1920 / 232 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 13 Oct 1920 18:00:01 GMT) scan diff

Betrieb der Zuckerfabriken des deutschen Zollgebiets

im Monat August 1920 und in der Zeit vom 1. September 1919 bis 31. August 1920.

I. Es sind verarbeitet worden:

II. Es sind gewonnen worden:

8 Zuckerabläufe

Verbrauchszucker

Zeitabschnitt, Ver⸗ auf welchen

Hiervon wurden entzuckert mittels

Rohzucker

3 brauchs⸗

zucker im

zuckeru der anzen

8 Aus⸗

die Betriebsergeb sich beziehen

(als Einwurf usw.)

scheidung verfahren

der aller

Stron⸗ Art tian⸗

Stangen⸗ und Würfelzucker

Kristallzucker granulierter Zucker Brotzucker Platten⸗,

drümelzucker Nelis

gemahlene Raffi⸗ einschl. des Invert⸗ zuckersirups

Flüssige Raffinade

Zusammen

nade gemahlener Abläufe I V I

Stücken⸗ und

dz rein

Im August 1920

In den Vormonaten [49 609 453

Zu sammen in der Zeit vom 1. September 1919 bis 31. August

Dagegen vom 1. Sep⸗

tember 1918 bis 31. August 1919 ¹)

n August 1920 —. n den Vormonaten usammen in der Zeit vom 1. September 1919 bis 31. August

88’-, 2

2 3 —◻‿

Dagegen vom I. Sep⸗ tember 1918 bis 31. August 1919 ¹)

7 894 571

Im Auagust 1920 2 253 In den Vormonaten Zusammen in der Zeit vom 1. September 1919 bis 31. August 1I1“ Dagegen vom 1. Sep⸗ tember 1918 bis 31. August 1919 ¹)

602 761

1 106 630

Im August 1920 259 387

In den Vormonaten 31 7 095 13

Zusammen inder Zeit vom 1. September 1919 bis 31. August

1920 .. 69609 45 103 519

Dagegen vom 1. Sep⸗ . tember 1918 bis 31. August 1919 ¹) 187 090 105111 073 2931 73 939] 1

III. Gesamte Herstellung für die Zeit vom 1. September 1919 bis 31. August 1920 in Rohzucker berechnet: 7 173

1. Rübenzu Kerfabriken. 9 3791 16 177 900 6 321 238 /1 277 013 112 970

8

40 088 26 656

6 330 61711 293 190 26 656

11 881 073 953 209 555 353 407 2. O 13 e[ 95 771 76 094 y8 369 5 43511 307 884 1 200 774 115 723

8

165 371

51 403 65571 276 868 12 165 374

460 469 28 n

1 468 420/2 490 366

29 703 73 816

en tzu Kern

187 127 53 296

103 519 18 551 53 296

350 957 20 682 56 643

Cnerbriken ETIEIö. 29 703 9 379 111 948 129 73 816 6 326 673ʃ2 736 684/1

103 519 6 336 0522 848 632 124 092

212 98

11 883 897]°2 893 330/3 047 541 139 801

111 242 245 326 246 698

248 122

416 22571 281 178/2 050 651 285 344 96 246,11 293 823 50 dz; dagegen vom 1. Sevtember 1918 bis 31. August 1919:

20 833 1 244 49 457 —— 20 837

506 216 163 787

2 492 280 26 de8. 056 591¹

2 541 73 V 26 868 1 077 431

3 313 693 4 280,1 940 307

165 031

9 334.

1 308 928

7 009 478 28 301

11 954 551 531

11 954 105 334

8

117 288 563 485

970 657 111 083

38 554] 156 046

4 1431

1424 39 829

11 856 40 503 y8 596

55 666 659 432ʃ1 277 950 222 786 6

85

671 288/1 318 453 231 382 30 120 7 406 541

8 8 b

Bei dieser Berechnung sind die unter I angegebenen Einwurfzucker in Abzug gebracht und die Verbrauchszucker im Verhältnis von 9: 10 umgerechnet.

¹) Hier sind die Mengen aus den abgetretenen Gebieten ven Westpreußen und Posen noch mitinbegriffen.

Berlin, den 11. Oktober 1920.

Statistisches Reichsamt. Delbrück.

Preußen. Finanzministerium.

Der bisherige Regierungsrat Zachariae ist zum Ministerialrat im Preußischen Finanzministerium ernannt worden. ——

D

Regierungsbezirk Potsdam, ist voraussichtlich zu besetzen.

Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung.

Der bisherige ordentliche Professor der Universität in Matthes ist zum ordentlichen Professor in

Straßburg Dr. Matthes 8. eent chen Fakultät der Universität Königsberg ernannt

1 1 der philosophis worden, der ordentliche Professor Dr. Schaefer in Breslau in gleicher Eigenschaft in die philosophische Fakultät der Universität in Marburg versetzt worden. 6

Bekannimn 8

Dem Fabrikanten Felix Prausnitzer, Berlin,

Albrechtstr. 11, habe ich die Wiederaufnahme des durch

Verfügung vom 16. März 1918 untersagten Handels mit

Lebens⸗ und Futtermitteln auf Grund des § 2 Abs. 2 der Bundes⸗

ratsverordnung vom 23. September 1915 (RGBl. S. 603) durch Verfügung vom heutigen Tage gestattet.

Beerlin, den 8. Oktober 1920.

Der Polizeipräsident. Abteilung W.

—.—

Bekanntmachung.

Auf Grund der Bekanntmachung zur Fernhaltung unzuverlässiger vom Handel pom 23. September 1915 (R⁴GBl. S. 603) abe ich dem Schankwirt Josef Weißmann, Gerlin, Auguststraße 3, durch Verfügung vom heutigen Tage den Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs vegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb untersagt.

Berlin 0. 27, den 6. Oktober 1920.

Der Polizeipräsident. Abteilung W. CI1

—.—

Bekaänntmachun g

Auf Grund der Bekanntmachung zur Fernhaltu unzuverlässiger W“ vom Handel vom 23. September 1915 (RGBl. S. 603 abe ich der Lokalinhaberin Margarete Lipke, geb. Seemann, Berlin, Heiligegeiststrabe 17/18, und dem Ge⸗ schäftsführerFritz Prigge, Berlin, Grünauer Straße 41, durch Verfügung vom heutigen Tage den Handel mit Gegen⸗ ständen des täglichen Bedarfs wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb untersagt.

Berlin O. 27, den 6. Oktober 1920.

Der Polizeipräsident. Abteilung W. J. V.: Heyl.

Heyl.

—.—

Bekanntmachung.

Auf Grund der Bundesratsxerordnung vom 23. September 1915, hetreffend FernPastung unzurerlässiger Personen vom Handel (NEBl. S. 605), habe ich tem Bergmann und Milchhändler Emil Herrmann in Wiescherhöfen, Große Werlstraße,

e Rentmeisterstelle bei der Kreiskasse in Nauen,

neue Nusgabe zum Preise von 24 ℳ; Bestellungen nehmen alle Post⸗

den Handel mit Milch wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb untersagt und sein Geschäft ge⸗ schlossen. Hamm (Westf.), den 8. Oktober 1920. Der Vorsitzende des Kreisausschusses des Landkreises Hamm: Schulze⸗Pelkum.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose hält seine XXIV. Hauptver⸗ sammlung am 22. d. M., Vormittags 10 Uhr, im Hör⸗ saal I der Kaiser⸗Wilhelms⸗Akademie, Berlin NW., Scharnhorst⸗ straße 35, ab. Auf der Tagesordnung stehen: Geschäftsbericht; Rechnungslegung und Entlastung für 1919/20 und Voranschlag für 1920,21; Wahl zweier Rechnungsprüfer und zweier Stellvertreter der⸗ selben; Zuwahlen zum Ausschuß; Vortrag: „Was erwarten wir von der reichsgesetzlichen Regelung der Tuberkulosebekämpfung?“ Bericht⸗ erstatter: Geheimer Medizinalrat, Professor Dr. Neufeld, Berlin, Mitberichterstatter: Geheimer Regiernngsrat Dr. Bielefeldt, Lübeck; anschließend Erörterung.

Verkehrswesen.

Im Monat Oktober werden nach Nord⸗ und Süd⸗ amerika außer den bereits veröffentlichten Postdampferabgängen noch die nachbezeichneten stattfinden: 1. Dampfer „Garibaldi“ nach Rio de Janeiro usw. von Genua am 16. Oktober; Postschluß beim Postamt 9 in Frankfurt (Main) am 13. Oktober; 2. Dampfer „Susquehanna“ nach New York von Bremerhaven am 21. Oktober; Postschluß beim Postamt 1 in Hamburg am 19. Oktober, Abends, beim Postamt 2 in Emmerich am 20. Oktober, 8 Uhr Vormittags, und beim Postamt in Bremen am 20. Oktober, Abends.

Vom Reichskursbuch erscheint Ende Oktober eine

onstalten und Buchhandlungen entgegen. Wegen der Schwierigkeiten bei der Herstellung des Kursbuchs wird eine tunlichst frühzeitige Be⸗ stellung empfohlen, weil sonst möglicherweise auf Lieferung nicht zu rechnen ist.

Wegen der Schwierigkeiten in der Beschaffung von Holzkisten und Kübeln hat das Reichspostministerium verfügt, daß zur Versendung leicht zerbrechlicher Gefäße mit Flüssigkeiten mit der Post Holzstoffkisten unter folgenden Bedingungen versuchs⸗ weise zugelassen werden: Die Holzstoffkisten müssen durch feste Holz⸗ leisten gehöri versteift sein; die Kistenwände dürfen nicht durch Drahtstifte zusamme e alten werden, sondern müssen aus einem Stück bestehen; der Stoff darf nicht brüchig, sondern muß glatt und wider⸗ standsfähig sein. Der Inhalt muß durch Holzwolle oder dergl. sorg⸗ fältig gegen Stoß und Druck ausreichend gesichert sein. Das Ge⸗ wicht der Sendung darf 10 kg nicht übersteigen. Alte abgenützte Holzstoffkisten, die nicht mehr genügend widerstandsfähig sind, oder Kisten mit zu dünnen Wandungen, die sich durch Druck oder Stoß leicht umbjegen lassen, werden nicht angenommen. Die Holzstoff⸗ kisten müssen umschnürt sein. 1“

Theater und Musik.

Im Opernhause wird morgen, Donnerstag, „Figaros Hoch⸗ zeit“, mit den Damen Schwarz, Hansa, Artôt de Padilla, von SDes. Müller und den Herren Schützendorf, Ziegler, Bachmann, Lücke, Philipp und Krasa besetzt, aufgeführt. Musikalischer Leiter ist Dr. Fritz Stiedry. Anfang 6 ½ Uhr.

Im Schauspielhause wird morgen zum 50. Male „Der Kronprinz“ mit Lothar Müthel in der Titelrolle und Eduard von Winterstein als König wiederholt. Anfang 7 Uhr.

Theater. Opernhaus. (Unter den Linden.)

bezugsvorstellung. Figaros Hochzeit. „Freitag: Der Ring des Nibelungen. 3. dämmerung. Anfang 4 ½ Uhr.

Schauspielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Donnerst.: 181. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Zum 50. Male: Friedrich der Große. I. Teil: Der Kronprinz. Anfang 7 Uhr.

Freitag: Fuhrmann Henschel.

Donnerstag: 176. Dauer⸗ Anfang 6 ½ Uhr. Tag: Götter⸗

Anfang 7 Uhr.

Familiennachrichten.

Verlobt: Frau Elisabeth von Eicke und Polwitz, geb. von Eicke und Polwitz mit Hrn. Nittergutsbesitzer, Oberleutnant a. D. Werner von Rohrscheidt (Polwitz, Kr. Ohlau Deutschsteine, Kr. Ohlau). 1

Verehelicht: Hr. Generalmajor Georg von Heimburg mit verw. Frau Marie von Hirschfeld, geb. Freiin von Hammerstein⸗Ges⸗ mold (Brieg Hannover).

Gestorben: Hr. Gustav Böcking (Köln⸗Mülheim). Hr. August Stein, Vertreter der Frankfurter Zeitung (Berlin).

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelle, J. V.: Rechnungsrat Meyer in Berlin.

Verlag der Geschäftsstelle (J. V.: Meyer) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt Berlin, Wilhelmstraße 32.

Drei Beilagen

und Erste Zweite, Dritte und Vierte Zentral⸗Handelsregister⸗

sowie die Inhaltsangave Nr. 40 zu Nr. 5 8 des öffentlichen Anzeigers und eine Zusammenstellung der im 3. Vierteljahr 1920

im „Deutschen Reichs⸗ und Preußischen Staatsanzeiger“

unter 2 des öffentlichen Anzeigers durch gerichtliches Auf⸗

gebot behnfs Kraftloserkärung aufgerufenen Wertpapiere

(Staats⸗ und Kommunanlpapiere, Rentenbriefe, Aktien, An⸗

teilscheine, Obligationen, Pfandbriefe, Hypothekenzertifikate, Lose u. dgl.). —“

1 8

en Reichsanzeiger und Preußi

Erste Beilage

Berlin, Mittwoch, den 13. Rktober

schen Staatsanze32

1920

——

Nichtamtliches.

(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.) Deutsches Reich.

Die vereinigten Ausschüsse des Reichsrats für Haushalt und Rechnungswesen, für Volkswirtschaft, für innere Ver⸗ waltung, für Verkehrswesen, für Steuer⸗ und Zollwesen, für Rechtspflege, für Reichswehrangelegenheiten und für Seewesen

bielten heute Sitzungen.

8 8

Die Havasagentur dementiert die Nachricht der deutschen Presse, wonach die Franzosen 600 ha fruchtbaren Ge⸗ ländes bei Kaiserslautern requiriert hätten, um darauf ein Munitionsdepot zu errichten; ebenso die Nachricht, daß die Kosten eines zu errichtenden Benzindepots bei Kaisers⸗ lautern sich auf 40 Millionen Mark belaufen würden. Außer⸗ dem wird die Behauptung aufgestellt, daß die von der deut⸗ schen Presse gegebenen Ziffern für den Unterhalt der Be⸗ satzungsarmee irreführend seien.

Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ mitteilt, hat tatsächlich die Absicht zur Anlage eines großen Munitionsdepots in Kaiserslautern bestandenn Nur ist nach in den allerletzten Tagen eingegangenen Nachrichten allerdings jetzt die Errichtung aufgeschoben und die Beschlagnahme des Wald⸗ geländes aufgehoben. Die Kosten des anzulegenden Benzindepots würden nach einer auf Ansuchen der französischen Behörde aufgestellten überschlägigen Berechnung in der Tat etwa 40 Millionen Mark betragen. Es handelt sich um Tank⸗ anlagen für 40 000 hl Benzin mit den nötigen Pumpanlagen, Ladegleisen und Verladestellen. Daß die Landwirtschaft unter der Beschlagnahme von Ländereien für Flugplätze sehr zu leiden hat, ist ebenfalls amtlich festgestellt.

Den Behauptungen, daß die deutschen Zahlungen und die wirklichen Ausgaben für die Besatzungstruppen nicht differieren, ist entgegenzuhalten, daß in den Parlamenten der Besatzungsmächte von amtlicher Seite wiederholt festgestellt worden ist, daß die bisher geleisteten deutschen Zahlungen bei weitem nicht den Betrag der tatsächlichen Aufwendungen decken, daß es sich vielmehr nur um Abschlagszahlungen handele.

2

Der sozialbemokratische Parteitag in Cassel be⸗ endete in seiner gestrigen Sitzung die Niss rathe über den Bericht des Vorstands, über die innere und äußere Politik und die zahlreichen dazu vorliegenden Anträge und erteilte dem Vorstand Entlastung. Hierauf folgte die Abstimmung über die Anträge. Die Resolution des Parteivorstands und Partei⸗ ausschusses zur Regierungsbildung wurde nach dem „Vor⸗ wärts“ in folgender Fassung angenommen:

Da das Ergebnis der Reichstagswahlen der früheren Koalition eine tragfähige Mehrheit nicht gewährte, da eine nach rechts hin erweiterte Koalition mit den Interessen der Arbeiterklasse nicht vereinbar war, da die U. S. P. sich weigerte, in eine zur Ver⸗ vidigung der republikanischen Einrichtungen und zur Sicherung der sozialpolitischen Errungenschaften der Revolutionszeit zu bildende Regierung einzutreten, war nach den Reichstags⸗ wahlen der Austritt der sozialdemokratischen Partei aus der Regierung notwendig geworden. Der Parteitag billigt daher die Haltung des Parteivorstandes und der Reichstagsfraktion zur Regierungsbildung ausdrücklich. Ein Wiedereintritt der Sozial⸗ demokratischen Partei in die Reichsregierung kann nur in Frage kommen, wenn die Interessen des Proletariats, die vor allem die Demokratisierung der Verwaltung, die Republikanisierung der Reichs⸗ wehr, die Sozialisierung der dafür reifen Wirtschaftszweige und eine pazifistische, auswärtige Politik erheischen, Berücksichtigung finden. Die Zusammenarbeit mit einer Partei, die nicht grundsätzlich und tatsächlich auf dem Boden der republikanischen Staatsform steht, kann nicht in Frage kommen.

Angenommen wurden ferner u. a. der Protest gegen die Zerstörung der Dieselmotoren und ein Antrag auf Förderung des Genossenschaftswesens. Danach beschäftigte sich der Parteitag mit dem Bericht der Reichstagsfraktion. 1b

Rentenzulagen. Nach einer im Reichsversicherungsamt gefertigten Zusammenstellung sind durch die Post und die Sonderanstalten gezahlt worden im Monat Juni 1920 als zulagen zu Invalidenrenten (monatlich 20 ℳ) 18 381 818 ℳ, zu Krankenrenten (monatlich 20 ℳ) 1 882 989 ℳ, zu Alters⸗ renten (monatlich 20 ℳ) 4 676 346 ℳ, zu Witwenrenten (monatlich 10 ℳ) 869 263 ℳ, zu Witwenkrankenrenten (monatlich 10 ℳ) 39 200 ℳ, zusammen 25 849 616 ℳ.

Preußen.

Der Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung Haenisch traf gestern in Breslau, als der Magistrat zu einer Sitzung versammelt war, in Begleitung des Regierungs⸗ präsidenten und einiger anderer Herren zu einem Empfang im Rathause ein. Die Begrüßungsansprache hielt der Ober⸗ bürgermeister, der unter starker Betonung der nationalen Bedeutung der kulturellen Werte laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ u. a. ausführte:

Die Stadt Breslau begrüße es, ha der Minister nach Breslau gekommen sei, um die dortigen Verhältnisse aus eigenem Augenschein kennen zu lernen. Sie begrüße das umsomehr, als man im Osten bisweilen das Gefühl habe, als kümmere sich die Re⸗ gierung nicht so um dieses Land, wie es zu wünschen wäre. T auch die übergroße Mehrzahl der Breslauer Bevölkerung zweifellos am nationalen Deutschbewußtsein festhalte, so müsse doch alles ge⸗ schehen, um Breslau, diefes kulturelle Bollwerk, an dem die flawische Welle sich brechen solle, kulturell stark zu befestigen.

Der Minister Haenisch erwiderte, indem er zunächst die Empfindung, als werde Breslau von der Regierung etwas stiefmütterlich behandelt, als unberechtigt bezeichnete, und dann agte: sag Die Bedeutung dieser Stadt als kulturellen Bollwerks, als Deich gegen die slawische Flut, werde von der Staats⸗ und Reichs⸗ regierung vollkommen gewürdigt. Gedankengänge, wie sie der Ober⸗ bürgermeister geäußert Errichtung und Stärkung geistiger Grenz⸗ wälle für das Deutschtum seien insbesondere dem Unterrichts⸗ ministerium nicht fremd, ja mehr als das: „Hätten wir solche Grenzwälle nicht, so müßten wir sie schaffen! Das sei ine M inung, und darüm habe

““

die Staatsregierung, die ja

gleich den Gemeinden nicht Herrin ihrer Mittel und gleich ihnen Kost⸗ gängerin des Reichs sei, sich trotz der Not der Zeit zur Gründung einer neuen Universität in Köln entschlossen. Hierin liege aber zugleich ein Fingerzeig nach der Richtung, die die Regierung in der Frage der Förderung des Deutschtums eingeschlagen habe. Sie gehe von der Ansicht aus, daß die besetzten Gebiete des Westens infolge der überaus geschickten französischen Werbe⸗ tätigkeit doch weit mehr gefährdet seien als der Osten. Allerdings, vernachlässigt dürften darüber auch die Ostlande nicht werden. Er habe daher angeregt, mit einem Entwurf an das Staats⸗ ministerium heranzutreten, um größere Mittel für die Erhaltung musikalischer und theatralischer Einrichtungen auch in Ostpreußen und Schlesien flüssig zu machen. Leider habe der Erfolg dieser Unternehmung den daran geknüpften Wünschen und Hoffnungen nicht entsprochen. Es sei lediglich beschlossen worden, Verhandlungen zwischen dem Unterrichts⸗ und dem Finanzministerium darüber einzuleiten, ob es nicht möglich wäre, eine Verringerung des Defizits der Staats⸗ und Landestheater herbeizuführen und die dadurch erzielten Ersparnisse für die Unterstützung von Theatern in national bedrohten Gegenden zu verwenden. Er bitte, versichert zu sein, daß das Ministerium auf der Wacht sei und daß es den großen Schaden nicht unterschätze, der entstehen würde, wenn es nicht seine volle Aufmerksamkeit allen den vom Oberbürgermeister angeschnittenen Fragen zuwenden würde. Der Minister erklärte noch, daß er zu einem Abbau der staatlichen Hochschulen in Breslau, der Universität, der Technischen Hochschule und der Kunstakademie, niemals seine Hand bieten werde, und schloß mit dem Wunsche, daß es der Stadt Breslau gelingen möge, sich ihren Kulturbesitz zu erhalten.

Württemberg.

Der Haushaltsplan für das Jahr 1920 weist an Gesamtausgaben 518 172 030 und an Gesamteinnahmen 512 861 034 auf. 6

Beaden.

Gestern fand in Karlsruhe anläßlich der Wasserbauausstellung unter Teilnahme der Staatspräsidenten von Baden und Württem⸗ berg, des Reichsministers Scholz und Abgeordneter aller ein⸗ schlägigen Verbände, auch Bayerns, Preußens und Hamburgs, ein vom Südwestdeutschen Kanalverein, dem Rheinschiff⸗ fahrtsverband, Konstanz, und dem Zentralverein für Binnen⸗ schiffahrt, Berlin, veranstalteter deutscher Wasser⸗ wirtschaftskongreß statt, auf dem die Begründung eines südwestdeutschen Wasserwirtschaftsverbandes beschlossen wurde, dessen Ziele in gemeinschaftlicher Arbeit mit Bayern und Nord⸗ deutschland erstrebt werden sollen. Die Vertreter der Schweiz versprachen engste Zusammenarbeit. Der Kongreß ist ein Mark⸗

stein in der süddeutschen Wirtschaftsentwicklung: allgemein wurde

die Forderung erhoben, die süddeutschen Kanalprojekte in ge⸗ meinschaftlicher energischer Arbeit durchzuführen.

G Oesterreich.

Wenn auch das amtliche Ergebnis der Abstimmung in Kärnten noch nicht vorliegt, so gibt doch die gesamte Presse ihrer großen Freude Ausdruck über den Sieg, den nach den vorläufigen Berechnungen des Heimatdienstes die deutsche Bevölkerung unzweifelhaft errungen habe. Nach den neuesten Berichten aus Kärnten ist dort aber einige Beunruhigung über die Verschiebung der amtlichen Bekanntgabe des Abstimmungs⸗ ergebnisses auf heute oder Donnerstag eingetreten. Die Gründe hierfür seien nicht recht zu erkennen.

Zone A Mitteilungen über das Wiederauftreten der süd⸗

slawischen Prügelbanden gekommen.

GSroßbritannien und Irland.

Das „Reutersche Büro“ erfährt, daß die Antwor Frankreichs auf die britischen Vorschläge, betreffend die Wiederherstellung, veen in London eingetroffen ist und einen vollkommen versöhnlichen Charakter trägt. Die Verhandlungen werden fortgesetzt. Die britische Mitteilung hatte angeregt, daß vor der Tagung der in Aussicht genommenen Genfer Konferenz der Weg erst freigemacht werden sollte durch das Zufammentreffen der Finanzsachverständigen der Alliierten, die aus der Wiederherstellungskommission gewählt werden könnten, mit deutschen Sachverständigen, um die damit ver⸗ bundenen technischen Fragen zu erörtern. Es wurde vor⸗ geschlagen, daß die Genfer Konferenz danach stattfinden sollte, und angeregt, daß das Zusammentreffen der Sachverständigen in Köln stattfinde.

Auf der internationalen Wirtschaftskonferenz in London trat der Vorsitzende, Sir George Paish, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, für eine Revision des Friedensvertrags ein und erklärte, wenn den Ländern, die durch den Krieg am meisten gelitten hätten, nicht geholfen würde, würde Großbritannien in kurzer Zeit vor großen Schwierigkeiten stehen. Der frühere holländische Justizminister Simon schlug vor, Deutschland einen Kredit zum Ankauf von Rohstoffen zu gewähren.

Nach Meldungen des „Wolffschen Telegraphenbüros“ sind in Dublin infolge von Haussuchungen durch Soldaten mit Panzerautomobilen Unruhen entstanden, in deren Verlauf zahlreiche Gewehrschüsse gewechselt worden sind. Ein Offizier wurde getötet, zwei Soldaten und ein Fwil wurden ver⸗ wundet. Zwischen Roscommon und Ballaghaeereen wurden gestern zwei Gendarmen erschossen und einige andere schwer verwundet.

Frankreich.

8 Havasmeldung hat der Senatspräsident Bourgeois als Vertreter des Völkerbundsrats der vom Völkerbund nach Litauen entsandten militärischen Mission telegraphisch mitgeteilt, daß nach Nachrichten aus amtlichen Quellen die polnische Regierung das Vorgehen des olnischen Generals in Wilna formell mißbillige und sich bereit erklärt habe, alle Maßnahmen zu ergreifen, um dem bedauerlichen Zwischenfall ein Ende zu bereiten.

Die vom Ausführenden Rat des Völkerbundes ein berufene Internationale Kommission zur Vervoll kommnung und Vereinheitlichung der internationalen Statistiken ist gestern in Paris zusammengetreten. Zum

Nach einer

Präsidenten

zu zerstören.

seine Sympathie und Ermunterung

und ein freundschaftliches Zusammenwirken aller 1 Kampf gegen die gemeinsamen Leiden zu ermöglichen wünsche.

Es seien auch aus der

wurde der italienische Senator Luigi Vodio gewählt.

Der Ministerrat beschäftigte sich gestern unter dem Vorsitz des Präsidenten Millerand mit der fortgesetzten Preis⸗ steigerung der notwendigen Lebensmittel. Außer anderen Abwehrmaßregeln wird ein Ausfuhrverbot für Milch, Butter, Käse und Kartoffeln erlassen werden.

Der Finanzausschuß der Kammer ist vorgesteru

zusammengetreten, um die Budgets für 1921, soweit sie

vorliegen, zu prüfen. Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, hat der Ausschuß eine Entschließung angenommen, nach der er keine Erhöhung der Ausgaben billigen wird, die nicht vorher durch Gesetz genehmigt ist, und erklärt, daß die Ausgaben des ordentlichen Budgets sichergestellt werden müßten durch den Ertrag der jetzt genehmigten Steuern. Der Ausschuß hat ferner beschlossen, seinen Vorsitzenden Raiberti, die Generalbericht⸗ erstatter Charles Dumond und de Lasteyrie sowie den Berichterstatter für die Verrechnung des Wiederaufbaus Loucheur nach der ehemaligen Kampfzone zu entsenden, um eine Prüfung der Lage vorzunehmen.

Laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ ist eine neue Untersuchung gegen die Confédsration Genérale du Travail eingeleitet worden, die durch die Aufnahme der Gewerkschaft der Beamten sich gegen das Gesetz

88 ¼ vergangen haben soll⸗

Der Operationsbericht der russischen Sowjet⸗ republik vom 10. Oktober besagt:

Westfront: Im Abschnitt Olewsk sind hartnäckige Kämpfe mit wechselndem Erfolge im Gange. 10 Werst östlich von Nowograd⸗Wolynsk bhesetzten wir eine Reihe von Ortschaften. Im Abschnitt Nowaja Ushiza sind hartnäckige Kämpfe mit wechselndem Erfolge im Gange. Südfront: In Ab⸗ schnitt Alexandrowsk dauern die hartnäckigen Kämpfe mit dem Gegner, der auf das rechte Ufer des Dnjepr übergesetzt ist, weiter an.

Der südrussische Gesandte in Kopenhagen hat einen offiziellen Bericht vom 9. Oktober von der Krimfront empfangen, wonach die Operationen bei Mariupol vollständig geglückt seien. Der Feind sei vollständig in dieser Gegend ge⸗ schlagen worden. In der Gegend von Sinelnikovo sei es geglückt, eine Eisenbahnbrücke der Eisenbahnlinie Jekaterinoslaw

Tschaplino bei Uljanowka und den Kreuzungspunkt Tschaplino

Italien.

Gestern nachmittag eröffnete der Präsident des Organi⸗ sationskomitees, Senator Ruffini, in Mailand die erste

Sitzung des Internationalen Kongresses der Liga für

Völkerbund. Auf dem Kongreß sind vertreten: Italien, Frankreich, Belgien, England, Sponien, Japan, Chinag, Nor⸗ wegen, Polen, Rumänien, die die Tschecho⸗Slowakei, Südslawien und Portugal. Der Senator Tittoni verlas eine Botschaft des Völkerbundsrats, in der dieser der Konferenz zum Ausdruck bringt und betont, daß der Völkerbund nicht beabsichtige, die legitimen Rechte der Völker zu schmälern, sondern diese Rechte z8 schützer

Völker im

Darauf hielt Tittoni eine Ansprache, in der er dem „Wolssschen Telegraphenbüro“ zufolge ausführte:

Der Völkerbund will eine hohe, unabhängige und unparteiische Behörde sein. Er würde seinen Zweck verfehlen und allgemeiner Mißachtung anheimfallen, wenn er die Sonderinteressen einiger Regierungen statt derjenigen der Menschheit wahrnehmen sollte. Die augenblickliche Lage Europas ist nicht weniger ver⸗ hängnisvoll als es die Lage der Völker nach anderen großen Kriegen war, denn sie birgt in den Friedensverträgen die Keime zukünftiger Kriege in sich. Ein neues Phänomen taucht am Horizonte auf: das Erwachen der Unabhängigkeitsbestrebungen der Völker, die kolonialer Herrschaft unterworfen sind. Die Aufgabe des Völker⸗ bundes wird hart sein, indessen machen sich schon seine Wohltaten fühlbar.

Tittoni zählte dann einige wohltätige Maßnahmen des Völkerbundes auf und sprach den Wunsch aus, daß die Regierungen die Entschließungen der letzten Brüsseler Konferenz ausführen möchten, denn sonst würden sie eine schwere Verantwortung auf sich nehmen. Aber man dürfe nicht bei den ersten Schritten stehen bleiben. Tittoni er⸗ innerte an seinen Vorschlag auf der Konferenz von San Sebastian, auf die Tagesordnung der Völkerbunds⸗ versammlung die Frage der Anwendung des Artikels 23 des Vertrags zu setzen, der allen dem Bunde angehörenden Staaten eine gerechte wirtschaftliche Behandlung zusichert, die unvereinbar sei mit dem Monopol über die Rohstoffe und mit der Ausbeutung der Völker durch große Trusts. Der Redner schloß mit dem Wunsche, daß dem Völkerbunde die Zwangs⸗ mittel gegeben würden, um seinen Entscheidungen Achtung zu verschaffen. Nach Tittoni begrüßte der Minister des Aeußern Graf Sforza die Versammlung im Namen der italienischen Regierung und des italienischen Volks und sagte dann:

Die Formel des Völkerbundes würde Gefahr laufen, etwas Schlimmeres als eine Utopie zu werden, nämlich eine Lüge oder höchstens eine Versicherungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit, wenn der Völkerhund keine andere Macht hätte, als die, Protokolle aufzusetzen. „Vor hundert Jahren“, fuhr der Minister fort, „schufen andere Protokolle mit der Heiligen Allianz so etwas wie den Versuch eines Völkerbundes; aber die Bewegung der Nationalitäten brachte ihn zum Cinsturz wie ein Kartenhaus. Ebenso würde auch der Völkerbund nicht sicher sein, wenn in der Welt von morgen eine Klasse reicher und blühender Staaten, die alles zum Leben Notwendige besitzen, nicht begriffe, daß ihr Wohlergehen mit dem Wohlergehen aller verknüpft ist, und wenn sie, sei es auch unbewußt, schließlich eine Klasse gegen⸗ über solchen Staaten schaffen würden, welche als Proletarier gelten müßten. Zum Leben braucht der Völkerbund eine andere moralische Atmosphäre.“ Der Redner betonte die Nützlichkeit der Propaganda, damit der Völkerbund sich auf Grundlagen erhebe, die weit fester seien als die Blätter eines Vertrags, nämlich auf dem Gewissen der Völker, die nicht mehr wünschen dürften, daß eine Generation arbeite und schaffe, damit die andere getötet werde. Sforza schloß mit dem Wunsche, daß die Arbeiten der Konferenz zum Wohle der Menschheit von Erfolg begleitet sein möchten.

Namens der übrigen Völker antworteten Delegierte von Belgien, Frankreich und England, worauf die Eröffnungssitzung geschlossen wurde.