Von interalliierter Seite wird dem „Wolffschen Tele⸗ graphenhüro“ zufolge mitgeteilt, daß eine Verlängerung der Fristen, die im Abstimmungsreglement für Ober⸗ schlesien vorgesehen sind, nicht zu erwarten ist. Das vor⸗ liegende Abstimmungsreglement, so wird erklärt, ist unab⸗ änderlich. Ebenso ist unzutreffend, daß die Abstimmung am 13. März stattfinden soll. Der Botschafterrat in Paris wird den Termin festsetzen. Dieser wird von Oppeln aus bekannt⸗ gegeben, ehe die französische Presse ihn erlält.
“ Nach erfolgter Zusammenlegung der bisher die Kriegs⸗ gefangenenangelegenheiten bearbeitenden Abteilungen des Heeres⸗ abwicklungshauptamts mit der Reichszentralstelle für Kriegs⸗
und Zivilgefangene ist nunmehr für alle Angelegenheiten der
noch im Ausland befindlichen Kriegs⸗ und Zivil⸗ gefangenen sowie der bereits heimgekehrten Kriegsgefangenen allein die Reichszentralstelle für Kriegs⸗ und Zivil⸗ gefangene zuständig. 8 “
Sachsen.
8* Beginn der gestrigen Sitzung des Landtags richtete
der Präsident Fräßdorf eine kurze Ansprache an das Haus, in der er des 18. Januar als eines denkwürdigen Tages in der Geschichte Deutschlands gedachte. Vor allem gelte es, die Einheit des Reichs zu erhalten und die gegenwärtigen Schwierigkeiten zu bekämpfen. Die Hauptbedingung dafür sei Einigkeit.
, Baden.
Der Landtag hielt gestern aus Anlaß des 50 jährigen Jubiläums der Reichsgründung eine feierliche Sitzung ab. Der Präsident Kopf führte in seiner Festrede u. a. aus:
Das deutsche Volk sei fest entschlossen, die Einheit des Reiches zu wahren, und wenn nötig, dafür sein Herzblut einzusetzen. Das deutsche Volk müsse sich wieder emporarbeiten und zur Lösung aller großen Kulturaufgaben der Menschheit beitragen. Sei erst der moralische Aufstieg gelungen, werde auch der e und der wirt⸗ schaftliche nicht ausbleiben. Diese Hoffnung könne Deutschland aber nur dann verwirklichen, wenn schwere innere Erschütteuungen ver⸗ mieden würden und jeder sich ehrlich auf den Boden der Tatsachen telle. Laut und deutlich müsse ausgesprochen werden, daß auch der
dische Landtag einmütig und entschieden sich zum Reichsgedanken bekenne. Jeder Versuch zur Untergrabung der deutschen Einheit, woher er auch kommen möge, würde entschieden zurückgewiesen Eer Er wolle seine ganze Kraft zur Erneuerung des Vaterlandes einsetzen.
8 ö“ Ungarn. 85 „Der Ministerrat hat dem „Wolffschen Telegraphen⸗ büro“ zufolge beschlossen, den Getreideverkehr im neuen Wirtschaftsjahr freizugeben.
1 Frankreich.
Nach Beendigung der gestrigen Sitzung des Minister⸗ rats wurde die endgültige Liste der Unterstaatssekretäre veröffentlicht: Ministerpräsidium: Tissoir, Finanzen: Prissant,
nneres: Colrat, Post und Telegraph: Lassont, Luftschiffahrt:
aurence Lynes, Handelsmarine: Rio, Technik: Vidal, Acker⸗ bau: Puise, befreite Gebiete: Lugol. Das Unterstaatssek etariat der Gruben ist aufgehoben worden.
Uiahe cb.ü b IJn der zweiten Note, die, wie gemeldet, der Kommissar für auswärtige Angelegenheiten Tschitscherin an Lord Curzon gerichte hat, heißt es dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge u. a.: —
Wir haben Ihr Telegramm vom 7. Januar erhalten, in welchem Sie versuchen, die Verantwortung für die langen Verzögerungen der Verhandlungen mit Rußland über das Handelsabkommen von der britischen Regierung abzuwälzen. Die russische Regierung ist ge⸗ zwungen, bei der Behauptung zu bleiben, daß die Verantwortung han die Erfolglosigkeit der Verhandlungen voll⸗
ändig auf seiten der britischen Regierung liegt.
Die Unstimmigkeiten zwischen Rußland und Großbritannien betreffs der Auslegung eines Punktes der russischen Waffen⸗ stillstandsbedingungen an Polen, die in ihrer endgültigen Form Einzelheiten enthalten mußten, die in dem ersten Entwurf nicht enthalten waren, waren vollständig beseitigt durch den Austausch von Noten beim Beginn der russisch⸗polnischen Waffenstillstandsverhand⸗ lungen, und erst einen Monat später entdeckte die britische Regierung plötzlich, daß diese Unstimmigkeiten einen genügenden Grund für die Unterbrechung der Verhandlungen und die Ausweisung des Vorsitzenden unserer Delegation boten. 1
Was Kamenews Geschäfte mit dem Aktionsrat betrifft, so haben diese auf Wunsch der britischen Regierung selbst begonnen, die dadurch versuchte, unsere Entscheidung betreffs des Friedens mit Polen zu beeinflussen. In der Angelegenheit der Unterstützung, welche dem „Daily Herald“ durch die Exekutive der Dritten Internationale an⸗ geboten war, und mit dem Verkauf der Juwelen hatte Herr Kamenew nichts zu tun, und zu dieser Zeit erklärte die russische Regierung offiziel, daß die britische Regierung das Opfer falscher In⸗ formationen und unlauterer Machenschaften von Agenten geworden sei. Wir haben allen Grund r Kauben, daß ehe⸗ malige Beamte der Zarenregierung die britische Regierung in dieser Angelegenheit gehörig betrogen haben. Während der nächsten Monate fand die britische Regierung einen neuen Vorwand für weitere Ver⸗ zögerung in der Anwesenheit von britischen Gefangenen in einem dritten Staate, der unabhäͤngigen Republik Aserbeidschan. Gegen⸗ wärtig ist es die britische Regierung, die von den Bedingungen des Juni⸗Juliabkommens abweicht und somit veranlaßt, g. Handels⸗ abkommen noch nicht he.h. he wird. Die russifche egierung hat wiederholt erklärt, daß sie bei ihrer in der Note vom 7. Juli nieder⸗ gelegten Entscheidung verbleibt und daß sie bereit ist, bei Abschluß des Handelsabkommens das in den Noten vom Juni-—Juli enthaltene Uebereinkommen Wort für Wort zu wiederholen, daß sie aber keine Gründe für Erweiterungen dieses Uebereinkommens sieht, welche ganz einseitig gegen Rußland gerichtet sind. Der grundlegende Punkt der Note vom 7. Juli war die Annahme der Grundsätze der Juninote als Basis für weitere Verhandlungen durch Rußland, und alle Vor⸗ gänge der letzten sechs Monate können die russische Regie⸗ in ihrer Ueberzeugung nur befestigen, daß solche Ver⸗ bandlungen allein zur Beseitigung der Konflikte zwischen Rußland und Großbritannien führen können. Die Begrenzung der Fereschgen Interessen der beiden Staaten kann nur durch politische Verhandlungen erreicht werden, und eine solche Konferenz sieht das Juni⸗Juliabkommen, bestätigt durch unsere Noten vom 9. November und 2 Scpecber vor. hritische
ir hoffen, daß die britische Regierung es nicht auf sich nehmen
wird, einen Bruch der Verhandlungen mst Rußland herbeizuführen,
indem sie von dem zwischen beiden Regierungen schon zustande
ekommenen Uebereinkommenen abweicht. Rußland seinerseits hat
ea, e. aufrichtigeren Wunsch als Handel und Frieden mit Groß⸗ annien.
— Der von der Anarchistenpartei geleitete Aufstand in der Ukraine nimmt, nach dem Blatte „Nya Dagligt Alle⸗ handa“, trotz der Bemühungen der Sewietbehördens ihm mit blutigem Terror entgegenzutreten, immer weiteren Umfang an. Das Auftreten der Behörden hat die ganze Bevölkerung empört, die sich überall erhebt.
befürchten, d
8
Vorgestern ist die Nationalversammlung nach 2 v monatiger Unterbrechun wiedereröffnet worden. Der Minister des Aeußern Dr. Purickis gab in seiner Erklärung bekannt, daß die Ser a Regierung der Volksabstimmung grundsätzlich zugestimmt habe. Litauen müsse aber die Möglich⸗ keit gegeben werden, unter den gleichen Bedingungen zu stimmen
wie Polen.
Tschechv⸗Slowakei.
Im Abgeordnetenhaus wurde gestern das Nachtrags⸗ budget in erster und zweiter Lesung gegen die Stimmen aller deutschen Parteien und der tschechischen Sozialdemokraten an⸗ genommen.
— Aus Anlaß des 50. Jahrestags der Gründung des Deutschen Reichs hat der deutsche parlamenta⸗ rische Verband der Abgeordneten und Senatoren eine feierliche Vollversammlung abgehalten, in der die Ab⸗ sendung nachsteheneen Telegramms an den Reichs⸗ präsidenten Ebert beschlossen wurde:
„Die im deutschen parlamentarischen Verbande vereinigten deutschen Abgeordneten und Senatoren der tschecho⸗slowakischen Republik grüßen am Tage des 50 jährigen Bestehens des Deutschen Reiches den Präsidenten Deutschlands als den obersten Vertreter des Deutschen Reiches. Abgetrennt vom Mutterlande, fühlen sie umso⸗ mehr die gemeinsamen Bande, die das deutsche Volk der Tschecho⸗ Slowakei mit dem deutschen Volkskörper in Kultur, Gesittung und geistigen Anschauungen verbinden, und geben diesen Gefühlen be⸗
isterten Ausdruck. Möge die Zeit der Prüfungen und Bedrückungen sür das deutsche Volk bald enden und ihm sein natürliches und un⸗ verjährbares Recht auf Selbstbestimmung in einer wahrhaft demo⸗ kratischen Völkergemeinschaft Europas gewährleistet werden.“
Dann begab sich ein Abgeordneter des Verbandes zum deutschen Gesandten, . Saenger, um ihm die Glück⸗ wünsche des parlamentarischen Verbandes zum 50 jährigen Be⸗ stehen des Deutschen Reiches zu überbringen.
8. Asien. Die indische Regierung trifft nach
einer Reuter⸗
meldung umfassende Maßnahmen, um den großen Fehlbetrag
der infolge des Sinkens der Valuta und elsdepression unvermeidlich sei.
—
Statistir und Volkswirtschaft.
Die Sauglingssterblichkeit in Bayern.
Nach den Feststellungen des Statistischen Landesamts starben in Bayern im 1. Lehensjahr “ im Jahre 1913 8 36 805 Kinder,
3 1916 . 21 703 „
1917 . . 20 3244 „
1918 8 22 6651 „
1919 3 23 546 „ 8 8 311I1“ etwa 30 000 „.
Auf diese Schwankungen der Säuglingssterblichkeit war in erster Linie die Geburtenbewegung von Einfluß. Während des Krieges ging bekanntlich die Geburtenzahl stark zurück und verminderte sich damit der Bestand an Säuglingen. Dies hatte ein Sinken der Säuglings⸗ sterblichkeit zur Folge. Seit Mitte 1919 setzt eine neue Geburten⸗ sürasmn⸗ ein, sie ließ die Säuglingssterblichkeit wieder in die Höhe
hnellen. “ 8 9 8
Doch verliefen, die Entwicklung der Geburtenhäufigkeit und die der Sänglingssterblichkeit keineswegs gleichmägi. Gegenüber dem Geburtenrückgang war die Minderung der Säuglingssterblichkeit un⸗ bedeutend. Auf den verminderten Bestand an Säuglingen bezogen, ergab sich statt einer Abschwächung vielmehr eine Verschärfung der Feeneaesabevng für die Säuglinge, die sich im Jahre 1919 bei Wiederzunahme der Geburtenziffer noch weiter steigerte, wie folgende Gegenüberstellung zeigt:
Geburten auf 1000 der mittleren 8 Bevölkerung
1916 . Während hiernach die Geburtenzisfer von 1913 bis 1919 von 29, ¼ auf 22,8 auf 1000 der Bevölkerung oder um 23,18 % fiel, ist die I1“ von 19,,/ auf 25,1 %) oder um 27,41 % ge⸗
iegen.
Noch deutlicher wird dieser ungünstige Stand der Säuglings⸗ sterblichkeit des Jahres 1919 an der Hand der Sterblichkeitstafeln, die von Monat zu Monat das Absterben der Lebendgeborenen dar⸗ G Nach dieser Methode kamen in Groß Berlin, wie das tädtische Statistische Amt in Berlin nachwies, auf 1000 Leb
im Budget zu decken der allgemeinen Hand
Gestorbene Säuglinge auf 1000 im 1. Lebensjahr be⸗ findliche Kinder l“
ebend⸗ geborene des Jahres 1913 135,, wim 1. Lebensjahr gestorbene Kinder, dagegen im Jahre 1919 153,8. Für Bayern stellt sich nach dieser Methode die Säuglingssterblichkeit des Jahres 1919 auf 177,87, also beträchtlich höher als für Groß Berlin. Besonders gefährdet er⸗ scheint der erste Altersmonat: in Groß Berlin starben auf 1000 der den ersten Altersmonat Ueberlebenden 51,28, in Bayern 67,90. „Aus diesen Zahlen srhellt, daß die Säuglingssterblichkeit sich weit ungünstiger entwickelte als die Bewegung der Geburtenziffer. Die umfassenden Fürsorgemaßnahmen für Neugeborene sowie für werdende und stillende Mütter, auch die Zunahme des Selbststillens im Zusammenhang mit dem Mangel an Kuhmilch und künstlicher Nahrung vermochten die Seeuglingssterblichkeit etwas abmschmeeen. aber ihre dauernde Verschlimmerung nicht zu verhindern. Nun besteht aber der Milchmangel nicht bloß fort, sondern wird durch die weitere Ablieferung von Milchkühen an die Entente noch verschärft. Darum ist leider auch für die nächste Zukunft eine Besserung in der Säug⸗ lingssterblichkeit, ein Nachlassen der Lebensgefährdung der Säuglinge kaum zu erwarten.
ir
Arbeitsstreitigkeiten.
Der Deutsche Eisenbahnerverband, die größte der im Sechzehnerausschuß vertretenen Organisationen, hatte am 18. Januar seinen erweiterten Vorstand erneut nach Berlin be⸗ rufen. Nach einem umfassenden Bericht der Vertreter des Sechzehnerausschusss über den Gan der Verhandlungen und über die Per en Schwierigkeiten, die neue Ver⸗ handlungen zur Unmöglichkeit machen, wurde, wie „W. T. B.“ mit⸗ teilt, beschlossen, ohne Diskussion in geheimer Abstimmung zu dem Verhandlungsergebnis Stellung 18 nehmen. Von den 74 abgegebenen Stimmen waren 51 für Anna me der im Verhandlungswege erzielten Zugeständnisse, 20 für Ausstand und 3 Zettel waren unbeschrieben. Damit ist die Entscheidung gegen den Ausstand gefallen.
Nach einer von „W. T. B.“ übermittelten Meldung desTschecho⸗ Slowakischen Preßbüros“ aus Prag wurde im Laufe der gestern zwischen den Vertretern der Kellnerorganisationen und denen der Gastwirte und Fessebeiibe; ge⸗ pflogenen Verhandlungen eine vorläufige Einigung in dem Sinne erzielt, 888 die festen Bezüge der Kellner erhöht und die Wirts⸗ und Kaffeehäuser wieder geöffnet werden.
In Madrid ist, wie „W. T. B.“ erfährt, der Ausstand der Beamten im Finanzministerium allgemein. Er hat sich auch auf die anderen Ministerien ausgedehnt. Der Ministerrat sehe die Lage als ernst an. Dato sei entschlossen, energisch vorzugehen und die Disziplin wieder herzustellen. Es sei zu
aß der Ausstand politische Folgen haben könne.
arbeitung des Bodens, um ihn fruchthar zu machen, und sodeng6
wie wir sie in Nordamerika b
Auust und Wissenschaft.
In ber Januarsitung ber Anthropologischen chaft sprach Dr. K. Th. Preuß über den sogenannten Urmong⸗ heismus. Der Gedanke des Urmonctheismus wurde vor etna
20 Jahren zuerst von Ethnologen aufgestellt. Es ist die Aufgabe ihn mit den Tatsachen, die uns über die “ der Naturvolker bekannt geworden sind, zu vergleichen und als Maßstab anzulegen fü deren Deutung und die Durchleuchtung der Erscheinungen. Andrem Lang sieht in der Entwickelung der Religionen einen vgh, lnden er die Ürform des Monotheismus, wonach es ein höch gibt, das verehrt wird, als die höhere, dem Menschen in seinem Wesen mehr entsprechende Form betrachtet gegenüber dem jüngeren Polytheis⸗ mus. Entkleiden wir indessen diesen Gedanken seines idealen Ge⸗ wandes, so kommen wir zu einem öpfer der Welt und Lehrer der Zeremonien, der im Himmel lebt und nur wenig Beziehungen zu den Menschen hat, sich nicht viel um sie kümmert und um den sr 82 sich weniger kümmern als um seine Beauftragten, d. h. um ie Wesen, die sie anbeten. Da liegt nun der Gegensatz zu den Zeremonien, der Zauberei, dem Animismus. Es entsteht die Frage Wer hat die Zeremonien eingesetzt? Nach Paul Ehrenreichz Foerschunmgen sind die Kultur⸗ oder Heilbringer, die am höchsten ver⸗ ehrten Wesen bei den Primitiven, nicht Götter, da sie ohne Kult sind; es sind mythische Gestalten, sie müssen also eine mythische Grundlage für ihre Existenz haben. Diese Gedanken Ehrenreichg 88 sehr fruchtbar gewesen und vom Pater Schmidt in seinem erke über den sastrunc der Gottesidee an seinem großen, zumeis aus Australien kommenden Material auf ihre Uebereinstimmung mit der Erfahrung, den tatsächlichen ethnologischen Erscheinungen geprüft worden. Nach Pater Schmidt liegt eine Uroffenbarun por, während Nathan Söderbloom, der heutige Erzbischof don Upfala, in seiner Studie üher das „Werden des Gottesgedankens (1914) die Idee Ehrenreichs von den „ eilbringern“ wiederauf⸗ nimmt und in ihnen die „Urheber“ und schon die höchsten Wesen sieht, das sind zugleich die Vorfahren; sie sind keineswegs animistisch aufzufassen, sondern auf die Grundfrage: wer hat die Welt gemacht wird geantwortet: das sind die Vorfahren. Söderbloom unter⸗ sucht aber nur die Potenz der magischen Kr. 8 in der Natur, er L
Geserl.
eht nicht auf die Mythologie ein, er löst die Beziehungen aus dem ythos heraus. Der Vortragende wies nun darauf hin, wie es notwendig sei, das Animistische mit den Tatsachen der überlieferten Religion in Verbindung zu bringen besonders bei den Naturpölken, und berichtete über seine Untersuchungen während eines ssbsfähe en Aufenthalis in Kolumbien bei den Caraba, den Cipscha, anf se Hrchebene von Bogots, den Uitoba und den Coro in Meril⸗. Die ursprüngliche Form der Religion ist, die „Urheber Religion ir sie Heseichnen, die „Gefühls“⸗Religion, während wir
das Moment des Polytheismus, das auf den Kultus Bezügliche, als „Begriffs“⸗Religion ansprechen. 8 dieser „Begriffs“⸗Religien kommen die magischen Kräfte der Natur und des Menschen, ser Animismus, das Wesen der Naturobjekte auf der Erde oder in Firnaeh die Zauberei, d. h. die Beeinflussung vieser Objekte durch den ultus zur Auswirkung. Das Ergebnis der früheren bantesachehe war nun: Aus der Zauberei kann keine eligion erwachsen, dem die Grundzüge aller Jauberei, aller Einwirkung von Zauberei auf die Götter oder die Dämonen beruhen auf der Furcht und der poee weisen Behandlung der Götter. Die Dämonen oder Götter sind
oder, wie wir
tammfremde, deshalb sin sie feindlich; ein näherer Grund für diese
S Feindschaft ist nicht bekannt. Dagegen stammt aus der „Urheber⸗ Religion das Moment des Vertrauens zu den Göttern, das Gefühl, daß die Zeremonien etwas Heiliges sind. Aber erst aus der Ver⸗ bindung der beiden Elemente; aus der „Urheber ⸗Religion und der polytheistischen “ ist die Religion entstanden. Den ersten Typ für die „Urheber“⸗Religion bieten nun die Caraba in der Sierra Nevada de Santa Marta. Hier steht an der Spitze die Fran des Feuers“; sie ist die Urheberin der Welt, wird sehr ver⸗ ehrt, spielt aber im Kult keine große Rolle; sie ist als Mutter Hawa die Stammesgöttin. Neben dieser Gottheit stehen bei den Carabe die vier Urväter oder Priester. Sie sind stärker als die Ratur⸗ dinge. Sie versetzen Sonne, Mond und Morgenstern, die ehemals 8* der Erde schadlichen Einfluß ausgeübt haben, an den Himmcl und weisen ihnen dort ihre Bahnen an. Schnee, Wind, Wollen, d e diese Dämonen den Menschen diensthar und höten auf die 8 Fehs der Menschen. Sie werden durch die Menschen veranlaßt, die Gefahren von ihnen abzuwehren. Die Urväter sind Helfer der lle⸗ götter, sie verschwinden dann; die Zeremonien sind das, wodurch ehen die Dämonen beeinflußt werden. Die Urväter sind keine Götter, gber Bestandteile der Religion; die Sonne, der Mond u. a. sind mächtige Dämonen und werden als 8 verehrt. Einen zweiten Typ der „Urheber“⸗Religion bieten die Uitoto an den Quelfflüssen es Amazonasstroms. Bei ihnen erscheint die „Urheber „Gottheit als „Vater“ der Menschen. Er lebt in der zweiten Unterwelt und hat die Menschen, als 8. aus der Unterwelt auf die Erde wanderten, die estgesange gelehrt, die er nach langem Nachdenken verfaßt hat; e ommt auch im Kult vor; seine Seele erscheint jedes Jahr in den Pflanzen und Früchten. Durch die Ernte geht die Seele des „Vaters in die Unterwelt fürnc. In den Festen wird an Mondphasen zauberisch nachgeholfen, der Urvater verkörpert den Mond, von dem alle Fruchtbarkeit ausgeht; er stirbt wie der Mond und er führt di eremonien gegen den Mond, d. h. gegen sich selbst ein. Die „Ahnen! hHaben die Feste des Urvaters Vnaes rt, sie leben in der Unterwelt; Urväter und Mond sind miteinander verbunden. Diese Relizion steht dem Urmonotheismus am nächsten. Bei dem dritten vom Var⸗ tragenden vorgeführten Typus, wie er bei den Coro auftritt, ist der Sonnengoft der „Urheber“, doch wird die Crd⸗ und Mondgötin auch als Schöpfergottheit nebe en sie ist Urheber⸗ und Natur⸗ ottheit zugleich, sie steht mit der Pegetation in Verbindung; dʒ Morgenstern, der das Wachetum der Maisfrucht befördert, ihr Sohn, er fne ihre Aufträge aus. Die Zeremonien, die eine andere Gottheit, die sie „unsern ältesten Bruder“ nennen, ge chaffen hat, werden durch dießzn Ürsprung feahelt. In allen diesen Typa sind die „Ürheber“ Gottheiten unlöslich mit dem Naturgeschchm dea das ist notwendig; denn sonst bleiben sie nur 785— Es ist chwer zu sagen Seeicge Seite die frühere ist: ob die lulehe⸗ oder die Naturseite. Die Urheber geben durch die Heiligteit Sitten und Gebräuche den primitiven Menschen den dals ohne den ihre Gemeinschaft nicht denkbar ist; denn die Sitte, 1 Zeichen der Menschen, ist in deren Zusammenleben entstanden be wird wegen ihres Alters geschätzt und ebenso wegen ihrer fear die keine Götter sind und erst zu solchen werden durch ihren Zusemm hayg mit den Naturdingen.
Darauf sprach Professor Dr. Max Schmidt über Boden⸗ kultur und 8 Pypelg, in Südamerika. Senmesah, schaft und Bodenkultur ergänzen sich in Südamerika. Es gibt s gänge zwischen beiden Methoden. In Südamerika wird. inde nirgends der Boden umgehackt. Terrassenbau und wügfäsctn wã 81 spielen dort aber eine wichtige Rolle. Die Bo gie Un⸗ daselbst hat zwei Ausgangspunkte. Es 89 der Kampf gegh 12 das fruchtbarkeit des Bodens auf der einen Seite und das Hinderni 10 die allzu üppige Vegetation der Bearbeitung bietet, auf der andge, Daher stammen die beiden Manipulationen: der künstlichen, dg Beseitigung der Urwaldvegetation. Im Lichtbild führte rea⸗ Seeitig die Maniokapflanzungen der Paressi⸗Indianer vor, de Wohnhütten im Camp gelegen sind, und deren Pflanzun dabei in den Galeriewäldern am Jauruflusse .
inden bei Stämmen am Paraguay durch küm L. g. gemachte Urwaldstücke, die vorher in schn
erodet worden sind. Diese Methode finden wir schon im alt
n Arizona, in dem Gebiete der sogenannten „elift-d Brden schon in der älteren Steinzeit die Methode der ilende ultuxr, daß aus sumpfigem Gelände Boden auf das zu bear Fieben en wird, wodurch Hügel, entarst den voraeschchtfichgn ammounebuñ 9 (Bergbauern) antreffen. Solche Hügel fand Prof. Schmi qnen in den Atterrados der Guato⸗Indianer am San Lorenzo, g ah Nebenfluß des Caracara, wo eine Schicht von etwa 15 m. Hundg den ursprünglichen Boden gufgetragen ist, Auf solchem Boden wer
aben wir
Stück Ackerland aufgetra
es Wesen
ie Akoripalmen angelegt, die Nahrungs⸗ und Arbeitsstoffe femn d Diese Methode der Bodenauftragung, wohl von den Pestoffe is über Amerika verbreitet, ist clt; denn in den dadurch ent⸗ bntenen Hügeln fanden sic Reste von Skeletten und sen⸗ Ee den Guato⸗Indianern sind solche Reste nur aus der älteren vHhinzeit aus diesen Atterrados emporgestiegen. Auch über die An⸗ uder Viehzucht konnte der Vortragende einiges mitteilen. cht um Zähmung der Tiere, sondern um die Ver⸗ derung Entwicklungsart. Aus den ursprünglichen gabtieren dem Guanaco und anderen, werden Llama und Alpaco. Fiese Zucht haben schon die Untertanen der alten Inka in Peru geübt. durh zahlreiche Vorlagen, insbesondere von den in Ton dargestellten Finen, konnte der Vortragende seine Mitteilungen auf das beste
gliutern.
n München ist der Bildhauer Adolf von Hildebrand „n gehensjahr gestorben. Er war in Marburg geboren, besuchte se Konstschule in Nürnberg und die Münchener Akademie, um sich un in Rom und Florenz weiter zu bilden. Die antike Kunst
jecenlands und die der italienischen Renaissance gaben seinem kmflschaffen, in dem sich eine starke Eigenart ausdrückte, die stctung. München, wo er seit 1891 seinen Wohnsitz hatte, verdankt
eine Reihe monumentaler Brunnenanlagen, u. a. den Wittels⸗
er Brunnen. Die Berliner Nationalgaserie besitzt von seinen
im das Bild eines unbekleideten jungen Mannes und eine Büste ttenkofers. Von den sonstigen Werken des hochbedeutenden Meisters ie enannt: die Marmorfigur eines Adam im Leipziger Museum, gronzefigur des Rhein in Straßburg, das Brahms⸗Denkmal in meamgen, das Otto⸗Ludwig⸗Denkmal, das Denkmal für den Kaiser stedich in der Kronberger Kirche. Ferner schuf er zahl⸗ sihe Büsten, so von K. Hillebrand, Klara Schumann, Böcklin, dälinger und Fiedler, vom Großherzog von Sachsen⸗Weimar, den zmogen Karl Theodor und Ludwig in Bavern. Im Jahre 1887 Fest er die große goldene Medaille der Berliner Ansstellung, 1891 in Orden pour le n 1— nMitglied der Berliner Akademie. 8 “
gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperruugs⸗ maßregeln. 1
zisundheitsstand und Gangder Volkskrankheiten.
ach den „Veröffentlichungen des Reichsgesundheitsamts, e“ Nr. 2 vom 12. Januar 1921.)
Pest.
Frankreich. In Paris wurden von Juni bis 15. Oktober 8.50 Erkrankungen (und 11 Todesfälle) an der Pest festgestellt, den Vororten von Paris von Juni bis 2. November v. J. § 9) und in Marfeille von Juni bis 31. August v. J. 58 (20).
Mexrxiko. Vom 24. bis 30. Oktober v. J. 1 Erkrankung in geraecruz; vom 31. Oktober bis 6. November v. J. 9 Er⸗ jonkungen (und 5 Todesfälle), davon in Cerritos 7 (5) un (arbonera (Bez. San Luis Potosi) 2; vom 7. bis 13. November „4§ 12 Erkrankungen (und 5 Todesfälle), davon in Cerxitos 10 ) und Carbonera 2; vom 14. bis 20. November v. J. Erfranfungen (und 6 Todesfälle), davon in Cerritos 3 (5) und
gatbonera 1 (1). 3 Cholere.
polen. Laut Mitteilung vom 29. Dezember v. J. ist in dbersitzkov im Kreise Samter der ehemaligen Provinz Posen dhelera ausgehrochen. 8 “ Gelbfieber.
Mexiko. Vom 24. bis 30. Oktober v. J. 42 Erkrankungen (uod 20 Todesfälle), und zwar in der Stadt Veracruz 7 (1), in Turvan 28 (12), Papantla 3 (7), Orizaba (Bez. Veracruz) d Campecha je 2; vom 31. Oktober bis 5. November v. J. 9 Erkrankungen (und 24 Todesfälle), davon in der Stadt Vera⸗ ernz 11 (6), in Papantla 18 (6), Tuxpan 16 (9), Orizaba 2h Tampico 1 (1) und Humuecma (Bez. Yukatan) 1; vom 7, is 13. November v. J. 28 Erkrankungen (und 17 Todesfälle), von in Veracruz 7 (4), Papantla 11 (4), Tuxvan 5 (6), Dritaba 3 (3) und Gutierrez Zamora (Bez. Veracruz) 2.
Pocken.
Deutsches Reich. In der Woche vom 2. bis 8. Januar vorde 1 Erkrankung in Baden⸗Baden festgestellt. „Desterreich. In der Woche vom 19. bis 25. Dezember v. J. dl Erkrankung in Steiermark und Kärnten. Schweiz. Vom 19. bis 25. Dezember v. J. in Kanten Neuenburg.
1 Fleckfieber. Deutsches Reich. In der Woche vom 2. bis 8. Januar unden 3 Erkrankungen festgestellt, und zwar in Parchim 2 und n Rostock (Mecklenburg⸗Schwerin) 1.
Nachträglich wurden noch mitgeteilt für die Zeit vom 11. bis 9 Dezember v. J. 71 Erkrankungen im Interniertenlager Parchim Mecklenburg⸗Schwerin) und für die Zeit vom 26. Dezember bis „Januar 1 Erkrankung im Interniertenlager Minderheide (trei und Reg.⸗Bez. Minden).
Rußland. Laut Mitteilung der Moskauer Presse sind in Feriland, einschließlich der Ukraine und Sibiriens, von Juni bis No⸗ benber v. J. fast 4 Millionen Perfonen an Fleckfieber erkrankt.
Rückfallfieber. . Deutches Reich. Vom 10, bis 29. Dezember v. J. wurden 4 Erkrankungen im Interniertenlager Parchim (Mecklenburg⸗ Scwerin) festgestellt. Rußland. Laut Mitteilung der Moskauer Presse sind in fußland, einschließlich der Ukraine und Sibiriens, von Januar bis Uwember v. J. 1 ½ Millionen Personen an Rückfallfieber erkrankt.
Genickstarre.
Hreußen. In der Woche vom 26. Dezember bis 1. Januar durden 7 Erkrankungen (und 5 Todesfälle) gemeldet in folgenden Regierungsbezirken sund Kreisen): Berlin 2 (2), Düfsel⸗ vorf — (1) M.⸗Gladbach Land], I 1 [Saganl, Oppeln 1h) Hindenburg’z, Stettin 1 (1) [Anflam], Stralsund 2 siestwald Stabt, Greifswald Land je 1]; nachträglich für die Doche vom 19. bis 25. Dezember v. J.: Düsseldorf 1 (2) läsen Stadt).
Schweiz. Lanton Fer⸗⸗
.
Spinale Kinderlähmung. Vom 19. bis 25. Dezember v. J. 1 Erkrankung im
b Preußen. In der Woche vom 26. Dezember bis 1. Januar unen 37 Erkrankungen (und 2 Todesfälle) angezeigt in folgenden egjerungsbezirken lund Kreisen]: Allenstein 4 Allen⸗ ein Stadt, Lötzen je 1, Neidenburg 2], ind 1. Dortmund Stadt 2 (1), Dormund ind 11, Breslau 0 (Breslau Stadt, Brieg Land je 1, Ohlau 5, 2], Frankfurt 1 (Ferft.. Köln 1. [Köln Stadtl, zeburg. 2, [Wanzleben, Quedlinburg Stadt je 12 Min⸗ dr 3 (1) Lübßeses. Manster 1 Recklinghausen Land], vdveln 8 [Beuthen Land, Falkenberg je 1, Hindenburg 2, Katto⸗ 1 Land 4), Potsdam 1 (Osthavelland!; nachträglich für Weche vom 18. bis 25. Dezember v. J.: Düsseldorf 4 srrchurg, Essen Stadt je 22, Hannover 2 (Syfkel, Magde⸗
rg 1 Magdeburgl. 1“ Verschiedene Krankheiten in der Woche vom 26. Dezember 1920 bis 1. Januar 1921. 8 Pocken: Glasgow 1 Todesfall; Varizellen: Budapest 43, henhagen 18, Piag und Vororte 17, Wien 79 Erkrankungen; leckfieber: Wien 1 Erkrankung; Milzbrand: Reg.⸗Bez. Feenitz 1 Erkrankung; Bißverletzungen durch tollwut⸗
Land 3, Gelsenkirchen
le merite für Wissenschaft und Kunst, 1892 wurde
Südflawiens,
1 Erkrankung
Arnsberg 7 (1) Eßchen 1
verdächtige Tiere: Reg.⸗Bezirke Breslau, Köslin je 1, Oppeln 2; Influenza: Berlin (bish. Stadtgem.) 4, Breslau 5, Braunschweig. 1, Amsterdam 3, Birmingham 5, Edinburg 3, Glasgow, Liverpool je 2, London 14, Wien 1 Todesfälle, Koblenz vom 12. bis 18. Dezember v. J. 2, Vorwoche 2, Düsseldorf 1, Vorwoche 8, Hessen 2, Budapest 1, Kopen⸗ hagen 145 Erkrankungen; Genickstarre: Mecklenburg⸗Schwerin, Budapest je 1 Todesfall, Hessen 2, Mecklenburg⸗Schwerin, Kopen⸗ hagen, Lonneker in den Niederlanden (vom 12. bis 18. Dezember v. J.) je 1 Erkrankung; Ruhr: Budapest 10, Wien 7 Todesfälle, Reuß 1, Budapest 31, Wien 28 Erkrankungen; Schlafsuchtkrankheit (Encephalitis lethargica): Reg.⸗Bez. Merseburg 1 Todesfall, Stock⸗ holm 1 Erkrankung; Malaria: Reg.⸗Bez. Oppeln 4, Kopen⸗ hagen 1, Wien 14 Erkrankungen; Krätze: Koblenz (vom 12. bis 18. Dezember v. J.) 2, Kopenhagen 146 Erkrankungen; Nahrungsmittelvergiftung: verlin 2, Reg. ⸗Be⸗ zirke Köslin 1, Trier 2 Erkrankungen. Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Masern und Röteln in Ludwigshafen — Erkrankungen wurden angezeigt in Hamburg 39, Budapest 554; an Typhus in Sterkrade — Erkrankungen wurden gemeldet in Budapest 32. Ferner wurden Erkrankungen ermittelt an Scharlach in Hamburg 28, Budapest 146, Kopenhagen 121, Rotterdam (vom 12. bis 18. Dezember v. J.) 22, Wien 32; Diphtherie und Krupp in Berlin 126,
8 . amburg 50, Amster⸗ dam 36, Budapest 31, Kopenhagen 81, S.2h be 30. 8 6 1 8
Verkehrswesen.
Zwischen den Direktionen einiger auswärtiger Reedereien und dem hamburgischen Staat haben seit längerer Zeit Verhandlungen zur Ueberlassung von Kaistrecken für den Bau von Kaischuppen geschwebt. In Betracht kamen zunächst die Cunardlinie, die Americanlinie und die Luckenbachlinie. Nachträglich sind noch andere aus⸗ wärtige Reedereien an den hamburgischen Staat herangetreten. Wie dem „W. T. B.“ jetzt mitgeteilt wird, sind die Verhandlungen mit zwei Reedereien insofern sam Abschluß gekommen, als jetzt fertige Verträge vorliegen. Abgeschlossen ist mit der Americanlinie, die am Roßkai im Roßhafen einen Platz gewählt hat, und mit der Royal Mail Packet Company, die Kaibauten im Oderhafen durch⸗ führt. Der Kostenanschlag beträgt 80 Millionen. Die Bauten werden auf Kosten der Reedereien vom hamburgischen Staat ausgeführt mit der Maßgabe, daß die Anlagen, die nach Hamburger Muster ge⸗ schaffen werden, nach 25 Jahren an den hamburgischen Staat zurück⸗ fallen. Diese neuen Schuppenanlagen sollen so schnell gebaut werden, daß sie schon am Anfang des naͤchften Jahres benutzt werden können.
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In Prag trat gestern die Telegraphenkonferenz unter Beteiligung der Vertreter der Telegraphenverwaltungen Italiens, Südslar Ungarns, Deutschlands, Polens, Oesterreichs und Rumäniens zusammen. Die Konferenz eecchste der Postminister Dr. Fatka mit einer Ansprache, in der er die Notwendigkeit der Ver⸗
besserung der telegraphischen Verbindungen in Mitteleuropa betonte.
Daraufhin wurden die Wahlen vorgenommen. um Präsidenten wurde der Generalinspektor Joseph Angelini aus Rom gewählt, zu Vizepräsidenten der Oberrat Kols aus Budapest, der Ministerialrat Lindow aus Berlin und der Ministerialrat Teufenstein aus Wien. Hierauf wurde die Verhandlungsordnung festgesetzt, die bisher 18 tschecho⸗ slowakische, 8 ungarische und 3 österreichische Anträge aufweist.
Entwicklung des Wasserkraftausbaues in Bayern.
Die Korrespondenz Hoffmann schreibt: Der Ausbau bayerischer Wasserkräfte war vor dem Kriege, abgesehen von zahlreichen kleinen
Triebwerksanlagen, welche dem Mühl⸗ und Sägehetrieb und sonstiger
örtlicher Industrie beschränkten Umfangs dienten, verhältnismäßig gering entwickelt. Zwar hatte die in der Geschichte der Technik hes. edeutsame, durch Oskar von Miller schon vor dreißig Jahren durch⸗ geführte Uebertragung von Wasserkraftenergie auf große Entfernung das eine Hemmnis für die Entwicklung des Wasserkraftausbaues, die bisherige örtliche Gebundenheit der Verwertung, beseitigt und da⸗ mit der Verwendungsmöglichkeit ein größeres Feld erschlossen, auch war durch die Vervollkommnung der elektrischen Maschinen, nament⸗ lich aber des Turbinenbaues, für all die verschiedenen Wasser⸗ mengen⸗ und Gefällsverhältnisse die Ausbaumöglichkeit und der Ausnützungsgrad des fallenden Wassers außerordentlich ge⸗ hoben: trotz alledem ging die Entwicklung zäh pon statten. Nur langsam entstanden einige größere Anlagen, teils 16 Industrie mit orsenm Kraftbedarf, teils für gemeindliche Elektrizitätsversorgung und für Ueberlandversorgung. Einschließlich der kleinen Triebwerks⸗ anlagen an den Privatflüssen war in Bayern vor dem Kriege eine durchschnittliche Wasserkraftleistung von rund 250 000 PS. verfügbar. Frtt wogte oft der Streit, ob Wärmekraft, ob Wasserkraft, um
ruchteilen von Pfennigen der Kilowattstundenkosten, zumal der Glaube an immer weitere Verbilligung der Wärmekraft noch nicht erschüttert war und ihre Vorteile hinsichtlich geringerer Anlagekosten, geringerer Bauzeit und größerer Anpassungsfähigkeit an den Bedarf für sle sprachen. Es fehlten ja noch die wichtigsten Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Verwendung von Wasserkräften, nämlich die enügende Ausnützbarkeit eines in der Wassermenge weitgehenden und adurch im Verhältnis zur Leistung billigen Ausbaues, dann aber auch die Ahsatzmöglichkeit für große Energiemengen und ein aus⸗ kömmlicher Absatzpreis. 8h
Betrachten wir zunächst die Ausnützbarkeit einer Flußwa sser⸗ kraft an einem südbayerischen Fn für Ueberlandversorgung. Der Jahresabfluß, beispielsweise des Lechs oberhalb Schongau, auf die
ekunden umgerechnet ( ahresmittelwassermenge) beträgt etwa 70 Sekundenkubikmeter. Diese Wassermenge ist nur an etwa 130 Tagen im Jahr vorhanden oder überschritten, an den übrigen 235 Tagen ist die Abflußmenge kleiner, und zwar in den Wintermonaten November mit Februar durchschnittlich nur 31,5 Sekundenkubikmeter entsprechend 45 vH, ja sie geht zeitweise sogar auf 17 Sekundenkubikmeter entsprechend 24 vH, der Jahresmittelwassermenge zurück. Ein Ausbau auf die konstante Kraft, also auf 17 Sekundenkubikmeter, macht die Kraftkosten verhältnismäßig teuer, nachdem die Bau⸗ und Betriebskosten eines Ausbaues auf 70 Sekundenkubikmeter, also auf die vierfache Feistung, nur unwesentlich höher sind. Nutzbar wäre zudem bei täglich 8 stündiger Ausnützung nur ein Drittel der Kraft, während der größte Teil der Gesamtwassermenge weiterhin nutzlos abfließen würde. Umgekehrt erfordert der Ausbau auf 70 Se⸗ kundenkubikmeter eine Reservewärmekraft von mindestens 76 Prozent der Gesamtkraft; die Anlagekosten der Wasserkraft erhöben sich somit nahezu ur die Anlagekosten eines reinen Dampfkraftwerkes und die Erzeugungskosten für eine Kilowattstunde Ergänzungsarbeit gestalten sich so hrch, daß wenigstens nach den Friedenspreisen der Kohle die Flußwasserkraft sehr billig sein müßte, wenn sie mit Wärmekraft erfolgreich in Wettbewerb treten wollte.
Das Bestreben mußte sich daher darauf richten, Speicher⸗ kräfte für Uebernahme der Tagesverbrauchsspitzen, aber auch für Kraftergänzung bei Wasserklemmen zu bauen, welche einschließlich der Uebertragungskosten die Ergänzungsarbeit billiger liefern konnten wie Reservewärmekraftwerke. Gelegenheit hierfür bieten in Bapern die vorhandenen Seen des Alpen⸗ und Voralpenlandes sowie die Möglichkeiten der Errichtung von Talsperren⸗ anlagen. Als hervorragend geeignet ergab sic in dieser Hinsicht der 16 Quadratkilometer große Walchensee mit Ein⸗ leitung der Isar und Ausnützung des 200 m betragenden Gefälles zum Kochelsee. Der Bau des Werks wurde schon im Frieden in Aussicht ge⸗ nommen, doch verzögerte sich die endgüͤltige Baubereifung bis in die Kriegs⸗ zeit. Die Bauarbeiten wurden im Dezember 1918 begonnen, sie sind either, namentlich im letzten Jahr, soweit fortgeschritten, daß mit der onendung der Hauptarbeiten Ende 1922 und mit der Inbetrieb⸗ nahme des Werks im Jahre 1923 verlässig e werden kann. Das Walchenseewerk liefert bei einer Maschinenleistung von 168 000 Pferdekräften eine Ergänzungsarbeit für Fllußkräfte von jährlich rund 250 Millionen Pferdekraftstunden, entsprechend tund
185 Millionen Kilowattstunden, welche diesen und den von ihnen
speisten Verteilungsnetzen
durch ein
großes Fernleitungsnetz
100 000 Volt Spannung (Bavernwerk) ausgeführt werden. Damit ist
nunmehr die Grundlage gegeben für eine 1 bestehenden Flußkräfte und den wirtschaftlichen Ausbau weitere großer Wasserkräfte für Ueberlandversorgung und Naheelektrisierung.
Ausbaun der Isarstrecke Münch
Mittlere Angriff genommen. Das Werk wird be⸗
ünstige Ausnützung der
So wurde vom Bayerischen Staat im Frühjahr 1919 de
Isar genannt, in
en — Moosburg, kur
einer Maschinenleistung von 140 000 Pferdekräften jährlich run
600 Millionen Pferdekraftstunden, entsprechend rund 450 Kilowattstunden, erzeugen. — geschritten, daß die Aufnahme des Betriebes für 1924 in sich
Auch hier
Aussicht steht.
noch
Die Fr, Entwicklung d durch zwei Tatsachen von größter
Millione sind die Arbeiten soweit fort⸗ ere
es Wasserkraftausbaues wurd
Bedeutung günstig beeinfluß
Die Kohlen⸗ und Rohstoffnot ließ die Maschinen⸗ und Brennstof preise wesentlich höher ansteigen, als die Kosten für Wasserbauanlage und stärkte damit die Ueberlegenheit der Wasserkräfte außerordentlich,
indem sie zugleich
die Grenze noch
wirtschaftlicher Ausbaukoste
wesentlich höher rückte. Dazu kam die Steigerung der Absatzmöglich
keit großer
Energiemengen, wie sie dur
die Entwicklung der Ueber
landversorgung, das Bedürfnis nach Bahnelektrisierung und den Au
schw
berechnen si 30 Pfennigen gleichen Betrie die Kilowattstunden gegenüberstehen. Rückgangs der Bau⸗, Maschinen⸗ und Brennstoffprei
ung der elektrotechnischen Großind Die Erzeugungskosten
nach den derzeitigen 8. die Kilowattstunde,
sverhältnissen in
ustrie sich nunmehr bietet.
bei südbayerischen Wasserkräften
Preisverhältnissen zu 10 bis denen Wärmekraftkosten be
Bayern von 50—70 Pfennigen für
₰
Zelbst für den Falj erhetliche
e, sowie eine:
Verbesserung der Brennstoffausnützung wird sich die wirtschaftliche Ueberlegenheit der Wasserkräfte erhalten, da die Roh⸗ und v1
kosten auf unabsehbare Zeit hinaus gegenüber dem Bau und Betries von Wasserkraftanlagen verhältnismäͤßig ungünstiger bleiben werden,
wie
für die allgemeine Licht⸗ und Kraftversorgung,
die
chemischen
vor dem Kriege.
Im weiteren Verlaufe soll der Wasserkraftausbau in Bavern au etwa zweieinhalb Millionen Pferdekräfte durchschnittlich verfügbarer Leistung mit einer Jahresarbeit von rund zwölf Milliarden Kilowattstunden gehoben und damit nicht nur der Bedarf Bayern
E1— der Ba
sowie fü
hnen und die elektro⸗
roßbetriebe gedeckt, sondern auch der Aus⸗
fuhr von elektrischer Energie in benachbarte Wirtschaftsgebiet
echnung getragen werden.
Unter den Mitteln sar Ueberwindung des gegenwärtigen wirt⸗ eh
schaf
in vorderster Reihe.
klichen Tiefstandes 4
eht der Ausbau der bayerischen Wasserkräfte ie Durchführung der Ausbauarbeiten schafft
nicht nur für die nächste Zeit reiche Arbeitsgelegenheit auf dem Bau⸗
und
Maschinenmarkt.
it Hilfe der ausgebauten Wasserkräfte, die
einen wertvollen Ersatz der heute so schwer und teuer zu beschaffenden Kohle darstellen, können auch Unternehmungen ins Leben gerufen werden, deren Erzeugnisse sonst zu unerschwinglichen Preisen aus dem
Auslande bezogen werden müßten. h Angelegenheit, die nicht nur für die bayerische, sondern au
Hiernach handelt es sich um ein
ch für di
deutsche Volkswirtschaft von der größten Bedeutung ist.
des
Meisenberg, von
den
Faber besegt Im Sch Albert Bassermann und Art geben. Anfang 7 Uhr.
Reichs
dächtnisfeiern begangen.
Theater und
Opernhause Dichterkomponisten, mit den Scheele⸗ Herren Oscar Bolz als Gast, S
Der 50. Jahrestag der Er wurde gestern in ganz In
Im wird morgen, 1— G Schrekers Oper „Die Gezeichneten“ unter der persönlichen Leitun
Müller, Guszalewicz, Jäger⸗We Schlusnus, Sommer, Nos, Düttbernd, Philipp, Krasa, wiederholt. Anfang 6 Uhr. 8 auspielhause werden morgen „Die Sterne“ mit hur Kraußneck in den Hauptroll
Musik.
Donnerstag, Franz
Damen Hecmann⸗Betiendorf, igert und
ador, Stock, Hen
ittel als Gast und
des Deutschen land durch G veranstaltete die
richtun Deuts Berlin
an
Friedrich Wilhelms⸗Universität unter starker Teilnahme
der Studentenschaft in ihrer neuen Aula eine Erinnerungsfeier, die
durch eine Ansprache b Dr. Seckel eingeleitet wurde; die Festrede
des Rektors,
rofessor Dr. Hoetzsch, der nach ei 5 uf D ands Vergangenheit und einem Hinweis auf dessen Mittelstellung zwischen Ost und West und auf die Notwendigkeit der Erziehung zu
staatlichem Denken und Leben mit den Worten s es sei denn ein Reich. Gott schütze das Reich!“ Die
Zukunft, 1 M Rede des Vertreters der studentischen Jugend, stud.
darauf folgende theol. Harder, 3 Gelöh deutschen Vaterlaudes tatkräftig mitzuwirken.
musikalischen Vorträgen eröffnet und geschlossen.
hofe
Studierende
gipfelte in dem Ge
Die Landwirtschaftliche ihres Museums ebenfalls eine sowie eine Anzahl von
Geheimen Justizrats Professor hielt darauf der einem Rückplick auf Deutsch⸗
schloß: „Es ist keine
löbnis, am Wiederaufbau des Die Feier wurde mit
Hochschule bielt im Licht⸗ Feier ab, die Lehrkörper und hrengästen vereinigte. Der
Rektor Professor Auhahn und der stud. agr. Peltzer hielten
Ansprachen. : Enth. Ehrentafel, auf der die Namen der im Kriege gef
Die Feier wurde mit
einer
enen An⸗
der Enthüllun
gehörigen der Hochschule verzeichnet sind, geschlossen.
urch einen Festakt unter Der Dr.
Wegener hielt die Festrede.
Die Handelshochschule beging die Fhe der Reichs⸗ fsadne e Aula.
ilnahme im ihrer
großer An Der
Rektor Professor Dr. Martens gedachte mit ehrenden Worten
der gefallenen 88
die
Feier die Enthüllung einer Gedenktafel in
der
Versammlung stehend anhörte.
Anstalt an.
Das Kammergericht hatte seine
Studierenden, deren Namensverlesung
an die
Auch hier schloß si . Halle
Erinnerungsfeier auf
Fftern abend anberaumt. Sie fand in der Aula der staatlichen
ugustaschule statt, wo Richter und Staatsanwälte des
Kammer⸗
erichtsbezirks sich in großer Zahl versammelt hatten. Nach ein⸗ seltendem Orgelspiel des Domorganisten, Professor Walter Fischer,
der
über den Choral „Wenn wir in höchsten Nöten sein“
die weihevollen Klänge von
Phantasie
Joh. Seb., Bachs ertönen
ließ, hielt der ordentliche Professor der Geschichte an der Berliner Universität Dietrich Schäfer die Festrede, in der er hervorhob, wir auf drei Dinge unser Augenmerk zu richten haben: auf die
daß
Einheit des Reichs, auf die geistige ganzen Volkes und auf das nationale Empfinden. Mit dem Vortrag des Präludiums in C⸗Moll von Bach schloß die Gedenkfeier.
An verschiedenen Den kmälern, so am Nationaldenkmal für
Kaiser Wilhem I. an der Schloßfreiheit sowie an den Denkmälern Bismarcks, Moltkes und Roons auf dem Königsplatz, sind gestern
Kr.
änze niedergelegt worden.
und sittliche Ertüchtigung des
Auf Grund des deutsch⸗vpolnischen Abkommens über den Gefangenenaustausch vom 23. Nopember d. J.
hat
fangenenaustaus
am 10. Januar d. 8
in Bentschen ein weiterer Ge⸗ stattgefunden, bei welchem den deutschen
Behörden 21 Reichsdeutsche übergeben wurden, die sich bisher in
Posen und in Dabie bei Krakau in Haft befanden. Freigelassenen waren von den polnischen Behörden wegen unzu⸗ s chreitung verhaftet worden. — Es
lä
muß
wer
S Grenzübers be en,
dieser Gelegenheit wiederum ohne die vor
Die meisten der
eindringlichst davor gewarnt
eschriebenen Ausweispapiere
(deutscher Reisepaß mit polnischem Einreisesichtvermerk oder sonst zu⸗
etze
aus. 8
8
selsssene Ausweise) polnisches Gebiet
in sich der Gefahr oft langwierige 8 (W. T. B.)
zu betreten. Zuwiderhandelude r Hatt oder hoher Geldstrafen