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.
8 Problem in seiner Gesamtheit zu behandeln, und wünscht daher, die
ge der beiden Länder, so wie sie sich jetzt darstellt, klarzulegen. Nach Ansicht der 2egische Fegierung gibt es zwei Ursachen der Besorgnisse in Frankreich. In erster Linie beun⸗ ruhigt sich die öffentliche Meinung in Frankreich über die Repa⸗ rationen. Frankreich macht Anstrengungen, seine verwüsteten Gebiete wieder aufzubauen und ist deshalb genötigt, bedeutende Summen vorzustrecken, die in dem Budget ein großes Destzit hervorrufen. Diese Summen könnten und müßten von Deutsch⸗ land bezahlt werden. Aber trotz verschiedener Abkommen seien die Reparationszahlungen der Deutschen immer wieder hinausgezögert worden. . In zweiter Linie sei die öffentliche Meinung in Frankreich wegen der zukünftigen Sicherheit Frankreichs beun⸗ rubigt. Frankreich sei in 120 Jahren viermal vom Feinde besetzt gewesen und trotz der Verminderung der deutschen Bevölkerung während des Krieges und infolge der Friedensbedingungen sei
Frankreichs Bevölkerung immer noch um zwanzig Millionen ge⸗
ringer als die des Deutschen Reiches. Uebrigens besitze Deutsch⸗ land durch die lebend aus dem Kriege Zurückgekehrten ein Heer von fünf Millionen im Waffendienst geübter Männer, unter denen sich eine beträchtliche Anzahl von Offizieren und Unteroffizieren be⸗ finde. Es sei wahr, daß Deutschland fast sein ganzes Kriegsmaterial und fast alle Waffen abgenommen worden sesen, aber Frankreich könne doch nicht umhin, durch das eine oder andere Mittel seine Inferiorität zu ersetzen. Es sei also wesentlich für Frankreich, den Unterschied zwischen seiner Bevölkerung und der Deutschlands auszugleichen, damit sein Grund und Boden gesichert bleibe. 8 In Großbritannien gebe es auch ernste Ursachen der Beunruhigung und Unzufriedenheit. Großbritannien sei ein Land, das von der Ausfuhr lebe. Sein Handel sei ebenso schrecklich ruiniert wie der französische Boden. Die Folgen, die sich in menschlichen Entbehrungen sehr ernster Art zeigten, beträfen zwei Millionen Personen der arbeitenden Klassen, die durch Arbeits⸗ losigkeit litten und deren Unterhaltungskosten wöchentlich an⸗ nähernd zwei Millionen Pfund Sterling betrügen. Diese Lasten würden einer Nation aufgebürdet, die viel stärker als jede andere von den wirtschaftlichen Folgen des Krieges berührt worden sei. Frank⸗ reich dagegen sei in einer vorteilhafteren Lage als jedes andere europäische Land: einmal wegen der Bedeutung seiner ländlichen Bevölkerung, andererseits aber auch wegen seiner inneren Pro⸗ duktion. Frankreich leide weniger durch Arbeitslosigkeit und durch den Zusammenbruch des internationalen Handels. Die Völker Europas jedoch litten unter den Kriegsursachen ebenso wie das britische Volk. In Italien und Belgien sei die Arbeitslosigkeit ernst. Italien hänge sehr vom Handel ab. Es müsse eine viel stärkere Be⸗ völkerung beschäftigen als vor dem Kriege. Belgien sei ein Land, das Nahrungsmittel importiere und auf Kosten des europäischen Marktes lebe. In Mitteleuropa und Südeuropa sei der Zusammenbruch und die Verwirrung des normalen Wirtschafts⸗ lebens noch viel markanter. Millionen von Menschen lebten unter Entbehrungen und im Elend. Selbst die Inflation, die den arbeitenden Klassen Arbeit und gute Löhne gegeben habe, könne nur eine zeitweise Erleichterung bringen, würde aber sicher eine Reaktion auslösen, so daß schon rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden üßten. Die Menschen, die nur über eine kleine Rente verfügten, itten nech mehr. Rußland, das vor dem Kriege eine außerordent⸗ iche Produktion an Rohmaterialien und Nahrungsmitteln gehabt abe, kämpfe mit der Hungersnot. Aus Menschlichkeitsgründen und m Interesse des eigenen Wohlstands sei die Wiederaufrichtung ußlands unerläßlich. Die europäischen Völker müßten ver⸗ uchen, ein Heilmittel gegen den augenblicklichen Zustand Rußlands zu finden, denn auf die Dauer müßte die uropäische Zivilisation ernstlich darunter leiden. Wenn man hnmächtig sei, gegen einen derartigen Zustand anzukämpfen, werde r rasch zur sozialen und wirtschaftlichen Katastrophe führen. Ebenso⸗ ohl in seinem eigenen Interesse wie im Hinblick auf das wirtschaft⸗ liche Wiederaufbauwerk Europas rufe Großbritannien Frankreich zur Mitarbeit an dieser großen humanitären Aufgabe auf. Diese Auf⸗ gabe müsse schon jetzt unternommen werden; jeglicher Verzug würde eine schreckliche Vertiefung des menschlichen Elends zur Folge haben und in gewissen Teilen Europas eine steigende Bedrohung der Zivilisation mit sich bringen.
Das Problem, heißt es in der Denkschrift weiter, das sich für Großbritannien und Frankreich stellt, ist nun, zu wissen, wie man die Notwendigkeiten einer gemeinsamen Aktion erfüllen kann. Diese Schwierigkeiten müssen in ihrer Gesamtheit gelöst werden. Es ist wesentlich, daß eine vollkommene Aufrichtigkeit zwischen den Staats⸗ männern beider Länder herrscht, wenn man die Aufgabe in wirk⸗ samzr Weise lösen will. England erkennt vollkommen die Gründe für die Beunruhigung Frankreichs an und wünscht alles in seiner Macht Stehende zu tun, um es zu beruhigen. Aber es kann die Wiederaufrichtung Eurovas nicht hinaus⸗ schieben, wenn es die Wünsche Frankreichs bezüglich der Reparationen und seiner Sicherheit befriedigen will. Die britische Regierung müsse dem britischen Volk sagen können: die beiden Länder marschieren gemeinsam, um die wirtschaftliche Organi⸗ sation Europas und die allgemeine Prosperität der Welt wieder auf⸗
zurichten.
Was die Reparationen anbetreffe, s sei die britische Re⸗ gierung bereit, sich an die Abmachungen zu halten, die in Europa getroffen worden seien, und aus denen Frankreich beträchtlichen Vorteil ziehe, während England nicht minder beträchtliche Opfer bringen solle. England glaube, daß diese Abmachungen den hauptsächlichsten Bedürfnissen Frankreichs genügen können bis zu dem Augenblick, in dem eine finanzielle Regelung größeren Stils unternommen werden könne, vielleicht in zwei oder drei Jahren⸗.
Die Sicherheit Frankreichs gegen ein Eindringen des Feindes wünsche 11 als eine Angelegenheit zu betrachten, die auch seine eigenen Interessen be⸗ rührt. England sei infolgedessen geneigt, die Verpflichtung zu übernehmen, mitseiner Streit⸗ macht Frankreich zur Seite zu treten, wenn ein nichtprovozierter deutscher Angriff auf Frank⸗ reichs Boden erfolgt. Eine solche Garantie werde doppelten Wert besitzen. Sie werde nicht nur die Wirkung haben, Frankreich im Falle eines deutschen Angriffs zu schützen, sie werde einen solchen Angriff auch äußerst unwahrscheinlich machen. Im Jahre 1914 wäre Deutschland wahrscheinlich nicht zum Angriff übergegangen, wenn es sich über den Umfang der Kräfte klar ewesen wäre, die das britische Reich im Kriege aufbringen konnte.
m Jahre 1914 habe Deutschland nicht angenommen, daß Groß⸗ britannien über mehr als sechs Divisionen verfüge. Es habe nichts oder wenig gewußt von der besonderen Art der Hilfsguellen des Bundes der britischen Völker. Heute werde es vorsichtig sein, denn es wisse, deß das britische Reich nicht nur sechs Divisionen, sondern seit Ende des ersten Kriegsjahres 400 000 Mann auf den französischen Schlachtfeldern unterhalten habe. Diese Zahl hat sich in der Folge schnell vermehrt, und im Verlauf der letzten zwei Kriegsjahre hat das britische Reich in Frankreich und Flandern trotz der merklichen Schwächung, die durch die fortwährenden Verluste verursacht wurde, eine Streitmacht von zwei Millionen Menschen unterhalten. Großbritannien hat insgesamt 6 211 427 Mann zum Dienst zu Lande, zur See und in der Luft einberufen. Die auto⸗ nomen Dominions, Indien und die Kolonien haben 3 284 943 Mann einberufen. Die gesamte Streitmacht, die das britische Reich in den Krieg geworfen hat, betrug also annähernd zehn Millionen Menschen. ie Verluste an Getöteten, Verwundeten und Vermißten haben 3 266 723 Mann erreicht; davon sind 947 364 Mann gefallen. Es ist undenkbar, daß Deutschland diese Tatsache mitsamt ihren Schlußfolgerungen, die sich daraus für die Garantie des französischen Bodens ergeben, vergessen könnte. Was das britische Reich einmal für die gwl e os getan hat, wird es wieder tun, wenn dies nötig ist. Die große Reserve an ausgedienten Offizieren und Mannschaften, die der Krieg ihm wird Groß⸗ britannien genau solange nutzbar wie das auf deutscher Seite der Fall ist. für den
gelassen hat, machen können, Das wichtigste
Krieg hergestellte Material wird in Großbritannien besonders den künftigen Generationen zur Verfügung stehen, während das deutsche Material von den Alliterten vollständig weggenommen worden ist. Infolgedessen wird Deutschland, wenn es sicher ist, daß das britische Reich in einem künftigen Kriege an der Seite Frankreichs sicht, nicht versuchen, Revancheträume zu hegen. Es ist ebenso wichtig, den deutschen Geist von derartigen Bestrebungen abzubringen, wie es wichtig ist, Maßnahmen zu treffen, um die Niederlage dieser Bestrebungen, wenn sie zur Reife kommen sollten, sicherzustelen. Die Regierung glaubt, daß diese beiden erreicht werden, wenn eine Abmachung getroffen wird, daß die beiden Nationen einemnicht herausgeforder⸗ ten Angriff Deutschlands gegen das französische Gebiet gemeinsam die Stirn bieten werden. Wir wünschen auch, daß eine derartige Verpflichtung die Bande der Freundschaft zwischen den beiden Nationen von Jahr zu Jahr enger und kräftiger gestalten werde. Diese gegenseitigen Verpflichtungen könnten auf zwei verschiedene Arten ein⸗ gegangen werden. Einerseits lasse sich ein Offensiv⸗ und De⸗ fensipbündnis denken. Ein derartiges Bündnis könnte in Frank⸗ reich als wünschenswert betrachtet werden. In Wirklichkeit aber werde es den französischen Interessen schlecht dienen, weil derartige Bündnisse den britischen Traditionen widersprechen. Das britische Volk begreift, daß Frankreich das Recht fordert, gegen eine Invasion seines Gebietes eine Garantie zu haben Aber es werde nicht freiwillig Verpflichtungen militärischen Charakters auf sich nehmen wollen, wenn der Friede eines anderen gestört werden sollte. An militärischen Unter⸗ nehmungen in Mittel⸗ oder Osteuropa teilzunehmen, werde seiner Absicht nicht entsprechen.
nicht die herzliche Unterstützung des britischen Volkes haben Im Gegenteil werde dies auf den Widerstand wichtiger Gruppen in den verschiedenen Teilen der Gemeinschaft des britischen Volkes stoßen. Es werde infolgedessen für Frankreich nicht denselben Wert haben wie eine in anderer Form eingegangene Verpflichtung. Auf der anderen Seite lasse sich ein Garantievertrag denken, wonach das britische Reich und Frankreich Seite an Seite einem nicht herausgeforderten Angriff Deutschlands gegen das französische Gebiet die Stirn zu bieten hätten. Diese Möglichkeit ist auf der britischen Reichskonferenz im vergangenen Sommer diskutiert worden, und es ist wahrscheinlich, daß die öffentliche Meinung des Reiches Großbritannien unterstützen werde, wenn Frankreich eine solche Garantie erhalte Ihr Wert wäre um so größer, als sie nach Ansicht der britischen Regierung die berzliche Zustimmung nicht nur Großbritanniens allein, sondern auch der Dominions finden werde. Die wirkliche Gefahr, der Frankreich ausgesetzt ist, ist eine deutsche Invasion. Frankreich ist nicht in Gefahr, daß etwas Derartiges von seiten einer anderen Nation geschieht. Eine Sicher⸗ heit gegen eine deutsche Invasion garantiert unstreitig seine Sicherheit. Infolgedessen ist die Lösung, die die Regierung
Seiner Majestät anzunehmen vorzieht, die folgende: Die Regierung
sieht in dem Plane eines Vertrags zwischen Großbritannsen und Frankreich, der diesem Memorandum angefügt ist und dessen An⸗ nahme sie vorschlägt, die Form einer Verpflichtung, die am geeignetsten ist. die gemeinsamen Interessen der beiden Mächte in Westeuropa zu schützen. Damit der Vertrag Folgen zeitigen kann, ist es notwendig, daß er durch ein vollständiges Einvernehmen zwischen den beiden Ländern begleitet wird. Das war die Grundlage des Abkommens von welches Frankreich die Unterstützung Englands im Kriege versprach.
Die englische Regierung ist der Ansicht, daß die erste Bedingung eines wirklichen Einvernehmens die ist, eine Rivalität zwischen den beiden Ländern zu vermeiden. Was die U⸗Bootfrage anbetrifft, so versteht die britische Regierung vollkommen, daß die Disserenz zwischen dem französfischen und dem britischen Standpunkt in dieser Frage auf die verschieden⸗ artige Auffassung über die Verwendungsmöglichkeit der U⸗Boote zurückzuführen sein kann. Die britische Auffassung, die sich auf vierjährige Erfahrung während des Krieges stützt, geht dahin, daß die U⸗Boote nur gegen Handelsschiffe eine wirksame Waffe darstellen und zu anderen Zwecken, sei es als Offensiv⸗ oder Defensip⸗ waffe, ungeeignet sind. Die britische öffentliche Meinung würde un⸗ fehlbar auf der Annahme eines großen Bauprogramms von U.Boots⸗ zerstörern bestehen, wenn das französische Programm bezüglich der U⸗Boote durchgeführt werden sollte. Die beiden Länder würden also einen Rüstungswettbewerb beginnen. Die britische Regierung könne nicht verhehlen, daß eine solche Möglichkeit sehr ernstlich auf die britischen Gefühle gegen Frankreich und um⸗ gekehrt zurückwirken würde. Englands Verbindungswege zur See sind für England das, was die Ostgrenze für Frankreich ist. Ein Wettbewerb zur See in irgendeiner Form zwischen Großbritannien und Frankreich würde den guten Willen unterhöhlen. Die britische
Regierung schlägt also als Bedingung des Vertrages vor, daß die
Admiralitäten beider Länder sich über ein neues Programm einigen, damit jede Rivalität bei den neuen Pakten zwischen ihnen vermieden werden kann.
Die britische Regierung wünscht gleichfalls sehr lebhaft, daß Frankreich von ganzem Herzen mit Großbritannien am wirtschaftlichen und finanziellen Wiederaufbau Europas mitwirkt. Sie hofft also, daß Frankreich der schleunigen hengeufengs einer wirtschaft⸗ lichen Konferen;, auf der alle europäischen Mächte, einschließlich Rußlands, vertreten sind, zustimmt. Der wirtschaftliche Zusammen⸗ bruch Mittel⸗, Ost⸗ und Südeuropas ist gegenwärtig der ernsteste Faktor in der Hebung des europäischen Handels, und seine Heilung ist nicht möglich, wenn nicht die Produktion und die Märkte Rußlands der Welt wieder zugänglich gemacht werden. Die britische Regierung ist daher der Ansicht, daß die Gegenwart der wirklichen Führer Rußlands für den Erfolg einer solchen Konferenz nötig ist. Es würde keinen Zweck haben, geschriebene Bedingungen nach Moskau zu schicken. Es ist von größter Wichtigkeit, daß so rasch wie möglich mit den leitenden Persönlichkeiten der russischen Regierung verhandelt wird, und die Konferenz sollte so schnell wie möglich an dem Ort stattfinden, der am geeignetsten dazu erscheint. Um Handel mit Rußland treiben zu können, sind gewisse Garantien unentbehrlich. Man muß zur Geltung bringen, daß, ob⸗ wohl die Nationen keinen Anspruch darauf erheben können, sich gegen⸗ seitig die Grundsätze zu diktieren, nach denen sie die Fragen des Besitzes, des wirtschaftlichen Systems und der Regierung regeln wollen, dennoch gute Pläne aufgestellt werden können, um einem Land zu Hilfe zu kommen, damit die ausländischen Kapitalisten die Sicherheit haben, daß ihr Eigentum und ihre Rechte geachtet werden und daß der Gewinn ihrer Unternehmungen ihnen sicher ist. Dieses Gefühl der Sicherheit kann nur herge⸗ stellt werden, wenn die Regierungen der Länder, die ausländische Kredite zu erhalten wünschen, sich freiwillig verpflichten, a) alle Schulden und öffentlichen Verpflichtungen anzuerkennen, ebenso wie die Verpflichtung, die ausländischen Interessen für Verluste und Schäden durch Konfiskationen und Sequestrationen wieder⸗ herzustellen oder zu entschädigen, b) ein gesetzliches System einzurichten, daß die unparteiische Ausführung der Handels⸗ und sonstigen Verträge sanktioniert und sichert. U. a. nötig, über geeignete Tauschmittel zu verfügen und, allgemein ge⸗ sprochen, daß finanzielle und Währungsbedingungen bestehen, die dem Handel ausreichende Garantie bieten. Die britische Regierung möchte serner die beiden folgenden Grundsätze aufstellen: 1. alle Nationen müssen sich verpflichten, von jeder Propaganda abzusehen, die die Ordnung des politischen Systems, wie es in anderen Ländern besteht, zu unterhöhlen geeignet ist; 2. alle Länder müssen gemeinsam die Verpflichtung “ von jedem Angriff auf ihre Nachbarn ab⸗ zusehen.
Die britische Regierung hat erklärt, welche Wichtigkeit ein Ab⸗ kommen über Marinebauten besitzt, weil sie der Meinung ist, daß ein solches Uebereinkommen für ein vollständiges Einvernehmen zwischen Groß⸗ britannien und Frankreich unentbehrlich ist. Gefühl beseelt, wünscht sie alle Fragen aufzuklären, in denen eine Kontroverse zwischen den beiden Ländern möglich ist. Es ist z. B. wesentlich, daß der Friede im Orient wiederbergestellt wird
„britische Regierung
Ein Bündnis, das eine derartige Verant⸗ wortlichkeit einschließe oder auch nur anscheinend einschließen würde würde
ist es
Von dem gleichen
1
und daß zwischen Großbritannien und Frankreich über diß alliterte Politik in der Zukunft vollständige Einigkeit besteht. Die Zeit ist, vorüher, wo die Staatsmänner im Namen ihres Landes Verpslichtungen eingehen konnten, ohne dabei vol⸗ ständige Rücksicht auf die Stimmung der Bepölkerung zu nehmen, deren Vertreter sie sind. Damit der ins Auge gefaßte Garantievertrag einen dauerhaften Wert für beide Länder besitzt, ist es notwendig, daß die Demokratie des britischen Reichs und der französischen Republik sich sicher fühlen, daß sie großen Zielen und Idealen zugeführt werden. Alle Fragen, die geeignet sind, der Ein⸗ tracht der beiden Länder zu schaden, müssen aufgeklärt werden. Die ist der Ansicht, daß gegenwärtig keine Frage existiert, die nicht in einer für beide Regierungen befriedigenden Weise geregelt werden kann und daß der Garantievertrag zwischen beiden Ländern demnächst abgeschlossen, und besiegelt werden kann durch ein vollständiges und dauerhaftes Einpernehmwen.
Sie wünscht außerdem ganz besonders, daß dieses Einver⸗ nehmen zwischen Großbritannien und Frankreich, weit davon ent⸗ fernt, andere Nationen auszuschließen, die Grundlage des Plans der internationalen Zusammenatbeit bildet; um den Frieden in ganz Europa zu sichern. Die britische Regierung vertraut in dieser Be ziehung auf die Zusammenarbeit unter den Alliierten. Die letzte der in dem grundlegenden Memorandum für die Wirtschafts⸗ fonferenz ins Auge gefaßten Bedingungen umfaßt folgende einfache Vorbedingung für die internationase Uebereinstimmung: Ale Länder sollen gemeinsam die Verpflichtung übernehmen, sich von sedem Angriff auf ihre Nachbarn zu enthalten. Großbritannien hofft, daß die Verpflichtung von allen Nationen ohne Ausnahme erlangt werden kann. Es ist notwendig, daß die Einteilung der europäischen Nationen in zwei mächtige Lager sich nicht durch das Fortbestehen von
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engherzigen Besorgnissen auf seiten der siegreichen Natignen oder von
geheimen Revanchegedanken auf seiten der besiegten verewigt. Es ist notwendig, daß die seit dem Kriege durch die Entstehung der jungen Nationen bervorgerufenen Rivalitäten nicht fortbestehen und daß diese Nationen den Weg der Zusammenarbeit und des guten Wiltens wählen. Es ist ebenso wesentlich notwendig, daß der Konflikt zwischen den sozialen und Wirtschaftssystemen, den die russische Revolution in so großem Maße verstärkt hat, keine Besorgnis auf seiten der Nationen entwickelt, um schließlich in einem europäischen Krieg zu gipfeln. Wenn die in Curopa durch diese neuen Rivalitäten geschaffene Gefahr nicht in kluger Weise durch die Zusammenarbeit zwischen den Mächten behoben werde, kann der Friede nur von kurzer Dauer sein und Europa wird in einen neuen wilden Krieg gestürzt werden, der seine Zivi⸗ lisation ruinieren und noch größere Verzweiflung hervorrufen kann. Es ist Sache der Alliierten, denen der Krieg große Verantwortlich⸗ keit und eine ausgedehnte Machtbefugnis gelassen hat, gemeinsam dieser Gefahr Widerstand zu leisten und sie zu beseitigen. Groß⸗ britannien schlägt also Frankreich und Italien eine notwendige und ernste Zusammenarbeit für den Bau eines großen Spftems euro⸗ päischer Eintracht vor, welches unter den ersten seiner Aufgaben die Aufrechterhaltung des Friedens unter den Nationen und die Verminderung der nationalen Rüstungen zählt. Denn Großbritannien ist der Ansicht, daß dieses die einzige Art ist, durch die in Europa das Gefühl der Sicherheit unter den kleinen und großen Nationen erhalten wird, das es während der Jahrhunderte seiner politischen Geschichte noch nicht erreicht hat. Wenn der Einberufung der Witt⸗ schaftskonferenz zugestimmt wird, wird diese eine Gelegenheit für die alliierten Großmächte Frankreich, Großbritannien und Italien bieten, eine Aera des Friedens auf ihrem eigenen Kontinent zu eröffnen, dessen vom Kriege verwüsteten Felder die Spuren einer schrecklicheren Geschichte tragen als die irgendeines anderen Kontinents in der Neuzeit. 1
— Die Senatskommission für auswärtige An⸗ gelegenheiten hat gestern nach eingehender Prüfung der Lage, wie sie durch die Konferenz in Cannes geschaffen worden ist, sich entschlossen, und zwar mit Zustimmung aller an⸗ wesenden 25 Senatoren, folgendes, von Poincaré unterzeichnetes
1“ an den Ministerpräsidenten Briand zu rchten: —
Der Senatsausschuß für auswärtige Angelegenheiten hat au Verlangen einer großen Anzahl seiner Mitglieder und mit Rüchsicht auf das allgemeine Gefühl, das sich in den Gruppen des Senats geltend gemacht hat, mich beauftragt, Ihnen eiligst Kenntnis zu geben von der Tagesordnung, die angenommen wurde. Der Ausschuß ist der Ansicht: 1. daß der wirtschaftliche und finanzielle Wiederaufbau Frankreichs eine wesentliche Bedingung des Wiederaufbaues Europas ist, 2. daß die Reparationen, auf die Frankreich Anspruch hat, unantastbar bleiben, daß also weder eine neue Reduktion noch eine Abänderung des Zahlungsplanes vom 15. Mai 1921 angenommen werden kann. Es ist unzulässig, die belgische Priorität im mindesten zu erschüttern. 3. Frankreich kann sich zu der geplanten internationalen Wirtschafts⸗ konferenz nur begeben, wenn es im voraus die effektive Ver⸗ sicherung erhält, daß alle seine Rechte respektiert werden, 4. det zwischen Frankreich und England besprochene Pakt muß vor allem die Garantien, die Ausführungsmittel und die Pfänder, die Frankreich aus den Verträgen zu empfangen hat, bestätigen und ihm für die Gegenwart und Zukunft sichern. Der Ausschuß ist infolge⸗ dessen der Ansicht, daß nichts wirksam werden kann, ohne die Mit⸗ arbeit des Parlaments.
Der Vorsitzende der republikanischen Kammer⸗ gruppe, George Dureau, hat an den Ministerpräsidenten, der ‚Normes Havas“ zufolge, nachstehendes Telegramm gesandt:
Nachrichten beschäftigt, die aus Cannes kommen, und wünscht, Ihnen im Namen ihrer zweihundertvierzig Mitglieder mitzuteilen, daß bei der gestrigen Vollversammlung die Gruppe eine Tages⸗ ordnung angenommen hat, in der sie den Willen ausspricht, ohne Schwäche die Eintreibung der französischen Forde⸗ rungen an Deutschland durchgefübrt zu sehen. Ich kann Ihnen die Versicherung geben, daß die Kammer niemals die neuen Konzessionen, selbst in der Form eines Moratoriums, auf Kosten Frankreichs oder Belgiens, seines edlen Verbündeten, bestätigen wird, und daß kein Projekt eines französisch⸗englischen Bündnisses — so nützlich es auch der einen oder anderen Nation sein kann — als Be⸗ dingung irgendeinen Verzicht in der Reparationsfrage oder einen Verzicht auf irgendwelche in dem Vertrag begründete Garantien, ins⸗ besondere der territorialen Sicherheiten, fordern darf.
8 Die russische Regierung hat bei der polnischen Regierung gegen die grausame und menschenunwürdige Be⸗ handlung der rusischen Kriegsgefangenen in dem Gefangenenlager von Strjalkowo Einspruch erhoben. Sie ver⸗ langt, daß die zur Bewachung verwendeten Petljura⸗ und Balachowitschsoldaten abgelöst werden, und droht mit Gegen⸗ maßregeln.
Spanien.
Nach einer Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros⸗
ist das Kabinett gestern zurückgetreten.
Schweiz. Der Völkerbundsrat hat gestern in öffentlicher Sitzung nach Berichtersmttung und auf Antrag des chinesischen Ver⸗ treters Tang Tsai Fu den deutschen Einspruch gegen die Verfügung der Regierungskommission des Saar⸗ gebiets über den Begriff „Saarbewohner“ abge⸗ wiesen. Die ablehnende Entschließung des Völkerbundsrats, die laut Bericht des „Wolffschen Telegraphenbüros“ einstimmig und ohne Debatte erfolgte, hat folgenden Wortlaut:
Fstimmung der Verfügung der Regierungskommission, daß
Die Fehugs der republikanischen Kammergruppe hat sich mit den
Der Rat beschließt, daß der Protest der deutschen Regierurg
33. August 1921 gegen die Verfügung der Regierungskommission bom Sargebiets über die Definition der Eigenschaft eines Saar⸗ lewobners vom 15. Mai 192 1 zu keinerlei Interpention des Völker⸗ bundsrats Anlaß gibt. Der Generalsekretär wird beauftragt, der deutschen Regierung ein Exemplar des Berichts über diese Ent⸗ schließung zur Kenntnisnahrne zuzustellen. 29
Die Begründung des Antrags war äußerst kurz und kärg⸗ lich. Nach einem ausführlichen Resumsé des deutschen Protestes nd der Entgegnung der Regierungskommission erklärte der Berichterstatter im wesentlichen, daß der Ausdruck „Saar⸗ bewohner“ häufig im Vertrage vorkommt und daß die Saarbewohner de facto und de jure eine losgelöste und abseits stehende Gruppe darstellen, daß sie, wenn sie auch nicht ihre Nationalität verloren haben, so doch auf Grund des Vertrags eine neue gesetzliche Stellung einnehmen. Die ganz besondere Lage des Saargebiets erfordere be⸗ fondere Maßnahmen. Im übrigen scheine die Verfügung nicht die Nationalität der Bewohner zu beeinträchtigen. Ferner müßten die politischen Rechte der Bewohner nicht won der Nationalität abhängig gemacht werden. Die Be⸗
die Eigenschaft eines Saarbewohners vom Wohnsitz im ande und anderen von diesem wesentlichen Grundsatz ab⸗ geleiteten Bedingungen abhängen soll, sei durchaus ange⸗ bracht. Im weiteren Verlauf der Sitzung forderte der zöälkerbundsrat die anwesenden Vertreter Estlands, Lettlands und Litauens auf, in Fühlungnahme mit dem Heneralsekretär eine Erklärung über den Minderheitsschutz uszuarbeiten, über den der Generalsekretär vor Ablauf der ragung Bericht erstatten soll. Der Rat erklärte sich sodann ach dem Bericht des englischen Delegierten Harmsworth zur Annahme der ihm durch das Aalandsabkommen über⸗ ragenen Garantieverpflichtungen bereit.
In geheimer Sitzung erklärte der Völkerbundsrat auf An⸗ ag des chinesischen Berichterstatters für die Saarfragen, ang Tsai Fu, die vier ausscheidenden Mitglieder der Negierungs kommission des Saargebiets für ein eiteres Jahr in ihrem Amte bestätigt, nämlich Rault⸗ Frankreich, Lambert⸗Belgien, Moltke⸗Huitfeibt⸗Tänewark und Waugh⸗Kanada. Darauf wurde ein Beschluß über tz des Internationalen Zollbüros für die Rontrolle des Handels mit geistigen Ge⸗ ränken in Afrika angenommen, wonach das Büro in Brüssel verbleibe und die belgische Regierung gebeten sei, die Kontrolle zu übernehmen. Endlich beauftragte der Rat inen Ausschuß zur Untersuchung des in dem schwedischen und norwegischen Abänderungsantrage zum Völkerbundspakt vor⸗ zgeschlagenen Schlichtungsverfahrens und nahm unter dem Ausdruck des Bedauerns Kenntnis von der Demission Lord aihers, des bisherigen englischen Vertreters in der gemischten Fommission für die Rüstungsbeschränkungen.
ELschecho⸗Slowakeil.
In der gestrigen Sitzung des verfassungsrechtlichen Nisschusses erklärte der Ministerpräsident Benesch, daß die Negierung den Wünschen der Deutschen nach Vertretung in Landesverwaltungsausschuß für Böhmen auch ohne Ver⸗ neörung der Mitglieder im Laufe des Monats Januar
zaung tragen werde.
den
Schweden.
Der Reichstag ist gestern mit einer Thronrede des Rantgs eröffnet worden, in der es dem „Wolffschen Tele⸗ drophenbüro“ zufolge u. g. heißt:
Die bessere Zukunft, die wir für Schweden erhoffen, ist nicht ver ven uns selbst abbängig. Nach dem für die ganze Menschheit
gemensamen Unglück des Krieges, nach der weltumfassenden Zer⸗ stsrung und Zersplitterung muß im neuen Europa das Werk des Wiederaufbaus in gemeinsamer Arbeit geschehen. An dieser Auf⸗ gabe nuß auch die schwedische Volksvertretung mitarbeiten. Nur von dem Zusammenarbeiten aller im Geiste der Versöhnung kann eine Besserung der Lage im Norden Europas erwartet werden.“ „Vom Völkerbund sagte der König u. a., daß er noch nicht umfassend genug sei, um einen Mittelpunkt für die Erörterung der großen Weltprobleme zu geben.
Amerika. b „Einer Reutermeldung zufolge wurde von maßgebender Seite nach der vorgestrigen Fifung des amerilanischen Kabinetts erklärt, daß bisher keinerlei Entscheidung von seiten der amerikanischen Regierung bezüglich der Einladung zur Teil⸗ nahme an der Konferenz in Genua getroffen worden sei.
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Parlamentarische Nachrichten.
Im Reichstagsausschuß für Verbrauchssteuern wurde gestern die Erhoöhung einzelner Verbrauchssteuern beraten. Die Leuchtmittelsteuer wurde unverändert in zweiter Lesung angenommen. Bei Beratung der Zündwarensteuer stellte Abg. Dietrich⸗Baden (Dem.) den Antrag, § 3 zu streichen. Die Abstimmung hierüber und die gesamte Beschlußfassung über die Fündwarensteuer setzte der Ausschuß noch aus, um eine Klärung der hierauf bezüglichen Fragen zuvor herbeizuführen. Der Ausschuß süetlle es dem Vorsitzenden, den Zeitpunkt der nächsten Sitzung zu estimmen.
Betreffs der Ausführung der Novelle zum preußischen Kommunalabgabengesetz vom 26. August 1921 (Gesetz⸗ samml. S. 495) hatte der Landtagsabgeordnete Müller (Hameln) an die preußische Regierung eine Anfrage gerichtet, auf die der Minister des Innern zugleich im Namen des Finanz⸗ ministers in seiner dem Landtag übermittelten Antwort erwidert hat: 8
Die Novelle zum Kommunalabgabengesetz vom 26. August 1921
at neue, außerordentlich schwierige und für die gesamte Volkswirt⸗ schaft bedeutsame Fragen gesetzgeberisch geregelt, für deren praktische urchführung langwierige Verbandlungen erforderlich gewesen sind. Cs besteht die Hoffnung, daß bereits in allernächster Zeit abschließende Verhandlungen mit den gemeindlichen Verbänden stattfinden werden. Zu erwarten ist deshalb, daß in absehbarer Zeit die neuen
8
„Vorschriften in. die Praxis umgesetzt werden können.
—— Eine Anfrage des Landtagsabgeordneten Blank, be⸗ treffend den Bau des Großkraftwerkes Braunschweig, hat der Minister für Handel und Gewerbe, wie folgt, beantwortet: 1 d Die bereits seit langer Zeit gepflogenen Verhandlungen über den Bau des Großkraftwerks Braunschweig sind dadurch auf besondere Schywserigfenten gestoßen, daß eine Einigung über wichtige Fragen — zu zahlender Koblenpreis⸗ Besetzung der Vorstandsstellen usw. — nicht zu erreichen war. Mehrmalige Anfragen und Unterredungen onnten die Braunschweigischen Braunkohlenwerke nicht zur Aufgabe oder Herabsetzung ihrer Forderungen veranlassen. Es mußte schließ⸗
von 50 ₰% nach
[gemachten Vorschläge gestellt werden. Noch bevor diese Frist ab⸗ gelaufen war, wurde die Elektrizitätsverwaltung in Hannover be⸗ auftragt, alle Vorbereitungen für die Inangriffnahme des Baues eines staatlichen Großkraftwerks bei Hannover zu treffen. Inzwischen ist ein neuer Gesetzentwurf über die Bereitstellung von Mitteln zum Bau dieses Kraftwerks dem Staatsministerium vorgelegt worden, der in kürzester Zeit an den Landtag gelangen wird. In diesem Entwurf ist vorgesehen, daß die durch Gesetz vom 14. Januar 1921 bewilligten Mittel in Höhe von 95 000 000 ℳ für den Bau der Leitungen auch weiter für diesen Zweck vorgesehen bleiben, daß jedoch die bewilligten Mittel in Höhe von 25 000 000 ℳ für die Beteiligung an der zu gründenden A.⸗G. Groß⸗ kraftwerk Alversvorf zurückgezogen werden und statt dessen 252 000 000 ,ℳ für den Bau des staatlichen Großkraftwerks Hannover neu bereitgestellt werden. Ob die Gründung einer A.⸗G. zum Bau und Betrieb ieses staatlichen Großkraftwerkes i ist, steht noch dahin. Eine Beteiligung von Braunschweig, der Esag und der B. K. B. wird nicht in Frage kommen, da diese an einer solchen A.⸗G. kein Interesse haben. Es muß daher späterer Ueberlegung vorbehalten bleiben, ob nach Fertigstellung des Baues unter Beteiligung des Reiches und Preußens oder unter alleiniger Beteiligung Preußens eine A.⸗G. gegründet werden soll. Die Erfüllung der ver⸗ traglich eingegangenen Verpflichtungen zur Stromlieferung vom 10. Juli 1922 ab ist nach Lage der Sache höchst unwahr⸗ scheinlich. Wenn auch gegenwärtig alle Versuche gemacht werden, ein Turboaggregat bis zum 1. Juli 1922 betriebsfertig aufzustellen, so erscheint die Möglichkeit der Stromlieferung zum 10. Juli 1922 doch sehr zweifelhaft. Da dies die Hauptvertragsgegner auch ein⸗ saben, haben sie sich in ihrer Stromversorgung vorübergehend ander⸗ weit sichergestellt. Gleichzeitig mit der Vorbereitung des Baues des Großkraftwerkes bei Hannover sind Verhandlungen mit den Haupt⸗ stromabnehmern aufgenommen worden mit dem Ziele, den Beginn des Stromberuges hinauszuschiehen. Es steht zu erwarten, daß diese Verhandlungen einen günstigen Verlauf nehmen. “
Verkehrswesen. G
Nach einer setzt vorliegenden näheren Meldung haben sich in dem am 18. Dezember 1921 in den Niederlanden ver⸗ brannten Bahnpostwagen u. ag. auch die nachbezeichneten Briesposten für Deutschland befunden, die nicht nach Deutschland ge⸗ langt sind, und mit deren völliger Zerstörung danach gerechnet werden muß Für die Bahnpost 15 Gennep⸗Hannover: 1 Beutel von Folkestone⸗Vlissingen, 8 Beutel von London, 1 Beutel von Manchester, 1 Beutel von Birmingham, 3 Beutel von New York, 1 Beutel von Chicago, 2 Beutel von Montreal, 1 Beutel von Winnipeg; für die Bahnpost 10 Kleve⸗Köln: 3 Beutel von London; für die Bahnpost Kufstein⸗Müͤnchen: 1 Beutel von Manchester; für Berlin: 2 Beutel von London; für Ham⸗ burg: 2 Beutel von London. Etwa noch nachträglich eingehende beschädigte Sendungen werden soweit als möglich den Empfängern zugestellt werden. “
Nachgebühr für unzureichend freigemachte Briefsendungen. Für nicht oder unzureichend freigemachte Postkarten und Briefe sowie für unzureichend freigemachte Druck⸗ sachen, Geschäftspapiere, Warenproben und Mischsendungen wird seit dem 1. Januar gemäß den Bestimmungen des Postgebührengesetzes das Doppelte des S getno⸗ mindestens aber ein Betrag erhoben.
Theater und Musik.
Im Opernhause geht morgen, Freitag, neu einstudiert Mezarts „Zauberflöte“ in Szene. Die Besetzung lautet: Sarastro: Oito Helgers, Tamino: Robert Hutt, Sprecher: Karl Armster, Königin der Nacht: Ethel Hansa, Pamina: Elisabeth Rethberg vom Landestheater in Dresden, die drei Damen: Gertrud Bindernagel, Margarete Kroo, Margarete Arndt⸗Ober, die drei Knaben: Else Knepel, Thea Bieber, Margarete Jäger⸗ Weigert. Papageno: Benno Ziegler, Papagena: Else Knepel, Mono⸗ statos: Waldemar Henke, die beiden Geharnischten und die beiden Priester: Marcel Nos und Herbert Stock. Musikalischer Leiter ist der Generalmusikdirektor Leo Blech, szenischer Leiter Franz Ludwig Hörth. Die Gesamtausstattung ist von Ludwig Kainer entworfen. Anfang 6 ¼ Uhr.
Im Schauspielhause wird morgen „Othello“ mit Fritz Kortner in der Tütlrolle, Johanna Hofer als Desdemona, Rudolf Forster als Jago und Lothar Müthel als Cassio aufgeführt. Anfang 7 ½ Uhr. — Als nächste Neueinstudierung geht am Freitag, den 3. Februar, Schillers „Don Carlos“ in Szene
Mannigfaltiges.
In der Nacht zum Mittwoch wurden, wie hiesige Blätter be⸗ richten, die beiden Bronze kronen vom Denkmal Friedrich Wilhelm I. in der Siegesallee abgebrochen und entwendet. Am Denkmal Friedrichs des Großen versuchten die Diebe gleichfalls die beiden Bronzekronen zu stehlen, wie die teilweise Zerstörung der Marmorsockel beweist. Aus der linken Krone an diesem Denkmal sind außerdem mehrere Zagen herausgeschlagen. An fast allen Denkmälern sind frische Beschädigungen wahrnehmbar.
Wie der Verband Brandenburgischer Athletik⸗ vereine E. V. mitteilt, findet am Sonntag, den lö. d. M., auf dem Schuposportplatz, Karlstraße 34/35, ein Handballstädte⸗ kampf Dresden — Berlin, und zwar im Männer⸗ und Damenspiel, statt. Alle Spieler und Spielerinnen haben sich bisher mit Erfolg in der Leichtathletik betätigt. Die Spiele beginnen um 2 Uhr Se. Die Eintrittspreise sind niedrig
Gheclen Der Vorverkauf hat bei der Verbandsgeschäftsstelle bereits — Das demnächst stattfindende 10. Berliner Hallen⸗ fvortfest des Verhandes im Sportpalast in der Potsdamer Straße, wird alle Zweige der Leibesübungen, soweit sie sich in einer Halle ausführen lassen, umfassen. Da der Innenraum diesmal völlig freigemacht wird, ist es auch möglich, dort ein Handballspiel vorzuführen. Ein 16⸗Farbenreigen sowie mehrere Radrennen werden vom Gau 20 des D. R. B. gezeigt. Auch Boxen, Ringen, Fechten,
durch einen Wettkampf im Dreierradballspiel gegen die früheren Feste bereichert worden ist. Ein Stillaufen der Jugendlichen der Verbands⸗ vereine schließt sich an.
Moskau, 10. Januar. (W. T. B.) Laut den letzten statistischen Ausweisen betrug die Zahl der Bepölkerung des Gouvernements Samara 2 806 600 Personen. Davon hungerten im Dezember 1 909 000 Menschen. Vor Hunger geschützt waren 260 400 oder 9 vH. Aus allen Teilen des Gouvernements kommen Schreckensrufe. Die Zahl der durch Hunger Er⸗ krankten nimmt seuchenartig zu. 767 Küchen wurden bisher errichtet. In der Kirgisenrepublik hungern 1 600 000 Menschen. Organisierte Hilfe wurde bisher nur 45 000 Menschen zuteil.
Höhe der Schneedecke in Zentimetern
am Montag, den 9. Januar 1922, um 7 Uhr Morgens. . smnteilt ö“ vom Preußischen Meteorologischen Institut. Stationen nach Flußgebieten geordnet.) Höhe der Schneedecke (am). DOestliche Küstenflüsse. “ Memel (Kurisches Haff) Tilsit (Memel) 5, Gumbinnen (Pregel) 0,5, Insterbur
am 15. November d. J. den Braunschweigischen Kohlen⸗ ei eine kurze Frist zur undedingten Annahme der staatlicherseits
(Pregel) „Nordenburg (Pregel) 5. 4, Klenau (Frisches Haf) 8
Königsberg i. Pr. (Prege
Turnen, Jiu⸗Jitsukämpfe u. a. vervollständigen das Programm, das
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. Marggrabowa (Narew Gorczytzen (Narew) . Neidenburg Narew) „ Osterode 9.hh. stadt (Drewenz) . Konitz (Brahe) . Bromberg (Brahe) . Graudenz . Berent (Ferse) „„Marienburg (Nogat) 8. 92. Flüsse zwischen Weichsel und Oder. Lauenburg i. P. (Leba) 3, Neu Hammerstein (Leba) 13, Köslin 11 Schivelbein (Rega) „Naugard (Rega).. ( phess.
Oder.
Schillersdorf .Ratibor 4, Beuthen (Klobntwz) Oppeln 1, belschwerdt (Glatzer Neisse) 6, Grunwald (Glectzer Neisse) 85, einerz (Bad) (Glatzer Neisse) 17, Friedland (Glatzer Neisse) 13
Weigelsdorf (Glatzer Neisse) ., Ottmachau Rosenberg (Stober) 1,5 Krietern 9, Breslau., Liegnitz (Katzbach) 7, Fraustadt (Landgraben) 12 Schwarmitz (Faule Obra) 19, Schwiebus (Faule Obra) 18, Grün⸗ berg 15, Krummhübel (Bober) .„ Schneegrubenbaude (Bober) .„ Wang (Bober) ., Arnsdorf (Bober) „, Schreiberhau (Bober). Seifersdorf N. L. (Bober) 17, Görlitz (Lausitzer Neisse) 12, Muskan (Lausitzer Neisse) 8, Lebus 6, Ostrowo (Warthe) . Posen (Warthe). Tremessen (Warthe) „„Wronke (Warthe) „Gostyn (Warthe) . Glinau (Warthe) „Neustettin (Warthe). Deutsch Krone (Warthe) 9 Landsberg (Warthe) 10, Angermünde (Welse) 4, Stettin 8, Pammin (Ihna) Pensin (Peene) 10.
Kleine Flüsse zwischen Oder und Elbe. Greifswald 4, Putbus „, Wustrow 3, Güstrow (Warnow)., Rostock (Warnow) „Kirchdorf auf Poel .„„Lübeck (Trape) .„ Marienleuchte 2,5, Eutin (Schwentine) 11, Schleswig (Schlei) 6, Flensburg 10,5, Lügumkloster (Brede Au)., Westerland auf Sylt., Wyk auf Föhr 1, Husum 5, Meldorf..
Elbe. 8 8 Torgau 8, Roßlau „ Dessau (Mulde) 4,5, Neuhaus g. R. (Saale) 25, Jena (Saale) 5, Eigenrieden (Saale) 15, Erfurt (Ppch⸗ heim) FFesl 9, Bibra (Saale) . Nordhausen (Saale) „„DPreiz (Saale) Altenburg (Saale) 5, Halle (Holdefleiß) (Saale) 5, Eis⸗ leben (Saale) 7, Bernburg (Saale) 4, Glauzig (Saale) 6, Brocken (Saale) 40, Quedlinburg (Saale) 6, Harzgerode (Saale) 12, Zerbst „ Magdeburg Neustrelitz (Havel) ., Zehdenick (Havel) 6, Cottbus (Havel) 5, Dahme (Havel) 6, Berlin N (Havel) 3, Blanken⸗ burg b. Berlin (Havel) „Spandau (Havel) „„Dahlem (Havel) 3, Großbeeren (Havel) .„ Zehlendorf (Havel) 6, Potsdam Met. Obs. (Havel) „ Krüssau (Havel) „ Kvyvritz (Havel) 3, Gardelegen (Aland) 6,5, Waren (Elde) 6, Warnitz (Elde).Schwerin (Elde) 5, Dömitz (Elde) 2,5, Lüneburg (Ilmenau) 4, Neumünster (Stör) 9, Bremervörde (Oste) 2.
Weser.
Meiningen (Werra) 6, Brotterode (Werra) 29, Schnepfenthal (Werra) 10, Witzenhausen (Werra) „Fulda (Fulda) 45, Schwarzen⸗ born (Fulda) 25, Cassel (Fulda) 13, Mengeringhausen (Diemel) 10, Drieburg . Herford (Werre) 3, Nie burg „Wasserleben (Aller) . (Aller) „ Helmstedt (Aller) „Munster (Aller) 8, Göttingen (Aller) 5, Clausthal (Aller) 40, Seesen (Aller) 8, Hildes⸗ heim (Aller) „ Hannover (Aller) 2,5, Bremen 2, Oldenburg (Hunte) 2, Elsfleth 3.
Kleine Flüsse zwischen Weser und Ems. Jever 4, Norderney., Emden ..
1 Ems. Gütersloh
Pleß (Psvczinka).
h. Münster i. W. 2, Osnabrück⸗Düstrup (Hase) 5, Löningen (Hase) „Schöninghsdorf 3.
Rhein.
Hechingen 4, Coburg (Main) Frankenheim (Main) Geln. hausen (Main) 12, Frankfurt (Main) . Feldberg i. Taunus (Main) 6, Wiesbaden 8,5, Geisenheim 5, Birkenfeld (Nahe) . Schloßböckel⸗ heim (Nahe) 4,5, Neukirch, Marburg (Lahn). Weilburg (Lahn). Schneifel⸗Forsthaus (Mosel) 17, Bitburg (Mosel) „, von der Heydt⸗ Grube (Mosel) „Trier (Mosel) 2, Kaisersesch (Mosel) .Koblenz 3,5, Neuwied . Hachenburg (Wied) . Müllenbach (Sieg) „Seel⸗ scheid (Sieg) 2, Köln 2 . Crefeld Arnsberg (Ruhr) 63 Alt Asten⸗ berg (Ruhr) 30, Dortmund , Essen 2, Kleve Schmidtheim (Maas) Aachen (Maas).. 8
Der Höhe vonl em Schneedecke entsprachen:
am Montag, den 9. Januar 1922, um 7 Uhr Morgens in
Marggrabowa . mm Schmelzwasser Neidenburg . Altstadt. . Bromberg.. Schivelbein. Habelschwerdt. Grunwald.. Reinetz . .. 4 Weigelsdorf .. Rosenberg O. Schl.. e“ Grünberg i. Schles. 11“ Ostrowo Wronke.. Nordhausen. Potsdam . Schnepfenthal. e““ Schwarzenborn Clausthal.. Neukirch .. . Schneifelforsthaus Rhein v. d. Heydt⸗Grube . 8 d Am Morgen des 9. Januar lag Cens Norddeutschland unter einer im Durchschnitt 5 cm messenden Schneedecke, die nur in den Gebirgen und in dem von Hinterpommern bis Schlesien reichenden Landstrich um ein Mehrfaches übertroffen wurde.
8 Weichsel
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Handel und Gewerbe.
Fonds⸗ und Aktienbörse. Berlin, 12. Januar 1922.
Die heute vorliegenden Meldungen über die internationale Lage, namentlich insoweit sie auf die Verhandlungen in Cannes Bezug hatten, fanden an der heutigen Börse eine wenig freundliche Beurtei⸗ lung und mußten um so mehr zu einer Anspannung der Tendenz führen, als die fremden Wechselkurse wieder eine steigende Richtung verfolgten. So eröffneten die Hauptgebiete bereits auf erhöhtem Stande, um sich im weiteren Verlaufe teilweise weiter zu befestigen. Für gewisse Werte, z. B. für Kalipapiere, machte sich ein besonderes; interesse geltend, das zu beträchtlicheren Steigerungen Anlaß 8 . Von Bergwerksaktien wurden u. a. Gelsenkirchen, Hoesch, Kattowitzer höher bezahlt. Der Schluß war ruhig.
— E Verkehrslage im Ruhrrevier berichtet „W. T. B.“: Nach beendetem Streik wurde am Anfang der vorigen Woche mit der Abfuhr der aufgestellten Wagen und Züge begonnen. In dem Maße, in dem der Betrieb sich allmählich wieder flüssiger gestaltete, wurde die Zurückhaltung von Wagen aus den anderen Gebieten nach dem Ruhrgebiet gemildert und die Annahmebeschränkung von Gütern wurde dementsprechend aufgehoben. Frost und Schneefall erschwerten im Laufe der Woche nochmals den Betrieb, namentlich im Verkehr mit dem Bezirk Han⸗ nover. Außergewöhnlich zahlreiche Erkrankungen des Betriebs⸗ ersonals an Fhr pe stellten die betriebsführenden Stellen vor ehr schwierige Aufgaben. Trotz dieser Schwierigkeiten gelang es, die Betriebslage zu bessern und den Zulauf leerer Wagen zu steigern, so daß im Laufe dieser Woche gute Gestellungsziffern erwartet werden können. Für Kohlen, Koks und Briketts wurden in der