vom 23. September 1915 (RGBl. S. 603) durch Verfügung vom heutigen Tage gestattet. Beerlin, den 6. Januar 1921.
Der Polizeipräsident. Abteilung W.
J. V. Froitzheim. 8 8 18
Bekanntmachung. .
Dem früheren Schankwirt Paul Baumert in Borgsdorf, Bahnhofstraße 3, habe ich die Wieder⸗ aufnahme des durch Verfügung vom 3. November 1919, Amts⸗ blatt Stück 46, untersagten Handels mit Gegenständen des täglichen Bedarfs auf Grund des § 2 Abs. 2 der Bundesratsverord⸗ nung vom 23. September 1915 (-GBl. S. 603) durch Verfügung vom heutigen Tage gestattet. “
Berlin, den 7, Januar 19221l1. “
Der Polizeipräsident. Abteilung W. J. V.: Froitz heim.
—
Bekanntmachung.
Der Wirtin Wilhelmine Härth, geb. Ftz. messer, wohnhaft in Frankfurt a. M., Zeil 2, Geschäftslo kal „ Libelle“, hier, Zeil 2. wird hierdurch der Hande!v! mit Gegenständen des täglichen Bedarfs, insbesondere Nahrungsmitteln aller Art, sowie jegliche mittel⸗ bare oder unmittelbare Beteiligung an einem
folchen Handel wieder gestattet.
Frankfurt a. M., den 7. Januar 1921. Deerr Polizeipräsident. J. A.: von Treskow.
Bekanntmachung. Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915, betreffend die Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel (REBl. S. 603) haben wir den Kaufleuten Jakob und Hans Termehr in Dortmund, Kreuzstraße 87, durch Ver⸗ fügung vom heutigen Tage den Handel mit Lebensmitteln aller Art sowie mit sonstigen Gegenständen des täglichen Bedarfs wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb untersagt. Die Untersagung wirkt für das Reichs⸗ gebiet. — Die Kosten der amtlichen Bekanntmachung dieser Ver⸗ fügung im Reichsanzeiger und im amtlichen Kreisblatt sind von den
Betroffenen zu tragen. “ “
Dortmund, den 15. Dezember 1920. b Wucherstelle der Polizeiverwaltung. Tschackert.
— —
Bekanntmachung.
Auf Grund des § 4 der Bekanntmachung über den Handel mit Tabakwaren vom 28. Juni 1917 ist dem Josef Sklorz in Beuthen O. S., Bahnhofstraße Nr. 21, wohnhaft, der Handel mit Tabakwaren in den hiesigen Zeitungsverkaufsständen untersagt worden. — Die Kosten dieser Veröffentlichung hat Sklorz zu tragen.
Gleiwitz, den 3. Januar 1921. 8 Die Polizeiverwaltung. J. A.: Jeenel.
Hekanntmachyung Auf Grund der Bekanntmachung zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 — RGBl. S. 603 — habe ich dem Kaufmann Ludwig Günther in Leibolz den Handel mit Gegenständen des täglichen Be⸗ darfs wegen Unzuverlässigkeit untersagt. — Die Kosten der Ver⸗ öffentlichung dieser Anordnung hat der Kaufmann Ludwig Günther zu tragen. 11“ Hünfeld, den 4. Januar 1921. 5 8 Der Landrat. Ludwig.
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Bekanntmachung.
Auf Grund der Bekanntmachung zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 (RGBl. S. 603) habe ich der Witwe Bibiane Bloch in Schwarzbach
den Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs wegen Unzuverlässigkeit untersagt. — Die Kosten der Veröffentlichung dieser Anordnung hat die Witwe Bloch zu tragen.
Hünfeld, den 8. Januar 1921.
8 Der Landrat. Ludwig.
Bekanntmachung.
Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915, betreffend Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel, wird dem Ernst Schönau, Briketthändler, Köln, Thiebolds⸗ gasse 15, der Handel mit sämtlichen Brennstoffen, insbesondere mit Braunkohlenbriketts, Stein⸗ kohlen und Koks jeder Art, untersagt. — Die durch das Ver⸗ fahren entstandenen baren Auslagen, insbesondere die Kosten für die
Veröffentlichung des Handelsuntersagungsbeschlusses, sind von Schöna u
Köln, den 4. Januar 1921.
Der Oberbürgermeister. J. V.: Dr. Billstein.
Bekanntmachung.
Auf Grund des § 1 der Verordnung vom 23. September 1915 (RGBl. S. 603) ist dem Schankwirt Mar Körner in Swinemünde, Friedrichstraße 8, der Handel mit Gegen⸗ ständen des ktäglichen Bedarfs, insbesondere mit Nahrungs⸗ und Futtermitteln allert Art, einschl. der Abgabe von Speisen und Getränken in Wirxt⸗
chaften wegen Unzuverlässigkeit untersagt.
Swinemünde, den 24. Dezember 1920.
Die Polizeiverwaltung. von Grätzel.
Bekanntmachung. 1 Den Milchhändlerinnen Lina Zahn hier, straße Nr. 16, Lina Gerhardt hier, T Nr. 31, und Anna Sippel hier, Parkstraße Nr. 1 a, wo nhaft, ist der Milchhandel wegen Unzuverlässigkeit untersggt worden. — Die
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8 Vorgenannten haben die Kosten der Veröffentlichung zu tragen.
Zeitz, den 7. Januar 1921.
Die Polizeiverwaltung. J. A.: Dr. Dreykluft.
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von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 2 der Preußischen Gesetzsammlung enthält unter Nr. 12014 das Gesetz zur Aenderung des Gese tzes über die Landwirtschaftskammern vom 30. Juni 1894 (Gese tzsamml. S. 126), vom 16. Dezember 1920 und unter 8 Nr. 12015 die Wahlordnung für die Landwirtschafts⸗ kammern, vom 6. Januar 1921. “ lin W. 9, den 11. Januar 1921. Gesetzsammlungsamt. Krüer.
Nichtamtlices. Deutsches Reich.
Der Reichsrat trat heute zu einer Upllsitzung zusammen; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Rechtspflege und für Volkswirtschaft sowie der Ausschuß für Haushalt und Rechnungswesen Sitzungen.
Seeit dem Beginn der Ausführung des Spaa⸗Abkommens hat, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ mitteilt, der Eisenbahn⸗ verwaltung nicht mehr eine dem täglichen Verbrauch entsprechende Kohlenmenge zugeteilt werden können. Vor allem waren auch die für eine wirtschaftliche Lokomotiv⸗ feuerung notwendigen Kohlensorten nicht in ausreichender Menge vorhanden, da gerade sie von der Entente verlangt werden. Die Kohlenvorräte der Reichseisenbahnen infolgedessen ständig und in letzter Zeit besonders stark zurück⸗ gegangen; zurzeit sind fast überall nur noch Vorräte für weniger als zehn Tage vorhanden. Damit nähert sich die Lage dem Gefahrpunkt, daß der Betrieb aus Mangel an Dienstkohlen nicht mehr in vollem Umfange durchgeführt werden kann. Die Möglichkeit, daß der Personenverkehr eingeschränkt werden muß, um den notwendigen Güterverkehr sicherzustellen, ist nicht ausgeschlossen.
Das Reichsverkehrsministerium hat unterm 3. Janugr einige Aenderungen und Ergänzungen der Anlage C zur Eisenbahnverkehrsordnung verfügt. Das nähere geht aus der Bekanntmachung in Nr. 5 des Reichs⸗Gesetzblatts hervor.
Dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge wird wieder⸗ holt darauf hingewiesen, daß Anzahlungen auf noch nicht fällig gewordene Umsatzsteuer vom Tage der Einzahlung
des Steuerabschnitts, somit erstmalig bis 31. März 1921, vom Reich mit 5 Prozent verzinst werden. Die Zinsvergütung ist darüber hinaus auf 6 Prozent festgesetzt worden für An⸗ zahlungen, die bis zum 31. Januar geleistet werden. Es liegt im Interesse der Steuerpflichtigen, von dieser weitgehenden Vergünstigung Gebrauch zu machen. Die Verordnung des Reichsministers der Finanzen wird in Heft 2 des Reichssteuer⸗ blatts 1921 peröffentlicht. 8 Die Reichszuckerstelle gibt folgendes bekannt: 1 In der letzten Zeit sind Handels⸗ und Industriekreise mit An⸗ geboten angeblich handels⸗ und einfuhrfreien Zuckers überschwemmt worden. Das eine dieser Angebote lautet auf Aus⸗ landswürfelzucker Marke „Polar“ zu einem den Weltmarktzuckerpreis um mehr als das Doppelte übersteigenden Preise, das andere auf bis zu 500 Waggons Java⸗ oder Cubazucker ab Hamburg lieferbar. Ferner wird auch Auslandswürfelzucker in 50 Kilo⸗Kisten mit der Behauptung angeboten, daß Einfuhrschein R. G. 20. W. 210. unterzeichnet mit Dr. Frobenius & Sperling vorliegen. Demgegenüber weist die Reichszuckerstelle darauf hin, daß alle diese Angebote auf freier Erfindung beruhen und ein Einfuhr⸗ schein R. G. 20. W. 210. den für die Einfuhrregelung in Betracht kommenden Stellen ebensowenig wie die Namen der angeblichen Unterzeichner bekannt ist. Die erforderlichen Maßnahmen gegen dieses Treiben sind bexreits eingeleitet, u, a. ist ein Urheber des Angebots angeblich handels⸗ und einfuhrfreien Zuckers bereits am 1. Oktober 1920 durch Urteil des Wuchergerichts Köln zu 6 Monaten Gefängnis und 20 000 ℳ Geldstrafe verurteilt worden, Zur Vermeidung von Unannehmlichkeiten und unnötiger Hand⸗ lungetosten muß vor der Weitergabe dieser Offenzen dringend gewarnt
Mecklenburg⸗ Schwerin.
Das Staatsministerium unter Führung des Volkgs⸗ parteilers Professor Reincke⸗Bloch erklärte gestern im Landtage nach 5 ½ monatiger Amtsdauer seinen Rücktritt. Den Anlaß zum Rücktritt des Ministeriums gab laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ ein Mißtrauensvotum der Mehrheit der Linken wegen der Erklärungen des Justiz⸗ ministers zu einer sozialdemokratischen Interpellation über die Freisprechung von drei früheren Zeitfreiwilligen durch das Schwurgericht, die der Beihilfe zum Morde an dem Guts⸗ besitzer Jahncke während der Märzunruhen angeklagt waren. Die Regierung erklärte sich mit dem Justizminister solidarisch. Der Ministerpräsident antwortete auf die Angriffe der Linken u. a., nur völlige Unkenntnis könne zu den Bezichtigungen gegen den Justizminister Anlaß gegeben haben, und betonte auf das energischste dessen tadellose Haltung. Zu dem Bericht der parlamentarischen Untersuchungskommission über die Orgeschverhältnisse erklärte der Ministerpräsident, daß das Er⸗ gebnis der Untersuchung der Regierung keinen Anlaß geben könne, die Orgesch zu verhieten. Auch in diesem Punkte würde die Regierung einer oppositionellen Mehrheit begegnet sein. Der Landtag vertagte sich darauf auf Freitag nachmittag. Auf der Tagesordnung steht die Wahl des Ministerpräsidenten.
Oesterreich.
Im Nationalrat berichtete gestern der Bundeskanzler Dr. Mayr über die bisherige Tätigkeit der Regierung, wobei er die beispiellose Verarmung der breiten Massen des Mittelstandes beklagte, an der vorwiegend die Geldentwertung Schuld trage, die eine der unglücklichsten Folgen des unseligen von St. Germain sei, und deren Nutznießer, das ver⸗ recherische Parasitentum der Preistreiber und Schleichhändler, das letzte Mark des Volkes aufzehre.
Laut Bericht des „Wolffschen Telegraphenbüros“ kündigte der Kanzler im Laufe seines Berichts die Vorlage eines Gesetzentwurfs wegen der Staffelung der Lebensmittelpreise und wegen neuerlicher Einführung der Brotauflage an, wodurch die Staatszuschüsse zum Mehlpreis, welche die Haupturfache des Defizits bilden, verringert werden sollen. Er gab ferner die feste Absicht der Regierung bekannt, mit aller Strenge den Rest des inländischen Ge⸗ treidekontingents einzufordern. Der Bundeskanzler stellte ein allmäbliches Fortschreiten der industriellen und ewerblichen Tätigkeit fest, soweit sie nicht vom ezuge von Rohstoffen aus dem Auslande abhängig sei. Die Abhängigkeit der Valuta und des Rohstoffbezugs bilde die Hauptquelle der wirtschaftlichen Verelendung. Dagegen habe die Arbeitsunlust mindestens stark abgenommen. Es wird überall gearbeitet, wo sich Arbeitsgelegenheit findet. Bei Besprechung der Notwendigkeit der Hebung der landwirtschaftlichen Produktion verwies er auf die Aktion der Reparationskommission ur Einfuhr von Saatkartoffeln, die bereits in vollem Gange ist. Er betonte zuletzt den festen Entschluß der Regierung, mit aller Energie den Preistreibereiauswüchsen und der strafbaren
Ausnutzung der Notlage mit aller Schärfe entgegenzu⸗ treten. (Beifall rechts.) Das einzige Mittel zur Abhilfe der fort⸗
sind
beim Umsatzsteueramte ab bis zum Ablauf des dritten Monats
währenden Preissteigerung, die den auf feste Bezüge in angewiesenen Veilsereicher'hn seiner Lebenshaltung von Tag rs stärker bedrohe, sei und bleibe in erster Linie die ausländische Kredithilfe. Gegenwärtig fänden, soviel er wisse, zwischen den Groß⸗ mächten der Entente intensive Verhandlungen hierüber statt. Die Regierung habe die Großmächte nicht im Unklaren gelassen, daß die österreichische Volkswirtschaft in kürzester Zeit zusammenbrechen müsse wenn dieser Kredit nicht alsbald bewilligt werden sollte. Wenigstens müßte in kurzer Frist eine ganz bestimmte Zusage der Hilfe erfolgen Nur dadurch könne eine gefährliche Krise vermieden werden. Dag Volk, welches trotz aller Verelendung im allgemeinen die Beweise seiner Leistungsfähigkeit und Arbeitswilligkeit erbracht habe, unter den schwierigsten Verhältnissen Ruhe und Ordnung bewahrt und sogar den verfassungsmäßigen Wiederaufbau seiner Staatlichkeit größtenteils durchgeführt habe, verdiene den Untergang nicht.
Der Nationalrat genehmigte sodann das österreichisch⸗ deutsche Wirtschaftsabkommen vom Sevptember 1920 und nahm die Regierungsvorlage, betreffend die Durchführung der Bestimmungen des Friedensvertrags über die Pllicht Oesterreichs zur Auslieferung der Waffen, Munition und Kriegz⸗ vorräte, an s
Im Verlauf der Debatte erklärten die sozialdemokratischen Redner, daß in den letzten Monaten ununterbrochen aus Oesterreich Waffenschmuggel ins Ausland stattgefunden habe. Es scheine, als ob Oesterreich die Zentrale für die Verschiebung von Waffen zum Kampf gegen Rußland und die Tschecho⸗Slowakei wäre. Andererseits finde auch ein Waffenschmuggel nach Oesterreich statt. Die Arbkeiter empfänden es als unerträglich, daß ein Teil der Bevölkerung be⸗ waffnet sei. Die Ententekommission gehe in der sinnlosesten Weise bei der Zerstörung von Kriegsmaterial vor. Es würden Flugzeug⸗ motoren zerstört, obwohl sie leicht umgearbeitet werden könnten.
— In der Preisabbauenquete murde gestern die Be⸗ prechung sämtlicher auf der Tagesordnung stehenden Fragen eitens der Konsumentenvertreter beendet.
In der Debatte wurde wieder von den Vertretern der ver⸗ schiedenen Organisationen der Anschluß an Deutschland als einzig wirksame Hilfe bezeichnet. Der Delegierte des Reichs⸗ wirtschaftsbundes der Postangestellten erklärte: „Es kann uns nur geholsen werden, wenn der Ruf verwirklicht wird, den die Regierung und die Bürger zusammen erheben müssen: Oester⸗ reich ist tot, es lebe Deutschland!“ Der Delegierte des Wirt⸗ schaftskonsortiums der städtischen Angestellten betonte, in einer Entschließung wäre der Entente zu sagen, daß nur eine Revision des Friedensvertrages, die bis zu einem bestimmten Termin zu erfolgen habe, helfen könne. Wenn bis zu diesem Termin ein lebensfähiges Oesterreich nicht geschaffen werde, müßte Oesterreich selbst den Anschluß en Deutschland erklären. — Der Vertreter der Gewerkschaft der deutschen Eisenbahner empfahl, in der Entschließung zu sagen, daß Oesterreich, nachdem die Entente die übernommenen Verpflichtungen nicht erfülle, frei in seinen Ent⸗ schlüssen sei. Daher sei von der Regierung zu fordern, daß sie sofort an die deutsche Regierung mit dem Ersuchen heran⸗ trete, den von Oesterreich ausgesprochenen Anschluß zur Kenntnis zu nehmen. Dadurch werde der Anschluß einfach vollzogen sein. Dieser Willenskundgebung werde sie weder England noch Amerika widersetzen. Der Redner empfahl die Organisation der Selbsthilfe, die Wiedererrichtung der Ordnung selbst in die be⸗ waffnete Hand zu nehmen und auch die Gerichtspflege zu übernehmen. Der Delegierte der Technischen Union machte auf die ent⸗ scheidende Bedeutung des Augenblicks aufmerksam. Die Union stehe mit Gewehr bei Fuß bereit. Für den 20. d. M. lehne die Union jede Verantwortung ab und sage nochmals, daß sie sich außerhalb des Rahmens des Gesetzes stelle. Er stellte dann zwei Anträge, betr. die Einführung der Todes⸗ und Prügelstrafe für Schieber, und betr. die sofortige Durchführung der Urabstimmung über den Anschluß au Deutschland; der 1. März solle der Tag des Anschlusses sein.
Großbritannien und Irland. Der deutsch⸗englische Schiedsgerichtshof, der gemäß Artikel 296 des Versailler Friedensvertrags über Streitfälle wegen Schulden und anderer Fragen zu entscheide hat, hat sich konstituiert und wird Ende dieses Mo nc London seine Sitzungen aufnehmen.
Frankreich. In der gestrigen Sitzung des Botschafterrats teilte der amerikanische Botschafter Wallace mit, daß seine Regie⸗ gierung, da der Versailler Friedensvertrag nicht ratisiziert worden sei, es nicht für angebracht halte, noch länger eine amerikanische Delegation bei der Botschafter⸗ konferenz zu unterhalten. Der Vorsitzende Jules Cambon drückte das Bedauern der Konferenz über die Zurückziehung des amerikanischen Bet⸗ schafters aus. Der Votschafterrat hörte alsdann einen Bericht über die augenblicklich in Paris zwischen deutschen und polnischen Vertretern geführten Verhandlungen betreffs des Transitverkehrs zwischen Ost⸗ und Westpreußen durch den Weichselkorridor. Ferner beschloß. die Kon⸗ ferenz, die interalliierte Kontrollkommission in Sosia aufzi⸗ fordern, sich mit der Rekrutierung der neuen bulgari⸗ schen Armee zu beschäftigen. — Imn der gestrigen Kammersitzung standen drei Fssrhen ationen auf der Tagesordnung: die Interpellation okanowski über die Finanzpolitik der Regierung, die Interpellation Raynaud über die Entwaffnung Deutsch⸗ lands und die Interpellation Deyris über die allgemeine Politik der Regierung. Der Ministerpräsident Leygues lehnte es ab, diese Interpellation sofort zu beantworten und verlangte deren Vertagung. Nach kurzer Debatte wurde die Vertagung mit 463 gegen 125 Stimmen abgelehnt. Das Ministerium trat daraufhin zurück. Ueber den Verlauf der Sitzung berichtet „Wolffs Teearaphenbüro“, wie folgt: Nachdem der Kammerpräsident Raoul Peret den Vorsitz über⸗ nommen und die übliche Begrüßungsrede gehalten hatte, erklärte er, es seien drei verschiedene Interpellationen eingelaufen. Er frage die Regierung, welchen Tag sie für deren Besprechung vorschlagen wolle Der Ministerpräsident Leygues erklärte, er verstehe, daß die Kammer unterrichtet sein wolle. Die Regierung habe das brößte Interesse, die Fühlung mit dem Parlament aufrechtzuerhalten, 799 sei immer geschehen, aber es gebe Stunden, in denen die öffentliche Er⸗ örterung der Regierungspolitik große Ungelegenheiten bereiten könne welche Unparteilichkeit und welches Wohlwollen man auch an den Lag legen werde. Das Ansehen der Regierung könne durch eine solche Debatte verringert werden. Es handle sich aber darum zu wissen, ob die Regierung das Vertrauen besitze, das sie haben müsse, um Frankrei am 19. Januar auf der interallierten Konfegren, zu vertreten. Diese Verhandlungen hätten den 18 die Entwaffnung Deutschlands und die lückenlose Ausführung des Friedensvertrages von Versailles mit Unterstützung aher Allijerten sicherzustellen und den endgültigen Frieden in allen vom Kriege erregten Ländern herbeizuführen. Das Ministerium sei in der Vorarbeit begriffen, damit Frankreich das im Kriege unternommene Werk mit Ruhe vollenden könne. Die französi Regierung müsse sich mit ungebundenen Händen zu den Beralungen begeben können. Sie brauche daher das weiteste Maß einer Ver⸗ trauenskundgebung. Sie werde kein verringertes Vertrauen annehner, um im Namen eines siegreichen Frankreichs sprechen zu können. Di
8 . 8 I „ N Regierung werde auf der Konferenz erscheinen mit dem hellen acg
8
trauen oder sie werde nicht hingehen. Nachdem sich die Abgeo
eeventuell dem Völkerbund überlassen. chlosen, daß Zeligowski durch Dekret bekannt geben soll, daß
1 onnebay gegen die Vertagung aus⸗ Z ka2 n 9
84½ 888 zur Abstimmung geschritten und die vom irro Fsidenten verlangte Vertagung, wie oben gemeldet, mit risterpr gtimmen abgelehut. Die Minister verließen den 63 hecee, Kammer vertagte sich. 1 dal. der Sitzung der Kammer begab sich das Minister ium nach denken der Republik und überreichte sein ,Prazgesuch, das der Präsident Millerand annahm, süctri den Kabinettsmitgliedern für ihre Mitarbeit dankte dem L8⸗ chte, bis zur Ernennung eines neuen Ministeriums gs anen Geschäfte zu erledigen. 8 Italien.
gn dem in Mailand tagenden Kongreß der Ligen zlkerbund, auf dem Ruffini den Vorsitz führt, nehmen
ür Vo sscchlands, Oesterreichs, Ungarns und Bulgariens örer Vertreter der russischen National⸗
en mlung In der gestrigen Sitzung sprach nach Ruffini aianereeichische Delegierte Dumbag, der die traurige Lage e her Hesterreichs schilderte. Der deutsche Vertreter Professor fanch erklärte, Deutschland möchte zwar dem Völkerbund saech edoch keines alls als unerwünschter Gast. Der sagte, Italien müsse die Sicherheit
sche Delegierte a nni
* daß es zu keiner Habsburgischen Restauration komme.
Niederlande.
inden der ehemaligen Deutschen
ber das Befinde 1 G 1
v wird aus Haus Doorn folgender Bericht vom Januar ausgegeben: “ . das körperliche Widerstandsvermögen vermindert sich langsam, : stetig. Die Zunahme der Blutstauungen führt zu stärkeren drcumenheiten. Der Zustand ist als sehr erust zu bezeichnen.
Schweden
der Haushaltsentwurf für das Jahr 1922 und erErgänzungsetat für 1921 sind gestern dem Reichstag vm Finanzminister vorgelegt worden. Der erstere balanziert, ee Wolsis Telegraphenbüro“ meldet, auf 901 956 300 seonen gegen 828 818 300 Kronen für 1921 und der letztere nf 412 812 242 Kronen gegen 282 297 400 Kronen für 1920. die in dem Entwurf vorgesehene Neugestaltung der Auslands⸗ enretung erfordert fast eine Verdoppelung des Etats des mUristerums des Aeußern. Die Ausgaben für die Landes⸗ vereiigung werden auf 145,7 Millionen Kronen gegen 114 Millionen Kronen für 1921 veranschlagt. Für Teuerungs⸗ zaschüsse werden 175 Millionen Kronen gegen 184 Millionen tronen im Vorjahr gefordert. Unter den Einnahmen sind vor alem 608,5 Millionen Kronen an Steuern und 86 Millionen wonen aus den Staatsbetrieben hervorzuheben. Ferner werden ner den Einnahmen 97,3 Millionen Kronen aus Anleihe⸗ niteln aufgeführt.
Litauen.
Die „Littauische Telegraphen⸗Agentur“ meldet, daß das ministerium für innere Angelegenheiten der Zeli⸗ gowskiregierung im Einvernehmen mit der polnischen Re⸗ gierung beschlossen hat, daß die Befragung der Bevölkerung if Grund der durch die Zeligowski⸗Dekrete einberufenen Naiionalversammlung und nicht auf dem Wege des Plebiszits erolgen solle. Falls der Völkerbund sich mit solchem Modus der. Volksbefragung einverstanden erklärt, dürfte General lgowski die Kontrolle über die Wahlen zum Seijm Außerdem wurde be⸗
de Frage der Zugehörigkeit des mittellitauischen Ge⸗ hiets zu Polen oder zur litauischen Republik als erster wesentlicher Punkt in der zu wählenden National⸗ wersammlung behandelt werden müsse. Die Wahlen sollen in dem ganzen von Zeligowski besetzt gehaltenen Territorium, in Lida ind in einem Teil des Bezirks Grodno mit Ausnahme der ladt Grodno stattfinden. Die Litauer, Weißrussen und Juden uben öffentlich erklärt, sich an den Wahlen nicht beteiligen
zu wollen. Griechenland.
Der Bericht des Generalstabes vom 10. Januar neldet dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge:
Im Abschnitt Brussa griffen unsere Streitkräfte östlich bon Fnegöl starke kemalistische Formationen an, die zerstreut und bis senseits Nizat verfolgt wurden. Wir machten 50 Gefangene, darunter einen Masor und drei andere Offiziere, erbeuteten drei sononen, eine Anzahl Tragtiere und viel Kriegsmaterial. Im Ab⸗ schnitte Usschak zerstreuten unsere Truppen feindliche Ansamm⸗ wungen in den Stellungen von Banas und Sehbastle.
der Bericht vom 11. Januar lautet: ee Infolge seines Vormarsches gegen unsere Truppen guf den Häben von Bazardzik stießen wir mit dem Feinde zusammen, de sich in Unordnung auf Eskischir zurückzog und seine Waffen von sch warf. Wir machten 150 Gefangene, erbeuteten zahlreiches diegsmaterial und besetzten den Bahnhof Karaköj an der Bagdadbahn. Numänien.
Der bulgarische Ministexpräsident Stambuliski, der vorgestten in Bukarest eingetroffen war, hatte eine längere Unter⸗ fäüh mit dem Minister des Aeußern Take Jonescu und 9 Ministerpräsidenten Averescu. Gestern wurde Stam⸗ ulski vom König in Audienz empfangen und kehrt heute
Sofia zurück. Amerika.
- Das amerikanische Kriegsdepartement hat nach einer sedung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ angeordnet, daß de Zahl der amerikanischen Besatzungstruppen im heinland von 15 000 auf 8000 Mann herabgesetzt wird. vr er, n,Sachen der deutschen Kabel hat der Vorsitzende 8 Gesellschaft, für Telegramm⸗, Kabel⸗ und Postverkehr vor shm omerikanischen Senatsausschuß laut Meldung des „Wolff⸗ scen Telegraphenbüros“ grundsätzlich den Standpunkt ver⸗ Umer, . Kabel zwischen Deutschland und 1 erika seiner Verwendung vor dem Kriege zurück⸗ degeben werden müßte.
Nach Asten.
Nach einer Reutermeldung aus Allahabad z) ist
söcge nicht imstande, den sich jetzt bis Sultan Tur, 58 Meilen
peic) Alaahabad, erstreckenden Aufruhr zu unterdrücken.
co Neene Häufer in sener Gegend wurden in Brand gesteckt, erhaftungen wurden vorgenommen.
—
max. Arbeitsstreitigkeiten. “ hah ach weunen⸗ zu dem bisherigen Verbandlangfsergebnis Stellung ge⸗
n und auf Grund der einmütigen Ablehnung der Mitglieder
(Indien) ist die
8 b 8 — dem die Vorstände der Großorganisationen der Eisen⸗
im ganzen Lande neue Verhandlungen für notwendig gehalten haben, trat, wie „W. T. B.“ berichtet, am gestrigen Mittwoch der Sechzehnerausschuß zu einer Besprechung zu⸗ sammen. Aus den erstatteten Berichten ergab sich eine neue Verhandlungsgrundlage, die dann in einer am gleichen Tage stattgefundenen Besprechung mit Vertretern des All⸗ gemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, des Deutschen Gewerkschafts⸗ ringes, eingehend besprochen wurde. Dabei wurde ganz besonders die finanzielle Auswirkung der zu fordernden weiteren Zugeständnisse behandelt. Schließlich erklärten sich die Vertreter der genannten Gewerkschaͤftsverbände bereit, sofort mit den entsprechenden Regierungsstellen in Verbindung zutreten, damit ein befriedigendes Ergebnis erzielt wird,
Der Hauptausschuß in Berlin, den die aus⸗ ständigen Straßenbahner Cs6” angerufen hatten, hat den Schiedsspruch vom 10. Dezember, der den Ausstand als wilden Streik bezeichnet hatte, bestätigt. Daraufhin beschloß die Betriebsversammlung der Straßenbahner in Cassel, sich diesem Schiedsspruch zu fügen und den Betrieb am heutigen Donnerstag früh wieder aufzunehmen. Der Aus⸗ stand hat genau vier Wochen gedau⸗rt.
Aus Wien erfährt „W. T. B.“, daß der Vorstand des Ge⸗ werkschaftsverbandes der Postbeamten eine Sitzung abhielt, in der die Verkündigung des Ausstands der Post⸗ angestellten beschlossen wurde. Gleichzeitig ging ein Tele⸗ gramm an die Vertrauensmänner in der Propinz ab, den Dienst einzustellen. Wie die „Christlich⸗Soziale Korrespondenz“ dazu meldet, hielten die Vertreter der nichtsozialistischen Postangestellten Dienstagabend eine Beratung ab, um zu dem Ausstand der sozialistischen Postgewerkschaftler Stellung zu nehmen. In der ECrörterung wurde darauf hingewiesen, daß der Ausstand eine politische Machtfrage sei. Die nichtsozialistischen Postangestellten beschlossen daher, den Dienst weiter zu versehen, doch wird dieser nur in beschränktem Umfange aufrecht erhalten werden können. — In Graz (Steiermark) traten die Postangestellten am Dienstagabend in den Ausstand.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Dem Reichsgesundheitsamt ist das Erlöschen der Maul⸗ und Klauenseuche vom Schlachtviehhof in Nürnberg am 10. Januar 1921 gemeldet. Der Schlachthof bleibt aber noch Beobachtungsgebiet.
Kunst und Wissenschaft.
In der Januersitzung der Gesellschaft für Erdkunde prach Herr Consten über seine Forschungsreise in der Mongolei, woselbst er sich 8 Jahre aufgehalten hat. Nach einem geschichtlichen Ueberblick über die südwestbliche Mongolei, die Chalcha, das Stammland der größten Welteroberer der Mongolen, das Hei⸗ matland Dschingis⸗Chans, führte der Vortragende seine Hörer nach Liegnitz, wo der Entscheidungskampf zwischen den Mongolen unter Paldar und den Deutschen und Polen unter Heinrich II. von Schlesien am 9. April 1241 stattfand. Diese Schlacht ist besonders interessant durch die datsche daß hier der erste großangelegte und mit Erfolg durchgeführte Gasangriff, unterstützt durch Hand⸗ granaten, in Europa stattfand, dem die deutschen und polnischen Kämpfer unterlagen.
Die Landschaftsformationen der Mongolei werden durch horizon⸗ tale Flächen und steile Böschungen charakterisiert, Die Chalcha be⸗ steht zum Teil aus Ebenen, aus denen hie und da steile Felsrücken aufragen, die Ränder dieser Ebenen sind von stoil aufragenden Ge⸗ birgszügen umfaßt, von denen der typische Fallwind in die Steppe stürzt. In diesen Gebirgszügen ragen die Gipfel bis 4900 Meter und die Paßschwellen bis 3500 Meter und höͤher auf. Diese Gipfel sind von Gletschern bedeckt. Aus diesen Glelschern kommen die
voßen Flüsse wie der Kobdofluß, die die Chalcha durchströmen. Der Kobdofluß entspringt in dem russisch⸗mongolischen Grenzgebiet im Altai. Hier liegt das mächtige, aus etwa 12 Gletschern bestehende Gletschergebiet des Tabirs⸗bogdo⸗ola. Der Vortragende wies darauf hin, daß die Quellflüsse des Kobdoflusses, und zwar der Ak⸗Su und Kara⸗mür, aus den höchsten Gletschern des Tabirs bogdo⸗ola, aus einer Höhe von 4100 Meter kommen. Kurz ehe sie in den oberen Kobdosee münden, vereinigen sie siche nachdem sie eine alte Moräne durchbrochen haben. Aus dem oberen Kobdosee fließt dann ein etwa 12 Kͤlometer lamger Verbindungskanal in den unteren Kobdo⸗ er Aübermals eine alte Moräne durchbrechend, fließt der Kobdo aus iesem Ser durch die alpine Gebirgswelt nach Nordost und nach Ost, wendet sich später in einem möchtigen Bogen nach Süden und mündet in den gewaltigen See Charg⸗usu. Ebenso wie das Kobhdo⸗ es de ist für die Berslen chaf as Problem des DOsapschin⸗
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lufses von Bedeutung. Dieser Fluß verschwindet plötzlich in der Nähe des geheimen russischen Kaufmannsweges, um ebenso plötzlich an irgend einer anderen Stelle in einem alten Bett in der Steppe wieder hervorzusprudeln. Der Dsapchin entspringt auf dem Schnitt⸗ punkt des 480 Br. und 98 Lg., durchfließt die Changai nach Süden, wendet sich dann in einem nach Norden offenen Bogen nach Nordwest und mündet in den See Kirgis⸗nor, Rördlich vom geheimen russischen Kaufmannstrakt liegt ein mächtiges Sandmeer mit haushohen Dünen am rechten Ufer des Kungwiflusses, längs dem hier der Kauf⸗ mannsweg sich hinschlängelt. In diesem Sandmeer giht es eine Art singender und klingender Sandströme, die von einem etwa 6 Monate ununterbrochen aus Nordwest kommenden, manchmal zu einer grauem⸗ erregenden Stärke anwachsenden Winde vorwärts getrieben werden. Im Lichtbilde konnte man den Vortragenden begleiten pon Biisk durch den sogenannten Tahuiskitrakt zur Grenzstation Kosch⸗Agatsch. Auf schwindelerregendem Pfad, bedroht von Steinschlag, Eis und Schnee, zog er durch das herrliche Alpental des smaragdgrünen Eichusftuses durch den Altai nach Kosch⸗Agatsch, das am Anfang der mäüchtigen Kosch⸗Agatsch⸗Sleppe liegt, die wiederun im Süden⸗ und Osten durch das Sailu⸗kamgebirge mit seinen Schneekuppen und im Norden durch die Kuraialpen mit ihrem schwarzen Waldgebirge, über⸗ vagt von Gletschern, begrenzt wird. Von Kosch⸗Agatsch führen zpei Wege nach Uljanitai. Der füdliche führt nach Kobdo, dann um die Seen Chai⸗ufu und Durga⸗nor, im Süden herum, zum Dsapschin, fobgt dem Dsapschin bis Borcho, um hier eine Gebirgskette des Changaigebirges zu übersteigen und bald liegt Uljanitai zu Füßen der Reisenden. Der geheime Kaufmannsweg führt dagegen von Kosch⸗ Agatsch nach Tarchantu zum Zagan⸗nor, dann zum Dsgpschin, über⸗ schreitet den Dsapschin, zieht sich zum Kunguifluß nah Süden, um durch das Gebirge nach Uljanitai zu gelangen. Uljanitai wurde der Ausgangspunkt einer Winterexpedition Constens. Es liegt schon 1825 Meter hoch im Changaigebirge. Die Aufgabe war, die Schnee⸗ und Eievwerhältnisse des Changaigebirges, besonders des Otschon Tengri, dessen Gipfel zu 3800 Meter aufragen, zu studieren. Es galt hierbei den Ködölus⸗Sata, 3200 Meter hoch, zu übersteigen. Nur mit knapper Not entging der Forscher mit seinen Leuten dem Unter⸗ gang, verlor indessen seine gange Tierkavawane bis auf einige Kamele und Pfende in Eis und Schnes. Kaum war die Steppe erreicht, als der Forscher nach Urga, dem Lhassa der Chalchamongolen, zog. In rächtigen Aufnahmen zeigte er die nie vorher photographierten S..;h. Tempelräume, die Klöster und Heiligtümer der Mongolen, denn in Urga hausen in den großen Klöstern 10 000 Lamgs. Menschen⸗ fressende Hunde, Fürsten, Priesterfürsten, Mopgolen, Russen, Chi⸗ nesen und Mongolinnen zogen in buntem Durcheinander in den Städten Uljanitat und Ura an den Hörern vorüber, darunter die bedeutenden Köpfe des zweithöchsten Priesters der Chalcha, eines chinesischen Großkaufmanns und des Zerstörers von Kobdo Damding⸗ zurun. Se vise 84 . sind besonders durch ihren berr⸗ ilberschmuck wertvoll. 88 1 8 “ Uhacned besprach die politischen und die handelspoliti⸗ schen Kämpfe zwischen den Russen und den Chinesen in der Mongolei, zeigte den alten und neuen Maidar Füchsegs Heiligtum) im Bilde sowie das fürnchterliche unterirdische Ge ängnis in Urqa. Von Urqga führte der Forscher in die Gebirgswelt des Baidarik. Sie ist
zum Male von Consten genau ersorscht, und die einzelnen
Gipfel, die auf 3500 Meter ansteigen, sind von ihm erstiegen und seexesses worden. Hier lebt das Argali (Wildschaf) und der Stein⸗ d. Nach Süden nehmen diese Gebirge ab und gehen mit ihren Ausläufern in die Wüste Gobi über. Unermeßlich dehnt sich die Wüste aus, Aber die Gohi ist keine Fenenanen; Sandwüste, — in ihr wechseln Kies⸗ und Grassteppen mit dem sie um⸗ lammernden Sande ab. Hier lebt der Mongole im Winter als Genosse seiner Herden und unzähliger Antilopen — am Rande der Wüste — und tiefer hinein, zum Zagan⸗nor, in dem der Baidarik mündet, lebt das wilde Pferd und das Kamel. Consten zog nun wieder nach Norden, den Baidarik aufwärts, zum Flusse Drak und seinen Gebirgen, die auf 3000 Meter ansteigen, um au der großenh Karawanenstraße, die von erfrorenen und verhungerten amelen und Pferden umsäumt ist, nach Uljanitai und von hier längs des Dsapschin zum Baga⸗nor (Salzsece) zu gelengen. Von Baga⸗nor ging die Reise wieder zwei Tage durch haushobe Sanddünen zu dem gewaltigen Durga⸗nor und dem noch größeren Chara⸗nor. Beide Seen wurden im Süden umgangen und stellemweise dem Eise überschritten. So kam der Forscher in das am 6. August 1912 nach einer Be⸗ lagerung von 45 Tagen durch die Mongolen unter Damding⸗Zurun zerstörte Kobdo. Bei der Belagerung von Kobdo hatten sich grauen⸗· erregende Szenen abgespielt. So fand nater anderem eine von zehn chinesiß⸗ hen Kriegsgefangenen durch einen Anhänger der Kirche statt. Von Kobdo wandte sich der Forscher wieder nach Süden in den mongolischen Altai, wo die Mongolen unter Führung ehemaliger Wüstenräuber, die aus Chaidar ekommen sind, ein Kriegslager om Olon⸗Saba Peern haben. Abermals nach Kobdo urückgekehrt, wanderte der Forscher nun nach dem russis olischen Hvenzgebiet des Altai zum Tabir und zum Boogdo⸗ola. Die von Consten zu Pferde zurückgelegte Strecke — während dieser einen Biisk nach Urga und zurück nach
Fi t ereEed 1 92 vxxg von Biisk 4800 Kilometer. 1 Da für 110 Millionen Rubel von den Rulsen „für 176 Mil⸗ lionen Rubel jährlich an Rohstoffen von den Chinesen aus der Mongolei ausgeführt werden — es handelt sich um Gold, Edelsteine, Halbedelsteine, Wolle, vor allem um Pelze so vürften wir Deutsche hoffen, anch an dieser Ausfuhr in Zukunft teilzunehmen zu⸗ mal China uns hinsichtlich der Viederanknüpfung von Hande 8⸗ beziehungen nicht ungünstig sei und die Mongolei als chinesische Ko⸗ lonie angesehen werden müsse. Haben doch Leipziger Firmen schon große Mengen von Fuchspelzen in den letzten Jahren aus der den deutschen Markt gebracht. Der Osten lioge für für den Wiedevaufbau unseres
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Mongolei auf „Markt uns Deutsche überhaupt günstig für Handels und unserer Wirtschaft,
Unterrichtswesen.
SDer preußische Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung hat durch eine Verfügung an die Proyinzial⸗ schulkollegzien angeordnet, daß in allen staatli chen höberen Lehranstalten für die männliche und die weihliche Jugend den Schülern und Schülerinnen namentlich der Mittelstufen Gelegenheit zur Teilnahme an wahlfreiem Unterricht in der Kuxrz⸗ schrift zu geben ist. Die Kosten sind von den Schülern selbst aufzubringen. Ein bestimmtes System wird nicht vorgeschrieben, doch hat der Minister auf das in Preußen am weitesten verbreitete und sich durch leichte Erlernbarkeit und Schreibflüchtigkeit auszeichnend System „Stolze⸗Schrey“ Lmpfehlend hingewiesen.
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Verkehrswesen.
Nenderungen im Flugpostdienst. Die Flugpost Frank⸗ furt (Main)—Lörrach ist wegen unerwartet eingetretener Schwierig⸗ keiten aufgehoben worden. Die Postflüge Magdeburg-—Nürnberg — München haben wegen der ungünstigen Witterung vorläufig eingestellt werden müssen, sollen aber, sohald die Wetterlage es erlguht, wieder aufgenommen werden. De Flugpostdienst zwischen Berlin und
Magdeburg bleibt bestehen.
Funkverkehr mit Jugoslawien. Der kürzlich zwischen Deutschland (Königswusterhausen) und Jugoslawien (Serajewo) auf⸗ genommene Funkperkehr, der sich auf Wunsch der Telegraphen⸗ verwaltung Jugoslawiens bisher nur auf den Austausch von Ctgats⸗ und dringenden Pripattelegrammen erstreckte, ist jetzt auf Veranlassung des Reichspostministeriums erweitert worden. Es sind fortan in der Richtung von Deutschland nach Jugoslawien auch
ewöhnliche Privattelegramme, ferner Pressetelegramme zu halber Febühr zugelassen.
Koloniales.
Durcch den Verlust unserer Kolonien sind etwa 20 000 Kolonial⸗ deutsche im Laufe des vergangenen Jahres zwangsweise nach Deutschland zurückbefördert worden. Diese Deutschen aus Ost⸗ und Westafrika, von den Südseeinseln und den ostasiatischen Gebieten sind zum größten Teil um die Früchte ihrer ganzen Lebensarbeit gekommen und harren des Augenblicks, in dem sie an dem Wiederauf an deut⸗ schen Handels und deutscher Wirtschaft in überseeischen Gebieten wiederbeginnen können. Grundbedingung dazu ist eine gerechte Ent⸗ schädigung aller derjenigen, die durch den Krieg in den olonien um Hab und Gut gekommen sind. Die Kolonialdeutschen haben sich zur Förderung ihrer wirtschaftlichen Interessen enger organisiert und, um die Fühlung zu wahren, eine Heitschrift gegründet, die unter dem Titel „Afrika⸗Nachrichten“ halbmonatlich im Verlage von W. Dachel, Leipzig⸗A., erscheint. Im Interesss der deutschen Sache verdienen die Bestrebungen der Kolonialdeutschen möglichste Unterstützung und Förderung.
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Theater und Musik. 8
im Opernhause wird morgen, Freitag, 8 Fpogdg als Gast in der Titelrolle gegeben. In den übrigen Partien sind Frau Hansa und die Herren Hutt, Ziegler, Habich AUnd Krasa beschäftigt. Musikalischer Leiter ist der Kapellmeister Otto Urack. Anfang 7 Uhr. 1 1 Im Schauspielhause wird morgen, neu einstudiert, „Tor⸗ quato, Tasso“ aufgeführt. Die Titelrolle spielt Lothar Müthel, die anderen Rollen sind mit Johanna Hofer⸗ Dagny Servaes, Bruno Decarli und Otto Laubinger hesetzt. Anfang 7 Uhr. ;
Zum Besten des Orgelfonds des Wilmersdorfer Krematortums findet Sonntag, den 16. Fanuar, ein Konzert in der Kirche Wilhelmsaue statt. Mitwirkende sind: Aung Reichner⸗Feiten (Alt), Lisa Heckenbach (Ptgetnz Karl Burkhardt (Bariton) und die
ilhelm⸗Gedächtniskirche.
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„Mignon“ mit
Konzertvereinigung der Kaiser⸗
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Mannigfaltiges. 8
Teil der heutigen Nummer d. Bl. ist (unter Preußen) eine neue Be kanntmachung des Magistrats von Berlin vom 12. d. M. über Festsetzung von Kokspreisen (oberschlesischem Schmelzkoks) veröffentlicht, durch welche die Bekanntmachung vom 8. d. M. aufgehoben wird.
Im amtlichen
Im Kaiserin Auguste Victoria⸗Haus, Charlott n. burg, Frankstraße, beginnt am Donnerstag, den 20. Januar 1921, ein Lehrgang für Mütter und Mädchen, in dem all das theoretisch und praftisch gelehrt werden wird, was eine Frau von der Pflege und Ernährung des Säuglings wissen muß. Der Unterricht umfaßt vier Stunden, jeweilig Donnerstags von 4½ —6 Uhr. Es wird großer Wert auf praktische Uebungen am lebenden Knde gelegt. Die Einschreibegebühr für den Gesamtlehrgang beträgt 15 ℳ. Anmeldungen werden im Büro d r Anstalt genommen. 8