1921 / 137 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 15 Jun 1921 18:00:01 GMT) scan diff

kaltrat beschäftigte sich sodann mit einer Anzahl von Anträͤgen S do . 1eeesg. e, 85 der Tagesordnung, die sich auf eine erung der Kaligesetz⸗ gebung bezogen, wurden vertagt. Te- 5

Dem Kreistage des Saargebiets hat die Regierungs⸗

kommis sion einen umfangreichen Entwurf zur Abänderung

er Justizgesetz 2 und verschiedener Einzelgesetze zugehen lassen. 5.2 ge .e. 82 v. v., e 2

9

b „e eeusßen.

Die Interalliierte Kommission hat die Säube⸗ rungsaktion in Oberschlesien eingestellt. Als Grund hierfür gab sie, dem „Wolffschen Selerranhenbürae⸗ zufolge, den politischen Parteien an, daß der Selbstschutz sich weigert, vor Niederschlagung des Aufstandes die durch ihn befreiten, von ihm beschützten Gegenden zu räumen. Die deutschen Parteien vertreten den Standpunkt, daß es Aufgabe der Interalliierten Kommission ist, endlich einmal gegen die deshus. nen vorzugehen, nicht aber gegen den Selbst chutz, der sich mit Beenbigun des Aufstandes von selbst auflöst. Die Bepölkerung kann sich den von ihr selbst geschaffenen Schutz nicht nehmen lassen, bevor sie durch Taten

er Kommission eine Gewähr für ihre volle Sicherheit er⸗ halten hat.

Zu größeren Zusammenstößen ist es im Laufe des gestrigen Tages in Oberschlesien nicht gekommen, doch haben die eednten ihre Angriffe auf Zembowitz im Kreise Rosen⸗

erg erneut aufgenommen. In der Gegend von Rosenberg

haben sich nach Abzug der Engländer in südlicher Richtung polnische Banden gebildet, die erneut gegen die Abstimmungs⸗ polizei und die deutsche Bevölkerung mit Waffengewalt vor⸗ gehen. Es bestätigt sich, daß im Kreise Ratibor die Polen gegenüber der Stadt Ratibor die Ortschaften Markowitz, Lukasine und Hohenbirken geräumt haben...88—

.“

Die antliche Ausgabe der Jahresberichte der Preußischen Regierungs⸗ und Gewerberäte und Bergbehörden für 1920 ist fertiggestellt. Die Jahres⸗ berichte bringen in erster Linie eine Darstellung der Tätigkeit der Gewerbeaufsichtsbeamten bei der wirtschaftlichen Demobil⸗ machung. Besonders sind in ihnen besprochen die Durch⸗ führung der Bestimmungen über die Einstellung, Ent⸗ lassung und Entlohnung gewerblicher Arbeiter, über den Achtstundenarbeitstag, über Arbeitsordnungen, Tarif⸗ verträge, Arbeiterräte, Angestelltenräte, Betriebsräte und über Fachausschüsse für das Bäckerei⸗ und Konditoreigewerbe. Ferner werden eingehend behandelt die Gesundheitsschädigungen, denen die Arbeiter bei der Herstellung keramischer Abzieh⸗ bilder ausgesetzt sind, sowie die Gesundheitsverhältnisse der in den Verbleiereien t 6, Arbeiter, Beob⸗ achtungen über das Taylorsystem, die Schaffung ausreichender Arbeiterwohnungen und die Unterbringung von Kriegsbeschädigten. Ein buchhändlerischer Vertrieb des Werkes findet nicht statt. Bestellungen auf das Werk sind an das Ministerium für Handel und Gewerbe Berlin W. 9, Leipziger Straße 2, zu richten. Der Preis des 78 ¼ Druckbogen umfassenden Werkes beträgt für den broschierten Abdruck 103,75 und für den gebundenen Abdruck 112 ℳ. Seine Lieferung erfolgt gegen Nachnahme des Preises und der Portokosten. Bei der Be⸗ steltung ist anzugeben, ob broschierte oder gebundene Abdrucke des Werkes gewünscht werden. 1 I .“

Bavyern. b

Im Landtag haben die Unabhängigen Sozial⸗ demokraten folgende Interpellation eingebracht:

Durch terroristische Gruppen werden seit längerer Zeit Attentate auf Abgeordnete des bayerischen Landtags verübt, die im Falle des Abgeordneten Gareis zum Morde geführt haben. Was hat die Staatsregierung getan, um das Treiben dieser Gruppen zu unter⸗ binden, oder was gedenkt sie in Zukunft zu tun?

Zugleich hat die Fraktion der U. S. P. an das Präsidium des Landtags einen Antrag gestellt, sobald als möglich das Plenum einzuberufen und die Interpellation auf die Tages⸗ ordnung der ersten Sitzung zu setzen.

Großbritannien und Irland.

Im Unterhaus fragte ein Abgeordneter an, wieviel Deutsche angeklagt seien Lazarettschiffe versenkt zu haben. Ferner, ob man in Anbetracht der Freisprechung des An⸗ geschuldigten, der die „Dover Castle“ versenkt habe, weil diese Tat auf höheren Befehl ausgeführt worden sei, die Liste der „Kriegsverbrecher“ abändern werde, um diesenigen Personen anzuklagen, die derartige Befehle gegeben hätten. Der Generalstoatsanwalt antwortete, daß einige Anklagen wegen Versenkung von Lazarettschiffen vorlägen. Die Ent⸗ scheidungen des Leipziger Gerichtshofes zögen nicht den Verlust der Rechte der Alliierten nach sich, die ihnen der Friedens⸗ vertrag gäbe. Sobald die Prozesse vor dem Leipziger Gericht beendet seien, würden die Alliierten beschließen müssen, was zu tun sei. Auf eine Anfrage im Unterhause, ob die deutsche Regie⸗ rung gegen das Ultimatum der Alliierten an den General Höfer Einspruch erhoben habe, antwortete der Minister Chamberlain bejahend. Verneinend beantwortete er die Frage, ob die Rekrutierung und der Abtransport von Verstärkungen für den General Feße ungehindert weitergehen. Bei der Einbringung eines Ergänzungskredits von 27 Millionen Pfund sar den mittleren Osten, der zum Ressort des Kolonialamts gehört, führte der Kolonialminister Churchill laut Bericht des „Reuterschen Büros“ aus: HGroßbritannien habe feierlich die Stellung einer Mandatarmacht für Palsstina nnd Mesopotamien übernommen und sei daran gebunden, aufrichtige und entschiedene Anstrengungen zu machen, um seine Verpflichtungen einzulösen. Er betonte indessen, daß eine Einschränkung der Ausgaben für diese Gegenden notwendig sei. Innerhalb der gesamten arabischen Fhbense bgfolge England

urzeit eine einfache und klare Politik. ährend beim Waffenstill⸗ Heer von rund 700,000 Mann oder 175 Bataillonen habe, werde das in Palästina

tand ein

Mesopotamien und Palästina gegenwärtige Finanzjahr mit 200 000 Mann b Mesopotamien eroͤffnet, ausschließlich 30 000 Flücht⸗ Unge und einbegriffen einundvierzig Bataillone Truppen. Die Re⸗ gierung sei entschlossen, diese Streitmacht sofort einzuschränken, indem sie zwei von Indien dorthin entsandte Divisionen zurückbefördere, und ferner die Moͤglichkeit weiterer Einschränkungen in diesem Jahr in

1 8 iehen. Die Ausgaben für Mesopotamien betrügen 342 Laten. hr noch fünfunddreißig Millionen Pfund Sterling. lehien Fxaee n Kairo sei beschlossen worden, daß im

Zusammenhang mit den politischen Abmachungen eine unmittelbare Finschränkung in Mesopotamien von dreiunddreißig auf dreiundzwanzig Bataillone stattfinden solle, ein Stand, der am 15. Juli erreicht werden würde; ferner eine weitere Verringerung nach dem Oktober auf einen Stand von zwölf Bataillonen. Wenn diese Politik nicht durch unvorhergesehene Ereignisse unterbrochen werde, nehme er an, daß die Ausgaben für Palästina sich in den nächsten Jahren auf nicht mehr als 9000 oder 10 000 Pfend belaufen würden. Die vor⸗ ss Eingeborenenregierung, die ö; in Mesopotamien bestehe, solle im Laufe des Sommers 8 ein Parlament und einen arabischen Herrscher ersetzt werden. Er hoffe, daß das Volk eine weise Wahl des Herrschers treffen werde. hurchill empfahl der endgültig gewählten Regierung, den Versuch zu machen, rings um Bagdad herum einen arabischen Staat aufzubauen, der den alten Ruhm und die Kultur der arabischen Rassen wieder aufleben lassen könne. Der Emir Feslat sei davon unterrichtet worden, daß seiner Kandidatur für den

hron von Mesopotamien kein Hindernis in den Weg gelegt werden solle, und daß er, wenn seine Bewerbung erfolgreich sei, von britischer Seite Unterstützung erhalten werde. Fessal habe demgemäß Mekka verlassen und werde etwa in zehn Tagen in Mesopotamien ankommen. 89 einen regelmäßigen Flughhn verkehr quer durch die Wüste Feet ges

agdad und Kairo seien Maßnahmen getroffen. Die fünftausend Mann Truppen in Pöens würden vielleicht noch einer unerheb⸗ sichen Verstärkung bedürfen. Wenn England und Frankreich ihre Stellung im mittleren Osten aufrecht erhalten und den üͤbernommenen Verantmwortlichkeiten gerecht werden wollten, müßten sie eine Politik des friedlichen Ausgleichs und der Freundschaft gegen Araber und

Türken verfolgen. Frankreich.

Die Regierung hat beschlossen, eine militärische Mission nach Japan zu entsenden, an deren Spitze der Marschall Joffre steht.

Der Ministerpräsident Briand hat gestern den lichecho⸗ slowakischen Minister des Aeußern Benesch und den Minister für die befreiten Gebiete Loucheur empfangen.

Im gestrigen Ministerrat hat der Minister Loucheur über seine Zusammenkunft mit dem deutschen Minister für den Wiederaufbau Dr. Rathenau Bericht er⸗ stattet. Wie der „Temps“ mitteilt, ist zwischen den beiden Ministern vereinbart worden, daß sich Sachverständige am Freitag, den 24. Juni, in Paris zusammenfinden, um über ein neues, endgültiges Wiederaufbauprogramm zu beraten.

Der Garantieausschuß für die deutsche Reparationsschuld, der gestern abend nach Berlin ab⸗ ereist ist, hat vorher im Einvernehmen mit der Reparations⸗ ommission eine Anzahl Fragen geregelt, die entweder eine grundsätzliche Entscheidung dieser Kommission oder eine Ver⸗ ständigung beider Organisationen erforderte.

Die Internationale Donaukonferenz hat die Strafbestimmungen wegen Uebertretung der Schiffahrts⸗ und Polizeiordnung angenommen.

Der Justizminister hat in der Kammer einen Gesetz⸗ entwurf eingebracht, der strenge Strafen über alle Personen verhängt, die Soldaten zur Verweigernng der mili⸗ tärischen Pflichten verleiten bezw. Akte der Disziplin⸗ losigkeit verherrlichen.

Nach einer Havasmeldung hat es eine sehr große Anzahl von Abgeordneten der Kammer für zweckmäßig er⸗ achtet, eine bessere Verbindung zwischen den einzelnen Kammergruppen herzustellen, um dadurch, ohne die Selbständigkeit der einzelnen Gruppen zu verringern, eine sichere Mehrheit zu schaffen. Sie hat sich auf ein gemein⸗ sames Programm geeinigt, das sich gegen jede Diktatur einer Klasse oder einzelner Personen, ferner zugunsten der Gesetze der Republik und besonders der vollständigen Welt⸗ lichkeit des Staates sowie für die Aufrechterhaltung der Bünd⸗ nisse Frankreichs in einem Maße ausspricht, das sich mit der Würde Frankreichs verträgt. Gleichzeitig sind die Unter⸗ zeichner des Programms entschlossen, ohne Schwäche die Ein⸗ treibung der deutschen Schuld zu verfolgen und an Stelle der Anleihen ein Regime des finanziellen Gleichgewichts zu setzen. Sie erklären sich ferner für Gerechtigkeit auf politischem,

fiskalischem und sozialem Gebiet und wollen auf dieser Grund⸗

lage im Parlament eine große politische Partei bilden, die für die genaue Ausübung des parlamentarischen Regimes eintritt. Bioger ist das Programm von 188 Abgeordneten unterzeichnet worden.

Auf dem Kongreß der Gewerkschaft der Arbeiter der Post⸗, Telegraphen⸗ und Telephonverwaltungen haben die Kommunisten mit einer kleinen Mehrheit gesiegt, und zwar mit 63 gegen 57 Stimmen bei 14 Stimm⸗

enthaltungen. Das die zweite Gewerkschaft nach den Eisen⸗

bahnern, die eine Mehrheit für den Anschluß an die Inter⸗ nationale von Moskau ergeben hat.

Südslawien. Belgrader Blätter melden, daß die südslawische 1“ vom Obersten Rat in Paris benachrichtigt worden ist, daß die südslawische Forderung nach Korrektur der Nord⸗ grenze in Kärnten zurzeit nicht berücksichtigt werden könne.

Türkei.

Nach einer Meldung der „Morning Post“ hat Mustafa Kemal Pascha eine Proklamation erlassen, in der er es unbedingt ablehnt, in Unterhandlungen mit England ein⸗ utreten. Er habe jetzt eine mächtige Regierung gebildet und ie gesamte muselmanische Welt hänge ihm an.

Amerika.

Im amerikanischen Repräsentantenhause haben nach einer Meldung des „Wolff'schen Telegraphenbüros“ bei der Abstimmung über die Resolution Porter 49 Demo⸗ kraten für und ein Republikaner dagegen gestimmt. Einer der Unterschiede zwischen der Resolution Porter und der Re⸗ solution Knox ist der, daß die letztere den Vereinigten Staaten ausdrücklich alle Rechte vorbehält, die sie auf Grund des maffensegg erworben haben, und bestimmt, das be⸗ chlagnahmte deutsche und österreichische Eigentum solle be⸗ chlagnahmt bleiben, bis die Verträge in beiden Ländern rati⸗ ziert sind. Depeschen aus Washington besagen, es werde eraume Zeit dauern, bis der ausschuß eider Häuser sich über eine endgültige Fassung der Friedens⸗ resolution geeinigt haben werde.

Wie Reuter aus 82 ington meldet, beabsichtigt die Regierung und die republikanische Partei die amerikanischen Küstenschiffe von der Zahlung von Durchfahrtsgebühren durch den Panamakanal zu befreien. Die Eisenbahnen widersetzen sich diesem Antrag, weil sie von seiner Annahme eine Verminderung des Landverkehrs befürchten. Außerdem wird erklärt, der Antrag widerspreche dem Abkommen, das 1901 saisgen Amerika und England abgeschlossen wurde, wonach kein Staat bei der Durchfahrt durch den Panamakanal bevorzugt werden solle. 11“

weil eine Reihe von Steuerbehörden in Kenntnis

Asien.

Nach einer Meldung des „Daily Telegraph“” . Afghanistan als Bedingung für den Abs Frg stelh neuen Vertrags mit Indien weitgehende &0 rungen. Kabul verlangt erstens das Recht, ei afen als Freihafen für den Außenhandel enutzen, zweitens das Recht, über indische Bahnen in t chränktem Umfange Waffenmengen nach Af hanistan . de. 68 Sgroeasgsenen wan Ean üülan vienn. e Zurückziehung des Einspruchs gegen russischen gont.⸗ an der indischen Grenze. sischen onfula Nach einer Meldung des „Wolffschen Telegraphenhürman 8 apan seine Rechte als Moiffschen eles Vigentime nseln des Stillen Ozeans, die ihm durch den Feünise vertrag von Persailles zugewiesen worden sind, aufrecht. ae⸗ Felgeg⸗han wird es eine E“ einer do nseln nicht zugeben, da dies selbst ein Verstoß gegen Us Vertrag von Versailles sei. Indessen heißt es, Japan 5 bereit, 82e. daß die Vereinigten Staaten die vollständi Kontrolle über einige Inseln erhalten. Ige .— Der japanische General Namanashi ist zum Kriegz minister ernannt worden. 9 Wie „WMolffs Telegraphenbüro“ meldet, hat Miliz in Wuchang Magazine, die Baulicskeihe Schule der amerikanischen Mission in Brand gesetz Viele Chinesen wurden getötett. 8

1u“

b Parlamentarische Nachrichten. 8

Der Entwurf eines Gesetzes über die Abwicklu⸗ von Frtseegesang aften 2. Kriegsorganisationd ist nebst Begründung dem Reichstag mit dem Ersuchen ze gegangen, die Vorlage als sehr dringlich zu behandeln. can gesellschaften im Sinne dieses Gelehe sind Gesellschaften dder Organisationen, die während des Krieges oder der Uebergange⸗ wirtschaft zur Durchführung von Aufgaben der Bewirtschaftung des Transports oder der Versicherung im Auftrag oder ute Mitwirkung des Reichs errichtet worden sind. Ob eine Gefel-⸗ schaft oder Organisation als Kriegsgesellschaft im Sinne ditse Gesetzes anzusehen ist, entscheidet die Reichsrégierung. In der Best adee zum Cee wird ausgeführt:

Der Abbau der Kriegsgesellschaften wird im beschleunigten Mafe durchgeführt. Bei dem Abbau haben sich indessen Schwierigkeire echeden, die eine beschleunigte Auflösung verschiedener Organisationen erschweren. Diese Schwierigkeiten bestehen zum Teil darin, daß de Psehlchen Vorschriften über die Auflösung von Gesellschaften ein

perrfrist von einem Jahre vorsehen. Da teilweise die Liquidatin erst eintreten kann, wenn die Gesellschaft schon vorher einen erheblichen Abbau durchgeführt hat, so bedeutet die Durtt⸗ führung des Sperrjahres in vielen Fällen eine Verzögerung der endgültigen Auflösung. Es ist deshalb notwendig, sir die Kriegsgesellschaften die gesetzlichen Bestimmungen dahin cb⸗ zuändern, daß an die Stelle des Sperrjahres eine Svprerrfrist von drei Monaten tritt und daß nach Ablauf der Sperrfrist alle Forde⸗ rungen gegenüber den Kriegsgesellschaften erlöschen. Durch diese ge⸗ stimmung, die sich nur au inländische Gläubiger erstreckt, dürften Privatinteressen in keiner Weise benachteiligt werden, da der Abbau der Kriegsgesellschaften allgemein bekannt und eine Frist ven drei Monaten zur Geltendmachung von Forderungen auch in anderen Fällen als ausreichend angesehen worden ist.

Nach den Fltenden Gesetzesvorschriften sind die Gläubiger einer Gesellschaft auch nach Ablauf der Sperrfrist in der Lage, Forderungen geltend zu machen, sofern noch Vermögen vorhanden ist. Die Folge davon würde sein, daß Gläubiger von Kriegsgesellschaften, die bereit aufgelöst und deren Ueberschüsse vom Reich vereinnahmt sind, an die Regierung wegen ihrer angeblichen Ansprüche herantreten. Um dies zu vermeiden und den endgültigen Abbau der Kriegswirtschaft zu er vesslichen erscheint es nötig, eine Ausschlußfrist zu setzen, nach deren Ablauf alle Forderungen gegen IB erlöschen.

Eine weitere Schwierigkeit bildet die Erhebung und Veranlagung von Steuern gegenüber den Kriegsgesellschaften, die bei den Gefel⸗ schaften sehr umfangreiche Arbeiten erforderlich machen; namentlich in den letzten Monaten sind diese Arbeiten so angewachsen, daß unbedingt etwas geschehen muß, um die Gesellschaften von diesen Arbeiten i befreien. Andernfalls besteht die Gefahr, daß eine große Annel von Kriegsgesellschaften nur deshalb noch längere Zeit he⸗ stehen bleibt und sogar noch neues Personal einstellt, um de Steuerangelegenheiten zum Abschluß zu bringen. Um dies zu verhindern und die Kriegsgesellschaften endlich verschwinden iu lassen, ist es erforderlich, ihnen in weitestgehendem Maße Steder⸗ freiheit zu gewähren. Dies erscheint um so unbedenklicher, als 4 sich 65 nicht um eigentliche Erwerbsgesellschaften handelt, die Kri⸗

esellschaften vielmehr HBemne nmeßtg arbeiten und ihre Uedentie senngsgfncs an die Allgemeinheit (Reich oder Land) abführen. Ä würde die Heranziehung der Gesellschaften zu Gemeindesteuern iu einer Bevorzugung der wenigen zentralen Gemeinden führen, in denn die Errichtung seinerzeit erfolgen mußte und die hierdurch wirtschet⸗ lich sehr erhebliche Vorteile hatten.

Allerdings erscheint es notwendig, die Sh ec scharf n umgrenzen, um einen Mißbrauch zu vermeiden. Infolgedessen st de Befreiung nur auf alle diejenigen Kriegsgesellschaften ausgedein welche bis spätestens drei Monate nach dem Inkrafttreten diees Gesetzes in Liquidation getreten oder sonst aufgelösft sind. Ale k Kriegsgesellschaften, welche nach diesem Zeitpunkt noch ni⸗t‚ Liquidation getreten oder sonst aufgelöst sind, haben keinen Anspf auf Steuerfreiheit. Diese Bestimmung bildet zugleich einen Anric für eine beschleunigte Auflösung. 1“

Die Gewährung der Steuerfreiheit muß rückwirkende Am erhalten, da gerade die der Steuerfragen für die zuri liegende Zeit, insbesondere für die Kriegsjahre, die Abwickiun der Kriegsgesellschaften ganz außerordentlich verzögert und „. schwert; andererseits muß vermieden werden, beß die Gese schaften nunmehr auf Grund der Steuerbefreiung dise Gesetzes bereits gezahlte Steuern zurückfordern, denn an diese Rückforderungsarbeiten würden die Abwicklung lie aufhalten. Nur für die in den letzten Monaten gezg 1 Steuern ist es notwendig, ein derartiges Rüdforderungarech 6

avon, 18 Regierung dieses gesc vorbereite, mit allen Mitteln die von 19 vielfach wesentlich zu hoch veranlagten Steuerbeträge eingetrieben 5 Infolgedessen ist in § 12 Abs. 4 bestimmt, daß eine Erstattum m Steuern auf Grund der Vorschriften dieses Gesetzes nur dech ö soweit die Zahlung nach dem 31. Dezember! olgt ist. Nicht ausgedehnt ist die Steuerbefreiung auf Veranlagusn welche bereits unanfechtbar geworden sind, da es unbilig afcha auch derartige Ansprüche aufzugeben. Hinsichtlich unanfecht ann i anlagungen ist daher ein vsruch auf Erstattung bereits Regüivi Steuern schlechthin ausgeschlossen und die Kriegsgesellschaften udg die Teilhaber von Kriegsgefellschaften sind auch nach Inkrafttrekeneie Gesetzes zur Zahlung der rechtskräftig veranlagten Steuern bernsiheg Zwe ncfh erschien es ferner, die Steuerbefreiung nur auf un Personalsteuern zu beschränken, da eine Befreiung von indirekt sm Realsteuern zu weitgehenden steuertechnischen Schwierigkeiten 1

würde. Hie Gesellshafter von Kreegsgeselschaften, snd, von Fwnau verbänden zum Teil wegen der Be winne besteuert wo 1 fengr die Gesellschaft erzielt hat, die aber nicht den Geselsdeggab⸗ elbst, sondern dem Re 18 1 Die Gesellschafter haben . vom Reich verlangt, d fes die Stenern zahle. Daher

der Direktion

ug der Beträge veranlagt werden können, welche ihnen für die

iigee Beheiguns entfallenden Gewinnanteile von der Gesellschaft

atsächli zugeführt worden sind. 8 Endlich cat sich bei verschiedenen Gesellschaften ergeben, daß ihre Auflösung beschleunigt durchgeführt werden kann, wenn eine andere Fvelle noch die Erledigung einiger rückständiger Arbeiten, insbesondere die Durchführung laufender Prozesse, übernimmt. Aus diesem Grunde stt bei der Reichs⸗Kredit⸗ und Kontroll⸗Stelle, G. m. b. H., eine guidations⸗Abteilung eingerichtet, die mit einem sehr geringen per⸗ smmellen Aufwand derartige Abwicklungsarbeiten zu Ende führt. Es erscheint zweckmäßig, gesetzlich festzulegen, daß die Uebertragung des Fermögens von Kriegsge ellschaften auf das Reich und die Durch⸗ ütrung der Abwicklung durch die Reichs⸗Kredit⸗ und Kontroll⸗Stelle, m. b. H., bewirkt werden kann, insbesondere zur endgültigen Hurchführung von Prozessen⸗ z har erwartet werden, daß mit Hilfe der Verordnung in

fürzester Zeit die Kriegsgesellschaften aufgelöst und ihre Geschäfte wftlos abgewickelt sein werden.

11

Der Ausschuß für Beamtenangelegenheiten im preußischen Landtage setzte die Beratung über das neue Drtsklassenverzeichnis fort. Ein Regierungsvertreter er⸗ Nlärte, daß die Reichsregierung in allernächster Zeit in Verhandlungen über die einzelnen Landesteile unter Hinzuziehung von Vertretern der Regierung aus den Provinzen und der Provinzialorganisation der

mtengewerkschaften eintreten werde. Am 20. Juni werde mit den Verhandlungen über Rheinland⸗Westfalen begonnen. Die Verhand⸗ lungen würden sehr erschwert durch die Zersplitterung der Beamten⸗ da und das Fehlen einer einheitlichen geschlossenen Organisation. Ein Antrag der Demokraten und des Zentrums, eine Seee des füͤheren preußischen Finanzministers Lüdemann zurückzunehmen, durch die den untersagt worden ist, Eingaben über das Ortsklassenverzeichnis weiterzuleiten, wurde zurückgezogen, nachdem der Regierungsvertreter die Zurücknahme der Verfügung in Aussicht sestelt hatte. Der Vertreter des Statistischen Landesamts erklärte in bezug auf eine Verfügung betreffs der Teuerungsstatistik, daß zur nterschrft der Nachweisung über die Statistik aus den einzelnen endesteilen nur deshalb die Vertreter der gewerblichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer hinzugezogen werden sollen, weil die Teuerungs⸗ statistik eine Unterlage für Tarifverhandlungen bieten soll. Im Aus⸗ shuß wurde von verschiedenen Rednern darauf hingewiesen, daß die Feuerungsstatistik auch eine wesentliche Grundlage für die Orts⸗ laseemellung darftelle und daß man in bezug auf ihr Zustande⸗ kommen keine Bevorzugung, aber eine vollständig gleichmäßige Be⸗ vertung der Beamtenschaft gegenüber den gewerblichen Arbeitnehmern fordern müsse.

Statistik und Volkswirtschaft.

Arbeitsstreitigkeiten.

Eine am Montag auf den Gütern der Stadt Berlin vorgenommene Urabstimmung hat hiesigen Blättern zufolge eine starke Mehrheit der städtischen Gutsarbeiter für einen Ausstand ergeben. Von der etwa 4000 Mann staren Belegschaft der städtischen Gutsbetriebe haben 3534 füär und nur 119 gegen die Arbeitsniederlegung gestimmt. Mit diesem Ergebnis sollte, falls nicht noch in letzter Stunde ein Ausgleich zustande käme, der Ausstand heute früh in Kraft treten. Er betrifft 18 städtische Güter ebensowie auch die Verwaltungsbetriebe. rieselung der Rieselfelder, Viehfütterung, Futterzufuhr, Milchabfuhr und Bewachung sollen bis auf weiteres ausgeführt werden. Wie nun die „Berl. Börsen⸗Ztg.“ erfährt, hat die Lage in letzter Stunde noch insofern eine Aenderung erfahren, als seitens der Organisationen der Arbeitnehmer die finanziellen Forderungen ermäßigt worden sind und dafür eine Art Mitbestimmungsrecht der Arbeiter in der städtischen Güterverwaltung gefordert wird. Die Herabsetzung der ursprünglichen Lohnsorderungen hat den Magistrat nunmehr veranlaßt, neue Verhandlungen mit den Vertretern der Organisationen einzuleiten.

In München kam es, einer von „W. T. B.“ übermittelten Meldung dortiger Blätter zufolge, gestern, Dienstag, Bayerischen Motoren⸗Werken wischen Arbeits⸗ willigen und sozialistischen Arbeitern zu Zu⸗ sammenstößen, wobei ein jüngerer Arbeiter unter dem Zwang des Terrors die Kündigung einreichen mußte. Auf die Drohung mit Gesamtaussperrung zog der Betriebsrat die Forderung auf Entlassung des Arbeitswilligen zurück, forderte jedoch die Belegschaft auf, diesem Arbeiter weiteres Ürbeiten unmöglich zu machen. Der Christliche Metall⸗ arbeiterverband wird gegen das Verhalten des Betriebsrats weitere Maßnahmen treffen.

Wie dem „W. T. B.“ aus Haida gemeldet wird, haben die

b peifen Glasfabriken in der Tschecho⸗Slowakei ihren

Urbeitern mit der Begründung gekündigt, daß sie wegen weiterer Verschlechterung der Geschästslage zur Einstellung ihrer Betriebe gezwungen seien.

Einer von „W⸗ T. B.“ übermittelten Nachricht der „Times“ aus kondon zufolge besteht die Absicht, dg⸗ die heute stattfindende Ab⸗ stimmung unter den Bergarbeitern die Beilegung des Ausstands in der Kohlenindustrie herbeizu⸗ fähren. Wie „W. T. B.“ ferner erfährt, sind die Verhand⸗ jungen zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern in der Netallindustrie bezüglich der Herabsetzung des Lohnes abgebrochen worden. Die Lohnverminderungen sollen nach An⸗

ndigung der Arbeitgeber morgen, Donnerstag, in Kraft treten. An sem Tage erwartet man, daß die Arbeiter in ganz England in den Uusstand treten werden. Falls es dazu fommt, wird es in der Netallindustrie mehr als 1 ½ Millionen Feiernde geben.

8 Kunst und Wissenschaft.

In der Junisitzung der „Gesellschaft für Erdkunde⸗

Waibel Natur⸗ und en Afrika. Mit Hilfe örer vom Urwald am

atwatf der Afrikaforscher Dr. Leo

Lebensbilder aus dem tropis 5 Lichtbildern führte er die 1 bh . zur Wüste. Der Vortragende gestaltete seine Darstellung tach dem Gesichtspunkte, daß er von der Regenmenge ausging, die

' das einzelne afrikanische Gebiet aufweist und von der sein gesamter

Charakter beeinflußt wird. Am Aequator liegen die regenreichsten ebiete, nach Süden hin nehmen die jährlichen Regenmengen ab und ändern sich demgemäß alle organischen Verhältnisse;

labe mm. Regen treffen wir am Aequator, und in Kamerun

r. wir -] 1000 bis 1200 mm Regen. Bei sehr ber Wärme und sehr geringen Temperaturschwankungen

18 es dort keinen Wechsel der Jahreszeiten und das

Urgeönis dieser Verhältnisse ist die ungemein üppige Flora, der

büchse „der bei Sierra Leone beginnt und im Kongostaat seine ochste Entfaltung aufweist; er nimmt einen Raum ein von etwa

Süd Kilometer Länge und 10,000 Kilometer Breite. Weiter im

v des Kontinents nehmen die Regenmengen ab und damit tritt

85 Aenderung des Klimas ein. So entstehen die Grasflächen

18 Südwestafrika mit seinen trockenen Wintern. Die. Trockenheit

mt nach Süden hin mehr zu. In den Savannen haben wir

bne noch drei Monate hindurch Regen, wenngleich dessen Mengen b5 höher als 300 mm steigen. Dornbäume, Akazien sind das Er⸗ wevnis der schwankenden Regenmengen im Süden, ähnlich wie auch

1 d8 Somaliküste, und das Wästengebiet der Nama hat sein egenbidd im Norden Afrikas an der Sahara.é Der

t 8 wie er uns in Kamerun sich bietet, baut sich z, Stockwerken auf; über reichem, fast undurchdringlichem Unterholz Neben sich die Baummiesen, die eine Höhe bis en 20 m er⸗

kostet,

Die Notstandsarbeiten, wie Be⸗

treten wir das Wüstengeb

in den

1800 bis

reichen, aber noch von Bäumen überragt werden, die bis 60 m Höhe erreichen. Schlingpflanzen von riesiger Ausdehnung bedecken den Waldboden, Lianen und Epiphyten sind zahlreich. Die Luftwurzeln hemmen jedes Vorwärtsschreiten. Alles strebt dem Lichte noch oben zu. Wie die Schmarotzerpflanzen auf die Wäldbäume hinauf⸗ klettern, so hat sich auch die höhere Tierwelt oben in den Baumkronen angesiedelt. Schimpansen und Papageien leben dort, während die Antilope am Boden leben muß und deshalb nur schwach sich entwickelt. Wir treffen hier noch auf alte Tier⸗ formen wie das Okapi und die Zwergantilope. Der unent⸗ wickelten Fauna entsprechen die dort lebenden Menschen, die Zwergrassen (Pygmäen) in Kamerun. Sie stehen sozial auf tiefer Stufe, haben keine Häuser, keinen Besitz, leben von Baumfrüchten und jagen den Elephanten mit vergifteten Pfeilen; selbst die im Walde lebenden Bantu haben nur kleine Dorfeinheiten. Stamm gegen Stamm stehen sie auf dem Kriegsfuß gegen einander. Der Wald hindert einen freien Hausbau. Der Kautschuk gab der Kameruner Kolonie ihre Bedeutung; freilich konnten ihre soimhgen Naturschätze, vor allem das Holz aus dem Urwalde, nicht genutzt werden, weil alle vedhe cce de fehlte. Ein zweiter Vege⸗ tationstypus im tropischen Afrika ist die Grasfläche im Innern des Hochlands von Kamerun. Hohes Gras neben verkrüppelten Ge⸗ wächsen ist für sie charakteristisch. Obwohl der Boden rasch austrocknet, ist doch noch dem Menschen dort Lebensmöglichkeit geboten. Er baut sein Getreide dort, die Negerhirse, die getrocknet und auf⸗ bewahrt wird. Demgemäß ist dort im Grasland der Kulturzustand ein ganz anderer als im Urwald. Hier haben wir die sorgfältig aus Rafiapalmen errichteten Rundhäuser mit dem Kegeldach. Ohne Nägel werden diese Wohnungen hergestellt, Bast dient dazu, die Ver⸗ bindungen herzustellen. Es gibt ausgedehnte Siedlungen, staatliche Verbände und mächtige Häuptlinge, auch wird bisweilen in diesem Grasland noch der Büffel gejagt. In Banu haben wir einen riesigen Palastbau mit Impluvien und einer Säulenhalle, an der das auf griechischen oder römischen Einfluß deutende Eidechsenmotiv als Schmuck verwandt ist. Die Haussa kamen hierher als Kaufleute, sie haben die Pferde, in dies Gebiet gebracht, wo eine Viehzucht wegen des Vorkommens der Tsetsefliege nicht möglich ist, und demgemäß der Ackerbau die einzige Nahrungsmöglichkeit bietet. Zudem kommt dort die Baumwolle wild vor, und die deutsche Verwaltung hatte schon mit deren rationellem Anbau begonnen. Südlich des Grasflächengebiets sinkt die Kultur des Eingeborenen, er wird wieder zum Nomaden und Viehzüchter; nur der weiße Mann, nicht mehr der Neger, vermag in Südwestafrika als Kultivator zu existeren, denn da dort nicht das ganze Jahr hindurch Wasser zur Verfügung steht nur vom Dezember bis zum März regnet es in diesem Gebiet —, so Fhüs daselbst die künstliche Bewässerung zur Anwendung kommen. Auf dem gelben, dürren Steppenboden entstehen nicht selten Gras⸗ brände. Ehemals war das Gebiet wildreich. Antilopen und Zebras wurden gejagt; heut hat dieser Wildreichtum starke Einbuße erfahren. Aber die Weißen haben daselbst mit Hilfe künstlicher Be⸗ wässerung Viehzucht und Ackerbau geschaffen. Es gibt Farmen von 3000 bis 5000 ha Größe, so in Grootfontein, mit etwa 500 Rindern. Das Erbohren des Wassers ist eine schwierige Arbeit; zuerst muß es gefunden werden, wobei die „Wünschelrute“ eine Rolle spielt; dann erfolgt die Anlegung des Bohrlochs. Bisweilen hat die Wassererbohrung auf einer Farm bis 40 000 ge⸗

während die Farm selbst nur die Hälfte des preises wert war. Die einzelnen Farmen mit ihren Blockhäusern, ihren Gärten, in denen Apfelsinen gut gedeihen, liegen weit aus⸗ einander; auch Maisfelder hat man angelegt; die Missionen mit etwa 200 bis 300 Weißen und dazu den seeien Arbeitern bilden die Verwaltungsmittelpunkte des Gebiets. Ochsenkarren und Ochsen⸗ wagen, bisweilen von 10 bis 20 Tieren gezogen, stellen das wichtigste Verkehrsmittel des Gebiets dar. In der Karroo, wo kein Gras vor⸗ handen ist und nur Sträucher vorkommen, haben wir dann die Schafzucht. Auf einer Farm von 10 000 ha Größe gibt es oft 4000 bis 5000 Schafe. Wenden wir uns nun dem Meere zu, so wird der Pflanzenwuchs immer spärlicher, je weiter wir nach Westen kommen. Aloes und Euphorbien kommen vor, dann be⸗ iet. Hier unterscheiden wir die Sandwüsten, die Kieswüsten mit ihren Schottern und die Felswüsten. Der Swakopfluß und der Oranjefluß sind in diese Wüsten eingesunken und unterhalb ihrer Bette liegt das Grund⸗ wasser. Seit 1908 hat indessen in Südwest der Abbau der Diamanten eingesetzt. Der Kiesboden wird im Tagebau bearbeitet, er wird erst gesiebt, dann geschlämmt, endlich werden mit Hilfe des Magnets auch die kleinsten Diamanten herausgezogen. Etwa 200 Weiße und 2000 Schwarze waren in diesem Betriebe seit 1909 beschäftigt, dessen Erzeugungswert 1913 etwa auf 3 bis 4 Millionen Mark gestiegen war. Im Süden von Südwestafrika haben wir eine zu bizarren Formen zerklüftete Steilküste. Der Vortragende ist erst 1919 aus Deutsch⸗Südwestafrika zurückgekehrt, wo⸗ selbst die kulturelle Entwicklung durch deutsche Arbeit geschehen ist. Er schloß mit dem Hinweise darauf, daß der koloniale Gedanke lebendig zu erhalten sei, schon um der Jugend willen, die ein Recht darauf habe, das einst wiederzuerlangen, worin der Väter Fleiß steckt; so nur werden wir das Unglück des Verlustes würdig ertragen.

Geheimrat Penck betonte, wie auch auf der Tagung der deutschen Geographen in Leipzig darauf hingewiesen sei, die Bestrebungen nach geographischer Bildung im deutschen Volke, die gegenwärtig sehr lebhaft sich kundtun, zu fördern. Er hob hervor, wie der geographische Unterricht an der „Wander⸗ bewegung“ unserer Jugend, die ja „praktische Geographie“ bedeute, fruchtbare Anknüpfung nehmen könne, und gab Anregungen zur Ver⸗ besserung des geographischen Unterrichts an unseren Mittelschulen.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

neber eine Sonderausstellung des Vereins deutscher Korbweidenzüchter auf der Leipziger landwirtschaftlichen Wanderausstellung vom 16. bis 21. Juni berichtet die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft: Der Verein erscheint mit einer Ausstellung, die als erster Ver⸗ such als außerordentlich gelungen angesehen werden kann. Er hat es sich zur Aufgabe gestellt, schon bei der nächstjährigen Ausstellung in Nürnberg in weitaus größerem Umfange auf⸗ zutreten. Auf der Auͤsstellung finden sich rohe und geschälte Weidenruten und Weidenstöcke, Gebrauchskörbe aus grünen Weidenruten, Möbel und feinere Korbwaren ausweißen Weiden, Reifen aus geschälten und ungeschälten Weidenstöcken sowie Fabrikate aus Weidenrinde. Die beim Schälen abfallende Rinde wurde in den Kriegsjabren auf Gerbsäure und zu Faserstoffen verarbeitet. Die ausgestellten Läufer⸗ tof je sind aus reiner Weidenrinde hergestellt und stehen den Kokosfaserläufern durchaus nicht nach, übertreffen sie vielmehr an altbarkeit und Weichheit. Es liegt im allgemeinen volkswirtschaft⸗ schen Interesse, dafür zu sorgen, daß alle in Deutschland anfallende Weidenrinde restlos verwendet wird. Die Gerbsäure läßt sich der Weiden⸗ rinde entziehen, ohne die Faser zu schädigen, die wiederum gegenüber den Auslandsrohstoffen unbedingt den Vorzug verdient. Die in Modellen ausgestellten Koch⸗ und Dämpfanlagen verfolgen den Zweck, durch kurzes Dämpfen die Weiden schälreif zu machen. Hierdurch wird er⸗ möglicht, die Schälarbeit in die Wintermonate zu verlegen und eine bessere Arbeitsverteilung herbeizuführen. Der Anbau der Korbweiden verdient, auf alle Weise gefördert zu werden, da die Weide noch auf Böden und in Lagen gedeiht, die für andere Vetx earten wenig wertvoll sind. Augh auf neu aufgeschlossenen rohen ¼ en wächst sie vorzüglich und bereitet dort das Gelände für andere utzpflanzen sehr gut vor. Es kommt hinzu, daß die Hee bei der Weiden⸗ kultur in die Wintermonate fällt. Neben der Verwertung für das Inland werden die Erzeugnisse des Korbweidenbaues auch wieder für die Ausfuhr in Frage kommen und so dazu beitragen, unsere drücken⸗ den Auslandsverpflichtungen zu decken.

gestrigen

e2 eed& έeσνσισeρ‿σπσρeέσ‿eσλσσx. vnesedevnpgs veggeed.genena-greseesüeene

1 2*

Verkehrswesen.

Briefbeförderung nach Nordamerika, il: und den La Platastaaten. Brasilien

1. Die für den 15. Juni vorgesehene Fahrt des Dampfer „Lewis Luckenbach“ von Hamburg nach New York fällt aus. 4 „Walter A. F fährt am 13. Juni anstatt am 10. Juni —, Dampfer „K. J. Luckenbach' am 28. Juni von Heneheg nach New York. Beide Dampfer werden zur unbeschränkten Briefpost⸗ beförderung benutzt. Postschluß in Hamburg I am 17. und 27. Juni, 12 Uhr Mittags, für Einschreibbriefe, 10 Uhr Abends für andere Sendungen, in Köln⸗Deutz (B.⸗P.⸗A. 10) an denselben Tagen um 8 Uhr Morgens für alle Sendungen.

2. Nach Rio de Janeiro, Montevideo und Buenos Aires fährt von Liverpool am 14. Juni Dampfer „Darro“ an Stelle des für den 17. Juni vorgesehenen Royal Mail Dampfers. Postschluß in Hamburg 1 am 11. Juni um 12 Uhr Mittags für Einschreibbriefe, um 10 Uhr Abends für andere Sendungen, in Köln⸗Deutz (B.⸗P.⸗A. 10) am 12. Juni um 1 Uhr Mittags für Einschreibbriefe, um 7 Uhr Abends für andere Sendungen.

3. Der deutsche Dampfer Tirpitz“, der am 15. Juni von Hamburg nach Pernambuco, Bahia, Rio de Janeiro, Santos, Montevideo und Buenos Aires fährt, erhält unbeschränkte Briefpost.

ostschluß in Hamburg 1 am 14. Juni 12 Uhr Mittags für Ein⸗ chreibbriefe, um 10 Uhr Abends für andere Sendungen, in Köln⸗ Deutz (B.⸗P.⸗A. 10) am gleichen Tage um 8 Uhr Morgens für alle Sendungen. 8

4. Die Abfahrt des italienischen Dampfers „Indiana“ von Genua nach Rio de Janeiro ist vom 9. auf den 16. Juni, die Ab⸗ fahrt des Dampfers „Re Vittorio“ derselben Linie vom 23. auf den 30. Juni verschoben worden. Postschluß für den Dampfer „Indiana“ in Hamburg 1 am 12. Juni, 12 Uhr Mittags, für Einschreibbriefe, 10 Uhr Abends für andere Sendungen, in Köln⸗Deutz (B.⸗P.⸗A. 10) am 13. Juni, 12 Uhr Mittags, für Einschreibbriefe, in Frankfurt (Main) 9 am 13. Juni, 8 Uhr Abends, für Einschreibbriefe, 12 Uhr Nachts für andere Sendungen, für den Dampfer „Vittorio“ in Hamburg 1 (nur Sendungen mit Leitvermerk) am 26. Juni, 12 Uhr e. für Einschreibbriefe, 10 Uhr Abends für andere Sendungen, in Köln⸗Deutz Ge.-Pen. 10) am 27. Juni, 12 Uhr Mittags, für Einschreibbriefe, in Frankfurt 871. 9 am 27. Juni, 8 Uhr Abends, für Einschreibbriefe, 12 Uhr Nachts für andere Sendungen.

Die Leitübersicht für Briefsendungen nach außexeuropäischen Ländern wird künftig (erstmalig die Ausgabe für Juli) nicht mehr als Beilage zum Post⸗Nachrichtenblatt, sondern als selbständiges Druckwerk erscheinen und durch das Post⸗ zeitungsamt versandt werden. Privatbezieher können sie zum Bezugs⸗ preise von 3 für das Halbjahr bei den Postanstalten bestellen.

Belgien hat den Postanweisungsverkehr in der Richtung nach Deutschland wieder aufgenommen. Vom 15. Juni an sind auch Postaufträge und Postnachnahmen auf ein⸗ geschriebenen Briefsendungen sowie auf Briefen und Kästchen mit Wertangabe nach und aus Belgien wieder zugelassen.

Nr. 26 des Zentralblatts für das Deutsche Reich, herausgegeben im Reichsministerium des Innern am 10. Juni 1921, hat folgenden Inhalt: 1. Konsulatwesen: Ernennung; Exequatur⸗ erteilungen. 2. Marine und Schiffahrt: Preis des Seefahrtsbuchs. 3. Steuer⸗ und Zollwesen: Aenderung des Verzeichnisses der An⸗ nahmestellen für auf das Reichsnotopfer an Zahlungs Statt hin⸗ zugebende Schuldverschreibungen usw.; Zuschlag zum Branntwein⸗ grundpreis für den im Monat Mai und Juni 1921 hergestellten Branntwein aus neuer Melasse; Inkrafttreten der Aenderungen des Warenverzeichnisses zum Zolltarife. 4. Polizeiwesen: Ausweisung⸗von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Theater und Musik.

Schloßparktheater (Steglitz).

„Der Rangierbahnhof“, das neueste Stück des Rhein⸗ länders Hans Müller⸗Schlösser, des Verfassers der einst im Deutschen Künstlertheater mit starkem Erfolg aufgeführten Komödie „Schneider Wibbel“, bereitete den kritischen Besuchern der Aufführung im Schloßparktheater eine Enttäuschung. Wenn es nur Müller⸗Schlössers Absicht war, mit dieser „Schieber⸗ komödie“ einer der unerfreulichsten Erscheinungen unserer Zeit um jeden Preis einige komische Seiten abzugewinnen, so hat er sie freilich erreicht. Er schrieb einen mittelmäßigen Schwank, wurde aber der Satire, die man in einer Komödie fordern muß, nicht gerecht. Der einzig biedere Beamte des sich mit Warenwagen⸗ schieberei befassenden Personals eines Rangierbahnhofs wird mit Widerstreben dazu veranlaßt, den andern zu helfen. Durch die Ver⸗ worrenheit seiner Anordnungen wird schließlich der Salonwagen des Eisenbahnministers anstatt eines Warenwagens auf ein totes Gleis geschoben mit dem überraschenden Erfolg, daß der konfuse Beamte von dem inspizierenden Minister vor dem versammelten Bahnhofspersonal für seine Tüchtigkeit und Umsicht belobt wird. Das ist denn doch zu läppisch, um, wie es im Programmheft des Theaters geschieht, die Berufung auf Goethes Ausspruch über das Absurde, das uns „fesselt und entzückt“, gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Es erübrigt sich, auf den Inhalt des Stückes näher einzugehen. Bei der Aufführung hat die Spielleitung (Paul Henckels), besonders bei der Veranschau⸗ lichung des Treibens auf dem Rangierbahnhof, im ganzen bessere Arbeit geleistet als die Darstellung im Einzelnen. Dennoch vermochten die Vertreter der verschiedenen Beamtentypen, die Herren Keßler, Forsch, Klix, Fritz Henckels, Drescher u. a. einigermaßen zu be⸗ friedigen. Von den nur in Episodenrollen mitwirkenden Damen sind Gertrud Loewe und Marianne Wentzel mit Anerkennung zu nennen.

8

Im Opernhause wird morgen, Donnerstag, ‚Der Barbier von Sevilla“, mit den Damen Hansa, von Scheele⸗Müller und den Herren Noe, Ziegler, Helgers, Stock, Krasa, Lücke besetzt. Musi⸗ kalischer Leiter: Otto Urack. Anfang 7 ½ Uhr.

Im Schauspielhause gehen morgen „Stroh’ und „Die Fliege“ in bekannter Besetzung in Szene. Anfang 7 Uhr.

Als letzte Neueinstudierung im Neuen Volkstheater in dieser Spielzeit geht am Sonnabend, den 18. Juni, „Die Lokalbahn“ 8 Ludwig Thoma unter der Spielleitung von Friedrich Lobe in Szene. 8 1

Mannigfaltiges.

Am 18. und 19. Juni veranstaltet die Deutsche Turner⸗ schaft (Kreis IIIb) im Deutschen Stadion im Grunewald ein Brandenburgisches Turnsportfest, zu dem sich hervorragende Teilnehmer gemeldet haben. Der leichtathletische Teil, der gleichzeitig als Ausscheidung zu den Wettkämpfen der Deutschen Turnerschaft in Nürnberg gilt, hat im Zehnkampf der Männer, zu dem 23 Bewerber sich gemeldet haben, seinen Gipfelpunkt. Gut besetzt sind namentlich die Wurf⸗, Sprung⸗ und Lauf⸗ wettbewerbe. Gleichzeitig werden auch Schwimmwettkämpfe aus⸗ getragen. Besondere Aufmerksamkeit erwecken, ferner die Spiele um die Meisterschaft der Deutschen Turnerschaft im Schlag⸗ ball, Handball, Faustball, Barlauf und Trommelball. Diese führen die Meister der Turnkreise Ostpreußen, Pommern, Schlesien, as der Provinz und dem Volksstaat Sachsen mit den brandenburgischen zusammen. Die Spiele beginnen am nächsten Sonnabend, Rach⸗ mittags Uhr, im Stadion, die Handballspiele um 6 Uhr in Spandau⸗Stadtpark, der Zehnkampf beginnt am Sonnabend⸗ nachmittag um 3 Uhr im Stapion, die Vorkämpfe für die leicht⸗