klarer macht. — Schließlich sprach der Ministerpräsident von der moralischen und geiftigen Stärke Frankreichs, lehnte aber den be⸗ antragten Maueranschlag seiner Rede ab.
Andrs Lefêvre, unterstützt vom Unterstaatssekretär für Luft⸗ schiffahrt, Flandin, sprach sodann von der umfangreichen Her⸗ stellung von Flugzeugen in Heutschkand und Oesterreich und hielt seine übrigen edenken aufrecht. Der Berichterstatter der Heereskommission, Oberst Fabry, erklärte, z sich darum, zu wissen, welche Politik Frankreich verfolgen wolle. Es könne sich nur um eine Politik des Friedensvertrags mit allen erforderlichen Garantien handeln und nicht darum, den Friedensvertrag mit allen Mitteln abzuändern. Die deutsche Bedrohung sei vor dem Kriege 300 km von Paris entfernt gewesen, jetzt liege die Linie der Be⸗ drohung zwischen Elbe und Weser, also 700 km von Paris entfernt. Im Falle einer deutschen Bedrohung könne Deutschland nicht rasch genug mobilisieren, denn es würde heute mindestens drei bis vier Wochen brauchen, um irgendetwas unternehmen zu können.
In der Kammersitzung am 24. d. M. erklärte der Kriegs⸗ minister Raiberti:
Er glaube im Gegensatz zu seinem Vorgänger Lefévre, daß der Augenblick gekommen sei, die militärischen Lasten herabzumindern, ohne dadurch die nationale Verteidigung zu schwächen. Lefévre stütze sein System auf militärische Bedingungen, die schon vor dem Krieg veraltet gewesen seien. (Beifall von der äußersten Linke bis in die Mitte des Hauses.) Gegenüber Lefeèvre, der gegen den Friedensvertrag von Versailles gestimmt habe, weil er ihn nicht für ausreichend halte, sei er der Ansicht, daß der Vertrag, wenn er vorsichtig und strikte angewendet werde, mit der Vervollkommnung durch das Abkommen von Spaa vollauf genüge, um dem Land die Befriedigung zu geben, die es erwarte. Der Kriegsminister verlas sodann einen Brief, den er an Marschall Foch gerichtet hat, um ihn zu ersuchen, General Nollet Weisungen zu erteilen, damit alle Nichtausführungen am Friedensvertrag, die festgestellt seien, durch Zwangsmaßnahmen beantwortet würden, und jeder Verdacht, der in jener Hinsicht bestehe, untersucht werde. Marschall Foch, Marschall Petain und die Mitglieder des obersten Kriegsrats bürgten dafür, daß die neue militärische Organisation nicht die nationale Sicherheit in Frage stellen könnte. Der General Maud Huy erhob sich bei diesen Worten und rief in den Saal, die Frage von 100 000 Mann Soldaten mehr oder weniger werde Deutschland nicht in Schach halten. Deutschland habe 1914 die Bevölkerung durch Brandbomben zu terrorisieren versucht. Heute stehe Frankreich in Deutschland und wenn Deutschland unerlaubte Kriegs⸗ mittel anwende, wenn es 10 Häuser in Paris niederbrenne, dann werde man dafür 100 in Frankfurt und 100 in Mainz niederbrennen. (Lebhafter Beifall.) Auge um Auge, Zahn um Zahn — das müsse Deutschland wissen, das sei menschlich, denn es sei das einzige Mittel, einen barbarischen Krieg zu verhindern. Der Abge⸗ ordnete Tardien erklärte, Deutschland habe 95 % seiner Geschütze abgeliefert und sei nicht mehr gefährlich. Die Kammer dürfe Deutsch⸗ land nicht den Eindruck geben, als zweifle sie an den Mitteln, über die Frankreich verfüge. Hierauf ergriff der Ministerpräsident Leygues das Wort, um die Militärgesetze zu verteidigen, und stellte fest, daß der abgegangene Kriegsminister sie angenommen habe.
Die Kammer nahm den Artikel 1 des Gesetzentwurfes über die Bewilligung von zwei provisorischen Zwölfteln des Budgets des kommenden Jahres mit 511 gegen 64 Stimmen an und vertagte sich hierauf auf Montag.
— Vorgestern ist in Tours der sozialistische Partei⸗ tag zusammengetreten. Die Beratung über den Anschluß an die Dritte Internationale wird auf Grund der 3 Tagesordnungen Cachin, Longuet und Blum stattfinden. Die Tagesordnung Cachin⸗Frossard tritt für den Anschluß an Moskau ein, die Tagesordnung Blum lehnt den Anschluß ab, während diejenige Longuets, die man die Tagesordnung der Wiederaufbauer nennt, für eine neue Vierte Internationale eintritt, in die die Anhänger der Zweiten und Dritten Internationale eintreten 1A“ 11“ 8 8
1““ “ Rußland. 5 “ B “ Der Abschluß des russisch⸗polnischen Abkommens ist nach einer Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ wegen der wirtschaftlichen Klauseln des Abkommens verzögert worden.
— Der Kommissar für auswärtige Angelegenheiten Tschitscherin hat an den bulgarischen Minister des Auswärtigen einen Funkspruch gerichtet, in dem darauf hin⸗ gewiesen wird, daß an verschiedenen Küstenplätzen Möbel und andere Wertgegenstände sowie auch Schiffe der russischen Handelsflotte, die von Angehörigen der Wrangel⸗ armee bei ihrer Flucht aus der Krim gestohlen worden seien, öffentlich verkauft werden. Ein solcher Akt bedeute nicht nur eine völlig ungerechtfertigte feindselige Handlung dem rufsischen Volke gegenüber, sondern eine Regierung, die einem solchen internationalen Raube hilfreiche Hand leiste, müsse sofort den Materialschaden ersetzen. Rußland stehe der Not⸗ wendigkeit gegenüber, die bulgarische Regierung auf das ernsteste auf die Tatsachen aufmerksam zu machen und auf das entschiedenste dagegen zu protestieren, und verlange so⸗ fortige Maßnahmen gegen diese Manipulationen der Insurgenten und Schadenersatz in kürzester Frist.
—— Aus Tschita wird, obiger Quelle zufolge, mitgeteilt, daß die Abschiebung der Anhänger Semenows nach dem Osten beendet sei. Der letzte Zug sei am 9. Dezember abge⸗ fahren. Die Armee Semenows sei bis auf ein Armeekorps zusammengeschrumpft, das den Namen das „europäische“ hat. Die ganze Armee bestehe aus zwei Infanterieregimentern und einer Kavalleriedivision und sei der Zahl nach nicht größer als ein reguläres Regiment. Die Vertreter der Truppenteile haben den Posten des Korpskommandeurs dem Generalleutnant Friedrichs angeboten, der ihn angenommen habe.
Italien.
Infolge von Zwischenfällen und der drohenden Haltung des Oberkommandos von Fiume hatte der General Ca⸗ viglia, wie die „Agenzia Stefani“ meldet, am 24. d. M. die Befetzung vorgeschobener Stellungen um Fiume angeordnet. Diese Besetzung wurde vorgestern und gestern Aesgeführt 8 oe leisteten bewaffneten Widerst and. er den regulären Truppe T 30 u“ “ 3 1
„Nach den vorliegenden Nachrichten über die Lage in Fi beginnt der größte Teil der Bevölkerung die Le. nachtern einzuschätzen. Wie die „Tribuna“ meldet, haben bereits die besten und meisten Offiziere d'Annunzio verlassen, und auch diejenigen, die noch zu ihm stehen, verhehlen nicht, daß sie jedem Blutvergießen abgeneigt sind. Ein großer Deil der Legionäre hat übrigens schon Fiume verlassen. Die italienische Presse steht vollständig hinter Regierung und betont die Notwendigkeit, daß der Willen des Staates von allen befolgt
werde. Belgien.
Die Kammer stat den Gesetzentwurf über Herabsetzung der Dienstzeit für die Infanterie auf 10 Monate mit 148 gegen 11 Stimmen angenommen.
Der Finanzminister erklärte laut Meldung des
Wolffschen Telegraphenbüros“ in einer Darlegung d
habe erhalten: Rohmaterialien für Kohlen, Farben und andere Produkte für 2 000 000 000 Franken. Ueber die Staatsausgaben sagte er, der Kriegsminister habe eine Herabsetzung der Heeresbedürf⸗ nisse um 400 Millionen angekündigt. Die Eisenbahn habe ein Defizit von 322 Millionen. Für die ersten drei Monate im kommenden Jahre verlange die Ernährung einen Zuschuß von 597 Millionen. Die Hilfe für Arbeitslose, die im Jahre 1920 93 Millionen verlangt habe, erfordere im kommenden Jahre immerhin noch 73 Millionen.
Niederlande.
Anläßlich der Debatten der Zweiten Kammer bezeugte der Minister des Aeußern van Karnebeek seine Zustimmung zu einer Aeußerung Troelstras, der festgestellt hatte, daß die verschiedenen Friedensverträge die Mitglieder des Völkerbunds in keiner Hinsicht binden könnten.
Kammer, Belgien an Reparationen
Maschinen und
Der Schweizer Bauernverband ersucht den Bundes⸗ rat, die Schweiz solle den Antrag stellen, daß die Regelung der landwirtschaftlichen Arbeitsverhältnisse von der Tagesordnung der nächsten Internationalen Arbeits⸗ konferenz abgesetzt werde. Der Verband verweist auf sachliche Bedenken und bestreitet, gestützt auf den Friedensvertrag, daß die Konferenz für die Regelung der landwirtschaftlichen Arbeit
Rumänien. “
Nach einer Meldung der „Telegraphen⸗Agentur Damian“ entbehren die Nachrichten über angebliche Bukarester Ver⸗ handlungen zwischen Sowjet⸗Rußland und Rumänien sowie über eine Abtretung Südbeßarabiens jeder ernsten Grundlage. 8 1
Türkei. b
Laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ hat der Generalstab Kemal Paschas beschlossen, die Streitkräfte von Smyrna und Brussa auf 100 000 Mann zu erhöhen und den Kommandanten, die in den anderen Bezirken operieren, Befehl zu geben, sämtliche verfügbaron Mannschaften sowie die Kanonen und Maschinengewehre zu entsenden für den Fall eines Angriffs der griechischen Truppen.
⅛VM Amerika.
d einer „Reutermeldung“ aus Washington hat der Vorsitzende des Handelsausschusses des Senats einen Gesetz⸗ entwurf eingebracht, durch den ausländischen Schiffen das Anlaufen amerikanischer Häfen nur gestattet sein soll, wenn sie einen Zulassungsschein des Schiffahrtsamtes be⸗ sitzen, in dem bescheinigt wird, daß die Arbeitsverhältnisse an Bord nicht ungünstiger sind als die an Bord amerikanischer Schiffe.
— In der Finanzkommission des amerikanischen Senats gab der Staatssekretär bekannt, daß das Budgetdefizit dieses Jahres 2100 Millionen Dollar und das des nächsten Jahres 1500 Millionen Dollar betragen werde.
— Wie die „Agence Havas“ aus Rio de Janeiro meldet, hat der deutsche Gesandte Plehn am 23. d. M. dem Präsi⸗ denten sein Beglaubigungsschreiben überreicht.
Puarlamentarische Nachrichten Das im Wahlkreis 14 (Schleswig⸗Holstein) gewählte Mit⸗ glied des Reichstags Legien (Soz.), Vorsitzender des Allge⸗ meinen deutschen Gewerkschaftsbundes, ist nach einer Meldung von „W. T. J8IJ..
Kunst und Wissenschaft. d Reform der juristischen Vorbildung. Die Fortschritte, welche die neuere deutsche Rechtsentwicklung
für die Durchsührung der Rechtseinheit auf den verschiedensten Ge⸗
bieten gebracht hat, erwecken die Hoffnung, daß nunmehr in Deutsch⸗ land auch eine Vereinheitlichun bar werden wird; für letztere sind bisher reichsrechtlich nur wenige ganz allgemeine Regeln aufgestellt worden, während die Ausgestaltung im einzelnen der Landesgesetzgebung überlassen blieb.
Damit würde ein seit fast einem halben Jahrhundert von der Mehrzahl der Juristen gehegter und bei den verschiedensten Anlässen immer dringlicher wiederholter Wunsch erfüllt und endlich die letzte Folgerung aus auf den wichtigsten Gebieten des materiellen Rechts und des Prozeßrechts bereits seit langem erreichten Rechts⸗ einheit gezogen werden. Schon vor einem Jahre hat deshalb der damalige Reichsjustizminister Schiffer in einer kommissarischen Beratung mit den Vertretern der Länder im Ausschuß des Reichsrats für Rechtspflege die Frage der Vereinheitlichung der juristischen Vorbildung zur Erörterung gestellt. Dabei trat die große Mehrzahl der beteiligten Länder für die Bildung eines Ausschusses zur Aufstellung von Richtlinien für die einheitliche Gestaltung der juristischen Vorbildung ein. Preußen und Bavern, die in stetigem Ausbau und noch in neuester Zeit ihre Ausbildungs⸗ und Prüfungsvorschriften wesentlich umgestaltet haben, erachten allerdings das Bedürfnis nach Vereinheitlichung des juristi⸗ schen E“ als so dringend, um sich 188 jetzt an den Beratungen, über die Neuordnung zu beteiligen. Die Reichs⸗ regierung hatte seitdem um so mehr Anlaß, das einmal erkannte Ziel weiter zu verfolgen, als die jetzt im vollen Gange befindlichen Vor⸗ arbeiten zur Reform der Lee und der Prozeßord⸗ nungen die Notwendigkeit einer Vereinheitlichung und Verbesserung des durch die Verschiedenheit in den einzelnen deutschen Ländern so buntscheckig gestalteten juristischen Ausbildungs⸗ und Prüfungs⸗ wesens besonders dringlich erscheinen lassen. Der vüeeneeg dent Dr. Heinze deshalb den in Aussicht genommenen Ausschuß aus Rechtslehrern, Richtern, Verwaltungsbeamten und Anwälten der verschiedenen Länder nunmehr gebildet. Seine Aufgabe wird sein, zu den Einzelfragen, die sich bei der Vereinbeitlichung und Vertiefung der juristischen Ausbildung ergeben, Stellung zu nehmen und diese Fragen vom Standpunkt der verschiedenartigen in dem Ausschuß vertretenen Berufskreise zu beleuchten. An der Hand des so ge⸗ wonnenen Materials wird die Reichsregierung dann prüfen, inwie⸗ weit und mit welchen Mitteln die Vereinheitlichung der juristischen Ausbildung verwirklicht werden kann. Am 15. Dezember ist der Ausschuß zu seiner ersten Beratung unter dem Vorsitz des Reichs⸗ justizministers zusammengetreten. Dabei ergab sich die Einhelligkeit darüber, daß die Vereinheitlichung der juristischen Ausbildung in hohem Maße erstrebenswert ist. Es wurde namentlich betont, daß die Entwicklung, die unsere öffentlichen Rechtseinrichtungen in letzter Zeit genommen haben, sowie der Uebergang vieler bisher einzelstaat⸗ licher Aufgaben auf das Reich einen Austausch von Rechtsanwälten, Kommunaljuristen, juxistischen Beratern großer wirtschaftlicher Ver⸗ bände aus den verschiedenen Ländern dringend wünschenswert mache und die Hindernisse, die demgegenüber die Verschiedenheit der Aus⸗ dildung in den einzelnen Ländern noch biete, je länger je mehr uner⸗ träglich erscheinen lasse. Die Freizügigkeit der Juristen sei eine Forde⸗ rung, der sich die maßgebenden Stellen auf die Dauer nicht ver⸗
888
der juristischen Vorbildung erreich⸗
An den Ausschußberatungen nehmen außer mehreren Mitgliedern des Reichsjustizministeriums die folgenden Herren zeil: Proofessor Dr. 2 e (München), Wirklicher Legationsrat Dr. Bosenik (Aus⸗ wärtiges Amt), Landrichter Laudahn 1““ Justiz⸗ ministerium), Staatsminister a. D. Dr. Drews (Berlin), Justiz. minister a. D. Dr. Düringer (Karlsruhe), Oberlandesgerichtsrat Feverabend (Stuttgart), Professor Dr. Hedemann (Jena), Geheimer Justizrat, Professor Dr. Heymann (Berlin), Generalstaatsanwalt Holland (Braunschweig), Ministerialrat Dr. Hüttner (Dresden), Ge⸗ heimer Justizrat, Professor Dr. Kahl (Berlin), Rechtsanwalt, Justiz⸗ rat Magnus (Berlin), Ministerialrat Matthias (Darmstadt), Nechts⸗ anwalt Dr. Mever (Oldenburg), Senatspräsident Dr. ittelstein [Hamburg), Professor Dr. Radbruch (Kiel) und Professor Dr. Stein Leipzig). (W. T. B.)
Theater und Musit
Im Opernhause wird morgen, Dienstag, „Hänsel und Gretel“ mit den Damen Mancke, Escher, Arndt⸗Ober, von Scheele⸗ Müller, Jacobs, Freyer und Herrn Habich in den Hauptrollen gegeben. Musikalischer Leiter ist der Generalmusikdirektor Blech. Anschließend daran folgt die Ballettpvantomime „Die Puppenfee“, in der das ge⸗ samte Ballettpersonal beschäftigt ist. Musikalischer Leiter des Balletts ist Clemens Schmalstich. Anfang 6 ½ Uhr.
Im Schauspielhause wird morgen „König Richard IIIL.“ (Aufang 7 Uhr) wiederholt. — In den volkstümlichen Nachmittags⸗ vorstellungen am 1. und 2. Januar 1921 wird Albert Bassermann den Othello spielen. 4 8
24. Dezember 1920. — Ballonaufstieg von 9 ½⅛ a bis 10¼ 8
Relative Wind
Fenchäig⸗ Geschwind. Richtung Meter
unten 0%
Luftdruck Temperatur Co
0,6 95 O 100 SO 100 OSO 1 100 9O Nebel. — Sicht: 400 m.
—
ber 1920. — Drachenaufstieg von 5 a bis 8 a.
Relative 8 Temperatur Co0 Feuchtig⸗
keit 5 “ oben unten 2%
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Bedeckt.
. 8 Geschwind. Richtung Sekund⸗
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Bedeckt. Schneedecke.
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Regentropfen. — Sicht: 2 km.
26. Dezember 1920. — Ballonaufstieg von 6 a bis 7 a.
“ Relative Wind Seehöhe Luftdruck
Feuchtig⸗ G., 3 8 Richtung gö 0
Temperatur C0
oben
unten Brter
SSW 4 2
m mm
500
Halb bedeckt. Nebel
(Unter den Linden.) Dienstag: 236. Dauer⸗ Hänsel und Gretel. — Die Puppenfee.
haus.
bezugsvorstellung. Anfang 6 ½ Uhr. Mittwoch: Bohsme. Anfang 7 Uhr.
Schauspiechaus. (Am Gendarmenmarkt.) Dienstag: 240. Dauer⸗ bezugsvorstellung. König Richard der Dritte. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Peer Gynt. Anfang 6 ½ Uhr.
Die Ausgabe der Dauerbezugskarten für den Monat Januar 1921 zu 28 Vorstellungen im Opernhause und 26 Vorstellungen im Schauspielhause, letztere 8 den sich nach den seit 1. Dezember d. J. geltenden regelmäßigen Tageskassen⸗ preisen ergebenden Dauerbezugspreisen, erfolgt am 28., 29. und 30. d. M., zwischen 9 ½ und 1 Uhr, in der Theaterhauptkasse, Schau⸗ spielhaus, Eingang Jägerstraße, gegen Vorzeigung des Dauerbezugs⸗ vertrags, und zwar: am 28. d. M. für den 1. Rang und das Parkett des Opernhauses, am 29. d. M. für den 2. und 3. Rang des Opern⸗ hauses und am 30. d. M. für alle Platzgattungen des Schauspiel⸗ hauses. Die ausgefallene — 228. — Vorstellung im Opernhause und die in diesem Jahre nicht mehr zur Verwendung kommenden Karten werden hierbei zurückgerechnet. Bei dieser Gelegenheit wird außerdem der für einzelne Vorstellungen bisher erhobene Zuschlag zu den Dauerbezugspreisen zurü werden.
Familiennachrichten.
Geboren: Eine Tochter: Hrn. Hauptmann Wolfgang von Hentig. Verlobt: Frl. Irmgard Friedrichdorff mit Hrn. Studienmt Dr. Heinrich Hermann 1 Frl. Gerda Beinssen mi Hans⸗Georg von 88 1e Frl. Mar⸗ aretha Kruse mit Hrn. Otto Marx (Godesberg 18 Bermahri; Hr. Oberregierungsrat Albert Grießmeyer mit Fr. verw. Balfanz (Berlin⸗Zehlendorf⸗Mitte). 8 5 Gestorben: Hr. Forstmeister Adolf von Pressentin. — Hr. Ober⸗ landesgerichtsrat a. D. Roeren (Köln, Rh⸗). — Hr. Kom⸗ merzienrat Carl Hermann Jaeger (Leipzig⸗Plagwitz).
Verantwortlicher Schriftleiter: Direkkor Dr. Tyrol, Charlottenburg.
Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelle
Rechnungsrat Mengering in Berlin. Verlag der Geschäftsstelle (NMengering) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilbelmstr. 32.
Drei Beilagen
und Erste, Zweite, Dritte und Vierte Zentral⸗Handelsregister⸗Beilage
eee eühenge zum Deutschen Reichsanzeiger und Preußi
1““
Berlin, Montag, den 27. Dezember
——————
—⁰
Nichtamtliches. (Fortsetzung aus dem Hauptblatt.) Statistik und Volkswirtschaft. 8 Arbeitsstreitigkeiten. b VEuö deutscher Beamten⸗ und
Staatsangestelltengewerkschaften hat sich „W. T. B.“
zufolge auf den Boden der Forderungen der vereinigten Eisen⸗ bahnerorganisationen gestelt Der Gesamtverband hatte in seinen 1 2 Beschlüssen seine weitere Haltung von den Ent⸗ schließungen des Reichstags abhängig gemacht. Nachdem der Reichs⸗ tag die Forderungen des Gesamtverbandes in wesentlichen Punkten nicht erfüllt hat, sieht sich der Gesamtverband veranlaßt, erneut mit seinen Wünschen an die Regierung und das Parlament heranzutreten.
Die Orchestermusiker der Berliner Operetten⸗ theater traten hiesigen Blättern zufolge am ersten Weihnachts⸗ feiertag in den Ausstand, so daß die Nachmittagsvorstellungen nur mit Klavierbegleitung durchgeführt werden konnten. Am Abend nahmen die Operettentheater dort, wo ihre Forderungen bewilligt worden waren, ihre Tätigkeit zum Teil wieder auf. Gestern fand in Nollendorfplatz⸗Theater eine Besprechung des Verbandes zerliner Theaterleiter mit der Ausstandsleitung ntt. Es erfolgte eine Einigung, die es allen Operettentheatern nmöglichte, gestern abend ohne Störung zu spielen.
Aus Leipzig meldet „W. T. B.“, daß der Demobil⸗ machungskommissar den am 15. Dezember vom Schlich⸗ tungsausschuß zur Beilegung des Metallarbeiter⸗ ausstands gefällten, von den Arbeitgebern abgelehnten Schieds⸗ spruch für verbindlich erklärt hat.
Durch Verhandlungen der Regierung mit den Vertrauens⸗ männern der Angestellten der österreichischen Süd⸗ bahn wurde, wie „W. T. B.“ aus Wien erfährt, der Ausstand beigelegt. 8
Verkehrswesen. Briefbeförderung nach Amerika im Januar 1921
Im Monat Januar werden folgende Dampfer zur unbe⸗ schränkten Postbeförderung nach Nord⸗ und Südamerika benutzt:
1. Dampfer „Adriatie“ nach New York von Southampton am 5. Januar und 2. Februar, Postschluß beim Postamt 2 in Emmerich am 2. und 30. Januar, 12 Uhr Nachts, für Einschreibbriefe und am 3. und 31. Januar, 8,30 Uhr Vormittags, für andere Briefsendungen, beim Postamt 1 in Hamburg am 2. und 30. Januar, 8 Uhr Vor⸗ mittags, für Einschreibbriefe und 7 Uhr Nachmittags für andere Sendungen; 2. Dampfer „Mongolia“ nach New York von Ham⸗ burg am 5. Januar, Postschluß beim Postamt 1 in Hamburg am 4. Januar, 12 Uhr Mittags, für Einschreibbriefe und 10 Uhr Nach⸗ mittags für andere Sendungen; 3. Dampfer Frederik VIII.“ nach New Jork von Kopenhagen am 7. Januar, Postschlus beim Post⸗ amt 1 in Hamburg am 5. Januar, 8 Uhr Vormittags, für Einschreib⸗ briefe und 7 Uhr Nachmittags für andere Sendungen; 4. Dampfer Rotterdam“, „Rhydam“ und „Nieuw Amsterdam“ nach New York von Rotterdam am 8. und 25. Januar und 1. Februar, Poffschluß im Postamt 2 in Emmerich am 7., 24. und 31. Januar, 5 Uhr Nachmittags, ir Einschreibbriefe und 12 Uhr Nachts für andere Sendungen, beim
etamt 1 in Hamburg am 6., 23. und 30. Januar, 8 Uhr Vormittags, * Einschreibbriefe und 7 Uhr Nachmittags für andere Sendungen; Dampfer „Florence Luckenbach“, Mount Clay“, „Ipswich“ nd „Walter A. Luckenbach“ nach New York von Hamburg am 8., àl, 25. und 27. Januar, Postschluß beim Postamt 1 in Hamburg am 7, 14., 24. und 26. Januar, 12 Uhr Mittags für Einschreibbriefe und 10 Uhr Nachmittags für andere Sendungen; 6. Dampfer „Aquitania“ nach New York von Southampton am 22. Januar, Postschluß beim Postamt 2 in Emmerich am 19. Januar, 12 Uhr Nachts, für Ein⸗ schreibbriefe und am 20. Januar, 8,30 Uhr Vormittags, für andere Sendungen, beim Postamt 1 in Hamburg am 19. Januar, 8 Uhr Vormittags, für Einschreibbriefe und 7. Uhr Nachmittags für andere Fendungen; 7. Dampfer „Principe di Udine“ und „Indiana“ nach Rio de Janeiro, Santos und Buenos Aires („Indiana“ auch nach Rio Grande do Sul und Montevideo) von Genua am 5. und 13. Januar, Dostschluß beim Postamt 9 in Frankfurt (Main) am 2. und 10. Ja⸗ zwar, 12 Uhr Nachts, beim Postamt 1 in Hamburg am 1. und 9. Januar, 12 Uhr Nachts; 8. Dampfer „Brabantia“ nach Rio de Janeiro, Santos, Montevideo und Buenos Aires von Amsterdam am 22. Januar, Postschluß beim Postamt 2 in Emmerich am 11. Januar, Uhr Nachmittags, für Einschreibbriefe und 12 Uhr Nachts für andere Sendungen, beim Postamt 1 in Hamburg am 10. Januar, 8 Uhr Pormittags, für Einschreibbriefe und 7 Uhr Nachmittags für andere zendungen; 9. Dampfer „Araguava“ und „Andes“ nach Pernambuco, Lahia, Rio de Janeiro, Santos, Montevideo und Buenos Aires von Southampton am 7. und 21. Januar, Dampfer „Desna“ und Demerara“ nach Rio de Janeiro, Santos, Montevideo und Buenos tres von Liverpool am 14. und 28. Januar, Postschluß beim Post⸗ int 2 in Emmerich am 4, 11., 18. und 25. Januar, 12 Uhr Nachts, fir Einschreibbriefe und am 5., 12., 19. und 26. Januar, 8,30 Uhr Vormittags, für andere Sendungen, beim Postamt 1 in Hamburg am 4, 11., 18. und 25. Januar, 8 Uhr Vormittags, für Einschreibbriefe und 7 Uhr Nachmittags für andere Sendungen.
Zur Beförderung von Briefsendungen mit Leitvermerk nach Rew York und weiterhin sind zu benutzen: Dampfer „Imperator“ us Southampton am 8. Januar, fer „American“ aus Hamburg am 8. Januar, Dampfer „Carmania“ aus Liverpool am 15. Januar und Dampfer „Drottningholm“ aus Gotenburg am 20. Januar, Postschluß für letzteren Dampfer beim Postamt 1 in Hamburg am 5. Januar, 8 Uhr Vormittags, für Einschreibbriefe und 7 Uhr Nach⸗ mittags für andere Sendungen; für die englischen Dampfer und Dampfer „American“ sind die üblichen Schlußzeiten wie unter 1 und 5 zu beachten. „ Flugpostverbindung Berlin — Königsberg (Pr.). Bom 27. Dezember ab wird von der Luft⸗Reederei der Ostdeutschen Landwerkstätten, Berlin⸗Schöneberg, ein täglicher Flugpostdienst wischen Berlin und Königsberg (Pr.) eingerichtet. Flugplan ab Berlin⸗Johannisthal 8 Uhr Vormittags, ab Schneidemühl 10,30 Uhr Vormittags, an Königsberg ( Pr.) 3,10 Uhr Nachmittags. Zurück ab Fönigsberg (Pr.) 8,5 Uhr Vormittags, ab Schneidemühl 12,55 Uhr kachmittags, an Berlin⸗Johannisthal 3,15 Uhr Nachmittags. Am *7. Dezember wird nur der Fluͤg nach Königsberg (Pr.) ausgeführt. „Flugpost Stuttgart —Konstanz. Vom 3. Jannar 1921 en wird von dem Unternehmer Paul Strähle in Schorndorf (Württem⸗ 888) eine tägliche Flugpostverbindung Stuttgart- Konstanz eröffnet. Uiugplan ab Stuttgart 11,15 Uhr Vormittags, an Konstanz 12,30 Enütekachenittage. zurück ab Konstanz 12,45 Uhr Nachmittags, an Stuttgart 2 Uhr Nachmittags.
“ norwegische Postverwaltung hat die Paket⸗ 8 8n; nach Norwegen außer über Hamburg (⸗Bergen) nunmehr auch über Dänemark und über Schweden wieder zugelassen. Bon jetzt an werden Postpakete ohne Wertangabe nach en zur Beförderung nicht mehr über Italien, sondern
“ 1 11“
der jeweiligen Beschaffung
über Oesterreich (weiter über Jugoslawien) oder über die Tschecho⸗ Slowakei (weiter über Oesterreich und Jugoslawien) angenommen. Ueber alles Weitere erteilen die Postanstalten 9
Mannigfaltiges. .
Der Oberstaatsanwalt beim Landgericht I teilt mit: Die Ein⸗ stellung des Verfahrens gegen den Hauptmann von Kessel ist von der Strafkammer des Land⸗ gerichts I gegen den ausdrücklichen Widerspruch der Staatsanwaltschaft erfolgt. Der Beschluß ist noch nicht rechtskräftig. Die Staatsanwaltschaft hat dagegen Beschwerde ein⸗ gelegt. Das Kammergericht wird darüber zu entscheiden haben, ob das Amnestiegesetz vom 4. August 1920 auf die dem Hauptmann von Kessel zur Last gelegten Straftaten Anwendung finden soll. (W. T. B.)
Beuthen S:berschl.), 24. Dezember. (W. T. B.) Heute früh wurde ein Geldtransport der Bergperwaltung Giesches Erben auf dem Wege nach dem Wilhelmsschacht von
dreißig Banditen überfallen. Dem Geldtransport waren
außer Kassenverwaltungsbeamten fünf Beamte der Abstimmungs⸗ polizei beigegeben. Bei dem Feuergefecht wurde ein Unterwacht⸗ meister am Arm verletzt, ein Bandit wurde erschof sen, ein zweiter so schwer verletzt, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Der verletzte und der tote Bandit wurden von ihren Spießgesellen weggeschafft. Ein Kassenbeamter erhielt einen Bauchschuß, dem er später erlegen ist. Erbeutet wurde nichts. Die blaue Polizei unter⸗ nahm eine Streife in der Umgebung.
Paris, 24. Dezemher. (W. T. B.) Nach einer Blätter⸗ meldung aus New York hat sich in Kan⸗Su in China ein Erd⸗ beben ereignet, das 2000 Tote gefordert hat.
gramm aus Tokio vom 22. ist ein Ausbruch des Vulkans Asama⸗Yama auf der Insel Nippon erfolgt. Der von Erdstößen begleitete Ausbruch war einer der heftigsten, die man je beobachtet hat. Wälder sind niedergebrannt und ein Dorf wurde vom Lavastrom verschüttet. Die Zahl der Opfer dürfte sehr hoch seim. 8 vb“ “
Handel und Gewerbe. Heute findet kein Börsenverkehr statt.
— Der Jahresbericht der Handelskammer in Ham⸗ hurg über das Jahr 1920, erstattet der Versammlung „Eines ehr⸗ baren Kaufmanns“, gedenkt einleitend der durch den Krieg und seinen Nachwirkungen geschaffenen Gesamtlage und bemerkt dann, daß sich gewisse Ansätze zu dem Beginn einer Besserung der Verhältnisse sich insofern bemerkbar machten, als ver⸗ einzelt in der Industrie und in anderen Erwerbszweigen durch Belebung, der Arbeitslust und rationellere Arbeitsweise (Akkordsystem) die Leistungen sich zu heben scheinen. Andererseits be⸗ einträchtige die zum Teil verfehlte Steuergesetzgebung den Spartrieb der Bevölkerung und erzeuge Verschwendungssucht. Ein weiteres Moment, das für die Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse Deutschlands von Bedeutung werden könne, sei in der starken Ueberfüllung der ausländischen Märkte mit Vorräten in Lebensmitteln und Rohstoffen zu erblicen. Der dadurch in den betreffenden Lundern be⸗ wirkte Kapitalmangel werde diese möglicherweise dazu zwingen, Deutschland wieder mehr in den Kreis der Wirtschafts⸗ beziehungen aufzunehmen und damit eine Bresche in den Wall zu legen, durch den der Versailler Vertrag die Mittelmächte von dem Verkehr mit der übrigen Welt abschließen will. Wird auf diese Weise unter Zuhilfenahme von Krediten, die allerdings kritisch be⸗ trachtet werden müssen, die Einfuhr nach Deutschland wieder in größerem Umfange ermöglicht, so würde das durch die fördernde Rück⸗ wirkung auf die Erzeugung und die Ausfuhr auch eine Besserung der Valutaverhältnisse herbeiführen können. In dem Hinweis auf die Möglichkeit, daß eine zwangsläufige Wiederaufnahme Deutschlands in den Kreis der internationalen Wirtschaftsmächte eine Belebung unserer Handelstätigkeit und Erleichterung der gespannten Valutalage bringen könnte, liege jedoch keineswegs eine Befürwortung wahlloser An⸗ nahme von Auslandskrediten, wenn solche den deutschen Ein⸗ fuhrfirmmen in diesem Zusammenhang angeboten werden sollten. Bei der Entwertung unserer Valuta und ihren starken Schwankungen für leider nicht absehbare Zeit sollte die gesunde Grundlage für Auslandskredite gesucht werden in der Zurückzahlung aus dem Gegenwert deutscher Exportproduktion. Kredite, die das Ausland nach hier zu günstigen Bedingungen jetzt vielfach anbietet, um unverkäufliche große Warenvorräte auf deuts Schultern abzuladen, sollten nicht angenommen werden, wenn die Zurückzahlung nicht klar vorbereitet werden kann. Der Vorteil, den der deutsche Handel bisher wenigstens in der Richtung gehabt hat, daß ihm Auslandskredite zwangsweise vorenthalten wurden und er dadurch von größerer Verschuldung an das Ausland freigeblieben ist, kann leicht zum Gegenteil gewandelt werden, wenn wir jetzt durch Kredite in den Aufsaugungsprozeß teurer Rohstoffe des Auslands hineingezogen werden. b Ueber die früheren deutschen Schutzgebiete schreibt der Bericht: Mit Ausnahme von Südwestafrika konnten mit den ehemaligen deutschen Kolonien Handelsbeziehungen noch nicht wieder angeknüpft werden. Unsere früheren Gegner verschließen sich den deutschen Waren und deutschen Arbeitskräften durch Verordnungen, welche auf längere Jahre den Handel un⸗ möglich machen. Vor einigen Monaten hat ein deutscher Dampfer versucht, in Kamerun zu löschen und zu laden, ihm wurde aber die direkte Verbindung mit dem Lande untersagt. Aus allen ehemaligen deutschen Kolonien haben unsere Gegner die Deutschen mit geringen Ausnahmen ohne irgendwelche sachliche Gründe, zum Teil in unwürdigster Weise, ausgewiesen. Diese unerhörte Maßnahme ist mehrfach Gegenstand von Interpellationen im Reichstage gewesen und hat zu nachdrücklichen Protesten geführt. 1 Die Lage und Entwicklung der deutschen Sec⸗ schiffahrt im Jahre 1920 ist gekennzeichnet durch die fast restlose Auslieferung der deutschen Ueberseehandelsflotte und durch die kraft⸗ vollen Versuche der alten Linienreedereien, ihre früheren Verbindungen wieder aufzunehmen und ihr in der Vorkriegszeit den ganzen Erdball umspannendes Liniennetz von neuem zu beleben. Nach der Ablieferung der Handelsflotte, die Ende 1913 5,24 Millionen Bruttoregistertonnen betrug, verbleiben Deutschland nur annähernd ½ Millon Brutto⸗ registertonnen, von denen sich aber nur etwa 100 000 Tonnen für die Schiffahrt mit den neutralen Nachbarstaaten eignen. Die Reedereien haben neue Mittel und Wege gesucht, um ihre gewohnte Tätigkeit wieder aufzunehmen. Ein Teil hat sich, wie dieses auch vor dem Kriege schon geschah, zur gemeinsamen Betätigung zusammen⸗ geschlossen, ein anderer Teil hat sich zur Arbeitsgemeinschaft mit neutralen Reedereien verbunden, die Hamburg⸗Amerika Linie hat durch den Abschluß des Abkommens mit dem amerikanischen Harriman⸗ Konzern versucht, ihre Organisation wieder nutzbar iu machen
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in gemeinschaftlichem Dienst ihre früheren Ueberseerouten wieder aufzu⸗ nehmen. Andere Reedereien, zuerst die Hamburg⸗Südamerikanische Dampfschiffahrtsgesellschaft und die Deutsch⸗Ostafrika⸗Linie, haben — zum Teil sogar unter deutscher Flagge — gecharterte Schiffe eingestellt. Am 5. Oktober hat als erstes neugebautes Schiff nach dem Kriege der Dampfer „Hamburg“ der Deutsch⸗Australischen Dampfschiffahrts⸗ gesellschaft seine Ausreise nach Niederländisch Indien angetreten, andere Schiffe sind bereits gefolgt. Erschwert wurde der Wieder⸗ aufbau der deutschen Flotte durch unzulängliche Belieferung der Werften. Die deutschen Reedereien hatten, soweit noch Schiffe zu ihrer Verfügnng standen, in erster Linie die Fahrt nach den nordischen Ländern und Holland aufgenommen. Durch die Ablieferung der Ueberseehandelsflotte hat der Verkehr auf der Ostsee für Deutsch⸗ lands Handel und Schiffahrt erheblich an .eahas gewonnen. Ein Foßfr Teil der Ein⸗ und Ausfuhr ist über die neutralen Nachbarstaaten geleitet worden. In den ersten Monaten des Jahres boten sich günstige Verdienstmöglichkeiten. Der Frachten⸗ markt zeigte dann 8 ein vorwiegend abfallendes Bild. Die Anstrengungen unserer Reedereien, der deutschen Flagge erneut Geltung auf dem Weltmeer zu verschaffen, wurden erschwert und fast unmöglich gemacht durch das Eindringen kapital⸗
kräftiger ausländischer Reedereien. Allein von Ham⸗ burg aus unterhielten Anfang Dezember regelmäßige Linien nach aller
Herren Länder: 22 englische, 11 holländische, 2 amerikanische, 6 nor⸗ wegische, 5 französische, 4 belgische, 3 italienische, 3 schwedische, 2 dänische, 2 japanische, 1 portugiesische und 1 kubanische, insgesamt 67 fremde Reedereien, darunter also solche mit selten oder nie vor dem Kriege gesehener Flagge.
— Nach dem Geschaftsbericht der Bismarckhütte für 1919,20 fanden die gesteigerten Lohnforderungen, wie Aufbesserungen der Be⸗
amtengehälter sowie das Anziehen aller Materialienpreise in späteren
Erhöhungen der Verkaufspreise ihren Ausgleich. Nach Vornahme der Abschreibungen mit 13 282 997 ℳ ergibt sich ein Reingewinn von
6 B 8 13 388 526 ℳ, dessen Verwendung wie folgt vorgeschlagen wird: Zu⸗ New York, 25. Dezember. (W. T. B.) Nach einem Tele⸗ 2 des g geschlag S
weisung an die Beamtenpensionskasse 4.100 000 ℳ, Zuweisung an die Arbeiterpensionskasse 2 300 000 ℳ, satzungsmäßige Vergütungen 610 852 ℳ, 28 vH an die Aktionäre 6 160000 ℳ, verbleiben 217 673 ℳ, zuzüglich Vortrag aus 1918/19 185 233 ℳ, vorgetragen werden 402 906 ℳ. Auf den Werken waren im abgelaufenen Geschäftsjahr 12 936 männliche, 1584 weibliche, zusammen 14520 Arbeiter durch⸗ schnittlich beschäftigt, gegen 14 003 im Vorjahr.
— Die Roheinnahmen der Canada Pacific⸗Eisenbahn betrugen laut Meldung des „W. T. B.“ in der dritten Dezember⸗ woche 4 484 000 Dollar (769 000 Dollar mehr als im Vorjahr).
London, 23. Dezember. (W. T. B.) Ausweis der Bank von England. Gesamtrücklage 11 629 000 (Abn. gegen die Vorwoche 2 396 000) Pfd. Sterl., Notenumlauf 134 582 8” (Zun. 3 346 000) Pfd. Sterl., Barvorrat 127 761 000 (Zun. 949 000) Pfd. Sterl., Wechselbestand ausgeblieben (—,—) Pfd. Sterl., Guthaben der Privaten 136 031 000 (Zun. 9 961 000) Pfd. Sterl, Guthaben des Staates 13 770 000 (Zun. 1 534 000) Pfd. Sterk., Notenreserve 9842 000 (Abn. 2 394 000) Pfd. Sterl., Regierungssicherheiten 77 178 000 (Zun. 55 000) Pfd. Sterl. — Verhältnis der Rück⸗ lagen zu den Verpflichtungen 7,75 gegen 9,64 vH in der Vorwoche. Clearinghouseumsat — Millionen, gegen die entsprechende Woche des Vorjahres — Millionen weniger.
Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts am 23. Dezember 1920 —— Ruhrrevier ¹Oberschlesisches Revier Anzahl der Wagen
7 677
11““ Nicht gestellt.. Beladen zurück⸗
geltefert...
20 698
7 591
—
8 Fettwaren. Bericht von Gebr. Gause, 24. Dezember 1920. Butter: In der Woche vom 3. bis . Ja⸗ nuar 1921 gelangen 90 Gramm Butter auf Abschnitt 77 der Lebens⸗ mittelkarte zur Verteilung. In Dänemark und Holland ist der Markt rückgängig, doch ließen auch die ermäßigten Preise noch keine Rechnung. Dänemark fordert 6,20 Kronen, Holland 3,10 b. Fl. Margarine: Das Geschäft war sehr ruhig und konnten die Zufuhren nur zu ermäßigter Preisen untergebracht werden. Einer Preisreduktion in⸗ folge der billigeren Einfuhrmöglichkeit steht noch hindernd im Wege, daß die Fabriken dem Reichsausschuß noch teuere Rohstoffe abzu⸗ nehmen vertraglich verpflichtet sind. Die Preise sind offiziell 13,10. ℳ. Schmalz: Die Forderungen der amerikanischen Packer waren auch in dieser Woche rückgängig, sodaß der Markt in matter Haltung b
verlustbringenden Preisen verkehrte. Die Konsumnachfrage ist besser geworden, jedoch muß abgewartet werden, ob die Besserung nur auf den Bedarf für die Feiertage beruht. Die heutigen Notierungen sind: Choice Western Steamschmalz 15 ½ ℳ, raffiniertes Schmalz
Tierces 16 ℳ, Firkin 16 ½ ℳ, Berliner Bratenschmalz 17 ℳ.
Berichte von auswärtigen Wertpapiermärkten.
London, 24. Dezember. (W. T. B.) Wechsel auf Paris 59,80, Wechsel auf Belgien 56,85, Wechsel auf 23,1785 Wechsel auf Holland 11,25, Wechsel auf New York 352,50, Wechsel auf Spanien 27,35 ¼, Wechsel auf Italien 103,75, Wechsel auf Deutsch⸗ land 2 — Pehessschet 6 ⅛.
Paris, 24. Dezember. (W. T. B.) Devisenkurse. Deutsch⸗ land 23,25, Amerika 16,95, Belgien 105,50, England 59,25, Dentiche G 8588 vS 258,00, Spanien 219,00.
8 aris, 24. Dezember. (W. T. B.) 5 % Französische Anlei 8520, 4. % Franzgische Anlaihe 68,00, 3 09 Frmeecüse Bheihe 57,35, 4 % Spanische äußere Anleihe —,—, 5 % Russen von 1906 26,75, 3 % Russen von 1896 —,—, 4 % Türken unifiz. 65,25, ö Rio Tinto h.
Amsterdam, 24. Dezember. (Mitgeteilt durch die v er Heydt⸗Kerstens Bank.) (W. T. B.) Wechfel auf u. *n der Pecli 865 Har 180, Schmes 88,55, Wien 0,84, Kopenhagen
,25, Stockholm 63,05, Christiania 48,25, New P Brüss 19,89. Madrid —.—. 3 IE
openhagen, 24. Dezember. (W. T. B.) Si
London 23,10, do. auf New York 8858 88 Z do. auf Paris 39,25, do. auf Antwerpen 41 ,50, do. auf Zürich 100,00, do. auf Amsterdam 206,00, do. auf Stockholm 129,25, do. auf Christiania 100,25, do. auf Helsingfors 18,25.
„ Stockholm, 24. Dezember. (W. T. B.) Sichtwechsel auf London 17,91, do. auf Berlin 7,10, do. auf Paris 30,10, do. auf Brüssel 32,00, do. auf schweiz. Plätze 77,00, do. auf Amsterdam 152,00 do. auf Kopenhagen 77,75, do. auf Christiania 77,75, do. auf Washington 507,00, do. auf Helsingfors 14,00.
„ Christionia, 24. Dezember. (W. T. B.) Sichtwechsel auf London 22,90, do. auf Hamburg 9,15, do. auf Paris 38,75, do. auf 2-* 17. 2 b auf do. auf Zürich 100,00,
8 Helsing 25, do. au rpen 41,00, do. Stock⸗
Berlin, den