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. g. vnd nicht nach einer sozialistischen Gewerkschafts⸗ regjcrung. Im üöübrigen wollen wir abwarten, ob den 8 ßen, igen Tönen, doe die Regierung gestern zu finden verstand, auch
dire antsprechenden Taten folgen werden, namentlich solche Taten, die 8 Aufrechterbaeltung der Staatsautorität, der Grundlagen des Shates
b
hatte eich wieden einmal das Gefühl, daß Worte dazu da sind, um
selbst, notwendig sind. (Lebhafter Beifall rechts,
Pfeijen auf der ä ußersten Linken.)
Vizepräsident Dietrich (zur äußersten Linken): Auf dieser Seite des Hauses Vt dem Redner zugerufen worden: „Reißen Sie Ihr freche I Maul doch nicht so weit auf!“ Ich rufe den be⸗ treffenden Abgeordrieten zur Ordnung
Ag. Dr. Scholz (D. Vp.): Bei der Rede des Reichskanzlers
Gedanden zu vwerber zen und Taten zu verschleiern. Der Vorredner
hat es auf Grund iser gestrigen Ausführungen des Reichskanzlers
beinahe fertiggebwacht, den Reichskanzler für die Deutschnationale Partei zu reklamierem Das sehen wir mit neidloser Freude. (Heiter⸗ keit.) Der Reichskanzler follte nicht nur reden, sondern auch handeln.
Wir vermissen an Leinen Ansführungen, wie überhaupt an der
wahr.)
Wichtiges.
anzen Hoaltung er Regierung, Verschiedenes, und zwar sehr 1 Zunächst fehlte in den Ausführungen des Reichs⸗ anzlers vöhlig das Gesamtbild der Lage. Seine historische Dar⸗
stellung über den Streik brach gerade in dem Augenblick ab, als
sie für das Haus interessant werden mußte, als die Frage der Art der Keemdigung dieses Streiks hier zur Sprache sommen mußte. (Seyr xichtig!) Die ganze Rede des Reichskanzlers äßt seine Worte in Wideirspruch mit seinen Taten treten. (Sehr Dos Gesamtbild dieses verbrecherischen Streiks setzt sich susammen aus dem Eisenebahnerstreik und dem Groß Berliner Streik. Es ist schon darauf hingewiesen worden, daß wohl kaum ein Zeitpaunkt außen⸗ und ihnnenpolitisch so ausgesucht verderbliche Streikfolgen haben konnte als der jetzige. Auch andere Beamten⸗ gtegorien hegen Streikgedanken. So haben die Bütroangestellten der Stadt Berlin bereits einmütig einen Streikbeschluß gefaßt, der Gott ei Dank nicht zur Ausführung ist. In der Gemeinde⸗ beamtenschaft von Berlin hat es bereits stark gekriselt die Post⸗ vterbecmten haben auch schon einen Streikbeschluß gefaßt. (Hört, ört!) Letzten Endes sind für diese Streiks nicht wirtschaftliche, ondern politische Gründe maßgebend, das muß hier einmal vor er Oeffentlichtoit festgestellt werden. Ueber die geradezu un⸗ menschlichen Fohgen des Berliner Streiks hat schon der Vorredner us seiner intimen Kenntnis der Berliner Verhältnisse heraus sich ezußert. Wenn noch jemand darühzer im Zweifel sein sollte, so öge er den erschütternden Aufruf des Roten Kreuzes und der Leiter unserer großen Krankenanstallen lesen. Es ist geradezu nerhört und eir Beweis, wie tief Piejenigen gesunken sind, die iesen verbrecherischen Streik angezettest haben. (Lärmende Zurufe von den Koenmezisten.) Ich bedauene, daß Sie (zur äußersten ken) Ihre Damen nicht bei sich haben, denn Ihre Frauen bürden Ihnen daßselbe sagen wie ich. Es ist tief bedauerlich, daß or den bringendsten Lebensnotwendigkeigen unserer Mütter und inder nicht Halt gemacht wird. daß jche ärztliche Behandlung on Kranken, von Frauen und Kindern völlig unmöglich wurde. Zuruf bei den Konmunisten.) Sie (zux Zußersten Linken) sind oft reit gewesen, Leute, die in der Pflichterzüllung dem Staat gegen⸗ ber von der Waffe Gebrauch machen mußten, als Mörder 8 ezeichnen. Ich will Ihnen ganz offen sagen, daß wir für solche eute, die solche Streiks anzetteln. dieselbe Bezeichnung f gerecht⸗ fertigt halten. (Lebhafter Beifall rechts, große Unruhe auf der äußersten Linken und Zurufe: Sie haben ja vier Jahre lang Millionen gemordet!) Dem Magistrat der Stadt Berlin können wir für seine Festigkeit nur unseren lebhaften Dank und An⸗ erkennung aussprechen, weil er den Streikenden gezeigt hat, daß er über eine gewisse Grenze nicht hinausgeht. (Ruf rechts: Im Gegensatz zum Reichstanzler!) Ich würde mich freuen, wenn sich dieser Dank auch auf die Reichsregierung erstrecken könnte. Wenn die Regierung hier einen Sieg erfochten hat, so kann sie sagen: Noch ein folcher Sieg, dann sind wir verloren. (Sehr richtig! rechts.) Der Streik ist durch Verhandlungen mit den Streikenden beendet worden. Wenn das Ruhebedürfnis des Volkes die Be⸗ endigung des Streiks verlangte, so ist dies das Ruhebedürfnis des Mannes, der auf dem Kissen mit dem obligaten „Nur ein Viertel⸗ stundchen“ ruht. Denn eine solche Beendigung eines Streiks reizt zu neuen Streiks. (Sehr richtig! rechts.) Auch meine Partei illigt die Haltung der Regierung in der Besoldungsfrage durchaus nicht. Die Besoldungsordnung hätte in einem anderen Tempo revidiert werden müssen, und zwar auf der Grundlage des Existenzminimums für die untersten Klassen, des gerechten Aus⸗ baus der Grundgehälter und der gleitenden Gehaltsskala. Dann wäre manche Ursache des Streiks beseitigt gewesen. Die Ver⸗ ordnung des Reichspräsidenten enthielt nur Selbstverständliches, und ihre Grundsätze behalten Geltung auch nach ihrer Aufhebung. Wir bedauern nur, daß die Aufhebung der Verordnung erfolgte, als der Streik noch gar nicht ganz erloschen war, so daß im Volke die Auffassung entstehen könnte, daß nunmehr dem Streikrecht der Beamten Tür und Tor geöffnet sei, wovon natürlich gar keine Rede sein kann. Ein Streikrecht gibt es für die Beamten und auch für die Arbeiter überhaupt nicht. Die Ver⸗ fassung gibt nur die Vereinigungsfreiheit, das Koalitionsrecht; Koalitionsrecht und Streikrecht ist aber nicht identisch. Auch die Gewerbeordnung gesteht den Arbeitern nicht das Streik⸗ recht zu, sondern läßt nur die Vereinigung der Arbeiter und den Streit straffrei. Strafrechtlich gibt es also ein Streikrecht, aber darum ist die kündigungslose Arbeitsniederlegung noch kein Recht. Unter allen Umständen kann von einem Streikrecht der Beamten weder juristisch noch berfassungsrechtlich die Rede sein. Die ge⸗ samten Anstellungs und Pensionsverhältnisse der Beamten ver⸗ bieten das Streikrecht der Beamten. Die Anerkennung des Streik⸗ rechts der Beamten würde jedem Staat sein Fundament nehmen. Die Worte der Reichsregierung stimmen mit ihren Taten nicht überein. Der Reichskanzler hat gestern mit scharfen Worten erklärt, daß mit Aufrührern keine Verhandlungsmöglichkeit bestehe: es haben aber Verhanblungen stattgefunden, selbst mit Vertretern der streikenden Reichsgewerkschaft. Der Reichskanzler sagte die chärfste Handhabung der Verordnung des Reichspräsidenten gegen ie Streikhetzer zu, aber an jedem Tage hetzte die „Rote Fahne“ 1S. zum Streik. (Sehr wahr! rechts.) Hat der Reichs⸗ anzler daran gedacht, die „Rote Fahne“ zu verbieten? Nach dem ewemrd wurden rechtsstehende Blätter glattweg verboten. (Sehr wahr! rechts.) An den Bahnhofsgebäuden hingen Streik⸗ aufrufe, aber die staatliche Schutzpolizei ging davor auf und ab, ohne sich um die Entfernung der Plakate zu kümmern. Der Reichs⸗ kanzler hat gestern ein Loblied auf die Technische Nothilfe gesungen. Ich möchte ausdrücklich im Namen meiner Partei allen denen den Dank aussprechen, die nach den Worten des Reichskanzlers zu Lebensrettern der Nation geworden sind. Die Vorbereitungen für den Einsatz der Technischen Nothilfe seitens der Regierung waren denkbar schlecht. Es ist ein verkehrter Standpunkt, wenn die Tech⸗ nische Nothilfe nur dann in den Betrieben eingreifen darf, wenn die Arbeiter die Notstandsarbeiten nicht selbst verrichten. Wir verlangen, daß in die Technische Nothilfe nicht nur für Notstandsarbeiten, sondern in vollem Umfange eingesetzt wird. (Zustimmung bei der Volkspartei.) Der Einsatz der Nothilfe müßte außerdem reichsgesetzlich oder wenigstens durch Verordnung geregelt werden. In der Frage der Disziplinierung der Beamten mussen wir uns auf das entschiedenste .“ wenden, daß die isziplinierung von der allein vorgesetzten Dienststelle weg⸗ genommen und auf ein Kollegium - wird, das lediglich aus politischen Gründen entscheidet. Was der Herr Reichskanzler getan hat, verdient unser schärfstes Mißtrauen. Zwischen Taten ünd Worten besteht da eine große Differenz. Das Vertrauen der Deutschen Volkspartei zum Reichskanzler ist daher schon aus mathematischem Grunde nicht mehr allzugroß. (Zustimmung bei der Volkspartei.) Wir müssen uns wieder auf die Grundsätze be⸗ Fenen⸗ die das preußische Beamtentum groß gemacht haben. Vergessen Sie nicht datz solche Vorgänge, wie wir sie jetzt erlebten. die Einheit des Reiches gerade nicht stürken. Allerernsteste Gefahren fuür den Bestand des Reiches sind es deshalb auch, die uns zu ent⸗ shiedenem Einspruch nötigen, daß Beamitenangelegenheiten künftig in der Weise behandelt werden, wie es durch die Rei
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regierun zu dem alfl rechts.) 8
Hierauf nimmt der Reichskanzler Dr. Wirth das Wort, dessen Rede wegen verspäteten Eingangs des Stenogramms erst in der nächsten Nummer d. Bl. im Wortlaut wieder⸗ gegeben werden wird.
Abg. Dittmann (u. Soz): Diese Rede zeigt kein Ver⸗ ständnis für die ganze Situation der Beamtenschaft. Die gestrige Rede des Reichskanzlers wollte unter allen Umstanden die Staats⸗ autorität wahren, wenn auch das ganze Wirtschaftsleben darüber zugrunde geht. Die Parteien haben sich in der Verurteilung des bahnerstreiks überboten, aber die Reichsgewerkschaft deutscher
rte stehen: „Das Reich muß uns doch bleiben!“ Bei⸗
isen
Eisenbahner 48 bisher immer regierungsfreundlich gewesen, und
ihr Vorstand besteht in der Mehrheit aus Angehörigen der beiden Rechtsparteten. (Widerspruch rechts.) Mitglieder dieser Reichs⸗ gewerkschaft sind auch Abgeordnete aus der demokratischen Partei und der beiden Rechtsparteien. Der Abgeordnete Ersing vom Zentrum hat einmal die Reichsgewerkschaft als sogenannte neu⸗ trale Gewerkschaft charakteristert. Die geistigen Nährväter dieser Gewerkschaft sind also die alten monarchistischen Parteien, und die preußische Eisenbahnverwaltung hat ihr jahrelang ihren ganzen amtlichen Apparat für Propagandazwecke zur Verfügung gestellt, nur, um die freigewerkschaftliche Beamtenbewegung nicht auf⸗ kommen zu lassen. Wenn diese Gewerkschaft heute mit einer solchen Geschlossenheit ihrer Mitglieder in den Streik eintritt, so muß das wohl tieferliegende Ursachen haben als nur die „Hetzerei gewissen⸗ loser Agttatoren“, da muß es sich vielmehr um eine akute Be⸗ drohung der allerelementarsten Lebens⸗ und E “ handeln. (Beifall bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.) Zwei Dinge sind es vor allem, die mit elementarer Wucht zum Streik gedrängt haben: die absolut unzulänglichen Grundgehälter der unteren und mittleren Beamten und die 1 der Arbeitszeit in der Eisenbahnverwaltung von 8 auf 1 Stunden und mehr. Hätte man mit der Verlängerung der Arbeitszeit in allen Beamtenkategorien, also nicht nur bei den Eisenbahnern, be⸗ gonnen, dann hätten wir nicht einen Eisenbahnerstreik gehabt, sondern einen Generalstreik aller unteren und mittleren Beamten. Ihre Grundgehälter bleiben weit hinter dem Ehistenzminimum zurück. Durch die Zeitungen ün⸗ die Notiz, die Lokomotivführer be ögen Gehälter von 36—40 000 Mark. Das ist das Höchstgehalt, das sie mit 60 erreichen können, aber nach der Statistik erreichen die Lokomotivführer nur ein durchschnittliches Lebens⸗ alter von 47 Jahren. Dieses Höchstgehalt ist ihnen also ebenso un⸗ erreichbar, wie der Himmel, in den man ja gratis hineinkommen oll. (Sehr gut! links. Der Abgeordnete Mumm verläßt bei 88— Ausführungen, nachdem sich die meisten seiner Fraktionsgenossen schon vorher entfernt hatten, entrüstet den Saal. Gelächter und Zurufe links.) Die Regierung hat selbst zugegeben, daß die Grund⸗ ehälter der mittleren Beamten um das Sechs⸗ bis Sieben⸗ ache, die der unteren um das Zehn⸗ bis gegen die Friedenszeit Fege seien, während die Indexziffer in derselben Zeit um das gestiegen ist. Den oberen Beamten bewilligt man Riesengehälter und dabei bewilligt man ihnen noch erhebliche Erleichterungen in der Einkommensteuer. Das ist ein⸗ ach politische Gaunerei. Die Art und Weise, wie die beiden zu⸗ tändigen Referenten im Reichsfinanzministerium die Verhand⸗ ungen über die Gehälter führen, ist ganz nach dem Muster des alten Obrigkeitsstaats bald schroff verletzend, bald verschmitzt und hinterhältig. Dieser Skandal muß ein Ende nehmen. Dabei werden die besten Absichten des Reichskanzlers, soweit solche vor⸗ handen sind, von der hohen Bürokratie durchkreuzt und vielfach in ihr Gegenteil verkehrt. Die Verlängerung des Achtstundentags auf 12 und mehr Stunden erfolgt nicht offen und ehrlich, sondern heuchlerisch und verlogen, hinterlistig und heimtückisch. Man legt Eßpausen ein, man arbeitet mit dem Begriff der Arbeitsbereit⸗ schaft und raubt den Beamten damit den Achtstundentag. Bei den Eisenbahnern fängt man an, dann werden die anderen Reichs⸗ betriebe folgen, und die Privatbetriebe werden ganz gewiß nicht zurückbleiben. Aus dem Maximal⸗Achtstundenarbeitstag ist ein inimalarbeitstag von 8 Stunden geworden. In mehr als 60 mir bekannten Fällen ist die gesetzliche Arbeitszeit von monatlich 208 Stunden willkürlich verlängert worden, im Höchstfalle um nicht weniger als monatlich 104 Stunden. Der Neichsjustizminister und der Reichsminister des Innern müßten von Amts wegen gegen den Reichsverkehrsminister einschreiten. Das Beschwerderecht der Beamten ist ein Messer ohne Schneide. Die Beamtenräte sind ein⸗ lußlos. Die Eisenbahnbeamtenschaft muß ein unerhörtes Martyrium durchmachen. Herr Stinnes will mit dem Achtstunden⸗ tag aufräumen, und Herr Groener führt aus. (Widerspruch rechts. Zuruf: Die Entente verlangt das!) Der Kampf der Eisenbahner war ein Kampf für den Achtstundentag. Er war sachlich durchaus berechtigt. Daß dieser Kampf die Form eines Streiks annahm, ist E““ des Eisenbahnministers. Die Verfassung gibt auch den Beamten das Koalitionsrecht, das ohne Zweifel das Streikrecht in sich schließt. Die Verordnung des Reichspräsidenten vom 1. Februar gegen den Streik ist ungesetzlich; sie stammt übrigens von demselben Manne her, der im Januar 1918 den Streik mitleitete, der in Berlin als Protest gegen den Gewalt⸗ frieden von Brest⸗Litowsk ausbrach, und der das ihm zugestellte Streikverbot des Oberbefehlshabers in den Marken als einen „Wisch“ bezeichnete shört! hört! bei den Unabhängigen und Kom⸗ munisten). Scharf wendet sich der Redner dann gegen den Minister Groener, den er als Hindernis für einen Wiederaufbau der Eisen⸗ bahn kezeichnete. Alle Generäle seien übrigens reif für das Panoptikum. (Vizepräsident Dietrich rügt diesen Ausdruck.) Das Arbeitszeitgesetz für die Eisenbahner muß zurückgezogen werden. Vom Reichskanzler verlangen wir, daß er sein Wort hinsichtlich der Disziplinierungen der Eisenbahnbeamten hält, es werden bereits Hunderte von Entlassungen gemeldet. Gegen den Minister Groener gewendet, ruft der Redner aus: nein Hundsfott, der einen Eisenbahnbeamten maßregelt“ (stürmische Zurufe rechts, Lärm, Glocke des Präsidenten, der die zahlreich um die Redner⸗ tribüne gescharten Abgeordneten auffordert, die Plätze ein⸗ zunehmen).
Als der Redner weiter zu sprechen beginnt, erhebt sich
auf der Rechten abermals Lärm. 3
1 Man verlangt auf der Rechten die Erteilung eines Ordnungsrufes an den 19 Dittmann, was srürmische Gegenrufe auf der Linken aus öst. Da die Unruhe sich nicht legt, schließt Vizepräsident Dietrich bie Sitzung. Schluß gegen 7 Uhr. Nächste Sitzung Sonnabend, 1 Uhr: Fortsetzung der Aussprache.
u der schnellen Schließung der Si ung wird dem IAgchaseenzae des Vereins deutscher Ja mit⸗ geteilt:
Der schnelle Schluß der beutigen Reichstagssitzung hat vielfach Befremden erregt; man hat gemeint, daß der amtierende Vizepräsident Dietrich nicht ordnungsmäßig verfabren sei. Nach der Ansicht des Präsidenten Loebe ist jedoch Vizepräsident Dietrich durchaus korrekt verfahren. Der Abg. Dittmann, der mit Bezug auf den Reichsverkehrs⸗ minister Gröner ausgerufen hatte, daß ein Hundsfott sei, wer einen Eisenbahnbeamten maßzegele, ist dafür von dem Vizepräsidenten ordnungsmäßig gerügt worden. Nur ist diese Rüge bei dem Lärm im Hause nicht überall verstanden worden. Da der Vizepräsident sich infolge des Lärms kein Gehör mehr verschaffen konnte, hat er mit Recht die Sitzung selbständig geschlossen Auch gegen die darauf erfolgte Festsetzung der neuen Sitzung dürften Anstände wohl nicht zu erheben sein. Jedentalls liegt kein Anlaß vor, diere A elegenheit dem Aeltestenrat des Reichstags ‚ur Nachprüfung zu üverweisen.
geschehen ist. Ein wahrer Vaterlandsfreund wird stets
Wohlfahrtspflege.
Geschäftsführende Ausschuß der Deutschen Geseltz
sch Volksbäder hat an Stelle des verstorbenen Bam 824 ing. d. Hausbrand den Wirklichen Geheimen Oberbaurat Werlin⸗ Frredrnan, zum Generalsekretär der Gesellschaft been grr Die diesjährige Hauptversammlung wird vorauz. ehtlich am 15. März um 2 UAhr in der Landesanstalt für Wasser⸗ hygiene, Berlin⸗Dahlem, Ehrenberw. traße 3, stattfinden.
Land⸗ und Forstwirtyohaft.
&. 28 Schädlinge und Krankheiten der „, eldfrüchte in Preußen im Jahre 1921. hen
Alljährlich gehen ungehenre Summen dem deutschen Dolke der⸗ loren dirch die Schädigungen, die auch die aufs sorgfältigste an. gebauten, hoffnungsreichen Saat⸗ und Erntebestände durch Schädling⸗ und Krantheiten erleiden. Deren Bekämpfung ist um so nötiger, als wir, wie bekannt, heute auf die Erzeugnisse des eigenen Anbaus angewiesen sind. Durch enge Zusammenarbeit des preußischen Statistischen Landesamis, das von jeher diesen S chäden besondere Auf⸗ merkjamfeit zuwandte, mit der Biologischen Reichsanstalt sind die Vorbe⸗ dingungen für die Bekämpfung wesentlich verbessert worden Genaue Nachweisungen über das örtliche Auftreten von Schädlingen werden auf das schnellnte der Reichsanstalt übermittelt. Sie bieten so die Grundlage für das schnelle Eingreifen an den Entstehungsherden dieser Schäden. Eine zusammenfassende Zusammenstellung für 1921 ist in der Nr. 3 der „Statistischen Korrespondenz“ vom 21. Ja. nuar 1922 abgedruckt; in dieser ist auch die landwirt⸗ schaftlich genutzte Fläche angegeben, um einen Anbalt für die Bedeutung der Schäden zu geben. Es gingen im Jahre 1921 in folgender Zabl Meldungen der Saatenstandsberichterstatter über das hauptzsächkichste Vorkommen von Krankheiten und Schädlingen an Feldfrüchten in Preußen ein: Answinterung von Getreide 672, Auswinterung von Klee 91. Auswinterung von Raps 249 Brandkrankheiten an Getreide 1640. Rostkrankbeiten an Getreide 823, Blattrollkrankbeit an Kartoffeln 898, Schwarzbeinigkeit an Kartoffeln 187, Wild 259, Saatkräben 380, Mäuse 8842, Hamster 56, Maulwürfe 31, Engerlinge 719, Drahtwürmer 660, Erdflöbe 296, Rapskäfer 241, Fritfliegen 216, Runkelsliegen 307, Blattläuse an Rüben 380, Koblraupen 87, Blatt⸗ läuse an Bohnen 35, graue Made an Kartoffeln 180, Erdraupe 88. Die meisten und dielseitigsten Meldungen fallen naturgemäß in die eigentliche Sommerzeit von Anfang Juni bis Ansang Oktober, da in diesen Monaten die hauptsächlichsten Pflanzenkrankheiten, wie Brand, Rost usw., sowie die meisten in Betracht kommenden In⸗ sektenarten vorkommen. Die Meldungen von Auswinterungen zu Anfang Mai betreffen jedenfalls Fälle, die erst spät als solche erkannt wurden und dann noch zu Nach⸗ oder Umbestellungen führten. Ungewöhnlich sind auch die zu Anfang April und Mai gemeldeten älle von Rost und Brand im Getreide und Auftreten von Insekten; sie erklären sich jedoch aus dem recht zeitigen Beginn des sommer⸗ lichen Wetters. Wenn auch die Zahl der angegebenen Meldungen 17 333 beträgt, so wurden doch damit sicher nicht alle vorkommenden Fälle erfaßt, da viele unentdeckt blieben oder auch wegen Gering⸗ fügigkeit oder aus sonstigen Gründen nicht angegeben wurden. Zu einer wirklichen Plage haben sich die Schädigungen im Jabre 1921 nirgends ausgewachsen, wenn sie auch in den einzelnen Fällen den Ertrag stark beeinflußt haben mögen. Erhebliche Ein⸗ ußen an Halmfrüchten sind durch Drahtwürmer, Erdflöhe, Frit⸗ fliegen, Rapskäfer, Saatkrähen und Auswinterung, an Kartoffeln durch Engerlinge, Mäuse, graue Maden und Erdraupen, an Ruben und Kohl durch Blattläuse und an Klee durch Mäuse verursacht worden. Den Kartoffeln hat ferner die Blattrollkrankbeit und Schwarzbeinigkeit geschadet Vergleicht man die Häufigfeit der
Fälle in den einzelnen Landesteilen nach der Größe der landwirt⸗
schaftlich genutzten Fläche, so ergeben sich die meisten in den Be⸗ zirken der Provinzen Sachsen und Hessen⸗Nassau sowie in den an diese angrenzenden Bezirken Hildesheim, Lüneburg Koblenz und Arnsberg, während Ostpreußen außer dem Bezirk Königsberg sowie Schleswig⸗ Holstem und die Bezirke Stade, Aurich und Münster am wenigsten betroffen wurden. Bei den Angaben über Mäuse, die allein mehr als die Hälfte aller gemeldeten Fälle ausmachen, ist die merkbare Verminderung in den Monaten Juni und Juli nicht etwa als eine Abnahme der Zahl der Tiere zu deuten, sondern dadurch zu erklären, daß sie in den um diese Zeit hochbewachsenen Feldern verborgen sind. Die höchste Vermehrung der Mäuse, die durch der trockenen Sommer des Jahres 1921 sehr begünstigt wurde, brachten wie alljährlich die Herbstmonate, in denen sie von den abgeernteten Feldern auf die Kartoffel⸗ und Kleeschläge ab⸗ wanderten und auch den jungen Saaten Schaden zufügten. An Abwehrmaßnahmen, die bisher und vornehmlich im Frühjahr an⸗ gewandt werden, wenn die Tiere noch selten auftreten, kommen Gift und Fallen in Betracht. Der Löfflersche Mäusetyphusbazillus wird selten oder kaum erwähnt. Die wirkjamste Vernichtung geschieht in den meisten Jahren jedoch durch den Winter, besonders durch an⸗ haltendes Glatteis; aber auch solches wird von kräftigen Tieren in günstig gelegenen Nestern überstanden. Gegen Brand und Rost des Getreides ist Beizen des Saatgutes mit Kuprervitriol ein wirksamer Schutz dessen Durchführung, wie es in einzelnen Landesteilen schon geschehen ist, genossenschaftlich organisiert werden sollte. (Stat. Korr.)
Nr. 6 des „Ministerialblatts für die Preußische innere Verwaltung“, herausgegeben im Preußischen Ministerium des Innern am 8. Februar 1922, hat folgenden Inhalt: Persönliche Angelegenheiten. — Allgemeine Verwaltungs⸗ sachen. Beschl. 27. 1. 1922, Auflöfung des 5. Senats des OVG. — Staatehaushalt, Kassen⸗ und Recknungswesen. Vf. 2. 2. 1922, Ver⸗ rechnung von überzahlten Kriegsteuerungszulagen. — Angelegenheiten der Kommunalverbände. Vf. 28. 1. 1922, Erstatt. gem. § 59 Landessteuergesf. — Vf. 26. 1. 1922, § 59 des Landessteuerges. . Vf. 31. 1. 1922, Gewerbesteuer auf Zweigbetriebe. — Polizei⸗ verwaltung. Aufgaben der Polizei. Vf. 27. 1. 1922, Veranstaltung von Glücksspielen. — Vf. 27. 1. 1922, Waffendurchsuchungen. — Vf. 2. 2. 1922, Erhöhung reichs⸗ und andes⸗ rechtlich festgelegter Geldbeträage. — Vf. 30. 1. 1922, Franz.⸗Deutsch.é Gemischter Schiedsgerichtshof. — Einrichtung, Be⸗ poͤrden, Beamte: Im allgemeinen. Vf. 23. 1. 1922. Ferniprech⸗ anschlüsse der Landjägereibeamten. — Organisation. Vf. 27. 1. 1922, Ersatz der Polizei⸗ und Kriminalkommissare. — Vf. 31. 1. 1922, Uebernahme von Schutzpolizeibeamten in andere Dienstzweige. — Föeg. und Rechnungswesen Vf. 28. 1. 1922, Mitwirkung der Kassenräte in Angelegenheit der Schutzvolizei. — Pf. 18. 1. 1922, Wohnungsbeihilfen für Landsägererbeamte. Vf. 23 1. 1922, Wohnungsbeihilfen für Schutzpolizeibeamte. — Anstellung. Gebührnisse. Dienstvorschriften. Vr. 2. 2. 1922, Beamtenausschüsse der Schutzpoliiei — Vt. 31. 1. 1922, Zivilversorgungsscheine. — Vf. 25. 1. 1922, Verbot des Tragens des „Schiesischen Adlers-. — Vf. 2 2. 1922, Dienst⸗ vorschrift f d. Landjägerei. — Vf. 10. 1. 1922, Eisenbahnfahrkosten d. Landjägereibeamten. — Ausrüstung, Unterkunft. Vf. 1. 2 1922 Einführung von Leiter⸗ und ä — Soziale Fürsorge. 23. 1. 1922, Portokosten in Spruchsachen. — Sparkassen, Lotterien. Vf. 15. 12. 1921. Sparkassen und kommunale Banken. — Vf. 16. 1. 1922, Lotterie der deutschen Gewerbeschau Muͤnchen. — Paß⸗ und Fremdenpoltzei. Uebersicht der zu erhebenden Sichtvermerks⸗ gebühren. — Kriegsübergangswirtschaft. Vf. 28. 1. 1922, Erstatiung von Rückeinnahmen aus Rentenbezügen. — Vf. 28. 1. 1922 Nachweis der Staatsangehörigkeit im Kriegsschadenentschädigungs⸗ verfahren. — Vr 2. 2. 1922, Bestimmung des Deutschen Ostbundet als Vorprüfungsstelle für Verdrängungsschäden. — Resch steuem. Vf 15. 11. 1921/18. 1. 1922. Lohnlisten. — Kirche. Vf 9. 1. 1922 Erhebung einer vorläufigen Kirchensteuer. — Bau⸗ und Verkebrt⸗ wesen. Vf 30 1. 1922 Fong. Pfesse, Empfang — Verschiedenes Vf. 1. 2. 1922, Neuwahl der Bekrie rtretungen. — Berichtigung — Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt.
—
8 — -.
Auf Ausführungen
urückgesetzt werden,
zum Deutschen
Zweite Beilage
anzeiger und Preußischen Staatsanzeiger
4 “
Nichtamflichees. (Fortsetzung aus der Ersten Beilage)
Parlamentarische Nachrichten. 3
Im Hauptausschuß des Reichstags wurde bei der Fortsetzung der Beratung über den Haushalt des Reichs⸗ schatzministeriums, wie das Nachrichtenbüro des Vereins beuficher Zeitungsverleger“ berichtet, über den An trag des Abg. Schultz⸗Bromberg (Dnat) dieses Ministerium am 1. Oktober 1925 aufzulösen, weiterverhandelt. Abg. Dr. Gothein (Dem.) wies darauf hin, daß das Reichsschatzministerium sehr wichtige Aufnab⸗n erledigt bobe, daß aber schon bei seiner Errichtung nicht mit einem dauernden Bestand des Ministeriums gerechnet worden sei. Das Ministerium müsse verschwinden, lediglich über das Tempo des Abbaus könne man verschiedener Mesnumg 18 unächst einmal Zusammenlegungen verschiedener Abteilungen mo li seen und auf diese Weise Ersvarnis an Personal zu ven nrag c Die Abgg. Klöckner (Zentr., Ersin g. (Zentr.) und Dr. Schreiber (Zentr.) beqntragten hierauf, daß die Reichs⸗ regierung dem Reichstag im Verlauf eine Denkschrift ü
er die Vereinfachung der Reichs⸗
verwaltung, inesbesondere über die Zuweisung der Aufgaben des 88 vorlegen solle. klärte, daß das im 7
nahmen Preußens um etwa 590 Millionen Mark
C“ an Ministerien Die Abga. Stücklen (Soz.), Dr. Cremer (D. Vy.) und Hoch (Soz) sprachen sich ebenfalls für Zusammenlegung verschiedener Abteilungen bezw. für Abbau einzelner Referate und für sonstige Einschränkungen des Geschäftsbereichs des Reichsschatz⸗ ministeriums aus. Es müsse im lich auch Beamten. die bisher in leitenden Stellen beschättigt gewesen seien, zugemutet werden, in nicht genau entsprechenden Posten weiter sitig zu sein. Abg Plettner (Komm.) setzte sich für die große zahl, der im Reichsschatzministerium gekündigten Angestellten ein. Der Reichsschatzminister Bauer tonte, daß diese An⸗ gestelltten dem Reichsschatzministerum wertvolle Dienste ge⸗ seistet hätten, daß aber ledder das eiserne Muß des Abbaues die üündiaung vorschreibe. — Bei der Abstimmung wurden die Anträge ir Veutschnationalen und der Deutschen Volksvpartei abgelehnt, die ime Auflösung des Reichsschatzministeriums bis zum 1. Oktober 1922 hew. bis zum 1. April 1923 wünschten. Angenommen wurde der Antrag der Abgg. Klöckner (Zentr.) und Dr. Schreiber (Zentr.), nach
dem zunächst eine Denkschrift der Reichsregierung über die Frage des
Abbaues des Reichsschatzministeriums gefordert wird. Hierau vertagte sscch der Hauptausschuß auf Sonnabend 8 f
— Im Reichstagsausschuß für Bildungswesen lagen gestern zur Frage der Fahrpreisermäßigungen für Schulbesuche verschiedene Anträge der Abgg. Rheinländer (Zentr., Mumm und Genossen (DNat.) — vor, in denen gefordert wird daß auch für die Teilnahme am Re⸗ ligionsunterricht bei Eisenbahn ahrten Ermäßigungen gewährt werden. Ibg. Dr. Löwenstein (II. Soz.) wandte sich gegen diese Anträge. Sollten sie jedoch vom Ausschusse ange⸗ vommen werden, so müsse seine Frter beantragen, daß die gleichen Erleichterungen auch den Besuchern von Jugendweihunterricht und Weltanschauungsunterricht zugebilligt werden. Die Abgeordneten Rbeinländer (Zentr.), Frau Dr. Matz (D. Vp.) und hartwig (Dnat) traten demgegenüber dafür ein, dem Religions⸗ foce denselben Schutz wie allen anderen Lebrfächern angedeihen zu lessen. Abg Frau Pfülff (Soz) sprach sich namens ihrer Partei fir die Anträge der Unabhängigen Sozialisten aus Abg. Kopsch (dem) fragte nach der Stellungnahme der Eisenbahnverwaltung zu ien Pifermäßigungen. Die Eisenbahn habe sicherlichein Interesse daran, n micht durch die Einbeziehung eines zu großen Kreises in die Be⸗ frungen die Rentabilität der Eisenbahn noch mehr als bisher in Frage gesellt werde. Der Vertreter des ministeriums führte aus, daß keine Bedenken dagegen beständen,
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die in den Tarifen vorgesehenen Erleichterungen für Jahres⸗, Monats⸗
und Wochenkarten auf den in Artikel 137 der, wähnten, von Körperschaften öffentlichen Rechts erteilten Unterricht enzmwenden; doch müßten gewisse Sicherungen dagegen getroffen rerden, daß die Bestimmungen nicht ins Uferlose ausgedehnt würden. de Antrage führten zu einer lebhaften Auseinandersetzung der Par⸗ eien uͤber den Wert des Weltanschauungsunterrichts der Jugendweihen und die Bedeutung des Religionsunterrichts. Abg. Dr. Löwen⸗ ein (Unabh. Soz.) erklärte, daß man auch vom Standpunkte der Verfassung aus den Weltanschauungsunterricht bhinter den Religions⸗ unterricht als Erziehungsfach nicht zurücksetzen dürfe. Abg D. Mumm D. Nat.) lehnte es ab, grundsätzliche Ausführungen über die Be⸗ deutung des religiöfen Unterrichts zu machen, da in diesem Kreise niemand den anderen überzeuge. Rein praktisch seien für Diasporaverhältnisse Reiseermäßigung notwendig, um den religiöͤsen Vorbereitungsunterricht im ermöglichen. Süddeutschland habe früber die Ermäßigung gehabt, erst er Uebergang der Staatseisenbahnen an das Reich habe es ihm entzogen. Frau Schuch (Soz.) verteidigte den Jugendweihunterricht. Die zugendweihe sei zunächst dazu bestimmt gewesen, der Schule inen feierlichen Abschluß zu geben. Zu diesem Zwecke babe man es im Laufe der Zeit als angemessen befunden, einen Vorbereitungs⸗ unterricht von sechs bis acht Wochen vorhergehen zu lassen. des Aba. Dr. Lauscher (Zentr), der in dem Jugendweihunterricht eine sozialdemokratische Einrichtung sch, die der sozialdemokratischen Werbearbeit dienen solle, wurde bon sozialistischer Seite erwidert, daß die Arbeiter⸗ fugendbewegung völlig unvolstisch sei. Finanzielle Mittel würden lediglich von den Bildungsausschüssen zur Verfügung gestellt, die aber einen parteipolitischen Charakter frügen. Die freireligiösen Ge⸗ meinden, die die Jugendweihe pflegten, dürften nicht deshalb weil sie nicht Körperschaften öffentlichen Rechts sind. Abg. Hartwig (D. Nat.) lehnte die Bewegung ab, die nicht mit der jahrtausendalten Menschheitserziebung urch die Religion auf eine Stufe zu stellen sei, und verwies auf Beispiele, in denen der Jugendweihunterricht parteipolitisch beein⸗ flußt worden sei. Abg. Hellmann (Soz.) bestritt nicht, daß in lesem Sinne vereinzelte Mißgriffe vorkämen, verwies aber auf das Beispiel der Bremer Jugendweihen, die in durchaus politisch neutraler eise veranstaltet wuͤrden. Abg Dr. Löwenstein (U. Soz.) er⸗ lätte, daß, wenn man dem Kojkfirmandenunterricht eine öffentliche Stelle einräumen würde, man dies auch für den Jugendweiheunter⸗ richt tun müsse. — Nach weiterem eingebenden Meinungsaustausch wurde schließlich der Antrag der Unabhängigen Sozia⸗ ten, Schülermonatskarten für die Teilnahme am Jugendweihe⸗ unterricht und unter gewissen Bedingungen an Weltanschauungs⸗ 8 ten zu gewahren, abgelebhnt. ngenommen wurde däoch ein durch einen Zusatz des Abg. Kopsch (Dem.) ergänzter umnkrag des Abg. D. Mumm (D. Nat.): Für den Religions⸗ nterricht wie für den Vorbereitungsunterricht der in Artikel 137 der aüscheverfassung genannten Gesellschaften des öffentlichen Rechts zuen die tarifmäßigen Personenfahrpreise auch dann auf die Hälfte Prcboefett werden, wenn die Schüler den Unterricht nur an einzelnen g, der Woche pianmaͤßig besuchen, auch wenn die Gesellschat en anerkan einem der Länder als Körperschaft des öffentlichen Rechts ertonnt sind. Hierauf wurden die weiteren Verhandlungen auf 88 och, den 15. Februar, vertagt. (Beratungsgegenstand: Entwurf des Reichsschulgesetzes.) 8
eichsverfassung er⸗
Der Redner vertrat die Ansicht, daß
des Haushaltsjahres 1922 /23
Berlin, Sonnabend, den 11. Febru
aewsgaets.
1922
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IS
Seeesah chchan
„ Der Arbeitsausschuß des Vorläufigen Reichswirt⸗ schaftsrats zur Beratung des Hausgehilfengesetzes hielt heute eine Sitzung.
Der Hauptausschuß des beriet am Freitag den Haushalt des Finanzministeriums für das Rechnungsjabr 1922. Abg Dr. von Kries (D. Nat.) er⸗ klärte es für erwünscht, daß der Finanzminister jetzt bereits über die voraussichtliche Einwirkung der Reichssteuergesetzgebung auf die Finanzen Preußens Aufflärung gebe. Der Redner fragte, wann eine Vorlage über die Auseinandersetzung zwischen Staat und Krone zu erwarten sei. Erforderlich seien weiter Maßnahmen zur Hebung des Kursstandes der preußischen Staatspapiere. Abg. Dr Waentig (Soz.) verlangte für die leitenden bessere finanzwissenschaftliche Vorbildung. Abg Dominicus (Dem.) erklärte demgegenüber ganz allgemein eine gute Vor⸗ und Ausbildung der Beamten für notwendig. Baldige Vorlegung des “ eines Versorgungsgesetzes für die Schutzpolizei sei er⸗ forderlich. Abg. Dr. Wiemer (D. Vp) erklärte dieses Verlangen für eine Forderung aller Parteien. Finanzminister Dr. von Richter kundigte, wie das Nachrichtenbüro des Vereins deutscher Zeitungsverleger“ berichtet, Erklärungen über das Landessteuergesetz
vreußischen Landtags
Interesse der Sparsamkeit gejegent⸗
Reichsverkehrs⸗ maßgebenden Bestimmungen der beiden Länder bestehen,
Regelung
bei der Beratung des Haushalts der allgemeinen Finanzverwaltung Er ging sodann auf die Finanzlage Preußens näher ein und er⸗ eiche geschlossene Steuerkompromiß die Ein⸗ Preu herabmindern werde. Um so größere Beachtung sei dem Gesetzentwurf über die Grund⸗ steuer zu schenken. Zu den Kosten der Schutzpolizei trage gegen⸗ wärtig das Reich ⅛ bei; weitere Verhandlungen schwebten. In der weiteren Aussprache bezeichnete Abg. Heilmann (Soz.) das Steuerkompromiß nur als erste Abschlagszahlunz auf die grund⸗ sätzlichen sozialdemokratischen Forderungen. Fur gewisse Staatsämter sei wissenschaftliche Vorbildung unentbehrlich, für andere politische Eignung nötig. Zur Hebung des Steuerau kommens sei die Aufgabe der Geheimhaltung der Steuererklärungen erforderlich. Abg. Foetelo (D. Nat.) beklagte die Kompliziertheit der Beamten⸗ eesoldungsgesetze, die zu unüberwindlichen kechnischen Schwierigkeiten führten. — Nach weiterer Aussprache in der u. a. auf die Förderung des Denunziantentums bei Authebung der Geheimhaltung der Steuer⸗ erklärungen verwiesen wurde schloß die allgemeine Aussprache. Die Einzelberatung wird am Sonnabend stattfinden. 11A1“
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ist der Entwurf eines Gesetzes zwischen dem Deutschen Reiche und der Republik Oesterreich in Angelegenheiten Kriegsbeschädigter und Kriegshinterbliebener nebst Begründung zur Beschlußfassung zugegangen.
Deutsche Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene, die in Oester⸗ reich leben. erhalten ihre Rentenversorgung vom Deutschen Reiche;
Dem Reichstag über den Vertrag
österreichische Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene, die in Deutsch⸗
land leben, bezieben ihre Rentenversorgung von der Republik Oesterreich. Die von den beiden Ländern neben der Rentenversorgung ihren Kriegs⸗ beschädigten und Kriegshinterbliebenen gewährte Fürsorge im weitesten Sinne und die für sie geschaffenen Einrichtungen, insbesondere solche der Heilfürsorge. können für im Ausland lebende Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene nicht oder nicht in vollem Umfange wirksam werden. Deutschland und Oesterreich sind deshalb im Hinblick auf die Waffenbrüderschaft während des Krieges und die zwischen ihnen fortbestehenden engen freundschaftlichen Beziehungen schon bisher darauf bedacht gewesen, diese Fürsorge und ihre Einrichtungen den in ihrem Gebiet lebenden Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen des anderen Teils soweit als möglich zugute kommen zu lassen. Einem gleichmäßigen Vorgehen in beiden Ländern nach dieser Richtung, das erwünscht sein muß, bereiten indessen die Verschiedenheiten, die dee. den Schwierig⸗ keiten. Diesen soll der vorliegende Vertrag abhelfen. Der “ abschluß bot Gelegenheit, zugleich einzelne Fragen auf dem Gebiete der Rentenfürsorge zu regeln, die sich dadurch ergeben haben, daß das österreichische Invalidenentschädigungsgesetz vom 25. April 1919 ab⸗
weichend vom deutschen Rechte die Versorgung an den Besitz der
österreichischen Staatsangehörigkeit knüpft.
Dem Reichstag ist ferner der Entwurf eines Gesetzes über die weitere Zulassung von Hilfsmitgliedern im Reichspatentamt nebst Begründung zur Beschlußfassung zu⸗ gegangen. Danach soll die in dem Gesetze, betreffend die Be⸗ schäftigung von Hilfsmitgliedern im Patentamt, vom 18. Mai 1908 vorgesehene und gemäß dem Gesetze vom 1. März 1919 am 31. März 1922 ablaufende Frist bis zum 31. März 1925 verlängert werden. In der Begründung wird dazu bemerkt:
„Auf Grund der Gesetze vom 18. Mai 1908, 10. März 1911, 2. März 1914, 20. Februar 1916 und 1. März 1919 sind dem Reichs⸗ patentamt Hilfsmitglieder zugewiesen, damit die Geschäfte bewältigt werden, können. Die Erwartung, daß es bis zum 31. März 1922 gelingen werde, das neue Patentgesetz zu ver⸗ abschieden und damit dem Reichspatentamt eine Einrichtung und Verfassung zu geben, durch die eine abschließende geschaffen und das Behelfsmittel der bezeichneten Gesetze entbehrlich wird, hat sich nicht vperwirklichen lassen. Die verxänderten Zeitverhältnisse und die zu dem Entwurf eines Hesentgesebes vom Jahre 1913 hervorgetretenen Abänderungswünsche aben eine völlig neue Durcharbeitung des gesamten Stoffes erforder⸗ lich gemacht. Wann es möglich sein wird, den Reichstag mit der geplanten Neuregelung der Gesetze über den gewerblichen Rechtsschutz zu befassen und das Werk zum Abschluß zu bringen, läßt sich noch nicht mit Sicherheit bestimmen. Anderseits ist das Bedürfnis, das Reichs⸗ patentamt durch Hilfsmitglieder zu verstärken, bestehen geblieben. So⸗ weit bis jetzt übersehen werden kann, wird die Zahl der Patent⸗ anmeldungen in diesem Jahre bis gegen 60 000 — gegenüber 49 532 des letzten Friedensjahrs 1913 — steigen und weiterhin schwerlich in nennenswertem Maße zurückgehen. Eine entsprechende Ver⸗ mehrung der planmäßigen Mitgliedsstellen (Gruppe XI. der Be⸗ soldungsordnung) ist in Anbetracht der Finanzlage des Reichs gegen⸗ wärtig ausgeschlossen. Es muß daher noch längere Zeit mit Hilfs⸗ mitgliedern gearbeitet werden. Nach Lage der Verhältnisse erscheint es erforderlich, die am 31. März 1922 gesetzlich zu Ende gehende Frist. für welche die Verwaltung zur Ein stellang von Hilfsmitgliedern ermüchtigt ist, wiederum um 3 Jahre zu verlängern. 1
Statistik und Volkswirtschaft.
Der künftige Rückgang an Schulkindern infolge des Geburtenausfalls der Kriegsjahre.
Der große Ausfall an Geburten während der Kriegsjahre pflanzt sich von Jahr zu Jahr in der Besetzung der entsprechenden Alters⸗ jahre fort. Die erste stärker fühlbar werdende Folge ist der geringe Zugang an Schulkindern in den Volksschulen, der in den nächsten Jahren eintritt. Später wird sich der Geburtenausfall in einer ge⸗ ringen Zahl von Ebeschließungen bemerkbar machen, die wiederum eine Abnahme der Geburtenzahlen nach sich ziehen wird. Wie eine Welle, die erst nach vielem Auf und Nieder zum Ausgleich kommt,
wird der Tiefpunkt in der Geburtenzahl während der Kriegsjahre
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Beamten der Finanzverwaltung
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noch nach vielen Jahrzehnten, wenn auch immer schwächer, neue Aus⸗ fälle von Geburten verursachen, um erst nach Generationen seinen Einfluß zu verlieren. 8 Wird davon ausgegangen, daß zu Ostern eines jeden Jahres die⸗ jenigen Kinder zur Schule kommen. die in der hen vom 1. Juli des Vorjahres bis zum 30. Juni des gleichen Jahres sechs Jahre alt werden, und wird angenommen, daß in den kommenden Jahren die Säuglings⸗ und Kindersterblichkeit ebenso hoch sein wird, wie sie im Jahre 1913 gewesen ist, so werden bei Zugrundelegung der Geburten⸗ zahlen der entsprechenden Jahresabschnitte und bei Berücksichtigung der Verkleinerung des Reichsgebiets in die Schule kommen: Ostern 1922 808 623 Kinder, Ostern 1925 700 169 Kinder, Ostern 1923 721 011 Kinder, Östern 1926 1 318 045 Kinder, Ostern 1924 654 173 Kinder, Ostern 1927 1 276 913 Kinder. Zu Ostern 1920 sind bei gleicher Berechnung, also ausgebend von der Geburtenzahl im zweiten Halbjahr 1913 und im ersten Halb⸗ jahn 1914 und bei Berücksichtigung der Sterblichkeitsverhättnisse in diesen und den folgenden Jahren, 1 317 309 Kinder, zu Ostern 1921 1 234 528 Kinder in die Schule gekommen. Ostern 1924 werden die geringste Zahl von Neuaufnahmen in die Volksschulen bringen. Dies entspricht den in den Jahren 1917/1918 am tiefsten gesunkenen Ge⸗ burtenziffern. Der Ruͤckgang beträgt bis über die Hälfte derienigen Kinderzahl, die bei der Geburtenziffer vom Jahre 1913 hätte in die Schule kommen müssen. Die weitestreichende Wirkung im gesamten Schulwesen wird dieser Rückgang haben, wenn die vier Jahrgänge mit den niedrigsten Kinderzuhlen, also die Jahrgänge 1922 bis 1925 gleichzeitig zur Schule gehen. Von Ostern 1925 bis Ostern 193 werden bei achtjähriger Schulzeit demnach die wenigsten Schu kinder vorhanden sein. Der Ausfall in diesen Jahren wird fast 2,2 Millionen Schulkinder betragen. Bei einer Gesamtzahl von zurzeit etwa 9,8 Millionen Volksschulkindern im heutigen Deutschen Reich macht die Minderung nahezu 2 8 vo aus. (Nach „Wirtschaft und Statistik“.) 1
“ Arbeitsstreitigkeiten.
Zur Beendigung des Ausstands bahner teilt die Eisenbahndirektion Berlin nach „W T. B. mit: Seit gestern werden auf der Stadt⸗ und Ringbahn und den anschließenden Vorortstrecken wieder 50 vH der normalen Zahl von Zügen gefahren, so daß auf der Stadtbahn an Stelle des 2⸗Minutenbetriebs der 5⸗Minutenbetrieb und auf der Ringbahn an Stelle des 5⸗Minutenbetriebs der 10⸗Minutenbetrieb eingerichtet ist. Auf den sfüdlichen Vorortstrecken, der Wannseebahn, der elektrischen Vorort⸗ bahn nach Lichterfelde⸗Ost und der Zossener Strecke wird der normale Verkehr seit gestern im allgemeinen wieder durchgeführt. Mit der sortschreitenden Wiederherstellung der großen Zahl der infolge des Ausstands nicht mehr betriebsfähig gebliebenen Lokomotiven wird die Zahl der Züge nach und nach vermehrt werden. Inrolge der Ein⸗ stellung des Betriebes der elektrischen Straßenbahnen war der Andrang zu allen diesen Zügen naturgemäß besonders stark, so daß auch zahlreiche Beschädigungen der Eisenbahnwagen durch Zertrümmerung von Fensterscheiben usw, vorgekommen sind Das Publikum wird ge⸗ beten, diesen besonderen Umständen Rechnung zu tragen. Der Fern⸗ verkehr wurde auf allen Strecken mit einer nach manchen Rich⸗ tungen erheblich vermehrten Zahl von Zügen wieder auf⸗ genommen. Das gilt besonders für die Richtungen Ostpreußen, Breslau, München, Hannover, Köln und Stettin. Vorherige Erkundigung der Reisenden auf den Abgangsbahnhöfen ist bis auf weiteres noch
Die Technische Nothilfe ist „W. T. B.“ zufolge nun⸗ mehr nach ordnungsmäßiger Uebergabe an die alten Betriebsleitungen aus sämtlichen Betrieben, die im Laufe des Ausstands von ihr besetzt wurden, wieder herausgezogen worden. Auch in dem Elek⸗ trizitätswerk Steglitz, das schon am Sonntag von der Technischen Nothilfe übernommen worden war und seither von ihr in Gang gehalten wurde, hat die Arbeit der Nothelfer nach ordnungsmäßiger Uebergabe ihr Ende gefunden.
Nach einer von „W. T. B.“ übermittelten Meldung der
„Schlesischen Zeitung“ aus Breslau ist zwischen den Arbeit⸗ gebern und Arbeitnehmern der oberschlesischen Großindustrie unter Vermittlung der Inter⸗ alliierten Kommission ein neues Lohnabkommen getroffen worden, wonach auf die vom November bis Jannar gültig gewesenen Tariflöhne Zulagen gewährt werden. Wie „W. T. B.“ berichtet, hat infolge Stille gung des Hochofenwerkes bei Lübeck durch Ausstand der dortigen Hochofenarbeiter und Nichtverrichtung der Notstandsarbeiten die Ortsgruppe Lübeck der Nothilfe im Benehmen mit der zu⸗ ständigen Behörde im Hochofenwerk mit etwa hundert Nothelfern ein⸗ gesetzt, um die gefährdete Gasversorgung zu sichern. Desgleichen mußte die Ortsgruppe Königsberg i. Pr. der Nothilfe im dortigen Transportarbeiterausstand mit etwa siebzig Nothelfern eingesetzt werden, um die notwendigen K bhlentransporte für Krankenhäuser und gemeinnützige Anstalten durchzuführen.
In Prag wurde, wie „W. T. B.“ mitteilt, gestern abend der von den Vertretern der Grubenbesitzer und der Berg⸗ arbeiter aller Reviere vereinbarte Vertrag im Bergbau, durch den der Ausstand beendet wird, unterzeichnet.
der Eisen⸗
Theater und Musik.
Neues Theater am Zoo.
Vom rumänischen Theater dringt nur selten ein Werk Das mag darin seinen Grund haben, daß das rumänische Drama verhältnismäßig jung ist und sich zumeist an westeuropäische Vor⸗ bilder anlehnt. Im Jahre 1916 wurde man hier im Schillertheater durch die Vermittlung Hermann Kienzls mit der Satire „Die Kammer⸗ wahl⸗ („Der verlorene Brief*) des in Berlin verstorbenen J. L. Ca⸗ ragiale, des rumänischen Molière, bekannt, und gestern, nach fünf⸗ fähriger Pause, erschien erst wieder ein rumänisches Schau⸗ spiel auf einer Berliner Bühne: „Schattensymphonie“ von Alexander Dominic, in der Bearbeitung von Max Hochdorf. Es ist nicht die Arbeit eines Vollblutdramatikers, aber unbedingt die eines Dichters, eines Stimmungskünstlers; ein weh⸗ mütiger, etwas verträumt⸗mpstischer Hauch ist über die drei kurzen Akte gebreitet, in denen die Tragödie eines in einer Idealwelt lebenden, für die wirkliche Weit hlinden Künstlers sich vollziebt. Um das Symbol möglichst sinnfällig zu machen, läßt Dominie diesen Künstler, einen Musiker, nicht nur mit seelischer, sondern auch mit körverlicher Blindheit geschlagen sein. Er sieht nicot, daß die Frau, die er anbetet, und der er sein Hauptwert, die „Schattensymphonie“, zugeeianet hat, inn mi einem Wüstling betrügt, dessen Nerführunaskünsten aug, die Tochte zum Opfer fällt. Und der Komponist ve ichtet sein Werk selbit kurz vor der Aufführung, als er dusch die Augen anderer plötzlich wieder sehend ge⸗ worden ist. Heinz Goldberg der Spielleiter der gest rigen Erstauffübrun des Stuͤcks im Neuen Theater am Zoo, bätte auf die starken Stimmungsmomente der Handlung vielleicht envas mehr Rücl icht nehmen können, als es der Fall war, die Wirkung wäre dann tiefer Pe So wurde zu sehr auf das äußere Gescheßen des Ehe⸗ ruchsdramas als auf die innere Tragödie den seelischen Zu⸗
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zu uns.