1921 / 46 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 24 Feb 1921 18:00:01 GMT) scan diff

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1. 868 8 8 8 Sa I111—“ 8 * meldet wird, ist durch Ausstandsdrohung von 30000 Weichenstellern infolge Lohnforderungen eine neue Eisen⸗ bahnerkrise entstanden.

Nr. 9 des Zentralblatts für das Deutsche Reich, berausgegeben im Reicheministerium des Innern am 19. Februar 1921, bat folgenden Inbalt: 1. Konsulatwesen: Ernennung; Exegnatur⸗ erteilungen. 2. Bankwesen: Status der deutschen Notenbanken

Ende Januar 1921. 3. Allgemeine Verwaltungssachen: Erscheinen von Kartenwerken der Landesaufnahme; Bekanntmachung zur Aus⸗ führung des Gesetzes über die vorläufige Förderung des Wohnungs⸗ baues. 4. Finanzwesen: Uebersicht der Einnahmen an direften Steuern und Verkehrssteuern ufw. bis Ende Dezember 1920. 5. Marine und Schiffahrt: Erhöhung der Sätze für die wiederholte Ausfertigung von Schiffsmeßbriefen. 6. Militärwesen: Ungültig⸗ keitserklärung von in Verlust geratenen Zivilversorgungs⸗ und An⸗ stellungsscheinen. 7. Steuer⸗ und Zollwesen: Verordnung über die Anmeldung des Wertes der eingeführten Waren:; Verordnung uͤber die Durchführung von Steuerbefreiungen auf Grund des Kapital⸗ ertragsteuergesetzes.

Theater und Musik.

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Als für ihre Zeit vorbildliche und geniale Regieschöp 1 die Aufführung der „Jungfrau von Orleans“ in der Form, wie sie der Herzog von Meiningen auf die Bühne brachte, der be⸗ strebt war, in Trachten und Szenerien geschichtlich getreue, im Farben⸗ zusammenklang malerische, in der Darstellung bewegte und durch virtnose Nerwendung der Massen in den Volksszenen wirkende Bühnenbilder vor dem Ange des Zusckauers vorüberzieben zu lassen. Fine längst versunkene Welt sollte in lebensvoller Wirfiich⸗ eit wiedererstehen. So war bei den Aufführungen der Meininger der prunkvolle, von einer begeisterten Menge stürmisch bejubelte Krönungerng ein Thcatererlebnis, das man so leicht nicht veraißt. Wenn auch dem Dichterwort von den Schanspielern des meiningischen Hoftheaters alle Aufmerksamkeit und Sorgfalt gewidmet wurde, so winde es doch nicht in seiner ganzen Tiefe erfaßt, und die spätere „Meiningerei“ ging in der Veräußerlichung des Theaterspiels noch weiter. Zu den leider bisber vereinzelten esunden Er⸗ scheinungen der heutigen Zeit gehört nun das Bestreben, Bühnen⸗ aufführungen, insbesondere der Klassiker, wieder ganz auf das Wort zu stellen, erst und vor allem dem Geist und der Seele der Dichtung gerecht zu werden. Diese erfreuliche Ersckeinung zeigt sich in hobem Grade auch bei derjetzigen Aufführung des obengenannten Schillerschen Werks im Deutschen Theater, bei der Karlheinz Martin der Spiel⸗ leiter ist. Im Mittelpunkt dieser Aufführung steht kein Heldenweib. keine Heroine alten Stils, keine kriegerische Amazone, die die Heere Karls zum Sießze führt, sondern eine zarte, kindhafte Jungfrau, eine ganz von ihrer göttlichen Sendung erfüllte Träunmerin und Seherin, die, an sich scheu und zurückhaltend, nur in der Ekstase zu dem tatkräftigen Handeln entflammt wird, das Wunder vollbringt. Helene Thimig, die Darstellerin der Jungfrau, bat mit dieser Leistung zu sich selbst zurückgefunden, die Manieriertheit abgestreift, die eine Zeitlang ihre große, ursprünglicke Begabung zu beeinträchtigen drohte. Ganz weltentrückt spricht sie die Monosoge, ganz visionär die Worte, die sie an den König und an seine geharnischten Ritter richtert. Mit der Demut der Büßerin läßt sie den harten Spruch der Verbannung über sich ergehen, und wie eine schon verklärte Heilige stirbt sie. Im Gegensatz zu ihr steht Isabeau, die sich aller Weiblichkeit entäußert, um mit heldischer Gebärde ihre Krieger anzuspornen, und in be⸗ wußtem und betontem Gegensatz zu beiden Talbot, der skeptische Verstandesmensch, der weder Uebersinnlickes gelten lassen noch Weiberregiment im Heere dulden will. Werner Krauß, der den Talbot spielt, gab dem Grundzug seines Wesens starken, charakte⸗ ristischen Ausdruck und bereitete auch im Sterben sehr wirksam auf das Dämonentum des später Jobanna erscheinenden „schwarzen Ritters vor. Aus der großen Schar der übrigen Mitwirkenden ist ganz be⸗ sonders Paul Hartmanns kraftvoller, ganz von Schillerschem Feuergeist beseelter Dunois bervorzuheben. Walter Janssens schön⸗ eistiger, schwachmütiger König, Lina Lessens aulich gütige Aagnes Sorel, Raul Loanges stattlicher Burgund und Wilhelm Dieterles Lionel, obwohl letzterer sich in Erscheinung und Wesen nicht ganz mit seiner Rolfe deckt, sind noch mit Anerkennung zu nennen. Nicht in gleickem Maße wie mit der Regie und der Dar⸗ stellung kann man sich mit der äußeren Geslaltung der Bübnenbilder nach E Bruno Taut einverstanden erklären. Im

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Iint würfen von . Programmheft des Deutschen Theaters äußert er sich selbst über seine künstlerischen Absichten folgendermaßen: „Eine Heiligenlegende: der glasarchitektonische, den Bühnenrabmen sprengende Rabmen durch das gante Stück hindurch der gleiche. Ein verklärtes Spiel muß entrückt sein, gleicksam gefaßt in einem Keiligensckein. Wie in diesem das arckitek tonisch gegliederte Rabmenwerk aber den Vermittler spielt zwischen dem Andöchtigen und dem Heiligen, so dient hier das Rahmenwerk zur Verschmelzung der harten Kanten, wie sie die gegebene Guckkaster bühne nun einmal hat. Und es gibt in allen Szenen die eine Tenart an, auf die das Stück kemponiert ist.“ Man follte also den Eindruck empfangen, als sebe man die Bühnen⸗ bilder gewissermaßen als lebendig gewordene bunte Glasmalereien. Man kann aber nicht behaupten, daß dieser Eindruck irgendwie erreicht wurde. Allenfalls könnte man in solcher Stilisierung eine Buchausgabe der Dichtung mit Bildern verseben, auf der Bühne stört aber ihre Ge⸗ suchtheit; denn es wird einfach etwas anderes, als der Dichter gewellt hat, untergeschoben. Keine Phantasie vermag z. B. in kubistischen Stalaktiten die Bänme zu erblicken, unter denen Talbot seinen Geist aus⸗ hauchen will; kein Mensch kann in einer Reihe kerzengrade aufstrebender Pfeiler Wald und Köhlerfütte erkennen, von denen die Rede ist. Hier stimmt die Recknung nicht; folche Klügeleien tragen zur erstrebten Vergeistigung einer Aufführung sicherlich nicht bes. Gottlob ist aber in diesem Fall, und das sei mit vollem Nachdruck festgestellt, die Vergeistigung durch die Regieführung Heinz Martins umd die Kunst der Darsteller so stark, daß man auch über Störendes zinwegkommt. Die Aufführung verdient daher vollauf den siarken Beifall, den sie beim Publikum gefunden bütt..

in 88* 9— wegen Erkrankung des Fräuleins von Granfelt statt „Mona Lisa“ „Zar und Zimmermann“ (Anfang 7 Uhr) gegeben. Morgen findet das 7. Symphoniekonzert der Kapelle der Staatsoper unter der Leitung des Kapell⸗ meister Wilbelm Furtwängler statt. Jstade 7 ½ Uhr. hierzu beginnt an demselben Tage um

r. Im Schauspielhause wird morgen „Der Sturm“, in den Hauptrollen mit den Herrn Decarli und Kortner, den Damen Seidel und Horn besetzt, wiederholt. Anfang 7 Uhr. .

Soyopielplanänderung Heute, Donnerstag, wird

Handel und Gewerbe.

1 Zur Verkehrslage im Ruhrrevier wird, laut Meldung des „W. T. B.“ aus Essen, gemeldet: Wenn auch be⸗ sondere Erschwernisse in der Abwicklung des Eisenbahnbetriebes im Ruhrbezirk in der veegangenen Woche nicht vorhanden waren, so mußte eine kleine Einschränkung in der Wagengestellung deoch bei⸗ behalten wexden, weil insolge des weiteren Sinkeus des Rheinwasser⸗ standes das Frachtenaufkommen so hech war, daß der Andrang bei voller Wagengestellung nicht hätte bewältigt werden können. Der Verkehr nach Norden und Osten, das sind die Linien, die von dem Nebergong des Rheinwasserverfehrs auf die Bahn nicht berührt werden, wurde in verttärftem Maße abgewickelt. Für Koblen, Kols

und Beiletts wurden in der vergangenen Woche im arbeitstäglichen

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M““ 8 (gerechnet zu 10 t) angefordert. Anittlich 21 533 Wagen (Höchst⸗ leistung am 18. Februar 23 450 Wagen). Im Zeitraum des Vorjabrs betrug die Durchschnittsgestellung 17 898 Wagen. Die Lagerbestände baben von 1 004 134 auf 976 003 t abgenommen. Der Rbheinwasserstand geht anbaltend weiter zurück, infolgedessen haben die Einschränkungen in der Abladung erheblichen Umfang ange⸗ nommen. Bei Ralzig liegen große Mengen Kähne, die zu tief ab⸗ geladen hbaben und infolgedessen vor der Fahrt durch die Gebirgs⸗ strecke geleichtert werden müssen. Der Kahnraum wird infolgedessen täglich knapper, ebenso die Schleppkraft. Immerbin konnten an den Kippern der Duisburg⸗Rubrorter Häfen noch arbeitstäglich 33 131 (35 025) t umgeschlagen werden. Die Umschlagsleistung in den Kanalzechenhäfen erfuhr sogar eine geringe Steigerung von 32 005 auf 32 270 t.

Das Meßamt fürdie Mustermessen in Leipzig weist aus Anlaß von einem Teil der Presse verbreiteter irriger Nach⸗ richten darauf hin, daß Leipzig dem Wunsche einer Wiererzusammen⸗ legung der Messen bereits zum Frühjahr 192v entspricht. Die Allgemeine Mustermesse und die Technische Messe finden gleichzeitig, und zwar vom 6. bis 12. März, statt. 15 000 Kusfstellen haben dazu Ausstellungsplätze belegt.

Das Bayer. Hafernährmittelwerk, Aktien⸗ gesellschaft in Gunzenhausen beabsichtigt eine Ge⸗ treidemuͤhle mit einer Jahresleistung von 60 80 000 Zentnern an die bestebende Hafermühle anzugliedern. Die Bekaunt⸗ machungen der Gesellschaft werden für die Zukunft in einer weiteren Reihe von Zeitungen erfolgen. Die Akktien sollen demnächst an der Münchener Börse eingeführt werden. Eine Er⸗ höhung des Aktienkapitals um 1500 Stammaktsen und 100 Vorzugs⸗ altien mit Stimmrecht ist ebenfalls vor⸗ gesehen. Bei normalen Abschreibungen und Rückstellungen wird eine Dividende von 16 vH auf die alten Aktien und 8 pH auf die balbdividendenberechtigten 184 gen Aktien vorgeschlagen werden. Die Generalversammlung der Gesellschaft findet am Montag, den 21. Märj 1921, Nachmittags 2 Uhr, im Sitzungssaale der Mittelfränkischen Kreis⸗ darlehnskasse zu Burgfarrnbach bei Fürth statt.

London, 24. Februar. (W. T. B.) Nach einer Washingtoner Meldung hat sich der beratende Ausschuß des Bundesreserveamts gegen jede Herabsetzung des Zinsfußes ausgesprochen, da er der Ansicht ist, daß die knanzielle und industrielle Lage eine solche Maßnahme nicht rechtfertige. 8 8 8

Durchschnitt 25 883 Wagen Gestellt wurden arbeitstäglich du

Die Eleftro vtkupfernotierung der für deutsche Cleftrolvtkupfernotiz stellte sich laut Meldung des 1 8 9 am 23. d. M. auf 1825 (am 22. d. M. auf 1822 ℳ) ür g.

Berichte von auswärtigen Wertpapiermärkten.

:J8 nkfurt a. M., 23. Fehruar. (Abendbörse.) Die Geschäfts⸗ tätigkeit war auf den meisten Gebieten bescheiden. Etwas reger war der Kassamarft bei sester Tendenz. Eisenwerk Mevyer wurden um 20 vH auf 495, Schuhfabrik Wessels auf 261 sowie Siemens Glas um 10 Prozent auf 600 hinaufgesetzt. Armatur Hilpert zogen mit 240 5 Prozent an. Es notierten ferner Strohstoff Dresden 362, Seilfndustrie Wolff 238, Masch.⸗Fabrik Pokorny & Wittekind 415 (Glas 10 vH), Fahrzeug Eisena 180,25. Chemische Werte waren still. Albert 564, Höchster Farbwerke 405,50, Scheideanstalt 490,50. Auch die Flektropapiere waren ruhig. Felten & Guilleaume 471, A. E. G. 291, Bergmann 325 50, Deutsch Nebersee 970. Der Montanaktienmarkt war sehr still. Caro 286,50, Oberbedarf 297, Gelsenkirchen 322, Mexikaner waren mäßig gebessert, 5 proz. Goldmexifaner 689,50, 5 proz. Silbermexikaner 457, 4 proz. Bewässerungsanleihe 470, Schantung notierten 592 bis 590, Baltimore 440. Im freien Verkehr waren Mansfelder Kuxe 4525, Holzmann 336, Julius Sichel schwankten zwischen 745 und 735. Devisen waren anziehend. Antwerpen 460, Holland 2070, London 235, Paris 440, Schweiz 1005, New York 60 %.

Köln, 23. Februar. (W. T. B.) (Amtliche Notier ungen. Holland 2067,90 G., 2072 10 B., Frankreich 458,00 G., 459,00 B.,

elgien —,— G., —,— B., Dollarnoten 60,43 G., 60,57 B., England 235,00 G., 235,50 B., Schweiz 1001,45 G., 1003,55 B., Italien 221,75 G., 222,25 B., Kopenhagen 1088,90 G., 1091,10 B., Christiania 1051,50 G., 1053,70 B., Stockholm 1353,60 G., 1356,40 B., Spanien 839,50 G., 840,85 B., Prag 76,00 G., 76,20 B., Budavest 11,72 G., 11,75 B., Wien (alte) 11,72 G., 11,75 B., Wien (in Deutsch⸗Oesterreich abgest.) 13,38 G., 13,42 B.

Leipzig, 23. Februar. (W. T. B.) Sächsische Rente 58,25, Bank für Grundbesitz 140,50, Chemnitzer Bankverein 204,00, Ludwig üve. 305,00, Piano Zimmermann 400,50, Stöhr u. Co. 517,00,

ächs MWollgf. vorm. Tiftel u. Krüger 516,00, Chemnitzer Zimmer⸗ mann 280,00, Peniger Maschinenfabrik 163,00, Leipziger Werkzeug Pittler u. Co. 440,00, Hugo Schneider 344,50, Fritz Schulz jun. 391,00, Riebeck & Co. 199,00.

Hamhurg. 23. Februar. (W. T. B.) Börsenschlußkurse. Deutsch⸗Australische Dampfschiff⸗Gesellschaft 367,50 bis 371,50 bez. Havag 195,00 bis 196,75 bez., Hamburg⸗ESüdamerika 397,00 bis 405,00 bez., Norddeutscher Llopd 194,75 bis 195,50 bez. Vereinigte Elbeschiffahrt 327,00 G., 335,00 B., Schantungbahn 581,00 bis 593,00 bez., Brasilianische Bank 533,00 G., —,— B., Commerz⸗ und Privat⸗Bank 208,25 bis 208,75 bez., Vereinsbank 193,25 G., 195,25 B., Alsen⸗Portland⸗Zement 435,00 G., 443,00 B., Anglo⸗ Continental 394,50 G., 398,50 B., Afbest Calmon 329,00 bis 330,50 bez.., Dynamit Nobel 349,50 bis 354,00 bez. Gerbstoff Renner 475,00 bis 485,00 bez., Norddeutsche Jutespinnerei 305,00 G., —,— B., Harburg⸗Wiener Gummi 379,00 bez. Taoko 170,00 bez., Slomann Salpeter 1900 bez. Neuguinea 594,00 bis 616,00 bez., Otavi⸗Minen⸗Aktien 630,00 G., 640,00 B., do. do. Genußsch. 530,00 G., 540,00 B. Tendenz fest.

„Wien, 23. Februar. (W. T. B.) Das FEreignis der heutigen Börse bildete die sprunghafte Steigerung der Alpine⸗Aktien, die bis 7130 gegen gestern um 935 Kronen stiegen. Der Bewegung lagen umfangreiche Käufe, angeblich für deutsche Rechnung, zugrunde, und im Anschluß hieran verlautete, daß die Verhandlungen wegen An⸗ schlusses des Unternehmens an die Stinnes⸗Gruppe zum Abschluß ge⸗ langt seien. Der sonstige Verkehr trat gegenüber der Bewegung der Alpine⸗Aktien in den Hintergrund zurück. Auch Südbahnwerte lagen ruhig. Die Grundstimmung des Markts war jedoch allgemein fest. Auch auf dem Valutamarkt waren die Umsätze bei schwächerer Haltung ohne wesentlichen Belang. Auf dem Anlagenmarkte waren Notenrenten behauptet, Oesterreichische Goldrente dagegen 10 vH schwächer und Ungarische Kronenrente um 3 vH höher.

Wien, 23. Februar. (W. T. B.) Notierungen der Devisen⸗ zentrale: Amsterdam 24 300,00 G., Berlin 1171,00 G., Kopenhagen 12 825,00 G. London 2757,50 G., Paris 5135,00 G., Zürich 117,50 G., Marknoten 1167,00 G., Lirenoten 2555,00 G., Jugo⸗ slawische Noten 1848,50 Gz. Tschecho⸗slowahische Noten 886,75 G.

Mien, 23. Februor. (W. T. B.) Türkische Lose 4350,00, Staats⸗ bahn 5560,00, Süüdbahn 3670,00, Oesterreichische Krebit 1449,00, Ungarische Kredit 2378,00, Anglobanf 1189,00, Unionbank 1200,00, Bankverein 1163,00, Länderbank 1981,00, Oesterreichisch⸗Ungarische Bank 4500,00, Alpine Montan 7130,00, Prager Eisen 14 375,00, Rima Muranver 4540,00, Skodawerke 3348,00, Salgokohlen 9420,00, Brüxer Kohlen —,—, Galizia 275,00, Wassen 3050,09, vlovd⸗Aktien —,—, Poldikütte 4825 00, Taimler 1220,00, Sester⸗ reichische Goldrente 290,00, Oesterreichische Kronenrente 100,00, Februar⸗ rente 100,50, Mairente 100,00, Ungarische Goldrente 510,00, Ungarische Kronenrente 228.00, Neitscher 268,00, Siemens⸗Schuckert 1842,00.

Prag 23 Februar. (M. T. B.) Notierungen der Devisen⸗ zentrale: Berlin 130 25 G., Marknoten 130,25 G., Wien 10,75 G.

London, 23. Februr. (W. T. B.) Wechsel auf Paris dg Wechsel auf Belgien 51,35, Wechsel auf Schweis 23,47½, Wechsel auf Holland 11,34¼ Wechsel auf New York 388,75, Wechsei auf Spanien 27,84 ½. Wechlel auf Italien 1061 Wechsel auf Deutsch⸗

Suezkanal 6000

Vereinigung

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land 234,50. Privpafdiskont 6 8¾. Silber 32,75, do auf Lefen 32,75. .

London 23 Februgr. (W. T. B.) 2 ½ % Englische Konsolg 46 5 % Argentinier von 1886 89, 4 % Brasilianer von 1889 4 % Javpvaner von 1699 58, 5 % Mexikanische Goldanleibe 1899 60, 3 % Portugiesen 20 ½, Canadian Pacific 145 ½ Balin and Ohio 43, 4 ½ % Russen von 1909 10, 5 % Russen von n 11 ½, Pennsvlvania 50 ½, Southern Pacific 9 Union Pacifie. United States Steel Corporation 104, Rio Tinto“ 26. Beers 10 ½, Goldfields % Randmines 2.

Nariz, 23 Febhruar. (W. T. B.) Devisenkurse. Dent land 22,75, Amerifo 1378,00, Belgien 104,50. England 5370, Holn⸗ 472,50. Italien 50 60 Schweiz 228,25, Spanien 192,25

Paris. 23 Febrnar. (W. T. B. 5 % Französische Anl, 83.95, 4 % Französische Anleibe 68,60, % Französische N. 58,15, 4 % Spaniscke äußere Anleihe —,—, 5 % Rnssen von! 3 % Russen von 1896 —,—, 4 % Türken unifi. 92

Rio Fine⸗ ¹“ Amsterdam, 23 Februar (W. T. B.) Wechsel auf 11,35, Wechsel auf Berlin 4,87 ½. Wechsel auf Paris 21,22 % 84

*

auf Schmweis, 48 45. Wechsel auf Mien 0,62 ½¼, Wechsel auf Kopenze

53,25,. Wechsel aut Stockbolm 65,50, Wechsel auf Christiania h Wechsel auf New York 292,00, Wechsel auf Brüssel 22,12, 9- anf Madrid 40,65, Mechsel auf Italien 10,70. 5 % Nieders⸗ Staatsanleibe von 1915 86 ⁄., ,3 % Niederländ. Staatsangeibe Königlich Niederländ. Petrolenm 531,00. Hogand⸗Amerika⸗Linie 280 Atchison Topeka & Santa Fs —,—, Rock Island —,—, Sounth Pacisic —,— Sonthern Railwan —,—, Union Pacifie 139 Anaconda 89 ⁄16., United States Steel Corp. 9518⁄19. B— Fester Koypenhagen. 23. Februar. W. T. B.) Sichtwechsen

London 21.33. do. auf New York 549,00 do. auf Hamburg g do. auf Paris 40,25, do. auf Antwervpen 42,00, do. auf Zürich 9. do. auf Amsterdam 189,00, do. auf Stockholm 123,25, de. Chrissiania 97,00 do. auf Helsingfors 18,00.

Stockholm, 23 Kebruar. (W. T. B.) Sichtwechsel auf von 17,37. do. auf Berlin 7,40, do. auf Paris 32,60 do. auf Pr 34,00 do. auf schweiz. Plätze 74.00, do. auf Amsterdam 15 do. aut Kovpenbagen 81,50 do. auf Christiania 78,50, do. Washington 447,00, do. auf Helsingfors 14,00 b

Cbristiania, 23. Februar. (W. T. B.) Sichtwechse London 22 15, do. auf Hamburg 9,35, do. auf Paris 41,50, do. New Yorf 572,00, do. auf Amsserdam 196,00, do. auf Zäürich 9. do. auf Helsingfors 17,80 do. auf Antwerpen 44,00, do. holm 128,00, do. auf Kopenhagen 103,50.

Berichte von auswärtigen Warenmärkien.

London, 22. Februar. (W. T. B.) Bei der heutigen öffnung der Wollauktion wurden 13 000 Ballen angeboten. Besuch der Auktion war sehr rege und es herrschte lebhafter; bewerb, besonders seitens der heimischen Handelskreise. Für in Privatbesitz steslten sich die Preise im großen und ganen 10 15 vHQ niedriger als die Januarnotierungen. Einige wenige Peaf feine Merinos waren pari bis 15 vH niedriger. In Regierungs gestaltete sich der Verkehr träge, da die von der Regiermg gesetzten Minimalpreise höher waren als die Notierungen, de Käufer zu bezahlen geneigt waren.

Manchester, 22. Februar. (W. T. B.) Am Tul. Garnmarkte ist keine Besserung der Verhältnisse eingetreten.

Liverrool 23 Fehruar (W. T. NB.) Baumwo Umsatz 3000 Ballen. Einfuhr 5700 Ballen, daovon amerikan Banmwolle —.— Ballen. Februarlieferung 7,95, Märzlieferung! Aprillieferung 8.12. Amerikanische 16— 26, brasilianische ägyptische 50 Punkte niedriger. b is 88

88

Aeronantisches Observatorinm. 9 Lindenberg, Kr. Beeskow.

32323. Februar 1921. Drachenaufstieg von 5 ¼ a bis 8 ½ 8

Relatipe Wind Feuchtig⸗ Gesch keit Richtung es

% Me

90⁰ OsN 67 SSO 53 SO 35 SO 35 SOzO 35 SO;O 37 OSO 37 OSO

Temperatur C°0

Seehöhe Luftdruck

oben unten

mm

763,0 748 728 685 644 605 533 525

m

3,0

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tzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.) 9 8

Theater.

Opernhaus. 89 (Unter den Linden.) Freitag: Mi 12 Uhr: Syhmphonie⸗Mittags⸗Konzert. (Wortragsfolge wie Abend.) Abends 7 ½ Uhr: VII. Symphonie⸗Konzert Kapelle der Staats⸗Oper. 88 8

Sonnabend: Margarete. Anfang 6 Uhr.

Scha selchaus. (Am Gendarmenmarkt.) Freitag: 46. 8c bezugsvorstellung. Der Sturm. Anfang 7 Uhr. Sonnabend: König Richard der Dritte. Anfang 7 Uh

Vermählt: Hr. Peter Louis Ravens mit Frl. (Hamburg).

Gestorben: Hr. Generalleutnant z. D. Albert Müller (Fi furt a. M.). Hr. Geh. Justizrat Albert Gierich (Glat)⸗

Verantwertlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol. Charlottenb

Verantwortlich für den nage Penteitk: Der Vorsteher der Geschäftss Rechnungsrat Mengering in Berlin.

Verlag der Geschäftsstelle (Mengerinc) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt Berlin Wilbelmstr. 32.

Vier Beilagen 8 seinschließlich Börsenbeilage)

und Erste, Zweite, Dritte, Vierte und Fünfte Eöö

die Inhaltsangabe Nr. 7 zu Nr. 5

des öffentlichen Anzeiaers.

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reung stehen der Haushalt

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(Fortsehung aus dem Hauptblatt)

SHeutscher Reichstag. 67. Sitzung vom 23. Februar 1921, Nachmittags 3 Gericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger“).)

Am Regierungstische: Reichsarbeitsminister Dr. Brau n 8.

Präsident Löbe eröffnet die Sitzung um Uhr.

Der Abg. Mackeldey (D. Nat.) hat sein Mandat ziedergelegt.

Es sind Anträge der Staatsanwaltschaft terfolgung der Abgg. Reich (Komm.) wegen Unterschla ung und Diebstahls, Dr. Heim wegen Beleidigung und 8 1z⸗ hjerger wegen Einkommensteuerhinterziehung und Kapital⸗ scht eingegangen. Die Anträge werden der Geschäfts⸗ ordnungskommission überwiesen.

Zur ersten Beratung steht der von den Mehr⸗ jeitsparteien, den Sozialdemokraten und hHeutschnationalen eingebrachte Antrag auf Innahme folgenden Ge etzentwurfes:

„Die Regierung wird ermächtigt, die Erhebung der Verkehrs⸗ keuer auf Grund des Gesetzes über die Besteuerung des Personen⸗ und Güterverkehrs vom 8. April 1917 auf den natürlichen Wasser⸗ süsen des Reichs zeitweise auszusetzen.“

;ur Begründung wird das Wort nicht genommen.

Abg. Sivkovich (Soz.) beantragt, die Worte „auf den ntürlichen Wasserläufen des Reichs“ zu ersetzen durch die Worte für die Beförderung auf Wasserstraßen“. Abg. Dr. Gildemeister (D. Vp.): Die internationalen vmmissionen für den Rhein und die Elbe haben die Aufhebung er Steuer zuerst auf dem Rüein und dann mit Wirkung vom Jannar ab auch auf der Elbe veranlaßt. Es ist zweifelhaft, 8die Kommission be ugt war, ohne weiteres auf dem Verwal⸗ umngsmwege eine solche Verfügung zu erlassen. Durch die Tatsache ocß auf dem Elbstrom die Steuer nicht erhoben wird, ergab sich ine Benachteiligung für alle übrigen Eeeeeg falls auf sesen die Verkehrssteuer nicht veee⸗ sofort aufgehoben wird. kine Anregung in dieser Richtung ist inzwischen schon im Reichs⸗ ut gegeben worden. Wir empfehlen den von uns beantragten kesegentwurf zur Annahme und nehmen die von dem Vorredner eantragte Aenderung in unseren Entwurf auf.

In zweiter und sofort auch in dritter Lesung vpird der Gesetzentwurf mit der beantragten lbänderung ohne weitere Erörterung an⸗ senommen.

Darauf setzt das Haus die zweite Beratung des leichshaushaltsplans für 1920 fort. Zur Er⸗ des Reichsmini⸗

eriums des Innern und der Haushalt des eichsarbektsministeriums. Der Vorschlag des träsidenten, mit dem Reichsarbeitsministerium zu beginnen, iudet keinen Widerspruch.

In dem Haushalt des Reichsarbeitsmini⸗ kerkums hat der Hauptausschuß nur unwesentliche Ver⸗ ünderungen vorgenommen. Daneben wird eine Reihbe von kntschließungen durch den Ausschuß zur Annahme empfohlen.

Abg. Hoch (Soz.) berichtet über die Ausschußverhandlungen. der Ausschuß beantragt eine Entschließung, welche eine Abände⸗ ung der Seemannsordnung im Sinne der neuzeitlichen Rechts⸗

assung mit möglichster Beschleunigung verlangt. Ferner soll es Ministerium ersucht werden, mit den übrigen beteiligten Mi⸗ isttrien nachdrücklichst darüber zu verhandeln, daß nutzbringende Ubeitsgelegenheit soviel wie möglich geschaffen und dementsprechend werbslosenunterstützung erspart werde. In weiteren Ent⸗ chliegungen wird die Einstellung von 300 000 zur Förderung reniiger Siedlerberatung sowie der Volksaufklärung über

s Siedlungswesen und die Einstellung von 60 000 für die börderung des Siedlungswesens durch Organisation eines Erfah⸗ ungsgusausches usw. verlangt. In den außerordentlichen Haus⸗ salt für 1921 sollen zum Bau von Notwohnungen für reichs⸗ eutsche Flüchtlinge aus den preußischen Grenzgebieten und aus em Ausland, für die zwar Arbeit, aber keine Wohnung vor⸗ enden ist, 20 Millionen Mark eingesetzt werden. Die Ausfüh⸗ ungen des Referenten werden durch die Gespräche im Sitzungs⸗ aale deraxt beeinträchtigt, daß Präsident Löbe das Haus bittet, 8 Unterhaltung über die Wahlergebnisse etwas leiser zu führen. eiterkeit.)

Ein Antrag sämtlicher Parteien fordert die schlennigste Vorlegung eines Notgesetzes ur Regelung der Verhältnisse der Haus⸗ ingestellten und die unverzügliche Vor⸗ egung eines Gesetzes zur Erhöhung der keistungen der eee Von den Ddeutschnationalen ist beantragt, die Regierung um inen Gesetzentwurf zu ersuchen, der die Kapital⸗ jeteiligung der Angestellten und Arbeiter i den dazu geelgneten Unternehmungen gewährleistet und die Hrundlagen

ür eine weitgehende Einführung der Gewinn⸗ keteiligung schafft.

Reichsarbeitsminister Dr. Brauns: Meine Damen nund berren! Der Haushalt des Reichsarbeitsministeriums für das Rech⸗

mngsjiahr 1920 schließt ab mit einem Gesamtzuschuß von beinahe

Milliarden Mark. Diese Summe könnte erschreckend auf jeden rirken, der sich in diesem Haushalt nicht näher auskennt. Glücklicher⸗ deise erfordert das Reichsarbeitsministerium selbst noch nicht den 8o0. Teil dieser Ausgaben, sowohl an persönlichen wie an sachlichen Aus⸗ uben. Außer den Bedürfnissen des Ministeriums selbst sind in dem Etat se Kosten aller nachgeordneten Behörden enthalten, dabei insbesondere iie großen Kosten des ganzen Versorgungswesens, das sich bekanntlich iber das ganze Reich erstreckt. Es finden sich serner in den Ausgaben sohe Sachausgaben, die zur Befriedigung wichtigster Aufgaben unserer Volksgemeinschaft dienen. Ich will nur einige Beispiele kurz aneinander⸗ neihen. Wir finden da eine Ausgabe von 100 Millionen Mark für die Reichszuschüsse zur Invalidenversicherung, eine Ausgabe von 121 Millionen Mark für die Wochenhilfe und Wecher fürsorge. Für die Kosten der Kriegsbeschädigten⸗ und Hinterbliebenenfürsorge sind 500 Millionen engesetzt, für die Schaffung neuer Wohnungen 925 Millionen, für

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die Rentenzulagen der sozialen Versicherung 80 Millionen Mark. Die Erwerbslosenfürsorge steht schon im Hauptetat mit 600 Millionen Mark Unkosten zu Buche. Die Verbilligung der Lebensmittel für

Ueberschichten verfahrende Bergarbeiter erscheint in unserem Etat mit

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336 Millionen Mark, während die entsprechenden Einnahmen, wie ich nebenbei erwähnen möchte, im Haushalt des Reichswirtschafts⸗ ministeriums erscheinen. Endlich seien noch die 300 Millionen Mark Vorschüsse zur Errichtung von Bergmannswohnungen in diesem Zu⸗ sammenhange angeführt.

Meine Damen und Herren! Sie werden schon aus diesen wenigen Beispielen ein kleines Bild gewinnen, welch ungeheure Auf⸗ wendungen für allgemeine Bedürfnisse in der genannten Summe von 4 Milliarden Mark stecken. Vergleicht man damit die Aufwendungen, die für das Personal und den Dienstbetrieb des Ministeriums selbst notwendig sind, so erscheinen die letzteren verhältnismäßig gering, zumal dann, wenn Sis berücksichtigen, daß die ungeheuren Sach⸗ ausgaben für das Heer⸗ und Marineversorgungswesen zwar vom Reichsarbeitsministerim verwaltet, aber in dem allgemeinen Pensions⸗ fonds nachgewiesen werden. .

Wir sind die letzten, welche sich der Notwendigkeit des Sparens in der Verwaltung verschließen. Es ist aber nicht zu verkennen, daß der verlorene Krieg gerade unserem Ministerium eine Menge von neuen unabweisbaren Aufgaben zugewiesen hat. Ich weise hin auf das Versorgungswesen, auf die Erwerbslosenfürsorge, auf die Er⸗ haltung des Arbeitsfriedens und wie all diese großen Aufgaben im einzelnen heißen. Soweit die Revolution politischer Natur gewesen ist, haben ihre Auswirkungen alsbald festere gesetzliche Formen angenvmmen. Anders dagegen auf sozialem Gebiet. Die sozialen Auswirkungen der im wesentlichen doch sozialen Revolution sind immer noch im Fluß und stellen täglich neue Auf⸗

gaben, die die größte Anspannung auf allen Gebieten der Gesetz⸗

gebung, der Organisation und Verwaltung erfordern. 8 Wenn ich auf diese unsere sozialpolitischen Aufgaben im einzelnen

eingehe, so darf ich mich in Anbetracht der Tatsache, daß Einzelheiten

ja schon wiederholt in letzter Zeit Gegenstand von Verhandlungen dieses hohen Hauses, teils in den Ausschüssen, teils im Plenum ge⸗ wesen sind, auf die Hauptaufgaben von größerer politischer Tragweite beschränken.

Ich möchte ferner betonen, daß sich die Beamten des Reichs⸗ arbeitsministeriums des engsten Zusammenhanges zwischen Sozial⸗ politik und Wirtschaftspolitik bewußt sind. Wir ziehen aber daraus keineswegs die Folgerung, daß angesichts der ungünstigen Wirtschaft die Sozialpolitik nunmehr ruhen müsse. Wir folgern vielmehr daraus, daß die Sozialpolitik selbst nach Möglichkeit produktiv ge⸗ staltet werden solle. Auch diesen Gedanken möchte ich meinen

folgenden Darlegungen zu Grunde legen.

Meine Damen und Herren! Einen ganz hervorragenden Anteil an den Arbeiten des Ministeriums hat unsere Sorge für die Arbeits⸗ beschaffung. Leider wird der deutsche Arbeitsmarkt im In⸗ und Auslande noch häufig unrichtig bkeurteilt. In regelmäßigen Abständen von 14 Tagen hat bekanntlich das Arbeitsministerium die Ziffern derjenigen Arbeitskräfte veröffentlicht, die als voll Erwerbslose Haupt⸗ unterstützung beziehen. Diese Zahl ist nun innerhalb und außerhalb der deutschen Grenzen wiederholt verwechselt worden mit der Zahl der Erwerbslosen überhaupt. Das Ausland hat sogar den Schluß daraus gezogen, daß der Arbeitsmarkt bei uns in Deutschland eigentlich gar nicht einmal ungünstig läge. Es geht durchaus nicht an, die aus⸗ ländische Statistik der Erwerkslosen mit der deutschen zu vergleichen! weil beide unterschiedlich aufgebaut sind.

Zur rechten Würdigung unserer Lage ist insbesondere folgendes zu beachten:

Es werden nicht alle Erwerbslosen bei uns unterstützt; wir zählen aber nur die Unterstützten. Ferner gibt es neben den voll⸗ ständig Erwerbslosen noch außerordentlich viele Kurzarbeiter, die bloß vier oder zwei Stunden am Tage oder nur wenige Tage in der Woche beschäftigt sind. Auch diese Ziffer ist zurzeit gar nicht genau zu erfassen. Sie ist bedeutend höher als die Ziffer derjenigen, die als Vollerwerbslose Hauptunterstützung beziehen.

Endlich sind durch die Maßnahmen der Demobilmachung und andere Umstände manche Betriebe gezwungen worden, vorderhand noch mehr Arbeitskräfte zu beschäftigen, als der Betrieb an sich es erheischte. Würde der Arbeitsmarkt in Deutschland nicht einem der⸗ artigen Zwang unterworfen sein, so würde die Zahl der Erwerbs⸗ losen ungleich größer sein, als sie jetzt nach unserer Statistik zu sein scheint.

Gegenwärtig hat die Arbeitslosigkeit im Ausland allerdings ebenfalls einen außerordentlich großen Umfang erreicht. Man möge aber doch bei Vergleichen zwischen dem ausländischen und dem deutschen Arbeitsmarkt zwei Dinge nicht über⸗ sehen: einmal, daß bei uns die Arbeitslosigkeit seit dem Kriegsende eine chronische Erkrankung unserer Wirtschaft darstellt, die nur vorübergehend leicht gebessert werden konnte; und zum andern, daß die Welle der gegenwärtigen weltwirtschaftlichen

Krisis naturgemäß die Länder mit hoher Valuta zuerst erfassen mußte,

Entwurf bringt nicht die ihm vielfach nachgesagte

daß sie sich jetzt aber nach und nach auch zu uns hinüberwälzt. In⸗ folgedessen macht uns die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gerade gegenwärtig wachsende Sorgen. Wir sehen die Not unserer Erwerbs⸗ losen, insbesondere der langfristig Erwerbslosen, und bedauern aufs tiefste, daß wir diese Notlage nicht so meistern können, wie wir es⸗ vom menschlichen Standpunkt aus gern tun möchten.

Lassen Sie mich, meine Damen und Herren, wenigstens die wichtigsten Arbeiten zur Bekämpfung der Erwerbslosig⸗ keit hier darstellen. Das unglückliche Kriegsergebnis hat eine weit⸗ gehende Umstellung unserer Wirtschaft erforderlich gemacht, vor allem in der Richtung auf die Urproduktion. Diese Umstellung der Arbeits⸗ kräfte muß sich im Rahmen der Arbeitsvermittlung abspielen. Der Arbeitsnachweis bedarf daher des reichsgesetzlichen Ausbaus und der intensivsten Förderung. Der Entwurf des einschlägigen Gesetzes ist fertiggestellt und gelangt dieser Tage an das Reichskahinett. Der Bürokratisierung

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24. Februar

1921

oder Ueberorganisation; sein Hauptziel ist vielmehr, alle Beteiligten / einheitlicher Mitarbeit zusammenzufassen und dadurch den Arbeits⸗ nachweis innerlich zu vervollkommnen.

Das Reichsarbeitsministerium war ferner unausgesetzt bemüht, soweit tunlich, an die Stelle der Erwerbslosenunterstützung die Schaffung von Arbeitsgelegenheit zu setzen. Das ist geschehen durch die sogenannte produktive Erwerbslosenfürsorge, die in unserem gegenwärtigen Wirtschaftsleben keine unbeträchtliche Rolle spielt. Das allgemeine Programm der produktiven Erwerbslosen⸗ fürsorge habe ich seinerzeit hier darlegen können, als wir die Interpellation über die Arbeitslosigkeit besprachen. Wir haben an diesem Programm festgehalten und es in einer ganzen Reihe von wichtigen Unternehmungen unterdessen vetwirklichen können. Ich will nur beispielsweise auf die Förderung der Kanalbauten in Süd⸗ und Mitteldeutschland und auf die Erschließung von Mooren, die wir gemeinsam mit Bremen und Oldenburg durchführen, und endlich auf ein großes System wirtschaftlicher Bodenverbesserungen, das im Verein mit dem preußischen Landwirtschaftsministerium vor⸗ genommen wird, hinweisen.

Das hohe Haus werden wenigstens einige Daten über die Be⸗ deutung und die wirtschaftliche Tragweite dieser Arbeiten interessieren. Bis zum 18. Februar 1921 sind 5226 An⸗ träge auf Anwendung der produktiven Erwerbslosenfürsorge vorgelegt worden. Davon sind 3634 endgültig genehmigt und beim Reichsamt für Arbeitsvermittlung vorgemerkt worden. Auf Grund der bis zum 18. Februar eingegangenen Anträge sollen 226 830 Erwerbslose Beschäftigung finden. Der zu diesem Zwecke nochgesuchte Gesamtbetrag beläuft sich auf 617 139 000 ℳ.

Auf eine besondere Form der produktiven Erwerbslosenfürsorge die neuestens angewandt wird, muß ich noch hinweisen. In An⸗ betracht der Tatsache, daß im vorigen Herbst trotz eines Riesenbedarfs an Kleidungs⸗ und Wäschestücken aller Art die Fabriken stillstanden und die weniger bemittelten Volkskreise die hohen Kosten der unentbehrlichsten Bedarfsartikel nicht aufbringen konnten, haben die Spitzenverbände der Arbeiter⸗, Angestellten⸗ und Beamtenorganisationen und Gewerk⸗ schaften zu einer Notstandsmaßnahme gegriffen. Sie sind den Fabri kanten gegenüber selbst als Besteller und Käufer dieser notwendigen Bedarfsartikel aufgetreten und haben teils in Verbindung mit Konsumvereinen und anderen Stellen, teils auch durch ihre eigenen Kräfte den unmittelbaren Absatz an die in Be⸗ kommenden Volkskreise übernommen. Dabei wurde jeder Handelsgewinn ausgeschaltet, und außerdem wurden die Unkosten auf das denkbar niedrigste Maß hexabgesetzt. Diese Notstandsmaßnahmen haben wir ebenfalls mit den Mitteln der produktiven Erwerbslosenfürsorge gefördert, indem wir den genannten Spitzenverbänden kurzfristige Kredite und Garantien aus diesen Mitteln zur Verfügung gestellt haben. Wir haben damit einmal die Beschäftigung von Taufenden von Arbeitslosen und zum andern die Hebung des Reallohns breiter Volksschichten durch wesentliche Ver⸗ billiung der Preise erreicht, zumal unser Vorgehen eine

moralische Wirkung auf den Handel ausüben mußte und auch

tatsächlich ausgeübt hat. Ich glaube sagen zu dürfen, daß gerade hier die produftions⸗ und wirtschaftsfördernde Wirkung der sozialen Maßnahmen des Reichsarbeitsministeriums unverkennbar ist.

Das Reichsarbeitsministerium ist dann ferner bemüht gewesen, auch mit anderen Mitteln der Arbeitslosigkeit zu steuern. Wir suchen fortgesetzt auf die großen Arbeitgeber beim Reich und bei den Ländern, insbesondere auf die Verkehrsministerien, einzuwirken, damit diese nach Möglichkeit ihre Aufträge beschleunigen und, soweit das wirt⸗ schaftlich zu ermöglichen ist, an diejenigen Landesteile und Industrien vergeben, die unter der Arbeitslosigkeit besonders zu leiden haben. Selbstrerständlich entbeben uns alle diese Maßnahmen nicht der Pflicht, die übrigbleibenden Arbeitslosen durch öffent⸗ liche Mittel zu unterstützen. Zu dem Zweck hat bereits die Nationalversammlung die Arbeitslosenversicherung gefordert. Ein Entwurf dazu ist auch dem Reichsrat im vorigen Jahre zu⸗ gegangen. Der Umfang und die Dauer der Arbeitslosigkeit haben uns aber genötigt, diesen Entwurf in der damals vorliegenden Form zurückzuziehen.“* Eine Arbeitslosenversicherung in der strengen ver⸗ sicherungsrechtlichen Form erscheint gegenwärtig praktisch undurch⸗ führbar, solange unsere gesamte Wirtschaftslage und der Arbeits⸗ markt ihren gegenwärtigen krisenhaften Charakter bewahren. Es ist übrigens bezeichnend, daß auch in England, das schon länger eine Arbeitslosenversicherung besitzt, die Arbeitslosenfürsorge jetzt neben der Versicherung hat in Tätigkeit treten müssen. Wir wollen zu dem gleichen System kommen und werden deshalb umgehend ein Gesetz über eine vorläufige Arbeitslosenversicherung entwerfen. Dabei werden wir uns bemühen, so nahe wie möglich an eine endgültige, eigentliche Arbeitslosenversicherung heranzukommen.

Für die Dauer der fünf Wintermonate hat die Reichsregierung eine Erhöhung der Unterstützungsfätze der Erwerbslosen vorgesehen, die in allen Einzelheiten die volle Zustimmung eines Untcrausschusses gefunden hat, den der 5. Ausschuß des Reichstags für diesen Zweck eingesetzt hat. Gegenwärtig wird geprüft, ob diese Sätze zu⸗ nächst auch über das Ende des Winters festzuhalten sind, dis eine Senkung der Lebenshaltungskosten den Abbau ermöglicht. Eine weitere Erhöhung der Sätze dagegen ist, ganz abgesehen don der finanziellen Schwierigkeit, deshalb nicht angängig, weil wir schon mit den gegenwärtigen Zahlungen hinter den Löhnen breiter Arbeiter⸗ schichten nicht mehr weit zurückbleiben. (Hört! hört! rechts.)

In letzter Zeit steigt die Zahl der Erwerbslosen wieder be⸗ trächtlich an. zumal die Ausfuhr zurücgeht und große Zweige der Fertigfabrikatindustrie ihre Arbeitszeit und ihre Arbeiterzahl ein. schränken müssen. Am 1. Dezember 1920 belief sich die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger im Reich auf 349 382, am 1. Februar dagegen auf 432 381; es ist also eine Steigerung don ungefähr einem Viertel in diesem kurzen Zeitraum eingetreten. Beachtenswert if die noch größere Steigerung bei unterstützungsderechtigten Familien angehörigen. Diese Ziffer betrug am 1. Dezemder 1920 run 352 000, am 1. Februar 1921 rund 495 000, also eine Steigerung ir

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