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munalabgaben einschätzbare Reinertrag der Teutoburger⸗ Wald⸗Eisenbahn⸗Gesellschaft in Gütersloh aus dem Betriebsjahre 1919/1920 332 500 ℳ beträgt. Münster (Westf.), den 4. Februar 1921. Der Eisenbahnkommissar. J. V.: Gerstberger.
Bekanntmachung. 8
Gemäß § 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (Gesetzsamml. S. 152) wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß aus dem Betriebe der auf preußischem Ge⸗ biete belegenen Strecken der Lübeck⸗Büchener Eisen⸗
bahn⸗Gesellschaft in Lübeck im Betriebsjahr 1919 ein
kommunalsteuerpflichtiger Reinertrag von 501 912,10 ℳ erzielt worden ist. Münster (Westf.), den 4. Februar 1921. .“ Der Eisenbahnkommissar. J. V.: Gerstberger.
8
Bekanntmachung.
Gemäß 8 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (G.⸗S. S. 152) wird bekanntgemacht, daß für das Steuer⸗ en 1920 das kommunalabgabepflichtige Reineinkommen
er Eisenbahn aus dem Betriebsjahr 1919 auf 113 200 gesetzt worden ist. 8
Berlin, den 4.
Reinickendorf⸗Liebenwalde⸗Groß Schönebecker
Februar 1921. 8
Der Eisenbahnkommissar. J. V.: Dr. Amebhung.
Bekanntmachung.
Dem Bäckermeister Fritz Piesch, Bäckerstraße 12, ist auf Grund der Bekanntmachung des Stellvertreters des Reichskanzlers vom 23. September 1915 — RGBl. S. 603 —, betreffend Fern⸗ haltung unzuverlässiger Personen vom Handel, der Handel mit Backwaren vom 24. Januar 1921 ab untersagt worden.
Brandenburg, den 21. Januar 1921.
Die Polizeiverwaltung. J. A. Radusch.
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 12 der Preußischen Gesetzsammlung enthält unter
Nr. 12 050 das Gesetz über das Diensteinkommen der un⸗ mittelbaren Staatsbeamten (Beamtendiensteinkommensgesetz), vom 17. Dezember 1920, unter
Nr. 12051 das Gesetz über die Versorgungsbezüge der zum 1. April 1920 oder zu einem früheren Zeitpunkt in den Ruhestand versetzten unmittelbaren Staatsbeamten, ihrer Hinter⸗ bliebenen und der Hinterbliebenen der vor dem 1. April 1920 verstorbenen Beamten (Beamtenaltruhegehaltsgesetz), vom 17. Dezember 1920, unter
Nr. 12 052 das Gesetz, betreffend die Gewährung von Not⸗ zuschlägen zu den gesetzlichen Kinderbeihilfen und die Gewährung des vollen Ortszuschlags an die nichtplanmäßigen Beamten und Volksschullehrversonen, vom 18. Dezember 1920, unter
Nr. 12 053 das Gesetz über eine Aenderung a) des Beamtendiensteinkommensgesetzes vom 17. Dezember 1920, b) des Gesetzes, betreffend die Gewährung von Notzuschlägen zu den gesetzlichen Kinderbeihilfen und zu den Ortszuschlägen der nichtplanmäßigen Beamten und Volksschullehrpersonen, vom 18. Dezember 1920, vom 14. Januar 1921, und unter
Nr. 12 054 das Gesetz, betreffend Erweiterung des S kreises Neisse, vom 13. Januar 1921. 8
8 Berlin NW. 40, den 5. Februar 1921. Gesetzsammlungsamt. Krüer.
Deutsches Reich.
Die vereinigten Ausschüsse des Reichsrats für Volkswirt⸗ schaft und für Rechtspflege hielten heute eine Sitzung.
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Der bisherige polnische Geschäftsträger Gesandter Szebeko ist von hier abberufen worden. Die Geschäfte der Gesandtschaft führt bis auf weiteres der Legationsrat Dr. Wysocki.
Der bisherige tschecho⸗slowakische Geschäftsträger Körner ist von hier abberufen worden. Die Geschäfte der Gesandt⸗ . führt bis auf weiteres der Ministerresident Milos Lobr. —
8
Der Reichskommissar für das besetzte rheinische Gebiet hat gegen den Inhalt gewisser neuerer Verordnungen der interalliierten Rheinlandskommission bei dieser Einspruch erhoben. Es handelt sich dem „Wolffschen Tele⸗ graphenbüro“ zufolge vornehmlich um Verordnungen über die Bestandsaunfnahme der Hilfsmittel für militärische Zwecke, über Vereine und Unterrichtsanstalten, über die Strafbarkeit von Ver⸗ suchen und Teilnahme bei Zuwiderhandlungen gegen Befehle und Ausweisungen und über Leistungen des Deutschen Reichs nach Artikel 8 des Rheinlandabkommens. Da die Rheinlands⸗ kommission diese Einsprüche abgelehnt oder noch nicht Stellung dazu genommen hat, hat sich nunmehr der Reichskommissar erneut an die Rheinlandskommission gewandt und nachdrück⸗ liche Vorstellungen erhoben. Er hat in längerer mündlicher Auseinandersetzung mit der Kommission beantragt, daß die einzelnen Verordnungen nochmals zum Gegenstand einer ge⸗ meinsamen Erörterung und Nachprüsung gemacht werden. Außerdem hat er seinen früheren Antrag wiederholt, ihm vor Erlaß von Verordnungen Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben.
Das Reichsverkehrsministerium hat unter dem 18. Na⸗
ar 1921 einige Aenderungen der Eisenbahnverkehrs⸗
ordnung vorgenommen. Das Nähere geht aus der Bekannt⸗ machung in Nr. 8 des Reichs⸗Gesetzblatts hervoor.
“ 88 „ 1A1“ 1““ Der Ministerpräfident ist Sonntag nacht von der Kon⸗
ferenz der Ministerpräsidenten zurückgekehrt, die die Reichs⸗
regierung auf den 5. Februar nach Berlin eingeladen halte.
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Die Konferenz die unter dem Vorsitz des Reichskanzlers tagte, beschäftigte sich bekanntlich mit der Haltung, welche die Reichsregierung der Pariser Note der alliierten Mächte gegenüber einzunehmen hat. Das Votum des bayerischen Minister⸗ präfidenten war nach einer amtlichen, von „Wolffs Pelegraphen⸗ büro“ verbreiteten Mitteilung, entsprechend seinem Antrage durch den Beschluß des Ministerrats und der Führer der Koalitions⸗ parteien vom letzten Freitag festgelegt. Da über diese Vor⸗ schläge eine Einigung nicht erzielt werden konnte, berief der Ministerpräsident auf Montag nachmittag eine neue Minister⸗ ratssitzung, die indessen wegen dienstlicher Abwesenheit eines Kabinettsmitglieds auf heute vormittag verschoben werden mußte. In dieser Sitzung wird der Ministerpräsident über den Verlauf der Berliner Verhandlungen berichten und das Gesamt⸗ ministerium zu neuerlicher Beschlußfassung veranlassen.
nternationale Elbekommission, die einen Entwurf der künftigen Elbeakte ausarbeitet, hat in den letzten Tagen verschiedene Sitzungen abgehalten. Dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zu olge wurden die Bestimmungen über die Benutzung der Häfen, iber die Bauten und über die Abgaben erörtert. Ferner wurde in eine Besprechung der Frage eingetreten, welche Schiffahrtspapiere für die Elbe⸗ schiffahrt gefordert werden sollen. Unter Hinzuziehung von Zollsachverständigen wurden alsdann alle Zollfragen durch⸗ gesprochen. Die letzten Verhandlungen drehten sich um die Aufrechterhaltung der Sondergerichtsbarkeit für die Elbschiff⸗ fahrt (bisherige Elbeschiffahrtsgerichte). Voraussichtlich wird die jetzige Tagung bereits am 8. Februar ihr Ende erreichen.
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Geestern vormittag hat im Bundeskanzleramt unter dem Vorsitz des Präsidenten Dr. Beck und im Beisein des Bundeskanzlers Dr. Mayr die konstituierende Sitzung der Ersparungskommission stattgefunden. Der Bundes⸗ kanzler, der die Mitglieder der Kommission begrüßte, sagte dabei laut Bericht des „Wolffschen Telegraphenbüros“:
Die Arbeit der Kommission werde seiner Ueberzeugung nach den ersten Schritt zur Wiederaufrichtung der österreichischen Staats⸗ wirtschaft im Sinne der Selbsthilfe bedeuten. Ihr oberster Zweck sei erstellung des Sheite ric t⸗ zwischen Ein⸗ nahmen und Ausgaben im Bundeshaushalte. Die erste Aufgabe der Kommission sei eine allgemeine Verwaltungs⸗ reform, im besonderen die Durchführung von Ersparungen im Staatshaushalte und in den einzelnen Ressorts, wobei auch die Frage des Beamtenabbaues zu behandeln sein werde. Die zweite Gruppe werde die Reform der staatlichen Betriebe sein. Als dritte Gruppe müsse die Lßsung des Währungs⸗ problems ins Auge gefaßt werden, welches unbedingt fremder Hilfe bedürfe. Der Bundeskanzler versicherte, daß die Regierung an dem als notwendig Erkannten zäh weiterarbeiten werde.
Der Präsident Dr. Beck führte u. a. aus:
Die Kommissien werde sich eingehend mit dem St. Germainer Vertrage befassen, um die Summe der Oesterreich auferlegten Verpflichtungen festzustellen, die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit auf⸗ zuzeigen und so der Regierung einen völlig objektiven Ausgangspunkt für die Verhandlungen mit der Reparationskommission zu geben. Auch die einzelnen durch den St. Germainer Vertrag geschaffenen oder auf ihn zurückzuführenden Einrichtungen und ihre wirt⸗ schaftlichen Folgen werde die Kommifsigan in Betracht zu ziehen haben, worunter er insbesondere die verschieꝛdenen Kommissionen und die Wehrmacht Oesterreichs hervorheben möchte. Jedermann ohne Ausnahme müsse arbeiten und sparen. Wenn auf diese Weise Oester⸗ reich selbst Hand ans Werk zu seiner Rettung lege, so würde das der verstärkte Appell an das Gewissen derjenigen sein, die moralisch und völkerrechtlich verpflichtet wären, aber auch ein eigenes Interesse daran hätten, mitzuwirken, daß das Volk Oesterreichs als Kulturelement der Völkergemeinschaft erhalten bleibe. Darum begrüße er die Aus⸗ sicht auf die Mitwirkung von Vertretern der Reparationskommission im Schoße der Ersparungskommission.
Großbritannien und Irland.
Nach einer Reutermeldung ist der Termin für die Londoner Konferenz, auf der die Neparationsfrage be⸗ Flenr werden soll, nunmehr auf den 1. März festgesetzt worden.
— Der „Daily Herald“ bringt unter der Ueberschrift „Rußland zur Unterzeichnung bereit’ einen Bericht seines Moskauer Korrespondenten über die von Tschitscherin bereits an Curzon telegraphierte Antwort der russischen Räteregierung auf den Entwurf zum russisch⸗englischen Handelsabkommen. Danach ist Rußland zur Unterzeichnung des Abkommens bereit unter gewissen Bedingungen: Die besonderen Garantien gegen Propaganda und Aktionen in gewissen Ländern sollen gegenseitig sein. Beide Parteien kommen überein, die Unab⸗ hängigkeit und Integrität Persiens, Afghanistans und des Ge⸗ biets der türkischen Nationalisten zu respektieren. Außerdem soll England es unterlassen, in oben genannten Ländern ebenso wie in den Ländern, die einen Teil des früheren russischen Reiches bildeten und jetzt unabhängige Staaten geworden sind, irgendeine feindliche Aktion gegen Räterußland zu unterstützen,
und sich nicht in die Beziehungen Räterußlands mit anderen
Ländern einmischen. In der Note wird dem Wunsch Ausdruck gegeben, eine wirklich solide Grundlage für freundschaftliche Be⸗ ziehungen zu schaffen und den Frieden im Osten zustande⸗ Die Note leugnet die Entsendung von russischen
ruppen nach Kleinasien und die Veranstaltung der Revolution
in Buchara.
— Das Kriegsministerium hat dem „Daily Expreß” zu⸗ folge Vorbereitungen zur schnellen Räumung von Mesopo⸗ tamien getroffen. Einige Bataillone haben schon Befehl er⸗ halten, nach Indien zurückzukehren. .
„— Im einer in Sheffield gehaltenen Rede erklärte Lord Robert Cecil, man würde Deutschland nicht gestatten, mit Waren die Reparation zu leisten. Wenn Deutschland die Reparation in Form von Fertigwaren mache, wodurch Arbeitslosigkeit in England erzeugt würde, so wäre der Erfolg der, daß England die deutsche Reparation bezahlte. Deutsch⸗ land müsse an England Rohstoffe liefern, die es von anderen Ländern im Austausch gegen Fertigwaren erhalte.
Frankreich.
Der Ministerpräsident Briand empfing gestern den französischen Botschafter in Berlin Charles Laurent.
— Die Reparationskommission ist dem „Temps“ zu⸗ falge von der Botschafterkonferenz beauftragt worden, die Aus⸗ ührung des Abschnitts IX des Friedensvertrages von Versailles, also der Artikel 248 bis 263, durchzuführen.
Nach einer weiteren Meldung des Blattes hat die Re⸗ parationskommission, nachdem sie wiederholt die verschiedenen alliierten und assoziterten Regierungen aufgefordert hatte, die
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Liste der Schäden zwecks Festsetzung der Beträge der 8 schen Schuld, die am 1 Mai zu zahlen sind, ihr einzureiher nunmehr aufs neue in diesem Sinne Vorstellungen erhate Die Reparationskommission hat den 12. Februar als h äußersten Termin zur Beibringung der Unterlagen bestimnt
Rußland.
Nach einer Meldung des „Wolffschen. Telegraphenbürne⸗ sind zwischen Leni d Trotzki bezüglich des Vertragg mit England Dissskenzen entstanden. Lenin ist ein q⸗ hänger, Trotzki ein Gegner der Unterzeichnung des Vertraga Der Gegensatz zeige sich auch auf dem Gebiet der Beziehunge zu den Gewerkschaftsverbänden.
— Eine amtliche Meldung besagt, daß in der Nachhem schaft von Turkestan Tscherbakom und andere weiß⸗ gardistische Generale sowie die Atamane Annenkon und Dakow mit Unterstützung der Engländer von neuen Truppen gegen Turkestan sammeln. 1
— Eine neue Kund gebung der Regierung a dl Gouvernements⸗ und Kreiskomitees beschäftigt sich mit de⸗ Mangel an Heizmaterial der neuerbings dro henden Un⸗ fang annehme, den Bahnverkehr lahmlege, die Einfuhr 8 Nahrungsmitteln verzögere und zur Kürzung der Ratien zwinge. In den naͤchsten zwei Monaten müsse die „ daher ihre ganze Kraft auf die Versorgung der Eisenbagna mit Heizmaterial vereinigen. Vom erfolgreichen Verlauf de Holzbereitstellung und Anfuhr hänge die
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Ausführung e Planes für den Wiederaufbau der Pdestre und des Trog⸗ portwesens und die Anfuhr von Brot zu den Verbreuch zentren für das ganze laufende Jahr ab. Bis zum 1. Jenu sei ein Fünftel des Holzes angefahren worden, das laut An
trag des Verteidigungsrats angefahren werden sollte.
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“ Italien. Der Minister des Aeußeren Graf Sforza besprach gesen im Senat die Ergebnisse der Pariser Konferenz. La- Bericht des „Wolffschen Telegraphenbüros“ sagte er:
Für die Festsetzung der Ziffern hinsichtlich der Reparntione müsse man zwei Punkten Rechnung tragen: dem Betrage der Shal⸗ und der Zahlungsfähigkeit. Deutschlands. Die Zahlungsfähigtet Deutschlands sei schwierig festzustellen, denn die deutsche Regiem unterlasse es aus erklärlichen Gründen, sie bekanntzugeben. ( Hauptsächlich fehle es an Statistiken auf wirtschaftlichem Gehie aber das genüge nicht, um die Erscheinung zu verbergen, die kägli deutlicher werde, nämlich ein charakteristischer und interessonm
Gegensatz zwischen der wirtschaftlichen und der finanziellen Lage. Dashth 3
erstere zeige das Bestreben zur alten Blüte des Reichs, die lezter verschlechtere sich beständig und lasse die beunruhigendste Krisis vornms sehen. Die Pariser Konferenz, fuhr Sforza fort, habe den Haich der Brüsseler Sachverständigen geprüft und einen volsständze Zahlungsplan vorgelegt. Wenn man den gegenwärtigen Zäuftn Deutschlands nicht habe außer acht lassen dürfen, so habe man doh auch seinen zukünftigen Verhältnissen Rechnung tragen müssen, und bi Konferenz wünschte, daß die Bezahlung in unmittelbarer Beziebung i dem wachsenden Wohlstande Deutschlands stände. Sforza erinnertedane daß der Plan von Boulogne eine Bezahlung von 269 Mill iarden God mark vorgesehen habe, während der Pariser Plan 226 Milliarden God mark vorsehe, außerdem die Abtretung von 12 vH des Wertcz de Ausfuhr. Sforza erklärte, daß es sich nicht um eine Steuer bude denn als man von einer Steuer gesprochen, habe die italieniste Delegation Widerspruch erhoben, denn eine Steuer würde die deutsche Ausfuhr beeinträchtigen und den wirtschaftlichen Wiederanan Deutschlands verzögern. Es handele sich in Wirklichkeit un ze teilweise Abtretung der Auslandsguthaben, die den deusche Ausfuhrkaufleuten gehören, die von ihrer Regierung schädigt werden sollen. Auf diese Weise seien die Alüetga unmittelbar daran interessiert, daß Deutschland wieder ein machtvellg wirtschaftlicher Faktor der Weltwirtschaft werde. Wenn man London zu einer Uebereinkunft gelange, so würde die begonnene Alben zu glücklichen Ergebnissen geführt haben. Sforza fügte hinzu, dʒ die Konferenz die Besatzungskosten auf 240 Millionen Gel mark herabgesetzt habe, in denen auf italienischen Vorschzag die gest für die militärischen Kontrollkommissionen, für die interalliierte Rlen landkommission, für die Volksabstimmungskommissionen und andereein geschlossen seien. Nachdem Sforza noch die Entschlüsse über die Ab rüstung und die Anerkennung der baltijst Staaten erwähnt hatte, kam er auf die österreibische Frage zu sprechen und sagte, er habe der Konferenz vorgeschlage das österreichische Problem als international zu betrachten 1nd 1 durch internationale Mittel zu lösen. Die Konferenz habe den La schlag 1275 angenommen. Die Organisation zur Unterstützug Oesterreichs solle im Laufe des Februar gebildet werden. Er glalte daß die italienischen, Ss ds, en französischen und amerikanische Bankengruppen die Wichtigkeit, sich daran zu beteiligen, reifen werden. Hinsichtlich der türkischen Frage Ut forza die unmittelbare Fühlungnahme mit der Regierung ue Angora, denn Italien wünsche die schnelle Wiederherstellung ke Friedens im Orient. Sforza schloß mit der Bemerkung, er begmit das Gefühl der Ermüdung und der Skepsis der Bevölkerungen gele über Konferenzen, die aufeinander folgen, ohne Spuren merllihe Besserung zu hinterlassen, aber man müsse anerkennen, daß eine ner politische Ordnung nur schrittweise hergestellt werden könne. Imse hin gehe es rasch vorwärts zu einer Atmosphäre der Toleranz un der Zusammenarbeit. 8 Die Rede Sforzsns wurde, wie die „Agenzia Stefm meldet, mit größter Au merkfamkeit angehört und mit gußes Beifall aufgenommen.
Schweiz.
Der Bundesrat hat gestern zur Frage des Durz transportes der für das Abstimmungsgebiet Wilne bestimmten Völkerbundstruppen Stellung genomna und ist, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, zu 99 Schlusse gekommen, daß die Schweiz grundsätzlich in leme Falle verpflichtet ist, den Turchtransport zuzulassen. Cie wenig kann von der Schweiz grundsätzlich verlangt werden daß sie die Völkerbundstruppen unter keinen Umständen durg läßt. Die Schweiz geht bei der Entscheidung darüber, ob f dee durchzulassen sind oder nicht, von eing rein internen Gesichtspunkte aus. Im vorliegenden Fa kam der Bundesrat zu dem Entschlusse, das Gesuch, die Durchführung der Volksabstimmung nach Wilna zu an Fer Völkerbundstruppen durch die Schweiz durchzulase abzulehnen. 1
Der Bundesrat hat die Beschlüsse der vereinigten dan kommission des National⸗ und des Ständerats über eine 2 übergehende Aenderung des Zolltarifs und Besch ränkue der Wareneinfuhr genehmigt und beschlossen, sich den an trägen der Mehrheit der Kommission auf Beschränkung 1 Ermächtigung, betreffend die Wareneinsuhr bis zum 30. 29 1922 und der Zollerhöhung bis zum 30. Juni 1923, Cle schließen. 3
10. 97
— Die Völkerbundsversammlung hatte am üiigg zember beschlossen, eine Internationale Organisatt für Hygiene zu schaffen und zu diesem Zwecke zunächt ℳ Internationale Amt für Hygiene in Paris unter die Lon des Völkerbunds zu stellen. Die vorbereitenden Maßnasng sollen noch vor April 1921 getroffen sein, da in diesem Mo
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winer
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ieden von Ssvres zerschlagen werden soll: Arabien,
nareß des Internationalen Amtes für Hygiene rr sr 88 Generatsekretär des Völkerbundes ist nun ind Steegman vom britischen Gesundheitsamt, der im dr. Jahr als Vermittler zwischen dem Völkerbund, dem en Inlen Amt für Hygiene und dem englischen Gesund⸗ mt tätig war, wegen Uebernahme der erforderlichen schen Vorarbeiten herangetreten.
vö1““ Türkei. 11“ ö Reutermeldung zufolge hat — pha Kemal der zuerst gefordert hatte, formell zur Londoner eingeladen zu werden, nunmehr beschlossen, eine r London zu senden. Im Gegensatz e
8
ha, renz gation nach
geuternachricht meldet die „Morning Post“, die kemalisti
rung habe, unter dem Drucke von Moskau von ihrem ben, Delegierte zur Londoner Konferenz zu entsenden,
hen.
Die nationalistis chen Blätter veröffentlichen dem „Temps“ Manifest an das Volk von Anatolien, in z heißt: Wir verlangen einen neuen Frieden, der unsere bängigkeit sicherstellt. Wenn Griechenland auf seine Er⸗ naspolitik verzichtet, wollen wir mit ihm freundschaftliche hungen unterhalten. v
1 Amerika.
111“ das amerikanische Staatsdepartement teilt amtlich daß der amerikanische Kommissar in Berlin nicht htigt worden ist, Verhandlungen mit Deutschland eiten. Das Staatsdepartement stellt auch in Abrede, daß ommissar versucht habe, Besprechungen über die Frage gerhandlungen zwecks Herbeiführung eines Sonderfriedens deutschland einzuleiten.
Dem Beispiele des Repräsentantenhauses folgend, hat amerikanische Senat, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ , zum zweiten Male gegen das Veto Wilsons die Ent⸗ zung angenommen, in der die Herabsetzung des Heeres 75 600 Mann gefordert wird.
Nach einer Havasmeldung aus Mexiko wurde das gdes Erzbischofs von Mexiko durch eine Bomben⸗ psion zerstört. Der Erzbischof hatte sich kürzlich in Predigt gegen den Bolschewismus gewandt. 4
Statistik und Volkswirtschaft.
Arbeitsstreitigkeiten. u“ 8
der Ausstand der Buchdrucker im Saargebiet W. T. B.“ zufolge weiter. Auch die Buchbinder und karbeiter haben sich ihm angeschlossen. Da auch die Buch⸗ t der sozialistischen „Volksstimme“ feiern, erscheinen im ganzen rgebiet keine Zeitungen. ö111“
die Türkei nach dem Friedensschluß. Dieses h behandelte in seinem Vortrage in der Februarsitzung der llschaft für Erdkunde der Berliner Landesgeologe ssor Dr. Fliegel. Der Vortragende schilderte an der von ntworfenen Karte, in welcher Weise das türkische Reich 19,. eso⸗ ien, Palästina und Syrien werden den Türken genommen, im werden Armenien und Kurdistan als selbständige neue Staaten ent. Auf der europäischen Seite des Bosporus soll sich henland in Thrazien bis fast unter die Mauern von antinopel vorschieben, sodaß nur die Hauptstadt selbst, freilich ner ständigen „internationalen“ Garnison, übrig bleibt. An der ste kommt das Gebiet um Smyrna in weitem Umkreise griechische Verwaltung; Italien hält den Südwesten bis hin holf von Adalia und landeinwärts bis Konia als Einflußzone, trich in gleicher Weise das sich nach Osten anschließende gebiet Eilicien. An der Küste des Schwarzen Meeres wird das Kohlenbecken von Heraklea als italienische Zone ggeschnitten. Auf solche Art ist das Türkische Reich nicht auf Kleinasien beschränkt, sondern es bleiben ihm von diesem, Kernlande, nur das Innere und der Nordwesten und Norden selbst der nicht vollständig. Die ganze Südküste und der keil der Westküste gerät unter fremde Herrschaft, wobei es sch kaum einen Unterschied ausmacht, ob die abgetrennten Landes⸗ als Einflußzonen einzelner Ententestaaten oder als autonome en bezeichnet werden. Beachtet man, daß sich die Amputierung großer Landesteile und Provinzen keineswegs auf gemischtsprachige ebeschränkt, sondern urtürkisches Gebiet, wie vor allem das et Konia mitumfaßt, so hat man den Eindruck, daß die restlose leng der Türkei nur deshalb nicht vorgenommen werden konnte, Rußland bei der Teilung notgedrungen ausfallen mußte. kürkische Regierung sitzt in Konstantinopel, die nationalistische aregierung Kemal Pa as hat sich im Herzen Nordanatoliens, gora, aufgetan. Es wird abzuwarten sein, welche Aenderungen genüber der neuen Länderteilung durchzusetzen vermag, und Aenderungen sich etwa daraus ergeben werden, daß Griechen⸗ neuerdings das Vertrauen der Entente nicht mehr zu besitzen So jedenfalls ist der Geist von Sevres. — Der bense hat während der drei letzten Kriegsjahre eenste des türkischen. Kriegsministeriums — in Be⸗ ang von Bergassessor Wencker, später zusammen mit Dr. Seitz — binth Reisen auf selbst gewählten Reisewegen im ganzen Lande, 8 ich aber in dem der Türkei jetzt verbliebenen Teile von d zur Untersuchung und Begutachtnng der nutzbaren Lager⸗ es Landes ausgeführt. Er bat dabei besonders die sonst kaum Fren besuchten inneren Teile des Landes kennen gesernt und wer zugängliche Pontische Küstengebirge mehrfach gequert. Auf er dabei gewonnenen Kenntnisse schilderte er unter Vor⸗ zahlreicher Lichtbilder den wirtschaftlichen Zustand a als eine Funktion von Boden und Klima: Das ganze nen wird beherrscht von dem Gegensatz zwischen hoch 9 jentral und peripher. Anatolien ist ein Hochland, von etwa naestlerer Erhebung, das von der See durch hohe Küsten⸗ orden und im Süden geschieden ist. Zugleich ist es in erchefrt durch zahlreiche 88öo1 die dem Hochlande auf⸗ h. einen. Die auf diese Weise gebildeteu Senken des Innern 188 nur zum Teil zum Meere, große Flächen sind abflußlos; ” die zentralen Gebiete durch die rückwärts schreitende
a allmählich in nach dem Meere entwässernde periphere 8 ergebgewendelt. Aus diesen topographischen Verhält⸗ aeibs sich ein schroffer klimatischer und damit wirt⸗ em Gegensatz zwischen dem Küstengebirge im Norden tigkeit neren Hochlande. Die Seewinde geben ihre süfit, im Küstengebirge ab; das Innere ist trocken, die een betragen hier in weiten Flächen unter 200 mm im 8 88 so schwerer ins Gewicht fällt, als sie im wesent⸗ snerg scderbst und im Winter fallen. Vier Monate des 1 ” völlig trocken, heiße Tage werden von kalten Nächten as Küft Winter sind außerordentlich kalt. Dementsprechend , Küstengebirge zwar üppige Laub⸗ und Nadelwälder: die der Lorbeer und der Feigenbaum gedeihen an
has. n Platane, viger Fchwarzmeerküste, und bei Trapezunt reift die Orange elhanm racht, während die Pinie, die Zypresse und besonders en dage mehr Charakterbäume der Westküste sind. Im Landes⸗ en die 8 ist alles kahl. Nur schlanke italienische Pappeln be⸗ gen da Quellen, und füinene Obstgärten und Rebenpflanzungen
wo durch künstliche Bewässerung der Ungunst der natür⸗
Regierung.
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lichen Verhältnisse entgegengewirkt ist. Von Kulturpflanzen aber treten zu dem überall behmüschen Weizen⸗ und Gerstenhon im den niederschlagsreichen Gebieten des Nordens besonders der Mais und Tabaf hinzu. Die Bewirtschaftung steckt fast noch im Urzustande: der Boden wird mit dem Hakenpflug, wie er schon vor dem Ein⸗ dringen der Türken im Lande heimisch war, nur eben geritzt, nicht ge⸗ pflügt, das Getreide mit dem Dreschschlitten, einer mit Feuer⸗ steinsplittern besetzten, von Büffeln oder Ochsen gezogenen hölzernen Tafel, zerschnitten und entkörnt und im Winde geworfelt, wie schon die Bibel es schildert. Dem Transport dienen zweirädrige Karren mit auf der Achse befestigten vollen Scheibenrädern; in einzelnen Teilen des Pontischen Küstengebirges kennt man selbst diese Karren nicht und die Ernte wird auf Schlitten eingebracht, die über den Felsboden hingeschleift werden. Bei so primitiven Wirtschafts⸗ formen Wund dem Mangel jeder Düngung sind die Erträge der Felder an Weizen und Gerste staunenswert groß und es drückt sich darin der natürliche Reichtum des noch unver⸗ brauchten Bodens an mineralischen Pflanzennährstoffen aus. Welche Kulturwerte ersten Ranges die Anatolische und die Bagdad⸗ bahn sind, zeigt so recht die Entwicklung, die der Ackerbau im Bereich der Bahn durch die Einführung moderner Wirtschaftsgeräte und Methoden und andererseits durch die Schaffung künstlicher Bewässe⸗ rung zu nehmen begonnen hatte. — So groß im Landesinnern auch die nicht kulturfähigen, weil abflußlosen und daher versalzenen ebenen e-. und die kahlen, steinigen Gebirgszüge sind, ist doch kultur⸗ ähiges Land genug vorhanden, um selbst eine um vieles zahlreichere Bevölkerung zu ernähren. Es besteht also ein arges Mißverhältn is zwischen der kulturfähigen Bodenfläche und der Bevölkerungszahl. Anatolien ist menschenleer, der Boden aber ist der natürliche Reichtum des Landes. Ihn nutzbar zu machen mit Hilfe einer weisen Be⸗ völkerungspolitik, ist die erste Friedensaufgabe jeder türkischen
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Bei der Durchführung der kürzlich ausgeschriebenen Hafer⸗
umlage haben sich Schwierigkeiten ergeben, indem in einzelnen Gegenden Bedenken gegen die Höhe der dem Einzelnen zur Lieferung auferlegten Menge erhoben worden sind und allgemein darauf hin⸗ gewiesen wird, daß die Landwirte damit gerechnet hätten, den von ihnen angebauten Hafer in ihren Betrieben unbeschränkt verfüttern zu dürfen. Den Schwierigkeiten soll dadurch ve werden, daß, einem Beschluß des Haushaltsausschusses des Reichstags entsprechend, den Landwirten, die 50 vH ihres Liefersolls erfüllt ee für die weitere Lieferung Mais oder Maiskleie zu einem dem Hafer entsprechenden 8 zur Verfügung gestellt werden. In Verbindung mit diesen
aßnahmen ist dieser Tage eine Verordnung ergangen, die im An⸗ schluß an die bereits vor längerer Zeit bekanntgegebenen Richtlinien vorsieht, daß Landwirte, die ihrer Lieferungspflicht nicht nachkommen, das Dreifache des Haferpreises an die öffentliche Hand zu zahlen haben; bei nachweislichem Unverschulden kann die höhere Verwaltungs⸗ behörde die Zahlung nachlassen. (W. T. B.)
Theater und Musik.
Im Opernhause findet morgen, Mittwoch, das VI. Syms⸗ phoniekonzert der Kapelle der Staatsover unter der Leitung des Kapellmeisters Wilhelm Furtwängler (Anfang 7 ½ Uhr) statt. Das Mittagskonzert hierzu beginnt um 12 Uhr. g
Im Schauspielhause wird morgen „Torquato Tasso“, mit Lothar Müthel in der Titelrolle, wiederholt. Anfang 7 Uhr.
Im Komödienhaus wird die Reihe der Aufführungen des Schwankes „Die Sache mit Lola“ unterbrochen werden, um Max Pallenberg Gelegenheit zu geben, in dieser Spielzeit noch eine neue Rolle zu spielen. Die Direktoren Meinhard und Bernauer haben für diesen Zweck ein dreiaktiges Lustspiel von Hans Saßmann: „Das weiße
ämmchen“, erworben, das am kommenden Sonnabend zum ersten Male aufgeführt werden wird.
Die Deutsche Brahms⸗Gesellschaft wird in der Zeit vom 6. bis 9. Juni d. J. in Wiesbaden ihr 4. Brahms⸗ Fest veranstalten. Die musikalische Oberleitung liegt in den Händen
von Wilhelm Furtwängler.
Konzerte.
Das IV. Symphoniekonzert der Großen Volks⸗ oper fand im Blüthnersaal statt; als Ausübende wirkten das Blüthnerorchester, unter der Leitung von Paul Schein⸗ pflug, und Arnold Földesy mit. Wer Scheinpflugs Vor⸗ liebe far leuchtende Farben und temperamentvolle Werke kennt, konnte darauf gespannt sein, wie er sich mit der IV. Symphonie in E⸗Moll von Brahms abfinden würde, einem Werk, dessen Grund⸗ stimmung einerseits gramvolle Entsagung und andererseits kraftvolles Aufbäumen gegen das Leid widerspiegelt. Aus der Eigentümlichkeit dieser sich scheinbar widersprechenden Grundelemente ergibt sich die Tatfache, daß es nur wenigen Dirigenten gelingt, diese Musik zu einem großzügigen Ganzen zusammenzufassen. Scheinpflug hatte sich ersichtlich mit Inbrunst in die nicht leicht zugängliche Sprache dieser tiefgründigen Schöpfung versenkt, so daß er eine geradezu monumental wirkende Aufführung zustande brachte, die seiner Vielseitigkeit ein glänzendes Zeugnis ausstellte und ihn als einen ausgezeichneten Brahms⸗Interpreten er⸗ kennen ließ. Des weiteren gab es als Erstaufführung ein rerzvolles Zwischenspiel aus Webers komischer Oper „Die drei Pintos“, das von Gustav Mahler nach Entwürfen des Komponisten ausgeführt worden ist, und Scheinpflugs Ouvertüre zu einem Lustspiel von Shakespeare, die infolge ihrer zündenden Thematik und in leuchtenden Farben gehaltenen Instrumentation dem di WIS Kompo⸗ nisten begeisterten Begzall der zahlreichen Zuhörerschaft eintrug. Auch der mitwirkende Celloömeister Arnold Földesy wurde infolge seines seelen⸗ und temperamentvollen Vortrags und seiner bewunderns⸗ werten Technik lebhaft gefeiert. — In demselben Saale führte in einem volkstümlichen Symphoniekonzert des Blüthnerorchesters Selmar Meyrowitz außer Werken von Beethoven und Grieg 2 Ertels symphonische Dichtung He und Leander“ auf. Das arbenprächtige Werk brachte dem Dirigenten und dem anwesenden Komponisten lebhaften Erfolg. Der Konzertmeister Nicolas Lambinon spielte Mendelssohns Violinkonzert und erwies sich damit wieder als ein Geiger von bervorragenden Eigenschaften. — Ein Karl Kämpf⸗Abend im Beethovensaal wurde mit des Komponisten vor etwa Jahresfrist an dieser Stelle gewürdigten Pathetischen Sonate (Op. 62) mit ihren schönen Themen und klar⸗ gegliederten Sätzen eröffnet. Das Werk erfuhr durch Hermann Hopf (Cello) und Hertha er (Klavier) eine ausgezeichnete Wiedergabe und fand beim Publikum freudige Aufnabme. Max Kaplick sang hierauf mit quellender Stimme eine Auswahl Kämpfscher Lieder, feinsinnig und temperamentvoll vom Komponisten am Flügel bezw. unterstützt. Vor allem gefielen der „Reisebecher“, „Altes Haus“ und „Ganz so wie Du“. In der Mitte des Programms standen Stimmungsbilder für Harmonium: „Die heiligen drei Brunnen bei Trafoi“, „Im Schloßbof der Alhambra“, „Sonnenuntergang am Strande von Hiddensee“, „Gnomenspuk“, die vom Komponisten am Harmonium mit zarten Registrierfeinheiten wicdergegeben wurden. Kein Wunder, daß sie beim Publikum besonders liebevolles Verständnis fanden. Den Schluß bildete eine Violinsonate (Op. 23), ein Stüg von jugendlicher Inspiration, in der vorzüglichen Ausführung durch Nicolas Lambinon und die obengenannte Pianistin Hertha Bergholtz, die bereits in der Cellosonate gediegenes Können und anerkennenswerte mustkalische Initiative bekundet hatte und ersichtlich mit den Kämpfschen Werken innig vertraut ist. Auch diese Sonate fand wohlverdiente beifällige Aufnahme. Karl Kämpf erwies sich in allen diesen Werken als ein vollgültiger Musiker. In ihm vereinigen sich jugendfrisches Musikantentum, Phantasie, Gemüt und Gestaltungskraft; für Naturstimmungen aller Art besitzt er eine feine Witterung. Obwohl entschiedener Fortschrittler, bekennt er sich
und „Mittagsglück“, die von
offenbar zu keiner der bekannten Berliner, Wiener oder Münchener Komponistengruppen, er ist weder Straußianer noch Regerianer oder gar Schönbergianer, sondern geht unbekümmert eigene Wege. — Georg Fnlenkan vi. it⸗ der sich in demselben Saal hören ließ, ist einer der erfolgreich strebenden Schüler von Willy Heß. Alles, was ein Geiger an Technik, Ton und Musikalität braucht, be⸗ sitzt er schon in hohem Maße. Persönlichkeit wird sich mit zu⸗ nehmender Reife auch einstellen; vorläufig hat man noch häufig bei schweren Stellen das Gefühl, daß er noch nicht über der Sache steht. Aber auch dieses wird sich mit der Zunahme der Sicherheit auf dem Griffbrett bald beheben. An seinem Konzertabend im Beethovensaal hörte man eine Nardini⸗Sonate (D⸗Dur) und außer der Chaconne von Bach und Stücken von Cui, Sarasate und Hubay das allgemach beliebt werdende, schöne Konzert von Dvokak. Hierin fordert man vom Interpreten vor allem flavisches Temperament, möglichst freies Spiel mit wirkungsvollem Rubato. Einem deutschen, vöe empfindenden Musiker, wie Kulen⸗ kampff⸗Post, liegt es nicht recht, obgleich er das Technische voll⸗ kommen beherrscht. An einem Sonatenabend, den er einige Tage später im Bechsteinsaal gab, konnte er sich in der II. Brahms⸗ Sonate und einer solchen für Violine allein in Cis⸗Moll (Erstaufführung) des Pianisten Wilbelm Kempff, deren stellenweise Schönheit und Originalität ihre Schwierigkeiten nicht aufwiegt, in besserem Lichte zeigen. Am ersten Abend war Manfred Gurlitt der Begleiter, der nur durch zeitweises Arpeggie das geübte Ohr störte. Am Sonaten⸗ abend hatte sich der Geiger mit der Pianistin Gisela Springer verbündet, die dann in Brahms' Walzer Op. 39 und Juons Coprijccio Op. 26 auch solistisch ihre Kunst entfaltete. — Elste Mendel⸗Oberüber spielte im Verein mit Anna von Gabain im Harmoniumsaal die Kreutzersonate Beethovens in nur unvollkommener Weise. Ihre Kgeer n erfreute vorher mit einer schönen Wiedergabe der Dur⸗ Phantasie von Schumann. — Günther Homann war an seinem Klavierabend im Klindworth⸗Scharwenka⸗ saal gut aufgelegt, sodaß es eine b war, Beethovens Sonate, Op. 31 Nr. 3, deren flüssige Technik vorteilhaft zum Aus⸗ druck kam, von ihm gespielt zu hören. Das war musikalisches Erleben, die Technik war da nur Mittel zum Zweck. — Else Léonie lUlrich ließ sich tkm Blüthnersaal mit Klavierwerken von Friedemann Bach, Taver Scharwenka und Liszt hören. Ihr Spiel ist technisch gut gerüstet, aber ohne jedes Versenken in den Geist der Werke, so daß die Künstlerin spielt, ohne den Zuhörer zu erwärmen. Ihr Forte ist stellenweise sehr hart, und die Pedalbehandlung läßt noch mitunter zu wünschen übrig. — Maria Marco, eine kleine Geigerin von erstaunlicher Reife und ge⸗ sundem Musikempfinden, lernte man im Bechsteinsaal kennen. Krastvoll packt sie den Bogen, um mit robuster Tongebung, leider auch etwas mechanisch, ihr Programm abzu⸗ wickeln. Sie ist ein starkes, aber noch ganz ruheloses Talent. Trotz aller überhetzten Tempi muß man ihr doch die Fähigkeit, das Gespielte musikalisch zu erfassen, zuerkennen, die ihr sicher unter der Führung ihres tüchtigen Lehrmeisters Sevéik den Weg in eine gute Zukunft weisen wird. Elisabeth Lenard, die am Flügel saß, erwies sich ebenfalls als tüchtig, ist aber auch voll Unrast. — Im Beethoven⸗ saal wurde man in die Zeit einer Teresa Carreno verfetzt durch das eindringliche, schlackenfreie und absolut musikalische Spiel der Ftansht Ella Pancera. Was sie bot, war Kunst in Vollendung. CThopin und Schumann wurden unter ihren Händen zum Erlebnis. — Zwei anspruchslosere Konzerte seien hier noch kurz erwähnt: ein Abend, den der geschätzte Cellist Anton Hekking und Hertha Dehmlow mit, ihrer Kunst des Vortrags, aber nicht mehr intakten Stimme im Schubertsaal gaben, und ein Konzert des Neuen Berliner Lautenchors (einer Vereinigung von etwa 20 gesangsbeflissenen Damen) unter der Leitung von Leo Gollanin, das in demselben Saale stattfand. Der neue Chor erfüllte leider nicht die Hoffnungen, zu denen er nach seinem vor⸗ jährigen Auftreten im Schillersaal zu berechtigen schien. — Felicitas Köhn⸗Willimek (Sopran) und Margarete Böhme⸗ Heidenreich (Mezzosopran) veranstatteten im Klindworth⸗ Scharwenkasaal einen Lieder⸗ und Duett⸗Abend. Beide Sängerinnen führten gutes Material und gediegenes Können ins Treffen und vereinigten beides in Duetten von Schumann, Brahms und Hans Hermann zu schöner Gesamtwirkung. In den Einzel⸗ gesängen setzte sich die Sopranistin für Neuheiten von Unger Gwei gehaltvolle Volkslieder) und Garina ein. Von letzterem sind „Von reifen Früchten“, „Vöglein Schwermut“ und „Fromm“ als wertvolle moderne Lieder anzusprechen, die dem jugendlichen Komponisten eine schöne Zukunft versprechen. Frau Böhme⸗Heidenreich überraschte durch tiefe seelische Momente im Vortrag, die als wertvolle Bereicherung ihrer sympathischen Gesangskunst bezeichnet werden müssen. Ihren größten Erfolg errang sie mit vier Liedern von Karl Kämpf, deren Feinheiten sie mit bestem Gelingen hervorzukehren wußte. Als Mit⸗ wirkende sind die Herren Michael Balnemones (Klari⸗ nette) und am Flügel H. Smidt⸗Gregor und Dr. A. Böhme mit Auszeichnung zu nennen. — In Sa8 Schmidt (Bechsteinsaal) lernte man eine
ängerin von außergewöhnlicher Begabung kennen. Ihr klarer, sich ganz frei und natürlich gebender, sehr umfangreicher Sopran entfaltete sich in Liedern von Schubert, Schumann, Brahms und Strauß bei stetig sich steigernder Schwierigkeit des Stoffes. Der mühelose Ton⸗ ansatz, der schon erreichte Aushleich zwischen Kopf⸗ und Brustton⸗ registern, das Streben nach Ausdruck und guter Aussprache sowie der ewinnende Vortrag sind bemerkenswerte Eigenschaften der jungen künstlerin. Dr. Felix Günther half als Begleiter zu einem schönen Erfolg. Der Cellist Felix Robert Mendels⸗ sohn durfte als Mitwirkender mit seinem Vater Ludwig Mendelssohn einen Teil des Beifalls für den Vortrag einiger Stücke — darunter eine reizende Gavotte im alten Stil von Ludwig Mendelssohn — für sich beanspruchen. — Der Sopran von Gertrud Steinweg, die im Beethovensaal sang, strahlt in natürlichem Glanz. Selten hört man eine so angenehme, unverbildete Stimme, und darum ist die Sängerin zu den beliebtesten Erscheinungen im Konzertsaal zu zählen. Mit Vergnügen hörte man von ihr Beethoven, Brahms, Wolf und Schumann singen. In der Sün wäre ihr nur ein sichereres hohes g und a noch zu wünschen. — im Bechsteinsaal hatte Elli Busse zu einem interessanten Liederabend eingeladen, dessen Programm Lieder in zwiefacher Ver⸗ tonung verhieß. Das Experiment wäre vielleicht gegluüͤckt, wenn die Sängerin es verstanden hätte, der Eigenart des jeweiligen Kom⸗ ponisten, mindestens aber der Unterschiedlichkeit dynamischer Schattierungen und dadurch erzielten Stimmung, gerecht zu werden. Ob es an und für sich von Vorteil ist, den Hörer unmittelbar von einer Epoche der Musik in die andere zu versetzen, da ja doch die einzelnen Kompositionen und ihre Schöpfer ver⸗ schiedenen Fan angehören, mag dahingestellt bleiben. Mit so wenig Persönlichem im Vortrag und so forcierter Stimm⸗ gebung, wie sie bei der Konzertgeberin bemerkbar waren, ist eine solche Aufgabe jedenfalls nicht zu lösen. — Kurt und Ange Schubert boten ihren Zuhörern im Bechsteinsaal eine Fülle von Kompositionen zeitgenössischer Tonsetzer. Unter den schon be⸗ kannten Musikstücken erwiesen sich wieder Ansorges geistvolle N⸗Dur Sonate. Ertels Stimmungsbild „Mondeszauber auf dem Genfer See“ sowie seine Passacaglia als recht eindrucksvoll und zeigten das seee Fienih sch⸗ Können Kurt Schuberts wieder im hellsten Licht. Technisch ebenso vollendet war die Wiedergabe einer zum erstenmal gespielten Sonate in C⸗Moll (Op. 19) von Herrmann Buchal, die eine starke Kraft innerer Mitteilung bekundet und über dem Durchschnitt der modernen Klavierkomposition steht. Im ersten Satz sind freilich die Themen etwas zu breit entwickelt, so daß er den Eindruck von noch nicht völliger Beherrschung der formalen Technik hinterließ. Die beste Eingebung war der letzte roßzügig und feurig dahinrauschte und dem Pianisten 1 beit 88 sein hin⸗ reißendes Temperament zu zeigen. Frau Ange Schubert trug eine Anzahl beachtenswerter neuer Gesänge von Wetzel, Ansorge Wetz und Schröder mit Wärme und Verständnis vor. Besonders wertvoll sind drei Lieder von R. Wic. Herbst“, „Leben“ und „Nacht“ und ebenso von Ansorge „Hoher Mittag“, „Präludinm“ tiefer poetischer Empfindung zeugen.