurf der Arbeitsscheu protestiere ich mit Entrüstung. Solche verunglimpfente Manier kann nur zum Ruin des ganzen Volkes führen. Ich habe viel eher das Recht als Arbeiter aufzutreten, als etwa der Rechtsanwalt Dr. Rosenfeld oder der Rechtsanwalt Obuch oder der Rechtsanwalt Lichtenstein. (Sehr gutt rechts. Große Unruhe bei den Unabh. Soz) Hetzen Sie nur so weiter: Sie werden nur 7 bald erleben, wohin Ihr Ultraradikalismus führt. Mit dem Schulerlaß, der die Anarchie in die Verwaltung trägt und die Disziplin untergräbt, sägt der Kultusminister den schwachen Ast ab, auf dem er noch süt (Ahat bei den Unabh. Soz.)
„Aba. Dr. Moldenhauer (D. Vp.): Jetzt ist nicht Zeit zum Feiern, wir lehnen die Anträge ab. Zum Wiederaußbau trägt man damit doch wahrlich nicht bei. Man spricht von einem Feiertag der Urbeit, aber aus den Reden der Antragsteller klang die Verachtung aller geistigen Arbeit nur zu deutlich heraus. Das Sonnwendfest haben die alten Germanen auch nicht am 1. Mai sondern am 21. Juni ge⸗ seiert. Albe Hoffnungen auf internationale Solidarität sind bisher zu⸗ chanden geworden; darum haben wir an internationalen Feiertagen ein Interesse. Die Bedenken gegen den Schulerlaß teilen wir * ous; wie steht er und sein Urheber da, wenn heute die Anträge gelehnt werden? Nur die Arbeit kann uns retten.
Abg. Ommert (Dem.): Auch wir erheben schärfsten Pese
ragenden Erlaß das Einvernehmen mit den Unterstaatssekretären? 8 hobe mit zwei dieser Herren gesprochen — bü eine hnung ven diesem Erlaß gehabt. Wir meinten, daß mit der Re⸗ pelution nicht nur der alte Obrigkeitsstaat zusammengebrochen ist, sondern 1 ger⸗ Gedanke des 1. Mai⸗Feiertages Schiffbruch gelitten
jen den 8 des Kultusministers. Wo bleibt bei einem so wei
ochen, und beiner
bgt. Der Zwangsfriede von Versailles ist von den Sojjalisten nder mit mehr oder weniger platonischen Erklärungen kämpft worden, aber niemand hat sich ernstlich bemüht, gegen diesen Schandfrieden Protest m erbeben. ( urufe.) Der Friede von Brest⸗ Litowsk war für uns ein Fehler. Hier handelt es sich darum, ob der 1. Mai gls Feiertag im heutigen Moment absolut notwendi ist. Wir meinen, daß er nicht notwendig ist. Ich bin dafür 5 der alte Krempel, mag er ven rechts oder von links kommen, in die Ecke fliegt. Wir imponieren dem Auslande nur, wenn wir ihm zeigen, daß wir die Situation, in der wir uns befinden, erkennen und sie so erfassen, daß wir uns wieder aufraffen und dafür sorge daß wir für die Zukunft bestehen können. (Beifall b. d. Demokraten.
Abg. Heilmann (Soz.): Die Behauptung des . Molden kehrt.
i uns würde die geistige Arbeit verachtet, ist gänzlich ver⸗ Sie zeigen wenig Verständnis für die Männer der prak⸗ tischen Arbeit und für die Psyche der 15 Millionen Handarbeiter, welche die Arbeitsruhe am 1. Mai fordern. Die Sozialdemokratie weist es entschieden von sich ab. einen Unterschied zwischen körperlicher vnd 48 Arbeit zu machen. (Heiterkeit rechts.) Es ist sinnlos, be n, Männer wie Liebknecht und Bebel hätten die geistige Urbeit verachtet. Ich würde es barbarisch finden, wenn man den kirchlich Gesinnten ihre kirchlichen Feiertage nehmen wollte. Arbeits⸗ ge unseres Empfindens sind notwendig, damit die Arbeitsfreudig. keit in die Masse des Volkes kommt. Die Arbeitsfreudigkeit wird etötet, wenn der Arbeiter glaubt, daß die herrschenden Klassen ihm inen kleinen Feiertag rauben wollen. Unter dem alten Regime wurde nicht nur der Feash und Kaisers Geburtstag gefeiert, son⸗ dern auch zur Frühjahrs⸗ und Herbstparade fiel der Schulunterricht aus. Die zehn Millionen erwerbstätiger Arbeiter nebst ihren . bilden einen so großen Bestandteil des deutschen Volkes, daß sie beanspruchen können, heß ihnen der 1. Mai als Feier⸗ tag von der Volksvertretung zugebilligt wird. zurufe.) Die Ar⸗ beiter nehmen sich das Recht, 7 feiern; aber Sie sollen es ihnen eben, damit der 1. Mai nicht ein Kampftag der klassenbewußten rbeiter gegen die bürgerliche Welt wird. Wir würden es auf das chärfste mißbilligen. wenn jemand am 1. Mai an der Arbeit ge⸗ indert würde. Es wäre erwünscht, wenn der Abg. Gronpwski die Heschichte seiner Partei etwas kennte. Vor einem Jahre hat ein Teil des Zentrums, darunter auch Abg. Erzberger und Fehren⸗ bach, für den I. Mai gestimmt. Der 1. Mai dient dem Gedanken des Weltfriedens und der eeh eeen andererseits dem Ge⸗ danken der freien Arbeit. Wo ist der Weltfrieden, wo die Völker⸗ versöhnung? Wären sie schon da, so könnten wir vielleicht auf die Frier des 1. Mai verzichten. Sie müssen die Duldsamkeit aner⸗ sennen, die wir Ihren kirchlichen Festen gegenüber gezeigt haben. Trotz der bevorstehenden Trennung von Fege und Staat sollen die kirchlichen Feiertage staatliche Feiertage bleiben. Da muß auch der 1. Mai als staatlicher Feiertag anerkannt werden, denn sonst bekommt der Bolschewismus Wasser auf seine Mühle. Ich fordere staatliche Anerkennung des 1. Mai als Feiertag.
Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung Haenisch: Meine Damen und Herren, es ist nicht meine Absicht, mich in die all⸗ gemeinen Erörterungen über die beiden vorliegenden Anträge ein⸗ zumischen. Ich darf darauf umso eher verzichten, als ich für meine Person — ich spreche hier nur für meine Person, nicht im Auftrage des ganzen Staatsministeriums — Wort für Wortdasunter⸗ schreiben kann, was soeben Herr Abgeordneter Heilmann ausgefürt hat. Ich habe mich nur zum Worte
emeldet, um in aller Kürze auf die Angriffe einzugehen, die von
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Herrn Abgeordneten Gronowski und verschiedenen andern Rednern
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gegen den von mir ausgegangenen Erlaß über die Schulfeier am 1. Mai gerichtet worden sind. Mit diesem Erlaß ist es mir sehr merkwürdig ergangen. Redner aus diesem Hause mich sehr scharf attackiert haben, weil ich durch diesen Erlaß einseitige Parteipolitik getrieben (sehr richtig! rechts und im Zentrum), und in einseitiger Weise mein Amt dazu mißbraucht hätte (sehr richtig! rechts und im Zentrum), um der Maifeier in der Schule zum Durchbruch zu verhelfen; ich sage: während aus der Mitte und von der Rechten und leider auch von der demokratischen Partei dieses Hauses solche Vorwürfe gegen mich gerichtet sind, hat das führende Organ der Unabhängigen in der Ausgabe vom Sonnabend Abend den Erlaß bezeichnet als den „Todesstoß“, den Haenisch der Maifeier versetzt habe, und es hat hinzugefügt:
Die Zeit ist hoffentlich nicht allzu fern, wo solche Streiche sozialistischer Minister gegen Forderungen des Sozialismus nicht für den Gegenstand, gegen den der Streich sich richtet, aber für den Minister selbst tödlich wirken.
Sie sehen also, man kann den Erlaß auch wesentlich anders inter⸗ pretieren. In Wahrheit glaube ich, daß diese Vorwürfe sich gegen⸗ seitig aufheben (große Heiterkeit) und daß der eine sachlich so unberechtigt ist wie der andere. Es ist mir der Vorwurf gemacht worden, daß ich in autokratischer und undemokratischer Weise mit Um⸗ gehung des Parlaments einen Erlaß aufoktroyiert hätte, der der großen Mehrheit des preußischen und deutschen Volkes gegen den Strich gehe. Ich gebe ohne weiteres zu, daß die Regelung, die durch meinen Erlaß gefunden ist, keineswegs restlos befriedigt, keineswegs eine Ideallösung ist. (Rufe: Nein, nein! im Zentrum.) Mir wäre es viel lieber gewesen, es wäre eine einwandfreie klare Lösung dadurch gefunden, daß rechtzeitig und durch Gesetz der 1. Mai zum all⸗ gemeinen Nationalfeiertag erklärt worden wäre. (Lachen im Zentrum.) Ich mache aus meinem Herzen keine Mörder⸗ grube. Ich habe mich auf das allerredlichste bemüht, eine gesetzliche Regelung rechtzeitig herbeizuführen. Ich habe mich nicht nur im preußischen Staatsministerium für eine solche Regelung schon vor Wochen eingesetzt, ich habe auch sonst mein Möglichstes getan. Ich habe seit 14 Tagen bis 3 Wochen mich bei den verschiedensten Reichs⸗ instanzen auf das lebhafteste bemüht, um rechtzeitig eine reichsgesetz⸗ liche Regelung herbeizuführen. (Rufe: abwarten!) Ich konnte doch unmöglich bis zum 2. Mai damit warten, die Feier des ersten Mai zu regeln. Bis zum denkbar äußersten Termin habe ich auf die reichsgesetzliche Regelung gewartet.
Um die Angriffe des Abgeordneten Gronowski zu entkräften, will ich Ihnen aus den vielen Schriftstücken, die ich in dieser Angelegen⸗ heit an die verschiedensten Instanzen im Reiche und in Preußen ge⸗ richtet habe, nur im Auszug ein Schreiben vom 21. d. Mts. ver⸗ lesen, das ich an den Reichsminister des Innern gerichtet habe. Sie werden daraus entnehmen, daß ich getan habe, was in meinen Kräften gestanden hat, um nicht im Verordnungswege vorgehen zu müssen, sondern das Beschreiten des mir weit sympathischeren gesetz⸗ geberischen Weges zu erreichen. Ich habe an den Herrn Reichs⸗ minister geschrieben:
Hochverehrter Herr Kollege!
In der Nationalversammlung ist ein Antrag meiner Partei eingebracht worden, den 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag zu erklären. Ich habe schon vor etwa einer Woche im preußischen Staats⸗ ministerium darauf hingewiesen, daß die Entscheidung darüber, ob der 1. Mai Feiertag sein soll oder nicht, mit denkbar größter Be⸗ schleunigung fallen muß. Herr Ministerpräsident Braun hatte mir auch zugesagt, auf schnellste einheitliche Regelung durch das Reich zu dringen. Das war, wie gesagt, vor etwa einer Woche. Heute nun sind wir noch um keinen Schritt weiter und wir schreiben schon den 21. April! In meinem Amt häufen sich die Anfragen der Behörden, der Kommunalverwaltungen und einzelner Schulen, ob der 1. Mai schulfrei sein soll oder nicht. Die Entscheidung kann unmöglich länger hinaus⸗ gezogen werden. Ich habe deshalb eben den Herrn Büro⸗ direktor des Reichstages dringend bitten lassen, darauf hinzuwirken, daß der sozialdemokratische Antrag unbedingt morgen auf die Tagesordnung gesetzt werden möge. Man hat mir erwidert, das sei unmöglich. Ich weiß nicht, ob noch Verhandlungen zwischen den Mehrheitsparteien der Nationalversammlung schweben, möchte Sie aber auf das dringendste bitten, dafür zu sorgen, daß so oder so schleunigst die Entscheidung fällt. Die nachgeordneten Behörden müssen doch so rechtzeitig mit Weisungen versehen werden, daß die Anordnungen noch im kleinsten Dorfe bekannt werden. Wenn es morgen wirklich nicht mehr gehen sollte, so muß jedenfalls spätestens übermorgen die Entscheidung im Reichstag fallen.
Länger kann ich beim besten Willen nicht mehr warten, und ich glaube, daß ich hier, wenn auch ohne Auftrag, so doch im Namen aller Länder sprechen darf, die das Unglück — oder auch das Glück — haben, nicht nur Gesetze machen zu dürfen, sondern sie auch ausführen zu müssen. Ich wäre Ihnen für ein schnelles Wort des Bescheides zu besonderem Danke verpflichtet.
Sie sehen also, meine Damen und Herren, ich habe alles getan, was an mir lag, um das Parlament, und zwar das in dieser Frage zunächst zuständige Reichsparlament sprechen zu lassen. Wenn es mir nicht gelungen ist, so ist es nicht meine Schuld. (Lebhafte Unruhe und Zurufe rechts.) — Von der rechten Seite dieses Hauses wird mir zugerufen: Sie hätten abwarten sollen. Ja, meine Damen und Herren, das war einfach nicht mehr möglich (anhaltende Unruhe rechts); wenn nicht in der Schule ein völliges Chaos eintreten sollte (Zurufe rochts) — ich komme gleich darauf zurück —, dann mußte spätestens am Ende der vorigen Woche eine Weisung an die nachgeordneten Be⸗ hörden ergehen, und die Verantwortung dafür nehme ich voll und gern auf mich. Wie wären Sie erst gegen mich losgezogen, wenn ich alles hätte laufen lassen, wenn ich die nachgeordneten Behörden ohne jede Weisung gelassen hätte. Was hätte ich dann erst alles über meine Saumseligkeit zu hören bekommen!
Um auf eine Anfrage zu antworten, die Herr Gronowski und, ich glaube, auch noch ein anderer der Herren Vorredner an mich gerichtet hat, will ich ausdrücklich feststellen, daß der Erlaß nicht etwa von mir persönlich ohne Befragen meiner Mitarbeiter hinausgegeben ist, sondern daß er das Ergebnis einer ausführlichen Beratung mit den beiden zuständigen Ministerialdirektoren für das höhere und niedere Schulwesen ist, daß er unter Gegenzeichnung dieser beiden Herren und des geschäftsführenden Unterstaatssekretärs hinausgegangen ist.
Meine Damen und Herren, allerdings habe ich versäumt, diesen
Während Herr Gronowski und die anderen
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sekretären vorzulegen. (Aha! rechts trum. — Große Un⸗ ruhe.) — Ja, meine Damen und Herren, ich habe nicht glauben können, daß aus einem so selbstverständlichen Erlaß (große Heiterkeit rechts und im Zentrum — sehr richtig! links) — hätte ich vorausahnen können, daß aus einer so selbstverständlichen Regelung eine große Sache, daß aus einer verwaltungstechnischen Mücke ein großer politischer Elefant gemacht werden würde, so hätte ich natürlich den beiden Herren das vorgelegt. (Zurufe rechts.) Nachdem im vorigen Jahre der 1. Mai ohne ernsthaften Widerspruch allgemeiner gesetzlicher Feiertag gewesen ist, konnte ich nicht annehmen, daß in diesem Jahre nun plötzlich die beiden verehrten Koalitionsparteien in eine solche Aufregung geraten würden, als ich daran ging, eine so milde und vor⸗ sichtige Regelung zu treffen, wie es geschehen ist.
Aber auch sachlich sind die Vorwürfe gegen den Erlaß, die verschiedene Redner erhoben haben, ganz unberechtigt. Es wird mir besonders vorgeworfen, daß ich es den Schulbver⸗ banden freigestellt hätte, obob am 1. Mai gefeiert werden solle oder nicht. Wie gesagt, wäre mir eine allgemeine Regelung durch das Reichsparlament sympathischer gewesen. Nachdem diese aber nicht erfolgt war, waren die Gemeinden selb⸗ ständig vorgegangen. In Berlin und in einer Reihe anderer Ge⸗ meinden war beschlossen worden, daß der 1. Mai schulfrei sein sollte. Wollen Sie mir als einem sozialdemokratischen Minister nun wirklich etwa zumuten, daß ich diesen Beschluß für null und nichtig er⸗ kläre, daß ich jeden sozialdemokratischen Lehrer und jeden sozial⸗ demokratischen Schüler mit polizeilicher Bewachung in die Schule bringen lassen solle? Davon kann doch keine Rede sein, zu solchen Maßnahmen gebe ich mich nicht her. Ich unterstreiche durchaus das, was der Abgeordnete Heilmann gesagt hat: ein sozial⸗ demokratischer Minister der einen Lehrer oder einen Schüler gegen seinen Willen zwingen wollte, am 1. Mai in die Schule zu gehen, wäre keine 24 Stunden Minister, und ich, meine Damen und Herren, werde mich zu einem solchen Vorgehen unter keinen Umständen bereit finden. So sehr ich mir meiner Pflichten als Mitglied eines Koalitions⸗ kabinetts bewußt bin und so loyal ich diese Pflichten stets zu erfüllen strebe, so habe ich doch andererseits natürlich nicht aufgehört, Sozial⸗ demokrat zu sein, als ich Kultusminister wurde.
Es ist dann darauf hingewiesen worden, daß ich auch dadurch die Demokratie verletzt hätte daß ich dem Parlament nicht vorher den Entwurf meiner Verfügung unterbreitet habe. Gegen eine solche Ver⸗ quickung von Gesetzgebung und Verwaltung habe ich sehr ernste Be⸗ denken. Ist es jemals in einer Demokratie üblich gewesen, daß jede Verfügung über den inneren Schulbetrieb erst dem Parlament zur Beschlußfassung vorgelegt wird? Es ist auch durchaus richtig, wenn von dem Herrn Abgeordneten Heilmann darauf hingewiesen wurde, daß auch früher niemals das Parlament befragt worden ist, wenn ein einzelner Tag frei gegeben werden sollte. (Zurufe rechts und in der Mitte.) — Gerade Sie, die Sie doch keine Demokraten sein wollen, haben kein Recht, das zu fordern. (Erneute Zurufe rechts und in der Mitte: Sie sollen es besser machen!) Es ist höchst merk⸗ würdig, wenn gerade Sie plötzlich von Demokratie reden. Haben Sie sich jemals aufgeregt, wenn ohne Befragung des Parlaments während des Krieges an einem Siegesfeiertage frei gegeben wordn ist? Das war ganz selbstverständlich, und wenn damals von unserer Seite verlangt worden wäre, daß in jedem solchen Falle erst das Parlament befragt werden sollte, hätten Sie uns einfach ausgelacht. (Zurufe rechts: Diese Feiern hatten auch einen vernünftigen Sinn!) Die Maifeier etwa nicht? Sie hat sogar einen sehr vernünftigen Sinn. Die großen Gedanken der Maifeier, auf deren Erörterung ich mich nicht einlassen will, sind Ihnen doch eben erst von Herrn Abge⸗ ordneten Heilmann sehr klar auseinandengesetzt worren. Er hat Ihnen insbesondere klargemacht, daß die Insinuation, die gegen die Anhänger des Maifeiergedankens geschleudert worden ist, als seien sie Verächter der geistigen Arbeit, vollkommen haltlos ist. Mit dem Abgeordneten Heilmann möchte auch ich hier an Sie appellieren, daß Sie tolerant sein mögen. Auch wir sind doch, weiß Gott, tolerant. (Widerspruch und Zurufe rechts und in der Mitte.) Es steht in dem Erlaß nichts weiter drin, als daß es den Gemeinden und, wo Ge⸗ meindebeschlüsse nicht zustande kommen, den einzelnen Beteiligten es überlassen bleiben soll, ob sie feiern oder nicht. Es ist nur gesagt worden, kein Lehrer oder kein Schüler, der sich an einer Feier beteiligt, darf dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Von diesem Erlaß hann und werde ichnichts zurücknehmen. (Zuruf bei der Unabhängigen sozicldemokratischen Partei: Hoffentlich bleibt es dabei!) Ja, ja, verlassen Sie sich darauf, Herr Hoffmann. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß über kurz oder lang und hoffentlich über kurz und nicht über lang sich der Gedanke des 1. Mai und der Gedanke der stactlichen Maifeier allen Widerständen zum Trotz siegreich durchsetzen wird, daß der 1. Mai nicht als der Kampffeiertag einer Partei künftig gefeiert wird, sondern als allgemeiner Feiertag des von politischer Unterdräckung erlösten und auch seiner vollen sozialen Befreiung ent⸗ gegenstrebenden ganzen deutschen Volkes. (Lebhafter Beifall links, — Zischen rechts. — Erneuter lebhafter Beifall links.)
Damit schließt die Erörterung. Persönlich setzen sich die Abgg. Ad. Hoffmann und Lichtenstein 8 Soz.) mit dem Abg. Rippel (D. Nat.) noch weiter auseinander.
§ 1 des von den Unabhängigen Sozialdemokraten bean⸗ tragten Gesetzentwurfs, für den nur die beiden sozialdemo⸗ kratischen Parteien stimmen, wird durch Auszählung mit 168 gegen 136 Stimmen abgelehnt. (Beifall rechts und in her Mitte.) Mit gleicher Mehrheit fällt § 2. Bei der Ab⸗ stimmung über den Antrag Gräf⸗Frankfurt ergibt sich das⸗ selbe Stimmergebnis; der Antrag wird abgelehnt.
Die —. betr. die einstweilige Ermächtigung des Provinzialauss zZusses in Düsseldorf und des Landesausschusses in Wiesbaden zur Führung der Geschäfte des Provinzial⸗ bzw. Kommunallandtags, gelangt nach kurzer Erörterung in zweiter und dritter Lesung zur Annahme, nachdem ein Regierungsver⸗ treter die größte Beschleunigung der Provinziallandtagswahl zugesagt und die Erklärung abgegeben hat, daß inzwischen nur durchaus unaufschiebbare und dringlichste Aufgaben zur Er⸗ ledigung gebracht werden sollen.
Nächster Gegenstand der Tagesordnung ist die Fortsetzung
der ersten Beratung des Entwurfs einer Verfassung für
Feußen. Auf der Rednerliste steht zuerst Abg. Dr. Preuß m.).
Auf Antrag des Abg. Dr. Frentzel (Dem.) wird an⸗
gesichts der vorgerückten Stunde, und um die erste Lesung
Erlaß auch den beiden Herren parlamentarischen Unterstaats⸗
eines so wichtigen Beratungsgegenstandes nicht zu zersplittern,
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗
68 Erkrankungen mitgeteilt, nämlich in
eute nicht mehr in die weitere Beratung eingetreten, die Sitzung vielmehr abgebrochen.
Schluß 4 ½ Uhr. Nächste Stzung Mittwoch, 12 Uhr: Fortsetzung der ersten Lesung des Verfassungsentwurfs, Anträge, betr. Auflösung der Einwohnerwehren, Gesetzentwurf, betr. Abänderung des Gemeindeabgabengesetzes.
Statistik und Volkswirtschaft.
— Arbeitsstreitigtetten.
Im Sitzungssaal des Potsdamer Bahnhofs fand gestern, wie berichtet, eine Besprechung zwischen Ver⸗ tretern des Reichsverkehrsministeriums und der Groß⸗Organisationen der Arbeiter der demnächstigen Reichseisenbahnverwaltung über die Grundlagen eines Lohntarifvertrages für das gesamte Reichseisenbahngebiet statt. Der Reichsverkehrsminister Dr. Bell wies die Notwendigkeit nach, das Lohnverhältnis der Arbeiter der Reichseisenbahnen nach einheitlichen Gesichtspunkten zu regeln. Namens der Reichsregierun richtete er an die Arbeiter⸗ vertreter die dringende Bitte, den Forderungen der Zeit gerecht zu werden und sich im Rahmen des Möglichen zu halten, um den Wiederaufbau des Verkehrs⸗ und Wirtschaftslebens zu ermöglichen. Die Beratungen werden in den nächsten Tagen fortgesetzt.
In Dresden ist „W. T. B.“ zufolge der Bankbeamten⸗ ausstand nach zweiwöchiger Dauer beendet. Die Dresdner Börse wird am 3. Mai wieder eröffnet.
Wiener Blättern zufolge fand am 26. d. M., Abends, eine Einrgung zwischen dem Industriellenverband und den Industrieangestellten statt. Den Angestellten wurden 30 bis 60 vH. Erhöhung der Bezüge bewilligt. Die Maßregelungen wurden rückgängig gemacht. Da noch Berichte aus der Provinz ab⸗
wartet werden, sollte die Wiederaufnahme der Arbeit erst heute, Mittwoch, erfolgen. 1
Wie dem „W. T. B.“ aus London gemeldet wird, haben die ausständigen Hafenarbeiter in Hull beschlossen, heute die Arbeit wieder aufzunehmen. — Der Vollzugsausschuß der Grubenarbeiter hat beschlossen, vaß alle Grubenarbeiter am 1. Mai feiern und un einem bestimmten Zeit⸗ punkt eine Kundgebung für eine weitere Verkürzung der Arbeitszeit veranstalten sollen.
Die Gewerkschaft der französischen Berg⸗ arbeiter hat, wie „W. T. B.“ aus Paris erfährt, am Montag bes lossen, am 1. Mai in den Ausstand zu treten, wenn bis dahin Kammer und Senat den Arbeitern der Schieferbergwerke nicht die gleichen Rechte wie den Bergarbeitern zugestanden haben werden. „Petit Parisien“ meint, diese Bewegung könne eine RKückwirk ung auf die Eisenbahner haben. — Nach einer „Havas“⸗ Meldung aus Straßburg ist die Arbeit dort. allge⸗ mein aufgenommen worden, außer von den Eisenbahnern. Eine öffentliche Versammlung hat das Vorgehen der aus Paris zurückgekehrten Vertreter gebilligt. Nach einem Telegramm des „Temps“ aus Mülbausen wird dort der Ausstand fort⸗ gesetzt, die Straßenbahnen, die 8 und die elsaß⸗lothrin ischen Eisenbahnen arbeiten nicht. Die Züge von Paris nach Mülhausen gehen nur bis Petit⸗Croix. — Da bekannt wurde, daß wegen Teil⸗ nahme am Ausstand in Oberelsaß Beamte abgesetzt worden seien, wurden Schritte d Ls Kag eingeleitet. Die Beamten sollen wieder eingesetzt worden sein.
Nach einer dem „W. T. B.“ übermittelten „Havas“⸗Meldung aus Saragossa hat die Polizei dort einen aus Vertretern der Gewerkschaften zusammengesetzten roten Ausschuß auf⸗ gehoben, der für die Anschläge der letzten Zeit verantwortlich gemacht wird. Fünfzig Personen wurden verhastet. Verschiedene Gewerkschaften, darunter die der Maurer und Metall⸗ arbeiter, haben diese Maßnahmen mit der Ausrufung des All⸗ gemeinausstands beantwortet.
Nach Meldungen aus englischer Quelle ist „W. T. B.“ zufolge nunmehr ein Ausstand der Staatsbeamten im He gt. schen Kongo allgemein. Von den Richtern des Obersten Gerichts⸗ hofs bis zu den geringsten Angestellten feiern alle. Der Streik hat seine Ursache in der Lebensteuerung und in der Entwertung des
belgischen Franes.
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maßregeln. Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.
„B tlichungen des Reichsgesundheitsamts“, Nr. 16 Mach den Beeffenetaens1. April 1920)
8 Pocken. eutsches Reich. In der Woche vom 11. bis 17. April 10 . . Ja. und zwar in Schorschienen (Kreis Gumbinnen), Marienbhurg (Reg.⸗Bez. Marienwerder), „Meddersin, Gröbenzin fe 1, in Tschebiat⸗ kow (Kreis Bütow, Reg.⸗Bez. Késlin) 3, in Horst (Kreis Recklinghausen, * Eer.) Wund Heimburg (Kreis Blankenburg, Braunschweig) je 1. Für die 2 4. bis 10. April wurden nachträglich noch Für die Woche vom 9 p 2 Eund 8 n80 b 1 dgees tolp), Jablonsch, Klonschen, tudnitz (Kreis Bütow, Kone, 3 Fösn) 8g2 in Beuthen in Oberschl. 3, in Go⸗ dullahütte 5, in Rokittnitz 7, in Schlesiengrube 4, in Schwientochlowitz 2, in Roßberg, Lipine (Kreis Beuthen), Königshütte, Hindenburg, Biskupitz je 1, in Paulsdorf, Zaborze je 2, in Bielschowitz (Kreis indenburg) 5, in Kattowitz 2, in Siemianow tz 1, in Hind⸗ utschütz 2, in Laurahütte (Kreis Kattowitz) 4 in Ra⸗ tibor 2, in Haatsch (Kreis Ratibor), Chwallowitz (Kreis Rybnik, Reg.⸗Bez. Oppeln) je 1, in Reertn nes shhs 6, in Horst⸗Emscher (Kreis Recklingbausen, Reg.⸗Bez. 8 8 in Bochum 2, in Eickel 3, in Wattenscheid (Kreis Gelsen⸗ kirchen), Linden, ö ausen (Kreis Hattingen) und Herne Bez. Arnsberg) je 1. 11“ r re 8, der Woche vom 28. März bis 3. April 3 Erkrankungen in Wien. Fleckfieber. Wö“ 2Se. t Reich. Für die Woche vom 11. 8 8. beld und zwar in Berlin 2, in Cammin (Reg.⸗Bez. Stettin), Bronau (Kreis Guhrau) je 1 und in Kreike (Kreis Breslau, Re „Bez. Breslau) 3. Nachträglich 8een. für bn. o 5 86 L.. . 872 2 Erkrank a festgestellt, näm in Dan 1 hesser nabachn Runkel (Kreis Weilburg, Reg.⸗Bez.
Cassel) je 1. In der Zeit vom 28. März bis 3. April 1 Er⸗
1 in en. I Genickstarre. “ 8
; en. In der Woche vom 4. bis 10. April wurden 7 Chnen en (und 2 Todesfälle) gemeldet in folgenden Re⸗ ierungsbezirken l[und Kreisenl: Arnsberg 2 Bochum Stadt, Hamm Land je 1), Cassel —, (1) [Marburgl, Frank⸗ furt 1 (1) [Luckau]l, Merseburg 1 [Saalkreis)], Schles wig 3 Altona, Rendsburg, Süderdithmarschen je 1]; nachträglich für die oche vom 28. März bis 3. April: Arnsberg 3 (1) [Hagen Land, Hamm Land je 1, Witten 1 (1]0, Frankfurt 1 (1) (Landsberg a. W. Stadt)z, Osnabrück —
8 Erkrankungen (un (Siegkreis), Liegnitz 1 dt — (Marienburg), Minden 1 ([Warburgl], Schleswig 1 (Tondernl; mühl 2 (Deutsch Krone, Schönlanke je 1]; vom 3. April:
Düsseldorf 5 Frankfurt je 1), Osnabrü⸗
krankungen; Fleckfieber: Wien 1 Erkran
wutverdächtige Tiere: Késlin (Vorwoche) je 1; Influenza:
Wien 6 Erkrankungen;
(1) [Hümmlingl, Poisdam 2
9 reußen. der Woche vom 4. bis 10. April wurden — Todesfälle) angezeigt in folgenden Re⸗ ierungsbezirken sund Kreisen]: Aachen 1 [Aachen Stadt], Urusbergl (Iserlohn Stadt), Breslau 1 [BreslauStadt], Köln 1 [Liegnitz Stadt!!, Marienwerder 1
die Woche vom 21. bis 27. März: Schneide⸗ 28. März bis Aachen 1 (Heinsbergl, Koblenz 1 (Adenauz, [Duisburg!, Frankfurt 3 (Kalau, Forst, — (1) [Hümmling!, Potsdam 1 (Teltow], Trier 1 [(Saarbrücken Landl].
1 Verschiedene Krankheiten Iin der Woche vom 4. bis 10. April 1920. 1 Pocken: Budapest 1 Todesfall; EEe Wien 21 Er⸗
Wung; Milzbrand:
Merseburg 2 Erkrankungen; Bi 1“”“ durch toll⸗ eg.⸗Bezirke Breslau 2, Königsberg,
Altona 1, Berlin 12, g. S. 14,
nachträglich für
Braunschweig 5, Breslau 4, Görlitz 1, 1S. Hamburg I5, Offenbach 2, Regensburg, † üstringen je 1, Reg.⸗Bezirke Arnsberg 92, Vorwoche 166, Breslau 10, Koblenz (Vorwoche) 1, 2S (Vorwoche) 12, Königs⸗ berg 2, Vorwoche 3, Merseburg 18, Münster 5, Potsdam (Vorwoche) 6, Schneidemühl (21. bis 27. März), Wiesbaden je 1, Nürnberg 13, Amsterdam 33, Birmingham 46, Bristol 4, Budapest 60, Dublin 2, Glasgow 16, Kopenhagen 8, Liverpool 14, London 131, Stockholm 25, Wien 77 Todesfälle, Reg.⸗Bezirke Breslau 42 (Breslau Stadt 4), Koblenz (Vorwoche) 13, Düsseldorf ( Vorwoche) 57, Königsberg 4, Vorwoche 25, Marienwerder 3, Merseburg 528, Münster 54, Potsdam (Vorwoche) 30, Schneidemühl (21. bis 27. März) 18, Vorwoche 2, Sigmaringen (Vorwoche) 7, Wies⸗ baden 45, Nürnberg 210, Hessen 12, Budapest 163, Kopenhagen 473, Stockholm 62, Wien (14. bis 20. März) 1175 Erkrankungen; Genickstarre: Hessen 1 Todesfall, Hessen, Mecklenburg⸗Schwerin, Budapest, Kopenhagen, 2 niederländische Orte (21. bis 27. März) je 1 Erkrankung; Ruhr: Budapest 2, Wien 6 Todesfälle, Budapest 5, Wien 17 Erkrankungen; Schlafsuchtkrankheit (Encephalitis lethargica): Reg.⸗Bezirke Merseburg, Wiesbaden je 1, Hessen 2 Todesfälle, Reg.⸗Bez. Wiesbaden 4, Hessen 10, Wien (14. bis 20. März) 2 Erkrankungen; Malaria: Reg.⸗Bez. Aurich 5, Krätze: Kopenhagen 115, niederländische bis 22 März) Dordrecht 15, Haag 29, Rotterdam NIhIKnRFcheerh ng: Reg. ehr als ein an Diphtherie Wilhelmshaven —
Orte (21. 15 Erkrankungen; 2 Bez. Frankfurt 1 Todesfall, 4 Erkrankungen. Zehntel aller Gestorbenen ist und Krupp gestorben in Rüstringen, I Erkrankungen wurden gemeldet in Berlin 67, Hamburg 29, Christiania 20, Kopenbhagen 71, Stockholm 57, Wien 22; an Keuchbusten gestorben in Osnabrück. Ferner wurden Er⸗ krankungen angezeigt an Scharlach in Budapest 20, Kopenhagen 43, Rotterdam 9 bis 27. März) 22, Stockholm 64, Wien 26; an Masern und Röteln in Lübeck 42, Hamburg 26, Kopenhagen 52; an Typhus im Reg.⸗Bez. Koblenz (Vorwoche) 38. 8
Verkehrswesen.
Der Fernsprechverkehr zwischen Frankreich und Deutschland wird am 1. Mai aufgenommen.
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Ungarischen
Staatsverwaltung aus fälligen
Postautos. Auf der Strecke Vienenburg —Bad Harzburg — Braunlage ist am 21. April der Postkraftwagenbetrie eröffnet worden. Dies bedeutet nicht nur für den Post⸗, sondern auch für den Reiseverkehr eine erfreuliche Verbesserung. Während man bisher bis Braunlage sowohl auf der Eisenbahn über Halberstadt —Wernige⸗ rode — Sorge als auch über Halle — Nordhausen — Walkenried dreimal umsteigen mußte, dabei u. U. noch den Anschluß verfehlte, erst zwischen 7 und 8 Uhr Abends das Ziel erreichte, fährt man jetzt mit dem D⸗Zug 11 Uhr 10 vom Potsdamer Bahnbof bis Vienenburg, an 3 Uhr 35, und trifft mit dem dort anschließenden Postkraftwagen schon 6 Uhr 15 Nachm. in Braunlage ein. Der in umgekehrter Richtung 1 Uhr Mittags von Braunlage abgehende Postkraftwagen hat wieder un⸗ mittelbaren Anschluß in Vienenburg an einen P.⸗ Fuß so daß man 7 Uhr 54 Abends in Berlin (Potsdamer Bahnhof) st. Das neue Postauto Vienenburg— Harzburg — Braunlage wird bereits vom ersten Tage seines Verkehrs an rege vom Publikum benutzt.
Handel und Gewerbe. der vorgestrigen
“
— Bei Düsseldorf gingen nach der „Kölnischen 9, teilweise bis auf ungefähr ein Vierte Versteigerung am 8. März erzielten Preise Je nach der Qualllät kostete das Pfund Ochsen⸗, Kuh⸗
die Preise der bei der urück. und Rinderhäute 22,50 ℳ gegen 6 1 1 8,90 ℳ 5 en 38 ℳ. Dem gleichen Blatt zufolge wurden bei der Versteigerung von Gerbrinden in Kaufbeuren für den Zentner 12 ℳ verlangt, aber nur 1 ℳ geboten, weshalb die Versteigerung ergebnislos abgebrochen wurde.
— Nach einer durch „W. T. B.“ verbreiteten Meldung der „Leip⸗ ziger Neuesten Nachrichten“ bereitet sich eine im deutschen Buch⸗ handel noch nicht dagewesene umfangreiche und schwierige Kapi⸗ tals⸗, Betriebs⸗ und Füfg Itean vor mit dem Zweck, Leipzigs Stellung als Mittelpunkt des gesamten Buchhandels zu festigen. Die Entwick⸗ lung der letzten Jahre hat gezeigt, daß der Leipziger re handel mit geringen Ausnahmen in der bisherigen Weise nicht weiter bestehen kann. Dem Kommisstonsbuchhandel ermöglichen auch die er⸗ höhten Gebühren nicht mehr die Weiterführung seiner Geschäfre. Auf der anderen Seite sehen sich Verlag und Sortiment außerstande, einer weiteren Erhöhung der Gebühren der Buchhändler zuzustimmen, um einen Ausweg aus diesen Schwierigkeiten zu finden. Um Leipzigs bisherige Stellung im Buchhandel zu sichern, will man den
esamten Buchhandel in einen genos enschaft⸗ kichen Betrieb überleiten. Es soll eine Genossenschaft errichtet werden, die ein Kommissionsgeschäft größten Stils unter Uebernahme der bisherigen Leipziger Kommissionsgeschäfte betreiben soll. Die Genossenschaft will danach streben, möglichst alle Firmen des Buchhandels zu Mitgliedern zu erhalten. Der Börsenverein der deutschen Buchhändler wird sich bei der demnächst in Leipzig statt⸗ findenden 8J“ eingehend mit diesem großen Uebernahmeplan beschäftigen.
Lon 8 n, beschaäfr (W. T. B.) Beim Fortgang der Woll⸗ auktion wurden heute 10 550 Ballen angeboten. Die Auswahl war jedoch gering, und nur ein Leil des Angebots wurde verkauft. Feine Sorten wurden schnell zu guten Preisen abgesetzt, aber 593 Sorten waren schwach und wurden meistens zurückgezogen infolge der niedrigen Preise, die die Fmhen boten.
Bradford, 26 April. (W. T. B.) Der Verlauf der Woll⸗ auktion vollzog sich bei ziemlich fetzer Stimmung, aber die geringeren Qualitäten waren billiger. Die Garnpreise vermochten sich gut zu
behaupten. Fae.
b Em sterdam, 27. April. (W. T. B.) In die Direktion der von der Heydt⸗Kersten⸗Bank in Amsterdam sind die Herren Dr. Paul Jaffé, bisher hiesiger Leiter der Metallgesellschaft in Frankfurt a. M⸗, sowie Herr Friedrich Ladewig, bisher Prokurist bei der Bankfirma Hardy u. Co. eingetreten. Der bisherige Direktor Dr. Eduard Baron von der Heydt tritt
Gesellschaft, bleibt aber als Helegierter Mitleiter der Bank. Herr
Osthavelland, Potsdam je 1] Trier 1 (1) [Saarbrücken Land]. i ee Vom N. bis 27. März 1 Erkrankung in 8”n el.
Kurt Hirschland von
Nicht gestellt..
fügigen Umsätzen kam es zu keinen erheblichen Die vorherrschende Zurückhaltung wurde auch durch die bevorstehenden
Häuteversteigerung in
86,60 ℳ und Stierhäute
in den Aufsichtsrat der der Firma Simon Hirschland in Essen ist in
11““
den Aufsichtsrat eingetreten, der sich nunmehr aus diesen beiden Herren, ferner aus Herrn Dr. Paul von Schwabach n. Berlin, Inhaber des Hauses S. Bleichröder in
und Herrn Theodor He Geschäftsinhaber des Barmer Bankvereins Hinsberg, Fischer u. Cv. in Barmen, zusammen⸗ setzt. Die von der Heydt⸗Kerstensche Bank vertritt außer den ge⸗ nannten Banthäusern noch die alte bekannte Bankfirma von der Heydt, Kersten u. Söhne in Elberfeld, aus der Baron von der Heydt hervor⸗ gegangen ist. Bis zum Ausbruch des Krieges war Baron von der Heydt als Bankier in London unter der Firma E. von der Heydt u. Co. fätig, welche Firma von der englischen Regierung zwangsweise liquidiert wurde. Während des Krieges bekleidete er den Posten
Berlin,
eines Legationsrats an der deutschen Gesandtschaft im Haag, gründete
im Januar dieses Jahres die von der Hevdi⸗Kersten⸗Bank in An⸗ lehnong an eine deufsche holländische Gruppe und ist gleichzeitig Ge⸗ schäftsinhaber des Barmer Bankvereins. Wien, 27. April. (W. T. B.) Ausweis der Oesterreichisch⸗ Bank vom 7. April 1920 *). Alle Summen in tausend Kronen. (In Klammern: Veränderungen seit dem Stand vom 31. März 1920.) Anlagen. Metallschatz: Goldmünzen der Kronenwährung, Gold in Barren, in ausländischen und Handelz⸗ münzen, das Kilo 2 zu 3278 Kronen gerechnet, 222 666, Gold⸗ wechsel auf auswärtige Plätze und ausländische Noten 9270 (Abn. 348), Silberkurant⸗ und Teilmünzen 56 824 (Abn. 17), Kassenscheine der Kriegsdarlehenskasse 437 767 (Abn. 270), Ungarische Staatsnoten 107 035 (Zun. 15 675) Eskont. Wechsel, Warrants und Effekten 14 294 569 (Zun. 215 197), Darlehen gegen Handpfand 8 980 689 (Abn. 30 329), Schuld der K. K. öster⸗ reichischen Staatsverwaltung 60 000, Darlehensschuld der K. K. Staatsverwaltung auf Grund besonderer Vereinbarung 22 034 000, Darlehensschuld der K. ungarischen Staatsverwaltung auf Grund besonderer Vereinbarung 10 920 000, Kassenscheinforderung a. d. K. K. Staatsverwaltung 288 876 (Abn. 6 872), Kassenschein⸗ forderung a. d. K. ungarische Staatsverwaltung 165 332 (Abn. 3 933), Forderungen a. d. K. K. Staatsverwaltung aus fälligen Kassenscheinen 4 195 016 (Zun. 6 872), Forderung a. d. K. ungarische assenscheinen 2 388 396 (Zun. 3 933), Forderungen g. d. unggarische Staatsverwaltung (Räte⸗ regierung) 3 143 700 (—,—), Effekten 50 6244 (Abn. 1 108], Hvpothekardarlehen 246 122 (Abn. 1), andere Anlagen 2 330 419 (Abn. 182 943), Uebertrag Oesterreichisch⸗Ungarische Bank 8 208 376 Abn. 27 285), Uebertrag Ungarn 2 320 493 (Zun. 648 130). — erpflichtungen. Aktienkapital 210 000 Reservefonds 40 314, Banknotenumlauf 61 339 670 (Zun. 327 174) Gtroguthaben und sonstige sofort fällige Verbindlichkeiten 5 499 724 (Abn. 254 967), fandbriefe im Umlaufe 245 996, Kassenscheinumlauf 454 208 (Abn. 0 806), sonstige Verpflichtungen 2 141 393 (Abn. 45 547), Uebertrag Oesterreich 8 208 376 (Abn. 27 285), Uebertrag Oesterreichisch⸗ Ungarische Bank 2 320 493 (Zun. 648 130). — Steuerpflichtige⸗ Banknotenumlauf 11 617 494 (Zun. 301 330). — *) Infolge der be⸗ onderen Verhältnisse konnte der Stand einer großen Anzahl von ankanstalten nur auf Grund älterer Ausweise aufgenommen werden.
Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts am 26 April 1920.
Ruhrrevier Oberschlesisches Revier Anzahl der Wagen
Gestellt: vom 25. April vom 26. April
Beladen zurück⸗ gestellt:
vom 25. April
vom 26. April
Berichte von auswärtigen Wertpapiermärkten.
Wien, 27. April. (W. T. B.) Ungeachtet der Beendigung des Ausstandes der Industrieangestellten verharrte auch heute die Börse mangels Anregungen und Privataufträgen in großer Zurück⸗ haltung. Bei der hochgradigen Geschäftsstille gering⸗
rsveränderungen.
zahlreichen Kapitalerhöhungen bei Banken und Industrieunter⸗ nehmungen . da davon eine weitere Versteifung des Geld⸗ marktes befürchtet wird. Renten gaben weiter im Kurse nach.
Wien, 27. April (W. T. B.) Türkische Lose 1915,90, Staats⸗ bahn 4110,00, Südbahn 611,00, Oesterreichische Kredit 1006 00, Ungarische Kredit 1522,00, Anglobank 859,00 Unionbank 878 00, Bankverein 878,00, Länderbank 1070,00, Oesterr. Ungar. Bank
5650,00, Alpine Montan 3530,00, Prager Eisen 7325,00, Rimaͤ⸗
Muranyer 3140,00 Skodawerke 2585,00, Salgo Kohlen 69409,00,
Bruürer Kohlen 6900,00 Galizia 14 300,00, Wassen 3600,00, Llovd⸗
Aktien —,—, Poldihütte 2820,00, Daimler 1405,00, Oester⸗ reichische Goldrente —,—, Oesterreichische Kronenrente 91,00 ebruarrente 97,00, Mairente 96.00 Ungarische Goldrente —,—, garische Kronenrente 121,25, Veitscher —,—. 1
Wien, 27. April (W. X. B.) Notierungen der Devisen⸗ entrale: Berlin 390,00 G. Amsterdam 7400,00 G., Zürich
700,00 G., Kopenhagen 3575,00 G. Stockholm 4400,00 G., Christiania 3900,00 G., Marknoten 389,00 G.
Prag, 27. April. (W. T. B.) Notierungen der Devisen⸗ .n Berlin 114,25*) G., Marknoten 111,25 G., Wien 28,75*)„ G. — ⁴) nom.
Kopenhagen, 27. April. (W. T. B.) Sichtwechsel auf Stockholm 123,75, do. auf Christiania 113,00, do. auf Hamburg 10,50, do. auf London 22,53, do. auf Paris 35,50, do. auf Antwerpen 37,75, do. auf schweizerische Plätze 104,50, do. auf Amsterdam 215,00, do. auf Helsingfors 32,00, do. auf New York 595,00.
Stockholm, 27. April. (W. T. B.) Sichtwechsel auf London 18,18, do. auf Berlin 8,40, do. auf Paris 28,00, do. auf Brüssel 30,00, do. auf schweizerische Plätze 83,50, do. auf Amsterdam 172,00, do. auf Kopenhagen 80,50, do. auf Christiania 91,50, do. auf Washington 475,00, do. auf Helsingfors 25,50.
Berichte von auswärtigen Warenmärkten.
Liverpool, 26. April. (W. X. B.) Banmwotztze Amsatz .3000 Ballen, Einfuhr 29 860 Ballen, davon amer kanische Baum⸗ wolle — Ballen. Für April 25,01, für Mai 24,82, für Juni 24,68.
Amerikanische 48— 73 Punkte niedriger, Brasiltanische 48 Punkte niedriger, Aegyptische 100 Punkte niedriger.
Nr. 18 des „Zentralblatts für das Deutsche Reich“, “ im Reichsministerium des Innern am 16. April 1920, at folgenden Inhalt: 1) Konsulatwesen: Exequaturerteilung. — 2) Handels⸗ und Gewerbewesen: Hinausschiebung des Außerkraft⸗ tretens des Handels⸗ und Schiffahrtsvertrags mit Schweden. — 3) Medizinal⸗ und Veterinärwesen: Erschetnen einer vierten Ausgabe der Abschnitte D- F der Arzneitaxe. — 4) Militärwesen Ungültig⸗ keitserklärung in Verlust geratener Zivilversorgungsscheine. — 5) Steuer⸗ und Zollwesen: Zulassung von weiteren Mitteln zur un⸗ vollständigen von Branntwein. — 6) Allgemeine Ver⸗ waltungssachen: Mitteilung über die Geschäftsräume usw. des neu 1 errichteten Reichsministertiums für Ernährung und Landwirtschaft.
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