)
das von den vergangenen Jahren nicht sagen.
Rücksicht auf die Kommunen muß in diesem Programm mitenthalten sein. (Sehr richtig!) Opfer werden von allen Kreisen und Schichten gebracht werden müssen. Das Wirtschaftsleben steht mit den Finanzen in engster Beziehung, und zur Durchführung der großen Aufgaben des Ultimatums wird unser Wirtschaftsleben einer besonderen Umstellung bedürfen. Wir haben ja in den letzten 6 bis 7 Jahren, insbesondere im Kriege, mehrfach solche Umstellungen erlebt. Ich glaube sagen zu dürfen, daß streng genommen das ganze Volk die großen Opfer bringen muß, und ich stimme dem Reichskanzler durchaus zu, wenn er sagte, er erblicke seine Aufgabe darin, zu verhindern, daß neben dem Kriegs⸗ gewinnler und dem Revolutionsgewinnler auch der Reparations⸗ gewinnler auftauche. Wer es ehrlich meint mit dem deutschen Volk, wird hier den Prüfstein dafür finden, ob gewisse Kreise des Wirt⸗ schaftslebens ehrlich gewillt sind, sich praktisch auf die neuen Not⸗ wendigkeiten unseres Wirtschaftslebens einzustellen. Leider kann man Weite Kreise, die am ehesten dazu berufen gewesen wären, haben es an gutem Willen fehlen lassen, und wenn man mit offenen Augen und Ohren durch die Welt eht, so findet man, daß vielfach die Ablehnung des Ultimatums in olchen Kreisen am stärksten vertreten wird, wo sich der Luxus am tärksten zeigt, die das wenigste von ihren Gewohnheiten preis⸗ gegeben haben und nun am meisten schimpfen über das, was jetzt geleistet werden muß. Es ist eine sehr dankbare, wertvolle und un⸗ dingt notwendige Aufgabe der Parteien, die solchen Einfluß aus⸗ üben können, diesen aufzubieten, damit wirklich der ehrliche gute Wille Platz greift. Es genügt nicht allein, Sparsamkeit zu predigen, sie muß auch praktisch betätigt werden. Auch wir müssen das Finanz⸗ ministerium auf diesem Gebiet unterstützen. Wenn die Veranlagung ur Einkommensteuer rechtzeitig erfolgt wäre, so wären auch Beser brgebniffe erzielt worden. Wenn neue Steuerquellen erschlossen werden, dann müssen auch die vorhandenen Verwaltungsorgane in der Lage sein, sich in den Dienst der neuen Steuern zu stellen. Zu den Fragen der Volkswohlfahrt und Kultur stehe ich auf dem Standpunkt, daß hier keine außergewöhnliche Sparsamkeit getrieben werden darf, denn was hier gespart wird, rächt sich auf der anderen Seite. Abstriche auf dem Gebiet der Wohlfahrtspflege wären das Allerverkehrteste. Außer der körperlichen Ernährung zur Gesundung des deutschen Volkes muß auch die geistige und sittliche Ertüchtigung gefördert werden, die Ausgaben auf sittlichem und religiösem Gebiet dürfen nicht unter der Sparsamkeitsnotwendigkeit leiden. Zur Regierungs⸗ bildung betone ich dem Appell des Vorredners gegenüber, daß unsere Partei sich zu keiner Zeit von dem Gedanken hat tragen lassen, in der Regierung ausschlaggebend zu sein. Der Zentrumspartei fehlt es nicht an gutem Willen, wir sind sogar soweit gegangen, selbst starke Angriffe und Unterstellungen gegen einzelne Personen und die Partei als solche bona fide zu behandeln, was wir auf Ihrer Seite (zu den r vermissen. Es ist nicht richtig, daß die Zentrumspartei den Anschluß an die Rechte erreichen will. Nein, wir sind der Ueberzeugung, daß der sozialdemokratischen Partei, wenn sie gewillt ist, praktisch an der Regierung mitzuarbeiten, diese Möglich⸗ keit nicht abgeschnitten werden darf. Der scharfe politische Kampf wäre nicht nötig, wenn wir uns alle auf die Tagesnotwendigkeiten einstellen würden. (Beifall im Zentrum.)
Statistik und Volkswirtschaft.
Arbeitsstreitigkeiten.
Einer von „W. T. B.“ wiedergegebenen Reutermeldung aus London zufolge, beschloß der Vollzugsausschuß der Bergarbeiter i Vertreterversammlung des Bergarbeiter⸗ bundes auf den 10. Juni einzuberufen und eine Abstimmung der Mitglieder über die Vorschläge der Grubenbesitzer zu
empfehlen.
Wie „W. T. B.“ erfährt, befinden sich die Telegraphen⸗ beamten und ⸗hilfsarbeiter in Italien im allge⸗ meinen Ausstande. Der telegraphische Verkehr mit Italien
. sec vollständig unterbrocher.
Theater und Musik.
Im Opernhause wird morgen, Donnerstag, „Palestrina“, mit den Damen Heckmann⸗Bettendorf, Marherr⸗Wagner, Branzell, ansa, Escher, Mancke und den Herren Mann, Armster, Schützendorf, abich, Henke, Helgers, Krasa, Nos, Düttbernd, Ziegler, Lücke, Sommer, Stock, Pusch, Zador, van de Sande und Bachmann jr. besetzt, gegeben. Dirigent ist Dr. Fritz Stiedry. Anfang 6 Uhr.
Im Schauspielhause wird morgen „Peer Gynt“ Gustav May in der Titelrolle aufgeführt. Anfang 6 ½ Uhr.
Im Deutschen Opernhause sind die Vorbereitungen für en letzten Abend der Nibelungentrilogie, „Götterdämmerung', soweit vorgeschritten, daß die Erstaufführung für Freitag, den 17. Juni, an⸗ gesetzt werden konnte. Die musikalische Leitung hat Eduard Mörike. Der Beginn der Vorstellung ist auf 5 Uhr festgesetzt.
An Stelle des vor einigen Tagen aus dem Leben geschiedenen Harry Walden wird in der am 16. d. M. im Deutschen Künstlertheater stattfindenden Erstaufführung („Das Ge⸗ tändnis“) Albert Bassermann die Hauptrolle spielen. Neben hm wirken Arnold Korff, Hanna Ralph und Hilde Falk mit.
mit
Handel und Gewerbe.
— In der gestrigen Sitzung des Aufsichtsrats der Dresdner Bank wurde die Bilanz für 1920 vorgelegt. Der Rohgewinn beträgt, wie „W. T. B.“ mitteilt, einschl. 1 738 108 ℳ Vortrag aus dem Vorjahre 423 495 091 (im Vorjahre 136 007 231) ℳ. Nach Abzug von 238 431 104 (im Vorjahre 72 439 623) ℳ Handlungs⸗
unkosten und 40 837 861 (im Vorjahre 12 909 569) ℳ Steuern ver⸗ bleibt ein Reingewinn von 144 226 126 (im Vorjahre 50 658 039) ℳ. Der Gesamtumsatz auf einer Seite des Hauptbuchs stellte sich auf 1089,6 Milliarden Mark gegen 399,8 2 illiarden Mark in 1919. Vom obigen Rohgewinn entfallen (1919 in Klammern) auf: Sorten und Zinsscheine 11 862 915 (2972 026) ℳ, Wechsel und Zinsen 230 199 186 (81 061 480) ℳ, Provisionen, abzüglich ge⸗ Provisionen 175 124 019 (48 227 023) ℳ, Er⸗
aus dauernden Beteiligungen bei anderen Banken
2 364 310) ℳ. Die Bilanz für 1920 weist
folgende Posten auf: Aktiva. Kasse einschließlich Guthaben bei Noten⸗ und Abrechnungsbanken, Sorten und Zinsscheine 665 017 849 (560 129 043) ℳ, Wechsel und unverzinsliche Schatzanweisungen des Reichs und der Bundesstaaten 6 767 932 224 (4 390 865 845) ℳ, Nostroguthaben bei ersten Banken und Bankiers 894 573 334 (778 789 362) ℳ, Reports und Lombards gegen börsengängige Wert⸗ papiere 235 061 336 (538 677 316) ℳ, Vorschüsse auf Waren und Warenverschiffungen 456 789 660 (381 711 755) ℳ. Davon ge⸗ deckt 381 616 985 ℳ, verzinsliche Schatzanweisungen des Reichs und der Bundesstaaten 53 789 477 (44 154 138) ℳ. Dauernde Beteiligungen bei anderen Banken 77 211 035 (53 718 053) ℳ. Wertpapiere: Anleihen des Reichs und der Bundesstaaten 11 918 267 11 345 136) ℳ, sonstige Wertpapiere 109 287 124 (66 502 524) ℳ. Schuldner: a) durch börsengängige Wertpapiere gedeckt 995 968 475 ℳ, b) durch sonstige Sicherheiten gedeckt 675 770 555 ℳ, c) ungedeckt 1 069 492 500 ℳ, zusammen 2 741 231 530 (1 868 926 300). ℳ. Konsortialbeteiligungen 71 577 149 (53 347 357) ℳ. Immobilien⸗ konto: Bankgebäude 61 585 415 (46 164 280) ℳ. Immobilien⸗ konto: Verschiedene Grundstücke 4 192 324 (2 830 245) ℳ. Passiva. Aktienkapital 260 000 000 (260 000 000) ℳ, Rücklage A 51 000 000 (51 000 000) ℳ, Rücklage B 29 000 000 (29 000 000) Mark, Talonsteuerrücklage 1 444 536 (944 536) ℳ, Gläubiger⸗ 11 582 010 352 (8 126 196 524) ℳ, davon Auslandsgut⸗ haben etwa 4100 Mill. Mark, Akzepte 108 928 259 (107 582 778) Mark. Der Gesamtbetrag der in den Effekten und den Konsortial⸗ ständen enthaltenen festverzinslichen Werte beläuft sich (außer den oben angeführten verzinslichen Schatzanweisungen des Reichs und der Bundesstaaten im Betrage von etwa 53
73 Mill. Mark, die Zahl der bei der Bank geführ Konten auf 499 843 gegen 427 859 in 1919. Die Zahl der Angestellten betrug am Jahresschlusse 12 681 gegen 9810 im Jahre 1919. Der auf den 30. Juni d. J. einberufenen General⸗ versammlung soll vorgeschlagen werden: 30 000 000 ℳ dem Reserve⸗ fonds (Rücklage B) zu überweisen, 15 000 000 ℳ auf Bankgebäude, 11 140 475 ℳ auf Mobilienkonto abzuschreiben, 3 000 000 ℳ dem Eugen⸗Gutmann⸗Fonds, 10 252 159 ℳ der Ruhegehaltskasse zuzuführen, der dadurch auf die Höhe von 20 000 000 ℳ gebracht wird, 500 000 ℳ für die Talonsteuer zurückzustellen und 12 ½ vH zur Verteilung zu bringen. Nach Absetzung der statutenmäßigen Gewinnanteile sowie der Gratifikationen an die Beamten verbleiben alsdann 3 744 303 ℳ zum Vortrage auf neue Rechnung. In der gestrigen Sitzung des Aufsichtsrats wurde beschlossen, der zum 30. Juni einberufenen Generalversammlung eine Er⸗ höhung des Grundkapitals, die angesichts der Ent⸗ wicklung 88 Geschäfte erforderlich erscheint, um 90 000 000 ℳ für das Jahr 1921 voll dividendenberechtigte Aktien vorzuschlagen. Den bisherigen Aktionären soll ein Bezugsrecht im Verhältnis von drei alten zu einer neuen Aktie zum Kurse von 156 ½ gewährt werden.
— In der gestrigen außerordentlichen Hauptversammlung der Faconeisen⸗Walzwerk L. Mannstaedt u. Cie. A.⸗G. zu Troisdorf wurde die Erhöhung des Stammaktien⸗ kapitals von nom. 8 500 000 ℳ ka6 nom. 16 500 000 ℳ durch Ausgabe von 8000 Stück Inhaberaktien von je 1000 ℳ Nennwert beschlossen, so daß das gesamte Aktienkapital einschließlich 1 500 000 ℳ Vorzugsaktien 18 000 000 ℳ beträgt. Die den alten Aktien völlig gleichberechtigten neuen Aktien nehmen vom 1. Januar 1921 an der Dividende teil und werden unter Ausschluß des gesetzlichen Bezugs⸗ rechts zum Kurse von 100 vH mit dem üblichen Zestausgleich aus⸗ gegeben. Die Kapitalerhöhung wird in ihren Einzelheiten vom Vor⸗ stand geregelt. Weiter wurde u. a. beschlossen, den § 28 der Satzung dahin abzuändern, daß zur Abänderung der Satzungen nur einfache Stimmenmehrheit erforderlich ist.
— Der Jahresbericht der Deutschen Dampfschiff⸗
fahrts Gesellschaft Kosmos, Hamburg, über das Jahr 1921 gedenkt einleitend der durch den Krieg erlittenen Schiffs⸗ verluste sowie der Versammlungen der Regierung mit den Reedereien wegen der ihnen zuzubilligenden Entschädigung. Da die der Gesell⸗ schaft vom Reich für den Wiederaufbau zukommende Entschädigungs⸗ summe endgültig noch nicht festgestellt ist, so ließ sich vorläufig nur ein bescheidenes Neubauprogramm reiner Frachtschiffe entwerfen. Die Gesellschaft beteiligte sich u. a. bei der Feti g für In⸗ und Auslandsunternehmungen, der Allgemeinen Nahrungsmittel Import Compagnie m. b. H. sowie der Reederei⸗Versicherungs⸗Gesell⸗ schaft m. b. H., sämtlich in Hamburg. Die Bilanz nebst Ge⸗ winn⸗ und Verlustrechuung für die Jahre 1916 bis ein⸗ schließlich 1920 ergibt zuzüglich der Zinseneinnahmen, nach Abzug der Unkosten, Steuern usw., einen Ueberschuß von 3 209 928 ℳ, der es ermöglicht, für obigen Zeitabschnitt die Verteilung von 20 vH vorzuschlagen. Die regelmäßige Schiffahrt nach der Westküste hat mit eigenen Schiffen bis jetzt nicht wieder aufgenommen werden können. Die Gesellschaft beschloß mit der ihr befreundeten Roland⸗Linie A.⸗G., Bremen, in konkurrenzlosem Zusammenwirken, auf Grund eines für längere Jahre geschlossenen Westküsten⸗Gemeinschaftsvertrages, vor⸗ läufig einmal monatlich einen kleineren Dampfer nach den Haupt⸗ häfen von Peru und Chile durch den Panamakanal zu befördern. Diese Fahrten haben am 5. März 1921 begonnen. Mit der Deutsch⸗Australischen Dampfschiffs⸗Gesellschaft wurde eine enge Interessengemeinschaft eingegangen, die eine Personalunion im Auf⸗ sichtsrat und Vorstand beider Gesellschaften vorsieht. Nach dem Geschäftsbericht der Hubertus Braun⸗ kohlen⸗Aktiengesellschaft zu Brüggen a. d. Erft für das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis 31. Dezember 1920 betrug (1919 in Klammern) die Kohlenförderung 1 308 654 (1 129 694) t, der Rohkohlenabsatz 207 771 (126 616) t, die Brikettherstellung 307 570 (254 120) t, der Brikettabsatz 310 070 (251 620) t. Der Rohüberschuß der Gesellschaft mit ihren Tochtergesellschaften beträgt 1 756 876 ℳ, wovon nach Beschluß des Aufsichtsrats für Ab⸗ schreibungen 1 073 405 ℳ abzusetzen sind, so daß ein verfügbarer Reingewinn von 683 471 ℳ verbleibt. Davon erhalten die Vorzugs⸗ aktionäre (4 000 000 ℳ 6 vH., die Stammaktionäre (4 500 000 ℳ) 6 vH. Als Vortrag bleiben 44 071 ℳ.
— Nach dem Geschäftsbericht der Aachener Rückversiche⸗ rungs⸗Gesellschaft, Aachen, für 1920 betrug im Jahre 1920 der Zugang an Rückversicherungen: 8341 Policen über 109 797 208 ℳ Versicherungssumme und 28 873 ℳ jährliche Rente, während der Abgang infolge Nichteinlösung, Tod, Ablauf und Verfall betrug: 1560 Policen über 13 225 972 ℳ Versicherungssumme und 24 589 ℳ jährliche Rente. Der Bestand an Rückversicherungen am Jahresschlusse war demnach: 33 751 Policen über 300 563 303 ℳ Versicherungssumme und 146 097 ℳ jährliche Rente, hiervon retrozediert 97 283 593 ℳ Versicherungssumme und 27 700 ℳ jährliche Nente, so daß 33 751 Policen über 203 279 710 ℳ Versicherungssumme und 118 397 ℳ jährliche Rente guf eigene Rechnung liefen. Der Reingewinn des Berichtsjahres stellt sich einschließlich eines Gewinnvortrags von 241 231 ℳ auf 1 195 251 ℳ. Es wird vorgeschlagen, den Reingewinn zu verwenden: für Dividende 840 000 ℳ (140 ℳ für die Aktie), für Tantiemen 105 983 ℳ, Vor⸗ trag für neue Rechnung 249 267 ℳ. Die von der außerordentlichen Generalversammlung am 18. Dezember 1920 beschlossene Erhöhung des Aktienkapitals von 7 200 000 ℳ auf 12 000 000 ℳ gelangte zur
vollständigen Durchführung.
etwe
Die Elektrolytkupfernotierung der Vereinigung für deutsche Elektrolvtkupfernotiz stellte sich laut Meldung des „W. T. B.“ am 7. d. M. auf 2050 ℳ (am 6. d. M. auf 1994 ℳ) für 100 kg.
Kartoffelpreise der Notierungskommissionen des Deutschen Landwirtschaftsrats. Erzeugerpreise für Sgpeisekartoffeln in Mark je Zentner ab Verladestation:
gelbfleisch.
42 — 44.
rote 42 — 44
—
weiße Berlin, 7. Juni: 42 — 44 Stettin, 6. Juni: 45 — 46 Hannover, 7. Juni: Speisekartoffeln 48 — 52. S ankfurt a. M., 6. Juni: weißschalige Sppeisekartoffeln
Berichte von auswärtigen Wertpapiermärkten.
srankfurt a. M., 7. Juni. (W. T. B.) Im Abend⸗ verkehr hielt die feste Tendenz auf den meisten Gebieten an. Zu lebhaften Umsätzen kam es in Industrieaktien, wo sich die Steige⸗ gerungen verschiedener Papiere weiter fortsetzen konnten. Es notierten Zellstoff Aschaffenburg 575, Maschinenfabrik Beck & Henkel 918, Karlsruher 400, Pokorny & Wittekind 394,50, Schnellpresse Dresden 310, Preßhefe Bast 735, Lüdescheid Metall 577, Pinselfabrik Nürn⸗ berg 410, Siemens Glas 895, Spiegel und Spiegelglas 640, Siegener Eisen 640, Montanpapiere lagen fest arpener notierten 530, Rheinstahl 471, Gelsenkirchen 316 —318, aber Phönix lagen schwächer 715 — 714, Discontogesellschaft lebhaft 259, Metallbank 287, Chemische Griesheim anziehend 450, Chemische Albert 600, Badische Anilin auf Gewinnsicherungen abgeschwächt 570, Höchster Farben 458,75, Braubach 206, Holzverkohlung 456,75. Elektrowerte un⸗ regelmäßig. Licht und Kraft 213, Reiniger Gebbert 310, Schuckert 243. Deutsch Uebersee 1173 — 1175. 5 prozentige Goldmexikaner 724,
5 prozentige Tehuantepec 445, österreichische Staatsbahn 126, nach⸗
börslich 127. Im freien Verkehr stellten sich Deutsche Petroleum auf 790, Julius Sichel auf 601, Ph. Holzmann auf 303,50 — 305. Devisen waren leicht abgeschwächt, es notierten Belgien 530, Holland 2220, London 251, Paris 530, Schweiz 1132, Italien 317, New York 66 %.
Wien, 7. Juni. (W. T. B.) Infolge des Rückgangs der Kronendevise in Zürich fanden bei Eröffnung der heutigen Fonds⸗ börse Deckungen statt, die den Markt in eine feste Stimmung ver⸗ sehten. Mamenülich ensetten Palvtaetsche Paßitetes . ee
Alpine Mon d Südbahnprioritäten, wesentliche „ rungen. Auch ungarische Werte wurden für Budapester u aufgenommen, und einzelne Schrankenpapiere, denen privah aufträge zustatten kamen, gingen stark in die Höhe. Alene Verlaufe die Deckungen aufhörten und Besorgnisse wegen Jv. des Geldstandes auftauchten sowie die Meldungen aus Oben verstimmten, trat bei merklicher Verringerung der Umsäten schwächung ein. Im freien Valutahandel war die polnich durch Zwangsverkäufe gedrückt, während Dollarnoten im Ari Zürich höher notierten. as Köln, 7. Jun. (W. T. B.) (Amtliche Nai⸗ Holland 2215,25 G., 2919,75 B. Frankreich 528,95 G., deh Belgien 528,95 G., 530,05 B., Amerika 65,93 G. t0 England 249,95 G., 250,55 B., Schweiz 1123,85 G., 1; Ftalien 318,65 G. 319,35 B. Dänemark 1146,35 G. l4 Norwegen 974,00 G. 976,00 B., Schweden 14833 1486,50 B. Spanien 834,15 G., 835,85 B., Prag 9h⸗ 93,10 B. Budavpest 27,47 G., 27,53 B. Wien alte —,— B., Wien (neue) 14,73 G., 14,77 B. 7 Leipzig, 7. Juni. (W. T. B.) Sächsische Renbe; Bank für Grundbesitz 135,00, Chemnitzer Bankverein 201,0) Hupfeld 330,00, Piano Zimmermann 385,00, Stöhr u. Co Sächs. Wollgf. vorm. Tiktel u. Krüger 686,00, Chemniter . mann 223,00, Peniger Maschinenfabrik 182,00, Leipziger ae Pittler u. Co. 351,00, Hugo Schneider 325,00. Fritz St 378,00, Riebeck u. Co. 243,00. Fest. Hamburg, 7. Juni. (W. T. B.) Börsenschs Deutsch⸗Australische Dampfschiff⸗Gesellschaft 391,00 bis 3 Havag 165,00 G., 167,00 B., Hamburg⸗Südamerika M 337,00 B., Norddeutscher Lloyd 144,75 bis 146,75 bez, h. Elbeschiffahrt 290,00 bez., Schantungbahn 541,00 G., zt, Brasilianische Bank 460,00 G. 470,00 B. Commerz⸗ und Bank —,— G., 214,00 B., Vereinsbant 182,00 G., 180 Alsen⸗Portland⸗Zement 434,50 bis 435,50 bez. Anglo⸗ Em⸗ 358,00 bis 362 00 bez., Asbest Calmon 306,00 bis 308,50 bez, „ Nobel 348,50 bis 366,50 bez., Gerbstoff Renner 601 465,00 B., Norddeutsche Jutespinnerei 364,50 bis 365,50 bez, g⸗ Wiener Gummi 512,50 bis 519,00 bez., Caoko —— Sloman Salpeter 2000,00 bez., Kolmannskop —,— bez, Ne —,— G, —,— B., Otavi⸗Minen⸗Aktien 475,00 bz. Genußsch. 450,00 l. — Tendenz: Ziemlich fest. 1 Wien, 7. Juni. (W. T. B.) Notierungen der 2. zentrale: Amsterdam 21200 G., Berlin 950 ½ G., Kar 109 ¼ G. London 2392 ½ G., Paris 5030 G., Zürich Ich Marknoten 951 ½ G. Lirenoten 3030 G., Jugo⸗slawisch 1785 G., Tschecho⸗slowakische Noten 889 G. Prag 7. Juni. (W. T. B.) Noctierungen der e zentrale: Berlin 105 G. Marknoten 105 ⅞ G. Wien . London, 7. Juni. (W. T. B.) 2 ½ % Englische Konsoh 5 %⸗ Argentinier von 1886 93,00, 4 % Brasilianer von (ah 4 % Javaner von 1899 62,00, 5 % Mexikanische Goldarle 1899 60,50, 3 % Portugiesen 25,50, 5 % Russen von 1090 4 ½ % Russen von 1909 10,50, Baltimore and Ohio 51,00, ( Pacific 145,00, Pennsylvania 45,00, Southern Pacific 98,0 Pacific 152,00, United States Steel Corporation 1030. Tinto 30,50, De Beers 9,87, Goldfields 1, Randmines! London, 7. Juni. (W. T. B.) Wechsel auf Parih Wechsel auf Belgien 47,37 ½, Wechsel auf Schweiz 2220 auf Holland 11,00, Wechsel auf New York 378 37, Wet Spanien 29,54, Wechsel auf Italien 79,37, Wechsel auf 9h land —,—. — Privpatdiskont —,—. London, 6. Juni. (W. T. B.) 4 % fundierte anleihe 71,75, 5 % Kriegsanleihe 87 ⅞8, 4 % Siegesanleihe
Privatdiskont 5 %. . G 8
Paris, 7. Juni. (W. T. B.) Devisenkurse. Dau 18 ⁄, Amerika 12,53 ½, Belgien 99,75, England 47,4 420,00, Italien 59,50, Schweiz 214,00, Spanien 160,75.
Paris, 7. Juni. (W. T. B.) 5 % Französische
82,70, 4 % Französische Anleihe 66,60, 3. % Französssch 57,35, 4 % Spanische äußere Anleihe —,—, 5 % Russen ze 27,00, 3 % Russen von 1895 —,—, 4 % Türken unf Suezkanal 5777, Rio Tinto 455.
Amsterdam, 7. Juni. (W. T. B.) Wechsel auf! 11,29, Wechsel auf Berlin 4,45, Wechsel auf Paris 23,791 auf Schweiz 50,90, Wechsel auf Wien 0,65, Wechsel auf Kne 51,65, Wechsel auf Stockholm 66,80, Wechsel auf Christiant Wechsel auf New York 298,00, Wechsel auf Brüssel 23,7) 1 auf Madrid —,—, Wechsel auf Italien 14,35.
Amsterdam, 7. Juni. (W. T. 2 5 9% ländische Staatsanleihe von 1915 911 ¼, 3 % Niederländ.? anleihe 62 9⅞, Königlich Niederländ. Petroleum 508,00, † Amerika⸗Linie 215,00, Atchison, Topeka & Santa Fé 94,(5⸗ Island —,—, Southern Pacific —,—, Southern Raillveh Union Pacific 138,75, Anaconda —,—, United Stute Corp. 94 ⅞. — Ruhig.
on auswärtigen Warenmärktn
6. Juni. (W. T. B.) Baunkd Umsatz 3000 Ballen, Einfuhr 7500 Ballen, davon anm Baumwolle Ballen. Junilieferung 7,93, Juliliefem. Augustlieferung 8,25. — Amerikanische 2 Punkte, brasilianischeln niedriger, ägyptische unverändert.
(Fortsetz ig des Nichtamtlichen in der Ersten Beiln
Theater.
(Unter den Linden.) Donnerstag: 181 Palestrina. Anfang 6 Uhr.
Hhyernhaus. bezugsvorstellung. Freitag: Der Rosenkavalier. Anfang 6 ½ Uhr.
Schaufpielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Donnerst.laf
Peer Gynt. Anfang 6 ½ Uhr.
bezugsvorstellung. Hierauf Die Fliege⸗
Freitag: Stroh. Uhr.
Familiennachrichten.
Verlobt: Frl. Sophie Dumrath mit Hrn. Hauptman i Kurt Roeder von Diersburg (Freiburg, B.). d9h
Gestorben: Hr. Kommerzienrat Paul Röchling (Sraue⸗ Hr. Geh. Medizinalrat Dr. Ludwig Becker Gerbn⸗
Gerneralleutnant a D. Alfred von Mohn (Stuttgart
8 2 1 —
Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tvrol⸗ Chtilh
Üeeghr. 8 8 Gesch Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der 6 ““ Rechnungsrat en gering in Berlin
Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in 8 eutschen Buchdruckerei und Verlag Berlin. Wilbhelmstr. 32. Fünf Beilagen (einschließlich Börsenbeilage) geus und Erste und Zweite Zentral⸗Handelsregister-en⸗
erln-
zarsn
sammenf
Preußischer Landtag. (Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)
Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Warm⸗ hold: Meine Damen und Herren! Bei der Wichtigkeit der dem
landwirtschaftlichen Ressort obliegenden Aufgaben möchte ich mir ge⸗
statten, Ihnen schon an dieser Stelle der Beratungen des diesjährigen zhaltsgesetzes einen kurzen Ueberblick über das zu geben, was in nächster Zeit auf landwirtschaftlichem Gebiete zu geschehen haben wird. Ich beschränke mich hierbei auf die wesentlichsten Ziele und
Aufgaben. Ich kann hier nicht Einzelheiten ausführen, behalte mir
diese vielmehr für die Verhandlung im Ausschuß vor. Diese Ziele und Aufgaben lassen sich unter zwei größeren Gesichtspunkten zu⸗ assen. Einmal handelt es sich um die Vermehrung der an⸗ sässigen Landbevölkerung durch eine dichtere Besiedlung des vor⸗ handenen, Gewinnung und Besiedlung neuen Kulturlandes, zweitens st eine schnelle Hebung der landwirtschaftlichen Erzeugung auf der schon vorhandenen und der neu zu schaffenden Nährflächen mit dem Ziel anzustreben, unsere Bevölkerung möglichst schnell aus eigenen Mitteln ausreichend zu ernähren.
Die städtische Bevölkerung kann ohne fortdauernde Ergänzung vom Lande weder ihren Bestand noch ihre Leistungsfähigkeit aus eigenen Kräften aufrechterhalten. Ein jedes Volk, das seine Zukunft nicht preisgeben will, muß daher neben seiner Stadtbevölkerung eine Landbevölkerung dauernd zu erhalten suchen, die so groß ist, daß ihr Ueberschuß imstande ist, auch den Bestand der Städte zu sichern.
Die Landbevölkerung war schon vor dem Kriege auf etwa 28 % der Gesamtbevölkerung zusammengeschmolzen. Dieser Anteil reicht trot des verhältnismäßig höheren Geburtenüberschusses auf dem Lande nicht aus, um den Bestand der Landbevölkerung und der Stadt⸗ bevölkerung zu sichern. Eine Gesundung dieser unhaltbaren be⸗ völkerungspolitischen Verhältnisse kann nur dadurch herbeigeführt werden, daß auf der Grundlage des Reichssiedlungsgesetzes eine dichtere Besiedlung des flachen Landes angestrebt und herbeigeführt wird. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Hierbei gilt es in erster Linie, den Ueberschuß der ländlichen Bevölkerung selbst auf dem Lande festzuhalten und seßhaft zu machen. (Sehr richtig!) Da⸗ neben den kleinen Landstätten, die dahinkümmern, wieder neues Leben zuzuführen. Das wirksamste Mittel für die Vermehrung der bäuer⸗ lichen Bevölkerung ist die Ansetzung als Eigentümer und die Er⸗ ginzung bereits bestehender unzureichender Ackernährungen zu lebens⸗ fähigen Betrieben. Die Pacht mit oder ohne Anwartschaft auf spätere eigentümliche Uebertragung der gepachteten Fläche muß als ein wert⸗ volles Mittel angesehen werden, die Eigentumssiedlung vorzubereiten und den Aufstieg unselbständiger Existenzen zu selbstähdigen in die Wege zu leiten. Auf den landwirtschaftlichen Großbetrieben muß durch eine weitere Gliederung der Arbeiterschaft nach Leistungsfähig⸗ keit, Verantwortungsgefühl, Tüchtigkeit und Einkommen dafür Sorge getragen werden, daß auch die wertvollsten Elemente der ländlichen Arbeiterschaft dauernd dem Lande erhalten werden und ihnen eine Möglichkeit gegeben wird, zu selbständiger Existenz zu gelangen. (Sehr richtig!) .
Vor dem Kriege sind in Preußen etwa 1200 bis 1400 neue Stellen jährlich geschaffken worden. Es darf damit gerechnet werden, daß, wenn keine besondere Störung eintritt, schon im laufenden
Jahre etwa 4000 neue Siedlerstellen geschaffen werden können.
(Bravo!) Die jährliche Auslegung von etwa 4000 neuen Siedler⸗ stellen führt eine wesentliche Belebung des Baumarktes herbei und lindert damit zu einem wesentlichen Teile die Arbeitslosigkeit. Sie mildert die Arbeitslosigkeit und gibt auch durch die Vermehrung des Wirtschaftsinventars und sonstigen Zubehörs dem Handwerk und der Industrie neue Beschäftigung.
Soll die Anlegung von jährlich etwa 4000 neuen Stellen durch⸗ geführt werden, so ist die Voraussetzung dafür eine namhafte Er⸗ höhung der staatlichen Einlagen bei den gemeinnützigen Siedlungs⸗ gesellschaften und ferner eine beträchtliche Vermehrung der staatlichen Mittel, die für die Gewährung von Zwischenkrediten zur Verfügung stehen. Cine Gesetzesvorlage, die diesen Bedürfnissen Rechnung trägt, ist zwischen den beteiligten Ressorts in den Grundzügen abgeschlossen und wird, wie ich hoffe, schon in nächster Zeit dem hohen Hause vorgelegt werden können. .
Als ein Hemmnis der ländlichen Siedlung haben sich in vielen
Fällen die Bestimmungen des Ansiedlungsgesetzes vom 10. August 904 erwiesen. Es schweben daher Erwägungen über eine Abände⸗ rung dieses Gesetzes mit dem Ziele, übertriebenen Anforderungen bei der Regelung der öffentlich⸗rechtlichen Verhältnisse abzuhelfen und eine anderweite, der Siedlung förderliche Verteilung der Kosten und asten herbeizuführen.
Ganz besondere Aufmerksamkeit verdient die Errichtung neuer 169 die Verbesserung bestehender Arbeiterwohnungen auf dem Lande. fan bereitgestellten Reichsmittel werden in Verbindung mit den ten Erleichterungen einen ersten und wirksamen Anstoß Ulden, um diesem Gebiet der ländlichen Wohnungsfürsorge dauernd großere Aufmerksamkeit zuzuwenden.
1 Die in die Wege geleitete Verbindung der produktiven Erwerbs⸗ osenfürsorge mit der Kultur von Moor und Oedländereien sowie von dandgevinnungsarbeiten an der Küste wird fortzusetzen sein. Bei den nec hohen Kosten der Kultivierung muß jedoch darauf Be⸗
It genommen werden, daß in erster Linie solche Projekte in Angriff werden, die besonders wertvolles und ertragreiches Neuland 5ö Ueberhaupt sind alle diejenigen Meliorations⸗ und Oedland⸗ 6 urpläne zu bevorzugen, die eine starke und kurzfristige Tilgung
Anlagekapitals ermöglichen. nlh vorzussetzung für alle diese Arbeiten ist eine allen landes⸗
rellen Belangen gerecht werdende und sie fördernde Gestaltung
der Wasserwirtschaft, der daher die größte Aufmerksamkeit zugewandt
werden muß.
Ge Es Flese Maßnahmen erfordern beträchtliche Mittel, die von 66 8 eiligten allein nicht aufgebracht werden können. Es schweben der Borhandlungen über die Bereitstellung eines besonderen Kredits
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zur Förderung von Bodenverbesserungen. Die ungünstige Finanzlage des Staates muß jedoch von vornherein den Rahmen einer derartigen Unterstützung auf das unbedingt gebotene Maß beschränken.
Meine Damen und Herren! In den letzten Friedensjahren hat die Einfuhr von Lebens⸗ und Genußmitteln sowie von Hilfsstoffen der landwirtschaftlichen Erzeugung die Ausfuhr um fast 3 Milliarden Goldmark übertroffen. Obwohl vor dem Kriege die deutsche Land⸗ wirtschaft hinsichtlich der Höhe ihrer Erzeugung auf dem Festlande nur von Belgien und Holland übertroffen wurde, wäre eine weitere Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung und damit eine Be⸗ schränkung der Einfuhr von Nahrungsmitteln unmöglich gewesen. Die weitestgehende Steigerung der ländlichen Erzeugung hätte aber nicht dazu führen können und kann auch in Zukunft nicht dazu führen, die Einfuhr gewisser Hilfsstoffe, die eine fortgeschrittene Landwirtschaft nicht entbehren kann, völlig überflüssig zu machen, weil diese Hilfs⸗ stoffe im Inland in ausreichender Menge nicht zur Verfügung stehen. Nach dem Stande der Vorkriegsverhältnisse hätte aber die Einfuhr an derartigen Stoffen, zu denen insbesondere Rohphosphate, Schwefelkiese und beschränkte Mengen hochwertiger Eiweißstoffe ge⸗ hören, auf einen Einfuhrbetrag von etwa ½ Milliarde Goldmark beschränkt werden können.
Das Ziel, unsere Bevölkerung aus eigener Erzeugung ausreichend zu ernähren, muß unter den gegenwärtigen Verhältnissen mit noch größerem Nachdruck verfolgt werden. Jede Verminderung der Einfuhr von Nahrungsmitteln erleichtert die Schwierigkeiten, die sich in Zu⸗ kunft bei der Beschaffung ausländischer Goldzahlungsmittel ergeben werden. Die schnelle Vermehrung der inländischen landwirtschaftlichen Erzeugung ist daher eines der wirk⸗ samsten Mittel zur nachhaltigen Verbesserung unserer Zahlungsbilanz, zur Festigung unserer wankenden Valuta und zur Erleichterung der Einfuhr industrieller Rohstoffe. An dieser Frage sind daher alle Teile des Volkes in gleicher Weise inter⸗ essiert.
Der Krieg und seine Folgen haben die landwirtschaftliche Er⸗ zeugung ganz außerordentlich gemindert. Schätzungsweise werden zurzeit nur etwa 60 bis 70 % derjenigen Erzeugnismengen gewonnen, die im Frieden hervorgebracht wurden. Eine Hebung der landwirt⸗ schaftlichen Erzeugung auf Friedenshöhe und eine Steigerung darüber hinaus bedarf bei der Eigenart der landwirtschaftlichen Produktion eines verhältnismäßig langen Zeitraums. Um so mehr muß aber alles geschehen, um die dem Wiederaufstieg der landwirtschaftlichen Erzeugung entgegenstehenden Hindernisse so schnell wie möglich zu beseitigen und die Maßnahmen zu ergreifen, die zur Hebung der Produktion geeignet erscheinen.
Eines der vornehmsten Mittel zur Erreichung dieses Zieles ist die Schaffung erhöhter Sicherheit auf dem Lande. (Sehr richtigl) In weiten ländlichen Gebieten hat die ständig wachsende Unsicherheit von Leben und Eigentum sich immer mehr zu einem der schwersten Hemmnisse für die Aufrechterhaltung und noch mehr für die Hebung der ländlichen Erzeugung erwiesen.
Nicht minder wichtig ist die Aufrechterhaltung des Wirtschaftsfriedens und die Förderung des Ar⸗ beitsgemeinschaftsgedankens sowie der Ausbau des freiwilligen Schlichtungswesens. (Sehr richtig!)
Die im Kriege unvermeidliche Zwangswirtschaft mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen erweist sich als ein um so schwereres Hemmnis für den Wiederaufbau der ländlichen Erzeugung, je länger sie über die Beendigung des Krieges hinaus fortbesteht. (Sehr richtig! rechts.) Nur in voller Freiheit wird sich die landwirtschaftliche Er⸗ zeugung zu der Höhe entwickeln können, die das allgemeine Interesse erfordert. Die Verstärkung des inländischen Angebots von Nahrungs⸗ mitteln wird aber auf die Dauer das beste Mittel sein, die Preise in den Grenzen zu halten, die das Interesse der Verbraucher fordert.
Das Betriebskapital der Landwirte hat sich nicht annähernd im Verhältnis zu der eingetretenen Geldentwertung ver⸗ mehrt. Der dadurch eingetretene Mangel an Betriebskapital droht immer mehr zum Hindernis einer intensiven Wirtschaftsweise zu werden. Es bedarf daher immer erneuter sorgfältiger Prüfung, in welchem Maße die Grenzen für die Gewährung eines größeren Real⸗ kredits erweitert werden können, um auf diesem Wege der Landwirt⸗ schaft fehlendes Betriebskapital zuzuführen.
Neben der Erweiterung des Realkredits bedarf, namentlich im Interesse der mittleren und kleineren Betriebe, die Ausgestaltung des Personalkredits auf genossenschaftlichem Wege besonders sorg⸗ fältiger Fürsorge.
Das Reich hat sich genötigt gesehen, zur Minderung des Fehl⸗ betrages der Reichseisenbahnverwaltung eine beträchtliche Er⸗ höhung der Gütertarife einzuführen. Diese Tariferhöhungen haben besonders für die zu den Produktions⸗ und Verbraucherzentren des Landes ungüpstig gelegenen Provinzen die Bezugs⸗ und Absatz⸗ möglichkeiten in ungünstigster Weise beeinflußt. Es wird eine sorg⸗ fältige Ueberprüfung der eingetretenen Tariferhöhungen bedürfen, wenn nicht gerade für die ungünstig gelegenen Landesteile Folgen ein⸗ treten sollen, die zu einer Verminderung der Nahrungsmittelerzeugung führen müssen.
Mit der Annäherung der Inlandspreise landwirtschaftlicher Erzeugnisse an die Weltmarktpreise werden die durch den unbeständigen Wert unseres Geldes vergrößerten Preisschwankungen des Weltmarktes sich früher oder später auch auf den inländischen Märkten geltend machen. Hieraus entspringen produktionshemmende Einflüsse; sie bedürfen einer besonders sorgfältigen Beobachtung. Maßnahmen zu ihrer Abwendung können allerdings nicht von den Ländern, sondern nur im Einvernehmen mit dem Reich ergriffen werden.
In erfreulichem Ansteigen ist die Produktion von gebundenem Stickstoff. Es muß dafür gesorgt werden, daß er in vollem Um⸗ fange zur Hebung der inländischen Ernte verwendet wird. Die Ver⸗ mehrung der Stickstoffdüngung ist in Verbindung mit einer aus⸗ reichenden Kali⸗ und Phosphorsäuredüngung eines der wirksamsten Mittel, um schnell die alte Erntehöhe wieder zu erreichen und sie in
naher Frist zu überholen. Eine planmäßige Aufklärung aller der⸗
in allzu be⸗
jenigen Landesteile und Betriebsinhaber, die sich bisher
scheidenem Umfange des Kunstdüngers bedient haben, muß in die Wege geleitet werden.
Sollen diese Maßnahmen wirksam werden, so setzen sie ein ver⸗ trauensvolles Zusammenarbeiten der landwirtschaftlichen Zentral⸗ behörden mit den Arbeitgeber⸗ und den Arbeitnehmervertretungen in der Landwirtschaft voraus.
Meine Damen und Herren, eine dauernde beträchtliche Steige⸗ rung der landwirtschaftlichen Erzeugung kann nicht ohne eine weitere Ausbreitung und Verbesserung der fachlichen Schulung der, Landwirte erreicht werden. Produktionssteigerung ist auf längere Sicht letzten Endes eine Frage der Verallgemeinerung einer zeit⸗ und sachgemäßen landwirtschaftlichen Berufsausbildung. Eine solche fehlt zurzeit der Mehrzahl der ausübenden Landwirte. (Sehr richtig! rechts und im Zentrum.) Auch die heranwachsende Generation erhält nur zu einem kleinen Teil eine praktisch und theoretisch planmäßig durchgeführte Fachausbildung. Hier gilt es, durchgreifend Wandel zu schaffen. Jeder Berufsangehörige muß durch entsprechende Unter⸗ weisungen in den Stand gesetzt werden, die Ergebnisse wissenschaft⸗ licher Forschung und praktischer Erfahrung zu seinem und der All⸗ gemeinheit Nutzen anzuwenden. Soll dieses Ziel erreicht werden, so muß ein weitverzweigtes Netz sich gegenseitig ergänzender Errichtungen für die praktische und theoretische Ausbildung der heranwachsenden Landwirte geschaffen und sorgsam gepflegt werden. (Sehr richtig! rechts und im Zentrum.)
Schon die Volksschule muß nach Möglichkeit diesem Ge⸗ danken dienstbar gemacht werden. Ihr Unterricht muß in höherem Maße den Bedürfnissen des Landlebens und der Landwirtschaft Rechnung tragen (sehr richtig!), ohne eine zweckentsprechende Aus⸗ bildung des künftigen Landlehrers ist dies nicht zu erreichen.
Meine Damen und Herren, die ländliche Fortbildungs⸗ schule wird für die große Masse der ländlichen Bevölkerung die einzige Möglichkeit zur Aneignung eines bescheidenen theoretischen Fachwissens bilden. Sie muß, soweit es die Verhältnisse nur irgend gestatten, auf berufskundlicher Grundlage diesem Ziel zu dienen versuchen.
Die Zahl der Fachschulen für die bäuerliche Jugend — der so⸗ genannten Winterschulen — muß so weit vermehrt werden, daß sich jeder künftige selbständige Landwirt ohne zu große Kosten eine ausreichende Fachbildung bequem verschaffen kann.
Für die zukünftigen, vornehmlich als Beamte wirkenden Leiter großer landwirtschaftlicher Betriebe müssen besondere Einrichtungen getroffen werden. Die sogenannten Seminare für Land⸗ wirte bedürfen daher der Vermehrung. Der gegenwärtige Zustand, daß ein beträchtlicher Prozentsatz der Leiter größerer landwirtschaft⸗ licher Betriebe jeder planmäßigen fachwissenschaftlichen Ausbildung entbehrt, ist mit den Pflichten der Landwirtschaft gegenüber der All⸗ gemeinheit nicht dauernd vereinbar. Die landwirtschaftlichen Hochschulen und Universitätsinstitute bedürfen keiner Vermehrung, wohl aber einer wesentlichen Vervollkommnung ihrer Lehr⸗ und Forschungseinrichtungen.
Der Ausbau des landwirtschaftlichen Fachschulwesens muß den Bedürfnissen beider Geschlechter gerecht werden. Leider steht jedoch das hauswirtschaftliche Bildungswesen auf dem Lande erst in den allerersten Anfängen der Entwicklung. Der Heran⸗ bildung geeigneter Lehrkräfte für den hauswirtschaftlichen Unter⸗ richt auf dem Lande muß daher gerade eine ganz besondere Sorgfalt zugewendet werden. 38
Von gleicher Bedeutung wie die Ausgestaltung des Unterrichts⸗ wesens ist der umfassende Ausbau des gesamten landwirtschaft⸗ lichen Beratungswesens. Dem Beratungswesen fällt die Aufgabe zu, den bereits ausübenden Landwirten eine sachgemäße Be⸗ triebsführung vertraut zu machen und sie zur Anwendung aller neu⸗ zeitlichen Hilfsmittel auf dem Gebiete der Bodenbearbeitung, der Düngung, der Sortenwahl, des Maschinenwesens, der Viehzucht und Viehfütterung zu veranlassen. 1
Ein möglichst dichtes Netz bäuerlicher Beispielswirt⸗ schaften wird hierbei ganz besonders wertvolle Dienste zu leisten vermögen. Auch an den Ausbau der populären Fachpresse wird zu denken sein.
Der Verbreitung der einfachen Buchführung auch in kleinen landwirtschaftlichen Betrieben ist erhöhte Aufmerk⸗ samkeit zuzuwenden. Insbesondere wird es darauf ankommen, die Buchführung in diesen Betrieben neben den Mitteln der Betriebs⸗ kontrolle zu einem Mittel der Erziehung zu überlegtem und plan⸗ mäßigem Handel zu machen. 1
Einer besonderen Pflege bedarf das landwirtschaftliche Versuchswesen. Es muß versucht werden, in den einzelnen Wirtschaftsgebieten wissenschaftliche Mittelpunkte zu schaffen, die in Spezialinstituten, deren Einrichtung und Arbeitsrichtung den jeweils vorliegenden besonderen Verhältnissen anzupassen wäre, die Frage zu beantworten, wie die Landwirtschaft unter den gegebenen Be⸗ dingungen am besten zu fördern und die Ergebnisse der wissenschaft⸗ lichen Forschung auf einfache, unmittelbar anwendbare Formeln und Rezepte zu bringen. Der Pflanzen⸗ und Tierzucht, dem Meliorations⸗ wesen und dem Maschinenwesen, der Milchwirtschaft und der Er⸗ forschung und Bekämpfung von Pflanzen⸗ und Tierkrankheiten wird hierbei besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden sein. Durch geeignete organisatorische Maßnahmen wird für ein planmäßiges Handinhan
arbeiten der verschiedenen Institute und für eine den Geboten der
Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit Rechnung tragende Arbeitsteilung Sorge zu tragen sein. G
Alle diese Maßnahmen werden jedoch, soweit es sich um staal⸗ liche Unterstützung handelt, nur in dem Rahmen durchgeführt werden können, den die ungünstige Finanzlage des Staates zu lassen wird.
Verallgemeinerung und Vertiefung vo Wissen und Können in der Landwirtschaft müssen somit die Grundlage schaffen, auf der eine über die Friedensverhält nisse hinausgehende Produktion sich aufbauen kann. Die Staats regierung kann dieses Ziel nur erreichen, wenn ihre Absichten die
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