““ Wund dergleichen erheblich erhöht.
Abg. Beckmann (Unabh. Soz.): Von der Zündwarensteuer gilt dassetbe wie von der Leuchtmittelsteuer. Das Gesetz wird außerdem die Folge haben, eine blühende Industrie zu vernichten und zahl⸗ lose Arbeiter arbeitslos zu machen. Wir bitten daher, wenigstens unserem Antrag zuzustimmen, für Arbeiter und Arbeiterinnen in der Zündwarenindustrie, die infolge ihres körperlichen Zustands auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt keinen lohnenden und aus⸗ kömmlichen Erwerb finden, die Bezugsdauer der ihnen zu⸗ kommenden Unterstützung auf zwei Jahre zu verlängern.
Abg. Koenen (Komm.): Auch die Zündwarensteuer soll der Verdunkelung dienen. Als diese Steuer seinerzeit (wenn auch mit mäßigen Sätzen) eingeführt wurde, da haben Sie (zu den Mehr⸗
eitssozialisten) Zeter und Mordio geschrien über diese furchtbare
lastung. Heute, nachdem Sie kaltlächelnd den letzten Rest von parlamentarischem Anstand preisgegeben haben, machen Sie diese ungeheuerliche Belastung mit. Wir beantragen, das ganze Zünd⸗ warensteuergesetz aufzuheben, und wir fordern speziell alle Par⸗ teien, die auch nur noch einen Funken sozialistischen Verständnisses sich bewahrt haben, auf, mit uns für die Aufhebung zu stimmen.
Artikel II (Zündwarensteuer) wird, unter Ablehnung des Antrages Beckmann (Unabh. Soz.), unverändert ange⸗ nommen.
Artikel III behandelt die Biersteuer, die nach dem Ausschußvorschlage vervierfacht werden soll. Die Steuersätze ermäßigen sich für Einfachbier um die Hälfte und für Schank⸗ bier (Stammwürzgehalt bis 5,5 %) um ein Viertel und er⸗ höhen sich für Starkbier (Würzgehalt von 8 bis 9 %) um die Hälfte. Bei der Einfuhr sind pro Hektoliter bei 5,5 % Würz⸗ 558 25 Mark, von 8 bis 9 % Würzgehalt 37,50 Mark, bei
bis 13 % Stammwürzgehalt 50 Mark und bei höherwertigem Bier 75 Mark zu entrichten.
Abg. Mohrhoff (U. Soz.): Wir lehnen die Vorlage aus volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten und aus Rücksicht auf die Kon⸗ sumenteninteressen ab. Dem Mißbrauch des Alkohols ist wirksam nur durch eine Sozialisierung des Gastwirtsgewerbes zu begegnen. Der Redner befürwortet den Antrag seiner Fraktion, wonach bei Uebertragung der Kundschaft einer Brauerei auf eine andere Brauerei die übertragende Brauerei den dadurch ganz oder teil⸗ weise beschäftigungslos werdenden Arbeitern und Angestellten den Einnahmeausfall auf 12 Monate zu ersetzen hat.
Abg. Koenen (Komm.): Auch diese Steuer muß die all⸗ gemeine kulturelle Lage herabmindern; wer ihr zustimmt, fördert den Schnapsgenuß und die Unkultur und stört den breiten Massen die Geselligkeit. Während das eingeführte Bier versteuert und damit verteuert wird, ist solches Bier bei der Ausfuhr von der Steuer befreit. Man sorgt also dafür, daß das valutastarke Aus⸗ land verbilligtes deutsches Bier trinken kann. Wir fordern die Beseitigung dieser Bestimmung.
Abg. Höllein (Komm.) begründet in längeren Ausführungen einen Antrag, den Ertrag der Biersteuer für erholungsbedürftige Familien und für den Bau von Arbeiterwohnungen zu verwenden.
Abg. Käppler (Soz.) weist die kommunistischen Angriffe gegen seine Fraktion zurück. Die sozialdemokratischen Ab⸗ änderungsanträge seien im Ausschusse niedergestimmt worden, wobei der kommunistische Abgeordnete gefehlt habe. (Zuruf des Abg. Koenen: Gemeiner Lügner!)
Als der Präsident zur Abstimmung schreiten will, bezweifelt Abg. Thomas (Komm.) die Beschlußfähigkeit des Hauses. Der Präsident lehnt das ab, da dieser Zweifel an anderer Stelle hätte vorgebracht werden müssen.
In der Abstimmung wird der Artikel III (Biersteuer) in der Ausschußfassung mit einem Aenderungsantrag ange⸗ nommen, wonach das Gesetz am 1. Mai in Kraft treten soll.
Abg. Koenen (Komm.) kommt auf das nach seiner Ansicht ““ Verhalten des Präsidenten noch einmal zurück.
Darauf folgt die Besprechung des Artikels IV (Minevalwassersteuer). Nach der Vorlage wird die Steuer erhöht bei Mineralwasser auf 0,10 Mark, bei Limo⸗ naden und anderen künstlich bereiteten Getränken auf 0,20 Mark, bei konzentrierten Kunstlimonaden auf 2 Mark, bei Grundstoffen zur Herstellung von konzentrierten Kunst⸗ limonaden für das Liter auf 40 Mark.
Abg. Mittwoch (U. Soz.): und Abg. Koenen (Komm.) sprechen sich gegen die Steuer aus.
Abg. D. Mumm (D. Nat.) erklärt, daß die kommunistischen Anträge nur auf Außenwirkung berechnet seien. Die Schaffung eines Millionenfonds zur Bekämpfung der Alkoholbewegung dürfe nicht als etwas Gleichgültiges angesehen werden. Es wäre wahrlich nützlicher, auf diesem Gebiete rein sachliche Arbeit zur praktischen Bekämpfung des Alkohols zu leisten.
In der Abstimmung wird die Mineralwassersteuer unter Ablehnung kommunistischer Abänderungsanträge in der Aus⸗ schußfassung angenommen, ebenso ein Abänderungsantrag, der das Vnkrasttreien des Gesetzes lediglich vom Reichsfinanz⸗ 8S. bestimmt wissen will.
rtikel V behandelt die Tabaksteuer. Während die Regierungsvorlage sich auf eine Erhöhung der Steuer für Tabak beschränkte, hat der Ausschuß auch die Steuer für hoch⸗ wertige Zigarren und Zigaretten erhöht. Danach beträgt die Steuer für Zigarren zu 300 Pfennig das Stück oder mehr 1200 Mark für 1000 Stück mit einem Zuschlag von 200 Mark für 1000 Stück für je 50 Pfennig, um die der Kleinverkaufs⸗ preis von 300 Pfennig überschritten wird. Die Zigaretten⸗ steuer soll betragen für Zigaretten zu 50 Pfennig das Stück oder mehr 250 Mark für 1000 Stück mit einem Zuschlag von 50 Mark füy 1000 Stück für je 10 Pfennig, um die der Klein⸗ verkaufspreis von 50 Pfennig überschritten wird.
Die Steuer für 1111’1“ soll in 168 Stufen so gestaffelt werden, daß bis zum Klein⸗ verkaufspreis zu 10 Mark das Kilogramm in der ersten Stufe 3 Mark Steuer für ein Kilogramm vorgesehen sind, und die Steuer in der 16. Stufe beim Kleinverkaufspreis von 240 Mark das Kilogramm bis auf 120 Mark für ein Kilo⸗ 1s ansteigt. Darüber hinaus soll ein Zuschlag von
0 Mark für das Kilogramm für je 20 Mark, um die der Kleinverkaufspreis von 240 Mark überschritten wird, erhoben werden.
Die Steuer für Pfeifentabak ausschließlich des feingeschnittenen Tabaks soll in zwei Stufen so gestaffelt werden, daß sie beim Kleinverkaufspreise bis zu 5 Mark das Kilogramm mit 1 Mark beginnt und beim Kleinverkaufs⸗ preis von 100 Mark auf 30 Mark ansteigt; darüber hinaus wird ein Zuschlag erhoben von 3 Mark für ein Kilogramm für je 10 Mark, um die der Kleinverkaufspreis von 100 Mark überschritten wird, und von 4 Mark für ein Kilogrvamm für je 10 Mark, um die der Kleinverkaufspreis von 160 Mark überschritten wird.
Für Kautabak in Rollen oder Stangen werden er⸗ hoben bis zu 20 Pfennig das Stück Kleinverkaufspreis, 20 Mark für 1000 Stück, zu 40 Pfennig das Stück 400 Mark für 1000 Stück; darüber hinaus wird ein Zuschlag von 20 Mark für 1000 Stück erhoben für je 20 Pfennig, um die der Kleinverkaufspreis von 40 Pfennig überschritten wird.
Die Steuer für Schnupftabak soll dahin ergänzt
werden, daß sie beim Preise von über 10 bis 15 ℳ das Kilo⸗
Unsere Heimatprovinz will deutsch und preußisch bleiben (Beifall).
gramm 3 ℳ für 1 kg beträgt und darüber hinaus einen Zu⸗ schlag erfährt von 1 ℳ für 1 kg für je 5 ℳ oder einen Bruch⸗ teil davon, um die der Kleinverkaufspreis von 15 ℳ über⸗ wird. Die Vorlage sieht ferner die Zulassung von
usnahmen durch den Finanzminister vor und bestimmt, daß inländische Zigaretten aus Betrieben, die nach dem 1. Januar 1922 steueramtlich angemeldet werden, oder nach diesem Termin ihren Inhaber wechseln, bis zum 31. Dezember 1928 neben der Tabaksteuer einen besonderen Tabaksteueraufschlag in Höhe von 50 vH der Zigarettensteuer insoweit unterliegen, als von diesen Betrieben die Zigarettenmenge überschritten wird, die sie vom 1. Januar bis 30. Juni 1922 zu den regel⸗ mäßigen Abgabesätzen versteuern durften. Solange die Zölle in Gold bezahlt werden müssen, sollen sich die Tabaksteuersätze für Zigarren, Pfeifentabak, Kau⸗ und Schnupftabak um 50 vH und für Zigaretten und feingeschnittenen Rauchtabak um 20 vH ermäßigen, solange bis das Aufgeld erstmalig weniger als 300 vH beträgt. Die neuen Vorschriften über die Tabak⸗ steuer sollen am 1. Juli 1922 in Kraft treten.
Die Koalitionsparteien beantragen die Aende⸗ rung für die Mehrversteuerung der inländischen Zigaretten, daß, soweit die Mehrversteuerung mehr als 25 vH beträgt, der Tabaksteueraufschlag bis zum 31. Dezember 1920 100 vH, im Jahre 1921 75 vH, in den Jahren 1922 und 1923 50 vH und im Jahre 1924 25 vH der Zigarettensteuer beträgt.
Die Unabhängigen Crispin und Genossen be⸗ antragen zu der Entschädigung für die arbeitslos gewordenen Tabakarbeiter gemäß dem geltenden Gesetz, daß diejenigen Arbeiter und Arbeiterinnen, die infolgeihres körper⸗ lichen Zustandes auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt keinen auskömmlichen Erwerb finden können, die Unterstützung für zwei Jahre erhalten.
Die Kommunisten Heydemann und Genossen beantragen die gänzliche Aufhebung des geltenden Tabak⸗ steuergesetzes oder eventuell die Streichung der Steuer für
feifentabak, Kautabak und Schnupftabak.
Der Ausschuß beantragt Entschließungen, wonach auf Grund der Verordnung vom 10. März 1920 bis zum 1. Juli 1922 höhere Steuern auf Tabakerzeugnisse, als das neue Gesetz vorsieht, nicht erhoben werden sollen, und die Höchstgewichts⸗ grenze für Zigaretten soweit heraufgesetzt werden soll, daß die Herstellung einer Qualitätszigarette noch möglich ist, und end⸗ lich die Zollrückvergütungssätze den Zollerhöhungen angepaßt werden sollen.
Nach dreistündiger Rede des Abgeordneten Remmele (Komm.) wurde die Sitzung nach 12 ½ Uhr geschlossen. Remmele verlas unter großer Heiterkeit der ung fähr 20 an⸗ wesenden Abgeordneten große Teile aus der Obstruktionsrede Antricks. Im Verlauf der Rede Remmeles kam es ver⸗ schiedentlich zu kleinen Zusammenstößen mit Angehörigen anderer Parteien, so unter anderem, als sich Mitglieder der Kommunistischen Fraktion auf die Bänke der Deutschnationalen setzten und die dort liegenden Zeitungen zu lesen begannen. Eine Abstimmung über die Zollerhöhungen wurde in der Nacht nicht 88” vorgenommen und auf Freitagmittag 12 ½ Uhr vertagt. (Vorher kleine Anfragen, Ergänzungsetat, Anträge, betreffend Abtretung von 5 Weichseldörfern an Polen, und Fortsetzung der Steuerdebatte.)
8. Sitzung vom 23. März 1922, Nachmittags 3 Uhr. richt des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger.)
Ein nachträglich eingegangener Antrag des Mitglieds Freiherrn von Gayl 9 befaßt sich mit der Forderung des freien Zugangs Ostpreußens zur Weichsel. Er wird in der Tagesordnung vorweggenommen. Freiherr von Gayl: Der freie Zugang zur Weichsel ist durch den Versailler Friedensvertrag garantiert. Obwohl die weitaus rößte Mehrheit der Bevölkerung sich für Deutschland ent⸗ seeeen hat, ist jetzt nach fast zwei Jahren die polnische Grenze auf das östliche Weichselufer herüber verlegt und sind deutsche Ort⸗ schaften im Wege der „Grenzberichtigung“ vom deutschen Vater⸗ lande losgelöst und Polen übereignet worden. Ein solcher Rechts⸗ bruch ist bisher in der Weltgeschichte unerhört. (Sehr wahr!) Der Provinziallandtag hat einmütig gegen ein solches Verfahren Verwahrung eingelegt und beschlossen, eine Deputation nach Paris zu entsenden, um die Reichsregierung bei ihrem Bemühen zu unter⸗ stützen, die Beschlüsse der Interalliierten Grenzfestsetzungskommission rückgängig zu machen. der Provinziallandtag war von rechts nach links einmütig, und darin liegt ein Beweis dafür, daß eine starke Erregung durch das Land geht; alle politischen Gesichtspunkte sind angesichts dieses Rechtsbruches dabei zurückgestellt worden. Die ostpreußischen Mitglieder des Staatsrats’ be⸗ antragen daher die Entschließung: „Der Vertrag von Versailles sichert im Artikel 97 dem durch den polnischen Korridor vom Reich 8E Ostpreußen einen freien und ungehinderten Zugang zur Weichsel. Trotz dieses Ver⸗ tragsrechts hat jetzt am 13. März, mit Wirkung vom 31. März ab, die Interalliierte Grenzfestsetzungskommission die
ostlich des Stromes gelegt, eine Reihe von dem östlichen Weichselufer, in welchen am 92 voH der Beyölkerung
b . Grenze Dörfern auf en 11. Juli 1920 durchschnittlich für Deutschland gestimmt haben, zu Polen geschlagen und Ost⸗ preußen die bei der vorläufigen Frengfeftsezung im Jahre 1920
noch belassene letzte Zugangsmöglichkeit zum Strom in Gestalt eines wenige Meter breiten Uferstückes bei Kurzebrack mit diesem Flußhafen genommen. 8
„Der preußische Staatsrat legt feierlich Verwahrung ein gegen diesen offenbaren Vertragsbruch und die Vergewaltigung des seier⸗ lich verkündeten und vereinbarten Selbstbestimmungsrechts der Völker. Er erhebt Einspruch gegen diese erneute Verletzung deutschen und preußischen Gebiets.
Der Staatsrat richtet an die Staatsregierung das Ersuchen, mit allem Ernst und Nachdruck bei der Reichsregierung dafür ein⸗ zutreten, daß die Reichsregierung sich diesem unerhörten Versuch der Rechtsbeugung und der E“ deutscher Reichs⸗ und preußischer Staatsangehöriger mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln widersetzt und daß sie den Fehlspruch der Interalliierten Grenzfestsetzungskommission nie und nimmer anerkennt.“
Lassen auch Sie ein Echo hinüberklingen nach Ost⸗ und Westpreußen, daß Preußen, vertreten durch den Staatsrat, entschlossen hinter den fernsten und hartgeprüften Provinzen des Staates steht. (Leb⸗ hafter Beifall.)
Der Präsident Dr. Adenauer stellt die Zustimmung des Staatsrats fef.
Gegen die Verlängerung der Gültigkeitsdauer des Gesetzes zur Aenderung des Stempelsteuer⸗ gesetzes vom 14. Januar 1921 und gegen die weitere Verlängerung der Gültigkeitsdauer der Gesetze über Teuerungszuschläge zu den Gebühren der Notare, Rechtsanwälte und Gerichtsvollzieher und zu den
Gerichtskosten wird kein Einspruch erhoben.
Von der Uebersicht über die Ergebnisse der ander⸗ weitigen Verpachtung im Jahre 1921 pachtfrei gewordener und im Jahre 1922 pachtfrei werdender Domänenvor⸗ werke wird Kenntnis genommen. 8
Ein Antrag des Mitglieds Dr. Weinberg (U. Sc.) will den Staatsrat abschaffen. Zur Begründung des Antrags ertlärt
Herr Dr. Weinberg, daß es nur eine Vertretung d wille⸗ geben könne; diese sei der Landtag. Außerdem massseh zugeben, 28 der Staatsrat in den elf Monaten seines Bestehenz noch nichts Ersprießliches geleistet habe. Die Gutachten des Staats⸗ rats wanderten meist in den Papierkorb. Von seinem Einspruchzrecht habe der Staatsrat noch keinen Gebrauch gemacht, er verzögere nur das Zustandekommen jedes Gesetzes um 14 Tage.
Herr Dr. Linz (Zentr.) widerspricht dem Antrage; der Staatsrat solle keine reine Provinzvertretung darstellen. Seine bisherige Tätig⸗ keit sei durchaus zweckmäßig und erfolgreich gewesen.
Herr Mehlich (Soz.): Der Staatsrat, dieses poölttische Kränzchen, ist eine weder die Gesetzgebung noch die Verwaltung fördernde Einrichtung. Wir stimmen dem Antrage Weinberg zu.
Herr Hallensleben (A.⸗G.): Die Tätigkeit des Staatsrats ist vollkommen auf der Höhe und ist nützlich und erfreulich.
3 Herr Schlösser (Komm.) schließt sich dem Antrage Wein⸗ erg an.
8 Trittel (Dem.) spricht sich als überzeugter Demokrat dagegen aus.
Der Antrag Weinberg Linken abgelehnt. .
Einem Gesetzentwurf über Aufsuchung und Ge⸗ winnung von Steinkohle wird zugesümmt.
Einem Antrag des Mitglieds Dr. (A⸗G.) auf Unterstützung des Goethehauses und des Goethe⸗ museums in Frankfurt a. M. wird jicht zugestimmt, da die Staatsregierung es für ihre selbstvertändliche Pflicht er⸗ klärt habe, zur würdigen Erhaltung des Gzethehauses und des Goethemuseums beizutragen, zumal da das Ergebnis der frei⸗ willigen Sammlung noch nicht feststehe.
Ein Gesetzentwurf über Förderung des Woh⸗ nungsbaues will zur Gewährung von Beihilfen zur Ab⸗ bürdung der Baukostenüberteuerung bei da Schaffung neuer Wohnungen weitere 1500 Millionen Mark verwendet wissen, von denen 500 Millionen aus der Wohnungsabgabe ent⸗ nommen werden sollen. Eine Milliarde wrd durch Anleihe aufgebracht werden. Der Staatsrat stimmt der Vorlage zu.
Dem Gesetzentwurf, betreffend die Aestätigung des Kirchengesetzes vom 16. März 1922 sber die Aus⸗ übung des Kirchenregiments in der evangelischen Landeskirche Frankfurt a. M., wird 88 Aussprache zu⸗
wird gegen die Stimmen der
gestimmt, ebenso dem Gesetzentwurf zur Ueberleitung 5. Rechtszustandes im oberschlesischen Pbstimmungs⸗ gebiet.
Auch gegen die Geseotzentwürfe über slenderungen in der Beamtenbesoldung und Abäzderung der Volksschullehrer⸗ und Mittelschulehrerdienst⸗ einkommengesetze werden keine Einwendungenerhoben. In einer Entschließung wird das Staatsministerium ersucht, als⸗ bald mit der Reichsregierung in Verhandlungendarüber ein⸗ sutreten, daß für die Auswahl der Orte mt besonders schwieri⸗ en wirischaftichen Verhältnissen, in dnen wider⸗ rufliche Wirtschaftsbeihilfen gewährt werden, nicht usschließlich die Lage der Reichsbetriebe, sondern die ganze Wftschaftslage maßgebend ist.
In einer weiteren Entschließung wird die jetzig, Regelung der Wirtschaftsbeihilfen in den alt⸗ und nepesetzten Gebieten für unbillig und unhaltbar erklärt und baldige Aufhebung mit rückwirkender Kraft gefordert.
Der Ausführungsbestimmung des Justizmigsters zur Verordnung über die Eintragung von Hyftheken in ausländischer Währung vom 13. Februar 190 wird zugestimmt.
Darauf vertagt sich der Staatsrat bis 6 Uhr, Fraktionen Gelegenheit zu geben, zum Reichssiedlung⸗ zum Reichsheimstättengesetz Stellung zu nehmen.
Bei Wiedereröffnung der Sitzung teilt der Präsideg Dr. Adenauer mit, . eine Mehrheit des Hauses gewillg sei, das Siedlungsgesetz sowie die Vorlage, betreffend das Cvoß⸗ kraftwerk Hannover, in der nächsten Sitzung durchzuberzen; vhüsschen werden die Ausschüsse sich mit diesen Gespen
efassen. 1
Die Tagesordnung ist erschöpft. Nächste Sitzung Frei
3 Uhr. Schluß 6 ¾ Uhr.
m den und
Parlamentarische Nachrichten.
Dem Reichstag sind die Ergänzung zum Entwu eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichg haushaltsplans für das Rechnungsjahr 1922, un der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die vorläufit Regelung des Reichshaushalts für das Rechnungs jahr 1922, mit denen der Reichsrat sich in seiner gestrige öͤffentlichen Sitzung befaßt hat und deren wesentlichster Inha im Bericht über diese Sitzung wiedergegeben ist, sowie de Entwurf eines Gesetzes über die Autonomie de
Reichsbank nebst Begründung zur Beschlußfassung zugegangeng
veerrerrvmeeeengen.
Im Hauptausschuß des Reichstags wurde gestern die allgemeine Aussprache über den Haushalt der Reichseisen bahn fortgesetzt. Abg. Breunig (U. Soz.) forderte, daß der Minister mehr als bisher entsprechend den Bestimmungen des Betriebsrätegesetzes die Vertreter der Arbeiter und Ne amten zur Mitarbeit an den wirtschaftlichen Auf ahe der Eisenbahnverwaltung heranziehen solle. 2 verkehrsminister Groener gav, wie das Nachrichtenbüro zde Vereins deutscher Zeitungsverleger“ berichtet, Auskunft 8- technische und wirtschaftliche Einzelheiten, die in der Diskussion 5 vorhergehenden Tages berührt worden waren. Die Erhöhung 8 dorchschnittlichen Transporttarife sei u. a. eine Folge der weltgebelte Verkehrsverschiebungen, die sich vor allem im Versand von 8* e Koks und Steinkohlenbriketts des Ruhrgebiets zeige. So se h Versand der Ruhrkohle auf nähere Entfernungen 1921 prosentie viel geringer gewesen als 1913, während er z. 9 nach Berlin n. 62 n9. nach der Provinz Brandenburg um 400 vH. nach Würt . berg um 303 vH größer war als 1913. Der Ausfall der Saing kohle habe die Steinkohlenversorgung Süddeutschlands auff an verstärkte Zufuhr von der Ruhr und aus Sachsen angewiesen, meeg der Verlust Oberschlesiens Braunkohlenzüge aus dem mitteldens 6 Revier nach Ostpreußen verursachte. Für den ausgefallenen hins austausch mit Elsaß⸗Lothringen und Luxemburg (Minette, Thane mehl, Kali) habe eine andere Rohstoffversorgung eintreten V8 Verminderung der Auslandszufuhr, Ausfall der Kartoffel aus Ho und für die westlichen Gebiete, der englischen Kohle für Hamburg dg Berlin, bedinge Ersatz durch andere Ware, was längere Transpolrt e verursache. A 89. Klöckner (Zentr.) beklagte die unlukrative rhi Kohlenverbrauchs im Eisenbahnbetriebe. Nach den statistichen ge 9 scheine ein Drittel der im Betriebe verwendeten Kohle entwe Faüc banden gekommen zu sein oder die Kohle sei durch technisg
Der Reichs⸗
mzureichende Warenverteuerung außerordentlich schlecht aus⸗
genutzt worden und dadurch das bewußte Drittel des Kohlen⸗
vorrats verschleudert worden. Der Kohlenverbrauch der Eisen⸗
habnverwaltung betrage heute noch Tonnen je 1000
gokomotivachskilometer mehr als im Jahre 1913. Der Redner
jielt die geplante Neueinrichtung von drei Zentralämtern im
Interesse einer Vereinfachung der Verwaltung für falsch. Er sonerte rößere Selbständigmachung der einzelnen Direktionen. Aba. S “ Seee behandelte Beamtenfragen und gabm den Deutschen Beamtenbund gegen die vom Abg. Dr.
Maretzki (D. Vp.) erhobenen Angriffe in Schutz. Abg. Dauer
Baver. Vp.) setzte sich für die Staffelung der Gütertarife nach
Firtschaftsgebieten je nach der Entfernung von den Produktions⸗
bieten ein. Er sprach sich gegen die Zentralisationsbestrebungen
ungs und wünschte weitestgehende Dezentralisalion. Auf
Anfrage des Abg. Schultz⸗Bromberg (D. Nat.) nach
Ablieferung von Eisenbahnmaterial an Polen, ferner wie es
t dem Verschwinden deutscher beladener Waggons in Polen
² führte der Staatssekretär Bodenstein aus, daß nach dem
Paffenstillstand Eisenbahnmaterial im Werte von über 400 Millionen
Holdmark abgeliefert worden sei, von dem Polen vier Fünftel er⸗
en habe. Dem Verschwinden der Waggons werde auch durch
ische öffentliche Organe entgegengetreten. Ueber die Ent⸗ shädigung für die verschwundenen Waggons schwebten Verhand⸗ gen. Abg. Wieland (Dem.) besprach verschiedene fechnische gen, Fragen der Ausbildung der Techniker und organisatorische elegenheiten. U. a. schlug der Redner vor, zur Schaffung eichender Reserven die reparaturbedürftigen Lokomotiven der atindustrie oder den „Deutschen Werken“ zu übergeben. Abg.
mm (Dem.) beklagte die unzureichende Förderung deutscher
e und die mangelhafte Beförderung deutscher Kohle nach Süd⸗
schland. Der Redner erörterte auch die Wirkung des Acht⸗
bentages und glaubte, daß das Programm dafür, was an Personal eingespart werden könne, noch ausstehe. Eine Aufhebung der pflicht sei nicht zu empfehlen. Der gesunde Gedanke der ntralisation müsse mehr und mehr durchgeführt werden. Seibert (D. Vp.) behandelte verschiedene heiztechnische fragen und wandte sich u. a. gegen Verwendung von Nicht⸗ handwerkern im Lokomotivführerdienst. bg. Dr. Quaatz (D. Vw.) bezweifelte, daß die tonnenkilometrischen Leistungen die Höhe der Friedenszeit erreicht hätten. Weder seien so viel Güter zu be⸗ rn, wie in jener Zeit, noch seien die Weglängen entsprechend r geworden. Die Steigerung der Gütertarife um das Drei⸗ in ganz kurzer Zeit müsse allgemein preissteigernd wirken. Dr. Reichert (D. Nat.) bemängelte, daß der Reichstag nen genügenden Einfluß auf die Verwaltung des Reichsverkehrs⸗ ninisteriums habe. Die Umgestaltung des Reichseisenbahnbetriebes lönne nicht im Hauptausschuß in wenigen Stunden behandelt werden. der Redner vermißte die Befragung der Sachverständigen bei den Taifen. Es sei zu einer Tarifdiktatur des Eisenbahnministeriums gekommen. Der Reichsverkehrsminister Groener erklärte, auch er wünsche eine genaue Durchprüfung der Verhältnisse des Eisenbahn⸗ wesens. Den Sachverständigenbeirat habe der Minister begrüßt, occh sei dessen Interesse allmählich völlig erlahmt. Der Staatssekreter Stieler bemerkte, daß aus der Mitte de Reichseisenbahnrats heraus man sich gegen die Hinzuziehung u den Tarifverhandlungen ausgesprochen habe, weil an den notwendigen Beschlüssen doch nichts zu ändern sei. Auf Klagen des Abg. ten Hom Sen (Zentr.), der das Bild des Eisenbahnverkehrs alz äußerst betrübend s ilderte, entgegnete der Reichsverkehrsminister Groener, daß sein Optimismus hinsichtlich der Zukunft des detschen Volkes und ebenso sein Optimismus hinsichtlich der Zu⸗ unft des deutschen Eisenbahnwesens unerschütterlich sei. Man sollte in den Kreisen des Wirtschaftslebens den Schwierigkeiten der Um⸗ telung der ganzen Wirtschaft und dem raschen Wechsel der Verhält⸗ iise Rechnung tragen. Industrie und Handel müßten mit der Eisen⸗ beön gemeinschaftlich vorgehen. Nur so ließen sich die bestehenden schwierigkeiten beseitigen. An den vom Abg. ten Hompel ge⸗ ügten Zuständen in Hamburg trage vielfach die fehlende Pressierung schuld. Auf weitere Aussührungen des Abg. Dr. Reichert (D. Nat.) wurde regierungsseitig entgegnet, da im 1. Mai die festen Lieferungsfristen wieder eingeführt werden. Au ine Anfrage des Abg. Stücklen (Soz.) erwiderte der Staats⸗ eiretär Stieler, es sei unzutreffend, daß aus dem Grunde des gestehens der Mitropa die Internationale Schlafwagengesellschaft ine Wagen in Deutschland herumleite. Der Orientexpreßzug, die Zäge Paris-Riga und Paris—Warschau würden über Deutschland geleitet. Falls einige Kurse Deutschland umfahren, so habe dies endere Gründe. — Nunmehr wurde die Generaldebatte für beendet eklärt, und der Ausschuß vertagte sich.
— Der Reichstagsausschuß für soziale An⸗ gelegen heiten begann gestern mit der Beratung des Ent⸗ vurfs eines Gesetzes über Verlängerung der Geltungsdauer von Demobilmachungsverord⸗ nungen. Bekanntlich treten gemäß einer Verordnung der Reichs⸗ regierung über die Beendigung der wirtschaftlichen Demobil⸗ machung vom 18. Februar 1921 die Anordnungen über die Demobil⸗ machung mit dem 31. März d. J. außer Kraft, sofern nicht ducch Gesetz oder besondere Anordnung ein anderer Zeitpunkt bestimmt ist. Um nun zu vermeiden, daß vom 1. April d. J. ab bis zum Inkrafttreten etwaiger neuer Bestimmungen eine Lücke entstehe, die sehr unerwünscht und für unser Wirtschaftsleben von shwerwiegendster Bedeutung wäre, soll ein Teil der geltenden Demobilmachungsbestimmungen noch über den 31. März 1922 hinaus in Geltung bleiben. Es wird vorläufig eine Verlängerung der Gültigkeitsdauer bis zum 31. Oktober 1922 als genügend erachtet.
— Im Reichstagsausschuß für Volkswirtschaft vure der Entwurf eines Gesetzes über Bekannt⸗ machung der Verurteilungen wegen Preis⸗ treiberei usw. behandelt. Ein Antrag des Abg. Kraetzig 8 wollte dem § 1 des Gesetzes folgende Fassung geben: „Bei vorsätztichen Zuwiderhandlungen gegen die Strafvorschriften wider Preistreiberei. Schleichhandel und unzulässigen Handel ist, wenn auf Freiheitsstrafe von drei Monaten oder mehr oder auf Geldstrafe von 10000 ℳ oder mehr erkannt wird, neben der Strafe stets die Pffentliche Bekanntmachung der Verurteilung durch eine Tages⸗ zeitung sowie der öffentliche Anschlag auf Kosten des Verurteilten anzuordnen. Das gleiche gilt bei Verurteilung zu solcher Strafe wegen vorsätzlicher verbotener Ausfuhr lebenswichtiger Gegenstände. Der Ausschuß beschloß, den Gesetzentwurf über Bekanntmachung
r Verurteilungen wegen Preistreiberei und den darauf bezüglichen hnag Kraebis (Soz.) einem Unterausschuß zur Vorberatung zu seisen. ““
„ Der wirtschaftspolitische Ausschuß und der wasserwirtschaftliche Ausschuß des 88. lä Reichswirtschaftsrats hielten heute Sitzungen. 8
Statistik und Volkswirtschaft.
Arbeitsstreitigkeiten. 1 Das Nachrichtenamt der Stadt Berlin meldet smilich; Es trifft nicht zu, daß seitens des Magistrats beabsichtigt . den städtischen Manteltarifvertrag für die rbeiter, der durch den Schiedsspruch des Schlichtungsausschusses Reichsarbeitsministerium vom 3. Februar 1922 bis zum 30. Juni 18 mit einigen durch die Parteien vereinbarten Aenderungen ver⸗ fingert werden mußte, darüber hinaus in der jetzt Geepeepnn noch heetum Juli 1923 gelten zu lassen. Es sind vielmehr von der Magistrats⸗ serfkommission Verhandlungsgrundlagen für den am 1. Juli 1922 1 raft tretenden neuen Manteltarif vorbereitet, die den in Frage ommenden Arbeitnehmerverbänden in kurzer Zeit zugehen werden. Die emeinsamen Verhandlungen mit diesen Ver änden werden dann sofort er aufgenommen werden, so daß rechtzeitig am 1. Juli 1922
[dieser Manteltarifvertrag in Kraft ireten kann. Auch die Frage des Betriebsräteaufbaues ist noch nicht entschieden. Vah bie Fr Pläne stehen jedoch im Gegensatz zu dem BRG. und den Auffassungen der Gewerkschaft.
Der Arbeitgeberverband deutscher Versiche⸗ rungsunternehmungen hat gestern „W. T. B.“ zufolge den für das Versicherungsgewerbe im Reichsarbeitsministerium gefällten
Schiedsspruch wegen unerträglicher Belastung abgelehnt.
„Aus Beuthen wird dem „W. T. B.“ gemeldet: Die seit einiger Zeit zwischen dem Arbeitgeberverband der oberschlesischen Bergwerks⸗ und Hüttenindustrie und den Ange⸗ stelltenorganisationen über die Februar⸗ und Märzgehälter geführten Verhandlungen haben gestern zu folgender Ver⸗ einbarung geführt: Im Februar werden die bisherigen Gehälter im Anfangsgehalt und in den Steigerungssätzen um 27 vH erhöht, im März 1922 werden auf diese erhöhten Februargehälter weitere 20 vH geschlagen. Außerdem ist vom 1. März 1922 ab das Kinder⸗ geld auf jährlich 2400 ℳ, also monatlich 200 ℳ, festgesetzt worden. Ferner werden einige Sonderbezüge verschiedener technischer Betriebs⸗ angestellten erhöht.
Wie die „Münchner Neuesten Nachrichten“ aus Nürnberg melden, ist dort die Aussperrung der Arbeiter in den dem Verband bayerischer Metallindustrieller angehörenden Be⸗ trieben völlig durchgeführt. Einschließlich der durch die Aussperrung Betroffenen dürften sich in Bayern rund 60 000 Metallarbeiter im Kampfe befinden. (Vgl. Nr. 69 d. Bl.)
AXXX““ Einen Wettbewerb für Pläne zu Sommerbade⸗ anstalten schreibt der Deutsche Schwimm⸗Verband (Geschäftsführer O. Keßler in Berlin W. 35, Kurfürstenstraße 48) mit Frist bis zum 1. Mai d. J. aus mit drei Preisen von 2000, 1 1000 und dem Ankauf weiterer Entwürfe zu je 500. ℳ
ö 8
Der Wiederaufbau von Oppau wird das Bild diefes Ortes wesentlich verändern. Im Zusammenhang mit einem in der Bearbeitung befindlichen Generalbebauungsplan, nach dem mit Ludwigshafen etwa 20 Gemeinden in organische Verbindung gebracht werden sollen, wird, wie das „Zentralbl. d. Bauverwaltung“ mitteilt, eine Umgehungsstraße für Last⸗ und Schnellverkehr am Ostrand, gegen die Anilinwerke zu, angelegt. Im Innern sollen die Haupt⸗ straße, die sich vor dem Rathaus zu einem dreieckigen Platz erweitert, und die beiden bedeutenderen Querstraßen verbreitert werden.
8 Technik.
Druckluftwirtschaft in den Kohlengruben. Hauptsächlich wegen der Schlagwetter wird in den Bergwerken die Kraftübertragung zum großen Teil statt durch Elektrizität (Funken⸗ ’I durch Druckluft ausgeführt. Die Druckluftanlagen haben einen bedeutenden Umfang angenommen. Ihre Betriebskosten machen am Kohlenpreis zurzeit etwa 30 ℳ je Tonne aus. Der Druckluft⸗ betrieb ist in allen Ländern der Welt vom wirtschaftlichen Standpunkt aus noch mit schweren Mängeln behaftet. Zu ihrer Milderung hat der Reichs⸗ kohlenrat durch seinen Sachverständigenausschuß für Kohlenbergbau die Initiative ergriffen, indem er den Dipl.⸗Ing. Götze an der Verg⸗ schule in Bochum mit der Erstattung eines grundlegenden Berichts über die Druckluftwirtschaft in den Kohlengruben betraute, der in diesen Tagen in der Fachpresse peröffentlicht wird. Er gibt eine Reihe von Wegen zu Ersparnissen an. Schon die Vorstudien zu diesem Bericht haben bei den Bergwerken auf die Verbesserung der Druckluftwirtschaft in hohem Grade fördernd gewirkx.
Handel und Gewerbe.
Fonds⸗ und Aktienbörse. Berlin, 24. März 1922.
Das Interesse der Börse war auch heute vorwiegend auf die Note der Reparationskommission gerichtet, deren große Tragweite nicht verkannt wurde, und die daher besonders einschränkend auf den Verkehr wirkte. Die anfängliche Versteifung der Devisen führte zu einer ge⸗ wissen Befestigung der Tendenz, die u. a. für Bergwerkspapiere in die Erscheinung trat; u. a. waren Bochumer Gußstahl, Hohenlohe, Kattowitzer, Lothringer befestigt. Auch sonst war die Haltung be⸗ hauptet; einzelne Valutapapiere konnten ihren Stand erhöhen. Der Schluß war ruhig.
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— Nachdem die Reichsbank zuletzt im Herbst 1920 genötigt war, ihre Gebührensätze den veränderten Verhaͤltnissen anzupassen, hat, wie „W. T. B.“ mitteilt, die weiter steigende Belastung mit Mehrausgaben und insbesondere die außerordentliche Verteuerung des Postverkehrs neuerdings eine Nachprüfung der seither geltenden Ge⸗ bühren⸗ und Mindestsätze erforderlich gemacht und zu einer Reihe von Erhöhungen geführt. Insbesondere sind die Gebühren im Ein⸗ und Auszahlungsverkehr und bei den sogenannten Auftrags⸗ geschäften sowie für verschlossene Depositen erhöht worden. Wegen der letzteren ergeht besondere Bekanntmachung im „Deutschen Reichs⸗ anzeiger“. Die Aenderungen sind bei allen Zweiganstalten der Reichs⸗ bank zu erfahren, von denen Zusammenstellungen der neuen Ge⸗ bühren⸗ und Mindestsätze an Interessenten abgegeben werden.
— Die Halberstadt⸗Blankenburger Eisenbahn⸗ Gesellschaft hält laut Meldung des „W. T. B.“ den Verkehr mit Adhäsionslokomotiven an Stelle von Zahnrad⸗ maschinen auf Strecken bis zu 60 % Steigung aufrecht. Die deutsche Reichseisenbahn hat sich die dort gesammelten Erfahrungen zunutze gemacht und der Firma “ zehn Stück Loko⸗ motiven ähnlicher Bauart in Auftrag gegeben, die noch öe“ 7 tverf Rh ich
— In der gestrigen uptversammlung der einischen ierKaffRen; vorm. Dahl und Hunsche, “ ellschaft, Barmen, wurde laut Meldung des „W. T. W.“ mit sämtlichen vertretenen 4244 Stimmen die Verteilung von 40 vH gegen 30 pH im Vorjahr auf das Aktienkapital von 6 Millionen Mark und die Erhöhung des Aktien⸗ kapitals auf 12 Millionen Mark mit 4153 gegen 91 Stimmen mit der Maßgabe beschlossen, daß unter ö des gesetzlichen Bezugsrechts der Aktionäre auf drei alte Aktien zwei junge zum Kurse von 230 vH den Aktionären von dem unter Führung der Hamburger Handelsbank stehenden Abnahmekonsortium zur Verfügung gestellt werden. Die übrigen zwei Millionen Mark Aktien werden einem der Gesellschaft nahestehenden Konsortium zum gleichen Kurse mit der Verpflichtung überlassen, von dem durch Verwertung dieser Aktien (die einstweilen nicht beabsichtigt ist) entstehenden Gewinn die Hälfte an die Gesellschaft abzuführen. Die Gesellschaft ist für die nächsten sechs Monate mit Aufträgen versehen.
— Der erste Abschluß der Muscate, Betcke & Co. Aktiengesellschaft (Fabriken und Großhandlungen landwirt⸗ schaftlicher Maschinen und Geräte, Eisen⸗, Stahl⸗ und Metall⸗ gießereien) gestattet laut Meldung des „W. T. B.“ aus Danzig die Verteilung von 15 pH, nachdem sehr reichliche Abschreibungen und Rückstellungen vorgenommen worden sind. Der Generalversammlung, die am 22. April stattfindet, soll vorgeschlagen werden, zur Ver⸗ stärkung der Betriebsmittel für den wesentlich gestiegenen Umsatz und zur Ausführung notwendiger Erweiterungsbauten infolge erhöhter . das Kapital von 24 Millionen um mindestens
2 Millionen Mark zu erhöhen, wovon 6 Millionen Mark im Verhältnis von 4 zu 1 den alten Aktionären zum Bezuge angeboten werden.
— Fasem G Vulkan, Schiffsbau⸗Maschinenfabrik 30 vv. F. Thoerl, Vereinigte
Harburger Oelfabriken A.⸗G.: 25 vH sowie ein Bonus von 50 pH auf die alten und neuen Aktien.
— Die in Ostpreußen seit vorigem Jahr unterhaltenen Nieder⸗ lassungen der Nederlandsch⸗baltischen Handels⸗Vereeniging Nebal sind jetzt, laut Meldung des „W. T. B.“, zu einer gemeinschaftlichen Organisation unter dem Namen Nebal Central Aktien⸗ gesellschaft in Danzig zusammengefaßt worden. Das Gründungskapital beträgt 40 Millionen Reichsmark und ist aus⸗ schließlich in Händen holländischer Bankiers und Industrieller. Die in Danzig, Warschau, Reval und Kowno bestehenden Niederlassungen sollen ausgebaut und finanziell bedeutend gestärkt werden.
Belgrad, 22. März. (W. T. B.) Der Finanzminister Dr. Kumandi hat ve geriht daß das Devisen⸗ und Valuten⸗ geschäft, das nach der bekannten Verordnung nur der National⸗ bank vorbehalten war, auch einigen Privatbanken gestattet wird.
Budapest, 20. März. (W. T. B.) Wochenausweis des Königlich ungarischen staatlichen Noteninstituts vom 15. März (in Klammern Zunahme und Abnahme im Vergleich zu dem Stande vom 7. März) in tausend Kronen: Metallscha 13 515 (Zun. 20), Noten der Oesterreichisch⸗Ungarischen Ven 17 860 657 (Zun. 7955), Postsparkassennoten 1 277 332 (Zun. 63 296), Banknotennachahmungen 8637 (Zun. 1076), Wechsel, Warrants und Effekten 4 695 665 (Zun. 114 745), Darlehen gegen Handpfand 1 561 673 (Zun. 24 939), Vorschüsse an den Staagt 2 400 000 (un⸗ verändert), Effekten 836 (Zun. 379), sonstige Aktiven 3 675 081 (Zun. 30 . Notenumlauf 27 521 933 (Zun. 618 514), Giro⸗ guthaben 2 162 844 (Abn. 362 253), sonstige Passiven 1 808 623 (Abn. 13 832).
Kopenhagen, 21. März. (W. T. V). Wochenausweis der Nationalbank in Kopenhagen vom 18. März (in Klammern der Stand vom 11. März) in Kronen: Goldbestand 228 324 692 (228 324 682), Silberbestand 4 236 550 (4 201 513), zusammen 232 561 242 (232 525 195). Notenumlauf 408 067 863 (424 674 130), Deckungsverhältnis in vH 57,0 (54,8).
Stockholm, 21. März. (W. T. B.) Wochenausweis der Schwedischen Reichsbank vom 18. März (in Klammern der Stand vom 11. März) in Kronen: Metallvorrat 274 349 879 (274 380 200), Ergänzungsnotendeckung 963 866 685 (945 724 280), davon Wechsel auf Phn and 512 499 323 (490 811 946), davon Wechfel auf Ausland 59 796 742 (70 211 568), Notenumlauf 568 744 452 (566 976 950), Notenreserve 104 955 307 (106 783 450), Girokonto⸗ guthaben 352 909 231 (329 899 869).
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Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts am 22. März 1922:
Ruhrrevier Oberschlesisches Revier Anzahl der Wagen
F ““
Nicht gestellt.
Beladen zurück⸗ geliefert:
am 21. März.
am 22. März .
Die Elektrolptkupfernotierung der Vereinigun für deutsche Elektrolytkupfernotiz stellte sich laut Berliner Meldun des „W. T. B.“ vom 23. März auf 9778 ℳ (am 22. März au 8771 ℳ) für 100 kg.
Berichte von answärtigen Wertpapiermärkten.
Köln, 23. März. (W. T. B.) (Amtliche Devisenkurse.) olland 12467,50 G., 12492,50 B., Frankreich 2992,00 G., 2998,00 B., elgien 2797,20 G., 2802,80 B., Amerika 331,66 G., 332,34 B.,
dee 1454,50 G. 1457,50 B., Schweiz 6451,00 G., 6464,00 B., Italien 1698,30 G., 1701,70 B., Dänemark 7060,40 G., 7074,60 B., SI 5784,20 G., 5795,80 B., Schweden 8626,35 G, 8633,65 B. Spanien 5094,90 G., 5105,10 B., Prag 575,40 G., 576,60 B., Budapest 37,21 G., 37,29 B., Wien 3,98 G., 4,02 B. 19e,g p 23. März. (W. T., B.) (Börsenschlußturse. Deutsch⸗Australische Dampfschiff⸗Gesellschaft 580,00 bis 590,00 bez Hamburger Paketfahrt 512,00 bis 520,00 bez., Hamburg⸗Südamerik 687,50 bis 695,00 bez. Norddeutscher Aoyd 379,50 bis 386,50 bez Vereinigte Elbeschiffahrt 898,00 bis 902,00 bez., Schantungbab 508,00 bis 520,00 bez., Brasilianische Bank 1075,00 bis 1100,00 bez Commerz⸗ und Privat⸗Bank —,— G., —,— B., Vereinsban 359,50 bis 362,50 bez., Alsen ⸗Portland⸗Zement 1650,00 bis 1670,00 bez., Anglo⸗Continental —,— G., Calmon 785,00 bis 803,50 bez., Dynamit Nobel 862,00 bis 870,00 bez Gerbstoff Nenner 1200,00 B., Norddeutsche Jutespinneret —,— G Merck Guano 1115,00 bis 1125,00 bez., Harburg⸗Wiener Gummi 1035,00 bis 1047,00 bez., Caoko 280,00 bez., Sloman Salpete —,— G., —,— B., Neuguinea —,— G., —,— B., Otavi Minen⸗Aktien —,— G., —,— B., do. do. Genußsch. —,— G.
—,— B. — Lustlos. Leipzig, 23. März (W. T. B.) Sächsische Rente 60,00 5 % Leipziger Stadtanleihe 101,75, Allgemeine Deutsche Credit anstalt 280,00, Bank für Grundbesitz 249,00, Chemnitzer Bank verein 295,00, Ludwig Hupfeld —,—, Piano Zimmermann 855,00, Leipziger Baumwollspinnerei 1725,00, Sächs. Emaillier⸗ u. Stan werke vorm. Gebr. Gnüchtel 810,00, Stöhr u. Co. 2256,00, Thü “ 1425,00, Sächs. Wollgf. vorm. Tittel u. Krüge 1740,00, Tränkner u. Würker 990,00, Germania 770,00, Peniger Maschinenfabrik 481,00, zeng Pittler u. Co. 895,00, Wotan⸗Werke 1155,00, Leipz. Kammgarn spinnerei 1390,00, Hugo Schneider 770,00, Wurzner Kunstmüh vorm. Krietsch 675,00, lI. Zucker⸗Fabrik 1012,00, Mittweidae Kratzen 780,00, Fritz Schulz jun. 1300,00, Riebeck u. Co. 728,00, Thüring. Gas 733,00, Hallesche Pfännerschaft 869,00. — Lustlos. Frankfurt a. M., 23. März. (W. T. B.) Oesterr. Kredit 100,00, Badische Anilin 761,00, öchster Farbwerke 706,00, Lahmeyer
532,00, Westeregeln Alkalt
5,00, Adlerwerke Kleyer 561,00, Pokorny u. “ 730,00,
Daimler Motoren 545,50, Maschinenfabrik Aschaffenburg Zellstoff 1010,00, Phil. Holzmann hayß u. freytag 708,00, Vereinigte Deutsche Oelfabriken 1340,00, Zellstoff aldhof 962,00, Fuchs Waggonfabrik 770,00, delber ent 345,00, Zuckerfabritk Waghäusel 888,00, Zuckerfabrik Frankenthal 879,00. Zuckerfabrik Offstein 944,00, Zuckerfabrik Stuttgart 870,00. W 23. März. (W. T. B.) Noten: Amerikanische 325,37 G., 325,67 B., Englische —,— G., —,— B., Holländische —,— G., —,— B., Polnische 7,64 G., 7,71 B., Warschau 7 G., 11““ B., Posen 111“] G., “ B. B London —,— G., 8 —,— B., Warschau 7,70 G., 7,79 B., Posen —,— G., —,— B. Wien, 23. März. (W. T. B.) erfuhr die Mehrzahl der fremden Zahlungsmittel ungeachtet der Meldungen über die Flüssigmachung des tschecho⸗slowakischen und die Freigabe des englischen Kredits eine weitere Verteuerung. Nur Aus⸗ zahlung Berlin war im Einklang mit der Abschwächung der Mark in Paris bis 23 rückgängig. Angesichts der teilweisen Versteifung der Valuten wurden am Aktienmarkte Valutapapiere zu steigenden Kursen umgesetzt, während die übrigen Papiere nur geringe Kursveränderungen erfuhren. Als im weiteren Verlaufe bekannt wurde, daß dem Markte Reportkredite zur Verfügung gestellt werden sollen, gestaltete sich die Stimmung unter dem Einfluß von Käufen, die in Erwartung einer glatten Versorgung vorgenommen wurden, entschieden fest. Gegen Schluß war allgemein eine schwächere böee. vorherrschend. W4X“ vaeerechg. K rente 1. ebruarrente 149, erreichi ronenrente 149, Oesterreichische oldrente 1800, Ungarische Goldrente 2600, Ungarische
,00, W g
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1875,00 B., Asbest
Zimmermann⸗Werke 661,00, Leipziger Werk⸗
Chem. Griesheim 902,50,
— Telegraphische
An der heutigen Fondsbörse
e Lose 33 500, Mai⸗
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