1921 / 54 p. 9 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 05 Mar 1921 18:00:01 GMT) scan diff

jie Widerstände. Mit denselben Gründen, mit denen der Herr Abg. Dr. Rosenfeld gegen diesen Vorschlag angegangen ist, kann man gegen jeden Vorschlag angehen, der für eine Vereinfachung der Rechtspflege gemacht wird.

Es ist darauf hingewiesen worden, daß die Gewerbegerichte so sehr viel besser arbeiten als die ordentlichen Gerichte. Woher kommt das? Weil man den Gewerbe⸗ und Kaufmannsgerichten eine Pro⸗ zeßordnung in die Hand gibt, die das Verfahren konzentriert, es ver⸗

einfacht und beschleunigt. Eine der wesentlichen Bestimmungen für die Gewerbe⸗ und Kaufmannsgerichte ist die Beschränknng der Be⸗ rufung. Wir sind immer darauf hingewiesen worden, uns die Errungenschaften der Gewerbegerichte auch für die erdent⸗ lichen Gerichte zunutze zu machen. In diesem Falle tun wir das, und in diesem Falle nehmen wir eines der⸗ jenigen Mittel, die die Gexwerbegerichte ganz besonders zu einer Beschleunigung des Verfahrens veranlassen, für die ordent⸗

lichen Gerichte in Anspruch. Ich habe gar kein Bedenken, eine der⸗ artige Bestimmung zu treffen, weil ja vor allen Dingen der Wert von 300 Mark heutzutage lange nicht mehr das bedeutet, was er vor dem Kriege bedeutet hat. Dadurch, daß Sie den Gerichten die Möglichkeit geben, mit einer Instanz durchzukommen, befreien Sie die Gerichte und auch die Parteien von einer Unmenge von Streitig⸗ keiten. Es kommt in vielen Fällen mehr darauf an, daß der Prozeß entschieden wird, schnell entschieden wird, als daß er durch mehrere Instanzen läuft. Ich bitte Sie dringend im Interesse der Novelle und im Interesse der Vereinfachung unserer Rechtspflege, die wir alle anstreben, für die Vorlage zu stimmen. 88

8

75. Sitzung vom 4. März 1921, Nachmittags 2 Uhr. Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger“*).)

Präsident Löbe eröffnet die Sitzung um 21 ½¼ Uhr mit

nachstehender Erklärung: 1 1e. Eintritt in die nehme ich Anlaß, Ihnen olgende Mitteilung zu machen: Ich habe in der Angelegenheit, ie uns zurzeit alle aufs tiefste berührt, nämlich in den Fragen der Londoner Verhandlungen, mich an die Reichsregierung ge⸗ wendet mit der Frage, ob sie vielleicht jetzt in der Lage sei, dem Reichstag Mitteilungen über den Stand der Angelegenheiten zu eben. Die Reichsregierung hat diese Frage verneint, da die ihr eitens der Londoner Delegation zugegangenen Informationen noch nicht vollständig seien und der Text der Ausführungen des englischen Premierministers noch geprüft werde. Ich füge hinzu, daß ich mich in ständiger engster Fühlung mit dem Kabinett halte nd nach der im Augenblick eingegangenen Information in kurzer Zeit in der Lage sein werde, ihnen den amtlichen Wortlaut der ntscheidenden Sätze der Rede des englischen Ministerpräsidenten mitzuteilen. Zunächst treten wir in die Erledigung unserer Tages⸗ rdnung ein. 8 Abg. Ledebour (U. Soz.) (zur Geschäftsordnung): Ich be⸗ dauere, dem Herrn Präsidenten widersprechen zu müssen. Nach nserer Auffassung ist es durchaus notwendig, daß der Reichstag ofort in die Verhandlungen über die Londoner Forderungen ein⸗ ritt. Wir können nicht abwarten, bis einmal der Wortlaut der Londoner Kundgebungen vorliegt und die Regierung in der Lage gewesen ist, das alles zu prüfen. Die Tatfachen, die dem Reichs⸗ ag als solchem Anlaß geben könnten, seine Meinung zur Frage auszusprechen, liegen bereits vor. Auch die Rede des Premier⸗ ministers Lloyd George liegt vor. Wir halten eine Verzögerung deshalb für außerordentlich bedenklich. Nach alledem, was wir fisber erfahren haben, ohne daß wir bei dieser Gelegenheit eine ritik an dem Verhalten und den Meinungsäußerungen der Re⸗ gierung ausüben möchten, halten wir es doch für notwendig, daß obald wie möglich die Meinungen der verschiedenen Parteien des Hauses zum Ausdruck kommen, da wir uns davon eine viel größere irkung versprechen als von den Aeußerungen der Regierungs⸗ rtreter. Am Montag ist der Termin gesetzt, wo die Entscheidung fallen soll. Die Zeit ist so kurz bemessen, daß, wenn wir etwa warten, bis die Regierung beraten hat, die Meinungsäußerungen aus dem Hause zu spät kommen würden. Wir haben vor allen uch darauf hinzuwirken, daß der Verhandlungsfaden nicht 8 Im Interesse der Wohlfahrt des gesamten deutschen Volkes, insbesondere der Arbeiterschaft, in der schweren Ent⸗ Faadeaaag. vor der wir stehen, müssen wir sofort in die Verhand⸗ lungen eintreten und die Aussprache über die Ententeforderungen und die Gegenvorschläge noch heute auf die Tagesordnung setzen. (Unruhe.)

Abg. Dr. Levi (Komm.): Der Deutsche Reichstag muß un⸗ bedingt seinerseits sofort Stellung nehmen. Es handelt sich ein⸗ fach darum, ob der Reichstag nach wie vor sich auf die Rolle des beschränken soll, der den Mond anbellt, oder ob er eine ührende politische Organisation sein soll. Will er eine solche sein, so muß er sprechen, solange es noch Zeit ist und solange die Dinge im Fluß sind.

Damit schließt die Geschäftsordnungsdebatte. Der Antrag Ledebour wird gegen die Stimmen der

Unabhängigen und Kommunisten abgelehnt.

Das Haus tritt in die Tagesordnung ein, auf der zunächst Anfragen stehen.

Auf Anfrage des Abg. Giebel Sop. über Bildung von Gesamtbetriebsräten im Geschäftsbereich des Reichsfinanzmini⸗ steriums erwidert ein Regierungsvertreter, daß das Finanzministerium demnächst die wirtschaftlichen Vereinigungen der Arbeitnehmer 8 Verhandlungen einladen werde, wobei auch die

beee von Gesamtbetriebsräten zur Beratung gezogen werden olle.

Abg. Leutheußer (D. Nat.) betont in einer Anfrage die Besorgnis, daß die bisher über Halle geleiteten Schnellzüge Berlin— München und umgekehrt ebenfalls über Leipzig —Hof ge⸗ leitet werden sollen.

Ein Regierungsvertreter erklärt die geäußerten Be⸗ fürchtungen für unbegründet. Es besteht nicht die Absicht, die Schnellzüge Berlin Jena— München von dem Wege über wegzunehmen. Tatsächlich sind zwar die Zugverbindungen Leip⸗ zigs in letzter Zeit verbessert worden. Sie werden auch im kom⸗ menden Sommerfahrplan einen weiteren Ausbau erfahren. In gleicher Weise ist aber auch für Halle eine Vermehrung und Ver⸗ besserung des Zugverkehrs vorgesehen. Voraussetzung für diese Verbesserungen ist allerdings, daß die Kohlenversorgung gesichert vegea 29— 28 Bestand an betriebsfähigen Lokomotiven sich nicht ve echtert.

Abg. Frau Juchacz (Soz.) fragt an, ob in der Reichs⸗ regierung die Absicht besteht, in absehbarer Zeit dem Reichstag den Entwurf eines Reichswohlfahrtspflegegesetzes an Stelle des Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz und als Zusammen⸗ fassung der vielen neueren sozialpolitischen Unterstützungsgesetze vorzulegen,

Ein Regierungsvertreter erwidert, daß eine Ent⸗ scheidung darüber, ob an Stelle des Unterstützungswohnsitzgesetzes und der neueren sozialpolitischen Unterstützungsgesetze ein Reichs⸗ wohlfahrtspflegegesetz zu schaffen sei und welches Ministerium bei 8* 1eh die Führung übernehmen solle, bisher noch nicht erfolgt sei.

Den nächsten Gegenstand der Tagesordnung, die erste Lesung der Reederei⸗Abfindungsvorlage, be⸗ antragt Abg. Schiffer (Dem.) von der Tagesordnung ab⸗

*) Mit Ausnahme der Reden der Herren Minister, die im

Wortlaute wiedergegeben werden 1

Pngessen und unter

1“

zusetzen, da ng nehmen und ihr Inhalt nicht im Einklang mit der jetzigen Stimmung des Hauses stehen würde.

Abg. Vogtherr (u. Soz.): Zur Absetzung liegt gar keine Veranlassung vor. Die Bemerkung des Abg. Schiffer soll nur nach außen hin das verschleiern, daß man hier eine Einheitsfront vortäuschen will, die in Wirklichkeit 1 besteht. (Große Unruhe rechts.) Meine Freunde beabsichtigen, bei dieser Gelegenheit auch die Ereignisse 9e Sprache su bringen, die in letzter Heut auf dem Gebiete des Reedereikapitals sich abgespielt haben, so die Vor⸗ kommnisse auf der Vulkanwerft in Stettin, die eine direkte Störung des deutschen Wirtschaftslebens bedeuten. Auf Beschluß der Be⸗ triebsräte ist heute mittag 12 Uhr in Stettin der Generalstreik proklamiert worden. (Lärm rechts.) Dem Aeltestenausschuß ist nicht bekannt gewesen, daß entgegen der wohlwollenden Mit⸗ wirkung der Regierungsvertreter in Stettin dieser Generalstreik dadurch herbeigeführt wurde, daß das Reedereikapital zu Ver⸗ handlungen nicht bereit gewesen ist. Der Reichstag hat die Pflicht, zur Verhinderung solcher Störungen des Wirtschaftslebens mit⸗ zureden und jede Gelegenheit dazu zu ergreifen.

Abg. Müller⸗Franken (Soz.): Auf Veranlassung des neicheg Eeeeannee werden schon morgen in Stettin Aus⸗ gleichsverhandlungen stattfinden. Ich verkenne nicht, daß die Vor⸗ gänge in Stettin, in Hamburg usw. von großer Bedeutung sind, von weitaus größerer Bedeutung aber ist, was in London ge⸗ schieht. Darauf hat der Reichstag in erster Linie Rücksicht zu nehmen, und die Fraktionen müssen noch heute nachmittag darüber beraten. Wir sollten also die Vorlage für heute absetzen. (Beifall.)

Abg. Dr. Levi (Komm.): Wenn Herr Müller⸗Franken die Vorgänge in London für so bedeutend hält, wie er jetzt ausspricht, so hätte er ja vor zehn Minuten die Gelegenheit gehabt, gemäß 6e Antrage Ledebour sofort in eine Besprechung darüber ein⸗ zutreten.

Abg. Vogtherr (U. Soz.): Auf den Werften spielen sich Ereignise ab, die große Interessen der Arbeiterklasse berühren, die gleichzeitig Interessen der Allgemeinheit sind. Wir verlangen, daß die Verlogenheit, die von 1914 bis 1918 geherrscht hat, endlig einmal aufhört. (Pfuirufe rechts; Präsident Löbe ruft den Red⸗ ner wegen der letzten Aeußerung zur Ordnung.)

Abg. Müller⸗Franken (Con): Ich unterschätze die Ereig⸗ nisse auf den Werften keineswegs, aber sie 88 I“ unbedeutend gegenüber dem, was sich in London abspielt. Es scheint mir wichtiger, daß sich zunächst die Fraktiongn, unter sich aussprechen, und daß dann erst die Aussprache im Plenum folgt.

Abg. Vogtherr (U. Soz.). Wir können nicht dafür, wenn der Abgeordnete Müller⸗Franken und seine Feattißt über die Stet⸗ tiner Streiks mangelhaft unterrichtet sind. ir sind über die Vor⸗ um letzten Augenblick vollständig unter⸗ richtet. Aus Stettiner Gewerkschaftskreisen sind von der Vulkan⸗ werft eine Anzahl von Arbeitern hier im Reichstage an uns mit der Forderung herangetreten, die Stettiner Streikfrage im Reichs⸗ tage 15 Erörterung zu bringen. 8

Der Antrag Schiffer wird gegen Unabhängige und Kommunisten angenommen und der Gegenstand von der heutigen Tagesordnung abgesetzt.

Präsident Löbe: In diesem Augenblick ist die Uebersetzung der entscheidenden Worte des englischen Premierministers Lloyd George angekommen, sie lauten:

„Wenn wir nicht bis Montag hören, daß Deutschland be⸗ reit ist, entweder die Pariser Beschlüsse anzunehmen oder Vor⸗ schläge zu unterbreiten, die rusl grderer in gleichem Maße be⸗ friedigenden Wegen seine Verpflichtungen aus dem Vertrage von Versailles (unter Berücksichtgung der in den Pariser Vor⸗ schlägen gemachten Zucgestacbeene) erfüllen, so werden wir von diesem Zeitpunkt ab auf Grund des Friedensvertrages folgender⸗ maßen vorgehen: Die Alliierten sind übereingekommen, 1. die Stadte Duisburg, Ruhrort und Düsseldorf auf dem rechten Rheinufer zu besetzen (Zuruf rechts: Bruch des Friedensber⸗ trages!), 2. von ihren Parlamenten Vollmachten zu verlangen, dahingehend, von ihren Staatsangehörigen zu fordern, einen ge⸗ wissen Anteil von allen Deutschland für deutsche Waren be⸗ schuldeten Zahlungen an ihre verschiedenen Regierungen abzu⸗ führen. (Unruhe.) Dieser Anteil soll für Reparationsrechnung zurückbehalten werden. Dies bezieht sich auf Waren, die in diesem Land oder in einem anderen alliierten Staate von Deutschland erworben werden, 3. a) der Betrag der Abgaben, die von deutschen Zollämtern an der äußeren Grenze der be⸗ setzten Gebiete erhoben werden, ist an die Reparationskommission zu bezahlen, b) diese Zölle sollen weiter nach dem deutschen Zoll⸗ tarif erhoben werden, c) am Rhein und an den Grenzen der Brückentöpfe, die von den alliierten Truppen besetzt sind, soll zeitweilig eine Reihe von Zollämtern errichtet werden. Der auf dieser Linie für Ein⸗ und Ausfuhr von Gütern anzuwendende Tarif soll von der alliierten Rheinlandkommission in Ueberein⸗ stimmung mit den Weisungen der alliierten Regierungen fest⸗

gänge vom ersten bis

gesetzt werden. Lloyd George erklärte, daß die zweite Sanktion

folgende Bedeutung habe: Abzug des Einkaufswertes aller Guter, die von den alliterten Landern von Deutschland gekauft werden; ein gewisser Teil davon wird in die hiesige (Londoner) Staatskasse eingezahlt, und der Rest wird mit einer Quittung der Staatskasse uber den eingezahlten Betrag an Deutschland übersandt werden.“ 1 Es wird in diesem Hause niemand sein, der diese Bestimmun⸗

gen mit dem Versailler Friedensvertrag für vereinbar hält. Brausender Beifall und Handeklatschen im Hause und auf den Tribünen; Lärm bei den rre e g. Sozialdemokraten und Kommunisten; erneuter stürmischer Beifall und Händeklatschen, der sich minutenlang hinzieht. Inzwischen melden sich mehrere Abgeordnete der äußersten Linken zum Worte; Abg. Adolf Hoff⸗

89

mann betritt die Rednertribüne, um sofort das Wort zu er⸗

greifen. Auf der Rechten erhebt sich großer Sturm, es ertönen lebhafte Rufe: Raus! Raus!)

Präsident Löbe: Das Wort zur Geschäftsordnung wird nach dem Ermessen des Präsidenten erteilt! Ich habe niemand das Wort erteilt und werde es auch nicht erteilen. (Lebhafter Beifall rechts. Abg. Hoffmann: Wir verlangen die Vorlegung der ganzen Rede! Großer Lärm.) Herr bgeordneter Hoffmann, Sie haben nicht das Wort. Ich wollte weiter sagen, und Herr Hoffmann hätte Anlaß gehabt, so höflich zu sein und Ruhe zu be⸗ wahren, bis der Präsident ausgesprochen hat ich wollte weiter sagen, daß ich mich mit den Herren, die sich zur Geschäftsordnung gemeldet haben, privatim verständigen wollte, um dann zu sehen, ob der Präsident nach seinem Ermessen das Wort erteilt. Dabei bleibt es. (Lebhafter Beifall.) Abg. Hoffmann hat in einem Zwischenruf den Wunsch geäußert, die ganze Rede vorzulesen. Ich wäre dem nachgekommen, wenn sie mir zur Verfügung stände. Mir steht nichts zur Verfügung als die Sätze, die ich Ihnen vor⸗ gelesen habe. (Lebhafte Zwi benfufe von der äußersten Linken; Lärm rechts, Ruf: Scheren Sie sich nach Frankreich! Landesver⸗ räter! Ruf links: Ihr seid Volksverräter! Ruf rechts: Idioten, Hampelmänner!)

Als der Präsidentzum nächsten Punkt der Tagesordnung übergehen will, erhebt sich auf der äußersten Linken erneuter Sturm, die Abgeordneten Crispien und Hoffmann melden sich zur der Präsident verweigert es richt bei steigendem Lärm die Sitzung um 2 Uhr 53 Minuten bis 3 ½ Uhr. Im Saale herrscht der Pause noch lange Zeit große Unruhe. Bis 43½ Uhr ist die Sitzung noch nicht wieder aufgenommen. Um diese en werden die im Saale noch bezw. schon wieder anwesenden Mitglieder und die Pressevertreter durch den Bürodirektor Geheimrat Jungheim davon verständigt, daß die heutige Sitzung geschlossen ist und daß der Reichstag morgen zu einer noch zu bestimmenden Stunde seine nächste Sitzung halten wird.

die Erörterung voraussichtli großen vnfang an⸗

1““

Parlamentarische Nachrichten.

In der gestrigen Sitzung des (I.) Reichstagsaw schuffes zur Verbilligung der Verwaltung kegten Reichsminister des Innern Koch eingehend den bishe Verlauf der Ersparungsmaßnahmen dar, woril⸗ „W. T. B.“, wie folgt, berichtet: 1—

Der im Rovember des vorigen Jahres einberufene Praste Carl, der in vollster Freiheit an seine Arbeit herangegangen sei, ze Ende Dezember eine Denkschrift eingereicht, in der er weitgehen, auch sonst schon erörterte Vorschläge zur Neuorganisation der R verwaltung gemacht habe. Die Hauptsache an diesen Vorschlägen sei Verringerung der Zahl der Ministerien, die Begründung von Wirtschafg gebieten mit weitgehender Selbstverwaltung, die Dezentralisatien g Reichsverwaltung durch Ausbau der Landesfinanzämter zu Bezirfegh waltungsbehörden, die Gründung privater Organisationen zur pehs⸗ nahme bisher staatlicher, kultureller und wissenschaftlicher Aufgaben. Reichsregierung stehe einem großen Teil dieser Anregungen freunz gegenüber, und diese Vorschläge seien durch Denkschriften der Minit zu demfelben Gegenstand in vielen Punkten noch ergänzt und 8 weitert. Er persönlich dürfe sagen, daß er namentlich in der Fm⸗

einer Verringerung der Zahl der Ministerien in seinen Vorschlägz

im allgemeinen über die des Herrn Carl hinausgegangen wenn er auch aus vielen Gründen ein Gegner der von Ha Carl befürworteten. Aufhebung des Arbeitsministeriums f Auch habe er weitgehende Ausführungen namentlich nach Richtung gemacht, wie die Vereinfachung des Verhältnisses reußischen Regierung, die bessere Abgrenzung der Aufgaben zwise eich Ländern und Gemeinden herbeigeführt werden könne, waz Beamtennachwuchs und die Beziehungen zum Reichstag, Reich und Reichswirtschaftsrat angehbe. Die Hauptsache aber sei, Eih allgemeinen Pläne durch Vorschläge, die bis ins einzelne durchzas und ausgearbeitet sein müssen, in die Tat umzusetzen. Dafür he die Denkschrift des Herrn Carl noch keinen Anhalt gebet Namentlich heiße es in der besonders wichtigen Frage einer N. ringerung der Zahl der Ministerien in der Denkschrift, die Fup ob sie Teile eines anderen Ministeriums werden oder ud einem Staatssekretär weiterleben oder aufgeteilt oder zu Neih mittelbehörden gemacht werden sollen, müsse später entschige werden. Selbstverständlich aber sei es, daß ein Ministerium i

aufgeboben werden könne, ehe seine Aufgaben an eine andere El.

abgegeben seien oder etwa beschlossen sei, auf die Lh dieser Aufgaben durch die Regierung ganz zu verzichten. aber auch anzuerkennen, daß die Entscheidung über diese Fug nicht durch eine einzelne Persönlichkeit getroffen werden köm sondern bei ihrer ungeheuren politischen Tragweite ei Gremium zur Bearbeitung überlassen bleiben müsse, das die d Organe der politischen Willensbildung in Deutschland, Reichzz Reichsrat und Reichsregierung, enthalte. Aus diesem Grunde e die Reichsregierung beschlossen, eine Kommission aus je 6 Mitglie dieser Organe einzuberufen, die, wie er hoffe, schnellste Arbeit mats werde. Er habe dem Reichsfinanzminister anheimgegeben, den si sidenten Carl als Vertreter des Reichsfinanzministers und als den Eth vertreter des Versihengen in diese Kommission zu entsenden. I Verhandlung des Reichsfinanzministers stehe noch aus. Er Is aber zu seinem Bedauern, daß Herr Carl, mit dem gern zusammengearbeitet, seinen Rücktritt angemeldet ze Neben diesen groß angelegten Reformplänen müsse aber eine wese liche Kleinarbeit geleistet werden, die sich namentlich darauf zut ziehen habe, die doppelte Bearbeitung vieler Gegenstände in mehreg Ministerien des Reichs und Preußens zu beseitigen, auf eine ie nünftige Arbeitsmethode hinzuwirken, in die Ueberreste Kriegsorganisationen hineinzuleuchten, um ihren schnelem

bau zu betreiben, überflüssige und kostspielige Beinz zu beseitigen usw. Dieser Teil der Aufgaben sei vͤn d Präsidenten Carl bisher nur in geringem Umfange af genommen worden, und das Kabinett habe sich infolgedessen dim überzeugt, daß auch diese Ausgabe von außenher ohne Mitwwitttt mehrerer leitender Beamten der Reschsregierung nicht werde ges werden können. Auch auf diese Frage werde die neu gebilt Kommission ihr Augenmerk zu richten haben. Die Reichsregiem habe beschlossen, die in die Kommission von ihr entsenbeh Mitglieder anzuweisen, in dieser Richtung baldigst h zu werden. Im ganzen dürfe nicht verkannt werden, die Aufgaben der Reichsregierung durch den Krieg, die Revolui und die Verfassung ungeheuer gewachsen seien. Trotzdem sei ch unbedingt anzuerkennen, daß dem übertriebenen Wachstum derh hörden während des Krieges und der Revpolutionszeit nicht die . reichende Aufmerksamkeit zugewandt und daß ein weitgehender! bau hier dringend notwendig sei. Dieser Aufgabe sollten sicht Faktoren ohne parteipolitische und persönliche Auseinandersetzung widmen.

½ ½ 1 8 8 8 4 8

Der Aeltestenausschuß des Reichstags beschäfi sich gestern mit der durch die Konferenz in London geschaffenen . schäftslage. Es wurde angenommen, daß das Material aus Lonc im Laufe des gestrigen Tages vollständig eintreffen werde. 1

diesem Grunde werden die Ausschüsse am heutigen Vormittag kis

Sitzungen abhalten, um den Fraktionen Gelegenheit zur Stelna nahme zu geben.

2

Verkehrswesen.

Flugpostverbindungen zur Leipziger Mess Zur Leipziger Messe wird zwischen Berlin und Leipzig eine Fluhm⸗ mit zweimal täglichem Verkehr in jeder Richtung betrieben außerdem eine Flugpostverbindung Leipzig Nürnberg / Fült. München—Augsburg mit täglichem Hin⸗ und Rückflug im Arsch an einen der Sbs. e Berlin—Leipzig eingerichtet. Die dur gehende Flugpost Berkin-—Leipzig —-Augsburg verkehrt vom 5 14. März ab Berlin 8,0 an Leipzig 9,15, an Nürnberg / Fürth l21h München 2,0 an Augsburg 2,40. Zurück ab Augsburg 7,45, an Miün 8,10, an 10,0, an Leipzig 12,30, an Berlin 2,15. 9 Flugdienst Berlin⸗L ,9” betreibt hierbei der Rumpler Luftvelst Berlin, während die Flüge Leipzig Augsburg von den bavericte Rumplerwerken, Augsburg, ausgeführt werden. Die zweite Flunre verbindung Berlin—Leipzig wird von der Deutschen Luftreemg Berlin, gemeinsam mit der Lloyd Luftverkehr Sablatnig G. m. b.2 Berlin, hergestellt und verkehrt vom 6. bis 12. März ab Berlin.. an Leipzig 2,15, zurück ab Leipzig 9,0, an Berlin 10,15. Außene findet am 5. März ein Flug Berlin —Leipzig und am 13. Män Nu Leipzig Berlin statt. Zur Flugbeförderung sind alle Arten

riefsendungen sowie dringende Pakete und Zeitungen zugelassen

——

Der unlängst zunächst versuchsweise eingerichtete funktel graphische Verkehr Deutschland v hat weiter günstig entwickelt. In der Zeit von 5—8 Uhr Nachmitug die vorläufig zur Verfügung stand, haben am 25. Februar meht 3000 Wörter übermittelt werden können. Vom 28. Februat findet für die Dauer der Londoner Konferenz ein erweiterter verkehr während täglich 11 Stunden statt. Auf diese Weise wiht möglich sein, die vorhandenen Kabelverbindungen zu entlasten un Falle von Störungen und Anhäufungen für die telegraphische 9 respondenz über einen zweiten Absatzweg zu verfügen.

E““ 1 8 —₰

a

8 x.

E“ 2 : E Die über Hamburg zu leitenden Postpakete nach 60 lumbien werden von jetzt an mit Schisfen der niederländitt Dampfschiffahrtsgesellschaft „Koninklijke West⸗Indische Maildien befördert. Die Gebühren für diese Pakete haben erhöht vehe müssen. Nähere Auskunft erteilen die Postanstalten.

——

b geben.

zam Deut

VWierte Beilage

82 1.“ I.A v vwen hhhe Pchr 6 , .

ichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger

1921

Berlin, Sonnabend, den 5. März

Nr. 54.

(Fortsetzung aus der Dritten Beilage.)

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Landwirtschaftliche Bildwoche.

Vom 21. bis 23. März d. J. findet in Berlin ein Lehr⸗ vang über Methodik, Technik und Organisation von Vor⸗ sährungen landwirtschaftlicher Filme statt. Er wird mit Ünterstützung des preußischen Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten von der Bildstelle des Zentral⸗ instituts für Erziehung und Unterricht und dem gentralausschuß für Landlichtspiele des Deutschen Gereins für ländliche Wohlfahrts⸗ und Heimat⸗ pflege veranstaltet. Die Gesamtteilnehmerkarte (Preis 20 ℳ) ist in ter Geschäftsstelle des Zentralausschusses für Landlichtspiele, Berlin 8W. 11, Bernburger Straße 13, zu lösen. Es werden auch Tages⸗ karten zum Preise von 10 und Sonderkarten für jede Nachmittags⸗ borstellung zum Preise von je 5 ausgegeben. Die Nachmittags⸗ vorträge mit Filmvorführungen finden im Saale der Kammerlicht⸗ piele, Berlin W. 9, Köthener Straße 1— 4, am Potsdamer Bahnhof,

att, die Vormittagsvorträge, die Lehrstunde am Film und die Abend⸗ vorfüöhrung unterhaltender Bildstreifen in den Räumen der Bild⸗ stelle des Zentralinftituts, Berlin W. 35, Potsdamer Straße 120.— Anfragen beantwortet die Bildstelle des Zentralinstituts (Kurfürst 5918) und der Zentralausschuß für Landlichtspiele (Lützow 8163).

Handel und Gewerbe.

Zum Aufbau der Bezirkswirtschaftsräte und

bes Reichswirtschaftsrats hat der Eisen⸗und Stahl⸗ warenindustriebund (Geschäftsstelle in Elberfeld) eine Denk⸗ schrift verfaßt, die auf die bisherigen Regierungsentwürfe sowie inelne bedeutendere Vorschläge der Handelskammern usw. eingeht und die SS. en der Eisen⸗ und Stahlwarenindustrie zu dieser Frage enthält. 5 88 Nach dem Geschäftsbericht der Bayerischen Noten⸗ bank in München für 1920 erzielte die Bank durch den hohen Notenumlauf, der meist die Steuergrenze streifte, häufig über ihr sich bewegte, trotz des verhältnismäßig niedrigen Diskontsatzes befriedigende Einnabmen aus dem Wechselgeschäft. Die Mebrung der Girogut⸗ baben urd die Ausdehnung des Bankscheingeschäftes führten ihr nicht unbeträchtlich gesteigerte Mittel zu, die sie gewinnbringend anzusegen bermochte. Die im letzten Bericht angekündigten neuen Geschäfts⸗ zweige haben sich günstig entwickelt; aus dem mit dem Depot⸗ geschäft verbundenen Effektengeschäft hat sich eine befriedigende Ein⸗ nahme ergeben. Dagegen sind allerdings die Regiekosten, vor allem ie Personalausgaben in einem bisher nie dagewesenen Umfange ge⸗ jegen. Der Jahresgewinn gestattet die Verteilung von 8 vH an die Aktionäre. Der Kassenbestand betrug Ende 1920 77,7 Mill. Mark, karunter kursfähiges deutsches geprägtes Geld 29 Mill. Mark. Aus⸗ weislich der nach § 8 des Reichsbankgefetzes veröffentlichten Wochen⸗ nachweise ergeben sich als Verhältnis der durchschnittlichen Bardeckung bu der durchschnittlichen Notenzirkufation nach § 44 Ziffer 3 59,528 vH, nach § 9 des Reichsbankgesetzes 67,927 vH. Der Durchschnittsbetrag der ungedeckten, in Umlauf befindlichen Banknoten nach § 9 des Reichsbankgesetzes beziffert sich auf 32 429 200 ℳ; der Durchschnitts⸗ betrag der metallisch ungedeckten, in Umlauf befindlichen Banknoten auf 40 911 700 ℳ. An Banknoten waren durchschnittlich in Umlauf 01 111 200 ℳ.

In der Verwaltungsratssitzung des Bochumer Vereins ür Bergbau, Gußstahlfabrikation wurde laut Meldung des „W. T. B.“ der Interessen⸗Vereinigungsvertrag mit der Gelsenkirchener Bergwerksaktien⸗Gesell⸗ schaft, der Deutsch⸗Luxemburgischen Bergwerks⸗ und Hütten⸗Aktiengesellschaft und der Siemens⸗ Rhein⸗Elbe⸗Schuckert⸗Union G. m. b. H. genehmigt, zu dessen Abschluß die auf den 23. März 1921 einberufene Generalversammlung den Vorstand ermächtigen soll. Durch die Interessenvereinigung werden die gesamten Geschäfte und Unternehmungen der vertragsschließenden Gesellschaften unter Ausschluß jedes Sonderinteresses zusammengeschlossen. Zu diesem Zweck soll im Anschluß an die von der Siemens⸗Rhein⸗Elbe⸗ Eckuckert⸗Union G. m. b. H. gebildete Organisation eine ein⸗ heitliche Geschäftsleitung unter Aufrechterhaltung aller satzungsmäßigen Organe jeder einzelnen Gesellschaft geschaffen rerden. Die Interessenvereinigung wird vom 1. Oktober 1920 ab für die Dauer von 80 geschlossen. Die Gewinne des Bochumer Vereins, der Gelsenkirchener Berg⸗ werks⸗Aktiengesellschaft und der Deutsch⸗Luxemburgischen Berg⸗ werks, und Hütten A. G. werden in Zukunft zusamm engelegt und nach einem vereinbarten Schlüssel verteilt. Hierbei wird dem Bochumer Verein, auf je 1000 Aktie berechnet, der gleiche Gewinnanspruch wie den beiden anderen Gesellschaften gewährt. Darüber hinaus erhält er während der ersten 10 Vertrags⸗ jahre ein Voraus von je 7 Millionen Mark für das Jahr, sofern 9 der Gelsenkirchener Bergwerks A.⸗G. oder bei der Deutsch⸗ auremburgischen Bergwerk, und Hütten A. G. überhaupt eine Dividende ausgescküttet wird. Die Interessenvereinigung sichert den

[Attionären des Bochumer Vereins neben dem Dividendenvorbezuge

alle die

wirtschaftlichen und technischen Vorteile, welche ich aus der

Vereinigung der sich gegenseitig ergänzenden Werke er⸗ Insbesondere kann die Fabrikationsgrundlage in den Erzeugnissen des Bochumer Vereins wesentlich verbreitert und dadurch entsprechend ergiebiger gemacht werden. Im Zufammenhang mit der Interessenvereinigung soll die Satzung des Bochumer Vereins einer vollständigen Umgestaltung unterzogen werden, um sie den in ich übereinstimmenden Gesellschaftsverträgen der beiden anderen Unter⸗ nebmungen anzupassen. Gleichzeitig soll das Geschäftsjahr, welches bisher vom 1. Juli bis 30. Juni lief, auf den Zeitraum vom 5 Oktober bis 30. September verlegt werden. Infolgedessen st ein nur 3 Monate umfeassendes Zwischengeschäftsjahr (für die 9. vom 1. Juli bis 30. September 1920) einzuschalten. In der Perwaltungsratssitzung wurde der Rechnungsabschluß über dieses Wwischengeschäftsjahr vorgelegt. Danach verbleibt nach Abschreibung —n 2388 000 einschließlich des Vortrags vom Vorjahr von 1 ein Reingewinn von 6 340 000 ℳ. Der Verwaltungsrat eschloß, der Generalversammlung die Verteilung von 4 vH. für d kurze Zwischengeschäftsjahr vorzuschlagen, sodaß nach Abfetzung blr antiemen ein Gewinnvortrag von rund 2 500 000 ver⸗ leiben

—. In der Aufsichtsratssitzung der Grube Leopold bei bbderit A. G. am 4. d. Meldung des „W. T. B.“ sschlosen, einer auf den 24. März einzuberufenden Generalver⸗ vamlung die Verteilung von 12 vH (gegen 10 vH) auf das um 1bsg. 006 erhöhte Grundkapital in Vorschlag zu bringen. Die

sckreibungen sind mit 4 163 108 gegen 1 557 669 vorgesehen.

ien, 5. März. (W. T. B.) Die außerordentliche General⸗

Prsanmlung der Oesterreichischen Creditanstalt für

andel und Gewerbe beschloß die Erhöhung des Frundkapitals von 320 auf 400 Millionen Kronen rch Ausgabe vor 250 000 Stück ab 1. Januar 1921

dividendenberechtigter neuen Aktien im Nominalwerte von je 320 Kronen, wovon 200 000 Stück den alten Aktionären im Verhältnis von einer neuen Aktie zu fünf alten angeboten und 50 000 Stück einer be⸗ freundeten Gruppe überlassen werden sollen.

Die Roheinnahmen der Canada⸗Pacific⸗Eisenbahn betrugen laut Meldung des „W. T. B.“ in der vierten Februarwoche

3 067 000 Dollar (405 000 Dollar weniger als im Vorjahr).

London, 3. März. (W. T. B.) Ausweis der Bank von England. Gesamtrücklage 17 477 000 (Abn. gegen die Vorwoche 1 603 000) Pfd. Sterl., Notenumlauf 129 300 000 (Zun. 1 602 000) Pfd. Sterl., Barvorrat 128 327 000 (Abn. 501 000) Pfd. Sterl., Wechselbestand 98 925 000 (Zun. 3 705.000) Pfd. Sterl., Guthaben der Privaten 124 469 000 (Zun. 13 210 000) Pfd. Sterl., Guthaben des Staates 18 236 000 (Zun. 2 248 000) Pfd. Sterl., Notenreserve 15 661 000 (Abn. 1 602 000) Pfd. Sterl., Regierungssicherheiten 44 394 000 (Zun. 13 364 000) Pfd. Sterl. Verhöltnes der Rück⸗ 85 zu den Verpflichtungen 12,24 gegen 15,00 vH in der Vorwoche. Clearinghouse⸗Umsatz 770 Millionen, gegen die entsprechende Woche des Vorjahres 92 Millionen weniger. II

1“ Kurzer Wochenbericht

der Preisberichtstelle des Deutschen Landwirt⸗ schaftsrats vom 26. Februar bis 4. März 1921.

Am Berliner Produktenmarkt war die Unternehmungslust diesmal außerordentlich zurückhhaltend. Die Londoner Konferenz war es wohl in erster Reihe, welche die Kaufleute die weitere Ent⸗ Le. der Dinge abwarten ließ. Speziell für Mais kam noch hinzu, da ersten Angebote von Bezugsscheinen seitens solcher Landwirte, die den Mais nicht selbst verbrauchen konnten, herauskamen, und daß man zunächst noch nicht übersehen konnte, wie hoch sich dieser Mais für den freien Verkehr stellen würde. Man nahm an, daß er sich unter dem Einfuhrpreis würde einkaufen lassen, weshalb sich die Einfuhrhändler von größeren Anschaffungen zurückhielten, wie es auch ebenso den Brennern nahelegte, vor weiteren Mais⸗ anschaffungen erst die fernere Marktgestaltung abzuwarten. e Hülsenfrüchte ist die Kauflust nach und nach fast ganz eingeschlafen. Auch hierbei sprach die Undurchsichtigkeit des Maismarktes zweifellos mit, da viele Verbraucher wohl auf verbilligten Mais rechnen. Hier⸗ durch sind somit die Bedarfskäufe sichtlich vermindert, und dement⸗ sprechend halten sich auch die Kaufleute von Anschaffungen so erheb⸗ lich zurück, daß selbst die täglich niedriger werdenden Notierungen bisher noch keine Anregung für die Käufer haben bringen können. Es bezieht sich dies auf alle Futter⸗ und Speisehülsenfrüchte. Für letztere ist die Zeit des Bedarfs allermeist vorbei.

Getreidenotierungen in Mark für die Tonne, umge rechnet zu dem jeweiligen Wechselkurse; die Zahlen in Klammern geben in Mark das Steigen (+) bezw. Sinken (—) der Preise im Vergleich zur Vorwoche an:

Berlin, 3. März. Mais frei Kaiwaggon Hamburg loko 145 (— 3), März⸗Lieferung 139 (— 3), April⸗Lieferung 136 (— 4), Mixed⸗März gesund, handelsüblich 131 (— 1).

Chicago, 2. März. Weizen: März⸗Lieferung 3888 (+ 108), Mai⸗Lieferung 3686 (+ 126). Mais: Mai⸗Lieferung 1746 (+ 60), Juli⸗Lieferung 1798 (+ 74).

Kartoffelpreise der Notierungskommissionen des Deutschen Landwirtschaftsrats. Erzeugerpreise für Sgpeisekartoffeln in Mark je Zentner ab Verladestation:

gelbfleisch.

weiße Berlin, 1. März: 38 40 38 40. Hamburg, 3. März: 42 47 40— 42 47 50. Magde burg, 28. Februar: 37 39 37 39 40 42. Schwerin, 25. Februar: 38 40 35 —36 Hannover, 1. März: Speisekartoffeln 39 —42.

Frankfurta. M., 2. März: Deutsche und holländische Speise⸗

kartoffeln 48— 50.

““

Jes.; 1 . 1 8 8

rote 38 40

Fettwaren. Bericht von Gebr. Gause. Berlin, den 5. März 1921. Butter. Die in Aussicht genommene Ver⸗ teilung findet vorläufig nicht statt, da die Ver⸗ handlungen ein Ergebnis nicht ergeben haben. Margarine. Das Geschäft ist immer noch still. Die Preise sind für Neutral um 1 ℳ, für die Qualitätsware um 50 ver Pfund ermäßigt. Schmalz. Die Preise waren in der Berichtswoche nur geringen Schwankungen unterworfen. Die Konsum⸗ nachfrage bleibt dauernd gut. Die heutigen Notierungen sind: Choice Western Steam 10,50 ℳ, raffiniertes Schmalz in Tierces 10,80 ℳ, dito in Firkins 11,— ℳ, Berliner Bratenschmalz 11,25 ℳ.

Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts am 3. März 1921

MRuhrrevier Oberschlesisches Revier 1 Anzahl der Wagen .

Gestellt... 23³ 373

Nicht gestellt. 78 55

Beladen zurück⸗ geliefert..

21 905

Die Elektrolytkupfernotierung der Vereinigung für deutsche Elektrolvtkupfernotiz stellte sich laut Meldung des „W. T. B.“ am 4. d. M. auf 1779 (am 3. d. M. auf 1815 ℳ) für 100 kg.

b .“ Berichte von auswärtigen Wertypapiermärkten. Frankfurt a. M., 4. März. (Abendbörse.) (W. T. B.) An der Abendbörse erhielt sich die Widerstandsfähigkeit und vor⸗ wiegend festere Haltung. Das Geschäft war jedoch still. In Mannes⸗ mannröhren kamen etwas regere Umsätze zustande, der Kurs stellte sich auf 560, auch Caro waren gefragter 280, Lothringer Hütte 387. Elektropapiere unterlagen größeren Schwankungen, Bergmann 305, Lahmeyer 210, Licht und Kraft 217, Voigt und Heffner 315, Deutsch⸗ Uebersee 1002, Chemische Aktien lagen fest, nur Blei und Silberhütte Braubach gaben bei einem Kurs von 200 um weiter 6vH nach, es notierten Badische Anilin 497, Scheideanstalt 495, Höchster Farbwerke 406,75, Th. Goldschmidt 752, Holzverkohlung 355. Der Kassaindustriemarkt fiihs eine einheitliche Tendenz auf. Maschinenfabrik Krauß stellten sich auf 368, Badenia auf 265,50, Klever auf 240,50, Frankfurter Hof auf 453, Cement Heidelberg auf 244,75, Lothringer auf 500, Heddernheimer Kupferwerke auf 332. Auslandspapiere lagen still. 5 % Goldmexikaner sckwankten zwischen 680 und 678, 5 % Silber⸗ mexikaner notierten 445, 4 % Goldmexikaner 482, Länderhank 69, Kreditanstalt 55, Ungar. Kronenrente 17, Baltimore 451. Devisen still. Antwerxen 464, Holand 2120, London 241, Paris 444, Schweiz 1030, Italien 227, New York 61 ⅛. Köln, 4. März. (W. T. B.) (Amtliche Notierungen.) Holland 2127,85 G., 2132,15 B., Frankreich 445,55 G., 446,45 B.,

ß durch die begonnene Verteilung des 60 ℳ⸗Maises die,

Belgien 464,50 G., 465,50 B., Dollarnoten 61,68 G., 61,82 B., England 241,25 G., 241,75 B., Schweiz 1036,45 G., 1038,55 B., Italien 228,25 G., 228,25 B., Kopenhagen 1076,40 G., 1078,60 B., Christiania 1028,855 G., 1031,15 B., Stockholm 1378,85 G., 1381,40 B., Spanien 866,60 G., 868,40 B., Prag 79,12 G., 79,28 B., Budaypest 14,20 G., 14,24 B., Wien (alte) —,— G., - z., Wien (in Deutsch⸗Oesterreich abgest.) 13,22 G., 13,26 B. Leipzig, 4. März. (W. T. B.) Sächsische Rente 58.00, Bank für Grundbesitz 139,00, Chemnitzer Bankverein 200,00, Ludwig Hupfeld 295,00, Piano Zimmermann 395,00, Stöhr u. Co. 500,00, Sächs. Wollgf. vorm. Tititel u. g8 494,00, Chemnitzer Zimmer⸗ mann 261,00, Peniger Maschinenfabrik 159,50, Leipziger Werkzeug Pittler u. Co. 438,00, Hugo Schneider 335,00, Fritz Schulz jun.

380,50, Riebeck & Co. 195,00. amburg, 4. März. (W. T. B.) Börsenschlußkurse. Deutsch⸗Australische Dampfschiff⸗Gesellschaft 363,00 bis 364,50 bez., Hapag 188,00 G., 191,00 B., Hamburg⸗Südamerika 381,50 bis 383,50 bez., Norddeutscher Aovd 188,00 G., 189,25 B., Vereinigte Elbeschiffahrt 323,00 G., 327,00 B., Schantungbahn 560,00 G., „—. B., Breasilianische Bank —,— G., 522,00 B., Commerz⸗ und Privat⸗Bank 208,00 G., 209,00 B., Vereinsbank 199,00 G., 202,00 B., Alsen⸗Portland⸗Zement 415,00 G., —,— B., Anglo⸗ Continental 382,50 bis 384,50 bez., Asbest Calmon 323.00 bez., Dvnamit Nobel 330,00 G., 335,00 B., Gerbstoff Renner 420,00 bis 425,00 bez., Norddeutsche Jutespinnerei —,— G., —,— B., Harburg⸗Wiener Gummi 345,00 G., 355,00 B., Caoko —,— G., Sloman Salpeter 1875,00 bez., Neuguinea —,— G., —,— B., Genußsch.

Otavi⸗Minen⸗Aktien 620,00 G., 640,00 B., do do. 520,00 G., 540,00 B. Tendenz: Still.

Wien, 4. März. (W. T. B.) Die bevorstehende Versorgung und der Wochenschluß haben an der Börse einen lebhafteren Verkehr nicht aufkommen lassen, doch war die Stimmung fest, da nach vor⸗ liegenden Londoner Meldungen neue Verhandlungen mit den Vertretern Deutschlands in Aussicht genommen werden dürften. In den Vorder⸗ grund rückten die Aktien der Alpine Montangesellschaft, die ihren Kursstand neuerdings um 200 Kronen erhöhten. Bevorzugt waren ferner ungarische Kronenrente, die 15 vH gewannen. Im Schranken⸗ verkehr herrschte keine einheitliche Stimmung. Auf dem Anlagemarkte erhöhte sich der Kurs für österreichische Kronenrente um 2 vH, während Kriegsanleihen 1 ¼ niedriger waren.

Wien, 4. März. (W. T. B.) Türkische-Lose 4140,00, Staats⸗ bahn 6590,00, Südbahn 3800,00, Oesterreichische Kredit 1615,00, Ungarische Kredit 2900,00, Anglobank 1645,00, Unionbank 1299,00, Bankverein 1300,00, Länderbank 2550,00, Oesterreichisch⸗Ungarische Bank 4750,00, Alpine Montan 9500,00, Prager Eisen 15 500,00, Rima Muranyer 6610,00, Skodawerke 3850,00, Salgokohlen 10 500,00, Brüxer Kohlen 108,00, Galizia 284,00, Waffen 3400,00, Lloyd⸗Aktien —,—, Poldihütte 5205,00, Daimler 1345,00, Oester⸗ reichische Goldrente —,—, Oesterreichische Kronenrente 102,00, Februar⸗ rente 102,00, Mairente 102,00, Ungarische Goldrente —,—, Ungarische Kronenrente 238,00, Veitscher —,—, Siemens⸗Schuckert 2600,00. Südbahnprioritäten 5280,00.

Wien, 4. März. (W. T. B.) Notierungen der Devisen⸗ zentrale: Amsterdam 248.25 G., Berlin 1171.50 G., Kopenhagen 128,50 G., London 2815,00 G., Paris 5205,00 G., Zürich 120,75 G., Marknoten 1171,00 G., Lirenoten 2657,50 G., Jugo⸗ slawische Noten 1950,00 G., Tschecho⸗slowakische Noten 908,50 G.

Prag. 4. März. (W. T. B.) Notierungen der Devisen⸗ zentrale: Berlin 125,75 G., Marknoten 125,75 G. Wien 10,35 G.

London, 3. März. (W. T. B.) 2 ½ % Englische Konsols 46 %, 5 % Argentinier von 1886 89 ½, 4 % Brasilianer von 1880 48,

4 % Japaner von 1899 58, 5 % Mexikanische Goldanleihe von 1899 58, 3 % Portugiesen 20 ½, Canadian Pacisic 146, Baltimore

and Ohio 42, 4 ½ % Russen von 1909 10, 5 % Russen von 1906 13 ½, Pennsylvania 48 ½, Southern Pacific 97, Union Pacific 150, United States Steel Corporation 103, Rio Tinto 23 ½. De Beers 9 ¼, Goldfields 13, Randmines 2 ⅛1. 4 % fundierte Kriegsanleihe 70 ⅛, 5 % Kriegsanleihe 85 ⁄6, 4 % Siegesanleihe 76.

London, 4. März. (W. T. B.) Wechsel auf Paris 54,07 ¼. Wechsel auf Belgien 51,79 ½, Wechsel auf Schweiz 23,35, Wechsel auf Holland 11,39 ½, Wechsel, auf New Yort 390 ⅞, Wechsel auf Spanien 28.50, Wechsel auf Italien 106 ¼,. Wechsel auf Deutsch⸗ land 240,50. Privatdiskont 65 ⁄. Silber 31 ⅛⁄, do. auf Lieferung 30 ½.

Paris, 4. März. (W. T. B.) Devisenkurse. Deutschland 22 ½. Amerika 1383,50, Belgien 104,50, England 54,01 ½⅛, Holland 475,00, Italien 50,75, Schweiz 231,00, Spanien 192,50.

Paris, 4. März. (W. T. B.) 5 % Französische Anleihe 83,95, 4 % Französische Anleihe 67,60, 3 % Französische Rente 58,65, 4 % Spanische äußere Anleibe —,—, 5 % Russen von 1906 —, 3 % Russen von 1896 17,00, 4 % Türken unifiz. 44,00, Suezkanal 5950, Rio Tinto 1330.

Amsterdam, 4. März. (W. T. B.) Wechsel auf London 11,36 ¼, Wechsel auf Berlin 4,72 ½, Wechsel auf Paris 21,00, Wechsel auf Schweiz 48,67 ½, Wechsel auf Wien 0,62 ½, Wechsel auf Kopenhagen 50,75, Wechsel auf Stockholm 64,90, Wechsel auf Christiania 48,50, Wechsel auf New York 291,50, Wechsel auf Brüssel 21,95, Wechsel auf Madrid 40,55, Wechfel auf Italien 10,65. 5 % Niederländ. Staatsanleihe von 1915 85,50, 3 % Niederländ. Staatsanleihe 57 ⅞, Königlich Niederländ. Petroleum 532,50, Holland⸗Amerika⸗Linie —,—, Atchison. Topeka & Santa —,—, Rock Island —,—, Southern Pacific 90,50, Southern Railway —,—, Union Pacific 138,25, Anaconda 89,00, United States Steel Corp. 97,50. Fester.

Ko venhagen, 4. März. (W. T. B.) Sichtwechsel auf London 22,55, do. auf New York 578,00, do. auf Hamburg 9,60, do. auf Paris 41,75, do. auf Antwerven 43,75, do. auf Zürich 96,75, do. auf Amsterdam 198,75, do. auf Stockholm 129,00, do. auf Christiania 95,00, do. auf Helsingfors 17,00. 1

Stockholm, 4. März. (W. T. B.), Sichtwechsel auf London 17,53, do. auf Berlin 7,30, do. auf Paris 32,50, do. auf Brüssel 34,00, do. auf schweiz. Plätze 75,00, do. auf Amsterdam 154,05, do. auf „Kopenhagen 79,00, do. auf Christiania 75,00, do. auf Washington 449,00. do. auf Helsingfors 12,90.

Christiania, 4. März. (W. T. B.) Sichtwechsel auf London 23,60, do. auf Hamburg 9,80, do. auf Paris 43,50, do. auf New Nork 608.00, do. auf Amsterdam 208,00, do. auf Zürich 101,00, do. auf Helsingfors 17,50, do. auf Antwerpen 45,50, do. auf Stock⸗ holm 135,00, do. auf Kopenhagen 105,50. 8 1

Berichte von auswärtigen Ware

London, 3. März. (W. T. B.) An der heutigen Woll⸗ auktion kamen 11 022 Ballen fäe Angebot. Beste Merinos wurden lebhafter umgesetzt zu Preisen, die sich ungefähr 5 vH über den Eröffnungsnotierungen hielten. Croßbreds wurden wenig verkauft, das Eööö. wurde zurückgezogen.

Liverpool, 3. März. (W. T. B.) Baumwolle. Umsatz 5000 Ballen, Einfuhr 17 400 Ballen, davon amerikanische Baumwolle Ballen. Märzlieferung 6,87, Aprillieferung 6,99, Mailieferung 7,18. Amerikanische 14 Punkte höher, brasilianische 11 Punkte niedriger, ägvptische unverändert.

Bradford. 3. März. (W. T. B.) Am Wollmarkt gaben die Notierungen nach. Dagegen war das Geschäft lebhafter und nahm größeren Umfang an.