1u“ 1“ 11.1“ Parlamentarische Nachrichten. Der Entwurf eines Anleihegesetzes zur Bereit⸗ stellung von Mitteln für Kleinbahnen ist nebst Begründung und zwei Anlagen, enthaltend „Grund⸗ sätze für die Gewährung von Darlehen an notleidende neben⸗ läßnanliche Kleinbahnen“ und „allgemeine Bedingungen für die notleidenden Kleinbahnen gewährten Darlehen“, der preußischen Landesversammlung zur Beschlußfassung zugegangen. Nach dem Gesetzentwurf soll die Staatsregierung ermächtigt werden, die folgenden Beträge zu verwenden: I. zur weiteren Förderung des Baues von Kleinbahnen... II. zur Gewährung von Darlehen an notleidende nebenbahnähnliche Kleinbdahng
10 000 000 ℳ,
“ insgesamt 50 000 000 ℳ.
In der beigegebenen Begründung wird ausgeführt:
Zu Nr. I, betreffend die weitere Förderung des Ba ve s von Kleinbahnen. Durch verschiedene Gesetze, zuletzt durch Gesetz vom 9. September 1919 sind für diesen Zweck insgesamk .. ....R1445 000 000 ℳ
berrcitgestellt. Davon sind an Staatsbeihilfen be⸗ u“ reits bewilligt oder in Aussicht gestellt rund. 139 664 806 „ 1 5 335 194 ℳ
cJ d*“ 94. verfügbar sind. Wenn die Bautätigkeit auf dem Gebiete des Klein⸗ bahnwesens wegen der gegenwärtigen Teuerung auch nicht besonders lebhaft ist und sich überwiegend auf Erweiterungen und Verbesserungen bestehender Unternehmungen beschränkt, so ist doch nicht zu übersehen, ob nicht bald ein Wandel eintritt. Verschiedene Baupläne werden auch jetzt ernstlich verfolgt, andere sind bereits weit vorgeschritten. Sobald sie entscheidungsreif sind, wird ihre Verwirklichung bei dem um das Mehrfache gegen die Friedenspreise gestiegenen Kostenaufwande so hohe Stagtsbeihilfen beanspruchen, daß die bereiten Mittel nicht mehr ausreichen. Um das für das Wirtschaftsleben der einzelnen Gebiete und für die Versorgung der Allgemeinheit höchst bedeutsame Kleinbahnwesen ausreichend fördern zu können und auch etwaigen größeren Ansprüchen gerüstet gegenüberzustehen, erscheint eine reichliche Auffüllung des Kleinbahnunterstützungsfonds angezeigt. Es sind daher weitere 10 000 000 ℳ eingestellt worden.
Zu Nr. II, betreffend die Gewährung von Darlehen an notleidende nebenbahnähnliche Kleinbahnen. Der allgemeine Niedergang des Wirtschaftslebens, der hiermit ver⸗ bundene Verkehrsrückgang und die außerordentliche Steigerung aller Ausgaben haben dazu geführt, daß die Reichseisenbahnen einen Gewinn nicht mehr abwerfen, sondern erhebliche Zuschüsse erfordern. Die wiederholte Heraufsetzung der Tarife hat nicht vermocht, die Fehl⸗ beträge auszugleichen. Dasselbe Bild zeigt sich auch bei anderen Ver⸗ kehrsunternehmungen, in erster Linie bei den dem Personen⸗ und Güterverkehr dienenden nebenbahnähnlichen Kleinbahnen, die schon im Frieden meist nur bescheidene Erträge lieferten. Die Ausgaben sind auch bei diesen Bahnen durch Steigerung aller persönlichen und sächlichen Kosten für Gehälter, Löhne, Bau⸗ und Betriebsstoffe, Fahr⸗ zeuge usw. derart angewachsen, daß der Versuch, sie durch Tarif⸗ erhöhungen wettzumachen, in sehr vielen Fällen nicht gelungen ist. Oft ist durch eine derartige Verteuerung der Beförderungspreise der schon gefunkene Verkehr weiter herabgedrückt worden, denn diese Verteuerung findet da ihre Grenze, wo die Benutzung der Kleinbahn für Reisende und Verfrachter unwirtschaftlich wird. Die Verhältnisse liegen in dieser Hinsicht anders als bei den Bahnen des allgemeinen Verkehrs, deren Benutzung für einen großen Teil der Bevölkerung eine unbedingte Notwendigkeit ist. In dem engeren Verkehrsgebiet einer Kleinbahn mit seinen weit kürzeren Entfernungen legt der
Reisende, wenn die Bahnfahrt zu teuer wird, seinen Weg zu Fuß oder
mit dem Rade zurück, während der Güterverkehr sich wieder der Land⸗ straße zuwendet. Von allen Seiten kommen unter diesen Umständen ein⸗ dringliche Klagen, daß die Aufrechterhaltung des Betriebes neben⸗ bahnähnlicher Kleinbahnen dauernd Zubußen erfordere und mangels der erforderlichen Mittel zur Unmöglichkeit werde. Einzelne Strecken sind bereits stillgelegt, die Betriebseinstellung auf anderen wird er⸗ wogen und steht unmittelbar bevor, weil Tariferhöhungen aus den angegebenen Gründen nicht mehr angängig erscheinen und auch andere Maßnahmen — Betriebseinschränkungen — keine Ersparnisse in dem notwendigen Umfange bringen. So ist zu befürchten, daß ohne schnelle, durchgreifende Hilfe zahlreiche Unternehmungen in allernächster Zeit zum Erliegen kommen. Dies zu verhüten, muß bei der Bedeutung der nebenähnlichen Kleinbahnen mit allen ge⸗ eigneten Mitteln angestrebt werden, da durch die Stillegung von Kleinbahnen die wirtschaftlichen weiter Gebiete und zahl⸗ reiche von dem Anschluß an eine Kleinbahn abhängige gewerbliche Unternehmungen schwer geschädigt und viele Tausende von Kleinbahn⸗ angestellten und gewerblichen Arbeitern zur Erwerbslosigkeit verurteilt werden würden. Die Beschaffung privater Gelder ist den einzelnen durch die geschilderten Umftände hilfsbedürftig gewordenen Unternehmen nicht möglich, da der offene Geldmarkt nur solchen Bahnen zur Ver⸗ fügung steht, die cine Gewähr für die Bezahlung der Zinsen bieten. Auch der Weg eines zwangsweisen Zusammenschlusses aller Klein⸗ bahnunternehmungen zur gemeinsamen Tragung der Lasten und ge⸗ meinschaftlichen Beschaffung privater Mittel erscheint nicht gangbar und würde bei der großen Zahl notleidender Kleinbahnen nicht zum Ziele führen. Es würde sich auch kaum rechtfertigen lassen, die wenigen Unternehmen, die aus eigener Kraft ihre Wirt⸗ schaft unter den schwierigsten Verhältnissen aufrechterhalten haben, zu den Lasten anderer Unternehmen heranzuziehen. Auf cine die Not⸗ lage beseitigende, ausreichende Hilfe der zunächst beteiligten Kreise und Gemeinden ist bei ihrer hohen Belastung und bei der Einschränkung ihres Rechtes zur Steuerausschreibung nicht zu rechnen. Es erübrigt daher nur, den dem Verfall nahen nebenbahnähnlichen Kleinbahnen, soweit ihre Gesundung in absehbarer Zeit überhaupt noch möglich erscheint, mit Mitteln der Aklgemeinheit zu helfen. Den in dieser Richtung von allen Sciten immer zahlreicher und dringender geäußerten Wünschen wird sich die Regierung bei der Bedeutung der nebenbahnähnlichen Kleinbahnen für das allgemeine Wohl und bei den schwerwiegenden Folgen, die eine Versagung der erbetenen Unterstützung nach sich ziehen müßte, nicht verschließen dürfen. An der Erhaltung der nebenbahnähnlichen Kleinbahnen müßten selbstverständlich neben der preußischen Re⸗ gierung alle mitwirken, deren Belangen durch den Kleinbahn⸗ betrieb gedient ist. Das sind in erster Linie die Kreise und Ge⸗ meinden, ferner die Provinzen und Seiae auch das Reich, für dessen Eisenbahnen es nicht bedeutungslos ist, ob die als bequeme Zubringer und Abfahrer des Verkehrs wirkenden Kleinbahnen be⸗ stehen bleiben oder stillgelegt werden. Eine Geldhilfe für notleidende Kleinbahnen durch die preußische Regierung soll deshalb nur unter der Bedingung gewährt werden, daß die Zunächstbeteiligten an⸗ gemessene Vorausleistungen übernehmen und sowohl die beteiligten Provinzen als auch das Reich bereit sind, zur Beseitigung der Not⸗ lage beizutragen. Nach eingehenden Erörterungen mit Vertretern des Reichs, der Provinzen und sonst Beteiligten wird zur Ab⸗ wendung der dringendsten Not ein Betrag von 80 bis 100 Mil⸗ lionen Mark alsbald erforderlich sein. An der Aufbringung sollen sich beteiligen: das Reich mit einem Fünftel, die Provinzen mit zwei Fünfteln und die preußische Regierung mit ebenfalls zwei Fünfteln. Für das Verfahren der Prüfung und Genehmigung der Unter⸗ stützungsanträge sind die als Anlage A beigefügten „Grundsätze“ vereinbart worden, durch die eine Gewähr geboten werden soll, daß insbesondere die Vorprüfung der Anträge Sachverständigen übertragen wird, die die Verhältnisse der Kleinbahnen fachmännisch zu beurteilen vermögen. Es wird empfohlen, zur Gewährung von Darlehen an notleidende nebenbahnähnliche Kleinbahnen durch die preußische Re⸗ gierung 40 Millionen Mark bereitzustellen.
Der preußischen Landesversammlung ist ferner der Ent⸗
wurf eines Gesetzes, betreffend den Bau elektrischer
8 — 81 Anlage zwischen Braunschweig und Hannove Begründung und einer Beschreibung zugegangen. 1
Danach soll die der Staatsregierung durch Gesetz vom 17. Mai 1918 erteilte Ermächtigung, für den Bau eines Dampfkraftwerks bei Hannover — das im Iöen man ang mtt den staatlichen Wasserkraft⸗ werken bei Dörverden im oberen Quellgebiet der Weser und am Main das Gebiet zwischen Bremen und Hanau einheitlich mit elektrischer Arbeit versorgen und die bei der unsteten Natur der Wasserkräfte unentbehrliche Aushilfe leisten sollte — 13 Millionen Mark zu verwenden, insoweit zurückgeg gen werden, als die Mittel nicht für Vorarbeiten und Grunderwerb ausgegeben sind.
Die Staatsregierung soll vielmehr ermächtigt werden,
a) sich dunch Uebernahme von Aktien im Höchstbetrage von 25 000 000 ℳ an der Aktiengesellschaft „Großkraftwerk Braunschweig zu beteiligen und Bürgschaft für die Anleihen dieser Gesellschaft bis zum Höchstbetrage von 135,000 000 ℳ in Gemeinschaft mit dem Land Braunschweig und der Provinz Sachsen zu übernehmen,
b) für den Bau von Leitungen und Umspannwerken zur Ver⸗ bindung des von der Aktiengesellschaft „Großkraftwerk Braunschweig herzustellenden Kraftwerks mit Hannover und von Hannover mit den Endpunkten der staatlichen Leitungen im Weserquellgebiet und im Versorgungsbezirk des Kraftwerks Dörverden einen Betrag von 95 000 000 ℳ nach Maßgabe der von dem zuständigen Minister fest⸗ zustellenden Pläne zu verwenden.
— Endlich sind der preußischen Landesversammlung der Entwurf eines Gesetzes über Anwendung der Vor⸗ schriften, betreffend ein vereinfachtes Enteignungs⸗ verfahren, auf die Enteignung von Grundstücken in Festungsbezirken gemäß § 14 des Reichsgesetzes (über ein Enteignungsrecht von Gemeinden bei Aufhebung oder Ermäßigung von Rayonbeschränkungen) vom 27. April 1920 und
der Entwurf eines Gesetzes, betreffend Verlegung des Fischmarkts in Altona, nebst Begründungen und An⸗ lagen zur Beschlußfassung zugegangen. 1 Nach dem letztgenannten Gesetzentwurf soll die Staatsregierung ermächtigt werden, der Stadtgemeinde Altona zu den Kosten der Verlegung des städtischen Fischmarkts in Altona nach Maß⸗ gabe der von den zuständigen Ministern festzusetzenden Be⸗ dingungen einen Zuschuß zu gewähren, welcher der fünfprozentigen Peshinsung und anderthalbprozentigen Tilgung eines von der Stadt⸗ gemeinde Altona aufzubringenden Kapitals von 6 000 0⁰0 ℳ gleich⸗ kommt. Bis zur Tilgung des Kapitals ist der Zuschuß im Betrage von 390 000 ℳ jährlich durch den Staatshaushalt hereitzustellen.
Theater und Musik.
Im Opernhause findet morgen, Mittwoch, das V. Sym phoniekonzert der Kapelle der Staatsoper unter der musikalischen Leitung des Kapellmeisters Wilhelm Furt⸗ wängler statt. Anfang 7 Uhr. Das übliche Mittagskonzert beginnt an demselben Tage um 12 Uhr. — Als nächste Neuheit der Staatsoper wird am 3. Februar Richard Strauß; „Josephs Legende“ zum ersten Male in Deutschland aufgeführt. 8 Die pantomimische Bühnenhandlung von Graf Harry von Keßler und Hugo von Hoffmannsthal wird vom Ballettmeister Kröller, der den Joseph selbst verkörpern wird, in Szene gesetzt. Die Potiphar wird Frau Tilla Durieux darstellen. Die musikalische Leitung der Erstaufführung wird Richard Strauß selbst übernehmen. Die Leitung der musikalischen Proben liegt in den Händen des Kapellmeisters Otto Urack, der auch die späteren Aufführungen leitet.
Im Schauspielhause wird morgen das Drama Die
Sterne“, in den Hauptrollen mit Albert Bassermann und Artur Kraußneck besetzt, aufgeführt. Anfang 7 Uhr. — Die Erstaufführung des neueinstudierten „Tasso“ findet am Freitag, den 14. d. M., statt. Die Titelrolle spielt Lothar Müthel. In den anderen Rollen sind die Damen Johanna Hofer und Dagny Servaes, die Herren Bruno Decarli und Otto Laubinger beschäftigt. Die Bühnenbilder sind von Emil Pirchan entworfen Spielleiter ist Dr. Ludwig Berger.
Konzerte.
Das dritte der Konzerte von Selmar Meyrowitz mit dem Philharmonischen Orchester in der Philharmonie brachte nur Bekanntes. Im allgemeinen war das Programm des Abends auf Zierlichkeit gestellt, auf Mozart und mozartisch Empfundenes. Den Anfang machte die Ballettmusik aus der Panto⸗ mime „Les petits riens“, die gegenwärtig im Opernhause einigen hübschen Tanzfzenen als musikalische Unterlage dient und damit ihre eigentliche Zweckbestimmung erfüllt. Denn dieses Jugendwerk Mozarts, das er anonym für die Pariser Oper schrieb, ist reine Tanzmusik, die keine tiefere Bedeutung anstrebt. In ihr offenbart sich aber schon die Grazic und das liebenswürdige Wesen ihres Schöpfers. Herr Meyrowitz ließ sie in feinster Ausführung erklingen. Auch die früher hier schon gespielten hübschen Stücklein französischer Herkunft: „Aus meinem Märchen⸗ buche“ von M. Ravel sowie die im vergangenen Jahre bereits unter Meyrowitz aufgeführte Suite aus Richard Strauß' Musik zum „Bürger als Edelmann“ wurden in vollendeter Form dargeboten. Es war cin Abend, an den man gern zurückdenkt. — Eine Kunst⸗ vereinigung, die sich„ Der Anbruch“ nennt, gab in der Phil⸗ harmonie zwei Orchesterabende. Der als zweites außerordent⸗ liches Konzert der Vereinigung bezeichnete erste Abend stand unter der Leitung des temperamentvollen Gustav Brecher und wurde mit der bekannten „Steppenskizze aus Mittelasien“ von Borodine eröffnet und mit einem Ballett⸗ potpourri von Strawinsky, einer Reihe von Instrumentalgrotesken, die man seinerzeit durch das russische Ballett hier kennen lernte, ge⸗ schlossen. Dazwischen sang der geschätzte Baritonist Wilhelm Guttmann in einer Rhapfodischen Symphonie von W. R. Hey⸗ mann das Baritonsolo, vermochte aber dem keineswegs anregenden Stück, das ein langes, schwülstiges, nicht endenwollendes Ringen dar⸗ stellt, keinen Lebensodem einzuhauchen. Hervorragend gut spielte dann Boris Kroyt das hier schen früher aufgeführte Violinkonzert von Jules Conus. Dirigent des zweiten Orchesterabends war Ferruccio Busoni, der eigene Werke aufführte. Die Lustspiel⸗ ouvertüre Op. 38, leicht und flüssig gespielt, machte den Anfang. Emil Telmanyi trug darauf mit Fsgen Ton und einer Technik, die dem schweren Werk völlig gerecht wurde, das Violinkonzert (Op. 35), vor. Diese zwei Werke fansd einer klassizistischen Periode im Schaffen des Meisters einzureihen. Die Behandlung der Geige im letztgenannten Werke ist offenbar von Beethoven beeinflußt, doch könnte man im Mittelsatz ein Singen und Schwelgen wie bei Bruch feststellen und, — gewiß
rein individuell — ist hier das Hauptthema mit dem bei Bruch an.
gleicher Stelle ebenfalls verwandt. Orchesterwerke, die dann folgten, eine „Berceuse élégiaque“ und ein „Nocturne symphonique“ (Dpus 42 und 43) sind in einer Zeit des Ringens nach Ausdruck aus einer Vorahnung unseres heutigen Expressionismus entstanden. Der Komponist verfällt in eigenartig verstrickte Stimmführungen, ver⸗ leiht jeder Linie Selbständigkeit und schafft Harmonien, die der Atonalität nicht entraten können und in jedem Takte Reizmittel enthalten, wie wir sie etwa bei den Neufranzosen wiedererkennen. Wiederum ein anderes Kapitel ist ein Konzertino für Klarinette und kleines Orchester (Opus 48), wo Busoni scheinbar in einer Mozartwelt lebt. Die Solostimme mit lieblichem Rokotoeinschlag im Menuett wurde von Carl Eßberger meisterlich geblasen. Eine Orchestersuite aus der Oper „Die Brautwahl“ greift unserer Zeit voraus. Zu solch absoluter Musik sind wir im Theater noch nicht erzogen; das Wort muß hier scheinbar vor der Musik zurücktreten; erklärlich ist es darum, daß man sich bisher nicht zur Auf⸗ führung der Oper entschließen konnte. Busoni als Dirigent verdiente eine Betrachtung für sich. Hoher künstlerischer Ernst,
Ringen und Kämpfen um Ideale in allem Schaffen und Nazshe dieses Suchers nach wahrhaftiger Kunst wird gestützt von unerschütte lichem Glauben an sich selbst. — Edmund Meisel erzurer sein V. Abonnementskonzert mit dem Blüthner lner Hochschulsaal mit der D⸗Dur⸗Symphonie Meisel zeigte sich hier wiederum als ein tüch Führer des Orchesters. An zweiter Stelle stan in unserem stürmischen Zeitalter etwas langatmig Kantate für eine Altstimme mit Orchester: Naxos“’. Hedwig Raabe⸗Griesel hat mit vollen Organ dem Werk alle Schönheiten entlockt. Den Höbepun des Konzerts bildete Schillings' „Hexenlied“. Toni Halhe sü als hervorragende Sprecherin gewiß die Fähigkeit, den Wüdenbrun schen Worten Eindruck zu verleihen, aber man hört das Gedicht dog lieber von einer männlichen Stimme, wofür es melodramatisch jede falls auch gedacht ist. Edmund Meisel ließ hier seine Geschmeidi⸗ keit in der Begleitung bewundern. Paul Ertels interessen symphonische Dichtung „Pompeji“ erntete als Schlußstück großen Be⸗ fall, wofür sich der anwesende Komponist bedanken konnte. * Der Generalmusikdirektor Leo Blech leitete in der Sin akadem ie an der Spitze des Philharmonischen Orcheste einen Mozart⸗Abend, in dessen Mittelpunkt die Sängerin Valeri Doob stand. Die Künstlerin sang u. a. Koloraturarien aus de „Entführung“ und aus der „Zauberflöte“ musikalisch sauber und ae schmackvoll. Ihre Stimme ist leicht beweglich, aber dt nur zierlich und klein, so daß es ihr besonders in d Mittellage an durchdringender Kraft gebricht. ie B. gleitung und die eingestreuten Mozartschen Orchesterwerke bildede unter Leo Blechs Meisterleitung einen Genuß für sich. — In der Hochschule für Musik lauschte ein gespanntes Pbl⸗ kum den Vorträgen des kleinen 12jährigen Orchesterdirigenten und Pianisten Rio Gebhardt. Zweifellos besitzt der kleine Man ein außerordentliches Talent in beiden Fächern, und es ist zu wünschen daß es in der Stille und unbeirrt von dem nervösen Hasten de öffentlichen Musiktreibens zu voller Blüte heranreifen möge. A Klavierspieler hat der kleine Gehhardt seit seinem letzten Auftretg ganz entschiedene Fortschritte in Vortrag und Technik gemacht, w er durch ein Klavierkonzert von Mozart und eine Phantaste in D⸗Mel für zwei Klaviere bewies, bei der sein gediegener Lehrer Julint Dahlke das zweite Klavier spielte. Letzterer entzückte de Zuhörer außerdem durch sein bravouröses Solospiel in Klavierstückn von Alfred Bortz und Rubinstein. — Die jugendliche Pimistr Rozsi Frankl spielte in der Singakademie mit den hilharmonischen Orchester unter Richard Hagels bewährter Leitung drei Klavierkonzerte. Man muß ihre Begabung und ihren ernsten Willen anerkennen; die Zukunft wird die Erfüllmg ihrer Hoffnungen zweifellos reifen lassen. — Auf hoher künstlerische Stufe stand ein Konzert, das Therese Schnabel und Brund Eisnergemeinsam im Beethovensaal veranstalteten. Frau Schrabel sang Schubert⸗Lieder warm und eindringlich mit vorbildlicher Aus⸗ sprache und Plastik des Ausdrucks. Der hochkultivierte Pianist spielt in bekannter Vollendung Beethovens C⸗Moll⸗Variationen und Schumanns Fis⸗Moll⸗Sonate. Er überraschte auch als anschmitz samer, feinfühliger Begleiter der Lieder. — Der Pianist Georg Grünberg (Bechsteinsaal) zeichnet sich besonders durch se weichen Anschlag und seine vornehme Auffassung aus. Daß erauch übereie glänzende Technik verfügt, bewies er bei der temperamentvollen Wiederngabe des Lisztschen „Mephistowalzers“. — Die Triovereinigung Schumann, Heß⸗Deschert hatte für ihren zweiten Konzertabend in der Sing⸗ akademie die Herren Conrad (Klarinette) und Schumann (Horn) vom Philharmonischen Orchester hinzugezogen. Brahms selte gehörtes Horn⸗Trio erfuhr eine prächtige Wiedergabe; trotzdem gefäll das Werk nie allgemein, da die Verbindung des Hornes mit Klavie und Violine eine besondere Neigung von seiten des Hörerz voraussett Das Programm enthielt sodann noch Pfitzners E⸗Moll⸗Violin⸗Sonat und Mozarts Klarinetten⸗Trio Opus 14. Das vornehme, stl⸗
witkende „Ariadne di
gerechte Musizieren det Künstler ist schon oft gewürdigt worden — Anny Albrecht, eine I1 jährige Geigerin, überzeugte in einen
Konzert im Saale der Hochschule für Musik davon, daß st sehr fleißig studiert hat, aber noch ganz unselbständig spielt. De Wiedergabe von Viottis A⸗moll⸗Konzert und Mozarts Konzert in A⸗dur bestätigt, daß sie in dem Kammermusiker Hugo Venus, de übrigens die Orchesterbegleitung mit Mitgliedern des Staatsoper⸗ Orchesters geschickt ausführte, einen tüchtigen Lehrer hat. En Auftreten in solchem hmen erscheint indessen verfrüht. Dr Spielerin bemüht sich lediglich um technische Probleme, die zu life ihr noch viel Schwierigkeit bereitet. Das Tremolo ist bei diese kleinen Händen ein krampfhaftes Zittern und könnte eher dar Studium hinderlich sein. Ein gutes Gehör hafte Begabung lassen von der Kleinen, wenn sie niht verwöhnt wird, in einigen’ Jahren Gutes erwarten. — Ein musikalisches Sängerehepaar stellte sich im Klindworth⸗ Scharwenkasaal an einem Duett⸗, Arien⸗ und Liederabend ber Lieder von Schubert und Tschaikowsky, gesungen von Dr. Leonat von Herget, machten besonderen Eindruck. Der Sänger biett durch die künstlerische Art, mit der er seine Mittel verwendet, durt⸗ weg Gutes. Auch zeichnet sich sein Vortrag durch Wärme un Temperament aus. Die Leistungen seiner Gattin Lotti vor Herget stehen nicht auf gleicher Stufe. Ihr fehlt noch der Em für künstlerische Abrundung.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage)
Thegter. rnhaus. (unter den Linden.) Mittwoch: Mütac 12 Uhr: Shmphonie⸗Mittags⸗Konzert. (Vortragsfolge wie a Abend.) — Abends 7 ½ Uhr: V. Symphonie⸗Konzert der Kapelle der Staats⸗Oper. Donnerstag: Die Gezeichneten. Anfang 6 Uhr.
Schauspielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Mittwoch: 9 Durd bezugsvorstellung. Die Sterne. Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Die Journalisten. Anfang 7 Uhr. gg
Familliennachrichten.
Geboren: Eine Tochter: Hrn. Hauptmann a. D. Lerbch von Renvers (Berlin⸗Steglitz). “
Verlobt: Frl. Elisabeth von Hagen mit Hrn. Generalmajor a.2, Hermann Czettritz (Magdeburg). a
Gestorben: Hr. Universitätsprofessor Geh. Regierungsret 2 Benno Erdmann (Berlin).
—
Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenbng Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftölar Rechnungsrat engering in Berlin. Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt,
Berlin, Wilbhelmstr. 32.
Sechs Beilagen
(einschließlich Börsenbeilage und Warenzeichenbeilage Nr. 34 und ) und Erste, Zweite, Dritte und Vierte Zentral⸗Handelsregister·Bellg
und unzweifele
-
Berlin, Dienstag, den 11. Januar
8
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n Staatsanzeiger
1921
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)
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1“
anweisungen des Deutschen Reichs von 1917 (6. und
Deutsches Reich.
Bei der heute zffentlich bewirkten Auslosung derjenigen Gruppen der auslosbaren 4 ½ prozentigen Schatz⸗ 7. Kriegsanleihe) und 1918 (8. und 9. Kriegsanleihe),
2* 8 8 11““
die am 1. Juli 1921 zur Rückzahlung gelangen sollen, sind gezogen worden:
Buchstabe F zu 20 000 ℳ
Buchstabe D zu 10 000 ℳ
Kriegs⸗ Gruppe an⸗
Buchstabe E. zu 5000 ℳ leihe Nr. Nr. Nr.
Buchstabe ( Buchstabe H. Buchstabe J zu 2000 ℳ zu 1000 ℳ zu 500 ℳ Nr. Nr. Nr.
106 301 — 106 320] 156 301 — 156 321 109 701 — 109 720 † 159 701 — 159 722 122 701 — 122 720 172 701 — 172 722 157 601 — 157 618] 207 601 — 207 621 157 801 — 157 818 207 801 — 207 821 185 451 — 185 473 235 451 — 235 471 200 901 — 200 923 250 901 — 250 921 201 451 — 201 473 251 451 — 251 471 267 501 — 267 521 357 501 — 357 521 298 651 — 298 671 388 651 — 388 671 315 601 — 315 621 ] 405 601 — 405 621 320 451 — 320 471 410 451 — 410 471 339 501 — 339 526 430 501 — 430 522
1972 361 051 — 361 076 452 051 — 452 072
5030 363 951 — 363 976 454 951 — 454 972
Die Besitzer der zu diesen Gruppen gehörigen Schatz⸗ anweisungen werden aufgefordert, die am 1. Juli 1921 zahl⸗ baren Einlösungsbeträge dieser Schatzanweisungen gegen Huittung und Rückgabe der Schuldurkunden sowie der nach dem Zeitpunkte der Rückzahlung fällig werdenden Zinsscheine Reihe I Nr. 9 bis 20. nebst Erneuerungsscheinen für die Reihe II bei der Staatsschuldentilgungskasse in Berlin W. 8, Taubenstraße 29, zu erheben. Diese Kasse ist werktäglich von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachmittags geöffnet.
Die Einlösung geschieht auch außerhalb Berlins bei den Reichsbankhauptstellen und Reichs eth hen. Die Wertpapiere können 1 vom 1. Juni 1921 an diesen Stellen eingereicht werden, die sie der Staatsschuldentilgungskasse zur Prüfung vorzulegen und nach der Feststellung die Auszahlung vom 1. Juli 1921 an zu bewirken haben.
Der Einlösungsbetrag kann bei den Vermittlungsstellen
527
595
855 1553 1557 2098 2407 2418 3130 3753 4092 4189 4541
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Nichtamliches. Forssetzung aus dem Hauptblatt.)
Statistir und Volkswirtschaft.
Arzeitsstreitigkeiten.
Der erweiterte Vorstand des Deutschen Eisen⸗ bahner⸗Verbandes hat, wie „W. T. B.“ von beteiligter Seite erfährt, in zweitägiger Beratung zu dem durch den Sechzehner⸗ Ausschuß und die egierung zustandegekommenen Ver⸗ hand lungsergebnis Stellung genommen. Die völlig unzu⸗ reichenden Zugeständnisse und die auf der Eisenbahnerorganisation lastende große Verantwortung veranlaßten den erweiterten Vorstand, vor der endgültigen Beschlußfassung erst noch entsprechende Schritte zur völligen Klärung der Sachlage zu unternehmen. Der Beschlu ß steht demnach noch aus.
Aus Hamborn wird dem „W. T. B.“ gemeldet: Die Ver⸗ raltung der Thyssen⸗Hütte teilt mit, daß von heute früh ab die Hütte für beschränkten Betrieb wieder eröffnet sei, da sich im Laufe des gestrigen Tages Tausende von Arbeits⸗ villigen zur Arbeit gemeldet hätten. Der Ausstand auf den Schachtanlagen im Hamborner Bezirk ist so gut wie beendet.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln. Nachweisung über den Stand von Viehseuchen in Oesterreich am 29. Dezember 1920. (Auszug aus den amtlichen Wochenausweisen.)
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Vorarlberg . = 319 N. Zusammen Gemeinden (Höfe):
83 (lank⸗ und Klauenseuche 750 (6379), Räude der Einhufer
Schweine ecweinepest (Schweineseuche) 57 (133), Rotlauf der Rotz Lungenseuche —
Beschaͤllench he des Rindviehs, Pockenseuche der Schafe und
Beschälsenghe der Pferde sind nicht Sceeee “
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246 301 — 216 342 2¹9 701 — 249 740 262 701 — 262 740 297 601 — 297 612 297 801 — 297 812 325 451 — 325 436 310 901 — 310 936 311 451 — 341 486 528 501 — 523 511 559 651 — 559 691 576 601 — 576 641 581 451 — 581 491 605 501 — 605 532 627 051 — 627 082 629 951 — 620 982
372 601 — 372 660 379 401 — 379 460 405 401 — 405 460 475 201 — 475 261 475 601 — 475 661
V3 045 201 — 1 045 360 1 1 509 451 — 509 500 1 1 1 1 1 1
058 801 — 1 058 960 110 801 — 1 110 960 250 401 — 1 250 598 251 201 — 1 251 398 342 351 — 1 342 500 338 701 — 1 388 850 390 351— 1 390 500 496 001 - 1 496 153 620 601 — 1 620 753 688 401 — 1 688 553 1 707 801 — 1 707 953 1 776 501 — 1 776 602 732 051 — 732 087 1 841 151 — 1 841 252 507 051 — 507 098 734 951 — 734 987 1 849 841 — 1 849 952 509 951 — 509 998 außerhalb Berlins nur dann mit Sicherheit am Fälligkeitstage abgehoben werden, wenn die Schatzanweisung der Vermittlungs⸗ stelle ericher zwei Wochen vorher eingereicht wird.
Der Betrag der etwa fehlenden Zinsscheine wird vom Kapital zurückbehalten. Mil 1921 hört die Verzinsung der ausgelosten S anweisungen auf. Vordrucke zu den Quittungen werden von sämtlichen Einlösungsstellen unentgeltlich Fercbst 18
Die Einlösung der Schatzanweisungen hat na de Vor⸗
524 901 — 524 950 525 451 — 525 500 570 001 — 570 056 632 301 — 632 356 666 201 — 666 256 675 901 — 675 956
710 501 — 710 537 485 501 — 485 548
schriften der §§ 1 bis 3 der Verordnung über Maßnahmen
gegen die Kapitalflucht vom 24. Oktober 1919 (RBl.
S. 1820) zu erfolgen. Nichtbankiers haben daher den Wert:
papieren ein vom Finanzamt bestätigtes Stückeverzeichnis (§ 3 der Verordnung) beizufügen. Berlin, den 6. Januar 1921.
Reichsschuldenverwaltung.
Gesundheitsstand und Gangder Volkskrankheiten.
(Nach den „Veröffentlichungen des Reichsgesundheitsamts“, Nr. 1 vom 5. Januar 1921.)
Deutsches Reich. In der Woche vom 25. Dezember v. J. bis 1. Januar wurden 2 Erkrankungen gemeldet, und zwar in Berlin und Baak (Kreis Hattingen, Reg.⸗Bez. Arnsberg) je 1.
Nachträglich wurden für die Zeit vom 21. November bis 25. Dezember p. J. noch 23 Erkrankungen mitgeteilt, nämlich in Beuthenl, in Fried ens hütte (Kreis Beuthen Stadt) 7, in Karf (Kreis Beuthen) 2, in Kattowitz, Schoppinitz (Kreis Kattowitz) je 1, in Königshütte 2, in Ratibor 8 und in Rudnik (Kreis Ratibor, Reg.⸗Bez. Oppeln) 1.
Oesterreich. In der Woche vom 12. bis 18. Dezember v. J. 5 Erkrankungen, davon in Kärnten 3 und in Steiermark 2.
Fleckfieber.
Deutsches Reich. In der Woche vom 256. Dezember v. J. bis 1. Jannar wurden 3 Erkrankungen in Parchim (Mecklenburg⸗Schwerin) festgestellt.
Für die Woche vom 12. bis 18. Dezember v. J. wurden nach⸗ träglich noch 3 Erkrankungen mitgeteilt, und zwar aus Fra nzis⸗ kowen (Kreis Lötzen, Reg.⸗Bez. Allenstein) 2 und aus dem Durch⸗ gangslager Swinemände (Kreis Usedom⸗Wollin, Reg.⸗Bez.
Stettin) 1. Genickstarre.
Preußen. In der Woche vom 19. bis 25. Dezember v. J. wurden 8 Erkrankungen (und 3 Todesfälle) gemeldet in folgenden Regierungsbezirken lund Kreisen]: Berlin?2 (1), Arns⸗ berg 2 [Dortmund Stadt, Hörde Land je 1), Breslau l (1) [Oelsl, Cassel 1 (Cassel Stadt]l, Oppeln 1 [Pleß], Schles⸗ wig 1 (1) (Schleswigz]; nachträglich für die Woche vom 5. bis 11. Dezember v. J.: Oppeln 2 (Gleiwitz Stadt, Kattowitz Stadt je 1]; vom 12. bis 18. Dezember v. J.: Merseburg 1 (1) [Sangerhausen]. Schweiz. Vom 12. bis 18. Dezember v. J. 1 Erkrankung in Zürich.
Spinale Kinderlähmung.
Preußen. In der Woche vom 19. bis 25. Dezember v. J.
8 1.u“ und 2 Todesfälle im Reg.⸗Bez. Köln, Kreis Köln
and. Schweiz. Vom 12. bis 18. Dezember v. J. 1 Erkrankung im Kanton Bern. 8 Ruhr.
Preußen. In der Woche vom 19. bis 25. Dezember v. J. wurden 26 Erkrankungen (und 2 Todesfälle) angezeigt in folgenden Regierungsbezirken [und Kreisen]): Berlin 2, Aachen — (1) [Aachen Stadt], Allenstein 2 (Allenstein Stadt], Arnsberg 11 Bochum Stadt 1, Dortmund Stadt 7, Gelsenkirchen Stadt, Hörde Stadt, Hürt⸗ Land je 1], Breslau 1 (Waldenburgl, Köln 1 (Köln Stadt], Lieg⸗ nitz 1 [Laubanl, Minden 1 [Lübbecke ’, Münster 1 [Buer), Oppeln 4 (1) [Beuthen Land 2 (1), Rybnik 2), Potsdam 1 [Niederbarnim]), Schleswig 1 [Pinneberg]; nachträglich für die Woche vom 28. November bis 4. Dezember v. J.: Oppeln 5(1) [Beuthen Land 1 (1), Gleiwitz Stadt 1, Neisse Land 2, Rybnik 1]; vom 5. bis 11. Dezember: Op peln 4 [Kattowitz Stadt, Neustadt je 1, Tarnowitz 2]; vom 12. bis 18. Dezember: Aachen 3 [Aachen Stadt 1, Aachen Land 2])„, Hannover 1 [Hannover Stadt
Königsberg 1 ([Wehlau)], Merseburg 1 Merseburgz, Oppeln 3 (1) [Beuthen Land 1, Kattowitz Land 2, Pleß — (1)].
Verschiedene Krankheiten in der Woche vom 19. bis 25. Dezember 1920.
Varizellen: Nürnberg (vom 12. bis 18. Dezember v. J.) 14, Budapest 31, Kopenhagen 17, Prag und Vororte 25, Wien 47 Er⸗ krankungen; Milzbrand: Prag und Vororte 1 Erkrankung; Bißverletzungen durch tollwutverdächtige Tiere: Reg.⸗Bezirke Breslau 8, Oppeln 1 (vom 28. November bis 4. De⸗ zember v. J. 13, vom 5. bis 11. Dezember 1, vom 12. bis 18. De⸗
dem Ablauf des 30. atz⸗
Nürnberg je 1, Amsterdam 2, Birmingham 6, Dublin 5, Edinburg 1, Kopenhagen 2, Liverpool 4, London 21, Prag und Vororte 1, Wien 2 Todesfälle, Nürnberg 20 (vom 12. bis 18. Dezember v. J. 22), Kopenhagen 120, Stockholm 1 Erkrankungen; Genick starre:
Kopenhagen 1 Todesfall, Hessen 1, 2 niederländische Orte (vom 5. bis 11. Dezember v. J.] 5 1 Prag und und Vororte 2, 2 6 Nah
je 1 Erkrankung; Ruhr: Budapest 9, ororte 1, Wien 5 Todesfälle, Hessen 1, Budapest 54, Wien 23 Erkrankungen; Malaria: Wien rkrankungen; Krätze: Kopenhagen 151 Erkrankun en;
ahrungsmittelvergiftung: Berlin 1, Reg.⸗ Bes Gumbinnen 2 Erkrankungen. Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Diphtherie und Krupp in Regens⸗ burg — Erkrankungen wurden angezeigt in Berlin 127, Hamburg 49, Amsterdam 28, Budapest 27, Christiania 23, Kopenhagen 106, Stock⸗ holm 38, Wien 43. „Ferner wurden Erkrankungen ermittelt an Scharlach in Berlin 70, Augsburg 30, Nürnberg (vom 12. bis 18. Dezember v. J.) 24, Hamburg 43, Budapest 130, Kopen⸗ hagen 145, Prag und Vororte 21, Wien 69; an Masern und Röteln in Augsburg 24, Nürnberg 181 (vom 12. bis 18. De⸗
Budapest 30..
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6 Mannigfaltiges.
Leipzig, 10. Januar. (W. T. B.) Der Zweite Strafsenat e86 der mit der Aburteilung der sogenannten Kriegsverbre er betraut ist, beschäftigte sich heute mit den drei ersten Fällen dieser Art, und zwar handelte es sich nicht um auf der Auslieferungsliste stehende Personen, sondern um solche, deren Straftaten zur Kenntnis des Reichs⸗ gerichts gelangt und von diesem nach dem Gesetz vom 3. Dezember 1919 zu erledigen sind. Angeklagt waren der Zimmermann Dietrich Lottmann aus der Gegend von Emden, der Schlosser Paul Niegel aus Berlin und der Schiffer Paul Sangerhauser aus Marienwerder, Regie⸗ rungsbezirk Potsdam. Die Angeklagten waren im Oktober 1918 als Pioniere in das belgische Städtchen Edingen in der Nähe von Lille eingezogen. Am Abend des 30. Oktober hatten sie eine Anzahl von Lokalen besucht und waren schließlich gegen 12 Uhr ge⸗ waltsamin eine Wirtschaft eingedrungen. Nachdem Lottmann den aus seinem Schlafzimmer heruntergeholten Wirt mit einem entsicherten Revolver und Niegel ihn mit einem Seitengewehr bedroht hatten, so daß er auf die Straße flüchten mußte, gingen alle drei Angeklagten nach dem ersten Stock, erbrachen und durchwühlten mehrere Behältnisse und stahlen eine größere Geldsumme, eine Anzahl Wertsachen und warfen Wäsche und Kleider im Zimmer umher. Durch einen Hauptmann und mehrere hinzugekommene deutsche Soldaten wurden die Angeklagten Lottmann und Niegel sofort nach der Tat festgenommen. Die Be⸗ weisaufnahme in der heutigen Verhandlung ergab den oben wieder⸗ gegebenen Sachverhalt. Das Gericht erkannte alle Angeklagten der Plünderung nach §§ 129 und 133 des Militärstafgesetzbuches für schuldig und verurteilte Lottmann zu fünf und Niegel zu vier Jahren Zuchthaus und Sangerhauser zu zwei Jahren Gefängnis. Gegen Lottmann und Niegel ö auf Ehrverlust für die Dauer von zehn Jahren erkann
meldet: Die Regierung hat das Angebot der fran⸗ zösischen Regierung, den Eltern des bei einer Tanz⸗ belustigung in Fugerheim getöteten Mädchens aus Frankfurt a. M. 25 Franken Sühnegeld zu zahlen, als ungenügenden Schadenersatz abgewiesen.
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London, 10. Januar. (W. T. B.) Wie die englischen Blätter melden, ist das Unterseeboot „U. B. 131“ gestern bei Galley Head gestrandet. An Bord befanden sich kein Leute, da sich das Boot im Schlepptau befunden hatte.
Handel und Gewerbe.
— Vom Börsenvorstand Berlin sind laut Meldung des „W. T. B.“
für Monat Januar die Mittwoche am 12, 19. und 26. als EETöö“ bestimmt worden; an diesen Tagen findet nur Devisen⸗, Metall⸗ und Produktenverkehrstatt.
— Geschäftsverkehr mit Oberschlesien. Die Handelskammer in Berlin macht aus Anlaß verschiedener ihr zuge⸗ gangener Klagen wiederholt darauf aufmerksam, daß das Abstimmungs⸗ gebiet in Oberschlesien nach wie vor deutsches Land ist und daß jeder Deutsche ein Lebensinteresse daran hat, wo immer er kann, dazu mit⸗ zuwirken, daß es stets so bleibe. Derjenige deutsche Kaufmann
andelt seiner icht zuwider, welcher in seinem geschäftlichen Verhalten etwa Oberschlesien als Ausland behandelt, z. B. dem dortigen Kunden für angebotene oder gelieferte Waren Aus⸗ landspreise berechnet. Aber auch wer Waren nach Oberschlesien zu ungünstigeren Bedingungen hinsichtlich des Zahlungszieles usw. als den sonst handelsüblichen verkauft, zeigt einen Kleinmut, ein Aufgeben der guten deutschen Sache, daß auf die zur Abstimmung berufenen Ober⸗ schlesier äußerst verstimmend und wirken muß. Es ist dringend zu fordern, daß die deutschen Geschäftsleute im Verkehr mit Oberschlesien Gefahren nicht sehen wo keine sind; wo aber wirklich an eine Gefahr gedacht werden kann, sollten deutsche Kaufleute auch bereit sein, fie auf sich zu nehmen als ihren Einsatz in dem hohen Spiel 89 eFeber das der Gewaltfrieden den Deutschen aufge⸗ zwungen ha
— Eine Neuorganisation des gesamten Textil⸗
Meldung des „W. T. B.“, beschlossen. wurde, ist eine Zentralorganisation der Fachverbände des Textileinzel⸗ handels gegründet; diese soll gemeinsam mit den selbständigen Orts⸗ verbänden zu einem Spitzenverband, dem Zentralbund der Fach⸗ und Ortsverbände des Textileinzelhandels ausgebaut werden. Der erste Vorsitzende des Reichsbundes für Herren⸗ und Knabenkleidung ladet zu der Gründungsversammlung am 24. Januar 9 ½ Uhr im großen Saal der Berliner Handels⸗ kammer ein. B
— Nach dem Geschäftsberichte der Hannoverschen Maschinenbau⸗Actien⸗Gesellschaft, vormals Georg Egestorff, Hannover⸗Linden, über das 50. Ge⸗ schäftsjahr 1919/,20 hat die Aufstellung des nhgesiases noch nie der⸗ artige Schwierigkeiten bereitet, wie in diesem Geschäftsjahre, und zwar deshalb, weil die darin enthaltenen Wertzahlen ganz verschiedene Bedeutung haben. Der Wert der Fabrikanlage mit 16 973 241 ℳ ist in Goldmark aus⸗ ö Das Aktienkapital, das im Berichtsjahr ver⸗ doppelt wurde, die Rücklagen, die sich um das Agio bei der Kapitalerhöhung vergrößerten, stellen, ebenso wie die Lagerbestände und Betriebsvorräte, ein Gemisch von Gold⸗ und Papiermark dar, während die Außen⸗ stände und Verpflichtungen sowie der ausgewiesene Ge⸗ winn sich wieder rein auf beziehen. In⸗
kaschsvelns
zember 4); Influenza: Breslaufp Halle a. S., Regensburg,
folgedessen mußten in dem Abschluß ganz ungleiche Werte miteinander in Beziehung gebracht werden. Ein Vergleich mit dem vorjährigen
zember v. J. 190), Hamburg 37, Budapest 447; an Typhus in
Maijinz, 10. Januar (W. T. B.) Die „Mainzer Volkszeitung
einzelhandels guf breitester Grundlage ist, laut Wie kürzlich gemeldet
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