1921 / 228 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 29 Sep 1921 18:00:01 GMT) scan diff

der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915 (RSBl. S. 603) durch Verfügung vom heutigen Tage gestattet. Berlin, den 26. September 1921. Der Polizeipräsident. Abteilung W. J. V.: F roitzheim.

Bekanntmachung. D 1 M 3 8— Dem Kaufmann Heymann Wein berg, geboren am

I. Kueat 1864 in Hage, 8 wohnhaft in F rankfurt a. M., Melanistraße Nr. 22, Geschäftslokal: Stiftstraße 29,33, Fahr⸗ asse 91/93 und Börnestraße 49, wird hiermit der Handel mit L” 888 n stän de n des ta gli ch e n B ed arfs, insbesondere el, Nahrungs⸗ und Futtermitteln aller Art, ferner rohen Naturerzeugnissen, Heiz⸗ und Leuchtstoffen wieder gestattet. 8 Frankfurt a. M., den 23. September 1921. 8 Der Polizeipräsident. Ehrler. 8

Bekanntmachung.

Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915, betresfend die Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel (NBl. S. 603), habe ich der Großhändlerin Wwe. Marta Weber, geb. Reichmuth in Dortmund, Bornstraße Nr. 256, und dem Händler Wilhelm Klanert in Dort⸗ mund, Bornstraße Nr. 256, durch Verfügung vom heutigen Tage den Handel mit Lebensmitteln aller Art sowie mit sonstig en Gegenständen des täglichen Bedarfs wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb unter⸗ sagt. Die Untersagung wirkt für das Reichsgebiet.

Dortmund, den 24. September 1921.

1.

Wucherstelle der Polizeiverwaltung. v. Cossel, Polizeiverwalter.

nntmachung.

rund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915, retend die Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel (RGBl. S. 603), ch den Eheleuten Händler Ger⸗ hard Overbeck und deren TDochter Hildegard Overbeck in Dortmund, Braunschweiger Straße Nr. 14, wohnhaft, durch Verfügung vom heutigen Tage den Handel mit Lebens⸗ mitteln aller Art sowie mit sonstigen Gegen⸗ standen des täglichen Bedarfs in bezug auf diesen Handels⸗ betrieb untersagt. Die Untersagung wirkt für das Reichsgebiet.

Dortmund, den 24. September 1921. Pucherstelle der Polizeiverwaltung. v. Cossel, Polizeiverwalter. 4* N Hes A 1 8. 8 5. 4. 85 ortsetzung des Amtl e der Ersten, Zweiten,

.

8 Dritten, Vierten, Fünften, Sechsten und Siebenten Beilage.

1 .

Deutsches Reich.

Der Reichsrat versammelte heute zu einer Voll⸗ sitzung: vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Verkehrs⸗ wesen und für Seewesen sowie der Ausschuß für Rechtspflege und der Ausschuß für Volkswirtschaft Sitzungen.

Der dänische Gesandte Graf Moltke hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt der 1. Legationssekretär Otto Mohr die Geschäfte der Gesandtschaft.

Durch eine Note, die der Ministerpräsident Briand gestern als Präsident des Obersten Rates dem deutschen Botschafter Dr. Mayer in Paris hat überreichen lassen wird, laut Meldung des „Wolsfschen Telegraphenbüros“ die Aufhebung der w vischaftlichen Sanktionen vom 30. September 1921 ab mitgeteilt. An diese Mitteilung schließt sich folgende Aufforderung an:

Die Alliierten laden die deutsche Reglermn ihre Delegierten zu bezeichnen, die zusammen mit den alliierten Sach⸗ verständigen die Modalitäten festsetzen werden, nach denen die Lizenzen geprüft und ausgestellt werden, in Uebereinstimmung mit der Ent⸗ scheidung des Obersten Rates vom 13. August 1921.

ig ein, möglichst bald

1 ¹

8 Die erste Besprechung zwischen dem Garantie⸗ komitee und den Vertretern der deutschen Regierung hat am Montag stattgefunden. Von deutscher Seite waren dem „Wolffschen Telegraphenbürs“ zufolge unter Führung des Staatssekretärs Schroeder die Staatssekretäre Hirsch und Zapf, Gesandter von Mutius sowie weitere Vertreter der einzelnen Ressorts anwesend. Das Garantiekomitee war durch seinen Präsidenten Maucloͤre (für Frankreich), der Vizepräsidenten Bemelmans (für Belgien), Beith⸗Roß (für England) und Graziade (für Italien) vertreten. In der Sitzung wurde die Tagesordnung für die kommenden Be⸗ sprechungen festgesetzt. In den für die folgenden Tage an⸗ beraumten Sitzungen werden von deutscher Seite die vom Garantiekomitee gewünschten Aufklärungen gegeben werden.

Durch die am 1. August erfolgte Erhöhung der Gehälter und Löhne der Beamten und Arheiter, sowie durch die Steige⸗ rung der Preise aller Materialien erwächst der Reichseisen⸗ bahnverwaltung, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ mitteilt, eine jährliche Mehrausgabe von rund 7 Milliarden Mark. Der vorläufige Reichseisenbahnrat

hat d Vorschlage der Reichseisenbahnverwaltung zu⸗

gestimmt, zur Deckung dieser Kosten eine Tariferhöhung von 30 Proz. vorzunehmen. Die Erhöhung wird für den Güter⸗ und Tierverkehr zum 1. November, für den Expreßgut⸗ und Personenverkehr zum 1. Dezember durchgeführt werden. Au eine Reihe von Sonderwünschen erwiderte das Reichs⸗ verkehrsministerium, daß die vorbereitenden Arbeiten zu deren brüfung bereits eingeleitet seien.

Preußen.

Vorgestern nachmittag wurden in Oppeln zehn Ver⸗ reter der oberschlesischen Gewertschaften, fünf Deutsche und fünf Polen, von der Interalliierten Kommission empfangen, und zwar von den Generalen Le Rond, de Marini ind Sir Harold Stuart persönlich, um über den der Inter⸗ alliierten Kommission eingereichten Antrag auf Auszahlung einer sogenannten Aufstandszulage in Höhe von 1500 für jeden Mann und einer besonderen Zulage für jeden Verheirateten in Höhe von je 300 für Frau und Kind zu verhandeln. Dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge begründete zuerst ein Vertreter der polnischen Gewerkschaften die Forderungen der Arbeiter. Darauf sprach ein Vertreter der

mission schriftlich vorgelegten Antrag anknüpfend, die Verant⸗ wortlichkeit der Interalliierten Kommis also für die durch den A stände festlegte und

sion für den Aufstand, ufstand entstandenen Schäden und Not⸗ schließlich den Vorschlag machte, daß entweder die Interalliierte Kommission die Aufstandszulage aus ihren eigenen Mitteln bezahlen oder aber die notwendigen Schritte

tun solle, um Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu Verhandlungen

über die Zulage zu bringen. Die Vertreter der Interalliierten Kommission erklärten, daß der Interalliierten Kommission keine Mittel zur Verfügung ständen, daß sie aber warmes chaft hätten und Verhandlungen allen Kräften fördern

für die Lage der Arbeiterf der Arheitgeber und Arbeitnehmer mi

zahlreicher Beteiligung auch von Vertretern der atsbehörden wurde gestern in München die dritte Tagung des Reichsverbandes der Nach Begrüßungsansprachen des Prä⸗ rbandes Dr. Kurt Sorge und des Minister⸗ ten Grafen von Lerchenfeld hielt der Reichsminister athenau laut Meldung des „Wolffschen Telegraphen⸗ lgende Ansprache:

Hochverehrter Herr M

Namens der Reichs lichste zu danken für den höchsten Vertreter des bayeris Namens der Verbandes,

Reichs⸗ und

Industrie eröffnet. sidenten des Ve

inisterpräsident, hochverehrte Herren!

h die Ehre, auf das herz⸗ b ruß, der von dem chen Staates ausgesprochen worden ist. Ihnen, Herr Präsident dieses ie Sie uns gesandt haben, und ierung durch Entsendung von Vertretern ihrer Zugleich habe ich Ihnen die herzlichsten 1 ür das Gedeihen Ihres Verbandes und für den Fortgang ihrer Beratungen. Wir verkennen nicht die gewaltigen die S aachsen. Nicht aus Willkür ist Deutschland in ein industrielles Land geworden, seiner wachsenden Bevölkerung, für die igsmöglichkeiten geschaffen werden mußten. Indusftrie be⸗ istung zum Zwecke ökonomischen 1 Eine theoretische t und wirtschaft⸗ er Arbeiter einen Betrag ist keine Grenze dafür organisatorische und tech⸗

regierung habe id

eichsregierung danke i für die gütige Einladung,

Ministerien gefolgt ist. Wünsche zu übermitteln f

Aufgaben, die Ihnen erw

sondern unter dem Drang

Steigerung der menschlichen L 8 es Gebiet ist ein unerschöpfliches. Grenze für die Leistungsfähigkeit menschlicher Arbei irkens gibt es nicht. von etwa 100 000 Mark im Jahre umsetzt, so gegeben, daß durch verbesserte wirtschaftliche, nische Einrichtungen dieser Umsatz verdielfältigt werden Nach dem erschütternden Ereignis, das den Krieg beschlossen hat, brach er Erstarrung über unsere gesamte Industrie herein. sie sich gefaßt, die neuen Aufgaben, die s herstellung des Landes erkannt und mit gewaltigen ften sich dem Reiche, der Ge⸗ mn ete der Zerstörung die ersten Wir dürfen sagen, was in den drei tschaftlich von der deutschen Industrie geschehen nzen Landes, das verdient die Vorsitzenden davon gesprochen volle Einfluß auf Was Sie wünschen

ein Moment Aber rasch hat gaben der W technischen und organisatorischen Hilfskrä ft bereitgestellt, um auf dem Gebie Bausteine wieder zu sammeln. Nachkriegsjahren ist, das verdient die Anerkennung des ganz Achtung der worden, daß

8568 In 4 das gesamte

chweren Auf⸗

Es ist vom ndustrie vielleicht noch nicht der ite Wirke ndes eingeräumt ist. 2 beanspruchen dürfen, den Einfluß auf die Regierung durch die⸗ cnigen Personen, die überwiegend industrielle Interessen vertreten, diesen Einfluß auf die Regierung wünscht die Reichsregierung selbst. 3 Augenblick finden Beratungen über die Erweiterung der Regierungsbasis statt. Ich hoffe ndustrie selbst herrühren, die Aner 1 führen soll, unsere Finanzlage zu erleigc „Hich hoffe, daß diese groß an be zu einem gemeinschaftlichen Programm einer verbreiterten Ich hoffe, daß innerhalb Ihrer Beratungen Finanztransaktion Raum finden wird, daß am Schluß Ihrer Beratungen darüber Klarheit sein wird, weit die gemeinschaftlichen Interessen Gebiet des vaterländ werden Ihr Kreises, nicht nur für die es, sondern überhaupt für die we Von Herzen wünscht die it gespanntester Aufmerksamkeit

daß die Gedanken, die 1 In 1 ennung einer groß ge⸗ dachten Aktion, die daz schuld abbürde

Regierungsbasis; der Gedanke dieser

der Industrie auch auf diesem Schutzes angespannt werden können. en bedeutsam sein, nicht nur für die. Int teressen der Wirtschaft unseres Gestaltung der deutschen Reichsregierung Ihnen Erfolg. begleitet sie Ihre Reden und Ihre

„Wenn es mir gestattet ist, diesen Ausführungen ein persönliches Wort hinzuzufügen, so darf es ein Wort herzlichen Dankes sein dafür, daß Sie mir gestatteten, in Ihrem Kreise zu sprechen. die Freude, als tätiges Mitglied Ihres . Benn gegenwärtig ein anderer Dienst mich in Anspruch nimmt, so glaube ich, daß, wenn die Aufgabe, die lösen säßt und gelöst werden könnte, Kreis wieder zurückkehren werde; und während ich diesen Dienst vollziehe, den mir der Staat auferleate, fühle ich den in der Wirtschaft und als Techniker. s mich erfüllt, daß Sie den Beschluß gefa haben, die Tagung Ihres Verbandes in dieser wundervollen und gerade zu diesem Zeitpunkt abzuhalten. Die Tagung in Mi vie es in den beredten Worten des Herrn eisters und der übrigen Herren Redner zum Ausdruck kam, Zusammenhang

wenigen Monaten hatte ich Kreises selbst zu wirken.

ich mir gestellt habe, sich einigermaßen könnte, ich in Ih mich Ihnen ¶oM; 4 Sir

Mit großer Freude hat e

unverbrüchlichen zwischen unseres Mißverständnisse waren entstanden haben diese Mißverständnisse viel Sorgen au Landes hervorgerufen, aber mehr als Miß sein und sind es nicht gewesen. Krieges und das noch schwerere Erlebnis zu trennen vermocht, wie könnten Auffassungsverschiedenheiten ein wirklicher Gegensatz zwischen den Landeshälften werden? Tausendmal enger müssen die gemeinschaftlichen Leiden, die alle verbanden, uns Nichts darf in solchen Zeiten uns trennen. G Ich habe gesagt, daß es Mißverständniss einen Moment getrennt haben. Sorgen bestehen,

schen Nord und Süd. f beiden Seiten des verständnisse können es nicht schwere Erlebnis der Nachwirkungen uns nicht

verschmelzen. e sind, die uns Es geht nicht an, 8 So es könnten die Sonderrechte, es könnte die über⸗ lieferte Tradition dieses Landes angetastet oder gefährdet werd geht aber ebenso wenig an, daß Unberufene den ihn benutzen, um die Einheit des Reiches zu gefä schaftliche Reichsregierung herabzuziehen.

Wir alle erstreben, mögen wir es mit ver kittel sind, wenn man sie genau betrachtet, Wiederher⸗ iederherstellung seiner 1n aftlichen, sittlichen und Ich weiß; hier und da besteht eine gewisse as norddeutsche Wesen. Schon der Ton unserer nicht der, den der Süddeutsche zu hören gewöhnt ist. und es macht den Eindruck, als ob dahinter scharfe Es ist nicht so. unsere geringe Fähigkeit zum anges sind nicht rt und des Wesens.

Streit schüren und hrden, die gemein⸗

streben auch diese N nicht so verschieden stellung des Landes, die W Geltung, seines wirtscha physischen Lebens. Verstimmung gegen de Sprache ist Er klingt sch Empfindungen und Ter unseres Wesens, die

warmen und herzlichen Ton des Worte hervorgerufen durch

nzen stecken. Die Schärfe s und des Umg Schärfe der Gemütsa wir Norddeutschen empfinden dänzlich

imme. Wir empfinden die kernkräftige Art Auf unserer Seite wird diese herrliche Stadt der Niemand wird es erreich beiden Landeshälften entsteh Meine Herren,

nt Art Ihrer Lebensführung. die Begeisterung für dieses schöne Land, für Wissenschaft und der Kunst nicht aufhören. en, daß eine wirkliche Mißhelligkeit zwischen (Lebhafter Beifall und Hände⸗

zu einzelnen Ausführungen b sagen über Legende,

deutschen Gewerkschaften, der, an den der Juteralliierten Kom⸗

zu Ohren gekommien ist. Es ist gesagt rochen: wir können zahlen, wenn

worden, ich hätte ausgesp

wir nur wollen. Wenn Sie meine Reichstagsrede nachlesen, auf die diese Worte gemunzt sind, so werden Sie nocen, daß lich für unsere Leist ungsfähigkeit eine jehr ernste Grenze gesetzt habe, nämlich neben der physischen vor allem die sittliche Notwendigkeit. Ich habe gesagt, es ist entscheidend, wie weit man das Recht hat, ein Volk in Not ge⸗ raten zu lassen. Das ist die Grenze einer jeden Leistungs⸗ fähigkeit, und das habe ich betont. Darüber hinaus habe ich gesagr, daß gerade darin die Schwierigkeit der Erfüllung besteht, daß ei ungerechter, schlecht aufgebauter Index uns zu Leistungen verurteilt, die im voraus nicht zu übersehen sind und die ins Ungemessene steigen konnen. Sie werden selbst 1 daß das scharf in Widerspruch steht gegenüber einem solchen kalten Worte, wie es mir in den Mund elegt wird. Ich wünsche aber nicht Erörterungen über das, was wir können und was wir nicht können, hier zu führen. Diejenigen, die uns beständig wiederholen, wir können nichts leisten, wir müssen jetzt zusammenbrechen, was wollen sie denn damit bezwecken? Wollen sie damit bezwecken, daß wir jetzt sofort in diesem Augenblicke all⸗ unsere Leistungen einstellen und ein non possumus aussprechen? Sind sich denn diejenigen, die angeblich im Namen der Wahrheit solche eree abgeben, bewußt, was es bedeutet, wenn in diesem Augenblick das deutsche Volt sagt; „Wir leisten nichts?“ Sind sie sich darüber klar, daß dieses bestandige Wiederholen des Wortes: wir konnen nicht, von der anderen Seite gar nicht anders gedeutet werden kann: als wir wollen nicht? Deshalb darf diese Diskussion überhaupt nicht geführt werden. Von anderer Seite ist im Volt ausgesprochen worden: wir müssen zur Restauration und Restitution der Welt bhei⸗ tragen, wir müssen den ernsten Willen haben, dazu beizutragen. Es wird in bedeutendem Umfange möglich sein, und diesen Punkt müssen wir erreichen.

Wenn überhaupt von einer Unmöglichkeit der Erfüllung ge⸗ sprochen werden darf, so würde ich von derjenigen Unmöglichteit sorechen, die draußen liegt, nicht bei uns drinnen, denn die restlos Erfüllung dessen, was der Vertrag von Verfailles und das Ultimatum von London verlangen, würden die Welt⸗ wirtschaft noch riefer schädigen als uns. Die Welt⸗ wirtschaft wird eines Tages das non possumus aussprechen, und diesen Moment werden wir erleben. (Beifall.) 1

Wie liegen denn die Dinge draußen? Sie liegen so, daß Eng⸗ land augenblicklich mehr als zwei Millionen Arbeits⸗ lose hat. Amerira hat in diesem Augenblick etwa sechs Millionen Arbeitslose. Kompetente Amerikaner haben mir gesagt, es sei wahrscheinlich, daß die Zahl in diesem Winter bis auf acht Meillionen steigt. Nehmen Sie zu biesen Ziffern hinzu, was noch in anderen Ländern an Arbeitslosen existiert, so werden Sie zu dem Ergebnis kommen: die Zahl der Arbeitslosen auf jener Seite ist fast so groß wie einst die Jahl ihrer Nämpfer gewesen ist. Mit der Notwendigkeit, in die Deutschland versetzt wird, in diesem un⸗ erhörten Maße Waren zu produzieren und auf den Weltmarkt zu werfen, mit dieser Nonvendigkeit werden aber die Mengen der Arbeits⸗ losen draußen em Auslande sich nicht vermindern sondern vermehren. Es gibt Völker, die das Rentnertum ins Herz geschlossen haben. Der Rentner weiß, daß er am Ersten des Quartals, mag es der Stact, mögen es Private sein, seine Einkünfte bezieht. Von seiner Existenz, die wohl früher als beneidenswert gegolten hat, dürfen wir in unserem Lande sagen, daß wir sie kaum mehr kennen. Eine Rentnerexistenz des Individuums ist bisher möglich gewesen, und von dieser wird die Möglichkeit theoretisch hergeleitet, es könnte auch Rentner⸗ staaten geben, das heißt solche Staaten, die von einem anderen Lande am Ersten jedes Quartals so viel Geld empfangen, wie sie brauchen, um davon zu leben. Was aber für den indwiduellen Menschen richtig ist, das ist fur den Kollekrwmenschen, für das Land nicht richtig. Denn hier wird nicht dachit gerechnet, daß es das Wichtigste für ein Land ist, zu arbeiten und zu schaffen, nicht nur physisch, nicht wirtschaftlich, sondern auch sittlich. Das Rentnertum von Land zu Land ist nicht möglich, und wir werden sehr vald die Erkenntnis auch draußen aufdämmern sehen daß, wenn man unsere Lasten noch so hoch schrauben könnte, man nichts weiter erreichen würde, als die Ernahrung eines jeden funften Arbeitslosen auf unsere Kosten. Was hat ein Land damit gewonnen, wenn es fünf Millionen Arbeits⸗ lose hat und damit sich zu trösten sucht, daß eine Million dies Arbeitslosen von Deutschland ernährt wird. Wiel besser ist es, wenn an Stelle der Arbeitslosen der Rentnerstaaten und des Genral⸗ schuloners, wenn an Stelle dieses verworrenen, ungerechten und un⸗ möglichen Systems eine internationale wirtschaftliche Verständigung entsteht.

In einer bedeutenden Rede hat der englische Minister Winston Churchill in Dundee vor einigen Tagen Gedanken ausgesprochen, die weit vorausblicken und eine Entwicklung in dieser Richtung an⸗ deuten. Er hat unumwunden ausgesprochen, daß es eine gemein⸗ same Aufgabe der zivilisierten westeuropäischen Länder sei, die Welt wieder herzustellen. Er hat im Anschluß daran ellt

er

die Forderung aufgestellt, es mässe ein Kongreß der Wirtschaft zusammentreten, der über die Mißverhältnisse der Weltwirtschaft berät. Mit Freuden habe ich von dieser Rede Kenntnis genommen, denn die Anregung eines wirtschaftlichen Aeropags habe ich vor einige Monaten gegeben, als die Vertreter der amerikanischen Handels⸗ kammern mich fragten, was denn wohl für die Verbesserung der Weltsituation geschehen könne. Ich habe ihnen gesagt: Wenn ein Schwerkranker in einer Familie liegt, so holt man die besten Aerzte an das Krankenbett. Wenn die Wirtschaft eines Kontinents, ja eines ganzen Erdballs aber im Verscheiden ist, gibt man sich nicht die Mühe, auch nur die wenigen Wirtschaftskenner, deren man sich ver⸗ sichern kann, zu Rate zu ziehen. Ich habe ihnen ferner gesagt: Wenn Sie ein großes Uhrwerk mit der Axt zerschlagen, glauben Sie, daß jeder dieser Teile die Zeit richtig anzeigen wird, oder glauben Sie nicht vielmehr, daß es dann wünschenswert sein wird, Mechaniker und Uhrmacher zusammenzuholen, um diese Uhr wieder zusammen⸗ zurichten, damit man wieder ein gehendes Werk bekommt? Nun ist aber der Gedankenmechanismus des Weltverkehrs zerschlagen. An Stelle des einheitlichen Organismus einer Weltökonomie haben wir sebt geschlossene Sonderwirtschaften, von denen einige leider voll⸗ vnmen bersogen, nämlich jene des europäischen Ostens. Je mehr solche Sondergruppen versagen, umso notwendiger ist es, daß die übrigen darüber beraten, in welcher Weise ein neuer Organ ismus des weltwirtschaftlichen Zusammenwirkens wieder geschaffen werden kann. Auch darin wird eine schwere Enttäuschung gür das Ausland liegen, daß man erkennen wird, daß die Finanzierungsform, die man glaubte gefunden zu haben, die Hereinnahme der deutschen B ns, die mit A, B und C bezeichnet worden sind, daß diese Finanz⸗ tat ohne Erfolg blieb. Man hat den Beschluß gefaßt, diese Bons in Umlauf zu süen Aber bisher habe ich noch keinen Finan man⸗ getroffen, der mir gesagt hätte, daß er bereit wäre, auf diese Wert⸗ papiere zu subskribieren und die wenigen Finanzleute, die sich ernst⸗ lich mit dieser Frage befaßt haben und denen ich die Frage vorgelegt habe, wie würden Sie die erste Klasse dieser Wertpapiere, die Klasse A, bewerten das sind nicht deutsche, sondern neutrale Leute gewesen diese Finanzleute haben gesagt: wir würden sie vielleicht mit 50 nehmen, aber gern nicht. A 0 dieser Stelle wird eine Enttäuschung entstehen, denn diese ertpapiere sind nicht fundiert. Zwar besteht eine Schuld unsererseits, die wir nicht ver⸗ leugnen, aber wir wissen nicht und Riemand weiß, in welcher Weise die Einkünfte verwendet werden, die aus Deutschland stammen, ob zur Verzinsung der Bons und in welchem Umfange. Somit entsteht auch hier ein Finanzproblem, das zwar uns weniger als die anderen Staaten betrifft, ein Finanzproblem, das aber nicht ohne weiteres lösbar sein wird. 8 Der einzige Weg, der beschritten werden kann, um aus der curo⸗ päischen Verwirrung herauszukommen, um die Wege der Reparation innerhalb der Grenzen der lichkeit zu beschreiten, ist der der verständigen 1acprage und der geschäftlichen Verhandlungen. Diese inge müssen aus dem Kreis der Politik herausgehoben werden, sie müssen so behandelt werden, wie wir im Kreise der Industriellen 15S Fragen und Projekte ber⸗ handeln. Wir sind gewohnt, solche Binge ohne Leidenschaft zu be⸗ sprechen, die Interessen unserer Gegenpartei richtig einzuschätzen, unsere Interessen offen darzulegen und dann zu sehen, ob ein gemein⸗ schaftlicher Weg zu finden ist, der die beiderseitigen Interelsen zu⸗

5 4 1“ sammenführt. In dieser Art, glaube ich, muß verhandekt werden, schaftlichen Verwirrung herauszukommen. rhandlungsweg mit Frankreich ebens gewesen ist. mit irgendwelchen poli⸗ Geschäftliche Dinge müssen ge⸗ In dem Augenblick, in dem sie mit verlieren sie ihre Wirksamkeit. en sind, haben in zwei Begeg⸗ n die eine, im Mai stattgefunden hat, die Auf beiden Seiten war man sich darüber klar, Frankreich hat für seinen t in Abrede gestellt u in vielen Punkten weit zurück. ie eine finanzielle. aften arbeitet in Frank⸗ asten zu tragen, und geht, keine Inflations⸗ tteln nicht unbeschränkt, um diese anderen Seite besteht das berech⸗ er Gebiete, wieder in ihre Be⸗ um in geordnete Erwerbsverhältniss zu⸗ ben heute schon einen gewissen Druck auf gierung ihrerseits ist gern bereit, ihren Das sind die Wünsche auf französischer rechen in den Worten: Beschleunigung

um aus der allgemeinen wirt denn versucht, diesen V zu beschreiten, und ich glaube,

Es wäre falsch, diese Verhandlungen ansaktionen zu verquicken. sondert behandelt werden. anderen Elementen vermischt werden, Die Verhandlungen, die nungen gegipfelt, von dene andere im August. welche Tendenzen zu verfolgen waren. Wiederaufbau vieles getan. werden, und doch ist sein Wiederaufb Die Schwierigkeit ist nicht sowohl ei Eine große Anzahl von Wiederaufbaugesellsch ich. Aber sie haben sehr schwere finanziell anzösische Staat, der vor allem darauf aus politik zu betreiben, ist in seinen Mi Gesellschaften zu fördern. tigte Interesse der Bewohner jen hausungen zu kommen, Diese Bewohner ü die Regierung aus. Wünschen entgegenzukommen. Sie lassen sich aussp ederaufbaues.

Aber auch auf unserer Seite b. schleunicung des Wiederaufbaues, denn auch wir sind uns darüber zerstörten Gebiete wiederhergestellt werden müssen, je b Solange sie nicht hergestellt sind, bilden sie einen gewaltigen Aagitationsstoff in der Welt gegen uns. Es ist dringend nötig, daß nach einem Kriege auch seine Spuren verschwinden. A der anderen Seite liegt für uns die Frage so, daß wir von allen Wiederherstellungsleistungen am schwersten leiden unter der Be⸗ schaffung der Zahlungsmittel. das, was eine anderthalbjährige Inflationswirtschaft nicht durchsetzen kennte, nämlich eine erneute Entwertung der Mark, in wenigen bewirkt worden ist durch das Anschaffen von Gold und Devisen in einem Umfange, der für unsere Wirtschaft untragbar war. Mark gesehen, wie sie nur haben also unserer⸗

So habe ich rh daß es nicht ganz verg

Das darf ni

ne technische w

besteht der Wunsch nach der

klar, daß diese frühber, je besser.

Wir haben gesehen, daß

Entwertung der der nachrevolutionären zu vergleichen ist. seits das Interesse daran, nicht in diesem Umfange weiter Goldwerte baffen zu müssen, sondern dafür Sachwerte herzugeben, wenn auch diese Sachwerte im Lande bezahlt werden müssen, bapier. Es handelt sich also, kurz gesagt, um das Problem des satzes von Goldleistungen durch Sachleistungen. ir dürfen nicht im Zweisel darüber sein, mit Frankreich das Problem nicht in seiner ganzen Breite löst, daß er aber einen Anfang dazu macht und daß er wandlung von Gold⸗ in Sachle fance vollbringt. gleichgültig sein, von den sehr aroßen Arbeiten, die der franz Wiederaufhau erfordert, ausgeschlossen zu werden. pbird die französische Industrie sich selbst einen erheblichen Anteil Aber ihre Leistunesfähigkeit ist nicht unbearenzt. französische Minister der befreiten Gebiete hat mit Recht der fran⸗ zen Industrie gegenüber geltend gemacht, d ganze Kraft vom Weltmarkt efranzösische Industrie die Rich Erwägungen eingesehen hat, daß sie dementsprechend is einen erheblichen Anteil an dem französischer einzuräumen. Für uns aber ist diese Frage nicht nur wichtig, weil e rtschaftsgebiet von großer Bedeutung ür später wirtschaftliche

Lir haben ei

und zwar durch

ß ein einzelner Vertrag

immerhin eine Um⸗ ungen in nicht unerheblichem Um⸗ Auf der anderen Seite kann es uns auch nicht

Selbstverständlich

auf den Wiederan

winden. Es

schadet, wenn

scheint, daß

Wiederaufbau

ein benachbartes handelt, weil durch solche Lieferungen auch Beziehungen eingeleitet und erleichtert werden, sondern sie hat auch Bedeutung für uns, weil wir schwer über⸗ Weltindustrie in den

haben wir Einzelne Fabriken sind nicht imstande, den Anforde⸗ rungen zu entsprechen, die man an sie stellt. Aber woher kommt das? Es kommt daher, daß wir ger Haben sich erst die inlä Bewertung akklimatisiert, dann ist Es wird aber eines der wichtigsten Probleme für alle Länder sein, zu prüfen, welche Beschäfti⸗ für die näͤchsten Jahre erwarten läßt. Beschäftigung

wesentlicher

deswegen eine erhebl. sehen können, wie der Beschäftigungsgrad der nächsten Jahren Arbeitslose.

er Mark hinter uns Verhältnisse an eine neue e Flut nicht mehr vorhanden,

närer Zustand eingetreten. gung sich Ultimatum

Schultern die Reparation einstweilen ruht, und ich glaube wubt, wenigstens das zu erreichen, daß unsere Arbeiter einigermaßen beschäftigt sind, daß aus dieser Beschäftigung die technischen Fort⸗ schritte erwachsen, die sich eben nur bei einer zureichenden Beschäf⸗ tigung der Industrie ergeben können. Das ist einer der Gesichts⸗ punkte, die es für mich wünschenswert erscheinen lassen, ine Verständigung auf gesche gegenwärtig

bestimmungen

nicht für alle Zeiten

man auch chbarstaaten,

ege mit den N Wiesbaden

Vertragsentwurf von präliminiert sind, anstrebt. Der Gedanke ist der, daß auf dem Gebiete der Spezialwaren, z. B. der Maschinen, Trans⸗ individualisierten Lin. . rechnunassystem geschaffen werden soll, das es ermöglicht, daß die französischen Industriellen in freier Vereinbarung von deutschen ndustriellen einkaufen, und das Produkt, das sie erworben haben, auf Reparationsforderungen anrechnen lassen. Etwas anderes ist es 1.f iblen Waren, die die Franzosen als marchan- dises panales bezeichnen, das heißt denjenigen Waren, die regel⸗ mäßig in großen Mengen und in gleichartigen Qualitäten gehandelt werden. Da hat es sich darum gehandelt, ein System zu finden, das rasch und sicher arbeitet, das au f ne 1 Lieferung, auf der anderen Seite baldige Ab. nahme gewährt und das zu gerechten Preisen führt. Diese Abmachungen sind getroffen in einem Memorandum und in einem r, die heute noch nicht veröffentlicht werden können, die aber in Augenblick der Oeffentlichkeit Ratifizierung durch die Kabinette stattgefunden hat. Bevor aber diese Ratifizierungen erfolgt sind, wird, glaube ich, hier eine nochmalige Besprechung mit den französischen Unterhändlern notxwendig werden. Der Umfang der gesamten Leistungen ist begrenzt auf einen Maximalbetrag von 7 Mill ieferungen wird

vortanlagen

den fungi⸗

der einen Seite b

arden Goldmark, ich auf etwa 4 .¼. Private Orcanisationen werden auf beiden Seiten ent⸗ stehen. Auf die deutsche Organisation, die geschaffen werden muß, werde ich nachher noch mit einigen Worten kommen. st nicht mehr ein reines Verpältniz von Staat zu Staat. sondern es ist ein Verhältnis zwischen Organisation und Organisation, von denen die eine bestellt und die andere liefert. Schwierigkeiten waren zu über⸗ winden bei der Bemessung der Preise. Diese Preisbemessungen snd geknüpft worden an eine Inderziffer, inden, man ausgeht von den Friedenswerten des Jahres 1914, von den französischen riet edem Wirtschaftsgebiete guf wissenschaftlichem cher Weise die seitherige Verteuerung ge⸗

Dauer der

Es ist also

preisen, wobei man auf feststellt, in we t

Der eigenartige Punkt der Abmackung ist die Frage der Finan⸗ Hier drückt es sich aus, daß Frankreich in diesem Auzen⸗ blick mit seinen Mitteln sparsam umzugehen gezwungen ist, daß es zicht in der Lage ist, den ganzen Anteil der Repargationsleistungen, angen hat, sich anrechnen zu

Jahre zu empf sich für Frankreich, in

en es von uns in jedem lassen. Hiernach ergibt sich finanziell der Anreiz diese Vereinbarung einzutreten. Der Anreiz besteht darin, daß wir, ss zu einem gewissen Grade der Bankier unserer Wir treten in diese Vorkeistungen freilich nur für Reiße von Jahren ein, und diese Vorleistungen sind nicht Gold, ier. Neber diesen Punkt wird am meisten diskutiert

klingt parador, bis Glaubiger werden.

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werden. Er ist deshalb, weil er eine gewisse Paradorie enthält, nicht ohne weiteres einleuchtend, denn man wird sagen, wie sollen wir diese Papiermengen aufbringen. Ich stelle die Gegenfrage, was geschieht, wenn wir nicht imstande sind, Gold in Sachwerte umzuwandeln? Dann entsteht für uns die dauernde Notwendigkeit, Dollars, Pfunde und Franken zu kaufen. Die steigende Kurve der Mark geht weiter in die Höhe. Mit dieser steigenden Kurve setzt sich der rollende Kreis von neuem in Bewegung, der schlechteres Geld, höhere Gehälter und Löhne, höhere Staatskosten, höhere Steuern, höhere Inflation und abermals schlechteres Geld zur Folge hat. Zwischen diesen beiden Alternativen stehen wir. Wir haben nicht so sehr zu fragen, ist es richtig, die Vorleistungen von einigen Papiermilliarden für einen solchen Zweck auf uns zu nehmen? Wir haben zu fragen, was ist besser oder weniger schädlich, entweder eine Vorleistung von soundso viel Papiermilliarden zu übernehmen, die aber in der eigenen Wirtschaft verbucht wird, oder das überteuerte Kaufen des Dollars, wobei wir Amerika bezahlen, was es fordert, wobei die Kosten des Staatshaushalts hemmungslos und dauernd wachsen. Ich glaube bei dieser Betrachung der Sachlage hat der Widerspruch zurückzutreten, daß wir in der Lage des armen Schuldners, in der wir uns befinden gegenüber Frankreich, dem reicheren Gläubiger, eine solche Leistung auf uns nehmen. Mindestens ebenso schwierig, wie die Frage einer Verständigung mit Frankreich, der hoffentlich auch Ver⸗ ständigungen mit anderen Staaten folgen, ist die Frage der Schaf⸗ fung einer Organisation zur Abwicklung der Ver⸗ träge, ich sage:; der Verträge, obwohl Verträge noch nicht ab⸗ geschlossen sind. Noch immer kann es kommen, daß aus irgendwelchen noch nicht ganz gelösten Fragen Schwierigkeiten enkstehen, noch immer kann es kommen, daß aus irgendwelchen politischen Gründen die Ver⸗ handlungen nicht zu Ende geführt werden. Aber vorausgesetzt, daß sie zu Ende kommen, müssen wir der Frage ins Auge schen: Wie sollen wir uns verhalten gegenüber einem Zustrom von Aufträgen, der uns zufließen wird? In welcher Weise sollen wir eine solche Einrichtung schaffen, daß sie tatsächlich auch den beiden Staaten gegenüber die volle Garantie leistet, daß das erfüllt wird, was wir versprochen haben? An sich wäre es mir das Liebste gewesen, wenn wir die ganze Abwicklung des französisch⸗deutschen Warenverkehrs der vollkommen freien Wirtschaft hätten überlassen konnen. Es wäre mir erwünscht gewesen, das System, das auf die Marchandises speciales angewendet werden soll, auf den ganzen Warenzustrom anzuwenden. Aber die Möglichkeit besteht nicht, denn wir mußten uns darüber klar sein, daß an einer einzigen Stelle die sämtlichen Bestellungen ein⸗ laufen, und so muß auch der Empfänger eine einheitliche Stelle sein. Von dieser einheitlichen Stelle aus muß eine Verteilung stattfinden. In dem Augenblicke aber, wo wir zur Verteilung übergehen,

stellen sich die verschiedenen Interessen der Parteien ein. Es melden 169 mit Recht zunächst die Länder und sagen, wir müssen einen Anteil an denjenigen Arbeiten haben, die nicht von irgendwelchen Friedens⸗ wirtschaften ausgehen, sondern die vom Gelde des Steuerzahlers ge⸗ schaffen werden. Das ganze Land ist an der Aufbringung beteiligt, infolgedessen muß auch das ganze Land an der Lieferung beteiligt sein. Es melden sich weiter die verschiedenen Erwerbsstände, in erster Linie berechtigterweise die Industrie, dann aber auch das Handwerk, die Kleinindustrie. Es meldet sich bis zu einem gewissen Grade auch die Landwirtschaft. Es muß und wird ein Ausgleich gefunden werden. Es muß unter allern Umständen verhindert werden, daß Reparationsgewinne gemacht werden. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, wir müssen einen Weg be⸗ schreiten, der organisch den Wünschen entspricht, der die drohenden Schwierigkeiten beseitigt. Was wir aber unter keinen Um⸗ ständen wollen, das ist erstens eine Kriegsgesellschaft, zweitens eine Kriegsmirtschaft. und drittens eine Repa⸗ rationsgewinnwirtschaft. Wie sind diese Schwierigkeiten zu beseitigen? Als Stelle für den Orggnismus, der entstehen soll, hat der Reichstag in seiner 9. Kommission durch Verordnung die Leistungsverbände geschaffen. Der Leistungsverband soll nichts weiter sein, als eine Umwandlung des Fachverbandes in eine liefer⸗ fähige, vertragsfähige juristische Körperschaft. Wir wollen, daß dieser Uebergang ein freiwilliger sei. Es sind gewisse zwingende Maßnahmen in die Hände der Regierung gelegt. An sich bedeutet das nicht viel. Die Abneigung gegen jede zwingende Mafmahme ist stark, und wir werden kaum in die Lage kommen, da⸗ von (Gebrauch zu machen. Im wesentlichen wird es also eine frei⸗ willige Vereinigung von solchen Fachverbänden sein, die nach ihrer Eigenschaft lieferfähig und verpflichtungsfähig sind. Sind solche Stellen geschaffen, so besteht die Absicht, sie zu iner reinen Selbstverwaltungsorganisation zu ver⸗ binden. Eine freiere Reform als die der Selbstverwaltung gibt es nicht, sosern man nicht absolute Bewegungsfreiheit schaffen kann, und die können wir deswegen nicht schaffen, weil wir erstens an zentralen Stellen unsere Aufträge bekommen und weil, wir pweitens einem fremden Staate gegenüber die absolute Verpflichtung der Leistungen übernommen haben, die der Eigenschaft unserer Wirtschaft angepaßt sind. Nachdem aber die absolute Verpflichtung von uns übernommen wurde, ist eine absolute Bewegungsfreiheit nicht möglich. Alsdann aber ist die größtmögliche Bewegungsfreiheit, die man schaffen kann, die der Selbstverwaltung. Dementsprechend sollen sich die J verbände zum Verband der Verbände zusammenschließen, der aber, wie ich glaube, eine übergroße Personalorganisation nicht nötig haben wird, denn die Arbeit sollen im wesentlichen die Leistungsver⸗ bände veppvalten. Von diesem und mit diesem Verhande der Ver⸗ bände sollen lediglich die Verteilungen und Berechnungen vorge⸗ nommen werden. Wir sind gegenwärtig dabei, die Statuten dieser Verbände auszuarbeiten. Wir werden sie mit den Vertretern des Reichsverbandes besprechen. In den Grundzügen sind sie bereits mit einigen Präsidialmitgliedern erörtert worden. In gleicher Weise werden wir die Statuten mit den Gewerkschaften und den Vertretern der Länder beraten, und ich hoffe, daß gleichzeitig zur Vollziehung der französischen Verträge, wenn es zu slchet kommt, die Organi⸗ sation bereit stehen wird.

Meine Herren! Ein Anfang ist hiermit gemacht auf dem langen und steilen Wege der Reparation. Ich glaube, daß der Anfang des⸗ wegen richtig ist, weil er nach langer Unterbrechung wiederum ge⸗ schaäftliche, wirtschaftliche Verbindung zwischen den benachbarten Ländern zustande bringt. Ich glaube, daß in der ganzen Welt die Erkenntnis der wirtschaftlichen Notwendigkeit fortschreitet, so wie sich diese Erkenntnis in der Churchillrede ausgesprochen hat. Ich habe in der letzten Zeit viel Vertreter Amerikas und anderer alliierter Länder gesehen. Es ist noch keiner bei mir gewesen, der mir nicht die schweren Bedenken ausgesprochen hätte, die in diesen Fragen gegen den Aufbau des Ultimatums herrschen. In der ganzen Welt hat sich noch nicht eine einzige Stimme von wahr⸗ haft wirtschaftlicher Bedeutuna erhoben, die den wirtschaftlichen Aufbau, beruhend auf dem Ulti⸗ matum, gerechtfertigt hätte. Dagegen haben sich unge⸗ ählte wirtschaftliche Stimmen hohen Ranges geäußert, die diesen Aufbau nicht nur als unmöglich, sondern als verderblich bezeichnen. Es steht also fest, daß zunächst in den intellektuellen Schichten der Länder eine entsprechende Erkenntnis aufsteigt. Besser würde es sein, diese Erkenntnis herabzubringen in die mittleren Schichten, wie sie in England „Der Mann auf der Straße“ darstellt. Das wird schwer sein, weil in diesen Schichten noch der Aberglaube, das Ergebnis der siebenjährigen Propaganda herrscht. Aber auf die Dauer ist die Ver⸗ nunft nicht aufzuhalten. (Beifall.) Es hat noch nie eine Periode in der Geschichte gegeben, in der die Vernunft sich hätte aufhalten lassen.

Hier, meine Herren, müßte ich Sie als Führer der Industrie noch auf einen besonderen Punkt aufmerksam machen, der Ihre tech⸗ nischen Beratungen betrifft. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie ein kleines Rechenexempel durchrechnen, das solgendermaßen lautet: Wenn ich eine Million Einfuhr habe, wieviel muß ich dafür an Ausfuhr haben unter der Voraussetzung, daß die 888 50 Prozent fremder Rohstoffe enthält. Ich will Ie nen die Rechnung nicht vor⸗ machen, sondern Sie nur auf die Elemente führen. Nehmen Sie an, ich habe eine Million für Ausfuhr bezahlt. Das einzige Zahlungsmittel, das wir haben,. ist Arbeitskraft. Rohstoffe haben wir nicht zum Bezahlen. Wenn Sie also eine Arbeltslraft im Werte von einer Million zur Zahlung veuvenden,

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11““ 8 8 8— 8 8 11“] ich habe 50 Prozent verwendeter ausländischer Rohstoffe voraus⸗ gr etzt —, jo muß ich diese Million an eine zweite Million guslän⸗ ischer Rolstoffe verwenden. Ich habe somit in diesem Falle zwei

illionen an Ausfuhr zu leisten. Auf diese zwei Millionen entfällt die Fehlung, sagen wir der Kürze halber nicht von 26, sondern von 25 Prozent, das sind 500 000 Mark. Ich habe jetzt schon zu be⸗ zahlen 2 500 000 Maork. Diese 500 000 Mark müssen wieder in Zahlung gegeben werden an 500 000 Mark Rohstoffe, d. h. aus 500 000 Mark wird eine Million. Ich habe jetzt schon drei Mil⸗ lionen zu bezahlen. Es entsteht eine unendliche Reihe, die nicht dazu füblen oll, daß ich Ihnen eine unendlich lange Rechnung vor⸗ mache. Wenn Sie aber diese unendliche Reihe ausrechnen, so finen Sie, sie hat einen Wert von vielen Millionen. Ich gebe zu, daß ich einen extremen Fall genommen habe, nämlich den Fall, wo 50 Pro⸗ zent ausländische Röbmaterialien verwandt werden. Der Fall ist milder, wenn ich ein Produkt nehme, bei dem weniger ausländische Rohstoffe enthalten sind. Aber es ist klar, daß es sich hier für uns um ein sehr wichtiges Prinzip handelt, nämlich das Prinzip, daß heute der deutschen Wirtschaft keine höheren Dienste geleiset werden können, als die Herstellung von Gütern aus ein⸗ heimischen Rohprodukten. Derjenige, der imstande ist, ein fremdes Rohprodukt durch ein gleichwertiges deutsches zu ersetzen, meine Herren, der verdient sich in diesem Augenblick eine Bürger⸗ krone, der leistet mehr, als der uns bloß Ausfuhr schafft, denn er schafft uns durch die verminderte Einfuhr eine vervielfältigte Aus⸗ fuhr. Ich wäre also sehr dankbar, wenn diese Gedanken von jedem der wirtschaftlichen Führer durchdacht würden. Es wird kaum Sache Ihres Kongresses sein, darüͤber zu diskutieren, aber ich glaube, diese Anregung rechtfertigt sich.

Ueber die Bedeutung der wirtschaftlichen Aufgaben vor Ihnen zu sprechen, heißt Eulen naoch Athen tragen. Aber ich möchte Sie erinnern an einen kleinen Vorgang, der in einem großen Augenblick stattgefunden hat vor ziemlich genau 113 Jahren. Am 2. Oktober 1808 fand eine Besprechung der beiden größten Menschen ihrer Zeit, nämlich Napoleons und Goethes, in Erfurt statt. Die beiden Männer sprachen über Dramatik. Es war die Rede von den Schicksalsdramen, die damals aufgekommen waren, und Napoleon sagte: Was will man immer von dem Schicksal? Politik ist das Schicksal! Dieses große Wort ist hundert Jahre lang wahr geblieben, es ist in den letzten Jahren der Kriegsentscheidung auf seinen Gipfel gestiegen, und es lastet mit seiner ganzen Schwere auf uns. Aber, meine Herren, auch dieses Wort hat seine begrenzte Dauer. Es wird der Tag kommen, wo es sich wandelt, und wo das Wort lautet: Die Wirtschaft ist das Schicksal. Schon in wenigen Jahren wird die Welt erkennen, daß die Politik nicht das letzte entscheidet.

Unser Land hat die große wirtschaftliche Produktion, die es besessen hat, nicht durch seine Reichtümer erworben, nicht durch die Schätze seines Bodens, nicht durch seine geographische Lage, nicht durch insulare Zegünstigung im Weltverkehr, sondern es hat sie erworben durch die Kräfte, die heute noch wirken: Organisation, Disziplin, Wissenschaft, Sachlichkeit, Arbeit und strengste Pflichterfüllung. Diese Kräfte sind nick⸗ tot. Wenn wir uns diese Kräfte erhalten, so wird unsere Wirtschaft wieder leben, gleichviel unter welcher Bedrückung. Denn auf die Dauer kann nicht der Reichtum, kann nicht die politische Macht ent⸗ scheiden, auf die Dauer gibt es nur eins, was entscheiden kann: innere Kraft, sittlicher Wille und ideelle Werte. (Wiederholter stürmischer Beifall.)

Hierauf erstattete das geschäftsführende Präsidialmitglied des Reichsverbandes, Wirklicher Legationsrat Dr. Bucher ein ausführliches Referat über die internationale wirtschaft⸗ liche Lage in ihren Beziehungen zu Deutschland. In der Nachmittagssitzung hielt Baurat Dr. Riepert einen Vor⸗ trag über die Stellungnahme der Industrie zu den Leistungsverbänden und Dr. Jordan⸗Malinckrott sprach über das Thema Wiederaufbau und Steuerpolitik. Im Anschluß an seine Ausführungen legte Dr. Jordan der Ver⸗ sammlung folgende Entschließung vor, die angenommen wurde:

„Ueberzeugt von der Notwendigkeit, daß die deutsche Wirtschaft nichts unversucht lasen dürfe, um den von Regierung uns Parlament angenommenen Forderungen aus dem Londoner Ultmatuin nachzu⸗ kommen, haben Präsidium und Vorstandschaft des Zweig⸗ verbandes der Deutschen Industrie als berufene Vertreter der Industrie er Reichsregierung folgendes erklärt: Die Industrie ist zu Verhandlungen darüber bereit, wie

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unter Ausnutzung des Kredites, den sie im Auslande genießt, der

Reichsregierung Gold und Devisen zur Verfügung gestellt werden können. Voraussetzung dabei ist, daß die übrigen Kreise der Wirt⸗ schaft, Landwirtschaft, Handel, Banken und Bankiers in gleicher Weise sich betätigen, und daß unverzüglich wirksame Maßnahmen durchgeführt werden, die die jetzige Finanzmißwirtschaft, als Kredit des Reiches und der Privatwirtschaft untergrabend, beseitigen.“ Der Polizeipräsident von München Plöhner hat unter dem gestrigen Tage sein Entlassungsgesuch ein⸗ gereicht. Nach einer amtlichen Meldung ist dem Entlassungs⸗ gesuch vom Ministerium des Innern entsprochen worden.

SDesterreich. In der gestrigen Sitzung des Finanzausschusses teille

der Finanzminister Grimm dem „Wolffschen Telegraphen⸗ büro“ zufolge mit, daß er in London und Genf um die Bereitstellung zwischenzeitlicher Mittel im Mindestbetrag von zwei Millionen Pfund noch vor allseitiger Aufschiebung des Pfandrechts verhandelt. Tatsächlich sei ihm nur mitgeteilt worden, daß ein Betrag von 500000 Pfund be⸗ reits zur Verfügung stehe. Die Verhandlungen über die Erwirkung des gesamten gewünschten Betrages dauerten noch fort. Die Frage, ob der Betrag erhöht werden wird, stehe mit der Frage der Kreditaktion in keinem Zusammenhang. Die Kreditaktion sei ausschließlich abhängig von der Auf⸗ schiebung des Pfandrechts durch Amerika. Jedenfalls könne in der Bereitwilligkeit, für Oesterreich schon sofort Mittel flüssig zu machen, ein Beweis des Vertrauens erblickt werden, den die beteiligten Hauptmächte in das schließliche Zustandekommen des Sanierungswerkes setzen.

Großbritannien und Irland. Die Antwort der britischen Regierung an die Führer der Sinnfeiner, die heute abgesandt werden soll, stellt dem „Daily Telegraph“ zufolge die einstimmige Antwort aller Kabinettsmitglieder dar. Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, hat der Premierminister Lloyd George den Finanzöekretär des Schatz⸗ amts Hilton Noung aufgefordert, zusammen mit Finanz sachverständigen und Vertretern des Handels am Freitag nach Gairloch zu kommen, um mit ihm die Vorschläge zur Wieder⸗ belebung des Handels zu erörtern. Das „Reutersche Büro“ erfährt, daß den letzten in maß ebenden britischen Kreisen eingegangenen Berichten zufolge di Interalliierte Kontrollkommission ihre Aufgabe de Entgegennahme der zur Zerstörung von Deutschland aus gelieferten Waffen so gut wie beendet hat, und sich jetz mit der Kontrolle der verschiedenen Polizeitruppen befaßt. Bis Mitte September seien nur noch 102 Geschütze zur Ver⸗ nichtung übriggeblieben, nachdem 3280 Geschütze bereits zerstört worden seien. Es müsse noch 1 Million Tonnen geladener Granaten zerstört

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