Bekanntmachung
Unter dem 27. Juni 1920 ist auf Blatt 96 kfd. Nr. und 1255 des Tarifregisters eingetragen worden:
Der zwischen dem Verein für Handel und Industrie E. V., dem Gewerkschaftsbund kaufmännischer An⸗ Neuhaldensleben,
Neuhaldensleben, gestelltenverbände, Gewerkschaftsbund der Angestellten, Ortsverband Neuhaldens⸗ leben, am 3. Mai 1920 abgeschlossene Tarifvertrag wird ur Regelung der Gehalts⸗ und Anstellung ie kaufmännischen Angestellten gemäß 8. vom 23. Dezember 1918 (Reichs⸗Gesetzbl. S. 1456) für das Gebiet der Gemeinden Neuhaldenslehen und Althaldensleben für allgemein verbindlich erklärt. keit beginnt mit dem 1. April 1920. punkt tritt die allgemeine 2 12. Juni 1919 sowie der Zusatzvereinbarung vom 12. ( Kre Die allgemeine Verbindlichkeit erstreckt sich nicht auf Arbeitsverträge, für die besondere Fachtarifvertrüge in Geltung sind. .
Ortsausschuß und dem
gsbedingungen für 2 der Verordnung
Die allgemeine Verbindlich⸗ 1920. Mit dem gleichen Zeit⸗ erbindlichkeit des Tarifvertrags vom
1919 außer Kraft.
Der Reichsarbeitsminister. J. A3: Wulff.
Das Tarifregister und die Registerakten können im Reichsarbeits⸗ n, Berlin NXW. 6, Luisenstraße 33/34, Zimmer 161, während der regelmäßigen Dienststunden eingesehen werden.
Arbeitgeber und Arbeitnehmer, für die der Tarifpertrag infolge der Erklärung des Rcichsarbeitsministeriums verbindlich ist, können von den Vertragsparteien einen Abd — 5 stattung der Kosten verlangen. 27. Juni 1920.
Der Registerführer.
ministerium
arisvertrags gegen E
Sarassa.
Bekanntmachung.
Unter dem 27. Juni 1920 ist auf des Tarifregisters eingetragen worden: chen dem Arbeitgeberverband für Sondershausen E. V., dem Gewerkschaftsbund der Angestellten, und dem Gewerkschafts⸗ Landesaus
llatt 942 lsd. Nr. 2
und Umgegen Landesverband Thüringen in Erfurt, kaufmännischer Thüringen in Erfurt, am vertrag zu
Angestellten⸗Verbände, 30. April 1920 abgeschlossene Zu verbindlichen Tarifvertrag vom 3. Februar 1920 wird zur Regelung der Gehalts⸗ und An⸗ stellungsbedingungen für die kaufmännischen Angestellten gemäß 2 der Verordnung vom 23. Dezember 1918 (Reichs⸗Gesetzbl. 1456) für das Gebiet der Unterherrschaft von Schwarz⸗ burg⸗Sondershausen gleichfalls für allgemeine Verbindlichkeit beginnt mit dem
verbindlich
für die besondere Fachtarifverträge in Geltung ür einen Handels⸗ oder Industriezweig
Falls künftig gemein verbindlich erklärt
ein besonderer Fachtarifvertrag für all wird, scheidet er mit dem Beginn der allgemeinen Verbindlich⸗ keit aus dem Geltungsbereich des allgemeinen Der RNeichsarbeitsminister.
J. A.: Wulff. Das Tar und die Registerakten können im arheitsministerium, Berlin NW. 6, Luisenstraße 33/34, Zimmer 161,
während der regelmäßigen Dienststunden eingesehen werden.
Arbeitgeber und Arbeitnehmer, für die der Tarifvertrag infolge der Erklärung des Reichsarbeitsministeriums ver von den Vertragsparteien einer Erstattung der Kosten verlangen. Berlin, den 27. Juni 1920. Der Registersührer.
Tarifvertrags aus.
Das Tarifregister
bindlich ist, Tarifvertrags gegen
Bekanntmachung.
Unter dem 27. Juni 1920 ist auf Blatt 1171 lfd. Nr. 3 des Tarifregisters eingetragen worden:
Der zwischen der Arbeitsgemeinschaft der Angestellten⸗ Verbände zu Iserlohn, dem Fabrikanten⸗Verein für Iserlohn und Umgegend zu Iserlohn und dem Arbeitgeberverband für Handels⸗ und verwandte Betriebe zu Iserlohn am 18 schlossene Nachtrag zu dem allgemein verbindlichen Tarifvertrag vom 21. August 1919 wirdzur Regelung der Gehalts⸗ und Anstellungsbedingungen der kaufmännischen undtechnis chen An⸗ gestellten in Handels⸗ und Industriebetrieben mit Ausnahme der § 2 der Verordnung vom 23. Dezember bl. S. 1456) für das Gebiet der Stadt Iserlohn für allgemein verbindlich erklärt. Verbindlichkeit beginnt mit dem 1. Januar 1920. Sie erstreckt ür die besondere Fachtarifver⸗ ünftig für einen Handels⸗ oder erer Fachtarifvertrag fuͤr allgemein verbindlich erklärt wird, scheidet er mit dem Beginn der allge⸗ meinen Verbindlichkeit aus dem Geltungsbereich des allgemeinen
1919 abge
Werkmeister gemäß 1918 (Reichs⸗Gesetz Die allgemeine
sich nicht auf Arbeitsverträge, träge in Geltung sind. Industriezweig ein be
Der Reichsarbeitsminister. J. A.: Wulff.
ster und die Registerakten können im Reichsarbeits⸗ ze 33/34, Zimmer 161, während
Das Tarifregi ministerium, Berlin NW. 6, Luisenstra elmäßigen Dienststunden eingesehen werden. rbeitgeber und Arbeitnehmer, für die der Tarifvertrag infolge der Erklärung des Reichsarbeitsministeriums verbindlich ist, können
gsparteien einen Abdruck des Erstattung der Kosten verlangen. in, den 27. Juni 1920.
Der Registerführ
Tarifvertrags gegen
Bekanntmachung.
Unter dem 28. Juni 1920 ist auf Blatt 613 Ifd. Nr. 2 und 1254 des Tarifregisters eingetragen worden:
Der zwischen dem Gewerkschaftsbund kaufmännischer An⸗ — Landesausschuß Thüringen in Erfurt, und dem Arbeitgeberverband des Meininger Unterlandes E. V. in Marienthal am 23. Februar 1920 abgeschlossene Tarifvertrag wird zur Regelung der Gehalts⸗ und Anstellungsbedingungen sür die kaufmännischen Angestellt 1 Dezember 1918 (RNeichs⸗Gesetzbl. S. 1456) für das Gebiet des Meininger Unterlandes, und zwar die Orte; Allen⸗ dorf, Bad Liebens Frauen⸗ und Altenbreitungen, Salzungen, Oberrohn, S Steinbach und Trusen, für allg allgemeine Verbindlichkeit beginn dem gleichen Zeitpurn Tarifvertrags vom meine Verbindlichkeit erstreckt si die besondere Fachtarifverträge in Gelt für einen Handels⸗ und Industriezwe
gestelltenverbände,
en gemäß § 2 der Verordnung
tein, Barchfeld, Gumpelstadt, Herges⸗,
emein verbindlich erklärt. Die t mit dem 1. März 1920. Mit die allgemeine Verbindlichkeit des 15. August 1919 außer Kraft. Die allge⸗ ch nicht auf Arbeitsverträge, für Falls künftig ig ein besonderer Fach⸗
aft tritt die al
tarifvertrag für allgemein verbindlich erklärt wird, scheidet er mit dem Beginn der allgemeinen Verbindlichkeit aus dem Geltungsbereich des allgemeinen Tarifvertrages aus. S Der Reichsarbeitsminister. 8 Das Tarifregister und die Registerakten können im Reichsarbeits⸗ ministerium, Berlin NW. 6, Luisenstraße 33/34, Zimmer 161, während der regelmäßigen Dienststunden eingesehen werden. Arbeitgeber und Arbeitnehmer, für die der Tarifvertrag infolge der Erklärung des Reichsarbeitsministeriums verbindlich ist, können von den Vertragsparteien einen Abdruck des Tarifvertrags gegen Er⸗ stattung der Kosten verlangen. 1 1 1“ 8 Berlin, den 28. Juni 19220. Der Registerführer. Sarassa.
Bekanntmachung.
Unter dem 29. Juni 1920 ist auf Blatt 381 lfd. Nr. 2 und Bl. 1257 des Tarifregisters eingetragen worden:
Die zwischen dem Arbeitgeberverband im Einzelhandel Groß Berlins E. V. und dem Zentralverband der Angestellten, Bezirk Groß Berlin, Fachgruppe 7, am 26. Juni und 1. November 1919 abgeschlossenen Nachträge sowie der am 26. Februar 1920 gefällte, von den Vertragsparteien angenommene Schiedsspruch des Schlichtungsausschusses Groß Berlin zu dem allgemein verbindlichen Tarifpertrag vom 7. Mai 1919 für die kaufmännischen Angestellten im Einzelhandel im Gebiet des Zweckverbandes Groß Berlin werden 1n denselben Berufskreis und das gleiche Tarifgebiet im gleichen Umfange wie der Tarisvertrag vom 7. Mai 1919 gemäß § 2 der Ver⸗ ordnung vom 23. Dezember 1918 (Reichs⸗Gesetzbl. S. 1456) für allgemein verbindlich erklärt. Die allgemeine Verbindlichkeit der beiden Nachträge und des Schiedsspruches vom 26. Fe⸗ bruar 1920 beginnt mit dem 1. Januar 1920. Sie erstreckt sich nicht auf Arbeitsverträge, für die besondere Fachtarif⸗ verträge in Geltung sind. 3
Der Reichsarbeitsminister. J. A.: Wulff.
Das Tarifregister und die Registerakten können im Reichs⸗ arbeitsministerium, Berlin NW. 6, Luisenstraße 33/34, Zimmer 161, während der regelmäßigen Dienststunden eingesehen werden. —
Arbeitgeber und Arbeitnehmer, für die der Tarifvertrag infolge der Erklärung des Reichsarbeitsministeriums verbindlich ist, können von den Vertragsparteien einen Abdruck des Tarisvertrags gegen Er⸗ stattung der Kosten verlangen.
Berlin, den 29. Juni 1920.
Der Registerführer. Sarassa.
8
Bekanntmachung.
„Unter dem 29. Juni 1920 ist auf Blatt 1256 des Tarif⸗ registers eingetragen worden:
Der zwischen dem Deutschen Musiker⸗Verband, Orts⸗ verwaltung Berlin, und dem Verein der Kaffeehausbesitzer von Groß Berlin und der Provinz Brandenburg (E. V.), Sitz Berlin, am 9. Februar 1920 eea Tarifvertrag nebst dem am 18. Mai 1920 vereinbarten Nachtrag zu dem Tarifvertrag werden zur Regelung der Lohn⸗ und Arbeits⸗ bedingungen für Musiker in Kaffees, Kabaretts, Dielen, Bars und Tanzpalästen gemäß § 2 der Verordnung vom 23. De⸗ zember 1918 (Reichs⸗Gesetzbl. S. 1456) für das Gebiet des Zweckverbands Groß Berlin für allgemein verbindlich erklärt. Die allgemeine Verbindlichkeit beginnt mit dem 15. Mai 1920.
Der Reichsarbeitsminister. 1u
J. A.: Wulff. 8
Das Tarifregister und die Registerakten können im Reichsarbeits⸗ ministerium, Berlin NW. 6, Luisenstraße 33/34, Zimmer 161, während der regelmäßigen Dienststunden eingesehen werden.
Arbeitgeber und Arbeitnehmer, für die der Tarifvertrag infolge der Erklärung des Reichsarbeitsministeriums verbindlich ist, können von den Vertragsparteien einen Abdruck des Tarifvertrags gegen Er⸗ stattung der Kosten verlangen. 8 1.“ ‚den 29. Juni 1920.
Der Registerführer.
Ni (Fortsetzung aus dem Hauptblatt.) BVorlänsiger Reichswirtschaftsrat. Berichterstattung über Spaa.
3. Sitzung vom 22. Juli 1920, Vormittags 10 Uhr. (Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger.)
Auf der Tagesordnung steht die Berichterstattung der Regierung über die Verhandlungen in Spaa.
„Präsident Edler von Braun: An perschiedenen Stellen in der Oeffentlichkeit ist die Verwunderung darüber zum Ausdruck gebracht worden, daß der Reichswirtschaftsrat den Bericht der Reichsregierung über die Verhandlungen in Spaa vor dem Reichstage erhält. Diese Verwunderung ist durchaus ungerechtfertigt. Nach den gesetzlichen Be⸗ stimmungen hat der Reichswirtschaftsrat die Aufgabe gutachtlicher Aeußerungen in wirtschaftspolitischen und sonalpolitischen Fragen. Ein Gutachten hat aber nur dann einen Sinn, wenn es vor der Entscheidung gefällt wird. Deshalb liegt es im Sinne der esetzlichen Bestimmungen und im Interesse des Reichstags, daß der Lichandirtschaftörat seine Meinung über das Verhandlungsergebnis in Spaa vor dem Beginn der Reichstagsverhandlungen zum Ausdruck bringt. Erinnern Sie sich bitte daran, daß Sie mich in unserer letzten Sitzung ermächtigt haben, die nächste Versammlung des Reichswirtschaftsrats dann einzuberufen, wenn die Verhandlungen in Spaa es notwendig machen. Dement⸗ sprechend ist verfahren worden. Wir werden heute den Bericht der Reichsregierung entgegennehmen und Stellung dazu nehmen. Unsere Aufgabe beschrankt sich dabei auf das Gebiet, das bereits im Namen unserer Körperschaft zum Ausdruck gebracht wird. Wir haben es hier lediglich mit wirtschaftlichen Fragen zu tun. Dabei ist zu berücksichtigen, daß nach den bestebenden Verordnungen laut Artikes 5 die wirtschaft⸗ lichen Interessen des ganzen Volkes behandelt werden können und nach Artikel 11 unsere Tätigkeit auf witrschaftöpolitische und sozialpolitische Fragen beschränkt sei. Für das gesamte Deulschland würde es ein unerträglicher Zustand sein, wenn Reichswirtschaftsrat und Reichstag die Verhandungen in Spaa nach den gleichen Gesichtspunkten betrachten würden, also nach politischen Gesichtspunkten. Wir werden uns bei unserer Stellungnahme streng an unsere Aufgabe halten müssen. Es ist Par, daß es nicht unsere Aufgabe sein kann, die Verantwortung für die Verhandlungen in Spaa zu überprüfen und der Regierung unser Vertrauen oder Mißtrauen zum Ausdruck zu bringen. Das ist aus⸗ schließlich Aufgabe des Reichstags. Er hat die Dinge rückschauend zu betrachten und darüber zu entscheiden, ob er den Ministern sein Ver⸗ trauen aussprechen will, die die Verhandlungen in Spaa geführt haben.
Der Reichswirtschaftsrat hat die Dinge vorausschauend zu betrachten. Wenn auch an dem Verhandlungsergebnis in Spaa nichts mehr ge⸗ ändert werden kann, so hart und schwer es guch für das deuische Volk sein mag, so haben wir trotzdem die Aufgabe, über die Wege nachzu⸗ denken und Maßregeln vorzuschlagen, um trotzdem unser Wirtschafts⸗ leben aufrechtzuerhalten. Ich erbitte das Einverständnis der Versamm⸗ lung, daß die Erörterung politischer Fragen nicht zugelassen werden soll. (eüsüänmung.) Ein Widerspruch erfolgt nicht: es wird dementsprechend verfahren.
Reichswirtschaftsminister Dr. Scholz: Vevor ich zu dem eigentlichen Thema übergehe, ein kurzes Wort zu der Frage, die chen angeregt worden ist. Die Reichsregierung hat sich in dieser Be⸗ zichung mit dem Vorgehen des Präsidiums des Reichswirtschaftsrats einverstanden erklärt aus den Gründen, die der Präsident vorgetragen hat. Die Reichsverfastußa gibt in dieser Beziehung die Marschroute bereits wieder. Das Verhältnis des Reichswirtschaftsrats zum Reichs⸗ tage wird dort in einem Satze dahin gekennzeichnet, daß vecstpofhen⸗ und wirtschaftspolitische Entwürfe von grundlegender Bedeutung vor ihrer Einbringung dem Reichswirtschaftsrat zur Begutachtung vor⸗ zulegen sind. Liegt hier auch kein Gesetzen wurf vor, 8 wird man doch das, was hier vorzutragen ist, in gleicher Weise behandeln dülfen. Man wird feststellen dürfen, daß es auch den Interessen des Reichs⸗ tags dienen muß, daß ein Sackvwerständigenkollegium zu dieser eminent wichtigen, für die ganze wirtschaftliche Zukunft unseres Vaterlandes bedeutsamen Frage gutachtlich Stellung nimmt, ehe der Reichstag feine politische Entscheidung fällt. Das entipricht sowohl der Würde des Reichswirtschaftsrats als den Interessen des Reichstags. Denn die politische Entscheidung des Reichstags wird auf diese Weise vorbereitet als ohne Anhörung des Reichswirtschaftsrats. Daher hat die Reichsregierung sich bereit erklärt, heute hier über die Verhand⸗ lungen in Spaa zu berichten. In 8G Gremium kann es sich dabei nur um die Beurteilung der wirtschaftlichen Fragen handeln, kurz gesagt, nur um die Kohlenfrage.
Bei diesem Hauptthema nehme ich vorweg das Geständnis, daß es mir sehr viel angenehmer wäre, als Mitglied des Reichswirtschafts⸗ rats heute auf Ihren Bänken Kritiker zu sein, als hier Ihnen gegen⸗ über die Maßnahmen der Regierung in Spaa und das Abkommen, das dort getroffen werden mußte, zu verteidigen. Als wir nach Spag ab⸗ reisten, sagte ein guter Freund mir zum Abschied: „Mönchlein, Mönch⸗ lein, Du gehst einen schweren Gang!“, und ich mußte ihm tiefinnerlich zustimmen. Daß es ein schwerer Gang war, zeigte sich schon in der
ganzen Art, wie die deutschen Delegierten in Spaa aufgenommen
wurden, und wie zunächst mit ihnen verhandelt wurde. Wir waren disloziert von dem eigentlichen Kernpunkt der Geschehnisse. Wir waren, was man sür eine Sommerfrische vielleicht ganz angenehm finden konnte, weit ab auf einem Berge in Wäldern untergebracht, und es war die Kommunikation mit dem eigentlichen Sitze der Konferenz in Spaa erschwert. Daß auch sonst die Aufnahme und die Behandlung der deutschen Delegation in Spaa nicht ganz einwandfrei war, entnehmen Sie aus der Tatsache, daß ein Mitglied des Reichswirtschaftsrats in einer Apotheke erfahren mußte, daß ihm ein notwendiges Heilmittel verweigert wurde mit dem Hinweis daß an Deutsche nicht verkauft werde. (Lebhaftes Hört, hört!) Auch die ganze Art der Verhandlungen zeigte, zunächst wenigstens, daß man uns dort nicht als gleichberechtigte Verhandlungsgegner ansehen wollte, sondern als Angeklagle, die sich zu rechtfertigen hätten. Die ganze Sachlage war die: Wir sollten verantwortlich vernommen werden über alle die Untaten, die wir be⸗ gangen bätten, und über die Versäumnisse, die man uns zur Last legte, und darüber wollte man dann ein Urteil fällen. Wenn es gelang, zu einem anderen Verhandlungsmodus zu kommen, so ist das das besondere Verdienst meines hochverehrten Kollegen vom Außenministerium, dem es gelungen ist, durch außerordentlich geschickte Verhandlungsmethoden unsere Verhandlungsgegner davon zu überzeugen, daß wir ihnen gleich⸗ berechtigt gegenüberständen.
8
Auch in der Kohlenfrage begannen die Verhandlungen damit,
daß uns zunächst Vorwürfe über die bisherige Art unserer Lieferungen
gemacht wurden, und wir veranlaßt wurden, uns zu verantworten.
Nachdem das geschehen war, erfolgte ein Diktat in der Form einer so⸗ genannten Decision. Dieses Diktat besagte in seinen wesentlichen Momenten folgendes: Die deutsche Regierung muß den Lieferungen der Reparationskommission unter den durch den Friedensvertrag fest⸗ gesetzten Bedingungen die absolute Vorhand vor allen anderen Liefe⸗ rungen zuerkennen. Ferner soll eine dauernde Delegation der Re⸗ parationé sommission in Betlin eingerichtet werden, die darüber zu wachen hat, daß alle Bestimmungen rigoros durchgeführt werden. Im weiteren Verlause der Verhandlungen über diese Punkte hat die deutsche Regijerung es für richtig gehalten, durch zwei Sachvwerständige aus den Kreisen der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber der Gegen⸗ seite das Prinzip deutlich vor Augen zu führen, daß eine Erhöhung der Förderung der Kohlen und damit eine Erhöhung der Licferung an die alliierten Mächte nur herbeigesührt werden könnte durch vereinigte Arbeit der Regierung mit den schaffenden Kräften in Deutschland. Der Eindruck, den die beiden deutschen Sachverständigen auf der Gegen⸗ seite heivorriefen, bewies, daß unsere Aufsassung de richtige war. Es war auffällig, daß am gleichen Tage, an dem diese beiden Sackwer⸗ ständigen zu Worte gekommen waren, der Prösident der französischen Republik zum ersten Male Töne anschlug, die man wohl im allge⸗ meinen als versöhnlich bezeichnen kann. Und es war auffällig, daß zum ersten Male dann die Alliterten sich bereit erklärten, mit uns in einer gemeinschaftlichen paritätischen Sachverständigenkommission zu beraten. Dieser Vorschlag der Verweisung an eine technische Kom⸗ mission von Sachvwerständigen, der von uns gemacht wurde, wurde am gleichen Tage angenommen, nachdem die beiden Sachverständigen sich geäußert hatten.
Die Kommission kam leider zu keinem greifbaren Ergebnis. In den Verhandlungen wurde an den von der Reparationskommission fest⸗ gesetzten Mengen festgehalten, die für uns nach dem Urteil aller Sach⸗ verständigen unerfüllbar wayven. Es folgte dann eine Enllärung der alliierten Mächte, daß auf sechs Monate eine Ermäßigung von 2,4 auf 2 Millionen eintreten sollte. Wir mußten erklären, daß wir dieses Angebot für unerfüllbar hielten, und es wurde von uns ein Gegen⸗ vorschlag sormulievt. Der Minister wiederholt den bekannten Inhalt dieses Vorschlages, wonach sofort 1,1 Millionen abzuliefern seien, unter Voraussetzung der Ermöglichung besserer Lebenshaltung der Berg⸗ orbeiter in ein bis zwei Monaten eine Steigerung von 1,4 Millionen und nach Ablauf eines Jahres eine solche auf 1,7 Millionen eintreten sollte unter der Voraussetzung, daß bis dahin unter. Mäthilfe der all ierten Mächte es ermöglicht würde, die Siedlung im Ruhrgebiet erheblich zu steigern. In diesem Moment der Verhandlungen trat ein starker Druck ein, unter dem nunmehr die ganze Sachlage für die deutsche Delegation stand. Es wurde uns mitgeteilt, daß, wenn wir nicht schleun est zu einer Einigung in der Kohlenfrage kämen, der Ein⸗ marsch ins Ruhrgebiet unverzüglich vollzogen würde. Nicht um einen Kinderschreck hondelte es sich, sondern wir wußten, daß der Befehl zum Einmarsch bereits vollzogen war und in wenigen Sturden in die Tat umgesetzt werden sollte, fals keine Einigung erzielt würde. Unter
diesem Druck der Verhältnisse kam unser neues Angebot zestande, wonach sich die deutsche Negierung verpflichtet, vom 1. August d. J. ab auf vorläöufig sechs Monate monatlich zwei Mellionen zur Ver⸗ fünung ꝛu stellen. Der Minister wiederbelt die weiteren Einzelheiten des bekannten Vorschlages. Die Alliierten erklärten sich schließlich bereit, Deutschland zur Einführung ausländischer Lebensmittel urd von Rohstosten für Industrie und Landwirischaft einen Vorschuß zu gewähren. Die Beratung über diesen Vorschuß wird alsbald unter Zuxiehung von Sackverständigen aufgenommen werden.
Ueber die veränderte Haltung der deutschen Regierung habe ich zu sagen: Wir hatten mit der Nollziehung des Einmarsches binnen werigen Stunden zu rechnen. Wir mußten uns der schwierigen Silualion gegenüberstellen, daß wir durch die Verweigerung der Zu⸗ stimmung zu zwei Millionen Tonnen, einer Zahl, die für die fran⸗ zösische Regierung gewissermaßen eine gebeiligte war, den unmitiel⸗ baren Einmarsch mit allen seinen politischen und wirtschaftlichen Folgen herbeiführen würden. Getreu den Ausführungen des Herrn Präsidenten möchte ich mich mit den politischen Folgen des Eir⸗ marsches nicht beschäftigen. Ich möchte nur darauf hinweisen, deß
E
21 g 4 „ „ „
rischafflicher Beziehung die Folge gewesen wäre, daß die För⸗ derung im Ruhrgebiet rächt nur in der Höhe von etwa zwei Millionen, sondern in voler Höhe des Friedensvertrags, d. h. von etwa 3,5 Mil⸗ lionen monatlich, abzuliefern gewesen wäre. — schlechterung der Lage in die deutsche D
e Eine erhebliche Ver⸗ 1 schland würde eingetreten sein. „Delegation war maßgebend eine Lieferung von 1,1 Mil⸗ lionen sowie eine Steigerung auf 1,4 Millionen in kurzer Zeit durch war bereits als möglich angesehen den. , - ht auf den Vorschlag bezüglich der oberschlesischen Kohle die Möglichkeit der Steigerung auf 1,7 Mil⸗ lionen. Die deulsche Negierung war der Auffassung, daß sie unmög⸗ bei de genden Folgen eines Ein⸗ marsches übernehmen konnte. So ist es gekommen, daß wir das Ihnen Das Angebot wurde leider nicht im as Anerkenntnis der Lieferung von
Verpesserung der Lebenshaltu worden. Es bestand mit Ni
lich bei der g fserenz die schwerwie
vorgetragene Angebot machten. vollen Maße angenommen, wohl d wei Millionen, nicht aber die beiden Bedingungen. Fragc der Verbesserung der Lebenshaltung der Bergarbeiter wurde uns en, daß der Gegenw f e. Außerdem wurde die Gegen⸗ tgesetzt, die zum Er⸗ Bezüglich der daß die Ver⸗
sei, in welcher Deutsch⸗
Bezüglich der
n Diktat nur zuge 8 1 nto angerechnet wer leistung einer Prämie von fünf Goldmark fe werb von Nahrungsmitteln verwendet werden oberschlesischen Frage wurde nur allgemein anerkan teilung durch eine Kommission zu bestimmen rkrete Im übrigen erklärten sich die alliierte zungen bereit, Deutschland einen Vorschuß zu gewähren in Höhe des ds zwischen dem deutschen Inlands) 8
in dem endgülti das Reparakiors
land verkreten sei.
breis und dem Weltmarkt⸗ Unier dem Druck des drohenden Einmarsches in das das französische An⸗ ffer 7, betr. die legation hielt es weder ages noch mit Deutschlands (Sehr richtig!) mmt ausgesprochen Abkommen scheitern zu lassen.
preis der Kohle. Ruhrgebiet entschloß sich die deutsche Delegati allerdings mit Ausnahme der
gebot anzunehmen, Die deutsch
Besetzung des Nuhrgebiets. mit den Verpflichtungen des Würde für vereinbax, dies Sie war fest entschlossen und hat es auch besti⸗ der Forderung dieser Un —
Bei der G eits eine gewisse Verbesserur Friedensvertrages vor Augen Nonen Tonnen ist auf 2 nicht unwesentliche Zugeständnisse ge nicht nur der Bergarbeiterschaft, s lkerung gemacht worden. gewisse Etappe auf dem Wege zur Bess schland und den alliierten Ländern. teht mit mir auf dem Slandpunkt: Das ielleicht fast unerträgliche, vi Wirtschaftölebens nicht vermieden werden können, schränkungen aufzuerlegen. eben müssen zwei füllt werden, serer Kohlenproduktion, der Kohle aus der deu Die Mehrförderung der Kohle kann nur gele illens an sie herantritt. ster Linie eine Arbeiterfrage. lle irgendwie möglichen Er⸗
usatz zu unterschreiben.
amtbeurteilung der Sachlage wird man sich einer⸗ Bestimmungen en müssen. Die Zifser von 3,3 M ich herabgesetzt. Ferner sind ldlicher Natur mit Rücksicht auf ondern auch der ganzen Ferner ist immerhin eine Beziehungen zwischen Die Mehrheit der Re⸗
Millionen monatl
die Ernähru deutschen Be⸗
Spaa stellt eine vi elleicht unerträgliche der deutschen In⸗
voraussichtlich men, Die Folgen
dustrie neue B gesamtes wirtschaftliches trag von Spaa kann nur er ordentlich starke Vergröf leiber — durch Entziehung
einmal durch eine außer⸗ sodann — Volkswirt⸗ eistet werden, won unsere Arbeiterschaft 1t Abkommens in Spaa ist in er Cs wird notwcndig sein, den Arbeitern a leichterungen zu Besserung der Ernährun Ich richte aber au an die deutsche Landwirlscha diesem Grunde alles zu tun, wa andwirlschaftlichen der Lage sein, wirklig rhältnisse der Arbeiterschaft dure ich auf dem Gebiete der K sorge treffen.
den Bergbaugebieten g. arbeiter dringend b
Berghaugebiet muß tte und den Appe stark vertreten ist, schnelle und restlose Nur dann rbesserung der zuführen. Im übrigen ing und des Schuhwerks Auf dem Wege der stärkeren leichfalls vorgehen. itten, durch Ver⸗ der drückenden Verpflichtungen Nach Auffassung va nunmehr den druck zu erwecken, als ob e angetastet werden solle. Wille der Arbeiter zur fen werden.
enbergbaues müssen wir uns eerpflichtungen schaffen. Der eitigt werden. Kohlenverteilung schaftsministerium ist vom Verwirklichung des Wir werden bemüht der Kohlenverteilungs⸗ sen — zu finden, auch genötigt sein erer sonstigen In⸗ egung, Ersparnisse cheint mir fraglos.
Wie ich glaube, ist bereits diesem Kohlenabkommen in eil ich der ehrlichen Auf⸗ chlands ein f s Faktum dar mit aller mir zur Erfüllung dieses t der Stunde, ganz Das Abkommen i erade desha nere Recht, Sie inner⸗
agsverhältnisse im Bei ch die dringende a auch hier
Bestände hinzielt.
Arleferung der I stän 1 b h wirksam die
werden wir in Ernährungsve müssen wir auch der Bergarbeitersch Siedlung müsse Im übrigen müu stärkung der Arbeit Deutschlands den der Regierung lönnte aber n Bergarbeitern die tarifmößig festgelegte Auf dem Verhandlung Leistung von Uebetsch⸗
Durch Erweiterung de eine Erleichterung unserer L. Kohlenschleichhandel mt müssen wir uns eine angelegen sein 1 ls federführendes Mi s von Spaa bestimmt worden. Wege durch eine Abänd Mitwirkung von
ssen wir die Berg. zur Erfüllung Alliierten gegenüber beizutragen. ichts falscher
nur den Eind itszeit irgendwi oswege muß chten wieder aufgeru
s Braunkoh
egenüber auch
ch Möglichkeit bes Umorganisation Das Neichswirtschaftsn nisterium für die Kohlenabkommen sein, Mittel und organisation — unter um der Sachlage Herr zu werden. werden, uns zu fragen, — dustrie durch Umstellung, tei in unserer Kohlenwirls
Zum Schluß ein per bekannt geworden, daß ich seiner letzten Fassung widers fassung bin, daß es † liches, um nicht zu
Arbeiterkrei Daß wir leider ob wir nicht hinsichtlich un lweise auch Zusammen
chaft zu erzielen vermögen, s
sönliches Wort. ich persönlich
prochen habe, we ndustrie Deut⸗ n unerträgliche sch mich entschl die restlose st jetzt das Gebo ich zu dieser Frage stehen:
ast unerträ⸗
den Kraft für
Verfügung stehen ireten, denn das i
kommens einzu einerlei, wie wir innerl das Abkommen mu fühle ich nicht nur die Verp an Sie alle den dringend lich mit diesem Abkomm Kräfte uns, der Reich versetzt werden, Deutschland hat e daran setzen, daß dief Reichsarbeiteminister Braun: Linie eine Frage der C Bei der Erzeugung spie Deshalb kann es lungen in Spaa Diese Erregung w. Spaa verhanden; s t auch beute noch nie ist meines Erachtens ver hohen Forderungen der Entente durchgesetzt werden sollten. ht auf unsere ouf Kosten der Ee undheit de Drohung der Dur besonders stols auf fühlen sich durchaus lands. Dieses Solidarit Nunmehr fürcht der Enkente Drutschlands werden wird, und die schwierickeiten einen beson höht. Daau kommt, daß die für sie ungünsti orbeiter besor
sondern auch das in chten, einerlei, ob der nicht, alle damit wir in die Abkommen zu erfüllen. Deutschland muß alles halten wird.
Die Kohlenfrage ist in erster erst eine Frage der Verteilung. die Hauptrolle. ts der Verhand⸗ g bemächtigt Verhandlungen in steigert, und
Appell zu richter en einverstanden sind o gierung, zu ! dieses nun einmal g t ein Versprechen gegeben, es Versprechen ge⸗
Erseugung, dann lt der Foktor cht auffallen, daß der Bergarbeiter eine sehr gro ar schon vor Beg ich während ders ht erloschen.
Arbeit natürli ße Erregun
elben noch ge Diese Erregung der Berg Die Bergarbeiter börten von den er Art, wie sie diktaterisch che Gedanke Arbeitskraft, Und nun erft der Bergmann ist e deutschen Bergarbeiter iterschaft Deutsch⸗ den Ueberschichten hohen Forderungen Maße stillgelegt der Absatz⸗ cht hat, sich noch er⸗ en, daß auf dem Umwege len Schichtdauer in einem om Punkte sind die Berg⸗ daß die Frage der schaft der ganzen Wel legenheit solidarisch mit Bergarbeiter über mit müssen
Da lag für sie der ängstli Kosten, auf Kosten unserer 6 Kohlenbergmanns. ssetzung mit Gewalt! Gerade seine Vergangen d solidarisch mit der ganzen rbe t sie gerade zu daß durch die ndustrie in we osigkeit, die ohn ders hohen Grad Bergleute fürcht Abkommen die Frage de gen Sinne gelöst w nders empfindlich.
unter Beteiligung
celöst wird, und fühlen Bergarbeitern der ganz Abkommen i
ehin infolge
Sie verlangen, der Arbeiter sich in dieser Ange Welt. Die Stimmung der st deshalb durchaus verst
ändlich. Da
die Wirtschaftspolitiker hüben und drüben rechnen. ir hoffen zu⸗
versichtlich, daß dennoch die Bergarbeiterschaft nicht aus der Erregung des Augenblicks heraus endgültige Beschlüsse fassen wird. Zu dieser Hoffnung berechtigen uns die Erfahrungen, die wir bisher mit den Bergarbeitern gemacht haben. Ich will einige Zahlen geben über die wirtschaftliche Rolle, die die Ueberstunden gespielt haben.
Die monatliche Kohrenförderung im Ruhrrevier betrug im Juli 1919 6 271 286 Tonnen, im Januar 1920 6 886 742 Tonnen und Ende Mai 1920 7 931 190 Tonnen, auf den Arbeitstag umgerechnet betrug die Förderung im Juni 1919 241 303 Tonnen, im Januar 1920 2684 875 Tonnen und im Mai 305 043 Tonnen. Dieser Effekt ist erzielt worden teils durch die Ansetzung einer größeren Zahl von Berg⸗ arbeitern und teils durch Ueberschichten. Den Anteil der Ueberschichten und Nebenschichten kann man aus folgenden Zahlen erkennen: im Juni 1919 wurden an Nebenschichten und Ueberschichten verfahren 271 910 Stunden, im Januar 1020 342 007 Stunden und im Mai 1920 1 725 768 Stunden; auf den einzelnen Bergarbeiter kommt dabei im Juni ein Anteil von 0,69, im Januar 1920 von 0,74 und im Mai 3,69. Angesichts der Gesamtlage des Wirtschaftslebens ist dieses Ergebnis überaus anerkennenswert, Leider wird es im laufenden Monat nicht zu verzeichnen sein. Die Beteiligung an Ueberschichten ist im Abflauen, und ferner besteht in Bergarbeiterkreisen die Absicht, das Ueberschichtenabkommen zu kündigen. Hauptgründe dafür sind die ungeheure Sommerhitze, unter der die Arbeiter schooer gelitten haben, und das schlechte Brot. Unter solchen Erschwernissen 10 .½ Stunden arbeiten zu müssen, läßt sich wohl auf die Dauer nicht ertragen. Das Arbeitsministerium hat deshalb neue Verhandlungen auf neuer Grund⸗ lage für ein besseres Abkommen vorbereitet. Daraus erhofft es ein günstiges Ergebnis und die Möglichkeit, das Spaa⸗Abkommen zu er⸗ füllen, daß das Wirtschaftsletzen nicht erschüttert werden wird. (Un⸗ ruhe.) So sehr auch die Bergarbeiter ihre Interessen wahrnehmen müssen, so entschlossen sind sie auch in der Beteiligung an der Wieder⸗ aufhauarbeit für Deutschland und für Europa. Aber das Zustande⸗ kommen eines Abkommens über Mehrarbeit der Bergarbeiter ist doch abhängig von gewissen Voraussetzungen. Es ist durchaus verfehlt, in der Durchführung des Spaa⸗Abkommens lediglich das Problem der Mehrleistung der Bergleute zu erblicken. (Zuruf: Bankerott!) Eine Voraussetzung ist, daß der Bergbau auch nach der technischen Seite hin gehoben wird. (Lebhafte Zustimmung.) Nach dem Raubbau im Ver⸗ lauf des Krieges an den Kohlen, der notwendig gewesen sein mag, sind neue Vorrichtungsarbeiten in weitestem Umfang notwendig, um den Bergbau auf einen höheren Stand zu bringen. Aber auch in der Betriebsorganisation können noch eine Menge Maßnahmen ge⸗ troffen werden, die fördernd auf das Produktionsergebnis einwirken. (Lebhafte Zustimmung.) Das Spaa⸗Abkommen hat uns in eine ühnliche Lage gebracht, wie die im Verlauf des Krieges. (Lebhafte Zustimmung.) Die Lösung der Wirtschaftskrise infolge des Spaa⸗Abkommens ist auch keineswegs nur eine Frage des Stein⸗ kohlenbergbaues. Alle diejenigen Industrieen die für die Vorarbeit des Bergbaues notwendig sind, müssen ihre Arbeitsleistung steigern; ebenso muß auch die Frage des Abtransportes in weitestgehendem Umfange durchdacht werden. Auch auf diesen Gebieten müssen ent⸗ sprechende Abkommen mit den fraglichen Arbeiterschichten getroffen werden. Die Bergarbeiterschaft wird dem Reichswirtschaftsminister dafür dankbar sein, daß er zugesagt hat, daß Kohlenschiebungen fortan mit allen Mitteln unterbunden werden sollen. Das wird zweifellos vine der Hauptbedingungen sein, die die Bergarbeiter für die Ueber⸗ nahme der Mehrarbeit stellen. (Lebhafte Zusti zmmung.) Notwendig ist aber besonders auch die Verbesserung der Lebensführung der Berg⸗ arbeiter, für die das Spaa⸗Abkommen ja gewisse Vorteile bietet. Weitere Einzelheiten müssen Sie in Ihrem Ausschuß beraten und müssen Gegenstand der Verhandlungen mit den Bergarbeitern sein, die schon morgen beginnen werden.
Wir erleben gegenwärtig alle schwere Stunden und hoffen, daß die Arbeiterschaft soviel Weitblick aufbringen wird, daß sie die Grund⸗ lagen alles sozialen Fortschrittes nicht aus den Augen verliert. Es ist ganz selbstverständlich, daß die Arbeiterschaft die Errungenschaften jahrzehntelanger gewerkschaftlicher Kämpfe und die Errungenschaften der letzten Zeit nicht preisgeben will. Sie muß sich aber darüber klar sein, daß kein sozialer Fortschritt von Bestand ist, wenn der wirt⸗ schaftliche Boden dafür schwindet. (Lebhafte Zustimmung.) Ihn gilt es zu retten und zu befestigen. In diesem Zusammenhange rufe ich den Bergarbeitern und dem ganzen deutschen Volke zu, daß Opfer und Hingabe im Interesse und im Dienste des sozialen Forischritts not⸗ wendig sind. (ebhafter Beifall.)
Reichaernährungsminister Dr. Hermes: Im Verlauf der Spaa⸗Konferenz ist auf se en der Alliierten unverkennbar der Wunsch hervorgetreten, dem deutschen Volke in seiner schwierigen Ernährungs⸗ lage zu helfen. Das stellte sich zunächst bei den Verhandlungen über die Entwaffnungsfrage heraus. Dabei wurde von gegnerischer Seite der Gedanke ausgesprochen, daß die Entwaffnungsaktion um so leichter sein würde, wenn Deutschlands Ernährungslage verbessert werden würde. Auch beim Kohlenabkommen ist von gegnerischer Seite die Bedeutung der Ernährungsfrage klar erkannt worden. Aus dieser Erwägung heraus hat die Entente durch den Mund des französischen räsidenten Millerand schon in einer der ersten Sitzungen ihren Willen zum Ausdruck gebracht, Deutschland in der Ueberwindung der Ernährungsschwierigkeiten zu helfen. Dieser Wille kommt praktisch in den Artikeln 2 und 6 des Abkommens zum Ausdruck. Nach dem Artikel 2 werden uns an Frachteinnahmen in⸗ folge des Kohlenabkommmens im Verlauf der nächsten 6 Monate 30 Millionen Goldmark zur Verfügung stehen, die ausschließlich für eine bessere Ernährung der Bergarbeiter verwandt werden sollen.
In der Ernährungsverbesserung für die Bergarbeiter spielt die Haupkrolle die sofortige Verbesserung des Brotes. Ich darf als neine Ueberzeugung zum Ausdruck bringen, daß diese Verbesserung des Brotes in allernächster Zeit möglich sein wird. Wir verfügen bereits wieder über 80 0000 Tonnen Auslandsgetreide und haben gestern an Inlandsgetreide 6000 Tonnen erhalten, während wir bis⸗ her täglich nur mit 2000 bis 3000 Tonnen rechnen konnten. Auch die Zufuhr aus dem Auslande stellt hö täglich 4000 bis 5000 Tonnen. Es besteht also die nahe Möglichkeit, dem Wunsch nach der Verbesserung des Brotes zu entsprechen. Dem Appell des Reichswirtschaftsministers an die deutsche Landwirtschaft s ließe ich mich vollinhaltlich an. Die Landwirtschaft darf in diesem Augenblick nicht versagen und muß bereit sein zur Uebernahme von Unbequemlich⸗ keiten, die notwendig sind, um ihrerseits Höchstleistungen zur Lin⸗ derung der Wirtschaftslage zu erzielen. Dabei möge die Landwirt⸗ schaft beachten, daß die gegenwärtigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten nicht durch das Abkommen in Spaa herbeigeführt worden sind, sondern dadurch nur eine weitere Zuspitzung erfahren haben. Der allgemeine Brsammenbruch ist nur vermeidbar durch gegenseitige Opfer für den Wiederaufbau unserer MWirtscheg. Lebhafte Zustim⸗ mung.) Die 30 Millionen Goldmark auf Grund von Artikel 2 reichen zu der notwendigen Verbesserung der Lebenshaltung der Berg⸗ arbeiter nicht aus. Deshalb muß zurü gegriffen werden auf die Vor⸗ schüsse nach Artikel 6 des Spaa⸗Abkommens.
Ueber die Bedingungen der Vorschußzahlung ist noch nichts näheres vereinbart, auch nicht über den Verwendungsgweck im ein⸗ zelnen. Offensichtlich sind die in erster Linie für die Er⸗ nährung der Bevölkerung, im besonderen der Bergarbeiter, bestimmt, ein Bekrag auch für die Kleidungsstücke. Es wird Aufgabe des Kabi⸗ netts sein, sich über die Verwendung mit größter Beschleunigung klar zu werden. Grundsätzlich kann festgestellt werden: Das Spaa⸗ Abkommen gibt uns die Möslichkeit einer wesentlichen Erleichterung der Ernchrung. (Bravol) Nicht nur durch die Erleichterung des Einkaufs, sondern auch durch eine Senkung der Preise für die ein⸗ geführten Lebensmittel. Es wird ein einheitlicher Plan für die Er⸗ nährungswirtschaft des künftigen Jahres zurzeit aus earbeitet. Er baut si auf den eigenen Devisen auf, auf den Vorschüssen und auf der 5⸗Mark⸗Goldprämie der Entente. Wesentlich für uns ist, daß der Einkauf durch uns getätigt wird. Die Entente stellt uns die Vorschüffe zur Verfügung; alles übrige ist unsere Sache. Mit Hilfe der Vorschüsse werden wir nicht nur die Einfuhr von Lebensmitteln betreiben, sondern auch die werbende Einfuhr von Rohphosphaten “ 8 “
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“ für die Düngung von Futtergetreide für den Wiederaufbau unsere Viehbestände. Die notwendige Senkung der Lebensmit elpreise hat die Voraussetzung einer Senkung der Preise der Düngemittel und de Futtermittel.
Am Tage vor unserer Abreise von Spaa habe ich noch den Vor schlag unterbreitet, mit größter Beschleunigung eine Sonderkorkferenz der Ernährungsminister Deutschlands, Frankreichs, Italiens und Englands zu veranstalten, um Klarheit zu schaffen über die prin⸗ zipiellen Grundlagen der Vorschüsse und über die Möglichkeit einer gemeinsamen Einkaufstätigkeit für die Zukunft. Hier laufen die Interessen der einzelnen Länder parallel. Ich habe den Eindruck, daß ünsere Anregung bei den Engländern auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Spaa wird uns auch die Möglichkeit geben eine gesunde Einfuhr⸗ politik zu treiben. Die Erleichterung der Einfuhr muß organisch und planmäßig fortgeführt werden. Geifall.)
Auf Antrag Wissell wurden dann die Verhandlungen vertagt, um den Gruppen Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben.
Nächste Sitzung: Sonnabend 10 Uhr: Wahl sprache über die Regierungserklärungen. “
Schluß 12 Uhr.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Laut amtlicher Meldung des ungarischen Ackerbauministariums wurden 1 554 890 Joch mit Weizen bebaut. Der Durchschnitts⸗ ertrag beträgt 6 Meterzentner vom Joch, die Gesamtweizenernte 9 360 204 Meterzentner. Mit Roggen wurden bebaut 905 8384 Joch. Der Durchschnittsertrag beträgt 5,1, die Gesamternte 4 642 961 Meter⸗ zentner. Mit Gerste wurde eine Gesamtfläche von 872 738 Joch P⸗ baut. Der Durchschnittsertrag beträgt 5,4, der Gesamtertrag 4 734 341 Meterzentner. Mit Hafer wunde eine Gesamtfläche von 598 271 Joch bebaut. Der Durchschnittsertrag beträgt 6, der Gesamternteertrag 3 570 374 Meterzentner. Diese Angaben beziehen sich nur auf jene Teile des verkleinerten Ungarns, die gegenwärtig nicht besetzt sind. Hingegen wurden hochwichtige Teile der Komitate Baranya und Bacska, die durch den Friedensvertrag Ungarn zugesprochen, jedoch durch die Serben nicht geräumt wurden, in die Berechnung nicht auf⸗ genommen.
Die Mais⸗ und Kartoffelernte verspricht einen reichen Ertrag. Zucker⸗ und Futterrüben sind bef eend. (Ung. Telegr.⸗Korresp.⸗Büro.)
Mannigfaltiges.
Einsteins Relativitätstheorie lautet das Thema des Lichtbildervortrages, den Dr. Friedrich Barnewitz am Sonnabend, den 24. Juli, Abends 8 Uhr, im großen Hörsaal der Freptow⸗Sternwarte halten wird. Cintrittskarten sind vorher an der Kasse der Sternwarte, in der Auskunftsstelle der Sternwarte, Berlin, Unter den Linden 6 (Minimar), und an der Abendkasse zu haben.
Der „Deutsche Schutzbund“ teilt mit, daß die Ver⸗ pflegungsgutscheine, die für die Sammeltransporte nach Ost⸗ und Westpreußen ausgegeben waren und nicht benutzt worden sind, verfallen und wertlos sind. Eine Einlösung in Geld findet nicht statt. .
Bis zum 1. Oktober sind nach de der Landesregierung Tirols über den Reiseverke 1 r getroffenen Bestimmung die deutschen Staatsangehörigen auf Grund der von den deutschen Be⸗ hörden ausgestellten Neichsbrotkarten für die Dauer ihrer Gültigkeit zum Aufenthalt berechtigt, voch müssen diese Reisenden mit gültigen Ausweispapieren versehen sein.
Das erste Flugzeug des gestern eröffneten täglichen Flug⸗ postdienstes Berlin — Bremen — Nordsee bäder traf gestern mittag nach vierstündiger Fahrt von Berlin über Bremen mit Post und drei Fluggästen au- Wangeroog ein. Es wurde von Gemeinde⸗ vertretern und Badegästen lebhaft begrüßt. Nach Einnahme neuer Postsäcke für Bremen und Berlin trat das Flugzeug saͤhrplanm den Rückflug an. 8
Aeronantisches Observatorium. Lindenberg, Kr. Beeskow. 21. Juli 1920. — Drachenaufstieg von 5 ½ a bis 8 ½⅛ a
8 Relativpe Wind Seehöhe Luftdruck Temperatur Co Feuchtig⸗ Geschwind. keit Richtung Sekund.⸗
. 1 Mete 1 ober unten 0 Meter
122 755,3 20,2 64 SW 300 738 65 W 500 721 70 WNW 1000 680 80 WNW 1500 640 90 2000 603 90 2500 570 80 3000 535 73 3500 501 78 4000 471 75 4500 442 60 5000 414 50 5500 386 b 38 5700 380 .“ 35 ½ bedeckt. Sicht 12 km. — Zwischen 1430 und 1560 m überall 10,0 °. — Inversion zwischen 1920 und 2170 m von 8,0⁰ auf 8,9 .— Zwischen 2400 und 2540 m überall 8,3 °. — Zwischen 2680 und 2810 überall 7,3 °. — Zwischen 4540 und 4750 m überall — 4,4 0. — Zwischen 4940 und 5120 m überall — 6,00.
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22. Juli 1920. — Drachenaufstieg von 5 ½ a bis 7 a.
8 „ Relatipe Wind
Serhöhe Luftdruc, Temperatur Co Feuchtig⸗ UüctunrLSschahe kichtung Sekund.⸗
m mm. unten % Meter
122 749,5 19,2 75 300 735 62 500 718 1000 677 1500 638 2900 600 2500 566 2720 500
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—. — Inversion zwischen 150 on 18,3 0 auf 20,8 0.