Artikel 104 des Friedensvertrages zwischen Danzig und Polen abzuschließenden Abkommens beendet. Die Bestimmungen des Entwurfs halten sich genau an die durch die Fassung des Artikels 104 gegebenen Richtlinien und suchen den Lebens⸗ bedingungen beider Vertragsparteien gleichmäßig gerecht zu werden. Großbritannien und Irland. 86 In der vorgestrigen Sitzung des Unterhauses sagte der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt Harmswo 5 der Präsident Wilson habe die Aufforderung des Völkerbundsrats, die Völkerbundsversammlung im November einzuberufen, angenommen.
Im Laufe der Amritsar⸗Debatte verteidigte Lord Churchill energisch die im Falle des Generals Dyer ge⸗ troffene Entscheidung. Ein Antrag der Arbeiterpartei, das Budget für Indien zum Zeichen des Tadels gegen die indische Verwaltung zu vermindern, wurde mit 247 gegen 37 Stimmen abgelehnt. Ein Antrag Carson, das Budget zum Zeichen des Protestes gegen die Maßregelung Dyers herabzusetzen, wurde mit 230 gegen 129 Stimmen ebenfalls abgelehnt.
— Wie der „Nieuwe Rotterdamsche Courant“ meldet, ist die Lage im Süden und Westen von Irland infolge des Stockens des Eisenbahnverkehrs sehr ernst. In einer Anzahl von Städten ist vorsichtshalber die Nationierung eingeführt worden. Der Gemeinderat von Dublin hat mit allen gegen eine Stimme beschlossen, bie Beamten zu beauftragen, Beamten der britischen Regierung keine Erlaubnis zur Untersuchung von Büchern zu erteilen oder Informationen zu geben, die sich auf die Besteuerung beziehen. Solche Mitteilungen dürfen allein an die irische Kepuhlik gemacht werden.
Frankreich.
Der türkische Großwesir hat seine Abreise verschoben, weil er annimmt, daß er nach Spaa berufen werden wird.
— Die Kammer hat mit 522 gegen 66 Stimmen den all⸗ gemeinen Staatshaushalt für das Finanzjahr 1919/20 an⸗ genommen und sich sodann auf den 20. Juli vertagt.
Italien. 8
Die Berhandlungen zwischen dem nach Albanien entsandten
Baron Aliotti und den Führern der Albanesen sind dem Corriere della Sera“ zufolge augenblicklich unterbrochen worden, da die Grundlagen für eine Uebereinkunft noch nicht fest⸗ gestellt sind. Belgien.
In der gestrigen Sitzung der Konferenz in Spaa forderte der Präsident Delacroix die deutsche Delegation auf, ihre Antwort, betreffend Unterzeichnung des Protokolls, die sie sich für gestern vormittag vorbehalten hatte, mitzuteilen. Der Reichsminister Dr. Simons drückte in seiner Entgegnung, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ berichtet, sein Bedauern darüber aus, daß die beiden ersten, die Ent⸗ wasfnung der Sicherheitspoltzei und Einwohnerwehr be⸗ treffenden Bestimmungen Zeugnis davon ablegten, daß die alliierten Regierungen der Sachlage in Deutschland nicht gerecht würden, indem sie die deutsche Regierung ge⸗ rade bei der Durchführung der schwierigen Aufgabe der Entwaffnung wichtiger Machtmittel beraubten. Weiter er⸗ klärte der Minister, daß die Bedingungen, abgesehen von der in ihnen enthaltenen Strasandrohungen, im wesentlichen Ausführungsbestimmungen zu dem von der deutschen Volks⸗ vertretung angenommenen Vertrage von Versailles dar⸗ stellten, zu deren Unterzeichnung die deutschen Delegierten befugt seien. Dagegen seien sie ohne spezielle Ermächti⸗ gung des Reichstags nicht in der Lage, die nicht im Frie⸗ densvertrage vorgesehene Drohung einer eventuellen Be⸗ setzung weiterer deutscher Gebietsteile durch alliierte Truppen zu unterzeichnen. Der Ministerpräsident Delacroix ent⸗ gegnete, Deutschland werde keine außerhalb des Friedens vertrags liegende Verpflichtung zugemutet. Der Premier⸗ minister Lloyd George fügte hinzu, daß das Protokoll tat⸗ sächlich zweierlei Maßnahmen ins Auge fasse, die eine seitens Deutschlands, die andere seitens der Alliierten. Er sehe nicht ein, was der Reichstag mit den Strafbestimmungen zu tun hätte, die übrigens bereits in dem Schlußabsatze des Protokolls vom 10. Januar 1920, das Deutschland unterzeichnet habe, vorgesehen seien. Der deutsche Reichskanzler nahm die Argumentation von Lloyd George an und erklärte, daß die deutsche Delegation das Protokoll unterzeichnen werde, was darauf geschah. Nach der Unterzeichnung verließen der General von Seeckt und die deutschen militärischen Sach⸗ verständigen den Beratungssaal. Die Sitzung wurde nach der kurzen Unterbrechung zur Unterzeichnung des Protokolls sofort wieder aufgenommen, um über die Frage der Schuldigen zu verhandeln. Der deutsche Justizminister Dr. Heinze setzte auseinander, wie weit das Verfahren gegen die Schuldigen vor dem Reichsgericht in Leipzig fortgeschritten sei. Lloyd George gab der Ansicht Ausdruck, daß die Frage noch nicht so weit gefördert wäre, um in der Konferenz besprochen zu werden. Es müsse vor⸗ her eine Zusammenkunft zwischen den zuständigen deutschen und alliierten Ministern stattfinden. Wenn sie nicht zu einem Uebereinkommen gelangen sollten, würde die An⸗ gelegenheit wieder vor die Konferenz kommen. Die deutsche Delegation stimmte dem Verfahren zu. Die Beratungen der Justizminister führten zu dem Abschluß eines Uebereinkommens. Es wird dadurch dem deutschen Reichsgericht der direkte Ver⸗ kehr mit den Justizbehörden der Alliierten ohne Benutzung des diplomatischen Weges zur Beschleunigung der Verfahren gegen die Kriegsbeschuldigten ermöglicht. Das Abkommen wurde in der späteren Vollsitzung genehmigt und unterschrieben.
Die Vollsitzung trat danach zur Besprechung der Kohlen⸗ frage wieder zusammen. Die Delegierten waren von einem zahlreichen Stabe von Sachverständigen begleitet. Der Minister⸗ präsident Millerand machte im Namen der Alliierten längere “ die darin gipfelten, daß b’ mit den Kohlenlieferungen, zu denen es durch den Friedensvertrag ver⸗ pflichtet sei, im Ruckstande wäre. Die Alliierten hätten des⸗ halb bestimmte Beschlüsse gefaßt, die sie Deutschland zur ö“ vorlegten. Nach diesen Beschlüssen der Alliierten wir
1. den Kohlenforderungen Frankreichs die Priorität aus allen deutschen Förderungen gesichert,
2. eine alliierte Kohlenkontrollkommission mit dem Sitz in Berlin eingerichtet, um die gesamte Verteilung der in Deutschland geförderten Koßle zu uͤberwachen und zu beaufsichtigen,
3. Deutschland zur Vorlage eines genauen Kohlenlieferungs⸗ planes für seine gesamte Kohlenwirtschaft zur Genehrnigung durch
diese Kohlenkontrollkommission genötigt, ““
8 8 11“” 8
4. werden im Falle der Nichterfüllung dieser Bedingungen auf Verlangen der Reparationskommission bestimmte Strafmaßnahmen in Aussicht genommen.
Der Minister Dr. Simons erklärte im Namen der deutschen Delegation, daß die deutsche Regierung nicht imstande sei, ohne eingehende Besprechungen mit den Sachverständigen zu der An⸗ gelegenheit sich zu äußern. Es wurde darauf eine neue Sitzung auf Sonnabend angesetzt. “ 8
Niederlande. Der juristische Beratungsausschuß hat vorgestern unter Vorbehalt einer zweiten Lesung den Entwurf zur Schaffung eines ständigen internationalen Gerichtshofs genehmigt.
Portugal. 8 1 Einer Meldꝛng des „Reuterschen Büros“ zufol⸗ Kabinett zurückgetreten.
88 8 “ Polen. “ 8 8 “
Das Ministerium des Aeußern hat an die Kon⸗ ferenz in Spaa eine Note gerichtet, in der es heißt:
Polen ist jeden Augenblick bereit, Frieden zu schließen nach dem Grundsatz des Selbstbestimmungsrechts der Bevölkerung, die zwischen Polen und Rußland wohnt. Das polnische Heer schützt Europa vor der bolschewistischen Woge. Das polnische Volk steht zum Schutze seines heimischen Herdes auf. Polen braucht, wenn es zum weiteren Kampfe gezwungen wird, die ausgiebige materielle und moralische Hilfe der Alliierten.
Ein Aufruf des Generals Haller an die Gesamtheit des polnischen Volkes fordert zur Bildung einer Freiwilligen⸗ armee auf.
Der Vollzugsausschuß der sozialistischen Partei fordert in einem Manisfest die Regierung auf, sich mit der 11““ wegen Friedensverhandlungen in Verbindung zu setzen.
3 Die Nachrichten aus Polen und Helsingsors bestätigen der „Nationaltidende“ zufolge, daß die militärische Lage Polens verzweifelt ist. Der russische Durchbruch bei Pripet wurde mit ungeheuerer Kraft durchgeführt. Südlich davon bei Pres⸗ kurow erfolgte am letzten Dienstag ein neuer Durchbruch. Auf der ganzen Front befinden sich die Polen in panikartiger Flucht. Von den Karpathen bis an die Beresina ist die polnische Front in Auflösung. Die Polen haben ein Heer von 300 000 Mann aufstellen können, das jetzt gegen eine mehrfache Uebermacht kämpfen muß. Die russische Offensive nimmt folgende drei Hauptrichtungen: Von Proskurow und Tarnopol gegen Lemberg, von Saslavi gegen Lemberg und südlich von Jublin und die dritte und wichtigste von Mosyr gegen Pinsk, Brest Litowsk und Warschau. Die letztere bedeutet für die Polen die größte Gefahr, da sie den palnischen Lebensmittelmarkt hedroht und den Feldzug mit Polens Untergang entscheiden kann. 86
Litauen.
Die litauische Regierung ist von dem Generalsekretär des Völkerbundes zur Beteiligung an der Konferenz in Brüssel auf den 23. Juli eingeladen und aufgefordert worden, dort die wirtschaftliche Lage Litauens darzulegen.
1 Tschecho⸗Slowakei. schecho⸗slowakische Minister für auswärtige 2
gelegenheiten Dr. Benes ist in Spaa eingetroffen und vor⸗ gestern vom Ministerpräsidenten Millerand empfangen worden, den er laut Meldung des „Tschecho⸗flowakischen Presse⸗ büros“ über den Standpunkt der tschecho⸗slowakischen Regierung bezüglich der Teschener Frage und der Ostfragen sowie über die letzten Ereignisse in der Tschecho⸗Slowakischen Re⸗ publik, die sich auf diese Fragen beziehen, informierte. Hierauf hatte er eine Unterredung mit dem Marschall Foch und später mit dem italienischen Minister für auswärtige Angelegenheiten Grafen Sforza.
— In der Abgeordnetenkammer besprach der Ministerpräsident Tusar bei Beantwortung deutscher Inter⸗ pellationen über die Vorfälle in Iglau und Znaim u. a. die Agitation für die völlige Einlösung der Kriegs⸗ anleihen, die, wie er sagte, von der Versicherungsgesellschaft „Phönix“ in Wien betrieben und bezahlt sei.
In der Kanzlei des Wiener Direktors dieser Gesellschaft, die sich mehrere Monate durch in Prag befunden hat, sei eine Menge be⸗ lastender Schriftstücke beschlagnahmt, u. a. Propagandaartikel für die deutschen und die tschechischen Zeilungen, die für deren Veröffentlichung namhafte Beträge von der „Phönix“ erhalten hätten. Weiter seien Konzepte von Parlamentsreden und Abänderungsanträgen, ja sogar der betreffende Gesetzentwurf gefunden worden, den die Gesellschaft sich verschafft habe, bevor er der Nationalversammlung vorgelegt worden sei. Hierauf gab der Ministerpräsident eine Darstellung der Vorfälle in Iglau und Znaim und erklärte, daß durch Obduktion der Leichen der tschechischen Legionäre festgestellt sei, daß die tödlichen Geschosse aus Fenstern oder Dachböden gekommen seien.
Nach längerer Debatte erklärte namens des Deutschen Parlamentarischen Verbandes der Abgeordnete Dr. Lodgmann, der Verband werde diesmal für die Negierungsvorlage 1. wegen der darin zum Ausdruck gebrachten Prinzipien, doch sei darin nicht ein Vertrauenvotum zu erblicken. Hierauf wurde unter Beifall des ganzen Hauses die Regierungserklärung ein⸗ „ zur Kenntnis genommen. Nach Erledigung einiger leinerer Vorlagen wurde die Sitzung auf heute vertagt. Die Abstimmung über das tschechisch⸗österreichische Staatsbürgerrecht und über den Minderheitsschutzvertrag fand gestern noch nicht statt.
Schweiz.
Die der beiden schweizerischen Kammern haben sich dem Wolffschen Telegraphenbüro zufolge mit dem Antrag der Regierung auf Beteiligung der Schweiz an einem Kreditabkommen für die östeuropai en Gebiete, hauptsächlich für Oesterreich, einverstanden erklärt. Die Beteiligung der Schweiz beläuft sich auf 25 Millionen Franken in Form von Waren. Es wurden bereits für elf Nillionen Franken Ware geliefert.
Dänemark. bf⸗
Gestern vormittag fand unter dem Vorsitz des Königs ein Staatsrat statt, in dem der König den am 5. d. M. in Paris unterzeichneten Vertrag mit den Alliierten, betreffend die Uebertragung der Souveränität über Nordschleswig an Dänemark, ratifizierte. Ferner unterzeichnete der König das Gesetz über die Einverleibung Nordschleswigs in Dänemark sowie eine aus diesem Anlaß zu eröffnende Bot⸗ schaft an das Volk. Während der König die Unterzeichnung
K nzan han⸗ n
vornahm, gaben die Forts einen Salut ab und alle Kirchen⸗ glocken der Stadt begannen zu länten. Später fand ein Fest⸗
gottesdienst statt, dem die gesamte Königsfamilie beiwohnte.
Gestern begab sich der König auf der königlichen Yacht „Dane⸗
brog“ mit den Mitgliedern der Königsfamilie und der Re⸗
gierung nach Nordschleswig. I1u1“ “ Türkei.
Nach einer Meldung der „Daily Mail“ aus Konstantinopel, machten die türkischen Nationalisten in der Nacht zum 7. Juli einen neuen Vorstoß gegen Beicos am Bosporus. Sie wurden von den englichen Kriegsschiffen beschossen und verloren 40 Gefangene. Am Morgen bombeardierten die eng⸗ lischen Schiffsgeschütze eine Anzahl Dörfern im Innern des Landes.
Das Blatt „Patris“ berichtet, daß die griechische Armee Brussa genommen hat.
Amerika.
Das amerikanische Staatsdepartement betont, daß die neuen Bestimmungen über den Handelsverkehr mit Rußland nicht die Anerkennung irgendeiner russischen Re⸗ gierung bedeuten und daß Einzelpersonen oder Gesellschaften, die mit Rußland Handel treiben, dies auf eigene Gefahr tun. Die Regierung könne ihnen keinen Schutz gewähren.
— Nach einer Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüro⸗ aus Stadt Mexiko ist zwischen der Regieru 1 ill eine Einigung herbeigeführt worden.
Asien.
Die japanische Regierung hat. muniqué herausgegeben:
Die Ermordung der japanischen Kolonisten in Nikola⸗ jewsk im Mai d. J. einschließlich des japanischen Konsuls und seiner Familie und der gesamten Garnison durch bolschewistische Trupven hat die japanische Regierung veranlaßt, Schritte zu unternehmen, em die Ehre und das Ansehen Japans zu wahren. Da jedoch zurrit keinerlei verantwortliche Regierung besteht, bei der Vorstellungen er⸗ hoben werden konnten, so kam die japanische Regierung in Erwartung der Einrichtung einer legitimen Regierung um einer Genugtuung für den obigen Vorfall zu dem Entschluß, geeignete Punkte in der Provinz Sachalin zu besetzen.
folgendes Com⸗
4
Mit Rücksicht auf die erfolgte vollständige Räumung der Trans⸗ baikalprovinzen durch die tschecho⸗slowakischen Truppen hat die japanische Regierung beschlossen, ihre Truppen entsprechend ihren
wiederholten Erklärungen aus diesen Gebieten zurückzuziehen. Anders
verhält es sich mit der Umgebung von Wladiwostok. Von dort aus ist Korea noch immer bedroht, die Lage scheint sich sogar zu ver⸗ schlimmern. Ueberdies leben Japaner in großer Zahl in der Nach⸗ barschaft, und Chabarowsk ist ein Punkt von strategischer Bedeutung auf dem Wege nach der Provinz Sachalin. Angesichts dieser Er⸗ wägungen sicht sich die japanische Regierung gezwungen, eine hin reichende Anzahl von Truppen in diesen Gebieten zu unterhalten bis zu der Zeit, wo Friede und Ordnung vollständig gesichert sein wird.
8 Statistik und Volkswirtschaft. Die deutschen Sparkassen im Monat Mai 1920.
Nach dem Ergebnis der Sparkassenstatistik für Mai 1920, die der Direktor der Landesbank der Provinz Westfalen und bisherige Geschäftsführer des Deutschen Sparkassenverbandes H. Reusch in der Zeitschrift „Sparkasse“ veröffentlicht, ist der Zufluß der Ein⸗ lagen zu den Sparkassen im Mai noch stärker gewesen als im April. Es haben sich die Spareinlagen der ge⸗ samten deutschen Sparkassen im Mai um mindestens 1100 Millionen Mark vermehrt gegen 1000 Millionen Mark Zunahme im Vormonat April und gegen 100 bezw. 450 Millionen Mark Vorjahre 1919 und 1918. Bei dieser Riesensumme handelt es sich wie im April d. J. zumeist nicht um eigentliche „Ersparnisse“. Wir haben hier vielmehr eine Folge des beginnenden Stillstandes im Gewerbe und Handel vor uns. Nicht nur das Publikum, auch die Händler und Handwerker halten mit Ankäufen zurück. Die brach liegenden Gelder fließen in die Kassen, insbesondere in die Sparkassen. Es muß deshalb damit gerechnet werden, daß sie bei einem Wiederaufleben unserer Wirtschaft den Sparkassen wieder entzogen werden, wenigstens zum großen Teil. Eine solche Periode haben die Sparkassen erst kürzlich durchgemacht; im Januar und Februar hatten die Zuflüsse von Spareinlagen nicht nur aufgehört, es war sogar ein bedeutender Abfluß von Spargeldern eingetreten. Für den Juni hat man ein ähnliches Ergebnis wie für den Mai zu erwarten.
Die Höhe der Einzelbeträge erreichte bei den Neou einzahlungen im Mai:, deren Anzahl von 8 auf je 100 Spar kassenbücher im gleichen Monat des Vorjahres auf 9 1,s ist, im Gesamtdurchschnitt 1102 ℳ gegen 757 ℳ im Mai 1919, bei den neuen Rückzahlungen, deren Anzahl auf je 100 Sparbücher von 8 auf 6 zurückging, 1103 ℳ gegen 735 ℳ im Mai 1919.
Seit Jahresbeginn betrug bei der Gesamtheit der deutschen Sparkassen im Vergleich mit den Feststellungen für die entsprechende Zeit der beiden Vorjahre (ohne die Abschreibungen auf die Kriegs anleihen) die Abnahme (—) bezw. Zunahme (+) der Einlagen:
1920 1919 1918 irn Millionen Mark Januar. 110 + 1250 1250 300 600
Februar. + 800 Mäm.. 580 —6000 400 April 1000 +
700 600 Mai 1100 100 450 zusammen + 1740 + 3250 3300.
lliarde Spareinlagen bei der Berliner Sparkasse.
Nach einem vorübergehenden Rückgange hat seit einigen Monaten
auch bei allen Großberliner Sparkassen ein neuer Zustrom von Spareinlagen eingesetzt. Für den Mai d. J. ergibt sich bei ihnen nach der Monatsstatistik der „Sparkasse“ der hohe Gesamtzuwachs (Ueberschuß der Neueinzahlungen über die neuen Rückzahlungen) von 56,20 Millionen Mark gegen 19,34 Millionen im Mai v. J. und eine Zunahme der Sparbücher um 8 295 gegen eine solche von 3893 im Mai 1919. Bei den städtischen Sparkassen in Berlin hat der neue Zustrom von Einlagen die Ueber⸗ sFereeae der ersten Milliarde nunmehr zur Folge gehabt. Die Berliner Sparkasse ist nicht nur die bei weitem größte, sondern auch die nahezu älteste aller öffentlichen bege. Sparkassen. Im Jahre 1918 konnte sie bereits auf ein hundertjähriges Bestehen zurückblicken. Den großen Aufschwung gerade in den letzten Jahren hat sie nicht zuletzt ihrem eifrigen Streben nach Vervollkommnung ihrer Einrich⸗ tungen zu verdanken. So wird z. B. der im volkswirtschaftlichen Interesse so wichtige bargeldlose Verkehr, der bei der Berliner Spar⸗ kasse bisher nur im Sparverrechnungsverkehr verkörpert war, durch den bevorstehenden Ausbau zum Depositen⸗, Kontokorrent⸗, Scheck⸗ und Giroverkehr weitergefördert werden. Die ersten Giro⸗ kassen werden in nächster Zeit eröffnet werden, weitere folgen. Der Berliner Bevölkerung wird durch das das ganze Stadtgebiet Berlins überspannende Netz von Einzelkassen — zurzeit 11 Sparkassen, 40 Zweigkassen und 120 Nebenstellen — der bequeme Gebrauch der Einrichtungen der Berliner Sparkasse möglich gemacht. Den Be⸗ stimmungen des Depotzw esetzes hat die Berliner Sparkasse durch Ausbau ihrer Wertpapierabtellung nag getragen. Bisher sind von 65 000 Hinterlegern 81 Mssltarden k in Wertpapieren aller Art
unghme im Mai der beiden
“ 5 8
hinterlegt. Dabei ist die Berliner Sparkasse eifrig bestrebt, die aus Anlaß des Krieges im vaterländischen Interesse getroffenen umfang⸗ reichen Einrichtungen jetzt aus wirtschaftlichen Gründen abzubauen. Die Jugendzwangs⸗Sparkasse ist bereits nahezu aufgelöst. Die von der Sparkasse der Stadt Berlin ausgegebenen Kriegsanleiheanteil⸗ scheine werden schon jetzt, also vor Ablauf der vereinbarten zwei⸗ jährigen Sperre nach Friedensschluß, zum Nennwerte eingelöst.
Arbeitsstreitigkeiten.
Im Reichsarbeitsministerium hat unter dem Vorsitz des Regierungsrats Dr. Bodenstein mit den Vertretern der Arbeit⸗ geber und Arbeitnehmer der oberschlesischen Berg⸗ und Hüttenindustrie eine Sitzung stattgefunden, in der es, wie „W. T. B.“ berichtet, gelungen ist, die seit mehreren Wochen schweben⸗ den Lohnstreitigkeiten beizulegen. Es wurde die Ver⸗ einbarung getroffen, daß zu den tariflich seit April geltenden Löhnen der im Schiedsspruch des ehsen Ausschusses Gleiwitz für die einzelnen Arbeiterkategorien festgesetzte Zuschlag entsprechend der im Monat Mai und Juni 1920 im Durchschnitt verfahrenen Schichtenzahl einmalig, verteilt auf die Monate April, Mai und Juni 1920, gezahlt werden solle. Die Auszahlung erfolgt mit der Junilöhnung. Nachdem der Arbeitgeberverband die Vereinbarung nunmehr angenommen hat, ist auch die Zustimmung der Beleg⸗ schaften nicht zweifelhaft und kann die Lohnbewegung im oberschlesischen Bergbau als beendet angesehen werden.
Zu dem Ausstand der Belegschaft der Braunkohlengrube Golpa (s. Nr. 150 d. Bl., erste Beilage) erfährt das genannte Büro, daß die Verwaltung des Elektrizitätswerkes Golpa⸗Zschornewitz, das neben dem Kraftwerk in Bitterfeld bisher elektrischen Strom nach Berlin lieferte, infolge der Einstellung der Kohlenzufuhr aus der Braunkohlengrube Golpa aber dazu nicht mehr in der Lage ist, die im Tarifvertrage vorgesehene Schlichtungsinstanz angerufen hat. Die Verwaltung hat den Antrag gestellt, die Serhl chnngigcstanz möge aussprechen, daß die von der Arbeiterschaft erhobenen Lohnforderungen tarifwidrig und daher zurückzuweisen sind und der Ausstand, in den die Arbeiter unter Umgehung des Schlichtungsweges eingetreten sind, als tarifwidriger wilder Streik anzusehen ist.
Aus Königsberg in Ostpr. wird dem „W. T. B.“ berichtet, daß in einer Reihe lebenswichtiger städtischer Betriebe, die von dem Ausstand der städtischen Arbeiter betroffen sind (s. Nr. 149 d. Bl.), die technische Nothilfe Fäeee. eingesetzt wurde; die Ver⸗ sorgung mit elektrischem Licht ist wieder hergestellt.
Der Streik auf der Braunschweigischen Landes⸗ eisenbahn und auf der Bahn Brau nschweig — Schön ingen —Oschersleben ist, wie die „Braunschweigische Landeszeitung“ meldet, nach einmonatiger Dauer nunmehr beendet. Die Beamten und Arbeiter nehmen heute den Dienst wieder auf.
In Bad Ems ist nach einer Mitteilung der „Deutschen All⸗ gemeinen Zeitung“ seit dem 7. d. M. der Bade⸗ und Kur⸗
etrieb unterbrochen, da die Angestellten in den Ausstand getreten sind. Die Arbeiterschaft des Bades hat sich für solidarisch mit den Angestellten erklärt.
Einer Meldung von „W. T. B.“ aus Saarbrücken zufolge fordert ein Ultimatum des Arbeitgeberverbandes von den streikenden Arbeitern der Hütten⸗ und Metallindustrie eine Erklärung der Arbeitswilligkeit bis Sonnabend und droht für den Fall des Unterbleibens dieser Erklärung Entlassung sämtlicher streikenden Arbeiter an. Die Arbeiterorganisationen weisen jede Ver⸗ antwortung für die Folgen dieses Ultimatums zurück und stellen sich bisher auf einen ablehnenden Standpunkt.
8 Wohlfahrtspflege.
Bauholz für gemeinnützige Siedlungszwecke.
Wie der Pressedienst des preußischen Ministeriums für Land⸗ wirtschaft, Domänen und Forsten mitteilt, hat die preußische Staatsforstverwaltung zur Förderung des Wohnungsbaues den gemeinnützigen Siedlungsgesellschaften aus dem Einschlage des Wirtschaftsjahres 1919/20: 660 000 Festmeter Bauholz zu mäßigen Durchschnittspreisen zur Verfügung gestellt. Hiervon entfallen auf die Provinz Ostpreußen allein 200 000 Festmeter, auf die Wohnungsfürsorgeverbände der übrigen Provinzen 400 000 Festmeter, davon auf den Wohnungsverband Berlin allein 50 000 Festmeter. Für Ausbau und Vermehrung von Bergmannswohnungen in den Kohlengebieten werden 60 000 Festmeter bereitgehalten. Außerdem stehen in zahlreichen Fällen kleinere Posten zu Vorzugs⸗ bedingungen dem örtlichen Bedarf für gleiche Zwecke zur Verfügung.
Die veränderte Wirtschaftslage macht sich auch auf dem Bau⸗ stoffmarkt geltend. Durch den verminderten Absatz von Baustoffen infolge Stockens der Wohnungsbautätigkeit sind zurzeit auf den Lagern größere greifbare Bestände an Baustoffen vorhanden. Diesem Umstand trägt ein neuer Erlaß des Ministers für Volks⸗ wohlfahrt Rechnung. Soweit für den gemeinnützigen Klein⸗ wohnungsbau der Bedarf an bewirtschafteten Bannüig. (Mauer⸗ steinen, Kalk und Zement) sichergestellt ist, sollen bis auf wei⸗ teres weitgehende Erleichterungen bei dem Freigabe⸗ verfahren gewährt werden. Auch sollen nstig nach Möglichkeit Baustoffe für solche Bauten freigegeben werden, die bis⸗ her im Hinblick auf den Baustoffmangel zurückgestellt werden mußten. Dabei kommen selbstverständlich nur Bauten in Frage, die volks⸗ wirtschaftlich von Bedeutung sind. Für größere Verbrauchergruppen (Siedlungsgesellschaften, Gemeinden usw.) können Sammelfreigabe⸗ scheine ausgestellt werden. Diese Erleichterungen sind jedoch unter dem Vorbehalt gegeben worden, daß bei einem stärkeren Wiederein⸗ setzen des gemeinnützigen Kleinwohnungsbaues durch die Weiterbelie⸗ ferung der neubegonnenen Bauten keine Stockung der Wohnungsbau⸗ tätigkeit eintreten darrfr.
E“ Land⸗ und Forstwirtschaft Dünger aus Munition.
Die britische Regierung hat den Rest 88 noch in Frankreich befindlichen Munitionsbestände an ein englisch⸗französisches Konsortium verkauft. Die Gesellschaft, die für das gesamte Material zwei Millionen Pfund zahlt, wird, wie die „Umschau“ berichtet, das in den Explosivstoffen enthaltene Ammoniumnitrat als Düngemittel ver⸗ wenden und die Metallteile einschmelzen lassen. Auch in Deutschland wird aus Sprengmitteln Dünger hergestellt. Diese Umarbeitung ist aber wegen der Möglichkeit der Zersetzung gefährlich; es sind dabei verschiedentlich größere Explosionen erfolgt. Die Verarbeitung von Explosivstoffen zu Düngemitteln unterliegt in Deutschland der Kontrolle der Ueberwachungsstelle für Ammoniakdünger.
Das Institut für Moorforschung und Torf⸗ technik an der Technischen Hochschule Hannover hat bei der gegen⸗ wärtigen unzulänglichen Versorgung der Städte und der Inbustrie mit Kohlen eine weitgehende Verwertung des Torfes in Aussicht genommen. 8 soll angestrebt werden, daß die Klein⸗ besitzer der Torfmoore sich zu Czenofsen chesten vereinigen, um die Moore maschinell auszubeuten und für die Abfuhr Schmalspurbahnen anzulegen. Nach Abbau der Torflager sollen die Parzellen den Be⸗ sitzern zur landwirtschaftlichen Bearbeitung zurückgegeben werden. Da die staatlichen Zuwendungen an das Institut nicht genügen, hat sich ein engerer Ausschuß gebildet, der es nach Kräften unterstützt. 3 5 8 8
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Theater und Musik.
Im „Theater am Nollendorfplatz“ geht die Operette „Eine Nacht im Paradies“ mit Molly Wessely in der Woche vom 11. Juli bis 19. Juli allabendlich 7 ½ Uhr in Szene.
Mannigfaltiges.
Der Reichspräsident Ebert hörte gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, im Schloß Bellevüue beim Deutschen Schutzbund einen Vortrag des Leiters der Abteilung für Volksabstimmungen und nahm Einblick in die Gesamtorganisation. Nach einem Nundgang durch die Büroräume hielt der Reichspräsident folgende Ansprache an die Mitarbeiter des Deutschen Schutzbundes:
„Meine Herren! Es ist mir eine aufrichtige Freude und an⸗ genehme Pflicht, Ihnen meine warme Anerkennung und den herzlichen Dank des Vaterlandez auszudrücken für Ihre aufopfernde und mustergültige Tätigkeit. Es ist Ihnen gelungen, für Ihre Zwecke eine umfassende und feingegliederte Organisation zu schaffen, zu der ich Sie und uns alle beglückwünschen kann. Sie haben in mühe⸗ voller Arbeit in allen Gauen Deutschlands die Abstimmungs⸗ berechtigten gesammelt, den großen Strecken zugeführt und sie zu Land und zu Wasser in das Abstimmungsgebiet befördert. Wenn auch die Verkehrslage des Reichs glücklicherweise sich gebessert hat, so waren doch bei dem Mangel unserer Transportmittel und der schlechten Verbindung mit dem Abstimmungsgebiet viele Schwierig⸗ keiten zu überwinden. Sehr gefrent habe ich mich, zu hören, daß Sie auch bemüht waren, den Abstimmungsberechtigten durch wirtschaftliche und soziale Hilfe die Reise in die Heimat und damit die Erfüllung ihrer baterländischen Pflicht zu ermöglichen. Besondere Mühen sind Ihnen aber, und oft in letzter Stunde, dadurch erwachsen, daß die Polen nichts unversucht ließen, um 8 Arbeit zu durchkrceuzen. Um so mehr verdienen die Leistungen Ihrer Organisation große Anerkennung und Bewunderung. Den schönsten Lohn für Ihre ehrenamtliche und wahrhaft vaterländische Tätigkeit wird Ihnen aber der nächste Sonntag bringen. Zuversicht⸗ lich hoffe ich, daß in den Abstimmungsgebieten am Sonntag die deutsche Sache triumphiert, daß diese Gebiete durch ihr treues Be⸗ kenntnis zum deutschen Vaterland auf immer Deutschland verbunden bleiben. Weitere Arbeit wartet Ihrer: Sie wollen auch für die spätere Abstimmung in Oberschlesien Ihre Organisation zur Ver⸗ fügung stellen. Möge auch dort Ihrer Arbeit ein schöner Lohn werden. An Tatkraft und Opferfreude werden Sie es sicher nicht fehlen lassen. Siegt auch dort das Bekenntnis zum Deutschtum, wie ich bestimmt hoffe, dann dürfen Sie mit gutem Recht für sich in Anspruch nehmen, dem Vaterlande in schwerster Not treueste und beste Dienste geleistet zu haben! Nochmals: Herzlichen Dank und Glück zur Weiterarbeit!“
Der Vorsitzende des Deutschen Schutzbundes, Staatssekretär a. D. von Lindequist, dankte dem Reichspräsidenten und betonte, daß der Deutsche Schutzbund auch für die Abstimmung in Oberschlesien alle Kraft einsetzen werde, um dieses deutsche Land dem Rei erhalten. 8
Der Deutsche Schutzbund teilt mit:
8. Juli Vormittags sind über die Seehäfen Stolpmünde und Swinemünde seit Beginn der Transportbewegung 81 000 stimmberechtigte Ost⸗ und Westpreußen in ihre Heimat be⸗ fördert worden, eine Höchstleistung, die bei weniger günstigem Wetter nicht zu erreichen gewesen wäre. Bei Einrechnung von 35 000 Stimmberechtigten aus dem Freistaatgebiet Danzig und aus dem nicht abstimmenden Teile Ostpreußens werden insge⸗ samt 35 000 — 40 000 Westpreußen und 105 000 — 115 000 Ostpreußen in die Abstimmungsgebiete gebracht werden. Die schikanöse Verkehrsbehinderung seitens der Polen auf dem Wege durch den polnischen Korridor hält an. Am 7. Juli mußten gegen 3500 Personen auf den Seeweg umgeleitet werden, nur 1380 waren mit Papieren versehen, an denen die Polen durchaus nichts aussetzen konnten. Ueber Stolpmünde und Swinemünde sind allein am 7. Juli 13 750 Stimm⸗ berechtigte befördert worden.
Der Polizeipräsident in Berlin teilt mit: Mehrere Unfälle lassen darauf schließen, daß die während des Krieges zur Anfertigung von Kartuschbeuteln im Auftrage der Heeresverwaltung hergestellten Gewebe später in den Handel gekommen sind und u. a. unter der Bezeichnung „Kunstseide“ vertrieben werden. Diese Stoffe verbrennen entsprechend ihrem eigent⸗ lichen Verwendungszweck bei Entzündung, ja sogar schon bei Erwärmung überaus heftig, unter Umständen explosionsartig. Vor dem An⸗ kauf und der Verwendung dieser fälschlich als Kunstseide bezeichneten Kartuschbeutelstoffe wird gewarnt. Kartuschbeutelstoffe, die bei der Verbrennungsprobe plötzlich verbrennen, sind Sprengstoffe, für deren Besitz und Vertrieb ein Spengstofferlaubnisschein gesetzlich vorgeschrieben ist. Verstöße hiergegen werden mindestens mit Gefängnis von drei Monaten bestraft.
Nachsendung von Zeitungen in die Sommer⸗ frische. Wer seine Zeitungen in der Sommerfrische ohne Unter⸗ brechung weiterbeziehen will, versäume nicht, ihre Nachsendung rechtzeitig und bei der richtigen Stelle zu beantragen. Die richtige Stelle ist für die durch die Post bezogenen Zeitungen das zustellende Postamt des bisherigen Wohnorts, für nicht von der Post
elieferte der Verlag selbst oder der Zeitungsagent, Spediteur, Buch⸗
händler usw., der den Bezug bisher vermittelt hat. In beiden Fällen muß der Antragsteller genau angeben, wohin, von wann ab und wie lange die Zeitungen nachgesandt werden sollen. Die Ueberweisung jeder durch die Post bezogenen Zeitung kostet 2 ℳ. Vordrucke zu Nachsendungs⸗ anträgen erhält man unentgeltlich beim Postamt. Wegen der Weiter⸗ überweisung der von der Post nachgesandten Zeitungen bei wieder⸗ holtem Ortswechsel und wegen der Rücküberweisung bei der Rückkehr nach Hause muß man sich immer an das Postamt wenden, das die Zeitungen unterwegs zuletzt ausgeliefert hat. Die Weiterüberweisung kostet wieder 2 ℳ für jede Zeitung; die Rücküberweisung ist kostenfrei.
In der Urania in der Taubenstraße wird Emma Kottman ihren Vortrag „Im Schwarzwald“ am Montag und Mittwoch noch einmal halten. Am Sonntag, Dienstag und Freitag gelangt der Vortrag „Die Insel Rügen“ und am Donnerstag und Sonnabend der Vortrag „Von Kopenhagen nach Stockholm“ zur Wiederholung. Außerdem finvet am Sonntagnachmittag 4 ½ Uhr, eine solche des Vortrags „Der Vierwaldstättersee und der Gotthard“ zu kleinen Preisen statt.
Der Archenholdsche Vortrag über das Einsteinsche Relativitätsprinzip und seine astronomischen Beweise mit zahlreichen Licht⸗ und Drehbildern und den beweisenden Originalaufnahmen der Sonnenfinsternis vom Jahre 1919 wird wegen des bisherigen An⸗ drangs am Dienstag, dem 13. d. M., Abends 7 ½ Uhr, im großen Blüthnersaal, Berlin W., Lützowstraße 76, wiederholt. Karten sind in der Verkaufsstelle der Treptow⸗Sternwarte, Unter den Linden 6 (Minimax), sowie an der Kasse Treptow⸗Sternwarte erhältlich. Ein Teil der Einnahme wird zugunsten der Hilfe für den Ukrainischen Nationalchor verwendet.
Danzig, 8. Juli. (W. T. B.) Nachdem bereits in den letzten Tagen Dampfer mit vielen Danzigern tä 86 nach Marien⸗ burg abgefahren waren, lagen heute früh fünf B5 ampfer festlich geschmückt zum Abtransport weiterer 2000 Danziger bereit. Mit Tannengrün umwundene Ehrenpforten auf der Straße tragen Schilder mit der Aufschrift: „Die Heimat ruft!“ Zahlreiche schwarz⸗weiß⸗rote und schwarz⸗weiße Fahnen und Fähnchen, Girlanden, Blumen und änze schmückten die Decks der Schiffe. Siegesfrohe Zu⸗
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Klänge des Liedes „Nach der Heimat kehr i
25 11“ 18 88
versicht leuchtete aus allen Augen. Die seit Wochen tätige Organisation des Danziger Heimatdienstes hat dafür gesorgt, daß bei dem Andrängen der vielen Tausende von Zuschauern, die sich aus allen Volksschichten einfanden, doch alles glatt verlief. Nachdem die - wieder“ verhallt waren, hielt der Leiter des Danziger Heimatdienstes, Hauptmann Krause, eine Ansprache, die mit den Worien Hrag. „In dem Glauben an die Zukunft Deutschlands fahren wir zur Ab⸗ stimmung, und in diesem Glauben rufen wir: Unsere Heimat, das große deutsche Vaterland lebe hoch! hoch! hoch!“ Brausend erscholl aus der tausendköpfigen Menge der Hochruf auf das Vaterland. „Deutschland, Deutschland über alles“ erklang, und dann setzten sich unter den Klängen der Musikkapelle „Ich bin ein Preuße“ die fünf Dampfer langsam und feierlich in Bewegung, begleitet von Tücher⸗
schwenken und Rufen: Auf Wiedersehen!
Apolda, 9. Juli. (W. T. B.) Zum heutigen Wochen⸗ markt ließ das Gewerkschaftskartell die Zugänge zum Markt besetzen und jeglichen Verkauf vferscgen⸗ bis die reise herabgesetzt waren. Als dies um 10 Uhr geschehen war, begann der Verkauf zu ganz erheblich ermäßigten Preisen.
Friedrichshafen, 9. Juli. (W. T. B.) Heute vormittag machte das neueste und größte Zeppelinluftschiff I. 72, dessen Bau vor Ausbruch der Revolution von der Marineverwaltung in Auftrag gegeben und das erst jetzt fertiggestellt worden ist, seine erste, glänzend verlaufene Probefahrt. Das Luftschiff muß in Bälde an Frankreich abgeliefert werden.
3 Handel und Gewerbe. 8
— Nach dem Geschäftsbericht des Preußischen Beamten⸗ Vereins zu Hannover, Lebensversicherungsverein auf Gegen⸗ seitigkeit, für das Jahr 1919 wurden zur Erfüllung von Versiche⸗ rungsverträgen gezahlt und zurückgestellt: 2) für Versicherungen, die erloschen sind: durch Ableben: Lebensversicherung 6 571 405 ℳ, Sterbegeldversicherung 200 0900 ℳ, Ablauf: Lebensversicherung 5 549 410 ℳ, Kapitalversicherung 1 253 900 ℳ, Rückkauf: Lebens⸗ G“ 332 688 ℳ, Sterbegeldversicherung 1 878 ℳ, Kapital⸗ versicherung 168 630 ℳ, Rentenversicherung 13 025 ℳ, b) für fällig gewordene Renten 973 767 ℳ, insgesamt 15 064 796 ℳ. An neuen Versicherungen gelangten im Jahre 1919 zum Abschluß 3609 Lebensversicherungen über 33 569 850 ℳ Kapital, 663 Kapital⸗ versicherungen über 2 605 500 ℳ Kapital, 419 “ rungen über 450 500 ℳ Kapital, 203 Leibrentenversicherungen über 116 260 ℳ jährliche Rente. Im ganzen wurden also neu abge⸗ schlossen: 4794 “ über 36 625 850 ℳ Kapital und 116 260 ℳ jährliche Rente. Der Versicherungsbestand stellte sich Ende 1919 auf 78 564 Lebensversicherungen über 455 462 380 ℳ Kapital, 5934 Kapitalversicherungen über 15 644 720 ℳ Kapital, 15 060 Sterbegeldversicherungen über 8 157 010 ℳ Kapital, 3254 Leibrentenversicherungen über 1 288 357,80 ℳ jährliche Rente, ins⸗ gesamt auf 102 812 Versicherungen über 479 264 110 ℳ Kapital und 1 288 357,80 ℳ jährliche Rente.
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Der Geschäftsgewinn des Jahres 1919 beläuft sich auf 2 585 898,75 ℳ. Die Jahresdividende für die Mitglieder der E““ für das Jahr 1919 ist auf 3 ½ vH der berechtigten Prämienreserve festgesetzt. 1 — Die Vollversammlung des Metallwirtschaftsbundes vom 8. d. M. hat laut Meldung des „W. T. B.“ folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Ein⸗ und Ausfuhr von Rohmetallen. Die Ausfuhr aller Reinmetalle, soweit sie aus deutscher Bergwerksproduktion stammen — bei Zink auch, soweit es aus Zinkaschen gewonnen wurde —, wird bis zu 50 vH. der Produktion vom Mai, Juni, Juli und August 1920 den deutschen Hüttenwerken gestattet. Soweit die Mai⸗ und Juni⸗ produktion bereits vor dem 1. Mai 1920 und die Juli⸗ und August⸗ produktion bereits vor dem 1. Juli 1920 von den Hütten an Dritte vergeben wurde, treten diese für das übernommene Quan⸗ tum in die Rechte der Hütten ein, sonst nur insoweit, als
die Hütten ausdrücklich auf ihr Recht zu Gunsten des Käufers Verzicht
leisten. Unter Produktion wird diejenige Menge verstanden, die von der Hütte in dem betreffenden Monat aus deutscher Bergwerks⸗ produktion fertiggestellt wird.
Für Feinzink wird insbesondere be⸗
schlossen, daß in Anbetracht der Tatsache, daß für Feinzink nach
Aufhören des Kriegszustandes ein überhaupt nur nennenswerter Bedarf im Inland nicht mehr besteht, über die 50 vH Produktion hinaus von den am 1. Juli im Deutschen Reich vorhandenen Beständen 50 vH zur Ausfuhr freigegeben werden. Als Feinzink gilt 99,7 vH bis 99,9 v. H; der Metallwirtschaftsbund behält sich die Nachprüfung durch Analyse vor. Die Genehmigung zur Aus⸗ fuhr erlischt nach drei Monaten. Eine Verlängerung der Ausfuhr⸗
genehmigungen kann prinzipiell nicht zugestanden werden, sondern muß 1
von den dann herrschenden Verhältnissen abhängig gemacht werden und unterliegt einem neuen Beschluß. Die Einfuhr von Rohmetallen ist gestattet, insofern der zu bezahlende Preis nicht über dem maß⸗ gebenden Weltmarktpreis liegt. 2. Halbfabrikate. Halbfabrikate dürfen in all den Fällen anstandslos ausgeführt werden, wo der Ausfuhrpreis nicht unter dem Ielandprich liegt. Für neue Legierungen in Form
von Lagermetallen, Schriftgießerei⸗ und Stereotypiemetallen sowie Löt⸗
inn gilt derselbe Beschluß, wie für Halbfabrikate.
Die Ausfuhr von 50 vH der am 7. Juli 1920 einschlietzlich nach⸗ weisbar vorhanden gewesenen Bestände von Zinkoxyd, hüttenmännisch
4 1 r 8 — 3. Altmetalle, Abfälle, Rückstände, Aschen, Remeltedzink, Zinkzünderlegierung usw.
hergestellt, Zinkzünderlegierung, “ Kupfervitriol, l
Raffinierneusilber, Kupfernickellegierungen und Zinn estattet, falls angemessene Preise erzielt werden. at sich zu ver
ausgeführten Materialien in Form von Metallen, Metallvorpro⸗
dukten oder Produkten der Hüttenindustrie
Falls er dieser Verpflichtung uihs nachkommt, ohne genügende Ent⸗
schuldigungsgründe anführen zu
der Ausfuhr gesperrt. d 1
Monate Juli und August dürfen 50 vH ausgeführt werden. Zink⸗
asche darf in der Weise dushe ührt werden, daß der gleiche Inhalt
an Zink in Morm von Rohblende eingeführt wird. Fß alle nicht genannten Materialien bleibt der bisherige 88 tand bestehen. Für
Hartblei wird einstimmig Bestandsaufnahme beschlossen. Die Hütten
ämmen wird 1 1 Der Ausführende ichten, binnen dreier Monate 50 vH des Werts der
wieder einzuführen.
önnen, wird er für 6 N onate von Von der Produktion an Remeltedzink der
sollen berechtigt sein, bei Ankauf von silberhaltigem Material, in melchem sie das Silber zu bezahlen haben, 50 vH des Silbers zur
Ausfuhr anzumelden. — In der Sitzung des Aufsichtsrats des A. Schaaff⸗
Fsseh schen Bankvereins A.⸗G., . Juli wurde laut Meldung des „W. T. B.“ der Abschluß für das Geschäftsjahr 1919 vorgelegt und die Verteilung von 8 vH Gewinn⸗ anteil beschlossen. visionen 15 119 442 (10 027 937) ℳ. Hiervon sind einschl. Tantiemen und Gratiftkationen 15 317 876 ℳ, 3 243 431 ℳ, Talonsteuer 100 000 ℳ, Abschreibung auf Bank⸗ ebäude 1 000 000 ℳ, zusammen 19 661 307
leibt Reingewinn 13 956 346 (7 816 552,97) ℳ. Die Bilanz zum 31. Dezember 1919 weist u. a. folgende Ziffern auf: Aktiva ins⸗ esamt 1920,6 (807,2) Mill. Mark. Davon Kasse, fremde Geld⸗ orten, Kupons und Guthaben bei Noten⸗ und Abrechnungsbanken 80,9 1847 Mill. Mark, Wechsel und unverzinsliche Schatzanweisungen 1155,5 (451,5) Mill. Mark, Nostroguthaben bei Banken und Bank⸗ firmen 184,9 (26,3) Mill. ark, Reports und Lombards gegen börsengängige Wertpapiere 29,2 (62,4) Mill. Mark, Debitoren in laufender Kechnung 420,8 (174,4) Mill. Mark, Aval⸗ und Bürg⸗ schaftsdebitoren 222,1 (65,1) Mill. Mark. Von den Passiven betrugen: Aktienkapital 100 (100) Mill. Mark, Reserven 10 (10) Mill. Mark Kreditoren 1715,7 (671,0) Mill. Mark, Akzepte und Schecks 80,4 (16,8) Mill. Mark, Aval⸗ Bürgschaftsverpflichtungen 222,1
Köln a. Rh., am
Es erbrachten 1919 (1918 in Klammer): Pro⸗ 5 241 198) ℳ, Zinsen und Diskont 18 024 902 ürzen: Handlungsunkosten
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Steuern
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(8148 227) ℳ.
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