1921 / 23 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 28 Jan 1921 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamlliches. Dentsches Reich. 1

. Die vereinigten Ausschüsse des Reichsrats für Haus⸗ halt und Rechnungswesen, für Volkswirtschaft, für innere Ver⸗ waltang, für Verkehrswesen, für Steuer⸗ und Zollwesen, für Rechtspflege, für Reichswehrangelegenheiten und für Seewesen

e

ü Kalische Frage verhandeln wolle. be über die oriens alzsche Frag h sbehs moln.

vor, falls die gewährten Fristen für die Ausführung der mili⸗ tärischen Klauseln nicht eingehalten werden sollten.

Wie der „Temps“ mitteilt, ist Weniselos in Paris ingetroffen, und zwar auf Wunsch Lloyd Georges, der mit CESchw eiz. 1

ee

Im Nati onalrat begründete der Abgeordnete Schneider

hielten heute eine Situng. (Soz.) einen Antrag, betreffend sofortige Aufnahme der

In letzter Zeit find beim Reichsminister der Finanzen wiederholt Klagen über eine zu langsame döerh sihamben des Reichsbesoldungsgesetzes geführt worden. Dem⸗ gegenüber weist das Reichsfinanzministerium darauf hin, daß das Ende Dezember v. J. verabschiedete revidierte Besol⸗ dungsgesetz selbstverständlich zurzelt noch nicht überall durch⸗ t

„Wolsssch

Handelsbe iehungen zu Sowjet⸗Rußland. In seiner A

Intwort erklärte der Bundesrat Motta laut Bericht des

en Telegraphenbüros“: 8 Aufnahme des wirklichen Handelsverkehrs mit Rußland sei

heute nicht möglich, da das von der Sowjetregierung beschlagnahmte Gold ein ungesetzliches Zahlungsmittel sei. Da der ganze Handel in Rußland ein Staatsmonopol sei, könne er von der Politik nicht ge⸗

rennt werden. Die Absicht des russischen Regimes, die nicht dem

geführt sein kann. Bei den umfangreichen Bestimmungen des Volkswillen entspreche, sei, die Revolution in alle Länder zu über⸗

Besoldungsgesetzes kann nicht erwartet werden, daß innerhalb t weniger Wochen nach Verabschiedung des Gesetzes alle Be⸗ ;

hörden sämtlicher Reichsverwaltungen von ihren Ministerien was der Schweiz venh sei.

1 Auf 8 zti eis nur der Wille der russ oder sonstigen Aufsichtsbehörden mit den nötigen Weisungen heik nicht virdicher

versehen und auch bereits alle Folgerungen aus dem Gesetz für jeden einzelnen Beamten gezogen werden. Sowohl die Einreihung der einzelnen Beamten in die Besoldun sgruppen wie auch die Festsetzung des Besoldungsdienstalters ist in zahl⸗ reichen Fällen mit Schwierigkeiten verbunden, die im Interesse der Beamtenschaft einer eingehenden Prüfung und sorgsamen Entscheidung bedürfen. Der Herr Reichssinanzminister legt größten Vert auf schnellste Durchführung des Besoldungsgesetzes und hat demgemäß, soweit seine Zuständigkeit gegeben ist, erneut Wei⸗

ragen. Kein Volk habe aber das Recht, den anderen die Revolution u predigen. Die russische Regierung stehe allem feindlich gegenüber,

Die 21 Moskauer Bedingungen seien ischen Regierung, die die Achtung der Mensch⸗

In der Nachmittagssitzung setzte der Nationalrat die Debatte

über neö der Handelsbeziehungen der Schweiz mit Sowjet⸗Rußland fort. 8 mm 1 8 führte aus, die russischen wirtschaftlichen Mißstände seien die Folge der Hungerblokade. Der Bundesrat Motta stellte nochmals fest, daß es jedem schweizerischen Kaufmann freistehe, auf eigene Gefahr

Kommunist Schneider

Der Baseler

. 2

mit Sowjet⸗Rußland Handel zu treiven.

Die Wiederaufnahme der Handels beziehungen

wurde hierauf vom Nationalrat mit allen gegen die sozialistischen

sung zu dessen sofortiger Ausführung erteilt. Im übrigen sind Stimmen abgelehnt.

aus einzelnen Kreisen Beschwerden darüber laut geworden, daß den Beamten übermäßig hohe Gehaltsabzüge für empfangene Vorschüsse gemacht würden. Soweit seitens einzelner Behörden nach dieser Richtung hin Maßnahmen getroffen sind, die sich

nicht mit den ergangenen Bestimmungen decken, wird unver⸗

8

züglich Abhilfe geschaffen werden.

Wie das Reichsamt für Arbeitsvermitklung mitteilt, gehen owohl dort wie auch bei dem Herrn Reichspräsidenten und ei dem Reichsarbeitsministerium zahlreiche Einzelgesuche um Nachweis von Arbeitsgelegenheit ein. Das Reichs⸗ mt für Arbeitsvermittlung macht darauf aufmerksam, daß das Amt ebensowenig wie das Reichsarbeitsministerium un⸗ mittelbare Arbeits⸗ und Se ausübt. Diese ollzieht sich vielmehr durch die Arbeitsnachweise. Die ein⸗ ehenden Gesuche werden an die zuständigen Arbeitsnachweise ezw. Landesarbeitsämter abgegeben. Den Stellungsuchenden wird daher im eigenen Interesse zur Vermeidung von Ver⸗ ögerungen empfohlen, sich mit ihrem zuständigen Arbeitsnach⸗ weise unmittelbar in Verbindung zu setzen. v

Wie der Reichskommissar für die besetzten rheinischen Gebiete mitteilt, hat die Interalliierte Rheinlands⸗ ommission keinen Einwand gegen die Wahlordnung für die Provinziallandtags⸗ und Kreistagswahlen rhoben. Die Wahlen können daher nach dem Gesetz, betreffend die Wahlen zu den Provinziallandtagen und Kreistagen, vom 5. Dezember 1920 (Pr. G⸗S. Nr. rheinischen Gebieten vonstatten gehen.

Großbritannien und Irland.

Die von der Arbeiterpartei und dem Gewerkschaftskongreß einberufene Arbeiterkonferenz zur Erörterung der Frage der Arbeitslosigkeit fand gestern unter Teilnahme von etwa 800 Delegierten statt. Die Konferenz beschloß laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“, die Regierung zu ver⸗ urteilen, da sie nicht rechtzeitig Maßnahmen zur Verhinderung der Arbeitslosigkeit ergriffen habe, und dem Premierminister dieses Urteil mit den Vorschlägen zur Beseitigung der Er⸗ werbslosigkeit (darunter Handel mit Rußland und den anderen Ländern des Kontinents) zu übersenden, sowie außer⸗ dem die Arbeiterpartei zu ersuchen, die Frage bei Eröffnung der neuen Tagung des Pe nehns aufzurollen, wenn die Re⸗ gierung in der Zwischenzeit keine befriedigenden Maßnahmen ergriffen habe. ie Konferenz vertagte sich auf den 23. Februar, um es den Gegwerkschaftsvollzugsausschüssen zu ermöglichen, die Ansichten ihrer Mitglieder einzuholen und über die Schritte Beschluß zu fassen, die notwendig sind, um die Annahme der Vorschläge zu sichern.

Frankreich.

Nach einer Havasmeldung ist die für gestern vormittag angesagte Sitzung der Pariser Konferenz, in der die Entwaffnungsfrage beraten werden sollte, auf den Nachmittag vertagt worden. Den ganzen Vormittag wurden Einzel⸗ beratungen über die Reparationsfrage geführt. Ueber die Nachmittagssitzung der Konferenz wurde Abends folgende amtliche Mitteilung ausgegeben; Die Konferenz ist in einen längeren Meinungsaustausch über die Reparationsfrage ein⸗ getreten und hat einem kleinen, aus einigen Mitgliedern be⸗ stehenden Ausschuß den Auftrag erteilt, die im Verlauf der Sitzung vertretenen Meinungen zusammenzufassen und einen ausgearbeiteten Text der Konferenz vorzulegen.

Der diplomatische Mitarbeiter der „Agence Havas“ meldet zu der gestrigen Sitzung der Konferenz:

Die Frage der Reparationen, die heute vormittag in privatem Gedankenaustausch von den Delegationen erörtert wurde, kam heute nachmittag von neuem in der Vollsitzung der Konferenz, die vier Stunden dauerte, zur Sprache. Die englische und die franzöͤsische Auffassung wurden nacheinander von Lloyd George und Briand vorgetragen. Beide Thesen sind einander ziemlich entgegengesetzt, da die Engländer die sofortige Festsetzung der gesamten Schuld Deutschlands verlangen, während Frankreich wünscht, daß erst die Abschätzung der Revparations⸗ kommission abgewartet werden soll. Jaspaͤr brachte schließlich einen Kompromißantrag ein, nach dem die Frage einem Aus⸗ schus überwiesen werden soll, der sich folgendermaßen zusammensetzt: Lord d'Abernon und Wortington Evans für England, Loucheur und Doumer für Frankreich, Jasvpar und Theunis für Belgien, d'Amellio und Gannini für Italien und Kengomori für Japan. Der Ausschuß wird morgen vormittag zusammentreten und einen Ausgleichs⸗ entwurf vorbereiten, der die heute nachmittag vorgebrachten An⸗ sichten zur Grundlage haben soll. Die Konferenz wird darauf neuer⸗ dings zusammentreten, um diesen Entwurf zu prüfen.

Der Bericht des Marschalls Foch in der Ent⸗ waffnungsfrage sieht obiger Quelle zufolge als 3 maßnahmen nicht nur die Besetzung neuen deutschen Gebietes, sondern auch die Verlängerung der Besetzung des Rheinlandes!

des „Wo

I 8 .egg und den

Friedensschlu

schwemmen des Landes mit russischen n Ge folge zu haben, denn der Durchg igshandel könne und müsse mit fehischen⸗ Kräften organisiert werden

nicht perhindern, den . Hih erscheine, fördern. Andererseits werde Finnland gewiß genau ontrollieren geführt würben, daß Mangel und Preissteigerung im eigenen Lande entstehen, und es werde ebenso darüber wachen, daß keine Waren an Rußland auf Kredit geliefert, sondern erst dann ausgeführt würden, nachdem vollgültige Bezahlung geleistet worden sei. Dies sei die einhellige Auffassung der Geschäftswelt im Lande. Finnland besitze um so größere Möglichkeit, eine wirksame Kontrolle auszuüben, als der Se dank den der Regierung durch ein besonderes Geßetz 5 ; erteilten guß

12 013) in den besetzten könne. rßeron

führte der Minister des Aeußeren Benesch zur Politik folgendes aus:

Deutschland wird heute

Friedens von St. 3 3 Deutschland selbst wird nicht daran gedacht. Wenn in gewissen Kreisen auf diese Möglichkeit wird,

88 Finnland.

Der Handelsminister Procopé äußerie nach einer Meldung schen Telegraphenbüros“ in einer Unterredung, daß ablehnendes Verhalten zur Grundsätzen, die in der Sowjet⸗ k gelten, in keiner Weise durch den finnisch⸗russischen verändert werde, und führte dann aus: Irgendein Verkehr im gewöhnlichen Sinne würde nicht statt⸗

8 entschieden

finden, wenn auch sicher angenommen werden könne, daß ein vor⸗ geschriebenermaßen kontrollierter Handel eröffnet werden würde. Wenn auch, wie anzunehmen sei, ein großer Teil des westeuropäischen Handels nach inl. den r

das in dieser Beziehung die größten Möglichkeiten darbiete, u. a. durch drei teils bereits angelegte, teils im Bau befindliche Frei⸗ häfen, so brauche dieser Umstand keine allzu große oder mannig⸗

Rußland über Finnland geben werde,

altige fremde Handelsvertretung in Finnland oder ein Ueber⸗ Handelsagenten im Ge⸗

Die Regierung werde die Aus⸗ uhr solcher Waren nach Rußland, die Finnland entbehren könne, sondern im Gegenteil in dem Maße, wie dies

daß aus Finnland nicht Waren in solcher Menge aus⸗

entlichen Vollmachten erfolgreich verhindert werden

] 8 . 82 FEMschecho⸗Slowakei. „In der gestrigen Sitzuug des Abgeordnetenhauses auswärtigen Bericht des „Wolffschen Telegraphenbüros“

wegen Oesterreichs Anschlusses an in Wirklichkeit gar nicht gestellt Die Bestimmung Fe

n

laut Die Frage

und kann nicht einmal gestellt werden. e 8 Germain läßt keine Abänderung zu.

6 für die Zukunft verwiesen so geschieht es vornehmlich in der Absicht, eine inter⸗

nationale Hilfe bnggase se. Auch das Dilemma Anschluß an

Deutschland oder Donauföderation entbehrt einer ernsten Grund⸗

lage. Die Absicht, auf uns oder andere Nachbarn einen Druck aus⸗ zuüben, läßt sich nicht verkennen. Für Südflawien und Rumänien kommt diese Idee nicht in Betracht, da beide vom ehemaligen Zentrum der österreichisch⸗ungarischen Monarchie zu weit entfernt sind. Und was die Tschecho⸗Slowakei betrifft, so steht es fest, daß sie mit überwiegender Mehrheit den Gedanken daran a priori ablehnt und sich mit allen zu Gebote stehenden Mitteln wider⸗ setzen würde. Uebrigens denke auch in Oesterreich, abgesehen von einigen wenigen Theoretikern, niemand daran. Aus Tra⸗ ditionen der Vorkriegszeit läßt sich erklären, daß diese Idee in gewissen französischen und englischen Kreisen hier und da Anksang findet. Doch steht fest, daß das 2neö auf diese Weise nicht gelöst werden kann. Das Problem Mitteleuropas, wie es während des Krieges geschaffen wurde, ist für die Tschecho⸗Slowakei von hervorragender Wichtigkeit. Bezüglich Deutschlands sagte der Minister, die Grundlage unserer Beziehungen zum Dentschen Reich sind die Friedensverträge. Auf dieser Basis haben sich bereits in den letzten zwei Jahren bestimmte Traditionen eines nachbarlichen Zusammenlebens herausgebildet. Es gibt zwischen uns keine Konflikte, und wir hoffen, daß dies auch in Zukunft nicht der Fall sein wird. Vor kurzer Zeit bestand in Deutschland eine gewisse Gefahr monarchistischer Umstürze, die vorüberging und gegen die wir uns entschieden zur Wehr gesetzt hätten. Wir müssen jedoch loyal fest⸗ stellen, daß unser wechselseitiges Vorgehen absolut forrekt ist. In Angelegenheit des bevorstehenden Plebiszits in Oberschlesien werden wir einfach die uns durch die Friedensverträge auferlegte Pflicht erfüllen. Im Geiste unserer demokratischen Politik wünschen wir von Herzen, daß das, was slawisch war, sflawisch bleibt. Wir hoffen auch, daß, die Erledigung der Plebiszit⸗ frage die wirtschaftlichen Interessen, die wir in Oberschlesien haben, nicht schädigt. Ueber das Verhältnis zu Ungarn sagte der Minister: Die Wiedereinsetzung des ehemaligen Kaisers Karl wäre für einige Nachbarstaaten Ungarns ein tatsächlicher und berechtigter casus belli. Die Einsetzung einer ausländischen Dynastie oder eines magvarischen Aristokraten scheint weder aktuell noch gut möglich. Aus der am 2. Februar 1920 gefaßten Entschließung der Botschafter⸗ konferenz geht hervor, daß die Rückkehr der habsburgischen Dynastie, in welcher Form und welcher . immer, auf irgendeinen Thron in Zentraleuropa ausgeschlossen ist, und daß sich dieses Veto nicht nur auf den ehemaligen Kaiser, sondern auch auf die anderen Mitglieder des Herrsc erhauses beziebt. Ohne uns einzumengen, können wir sagen, daß wir je nach der Art der Lösung der inneren Krise Ungarns auf sie reagieren werden. Wir geben der republikanischen Lösung den Vorzug vor jeder anderen. Dann könnte von einer rascheren und leichteren Annäherung, Freundschaft, Zu⸗ sammenarbeit eventuell auch Hilfe gesprochen werden. In Be⸗ sprechung des Verhältnisses zu Polen erklärte Dr. Benesch: Nach der Lösung des Teschener Konfliktes betrachtet die tschecho⸗slowakische Regierung, trotzdem sie die Lösung nicht befriedigt, den Konflikt mit Polen als definitiv gelöst und will systematisch eine Politik der Annäherung treiben. Unsere Politik gegenüber R u ßland ist die der Nichtinter⸗ vention. Es versteht sich, der gegenseitigen. . Kieden Wrangels denkt niemand mehr an eine Intervention. Die Lösung

Der Reichstag hat

des Problems muß den Russen allein überlassen werden. Man vena heute von eveniuellen bolschewistischen Angriff gegen seine Nachharn im Frühjahr. Unsere Republik wird sich mit äußerster Entschiedenheit gegen Angriffe auf unser Gebiet, von welcher Seite immer, stellen. Ganz objektiv genommen kann man schließen, daß die Politik der Nichtintervention vielleicht eine raschere Loöfung des bheutigen russischen Problems herbei⸗ führen wird. Daß das heutige Regime sich noch lange in der gegenwärtigen Form erhalten kann, ist überhaupt aus⸗ geschlossen. Unser Verhältnis zu Jugo⸗Slawien ist durch unseren Allianzvertrag und unser Uebereinkommen mit Rumänien oder mit anderen Worten durch die Politik der sogenannten Kleinen Entente gegeben. Aber das muß konstatiert werden, daß auch zwischen uns und Fhmänien keine größeren entgeg hhesechten Interessen besteben. Die Feststelung dieser Tatsache bekräftigt nur von neuem die olitik der sogenannten Kleinen Entente. Sie beweist, warum diese Pelitt sozusagen überhaupt eine internationale Notwendigkeit ist. Wir würden eine direkte Mitarbeit anderer Staaten hierbei wünschen. Vielleicht wird es dazu alsbald zwischen Polen und Rumänien und dann zwischen Polen und uns kommen. .“

echweden. Seee die im 1egs eg he. lossenen Verfassungsänderungen, wodurch u. a. die ee. das b politische Wahlrecht erhalten, und das Wahl⸗ recht nicht länger von der Steuerzahlung abhängig gemacht wird, endgültig bestätigt. 8 1“ Türkei. Die allijerten Kommissare in Konstantinopel mach Großwesir Mitteilung von der Einladung an die türkische Regierung, sich auf der am 21. Februar stattfindenden Konferenz des Obersten Rates in London vertrelen zu

lassen.

8

Griechenland.

Die griechische Regierung ist von den alliierten Mächten eingeladen worden, Vertreter zu der Londoner Kon⸗ ferenz des Obersten Rates zu entsenden. die Einladung angenommen. Die griechische Gesandtschaft in Paris läßt durch „Havas“ in kategorischer Form die aus türkischer Quelle stammende Nachricht dementieren, die griechische Armee habe in Kleinasien eine große Niederlage erlitten. Die offiziellen Berichte des griechischen Kommandanten in Klein⸗ asien stellten fest, daß die griechische Armee der Armee Kemals die schwerste Niederlage heigebracht habe. Nach dieser Nieder⸗ lage sei es dem Feinde für lange Zeit unmöglich gemacht, die Offensive zu ergreifen. 8 Amerika. *

Nach einer Meldung der „Agence Havas“ hat der Ge⸗ schäftsträger von Panama beim amerikanischen Staatsdepartement gegen die Beschlagnahme eines Panama gehörenden Gebiets zur Verteidigung der Kanalzone protestiert und e lärt, ein derartiger Schritt hätte erst nach einem Meinungsaustausch zwischen den beiden Regierungen erfolgen können. -

Der bolivianische Nationalkonvent hat Juan Baptista Saavedra zumm Präsidenten der Republit

gewählt. . .“ Asien. Im japanischen Oberhause tadelte der Vicomte Kato,

8„

wie die „Agence Havas“ meldet, die sibirische Politit der

Regierung und vertrat die Ansicht, daß die japanischen Truppen zu gleicher Zeit mit den amerikanischen Truppen hätten zurückgezogen werden müssen. Der Ministerpräsident erklärte, sobald eine enn cde⸗ russische Negierung gebildet worden sei, die die Sicherheit der japanischen Stagts⸗ angehörigen gewährleisten könne, würden die Truppen sofort zurückgezogen werden. ““

2

Statistik und Volkswirtschaft. Arbeitsstreitigkeiten.

Aus Beuthen wird dem „W. T. B.“ gemesdet: Vor einiger

Zeit waren zwei bei der Preußengrube in Miechowitz be⸗

schäftigte Assistenten wegen Veruntreuungen entlassen worden. Die

Verwaltung besetzte eine der freien Stellungen

mit einem ehemaligen deutschen Offizier, der nach

mehrjähriger Kriegsgefangenschaft in Rußland noch ohne Stellung

war. Hiergegen echo die Belegschaft Widerspruch. Ob⸗

gleich der englische Kreiskontrolleur den Protest als unberechtigt er⸗

klärte, hat die Belegschaft gestern morgen den Betrieb still⸗ gelegt und sich erneut an die Interallierte Kommission

in Oppeln gewandt. 1

Aus Bologna erfährt „W. T. B.“: Der Allgemein⸗ ausstand, der infolge der letzten Unruhen zwischen Sozialisten und Faszisten erklärt wurde, ist sowohl in Bolvgna wie auch in Modena vollkommen gescheitert. Die Arbeit wurde überall wieder aufgenommen. Die von den Behörden getroffenen Maßnahmen lassen hoffen, daß keine Zwischenfäͤlle nebr eintreten werden.

Kunst und Wissenschaft.

Zur Frage nach der Urheimat der Arier veröffent⸗ licht der bekannte schwedische Anthropologe und Direktor des Museums vaterländischer Altertümer zu Stockholm, Professor Dr. Montelius n der Frankfurter Wochenschrift „Die Umschau“ (1921 Nr. 9) einen Beitrag, der bemerkenswerte Auf⸗ schlüsse enthält. Geologen und Altertumsforscher haben gefunden, daß die ältesten Menschen in Europa nicht immer in enselben klimatischen Verhältnissen wie ihre Nachkommen gelebt haben. Nach mehreren Wechseln bvon Wärme und Kälte war es, 20 000

die Renntiere in Frankreich weideten, da Schneegrenze in den Pyrenäen wie in den Alpen viel tiefer als heute lag, und daß ganz Nordeuropa im Sommer wie im Winter mit unerhörten Mösegn von Eis und Schnee bedeckt war. Die skandinavischen Länder und das nördlichste Deutschland waren unbewohnbar, aber in Mitteleuropa . Horden von Menschen umher. N.

einmal wechselte das Klima. Die Macht der Kälte wurde ge⸗ brochen; die Schnee⸗ und Eismassen Eegeg an zu schmelzen. Norddeutschland wurde eisfrei, auch in Skandinavien og sich die Eisgrenze langsam zurück nach dem Norden. Der schwedische Geologe Gerard de Geer hat ezeig daß 15 000 Jahre vergangen sind, seitdem das Eis im st lichsten Schweden zu schmelzen anfing. Sobald das Land Se wurde, kamen Pflanzen und Tiere nach Skandinavien, und ihnen folgte der Mensch. Durch ein lang⸗ jähriges eingehendes Studium 7 die deutschen und fran⸗ zösischen Altertumsforscher die Kulturentwicklung in den Jahr⸗ kausenden, die der letzton Eiszeit gefolgt sind, kennen gelernt und mehrere Perioden derselben festgestellt. Die beiden ersten werden Aurignacien und Solutréen genannt. Es ist in höchstem Grade wahrscheinlich, daß die Aurignacien⸗Periode ungefähr der⸗ e Zeit entspricht, die für das Zurückziehen der Eisgrenze von

Nach der Niederlage

er alten Linie in Norddeutschland nach der Sübdküste von Schonen nötig war, und daß während der Solutréen⸗Periode Südschweden

b 8

machten dem

Die Regierung hat

die Einwanderung von 8889 der

Jahre vor dem Beginn 279 Heitrechnung, hier so kalt, daß je

eisfrei und bdewohnbar wurde. Die älte een Arbeiten, welche die Menschen in Schweden hinterlassen heeten sollten jokalic den Solutréen⸗Thpen in Mitteleuropa ähnlich sein. Dies ist, Professor Montelius berichtet, in der Tat der Fall. In Süd⸗ schweden hat man in der Nähe der Süd⸗ und der Westküste, die zuerst eisfrei wurden, mehrere „mandelförmige“ Feuerstein⸗Werk⸗ huge⸗ gefunden, die den in Mitteleuropa gefundenen Feuerstein⸗ Verkgeugen aus der Solutré⸗Periode vollständig gleich sind. Im lüdlichen und westlichen Skanbinavien kommen auch e aus Feuerstein vor, die von derselben Form sind wie französische Speerspitzen aus der Solutrézelt; diese Form kehrt ebensowenig wie die mandelförmigen Werkzeuge in den späteren Perioden wieder. Man at sotglich direkte Beweise dafür, daß Süd⸗ slandinabien schon in der Solutrégeit, ungefähr 15 000 Jahre vor unseren Tagen, bewohnt war. Die ersten Einwohner Skandi⸗ naviens müssen, da sie aus Mitteleuropa lamen, von derselben Rasse sein, die damals in Mitteleurvpa lebte, und man weiß, baß diese die unter dem Namen Aurignacier und Cro⸗Magnon bekannt geworden ist eine „dolichocephale“ Rasse war, d. h. verhältnismäßig langen Schädeln. an weiß auch, do viele tausend Fahre später eine „brachhcephale“ Fuc, d. 8 verhältnismäßig kurzen Schädeln, in Mitteleuropa vorkommt. Infolgedessen müssen die ersten Menschen, die nach Slkandinavien einwanderten, der dolichotephalen Rasse angehört haben. Die eben genannte brachyeephale Rasse ist wohl auch mehrere tausend Jahre nach der ersten Einwanderung in Skandinavien einge⸗ vrungen. Weil se vom Süden kam, ist es zu erwarten, daß die Kurzschädel verhaltnismäßig zahlreicher in Düänemark und Süd⸗ schweden als nördlicher auf der Halbinsel sein sollten. Dies wird auch durch die Funde vollständig estätigt. Als man im skandina⸗ vischen Norden aus der Zeit der Gangar ber. 3. Jahr⸗ vusend vor Chrift Geburt so gut erhaltene Schädel fand, daß sie gemessen werden konnten, erwies sich die Mehrzahl als ichocephal und nur die Minderzahl als brachycephal! in Däne⸗ urk und Schonen aber sind die Kurzschädel verhältn smäßig zahlreicher (26,2 %) als in Schweden nördlich von 16,6 % Alles, wes von der Vorzeit jetzt bekannt ist, nich Monteliu;, Ansicht dafür, Schweden unmitte bar nach dem fähr 15 000 Jahre vor unseren Tagen, dorthin gekommen sind. „Die Menschen, die in jenen fernen Zeiten nach Schweden einwanderten, waren keine Germemen. Damals gab es weder Germanen noch Kelten noch Elaven. Es lebten Europa nur die Vorfahren derjenigen Völker, die später unter diesen Namen bekannt geworden sind. Im Laufe der Jahr⸗ fausende wurden sie durch eine natürliche Differenzierung in i standinavischen Ländern und in Norddeutschland Ger⸗ anen, im Westen von Mitteleuropa Kelten, im Osten unseres Weltteils Slaven, wie die Ginwohner auf der Apenninenhalbinsel Italiker und auf der südlichen Balkanhalb⸗ insel Hellenen wi den. Die Sprachen aller dieser Völker wie dieler anderer in Europa und Asien lebenden sind so nahe miteinander verwandt, daß sie aus derselben Mutter⸗ serache entwickelt sein müssen. J ürscheinlich im großen und ganzen eine gemeinsame Ab⸗ amung. Daher werden alle diese Pölker mit einem gemein⸗ nen Namen bezeichnet? Arier. Man nennt sie auch Indo⸗ germanen oder richtiger Indoeuropäer. Weil sie in Asien ebenso we in Europa wohnen und seit den ältesten geschichtlich be⸗ kamntn Zeiten gewohnt haben, ist die Frage berechtigt: Sind die asiatischen Arier aus Europa oder die europäischen Arier aus Asien gekommen? Dieee Zage ist auf verschiedene Weise heantwortet worden. Logisch f rke Gründe für die eine oder die andere Ansicht sind jedoch keum angeführt worden. Die Ergebnisse der Forschungen über b Germanen nach Skandi⸗ navien beweise nach Montelius' Ansi ht, daß die Germanen zuropäischen Ursprungs sind. Sie entstammen der in Europa am Ende der Eiszeit lebenden dolichocephalen Rasse. Tmtelius hält es auch für im allerhöchsten Grade wahrscheinlich, dagecdie Kelten, die Slaven und die anderen in Europa

wie

eit spricht daß die ersten Vorfahren der

vnhnenden arischen Völler ebenalls europäischen

Uefprungs sind. ser Ansicht höchst wahrscheinlich, hnenden arischen Völter nmen sind. Die wichtigsten von 8 asiatischen Ariern en sich als Hetiter (oder Chettiter) in Kleinasien, als Luder und Perser in Iran und als Hinduer in Indien berühmt gemacht. Daß die drei letztgenannten Völker arische Sprachen gesprochen haben, war schon längst bekannt. Die neuesten Entdeckungen von hetitischen Schriftdenkmälern haben eine so große Aehnlichkeit mit arischen Sprachen in Europa auf⸗ weisen, daß die Hetiter ebenfalls als Arier betrachtet werden rsfen. Als eine Brücke zwischen Europa und Indien denkt sich vtontelius Kleinasien und Iran. Die Inder, die eine nahe rwandtschaft mit den iranischen Ariern. Medern und Per⸗ sen zeigen, sind nach den in ihren alten Echriften aufbewahrten b berlie erungen ein vom Nordwesten in Indien eingewandertes 1. sk. Die neuesten Untersuchungen haben zu dem Ergebnis ge⸗ fahrt, daß die Einwanderung der Arier in Indien stätestens einige Jahrtausende vor Chr. Geb. statt⸗ gefunden hat, viel früher, als man noch vor kurzem angenommen hatte. Ebenso muß nach den neuesten Untersuchungen, wie Montelius meint, das Auftreten der anderen arischen Völker in ihren geschichtlich bekannten Wohnsitzen als viel früher angesetzt werden, als man bisher dachte. In Italien kennt man jetzt die verschiedenen Perioden von der neolithischen bis zur klassischen Zeit, und dort ist gar kein Grund, irgend einen anderen Bevölkerungswechsel anzunehmen als den von den Griechen im Süden, von den Etruskern in den mittleren und nördlichen Gegenden der Halbinsel und von den Galliern in Norditalien verurfachten. Alle diese Völker sind viel später nach IFtelien gekommen ls die Umbrer, Latiner und anderen arischen Italiker, die weni stens bösn in der neolithischen Zeit auf der Apenninen⸗Halbinsel seßhaft waren. Auch in Briechen⸗ land kann man in den älteren keinen Bevölke⸗ rungswechsel bemerken. Wohl ist man der Ansicht gewesen, daß die dorische Wanderung die ersten Hellenen nach Griechen⸗ land geführt habe. Dies bann aber deshalb nicht richtig sein, weil die borische Wanderung keine Einwanderung eines neuen Volkes in Griecher land war; es handelte sich nur um wechselnde Wohnsitze eines schon vorher in Griechenland lebenden Volkes. Ales spricht nach Montelius; Ansicht dafür, daß die pellenischen Stämme seit der jüngeren Steinzeit in Hellas gewohnt haben. Früh im 2. Jahrtausend vor Chr. sind freilich Fremde nach diesem Lande gelommen, welche die „mykenische“ Kultur mtt⸗ brachten. Die große Mehrzahl der Bevölkerumng bildeten jedoch ir mer die Hellenen, ganz wie die e der Bevölkerung ir heutigen Frankreich gallisch war auch na der Ankunft der eine höhere Kultur mitbringenden Römer. Es gibt wohl in Griechenland Ortsnamen, die als Beweise für eine vor den Hellenen dort lebende Urbevölkerung betrachtet worden sind. Nan scheint aber nicht in Betracht gezogen zu haben, daß diese Namen freilich un hellenisch find, aber nicht var heilenisch sein müssen. Mon hat nicht daran gedacht, daß sie aus der myke⸗ nischen Fen stammen, von den damals in Griechenland Lebenden errühren könnten. 1 Das Ergebnis seiner hneerfzungen fabt Montelius dahin busemmen, daß die Vorfahren der Germanen unmittelbar nach em Ende der letzten Eiszeit gus Mitkeleuxopa in das standina⸗ bische Gebiet itszewander! sind, daß sie, wie die üͤbrigen damals in Mittel⸗ und Nordeurova herumstreifenden Mensen der 1 dn in der Aurignacien⸗Persode nachgewiesenen dolichocephalen Rosse angehörten. daß die Vorfahren der Germanen folglich europäischen Ursprungs sind, daß alles, was wir kennen, dafuͤr spricht, daß auch die anderen Arier europälschen Ursprungs sind, und daß die Urheimat dar Arier Mitteleuropa war.

Alles, was man jetzt weiß, macht es nach daß die in Asien aus Europa e⸗

Speerspitzen

Die 9; Akademie der Wissenschaften bielt am 20. Januar eine Gesam tsitzung, in der Herr Stumpf über die hinterlassene Abhandlung des Herrn Erd⸗ mann (†): „Die philosophischen Grund agen von Helmholtz“ Wahrnehmungstheorie, kritisch er⸗ läutert“, berichtete. Die Abhandlung unterscheidet drei Reihen philosophischer Grundgedanken bei Helmholtz; erkenntnistheoretische, pipchologische und logische. Die erste Gruppe enthält seine Lehre über die Sinnesempfindungen als Zeichen äußerer, in sich selbst unbekannter Obiekte und vom Kausalgesetz als einem regulativen, durch den Erfolg immer mehr erhärteten Prinsip des Denkens (dessen Apriorität Helmholtz festhält, aber in seinem Sinne umdeutet), ferner seine dem Empirismus angenäherte Deutung der arithmetischen und geometrischen Axiome. logische Gruppe umfaßt Helmholtz' Scheidung eines passiven und eines aktiven Wahrnehmungsbestandes und seine empiriftische Raum⸗ theorie. Die dritte Gruppe seine Deutung der Assoziationsvorgänge als unbewußter Schlüsse. Kritische Erläuterungen werden im Verlauf der Darste ung und am Schluß eingefügt. Die Grundgedanken aber sind Pen sse Serfasers vnseht Faich Eegenrnäͤrts 8n99 —, Zorgelegt wurden „Wilhelm von Humboldts Gesammelt Schriften“ 13. Bd. (Berlin 1920.) 1 719 8

Gefundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Dem Reichsgesundheitsamt ist der Aushr. uch der Maul⸗

und Klauenseuche vom Schlachtviehhofe j r 25. Januar 1921 gemeldet. ““ nberg am

8 Iiteratnr. ö preußische Verfassung, erläutert von Dr.

8 6“

Schonen

Ende der letzten Eiszeit, unge⸗

damals in

Auch die Völker selbst haben

Die

Alois Vogels, Regierungsassessor, Hilfsarbeiter im preußi⸗ schen Ministerium des Innern. V und 196 Seiten. Berlin, Verlag von Franz Vahlen. Geb. 20 ℳ. Kaum zwei Monate sind ver⸗ gangen, seit dem die preußische Landesversammlung nach fast zwei⸗ jährigem Bestehen ihre vornehmliche Aufgabe, die Schaffung der neuen preußischen Heriassung zu Ende geführt hat, und schon liegt die erste eingehendere Erläuterung ihrer Bestimmungen vor. Nach⸗ dem die neue Reichsverfassung mit der Demokratisierung des gesamten Staatslebens zugleich die zentralistische Grundlage an Stelle der bisherigen föderalistischen geschaffen hat, ohne jedoch fumn Aufgeben ber Einzelstaatsgebilde als elbständiger Persönlich⸗ eiten und Träger staatlicher Funktionen fortzuschreiten, ordnet die neue preußische erfassung den Aufbau und die Stellung der obersten Staat organe und einzelne Aufgaben der Staatsgewalt in Preußen. Im Gegensatze zu der Verfassungzurkunde vom 81. Januar 1850 sieht davon ab, die Stellung des Einzelnen egenüber der Stactsgewalt zu regeln. Sogenannte Freiheits⸗ oder rundrechte, wie sie in der Verfaffung von 1850 behandelt sind, finden sich in der neuen preußischen Lerfasfung nicht Uen uf⸗

zühlung war auch entbehrlich, nachdem die Reichsverfassung vom 11. August 1919 in ihrem zreiten Hauptteil diesen Gegenstand eingehend behandelt hat. Mit der neuen Reichsverfassung zu⸗ sammen bildet die preußische Verfassung vom 30. November 1920 die Grundlage des gesamten öffentlichen Rechts⸗ und Staatslebens in Preußen. Sich mit ihren Bestimmungen vertraut zu machen, ist deshalb ebenso wie eine gründliche Informierung über den Inhalt der nenen Reichsverfassung Pflicht aller Staatsbürger, besonders derjenigen, die im öffentlichen Leben stehen. In dem vorliegenden Buche bietet dessen Verfasser einen diesem Bedürf⸗ nis entgegenkommenden Kommentar zur preußischen Verfassung vom 90. November 1920. nachdem er in einer Einleitung die Ent⸗ stehung des neuen Rechts aus den revolutionären Umbildungen und den Beratungen und Beschlüssen der Landesversammlung dar⸗ gestellt und einen Ueberblick über den Inhalt des Grundgesetzes ge⸗ geben hat. Tie Erläuterungen beginnen bei den einzelnen Artikeln mit kurzen Hinweisen auf die entsprechenden Bestimmungen des seeeFr preußischen und des neuen Reichsverfassungzrechts, die as Hineinfinden in die Gedonkengänge des neuen Rechtes er⸗ leichtern und den Zusammenhang zeigen, der zwischen den Be⸗ stimmungen der beiden preußischen Ver assungen und zwischen der neuen Börss ang einerseit; und der Reichsverfafsung andererseits häufiger besteht, als man bei flüchtigem Zusehen annehmen möchte. Bei Erläuterung des Inhalts der neuen Verfassungsbestimmungen

hat der Verfasser sich nicht auf die übliche Verwertung der Gesetzes⸗

materialien beschränkt. sondern unter Heranziebung der Ergebnisse der Staatslehre die Zweifelsfragen zu lösen gerucht. Die Verfassung des Freistaate; Preußen, mit:

Einleitung, Nebengesetzen und ausführlibem Sachregister herauz⸗

gegeben von Geheimem Justigrat. Dr. Ed. Heilfron. 86 Seiten. Verlag von J. Bensheimer, Mannheim. Im ersten Teile dieser Schrift gibt Heilfron einen Ueberblick über die Ge⸗ schichte der preußischen Staatzverfassungen und daran anschließend eine übersichtliche, zusammenfossende Darstelluig der Grundzüge der neuen Verfassung vom 30. November 1920. die das Verständnis dieses Varfassungswerks erleichtert. Der zwe⸗ Teil enthält den Wortlaut der nenen Verfassung Preußens un den inzwischen mit einigen nicht erheblichen Aenderungen von der Landesversamm⸗ lung angenommenen Entwurf eines Gesetzes über die Wahlen zum preußischen Landtag nebst der Wahlkreiseinteilung und der dem Gesetzentwurf beigegebenen Begründung.

Der preußische Verfassungskampf vor hun⸗ dert Jahren. Von Professor Dr. Paul Haake, Privadozenten an der Universität Berlin. VII und 126 Seiten. ünchen und Berlin, Verlag von R. Oldenbourg. Geh. 12 ℳ. Fet ein halbes Jahrhundert ist verstrichen, seitdem der erste Ver assungs. vn in Preußen (1815—1823) von Heinrich von Treitschke im 29. Bande der Preußischen Jahrbücher geschildert wurde. Wäh⸗ rend der letzten fünfzig Jahre ist dann kaum eine zweite Epoche der preußischen Geschichte so gewissenhaft durchforscht worden wie das Zeitalter der Reform, der Freiheitskriege, der beginnenden Reaktion und Restauration, der goerlsbader Beschlüsse. Im 26., 28. 99., 30. und 92. Bande der „Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte“ hat Professor Haake in den Jahren 1913 bis 1919 eine Aufsatzreihe „König Friedrich Wilhelm III., Hordenberg und die preußische Verfassungsfrage“, im 27. Bande einen ergänzenden Beitrag über die Errichtung des preußischen Staatsrats im März 1817“ veröffentlicht und in seinem Buche „Johann Peter Friedrich Ancillon und Kronprinz Friedrich Wil⸗ helm IV. von Preußen“, das 1920 als 42. Band der von der Schriftleitung der „Historist en Zeitschrift“ herausgegebenen „Historischen Bibliothek“ erschtie in einem besonderen Kavitel die beiden Männer „im Kampfe um das Verfassungsversprechen vom 22. Mai 1815“ geschildert, und es war seine Absicht, diese auf lang⸗ jährigen Studien im Geheimen Staatarchiv zu Berlin und in Hausarchiv des vormaligen Königshauses zu Charlottenburg be⸗ ruhenden Publikationen zu einem erschöpfenden Werke über „Har⸗ denbergs preußische Reichsstände“ umzuarbeiten und zu erweitern. Doch fand er hierfür keinen Verleger. weil. wie ihm bedeutet wurde, es jetzt nicht an der Zeit sei. wissenschaftliche Werke von größerem Umfang herauszugeben. So muß man denn mit der vorliegenden kürzeren Darstellung des Verfassungskampfes vor hundert Jahren fürlieb nehmen. Aber auch das hier Gebotene ist eine wertvolle Arbeit, die in großen Zaͤgen ein fesselndes Bild jenes Kampfes entwirft. Auch vor hundert Jahren war „Freiheit und Gleichheit!“ die Losung im preußishen Verfassungskampfe. Damalz strebten nohh nist. wie einiee Fahrzehnte später, das Bürgertem und, wie im beginnenden zwanztaften Jahrhundert, die fozialististzen Arbeiter nach Macht. sondern kieinere Gruypen vöne straffe Organisation standen sich gegenüber. Haake schildert in seinem Buche zunächst die treibenden und die bemmenden Kräfte bei diesem vorgeblichen Kampfe um eine konstitutionelle Monarchie, vor allem Friedeich Wilhelms III. Persönlichteit. Steins refor⸗ matorische Tätigkeit und Hardenbergs politische Anschauungen, dann

aber auch die 44½ am Alten hängende Art der „konservativen“ Alt⸗ preußen Yorck und Marwitz. Den Mittelpunkt der Darstellung

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Die psycho⸗

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wahlen 1 verordneten in den 20 Berliner Verwaltungsbezirken für gülfig erklärt⸗

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bildet der Kampf um die Verwirklichung des Verfassu versprechens, das 1 dem am 22. Mai Tarss EE 8. Juli den Preußen bekanntgegebenen Edikt Friedrich Wil⸗ helms III. enthalten war. Hardenberg vollendete vekauntlich die Steinsche Reform, indem er für die Durchführung der bürger⸗ lichen Rechtsgleichheit und für die Beseitigung der wirtschaftlichen Schranken sorgte; doch gelang es ihm nicht, die Reichsstäinde einzu⸗ führen. Haake zeigt nun, wie Hardenberg bis zu seinem Tode die Einberufung von Reichsständen kömpfte, aber alle seine mühungen an der Verständnislosigkeit des Königs für die Forde⸗ rungen der Zeit scheiterten. Bei der Beurteilung der sich be⸗ kämpsenden Parteien hat sich Haake strenger Objektivität befleißigt. in Buch „trägt dazu bei, die sich häufig widersprechenden einungen über die Gründe des Scheiterns der Verfassungsresorm vor hundert Jahren zu klären. Die damaglige Zeit hat mit der Gegenwart viele Sensepnnkte. und so dürfte die erste zu⸗ sammenfassende Darstellung des preußischen Versassungskampses vor hundert Jahren nicht nur vom Historiker, sondern auch von weiteren Kreisen mit lebhaftem Interesse aufgenommen werden.

b Theater und Mufik.

Im Opernhau se wird morgen, Sonnabend, „Tiefland“, mit den Damen Heckmann⸗Bettendorf, Escher, Ernesti, Guszalewicz, von Scheele⸗Müller und den Herren Krauz, Wiedemann als Gast. Stock, Habich und Philipp besetzt, aufgeführt. Musikalischer Leiter ist Olto Urack. Anfang 7 Uhr.

Im Schauspielhause wird morgen „König Richard III.“ mit Fritz Kortner in der Titelrolle wiederholt. .

Mannigfaltiges.

Auf der Tagesordnung der gestrigen Sitzung der Groß Berliner Stadtvexordneten stand zunächst die Beratung eines Antrags der Stadtv. Roeder und Genossen dahin⸗ gehend, Zucker und die zwangsweise bewirtschafteten Lebensmittel ohne Ausnahme den Kleinhändlern zur Verteilung zu überweisen. Nach langer Aussprache wurde der Antrag durch Ab⸗ abgelehnt. Nach rascher Erledigung einer Reihe von Vor⸗ agen ohne allgemeines Interesse ging die Versammlung zur Beratung der ohnungsluxus⸗ steuer in der Stadt Berlin über. Der vorberatende Ausschuß empfahl die Annahme seiner Beschlüsse mit folgender Entschließung: „Der Magistrat wird ersucht, 1. die aus der Wohnungsluxussteuer aufkommenden Erträge lediglich für Zwecke der Wohnungsfürsorge zu ver⸗ wenden und durch die aus dieser Steuer aufkommenden Erträge Neubauten nur zu fördern: a) wenn die Kosten der Bauausführung auf das unvermeidliche Mindestmaß beschränkt werden, b) menn die fertigen Banten dauernd im Eigentum öffentlicher oder gemein⸗ nütziger Stellen verbleiben, oder wenn durch eine wirksame Kontrolle solcher Stellen Sicherbeit gegen spefulative Verwertung gewöhrleistet ist; 2. bei der Reichsregkerung auf eine Erweiteru ng des Rechts der Gemeinde zur Wohnungsbeschlag⸗ nahme, zur Zwangseinguartierung und zur Zwangs⸗ ausquartierung hinzuwirken. Zu der Vorlage wurden zahl⸗ reiche Anträge von den einzelnen Gruppen der Versammlung gestellt. Die Aussprache darüber dehnte sich bis zum Schluß der Sitzung aus und wurde dann auf die nächste Sitzung vertagt.

„Der Bezirkzausschuß Berlin, hat, wie „W. T. B berichtet, gestein nach mehrstündiger, eingehender Beratung unter dem Vorsitz des räsidenten Wagner auf eine Klage der Deutschen Volkspartei gegen die Berliner Stadtverordnetenversammlung, in der die Gültigkeit der Berliner Stadtverordnetenmahl usw. ange⸗ fechten worden ist, die Berliner Stadtverordneten⸗ für ungültig, dagegen die Wahlen der Bezirks⸗

Ordnung für eine

Die Kosten wurden zu 1⁄0 den Klägern und zu 9160 der beklagten Stadtverordnetenversammlung auferlegt. Das Stieitobjekt wurde auf 5000 bemessen. Die Berliner Stadtverordnetenversammlung wird gegen dieses Erkenntnis sofort Berufung an das Oberver. waltungsgericht einlegen.

„Im Wissenschaftlichen Theater der „Urania⸗ wird am nächsten Sonntag und am Sonnabend, den 5. Februnr, Ahbends, der Vortrag „Von San Remo nach Florenz“ gehalten. Am Montag und Donnerstag wird Maximilian Niedzielski seinen Vortrag „Winterzauber“ noch einmal wiederholen. Am Dienstag wird Otto Hach, ein geborener Schlesier und gründlicher Kenner seiner bedrohten und hedürftigen Heimat, einen Vortrag mit Lichtbildern über „Oberschlesien, Land und Leute“ halten und am Freitag noch einmal wiederholen. Am Mittwoch wird der Schrirsteller Ewald Schild aus Wien über „Moderne Probleme der Biologme“ sprechen und unter anderen Tagestragen hesonders auch das

roblem der Verjüngung behandeln. Im Hörsaal werden nach⸗ olgende Vorträge gehalten Montag, Abends 8 Uhr, Geheimer Rat Professor Dr. Spies: „FElektrochemie“; Dienstag (6 Uhr), Dr. Potonié: „Die Kohle und ihre Verwandten“, Uhr, Dr. Meißner: „Wie sieht es in unserem Körder aus?“; Mittwoch (6 Uhr), Dr. Meißner: „Gesundheitspflege im Haushalt“, 8 Uhr, Professor Berndt: „Das Problem der Geschlechtlichkeit“; Donnerstag (5 ½ Uhr), Dr. Potonis: „Wie entstand die märkische Erde 2 8 Uhr, Stanislaus Zentzpizki: „Der Skeleton“; Freitag (6 Uhr). Profeffor Dr. Keßner: . heIrredesünn und Gefügeaufbau der Metalle und Legierungen“; Sonnabend (8 Uhr), Professor Dr. Donath: „Wärmewirkungen des elektrischen Stroms“.

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In der Treptower Sternwarte finden in den nächsten Tagen folgende Film⸗ und Lichtbildervorträge statt: Sonntag, Nach⸗ aittags 3 Uhr: „Das malerische Indien“ (farbige Lichtbilder und Filme), 5 Uhr: „Mit Ozeandampfer von Bremen nach New Vork“ (Filme’, Abends 7Uhr: „Bewohnbarkeit der Welten“ (Lichtbildervertrag); Dienstag, Abends 7 Uhr: „Unser Wissen von den Sternenwelten“ (Lichtbildewortrag des Direksors Dr. Archenhold): Mittmwoch. Abends Uhr: „Die moderne drabtlose Telegraphie unter besonderer Be rüͤcksichtigung der Großfunkenstationen. (Vortrag mit zadlreiche Erperimenten und Filmen des Oberingenteurs Nairz); Sonnabend den 5. Februar. Nachmitfags 5 Uhr; „Walrosse, Eishären und Alke (Filme). Mit dem großen Fernrohr werden bei klarem Wetter von 2 his 7 Uhr die Venus, von 7 his 10 Uhr der Orionnebel beobachtet Fhaheepe durch das astronomische Museum finden täglich von 2 Uhr Nachmittags bis 8 Uhr Abends statt.

Duishurg, 27. Januar. (W. T. B.) Auf der Zeche Westend, in 88bce . Neiderich erfolgte heute auf der sechsten Sehle ein nener Gebirgsbruch, nachdem dort schon am 7. Januar durch Zusammenbruch einer schüttet worden waren. Die Zahl der verschütteten Berg⸗ leute steht noch nicht sest, wahrscheinlich sind es elf. Die Rettungsarbeiten sind sofort in Angriff genommen worden.

Erfurt. 27. Januar. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Am 26. Januar, 1 Uhr 40 Minuten Nachmittags, stieß der Per⸗ sonenzug 615 nach Sangerhausen dei der Blockstelle En am Güterbahnhof Erfurt mit einem einfabrenden Güterzug zusammen Durch Eindrüchen der Stirn eines

ersonenwagens wurden 14 Personen verle ht. Mehrere Lagen sind entgleist und deschädigt. Ursache des Unealls ist das Ueberfahren des Halt zeigenden Blockfignals durch den Personem ug. Die Strecke ist eingleisig. Der durch den Unfall unterbrochene Ver⸗ kehr nach Sangerhausen wurde an demselhen Tage wieder aufgenomühen, Die Verletzungen sind teils erheblich, aber nicht lebensgefährlich und

Strecke sechs Bergleute ver⸗

bestehen hauptsächlich in Quetschungen und Brüchen der Gliedmaßen. Die Schwerverletzten wurden sofort nach dem ee.his

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