E1ö1““ ZIEEEö“ 11 1.1X“ Eq1121212 zu den skandinavischen Staaten und zu Holland erkennen. An Stelle erscheint natürlich wieder Oesterreich mit 1337 Gästen, schon an zweiter steht Schweden mit 1102, dann Dänemark mit Holland mit 990, Norwegen mit 474. Besucher aus England ke 481, aus Frankreich 421, aus Amerika 384, aus Belgien 254 Italien 220 und sogar Australien erscheint wieder mit 131 Ge Rußland ist mit 1006 Ankömmlingen vertreten, Polen mit 804 Balkanstaaten mit 313, Ungarn mit 281, die Türkei mit Spanien mit 87, Portugal mit 37.
8 8
sind, die Arbei othilfe einge⸗
beim Lösche Fischdampfer täti Hier wird sofort die Technische
8
8 8 ö1111“] 8 ““ W“ 1““ 8
31 856, 37 283, 51 079 und 31 879. Bei den Kindern im Alter von
5 bis 6 Jahren spricht vielleicht auch die Tatsache mit, daß die Säu lingesterblichkeit im Sommer 1914 besonders groß war. An⸗ gesichts dieses geee Verlustes an Nachwuchs fällt die geringe 1 I der 7— jährigen Kinder mit rund 21 000 kaum ins Gevicht. 8 Bei den im Alter von über 9 Jahren stehenden Personen empfiehlt es sich, die beiden 282 getrennt zu 8 betrachten. Dann zeigt bei den männlichen Personen das 9. bis 21. Lebensjahr im Jahre 1919 eine absolute Zunahme gegenüber
anzeiger und Preußischen Sta tsan
8* Verlin, Donnerstag, den 3. März r
r. 52. 1
eingestellt. setzt werden. Aus Rom wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß der Aus⸗ stand der Eisenbahner in ganz Italien beendet ist. — In Pisa haben laut Stefanimeldung die Elektrizitäts⸗ arbeiter die Arbeit niedergelegt. Bei Zuüsammen⸗ stößen zwischen Faszisten und Sozialisten wurden zwei 14,195 verwundet. — In Florenz haben die Gas⸗ und lektrizitätsarbeiter, einer Aufforderung der Kommunisten
8 E11“ 3 1 g ;. 1 E r st e Beila ge
2 E“ 11““
9
— — — ——õ—ꝛ—— — ——
8 8 8
8 370 684 Personen auf.
1910, dagegen weist das 21. bis ““ ein Weniger pon . onen Doch gibt die Volkszählung vom 8. Ok⸗ tober 1919 für die mittleren Lebensjahre bei den Männern inso⸗ fern kein ganz richtiges Bild, als von der Zählung diejenigen deut⸗ schen Militärpersonen nicht erfaßt worden sind, die sich am Zähl⸗ tage noch in fein licher Gefangenschaft befanden. Die Zahl dieser Personen betrug schätzungsweise etwa 600 000, von denen 62 % oder rund 372 000 auf Preußen entfallen sein dürften. Da von dieser Zahl zweifellos der größte Teil, vermutlich etwa 7, im Alter von bis 35 Jahren standen, so wären diese Jahresklassen um rund 279 000 Personen zu erböhen. Der absolute Rückgang der Männer in den mittleren Lebensjahren beträgt also nur etwa 90 000 Personen. Dieser Rückgang stellt jedoch nicht etwa die gesamten Kriegsverluste der Männer dar; denn wäre der aees nicht gekommen, so hätte die Zahl der 21⸗ bis 35 jährigen Männer in den Fahren 1910 bis 1919 nicht abgenommen, sondern erbheblich zugenommen, und auch die Zahl der 18⸗ bis 21 jährigen und der 35. bis 45 jährigen Männer wäre stärker gewachsen. Nach den amt⸗ lichen Feststellungen sind infolge des Krieges etwas üͤber 1 Million Heeresangebörige preußischer Staatszugehörigkeit gestorben. Auch die Verhältnisziffern zeigen bei den mittleren h S der Männer einen Nückgang. Auf das Alter von 20 bis 8 ren entfielen ohne die Fereiehenh. im Jahre 1919 223.1, mit Einschluß der Krieasgefangenen 233, % vom 1000 aller männlichen Personen, dagegen m Jahre 1910 243,„ vom 1000, d. h. 20,8 und 9,8 % mehr als 1919. Immerhin ist der prozentuale Rückgang Ferager als vielleicht piele erwartet haben. Maglicherweise ist diese Erscheinung damit zu erflären, daß unter den Einwanderern aus den östlichen Gebieten die mittleren Altersklassen flärker vertreten waren als Greise und Kinder. Die über 80 JFahre alten Männer wiesen 1919 gegen 1910 einen geringen absoluten Rückgang (um 761) auf.
Vei den im Alter von über 9 Jahren stehenden weiblichen Personen läßt die Gegenuͤberstellung der Zahlen von 1910 und 1919 eine absolute Zunahme erkennen. Die Prozentziffern weisen bei den Frauen nur geringe Ahweichungen von den absoluten Zahlen auf;
es zeigen nämlich die Altersklassen von 11 bis 80 Jahbren eine Zu⸗ nahme 19n nur die Altersklassen von unter 10 und über 80 Jahren eine Abnahme.
In dem absoluten oder resativen Rückgang der Zahl der Männer und Frauen in den höchsten Altersjahren kommt die bekannte Tatsache zum Ausdruck, daß die ältesten Leute unter den Folgen der Kriegsernährung am schwersten gelitten haben.
8 Der Franenüberschuß, der im Jahre 1910 383 753 Personen betrug, hat sich im Jahre 1919 auf 1 606 104 Personen gesteigert. Doch zeigt sich dieser heberschuß keineswegs gleichmähig bei allen Altersjahren, vielmehr hatten die Männer im Jahre 1910 bis zum 20. Lebensjahre, 1919 bis zum 19. Lebensjahre zahlenmäßig das Uebergewicht. Der Ueberschuß an Männern bis zum 19. Lebensjahre st sogar im Jahre 1919 gegenüber 1910 gewachsen, und zwar von 03 466 auf 127 308. Darin, daß bei den Säuglingen sich der Knaben⸗ überschuß um 1838 gegen 1910 gesteigert hat, kommt die auch durch die Geburtenstatistik bestätigte Tatsache zum Ausdruck, daß, wie das bisher nach Kriegen in der Regel festgestellt worden ist, auch nach dem Weltkriege mehr Knaben ass Mädchen geboren worden sind. In den Altersjahren 20 bis 24 und über 40 zeigte sich im JFahre 1910 ein Frauenüberschuß, dagegen in den Altersjahren 24 Fsis 40 ein Mehr an Männern in Höhe von 35 037 Personen. Dieses gebergewicht von Männern ist im Jahre 1919 verschwunden und hat inem Weniger von 872 057 Platz gemacht, so daß alle Altersjahre und Gruppen von Altersfahren über 19 im Jahre 1919 ein Ueber⸗ „gewicht der Frauen aufwiesen. Im ganzen zeigten die Altersfahre und Altersjahrgrupven von 20 bis 45 im Jahre 1910 nur einen ganz geringen Frauenüberschuß (832 Personen), der im Jahre 1919 zuf 1 235 674 angewachsen ist. In Wirklichkeit ist jedoch der Frauen⸗ überschuß des Jabres 1919 kleiner, da hiervon noch die vermutliche Zahl der Kriegsgefangenen mit 372 000 abzuziehen ist; er beträgt also nur 864 000 Personen. Bei den Altersklassen von über 45 Jahren eigte sich sowobl 1910 wie 1919 ein Frauenüberschuß, doch hat sich jieser in den Altersjahren 45 bis 65 vermindert, in den Altersjahren üͤber 65 gesteigert. Im ganzen hat das Mehr an weiblichen Personen m Alter von mehr als 45 Jahren etwas, nämlich von 494 364 auf 482 127, abgenommen. 1b Berechnet man, wieviel weibliche Personen auf 100 männliche personen in den Jahren 1910 und 1919 kamen, so zeigt sich, daß sich as Verhältnis der Geschlechter in den Altersklassen bis zu 9 Jahren, on mehr als 10 bis 16 und von mehr als 45 bis 70 Jahren zu⸗ unsten der Männer, dagegen in den Altersklassen von über 9 bis 10, on mehr als 16 bis 45 und von mehr als 70 zugunsten der Franen erschoben hat. Die Veränderungen in den Altersjahren von 18 jis 45 stellen eine unmittelbare Kriegsfolge dar.é Bei den übrigen Verschiebungen können die Urfachen im einzelnen nicht mit Sicherheit estgestellt werden.
8 11“
In Stettin kbaben, wie „W. T. B.“ berichtet, Verhand⸗ ungen, die am Montag und Dienstag unter dem Vorsitz des segierungspräsidenten und in Anwesenheit des Oberpräsidenten als Kommissar des Reichsarbeitsministers sowie des Polizeipräsidenten vwischen der Werksleitung der Vulkanwerke und dem Zetriebsrat der Vulkanwerke unter Hinzuziehung der teiligten Organisationen stattgefunden haben, ni z u iner Verständigung geführt (vgl. Nr. 48 d. Bl.). Die Verksleitung vertritt den Standpunkt, daß ihr die Wieder⸗ instellung sämtlicher Personen, welche sich 2 elastigume. Bedrobung nd Gewalttätigkeiten gegen ibre arbeitswilligen Kameraden haben schufden kommen lassen, schon im Interesse der arbeitswilligen Zelegschaft nicht zugemutet werden kann. Die Vertreter der Arbeiter⸗ haft dagegen haben, sogar unter Androhung des Allgemein⸗ usstands, die Wiedereinstellung aller Arbeiter erlangt und wollen die Entlassung der bezeichneten Bersonen erst von einer Prüfung der von der Werkzleitung fest⸗ estellten Tatsachen en machen. In einer Bekannt⸗ nachung spricht nunmehr die Direktion der Vulkanwerle die 98 Fratfan. der gesamten Arbeiterschaft aus.
Wegen der Arbeitsverweigerung der beim Stapel⸗ anf des Dampfers „Tirpitz“ 82[RJ Arbeiter beabsichtigte die Flensburger Schiffsbau⸗ esellschaft, die Entlassung der Belegschaft am 1. März, Mittags 12 Uhr, vorzunehmen. In einer gestern morgen von Ver⸗ retern der Arbeiter nachgesuchten Verhandlung stellte, W. T. B.“ ufolge, die Flensburger Schiffebaugesellschaft für die Wieder⸗ aufnahme der Arbeit die Bedingung, daß die Leute sich hereit erklärten. die erforderlichen Arbeiten vorzunebmen und dem Stapel⸗ auf in Gegenwart des Großadmirals pon Tirpitz und des Herrn Hugo Stinnes oder deren Vertreter keine Hindernisse zu bereiten. Mit diesen Bedingungen erklärten sich die Arbeiter einver⸗ standen, und der Stapellauf erfolgte gestern nachmittag 3 ½ Uhr im Beisein des Großadmirals von Tirpitz und des Vertreters des bereits abgereisten Henn Hugo Stinnes. — Die Wiederauf⸗ nahme der Arbeit bei der Flensburger Schiffsbaugesellschaft follte heute früh erfolgen.
Ein Teil der Hamburger Hafenarbeiter, etwa 60 v9, hat, wie der „Berl. Lok.⸗Anz.“ erfährt, gestern wegen Lohnstreits die
Arbeit niedergelegt. Es handelt ccs um einen wilden Streik, zu dem die Leitung des Transportarbeiterverbandes ihre Zustimmung nicht »rteilt bot. Aunch im Altonger Hafen bhaben di
1““
die Schauer⸗
Sinne leicht gefangen nimmt.
AIm Overnhause wird morgen, Freitag, „Der gevican,
entsprechend, die Arbeit wieder aufgenommen. Der Zug⸗
verkehr setzt wieder ein. Die Stadt ist ruhig.
8 ] Bauwesen.
b. .
Das diesjährige Schinkelfest des Berliner rchitekten wird am 13. d. M., Abends 6 Uhr, im Pen Sitzungssaal des Potsdamer Bahnhofs abgehalten werden. Den Festvortrag wird der Reichsverkehrsminister Gröner über das Thema „Bau und Betrieb der Eisenbahn im Kriege“ halten.
Theater und Musik.
Deutsches Opernhaus. Gounods Oper „Margarethe“ (Faust“) übt immer noch auf das Publikum eine so starke Anziehungskraft aus, daß die Opernbühnen ihrer nicht entraten können. s ist insofern ver⸗ ecc als dieses Werk durch die bunte Fülle seiner Bilder, durch eine leicht eingängliche Melodik und manche andere Vorzüge die 1 Man muß sich also wohl oder übel damit abfinden, daß Gounods Textdichter Barbier und Carré die Gretchentragödie in freier, verflachter Form zur Grundlage ihres Opernbuches machten. Daß man sich von der Wirkung der „Margarethe“ in Charlottenburg viel verspricht, geht schon aus der doppelten Befetzung der Hauptrollen hervor. Am Montag fand die Erstaufführung mit Hertha Stolzenberg als Margarethe, Rudolf Laubenthal als Faust, Ernst Lehmann als Mephistopheles, Jacques Bilk als Valentin und Louise Marck⸗Lüders als Martha Schwerdtlein statt. In der gestrigen ersten Wiederholung des Werks, der der Schreiber dieser Zeilen beiwohnte, sang Meta Seinemeyer die Titelpartie mit wohlgebildeter, angenehmer, nur im Pianissimo den Raumverhältnissen des Hauses nicht genügend ange⸗ paßter Stimme. Darstellerisch bot sie eine annehmbare, wenn auch nicht eben überragende Leistung. Karl Gentners Faust ist für die roße Bühne in der Gestalt wie stimmlich von zu kleinen Format; sbeds denn der Künstler singt und spielt mit Geschmack und mperament. Eindrucksvoller war der Mephistopheles Adolf Schöpflins, an dessen ausgeglichener, gutsitzender Baßstimme man seine Freude haben konnte. Nur auf deutlichere Aussprache und schärfere Akzentuierung wird der Künstler in Zukunft zu achten haben. Sympathisch waren Holger Börgesens Valentin, Mizzi Finks Siebel, wenig charakteristisch dagegen Alice Mertens' Marthe. Die musikalische Leitung des Werks durch Ignatz Waghalter war einwand⸗ frei, besonders fiel die Straffheit und der schöne Klang der Chöre auf. Der neue Spielleiter des Deutschen Opernhauses, Alexander d'Arnals, hatte sich bemüht, bei der Gestaltung der Szene das Schablonenhafte zu meiden. Aber nicht alle Neuerungen waren gut⸗ zuheißen. Es wirkt z. B. nicht sinnvoll, wenn Gretchen in dem Kirchenauftritt ganz allein auf der Bühne ist, und der in einem frei⸗ stebenden Turm im Schlußakt sichtbare Kerker macht allzusehr den Eindruck eines Raubtierkäfigs. Sehr sehenswerte Bilder sind dagegen der Garten, das Stadtbild mit den durch das Tor einmarschierenden Soldaten und die farbenprächtige Walpurgisnacht. Alles in allem hat das Deutsche Opernhaus mit dieser Aufführung wieder Vorzüg⸗ liches H-⸗ und dürfte durch die Nachhaltigkeit des Erfolges für seine Mühe belohnt werden. öe
L11“ 1 2b Se 8 868 89249
—hyh 9
Barbier von mit den Damen Hansa, von Scheele⸗Müller und den Herren Nos, Habich, Stock, Helgers, Krasa und Lücke besetzt, gegeben. Musikalischer Leiter ist Dr. Karl Besl. Anfang 7 ½ Uhr. Im Schauspielhause wird ven „Peer Gynt“ in be⸗ kannter Besetzung wiederholt. Anfang 6 ½ Uhr. Auf Anregung des Jugendamts Groß Berlin wird das Märkische Wandertheater im Laufe der nächsten Wochen vor Schülern mehrere Klassikerauf führungen venanstalten.
.“ Mannigfaltiges.
Die Auswüchse des 3 und teilweise auch des privaten gesellschaftlichen Lebens und die über⸗ handnehmenden Lustbarkeiten, die in so schreiendem Mißver⸗ hältnis zu der Not und dem Ernst der ernstgerichteten Kreisen in wachsendem Maße Unwillen hervor⸗ erufen und das Verlangen nach einer Abstellung dieser Miß⸗ fende rege werden lassen. Insbesondere hat dieser Tage er Vorsitzende des Deutschen Roten Kreuzes in einem an den Herrn Reichspräsidenten gerichteten Schreiben auf die den Ernst unserer Lage verkennende Lebensführung, besonders der besitzenden Klassen, hingewiesen, die im Gegensatz zu dem Leben anderer Mitbürger in denselben Mauern, die durch Hunger und Kälte zugrunde gehen, stehe, und bei dem zu starken Verbrauch an Genuß⸗ und Luxusmitteln verhängnisvolle Folgen ür unser Wirtschaftsleben zeitigen müsse; er hat im amen des Deutschen Roten Kreuzes die dringende Bitte ge⸗ äußert, daß die Regierung dem Treiben gewissenloser Kreise unseres Volkes Einhalt gebiete. Wie dem Roten Kreuz darauf⸗ hin mitgeteilt wurde, hat sich der Herr Reichspräsident bereits am 16. Februar an den Reichskanzler mit der Bitte gewandt, bei den Regierungen des Reichs und der Länder nachdrücklich dahin zu wirken, daß mehr, als es bisher geschehen ist, im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten diesen Auswüchsen entgegengetreten werde; in diesem Schreiben des Herrn Reichspräsidenten heißt es:
„Lärmende Genußsucht und sittenloses Vergnügungstreiben machen sich vielfach rücksichtslos und aufdringlich in aller Oeffentlich⸗ keit breit, in einer Zeit, da allenthalben Not an uns herandrängt und keine Hilfe genügt, um das Elend zu bewältigen. Auch die Ver⸗ anstaltungen gutgemeinter Wohltätigkeit nehmen manchmal einen Charakter an, der mehr die Genußsucht gewisser Kreise als menschenfreundliche Zwecke erkennen läßt; die Wohltätigkeit bedarf nicht des glänzenden Festgewandes der lauten Fröhti keit in diesen Tagen der ernsten Sorge; wer in brüderlicher Ge⸗ sinnung geben will und wer fremder Not helfen kann, gebe im stillen. Die eigene Würde und die Würde Deutschlands verlangen, daß jeder, der sich mit dem Schicksal seines Volks verbunden fühlt, ich heute mehr denn je fernbält von lärmender Genußsucht und daß, oweit nicht die eigene Einsicht sich durchsetzt, die zuständigen Be⸗ hörden solchen Auswüchsen mit den gesetzlichen Mitteln entgegentreten.“
Der Reichskanzler hat sich daraufhin bereits mit den Landesregierungen wegen der zu ergreifenden Maßnahmen in Verbindung gesetzt. 6 111“*“
Der Berliner Fremdenverkehr err
nach dem amtlichen Ausweis, nur 105 673 Gäste gegen 113 000 im Januar, ein Rückgang, der sich einfach durch die Kürze des Februars erklärt. Bemerkenswert ist am Auslandsbesuch, der eine aufsteigende Linie zeigt, zweierlei. Nach den Feststellungen der „Zentralstelle für den Fremdenverkehr Groß Berlins“ ist erstens der Anteil der vormals feindlichen Staaten am Besuch Berlins im v-. en⸗ und zweitens läßt die Fremdenstatistik erheblich zunehmende Handelsbeziehungen
“ “ 8 “ . 11““ 1“] 8 86
Zeit stehen, haben in
Die
Mitglieder des Schillertheaters veranste
am kommenden Sonnabend in den Gesamträumen des Schillerih
Charlottenburg
zum Besten ihrer Wohlfahrtseinrichtungen
Wohltätigkeitsfest, das durch eine eigene, für den Zwec
Alfred B aufführun
An diese Po
raun verfaßte Posse eingeleitet wird. für den h
g schließt sich ein Konzertteil,
ragende Gesangskräfte ihre Mitwirkung zugesichert haben.
Schluß Hauptg
stifteten Rundflug für zwei
bildet ein Bunter Teil. Die Tombola bringt ewinn einen von der Deutschen Luftreederei ersonen. Der Beginn
Festes ist 10 ½ Uhr. Eintrittskarten sind im Schillertheater und A. Wertheim erhältlich.
In der Reihe der von der Gesellschaft für Vol bildung veranstalteten Vorträge spricht morgen, Abends 7 ½
der Professor Dr. Ed. Spranger Kunstgewerbemuseums
im großen Hörsaal
über den „Untergang
Abendlandes“. — Am 8. März (7 ½ Uhr) hält dort 4 E. Kottmann einen mit Lichtbildern nach eigenen Aufnah ausgestatteten Vortrag über den Schwarzwald. 1
Hir Grenze li Baude
tschechi
verkehr gesperrt worden.
schberg, 2. 88.. (W. T. B.) Die nahe an egende und in Touristenkreisen wohl bekannte Wosset ist, wie der „Bote aus dem Riesengebirge“ meldet, schem Militär besetzt und für den Fremd Das Tschechische Bodenamt
Prag hat den Pachtvertrag des Grafen Harrach mit dem deut
Pächter d
er Baude Endler kassiert. Dieser hatte sich jedoch gewei
die Baude zu verlassen. Daraufhin ist ihm nun die Fortführumg
Baudenbetriebs unterbunden worden. Hamburg, 2. März.
(W. T. B.) Im Hamburger S
schiffshafen löscht der englische Handelsdampfer „Ora
River“ dessen M
eine Maisladung. Am Heck steht ein 10,5 cm⸗Ges ündung auf die Stadt gerichtet ist. Die
der dritte Fall eines bewaffneten Handelsschiffes, wie solche anderen Häfen schon verschiedentlich gemeldet worden sind.
Saargemünd, 2. März.
(W. T. B.) Vergangene 9
ereignete sich infolge schlagender Wetter in einem Scha
Einsturz.
Bergarbeitern hervor.
gonnen.
Tri tischen
Man zog aus den Trümmern die Leichen von Die Aufräumungsarbeiten wurden
est, 1. März (W. T. B.) Im Laufe einer patr⸗ Protestkundgebung wegen der Vorfälle in
gaticor (7), wo Südflawen italienische Fahnen zerrissen hatten, die Nachricht ein, daß aus Pola heimkehrende Triestil
Lastwa
wandte sich die erbitterte Menge gegen Südslawen und Scezialisten sich
kräftig ge an de einzud zu
Marco getötet.
stecken. Sozialisten, b Arbeiterkammer Vergeltung zu üben, die Bauten von
Auf diese Nachricht * ein Gebäude, in fanden, die von der Pollzein schützt wurden. Indessen gelang es den Teilne hm r. Kundgebung, in die Arbeitskamn ringen und sie, wie gestern bereits gemeldet, in Bre⸗ — Nach einer Meldung des „Giornale d'Italia“ haben um für die Einäscherung des Gebäudes
gen beschossen worden waren.
in Brand gesteckt. Ein Angestellt .
rde Zahlreiche Personen wurden verhaftet.
.
2.
Aeronautisches Observatorium. 8 Lindenberg, Kr. Beeskow. März 1921. — Drachenaufstieg von 5 ¾ a bis 8 ¾ a.
Seehöhe
m.
Wind Richtung 82
Relative Feuchtig⸗ keit 0%
8 Temperatur C0
f oben g
mm
122
500 1160 2500 3500 4500 4930
SSW WSW WSW WSW SWzW SWzW SWzW
84 83 30 40 42 40
754,9 720 665 561 493 432 410
ortsetzung des Nichtamtlichen in der 8 und Zweiten Beilage.)
bezugsvor Son
Theater.
eer den Linden.) Freitag: 56. stellung. Der Barbier von Sevilla. Anfang 7 ½ nabend: Bohème. Anfang 7 Uhr.
Schafsgemann. (Am Gendarmenmarkt.) Freitag:
reservesatz 15
eer Gynt. Anfang 6 ½ Uhr.
Sonnabend: König Richard der Dritte. Anfang 7 Uhr
Gestor (We
Familiennachrichten.
Hr. Geh. Archivrat, a. o. Professor Dr.
ben: r. Alfred Kreutz, Direktor der Lan
rnigerode). — H.
schaftlichen Hauptgenossenschaft (Woischwitz, Kr. Breslau).
Verantwertlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol. Charlotte
Verantwortlich für den Anzeigenteil: 82 Fenaerine in Berlin. 8
Der Vorsteher der Geschä echnungsra
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.) e. * . Deutscher Reichstag.
a Sitzung vom 1. März 192 4.
Nachtrag.
Die Rede, die bei Fortsetzung der Beratung über den Sonderhaushalt des Reichsfinanzministeriums in Erwiderung auf die Ausführungen der Abgeordneten Keil (Soz.)
ad Dr. Helfferich (D. Nat.) der Reichsminister der Finanzen Dr. Wirth gehalten hat, hatte folgenden Wortlaut:
Meine Damen und Herren! Der Herr Abgeordnete Dr. Helfferich
hat, seitdem ich die Ehre habe, dieses Amt zu fuhren, bisher wohl icht die Absicht gehabt, mir eine Freude zu bereiten. Heute hat er es aber unfreiwillig getan, indem er nämlich soeben sagte: der Herr Finanzminister wird auch Ihnen — nämlich zur Linken — gegenüber seinen Mann stellen. (Zurufe von den Soz.: Er sagte: „Ihren Manm stellen“. — Große Heiterkeit.) Ich freue mich für die An⸗ gerkennung, bin allerdings bisher in die Lage versetzt worden, wiederholt charf nach rechts Stellung nehmen zu müssen. Ich erinnere nur an die Erledigung der Notopfernovelle vor Weihnachten, wo sich zum Schluß das ergötzliche Schauspiel ergeben hat, daß bei der Ab⸗ ehnung nur die Herren von rechts und die äußerste Linke dabei eewesen sind. (Seiterkeit.) . 8 — Der Herr Abgeordnete Dr. Helfferich wird es mir nachfühlen, wenn ich nach den Erfahrungen, die ich habe machen müssen, mit ußerster Vorsicht mich zu jedem der Einzelfälle äußere, die heute hier Gegenstand der Aussprache gewesen sind. Worauf sich diese Vorsicht gründet, will ich Ihnen aber gleich des Näheren an wenigen Bei⸗ spielen zeigen. Ich meine auch, meine Damen und Herren, daß alle
die Fragen, die heute angeregt worden sind, daß auch die Nach⸗
prüfung des Verhaltens unserer Sachderständigen — ich meine in
Brüssel; der Nachdruck liegt auf Sachverständigen! — nicht Gegen⸗
stand von Plenarsitzungen sein sollte, daß diese Dinge nur abschließend beurteilt werden können, wenn man in die letzten Einzelheiten in usschußberatungen hineinsteigt. Ich werde aber das, was gegen die amten meines Ressorts gesagt worden ist, hier zum Gegenstand iner vorläufigen Besprechung machen. G Ich sagte schon: alle die Fragen, sei es der Fall Erzberger, sei es die Frage Stinnes, sei es irgendeine andere Frage, oder sei es Har die Frage des Herrn Abgeordneten van den Kerkhoff, werden von
kir nur mit äußerster Zurückhaltung beantwortet werden können. Und
warum? — Die Herren von rechts kehren natürlich bei allen diesen Dingen den Stiel gern um. (Sehr richtig! bei den Soz. und U. S.) Insbesondere sind sie dann geneigt, denjenigen, der gerade unglück⸗ licherweise — darf ich sagen — hier an diesem Platze steht als Finanz⸗ minister, rasch in eine schiefe Lage bringen zu wollen. Wie weit das geht, meine Damen und Herren, will ich Ihnen an einem Artikel ger „Kreuz⸗Zeitung“, den ich jetzt in Zukunft mit mir führe, zeigen. SHeiterkeit.) Die Zeitung, die jetzt ihre Devise — ich will es mit Ehren nennen — wieder in die alte Devise umgewandelt hat, serviert am 5. Februar dem Finanzminister des Reiches folgendes, was ich wörtlich anführe: 1“ 1 Doch auch van den Kerkhoff selbst ist der Meinung, daß die Unauffindbarkeit der Papiere (in seinen Prozeßsachen) kein Zufell ist. ört, hört! bei den Sozialdemokraten und U. Soz.) Er — van den Kerkhoff — scheint anzunehmen, daß die Akten versteckt oder, wie Herr Dr. Wirth annimmt, gestohlen worden sind, um den ganzen Fall dan den Kerkhoff erst möglich zu machen Erneute Rufe: Hört, hört!) Man muß sich das einmal vor Augen piel dicker: G 3 8 . Solcher Verdacht liegt allerdings nicht ganz fern für den, der den Verhandlungen des Hauptausschusses beigewohnt hat und sich
führen: cher 68. kommt noch
so persönlich ein Bild machen konnte von dem, was es mit dieser
aanzen, schönen Sache auf sich itt. k88 Burufe: Wer hat das geschrieben?) 29 z,882
Meine Herren! Sie sehen ganz deutlich, jetzt kehren die draußen stehenden Macher, von denen einer zweifellos den Ausschußverhand⸗
bungen beigemwohnt hat, den Stiel um und hehaupten, daß die Akten
atfernt worden sind, um den Deutschnationalen eins anzuhängen. Erreate Rufe von den Sozialdemokraten: Hört, hört! Gipfel der Schamlosigkeit!) 1
Als ich das las, meine Herren, habe ich mir gesagt: Selbst⸗ prständlich in allen diesen Dingen, insbesondere, wenn man das
hrnenvolle Amt des Finanzministers bekleiden muß, äußerste Vorsicht. gboch weiß, daß die Herren von rechts den derzeitigen Finanzminister
mitunter etwas sehr gering einschätzen. Es hat jeder seine Fehler ind macht jeder seine Fehler, aber so töricht bin ich denn doch nicht, giie ich zurzeit von Korrespondenzen hingestellt werde, aus denen die önen nahestehenden Zeitungen die Iuformationen schöpfen. Ich be⸗ vtuere, daß auch die „Täaliche Rundschau“ teilweise aus so schmutzigen Wuellen ihre Informationen gesammelt hat. (Zurufe von den Sozial⸗ hmokraten: Alles ein Kaliber!) Wenn die „Deutsche Zeitung“, die Deutsche Tageszeitung“ und andere Blätter sich nicht enthalten ühnnen, alles ganz kritiklos aufzunehmen, so könnte man immerhin uohn einer Zeitung, die der Regierung nicht so ganz fern steht, an⸗ ütbmen, daß sie etwas vorsichliger wäre. Meine Herren, ich sage, ich ghh deshalb vorsichtig, weil nun auch im Falle Erzberger der Stiel
naekehrt werden soll. Ich zitiere jetzt aus der „Täglichen Rund⸗
detau“, um das Vorgehen dieses Blattes noch etwas zu Gharakterisieren.
Hier wird mir 3. B. nachgesagt:
Auf die Veranlassung des Herrn Dr. Wirth ist wohl das für
Verlag der Geschäftsstelle Mengerinc) in Berlin. üderrn Erzberger außerordentlich belastende Gutachten des ersten Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt.
Berlin Wilhelmstr. 32. 1 Fünf Beilagen (einschließlich Börsenbeilage)
und Erste, Zweite, Dritte, Vierte und Fünfte Zentral⸗Handelsregister⸗Beilage
sowie die Inhaltzangabe Nr. 8 zu Nr. 5 des öffentlichen Anzeigers.
* —
earbeiters der Erzbergerschen Steuerangelegenheit einfach über⸗ gangen worden, und man hat einen zweiten Gutachter mit der Bearbeitung beauftragt, der ausgerechnet für Herrn Erzberger Un⸗ kenntnis der Gesetze in Anspruch nahm und deshalb das Verfahren einstellen wollte, mogegen der erste Gutachter in der schärfsten Form
88 ö1“ ¹ 9
8 Meine Damen und Herren, sie sehen an zwei Fällen, wie jetzt — das ist Taktikz — wie der Reichsfinanzminister kompromitiert
werden soll, um damit andere Spuren zu verwischen. Ich gehe aber
1b den Herren nicht ins Garn. Sie mögen mich sehr gering einschätzen, so töricht, wie die Herren mich draußen hinstellen, bin ich nicht. Ich darf wohl sagen, daß ich mich in Sachen des Herrn Erzberger streng gehütet habe, auch nur in etwa in den Gang des Verfahrens einzugreifen. Es wird von mir eine Erklärung veröffentlicht werden, die ich hier kurz skizziere: 1 8 Die Unterstellung, daß auf Veranlassung des Reichsfinanz⸗ minister das für Erzberger außerordentlich belastende Gutachten des ersten Bearbeiters einfach übergangen und ein zweiter Gut⸗ achter mit der Bearbeitung beauftragt worden ist, widerspricht den Tatsachen. Der sonst mit den Steuerakten Erzbergers so vertraute Urheber dieser Nachrichten müßte wissen, daß es sich bei dem angeblichen Gutachten um dienstliche Berichte des Leiters des Finanzamts, des Abteilungsleiters für direkte Steuern beim Landesfinanzamt und des Präsidenten des Landesfinanzamts an das preußische Finanzministerium handelt, welches eine Untersuchung in der Steuererklärung Erzbergers zur preußischen Einkommensteuer angeordnet hatte. Das haupt nicht befaßt, und ich habe weder direkt noch indirekt irgendwie eine Dienststelle angewiesen oder beeinflußt, einen Bericht, wie Herr Bülck behauptet, zu übergehen. Ich habe mich streng gehütet, auch nur in etwa in diese schwebenden Angelegenheiten einzugreifen. Aber meine Damen und Herren, je sorgfältiger der Finanz⸗ minister des Reiches sich in all diesen Fragen benimmt und je zurück⸗ haltender er alle diese Fragen beantwortet, um so heftiger werden die Angriffe von rechts, so daß eines der Blätter von rechts sich nicht entblödete, eine große Aufmachung zu machen: Fall van den Kerkhoff oder Fall Wirth? (Lachen und Zuruf links: Schamlos!) Sie können daran sehen, wie die ger nicht vorlesen, was die „Deutsche Tageszeitung“ und andere Blätter von dem Erzbergerischen Herz des Herrn Wirth sprechen.
shört, hört!), von dieser Art der Tätigkeit, und ich darf nur auf seine berüchtigte Münchener Rede hinweisen (sehr gut! bei den Sozial⸗ demokraten), die erst den Anlaß gegeben hat, diese Frage vom politi⸗ schen Gesichtspunkte aus (Zuruf des Abg. Dr. Helfferich: Das ist sehr interessant!) — sehr interessant, ich wiederhole aber den Satz —, die erst den Anlaß geboten hat, diese Frage politisch zu würdigen. Sie haben den Anlaß dazu gegeben, und weil Sie jetzt, wenn ich das zitiere, darauf hereinfallen, will ich den Satz Ihrer Münchener Rede dem Haus zur Beurteilung vorlegen. Der Herr Abgeordnete Dr. Helfferich hat in seiner Münchener Rede gesagt: Früher galt über allen Zweifel erhabene Integrität; heute: — Erz⸗ berger, (sehr richtig! bei den Deutschnationalen) der in Deutschlands schwerster Zeit Reichsminister sein kormte und durfte. Wenn das oben so aussieht, kann man sich da wundern, daß das Uebel der Korruption auch nach unten wirkte und wirkt? (Sehr richtig! rechts.) Mit Pech und Schwefel müssen die Korruptionserscheinungen am deutschen Beamtenkörper ausgemerzt werden, wenn andaers Deutsch⸗ land daran nicht vollends zugrunde gehen soll. Früher wachten die Kaiser und Könige über die Integrität ihrer Beamten ssehr richtig! rechts), 1 die deutsche Republik möge sich an dieser Tradition ein Beispiel nehmen vh“ (bravol bei den Deutschnationalen), 1“ bis sie wieder durch die Monarchie abgelöst ist.
(Lebhafte Rufe bei den Deutschnationalen: Bravo! — Rufe links: Pfui!) — Sie (zu den Deutschnationalen) rufen „bravo“. Dem⸗ gegenüber habe ich mir erlaubt, aus dem Bericht des Finanzamtes Bohwinkel vorzulesen, daß gerade die Kriegszeit unter dem alten System die Quelle der Korruption gewesen ist. (Lebhafte Zustimmung links.) Das ist Ihnen natürlich sehr unangenehm, aber das haben Sie selbst provoziert. Ich übergehe weiteres; wir werden im Aus⸗ schuß Gelegenheit haben, auf all die Einzelheiten einzugehen.
Die Erklärung, die der Herr Abgeordnete Dr. Helfferich im Namen seiner Fraktion verlesen hat, ist mir sehr erwünscht. Er hat gefragt, was in Sachen van den Kerkhoff inzwischen geschehen ist. Ich habe die beiden in Betracht kommenden Beamten aus Düsseldorf und vom Finanzamt Vohwinkel hierherkommen lassen und mit ihnen zunächst die ganze Angelegenheit durchgesprochen, um ein Bild über die tatsächliche Lage zu bekommen. Ich habe die Beamten auf⸗ gefordert, Bericht einzusenden, und ebenso habe ich den Regierungsrat Kauffmann aufgefordert, ebenfalls für sich eine schriftliche Darlegung der an ihn gestellten Fragen einzureichen. Ich habe ihn insbesondere bei der mündlichen Verhandlung eingehend gefragt, ob er seine da⸗ malige Erklärung irgendwie beeinflußt von außen abgegeben hat, also die Erklärung, die, wie Sie wissen, auch nach den Ausführungen des Herrn Abgeordneten Helfferich weit über die Erklärung, wie sie vorher im Londesfinanzamt vereinbart war, hinausgegangen ist. Diese Er⸗ klärung ist mir als erster Bericht vor wenigen Tagen auf den Tisch gelegt worden. Sie ist in Vohwinkel datiert am 12. Februar, ist mir also erst gegen Ende des Monats zugegangen. Ich bin bereit, diese Erklärung schon hier zur Verlesung zu bringen. Danach erklärt der Regierungsrat Kauffmann, und zwar auf mein Verlangen:
In dem Verfahren wegen Steuerhinterziehung gegen den Direktor van den Kerkhoff in Velbert bin ich, wie ich auf Ver⸗ langen des Herrn Reichsministers der Finanzen erkläre, bei der Abfassung der von van den Kerkhoff veröffentlichten Ehrenerklärung weder von Herrn van den Kerkhoff noch von irgendeiner anderen
Seeite beeinflußt worden. 8
(Hört, hört! bei den Deutschnationalen.)
Ich war auf Grund der stattgehabten Ermittelungen und der per⸗ sönlichen Eindrücke zu der festen Ueberzeugung gelangt, daß eine Steuerhinterziehung nicht nur nicht erweisbar war, sondern tat⸗ sächlich nicht vorlag.
(Hört, hörtl bei den Deutschnationalen.)
cordn Reichsfinanzministerium war in dem damaligen Stadium mit der Verfolgung der Angelegenheit über⸗
Taktik geübt wird. Ich will
Auch der Herr Abgeordnete Helfferich ist hier nicht freizusprechen
Vom formaljuristischen Standpunkt, der die persönlichen Eindrücke nicht gelten läßt, wäre es richtig gewesen, wenn in diesem Fall die innere Ueberzeugung nicht zum Ausdruck gelangt und statt dessen mehr die Unerweislichkeit der Steuerhinterziehung betont worden wäre. Kauffmann, Regierungsrat.
Sie sehen also, daß ich diese Sache nicht etwa auf sich beruhen ließ, sondern daß ich diese Beamten kommen ließ. Ich warte nun den weiteren Bericht ab. (Zuruf von den Deutschnationalen: Ist das eine gefälschte Ehrenerklärung?) Ich weiß nicht, meine Herren, was das mit einer gefälschten Chrenerklärung zu tun hat. (Zurufe von den Deutschnationalen.) Warten Sie doch ah, bis ich fertig bin. (Andauernde Zurufe von den Deutschnationalen.) Ich bin ja noch gar nicht so weit, reden Sie doch nicht wie der kluge Hans“, der alles schon vorher weiß. Lassen Sie mich ruhig weitersprechen. Was ich zu tun habe, mache ich freiwillig und brauche von Ihnen von rechts nicht dazu genötigt werden. — Ich habe zunächst die Pflicht gehabt, diese Erklärung des Regierungsrats Kauffmann zu Ihrer Kenntnis zu bringen. Das bin ich dem Beamten schuldig, und ich darf ruhig sagen, daß ich im Laufe der Verhandlung und auch durch diese Erklärung nicht zu der Auffassung gelangen kann, daß es sich um eine gefälschte Ehrenerklärung handeln Der Beamte hat nach der heute vorliegenden Erklärung seiner Ueberzeugung Ausdruc gegeben. Er sagt allerdings heute selbst, daß er — um das noch inmal zu wiederholen — vom formal⸗juristischen Standpunkt aus vielleicht besser getan hätte, diese Erklärung anders zu fassen. Ich will es aber wörtlich zitieren:
Es wäre richtiger gewesen, wenn in diesem Falle die innere
Ueberzeugung nicht zum Ausdruck gelangt und statt dessen mehr die Unerweislichkeit der Steuerhinterziehung betont worden wäre. Lachen und Zurufe rechts.) Ich weiß gar nicht, warum See lachen. (Erneutes Lachen und Zurufe rechts.) Es kann also dem Herrn Regierungsrat Kauffmann der Vorwurf der Fälschung nicht gemacht werden. Diesen Vorwurf muß ich also zurückweisen. (Hört, hört! rechts. — Abg. Dr. Levi: Nur persönliche Eindrücke; wir wissen die zu würdigen!)
Meine Damen und Herren, nun haben sich die Betrachtungen in zweiter Linie auf die Angelegenheit des Herrn Erzberger erstreckt. Ich habe vorhin schon betont, ich würde es wie bisher auch in Zukunft so halten, daß Angelegenheiten, die das Reichsf nanz⸗ ministerium nicht berühren, vom Reichsfinanzministerium auch in keiner Weise beeinflußt werden. Der Geschäftsordnungsausschuß, der demnächft tagen wird, hat aber Gelegenheit, von dem Reichsminister der Finanzen Auskunft über den gegenwärtigen Stand der Angelegen⸗ heit Erzberger zu verlangen. Ich stehe für diesen Fall mit meiner Auskunft bereit, und ich werde das im Fall Erzberger tun, was die Herren von der deutschnationalen Fraktion im Fall van den Kerkhoff verlangt haben, nämlich restlose Aufklärung über den gegenwärtigen Stand der Angelegenheit geben. (Zuruf von den Sozialdemokraten: Warum nicht hier?) Warum nicht hier? Erstens will ich Ihnen cufrichtig sagen, daß ich diese Erklärungen über den gegenwärtigen Stand der Angelegenheit Erzberger selbstverständlich nur abgebe. wenn ich dazu vom Hause aufgefordert werde. Zweitens ist es meiner Meinung nach besser, Auskunft über die Frage Erzberger in ihrer ganzen Totalitat nach sorgfältigen nochmaligem Ueberblick über die Akten im Ausschuß zu geben. Das halte ich für besser, als Ihnen heute eine eingehende Rede über die Angelegenheit Erzberger zu halten. Ich glaube, daß jeder, der die Sache objektiv prüft, mir zustimmen wird, wenn ich sage, es würde voreilig sein, da am nächsten Donnerstag, wie ich höre, der Ausschuß die Aegelegenheit Erzberger behandelt, wenn ich hier auf Drängen irgendeiner Seite Ihnen heute schon einen eingehenden Bericht über die Angelegenheit Erzberger geben wollte. Sie haben ja nach einigen Tagen, wenn die Frage der Aufhebung der Immunität des Herrn Erzberger hier zur Sprache kommt, Gelegenheit, die Angelegenheit ausführlich zu besprechen. Wir würden also nur eine doppelte Debatte über den Fall Erzberger führen, wenn ich heute schon die Auskunft geben würde. Ich muß das also unterlassen und auf die nächste Zeit verschieben.
Ich komme zu den Ausführungen des Herrn Abgeordneten Keil, und zwar zunächst zu den Ausführungen, die er über die Brüsseler Vorgänge gemacht hat. Ich weiß nicht, was Anlaß dazu geboten
2 kann.
hat, den Herrn Staatssekretär Schroeder in so scharfer Form an⸗
zugreifen. Der Herr Staatssekretär Schroeder befindet sich heute in London. Er hat in Brüssel wie anderswo sehr bittere Stunden mitgemacht, und ich bin ihm auch im Namen der Regierung dankbar dafür, daß er diese bittere Zeit auf sich genommen hat. Es geht also nicht an, ihm etwa vorzuwerfen, daß er sich in Brüssel würdelos be⸗ nommen habe. Den Eindruck habe ich bisher von keiner Seite er⸗ halten können. Das geht auch schon daraus hervor, daß die Reichs⸗ regierung ihn mit anderen Staatssekretären für würdig befunden hat, nach London zu gehen. Der Angriff gegen Herrn Staatssekretär Schroeder, als ob er sich würdelos benommen habe, ist also sachlich durchaus ungerechtfertigt, und ich muß ihn auf das schärfste zurück⸗ weisen. (Wiederholte Zurufe von den Deutschnationalen.) — Haben Sie doch Geduld! Ich behandele einen Fall nach dem andern, genau so, wie Sie es auch machen. —
Ich glaube, es ist auch nicht richtig, zu behaupten, daß er zur Vertretung deutscher Interessen ungeeignet ist. Auch das schießt über das Ziel, das sich irgendjemand politisch stellen kann, weit hinaus. (Zuruf von den Deutschnationalen: Geht über alles erlaubte und erhörte Maß hinaus!) — Das kommt noch. Haben Sie doch nur Geduld! Zunächst ist das Ziel ins Auge zu fassen. — (Erneute Zurufe von den Deutschnationalen. Gegenrufe vom Zentrum.) — Es ist merkwürdig, daß die Herren von rechts mich bei der Abwehr von Angriffen gegen einzelne Beamte stets korrigieren zu müssen glauben. Das ist durchaus unnötig! Wenn es gegen die Ehre anderer geht, wie Sie heute aus den der Rechten nahestehenden Zeitungen ersehen haben, dann haben Sie (zu den Deutschnationalen) nicht einmal ein Zucken mit den Augenwimpern übrig. (Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Da ist Ihnen die Ehre eines Mir⸗ menschen gleichgültig. (Sehr wahr! bei den Sozialdem irten und
—