Hauptve Bei der
wirkten Auslosung
derjenigen
valtung der Staatsschulden.
heute öffentlich in Gegenwart eines Notars be⸗ rkten g. igen Serie der 4zinsigen preußischen Schatzauweisungen von 1914
erster und zweiter Ausgabe, die
gezogen worden.
Die zu dieser Serie
1. April 1921
zu erheben. bis 1 Uhr Nachmittags
Die Einlösung geschieht auch bei den Regierungshaupt⸗ kassen, der Kreiskasse I in Frankfurt a. M., der Kreiskasse I. in Dortmund und den Kreiskassen in Altona, Hagen, Duis⸗ Die Wertpapiere können diesen Stellen schon vom 1. März 1921 ab eingereicht werden, die sie der Staatsschuldentilgungskasse zur Prüfung vorzulegen und nach der Feststellung die Auszahlung vom 1. April 1921 ab zu be⸗ wirken haben. Der Einlösungsbetrag kann bei den Vermitt⸗ lungsstellen außerhalb Berlins nur dann mit Sicherheit am Fälligkeitstage abgehoben werden, wenn die Schatzanweisung der Vermittlungsstelle wenigstens zwei Wochen vorher
burg und Elberfeld.
eingereicht wird.
Der Betrag der etwa fehlenden Zinsscheine wird vom 1 Mit dem Ablauf des 31. März 1921 hört die Verzinsung der gekündigten Schatz⸗
Kapital zurückbehalten.
anweisungen auf.
Vordrucke zu den Quittungen werden von sämtlichen Ein⸗ ösungsstellen unentgeltlich verabfolgt. Die Einlösung der Schatzanweisungen hat nach den Vor⸗ schriften der 5§§ 1 bis 3 der Verordnung über Maßnahmen 24. Oktober 1919
gegen die S. 1820) zu erfolgen. papieren
Kapitalflucht vom
Rückzahlung gelangen soll, ist die
Serie eins
geöffnet.
Nichtbankiers
ein vom Finanzamt bestätigtes Stückeverzeichnis
(§ 3 der Verordnung) beizufügen.
Von den zum 1. April 1915, 1. April 1916, 8 April 1919 und 1. April 1920 ge⸗ kündigten Schatzanweisungen der Serien VI, II, VIII, Xv, V und XVI ist eine große Anzahl noch nicht zur Einlösung Die Inhaber werden aufgefordert, sie zur Vermeidung weiteren Zinsverlustes schleunigst einzureichen.
1917, 1. April 1918, 1.
vorgelegt worden.
Berlin, den 6. Oktober 1920.
Hauptverwaltung der Staatsschulden.
“ gehörigen Schatzanweisungen der ersten und der zweiten Ausgabe werden den Besitzern zum — mit der Aufforderung gekündigt, die Kapitalbeträge dieser Schatzanweisungen gegen Quittung und Rückgabe der Schuldurkunden und der nach dem Zeitpunkte der Rückzahlung fällig werdenden Zinsscheine Nr. 15 bis 32 bei der Staatsschuldentilgungskasse in Berlin W. 8, Taubenstr. 29, Diese Kasse ist werktäglich von 9 Uhr Vormittags
auslosbaren
am 1. April 1921 zur
8
(RGBl. haben daher den Wert⸗
1. April
„Der Sprengstoff Ferrit der Aktien⸗Gesellschaft Siegener Dynamit⸗Fabrik in Köln a. Rh. wird hiermit für den Bezirk des unterzeichneten Oberbergamts zum Gebrauch in den der Aufsicht der Bergbehörden unterstehenden Betrieben
gelassen.
A) Nähere Merkmale des Sprengstoffs:
. Herstellende Firma: Aktiengesellschaft Siegener Dynamit⸗
fabrik.
Sitz der Firma:
. Herstellungsort:
Köln a. Rh. Förde i. Westf.
4. Bezeichnung des Sprengstoffs: Ferrit. 5. Chemische Zusammensetzung:
0 /¼
Verwendungsbereich: der gesamte Bergbau des Oberberg⸗
gel. Nitroglyzerin,
Ammonsalpeter, Natronsalpeter, Binitrotoluol,
Holzmehl,
Antracen, 8
amtsbezirks Dorrmund.
1. 2. Zulässiger Patronendurchmesser: 30 mm. 3. Zugelassene Ladegrenze auf Bergwerken mit entzündlichen Gasen oder entzündlichem Kohlenstaub: 1000 g. Dortmund, den 19. September 1920. Preußisches Oberbergamt.
Schantz.
“
Bekanntmachung.
Dem Kaufmann Albert Goedecke ist auf Grund der Verordnung vom 23. September 1915, betr. die Fernhaltung unzu⸗ verlässiger Personen vom Handel, die Ausübung des Handels mit Lebens⸗ und Futtermitteln, mit Gegenständen Bedarfs
des täglichen untersagt worden. Halle, den 2. Oktober
sowie
1920.
Die Polizeiverwaltung.
Deutsches Reich. 1
Der Reichsrat versammelte sich heute zu einer Voll⸗ sizung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Haushalt Volkswirtschaft, für innere Verwaltung,
und Rechnungswesen, für ꝛe Zollwesen, für Rechtspflege⸗
für Verkehrswesen, für Steuer⸗ und Zolln echts⸗ für Reichswehrangelegenheiten und für Seewesen sowie die ver⸗ einigten Ausschüsse für Haushalt und Rechnu
Steuer⸗ und Zollwesen Sitzungen ab.
8 Der Reichsrat hatte auf gestern zur Erstattung des Berichts des Ausschusses über den Haushaltsplan des Reichs⸗ schatzministeriums eine Vollsitzung anberaumt, in
außerstande erklärte, das Referat zu er⸗
nzeit bekannt geworden war, daß riesige Erhöhungen der Aufwendungen für die Be⸗ satzungstruppen erforderlich werden. Der stellte infolgedessen die Anfrage an den Minister, welche Be⸗ wandtnis es mit dieser Erhöhung habe und wie hoch sich nach Ansicht des Ministers der Gesamtaufwand stellen würde. Aus
Berichterstatter sich
statten, weil in der Zwisch
der von dem Reichss
teitt „W. T. B.“ folgen
Bei der Aufstellun sichere Unterlage. Die
8 6
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8
mit Tabakwaren
Dltz.
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8
swesen und für
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Der Berichterstatter
gegebenen Begründung ebruar 1920 fehlte jede
heinlandkommission
die Stärke der Besatzung, über ihre Gebührnisse, an Geld, Ver⸗ pflegung, Wohnung, Ver ]* usw. ist bis heute un⸗ beantwortet geblieben. Der Marschall Foch hatte im Oktober 1919 auf eine Anfrage der deutschen Waffenstillstandskommission geantwortet, die deutsche Regierung habe keine Kontrolle zu üben über die Verwendung der angeforderten Markvorschüsse, die ihr auf die Besetzungskosten (krais d'occupation) gut⸗ eschrieben würden. Der einzige Anhalt für die Aufstellung des Ftats 1920 ergab sich für das Reichsschatzministerium aus einer Erklärung des Vorsitzenden der Interalliierten Kommission, Herrn Loüucheur, bei den Verhandlungen in Versailles im August 1919. Herr Loucheur hat damals anf die Feststellung des Staatssekretärs Dr. Lewald, daß im besetzten Gebiet Kasernements für 70 000 Mann vorhanden seien, und auf seine Forderung, daß die Besetzungstruppen diese Zahl nicht üherschreiten sollten, erwidert, die Zahl würde wohl um etwas (légérement) höher sein. Das Reichsschatzmini⸗ sterium mußte demgemäß annehmen, daß nur mit einer mäßigen Ueberschreitung dieser Ziffer zu rechnen sein würde. Es hat die Gesamtbesatzungsstärke auf 80 000 Mann und, unter Zugrundelegung der für die deutschen Reichswehr⸗ soldaten erwachsenden Kosten, die Kosten für den normalen Unterhalt der Besatzung auf 1,92 Milliarden Mark veranschlagt. Unter Zu⸗ rechnung der Ausgaben für die Requisitionen ist dem Reichsschatzmini⸗ sterium auf Grund roher Schätzung auf den im Etat eingestellten Betrag von 3 Milliarden Mark gekommen. Aus den stets wachsenden Anforderungen an Geld und an Sachleistungen mußte bereits in den folgenden Monaten der Schluß gezogen werden, daß dieser Voranschlag binter den tatsächlichen Kosten zurückblieb. Die nur indirekt möglichen Feststellungen über die Besatzungsstärke ergaben eine Ziffer von etwa 130 000 Mann. Die von den Besatzungsmächten geforderten Bar⸗ zahlungen für den Unterhalt der Besatzungstruppen, die sogenannten Markvorschüsse, erreichten von Ende Dezember 1918 bis Ende August 1920 die Summe von 2 313 097 603 ℳ; für die Lieferung von Ver⸗ pflegung und Futtermitteln wurden bis zum gleichen Zeitpunkt etwa 110 000 ℳ verausgabt. Außerdem ergab sich auf Grund der im September abgeschlossenen Erhebungen, daß die bis Ende März 1920 aufgelaufenen Quartier⸗ und Reguisitionsentschädigungen auf einen Gesamtbetrag von über 5 Milliarden Mark veranschlagt werden mußten, der zum überwiegenden Teil erst im Rechnungsjahr 1920 zur Auszahlung kommt. 1 1““
Diese Beträge stellten aber nur einen Teil der tatsächlichen Kosten dar. Es steht noch aus der überwiegende Teil der von den Besatzungsmäöchten verauslagten Beträge für Besoldung und Unterhalt der Truppen und für von ihnen unmittelbar bezahlte Requisitionen. Für die Schätzung der Höhe dieser Zahlungen ist das Reichsschatz⸗ ministerium, da es bisher keinerlei offizielle Aufklärung erhalten konnte, ausschließlich auf Zeitungsnachrichten angewiesen, für deren Zuverlässigkeit keine Gewähr gegeben ist. Der Bericht des französischen Abgeordneten Loucheur, den er im Namen der französischen Budgetkommission der französischen Kammer am 14. Juni 1920 erstattet hat, und dessen authentischen Wortlaut wir uns erst vor kurzem beschaffen konnten, schätzt die Kosten der Besatzungsarmee bis 1. Mai 1920 auf 4 Milliarden Goldmark, was einem Betrage von 40 Milliarden Papiermark entspricht. Es ist nicht ersichtlich, ob Herr Loucheur hierbei lediglich die Kosten der französischen Besatzungsarmee oder die Gesamtkosten der Besatzung im Auge hatte. Geht man von letzterer Noraussetzung aus, so ergibt sich eine monatliche Ausgabe von 2,3 Milliarden, d. h. eine Jahresausgabe von 27,6 Milliarden Papiermark.
Wenn wir demnach nur 15 Milliarden in den Etat eingesetzt haben, so geschieht dies in der Erwartung, daß die ganze Besatzungs⸗ frage einer radikalen Aenderung unterzogen wird.
Der Reichsrat verlangte hierauf über die Einzelheiten und Ursachen der hohen Besatzungskosten eingehenden Aufschluß und verwies den Etat des Reichsschatzministeriums
an den Ausschuß zurück.
Das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft teilt mit:
Die diesjährige Getreideernte hat einen erheblichen Ausfall am Körnerertrage gegenüber früheren Ernten ergeben. Der Grund hierfür ist hauptsächlich der, daß dem Bodeu die nötige Phosphorsäure gefehlt hat. So betrübend das diesjährige Ergebnis auch ist, so hat es doch eine allen Kreisen fühlbare Lehre gegeben, daß nämlich gerade die Phosphorsäure zur Erzielung guter Ernten ausschlaggebend ist. Vor dem Kriege waren unsere Kulturböden größtenteils mit Phosphorsäure gesättigt. Damals hat eine zu geringe Phosphorsäuregabe, ja selbst ein einmaliges Ausbleiben sich bei der nächsten Ernte nicht in dem Maße gerächt wie heute. Heute aber kann auf eine ausgiebige Phosphorsäuredüngung auf keinen Fall verzichtet werden. Jetzt zeigt der einheimische Boden einen erschreckenden Mangel an Phosphorsäure und unsere ausgehungerten Kulturböden können den Pflanzenwurzeln nicht mehr die erforderlichen Nährstoffe bieten. Wenn hier nicht schleunigst durch ausreichende Düngergaben geholfen und den Halmfrüchten nicht sofort genügend Phosphorsäure zur Verfügung gestellt wird, dann ist eine vollwertige Körnerbildung ausgeschlossen. Dann müssen bei der nächstjährigen Ernte weitere große Fehlbeträge im Körnerertrag ein⸗ treten, und die einheimische Landwirtschaft wird unsere notleidende Bevölkerung noch weniger mit dem nötigen Brot versorgen können als bisher. Wenn nicht eine rechtzeitige und ausgiebige Phosphor⸗ säuredüngung erfolgt, müssen weiterhin große Mengen Getreide ein⸗ geführt werden, für die unser Geld ins Ausland fließt.
Der Preis für Superphosphat ist infolge der hohen Auslandswährung gegen früher allerdings hoch, aber die hohen Preise sollten die Landwirte von ausreichender Anwendung phosphorsäure⸗ haltiger Düngemittel bei deren besonderer Bedeutung nicht abhalten. Dazu kommt, daß die bohen Gestehungskosten der landwirtschaftlichen Erzeugnisse bei der Festsetzung der Preise für die Ernte 1921 berück⸗ sichtigt werden, sodaß für den Landwirt die Anwendung von phos⸗ phorsäurehaltigen Düngemitteln recht lohnend sein wird. —
Genügende Vorräte an Superphosphat sind vorhanden. Um die Erzeugung hiervon zu steigern, sind mit dem Auslande Verhand⸗ lungen über umfangreiche Lieferungen von Rohphosphaten als Grund⸗ stoff des Superphosphats teils abgeschlossen, teils unmittelbar vor der Vollziehung. 8
Das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft nimmt daher auch bei diesem Anlaß Gelegenheit, die Landwirte dringend zu ermahnen, zum sofortigen Bezuge der benötigten Düngemittel zu schreiten. Angesichts der bald einsetzenden Ueberlastung der Eisenbahnen ist aber eine recht⸗ zeitige Versorgung nur bei sofortigem Bezuge gewährleistet. Das Frühjahr wird allem Anschein nach ganz erhebliche Anforderungen an die Eisenbahnverwaltung stellen, so daß dann mit einer Zufuͤhrung der erforderlichen Mengen nicht gerechnet werden kann. 8
—
Amtlich wird dem „W. T. B. berichtet: 1 Dem Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft sind Nachrichten darüber zugegangen, daß der Vollzug der Vereinbarung, die zwischen den Organisationen der Land⸗ wirte und der Verbraucher am 28. September in der Reichskartoffel⸗ stelle über die freiwillige Einhaltung einer Preisobergrenze von 25 ℳ für den Zentner Kartoffeln zustande gekommen ist, darunter leidet, daß infolge eines Be⸗ schlussss des volkswirtschaftlichen Ausschusses des Reichs⸗ tags vom 30. September auf behördliche Festsetzung eines Erzeugerhöchstpreises für den Zentner Kartoffeln von 25 Mark eine Unsicherheit in die beteiligten Kreise gekommen ist. Demgegenüber erklärt das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft, daß nach den Erfahrungen der Kriegswirtschaft eine behördliche Festsetzung von Höchstpreisen ohne gleichzeitige Erfassung der Ware dazu geführt habe, daß die Ware vom offenen Markt verschwindet und im Schleichhandel zu weit höheren Preisen abgesetzt wird. Diese Erfahrungen wurden vom
Vertreter des Reichsministeriums in der oben erwähnten Sitzum des volkswirtschaftlichen Ausschusses mit dem Bemerken hervor⸗ ehoben, daß das Ministerium biernach nicht in der Luge ei, in Rückkehr zu einer teilweisen Zwangswirtschaft behördliche Kartoffelhöchstpreise festzusetzen; freiwillige Vereinbarungen zwischen Erzeuger⸗ und Verbraucherverbänden versprächen für eine allgemeine
Senkung der Kartoffelpreise mehr Erfolg. 3 1 Dieser Standpunkt ist übrigens durch eine weitere vom volks⸗
wirtschaftlichen Ausschuß des Reichstags gleichfalls am 30. Sep⸗ tember angenommene Entschließung, die allgemein die Stellungnahme der Regierung in der Frage der Kartoffelversorgung billigt, ner⸗ kannt worden, und die Regierung wird weiter an ihm festhalten.
Durch die Presse geht die Nachricht, daß das Defizit der Reichseisenbahnverwaltung für das Etatsjahr 1920 sich auf 23 bis 25 Milliarden belaufe und im Rechnungsjahr 1921 sogar die Höhe von 40 Milliarden erreichen soll. Diese Angaben sind, wie „W. T. B.“ amtlich mitgeteilt wird, völlig unzutreffend. Nach den abgeschlossenen Etatsarbeiten für 1920 beziffert sich der Fehlbetrag der Reichseisenbahnver⸗ waltung auf rund 14,4 Milliarden. Hinzu tritt noch der Be⸗ darf im außerordentlichen Haushalt von etwa 2 Milliarden, so daß der Zuschußbedarf der Reichseisenbahnverwaltung für das Haushaltsjahr 1920 im ganzen etwas über 16 Mil⸗ liarden betragen wird. Für die Beurteilung des Finanz⸗ abschlusses im Rechnungsjahr 1921 liegen zurzeit zahlen⸗ mäßige Feststellungen nicht vor. Es kann daher noch nicht gesagt werden, wie sich der Etat für dieses Jahr gestalten wird. Soviel steht aber fest, daß von einem Defizit von 40 Milliarden überhaupt keine Rede sein kann. Die Be⸗ strebungen der Reichseisenbahnverwaltung gehen im Gegenteil dahin, schon das Defizit des laufenden Jahres in Höhe von 14,4 Milliarden wesentlich herabzumindern.
In der gestrigen Sitzung des parlamentarischen Beirats gab der Reichskommissar für die Entwaffnung Dr. Peters Auskunft über das bisherige Ergebnis der frei⸗ willigen Waffenablieferung. An den zehn ersten Ab⸗ lieferungstagen sind abgegeben worden: 122 000 Gewehre und Karabiner, 913 Maschinengewehre, 239 Maschinen⸗ pistolen, 17 Geschütze, 11 Minenwerfer, 13 Flammenwerfer, 3 660 000 Schuß Handwaffenmunition, 14 931 Hand⸗ und Gewehrgranaten, 111 000 Handgranatenzünder und Spreng⸗ kapseln sowie eine sehr große Anzahl von Waffenteilen, darunter 8 Geschützrohre, 76 Geschützverschlüsse, 151 Richtvorrichtungen, 3590 Maschinengewehrläufe, 4850 Maschinengewehrschlösser, 19 900 Gewehr⸗ und Karabinerläufe, 19 300 Schlösser.
8
Während der weiteren Abwesenheit des großbritannischen Botschafters werden die Geschäfte der Botschaft von dem Ersten Sekretär Herrn Seeds geführt.
8 8 8 Die englische Botschaft teilt kaut „W. T. B.“ amt⸗ lich mit:
Um “ vorzubeugen, wünscht die Königlich groß⸗ britannische Regierung nochmals ausdrücklich bekanntzugeben, daß Guthaben, welche seit der Wiederaufnahme von Handels⸗ beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und Deutschland von deutschen Staatsangehörigen in öffnet worden sind, sowie jeder andere Besitz, der von deutschen Staatsangehörigen seit jenem Zeitpunkt dort erworben oder dort⸗ hin gebracht worden ist, oder eventuell erworben hin gebracht wird, der Beschlagnahme oder anderweitiger Benach⸗
ersterem er⸗
oder dort⸗
teiligung unter Paragraphen 3 oder 4 vom Abschnitt X des Friedens⸗
vertrages nicht unterliegen. Dies bezieht sich jedoch nicht auf Schulden, die aus vor kriegs⸗
zeitlichen Handlungen entstanden sind und an deutsche Staatsange⸗
hörige vor dem Inkrafttreten des Friedensvertrages fällig wurden.
Preußen. 8 8 Auf Befehl der Interalliierten Kommission in Oppeln
wurde vorgestern ein Materialienverwalter verhaftet, weil er
ba einer Verschiebung von Waffen Beihilfe geleistet haben ollte. werden solle, trat gestern morgen die Arbeiter⸗ und Beamtenschaft der Station Kandrzin in den Streik, so daß der Verkehr unterbunden war. Sofort eingeleitete Verhandlungen zwischen der Interalliierten Kommission in Oppeln und der Eisenbahndirektion Kattowitz führten zu dem Ergebnis, daß die Streikenden gestern nachmittag den Dienst wieder aufnahmen. Auch in Ratibor war auf die Kunde von den Vorgängen in Kandrzin ein mehrständiger Sympathie⸗ streik ausgebrochen. 89 “
8 Hamburg. Die Bürgerschaft stimmte einem Antrag des Senats auf Ernennung eines Hamburger Gesandten bei der
2
Reichsregierung zu.
’ Oesterreich. Die Vertreter des Interalliierten Gren nas rungsausschusses für die üerreichische ugoflavische renze wurden nach Meldung des „W. T. B.“ aus Wien in der Staatskanzlei empfangen. In seiner Begräßvngsacsae. führte Staatssekretär Dr. Mayr aus, die österreichis
In der Befürchtung, daß der Verhaftete verschleppt
9
Regierung hoffe, daß der Ausschuß seine eee im Geiste
der Menschlichkeit und Billigkeit lösen und die Deutschösterreichs sowie die gerechten und bescheidenen Wünsche der berücksichtigen werde. Der englische Ver⸗ treter dankte für den freundlichen Empfang und versicherte, daß der Ausschuß stets volle O ene.; bewahrt habe und in diesem Sinne auch weiterhin seine Arbeit verrichten werde.
-
Großbritannien und Irland. Nach einer Londoner Meldung hat die englische Re⸗ Sbehng binnen einer noch festzusetzenden Frist angemessene ürgschaftrn von der Sowjetregierung wegen der englischen Gefangenen, der bolschewistischen Propaganda und anderer Fragen verlangt. Die englische Regierung weigert sich bestimmt, wie der diplomatische Vertreter
bensinteressen
des „Evening Standard“ berichtet, die Verhandlungen über
Handelsbeziehungen und andere Fragen fortzusetzen, wenn die Bürgschaften nicht zum bestimmten Fecpüger gegeben werden. Die Sowjetregierung habe Krassin alle Befugnisse in politischen und Handelsfragen übertragen, die Kamenew besessen habe. Londoner Blätter berichten, daß der Brotpreis eine
8
starke Erhöhung erfahren wird. Die Ursache dieser Er⸗
höhung ist in dem Beschluß der Regierung zu suchen, bis zum Beginn des neuen Finanzjahres, d. h. bis zum 1. April 1921.
2 8 1
g zates zu Peesa aufzuheben.
staatliche Beitrag belief sich auf jähr lch fünfundvierzig Mil⸗
lionen Pfund Sterling.
Laut Nachrichten aus Irland haben die Truppen im Hauptpostgebäude von Dublin Haussuchung gehalten und alle Briefe aus England beschlagnahmt. Einige bewaffnete Männer Le in die Filiale der Irländischen Bank in Dublin eingebrochen und haben 800 Pfund Sterling mit⸗
enommen. Während dieses Vorgangs wurden das Bank⸗ personal und das Publikum mit vorgehaltenen Revolvern in Schach gehalten. — Während in der Bürgermeisterei Wexford eine Schiedsgerichtssitzung der Sinnfeiner abgehalten wurde, drangen Soldaten in das Gebäude ein und verhafteten den
Bürgermeister, den Vorsitzenden des Schiedsgerichts sowie zwei
8 anndere Sinnfeiner. Auch in Dublin veranstalteten die Truppen
Haussuchungen und nahmen mehrere Sinnfeiner gefangen. — Wie dem „Daily Telegraph“ aus Cork berichtet wird, sind ie Bewohner vorgestern früh durch Maschinengewehrfener überrascht worden. Lastautos mit Scheinwerfern und be⸗ waffneten Soldaten seien im Zentrum der Stadt umhergefahren. Gegen 2 Uhr sei an verschiedenen Stellen das Feuer eröffnet worden. — Der Seetransport zwischen Dublin und Liverpool ist noch immer eingestellt. Die Stillegung wurde sogar ausgedehnt auf die Dampferlinien zwischen Dublin und Schottland, es dürfen keine irländischen Produkte nach Liverpool versandt werden. Frankreich.
Der Botschafterrat hat, wie „W. T. B.“ aus Paris meldet, in seiner vorgestrigen Sitzung unter dem Vorsitz von Jules Cambon beschlossen, das Anhalten eines dänischen Dampfers am Ausgang des Nord⸗Ostsee⸗Kanals als eine
Verletzung des Artikels 380 des Friedensvertrages zu betrachten. Dieser Artikel gewährleistet allen Mächten im Kriege wie im rieden die freie Durchfahrt durch den Kanal. Der deutschen Regierung soll eine Note in dieser Angelegenheit überreicht
werden. 8 „„W. T. B.“ bemerkt zu dieser Meldung: Wie schon wiederholt mitgeteilt worden ist, steht die deutsche Regierung auf dem Standpunkt, daß das im Artikel 380 des Friedensvertrages vorge⸗ sehene Recht der freien Durchfahrt durch den Kieler Kanal nicht ausschließt, daß beim Verkehr von Handelsschiffen durch den Kanal die deutschen Neutralitätsvorschriften zur Anwendung gebracht werden. „Agence Havas“ meldet: Die Ankunft des deutschen Ver⸗ treters bei der Brüsseler Finanzkonferenz Bergmann in Paris, zeitlich mit der Rückkehr des französischen Botschafters in zerlin Laurent zusammenfällt, veranlaßt zu Gerüchten von iner plötzlichen Wiederaufnahme der wirtschaft⸗ lichen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutsch⸗ land und von einem in naher Zukunft abzuschließenden Handelsvertrag zwischen den beiden Ländern. Nach dem „Petit Parisien“ sind diese Gerüchte durch nichts begründet. Seit den im Juni dieses Jahres zwischen den technischen Delegierten der beiden Länder in Paris gepflogenen Verhandlungen, die zu nichts geführt haben und daher abgebrochen worden sind, sei man in dieser Beziehung noch um keinen Schritt vorwärts gekommen.
Der Sonderberichterstatter der „Litauischen Telegraphen⸗ agentur“ in Riga meldet, daß in der vorgestrigen Sitzung der Vertreter beider Delegationen eingehend alle strittigen Fragen hbesprochen wurden und Einmütigkeit erzielt wurde. Man einigte sich dahin, einen Waffenstillstand zwischen Rußland, Polen und der Ukraine nicht später als am 8. Oktober zu unterzeichnen. Das Protokoll über den Austausch der Ra⸗ tifikationsurkunden des Friedensvertrags zwischen Rußland und Lettland sei am 4. Oktober in Moskau unterzeichnet worden.
Ein Moskauer Funkspruch bestätigt die Meldung, daß der russisch⸗polnische Waffenstillstand am Dienstag abend in Riga unterzeichnet wurde.
„Nach dem letzten amtlichen Bericht des Generalstabes der Armee Wrangel haben die Truppen der südrussischen Re⸗ gierung Mariampol, das Zentrum des Grubenbeckens des “ genommen und mehr als 10 000 Gefangene
nacht.
Italien.
In einer Versammlung der sozialistischen Frak⸗ tion in Triest erstattete der Abgeordnete Bombacci in An⸗ wesenheit von fünfundfünfzig Abgeordneten, den Mitgliedern der Parteileitung und Vertretern der C. G. T. Bericht über die Lage in Rußland, wobei er zu dem Schluß kam, daß, wenn die Revolution sich nicht auf die anderen Länder ausdehne, es unvermeidlich sein werde, auch in Rußland eine sozialdemokratische Regierung zu bilden. Der Direktor des „Avanti“, Serrati, wies auf die Gleich⸗ gültigkeit der Massen in Rußland gegenüber der neuen Re⸗ gierungsform hin und beschäftigte sich mit der Frage, ob die Bolschewisten imstande sein würden, ihren Weg weiter zu ver⸗ folgen, das Land einer Besserung seiner Lage entgegenzuführen und die Revolution weiter auszubreiten. Die russische Revolution sei noch nicht abgeschlossen; Lenin selber sage, hierzu wären noch mindestens 50 Jahre erforderlich. Wie Serrati weiter bemerkte, seien mehrere Jahrzehnte nötig, um die Erzeugung, “ und Verteilung der Produkte in Rußland zu
eln. 8 “
1 Belgien. Wie „W. T. B.“ aus Brüssel gemeldet wird, führten auf Beschluß der Finanzkonferenz seit Montag die vier einge⸗ setzten Kommissionen ihre Untersuchungen über die Staats⸗ finanzen, die Währungs⸗ und Geldfragen sowie über die inter⸗ nationalen Handels⸗ und Kreditbeziehungen aus. In zahl⸗ reichen Sitzungen stellten die Arbeitskomitees die allgemein gültigen Grundsätze auf. Sie werden nunmehr nach der Ge⸗ schäftsordnung in einer Vollsitzung zur Beratung und Beschluß⸗ fassung vorgelegt. Heute wird sich eine Vollsitzung mit dieser Aufgabe zu besassen haben. 8
Spanien. Der Ministerpräsident Dato begab sich am Dienstag zum König und kündigte ihm an, daß er beim Zusammentritt der neuen Cortes eine Anzahl Gesetzentwürfe einbringen werde, die den sozialen Frleden wiederherstellen und jeden Terror bekämpfen sollen. Die Regierung beabsichtigt, eine Art obersten Rat zu bilden, der die Einzelheiten der neuen sozialen Gesetzgebung ausarbeiten soll.
Niederlande.
Nach Meldung des ,Korrespondenzbüros“ ist der Zweiten Kammer ein Gesetzentwurf, betreffend Gewährung von E“ Vorschüssen an einige mittel⸗ und ost⸗ europäische Staaten, zugegangen. Zufolge Artikel I des
2
Gesetzentwurfs wird der Finanzminister ermächtigt, Oesterreich,
etz Ungarn, Polen, der Tschecho⸗Slowakei, Südslawien, Rumänien, den Ostseestaaten, Armenien und Georgien zinstragende Vor⸗ schüsse zu gewähren im Gesamtbetrage von 12 ½ Millionen Gulden, zwecks Bezahlung von Lieferungen durch Holland und die holländischen Kolonien. Der Kredit wird einen inter⸗ nationalen Charakter haben und gegen Hergabe von Obli⸗ gationen in der Münze des kreditnehmenden Landes gewährt werden, die bei einer Laufzeit von fünf Jahren sechs Prozent Zinsen abwerfen. Schweiz.
Im Nationalrat stellte Grimm eine Anfrage über die Wahl der Völkerbunddelegierten.
Der Bundespräsident Motta wies laut „W. T. B.“ darauf hin, daß sein Vorgänger im politischen Departement die Auffassung vertreten habe, daß der Bundesrat, der die Delegierten zu instruieren hat, auch deren Wahl vorzunehmen habe. Der Bundesrat teile diesen Standpunkt. In der ersten Ver⸗ sammlung des Völkerbunds werde u. a. auch über die Zulassung weiterer Staaten gesprochen werden.
on Bulgarien liege bereits ein Gesuch vor, während sich weder Deutschland noch Oesterreich bisher angemeldet habe. Die Stellungnahme der Schweiz in der Frage der Aufnahme dieser Staaten sei durch ihre ganze Neutralitätspolitik gegeben. Wer der Ansicht sei, daß Deutschlands Eintritt in den Völker⸗ bund als eines trotz seiner Niederlage großen Staates beitragen werde zur politischen Entspannung Europas, wünschen, daß es nicht nur eine Vertretung in der Völkerbundsversammlung, sondern auch im Völkerbundsrat erhalte. Eine weitere sehr wichtige Frage bilde der Plan eines internationalen Gerichtshofes, den die Schweiz, Holland und Skandinavien ausgearbeitet hätten. Die Schweiz widme gerade dieser Frage die größte Aufmerksamkeit. Der Bundespräsident erklärte schließlich, daß der Bundesrat bereit sei, auf Grund der in Genf gemachten Erfahrungen einen Bericht zu verfassen, um im Parlamente über die Wahlart der Delegierten einen definitiven Antrag zu stellen.
Mit 63 gegen 44 Stimmen wurde beschlossen, nicht über die Interpellation zu verhandeln. 8
Finnland.
Aus Helsingfors wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: In der Sitzung der Friedenskonferenz vom Dienstag in Dorpat wurde der Friedensvertrag zwischen Finnland und Rußland endgültig angenommen. Das Abkommen wird in einer Woche unterzeichnet werden. 8
Tschecho⸗Slowakei.
Die Nationalversammlung ist auf den 26. Oktober einberufen worden.
Durch Entschließung des Präsidenten der Republik vom 6. Oktober wird mit dem Tage, an dem die neugemusterten Rekruten zur aktiven Dienstleistung einrücken, das ist am 12. Oktober 1920, die vollständige Demobilisierung angeordnet, die bis spätestens Ende Februar zu beendigen ist. Durch diese Entschließung wird die Entlassung der Mannschaften der Jahrgänge 1896 und 1898 verfügt, die noch aus der Kriegs⸗ zeit im militärischen Dienste standen und durch deren Demobi⸗ lif rung der eigentliche Friedenszustand eintrit
8 Amerika.
Nach einer Reutermeldung aus New York wird das inter⸗ nationale Konsortium, das dazu bestimmt ist, China finanzielle Lilss zu leisten, in eine Konferenz französischer, mMlischer, japanischer und amerikanischer Delegierten um⸗ gestaltet. Sie tritt am 11. Oktober in New York zusammen. Die Beratungen werden aufgenommen werden, sobald Thomas Lamont Vonter von der Firma Morgan aus dem fernen Osten zurückgekehrt sein wird. 8
6
R 6 B. mene
Statistik und Volkswirtschaft.
Ueber die Bevölkerung FSegebe und seiner Pro⸗
vinzen in den Jahren 1910, 1914 und 1919 nach dem
Gebietsumfang vom 8. Oktober 1919, getrennt nach dem Geschlechte,
gibt das Statistische Landesamt in der „Stat. Korr.“ eine Uebersicht, in der 8 Herh dargestellt werden, die sich infolge des Krieges zwischen den Geschlechtern pollzogen haben. Dieser Ver⸗ öffentlichung seien die folgenden Angaben entnommen, bei denen jedoch zu beachten ist, 88 die ahe der durch die Volkszählung vom 8. Ok⸗ tober 1919 ermittelten Männer hinter der Wirklichkeit insofern zurück⸗ bleibt, als darin die Kriegsgefangenen nicht enthalten sind, die am 8. Oktober 1919⸗ noch nicht in die Heimat zurückgekehrt waren: deren Zahl kann für Preußen auf 400 000 bis 500 000 geschätzt weeden.
Preußen in dem Umfange, den es am 8. Oktober 1919 hatte (30 026 548,2 ha Gesamtfläche, einschließlich der ersten Ab⸗ stimmungszone in Schleswig, aber ohne die abgetretenen Teile West⸗ preußens, “ und des Saargebiets mit 3,5 Millionen Ein⸗ wohnern), hatte am 1. Dezember 1910 eine aortsanwesende Bevölkerung von 17 834 404 männlichen und 18 215 825 weib⸗ lichen, zusammen 36 050 229 Personen, am 1. Juli 1914 (nach den Fortschreibungen) 18 846 191 männliche und 19 208 006 weibliche, im ganzen 38 054 197 Einwohner, am 8. Oktober 1919 ohne die ausländischen Kereges engene 17 811 387 männliche und 19 422 917 weibliche, zusammen 37 234 304 Einwohner. Rein helegnsgg betrachtet, war der Rückgang der Bevölkerung Preußens in der Zeit vom 1. Juli 1914 bis 8. Oktober 1919 infolge des Zustroms von vertriebenen Auslandsdeutschen und⸗ Flüchtlingen geringer, als man erwartet hat. Er betrug nach dem endgültigen Ergebnis der Volkszählung vom 8. Oktober 1919 nur 819 893 Personen, und wenn man die noch nicht heimgekehrten deutschen Kriegsgefangenen berücksichtigt, dann ergibt sich ein wirklicher Rückgang von nur etwa 350 000 —400 000. Viel größer als Fhüser ehheete Verlust ist natürlich die Einbuße an Volkskraft infolge der jahrelangen Unterernährung und der sehr großen Zahl der Kriegs⸗ beschädi 8 he die Berscheh ben den Geschlech
aßt man nunmehr die Verschiebung zwischen Geschlechtern ins Auge, so zeigt sich, daß in dem Zeitraum vom 1. Dezember 1910 bis 1. Juli 1914 bei einem Gesamtzugang von 2 003 968 Personen oder 5,e aufs Hundert der mittleren Einwohnerzahl die ortsanwesende männliche Bevölkerung Preußens um 1 011 787 Köpfe oder 5,23 vH, die weibliche um 962 181 Köpfe oder 5 0 pH zu⸗ enommen hat, die männliche Bevölkerung also verhältnismäßig tärker gewachsen ist als die weibliche. Von den 14 Provinzen zeigkes nur 5, nämlich Brandenburg (+ 9,08 vH der männlichen und 9,07 vH der weiblichen mittleren Bevölkerung), Westfalen (+ 8,88 vH männ⸗ liche und 3,½ vH weibliche), Hessen⸗Nassau (+ 4,90 vH männliche und 4,0 vH weibliche), Sachsen (. 239 vH männliche und 2,u vH weibliche) und die Stadt Berlin (+ 0,88 vH männliche und 1,18 vH weibliche Personen) eine stärkere Zunahme der weiblichen Be⸗ völkerung. In den übrigen Provinzen wuchs die männliche Bevölkerung prozentual stärker. In dem Zeitraum vom 1. Juli 1914 bis 8. Oktober 1919 dagegen nahm die ortsanwesende männliche Bevölkerung Preußens um 1 034 804 Köpfe oder 5,84 aufs Hundert der mittleren Einwohner⸗
zahl ab, während die weibliche um 214 911 Köpfe oder 1, stieg, wodurch sich der zahlenmäßige Rückgang der ortzanwesenden e8. tien.
bevölkerung auf 819 893 Köpfe oder 2,18 vH verminderte. Zwei Pro⸗ vinzen zeigen sogar eine Zunahme der männlichen Bevölkerung, nämlich Ostpreußen n und Westpreußen⸗Posen (+ 1, vH); ganz unbedeutend ist ferner der Rückgang der männ⸗ lichen Bevölkerung in Pommern (— 0,0 vH). Diese zunãchst auffallende Erscheinung wird erst durch die weitere Bearbeitu der ählungsergebnisse aufgeklärt werden können; vielleicht hat sie darin ören Grund, daß in diesen drei rein landwirtschaftlichen Provinzen schon ein Rückstrom stellungslos gewordener Industriearbeiter und ein ewisser Zuzug von Flüchtlingen bäuerlichen Standes aus dem Ausland tattgefunden hat. Von den üͤbrigen Provinzen folgt dann zunächst West⸗ falen, dessen verhältnismäßig geringe Abnahme der männlichen Be⸗ völkerung (— 3, , uH) offenbar 283 die Kriegsindustrie, insbesondere den Bergbau, zurückzuführen ist. Günstigere Zahlen als den Staats⸗ durchschnitt zeigen außerdem die Provinzen Oberschlesien (— 422 vH), Sachsen (— 4,6 vH) und Hessen⸗Nassau (— 51) „H), ungünstigere die übrigen Provinzen; am ungünstigsten steht Hannover mit einer Abnahme der männlichen Bevölkerung um 17,28 vH da. Die weib⸗ liche Bevölkerung ist in 11 Provinzen gewachsen, in 3 (Hessen⸗ Nassau, Niederschlesien und Berlin) zurückgegangen. Auch bier stehen die Provinzen Westpreußen⸗Posen (+ 5,1 n9, Ostpreußen (+ 5 8 vH) und Pommern (+ 5,30 vH) am günstigsten; desgleichen zeigt Westfalen mit 3,) „H. eine starke Zunahme. Die ungünstigste Zahl (s— 5,81 vH) hat Berlin zu verzeichnen.
Erheblich verändert ist naturgemäß durch den Krieg das Ver⸗ hältnis der Zahl der Männer zu der der Frauen. In ganz Preußen kamen im Jahre 1910 auf 100 Männer 102, ¼ Frauen. Dieser Frauenüberschuß ging bis zum Jahre 1914 um 1,82 vH zurück, stieg aber, wie zu erwarten war, bis 1919 erheblich, nämlich auf 9,24 vH. Nachdem inzwischen die deutschen Kriegsgefangenen zurückgekehrt sind, wird er vielleicht rund 7% vH betragen. Die größte Zahl von Frauen auf 100 Männer wies 1910 Niederschlesien mit 109,80 auf, die kleinste Westfalen mit 95,00, Schleswig⸗Holstein mit 95,, Hannover mit 98,se, die Rheinprovinz mit 9988 und der Stadtkreis Berlin mit 100,86. 1919 hatten die größte Zahl Frauen auf je 100 Männer Berlin mit 119,50 und Niederschlesien mit 116,2¹, die kleinste wiederum Westfalen mit 101,27, Schleswig⸗Holstein mit 105,8, Hannover mit 105,88 und die Rheinprovinz mit 106,z Frauen.
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Arbeitsstreitigkeiten. “
Der Ausstand der Kohlenheizer im Elektrizitäts⸗ werk Moabit der staͤdtischen Elektrizitätswerke ist, wie„W. T. B. berichtet, beendet. Die Arbeit wurde gestern nachmittag wieder aufgenommen. Die Abgabe von Strom aus dem Moabiter Werk erfolgte noch im Laufe des gestrigen Abends. Die Arbeits⸗ zeit des in dem Kesselhaus I. Moabit be⸗ schäftigten Personals, soweit es unter den Uebel⸗ ständen der Braunkohlenbrikettverfeuerung zu leiden hat, 3. B. der Heizer, Schlackenzieher, Kohlenbahnwärter, wird a u f 6 Stunden käglich herabgesetzt, solange die durch die Brikettverfeuerung verursachten Uebelstände nicht behoben sind. Mit dem Einbau einer Entstaubungsanlage im Kesselhaus I des Werkes Moabit wird un⸗ verzüglich begonnen. Der Magistrat hat die hierfür erforderlichen Mittel bereits bewilligt.
Der Ausstand der Angestellten im Berliner Zeitungsgewerbe, hat eine weitere Verschärfung erfahren. Gestern vormittag verhandelten „W. T. B.“ zufolge vor dem Schlichtungsausschuß Groß Berlin die Arbeitgeber und
die noch im Ausstand befindlichen Teile derjenigen Angestellten, die in der „Afa“ (Arbeitsgemeinschaft freier Angestelltenverbände) vertreten sind. Der Vorschlag der Arbeitgeber, auch mit der noch im Ausstand befindlichen Gruppe der kaufmännischen Angestellten ein Abkommen auf der Grundlage des mit dem Gewerkschaftsbund kaufmännischer Angestellten⸗ verbände abgeschlossenen Vergleichs (vgl. Nr. 225 d. Bl.) zu tressen, wurde von den Angestellten abgelehnt. Ein hierauf erfolgter Schiedsspruch des Schlichtungsausschusses, der über den genannten Ver lei linauahang, wurde von den Arbeitgebern als unannehmbar bezeichnet. Inzwischen hatten sich die Gegensätze insofern weiter verschärft, als z. B. die Entgegennahme von Anzeigenmanuskripten seitens der Setzer ab⸗ elehnt wurde, weil diese durch die Hand von Angestellten gegangen ein müßten, die sich dem Ausstand nicht angesch ossen hätten oder damit andere Arbeit verrichteten als die gewöhnliche. Die Verleger sahen sich schließlich genötigt, Setzer, Drucker, Falzer, Fahrer usw. vor die Entscheidung zu stellen, ob sie ihre Arbeit vollständig per⸗ richten wollten oder nicht. Da nun das technische Personal an seiner Arbeitsverweigerung festhielt, haben die Berliner Zeitungsverleger ihr ewerbliches Personal entlassen, und die Zeitungen n daher bis auf weiteres nicht erscheinen.
Aus Kiel wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß die Howaldt⸗ werke gestern ihren sämtlichen Arbeitern wegen Nieder⸗ legung der Arbeit und Verlassens der Arbeitsstätte die Entlassung ausgesprochen haben.
Da im Verlaufe des in Preßburg erklärten Allgemein⸗ ausstands Umstände sestgestellt wurden, welche die Sicherheit des Eigentums und der Personen gefährden könnten, werden, wie „W. T. B.“ erfährt, durch eine Kundmachung der Polizeidirektion Ansammlungen und Versamm⸗ lungen untersagt, das Verbot des Waffentragens erneuert, ein allgemeines Alkoholverbot erlassen, die Veranstaltung von Unter⸗ haltungen aller Art bis auf Widerruf verboten sowie die 7⸗Uhr⸗Haus⸗ türsperre und 9⸗Uhr⸗Polizeistunde angeordnet.
In Südwales, Derbyshire, Nottinghamshire, Leicestershire, Lamarkshire und anderen Kohlen⸗ bezirken wurde einer Londoner Meldung des „W. T. B.“ zufolge am Dienstag als Kundgebung gegen die vorgeschlagene Bei⸗ legung des Konflikts in den Ausstand getreten. In zahlreichen Bezirken waren Streikposten der sogenannten kommunistischen Rot⸗ gardisten gebildet, die die Bergleute durch Drohungen an dem Ein⸗ fahren verhindern wollten. Auf einem Bergwerk in Lamarkshire hüten 500 Bergleute trotz des Streikpostens ein. Gestern wurde die
rbeit wieder aufgenommen.
Nach Meldungen der Brüsseler Zeitung „Gazette“ befinden im Borinage 30 000 Bergarbeiter im Ausstande. Ir einzelnen Orten sollen die Ausständigen versucht haben, den erkehr der Eisenbahnzüge zu unterbinden.
Aus Amsterdam wird dem „W. T. B.“ von gestern gemeldet: Die ausständigen Telegraphenarbeiter haben be⸗ schlossen, die Arbeit wieder aufzunehmen.
In Lissabon, Porto und in allen größeren Städten Portugals ist, wie dem „W. T. B.“ aus Madrid berichtet wird, der Generalausstand ausgebrochen. 6
Wohlfahrtspflege. Der Herr Reichspräsident hat laut „W. T. B.“ im Hinblick au die Notlage in den Kreisen der Schriftsteller der Deutschen Schillerstiftung eine jährliche Beihilfe von 5000 ℳ aus dem Dispositionsfonds zugesagt.
Theater und Musik.
Im Opernhause wird morgen, Freitag, „Bohsme“ mit den Damen Artét de Padilla, Hansa, und den Herren Kirchner, Habich, Düttbernd, Stock, Krasa und Philipp besetzt, unter der musikalischen Leitung von 8 Karl ] geßeben.⸗ Anfang 7 Uhr.
„„Im Schauspielhause gehen morgen „Die Journalisten“ mit Dagny Servaes als Adelheid Runeck und Anton Fefentan, Bolz in Szene. Anfang 7 Uhr. “ 8