1921 / 165 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 18 Jul 1921 18:00:01 GMT) scan diff

Theater und Musik.

Theater in der Königgrätzer Straße.

Das diesmalige Berliner Gastspiel der Exl⸗Bühne brachte in vergangener Woche als erste Aufführung ein Werk von

Anzengruber: „Die Kreuzelschreiber“. Man weiß hier

von früher her, daß die Le dieser Tiroler Künstler eine Vollkommenheit bedeuten, und so spielte sich der von dem Dichter halb humorvoll, halb ernst behandelte dörfliche Ehe⸗ krieg auch diesmal mit einer Naturtreue ab, die das Theater fast ganz vergessen ließ. Im Vordergrund standen in den Rollen des jungen Ehepaars Ferdinand und Anna Exl und, ihnen ebenbürtig, Eduord Köck als Steinklopferhannes, der als gescheiter und ur⸗ wüchsiger Dorfphilosoph die erregten Geister zu beschwichtigen weiß. Die rührende Gestalt des greisen Brettinger verkörperte Ludwig Auer in überzeugendster Weise. Die Wirtshausszene war, wie bei allen Aufführungen der „Kreuzelschreiber“, der Hehepeaft auch der Exlschen Darstellung des Stücks, nur hat man die Rauferei, mit der sie endet, in Berlin noch nie so beängstigend echt gesehen wie diesmal. Weiteren Darbietungen Anzengruberschen Stücke darf man mit gespannter Er⸗ wartung entgegensehen. p.

Der „Berliner Tonkünstler⸗Verein“ (E. V.) bringt auch im kommenden Winter wieder neue Werke zur Aufführung und ladet die deutschen Tonsetzer zur Einreichung von Kammermusikwerken ein, die vom 15. bis 31. August eingeschrieben an den Vorsitzenden, Kapellmeister Arnold Ebel, Friedenau, Traegerstraße 2, einzusenden sind. Die Auswahl der Werke trifft eine Jury, der Leo Blech, Dr. Paul Ertel, Hugo Kaun, Wilhelm Klatte, Friedr. E. Koch, E. N. von Reznicek, Georg Schumann und Heinz Tiessen angehören.

6 Mannigfaltiges.

Die Gesellschaft für Volksbildung, Berlin NW. 52, Lüneburger Straße 21, wird im kommenden Winter ihre Groß⸗ berliner Vortragstätigkeit wieder im gleichen Umfange wie vor dem Kriege aufnehmen. Die Vortragsfolge für das Vierteliahr von Oktober bis Dezember soll demnächst versandt werden. Teilnehmer gebeten, ihre Wohnung recht bald bei der Geschäftsstelle anzugeben.

In der Treptower Sternwarte wird der Naturfilm aus der Gletscherwelt der Schweizer Alpenriesen „Wunder des Schnee⸗ schuhs“ am Mittwoch, dem 20. Juli, und am Sonnabend, dem 23. Juli, Abends 8 Uhr, vorgeführt. Außerdem finden noch folgende Vorträge statt: Dienstag, 19. Juli, Abends 7 Uhr: „Bewohnbarkeit der Welten“ (Lichtbildervortrag), Sonnabend, 23. Juli, Nachmittags 5 Uhr: „An den Ufern des Rheins“ (Filme). Mit dem großen Fernrohr werden bei klarem Wetter von 2 bis 7 Uhr die Sonne, von 7 bis 11 Uhr die Fixsterne, Furifer und Sternenhaufen beobachtet. Führungen durch das astronomische Museum finden täglich von 2 Uhr Nachmittags bis 8 Uhr Abends statt.

Königswinter, 18. Juli. (W. T. B.) Die vereinigten Verbände heimattreuer Oberschlesier aus einem großen Teile der Rheinprovinz waren gestern zu einer großen Kundgebung in Königswinter versammelt. Nachdem der große Festzug auf dem Drachenfels angekommen war, hielt nach der Be⸗ grüßungsansprache, die in ein Hoch auf den oberschlesischen Selbstschutz ausklang, ein aus Oberschlesien ausgewiesener Hauptlehrer eine längere Rede, in der er die Zustände in Oberschlesten in ergreifender Weise schil⸗ derte. Hierauf wurde einstimmig folgende En ksch ließung ange⸗ nommen: „Die heute zu Tausenden auf dem Drachenfels versammelten Frauen und Männer erheben flammenden Protest gegen die unerhörte Vergewaltigung unserer ober⸗ schlesischen Brüder und Schwestern durch die Polen und gegen die der Polen durch die französischen Besatzungstruppen. Sie verlangen, daß die Interalliierte Kommission Oberschlesien von den Polenbanden säubert, die Aufrührer ertwaffnet und die Schuldigen streng bestraft. Sie verlangen ferner, daß Oberschlesien, da es sich mit überwältigender Mehrheit für Deutschland bekannt hat, uungeteilt dem Deutschen Reiche erhalten bleibt.“

Wien, 17. Juli. (W. T. B.) In der gestrigen Sitzung des in Wien tagenden Internationalen Frauenkongresses wurde eine Entschließung angenommen, in der es heißt: „Die Inter⸗ nationale Frauenliga für Frieden und Freiheit möge alles versuchen, die militärische Verwendung Eingeborenerfremder Länder zu machen. Seit der Annahme des Ultimatums und seiner ehrlichen Erfüllung seitens der deutschen Regierung setzen sich die Ententeregierungen durch Aufrecht⸗ erhaltung der Sanktionen ins Unrecht. Deshalb fordert der Kongreß von den Ententeregierungen sofortige Auf⸗ hebung der Saäanktionen. In einer weiteren Entschließung wird die Repision der Friedensverträge als notwendig bezeichnet, da die Verträge nur den Keim neuer Kriege in sich trügen. Zur Frage der Abrüstung wurde eine Ent⸗ schließung angenommen, worin die von Amerika vorgeschlagene Kon⸗ ferenz als ein Schritt vorwärts begrüßt wird. Internationalen Frauenliga wird empfohlen, die Sektionen aller auf der Konferenz vertretenen Länder aufzufordern, bei ihren Regierungen darauf zu dringen, daß auf der Konferenz für die allgemeine Abrüstung ge⸗ arweitet werde.

Handel und Gewerbe.

Der Ankauf von Gold für das Reich durch die Reichs⸗ bank und Post Fel laut Meldung des „W. T. B.“ in der Woche vom 18. bis 24. d. M. zu demselben Preise wie in der Vor⸗ woche, nämlich 320 für ein 20 ℳ⸗Stück, 160 für ein 10 ℳ: Stück. Für ein Kilogramm Feingold zahlt die Reichsbank 44 600 und für die ausländischen Goldmünzen entsprechende Preise.

Die Kaoko Land⸗ und, Minengesellschaft hat laut Meldung des „W. T. B.“ von ihrer Vertretung in Süd⸗ westafrika die Nachricht erhalten, daß die Eintragung der Ge⸗ sellschaft in das Register des südwestafrikanischen Protektorats als Forkign Company“ erfolgt ist. Dadurch sind die Schürf⸗ und

ewinnungsrechte der Gesellschaft in den vier Reservatblöcken gemäß der Proklamation des Administrators des südwestafrikanischen Pro⸗ tektorats vom 17. November 1920 bis zum 17. November 1922 sicher⸗ gestellt. Die Verwaltung wird jetzt alle Vorbereitungen treffen, um diese Rechte bis zu dem angegebenen Termin auszuüben. Eine weitere Nachricht ist eingetroffen, wonach die obengenannten Monopolrechte weitere Jahre verlängert sind, also bis zum 17. Novem 924.

Im großen Saale des Münchener Handelsvereins fand laut Meldung des „W. T. B.“ vorgestern die erste offizielle Münchener Produktenbörse statt. Der erste Vorsitzende des Vereins der Münchener Produktenbörse, Kommerzienrat ayer, begrüßte die zahlreich Erschienenen aus Stadt und Land mit herzlichen Worten, warnte unter Bezugnahme auf die Umstände, daß mit dem heutigen Tage die Freigabe der etreidewirt⸗ schaft ausschließlich des Umlageverfabrens Pelgt⸗ vor Ueber⸗ stuͤrzung und sprach die Hoffnung aus, daß die Börse preisregulierend wirken möchte. Hierauf drückte der Syndikus Dr. Schwartz die Hoff⸗ nung aus, daß durch den neu gegründeten Verein sowohl die Oeffent⸗ lichkeit als auch die Behörden wieder Vertrauen zur Landwirtschaft gewinnen möchten, und teilte mit, daß für alle Differenzen das Schieds⸗ gericht der Münchener Produktenbörse zuständig ist. Für die nunmehr regelmäßig erfolgende amtliche Preisfegeeung wurden Kommissionen epüct und zwar für Getreide, für Produkte, für Futtermittel und Heu.

Nach’ dem Bericht über die Verwaltung der Berufs⸗ Iee c v. der Molkerei⸗, Brennerei und Stärkeindustrie im Jahre 1920 ist die Zahl der an der Um⸗

16.

lage beteiligten Betriebe von 7729 im Jahre 1920 auf 7704 im Jahre 1921 gesunken, die der versicherten Personen von 44 010 auf 44 171 und die der Vollarbeiter von 40 971 auf 42 522 (ein Voll⸗ arbeiter gleich 300 Arbeitstage) gesetzt) gestiegen. Der Gesamtbetrag der anzurechnenden Löhne und Gehälter ist von 104 391 309 auf 243 416 180 gestiegen. Unter den an der Umlage im Jahre 1921 beteiligten Versicherten befanden sich 51 Be⸗ triebsunternehmer mit einem Jahresarbeitsverdienst von zu⸗ sammen 85 975 ℳ, im vorhergehenden Jahre 48 mit einem Jabresarbeitsverdienst von 68 397 ℳ. Ende 1920 waren 9489 Be⸗ triebe im Betriehsverzeichnis eingetragen, darunter: 6836 Molkereien und Käsereien, 1170 Brennereien und Preßhefefabriken, 74 Sprit⸗ fabriken, 890 Likörfabriken und Destillationen, 221 Essigfabriken, 129 Stärke⸗, Stärkezucker⸗ ꝛc. Fabriken, 126 Kartoffeltrocknereien, 43 Melassefutterfabriken, wobei Unternehmungen, die sich aus mehreren Betriebszweigen zusammensetzen, immer nur nach dem Fe ezählt 68. In diesen Zahlen sind noch die

etriebe aus den abgetretenen Gebieten mitenthalten 765), da die endgültige Regelung mit den in Betracht kommenden Staaten noch fehlt. An der Umlage haben diese Betriebe aber nicht mehr teilgenommen. Daß am Schlusse des Berichtsjahres außer den 765 Betrieben aus den abgetretenen Gebieten weitere 1020 Betriebe mehr im Verzeichnis standen, als an der Umlage 1921 beteiligt sind, hat seinen Grund hauptsächlich darin, daß viele Unternehmer durch den Krieg und seine Folgen gezwungen waren, ihre Betriebe ruhen zu lassen, und daß diese vorübergehend ruhenden Betriebe im Verzeichnis weitergeführt werden. Anfang 1921 waren 2214 (1920: 2660) Rentenempfänger an der Fürsorge beteiligt, darunter 1690 (2044) Verletzte, 352 (389) Witwen, 168 ( Kinder, 4 (7) Verwandte aufsteigender Linie. Von den 264 (1919 285) der im Jahre 1920 erstmalig eregelten Unfällen entfielen 1920 auf erwachsene Männliche 222 weibliche 40 (46), männliche Jugendliche 1 (15) weib⸗ liche 1 (2). Für Unfallentschädigungen waren aufzubringen 846 461 (665 061 ℳ). Davon Zuschuß zum Krankengeld 5847 (4563 ℳ), Krankenbehandlung 42 068 17 578 ℳ), Kur⸗ und Verpflegungs⸗ kosten 22 371 (15 796 ℳ), Sterbegeld 3483 (3653 ℳ), Ab⸗ findungen 57 376 (23 329 ℳ), ferner für Renten an Verletzte 533 088 (455 929 ℳ), Witwen 119 558 (86 063 ℳ), Kinder Getöteter 58 597 (53 776 ℳ), der Rest an Ehefrauen, Kinder, Verwandte aufsteigender Linie von Verletzten, die in Kranken⸗ häusern untergebracht sind.

—, Wollversteigerung am 14. Juli 1921 in Berlin. Die 10. diesjährige Wollversteigerung des Wollver⸗ wertungsverbandes deutscher Landwirtschaftskammern, abgehalten von der Deutschen Wollgesellschaft, war mit rund 3500 Ztr. Wolle beschickt und verlief in guter Stimmung zu sehr festen Preisen. Alles wurde verkauft. Man bezahlte:

je kg fabrik⸗

gewaschen ohne Spesen AAA⸗Tuchwollen. ungefäbr 1600 120 125 Beste ausgewachsene A/ AA⸗Wollen 200 1500 90 95 Gute A⸗Wolleen 1100 —- 1300 3

1000 1300 *

je Ztr. Schmutzwolle

L-reeeen11161“”“ 1613256 700 900 S*“ 500 700 D Beste helle Lammwolle (Stallamm) A/AA brachte 1500 bis 1800 ℳ, besonders gepflegte Partien bis zu 2000 und darüber, dagegen brachten eingestaubte und nicht Fenftegte Lammwollen 1100 b8 G g. das sind 75 80 für das Kilogramm fabrikgewaschen ohne Spesen. Die nächsten Wollversteigerungen finden in Halle a. S. am Donnerstag, dem 25. August 1921, und im Herbst in Berlin statt. Anmeldungen von Wolle für die Ver⸗ steigerungen werden nur an die Deutsche Wollgesellschaft, Berlin SW. 11, Anhaltstr. 7, erbeten.

—.—

Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts am 15. Juli 1921.

—.—

Ruhrrevier Oberschlesisches Revier Anzahl der Wagen

8

5 799

8 ö

Wochenbericht der Preisberichtstelle des Deutschen Landwirtschaftsrats vom 9. bis 15. Juli 1921.

Gegenwärtig ist Nordamerika wieder der Hauptversorger Europas und neben ihm kommen die anderen Lieferanten nur unerheblich in Betracht. Von den gesamten Weltverschiffungen der letzten Mehc⸗ von 1 835 000 Quarters Weizen und Weizenmehl hat Nordamerika allein 1,349 000 Quaters geliefert, während Argentinien nur 267 000, Australien 167 000 und sämtliche übrigen Exportgebiete zusammen nur 52 000 Quarters lieferten. An den Laplata⸗Häfen spielt jetzt der Maisversand die Hauptrolle, indem hiervon 545 000 Quarters nach Europa Frgeses ig; wurden. Aber auch der nordamerikanische Mais⸗ export ist auf 234 000, der Donau⸗Maisversand auf 121 000 Quarters Pstiegen, sodaß insgesamt die Woche Maisverschiffungen nach

uropa von 910 000 Quarters brachte, gegen 645 000 in der Vor⸗ woche und 205 000 Quarters gleichzeitig im Vorjahre. Es schwimmen gegenwärtig nach Europa an Mais 2 900 000 Quarters, davon zwei Drittel aus Südamerika, während gleichzeitig vor einem Jahre nur 1 765 000 Quarters unterwegs waren.

Getreidenotierungen in Mark für die Tonne, umge⸗ rechnet zu dem jeweiligen Wechselkurse; die Zahlen in Klammern geben in Mark das Steigen (+) bezw. Sinken (—) der Preise im Vergleich zur Vorwoche an:

Berlin, 14. Juli. Mais ohne Provenienzangabe bahn⸗ 892 29. August⸗September⸗Lieferung 134. Bezugsscheine 68 bis 90—07,9.

Chicago, 13. Juli. Weizen: Juli⸗Lieferung 3507 (. 269), September⸗Lieferung 3493 (+† 269). Mais: li⸗Li 1894 (+ 196), September⸗Lieferung 1843 (+ 86). ö“

8 nae 4 29 186 r 8 se der Noterungekonmissgnen 8s Deutschen

andwirtschaftsrats. rzeugerpreise für Spweisekart i

Mark je Zentner ab Verlabestation. ““ Stettin, 14. Juli: Sppeisekartoffeln 45 —- 50 ℳ.

Großhandelspreise für Frühkartoffeln je Ztr.: Berlin, 15. Juli: Speisekartoffeln 55 65 ℳ. Hamburg, 11. Juli: Rotschalige Frühkartoffeln 45— 50.

Altona, 12. Juli: Speisekartoffeln 90 ℳ. 8— Frankfurt a. M., 11. Juli: Speisekartoffeln 80 85 ℳ. Magdeburg, 13. Juli: Rosen 50, frühe weiße 60 ℳ. Hannover, 11. Juli: Speisekartoffeln 50 60 ℳ.

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Beladen zurück⸗ geliefert..

gelbfleischige 60 655 ℳ.

- Berlin, den 6. Juli 1921. Butter. Die Steigerung der Preife hielt an; die Nachfrage konnte nicht befriedigt werden. Die ö senden Prünge Mengen, da infolge der Reisezeit der größte Teil an Ort und

telle verbraucht wird. Die heutigen Notierungen sind: Einstands⸗ preis per Pfund inkl. Faß frei Berlin la Qualität 24,— bis 25,25, IIa Qualität 23,— bis 23,50, abfallende —,—. Margarine. Die Steigerung der Preise, trug nicht zur Belebung des Geschäfts bei, so daß sich der A 88 in ruhiger Bahn bewegte. Schmalz.

ettwaren. Bericht von Gebr. Gause.

Die Packer erhöhten ihre Forderungen abermals und mußte die Kund⸗ schaft die erhöhten Preise bewilligen. Die heutigen Preise sind: Choice Western Steam 11 e Lard

do. Firkins und Kisten 12,75, iner Bratenschmalz 13,—.

lierces 12,50,

Speck. Auch amerikanischer Speck schloß sich d Fettmarkt herrschenden —1 an. Der Pres 5 Schnitt gesalzenen Specks beträgt z. Zt. 12,— per P Nachfrage ist rege.

Berichte von auswärtigen Wertpapierma

rlie

Köln, 16. Juli. (W. T. B.) (Amtliche Not⸗ Holland 2375,10 G., 2379,90 B., Frankreich zoahcch G.vaterme

Belgien 567,90 G., 569,10 B., Amerika 74,54 ½ G., England 270,45 G., 271,05 B., Schweiz 1235,75 G., 1 8 Italien 339,65 G., 340,35 B., Dänemark 1183,80 G., 11865 8 1586,60 B., Spanien 954,00 G., 956,00 B., Prag 99) 49 % —,— B., Wien (neue) 10,38 G., 10,42 B. —6 Hamburg, 16. Juli. (W. T. B.) Börsenscliß Deutsch⸗Australische Dampfschiff⸗Gesellschaft 435,00 G., 445 01 Hapag 174,00 bis 175,25 bez, Südamerika 3900h; 398,50 bez., Norddeutscher Lloyd —,— G., 152,00 B., Vero⸗ Elbeschiffahrt 445,00 bis 448,50 bez, Schantungbahn’ 52579 —,— B., Brasilianische Bank 498,00 G., —,— B., Commer G Privat⸗Bank 200,25 bis 200,75 bez., Vereinsbant 188,00 G., l8gehn Alsen⸗Portland Zement 580,00 G., 600,00 B., Anglo⸗Continen 435,00 G., 445,00 B., Asbest Calmon 290,00 bis 292,50 bez, Tymn⸗ Nobel 327,00 bis 331,00 bez., Gerbstoff Renner böegannl 562,00 bez., Nordd. Jutespinnerei —,— G., —,— B., Harte Wiener Gummi 560,00 bis 570,00 bez., Caoko 170,00 bez. 89 Salpeter 2900,00 bez. Kolmannskop 250,00 bez., Neuguinea 445 00 —,— B., Otavi⸗Minen⸗Aktien 475,00 bez., do. do. Genn 425,00 bez. 1 London, 16. Juli. (W. T. B.) Wechsel auf Paris 46 3 Wechsel auf Belgien 47,85 ½, Wechsel auf Schweiz 21,95, Neth auf Holland 11,39 ½¼, Wechsel auf New York 82 Wechsel Spanien 28,24 ½, Wechsel auf Italien 80 ¼, Wechsel auf Deutt

land 272,00. London, 16. Juli. (W. T. B.) Silber 37,75, Silber 4 % fundierte Krieh

Lieferung 37 ⅛, do. auf Gold —,—.

London, 15. Juli. (W. T. B.) anleibe 70 ⅛, 5 % Kriegsanleihe 8711⁄6., 4 % Siegesanleihe 76 Privatdiskont 51⁄16.

Kopenhagen, 16. Juli. (W. T. B.) Sichtwechsel e London 23,20, do. auf New York 642,00, do. auf Hamburg 87 do. auf Paris 50,25, do. auf Antwerpen 49,25, do. auf Zürich 1060 do. auf Amsterdam 204,00, do. auf Stockholm 134,75, do a Christiania 85,25, do. auf Helsingfors 11,00.

Stockholm, 16. Juli. (W. T. B.) Sichtwechsel auf Lonze 17,25, do. auf Berlin 6,40, do. auf Paris 37,15, do. auf Priü 36,50, do. auf schweiz. Plätze 78,65, do. auf Amsterdam Üol, do. auf Fete höggen 74,75, do. auf Christiania 63,50, do. . Washington 476,00, do. auf Helsingfors 8,10.

Christiania, 16. Juli. (W. T. B.) Sichtwechsel a London 27,20, do. auf Hamburg 10,15, do. auf Paris 58,50, do an New York 751,00, do. auf Amsterdam 239,00, do. auf Zürich 12400 do. auf Helsingfors 12,60, do. auf Antwerpen 57,50, do. auf Stae holm 158,50, do. auf Kopenhagen 118,00.

8

1 g Berichte von auswärtigen Warenmärklen.

London, 15. Juli. (W. T. B.) Auf der Wollauktio wurden heute 12 049 Ballen angeboten. Feine Sorten waren seeit die übrigen ruhig und den Käufern günstig.

Liverpool, 15. Juli. (W. T. B.) Baumyvoll Umsatz Ballen, Einfuhr 4100 Ballen, davon amerikanisch Baumwolle Ballen. Julilieferung 8,49, Augustlieferung 86 Septemberlieferung 8,70. Amerikanische 5 Punkte niedrige brasilianische 50 Punkte niedriger, ägyptische unverändert.

Maänchester, 15. Juli. (W. T. B.) Vom Tuch⸗ m. Garnmarkt werden nur kleine Umsätze gemeldet. Watertri notierte 1 sh. 6 d., Printerscloth 40 sh.

Aeronautisches Observatorium. 6 Lindenberg, Kr. Beeskow. 16. Juli 1921. Drachenaufstieg von 5 a bis 7 a.

Wind

Geschwind. Setund.⸗ Meter

Relative Temperatur C 0 F erchig

eit Richtung

Seehöhe Luftdruck

oben unten

m mm

122 754,4 220 746 1440 645 G 59 1630 630 35 1930 607 37 2380 575 3,44 38

Sicht: 30 km.

17. Juli 1921. Drachenaufstieg von 6 a bis 8 3. Wind

Relative F euchtig⸗ Geschwind.

keit ichtung Selund⸗ unten 0% Richtung egan

Temperatur C0

Seehöhe Luftdruck

m mm

122 753,4 . 36 OSO 6—5 290 739 L 39 0 450 725 33 S 3 1500 642 46 5 ’1 2020 602 46 3 2190 590 28 C 2470 570 7,0 Heiter. Sicht: 25 km.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.

1 Familiennachrichten. Gestorben: Hr. Sanitätsrat Dr. Karl Edel (Cbarlgttenhen)

r-. Professor Dr. Julius Kettl lin). Hr. Fherd Efasch 11““

jur.

1“

Verantwortlicher Schriftleiter: F. V. Weber in Berli Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher, der Geschäfts Rechnungsrat Mengersng in Berlin Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, 1; Berlin, Wilhelmstr. 32. 1 Vier Beilagen unnd Erste, Zweite, Dritte, Vierte und Fünfte 1 Zentral⸗Handelsregister⸗Beilage

sowie ein Verzeichnis gekündigter Prioritätsvbligationet der Bergisch⸗Märkischen Eisenbahngesellschaft⸗

stele

1“

um Deutsche Nr. 165.

ge

Erste Beita

zeiger —1921

——

8

Amtliches.

(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)

Preußen.

Ministerium für Volkswohlfahrt.

In der Woche vom 3. bis 9. Juli 1921 auf Grund der Bundesratsverordnung über Wohlfahrtspflege

während des Krieges vom 15. Februar 1917 genehmigte öffentliche Sammlungen.

Name und Wohnort des Unternehmers

Zu fördernder Wohlfahrtszweck

Stelle, an die die Mittel abgeführt werden sollen

Zeit und Bezirk, in denen das Unternehmen ausgeführt wird

für deutsche Kinder und Fa⸗ milien, Berli 8, Friedri straße 173

Kinder und Familien

1“

88 v88

Berlin der Ukraine

Straße 12

Vorstand der vereinigten Fürsorge für das Auslanddeutschtum, Berlin W. 62, Kleiststraße 43

35, Steglitzer

Komitee der amerikanischen Not⸗ hilfe, z. H. des Geheimen Re⸗ gierungsrats Püttner, Berlin

wirtschaftliche Lage NW. 6, Schumannstraße 21 1

Poltes—

Berlin, den 14. Juli 1921.

Nichtamtliches.

Preußischer Landtag. 40. Sitzung vom 14. Juli 1921. Nachtrag.

Die Rede des Präsidenten des Staatsministeriums Stegerwald hat folgenden Wortlaut:

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich werde Ihre Aufmerksamkeit nicht sehr lange in Anspruch nehmen. Ich werde nich auf einige allgemeine Bemerkungen beschränken, und im Verlauf der weiteren Verhandlungen werden sowohl der Herr Finanzminister wie auch der Herr Minister des Innern auf den größten Teil der Darlegungen, die bisher in der Diskussion, ins⸗ besondere auch von dem Herrn Abgeordneten Heilmann gemacht worden sind, zurückkommen.

Mit der heutigen Debatte zum Notetat ist die Interpellation über die Sanktionen verbunden. Die sogenannten Sanktio⸗ nen am Rhein sind als eine außenpolitische Maßnahme anzusehen, wie auch der Herr Interpellant Dr. Baecker ausgesprochen hat, und die außenpolitischen Maßnahmen und Aufgaben unterliegen bekanntlich der Durchführung des Reichs. Preußen ist selbstver⸗ stindlich an diesen Sanktionen sehr stark interessiert, weil die Zoll⸗ grenzen zum großen Teil auf preußischem Gebiet liegen und weil vweiterhin die drei neubesetzten Städte preußische Städte sind. Es it eine Selbstverständlichkeit, daß die Preußische Regierung daher mehrfach und in den verschiedensten Stadien mit der Reichsregie⸗ rung Fühlung genommen, mit der Reichsregierung die gesamte Situation besprochen hat, um sich schlüssig zu werden, was ge⸗ scehen kann, um diese Sanktionen vom deutschen und vom preußi⸗ schen Volk abzuwenden.

Die Reichsregierung hat mehrere Noten an die Entente ge⸗ richtet, worin sie den Rechtsstandpunkt darlegte und mit Nachdruck die Beseitigung der sogenannten Sanktionen forderte. Daneben hat der Herr Außenminister mehrfach mit den Vertretern der be⸗ teligten Mächte hier sehr klare und sehr deutliche Aussprachen ge⸗ führt, wovon ich mich in den Sitzungen des Reichskabinetts habe überzeugen können. Ich habe also die Ueberzeugung, daß von seiten des Reichs bei der gegenwärtigen Gesamtsituation gegen⸗ über der Entente in Sachen der Aufhebung der Sanktionen ge⸗ scehen ist, was geschehen konnte.

Die sogenannten Sanktionen wurden seinerzeit verhängt, nach⸗ dem die Pariser Propositionen in London von Deutschland nicht engenommen worden waren. Inzwischen ist das Londoner Diktat, und zwar schon am 10. Mai, angenommen worden, und heute, nach zwei Monaten, können wir sehen, daß, trotzdem Deutschland alle die Bedingungen, die in dem Londoner Ultimatum enthalten sind, erfüllt hat, sich die Entente nicht zur Aufhebung der Sanktio⸗ nen entschlossen hat. Ich habe mich noch die letzten Tage im Auswärtigen Amt nach dem Stand der sogenannten Sanktionen und der Verhandlungen über diese erkundigt und erfahren, daß Wesentliches und Neues nicht gesagt werden könne, seitdem die Interpellation Stresemann am 30. Juni im Reichstag durch den

ußenminister Rosen beantwortet worden ist. Es steht mit der Frage der Sanktionen genau so wie mit Oberschlesien: die Entente kann sch untereinander nicht einig werden. 1

Der Herr Außenminister hat am 30. Juni im Reichstag aus⸗

peiprochen, daß sowohl der Vertreter von Italien wie auch der

„Kinderhölle“, Wirtschaftshilfe Zur Linderung der Notlage zahlreicher

Hilfsverein der deutschen Juden, Unterstützung der notleidenden Juden in

Zur Linderung der Not derjenigen Reichsdeutschen und Deutschstämmigen, die infolge des Krieges und seiner Nachwirkungen aus dem Auslande nach Deutschland zurückkehren

Zugunsten der von ihm in Amerika ge⸗ planten Aufklärungsarbeit über die

des deutschen

Kinderhölle Verlängert bis 30. September 1921

für Preußen. Sammlung von

e“ Geldspenden durch Aufrufe in deneen persönlich gehaltene Werbeschreiben bis zur Höchstzahl von 1000 Stück; Auslegung von Sammellisten im Anschluß an ge⸗ haltene Vorträge und Plakate in den Betrieben der Komitee⸗ mitglieder.

30. September 1921 für Preußen. Sammlung von Geldspenden in jüdischen Kreisen durch Aufrufe und Werbeschreiben

30. September 1921 für Preußen. Sammlung von Geldspenden durch Aufrufe und Werbeschreiben.

S

Hilfsverein

Vorstand

Komitee 30. September 1921 für Preußen. Sammlung von Geldspenden durch Versendung von und Mitteilungen

. in Zeitungen und Zeitschriften.

Außenminister von Großbritannien dem deutschen Botschafter dort⸗ selbst ausgesprochen haben, daß sowohl Italien wie England für Aufhebung der Sanktionen seien, daß aber diese Politik an dem Widerstand Frankreichs gescheitert sei.

Das ganze Versailler Diktat beruht auf einem inneren großen Widerspruch. Auf der einen Seite sucht man aus Deutschland Riesenleistungen herauszuholen, auf der anderen Seite sucht man die Leistungsfähigkeit Deutschlands zu unterbinden. Eins aber von beiden ist nur möglich. Diese Erkenntnis ist ohne Zweifel auch in Frankreich vorhanden. Wenn trotzdem diese Schikanierungs⸗ politik gegenüber Deutschland fortgesetzt wird, so muß die Meinung immer allgemeiner werden, daß es Frankreich gar nicht in erster Linie darauf ankommt, von Deutschland freiwillige Leistungen zu bekommen, als vielmehr einfach darauf, das linke Rheinufer ständig als Faustpfand zu behalten und neben Lothringen auch Oberschlesien zu einer französischen Riesenwaffenschmiede auszugestalten. (Sehr richtig! rechts.) Deutschland wurde Jahrzehnte lang als der europäische Störenfried hingestellt. Heute sitzt der europäische Störenfried jedenfalls an einer ganz anderen Stelle. (Sehr richtig) Jahrelang ist man in Amerika und in England gegen den sogenannten militaristischen Geist in der deutschen Poltik zu Felde gezogen. Jetzt muß nur einmal in Oberschlesien die Probe aufs Exempel gemacht werden, ob das, was man Deutschland Jahrzehnte lang als Todsünde angerechnet hat, letzten Endes Frankreich gegenüber als Tugend umgebogen werden kann. Die

Faust allein war stets kein gutes Mittel in der Politik. Mit der

französischen Faust und Gewaltpolitik ist der Wiederaufbau Europas und der Welt ganz bestimmt nicht zu erreichen. (Sehr richtig!)

Europa kann nicht gesunden ohne die Gesundung Deutsch⸗ lands. Auch Rußland kann nicht wieder aufgebaut werden ohne die entschiedene Mitwirkung Deutschlands. Deutschland, die Staaten auf dem ehemalig österreichischen Gebiet, Polen und Ruß⸗ land können gegenwärtig die überflüssigen Waren aus den anderen Ländern wegen ihrer schlechten Valuta nicht kaufen. Amerika, die Schweiz usw. dagegen können ihre überflüssigen Waren wegen ihrer guten Valuta nicht abstoßen. Die Weltprobleme der Gegen⸗ wart können nicht mit einer einseitig nationalistischen Betrachtungs⸗ weise gelöst werden. Es müssen bald sowohl die siegenden wie die besiegten Staaten zu der Auffassung gelangen, daß endlich an Stelle des Hasses wieder die Vernunft tritt. Wenn diese Basis erreicht ist, erst dann wird es möglich sein, an eine großzügige Auf⸗ bauarbeit Europas heranzutreten.

Die Sanktionen am Rhein sind nach dem, was in den letzten Monaten in Deutschland passiert ist, als ein schreiendes Unrecht, als eine völkerrechtliche Ungeheuerlichkeit anzusehen. (Sehr richtig!) Es werden sowohl Reichsregierung wie Staatsregierung und das gesamte deutsche Volk sich einig sein müssen in dem Willen, mit allem Nachdruck dahin zu wirken, daß diese schreiende Ungerechtig⸗ keit bald aus der Welt geschafft wird. (Bravo!)

Ich danke sodann den verschiedenen Herren Rednern für die

warmen Worte, die sie an die Oberschlesier gerichtet haben. Ich schließe mich namens der Staatsregierung persönlich habe ich ja schon früher über diese Dinge gesprochen diesen warmen Worten an. Die oberschlesische Bevölkerung hat in den letzten zwei Monaten eine außerordentlich große Leidensgeschichte durchmachen müssen. Ich sagte früher bereits, daß die Entente ihre Pflichten gegenüber Oberschlesien nicht erfüllt hat. Wir müssen verlangen, daß endlich auch in Oberschlesien wieder Ruhe und Ordnung ein⸗ kehrt und daß endlich die Bevölkerung in Oberschlesien

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ihrem Abstimmungsergebnis zu ihrem Rechte kommt. (Sehr richtig! rechts.) Diese wenigen Bemerkungen wollte ich zu den Sanktionen und zu dem außenpolitischen Problem machen.

Nun noch ein paar kurze Ausführungen zu der innerpolitischen Debatte. Da hat ein Redner ausgesprochen, daß von seiten des Wohlfahrtsministeriums ein Erlaß herausgegeben worden sei, der die Arbeitslosenfürsorge kürzen wolle. Das stimmt nicht. (Widerspruch links.) Es existiert kein diesbezüglicher all⸗ gemeiner Erlaß seitens des Wohlfahrtsministeriums, sondern der Zusammenhang ist folgender. Eine Anzahl von Regierungs⸗ präsidenten hat beim Wohlfahrtsministerium angefragt und darauf hingewiesen, daß sie auf dem Gebiete der Erwerbslosenfürsorge vielfach vor die größten Schwierigkeiten gestellt seien. Es stelle sich heraus, daß manchmal ein Arbeitsloser mit einer größeren Kinderzahl größere Zuwendungen bekomme als Notstandsarbeiter. Weiterhin komme es vor, daß manchmal Arbeiter, die Feld haben solche Beispiele sind zahlreich vongebracht worden —, also Arbeiter arbeitslos würden, die in größerem Umfange Ackerbau trieben, den sie früher von Fremden hätten bestellen lassen, jetzt selbst das Feld bestellten, aber die gleiche Arbeitslosenunterstützung wie die anderen bezögen. Das habe zu großer Unzufriedenheit unter den übrigen Arbeitern geführt. Daraufhin haben wir in einem Erlaß ausgesprochen, daß die Arbeitslosenunterstützungssätze Höchstsätze seien und deshalb nicht überall gewährt zu werden brauchten. Das ist der Sinn des Erlasses, den ich herausgegeben habe. Wir haben aber keinen Erlaß herausgegeben, daß die Arbeitslosensätze allgemeinen gekürzt werden sollen.

Dann hat der Herr Abgeordnete Heilmann von dem Antrage Bayerns bezüglich des Getreidepreises gesagt, daß dieser Antrag im Reichsrat durch die preußischen Stimmen abgelehnt worden sei. Der Zusammenhang ist etwa ein anderer. Persön lich stehe ich auf dem Standpunkt, daß die Preisregelung und das Umlageverfahren sowie die Art, wie diese zustandegekommen ist, sehr viel zu wünschen übrig lassen. Das Umlageverfahren an sih war meines Erachtens für dieses Jahr eine Notwendigkeit als em Zwischending zwischen freier Wirtschaft und der ehemaligen Zwangswirtschaft. Das Reichsernährungsministerium hatte ur⸗ sprünglich vorgesehen, daß als Umlage eine Getreidemense von 3 ½ Millionen Tonnen angenommen werden solle. Die Länder haben dann gesagt, weil bekanntlich in der Reichsgetreideordnung die scharfe Haftung der Länder vorgesehen ist, daß diese Menge kaum herauskommen würde; wenn den Ländern die Haftung ver⸗ bleibe, bestehe die Gefahr, daß die Finanzen der Länder durchein⸗ anderkämen, weil im vorigen Jahre kaum 3 ¼ Millionen Tonnen erfaß! worden seien. Es sei ausgeschlossen, in diesem Jahre wieder eine ähnlich große Menge zu erfassen. Nun haben die Länder im Reichsrat vorgeschlagen, daß die Umlagemenge auf 3 Millionen Tonnen festgesetzt werden sollte. Ueber diese Mengenfrage hat im volkswirtschaftlichen Ausschuß des Reichstags eine mehrtägige Diskussion stattgefunden. Ursprünglich war für die Preisfrage eine Indexkommission eingesetzt, die 2100 Mark als Roggenpreis vor⸗ sah. Ursprünglich war also die Umlagemenge, die der Reichs⸗ ernährungsminister vorsehen wollte, mit 3 ½ Millionen Tonnen vorgesehen. Bei 3 ½ Millionen Tonnen und selbst bei 3 Millioncan Tonnen war meines Erachtens der Preis, den die Inderkommission vorgeschlagen hat, begründet. Bei 2 ½ Millionen Tonnen, die vom Reichstag beschlossen wurden, ist meines Erachtens der Preis zu hoch, weil die Einnahmen der Landwirte um so größer sind, je geringer die Umlagemenge ist. Nun kam der Reichsernährungs⸗ minister und bat um eine Chefbesprechung. Er teilte mit, daß das Reichsministerium einstimmig trotz der veränderten Sachlage, trotz der veränderten Umlagemenge den Preis von 2100 Mark vorgesehen habe. Daraufhin haben wir in Preußen dieser Reichs⸗ regierungsvorlage, die nach den Darlegungen des Herrn Reichs ernährungsministers einstimmig, also auch unter Zustimmung der sozialdemokratischen Mitglieder des Reichskabinetts, zustande gekommen ist (hört! hört! rechts), zugestimmt. Nachträglich dann kam Bayern und hat den Antrag gestellt, diesen Satz um 100 Mark zu ermäßigen. Wir hatten unsere Stimmen im Reichsrat bereits instruiert, und bekanntlich ist der Reichsernährungsminister zugleich preußischer Staatskommissar für das Ernährungswesen. Da ist es ganz selbstverständlich, daß dieser preußische Staatskommissar für das Ernährungswesen an der ursprünglichen Instruktion der preußischen Stimmen festhält, und so hatten wir als Preußisches Staatsministerium keinen Einfluß mehr darauf, nachdem der bayerische Antrag in letzter Stunde kam, unsere Stimmen anders zu instruieren. Das ist der Zusammenhang.

Im übrigen ist die Sache von keinem großen materiellen Belang. Denn wir müssen im nächsten Jahr für die versorgungsberechtigte Be⸗ völkerung zwischen 15 und 20 Milliarden Mark für Mehl und Brot ausgeben, und durch den bayerischen Antrag würden 100 Mark pro Tonne erspart. Das sind bei 2 Millionen Tonnen Umlagegetreide 250 Millionen Mark, was gegenüber der Gesamtsumme von keinem großen Belang ist. Aber ich stehe persönlich auf dem Standpunkt, daß, nachdem die Umlagemenge heruntergesetzt worden ist, der Inder preis ebenfalls hätte heruntergesetzt werden müssen, weil die Einnahme der Landwirtschaft aus dem freibleibenden Getreide ungefähr an den Weltmarktpreis heranreichen wird. Das dazu!

Nun ein paar Bemerkungen zu den letzten Ausführungen des Herrn Abgeordneten Heilmann! Ich habe Fhnen vorhin bereits durch einen Zwischenruf gesagt, daß die Rede, die heute Herr Heilmann gegen das Kabinett Stegerwald gehalten hat, vor zwei Jahren von den Unabhängigen gegen das Kabinett Hirsch und im vorigen Jahre von den Kommunisten gegen das Kabinett Braun gehalten worden ist. (Heiterkeit rechts.) Wenn Sie die Reden nachlesen, die vor zwei Jahren die Unabhängigen gegen das Kabinett Hirsch, und dann die Reden, die die Kommunisten im vorigen Jahre gegen das Kabinett Braun gehakten haben, so ist der Tenor ein und derselbe. (Sehr wahr und Heiterkeit rechts Lebhafte Zurufe links.) Der Tenor ist ein und derselbe. Wenn man eine Anzahl Einzelfälle zusammenträgt, kann man gegenüber

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