Theater und Musik.
Im Opernhause findet morgen, Freitag, Abends 7 ½ Uhr das VIII. Symphoniekonzert der 29 ,54,1† der Staatsoper unter Leitung des Kapellmeisters Wilhelm etee statt. Das Mittagskonzert mit gleichem rogramm heginnt morgen um 12 Uhr. — Im Einversländnis mit der Direktion des Lessingtheaters wird Frau Durieur am Sonnabend, den 12. d. Mts., vor ihrem Auftreten im „Idealen Gatten“ im Lessingtheater, die Frau des otiphar in Richard „Josephslegende“ im Opernhause dar⸗ stellen. Die Vorste ung im Opernhaus beginnt daher schon um 6 Uhr. — Richard Wagners Bühnenweihfestspiel. „Parsifal“ wird auch in diesem Jahre, seinem außergewöhnlichen Charakter ent⸗ sprechend, in einer Reihe von Vorstellungen an der Staatsoper auf⸗ Eüübet Seee 8. ncgn inander folgende ende, beginnend am 20. d. M. (Palmsonntag) und endend am 28. d. M. (zweiten Osterfeiertag). 8 Im Schauspielhause wird morgen Shakespeares Othello“ (anstatt der ursprünglich angekündigten Vorstellung „Tasso“) ge⸗ geben. Den Othello spielt Theodor Becker, die Desdemona Margarethe Schön, den Jago Max Pohl. Anfang 7 Uhr. Shakespeares Kaufmann von Venedig“ wird am Sonnabend im Großen Schaufpielhaus unter der Spielleitung von Max Reinhardt in einer Neueinstudierung mit folgender Besetzung zum ersten Male gegeben: Doge: Friedrich Kühne, Marokko: Wilhelm Dieterle, Arragon: Max Gülstorff, Antonio: Fritz Delius, Bassanio: Raul Lange, Solanio: 8 Nemetz, Salarino: Franz Passi Graziano: Walter Janssen, Lorenzo: Hans Schweikart, Sbvloc. Werner Krauß, Tubal: Paul Graetz, Lanzelot Gobbo: Hermann Thimig, der alte Gobbo: Max Kronert, Porzia: Agnes Straub, Nerissa: Johanna Terwin. Jessica: Helene Körner. Die künstlerische Ausstattung stammt von Harold Bengen, die begleitende Musik ist von Engelbert Humperdinck komponiert. „Die nächste Neuaufführung des Deutschen Opernhauses wird in pollständig neuer Ausstattung Wagners Fliegender
Holländer“ sein. 8 Mannigfaltiges.
Ueber die Rückkehr der deutschen Delegation aus London und ihren Empfang in Deutschland berichtet „W. T. B.“, daß der Sonderzug der Delegation gestern vormittag 9 ¼ Uhr in Elberfeld als erster Stadt im unbesetzten Deutschland längeren Aufenthalt nahm. Eine unübersehbare Menschenmenge hielt den Hauptbahnhof besetzt und begrüßte den Reichsminister des Aeußern Dr. Simon sunter begeister⸗ tem Absingen des Deutschen Liedes. Als Vertreter der Stadt bieß der Oberbürgermeister den Minister in seiner Heimatstadt willkommen, während ein Redaktionsmitglied der „Bergisch⸗Märkischen Zeitung“ namens der bürger⸗ lichen Presse des Wuppertales Dr. Simons begrüßte und ihn zu seiner starken Haltung in London beglückwünschte. Der Minister Dr. Simons dankte sichtlich bewegt und richtete einige aufmunternde Worte an die persammelte Menge, wobei er zum Ausdruck brachte, die Delegation habe in London getan, was nur irgend möglich gewesen sei, um die Feinde von weiteren Maßnahmen gegen die Heimat abzuhalten. Es sei aber unmöglich gewesen, mehr zu versprechen, als Deutschland zu halten imstande wäre. Das Vaterland würde aber alles überstehen, wenn nur alle Deutschen treu zusammenständen. Mit überwältigenden Zustimmungs⸗ rufen brachte die Bevölkerung der Heimatstadt des Ministers ihr Treugelöbnis zum Vaterlande dar. Dr. Simons nahm dann noch die Grüße verschiedener Körperschaftsvertreter entgegen und wurde von allen Seiten reich mit Blumen beschenkt. Darauf verließ der Zug die Halle, wäbrend Tausende mit entblößten Häuptern ihm das Lied nachsangen: „Ich hab mich ergeben mit Herz und mit Hand“.
Die Ankunft auf dem Potsdamer Bahnhof in Berlin erfolgte gestern abend um 7 Uhr. Zum Empfang der deutschen Delegation waren, wie „W. T. B.“ weiter meldet, u. a. Frau Dr. Simons, der Reichs kanzler Fehrenbach, der Gesandte von Lucius, die Staatssekretäre Albert und von Haniel, ferner zahl⸗ reiche Mitglieder des Auswärtigen Amts und der Reichskanzlei erschienen. Neben den Berliner Pressevertretern waren fast alle hier tätigen aus⸗ ländischen Journalisten anwesend. Bahnsteig und Halle, die Treppen und Rampen der weite Potsdamer Platz und die Nebenstraßen sowie die Fenster der umliegenden Gebäude waren von gewaltigen Menschenmassen dicht besetzt. Der Wagenverkehr stockte voll⸗ kommen. Die Begeisterung war ungeheuer. Ohne Unter⸗ brechung brausten vieltausendstimmige Hochrufe auf Dr. Simons und Deutschland durch die Menge. Nur schrittweise konnte den Herren der Weg freigemacht werden. Bei der Abfahrt der Kraftwagen brach die Menge von neuem in spontane Huldigungen aus.
Wien, 10. März. (W. T. B.) Die Blätter melden, daß bei einem vergangene Nacht in den Ternitzer Stahlwerken aus⸗ gebrochenen Brand ein Schaden von mehr als 30 Millionen Kronen entstanden sei.
Handel und Gewerbe.
— 82 Verfehrslage im Ruhrrevier meldet „W. T. B.“: Die allgemeine Verkebrslage ist infolge der stark ver⸗ minderten Aufnahmefähigkeit der Wasserstraßen nicht sehr befriedigend. Auch der 9 Abtransport von den Zechen wird hierdurch be⸗ einträchtigt. Der Wasserstand des Rheins geht anhaltend, wenn auch langsam weiter zurück, so daß Kahnraum⸗ und Schleppkraftmangel, leider auch auf den Kanälen, weiter zunehmen. Welche Schwierig⸗ keiten die Befetzung der Duisburg⸗Rubrorter Häfen zur Folge haben wird, ist noch nicht zu übersehen. Die Betriebslage der Eisenbahnen gestaltete sich auch in der letzten Woche günstig, so daß es gelang, die Wagengestellung noch weiter, um 1000 t, zu verbessern. Für Kohlen, Koks und Briketts wurnen in der vergangenen Woche im arbeits⸗ täglichen Durchschnitt 26 642 Wagen (gerechnet zu je zehn Tonnen) angefordert. Gestellt wurden arbeitstäglich durchschnittlich 23369 Wagen am 4. März 24 565). In dem gleichen Zeitraum des Vorjahres betrug die Durchschnittsgestellung 20 135 Wagen. Die Haldenbestände, die am Schluß der Woche 972 564 t betrugrn, bleiben in unvermindertem Maße bestehen. Die Kipperleistung in den Duis⸗ burg⸗Ruhrorter Häfen ging von 28 575 t weiterhin auf 27 312 t zurück. Der Umschlag der Kanalzechen hat sogar eine wesentliche Einbuße zu verzeichnen, denn im Vergleich zur Vorwoche wurden rund 7000 t weniger, gämlich 23 159 t, umgeschlagen.
— Der preußische Minister für Handel und Gewerbe hat der Landesversammlung auf eine Anfrage des Abgeordneten Schulte (Breslau) betreffs staatlicher finanzieller Unter⸗ stützung der Breslauer Messe die folgende Antwort zuge en lassen: Die Staatsregierung hat in Würdigung er Bedeutung, welche den Messen für den Wiederaufbau des deutschen Wirtschaftslebens zukommt, nicht nur der Königs⸗ berger, sondern auch der Breslauer und der Frank⸗ furter Messe für das Jahr 1920 eine staatliche finanzielle Unter⸗ stützung zuteil werden lassen. Ferner hat auf Anregung Preußens der Reichsrat in einer seiner letzten Sitzungen beschlossen, in den Nachtrag zum Reichshausbalt für 1920 eine Summe von 400 000 ℳ als Beitrag des Reichs zu der Breslauer Messe einzusetzen. Diesem Beschluß ist die Reichsregierung nicht beigetreten. Eine Entschließung des Reichstags liegt noch nicht vor. Zu weiteren finanziellen Unter⸗ stützungen sieht sich die Staatsregierung bei der überaus schweren finanziellen Not des Staates zu ihrem Bedauern nicht in der Der Königsberger Messe ist vom Reich mit Rücksicht auf die durch die Abschnürung Ostpreußens geschaffenen wirtschaft⸗ lichen Schwierigkeiten eine einmalige Bauunterstützung in Höhe von 7 ½ Millionen unter der Voraussetzung in Aussicht gestellt worden daß sich auch Preußen mit einem angemessenen Betrage beteilige. Da dieser Reichszuschuß Ostpreußen andernfalls verloren gegangen wäre, hat sich die Preußische Regierung bereit erklärt, für die Ver⸗ zinsung und Amortifation eines von der Königsberger Messe aufzu⸗
““
— Auf der Leipziger Messe wurden laut Meldung des „W. T. B.“ 110 000 Abzeichen bis Mittwochmittag verkauft, alf 1005 mehr als am Dienstag. In Porzellanluxuswaren ist das Geschäft schiechter als zur Frühjahrsmesse 1920, die allerdings in die Zeit der Hochkonjunktur fiel; dagegen ist es wiederum besser als das der Herbstmesse 1920. Gebrauchsvorzellan wurde gut gekauft, obgleich gerade hierin noch viele früheren Aufträge des Abrufes harren. In der Möbelmesse macht sich eine gewisse Zurückhaltung der Käufer bemerkbar, eine Folg⸗ der daniederliegenden Bautätigkeit. In Holz⸗ und Korbwaren at sich das Geschäft leidlich gestaltet. Erhöhtes Interesse fanden Leiter⸗ und Kinderwagen. In der Metallbranche ist das Geschäft sehr verschieden, ebenso bei den Beleuchtungskörpern. Die Ver⸗ packungsmittelmesse wies einen sehr lebhaften Verkehr auf. Nach einer Uebersicht des Hauptwagenamts (Eisenbahn⸗ zentralamt) Berlin über die Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts in Einheiten zu 10 t für die Zeit vom 1. bis 15. Februar 1921 wurden in den sieben Steinkohlen⸗ bezirken Ruhr. Aachen, Hannover, Oberschlesien, Niederschlesien,
459 030 (+ 116 579 bezw. — 119 161) Wagen, nicht rechtzeitig 30 439 gegen 20 450 im Jahre 1920 und kein Wagen im Fabe 1914. Im gleichen Zeitraum wurden in den Braunkohlenbezirken lle. Magdeburg, Erfurt, Cassel, Hannover. Sächsischer Bezirk, heinischer Bezirk, Berlin⸗Osten, Breslau, München, Frankfurt a. M. gestellt 202 134 (+ 76 449 bezw. + 70 860). Für die nicht recht⸗ zeitig gestellten Wagen dieser Bezirke während des vorstehenden Zeit⸗ abschnitts liegt eine Gesamtziffer nicht vor: im Bezirk Halle wurden nicht rechtzeitig gestellt 71365 Wagen gegen 42 175 im Vorjahr, im Rheinischen Braunkohlenbezirk 8433 Wagen gegen 7727 im Vorjahre. Die übrigen Bezirke weisen, soweit festgestent. kleinere Ziffern auf. „— In München hat laut Meldung des „W. T. B.“ die Gründung einer Produktenbörse stattgefunden, deren Träger sind: Der Verein der Münchner Getreidehändler und Müller E. V. in München, die Baverische Zentraldarlehnskasse, München, die Land⸗ wirtschaftliche Zentralgenossenschaft, Re⸗ ensburg. die Landwirtschaft⸗ lichen Zentraldarlehnskassen für Heutschland, Filiale Nürnberg, die Mittelfränkische Kreisdarlehnskasse, Burgfarrbach, der Landwirtschaft⸗ liche Bezirksverein Straubing. Ueber die Rechtsform schweben noch Verhandlungen. Einstweilen wurde eine I1gliedrige Vorstandschaft gewählt. Zum Geschäftsführer wurde der Syndikus der Münchner Handelsvereine (Börse), Herr Dr. Schwarz, bestellt. Es ist geplant, zunächst die Samstage als Börsentage beizubehalten. In der Pirmasenser Schuhindustrie hat laut Meldung des „W. T. B.“ aus Anlaß der Ankündigung der Zoll⸗ grenze eine Hochflut des Schuhversandes eingesetzt. Während der letzten Tage wurden auf den Pirmasenser Postämtern rund 6000 bis 7000 Postpakete nach rechtsrheinischen Bestimmungs⸗ orten üffsr ben Gestern stieg diese Zahl auf über 8000. Der Warenversand mit der Eisenbahn, mit Lastautos usw. in der Richtung nach der Westpfalz und der Saargrenze ist bedeutend FFfttege.
Die ordentliche Generalversammlung der Kammgarn⸗ spinnerei Meerane, Aktiengesellschaft, genehmigte den Jahresabschluß und die Verteilung von 21 vH auf die Vorzugs⸗ aktien und von 20 vH auf die Stammaktien. Außerdem soll aus den durch die günstige Verwertung von Beständen erzielten Gewinnen ein Bonus von 200 ℳ für jede Aktie zur Verteilung gelangen. Die Kapitalserhöhung auf 6 000 000 ℳ durch Ausgabe von 2000 Stamm⸗ aktien wurde mit der erforderlichen 5 flüssigen Mittel in Anbetracht der zu erwartenden Einschränkung in der Kreditgewährung be⸗ gründet und genehmigt. Nach Mitteilung der Je läßt der Geschäftsgang gegenwärtig zu wünschen übrig, da der Absatz unter der großen Zurückhaltung der Weber leidet. Auch die politische Lage tut das ihrige, die Unsicherheit der Zukunft zu erhöhen.
— In der am 8. d. M. abgehaltenen Sitzung des Aufsichtsrats der Vereinigten Zünder⸗ u. Kabelwerke, A.⸗G., v.Ias lach; wurde beschlossen, der für den 4. April d. J. ein⸗ zuberufenden Generalversammlung die Verteilung von 30 vH vor⸗
London, 8. März. (W. T. B.) Der Wert der Ein⸗ fuhr bhetrug im Februar 96 973,711 Pfund Sterling, das sind 73 460 850 Pfund Sterling weniger als im gleichen Monat des Vorjahrs; der der Ausfuhr 68 221 731 Pfund Sterling (17 742 399 Pfund Sterling weniger) und der der Wiederausfuhr 8 004 303 Pfund Sterling (14 599 486 Pfund Sterling weniger).
Paris, 9. März. (W. T. B.) Nach einer „Havas“⸗Meldung aus Madrid ist die dortige Börse zum Zeichen der Trauer wegen der Ermordung Datos geschlossen worden.
Rom, 9. März. (W. T. 85 Einer offiziellen Statistik zu⸗ folge belief sich ie Gesamteinfuhr nach Italien im Jahre 1920 auf 15 862 Millionen Lire gegen 17 623 im Jahre 1919; die Ge⸗ samtausf uhr aus Italien bezifferte sich auf 7804 Millionen (gegen 6066). Die Handelsbilanz Italiens hat sich also im Jahre 1920 um 2499 Millionen Lire gegen 1919 gebessert. ts s
—
Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts am 8. März 1921
— — —
Ruhrrevier „Oberschlesisches Revier
Anzahl der Wagen
eweewe
—-————
Gestellt.. Nicht gestellt. Beladen zurück⸗ geliefertt..
Die Elektrolytkupfernotierung der Vereinigun für deutsche Clektrolvptkupfernotiz stellte sichs laut Melvung⸗ des „W. T. B.“ am 9. d. M. auf 1837 ℳ (am 7. d. M. auf 1767 ℳ)
ür 100 kg.
ats
8 Berichte von auswärtigen Wertpapiermärkien.
„Frankfurt a. M., 9. März. (W. T. B.) Abendbörse. Die Grundstimmung war fest, besonders für Montanpapiere, die zum Teil auf Rückkäufe Kursbesserungen erzielen konnten. Buderus notierten 595, Mannesmann 565, Oberbedarf 295. später 297, Rheinstahl 510, Laurahütte 337, Gelsenkirchen 319. Schwächer lagen Adlerwerke Kleyer mit 240,50 und Daimler mit 246. Von den chemischen Werten waren Anglo Guano fester mit 387, Scheideanstalt stellten sich 494,50, Höchster Farbwerke 406,50, Holzverkohlung 361,50. Der Kassa⸗ industriemarkt lag fest. Es notierten Frankenthaler Zuckerfabrik mit 391 16 höher. Siemens Glas waren 629, Deutscher Eisen⸗ handel 296, Lechwerke Augsburg 163, Röhrenkessel Türr 484,50, Eisenwerke Meyer 370, Berlin⸗Frankfurter Gummiwarenfabrik 270, Gummiwarenfabrik Peter 398. Schwächer lagen Oesterreichische Kreditanstalt mit 51,75, Mexikaner waren schwankend, 5 % Gold⸗ mexikaner notierten 691 — 695, 5 % Silvbermexikaner 450, 5 % Tehu⸗ antepec 450, Baltimore and Ohio waren 460, Deutsch⸗Asiatische Bank 431, Deutsche Petroleum alte 790, junge 755, Missouri Se. 390. Der Devisenmarkt war geschäftslos. Holland 185, ondon 248, Schweiz 1077,50, n 234, 85 York 64.
’1 ärz. (W. B.) ächsische Rente 58,00, Bank für Grundbesitz 139,75, Chemnitzer Bankverein 200,00, Ludwig Hupfeld 299,00, Piano Zimmermann 397,50, Stöhr u. Co. 499,00, Sächf. Wollgf. vorm. Tittel u. Krüger 488,00, Chemnitzer Zimmer⸗ Fann 6 Ferigsr Waich s ae 190,09 Leipziger Werkzeug Hittler u. Co. 00, Hugo Schneider 340,00. S 360,00, 177 ; u. 8 hcha Fiis Eehags, hg. amburg. 9. ärz. (W. T. B.) örsenichlußkur Deutsch⸗Australische Dampfschiff⸗Gesellschaft 86002 bis 8,9” n. Havag 186,75 bis 188,75 bez. Hamburg⸗Südamerifa 379,50 bis 381,50 bez., Norddeutscher Ljoyd 178,25 bis 178,75 bez., Vereinigte Elbeschiffahrt 325,00 G., 329,00 B., Schantungbahn 558,00 G., B., Brasilianische Bant 510,00 G., 520,00 B., Commerz⸗
Leipzig, 9. Mä
Sächsischer Bezirk, Münster (1920 bezw. 1914 in Klammer) gestellt
4⸗—
Continental 384,00 G., 388,00 B., Asbest Ca 325,00 B., Dynamit Nobel 333,00 bis 336,00 bez. Eag 425,00 G., 430,00 B., Norddeutsche Jutespinner —,— B., Harburg⸗Wiener Gummi —,— G., — 170,00 bez., Sloman Salpeter 1875,00 bez., N —,— B., Otavi⸗Minen⸗Aktien 635,00 G. Genußsch. 1
Wien, 9. März.
540,00 bez. — Tendenz: Still. zentrale: Amsterdam 265,50 G., Berlin 1196,00 G 129,50 G., London 3020,00 G., 129,75 G., Marknoten 1193,00 G., Lirenoten 2835 slawische Noten 2023,00 G. Cschecho⸗slowakische Note Prag. 9. März. (W. T. B.) Notnerungen 8 zentrale: Berlin 122.75 G., Marknoten 122,75 G. g. London, 9. März. (W. T. B.) Wechsel b 54,94 ¼, Wechse! aut Belgien 52,65, Wechsel auf Schnat
„ —
2)
auf Spanien 28 04 ½, Wechsel auf Italien Deutschland 249,00. — Privatdiskont 6 . — Silber a Lieferung 30 ⅞. 8 d London, 9. März. (W. T. B.) 2 ½¼ % Englische . 5 % Argentinier von 1886 92, 4 % Brasilianer vn 4 % Japaner von 1899 57, 5 % Mexikanische 1 1899 57, 3 % Portugiesen 20 ½, 5 % Russen ven; 4 ½ % Russen von 1909 10 ½, Baltimore and Ohio 6¹ Pacific 145, Pennsylvania 48, Southern Pacist Pacifie 156, Uniter States Steel Corporation Tinto 24. De Beers 10, Goldfields 18⁄16, Randmin ℳ; 4 % fundierte Kriegsanleihe 69 ¼, 5 % Kriegsanleihe 8 Siegesanleihe 76 ½. M. Paris, 9. März. (W. T. B.) 5 % Franzässt 83,95, 4 % Französische Anleihe 67,60, 3 % Franüics 58,40, 4 % Spanische äußere Anleibe —,—, 5 % 32,50, 3 % Russen von 1896 19,75, 4 % Türken n Suezkanal 6290, Nio Tinto 1350. 18 Paris, 9. März. (W. T. B.) Dervisenkurse, 9 22,12, Amerika 1411,00, Belgien 104,50, England 8n 483,00, Italien 51,75, Schweiz 237,00, Spanien 195 9 Amsterdam, 9. März. (W. T. B.) Wechte’ de 11,35 ½, Wechsel auf Berlin 4,57 ½, Wechsel auf Paris 2og auf Schweiz 49,15, Wechsel auf Wien 0,52 ½, Wechsel auf 49,10, Wechsel auf Stockholm 65,30, Wechsel auf Chrifid Wechsel auf New York 291,75, Wechsel auf Bruͤssel 2h auf Madrid 40,60, Wechsel auf Italien 10,70. % Staatsanleihe von 1915 833⁄16, 3 % Niederländ. Staats Königlich Niederländ. Petroleum 537,50, Holland⸗Amerj Atchison, Topeka u. Santa Fé 95,00, Rock Jsland —,— Pacisfie —,—, Southern Railway —,—, Union dri Anaconda 88 ⁄16, United States Steel Corp. 96 ½. — Kopenhagen, 9. März. (W. T. B.) Sihhtne London 23,35, do. auf New York 604,00, do. auf Hante do. auf Paris 43,00, do. auf Antwerpen 45,00, do. auf Zür do. auf Amsterdam 206,50, do. auf Stockholm 134520 Chbristiania 95,25, do. auf Helsingfors 17,25. Stockholm, 9. März. (W. T. B.) Sichtwechsel n 17,42, do. auf Berlin 7,10, do. auf Paris 32,00, deo. a 33,75, do. auf schweiz. Plätze 75,15, do. auf Amsterzan do. auf Kopenhagen 76,00, do. auf Christiania 720h Washington 450,00, do. auf Helsingfors 12,75. Christiania, 9. März. (W. T. B.) Sichtre London 24,50, do. auf Hamburg 9,80, do. auf Paris 447 New York 638,00, do. auf Amfterdam 216,50, do. auf Zünt do. auf Helsingfors 18,00. do. auf Antwerpen 47,00, do n holm 141,00, do. auf Kopenhagen 105,50.
105,87 N.
— G
Berichte von auswärtigen Warenmätl
ꝗManchester, 8. Mär. (W. T. B.) Am tuche C markt war die Haltung lustlos.
Aeronantisches Observatorinn. 8 Lindenberg, Kr. Beeskow. 9. März 1921. — Drachenaufstieg von 5 ½ a bis
Ud neche —
Relative Feuchtig⸗ keit
Temperatur C0
Seehöhe Luftdruck
unten
18
8e oben
122 400 1390
mm
755,4 730 645 629 549 530 477
SSW SWW SWW WSW V WSV WNW NWW
—6 28.2— d0 8do
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S90 00 00 00
— Bewölkt. — Sicht: 4 km.
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Eortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten B2
Theater.
Opernhaus. (Unter den Linden.) Freitag: 12 Uhr: Shmphonie⸗Mittags⸗Konzert. (Vortragsfolhe Abend.) — Abends 7 ½ Uhr: VIII. Symphonie⸗Konsh Kapelle der Staats⸗Oper.
Sonnabend: Josephs⸗Legende. — Vorher: Dah Anfang 6 Uhr.
Schauspielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Freitog: 9h
be. uns. Othellv, der Mohr von Venedit r.
Sonnabend: König Richard der Dritte. Anfan t
Familiennachrichten.
Frl. Agnes von Prittwitz und Gaffron mit “ Beon „Guenther Graf von Schlieber erg i. Pr.). j 1 Gestorben: Hr. Geh. Regierungsrat und Schulrut 9 Uren (Potsdam). Hr. o. Professor Dr. Educ Greifswald). — Freifrau Bertha von Wangsnhein
Verantwertlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol. Cbales
öö- den Anzeigfnteil: Der Vorsteher der Geih Rechnungsrat Mengering in Berlin.
Verlag der Geschäftsstelle Mengering) in BWest
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagkas Berlin Wilhelmstr. 32.
Fünf Beilagen
ꝛehmenden Darlehns im Betrage von. 2 ½⅛ Millionen Mark die Garantie u übernehmen.“
und Privat⸗Bank 206,75 bis 207,25 bez., 199,00 B.,
Vereinsbank 197,00 G., G. 420,00 B.,
“
Alsen⸗Portland⸗Zement 410,00
Anglo⸗
(einschließlich Börsenbeilage) Zreite, Dritte und Vierte Zentral⸗Handel
Paris 5465,0) 8—
Wechsel auf Holland 13,45, Wechsel auf New York fürs
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Richtamtlicez. (ortsetzung aus dem Hauptblatt.)
Seutscher Reichsaag.
-9. Sitzung vom 9. März 1921, Nachmittags 1 Uhr. richt des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger“).) Am Regierungstische: der Reichsschatzminister von
aume r. 8 8 . präsident Lö be eröffnet die Sitzung um 1 Uhr 20 Min. Auf der Tagesordnung steht zunächst die Inter⸗
llation Aderhold (U. Soz.) über die Preis⸗
igerung und die Arbeitsverhältnisse in der lUiindustrie. Seewir sistie erwelam läßt mit⸗ en, daß er bereit ist, die Interpellation innerhalb der ge⸗ ftzordnungsmäßigen Frist zu beantworten.
Hierauf wird die Aꝛussprache über den Haushalt
Reichsschatzministeriums fortgesetzt.
Abg. Hammer (D. Nat.) begründet einen Antrag, in bem ein Reichsgesetz verlangt wird, durch das für die Ver⸗ hung von Leistungen und Lieferungen durch die valting des Reichs, der Länder und sonstigen Verbände des liicen Rechts Grundsätze aufgestellt werden, die sich nament⸗ auch auf die Vergebung solcher Aufträge an Hand⸗ ler und Handwerkervereinigungen beziehen.
ein Reichsrahmengesetz müssen die Landesregierungen Aufstellung bestimmter Richtlinien für das Verdingungs⸗
n gezwungen werden. Die geradezu wahnsinnigen erbietungen von seiten der Handwerker erfordern schleunige gründliche Abhilfe. Unser Antrag hat eine lange Vorgeschichte; haben ihn diesmal zu den Ausgaben für die Bauverwaltung seichsschatzministerium gestellt, obwohl er auch beim Verkehrs⸗ sterium angebvacht werden könnte. Es ist früher ein Gesetz das Verdingungswesen für das ganze Deutsche Reich wieder⸗ verlangt und in Antrag gebracht worden, die Reichsregierung aber der Auffassung, daß ein solches Gesetz der lokalen und
ionalen Verschiedenheiten wegen nicht möglich sei, daß nur von chs wegen ein Rahmengesetz erlassen werden könnte, das ge⸗
e Richtlinien aufstellte. Auf Antrag der süddeutschen Hand⸗ kskammern hat nun neuerdings der Reichsverband des Deut⸗ Handwerks den Ertwurf eines solchen Rahmengesetzes der chsregierung unterbreitet. Es wird damit der Hauptzweck ver⸗ die geradezu wahnsinnigen Unterbietungen zu verhindern,
den Behörden von der Lage des Handwerks und der Industrie ganz falsches Bild geben. Wir glauben, es wird möglich fein, iner oder zwei Sitzungen diese Richtlinien durchzusprechen,
e daß es dazu einer formellen Pnsscae n bedarf. Der
chsverband des Deutschen Handwerks zählt 1,4 Millionen ändige Handwerksmeister. Es muß unter den Bewerbern
Verdingungen weit mehr als bisher gesichtet werden. Wer en sozialen und tariflichen Verpflichtungen nicht nachkommt.
Peon jeder Submission auszuschließen. Unter Hinzuziehung von
bverständigen muß beurteilt werden, ob die Submissionspreise hoch oder zu niedrig eingestellt sind. Schließlich soll unter n, die bei der Sichtung übrig bleiben, zu wählen sein. Durch Einstelꝛung zu billiger Preise ist das nze Handwerk ge⸗ igt worden und heruntergekommen. Die Handwerker ver⸗ gen als selbständige Kontrahenten angesehen zu werden. Die lichen Ausschreibungen sind möglichst emzuschränken. Die sbstverwaltungskörper sind anzuweisen, sich nach den Vorschriften Staates für das Verdingungswesen zu richten. Es werden für Bauzuschüsse Milliarden bewilligt, es darf nicht vor⸗ men, daß bei den Siedelungen die Handwerker vom Wett⸗ erb böllig ausgeschlossen werden, wie es z. B. bei der gemein⸗ igen Baugenossenschaft der Arbeitnehmer in Schwedt a. O. der gewesen ist, wo ein staatlicher Zuschuß von etwa einer lion bereits zu mehr als der Hälfte unter Ausschluß des ständigen Handwerks verbraucht worden ist. Ich erlaube mir, Regierung an die Zusicherungen des Reichskanzlers Fehren⸗ (zu erinnern, der bei der Uebernahme seines Amtes aus⸗ klich hervorgehoben hat, daß die Regierung auch für den Mittel⸗ d sorgen wolle. Insbesondere solle der genossenschaftliche Zu⸗
ümenschluß des Handwerks begünstigt werden. (Beifall rechts.)
Abg. Lange⸗Hegermann (8.): Der Antrag Hammer, Grundsätze für die Submission durch Reichsgesetz verlangt, ist uns nicht annehmbar. Ein derartiges Gesetz halten wir nicht durchführbar, da die Einzelländer nicht damit einverstanden dürften. Demgegenüber haben wir einen Antrag ieperebit: Reichsregierung zu ersuchen, einen Ausschuß einzuberufen, ehend aus den sachverständigen Vertretern der orts und Vertretern der zuständigen Arbeitgeber⸗ und Arbeit⸗ merorganisationen, um für die Vergebung von stungen und Lieferunge einheitliche undsätze für Reich und Länbder zu schaffen. hedingt erforderlich ist es, daß nicht nur Arbeitgeber, dern auch Arbeitnehmer dabei mitwirken. Die Frage der isbildung und Arbeitsbedingungen geht nicht nur die Arbeit⸗ r, sondern auch ebenso die Arbeitnehmerverbände an (Sehr tig,; im Zentrum): denn die Arbeitsbedingungen und die ise können nur innegehalten werden, wenn der Reichstariflohn sichere Grundlage für die Preisbildung bietet. Wir sind h der Ueberzeugung, daß eine Möglichkeit geschaffen werden h, einheitliche Grundsätze aufzustellen. Aus diesem Grunde len wir aber an die Einsetzung eines Ausschusses, damit die ündigen Ressorts auf der einen Seite und die Arbeitgeber⸗
Arbeitnehmerorganisationen auf der anderen Seite ihre fahrungen austauschen können, um zunächst einmal einheitliche ndsäte zu schaffen, die dann später im einzelnen noch weiter gebaut werden können, und dann wird sich auch ein gang⸗ “ finden, um sie zu verankern. (Lebhaftes Bravo im
Abg. Hausmann (D. Vp.): In der Reichsverfassung ist Handwerk besonderer Schutz zugesichert. Die Regelung des bmissionswesens muß alsbald erfolgen, und zwar dahin, daß Zukunft nicht mehr unbedingt dem Mindestfordernden die beit übertragen wird, sondern dem, der zu angemessenem 1 gute Arbeit liefern kann. Zur 3 gelegenheit müssen Sachverständige gehört
werden. Die
Tormen Submissionsangebote sind vielfach darauf zurückzuführen,
die aufgestellten Bedingungen vollkommen unklar sind; auf geh derartiger Unterlagen sind naturgemäß vernünftige ih x8 nicht möglich. Es ist vorgekommen, daß Handwerker, Angebot eine richtige Berechnung zugrunde gelegt haben, toe deswegen die Arbeit nicht bekommen haben. Die Arbeit
emsenigen erteilt werden, der einen dem Voranschlag zu⸗ teres i Preis fordert. Wir Handwerker haben ein 8 abe daran, daß gute Preise bezahlt werden, für gute Preise vffeien auch gute Arbeit geleistet werden. Die Produktiv⸗ senschaften, die Bauhütten, wollen wir nicht bekämpfen,
8 Mit A ini 1 aennven der Reden der Herren Minister, die im
Beurteilung dieser
12
Berlin, Donnerstag, den 10. März
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sie dürfen aber nicht einseitig vom Staat gefördert werden, sie dürfen nicht besser gestellt werden als das Handwerk. Be⸗ ratungen über diese Frage sollen schon stattgefunden haben, aber noch nicht abgeschlossen sein. Wir erwarten, daß das angekündigte Handwerkergesetz endlich kommt, damit wir dabei diese Fragen erledigen können. Was die Anträge betrifft, so mag ja diese Frage angeschnitten werden, aber von Anträgen hätte man 1-, — weil wir diese Frage bei dem Handwerkergesetz besprechen unen.
Abg. Simon Franken (U. So h. Ich muß der Attacke fegen die Arbeiter⸗ roduktiogenossen⸗ aften widersprechen. Die ozialen „Bauhütten“ können billigere Angebote machen, denn sie wollen nicht so ungeheuren Verdienst haben wie die Privat⸗ unternehmer. Diese wollen nur recht viel verdienen und sagen: Nach uns die Sintflut. d2 Bonn hat z. B. der mindestfordernde Privatunternehmer 500 000 Mark verlangt, während die Arbeits⸗ genossenschaft die Arbeit für 206 000 Mark machen konnte. Der Unternehmerprofit ist es, der die Bauten heute verteuert und verhindert. Dem Zentrumsantrag stimmen wir zu, den Antrag Hammer lehnen wir ab.
„Bei der Abstimmung über den Antrag Hammer bleibt Probe und Gegenprobe zweifelhaft, in der Auszählung wird aber der Antrag unter großer Heiterkeit mit 202 gegen 54 Stimmen abgelehnt. Die große Differenz erklärt sich daraus, daß bei der ersten Abstimmung der Saal verhältnis⸗ mäßig leer war, bei der Auszählung aber die Mitglieder aus den übrigen Räumen des Reichstages herbeigerufen wurden.
„Der Antrag des Zentrums wird mit großer Mehr⸗ heit angenommen.
Bei den Ausgaben für die Verpflegungsämter beschwert sich Abg. Biener (D. Nat.) über die Konkurrenz, die dem Bäckereihandwerk durch die Garnisonbäckereien gemacht wird. Das E““ hat zwar Richtlinien erlassen, durch die diese Konkurrenz unterbunden werden soll, aber die Richtlinien werden nicht eingehalten. Die Folge ist zunächst, daß zahlreiche Bäckereibetriebe ihre Anlagen nicht mehr völlig ausnutzen können und zu Entlassungen greifen müͤssen; das ist um so bedenklicher, da die Arbeitslosigkeit gerade im Bäckereihandwerk seit Be⸗ endigung des Krieges eine ganz dösahtes große gewesen ist. Aber es, ist ja leider immer so gewesen, für das Handwerk hat man schöne Worte, im übrigen überläßt man es seinem Schicksal. Die Konkurrenz, die den freien Bäckereien durch die Garnison⸗ bäckereien semacht wird, ist aber weiter auch eine unlautere, denn sie ist geradezu eine Schleuderkonkurrenz. Die Garnisonbäckereien erbieten sich das Kilo Brot zu 1,95 Mark zu liefern. Das können sie nur deshalb, weil ihnen das Mehl erheblich billiger geliefert wird, und zwar der Doppelzentner um 30 bis 40 Mark, da sie von
die privaten Bäckereien tragen müssen. Dazu kommt weiter, daß sie für Verzinsung des Anlagekapitals und für Abschreibungen nur 30 9% Kastahringen haben, und daß sie von der Umsatzsteuer vollständig befreit sind. Ich möchte wohl hören, was der ene. minister dazu sagt, wenn die Ausbreitung der Reichsbetreibe dazu führt, daß die sevorlicheen Maßnahmen, die getroffen werden, um dem Reiche Geld zu verschaffen, in dieser Weise illusorisch gemacht werden. Die Konkurrenz der Garnisonbäckereien ist aber nicht nur unlauter, sie ist, vom Standpunkt der Verbraucher aus gesehen, auch ungerecht. Es besteht bekanntlich die Vorschrift, daß die Brotherstellung zu erfolgen hat unter Hinzunahme von 10 % Streckungsmitteln; in einzelnen Bundesstaaten, z. B. in Sachsen, wird die Streckung um weitere 5 % vermehrt, und schließlich liefern viele Kommunalverbände zur Brotherstellung noch weitere 10 %% Gerstenmehl, was als Streckungsmittel aber nicht angesehen wird, so daß im gewöhnlichen Verkehr die Brotherstellung vielfach unter Verwendung von 25 % Streckungsmitteln erfolgt. Dem⸗ gegenüber brauchen die Garnisonbäckereien ihr Brotmehl nur mit 5 % zu strecken. Daraus folgt, be sie beispielsweise an die Ge⸗ fängnisse erheblich besseres Brot iefern können, als die freien Bäckereien es übsensn herstellen können. Die Bäcker haben sich im Kriege die größte Mühe gegeben, trotz der größten Hemmnisse ein leidliches Brot herzustellen. Man wundere sich nicht, wenn ihre Geduld jetzt einmal zu Ende gehen sollte; denn sie wissen: trotz all der schönen Worte, die man für sie hat, ist das Handwerk verraten und verkauft. (Lebhaftes Bravo rechts.)
Nachdem noch Abgeordneter Bruhn (D. Nat.) dem Minister eine Reihe von Beamtenwünschen vorgetragen und egenüber dem Abgeordneten Kahmann seine Ausführungen Hesaglich der Deutschen Handels⸗ und Industriegesellschaft auf⸗ rechterhalten hat, wird das Kapitel bewilligt.
Beim außerordentlichen Etat des Reichs⸗ schatzministeriums verlangt
Abg. Hartleib (Soz.) von der Verwaltung hinsichtlich der in ihrem Ressort beschäftigten Arbeiter strikte Respektierung der eritreäge Die in den Tarifen normierten Lohnsätze seien Mindestsätze; dem Ministerium aber beliebe es, ganz nach dem Muster der Privatunternehmer die Sätze als Maximalsätze anzu⸗ sehen. Auch den Arbeitern in der Reichsvermögensstelle sei noch immer nicht die längst notwendige Lohnerhöhung zugestanden worden; sie seien an das Reichsfinanzministerium verwiesen und so von Pontius zu Pilatus geschickt. Die Erbitterung dieser Arbeiter sei umso berechtigter, als die in den Gefangenenlagern beschäftigten Arbeiter nach einem höheren Tarif entlohnt würden. Wo bleibe da die soziale Gerechtigkeit? Die Wirtschaftlichkeit der reichseigenen Betriebe müsse ja dadurch aufs schwerste beeinträch⸗ tigt werden. Es fehle gerade diesem Ministerium ganz be⸗ sonders an sozialem Verständnis. .
Reichsschatzminister von Raumer: Ich möchte mir er⸗ lauben, mich zusammenfassend zu den sämtlichen die Ausgaben be⸗ handelnden Ausführungen der Herren Vorredner zu äußern. Zu⸗ nächst hat der Herr Abg. Kahmann erklärt, daß er meiner ganzen Geschäftsführung außerordentliches Mißtrauen entgegenbringe. Ich glaube, das kommt daher, weil wir den wirtschaftlichen Aufgaben meines Ressorts unter ganz verschiedenen Gesichtspunkten gegen⸗ übertreten. Nach dem Standpunkt des Herrn Abg. Kahmann sind die Fragen zu regeln unter politischen Gesichtspunkten, unter dem Gesichtspunkt von Theoremen. Dafür ist charakteristisch, was er ausgeführt hat über die Frage des Ankaufs der Zentrale der Niedersächsischen Kraftwerke. Er hat da zugeben müssen, daß die Regelung, die ich getroffen habe, wohl für die Elektrizitätsver⸗ sorgung der Kreise vorteilhafter gewesen sei; aber es sei grund⸗ sätzlich unrichtig gewesen, hier von dem Ankauf der Zentrale ab⸗ zusehen. Dieser Fall charakterisiert die verschiedenen Anschauungen. (Abg. Kahmann: So habe ich es nicht gesagt!) Ich trete an die Aufgaben meines Ressorts gerade in dieser Zeit nur unter dem Gesichtspunkte heran: wie kann die Produktivität am besten ge⸗ fördert werden, wie kann am besten Arbeitsgelegenheit erhalten
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den ungeheuerlichen Kosten der Zwangswirtschaft befreit sind, die
und geschafft werden? Donn nach meiner Ansicht perträgt unsere Wirtschaft heute keine Experimente, keine Politik, kein Theore⸗ tisieren. (Sehr richtig! bei der Deutschen Volkspartei.) Das ist unser grundsätzlicher Unterschied.
Der Herr Abg. Kahmann ist weiter eingegangen — und das spielt ein bißchen in die Frage des verschiedenen Standpunktes hinein — auf die Frage des Kahn⸗Vertrages. Wenn der Herr Abg. Kah⸗ mann wirklich den Deutschen Werken so freundlich gegenübersteht — ich nehme das an —, dann hätte er sich folgendes überlegen müssen: Ich habe die Sache des Kahn⸗Vertrages aufgegriffen, nicht in der Oeffentlichkeit, sondern im Instanzenweg; ich habe die Sache dem Aufsichtsratsvorsitzenden übergeben, sobald ich den Vertrag zur Kennmis bekam. Dieses Eingreifen war unbedingt richtig, und die Herren Ihrer Frakkion haben das ja schließlich im Haushaltsausschusse auch anerkannt. Der Kahn⸗Vertrag ist durch mein Eingreifen ganz wesentlich verändert und verbessert worden. Nachdem diese Arbeit abgeschlossen war, war es meine Aufgabe, zu verhüten, daß durch alle die Angriffe, die gegen die Direktion der Deutschen Werke gerichtet worden waren, die Inter⸗ essen der Deutschen Werke geschädigt wurden. Deswegen habe ich die ganze Frage des Kahn⸗Vertrages beiseite geschoben — sie war erledigt — und habe mich vor die Direktion der Deutschen Werke gestellt, um zu verhüten, daß all dieses Geschwätz und diese An⸗ würfe in den Zeitungen das Ansehen der Direktion weiter schwächten. Ich werde mich auch durch die Ausführungen des Herrn Abg. Kahmann nicht verleiten lassen, von diesn Grund⸗ satz abzugehen. Ich fühle mich in der ganzen Angelegenheit stark genug, um mir von ihm das Gesetz meines Handelns nicht vor⸗ schreiben zu lassen. (Zustimmung rechts — Lachen und Zurufe bei den Sozialdemokraten: Von wem denn ?)
Meine Damen und Herren! Eine Reihe von Herren kam dann auf die Frage des Mittelstandes und der Berücksichtigung des Handwerks zu sprechen. Ich habe mich gefreut, daß der Herr Abg. Lange⸗Hegermann unser Bestreben, die ganze Frage der Heranziehung des Handwerks, die während des Krieges durch⸗ einander gekommen ist, wieder auf eine neue Bahn zu bringen, anerkannt hat. Ich kann versichern, daß wir dieser Frage die ernsteste Aufmerksamkeit widmen. Ich bin von der Notwendigkeit der Erhaltung eines gesunden selbständigen Mittelstandes so über⸗ zeugt, daß ich alles tun werde, was in meinem Ressort zur Er⸗ haltung des Mittelstandes getan werden kann. (Bravol rechts.)
Der Herr Abg. Hammer hat dann den Wunsch ausgesprochen, daß Techniker diese Frage bei uns behandeln sollen. An der Spitze der Bauabteilung steht ein Techniker, und auch der Erlaß, über den der Herr Abg. Hammer gesprochen hat, stammi von einem Techniker. Ich möchte übrigens bemerken, daß über die Frage, welche Prozente als Geschäftsunkosten zu den Löhnen zugeschlagen werden können, augenblicklich Verhandlungen mit den Provinzial⸗ behörden schweben. Ich hoffe, daß diese Angelegenheit in einer allen Teilen gerecht werdenden Weise zum Abschluß gebracht werden kann.
Der Herr Abg. Biener ist dann auf die Garnisonbäckereien eingegangen. Von der Parteien Haß und Gunst entstellt, schwebt ihr Charakterbild in der Geschichte. Den Herren von rechts backe ich zu viel, den Herren von links zu wenig. (Sehr richtig! links.) Ich möchte zunächst einmal auf die Spezialangriffe des Herrn Abg. Biener eingehen. Die Bäckereien werden nur soweit erhalten, als fie für die Reichswehr und für die Ordnungspolizei notwendig sind. Bis ihr Abbau erfolgt ist — und dieser Abbau kann erst erfolgen, wenn die Standorte und Garnisonorte der, Reichswehr und Sicherheitspolizei endgültig festliegen —, müssen die Bäcke⸗ reien ausgenutzt werden, um wirtschaftlich zu arbeiten. Sie dürfen aber nur an Anstalten mit kasernenmäßiger Unterbringung liefern, nicht an Private. Bei der Ausführung der Backarbeiten haben sie sich den allgemeinen Vorschriften zu unterwerfen. Wenn der Herr Abg. Biener meint, daß die Bäckereien den Vorschriften zuwiderhandeln, so darf ich ihn nur bitten, meinem Ressort die Uebertretungen mitzuteilen; wir werden dann gern einschreiten.
Was die Preisstellung betrifft, so werden 30 Prozent nicht zu den Mehlkosten, sondern zu den Gestehungskosten zugeschlagen, (Hört, hört! bei den Soz.) .
Der Herr Abg. Hartleib ist dann auf die Lohnpolitik meines Ressorts eingegangen. Ich möchte bemerken, daß er sich darin irrt, wenn er meint, daß die Tarifverträge, die für mein Ressort abgeschlossen werden, auf dem Prinzip der Mindestlöhne aufgebaut sind. Im Gegenteil, der Herr Arbeitsminister hat darauf hin⸗ gewirkt, daß diese Tarife auf Höchstlöhnen aufgebaut sind. (Abg. Hartleib: Das ist falsch!) — Ja, dann müssen Sie sich an den Herrn Arbeitsminister wenden. — Diese Regelung ist deshalb getroffen, weil in der Privatindustrie die Löhne auf die Ware abgewälzt werden können, während in Reichs⸗ und Staatsbetrieben die Löhne im Etat erscheinen, und eine Abwälzung nicht möglich ist.
Was den Fall Scheunen bei Celle betrifft, so ist er mir per⸗ sönlich unbekannt. Ich bin aber gern bereit, diesen Fall zu prüfen und einzugreifen, wenn den Arbeitern Unrecht geschehen sein sollte.
Meine Damen und Herren! Ich habe dann noch eine allge⸗ meine Bemerkung zu machen. Meinem Ressort liegt die Arbeit ob, bis zum 1. April 1921 ein Organisationsgesetz für die Elektri⸗ zitätswirtschaft in Ausführung des Gesetzes vom 31. Dezember 1919 vorzulegen. Als ich mein Ressort antrat, waren für dieses Gesetz Vorarbeiten nicht vorhanden. Ich habe sie nach Möglichkeit be⸗ schleunigt. Es hat sich aber im Laufe der Arbeiten gezeigt, daß die Aufgaben viel umfassender sind, als man sich damals gedacht hat. Es ist nicht nur die Organisation der Clektrizitätswirtschaft zu regeln, sondern es muß auch ein Konzessionsgesetz und ein Leitungsbaugesetz geschaffken werden, es müssen also überhaupt alle die Elektrizitätswirtschaft berührenden Fragen in einem Gesetz geregelt werden. Obgleich an diesem Gesetz sehr intensiv gearbeitet
worden ist, wird es nicht möglich sein, in der durch das Gesetz vom
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