ür die barige Wiederherstellung dieser Freundschaft teilen. Daher „ 8
. 8“ vS Heeec. . j ind Lehrer der Universität Oxford jetzt persönlich mit dem Wunsche an S beran, die Erbi 2 2 ersönli t uns an Sie Erbitterun — die unter dem Antriebe lovaler Vötaande⸗ 8 1“ entstanden sein mögen, zu zerstreuen. Auf dem “ 8 8 - Ziel und gemeinsame Begeisterung 2 nd wo unser Wetteifer und unser Chrgeiz edelmuütig sind, önnen wir sicher auf Versöhnung hoffen, und die Kameradschaft der Gelehrsamkeit bietet einen Weg, der zu einer weiteren Sympathie 8 zu einem besseren Verständnis zwischen unseren verwandten eeen führen kann und, wenn unsere geistigen Ideale lebendig 3 sind, führen muß. Während politische Zwietracht die edle Höflichkeit der großen europäischen Staaten zu verlöschen droht, wollen wir jene freundschaftliche Wiedervereinigung beschleunigen helfen, die die Zivilisation erfordert. Impetret ratio, quod dies impetratura est.“
—:
3 In der Oktobersitzung der Anthro 8 schaft sprach der Professor Re8. . abdrücke und menschliche Erbkunde. Der Vortragende bat die Fingerabdrücke von Zwillingen und von Drillingen, also der am nächsten miteinander verwandten Individuen, auf das eingehendste beobachtet und gewisse Formenkreise dieser Abdrücke festlegen können, so zum Beispiel den Bogen und das elliptische Oval. Dieses letztere enn dann wieder zerlegt werden und man erkennt, daß das 1“ nicht vertreten ist bei ne 8 r; vielleicht tritt es beim Bruder auf, dann aber mit Abwandlungen in seiner Form. Zwillinge, die sonst einander fast völlig gleich sind, unterscheiden sich zuweilen auch n der Ohrform, eine Erscheinung, die Gottfried Keller in seinem Roman „Martin Salander“ verwertet hat, wo zwei Brüder nur an er Ohrform von ihren Bräuten erkannt werden können. Der Vor⸗ ragende hat nun aus einem sehr großen Material von Finger⸗ abdrücken, die er sich zusammenstellen konnte, insbesondere aus sehr zahlreichen Familien, bei denen er diese Abdrücke von der Aszendenz und der Deszendenz nahm, sich gleichsam ein „Wörterbuch“ dieser individuellsten Körpereigenschaft zusammengestellt und konnte so den Erbkreis des „Bogenmusters“ und anderer Muster verfolgen, um zur Aufstellung gewisser Mendelscher Regeln in bezug auf dieses Muster im allgemeinen zu gelangen. Es fanden sich bei 66 % der Kinder von 2 Stammeltern die Formen des Bogenmusters, theoretisch hatte man 63 % rrechnet. 33 % waren „Nicht⸗Bogner“. Bei Eltern, die „Bogner“ nd „Nicht⸗Bogner“ waren, erschienen unter den Kindern die „Bogner“ mit 31,7 %, die Theorie hatte 38,3 % gefordert. Aus Ehen zwischen Nicht⸗Bognern“ gingen nur 16,3 % der Kinder als „Bogner“ hervor. Der Vortragende ging nunmehr den Gründen dieser Erscheinungen nach und konnte sie in einer Anzahl von Fällen in den Wachstums⸗ verhältnissen bei den jüngsten Embryonen schon aufdecken. Bei dem Wachstum wirken zwei Koeffizienten auf die Haut: eine senkrecht gerichtete Kraft, die die Haut in Längsfalten, und eine wagerecht gerichtete Kraft, die sie in Querfalten zieht. Er versuchte sodann, diese organischen Vorgänge in eine mathematische Formel zu bringen, um sie demgemäß zu analysieren, und es gelang ihm, dafür eine Kurve dritter Ordnung zu finden. Das Bogenmuster hat eine Symmetrieachse beim regulären Wachs⸗ tum; freilich kommen auch asymmetrische Formen vor. Bei einem Viertel sämtlicher Lebenden kommen Bogenmuster in den Fingerabdrücken vor. Professor Poll hat seine Untersuchungen dann auch auf die Handabdrücke ausgedehnt und hat ihnen etwa 3000 solcher Abdrücke von Kindern und Erwachsenen zugrunde gelegt. Es fehlt noch ein „Wörterbuch“ von Handabdrücken der eineiigen Zwillinge. Die Zeichnungen der Handlinien sind, wie schon die mittelalterlichen Chiromanten wußten, unveränderlich bei den einzelnen Individuen. Es ergab sich u. a. bei der Untersuchung, daß mehr alte Personen die von den Chiromanten als „Lebenslinie“ (Vitalis) be⸗ zeichnete Linie besaßen, während sie sich bei jüngeren prozentuell nicht so häufig fand. Die Unterschiede in den Linien der Hand finden sich gleichfalls
A.
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Theater und Musik.
Im Ope ruhause wird morgen, Mittwoch, Richard Strauß;' „Salome“ mit Frau Kemp in der Titelrolle gegeben. Der Oper geht des Meisters Tondichtung „Tod und Verklärung“ voraus. erhseh Leiter beider Werke ist Max von Schillings. Anfang 7 ½ r.
Im Schauspielhause wird morgen „Fuhrmann Henschel“ mit Ed. von Winterstein in der Titelrolle und Margarete Neff als Hanne Schäl wiederholt. Anfang 7 Uhr. 1
Im Dom veranstaltet der Organist Professor Walter Fischer am Donnerstag, den 21. d. M., Abends 8 Uhr, ein Orgelkonzert unter Mitwirkung von Maria Seret⸗van Eyken (Alt) und Hjalmar von Dameck (Violine). Der Eintritt ist gegen
ntnahme eines Programms frei.
Am Donnerstag, den 21. d. M., 8 Uhr, veranstaltet der Organist Fritz Heitmann in der Kaiser⸗Wilhelm⸗Ge⸗ dächtniskirche ein Konzert. Mitwirkende sind Marie Fiebig (Alt) und Hermann Hopf (Cello). Auf der Vortragsfolge stehen Arien und Lieder von Händel und Schubert, Violoncell⸗ kompositionen von Händel und Richard Strauß sowie Orgelwerke von Frescobaldi und Reger.
Der Berliner Lebhrerverein in diesem Winter eine Aufführung sämtlicher Symphonien von Beethoven mit dem Blüthnerorchester unter Mitwirkung von Solisten und unter der Leitung von Dr. Felix Maria Gatz.
veranstaltet
Der Konzertbericht befindet sich in der Ersten Beilage.
Mannigfaltiges.
Vom Reichsarbeitsminissterium wird mitgeteilt: In⸗ folge des Ueberschichtenabkommens erhalten die Ueberschichten verfahrenden Bergleute des Ruhrreviers ver⸗ billigte Terxtil⸗ und Schuhwaren. Das Reichsarbeits⸗ ministerium, in Verbindung mit dem Reichswirtschaftsministerium, hat in den letzten Wochen für insgesamt 83,13 Millionen Mark Schuhwaren und Textilien in Auftrag gegeben, davon für1 7,63 Millionen Mark Textilien an die sächsische Industrie, die damit den größten Anteil erhalten hat. Bei der guten Entwicklung des Ueberschichtenwesens, welche von dem wirt⸗ schaftlichen Verständnis der Bergleute zeugt, bilden diese Bestellungen nur den Anfang einer größeren Aktion, die zugleich eine wirksame Unterstützung der notleidenden Textil⸗ und Schuhwarenindustrie be⸗ deutet. Es sind Verhandlungen im Gange, um dieser Aktion dadurch noch einen weiteren Rahmen zu geben, daß die Mittel der produktiven Erwerbslosenfürsorge zu ihrer Unterstützung herangezogen werden. (W. T. B.)
Mit Rücksicht auf die beunruhigenden Nachrichten, die über die Behandlung und die Gemütsverfassung der in Sund um Avignon laut Friedensvertragnoch zurück⸗ etzthin durch die Presse gegangen sind, begibt sich der Vorsitzende des Hauptausschusses für Kriegsgefangene bei der deutschen Friedensdelegation in Paris dieser Tage an Ort und Stelle, um sich einen Eindruck von der augenblicklichen Lage zu verschaffen und gegebenenfalls auf deren Besserung mit allen zu Gebote stehenden Mitteln hinzuwirken. (W. T. B.)
Das Heimstättenamt der Deutschen Beamten⸗ schaft eröffnete gestern vormittag im Gebäude der Landwirtschaft⸗ lichen Hochschule unter der Leitung von Johannes Lubahn seinen ersten Heimstättentag und Heimstättenkursus, an dem, wie „W. T. B.“ berichtet, etwa 500 Vertreter der gesamten gewerkschaftlich organisierten deutschen Beamtenschaft mit rund 1 ½ Millionen Mitgliedern teilnahmen. Der Vorsitzende des Aufsichts⸗
schon bei den Embryonen, aber die Vererbung dieser Dinge ist bisher noch in keiner Weise festgestellt. Dazu bedarf es noch weiterer Studien. Es ergibt sich aus Professor Polls Arbeiten, daß man dahin gelangen kann, ein Individuum auf Grund der Uebermittlung einer Formel, die sich auf dessen Fingerabdruck bezieht, als ein be⸗ stimmtes und gesuchtes festzustellen; da ferner trotz aller Vererbun jedes Individuum einen spezifischen Fingerabdruck zeigt, eröffnet sich uns die Aussicht, das Körnchen Wahrheit zu erkeunen, das in dem mittel⸗ alterlichen Brauche lag, einem Menschen das Horoskop zu stellen. Diese Dinge erscheinen uns in einer Zeit als möglich, die ja durch die Steinbachschen Forschungen die Anschauungen vom „Jungbrunnen“ in eigeuartiger Weise erneuert und in der wir durch die Radio⸗ aktivität dahin gelangen, die Metalle ineinander zu verwandeln. Darauf sprach der Professor Eduard Hahn über das Feuer in der geistigen Geschichte der Menschheit. Der Vortragende, bekannt durch seine Forschungen über den Ursprung der menschlichen Nahrungbereitung, stützte sich für seine These: Der Mensch und das Feuer sind aneinander gebunden, d. h. der Mensch hat das Feuer, auf Wundts Forschungen und auf Ratzel u. a. Er streifte dabei die Annahme eines „Vormenschen“, der schon in der Zeit des Tertiärs seine Rolle ausgespielt haben muß. Nach Hahn, der hierin mit Schultz übereinstimmt, ist das Feuer ein Kind der Arbeit. Gelegentlich mag das Feuer aus natürlichen Quellen benutzt worden sein, aber das Feuer als solches, das auf des Menschen aicic Entwicklung von Einfluß war, ist nach E. Hahn das durch Reiben mit härterem auf weicherem Holze entstandene Feuer. Wenn von gewissen Eingeborenen berichtet wird, sie hätten kein Feuer, so meint Hahn, sie hätten dies den fremden Besuchern “ um ihnen ihr stärkstes Machtmittel nicht zu offenbaren. Gegenüber den Einwürfen Weules, die ältere Kultur hätte das Holz nur in geringem Umfange als Material benutzt, weist Hahn auf die große Verbreitung hin, die wir im Gebrauch der Rinde beobachten gerade bei den Naturvölkern. Das Feuer, das nicht in seinem Gebrauche mit der Nutzung eines Haustiers durch den primitiven Menschen auf gleiche Stufe zu stellen ist — ist es doch eine gewaltige Naturkraft — konnte erst in langen Zeit⸗ räumen dem Menschen vertraut werden. Die Australier und die Buschmänner benutzen den Windschirm, um das Feuer vor dem Winde zu schützen. Das Feuer im Besitze des Menschen hat ihn dazu ge⸗ führt, seine Macht zu überschätzen. Sobald das Feuer da ist, trennen sich die Geschlechter in ihrer Tätigkeit: der Mann reibt das Feyer, die Frau bewahrt es. Damit hängt das Zölibat der Priesterinnen zusammen, die in Afrika als Prinzessinnen das heilige Feuer vor der Hütte des Häuptlings bewachen, wie sie in Rom als Vestalinnen das Feuer auf dem Altar der Vesta hüteten. Eine Einwirkung des Feuers auf die geistige Entwicklung der Menschen haben wir auch in der Vor⸗ stellung von seiner Wirkung als reinigenden Kraft, die weit über den Erdball verbreitet ist. Professor Hahn erinnerte an die Methode des Räucherns der Nahrung und an die Brandwirtschaft, d. h. die Behandlung des Bodens mit Feuer, ohne Anwendung des Pflugs, wie man sie 1916 wieder in der Eifel von den älteren Bauern hat sehen können beim Roggen⸗ und Kartoffelbau, da die jüngeren Arbeitskräfte fehlten. Die Herstellung der Werkzeuge durch Feuer ist ein weiteres Moment für die Einwirkung dieser Kraft auf die geistige Entwicklung des Menschen. Der Feuerbohrer spielte eine große Rolle, er diente als Grabstock und auch als Speer. Das Feuerschlagen Stein ist nach Hahn jünger in der Entwicklung als Bohren in olz. Der Vortragende ging im darauf ein, welche Bedeutung dem Feuer in der Mythologie der Naturvölker zukommt. Der Kulturheros durchschreitet in der der Regel das Feuer unversehrt. Auch auf die Vorstellung der Ge⸗ winnung des Feuers durch Diebstahl, wie sie in der rometheussage vorliegt, wies der Vortragende hin; mit ihr hänge auch die Schöpfung des Weibes im Mythos zusammen. Neben dem Feuer ist dann noch die „Gärung“ von Bedeutung für die Entwicklung der Kultur. Eine Ergänzung zu diesen Ausfuhrungen gab Prof. Georg Schyweinfurth, der hervorhob, daß in Afrika das Feuer oft ein freies Feschenk der Natur sei: wenn der Blitz in einen Baum gefahren sei, o komme es vor, daß solch ein Baum tagelang brennt, und man önne dam das Feuer von dort nehmen. 1“
rats und Direktor des Deutschen Beamtenbundes Remmers hielt die erste Ansprache. Er bewillkommnete den Vertreter der Reichs⸗ regierung, Reichsminister Dr. Koch, die Vertreter der Reichs⸗ und Staatsbehörden, der Stadt Berlin, der Arbeiter⸗, Angestellten⸗ und Beamtengewerkschaften aller Grade und Richtungen und be⸗ sonders den Führer der Deutschen Bodenreformer Adolf Damaschke. Er schloß seine Ausführungen mit den Worten: „Wo der Mensch eine Heimstätte hat, da ist auch der Nationalgedanke am besten auf⸗ gehoben!“ Der Reichsminister Dr. Koch sprach im Namen der Reichsregierung warme Worte der Begrüßung. Er erinnerte an das bekannte Wort: „Unter seinem Stande sich kleiden, nach seinem Stande sich nähren und über seinem Stande wohnen!“, versicherte die Heimstättenbewegung seiner vollsten Sympathie und versprach, soweit seine Kräfte reichten, sie zu unterstützen und zu fördern. Ferner sprachen der Geheime Re⸗ gierungsrat und Abteilungsleiter im Reichsarbeitsministerium Dr. jur. Glaß, der Geheime Regierungsrat Dr. Pauly vom Reichswohl⸗ fahrtsministerium, der erste Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes Lehrer Flügel, Dr. Höfle im Namen des dem Deutschen Ge⸗ werkschaftsbund angeschlossenen Zentralverbands der Staats⸗Arbeiter und ⸗Angestellten, Beckmannn für den Aktionsausschuß der Arbeiter⸗, Angestellten⸗ und Beamten⸗Gewerkschaften. Zum Schluß hielt Dr. Adolf Damaschke die erste Vorlesung des Heimstättenkursus über das Thema: „Grundsätzliches und Geschichtliches“, die mit lebhaftem, allseitigem Beifall aufgenommen wurde. Darauf vertagte sich die Versammlung auf den Nachmittag.
Im Schöneberger Neuen Rathause wird morgen, Nachmittags 5 Uhr, eine kommunalhistorische Ausstellung der Stadt Berlin⸗Schöneberg eröffnet. Der leitende Gedanke dieser Veranstaltung ist in dem Augenblick, da Schöneberg in die neue Groß Berliner Einheitsgemeinde übergeht und somit als selb⸗ ständiges Gemeinwesen aufhört zu bestehen, den Blick noch einmal auf das Werden und Wachsen dieser Nachbarin Berlins zurück⸗ zulenken. Die Schöneberger Kunstdeputation hat aus allen möglichen versteckten Quellen ein reizvolles Bildmaterial hervor⸗ gezogen, alte Gemälde und Stiche, die bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurückgehen, Urkunden, Theaterzettel und andere Dokumente aller Art, dann malerische Studien und Photographien aus späterer Zeit, die verglichen mit dem heutigen Zustande, die er⸗ staunliche Verwandlung Schönebergs seit 1870 spiegeln. Eine Fülle bisher unbekannter und verstreuter Zeugnisse ist hier zusammengebracht. Der Magistrat hat einen Führer durch die Ausstellung herausgegeben, für den Hans Baluschek einen Gang durch Alt⸗Schöneberg, Prof. Dr. Spatz einen Abriß der Stadtgeschichte, Dr. R. Kuczynski, der Direktor des Statistischen Amts, eine Zusammenstellung von Einzel⸗ angaben über Bevölkerung und Verwaltung verfaßt haben. Die Ausstellung, die von Donnerstag, den 21. Oktober 1920, ab dem hücgern zugänglich ist, wird bis zum 25. November d. J. geöffnet
eiben.
Köln, 18. Oktober. (W. T. B.) Der Tagung des Reichsverbandes der Deutschen Presse ging ein vom Verein „Kölner Presse“ gegebener Begrüßungsabend in der Wolkenburg voran. Unter Anwesenheit von Vertretern der Stadt Köln und der Kölner Zeitungsverleger wurde den zahlreich aus allen Teilen des Reichs erschienenen Berufsvertretern in Wort und Lied ein Willkommen bereitet, wobei der Kölner Männergesangverein besonders eindrucksvolle Gaben spendete. — In ihrer gestrigen Si tzung befaßte sich die Versammlung eingehend mit der Frage der Errichtung von sozialen Einrichtungen, der Alters⸗ und Hinterbliebenenversorgung und der Gemaßregeltenunterstützung und regelte eine große Reihe weiterer Berufsfragen. Der Entwurf eines Reichstarifvertrags für Redakteure der Zeitungen, Zeitschriften und Nachrichtenbüros wurde von Bernhard⸗Berlin vorgelegt, ebenso ein Entwurf für ein Journalistenrecht durch Stoffers⸗Düsseldorf. Der Reichs⸗ verband stellte sich auf den Standpunkt, daß auf diesen beiden Wegen die materiellen und geistigen Rechte der Journalisten in zeit⸗, und zweckmäßiger Weise geregelt
werden müssen. Die heutige Sitzung wird an Bord eines Rhein⸗ dampfers während einer Fahrt nach Godesberg und Königswinter also auf unbesetztem Gebiet stattfinden. — Bei dem Empfang des Reichsverbandes im Kölner Rathause gab gesters abend der Oberbürgermeister Dr. Adenauer zunächst, unterstützt von Lichtbildern, einen Ueberblick über den geplanten großzügigen Aufschluß des Festungsgeländes um Köln nach den Mäönen des Professors Schumacher, der diese dann auch vom archi⸗ tektonischen, sozialen und gesundheitlichen Standpunkt erläuterte Weiter schilderte der Oberbürgermeister die Hafenbaupläne der Stadt Köln, die so viele Mißdeutungen in der Presse erfahren hätten und doch nur der Stärkung des deutschen Handels am Rhein dienen sollten. Ergänzt wurden diese Darlegungen durch den Regierungs⸗ baumeister Bock, der die Hafenbaupläne entworfen hat. Die Vorträge wurde von den Pressevertretern mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Beim Abendbrot hieß der Oberbürgermeister die Presse herzlichst willkommen, während der 80 jährige Senior der deutschen Presse Dr. Kastan⸗Berlin, die Stadt Köln feierte. 1
Hannover, 18. Oktober. (W. T. B.) Der kommu⸗ nistische Flügel der Unabhängigen hat sich heute mit Gewalt in den Besitz der Genossenschaftsdruckerei „Volksrecht“ gesetzt und die Ausgabe der bereits gedruckten Zeitung, die einen Aufruf Crispiens und organisatorische Mit⸗ teilungen der provisorischen Leitung der gemäßigten Richtung enthielt, verhindert.
Bautzen, 18. Oktober. (W. T. B.) Eine Feuersbrunst wütet seit gestern nachmittag in dem benachbarten Kirschau, wo das Garnlager der Vereinigten Spinnereien und Webereien von August Pelz und C. W. Paul brennt. Auch das Oellager der Firma ist vom Feuer ergriffen. Zahlreiche Wehren und Spritzen auch aus Bautzen sind am Brandort tätig, doch werden die Löscharbeiten durch einen außerordentlichen Qualm sehr behindert. Man hofft das Feuer im Laufe des heutigen Nachmittags auf seinen Herd zu beschränken. Der voraussichtliche Schaden dürfte sich auf über eine Million Mark belaufen.
Hamburg, 18. Oktober. (W. T. B.) Heute nachmittag brach auf der Werft von Bloohm & Voß in den dort lagernden Holz⸗ und Kohlenvorräten eine Feuersbrunst aus. Vier Züge der Hamburger Feuerwehr sind zu den Löscharbeiten alarmiert worden. Näheres über die Ursachen des Brandes ist noch nicht bekannt.
London, 18. Oktober. (W. T. B.) Eine Anzahl von Polizisten und Zivilisten wurde bei einem Zusammenstoß zwischen der Polizei und einer Menge von Arbeitslosen, die durch London zog, um eine Abordnung zu Lloyd George zu entsenden und von der Regierung Arbeitslosenunter⸗ stützung zu fordern, in Downing Street verletzt.
Nr. 41 der „Veröffentlichungen des Reichsgesund⸗
heitsamts“ vom 13. Oktober 1920 hat folgenden Inhalt: Personalnachrichten. — Gesundheitsstand und Gang der Volks⸗ krankheiten. — Gesetzgebung usw. (Deutsches Reich.) Weinbuch⸗ führung. — Ersatzlebensmittel. — Arzneimittel (Santoninzeltchen), Arzneigläser usw. — (Oesterreich.) Krankenversicherung der Staats⸗ bediensteten. — Zahntechnik. — Paratyphus. — Achtstündiger Ar⸗ beitstag. — (Frankreich.) Schlafkrankheit. — Tierseuchen im Deutschen Reiche, 30. September. — Verhandlungen von gesetzgebenden Körper⸗ schaften, Vereinen, Kongressen usw. (Deutsches Reich.) Deutscher Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke. — Vermischtes. (Deutsches Reich.) Tuberkulose und Alkoholbekämpfung. — Wochen⸗ tabelle über die Geburts⸗ und Sterblichkeitsverhältnisse in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgleichen in einigen rößeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern eutscher Großstädte. — Desgleichen in deutschen Stadt⸗ und Land⸗ bezirken. — Witterung. — Beilage: Gerichtliche Entscheidungen auf dem Gebiete der öffentlichen Gesundheitspflege (Heilmittel, Gifte).
Aeronautisches Observatorium. Lindenberg, Kr. Beeskow. 18. Oktober 1920. — Drachenaufstieg von 5 ½ a bis 9 ¾ a.
“ Wind
Feuchtig⸗- Geschwind. keit 25 „ Meter
Luftdruck Temperatur C0
unten
OSO OzN OzN NO
11“
sten Beilage.)
Theater.
Opernhaus. (unter den Linden.) Mittwoch: 182. Dauer bezugsvorstellung. Tod und Verklärung. (CTondichtung.) Hierauf: Salome. Anfang 7 ½ Uhr. 8
Donnerstag: Bohème. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. Am Gendarmenmarkt.) Mittwoch: 187. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Fuhrmann Henschel. Anfang 7 Uhr.
Donnerstag: Der Marquis von Keith. Anfang 7 Uhr
Familiennachrichten.
V erehelicht: Hr. Ober⸗Regierungsrat Dr. Fritz Springer mit Frau Annie Hecht, geb. Eschwege (Berlin⸗Grunewald). — Hr Staatsanwaltschaftsrat Hans Schwieger mit Frl. Käthe Bauer⸗ sachs (Berlin⸗Friedenau).
Gestorben: Hr. Fabrikant Otto Lemm (Gatow a. d. Havel)
Hr. Amtsrat Julius Meyer⸗Grünow (Prenzlau).
Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg.
Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelle. J. V.: Rechnungsrat Meyer m Berlin.
Verlag der Geschäftsstelle (J. V.: Mever) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlaasanstalt. 9 Berlin, Wilhelmstraße 2. Sechs Beilagen (einschließlich Börsenbeilage und Warenzeichenbeilage Nr. 84 A und P) und Erste, Zweite und Dritte Zentral⸗Handelsregister⸗Beilage.
Erste BZeilage nzeiger und Preußis⸗
Berlin, Dienstag, den 19. Ntober
Nichtamtliches.
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.) Literatur. — 8
Die Arbeitslosigkeit und ihre Bekämpfung, mit besonderer Rücksicht auf Arbeitsnachweis und Arbeitslosen⸗ versicherung im Deutschen Reich. Von Dr. Karl Kumpmann, Professor an der Hochschule für kommunale Verwaltung in Düssel⸗ dorf. Verlag von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen. Preis 26 ℳ, dazu 75 % Verlags⸗ und der Sortinientsteuerungs⸗ zuschlag. — Die Arbeitslosenfrage gehörte schon vor dem Kriege zu den Problemen, die die sozial interessierten Kreise am meisten be⸗ schäftigten. Es gab eine umfangreiche Literatur, in der eine Menge von Forderungen mit Lebhaftigkeit gestellt, von den Gegnern ihre Durchführbarkeit und Zweckmäßigkeit mit derselben Entschiedenheit bestritten wurde. In der Praxis war es erst zu schwachen Versuchen einer Bekämpfung der Folgen von Arbeitslosigkeit gekommen. Auch seit Kriegsausbruch haben sich wissenschaftlicher Erkenntnisdrang und soziale Reformfreude mit gleichem Eifer auf diesem Ge⸗ biete betätigt. In der vorliegenden Schrift wird ein erschöpfender systematischer Ueberblick über den Steand der gesamten Fragen in Theorie und Praxis gegeben. Zunächst unter⸗ zieht der Verfasser das „Problem der Arbeitslosigkeit“ (Begriff, Arten, Entwicklungsrichtungen derselben, Aufgaben der Arbeitslosen⸗ statistik, Not der Arbeitslosen) einer Untersuchung, um dann die Mittel zu ihrer Bekämpfung zu erörtern. Im einzelnen werden die Organisation des Arbeitsmarktes, die Arbeitsbeschaffung, die Be⸗ schäftigung und Erziehung der Arbeitslosen und schließlich das
roblem der Arbeitslosenversicherung behandelt. Die Ergebnisse der isher gemachten praktischen Versuche lassen es dem Verfasser nicht zweifelhaft erscheinen, daß eine wirklich befriedigende Arbeitslosen⸗ versicherung nur in der Form obligatorischer Reichsversicherung ge⸗ schaffen werden könne. Nach eingehender Erörterung der 8 mäßigsten praktischen Ausgestaltung einer Reichsarbeitslosenversicherung berichtet der Verfasser über die neuen deutschen Pläne, insbesondere über den Inhalt des Anfang Mai d. J. dem Reichsrat übergebenen, in 100 Paragraphen zerfallenden pffiziellen Entwurfs eines Gesetzes über Arbeitslosenversicherung und knüpft daran eine kritische Würdi⸗ gung seiner wichtigsten Bestimmungen. In einem Schlußkapitel werden noch die Stellung der Parteien in der Frage der Arbeits⸗ losenversicherung, die gegen eine solche erhobenen Einwände, die wirt⸗ schaftliche, politische und ethische Bedeutung der Arbeitslosenver⸗ sicherung dargelegt. „Gewiß kann man,“ schließt der Verfasser seine Betrachtungen, „die Sczialversicherung wie alle Sozialpolitik auch überspannen. Heute ist diese Gefahr sogar außerordentlich groß. Wird die Volksherrschaft zur Pöbeldiktatur, dann kann das große Ganze an der Sozialpolitik zugrunde gehen. Werden immer neue Personengruppen vom Versicherungszwang erfaßt, werden die Leistungen zu hoch, werden immer weitere 2 ersicheruxgeeweige efordert, so gewinnen alle Bedenken sehr an Dringli keit. Für eine Besserstellung über das Nötigste hinaus soll der Einzelne selbst eintreten; da mag auch die Privatversicherung ihr Feld behalten. b
Eine Reichsarbeitslosenversicherung würde von diesem Vorwurf nicht getrofsen; sie gehört als wesentlicher Bestandteil in das fest umrissene Programm unserer sozialen Reichsarbeit. Wie das Werk der sozialen Versicherung, so findet auch die gesamte Arbeitslosenpolitik ihren Abschluß erst durch die Arbeitslosenver⸗ sicherung.“ 8 1 „Die Arbeitslosenversicherung“ ist ein Aufsatz von Stadtrat H. von Frankenberg (Braunschweig) im Doppel⸗ heft 8/9 des „Reichsarbeitsblatts“ überschrieben, in dem nicht auf die Einzelheiten dieses schwierigen Problems eingegangen, sondern nur der Aufbau, die technische Durchführung einer Arbeits⸗ losenversicherung behandelt wird. Nachdem der in Not und Eile unternommene Anlauf, die Hilfe für die zahlreichen, durch den Krieg und seine Folgen beschäftigungslos Gewordenen zunächst im Wege der Fürsorge (Unterstützung) auf Rechnung des Reiches unter Bei⸗ bilfen der Länder und der Gemeinden zu leisten, mancherlei Unzu⸗ träglichkeiten mit sich gebracht hat, ist nach der Ansicht des Verfassers die Reichsregierung auf dem richtigen Wege, wenn sie alsbald durch gesetzgeberisches Vorgehen eine durchgreifende Regelung herbei⸗ führen und dabei nicht das Unterstützungsverfahren, sondern eine versicherungsrechtliche Grundlage als Ausgangspunkt wählen will. Nur so lasse sich die finanzielle Belastung angemessen verteilen und die Heranziehung der Versicherten selbst sachgemäß bewerkstelligen, denen ein so wertvolles Zugeständnis wie die Deckung gegen die wirt⸗ schaftliche Gefahr der Beschäftigungslosigkeit nicht einfach in den Schoß fallen dürfe, ohne daß sie durch eigene Beiträge dazu beigesteuert hätten. Bei Besprechung der technischen Durchführung des Problems geht denn auch der Verfasser von dem Vorentwurf aus, über den die Regierungen der Einzelstaaten im verflossenen Winter gehört worden sind, der bekanntlich die Angliederung der Arbeitslosen⸗ versicherung an die Krankenkassen oder an deren örtliche Zusammenfassung vorschlägt. Er gibt zu, daß diese Maß⸗ regel mancherlei für sich habe, soweit durch sie ein neuer kostspieliger Verwaltungsapparat gespart und die Hand⸗ habung an die Kassenverwaltungen angeschlossen werden könne. Vor allen Dingen lasse sich die Beitragserhebung auf diese Weise sehr zweckmäßig und einfach bewirken. Aber man dürfe auch nicht aus den Augen verlieren, daß die Krankenkassen mit der Arbeitslosig⸗ keit verhältnismäßig wenig zu tun hätten, und daß die Schädigung durch Drückeberger (Simulanten), die in Zeiten des wirtschaftlichen Niedergangs und der Entlassung zahlreicher Arbeiter besonders groß zu sein pflege, durch verständige Ueberwachung möglichst forgfältig vermieden werden müsse. Der Verfasser gibt einer Verbindung der Arbeitslosenversicherung mit der besten und kräftigsten Maßnahme gegen Störungen der Erwerbsgelegenheit, mit dem Arbeits⸗ nachweis den Vorzug. Den Krankenkassen sei, wenn man von verschwindend geringen Ausnahmen absehe, die Ver⸗ mittlung von Beschäftigung fremd, ihr Ueberblick über die Lage des Arbeitsmarkts beschränke sich auf das eng begrenzte Bild, das sich aus den An⸗ und Abmeldungen von Mitgliederk ergibt, — die Ge⸗ meinden und die Kreise dagegen ständen mitten in der Tätigkeit der Arbeitsvermittlung, die durch Notstandsarbeiten und ähnliche Einrichtungen von ihrer Seite eine bedeutsame Er⸗ gänzung erfahre, und es sei deshalb sehr ernstlich zu prüfen, ob nicht durch einen Anschluß der Arbeitslosenversiche⸗ rung an den Arbeitsnachweis eine bessere Organi⸗ sation geschaffen werden könne. Ohne eine stetige, täglich wieder⸗ kehrende Fühlungnahme mit den Geschäftsstellen der Arbeitsvermitt⸗ lung würde die Arbeitslosenversicherung auf keinen Fall auskommen. Es müsse fortgesetzt darauf gehalten werden, daß Arbeitslose, welche die ihnen zugewiesene passende Beschäftigung ausschlagen, regelmäßig ihre Anwartschaft auf Arbeitslosengeld verlieren. Dazu gehöre aber eine ununterbrochene, schnelle und zuverlässige Verständigung. Je weiter man die Arbeitslosenversicherung von der Arbeits⸗ vermittlung entferne, und je mehr Zwischenglieder man einschalte, desto häufiger würden Hemmungen, Mißverständnisse und Irrtümer vorkommen. In unserer Zeit, in der mit Beamtenkräften und mit dem Gelde haushälterisch umgegangen werden müsse, sollte alles vermieden werden, was von vornherein die Gefahr der Auszahlung an Un⸗ berechtigte, die Begünstigung leichtfertiger Arbeitsverweigerung und raschen Stellenwechsels heraufbeschwören könnte. Selbstverständlich könne ein großer Arbeitsnachweis nicht nebenher die Arbeitslosen⸗
versicherung mitübernehmen, sondern es müsse eine be⸗ sondere Abteilung dafür eingerichtet werden; aber der räumliche und persönliche Zusammenhang mit der Arbeits⸗ vermittlung bürge dafür, daß die Mängel, die sich bei der Durch⸗ führung seitens der Krankenkassen herausstellen würden, im wesentlichen ausgeschaltet werden. Nur die Beitragserhebung bereite bei solcher Ordnung zunächst Schwierigkeiten. Man werde ihrer am besten Herr, wenn man gerade für diesen Punkt dem ersten Plan der Reichsregierung folge und die Krankenkassen mit der Ein⸗ ziehung für ihre Mitglieder betraue, — allerdings nicht so wie bei der Invaliden⸗ und Hinterbliebenenversicherung, bei der man nur bezirksweise und lückenhaft, je nach der Vorschrift der Zentral⸗ oder der Einzelbehörden, der Krankenkassen usw., das Einzugsverfahren durchgeführt habe, sondern allgemein und mit zwingender Kraft. Ueber eine entsprechende Vergütung an die Kranken⸗ kassen für die Mühewaltung werde sich reden lassen; sie würde der Billigkeit entsprechen. Bedenke man, was an Kräften, Zeit, Druck⸗ sachen und nicht zuletzt an Verdrießlichkeiten gespart werde, wenn man die Beitragsleistung mit der für die Krankenversicherung ver⸗ knüpfe, dann könne die Entscheidung kaum schwer fallen. Betriebsrätegesetz vom 4. Februar 1920 nebst Wahlordnung, Ausführungsbestimmungen und Verordnungen ver⸗ wandten Inhalts, erläutert von Dr. Joh. Feig und Dr. Fr. Sitzler, Ministerialräten im Reichsarbeitsministerium. Sechste, ergänzte Auflage. Berlin, Verlag von Franz Vahlen. Kart. 18 ℳ + Teuerungszuschlag. — Dieser zuverlässige Führer durch das mehr als 100 Paragraphen zählende, in das Wirtschaftsleben stark ein⸗ greifende Betriebsrätegesetz hat in der neuen Auflage wertvolle Er⸗ weiterungen erfahren. Neben der ausführlichen, gemeinverständlichen Erläuterung des Gesetzes, in der auch die ergänzenden Bestimmungen anderer Gesetze wiedergegeben sind und auf die Meinungsverschieden⸗ heiten in der Literatur zum Betriebsrätegesetz eing egangen ist, enthält das Buch die Bescheide des Reichsarbeitsministeriums zum Gesetz und zur Wahlordnung mit Aktenzeichen und Datum des Erlasses, die zur
Ausführung des Gesetzes ergangenen Reichsverordnungen und die wichtig⸗ sten der bisber veröffentlichten preußischen, baverischen, sächsischen und württembergischen Ausführungsbestimmungen. In einem Anhang findet man ferner die vom Reichsarbeitsministerium herausgegehbene Muster⸗ arbeitsordnung abgedruckt, die besonders wichtig ist, weil nach gesetz⸗ licher Vorschrift in fast allen Betrieben neue Arbeitsordnungen er⸗ lassen werden müssen. Weitere Anhänge enthalten die „Verordnung züber Tarifverträge, Arbeiter⸗ und Angestelltenausschüsse und Schlichtung von Arbeitsstreitigkeiten“ vom 23. Dezember 1918 in der Fassung nach § 104 Ziffer I und II des Betriebsrätegesetzes und nach der Verordnung, betreffend Aenderung des Abschnitts I, vom 31. Mai 1920, die Verordnung über die Einstellung und Entlassung von Arbeitern und Angestellten während, der Zeit der wirtschaftlichen Demobilmachung vom 12. Februar 1920 und die Grundsätze für die Anerkennung von Arbeitnehmervereinigungen als Gewerkschaften, die die der Zentralarbeitsgemeinschaft der industriellen und gewerb⸗ lichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer Deutschlands angeschlossenen Gewerkschaften aufgestellt haben.
DasRecht des Tarifvertrages unter besonderer Berücksichtigung der Verordnung vom 23. De⸗ zember 1918. Von Dr. jur. Alfred Hueck, Privatdozenten an der Universität Münster. 208 Seiten. Verlag von Franz Vahlen, Berlin. Geh. 16 ℳ. — Nachdem durch die Verordnung vom 23. Dezember 1918 einige besonders wichtige Fragen des Arbeitstarif⸗ rechts neu geregelt worden sind und durch die Allgemeinverbindlich⸗ keitserklärung der Tarifverträge ein völlig neues Rechtsinstitut ge⸗ schaffen ist, haben die Tarifverträge an Zahl sehr stark zugenommen und insbesondere bei den Angestellten sich auf völlig neue Personen⸗ kreise erstrect. Im vorliegenden Werk wird eine zusammenfassende systematische Darstellung des jetzt geltenden Rechts gegeben, die sich im wesentlichen auf die rechtliche Seite des Tarifvertragswesens beschränkt, ohne jedoch dabei die wirtschaftlichen Wirkungen der Rechtslage außer acht zu lassen. Wenn auch naturgemäß der Inhalt der Verordnung vom 23. Dezember 1918 in den Vordergrund gestellt ist, so werden doch die durch die Ver⸗ ordnung nicht geregelten Fragen des Tarifrechts, insbesondere das
Verhältnis der vertragschließenden Verbände untereinander gleichfalls
dog
eingehend behandelt. Nach rechtlicher Untersuchung des Inhalts des Tarifvertrags unter Heranziehung der bedeutsamsten einschlägigen Literatur aus der Zeit vor der Revolution (Lotmar, Wölbling, Sinz⸗ heimer) wird im Hauptteil der Arbeit zunächst die Einwirkung des Tarifvertrags auf den Einzelarbeitsvertrag nach der Verordnung und sodann die schuldrechtliche Wirkung, d. h. die Verpflichtung der Ver⸗ tragsparteien selbst aus dem Tarifvertrage dargestellt. Die in neuester Zeit aufgetauchten Streitfragen, insbesondere auch die Frage der Rückwirkung der Tarifverträge, finden eingehende Erörterung. An⸗ hangsweise sind der Wortlaut der Verordnung über Tarifverträge, die Bestimmungen über die Führung des Tarifregisters und eine von der Gesellschaft für soziale Reform ausgearbeitete Vorlage (Entwurf) für Arbeitstarifverträge beigefügt. Das Werk bietet nicht nur für ie Einarbeitung in dieses schwierige Gebiet, sondern auch für jede weitere wissenschaftlzche Bearbeitung eine wertvolle Grundlage.
’ Land⸗ und Forstwirtschaft.
Gestellung von Mannschaften und Pferden der Reichswehr für die Landwirtschaft.
Die bisher gültigen Richtlinien für die Gestellung von Mann⸗ schaften aller Waffen für die Landwirtschaft, von Pferden und Pferde⸗ pflegern für Landwirtschaft und Industrie sowie für Spannleistungen sind vom Reichsmehnginisterium aufgehoben. *
In Zukunft ist Verwendung für außerdienstliche Zwecke nur ausnahmsweise nach folgenden Grundsätzen angängig:
1. Vermieten von Pferden. Das Vermieten von Pferden darf nur bei besonderen Notständen in landwirtschatftlichen Betrieben (einschl. Siedlungsgenossenschaften) stattfinden. Als entscheidende Stellen sind die Wehrkreiskommandos und Kavalleriedivisionen zu⸗ ständig. Die Bedingungen und die Höhe der Mietssätze sind nach den örtlichen Verhälknissen festzusetzen in Verbindung mit den Zivil⸗ behörden und den landwirtschaftlichen Körperschaften. Der Heeres⸗ verwaltung dürfen durch das Vermieten keine Kosten entstehen, andererseits sollen auch keine übermäßigen Gewinne erwachsen. Das Zurückziehen der Pferde für dienstliche Zwecke muß dauernd gewähr⸗ leistet sein. Pferdepfleger werden nicht gestellt.
2. Hilfeleistung durch Reichswehrangehörige. Gegen eine freiwillige Hilfeleistung von Angehörigen der Reichswehr in landwirtschaftlichen Betrieben ist nichts einzuwenden, wenn es die dienstlichen Verhältnisse zulassen und anderweit keine geeigneten Arleits⸗ kräfte zu beschaffen sind. Ein Wettbewerb mit Berufsarbeitern darf nicht stattfinden. Die Hilfeleistung ist von der Genehmigung durch den mili⸗ tärischen Vorgesetzten abhängig, ein Befehl zu solchen Arbeiten darf jedoch nicht erteilt werden. Die Entlohnung durch die Arbeitgeber soll in der Regel nach den ortsüblichen Säcen erfolgen. Die Arbeitgeber müssen ferner die Verpflichtung zur Sicherstellung der zu Schaden kommenden arbeitenden Mannschasten oder ihrer Hinterbliebenen übernehmen, falls die Arbeitgeber vorsätzlich oder fahrlässig ein Verschulden herbei⸗ geführt haben. 1 8
Die vorstehenden Anordnungen finden auf außergewö hn⸗ liche Verhältnisse — Aufrechterhaltung lebenswichtiger Betriebe, allgemeine Notstäͤnde, Streiks usw. — keine Anwendung. Die in solchen Fällen von der Reichswehr zu leistende Hilfe ist vo den zu⸗
ständigen Dienststellen im Benehmen mit den Zivilbehörden jedesmal besonders zu regeln. (Zentralblatt der preußischen Landwirtschafts⸗ kammern.) ö1“
Theater und Musik. Konzerte.
Als Dirigent großen Stils stellte sch Gustav Brecher in der Philharmonie vor. Mit dem bedeutend verstärkten Phil⸗ harmonischen Orchester führte er drei Werke auf, von denen sich das klassische, die Oberonouvertüre Webers, als das bedeutendste erwies. Trotz der gewaltigen Besetzung können die in Einzelheite charakteristische und schillernd groteske symphonische Dichtung „Don Quixote“ von Richard Strauß und die aus zu heterogenen Stil⸗ mischungen zusammengeschweißte, maßlos lange I. Symphonie von Gustav Mahler sich mit dem klassischen Meisterwerk nicht entfernt messen, weil beiden Arbeiten die vollendete Formgebung abgeht: ein Fehler, der so manchen interessanten neueren Kompositionen zum Verhängnis wird.”*Der Konzertgeber, als erfabrener Theaterkapell⸗ meister bekannt, hatte sich mit den vorzuführenden Werken aufs ge⸗ naueste bekannt gemacht und führte sie in grosßzügiger Weise vor, so daß er einen rauschenden Erfolg davontrug. Das schwierige, den exzentrischen Ritter von der traurigen Gestalt charakterisierende Cello⸗Solo spielte Alex. Kropholler mit vollendeter Beherrschung aller Mittel. — Der erste Kammermusikabend des Berliner Tonkünstler⸗Vereins brachte Neuheiten von Hermann Buchal und Richard Wintzer. Buchals Violinsonate (Op. 25) in E⸗Dur zeichnet sich durch tiefes musikalisches Empfinden und gute Durchführung der Themata im zweiten und dritten Satz aus, während der erste ziemlich eindruckslos vorüberging. Hans Bassermann und der Komponist selbst brachten das Werk vorzüglich zur Geltung. Eine Folge neuer Lieder von Wintzer stand nicht auf gleicher Stufe mit früheren Arbeiten dieses begabten und fruchtbaren Tonsetzers. Die musikalische Ausdrucksweise versagte diesmal in der Klavierbegleitung, die auch außerordentlich unzusammenhängend erschien Auch waren das spröde Organ von Fräulein Anna Graeve uund das etwas harte Spie! des Komponisten für die neuen Lieder wenig vorteilhaft. Das Lied,Knabe Frühling“ machte davon eine rühmliche Ausnahme; das war wieder der alte Wintzer. Zum Schluß hörte man Wilhelm Bergers Quintett Op. 95 in guter Ausführung durch die Herren Kurt Schubert am Klavier und Hjalmar von Dameck an der Spitze der Streicher. — Zwei weitere Kammermusikabende fanden in der Singakademie statt. Sie führten bekannte und bewährte Künstler, die man im Lauf des Winters noch öfters hören wird, ins Treffen: Zu nächst das Künstlerpaar Géza von Kresz (Violine) und Nora vor Kresz⸗Drewett (Klavier), die außer solistischen Werken von Chopin und Mendelssohn ein Doppelkonzert für Klavier und Violine von E. Chausson mit Streichguartettbegleitung eines kleinen Orchesters unter der Leitung von Emil Bohn ke vortrugen. Es erwies sich als ein sehr anmutiges, wenn auch nicht eben tiefes Werk, das besonders durch diese vollendete Aufführung ge⸗ fallen mußte. Den zweiten Kammermusikabend in demselben Saal gab das Klingler⸗Quartett, das damit die Reihe seiner dies⸗ winterlichen Konzerte eröffnete. Es brachte bekannte Werke von Brahms, Schumann und Schubert und bereitete damit in verheißungsvoller Weise auf kommende Genüsse vor. — Ebenfalls in der Singakademi konzertierten die Damen Charlotte Keilich und Ilse Doepner. Letztere spielte mit sauberer Technik, aber mattem Ton ein neues Konzert für Violoncell in C⸗moll von Friedrich Hegar. Es vermochte aber keine tieferen Eindrücke zu erwecken; obwohl es musikalisch gut gearbeitet ist, so fehlt dem Ganzen das Persönliche und Eigenartige. Die mitkonzertierende, bestens bekannte Sängerin Charlotte Keilich sang unter anderem mit schön gebildeter Stimme und warmem Empfinden die Szene der Andromache aus „Achilleus“: „Aus der Tiefe des Grames“, des kürzlich ver⸗ storbenen Meisters Max Bruch. — In der benachbarten alten Garnisonkirche gab Kurt Rosenhauer einen „Orgel⸗ abend“, an dem er sich wieder als
1 1 eachtenswerter Künstler und Meister seines Instruments erwies.
Mit technischer Gewandtheit in der Registrierkunst und stilistischem Empfinden gab er die tongewaltige Passacaglia und Fuge Op. 127 von Reger, eine Sonati von Rheinberger und den 94. Psalm von Reubke wieder. — Das herrlich ausgeglichene Zusammenspiel und der sorgsam durchgearbeitete Vortrag des OQOuartetts der Gebrüder Ppst traten in einem Kammermusikabend im Klindworth⸗Scharwenkasaal wieder in das hellste Licht. Hervorragend und allgemeine Be⸗ geisterung erweckend war die Wiedergabe des großen Streichauartetts Cis⸗Moll (Op. 131) von Beethoven. — Unter den Pianisten der vergangenen Woche, ist an erster Stelle Leonid Kreutzer zu nennen, der im Beethovensaal wieder mit einem Chopinabend erfreute, und zwar ganz besonders mit der H⸗Moll⸗Sonate, wãhrend er sich in den Etuden machmal zu robust gab. Elsa Walter (Bechsteinsaal) dagegen ist in Chopins Gedanken⸗ und Gefühlswelt nicht eingedrungen, sie spielte aber die Schumann⸗ schen „Davidsbündler“ ausgezeichnet. Alfred Blumer (Beet⸗ hovensaal) ist ein feinkultivierter Pianist, der mit großer Vor⸗ nehmheit sein Werk vollbringt. Zwar als Schumann „Interpret zu wenig romantisch, ist er als Brahms⸗Spieler sehr tüchtig. Weniger günstig kann man über Rudolf Ehrecke Bechsteinsaal) urteilen. Dieser Pianist ist technisch glänzend ausgerüstet, aber ohne Feingefühl und tieferes musikalisches Empfinden. Solches ist wiederum Erwin Bodky in hohem Grade eigen, der in der Singakademie seine starke Gefühlswärme an Werken Bachs offenbarte. Man spürte, daß er diese Musik imerlich erlebte. — Sonst fanden in vergangener Woche mehrere Gesangsabende bedeutender Künstler statt. Im Blüthnersaal stellte sich der Kammersänger Richard Tauber aus Dresden einmal wieder auf dem Konzertpodium vor. Er sang, vom Blüthnerorchester unter der bewährten Leitung von Selmar Meyrowitz an⸗ schmiegsam begleitet, eine Reihe von Opernarien, bei denen seine schöne, in allen Lagen frei ausströmende Tenorstimme, die Gefühls⸗ wärme und Verstandsklarheit des Vortrags und die vollendete Be⸗ handlung des Textes ihm den verdienten Erfolg sicherten. In Arien aus der „Entführung“ und „Don Juan“ zeigte er, daß er auch Mozart stilgerecht zu singen versteht. Stürmischen Beifall erntete er mit einer schon früher hier gesungenen Arie aus „Eugen Onégin“, ferner mit solchen aus „Carmen“ und „Bohéme“ sowie dem als Zugabe gespendeten Monolog des Canio aus „Bajazzi’. — In demselben Saale sang Robert Hutt von der Staatsoper, von Bruno Seidler⸗Winkler am Klavier mit Feingefühl begleitet, Lieder von Schubert und Strauß. Bei ihm zeigte sich die bei vielen Bühnen⸗ künstlern zu machende Beobachtung, daß er die Kunst des Lieder⸗ vortrags noch nicht voll beherrscht. Wenn er z. B. Schubertsche Lieder klanglich vollendet herausbrachte, so fehlte dabei doch die feine Empfindung und die Zartheit des Ausdrucks. Dagegen konnte er in der Traumerzählung aus „Manon“ sein prachtvolles, schmelzendes Organ frei ausströmen lassen. Bei den als Zugabe ge⸗ sungenen Arien aus der „Afrikanerin“ und aus „Lohengrin“ versetzte er zuletzt seine Zuhörer mit Recht in Begeisterung. — Lula Mysz⸗ Gmeiner, sonst eine unserer besten Vertreterinnen des Liedgesangs, war an ihrem Liederabend im Beethovensaal stimmlich nicht ganz auf der gewohnten Höhe. Immerhin mußte man ihr großes Können in Hermann Ungers Liedern Auf den Tod eines Kindes“
anstaunen, Lieder, die gänzlich ohne Charakteristik, wie ein lang
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