1921 / 65 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 18 Mar 1921 18:00:01 GMT) scan diff

„Auf Grund der Bekanntmachung zur Fernhaltung unzuverlässiger eersonen vom. Handel vom 23. September 1915 (RGBl. S. 603) be ich der Frau Hedwig Hohe, geb. van der Back, in harlottenburg, Pestalozzistraße 22, dem Gastwirt

Gustav Schüpp b aus in Charlottenburg, Lutherstraße 5, durch Verfügung vom heutigen Tage den Handel mit Gegen⸗ tänden des täglichen Bedarfs wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb untersagt. 1 Berlin, den 12. März 1921. Der Polizeipräsident. Abteilung W. J. V.: Froi Bekanntmachung. Dem Chemiker Dr. Wilhelm Krauth, geboren am 4. November 1863 in Frankfurt a. M. wohnhaft inh.8 n kfu 9 a. M., Hermannstraße Nr. 11, wird hierdurch der Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs, insbesondere Arzneimitteln, Chemikalien, Nahrungs⸗ und Futtermitteln aller Art, ferner rohen Natur⸗ erzeugnissen, Heiz⸗ und Leuchtstoffen sowie segliche mittelbare oder unmittelbare Beteiligung an einem soschen Handel wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Gewerbebetrieb untersagt. Frankfurt g. M., den 11. März 1921. 1.“ s 8468 8

Der Polizeipräsident. Ehrler. Bekanntmachung. 8

8 u Metzger Christian Sauerwein, geboren am

7. 1871 in Klein Umstadt, Kreis Dieburg, wohnhaft in

Frankfurt a. M., Friedberger Landstraße Nr. 115, wird hiermit

er Handel mit Gegenständendes täglichen Bedarfs,

nsbesondere Nahrungs⸗ und Futtermitteln aller

„, sowie jegliche mittelbase oder unmittelbare Beteiligung

an einem solchen Handel wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen

Gewerbebetrieb untersagt. EEE1u“*“ Frankfurt a. M., den 11. März 1921.

11616“] Kaufmann Dr. Anton Flo

geboren am kfurt a. M., m 8 A

Dem ry 28. Juli 1896 in Wiesbaden, wohnhaft in Fran Klüberstraße Nr. 24, wird hierdurch der Handel mit Gegen⸗ ständen des täglichen Bedarfs, insbesondere Nahrungs⸗ und Futtermitteln aller Art, ferner rohen Naturerzeugnissen, Heiz⸗ und Leuchtstoffen sowie jegliche mittelbare oder 1ernazee Beteiligung an einem solchen Handel wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen

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Gewerbebetrieb untersagt. 8 Frankfurt a. M., den 11. März 1921. 8 8 Der Polizeipräsident. Ehrler.

2*

Die vereinigten Ausschüsse des Reichsrats für Volks⸗ wirtschaft und für Verkehrswesen, die vereinigten Ausschüsse für Volkswirtschaft und für Rechtspftege, die vereinigten Ausschüsse für Volkswirtschaft, für Haushalt und Rechnungswesen und für Rechtspflege, die vereinigten Ausschüsse für Volkswirtschaft und für Haushalt und Rechnungswesen sowie der Ausschuß für Volkswirtschaft hielten heute Sitzungen.

Die Verhandlungen über den Ausbau 8 die Stabi⸗ lisierung der bereits zwischen Deutschland und Rußland bestehenden Beziehungen haben nach einer Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ zur Aufstellung eines vorläufigen Protokolls geführt das am 18. Februar 1921 in Moskau von den Beauftragten des Auswärtigen Amts und des Volks⸗ kommissariats des Aeußern unterzeichnet worden ist. Das Protokoll enthält neben einem Zusatzabkommen über die end⸗ ültige Abwicklung der Kriegsgefangenenangelegenheiten ein Ab⸗ ommen über die Rechte der beiderseitigen Vertretungen und Staatsangehörigen. Dieses zweite Abkommen nimmt die bereits bestehenden gegenseitigen Vertretungen zur Grundlage und erweitert ihre Rechte in konsularischer und handelspolitischer Hinsicht. In bezug auf die Rechte der beiderseitigen Staats⸗ angehörigen sind im Abkommen Bestimnmungen getroffen, die den ungehinderten wirtschaftlichen Verkehr zwischen den beiden Ländern ermöglichen und sichern sollen.

Das Protokoll bildet gegenwärtig den Gegenstand der Prüfung bei den in Frage kommenden Regierungsstellen in Berlin und Moskau. Es besteht die Hoffnung, daß beide Ab⸗ kommen aus dieser W im wesentlichen unverändert her⸗ vorgehen werden, und daß daraufhin eine Unterzeichnung und ein Inkraftreten nach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen beider Länder baldigst erfolgen wird.

Geestern vormittag fand unter dem Vorfitz des Staats⸗ sekretärs Lewald eine Beratung der Vertreter der indu⸗ striellen, wirtschaftlichen und sozialen Interessenverbände des neu besetzten und des besetzten Gebiets und des parlamentarischen Beirats fuͤr die besetzten rheinischen ebiete mit der Reichsregie⸗ rung dem Reichskommissar für die besetzten rhenlchen Gebiete und Vertretern der rheinischen Ver⸗ waltungsbehörden statt. Die Beratungen galten insbesondere der durch die bevorstehende Errichtung der Zollgrenze in den v- geschaffenen Lage. Der Reichskommissar für die

besetzten rheinischen Gebiete, von Stark, gab zunächst einen umfassenden Bericht über die derzeitige Lage im besestem Gebiet. Er führte laut Bericht des „Wolffschen Telegraphenbüros“ un⸗ gefähr folgendes aus:

Als erste Folge der sogenannten Sanktionen hat die interalliierte Rheinlandskommission zwe Merxort. . Nr. 76 und 77 en Nach Verordnung 76 wurde die Telegramm⸗ und Telephon⸗ zensur für zunächst acht Tage verhängt, die durch eine neue Ver⸗ ordnung vom 16. März wieder um acht Tage verlängert wurde. Während in der französischen und belgischen Zone des besetzten Gebiets von dieser Einrichtung reichlich Gebrauch gemacht wird, ge⸗ schieht dies in der englischen Zone in beschränktem Maße, in der amerikanischen Zone überhaupt nicht. Außerdem wurde durch die Verordnung 76 die Presse hinsichtlich Nachrichten ůber Truppenbewegungen unter Vorzensur gestellt. Die Ausübung dieser Pressezensur geschieht in der Pfalz und in der belgischen Zone am schärfsten. Eine Verschärfung der Briefzensur ist bis jetzt noch nicht eingetreten. Die zweite Verordnung 77 verfügt die Sperrung

der Zolleinnahmen an der Westgrenze. Die Behörden

Alle Telegramme, die durch die Telegraphenämter der verschiedenen betreffenden Kreiskontrolleure tragen.

werden sollen, auch

Pressetelegramme auch durchweg den Zensurvermerk des be⸗

fuhr und der Kapitalflucht sind dem Befehl der interalliierten Rheinlandkommission unterstellt. In der Ausübung dieser Verordnung sind die Zolleinnahmen bei den Zollämtern und der Reichsbank gesperrt. Diese müssen den Alliierten zufließen. Unter die Zolleinnahmen fallen nach Ansicht der Alliierten auch die Zollgebühren 88 abgaben. An Stelle der im unbesetzten Gebiete liegenden Landes⸗ finanzämter Cassel, Darmstadt und /Würzburg wurden als oberste Zoll⸗ kassenverwaltungen die Hauptzollcinter in Ludwigshafen, Mainz und Wiesbaden bestimmt. Die oberste Aufsicht des Zolldienstes ist vanneger Rheinlandkommission dem „comité des douanes“ in Koblenz überträge worden. Diesem Komitee, das einen französischen Vorsitzenden und einen englischen und belgischen Beisitzer hat, soll auch ein deutscher Beamter beigegeben werden, welcher das Komitee beraten, seine Be⸗ sehle an die deutschen Behörden weitergeben und für ihre Durch⸗ führung verantwortlich sein soll. Die Entscheidugg über die Ein⸗ und Ausfuhr frifft das „comité des dérogations“, dem ebenfalls ein deutscher Beamter mit gleicher Befugnis wie der deutsche Beamte beim comité des douanes beigegeben wird. Ueber die Regelung der Kohlenwirtschaft sollen noch Weisungen erfolgen. Alle diesbezüglichen Pressenachrichten sind lediglich Kombinationen. 11..“ Die neue Zollgrenze beginnt 10 km nördlich Hamborn am Rhein und läuft von etwa 12 khm östlich des Nheins bis zum Brückenkopf Köln. Sie schließt die Städte Osterfeld, Oberhausen und Mülheim a. Ruhr ein. Essen bleibt etwa 1 km östlich der Zollgrenze. Auch die Städte Elberfeld und Barmen bleiben außerhalb der Zollgrenze. Von da ab verläuft sie vermutlich an der Ostgrenze der Brückenkt Ob die zwischen den Brückenköpfen liegenden Gebiete in die Zoll⸗ grenze einbezogen werden, ist noch unbestimmt. Jedenfalls wird der Raum zwischen den Brückenköpfen Köln und Koblenz freigelassen, während der sogenannte Flaschenhals zwischen den Bracenkopfen Koblenz und Mainz einbezogen werden wird. Es läßt sich aber an⸗ nehmen, daß sich die Verhältnisse folgendermaßen gestalten werden: Die neue Zollgrenze im Osten des besetzten Gebietes wird ver⸗

amerikanische Zone wird in das Zollgebiet einbezogen werden, und zwar ohne direkte Beteiligung der Amerikaner. Die Sätze des Zolltarifs sind noch nicht bekannt. Pressenachrichten in dieser Beziehung sind ebenfalls nur Vermutungen oder Kombinationen. Die Grundlage wird voraussichtlich für die Einfuhr aus dem unbesetzten ins besetzte Gebiet der deutsche Zolltarif bilden. Die Einfuhr von Lebensmitteln aus dem unbesetzten ins besetzte Gebiet wird voraussichtlich ganz zollfrei sehe Die Einfuhr von Rohstoffen und Halbfabrikaten, die zur Aufrechterhaltung der rheinischen Industrie notwendig sind, werden voraussichtlich nur geringen Zollsätzen unterworfen. Bei der Ausfuhr aus dem besetzten ins un⸗ besetzte Gebiet soll ein mäßiger Zollsatz, dielleicht nur eine sogenannte statistische Gebühr erhoben werden. Als Grenzbewachungspersonal werden ausländische Zollbeamten und Soldaten die Ostgrenze besetzen. Das Abfertigungspersonal in den Zollämtern wird deutsch bleiben. Mit der Durchführung der Zollinie ist in etwa zwei Wochen zu rechnen.

Nicht beabsichtigt ist die b von Steuereinnahmen, fiskalischem Besitz, Berg⸗ werksunternehmen u. dergl., da derartige Maßnahmen nicht zu den jetzigen Sanktionen gehören. Auch ist eine Be⸗ schränkung der Verkehrsfreiheit zurzeit nicht geplant. Die Befürchtung aus den Kreisen der Weinproduzenten, daß sie durch die Zollgrenze besonders schwer geschädigt werden, dürfte nicht in dem gefürchteten Umfang zutreffen. Voraus⸗ sichtlich können die im besetzten Gebiete erzeugten Weine ohne beträchtlichen Zollaufschlag ins unbesetzte Gebiet ausgeführt werden. Die einschneidendste Folge der Zollgrenze wird ohne Zweifel die sein, daß der Absatz deutscher Erzeugnisse im besetzten Gebiet stark ein⸗ geschränkt und ausländischen Waren das Eindringen ins besetzte Gebiet erleichtert werden wird. .

Nach den Ausführungen des Reichskommissars wurde in eine eingehende Aussprache eingetreten, in der die Vertreter der Industrie, des Handels, der Landwirtschaft und die Abgeordneten des besetzten Gebiets die Wünsche ihrer Kreise vortrugen. Die Aussprache gestaltete sich mehr und mehr zu einer einmütigen Kundgebung gegen die Icanßembaß⸗ nahmen und zu einem Protest gegen die drohende Neu⸗ aufreißung des Loches im Westen. Danach gab der Ministerial⸗ rat Dr. Claußen beim Reichskommissar für die besetzten Gebiete einen Bericht über die Möglichkeiten, den Folgen einer Wiederaufreißung des Loches im Westen wirksam ent⸗ gegentreten zu können. Als Vertreter des Ministers des Aus⸗ wärtigen erklärte Ministerialdirektor von Shcen daß es die erste Pflicht der Reichsregierung sei, den R einlanden zu helfen und den Schaden wiedergutzumachen, den die Feinde an⸗ richten. Die gleiche Erklärung gaben auch der Reichsminister des Aeußeren Dr. Simons und der Reichsminister des Innern Koch, die in der Versammlung erschienen, ab. Mit einem nochmaligen Treubekenntnis zum Deutschtum und zum Reich schloß die Versammlung.s 1

Am Nachmittag trat der engere parlamentarische Beirat für die besetzten rheinischen Gebiete unter Vorsitz des Reichsministers des Innern zusammen, um über die Maßnahmen zu beraten, die bei der neuen Lage im besetzten Gebiet zu dessen politischem und wirtschaftlichem Schutz zu er⸗ greifen sein würden.

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2 W11111111466“

Wie kürzlich in der Tagespresse bekanntgegeben war, hatten verschiedene italienische Präfekturen die deutschen Reichs⸗ angehörigen öffentlich aufgefordert, etwaige Anträge auf Frei⸗ gabe ihres in Italien befindlichen Eigentums im Werte von weniger als 50 000 Lire bis zum 31. März d. J. unter Beobachtung der vorgeschriebenen Förmlichkeiten bei: ihnen zu stellen.

„Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ von zuständiger Stelle erfährt, ist dieser Termin vom 31. März jetzt aufgehoben worden und die Einreichung der Freigabeanträge nicht an eine Frist geknüpft.

1“

Preußen.

Die Interalliierte Regierungs⸗ und Plebiszit⸗ kommission in Oppeln hat den folgenden Aufruf erlassen:

Es wird hiermit bekanntgemacht, daß der Telephon⸗ und Telegraphenverkehr von Sonnabend, den 19. März 1921, 12 Uhr Mittags, bis Montag, den 21. März, 12 Uhr Mittags, für das Publikum gesperrt ist. In Fällen, die besonders wichtig und dringend sind (Sterbefälle, schwere Krankheiten, Unfälle) wendet man sich an den Kreiskontrolleur, um die Erlaubnis zu er⸗ halten, den Telegraphen zu benutzen. Was die Presse⸗ telegramme betrifft, so können sie nur durch Zeitungsbericht⸗ erstatter, die ihre Identität nachweisen können, abgesandt werden.

Kreise übermittelt werden sollen, müssen den Sichtvermerk der 3 Ausnahmsweise können die die durch das Telegraphenamt Oppeln übermittelt F. mit dem Sichtvermerk des Leiters der Prgf. te e der Interalliierten Kommission versehen sein. ie

elephonsperre am nächsten Sözrp n ist allge⸗ mein auch für die Presse, Plebiszitkommiffaͤre sowie die heimattreuen Verbände. Es ist nur ein Telegramm verkehr der Pressse möglich. Doch müssen diese

Telegramme,

treffenden Kreiskontrolleurs bezw. des Stadtkontrolleurs tragen, oder

die Ausfuhrabgaben, nicht aber die Werbrauchs⸗

uköpfe.

3 bietes wird r Republik statt. mutlich an der Ostgreuze der Brückenköpfe verlalfen. Auch die Fenn . se

der Zollverwaltung für die Neberwachung der Ein⸗ und Aus⸗

aber der Presseabteilung der Interalliierten Kommission in Oppeln.

S 8

Den veessevertretern werden zum Beireten des Regierungsgebändes ; ee besondere Pressekarten ausgestellt, die mit einem Lichtbild un eigenhändiger Unterschrift versehen sein müssen. 8

84 Batzern.

In der gestrigen Landtagssitzung ergriff der Minister, präsident von Kahr nochmals das Wort zur Einwohner⸗ wehr⸗ und Entwaffnungsfrage ung unterstrich seine bereitz am Dienstag gemachten gusführlichen Darlegungen, indem er beionte, daß eine enlgegengesetzte Anschauung die Regierun nicht behindern dürfe, das zu tun, was sie für richtig halte und was im Bereiche ihrer Möglichkeit liege.

Im L9.— der vorgestrigen Sitzung der Waldeck⸗Pgyr⸗ nonter Laudesvertretung in Arolsen wurde laut „Waldeckscher Zeitung“ der⸗Antrag der Ia eee Volks⸗ partei auf Auflösung des Parlaments mit der Mehrheit der Linken gelehnt. Die Abgeordneten der Deutschnationalen Volkspartei verließen darauf den Sitzungssaal, wodurch das

U

Haus beschlußunfähig wurde.

Oesterreich. 1

Im Bundesministerium fär Aeußeres fand gestern die Eröffnungssitzung für die Verhandlungen über ein Handelsabkommen mit der tschecho⸗slowakischen In seiner Begrüßungsrede hob der Fchen minister Heinl hervor, daß die Ergebnisse der Beratungen für das handelspolitische System Mitteleuropas von ganz besonderer Bedeutung sein würden. Für die österreichische Handels⸗ polikik fei die Tschecho⸗Slowakei neben Deutschland der wichtigste unter den möglichen Vertragspartnern. Das Gelingen der wirtschaftlichen Wiederaufrichtung werde wesentlich davon ahb⸗ hängen, daß der gegenseitige Güteraustaufch in einer für beide Teile befriedigenden Weise geregelt werde und die Wirtschaftsbeziehungen wieder von allen überflüssigen Hemmungen und Erschwerungen befreit werden. Der WMimüser Dr. Schuster erwiderte namens der ischecho⸗ slowakischen Delegation mit dem Hinweise auf die vüihehe traditionellen wirtschaftlichen und persönlichen Beziehungen zwischen den beiderseitigen Gebieten. Sodann wurde das rogramm der Verhandlungen vereinbart und die Bildung besonderer Ausschüsse für die Fragen des Handels⸗ vertrages, der Ein⸗ und Ausfuhrverbote, zolltechnische und Fremdenverkehrsfragen sowie Eisenbahnverkehrsfragen durch⸗ geführt. Die Behandlung gewisser finanzpolitischer Fragen

soll demnächst in Prag erfolgen. Der Nationalrat hat gestern die Budgetdebatte beendet und ist dann in die Osterferien gegangen. Im Laufe

der Debatte erklärte der Eisenbahnminister Pesta, wie „Wolffs

Telegraphenbüro“ meldet, zu einer Anfrage, es sei ihm von einer Verpfändung der österreichischen Eisenbahnen Michts bekannt. Selbstverständlich setze er voraus, daß die Regierung, ehe sie sich zu einem solchen Schritte entschließen würde, nur im Einvernehmen mit dem Nationalrat vorgehen würde. , 8 Großbritannien und Irland.

Gestern fand unter dem Vorsitz Chamberlains die letzte Sitzung mit dem österreichischen Kanzler und den österreichischen Ministern im Schatzamt statt. Auch französische, italienische und japanische Sachverständige nahmen daran teil. Chamberlain brachte dem österreichischen Kanzler die gemeinsame Antwort der Alliierten, ent⸗ haltend ihre Vorschläge für die Unterstützung Oester⸗ reichs, zur Kenntnis. Der österreichische Kanzler und die anderen Minister fahren heute von London nach Paris ab und begeben sich von dort nach Beratungen mit den französischen Behörden nach Wien zurück.

Nach einer Havasmeldung hat die britische Regie⸗ rung jetzt auf Grund des ihm übertragenen Mandats in Deutsch⸗Ost⸗Afrika die gesamte Verwaltung über⸗ nommen.

Im Unterhaus wurde von Seiten der Regierung gestern auf eine Anfrage, ob das Handelsabkommen mit ußland eine Anerkennung der Sowjetregierung bedeute, erklärt, das Abkommen sei ein Handelsabkommen, das von der englischen Regierung und der de’] facto- Regierung Rußlands abgeschlossen sei. Das Abkommen sei vorgestern mit der Unterzeichnung in Kraft getreten. Bei der Beratung des auf der Tagesordnung stehenden Marinebudgeis brachte Archibald Shee folgenden Antrag ein: „Angesichts der starken Bermeähmng der Seestreitkräfte anderer Mächte ist es notwendig, die Stärke der englischen Kriegsmarine bezüglich der Großkampfschiffe und der Hilfsschiffe d09 zu erhöhen, damit die britische Marine einen starken Besitz von Schiffen hat, der dem der anderen Staaten mindestens gleichkommt“. Wie „Reuter“ meldet, teilte der Premierminister Aon George dem Hause mit, daß Bonar Law aus Gesundheits⸗ gründen 1e. ckgetreten sei. Diese Mitteilung erregte im

Unterhause große Ueberraschung.

Frankreich. 8 Die Kammer sette gestern nachmittag die Beratung der Interpellationen fort.

Laut Bericht des „Wolffschen Telegraphenbüros“ betonte K 108, Finanzminister im Kabinett Clemenceau, wenn die zwöͤlfhrojentig⸗ Ahbgabe auf die deutschen Ausfuhrwaren nicht bei den 83 erhoben werde, so werde die Aufgabe der französischen Kauflen f ihre Ausfuhr nach diesen Ländern leiten, erschwert. Klotz wieh de die Tatsache hin, daß die deutsche Regierung n gahle Reparationskommission nur acht Milliarden (d). gean habe, während die französischen Steuerzahler seit von Waffenstillstand 40 Milliarden bezahlt haben, stelle den Deutschen hätten geleistet werden müssen. Der Reduen vme fest, daß man angesichts der Tatsache, daß Deutschland das Abko no⸗ von Paris nicht unterschrieben hat, wieder dem Vertrag van de, sailles gegenübersteht und v den Ministerpräsidenten, Kammer über diesen Punkt Aufflärung zu geben. üt fei,diß

Der Ministerpräsident Briand erklärte, die Wahrheit 24 8 das Pariser Abkommen nicht mehr existiere, denn wen si bestünde, müßte es alle Unterschriften haben. Becsal) also zum Friedensvertrag zurückgekehrt. (Ebhafter gsetem⸗ Die Revparationskommission arbeite an der Fe⸗ Jie der deutschen Schuld. Sie könne jetzt zu 1865 E kommen, weil die Einigung unter den Allijerten vorhanden kFeen habe also recht gehabt, den Friedensvertrag von Versailles des

die Fehle⸗ rankrecch ne

8

82

fortgesetzten Werden zu vergleichen. Weil er ehen Vertrags erkannt habe, sei es offenbar geworden, daß F

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ag stelle.

könne, wenn er es den Alliierten sage, wie er alangenpabe. Die Geste, die unternommen sei, sei eine Aber wenn Großmächte wie Frankreich, Eng⸗ sen. Belgien und Japan ihre Fahnen vereinigten, 82 ngsmaßnahme im Dienste des Rechts auszu⸗ Zwra se diese Geste Früchte tragen. kan müsse Ff Schwierigkeiten bedenken. Es gebe solche dn. Er begreife die Beunruhigung des Abgeordneten 452 Pariser Konfereuz habe er die Frage der natio⸗ f Frankreichs zur Sprache gebracht. Die Aufgabe der 2.* mmission Nollet sei schwierig. Es bleibe noch vieles ng; Er habe in dieser Frage den Militärs das Wort erteilt. bezland kennten, hätten ein Programm vorgeschlagen. Seine aic ewesen, dafür zu sorgen, daß die Alliierten es annehmen. 5 Uan. Wenn noch Material vorhanden sei, das Deutschland segation von Kriegsmaterial gestatte, dann müßten Vorsichts⸗ inrtanen werden. Frankreich habe das Recht auf diesem en. Der Ministerpräsident setzte alsdann der daß er ihr Vertrauen und ihre Mitarbeit ver⸗ der Kammer die Verantwortlichkeit zu übertragen, ung falle, sondern um ihre Autorität bei den bevor⸗ rhandlungen zu stärken. Briand fuhr fort, im Vertrag ebe es sehr gute Sachen neben Se. guten. Es werde ommen, in dem er der Kammer Aufklärung geben werde, zammit er die erforderliche Verantwortlichkeit übernehmen wein Minister sich an den Verhandlungstisch setze, und nsich das ganze Land und die seiner Ver⸗ wan dieses Land n sei, dann werde seine Stimme meimbar sein. Unter dieser Bedingung verlange er das e Kammer. Der Sozialist Sembat erklärte, er be⸗ enan nicht den guten Willen der deutschen Arbeiterwelt Andrs Lefebyre rief dazwischen, er wei Deutschland. Die deutschen Sozialisten hätten an rilgenommen. Was hätten die französischen Sozialisten cle getan? Sembat erwiderte: Sie hätten an keinem teilgenommen. André Lefebvre antwortete: Sie ver⸗ neine These, und Sie wissen auch, daß hier niemand onen wünscht, noch einen Imperialismus. Sem bat dr Ministerpräsident habe in London auf diese Vorwürfe rifen. Der Ministerpräsident Briand gab das zu. iner unwesentlichen Debatte wurde die Tages⸗ (Arragon angenommen, die folgenden Wortlaut sammer billigt die Erklärungen der und rauf, daß sie im Einverständnis mit den Alliterten zigen Zwangsmaßnahmen anwendet, um positive iinsichtlich der Reparationen, der Entwaffnung und fung der Kriegsschuldigen zu erlangen“. Die jiser Tagesordnung wurde mit 489 gegen 67 Stimmen aen, die Tagesordnung selbst alsdann mit 491 gegen

darauf

Rußland.

ener Meldung der „Nordiska Preßcentralen“ haben kerts von Kronstadt Nr. 4, 5 und 6 ergeben. aafors wurde der „Berlingste Tidende“ gestern nach⸗ gneldet, daß Flüchtlinge, die von Kronstadt über das sind, berichten, daß zurzeit ein all⸗ jefiger Angriff gegen Kronstadt gerichtet wird. if wurde mit einem vernichtenden Artillerie⸗ neeitet, das um 3 Uhr Morgens begann. ingen die Bolschewisten zum Angriff über. Wie aus graphiert wird, hat der bevollmächtigte Vertreter der gerung in Lettland ein Telegramm vom Volks⸗ int für auswärtige Angelegenheiten in Moskau er⸗ wonach Kronstadt von den Sogwjettruppen Pmmen worden ist. Die Mitteilung von dem Fall wird von dem Kronstädter Revolutionskomitee, das Soldaten in Finnland angekommen ist, bestätigt. ier“ meldet, sprengten die Aufständischen vor ihrem de Kriegsschiffe „Petropawlowsk“ und npol“. Geneneral von Koslowsky ist nach Finn⸗ sohen. deuter meldet den Abschluß eines 24stündigen sillstandes zwischen Georgien und den Bol⸗ in. Batum sei in Gefahr, in die Hände der Bol⸗ in fallen, sofern kein Friede zustande komme. Einer Neldung des genannten Büros zufolge stehen die n Nationalisten und die bolschewistischen tüfte, die gegen die Republik Georgien kämpfen, tinander in Verbindung und überschwemmen e Land. Anscheinend herrsche aber, über den

Stadt Batum, die gegenwärtig sich in der rTürken befindet, Uneinigkeit. Die Bolschewisten ir Türkei mitgeteilt, daß der Hafen der zu in Sowjetrepublik Georgien überlassen werden müsse.

4 o

Aerandropol müßten der Sowjetrepublik Armenien,

lleiben; dafür könnten die Türken Ardahan behalten. e sollen indessen nicht geneigt sein, den Vorschlag an⸗ Sie stützten sich dabei 8e; den Vertrag von Brest⸗ uch dem Batum der Türkei zugesprochen worden sei.

Belgien.

semner Meldung der „Belgischen Telegraphenagentur“ linster des Aeußern dem Präsidenten der Handels⸗ uan Antwerpen mitgeteilt, daß deutsche Waren t Antwerpen gehen, nicht beschlagnahmt nie ein Gerücht wissen wollte.

br Amerika. Meldung der „Morning Post“ zufolge erklärte der des. er werbe bei Wiedereröffnung des Senats bhe ung einbringen, die die Herstellung des hn Deutschland fordert. Er tue dies aber nur scgene Person und wisse nicht, wie der Senat diese ing aufnehmen werde.

ds Havas⸗Meldung setzt sich das neue ägypliische m folgendermaßen 88n”Pe Ministerpräsident

lücha, Vi Pascha, Minister des

Vizepräsident Ruchd zarwat Pascha, Finanzm nister Sisky Pascha.

Statistir und Volkswirtschaft.

datbeitsmarkt und Wirtschaftslage schland um Mitte Februar 1921

n neichsarbeitsblatt⸗, Amtsblatt des Reichatbeits⸗ nüen de Reichsamts für Arbeitsvermittlung, auf Grund tnisce wirtschaftlichen Verbände und 1449 Einzel⸗ eage in 8 Betriebe, meist größerer Unternehmungen, die esäten letzten vier Wochen vor dem 15. Februar und is Au lir die Beschäftigung in den folgenden zwei Wochen aitscanrags⸗ und Materialbestandes befragt worden sind, ötetenng von Mitteilungen der umfangreichen Fachpresse: ie en, die deutsche Iöesire wieder 22 fand seit

te b wuernde schwere Behinderung in der Kohlennot, die

Um

1“

das Spaa⸗Abkommen der deutschen Wirtschaft künstlich aufzwang.

Zu diesem schweren Drucke kamen etwa seit Jannar die Wirkungen der Weltwirtschaftskrise auf Deutschland hinzu; sie hat in steigendem

Maße seinen Außenhandel, der bei der Erschöpfung der Inlandskauf⸗

kraft die einzige Möglichkeit einer Wiederbelebung bot, ein⸗

eschränkt. Im Februar wurde eine neue Last auf die deutsche Wirt⸗

sch t gelegt: die Sorge um d ansse Forderungen. In der Ablehnung

dieser Forderungen waren sich alle Kreise der deutschen Wirtschaft,

Arbeitgeber wie Arbeitnehmer, einig, da Unmögliches nicht übernommen

werden kann. Die Ablehnung mußte auch dann, wenn voll mit der

Tatsache der Siegermacht der Alltierten, d. h. mit strikter Durch⸗

führung der als „Sanktionen“ bezeichneten Gewaltmaßnahmen ge⸗

rechnet wurde, erfolgen, obschon die bloße Ungewißheit der Lage bereits

im Februgr sich in wirtschaftlichen ädigungen auswirkte. Die

Lage des Arbeitswarkts war Krfolhe defsen im Februar schlechter als in den Vormonaten. Dies zeigten übereinstimmend die Konkursstatistik,

die Feststellungen der Landesarbeitsämter wie die Erwerbslosenstatistik

und die Berichte der Handelskammern, der Fachverbände wie der

typischen Einzelbetriebe. 1 9

Im Februar ist ein erhebliches Wachsen der Zahl der Kon⸗ kurse eingetreten, nachdem bereits im Januar eine Zunahme erfolgt war. Die Wochenberichte der Landesämter für Arbeitsvermittlung melden eine mehr oder minder starke Verschlechterung der Wirtschaftslage für Ostpreußen, Pommern, Schlesien, Groß Berlin, Sachsen (Provinz)⸗Anhalt, Sachsen, Hannover⸗ Braunschweig, Oldenburg, Hamburg, ferner für Westfalen, die bayerischen Hauptarbeitsämter Ludwigshafen und Nürnberg sowie für Baden. Auf zunehmende Betriebseinschränkungen und Arbeiterentlassungen infolge von Kohlen⸗ und Auftragsmangel ver⸗ weisen insbesondere Sachsen⸗Anhalt, Westfalen und Baden, auf steigende Erwerbslosenzahlen Sachsen, Oldenburg und Hamburg. Als unverändert schlecht wird die Lage vom Haupkarbeitsamt Bamberg 58 in Schleswig⸗Holstein, Bremen, Hessen und Hessen⸗Nassau, Rheinland wie München und Württemberg haben sich die Verhältnisse nicht verändert. Einzig Lübeck und Würzburg machen eine Ausnahme aus örtlichen Gründen.

Die Zahl der unterstützten Erwerslosen war im Januar um weitere 22 000, nämlich auf 432 318 bis zum 1. Februar gestiegen. Die Berichte der Landesarbeitsämter lassen erkennen, daß . ein weiteres Anwachsen erfolgt ist. Die einzelnen Berichte ür typische Betriebe der Indu 8 rie an das „Reichsarbeits⸗ blatt“, die in diesem Monat für 1,16 Million Beschäftigte (abgesehen von der durch Verbandsberichte 5 Arbeiterschaft) eingegangen sind, lassen ebenfalls eine weitere Verschlechterung des Geschäfts⸗ ganges erkennen, und zwar ist der Anteil der in schlecht beschäftigten Betrieben tätigen Arbeiterschaft im Februar rascher gewachsen als in den vorhergehenden Monaten. Von den rund 1 160 000 am 15,. Fe⸗ bruar beschäftigten Arbeitern und Angestellten in den 1449 typischen Betrieben, die Einzelmeldungen erstattet haben (gegen 1535 Be⸗ triebe im Vormonat), gehörten 33,1 vH gegen 28,0 vH im Vormonat unbefriedigend oder ungenügend beschäftigten Unternehmungen an; der Anteil der Betriebe mit befriedigendem Beschäftigungsgrad sank von 387 vH am 15. Januar auf 33,8 vH am 15. Februar. Seit dem 15. November haben die Betriebe mit schlechtem Geschäftsgang ständig zugenommen. Wegen des Wechsels in der Beteiligung an der Be⸗ richterstattung ist ein unmittelbarer Vergleich der Zahlen der Arbeiter in ungenügend belcseee. Betrieben nicht möglich. Setzt man aber, um eine Vergleichbarkeit der Angaben zu erreichen, die Anzahl der am 15. November in Betrieben mit schlechtem Geschäftsgang tätig ge⸗ wefenen Arbeiter und Angestellten mit 100 an und berechnet man nun aus dem Verhältnis der für den 15. jedes folgenden Monats neugewonnenen Bestandszahlen der Arbeiter in schlecht beschäftigten Betrieben zum Bestand am 15. November die entsprechenden Ver⸗ gleichsziffern, so zeigt sich ein Anwachsen des Anteils der Betriebe mit schlechtem Geschäftsgang bis zum 15. Dezember auf 103, bis zum 15. Januar auf 114 und bis zum 15. Februar auf 135, so daß also die rückläufige Bewegung nach den Ausweisen der an das 21 arbeitsblatt“ berichtenden typischen Betriebe von Mitte November bis⸗ Mitte Februar 35 vH beträgt.

een nrAh n ern.

Arbeitsstreitigkeiten.

einer von „W. T. B.“ übermittelten Havasmeldung aus hnerausstand, der Mitt

1131

Nach Mexiko ist dort der Eisenba Februar begonnen hatte, beendigt.

Wohlfahrtspflege.

Der Verein „Erholungshaus für Heimarbeite⸗ rinnen“, e. V. (Ernst Böhme⸗Stiftung), hält am Sonnabend, dem 19. März, 12 Uhr, in Berlin, Nollendorfstraße 15 (Gewerk⸗ verein für Heimarbeiterinnen), seine Generalversammlung ab. Auf der Tagesordnung stehen: 1. Jahresbericht, 2. Kassenbericht, 3. Ent⸗ lastung des Schatzmeisters, 4. Verschiedenes. 5

81 7 85* Anggö—

Die „Lehrgänge in der Wohlfahrtspflege“, die von führenden Groß Berliner Wohlfahrtsorganisationen veranstaltet werden, haben soeben ihr 2. Trimester abgeschlossen. Der Besuch war außerordentlich zahlreich, besonders aus Kreisen der Sozial⸗ beamten und der im Kommunaldienst ehrenamtlich tätigen Personen. Das nächste Trimester, das am 4. April d. J. beginnt, bringt Vorlesuͤngs⸗ reihen aus den wichtigsten Gebieten der Wohlfahrtspflege: über das Wohl⸗ fahrtsamt, die Kriegsbeschädigten⸗ und Hinterbliebenenfürsorge, Erwerbs⸗ beschränkten⸗ und Erwerbslosenfürsorge, Jugendpflege, Siedlungswesen, Mutterschu 1 Als Dozenten sind gewonnen worden: Professor Dr. Diesalski, Professor Dr. Kayserling, Ministerialrat Dr. Kerschensteiner und Ministerialrat Dorothea Hirschfeld, Pfarrer Lehn, Frau Dr. Wygodzinski u. a. Vorlesungsverzeichnisse und Hörerkarten sind in der Geschäftsstelle, Flottwellstraße 4 I1, Zimmer 5, von 2 bis 3 Uhr und bei den Abendvorlesungen in der Alten Bauakademie, Schinkel platz 6, zu haben. vIIIA1I1Iq

„Dcer akademische Senat der Universität Wien richtet, wie die dortigen Blätter melden, nach einem einstimmig gefaßten Be⸗ schluß an den Nationalrat und die gesamte Oeffentlichkeit die dringende Bitte, die älteste Hochschule Oesterreichs vor dem Untergang zu bewahren. Dieser Untergang sei unvermeidlich, wenn nicht ein Weg gefunden werde, der fluchtartigen Abwanderung der bedeutendsten Gelehrten der Wiener Universität Einhalt zu tun, die Prgee des Lehrkörpers der Wiener Universität aus den Hoch⸗ schulen des Deutschen Reichs zu ermöglichen, kurz, den freien Aus⸗ tausch der Lehrkräfte zwischen der Wiener Universität und den hohen Schulen des übrigen deutschen Kulturgebiets wiederherzustellen. Da es heute nicht möglich sei, daß der Staat diese Aufgabe allein erfülle, wolle die Wiener Universitaͤt sich an die Oeffentlichkeit Deutsch⸗ österreichs wenden. 111A“X“*“

6 Literatur. 8

“¹“ 88 . v 8 5 8 Physikalische Phänomene des Mediumismus Studien zur Erfor 1 der telekinetischen Vorgänge von Dr. A. Fn begn von renck⸗Notzing, prakt. Arzt in München (mit 15 Tafeln und 33 Strichzeichnungen im Text). Verlag von Ernst Reinhard, München 1920. Der Verfasser beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit jenen nicht alltäglichen Naturvorgängen, deren Tatsächlichkeit zwar wiederholt von glaubwürdigen Zeugen beob⸗ achtet und festgestellt worden ist, deren Beschreibung und Erklärung aher vielfach in so kritikloser Weise erfolgte, daß man die Tatsachen felbst in wissenschaftlichen Kreisen in Zweifel zog und unbeachtet ließ. nd doch handelt es sich bei dem Mediumismus, wenn sie auch selten vorkommzen, durchaus um gesetzmäßige Vorgänge, die bei unserer lücken⸗ haften Kenntnis der Natur, ihrer Kräfte und Gesetze a priori für unmöglich zu erklären, nicht länger angeht. Die vorliegende Arbeit des Verfassers beschäftigt sich, in Ergänzung seines schon vor dem Kriege im gleichen Verlag erschienenen aufsehenerregenden Werks

Gegenstände, und stellt si tudie sbebene mehrerer Jahrzehnte durch namhafte Wissenschaftler ver⸗

zustande deckung der sogenannten Weltkriegs verstorbenen polnischen Gelehrten Ochorowicz aus. Dr. O. stellte nämlich bei der

artigen

1.“ 88 9

als eine vergleichende Studie über die im

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iedener Nationalität und den Versager selbst gemachten Erfahrungen r. Er geht dabei von der für das Verständnis der psychodynamisch kommenden telekinetischen Phänomene grundlegenden Ent⸗ „starren Strahlen“ durch den während des 58562— Dr. Julian Lepitation eines kleinen Gegenstandes durch seine Versuchsperson (Stanislawa Tomczyk) zum erstenmal am 17. Januar 1909 die Bildung einer fluidischen, faden⸗ Verbindung fest, die das Objekt haltend, von Hand zu Hand lef. (CEs braucht nicht erst versichert zu werden, daß jede betrügerische Manipulation, etwa mit einem Haar oder Nähfaden, bei den Ver⸗ suchen ausgeschlossen war.) Diese wiederholt einwandfrei festgestellte Tatsache, die Dr. von Schrenck bei dem genannten polnischen Medium selbst zu beobachten und nachzuprüfen Gelegenheit hatte, bildet die notwendige Einleitung zu den übrigen Abschnitten des Buches, in denen über gleichartige Feststellungen bei dem bekannten italienischen Medium Eusapia Palladino sowie bei anderen Versuchspersonen durch ver⸗ schiedene Gelehrte und den Verfasser selbst berichtet wird. Besonders fesselnd ist dabei ein Referat über 2 ½ Jahre fortgesetzte, durchaus neuartige experimentelle Untersuchungen des englischen Physikers rsjesr Frawford über telekinetische Vorgänge bei einer Irländerin) Das Schlußkapitel gibt dann einen all⸗ emeinen vergleichenden Ueberblick über den physikalischen Mediumismus bei vecschiedenen Versuchspersonen. Angehängt ist ein Bericht des ariser Psychologen und Arztes Dr. Gustave Geley über seine an va C., dem im Mittelpunkt des Schrenck⸗Notzingschen Werkes „Materialisationsphänomene“ stehenden Mediums, unabhängig von Dr. von Schrenck gemachten Beobachtungen, welche die Erfahrungen des deutschen Gelehrten in allen Hahren bestätigen. Es ist zu hoffen, daß das interessante Buch Dr. von Schrencks gebührende Beachtung findet und daß sein Avppell an die Vertreter der deutschen Wissenschaft, nicht länger ohne Eingehen auf die Sache die Phänomene zu leugnen, sondern selbst nachzuprüfen, nicht ungehört verhallt. Matatis mutandis fordert Dr. von Schrenck von ihnen das gleiche, was Wagnerz Hans Sachs von den Nürnberger Meistersingern heischt: „Wollt Ihr nach Regeln messen⸗ was nicht nach Eurer Regel Lauf? Der eignen Spur vergessen, sucht davon erst die Regel auf!“

Theater und Mufik.

Im Opernhause wird morgen, Sonnahend, wegen Er⸗ krankung des Herrn Kirchner statt „Cosi fan tutte“ „Bohsme“ auf⸗ geführt. Ansang 6 ½ Uhr.

Im Schauspielhause wird morgen „König Richard III.“ in bekannter Besetzung gegeben. Anfang 7 Uuhr.

Mannigfaltiges. In. 92 In der gestrigen Sitzung der Groß Berliner Stadt⸗

genommen. Der Ausschuß empfahl der Versammlung die Wahl des Stadtrats Karding⸗Flensburg. Dieser wurde mit 172 Stimmen gewählt. Der Stadtv. Schelldach empfahl sodann als Bericht⸗ erstatter namens des vorberatenden Ausschusses die Annahme der Magistratsvorlage über die Gemeindeeinkommensteuer für 1921. Die Vorlage wurde angenommen. Im übrigen wurden die Verhandlungen der Versammlung durch Tribünenbesucher, die mittels gefälschter Eintrittskarten in den Saal ge⸗ kommen waren, erheblich gestört. Auch hatten vor dem Rathause wieder kommunistische Arbeitslose mit roten Fahnen Arufstellung genommen und hielten die Freitreppen und Zugänge besetzt. gebungen im Sitzungssaal gaben eine lange Reihe von Anträgen zu der Vorlage, betreffend die Erwerbslosen⸗ fürsorge, in Verbindung mit den Vorlagen, betreffend die

von Speiseanstalten usw. Die Kommunisten machten erneut

Antrag schon früher abgelehnt worden und daher unzulässig sei. Ein Vorschlag Dr. Weyls wurde schließlich allen Forderungen gerecht. In

seinem Sinne wurde beschlossen, sofort einen ständigen Aus⸗ schuß für Erwerbslosenfürsorge zu wählen, 8ecees ““ Ausschuß wurden dann sämtliche vorgebrachten Anträge überwiesen. Darauf wandte sich die Versammlung der in einem Ausschuß vore

Abordnungen der gedachten Art anhören könne.

beratenen Magistratsvorlage über die Wertzuwachssteuer Sie wurde nach längerer Erörterung unverändert angenommen. vorgerückter Stunde wurden schließlich noch verschiedene Vorlagen u. a. wegen der Uebernahme der Feuerwehrin städtische Verwaltung Ausschüssen überwiesen. 3

u.

Am Sonntag, 20. März, 9 ½ Uhr, finden durch Museumsbeamte im Museum füu kunde (Amerikanische Kunst) und im Kaiser Museum (Tizian und Venedig) statt. Eintrittskart am Eingang der Museen zu haben. ““

Die Deutsch⸗Schwedische Vereinigung Staatsminister a. D. Dr. von Södow) Ane- als am ersten Jahrestage ihrer Neugründung ihren zweiten Gesell⸗ schaftsabend im Marmorsaal des Zoologischen Gartens, der wiederum von Schweden wie von Deutschen sehr stark besucht war und einen außerordentlich angeregten Verlauf nahm. Vorträge wertvoller musikalischer und dichterischer Werke aus den Kulturschätzen der beiden stammverwandten Völker sowie schwedische Tänze in den bunten Volkstrachten Dalarnes füllten den künstlerischen Teil des Abends. Dazwischen nahm, wie „W. T. B.“ berichtet, der Wirkliche Geheime Rat Prof. Dr. von Wilamowitz⸗Moellendorff, Mitglied des Vorstands der Vereinigung, das Wort. Er führte aus, daß nur eine Dankbarkeit, wie sie Deutschland dem schwedischen Volke schulde, eine Veranstaltung wie diese in so ernster Zeit rechtfertigen könne und daß nur persönliche innige ’1 en dieses Volk, in dessen Mitte er vor einigen Monaten abe weilen dürfen, ihn bestimmt habe, bei solchem Anlasse aufzutreten. Aber es sei unsere Pflicht, die Schweden so kennen zu lernen, wie sie uns kennen und uns insbesondere auch ihre schöne Sprache anzueignen, die Sprache eines Volkes, das nicht nur auf wirtschaftlichem Gebiete, in Handel und Industrie aufblühe, sondern auch durch die Kraft seines; eenkens und die Melodie seines Dichtens zu den höchsten Höhen der Menschlichkeit sich erhebe. Und wenn Schweden auch sehr ernste Zeiten durchgemacht habe, so sei es gerade in diesen Zeiten zu einem leuchtenden Vorbild für uns geworden. Die Kammermusikvereinigung der Kapelle der Staats⸗ oper spielte im Anschluß an die von stürmischer Zustimmung begleitete Rede die schwedische Hymne und dann das deutsche Lied, 8 stehens angehört wurden. Unter den Ehrengästen, an deren Empfang sich auch diesmal wieder deutsche und schwedische Studenten, die ersteren in vollem Wichs, beteiligten, befanden sich der schwedische Gesandte Frei⸗ herr von Essen, der Oberbürgermeister von Berlin Böß und der Geheime Rat Trautmann vom Auswärtigen Amte.

veranstaltete am Mittwoch

Wie dem „W. T. B.“ von zuständiger Stelle geme explodierte am 15. März, Nachmstags 28* durch die mehrere Kinder wer verle wurden. Ermittlungen ü ie S an dem Unglück sind im 8. Cen üͤber die Schuld

Im Wissenschaftlichen Theater der Ura 1 Emma Kottmann ihren Vortrag „Im Schwarzwald“ am

„Materialisationsphänomene“ (Teleplastie), fast ausschließlich mit telekinetischen Vorgängen, d. h. Fernwirkungen auf vahechlich. sns

sowie am Dienstag und Sonnabend nächster W i Maaczan wie de d 5 4. 0 wiederholen.

1u“

verordneten wurde die Wahl des Kämmerers vor⸗

Anlaß zu den lärmenden Kund-

Zahlung von Beihilfen an Erwerbslose, Einrichtung

den Versuch, eine Abordnung der Massen im Saal sprechen zu lassen. Der Vorsteher Dr. Weyl wies darauf hin, daß ein dahin gehender

(V orsitzender 8

8.